Gutachterliche Stellungnahme zur Bindung von Feinstaub und Kohlenstoffdioxid durch Gehölze auf dem Maindeich - Gutachten - Nr.

 
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Gutachterliche Stellungnahme zur Bindung von Feinstaub und Kohlenstoffdioxid durch Gehölze auf dem Maindeich - Gutachten - Nr.
Gutachterliche Stellungnahme zur Bindung von
 Feinstaub und Kohlenstoffdioxid durch Gehölze auf
                     dem Maindeich

Gutachten – Nr.       210 482

Datum                 09.12.2010

Gutachter             Eiko Leitsch

Projektbezeichnung    BV Deichertüchtigung Offenbach

Auftraggeber          Stadt Offenbach am Main
Gutachterliche Stellungnahme zur Bindung von Feinstaub und Kohlenstoffdioxid durch Gehölze auf dem Maindeich - Gutachten - Nr.
1.     Bindung von Feinstaub durch Gehölze
1.1.   Grundlagen

Entlang der städtischen Verkehrsräume werden seit langem Straßen begleitend
Vegetationsbereiche angelegt, die neben einer Schattenwirkung (Baumalleen) auch
kühlende und Temperaturabsenkende Wirkung haben.
Mit    Zunahme    der   Verkehrsbelastung   und     einer   intensiven   Diskussion   über
Feinstaubbelastung ergab sich die Frage inwieweit Straßen begleitende Vegetation
Feinstäube nach an ihrem Entstehungsort filtern, binden und durch Sedimentation
festlegen kann. Durch die Anlage entsprechender Schutzpflanzungen sollen die mit
Staubpartikeln belasteten Luftströme zu wesentlichen Teilen gereinigt werden. Die an
den    Pflanzen   haftenden   Schadstoffe       werden   entweder   durch    Niederschlag
abgewaschen oder mit dem herbstlichen Blattfall dem Boden zugeführt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Pflanzen nicht quasi als Staubsauger
aktiv die Feinstäube anziehen und aufnehmen, sondern dass es sich um eine
physikalische Filterung der vorbeiströmenden Luft handelt. Die Filterwirkung der
Pflanzen wird im Wesentlichen bestimmt durch die Beschaffenheit der Blatt-, Zweig-
und Stammoberfläche. Hier sind insbesondere wichtig die Rauhigkeit, die eventuell
vorhandene Behaarung, Benetzbarkeit, Blattwölbung und Blattfiederung der Gehölze.
Ein wesentliches Kriterium ist des Weiteren ein lockerer Aufbau der Gehölze, der eine
Durchströmung mit Schadstoff belasteter Luft erlaubt. Optimale Wirkung hat dabei ein
dreischichtiger Aufbau der Straßen begleitenden Vegetation mit einer rauen
Krautschicht, einer lockeren Strauchschicht und einem nicht zu dichten Baumbestand.

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Bild Nr. 1   Gehölzwand, kein               Bild Nr. 2   Lockere Bepflanzung, gute
             Luftaustausch möglich                       Höhenstaffelung

Die als ideal beschriebene Höhenstaffelung sollte dann in der Lage sein, unterschiedliche
Staubfraktionen mit unterschiedlicher Partikelgröße aus dem Luftstrom der Straße zu
binden. Wichtig bei der Anlage solch einer Straßen begleitenden Schutzpflanzung ist
allerdings die Tatsache, dass die Pflanzungen nicht zu dicht werden und damit eine
Durchmischung der Boden nahen Luftschichten hemmen oder verhindern. In diesem Fall
kommt es dann zu einer lokalen Anreicherung von Luftschadstoffen, die sich nachteilig
auf die betroffenen Straßenabschnitte auswirken. (Literaturhinweis: Veröffentlichungen
von Dr. Manfred Thönnissen, Uni Köln)
Hinsichtlich der Effektivität von Pflanzen in Bezug auf Feinstaubfilterung haben sich laut
der zur Verfügung stehenden Literatur folgende Grundsätze herauskristallisiert.
Nadelbäume filtern effektiver als Laubbäume
Laubbaumblätter mit rauen und behaarten Blättern filtern effektiver als glatte und flache
Blätter.
Immergrüne Arten filtern Feinstaub auch im Winter und sind daher insgesamt
wirkungsvoller
Das Vermögen der Feinstaubbindung der Blätter ist abhängig von der Größe und dem
Mirkorelief der Oberfläche
Von Luft durchströmte Pflanzungen filtern durch die gute Durchlässigkeit besser als
dichte Pflanzungen und

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Wirkungsvoll sind in der Höhe gut strukturierte Bestände in Form einer Kombination von
aufgeasteten Bäumen, einer Unterpflanzung mit krautigen Pflanzen und Sträuchern, da
die Blattmasse durch den dreistufigen Aufbau verschiedene Höhen aufweist.
Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass in dem gesamten
Themenkomplex       Feinstaubbindung      durch   Vegetation     noch      ein   erheblicher
Forschungsbedarf    besteht,   um   die    tatsächliche   Filterleistung   der   Vegetation
quantifizieren zu können.

     Bild Nr. 3    Alteichen auf dem Damm

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1.2.   Bewertung des Ist-Zustandes

Nach dem ersten Schritt der Erfassung des Baumbestandes wurde nun der Unterwuchs
auf der gesamten zu bearbeitenden Deichlänge aufgenommen, eingemessen und im
beiliegenden Plan dargestellt. Bei der Aufnahme wird deutlich, dass ähnlich wie bei dem
Baumbestand über die gesamte erfasste Deichlänge ein sehr uneinheitliches Bild
besteht. Manche Teilabschnitte entsprechen in ihrem Vegetationsaufbau nahezu ideal
den bisher gekannten Anforderungen an eine Pflanzung zur Bindung von Feinstäuben.

Bild Nr. 4   Gute Höhenstaffelung          Bild Nr. 5   Tunnel

Andere Bereiche insbesondere diejenigen mit einem Altbaumbestand mit weit
ausladenden Kronen und einer gegenüberliegenden städtischen Grünanlage mit
gleichem Baumbestand zeigen einen Kronenschluss, der den Luftaustausch verhindert
und die Schadstoffkonzentration im Straßenraum hält. Als weiteres Hindernis für eine
effektive Reinigung insbesondere der Boden nahen Luftschichten durch die teilweise
vorhandene Krautschicht ist die über weite Strecken vorhandene Sandsteinmauer bzw.
in abgeschwächter Form die Steintreppen am Böschungsfuß zur Straße hin.
Für Feinstaubfraktionen mit größerem Durchmesser, die durch den Luftstrom im Bereich
der Fahrbahn aufgewirbelt werden, ist die vorhandene Mauerhöhe nicht zu überwinden.
Sie werden im Bereich des Mauerfußes abgelagert und dann über den Eintrag von
Niederschlägen wieder auf die Fahrbahn bzw. in die Kanalisation eingespült.

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Bei einer eventuellen Neupflanzung des Baumbestandes auf dem Deich ergeben sich
neben den bereits erwähnten Möglichkeiten zur Etablierung eines langfristig, stabilen
Baumbestandes,       Möglichkeiten    diesen   neuen    Bestand    auch    hinsichtlich     der
Feinstaubbindung zu optimieren. Es könnten alle bisher vorliegenden Erkenntnisse
hinsichtlich Aufbau, Strukturierung und Pflanzenauswahl umgesetzt werden. Ergebnis
wäre dann ein optimaler Kompromiss zwischen den örtlichen Gegebenheiten und der
angestrebten maximalen Feinstaubbindung durch die anstehende Vegetation.
Mit einer entsprechenden Höhenstaffelung könnte dann insbesondere auch die
Kronenarchitektur,      auf   die   Kronen   der   Bestandsbäume    in    den    dem      Deich
gegenüberliegenden Grundstücken abgestimmt werden. Die jetzt teilweise vorhandene
Tunnelbildung würde aufgelöst und der dringend benötigte Luftaustausch wird
ermöglicht.

1.3.     Stellungnahme zur Feinstaubbindung von Prof. Thönnessen1

Gesamtmaßnahme „Deichertüchtigung Offenbach“

Im Rahmen der Projektmaßnahme „Deichertüchtigung Offenbach“ zwischen Carl-
Ulrich-Brücke und Chemiewerk Allessa ist hier die Feinstaub-Abscheidewirkung von drei
möglichen Vegetationsvarianten zu bewerten. Die drei die Vegetation betreffenden
Varianten bestehen einerseits im weitestgehenden Gesamterhalt der Bäume und
Sträucher, andererseits in der Entfernung und Erneuerung der flußseitigen Pflanzungen
sowie schließlich einer kompletten Neubepflanzung des Deichs nach Abschluß der
Sanierungs- & Ausbauarbeiten. Das Hauptziel der Maßnahme besteht in der
Stabilisierung des Deiches gegenüber zweihundertjährigen Hochwässern. Dies bedingt in
jedem Fall umfangreiche Ausbau- und Sanierungsarbeiten am bestehenden Deichkörper
mit Erhöhungsbeträgen zwischen 10 bis 50 cm. Zudem ist vom Einbau einer noch zu
positionierenden Spundwand auszugehen.

1
    Prof. Dr. Manfred Thönnessen, Universität zu Köln, Geographisches Institut

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Somit würde auch der komplette bzw. der einseitige Erhalt der bestehenden
Gehölzstruktur gravierende Belastungen für die bestehenden bzw. verbleibenden Bäume
und Sträucher mit sich bringen. Dies ist als wichtige Tatsache bei sämtlichen
Überlegungen wertend zu berücksichtigen.

Vegetation & Staubabscheidung

Einerseits modifizieren Pflanzen und Pflanzenbestände Luftbewegung und Windweg,
andererseits können sich an pflanzlichen Oberflächen Stäube abscheiden und ggf.
anreichern. Hier sind selbstreinigende pflanzliche Oberflächen von im Verlauf der
Vegetationsperiode         Stäube     akkumulierenden           Blättern    zu    unterscheiden.      Eine
wissenschaftliche Bewertung der unterschiedlichen Oberflächenstrukturen im Hinblick
auf Planung und Pflanzenverwendung steht noch aus. Hierzu mangelt es an
standardisierten Vergleichsuntersuchungen. Abbildung 1 belegt am Beispiel von
Gewöhnlicher      Platane        (Platanus   x     hispanica)     und      Dreispitziger   Jungfernrebe
(Parthenocissus tricuspidata) die genannten Unterschiede der Staubabscheidung
aufgrund unterschiedlicher Oberflächenstrukturen. Platanenblätter sind tendenziell eher
selbstreinigend, die Blattoberflächen der Dreispitzigen Jungfernrebe akkumulieren
Stäube im Verlauf der Vegetationsperiode ohne nennenswerte Selbstreinigungseffekte.
Abbildung 2 verweist anhand von acht in Köln unter annähernd identischer
Verkehrsbelastung (ca. 70.000Kfz/d) wachsenden Baumarten darauf, dass Ginkgo und
Platane eher selbstreinigende Blattoberflächen aufweisen. Dies ist anhand der
vergleichsweise geringen Schwermetallgehalte der ungereinigten Blätter abzuleiten, was
auf     selbstreinigende     Blattoberflächen       hindeutet.      Die     Schwermetallgehalte       der
ungereinigten Blattproben der übrigen Baumarten liegen deutlich höher, so dass von
einer    Anreicherung       im     Verlauf   der     Vegetationsperiode          auszugehen    ist.    Ob
selbstreinigende oder akkumulierende Blattoberflächen bessere „Feinstaubfilter“
darstellen, kann erst auf der Basis standardiserter Vergleichsuntersuchungen beurteilt
werden.

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Es kann als gesichertes Wissen angesehen werden, dass Pflanzen die Feinstaubbelastung
der Luft minimieren und so einen Beitrag zur urbanen Lufthygiene leisten können. Durch
vegetationsbedingte Tunneleffekte können auch erhöhte Feinstaubbelastungen im
Tunnelinnern, z.B. einer dichtkronigen Allee bewirkt werden. Der Forschungsbedarf im
Hinblick auf konkrete Praxisempfehlungen ist jedoch noch hoch.

Abbildung 1: Blattoberflächenstrukturen und Staubabscheidung. Links: ungereinigte und
gereinigte Blattoberflächen von Gewöhnlicher Platane, Verkehrsaufkommen ca.
22.000Kfz/d. Rechts: ungereinigte und gereinigte Blattoberflächen von Dreispitziger
Jungfernrebe, Verkehrsaufkommen ca. 13.000Kfz/d)

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Blei
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                                                         (mg/kg)

Abbildung 2: Schwermetallgehalte ungereinigter Blätter am Beispiel von Blei und Kupfer,
jeweils 2 Bäume á 5 Proben, Verkehrsaufkommen ca. 70.000Kfz/d

Darüber hinaus sind weitere Wohlfahrtswirkungen von Vegetation im städtischen Raum
zu nennen, allen voran die psycho-sozialen und ästhetischen Auswirkungen auf das
Wohlbefinden naturfern lebender Stadtmenschen. Diese werden bei Bürgerbefragungen
idR als wichtiger angesehen, als stadtklimatische oder ökologische Aspekte, die
selbstverständlich ebenfalls Wohlfahrtswirkungen urbaner Vegetation darstellen.

Die aktuelle Bestandssituation am zu begutachtenden Maindeich

Die aktuelle Bestandssituation wurde am 08.09.2010 im Rahmen einer kompletten
Ortsbegehung erfaßt. Hierbei wurde die Bestandsbewertung des Sachverständigenbüros
Leitsch von Anfang 2010 voll bestätigt. Die wurzel- wie kronenseitige Vitalität des sehr
heterogenen historisch gewachsenen Gehölzbestandes, der sowohl aus angepflanzten

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als auch aus naturverjüngten Bäumen besteht, ist vergleichsweise schlecht. Es fällt auf,
dass ungeachtet des Baumalters Gehölze mit Vitalitätsverlusten überwiegen. Zudem fällt
eine ungewöhnliche Breitkronigkeit infolge fragwürdiger Schnittmaßnahmen auf.
Dessen ungeachtet wirkt das langjährig etablierte Ensemble von Deich und
Gehölzbestand durchaus ästhetisch.
Weiterhin fallen diverse Unverträglichkeiten der aktuellen Bestandssituation und dem
Deich auf, in deren Folge bereits Beschädigungen des Deichbauwerkes aufgetreten sind.
Auch diese werden in der gutachterlichen Stellungnahme des Sachverständigenbüros
Leitsch dargelegt.

Als Hauptemittent im Umfeld des zu betrachtenden Maindeiches ist der Straßenverkehr,
v.a. auf der viel befahrenden Mainstraße zu nennen. Im Bereich der Mainstraße kommt
es    sowohl     hinsichtlich         der      Feinstaub-    als       auch     hinsichtlich    der
Stickstoffdioxidbelastungen häufig zu Grenzwertüberschreitungen. Aus diesem Grund
werden zwischen Stadt und Land verschiedene Reaktionsszenarien diskutiert. Inwieweit
das Chemierwerk der AllessaChemie aufgrund seiner Emissionen immissionsrelevant ist,
kann hier nicht beurteilt werden.

Deichertüchtigung, Gehölzvitalität und Immissionsschutz

Urbane Vegetation kann ihre Wohlfahrtswirkungen nur auf der Basis weitestgehender
Vitalität erbringen. Da sowohl aufgrund der Deicherhöhung als auch wegen des Einbaus
der Spundwand von baubedingten Vegetationsschäden am bereits vorgeschädigten
Bestand   auszugehen    ist,    sei     hier    der    Hinweis     gestattet,   daß   die   aktuelle
Bestandssituation nur eine Basis zur Abschätzung der Beeinträchtigungen durch die
anstehenden Baumaßnahmen darstellen kann. Aussagen zur längerfristigen Vitalität der
Gehölze nach Abschluß der Baumaßnahmen sind kaum möglich. Aufgrund der
aktuellen Beeinträchtigungen der Bestandssituation mit maximal mittleren Vitalitäten ist
jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Verschlechterung der Gesamtsituation
auszugehen. Die Erhaltungsfähigkeit der Bäume kann nur ohne Standortveränderungen,

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d.h. ohne die geplanten Baumaßnahmen im Rahmen der Deichertüchtigung als
einigermaßen gegeben angesprochen werden.
Da   dies    keine    Handlungsoption       darstellt,      ist   eine    Komplettmaßnahme           mit
Deichsanierung und vollständiger Neuanpflanzung geboten. Dies ermöglicht im Hinblick
auf den Pflanzen- & Gehölzbestand die Berücksichtigung sämtlicher oben genannten
Wohlfahrtswirkungen von Vegetation.

Die Bepflanzung des Deichs wirkt sich auf die stadteinwärtige Immissionssituation
nahezu nicht aus. Von Bedeutung ist sie im Hinblick auf die Luftqualität die Nutzer des
auf dem Deich verlaufenden Weges und ggf. für Erholungssuchende am Mainufer. Zu
empfehlen ist in diesem Kontext eine zweireihige Allee auf dem Deich mit Gehölzen
angemessener Größe, z.B. Carpinus betulus „Fastigiata“ o.ä. Auf Breitkronigkeit
zielende    Schnittmaßnahmen      erscheinen            wenig     sinnvoll,   eine    naturnahe      und
vitalitätsfördernde   Kronengestaltung       ist        wünschenswert.        Das    Einbringen     eines
geeigneten Baumsubstrates ist an diesen exponierten Sonderstandorten besonders
bedeutsam. Zudem ist auf die langfristige Verträglichkeit von Gehölzwurzeln und
Deichbauwerk zu achten. Die genannte Gehölzempfehlung ist als ein Beispiel
anzusehen,     eine   Vielzahl   weiterer     geeigneter          Gehölze      findet   sich   in    der
Straßenbaumliste der Gartenamtsleiterkonferenz im deutschen Städtetag (GALK).
Auf der Stadtseite zur Mainstraße hin ist abgrenzend zum hohen Verkehrsaufkommen
zudem eine Heckenstruktur empfehlenswert. Hier kann je nach ästhetischer Vorliebe auf
lockere wie auf strenge Gehölzstrukturen zurückgegriffen werden. Rein aus Sicht des
Immissionsschutzes wäre eine Unterpflanzung der Baumreihe in Form einer regelmäßig
geschnittenen immergrünen Hecke (z.B. Taxus sp.) zu empfehlen, dies mag jedoch
ästhetischen Gesichtspunkten entgegen stehen, so dass auch eine Bepflanzung mit
Blütensträuchern o.ä. sinnvoll und gewünscht sein kann. Eine immergrüne Hecke würde
ganzjährig den besten Immissionsschutz darstellen.

Da geschlossene Vegetationsstrukturen das Eingreifen des Windes in den Straßenraum
beeinträchtigen können, sei darauf hingewiesen, dass eine dichte Allee an der stark

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befahrenen Mainstraße die verkehrsbedingten Emissionen dem Verursacherprinzip
entsprechend in ihrer Ausbreitung deutlich begrenzen könnte, ähnliches kann auch für
dichte und gut gepflegte Heckenstrukturen prognostiziert werden (Vgl. Abbildung 3
oben rechts & unten links).

Abbildung 3: Modifikation des Überdachwindes durch Straßenbäume, Hecken oder
Fassadenbegrünungen

Deichertüchtigung und Immissionsschutz

Da dem begrünten Maindeich eine erhebliche ästhetische und identifikatorische
Bedeutung zukommt, erscheint eine Vielfalt von Meinungen und Lösungsoptionen
vertretbar. Die Beurteilung der Gesamtfragestellung verlangt ein angemessenes Maß an
Sensibilität.

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Unter Berücksichtigung der Gesamtsituation ist auch aus Sicht des Immissionsschutzes
und der Feinstaubminimierung dennoch in jedem Fall die Komplettlösung zu
favorisieren. Daher wird empfohlen, sämtliche Bäume zu fällen, die Deichertüchtigung
vorzunehmen und abgestimmt mit dieser eine Neuanpflanzung mit dem Ziel der
weitestgehenden Umsetzung der favorisierten Wohlfahrtswirkungen durchzuführen.

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2.    CO2-Bindung von Bäumen

Zunächst gilt es grundsätzlich in wenigen Worten die Möglichkeit der CO2-Bindung
durch Vegetation/Bäume zu erläutern. Die Grundlage allen pflanzlichen Wachstums ist
die Bildung von Holz und Biomasse durch die Photosynthese. Vereinfacht dargestellt
wird aus der Luft CO2 aufgenommen, aus dem Boden kommt Wasser hinzu unter
Einbeziehung der Sonnenenergie wird Holz und Biomasse gebildet. Gleichzeitig wird bei
diesem Prozess Sauerstoff in die Atmosphäre abgegeben. Die vereinfachte Grundformel
für diesen Vorgang lautet CO2 + H2O = CH2O+ O2. Auf der Grundlage dieses
chemischen Prozesses wird von der Pflanze zur Bildung von 1kg Biomasse ca. 2 kg CO2
aufgenommen und etwa 1,5kg Sauerstoff abgegeben.
Für eine optimale stoffliche Umsetzung sind bestimmte Voraussetzungen notwendig.
Eine optimale CO2-Bindung setzt gesunde und vitale Pflanzen/Bäume an möglichst
optimal geeigneten Standorten mit einer optimalen Wasser- und Nährstoffversorgung
voraus. Nur dann sind die Gehölze in der Lage optimale Zuwachsleistungen zu erbringen
und damit ein Höchstmaß an CO2-Bindung zu bewerkstelligen. Zur tatsächlichen
Leistungsfähigkeit eines Baumes gibt es sehr unterschiedliche Angaben, die sich im
Wesentlichen auf Waldbäume mit guten Standortbedingungen beziehen. Der klassische
Beispielbaum ist die 23 m hohe Buche mit 30cm Stammdurchmesser. Dieser Baum
speichert ca. 600 kg Trockenmasse in seinen Blättern, Ästen, seinem Stamm und in den
Wurzeln. Diese Trockenmasse kann eine Tonne CO2 binden. Um eine Tonne CO2 zu
binden, muss der Baum ca. 80 Jahre wachsen, damit ergibt sich eine mittlere jährliche
Bindungsrate von 12,5 kg CO2.
Andere Quellen von internationalen Aufforstungsprojekten geben jährliche CO2-
Bindungsraten von ca. 10 bis 15 Jahre alten Bäumen unterschiedlicher Baumart von 2,5
bis 2,7 kg an. Auch hier handelt es sich um Untersuchungen in Waldgebieten und die
Studie zur „Kalkulation der Kohlenstoffbindung bei Wiederbewaldung in den Tropen. La
Gamba, Costa Rica“ kommt unter den dortigen Gegebenheiten bei einer Lebensdauer

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von 60 Jahren für die Wiederanpflanzung auch auf eine durchschnittliche jährliche CO2-
Bindung von 12,5 kg pro Baum.

Bei diesen Berechnungen ist natürlich klar, dass die CO2-Bindung über die
Gesamtlebensdauer des Gehölzes betrachtet werden muss. Nur in der Phase optimalen
Wachstums kann die Pflanze wie bereits beschrieben optimal Biomasse bilden und damit
ein Höchstmaß an CO2 binden. Für den Baumbestand auf dem Deich Offenbach ergibt
sich   für   die   Berechnung   der   jährlichen   CO2-Bindung   pro   Baum     folgende
Ausgangssituation. Der Baumbestand ist sehr inhomogen und baut sich aus
unterschiedlichen Altersstufen auf. Darüber hinaus weisen die Bäume erhebliche
Beeinträchtigungen sowohl des Standraumes, der Versorgung mit Wasser und
Nährstoffen und darauf aufbauend der Vitalität auf. Aus diesen Erwägungen heraus
erscheint mir ein Abschlag bei der CO2-Bindung auf den theoretischen Wert des
gesunden, idealen Waldbaumes von 50% gerechtfertigt. Geht man nun von einer
mittleren jährlichen CO2-Bindungsrate von 6,25 kg pro Baum aus, so können die 248
Bäume pro Jahr ca. 1,55 Tonnen CO2- binden. Diese CO2-Bindungsrate wird sich auf
Grund der abnehmenden Vitalität für die nächsten Jahre reduzieren, wobei eine
Prognose des tatsächlichen Wertes aus heutiger Sicht nicht möglich ist. Für das Szenario
Neupflanzung ergeben sich aus meiner Sicht deutlich positivere Prognosen. Bei einer
Rodung des gesamten Baumbestandes und einer Neupflanzung ist mit Sicherheit davon
auszugehen, dass in den ersten drei Jahren der Anwachszeit von den Bäumen nur eine
vernachlässigbar geringe CO2-Bindungsrate erbracht werden kann. In den Folgejahren
wird es dann allerdings insbesondere unter Berücksichtigung der deutlich verbesserten
standräumlichen Gegebenheiten, den deutlich besseren Wachstumsbedingungen zu
einer erheblich höheren CO2-Bindung kommen. Einschränkend möchte ich darauf
hinweisen, dass ich auch an diesem Standort den Wert von 12,5 kg CO2 für den
Idealbaum als nicht realistisch ansehe. Es sollte aus meiner Sicht aber möglich sein, ca.
75% dieses Idealwertes, also etwa 9,5 kg CO2 pro Jahr zu erreichen.

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Nimmt man dieses Szenario als gegeben an und bedenkt man, dass die jetzt
vorhandenen Lücken in der Deichbepflanzung aufgefüllt werden, so ergibt sich bei
Berechnung von 9,5 kg CO2-Bindung x 270 Bäume ein Wert von 2,565 Tonnen pro Jahr.
Diese der Berechnung zu Grunde gelegten Werte können als dem Standort und den
möglichen Zuwachsleistungen als realistisch einzustufenden Werte angesehen werden
und führen langfristig zu einer Verbesserung der kleinräumigen CO2-Bindung am Deich.

Eiko Leitsch, öbvSv

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Literaturverzeichnis:
  GALK – Arbeitskreis Stadtbäume: Positionspapier Stadtbäume, Juni 2008
  Pfanz H. und Flohr S. Universität Duisburg-Essen: Das Staubfangvermögen von Vegetation –
          Grundlagen und erste Ergebnisse, TASPO Das Magazin Ausgabe 3 April 2006
  Langer Mr. Berlin: Natürliche Filter? Die Filterung von Feinstäuben durch Stadtbäume, TASPO Das
          Magazin Ausgabe 3 April 2006
  Swaagstra H. und de Kluiver P. NL-Babberich: Integrales Technisches Grün – Bepflanzung als
          Hightech-Lösung gegen Luftverschmutzung, TASPO Das Magazin Ausgabe 3 April 2006
  Thönnessen M., Universität Köln: Staubfilterung und immissionshistorische Aspekte am Beispiel
          fassadenbegrünenden Wilden Weines (Parthenocissus tricuspidata), 2006
  Thönnessen M., Universität Köln: Staubfilterung durch pflanzliche Oberflächen und
          Pflanzenbestandteile.
  Thönnessen M., Universität Köln: Feinstaub und Vegetation – Fachgespräch bei der Bundesanstalt
          für Straßenwesen am 06.10.2009
  Pfanz H. und Flohr S. Universität Duisburg-Essen: Die Wirkung von Holzgewächsen auf Stäube und
          mögliche Rückwirkungen der Stäube auf die Pflanzen
  Schmidt E. Bergische Universität Wuppertal, Einfluss von Straßenrandbegrünung auf die
          Feinstaubbelastung an hochfrequentierten Straßen, 2007
  Forum DIE GRÜNE STADT: Bäume und Pflanzen lassen Städte atmen, 2008

  Leitsch, E., Bartholomäus, C., Sachverständigenbüro Leitsch (2010): Gutachterliche Stellungnahme
           zum Baumbestand Offenbach zwischen Carl-Ulrich-Brücke und Cemiewerk Allessa.
           Nauheim. Unveröffentlicht
  Schlößer, S. A. (2003): Zur Akzeptanz von Fassadenbegrünung: Meinungsbilder Kölner Bürger –
           eine Bevölkerungsbefragung. Elektronische Dissertation. Hauptteil 200 S., Anhang 171 S.:
           http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/2003/924/pdf/Hauptteil-pdf
  Thönnessen, M. (2002): Elementdynamik in fassadenbegrünendem Wilden Wein (Parthenocissus
           tricuspidata). Nährelemente, Anorganische Schadstoffe, Platin-Gruppen-Elemente,
           Filterleistung, Immissionshistorische Aspekte, Methodische Neu- und Weiterentwicklungen.
           Universität zu Köln, Geographisches Institut. Dissertation (Kölner Geographische Arbeiten -
           Heft 78, 136 S.)
  Thönnessen, M. (2006): Staubfilterung und immissionshistorische Aspekte am Beispiel fassaden-
           begrünenden Wilden Weines (Parthenocissus tricuspidata). Umweltwissenschaften und
           Schadstoff-Forschung 18/1: 5-12 (UWSF Online First 24.11.2005)
  Thönnessen, M. (2006): Feinstaub und Vegetation. Die EU-Feinstaubverordnung als Impuls für
           mehr Grün in den Städten. Taspo – Das Magazin für Produktion, Dienstleistung und
           Handel im Gartenbau 6/3: 8-11
  Thönnessen, M. (2007): Feinstaub und innerstädtisches Grün. ZVG Gartenbau-Report Heft 7-8: 35-
           36
  Thönnessen, M. (2007): Staubfilterung durch Gehölzblätter. Beispiele aus Düsseldorf, Essen und
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           quantitativ) von Pflanzen am 1. Juni 2007 in Berlin/Adlershof. Humboldt-Universität zu
           Berlin, Geographisches Institut. Berliner Geographische Arbeiten 109: 13-26
  Thönnessen, M. (2008): Feinstaub und innerstädtisches Grün. Die Filterwirkungen verschiedener
           Gehölze. In: Dujesiefken, D.; Kockerbeck, P. (Hrsg.) (2008): Jahrbuch der Baumpflege /
           Yearbook of Arboriculture 2008, Braunschweig: 57-68
  Thönnessen, M.; Hellack, B. (2005): Staubfilterung durch Gehölzblätter. Anreicherung und
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