Und das bringt was für's Klima!? - Internationaler ...
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... und das bringt was für‘s Klima!? • Klimaschutz im Bereich Landwirtschaft und Ernährung erleben • Zukunftsoptionen bewerten • nachhaltig und klimafreundlich handeln Internationalen Schulbauernhof Hardegsen gGmbH Lehmkuhlenstraße 3 37181 Hardegsen OT Hevensen www.internationaler-schulbauernhof.de 1
Zur Einrichtung und Zielsetzung des Projekts Das pädagogische Konzept des Projekts beruht auf den ten, außerschulische Partnerinnen und Partner in Ihrer Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung Region aufzuspüren, um den hier behandelten Themen- Der Internationale Schulbauernhof Hardegsen (ISBH) (BNE). Im Mittelpunkt steht dementsprechend die För- komplex in authentischen Lernsituationen zu erfassen. ist ein anerkannter außerschulischer Lernort (RUZ-Har- derung der Gestaltungskompetenz der Teilnehmenden degsen), in der Region Südniedersachsen (Nähe Göt- im Sinne einer nachhaltigen Lebens- und Handlungs- Die folgenden Sachinformationen dienen zur ersten tingen). Im Rahmen von Klassen- und Projektfahrten weise im Ernährungskontext. Wo immer möglich, wer- Orientierung und können bei Bedarf durch die Litera- erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf ihm den dabei die Inhalte der AGENDA 2013 mit ihren 17 turhinweise am Ende der Broschüre erweitert werden. den Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebs, unter Zielen zur nachhaltigen Entwicklung (v.a. Ziele 2, 4, 12, Berücksichtigung der Zielsetzungen des Weltaktions- 13, 15) und des Klimaabkommens von Paris aufgegrif- programms Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). fen (s.u.). Im Rahmen dieses Projekts erfahren Kinder, Jugend- Wir dokumentieren hiermit in Ausschnitten die Erfah- liche und Erwachsene Klimaschutz im Kontext Land- rungen die wir in der Umsetzung des Projektes gesam- wirtschaft und Ernährung mit allen Sinnen und erpro- melt haben. Aus denen wir Sie heraus ermutigen möch- Die Hofstelle des Internationalen Schulbauernhof Hardegsen ben alltagstaugliche Handlungsimpulse für sich selbst zu entwickeln. Die praktische Umsetzung des Vorha- bens basiert auf 3 Säulen: 1. Das Entdecken, Erforschen und Erleben klimarele- vanter Aspekte entlang der gesamten Ernährungs- Wertschöpfungskette. Dies geschieht durch konkretes Handeln im Rahmen authentischer Lernsituationen auf dem Schulbauernhof, in der umgebenden Kultur- landschaft und an verschiedenen weiteren Lernorten innerhalb des Bildungsnetzwerks des Hofes. 2. Das Vertiefen des Ich-Bezugs des Erfahrenen durch die Entwicklung und den Einsatz interaktiver, hand- lungsorientierter Bildungsmodule. Dazu zählen z.B. die „lebende“ Klimaschutzpyramide, die Geschmacks- werkstatt und die Ressourcenrallye. 3. Das Reflektieren und Bewerten des Erlebten durch die Teilnehmenden und darauf aufbauend der Transfer in ihre Lebenswelten durch das Entwickeln und Aus- probieren individueller und alltagstauglicher Hand- lungsoptionen für ein klimafreundlicheres Ernährungsverhalten. 2
Projekthintergrund und Zielvorgaben schaft von 2016 bis 2030 um etwa 6 Prozent auf 67,4 ca. 1,75 Tonnen klimarelevanten Emissionen pro Per- zum Klimaschutz Mio. t CO2-Äq (Erklärung zu CO2-Äq auf Seite 4) ab- son und Jahr (statistisch) in die Umwelt emittiert. Diese nehmen werden. Gegenüber 1990 wären das unter die- Emissionen entstehen durch den Verzehr von ca. 500 Bei der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in sen Bedingungen THG-Minderungen von insgesamt 25 kg Lebensmittel (ohne Getränke) pro BundesbürgerIn Paris im Jahr 2015 haben sich die 197 Vertragsstaaten Prozent im Referenzszenario bis 2030. Die Treibhaus- im Jahr. Dieser Emissionswert liegt damit in der dersel- verpflichtet, die globale Erwärmung auf unter 2 Grad gasemissionen der Landwirtschaft betrugen im Jahr ben Größenordnung im Vergleich zur Mobilität. Davon Celsius, besser noch auf unter 1,5 Grad Celsius zu be- 2014 72 Mio. t CO2-Äq. Die größten Emissionsquellen entstehen ca. 45% der Treibhausgase bei der Erzeu- grenzen. sind die Lachgasemissionen als Folge des Stickstoffein- gung der Lebensmittel direkt auf den landwirtschaft- satzes bei der Düngung (25 Mio. t CO2-Äq.), die Met- lichen Nutzflächen und in den Ställen, einschließlich In Deutschland wurde der Arbeitsplan – zum Klima- han-Emissionen aus der Verdauung von Wiederkäuern ihrer Vermarktungs- und die Verarbeitungsprozesse. schutzprogramm 2030 – durch das Kabinett der Bun- (25 Mio. t CO2-Äq.), die Emissionen aus dem Güllema- Weiterhin entsteht ein großer Teil durch den Energie- desregierung am 9. Oktober 2019 u.a. für die Bereiche nagement (zehn Mio. t CO2-Äq.) sowie die Treibhaus- verbrauch zur Lagerung und Zubereitung von Lebens- Bauen und Wohnen, Verkehr, Industrie u.a. beschlossen. gasemissionen aus dem Kraftstoffeinsatz landwirt- mitteln anteilige Raumwärme (Küche) und für die Ein- Wie für die vorstehenden Bereiche festgeschrieben, ist schaftlicher Maschinen und Fahrzeuge (sechs Mio. t kaufsfahrten. es auch für den Sektor Landwirtschaft notwendig, den CO2-Äq.). Die Emissionen der Landwirtschaft lagen im Ausstoß an klimaschädlichen Gasen zu reduzieren. Jahr 2014 etwa um 18 Prozent unter dem Niveau von Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass bei der Lebens- 1990. Die deutlichen Minderungen in den Jahren 1990 mittelerzeugung pflanzlicher Lebensmittel wesentlich „Der Landwirtschaftssektor darf im Jahr 2030 noch bis 1994 sind vor allem auf den Rückgang der Viehbe- weniger schädliche Klimagase emittiert werden als bei höchstens 58 bis 61 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr stände infolge des Strukturwandels in den neuen Län- der Produktion tierischer Produkte. Unter saisonalen emittieren. Bestehende Instrumente senken die Emis- dern zurückzuführen. Weitere Minderungen resultieren und regionalen Aspekten fallen die klimaschädlichen sionen für das Jahr 2030 auf rund 67 Millionen Tonnen beispielsweise aus einem verbesserten Düngemittelma- Emissionswerte (Tabelle s.u.) für ökologisch produzierte CO2 pro Jahr. Deutschlands Landwirtschaft soll durch nagement. Gemäß dem Zwischenziel für 2030 müssen Produkte geringer aus als für konventionelle. (Bundesmi- einen Maßnahmen-Mix klimafreundlicher werden. die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft auf 58 nisterium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, 2019a) • Weniger Stickstoffüberschüsse bis 61 Mio. t CO2-Äq. bis 2030 gemindert werden.“ • Mehr Ökolandbau (BMU, 2019b Seite 104) • Weniger Emissionen in der Tierhaltung Damit sind die administrativen Zielsetzungen für die Projektdurchführung • Erhalt und nachhaltige Bewirtschaftung Landwirtschaft benannt, um der menschenverursach- der Wälder und Holzverwendung ten Klimakrise, hoffentlich im ausreichem Maße, ent- Wo immer möglich konnten sich die Teilnehmenden in • Weniger Lebensmittelabfälle“ gegenzuwirken. Wie bereits erwähnt, sind die weiteren freier Einwahl zu Kleingruppen zusammenfinden, um aus: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/ Sektoren Industrie, Wohnen, Mobilität, Energie, Kon- projektbezogen begleitet und betreut innerhalb der klimaschutz/klimaschutzprogramm-2030-1673578 sum ebenfalls verpflichtet ihren Beitrag zum Klima- Tierversorgung, dem Gartenbau und der Speisenzu- schutz zu leisten (BMU, 2019a und b) . bereitung vorwiegend selbstwirksam tätig zu werden. „Ausgehend von im Juli 2017 vorliegenden Daten und Zusätzlich wurde ihnen die Möglichkeit gegeben eigene Informationen zur weltwirtschaftlichen Entwicklung Die vorstehenden Vorgaben sind nicht zu erzielen, ohne Recherchen durchzuführen. Dazu standen ihnen ent- sowie einer Beibehaltung der derzeitigen Agrarpolitik die Bereitschaft unser persönliches Ernährungsver- sprechende Materialien sowie ein Internetzugang zu bzw. der Umsetzung bereits beschlossener Politikände- halten kritisch zu reflektieren und zu verändern. Hier Verfügung. Als besonders wertvoll wurde in diesem rungen wird laut Projektionsbericht 2019 davon aus- setzt unser Projekt an. Für unsere Ernährung werden Zusammenhang der persönliche Austausch mit den gegangen, dass die THG-Emissionen in der Landwirt- Treibhausgasemissionen in einer Größenordnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schulbauern- 3
hofs und den Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter der Die Übertragung der Treibhausgasemissionen aus der CO2-Äquivalent Erklärung Kooperationsbetriebe (s.u.) empfunden. Eine Auswahl landwirtschaftlichen Gesamtproduktion ist für jedes Um neben CO2 auch die anderen klimarelevanten an Erhebungen, die je nach Interesse während der ge- einzelne Lebensmittel zu berücksichtigen, um zu einer Emissionen (vorwiegend CH4 und N2O) zu berücksich- meinsamen Tätigkeiten recherchiert wurden, zeigt die Bewertung in Bezug auf die Klimabilanz zu gelangen. tigen, wird die Gesamtwirkung aller Treibhausgase in folgende Auflistung. CO2-Äquivalenten angegeben. Die einzelnen Treib- • welcher Kapital- und Maschineneinsatz ist Hierdurch wird es erst möglich, dass eigene Ernäh- hausgase werden dazu mit Hilfe ihres relativen, mas- erforderlich? rungsverhalten hinsichtlich der Klimaauswirkungen sebezogenen Treibhauspotenzials (CO2 = 1) unter Be- • welche Aspekte zum Tierwohl werden bereits einzuschätzen. rücksichtigung der unterschiedlichen atmosphärischen umgesetzt? Verweildauern auf äquivalente Mengen CO2 umgerech- • woran scheitert mehr Tierwohl aus Sicht der Die Angaben aus der folgenden Tabelle stellen Nähe- net und addiert. Die Werte gelten für einen Zeithori- Landwirte? rungswerte dar, die von vielen Faktoren u.a. Anbauver- zont von 100 Jahren nach IPCC (2001). • was ist eigentlich Massentierhaltung? fahren, Saison, Anbauregion, Wetter, Niederschlags- • welches Futter wird eingesetzt und woher mengen, Ernteerträge etc. abhängen. Eine weitere wichtige Bezugsgröße ist der Selbstver- stammt es? sorgungsgrad der zeigt, in welchem Umfang die heimi- • was bedeutet die neue Düngemittelverordnung? Deutlich ablesbar ist aber, dass die Produktion pflanz- sche Landwirtschaft den Bedarf decken kann oder um • wer ist wie und wo betroffen? licher Produkte wesentlich weniger klimaschädliche welchen Prozentsatz die Produktion den inländischen • welche Klimaschutzpotenziale existieren auf den Gase verursachen als tierische Produkte. Bedarf übersteigt. Die Ernährungssicherheit lässt sich Betrieben? anhand der jährlich erhobenen Daten für Deutschland • was hat pflugloses Ackern mit Glyphosateinsatz ableiten. Um diese für Obst, Gemüse und Honig zu ge- zu tun? Klimabilanz für Lebensmittel aus konventioneller und währleisten, sind hohe Importraten erforderlich. Der • wie wirtschaften die Bio-Betriebe? ökologischer Landwirtschaft Ressourcenverbrauch findet dafür in den überwiegend • wohin werden die landwirtschaftlichen Produkte südeuropäischen Ländern statt. Deutschland exportiert vermarktet? die über den eigenen Bedarf hinausgehenden Produkte • welche Preise werden erlöst und welche Fleisch, Milch, Kartoffeln und Zucker wie aus der Ta- Produktionskosten stehen dem gegenüber? belle (nachfolgende Seite) zu entnehmen ist. Diese In- • welche Lebensmittelpreise zahlen wir? formationen sind auch in Bezug auf Diskussionen um • welchen Einfluss können wir Verbraucherinnen und weitere Produktionssteigerungen oder –reduzierungen Verbraucher auf die Produktionsweise der Landwirte von Bedeutung. nehmen? … und vieles mehr. In diesem Zusammenhang wird die einzelbetriebliche Sichtweise gegenüber der gesamtgesellschaftlichen Die nachfolgenden Informationen standen den älteren Betrachtungsweise diskutierbar. SuS- und Erwachsenengruppen u.a. zur Verfügung. Als zusätzliche Sachinformation dienten sie – soweit erfor- derlich – allen am Projekt beteiligten Lehrkräften zur eigenen Qualifikation. 4
Quelle: Statistisches Bundesamt, Thünen-Institut, BLE (423) Betreuung der ca. 250 Legehennen bekommen die SuS einen direkten Bezug zu den Hühnern. Sie beobachten wie verschieden sich die Tiere in der Gruppe verhalten. Welche Menge an Futter und Wasser ihnen täglich zur Verfügung gestellt werden muss. Dass das Futter als Bio-Fertigfutter angeliefert wird und somit bereits ei- nige Kilometer = Energie gefahren / verbraucht worden sind. Es ursprünglich einmal sehr viele Hühnerrassen in den verschiedenen Regionen gegeben hat. Und das sogenannte Zweinutzungshuhn sowohl als Masthähn- chen als auch als Legehuhn gehalten wurde. Die Bru- derhahn-Initiative, an der sich der ISBH beteiligt, einen Beitrag leistet, die männlichen Küken vor dem töten zu schützen. Pro Jahr verzehren wir in Deutschland ca. 230 Eier pro Die Methanfreisetzung beim Rind (s. Bild 3) während Person. Das ist nicht nur aus Nachhaltigkeitsaspekten des Verdauungsvorganges sowie die Futterbereitstel- bedenklich, sondern auch aus gesundheitlichen Grün- lung in der Rinderhaltung bewirken die wesentlich den. Die Deutsche Gesellschaft Ernährung (DGE) emp- Der Fleischverzehr ist in Deutschland aus vorsorgendem höheren Emissionswerte klimaschädlicher Gase im fiehlt zwischen 100 bis 150 Eier (Nudelprodukte etc. gesundheitlichen (s. DGE) und aus Gründen des Klima- Vergleich zu Geflügel- und Schweinefleisch. Schwei- eingerechnet). Ca. 11% der in Deutschland gekauften schutzes stark zu reduzieren. In den zurückliegenden ne- und Geflügelfleisch aus der ökologischen Landwirt- Frischeier stammen aus der Bio-Haltung. Der Selbstver- Jahren wurden die folgenden Mengen pro Person im schaft schneiden mit ca. 5% und bei Rindfleisch mit sorgungsgrad in Deutschland beträgt derzeit ca. 72% Jahr verzehrt. Wovon der Anteil an Biofleisch 2018 in ca. 15% verminderter Emissionswerte gegenüber der über alle Produktionsweisen. Es ist darauf hinzuweisen, Deutschland – in Abhängigkeit der Tierart - zwischen konventionellen Wertschöpfungskette ab. ein bis zwei Prozent lag. Das projektbezogene pädagogische Konzept fördert die Teilhabe der Teilnehmenden an unserem Hofleben. Das bedeutet u.a., dass die Tierversorgung, der Gartenbau und die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten zusammen- gehören in einem realen Bezug stehen. In den so ent- stehenden wertvollen sinnerfüllten Erfahrungsräumen werden die inhaltlichen Aspekte des Projektes zumeist authentisch erlebbar. Theorie und Praxis werden wei- testgehend handlungsorientiert durch Pädagogik und 1) nach Schätzung des Bundesmarktverbandes für Vieh und Fleisch: ohne Landwirtschaft verbunden. Knochen, Futter, industrielle Verwertung und Verluste 2) vorläufig Wir beginnen inmitten unserer Hühnerschar. Über die 5
dass es keine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel gibt, die Eier oder Eierprodukte beinhalten, aus welchen Haltungssystemen und aus welchen Ländern sie stam- men (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE, 2018). Ein sehr geringer Teil der hofeigenen Eierproduktion ge- langt in die Gemeinschaftsverpflegung des ISBH, der überwiegende Teil gelangt ab Hof und über den regi- onalen Handel in die Vermarktung. Die Hühner wer- den außerhalb des Hofs in einem Schlachtbetrieb im Nachbardorf geschlachtet. Als Suppenhühner oder als Frikassee werden sie gemeinsam mit den Gästen zu- bereitet. Bis zum Kochen der Speisen werden die ge- schlachteten Hühner bei uns im Kühlhaus gelagert. Über die Mitarbeit im Hühnerstall erfahren die Gäste, Besuch in einem Bio-Legehennenbetrieb dass die Hühner täglich ca. 30 kg Bio-Fertigfutter (122 mit regionaler Vermarktung. g pro Tier) fressen. In welchem Maß die Hühnerhal- Eröffnet die Möglichkeit in einem größeren Betrieb tung an dem Ausstoß klimaschädlicher Gase beteiligt die projektbezogenen Informationen einzuholen ist, hängt auch von ihrer Futterverwertung ab. Die Re- (Futtermengen, Entsorgung, Energieversorgung des cherchearbeiten ergaben Werte zwischen 2,1 g bis 2,4 Stalls, Mauserzeiten, Vermarktung der Eier Kg Futter für 1,0 kg Eimasse. und der Suppenhühner). Das Selberherstellen von Nudeln für die Gemein- schaftsverpflegung macht Freude und zeigt auf wieviel Eier in den Nudeln stecken. Und überhaupt, dass Eier in ihnen enthalten sind. Die Möglichkeit verschiedene Nudeln ( Spagetti, Spätzle) selbst herzustellen war für die überwiegende Anzahl der SuS unbekannt. Durch die Verarbeitung der Eier in der Hofküche be- kommen die SuS einen Einblick in die vielfältigen Ver- wendungsmöglichkeiten. Und durch das Einsortieren in die Ernährungs- sowie in die Klimapyramide im oberen Drittel wird deutlich, dass der Eierverzehr mit Bedacht erfolgen soll. 6
Das bedeutet aber nicht, dass es in der Schulbauern- hofverpflegung keine Fleischprodukte verarbeitet wer- den. Die praktizierte fleisch- und wurstreduzierte Er- Über die Tierversorgung der Schweine auf dem ISBH er- Zu berücksichtigen ist, dass ca. 60 % des in Deutsch- nährung auf dem Hof führt nach wahrgenommenen fahren die SuS etwas über die Futterzusammensetzung, land genutzten Getreides als Tierfutter eingesetzt wird. SuS-Äußerungen zu einem wertschätzenden Umgang das besondere Verhalten dieser Tiere und entwickeln z. Lediglich ein Fünftel dient direkt der menschlichen Er- mit den Produkten, was sich u.a. auch in dem niedrigen T. eine enge Beziehung zu den Tieren. Altersabhängig nährung. Abfallaufkommen niederschlägt. wird bei der Schweinehaltung der Fleischkonsum the- Im Gespräch wird deutlich, dass ein geringer Tierbesatz matisiert. Über die Hälfte des Fleischkonsum ca. 35 kg bei einer entsprechenden Entlohnung eine Möglichkeit Milch und Milchprodukte werden ebenfalls in ihren pro Jahr ist Schweinefleisch. Bei keiner anderen Tierart darstellt den Tierbestand zu reduzieren. Damit würde gesundheitlichen und klimarelevanten Bezügen bewer- wird so intensiv und kontrovers über die verschiedenen sich auch der Ressourceneinsatz für den heimischen tet. Den direkten Kontakt erfahren die Gäste bei uns Ernährungsgewohnheiten diskutiert. und internationalen Kraftfutteranbau entsprechend re- auf dem Hof von der Kuh bis zum eigenen Verzehr der duzieren. Also wir Verbraucher sind gefragt. selbsthergestellten Produkte. Der Selbstversorgungs- Der Besuch in einem Schweinemastbetrieb mit einem grad ist der Tabelle zu entnehmen. sogenannten Außenklimastall erfahren die Teilnehmen- Wie der Tabelle zu entnehmen ist, beträgt der Fleisch- den etwas über die Haltungsform, in der keine Gülle verzehr je Kopf der Bevölkerung ca. 60 kg (ohne Kno- anfällt, sondern die Exkremente im Stroh gebunden chen) mit den entsprechenden THG-Emissionen. Das werden. Als Wirtschaftsdünger wird der Mist anschlie- entspricht einem wöchentlichen Verzehr von ca. 1.200g ßend direkt auf die Felder aufgebracht oder als Gärreste Fleisch- und Wurstwaren! Dies ist die doppelte Menge, nach der Fermentation in einer Biogasanlage. Der An- die die DGE mit 300 – 600g pro Woche empfiehlt. Ent- bau des Kraftfutters erfolgt auf den eigenen Flächen. sprechende Platzierungen erfolgen in der Klima- und Soja wird GV-frei dazugekauft. Wir erfahren weiterhin, Ernährungspyramide. dass das Kraftfutter auf den eigenen Flächen angebaut wird. Und die Futterverwertung bei Schweinen bei 2,7 Kg Futter zu 1,0 kg Schweinefleisch liegt. Im höheren! Alter von 5-6 Monaten liegt das Verhältnis bei 5:1. Mit Die Milchviehhaltung auf dem Hof dient ausschließlich einer täglichen Gewichtszunahme von ca. 800 g wird der Gemeinschaftsverpflegung das Schlachtgewicht, dass zwischen 110 bis 120 kg liegt, in ca. 6 Monaten erreicht. Neben der Butter und der Buttermilch werden die wei- teren Milchprodukte Frischkäse, Joghurt, Quark durch 7
„kleinhandwerkliche“ Arbeiten selbst hergestellt. Für Die relativ hohe Klimarelevanz von Butter, Käse und Am Beispiel des Zuckerrübenanbaus möchten wir hier das Frühstücksbüffet wird der Quark oder Joghurt mit Sahne liegt darin begründet, dass der Fettanteil dieser auf die die biotischen und abiotischen Faktoren ein- Kräutern oder frischen Früchten nach dem eigenen Ge- Nahrungsmittel als Zuordnungsschlüssel für die Treib- gehen. Wissenswertes über den Zuckerrübenanbau von schmack verfeinert. hausgasemissionen genutzt wird – je höher der Fett- der Saat bis zur Ernte erfuhren die SuS von regionalen Die klimarelevanten Informationen der verschiedenen gehalt, umso mehr Emissionen aus der Vorkette (also Rübenbauern direkt auf ihren Flächen. Warum die Saat- Milchprodukte sind der folgenden Tabelle zu entneh- Kuh, Futter usw.) werden dem Produkt zugerechnet. körner farbig markiert sind? Welche Inhaltsstoffe in der men. Entsprechend werden sie in der Klima- und Er- Daraus folgt umgekehrt, dass „magere“ Produkte wie sogenannten Beize (als Fungi- /Insektizid, Düngergabe) nährungspyramide verortet. entrahmte Milch, fettarmer Käse usw. relativ wenige enthalten sind? Wir erfahren, dass einige Wirkstoffe Treibhausgasemissionen verursachen. in naher Zukunft nicht mehr angewandt werden dür- fen. Wie hoch der Zuckergehalt der Rüben ist. Darauf- hin rechnen die SuS aus, wieviel Tonnen Zucker über die Rüben voraussichtlich geerntet werden kann. Das Rübenverziehen durch manuelle Hackarbeiten wurde ebenfalls praktiziert. Über die Gerätetechnik nicht me- chanischer Unkrautbekämpfung wurde ebenfalls infor- miert. Was bedeuten Fruchtfolgen? Was bedeutet dies für den Zuckerrübenanbau? Um eine Vorstellung über Mengen auf einem Acker zu erhalten, werden die Zuckerrüben pro qm ausgezählt. Hochgerechnet wachsen danach auf einem Hektar zwischen 80.000-100.00 Zuckerrübenpflanzen. Sie Neben der praktischen Arbeit werden für Recherchearbeiten erfahren, dass die Zuckerrüben einen Zuckergehalt und Portfolio-Ausarbeitungen Zeit und Raum gegeben. von ca. 17% besitzen können. Daraus ergibt sich, dass Selbst melken Die Übergabe der Milch in die Küche das Zentrifugieren das Buttern als ein Produkt 8
6–7 Rüben notwendig sind, um ca. 1 kg Zucker zu pro- heizten Treibhäusern erzeugt bis zu 30-mal so hohe duzieren. Alle Werte schwanken und sind abhängig von Treibhausgasimmissionen wie im Freiland. dem Saatgut, der Witterung, dem Boden u.a. Weiterhin Die nicht verkäuflichen Nachernte- und Putzreste ge- wird recherchiert wohin die Zuckerrüben transportiert langen als Dünger wieder auf dem Acker. werden? Welche Bodenbearbeitung, welche Düngung, welcher Pestizideinsatz erforderlich ist. Zucker als mä- ßig zu verwendendes Lebensmittel wird ebenfalls the- matisiert (s.u). Die Nebenerzeugnisse der Zuckerherstellung vollstän- dig verwertet werden (s.u. Vermeidung von Abfällen). Die Teilnehmenden erfahren, dass der Zuckerrübenan- bau im Ökolandbau noch eine Nischenproduktion ist. Der Ertrag im Ökologischen Anbau schwankte im vergangenen Jahr stark zwischen 20 – 70 Tonnen. Im konventionellen Anbau wurden 2019 ca. 77 Tonnen pro Hektar ( LwK. Nds. 12.11.19) mit einen erhöhten Ressourceneinsatz geerntet. Die im Jahr 2017 ausge- laufene EU-Zuckermarkordnung hatte Auswirkungen auf die Anbaufläche und damit auch auf den Preis. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland lag 2017 bei ca. 160%. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Die Mitarbeit in einem Gemüsebaubetrieb vermittelte den Teilnehmenden Einblicke in die Ernte, Verarbeitung und in nicht beheizte Gewächshäuser. Die saisonale Verfügbarkeit von Gemüse wird hier so- wohl im Freilandanbau und nicht beheizten Gewächs- häusern (Folientunneln) erlebbar. Der Anbau in be- 9
Zur Verdeutlichung der Treibhausgas-Emissionen der verschiedenen Lebensmittel werden die Ernährungs- und die reichlich Klimapyramide als Modell eingesetzt. mäßig sparsam reichlich mäßig KlimaͲPyramide sparsam Rindfleisch Lammfleisch Öle & Fette Fette GeflügelͲ Schweinefleisch Fleisch WeichͲ & Frischkäse Teigwaren Getränke Obst Gemüse und Brot, Milch und Wurst, Salat Getreide und Milchprodukte Fleisch, Fisch Beilagen und Ei Öle Fette Extras (Kuchen, Getränke Obst Gemüse und Brot, Milch und Wurst, LeitungsͲ Süßigkeiten, Salat Getreide und Milchprodukte Fleisch, Fisch Knabbereien usw.) Beilagen und Ei Wasser Quelle: https://i.onmeda.de/ernaehrungspyramide2013.pdf Internationaler Schulbauernhof Hardegsen gGmbH (eigene Zusammenstellung) 2018 Öle Angelehnt Fette Extras (Kuchen, an die aid-Ernährungspyramide, Idee: S. Mannhardt Süßigkeiten, Knabbereien usw.) Angelehnt an die aid-Ernährungspyramide, Idee: S. Mannhardt Im hofeigenen Küchengarten lernten die Teilnehmen- • Schüttelpizza vegetarisch und/oder mit z.T. Wurst belegt den vorerst einmal die angebauten Gemüsepflanzen • Hühnersuppe und Hühnerfrikassee (u.a. Erdbeeren, Tomaten, Kohlrabi, Porree, Gurken, • Grillgut, Gemüse, Käse, Bratwurst (Schwein u. Schaf) Zucchini, verschiedene Salate, Kartoffeln, Möhren, Au- • Eierspeisen; Rührei, Pfannkuchen, Waffeln bergine) kennen. • Milchspeisen; Milchreis mit verschiedenen Die zu Jahresbeginn vorbereitete Gartenparzelle wird Früchten, Kräuterquark mit verschiedenen Kräutern gemeinsam mit z.T. vorgezogenen Gemüsepflanzen be- • Salate; gemischter Salat, Krautsalat, Tomatensalat, pflanzt bzw. gesät. Von der Pflege der Beete bis zur • Gurkensalat als Rohkost und mit selbsthergestellten Ernte sind immer SuS mit eingebunden, so dass sie den Dressings, Joghurtspeisen und Quarkspeisen Prozess der vorherigen und nachfolgenden Arbeiten • Dinkelbrot, Brötchen, Baguette, Obstkuchen mit erfahren. Die Ernte des Erntegutes erfolgt in enger Ab- saisonalen Früchten belegt sprache mit der Hauswirtschaft. • Getränke; nahezu ausschließlich Trinkwasser vor Eine Auswahl an selbst hergestellten Speisen und Back- Mineralwasser, Schorlen, ungesüßten Tee, Milch, Kakao waren: Bei der Weiterverarbeitung des Gemüses und des Obs- • Gemüsequische: Gemüse nach Belieben tes wird sehr darauf geachtet, dass nahezu RESTLOS z. B. Zucchini, Karotten, Tomaten, Kohlrabi, Paprika gekocht wird, um möglich keine pflanzlichen Abfälle zu • Gemüsesuppe: je nach Jahreszeit erzeugen. Über alle Agrarprodukte gerechnet werden • Spaghetti mit Gemüse-Bolognese vegetarisch in den Privathaushaltungen pro Person und Jahr 82 Kg oder mit Hackfleisch Lebensmittel weggeworfen. Davon könnten ca. 53 Kg 10
vermieden werden. (BMEL, 2013). Zur Vermeidung von Abfällen siehe auch: www.zugutfuerdietonne.de Auf den Ostwiesen ernten wir unterschiedliches Obst (Kirschen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Mirabellen) aus verschiedenen Sorten mit deutlich unterschiedlichem Geschmack. Über die Lagerfähigkeit der Sorten lassen sich auch Aussagen über die Verfügbarkeit des Obstes auch au- ßerhalb der Vegetationszeit treffen. Das geerntete Obst wird entweder frisch verzehrt, oder weiterverar- beitet oder konserviert für nachfolgende Gruppen. 11
Unsere entwickelte Ernährungspyramide wurde immer als Ort der Lebensmittelproduktion, als bedrohter Ort wieder in Kombination mit der Ernährungspyramide durch Flächenumwandlung thematisiert. Über das Pro- und dem Saisonkalender im Verlauf der praktischen jekt „Weltacker 2000 qm“ können die Teilnehmenden Arbeiten einbezogen. erarbeiten, wieviel Fläche für welche Agrarprodukte zur Verfügung stehen s. www.2000m2.eu. Zeit für ein Zwischenfazit. Aus den bisherigen Arbeitsergebnissen wurden die fol- genden Handlungsempfehlungen zusammengetragen und überwiegend als – im Alltag – umsetzbar bewertet. • Saisonales Obst und Gemüse verwenden (Saisonkalender beachten) • Lebensmittel von regionalen Erzeugern kaufen • weniger Fleisch, Milch, Eier und Butter essen • vermehrt Biolebensmittel kaufen Das gemeinsame Kochen und Backen ist u.E. für eine • gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugen nachhaltige Ernährungsbildung als ökologisches Kon- zept sehr wichtig, nachdem für ausgewählte Agrar- • weniger Lebensmittel wegwerfen produkte die Kette der primären Nahrungsmitteler- zeugung bis zu den Projektteilnehmenden aufgezeigt Jetzt geht es noch einmal in die Kulturlandschaft. Die wurde. Nutzung durch Mahd und Beweidung hat Auswir- Die anschließenden gemeinsamen Mahlzeiten wur- kungen auf Artenspektrum der Grünlandflächen. Die den sehr geschätzt. Durch das Kennenlernen der Bewirtschaftung unser Flächen erfolgt in enger Ab- einzelnen pflanzlichen sprache mit den landwirtschaftlichen Erfordernissen. Produkte sowie durch Dazu zählt auch das bewusste Stehenlassen der die Einbeziehung in die Vegetation, um faunistischen und floristische Ent- Tierversorgung vielen wicklungsprozesse im Jahresgang auf der Fläche zu- kaum Speisereste an. Die zulassen. Wertschätzung für die einzelnen Produkte wur- Durch den Grünlandumbruch zugunsten einer acker- de so gelebt. baulichen Nutzung werden Speicherflächen für die klimaschädlichen Gase aufgegeben. Diese Prozesse Die Ressource „Boden“ verursachen die oben näher beschriebenen Auswir- wurde direkt während kungen der landwirtschaftlichen Produktion auf den der Feld- und Gartenar- Klimawandel. beit u.a. als Lebensraum, 12
wertvollen tierischen Produkten verarbeiten. Deshalb können sie Gras verwerten, dass für uns Menschen un- verdaubar ist. Auf der extensiv genutzte Grünlandfläche des ISBH erforschen (mit Kescher, Becherlupe,Bestimmungsbü- cher und meist viel Freude) die SuS die höhe Biodiver- sität an Pflanzen und Tieren (Insekten, Amphibien u.a.) im Vergleich zu den vorherrschenden Grünlandbestän- den im Espoldetal. Ein weiterer Rallyestandort führte in einen örtlichen Milchviehbetrieb auf dem neben der Milchprodukti- on über eine eigene Biogasanlage Strom und Wärme Die Nutzung des Grünlands als Futterquelle für die sowie über ein Windrad (bis zu 3,0 Megawatt) Strom Rinder durch die Mahd (Silage/Heu) oder direkt als produziert wird. Eine Betriebsstätte in der viele häu- Grünfutter ist hier auch unter dem Aspekt des Kli- fig vereinzelt vorkommende Produktionskomponen- maschutzes (hohe THG-Emissionen entsprechender ten ganzheitlich zum Einsatz kommen. Die hofeigene Produkte s.o.) zu betrachten. Aus diesen Informatio- Gülle wird in der Biogasanlage zu Strom und Wärme nen erarbeiten wir zum Teil vor Ort mit den Teilneh- (Blockheizkraftwerk) umgewandelt. Die Gärreste aus menden, dass nur durch die Futternutzung der Grün- der Biogasanlage werden als Dünger auf die Landwirt- landflächen durch Wiederkäuer in Form von direktem schaftlichen Nutzflächen ausgebracht. Eine entspre- Aufwuchs oder durch Heu und Silage diese Flächen che Menge an mineralische Düngemittel (s.o.) kann zur Lebensmittelproduktion (Fleisch / Milch) genutzt somit eingespart werden. werden können. Denn nur die Wiederkäuer wie Rind, Ziege oder Schaf können unverdauliche Rohfaser zu 13
Vom Futtertisch in den Melkstand weiter in den Tech- werden ca. 1.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche nikraum um von außen die Hofstelle (ohne Windkraft- überwiegend für den Anbau von Mais benötigt. anlage) erläutert zu bekommen. Ein sehr umfassendes Konzept, dass Einblicke in die Möglichkeiten eines land- In unmittelbarer Nachbarschaft zu der Biogasanlage wirtschaftlichen Betriebes zur Produktion und Nutzung befindet sich ein ca. 6 ha großes Solarfeld auf einer nachhaltiger Energiequellen dezentral ausschöpft. ehemals landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche. Die Flächenumwandlung für eine nachhaltige Strompro- Die Ressourcenrallye führte weiter zu der örtlichen Bio- duktion kann an diesem Standort sehr anschaulich erör- gasanlage in Hevensen in der pflanzliches Material mit tert werden. Mit einer elektrischen Leistung von 3.000 Hilfe von Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff kwp werden damit jährlich ca. 2,7 Mio. Kwh Strom er- (anaerob) abgebaut wird, wobei Biogas entsteht. Um zeugt. Umgerechnet entspricht diese Strommenge dem die Anlage ganzjährig mit Energiepflanzen zu „füttern“ durchschnittlichen Stromverbrauch von ungefähr 1.000 Haushalten pro Jahr. Der Bezug zu der PV-Anlage auf dem Schulbauernhof mit knapp 30 Kwp wird hergestellt. Die Slogan „Landwirt als Energiewirt“ und „Tank oder Teller“ wurden benannt und mit den Teilnehmenden in ihrer Bedeutung erörtert. Von den Lagerflächen bis zu der Pelletierpresse kann der Produktionsprozess begleitet werden. 14
Das Pelletwerk in Hardegsen, aus dem auch der Schul- einer 30 Kwp Photovoltaikanlage (nicht im Eigentum bauernhof beliefert wird, wird mit älteren SuS und Er- des ISBHs) und einer 16 qm Solarthermieanlage. wachsenen im Rahmen der Rallye aufgesucht. Holzpel- lets bestehen überwiegend aus Sägenebenprodukten Die Energien werden in der Landwirtschaft (Stallun- (Sägemehl, Hobelspäne oder Schleifstaub) und Wald- gen, Melkkammer) sowie in der Hauswirtschaft für resthölzern., die in der holzverarbeitenden Industrie in die Zubereitung der Speisen einschließlich der Lager- großen Mengen anfallen. In der Anlage werden jährlich haltung (Kühlhaus) benötigt. Für die SuS aus den hö- ca. 75.000 Tonnen Holzpellets produziert. Zum Ver- heren Jahrgangsstufen lässt sich die Effektivität der gleich, der Schulbauernhof benötigt ca. 20 Tonnen im 30 kwp PV-Anlage erarbeiten: Rechnerisch produziert Jahr. Die geringe CO2 Emission eines Pellet-Heizkessels die PV-Anlage ca. 24.000 kwh im Jahr. Der Jahresver- im Vergleich zu anderen Heizsystemen entnehmen brauch des Hofes beträgt insgesamt ca. 29.000 kwh im Sie bitte der nebenstehenden Grafik. Die Hofstelle des Jahr, d.h. ca. 5.000 kwh pro Jahr werden noch zusätz- Schulbauernhofes betreibt für die Warmwasserbereit- lich über den Öko-Stromanbieter bezogen. stellung (von der Küche bis zur Melkanlage) und für die Heizungsanlage seit 2005 einen Pelletkessel. Fossile Die Unterschiede und die Funktionsweisen der beiden Brennstoffe Erdgas oder Heizöl werden nicht eingesetzt. installierten Solarmodul-Typen (s. Bild Seite 2) wur- den in Stationen thematisiert: zum einen das photo- voltaische System zur Stromgewinnung (Eigenbedarf & Ausspeisung), zum anderen das thermische Sonnenkol- lektor-System für die Warmwasser-Bereitstellung. Ein selbstgebauter Solarkocher wirkte zu Demonstrations- zwecken dabei unterstützend. In dem Bioenergiedorf Asche erfuhren die Teilnehmen- den unter fachkundiger und motivierender Leitung den Einsatz regenerativer Energiequellen in einer Ortschaft. Zwischenzeitlich werden 60 Häuser versorgt. Zum Einsatz kommen eine Biogasanlage (ortsansässiger Landwirt), Blockheizkraftwerk, Holzhackschnitzelwerk, PV-Anlage und ein ausgebautes örtliches Nahwärme- netz. So deckt das Dorf seinen Wärmebedarf zu 75% Für das Heizwerk (Trocknung) werden z.T. Hölzer einge- und seinen Strombedarf zu über 300% aus Biomasse. setzt, die auf ehemals landwirtschaftlich genutzte Flä- chen auf sogenannten Kurzumtriebsplantagen, beste- In Ergänzung zu den Erkundungen im Rahmen der hend aus Weiden- und Pappelarten, angelegt worden Ressourcenrallye (Pelletwerk, Biogasanlage, Solarfeld) Elektrische Leistung und Energie am Beispiel einer Solarzelle sind. In der 25-jährigen Nutzung als Gehölzanpflan- wurde die klimaschonende Wärme- und Stromversor- (Station Fotozelle) zung wird CO2 im Rahmen der Photosynthese aufge- gung auf dem Schulbauernhof bearbeitet. Sie besteht nommen und gespeichert. aus den Komponenten einer 45 Kw Holz-Pelletanlage, 15
Der deutsche Strommix setzte sich 2019 zu 46% aus Das Projektteam möchte sich abschließend noch einmal erneuerbaren Energien und zu 54% aus konventionel- bei allen regionalen Partnern bedanken, die uns nicht len Energieträgern zusammen, wobei sich der nur Einblicke in die vielseitige Lebensmittelproduktion, Strommix seit Jahren zugunsten der Erneuerbaren ver- sondern darüber hinaus auch in die interessante Erzeu- schiebt. Bei der Stromerzeugung in Deutschland be- gung regenerativer Energiequellen gewährt haben. Ein steht der konventionelle Energiemix aktuell aus Stein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der beschlossenen und Braunkohle, Erdgas, Kernkraft. Zum erneuerbaren Energiewende. Energiemix tragen Windenergie, Photovoltaik, Biomas- Es ist sicher, dass das veränderte individuelle ernäh- se und Wasserkraft bei. (s. www.stromreport.de). rungsbezogene Konsumverhalten ein Schritt ist, die festgelegten Klimaziele zu erreichen. Die Befähigung zu Die damit verbundenen Emissionsfaktoren, welche als unterstützen, parallel gemeinschaftlich ordnungsrecht- CO2-Äqivalente in Gramm pro Kilowattstunde (CO2- liche Forderungen zu formulieren und einzufordern sind Bau einer Mini-Biogasanlage mit Hefepilzen und Zucker-Wasser. Äqiv. g/KWh) Energie sowohl bei der Strom- und Wär- weitere Schritte die erfolgen müssen - als Bestandteil Das ausströmende Gas ist Kohlendioxid (CO2 ) und steht stellvertretend meerzeugung als auch im Verkehr entstehen (Quelle: einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. für das Biogas Methan (CH4 ). UBA), wurden ebenfalls transparent gemacht. Auf- Im Selbstverständnis unserer pädagogischen Arbeit ha- fällig hier: einige SuS brachten bereits weitreichende ben wir dieses breite Themenfeld inklusiv und lerngrup- Aufbauend auf den Kenntnissen der SuS zur Funkti- Kenntnisse über die CO2-Emissionen konventioneller penspezifisch aufgearbeitet und in Teilen umgesetzt, onsweise einer Solarzelle konnte das Wissen zum Teil Energieformen mit, welche sie aus dem Umfeld der Fri- ohne den Projekt-Entwicklungsprozess damit abge- vertieft und damit die Bedeutung von Solaranlagen so- days-for-Future-Bewegung erhalten hatten. schlossen zu haben. Die Projektinhalte werden wei- wohl lokal als auch global (z. B. Großprojekte in Afrika) terhin integraler Bestandteil unserer außerschulischen unter Berücksichtigung CO2-neutraler Herstellungspro- Bildungsarbeit bleiben und in weiteren Kooperationen zesse erläutert werden. mit den teilnehmenden Gruppen fortgeschrieben. Im Anschluss wurde die Entwicklung des Anteils Er- neuerbarer Energien am Netto-Stromverbrauch in Dazu laden wir Sie hiermit sehr herzlich ein. Deutschland von 2008 bis 2018 thematisiert, welche z.B. vom Fraunhofer-Institut für Solare Ener- giesysteme (ISE)1 zusammengetragen und herausge- geben wurde. Entwicklung des Anteils Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in Deutschland, 2019. 16
Was uns inspiriert (hat): Empfohlene und verwendete Quellen AgrarBündnis e. V. (Hrsg.) (2008): Der kritische Agrarbericht: Schwerpunkt: Landwirtschaft als Energieerzeuger AgrarBündnis e. V. (Hrsg.) (2009): Der kritische Agrarbericht Schwerpunkt: Landwirtschaft im Klimawandel AgrarBündnis e. V. (Hrsg.), (2014): Der kritische Agrarbericht Schwerpunkt: Tiere in der Landwirtschaft aid e.V. (Hrsg.), (2016): Die aid-Ernährungspyramide Baar, R. / Schönknecht, G. (2018): Außerschulische Lernorte: didaktische und methodische Grundlagen, 1. Auflagen Balz, J. / Jugend im BUND (2009): Das Klima- Kochbuch, Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Hrsg.) (2017): Nachhaltig Lebensmittel produzieren - Nachhaltig entlang der Wertschöpfungskette, 2. Auflage Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Hrsg.) (2019): Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun? 3. Auflage Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2017): Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2013): Jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen, werfen wir weg. Du kannst das ändern. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2018) Weg zu einem Gesellschaftsvertrag für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, für den Agrarkongress 2018 „Gemeinsam Zukunft wachsen lassen“ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Hrsg.) (2019a): Programm für nachhaltigen Konsum - Gesellschaftlicher Wandel durch einen nachhaltigen Lebensstil, 3. Auflage Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2019b): Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (Hrsg.) (2018): DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung, 4. Auflage GLS Treuhand Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Stiftung Eine Welt Eine Zukunft (Hrsg.) (2010): Wege aus der Hungerkrise – Die Erkenntnis des Weltagrarberichtes und seine Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen GLS Treuhand Zukunftsstiftung Landwirtschaft (2017): Unser Weltacker 2000 qm für alle, 2. Auflage Heinrich-Böll-Stiftung u.a. (Hrsg.) (2019): Agrar-Atlas Daten und Fakten zur EU-Landwirtschaft 17
Heinrich Böll Stiftung (2018): Fleischatlas Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel Hüther, G. (2015): Etwas mehr Hirn, bitte – Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten Idel, A. (2011): Die Kuh ist kein Klima-Killer! Wie die Agrarindustrie der Erde verwüstet und was wir dagegen tun können INKOTA-Netzwerk (2015): Unser Essen mitgestalten – Ein Handbuch zum Ernährungsrat INKOTA-Netzwerk (2015): Politischer Suppentopf – Workshops für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung, 1. Auflage Jäger, Dr. C. (2018): Die Sache mit dem Suppenhuhn – Wie landwirtschaftliche Tierhaltung allen gerecht wird Jugend im Bund (Hrsg.) (2009): Das Klima- Kochbuch, Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen Junior Slow e.V. (Hrsg.), (2015): Der kleine Koch – Lieblingsrezepte für Kinder Kissel-Lesser, M. (2013): Das Saisongarten-Kochbuch, 2. Auflage Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH (Hrsg.), (2016): Klimawandel und Klimaschutz – Ursachen verstehen und selbst aktiv werden Kopatz, M. (2017): Ökoroutine – Damit wir tun, was wir für richtig halten, 2. Auflage Meier, T. (2014): Umweltschutz mit Messer und Gabel – Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland Nelles,D / Serrer, Ch. (2018): Kleine Gase – Große Wirkung der Klimawandel, 1. Auflage Öko-Institut (2007): Globales Emissions-Modell Integrierter Systeme (GEMIS) Version 4.4, Darmstadt usw. – siehe www.gemis.de Regionales Umweltzentrum Hollen e.V. (Hrsg.), (2014): Restlos kochen Rasfeld, M. / Breidenbach, S. (2019): Schulen im Aufbruch – Eine Anstiftung, 4. Auflage Sanders, J. / Heß, J. (eds) (2019): Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Braunschweig: Johann Hein- rich von Thünen-Institut, 398 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1576488624000 Umweltbundesamt (Stand 01/2019): Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen seit 1990, Emissionsentwicklung 1990 bis 2017 Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen, VNB e.V. (Hrsg.) (2018): Learn2change – Die Welt durch Bildung verändern – unser Essen mitgestalten – Ein Handbuch zum Ernährungsrat 18
Voget-Kleschi, L., u.a. (2016): Nachhaltige Lebensstile – Welchen Beitrag kann ein bewusster Fleischkonsum zu mehr Naturschutz, Klimaschutz und Gesundheit leisten? 2. Auflage Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik Beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie in den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwertung, 2. Auflage Wirth, Dr. Harry (Autor) / Karin Schneider (Hrsg.): Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Fraunhofer ISE, Download von www.pv-fakten.de, Fassung vom 16.12.2019 Youthinkgreen – jugend denk-umwelt e.V. (Hrsg.), (2015): TREE OF HOPE - Wie wir die Welt verändern können, Bremen Zeitschriften BIOTOPP Fachzeitschrift für ökologische Landwirtschaft, Groß-Umstadt Land & Forst, Hannover Ökologie & Landbau, Bad Dürkheim Unabhängige Bauernstimme, Hamm Internet-Quellen www.17ziele.de www.bzfe.de www.utopia.de/ratgeber www.aid.de www.dge.de www.weltagrabericht.de www.bmu.de/themen/wirtschaft-produkte-ressour- www.gemis.de www.zugutfuerdietonne.de cen-tourismus/produkte-und-konsum/produktberei- che/konsum-und-ernaehrung/ www.handabdruck.org www.bne-portal.de www.learn2change-network.org www.bpb.de/internationales/weltweit/welternaehrung www.nutzpflanzenvielfalt www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klima- schutz/klimaschutzprogramm-2030-1673578 www.oekolandbau.de 19
„... und das bringt was für‘s Klima?!“ Ein Projekt des: Internationalen Schulbauernhof Hardegsen gGmbH Lehmkuhlenstraße 3 37181 Hardegsen OT Hevensen www.internationaler-schulbauernhof.de Wir danken für die finanzielle Unterstützung von: 20
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