UNDDATENV Digitalisierung und Nachhaltigkeit: ein Widerspruch? - BILDUNGSMATERIAL - Greenpeace
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DATENSAMMLU UNDDATENV VERARBEIT DATENME ALGORITH DIGITALD 101 BILDUNGSMATERIAL 011 10 1 Digitalisierung und 01 BIGTECH 01 11 0 achhaltigkeit: MONO 10 N 0 Widerspruch? 11 1000 1 DIGIT e in 01 DIVID ndarstufe I/II Unterrichtsmaterial für die Seku 01 UND 01101100111 SAM 01 MENG 11 01 101 0 VERA DATE VERARBEITU BIGTECHUNDM
VORWORT Liebe Schülerinnen und Schüler, Unsere Welt ist im steten Wandel und die voranschreitende Digitalisierung fordert den nachhaltig ausgerichteten Um- gang mit Daten und Technologien. Die Themenliste ist lang: Big Data, Datenmengen, künstliche Intelligenz, Digital Divi- de, Big Tech bis hin zu Fragen von digitalen Beteiligungs- formen. Alle Themen wirken sich zunehmend auf das priva- te, schulische und berufliche Leben aus. Umso mehr gibt es die Notwendigkeit, unseren Umgang mit der Digitalisierung auch im Bildungskontext näher in den Blick zu nehmen. Welche Gestaltungs- und Handlungsoptionen bestehen im Umgang mit der Digitalisierung? Wie kann man Digitalisie- rung im Einklang mit nachhaltiger Entwicklung bringen? Und wie kann die Digitalisierung insbesondere zur Eindäm- mung der Klimakrise beitragen? Mit diesem Bildungsmaterial “Digitalisierung und Nachhal- tigkeit: ein Widerspruch?” greifen wir das Megathema der Digitalisierung auf und motivieren euch zur kritischen Refle- xion der Chancen, aber auch der möglichen Gefahren der Digitalisierung. Wir wollen mit diesem Bildungsmaterial Diskussionsräume öffnen und Zielkonflikte von Digitalisie- rung für uns und für den Planeten beleuchten. Das Bildungs- material ist debatten- und lösungsorientiert aufbereitet, zeigt konkrete, alternative Handlungsmöglichkeiten auf und regt zum eigenen Handeln an. Das Bildungsmaterial ist für die Sekundarstufe I und II kon- zipiert. Es eignet sich zur fächerübergreifenden Kompetenz- entwicklung in den Bereichen Bildung für nachhaltige Ent- wicklung (BNE) und Medienbildung und ist insbesondere anschlussfähig an die Bildungspläne der Fächer Politik, In- formatik, Sozialkunde, Wirtschaft und Ethik. Euer Bildungsteam Greenpeace 100110 110 0 2
1010 111 01 10 10 11 0 011011001 00 1 01 00011 01 11 011 1001 10110 0 111 10 0101 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 02 Inhaltsverzeichnis 03 Big Data 04 Datenmenge 11 Algorithmen 18 Digital Divide 26 Digitale Beteiligung 35 Bigtech und Monopole 42 3
BIG DATA Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch? Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I/II ca. 45-90 min. 4
INPUT Der Begriff „Big Data“ beschreibt extrem große Datenmengen. Diese Datenmengen zeichnen sich durch sechs Merkmale aus. 6 Vs – Merkmale von Big Data Volume Veracity Menge – Die sehr große Menge an generierten Daten Richtigkeit – Die Daten haben nicht alle dieselbe Qua- ist das Hauptmerkmal von Big Data. lität, bezogen auf den Inhalt und die Datenquelle. Velocity Value Wert – Im Rahmen von Big Data werden Daten gesam- Geschwindigkeit – Die Daten werden sehr schnell er- melt, deren Auswertung einen messbaren Nutzen oder zeugt, verändern sich und werden zunehmend in finanziellen Wert hat. Echtzeit verarbeitet. Variety Variability Vielfalt – Die Daten sind vielfältig: Big Data besteht Veränderlichkeit – Es gibt Schwankungen und Varianz größtenteils aus unstrukturierten Formaten wie Texte, in den Datenmengen bzw. dem Inhalt der Daten, u. a. Bilder oder Videos. durch saisonale Ereignisse. Quelle: Data Driven Company (2022) Datensammlung Datenkraken vs. Open Data Wir alle sind am schnellen Wachstum der Datenberge be- Einen Teil der Daten geben wir freiwillig und bewusst preis, teiligt: Bei jedem Klick im Web, jedem Like in sozialen Netz- z. B. beim öffentlichen Teilen von Fotos in sozialen Netzwer- werken, jedem App-Download, jedem Online-Einkauf, jedem ken. Doch viele Datenspuren hinterlassen wir unabsichtlich gehörten Song, jeder Online-Suche, jedem Telefonat, jedem und unbemerkt. Diese Datenspuren werden von Unterneh- verschickten Foto können Daten erfasst und abgespeichert men gesammelt, gespeichert und ausgewertet. Es kann auch werden. Und je mehr Menschen häufiger online aktiv sind, passieren, dass die Daten weitergegeben oder weiterverkauft desto schneller wachsen die Datenmengen an. werden. Unternehmen, die Daten sammeln (oder selbst ein- kaufen), zu Profilen bündeln und an Dritte verkaufen, wer- In allen Big Data Anwendungen sollte dabei aus ökologi- den als Datenbroker bezeichnet. Das Geschäft mit Daten scher Sicht das Prinzip der Datensparsamkeit konsequent lohnt sich – denn die Daten selbst bzw. Ihre Auswertung ha- umgesetzt werden, da das Sammeln vieler Daten, ohne kon- ben für viele Unternehmen einen hohen Nutzen. kret beschreibbaren Nutzen oder Auswertungsabsicht mit einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden ist. Hinweis: Mehr Informationen zu den ökologischen Auswir- kungen von Big Data enthält das Thema „Datenmengen“: Greenpeace act.gp/3FUWlgu 5
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Ca. 4.000 Datenbroker weltweit Quelle: Web FX (2020) $ 200 Mrd. Umsatz, generiert von der Datenbroker-Industrie im Jahr 2018 Quelle: Web FX (2020) $ 400 Mrd. ist das globale Geschäft mit den Daten im Jahr 2025 schätzungs- weise wert Quelle: Web FX (2020) Ca. $ 39 hat Facebook bei der Übernahme von WhatsApp umge- rechnet für jede:n Nutzer:in bezahlt Quelle: Pawtocol (2020) $ 89 ist der durchschnittliche Wert einer E-Mailadresse über ihre durch- schnittliche Verwendungszeit von vier Jahren Quelle: BMJ (2017) 6
Die Sammlung und Kontrolle der Daten konzentriert sich stark auf wenige große Unternehmen, die dadurch große Hinweis: Mehr Informationen Macht erhalten. Doch es gibt einen Gegenentwurf zu dieser zur Barrierefreiheit findest du Monopolbildung und ihrer Kontrolle über die Daten: das im Thema „Big Tech“: Konzept „Open Data“ (“offene Daten“), also Daten, die öffent- lich frei verfügbar und nutzbar sind. Damit gemeint sind ins- Greenpeace besondere Daten der öffentlichen Verwaltung, die häufig act.gp/3FUWlgu durch Steuermittel finanziert wurden, wie beispielsweise Umweltdaten, geografische und statistische Daten, Ver- kehrsdaten oder wissenschaftliche Forschungsergebnisse. In diesem Zusammenhang werden zunehmend Gesetze zur Regulierung digitaler Plattformen gefordert und teilweise Zum Nachlesen: Zahlreiche bereits umgesetzt. So entstehen gesetzlich verankerte Bereit- Gemeinden und Projekte, aber stellungspflichten für bestimmte Daten z. B. im Verkehrs- auch Unternehmen haben sich und Gebäudesektor, damit die öffentliche Hand und andere der Open Data Bewegung an- Akteure diese Daten nutzen können und die Konzentration geschlossen. Ist auch deine von Marktmacht, die Bildung von Monopolen und eine öko- Stadt dabei? logisch und ökonomisch nicht nachhaltige Mehrfacherhe- bung vermieden werden. Offene Daten Wuppertal t1p.de/ws4yo „Wenn ein Produkt oder Dienst dich nichts kostet, bist du das Produkt.“ Kroker (2018) Nenne einen digitalen Dienst oder ein Produkt, für das du nicht mit Geld bezahlst. Erkläre anhand deines Beispiels, was mit dem Zitat gemeint sein könnte. 7
Datenverarbeitung Mit dem Begriff „Big Data“ meint man häufig nicht nur die Big Data ist die Grundlage für die datengetriebenen Techno- Datensammlung, sondern auch die Datenverarbeitung, also logien maschinelles Lernen, Algorithmen und künstliche In- die Analyse und Nutzung der Datenmenge. Dabei entstehen telligenz. Die Nutzung von Big Data durch diese Technolo- durch die Kombination der vielen einzelnen Datenspuren gien spielt bereits jetzt in unserem Alltag eine große Rolle, und durch den Vergleich mit weiteren Datensätzen umfang- die zukünftig weiter wachsen wird, denn immer mehr Ge- reiche und wertvolle Informationen. Es können so komplexe schäftsmodelle, Forschungsvorhaben und politische Prozes- Profile einzelner Personen entstehen, mit tiefgreifenden Ein- se basieren auf Big Data. blicken in ihr Konsumverhalten, ihre Meinungen, politische Präferenzen, Emotionen, Gesundheit und Mobilität. Datenbroker sortieren Personen in Kategorien ein, die für ihre Kunden (z. B. für Werbung) besonders relevant sind Hinweis: Mehr Informationen und verkaufen entsprechende Listen mit Kundendaten. Das zu den Technologien und ihren können Listen von Fußball-Fans oder Vegetarier:innen sein, Auswirkungen findest du im Listen von Schwangeren oder frisch Geschiedenen, bis hin Thema „Algorithmen“: zu Alkoholiker:innen, HIV-Erkrankte, oder Vergewalti- gungsopfer. (Forbes, 2013) Diese Informationen werden in Greenpeace vielfältiger Weise genutzt und die daraus gewonnenen Er- act.gp/3FUWlgu kenntnisse haben einen großen (auch finanziellen) Nutzen. Big Data Analytics Nutzung durch die Industrie und Wirtschaft Unternehmen bieten Big Data Analysen als Dienstleistung an, mit der sie Gewinne erwirtschaften. Beispiele sind: Personalisierte Werbung, Preisgestaltung abhängig vom Nutzer:innenverhalten, Identifikation von relevanten Ereig- nissen wie Hochzeit oder Geburt des Kindes, Suchmaschinen, Partnerbörsen, Bewerbungsverfahren. Für die Indust- rie bietet Big Data gleichzeitig die Möglichkeit der Kontrolle von Technik, da immer mehr Geräte digital gesteuert und vernetzt sind. Das ist insbesondere relevant für das “Internet der Dinge” und die Industrie 4.0 (vernetzte, digital gesteuerte Fertigungsverfahren). Aber auch in den Bereichen Energiemanagement, Navigation, Überwachung, mili- tärische Anwendung, digitale Verkehrsplanung etc. spielen Big Data Anwendungen eine große Rolle. Nutzung durch den Staat Der Staat kann “Big Data” für Verwaltung, Analyse von Abweichungen vom “Normalen” u. a. zur Kriminalitätsvor- sorge und Überwachung nutzen. Der Staat kann Personen hinsichtlich ihres Geschlechts, Alters, Einkommens oder ihrer politischen Einstellung oder religiösen Orientierung einordnen, er hat Einblicke, welche Personen zur politi- schen Opposition gehören, wer extremen Gruppierungen, Sekten oder terroristischen Vereinigungen angehört und an welchen Orten ein erhöhtes Risiko für Straftaten besteht. Die Daten ermöglichen die Einführung von “Social Scores”, ein Anreizsystem für sozial erwünschtes Verhalten, das in autoritären Systemen ein großes Missbrauchs- potenzial beinhaltet. In China wird ein Social Scoring System bereits umgesetzt (mehr Informationen: Tagesschau auf YouTube, 2021). Gleichzeitig werden auch Open Data Projekte und direkte Demokratie oder digitale Beteiligungs- verfahren möglich. Nutzung durch die Wissenschaft Für die Wissenschaft ermöglicht “Big Data”, auf einer breiten Datenbasis wissenschaftliche Forschung zu betreiben und durch die vielen Daten neue Zusammenhänge zu entdecken. So können beispielsweise Naturereignisse durch Klima- und Wetterdaten besser vorhergesehen werden, das Verständnis von ökologischen Zusammenhängen wächst und den Folgen des Klimawandels kann durch dieses bessere Verständnis wirksamer begegnet werden. Die Auswer- tung von Satellitendaten macht Umweltkatastrophen erkennbar. Im Gesundheitssystem können durch zahlreiche Körperdaten (z. B. Puls, Bewegungsmuster, Atmung oder Schlafdauer) Krankheitsrisiken besser verstanden oder früher erkannt werden. Es lässt sich aber auch das gesundheitsbezogene Verhalten einzelner Personen kontrollieren. Das bietet große Chancen für wissenschaftlichen Fortschritt, birgt aber auch ethische Risiken, zum Beispiel wenn Erkenntnisse über den Aufbau der DNA für Genmanipulationen genutzt werden. 8
AUFGABEN Aufgabe 1: Bildbeschreibung Beschreibe das Bild auf der ersten Seite. Was wird darge- stellt? Welche Datentypen und Datenquellen kannst du er- kennen? Aufgabe 2: Ergänzende Informationen Ergänze mit Hilfe der Quelle (SaferInternet) die Liste der unterschiedlichen Daten bzw. Informationen. Aufgabe 3: Eigene Datenquellen Nenne mindestens fünf Datenquellen, die du regelmäßig nutzt. Überlege, ob bzw. in welchem Umfang diese Daten- quellen bereits Daten von dir erhalten haben. Praxistipp: Nutze folgende Nutze dazu auch eines der Tools aus der Infobox. Tools für deine Recherche: My Shadow t1p.de/h8ser Aufgabe 4: Gruppendiskussion Diskutiert in Gruppen, welche der gesammelten Daten in je- Google My Activity dem Fall in öffentlicher Hand liegen sollten (und damit un- t1p.de/8qdwf abhängig von Unternehmen) und bei welchen Daten es aus eurer Sicht in Ordnung ist, wenn sie ein Unternehmen sam- Google Timeline melt. t1p.de/k2akj Who Targets Me? t1p.de/fyhhr Cover Your Tracks t1p.de/f3rv 1 0 0 11 101 011 9
TRANSFER Ein Beispiel für Big Data ist die Erfassung, Speicherung und Analyse von Gesundheitsdaten. Schritt 1: Teilt euch in zwei Gruppen auf, die später in einer Debatte die Pro- oder die Contra-Seite einnehmen werden. Schritt 2: Recherchiert zur Verwendung von Gesundheitsdaten im Kontext Big Data. Welche Daten werden auf welchem Weg Zum Nachlesen: Unter folgen- erfasst? Wer hat Zugriff auf die Daten und wertet sie aus? dem Link findet ihr hilfreiche Ar- Welche Anwendungsfälle gibt es? Welche Vor- bzw. Nach- tikel zu eurer Recherche: teile könnt ihr erkennen? Ihr könnt dafür die Links in der Infobox nutzen. Multilink t1p.de/5ta5a Schritt 3: Analysiert, welche positiven bzw. negativen Auswirkungen die Nutzung von Big Data im Gesundheitsbereich hat. Be- rücksichtigt die vier Nachhaltigkeitsdimensionen Soziales, Umwelt, Wirtschaft und Politik. Notiert euch Stichpunkte, die eure Debattenposition (Pro/Contra) untermauern. Schritt 4: Debattiert in zwei Gruppen. Eine Gruppe argumentiert für Big Data Anwendungen im Gesundheitsbereich, die andere dagegen. Tipp: Setzt ein Padlet oder ein vergleichbares digita- les Dokument zur Zusammenarbeit auf, so dass jede Schritt 5: Gruppe ihrer Ergebnisse dort dokumentieren kann. Reflektiert nach Abschluss der Debatte im Plenum das Er- Diskutiert im Plenum über eure Ergebnisse – welche gebnis. Zu welcher Schlussfolgerung kommt ihr? Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede findet ihr? Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit Big Data im Gesundheitswesen sinnvoll sind? Berücksichtigt da- bei die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Öko- nomie, Soziales, Politik. 10
DATEN MENGE Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch? Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I ca. 45-90 min. 11 1
Datenverkehr erzeugt weltweit mehr Treibhausgas-Emissionen als Flugverkehr. 1011 1 11100 000 1 0 001 10 110 110 00 101 11 0 0111 01 11 Bis zu 3,2% 1,9% der weltweiten Treibhausgas-Emissionen der weltweiten Treibhausgas-Emissionen entsteht durch Datenverkehr. entsteht durch Flugverkehr. Bitkom (2020) Our World in Data (2020) 12 2 1 2
INPUT In unserer Welt begegnen wir ständig großen Mengen an räte effizienter (z. B. Smartphones verbrauchen weniger Daten. Als Daten bezeichnet man Informationseinheiten, die Strom für die gleiche Leistung), aber die Anzahl der Endge- von Maschinen verarbeitet werden können. Daten kommen räte, die Nutzungsdauer und die abgerufenen Leistungen z. B. als Zahlen, Text, Bild, Video, Audio, usw. vor. steigen gleichzeitig stark an, wodurch die Einsparungen auf- gehoben werden. Durch zunehmende Nutzung von Techno- Ob bei einer Suchmaschinen-Anfrage, beim Speichern von logien wie Big Data, dem Internet der Dinge und digitalen Dateien in Cloud-Diensten oder beim Abruf von Videos auf Zwillingen explodieren die Datenmengen weiter. Streaming-Plattformen – Daten sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das ganze Internet basiert auf dem Versenden von Daten, dabei werden diese  durch ver- schiedene Server geleitet. Diese Server  sind dauerhaft in Betrieb, verbrauchen Strom und erzeugen Abwärme, d. h. „Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) ver- müssen gekühlt werden, was wiederum Energie verbraucht. bindet physische Objekte mit der virtuellen Welt. Intelli- Zudem müssen die Server zunächst einmal hergestellt und gente Geräte und Maschinen sind dabei miteinander regelmäßig modernisiert werden. Energie- und Ressourcen- und mit dem Internet vernetzt.“ (Telekom) verbrauch bedeutet immer auch einen ökologischen Fußab- druck (z. B. Emissionen von Treibhausgasen, insbesondere „Digitale Zwillinge sind genaue digitale Abbilder von CO2). Und das wiederum wirkt sich negativ auf das Klima physischen Objekten oder Prozessen.“ aus. (Softeq, 2020) Unsere Gesellschaft wird im privaten und im beruflichen Hinweis: Mehr Informationen Alltag immer digitaler. Immer mehr Freizeitaktivitäten, Pro- zur Barrierefreiheit findest du dukte, Dienstleistungen und Fertigungsverfahren sind stark im Thema „Big Data“: digital geprägt, d. h. sie erzeugen und nutzen Daten. Greenpeace Die Datenmenge, die gespeichert und abgerufen wird, steigt act.gp/3FUWlgu immer weiter an und dieser Trend wird sich in den kom- menden Jahren gravierend fortsetzen. Zwar werden Endge- Drastischer Anstieg der Globalen Datensphäre in den nächsten Jahren erwartet 200 Weltweite Datenmenge in Zetabyte (ZB) 181 150 147 120 100 97 79 50 64,2 41 33 26 15,5 18 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Quelle: Statista (2021), Darstellung in Anlehnung an Seagate Einordnung: Im Jahr 2020 war die globale Datenmenge erstmals Welche Gründe gibt es für den schnellen Anstieg größer als 50 Zetabyte. Um diese Datenmenge zu erreichen, müsste der globalen Datenmenge? man einen Spielfilm mit Standardauflösung ganze 50 Billionen mal streamen. Das würde etwa sechs Milliarden Jahre dauern (die Erde existiert erst seit 4,6 Mrd. Jahren). (BMWK, 2022) 13
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Datenverkehr pro Minute 80 % machen Videos im weltweiten Datenverkehr aus (Shift, 2019). Sie sind auch maßgeblich am starken An- stieg der Datenmenge beteiligt. Ein Grund dafür ist der Einsatz sehr hochauflösender Technologien wie z. B. “4K”. 167 Mio. Videos werden bei Tik Tok angesehen. 694 k Quelle: Domo (2021) Stunden Videos werden bei YouTube gestreamt. Quelle: Domo (2021) 5,7 Mio. Google-Suchen finden statt. Quelle: Domo (2021) 240 k Bilder werden auf Facebook geteilt. Quelle: Domo (2021) Praxistipp: Mit dem Tool https://internetlivestats.com kannst du ein Gefühl für die in Echtzeit erzeugten Daten/Inter- aktionen bekommen. Internet Live Stats t1p.de/210q2 14
Digitale Aktivitäten erzeugen hohe CO²-Emissionen Alle Angaben in kg CO² pro Person und Jahr Rechenzentren (29 %) Netzwerke (8 %) Backup Cloud (11 kg) Videostreaming (62 kg) Suchmaschinenanfragen (26 kg) Social Medial (1 kg) Deutsche Rechenzentren pro Inter- Sprachassistenten (1 kg) netnutzer (213 kg) 849 kg CO2 pro Jahr Nutzung (22 %) Herstellung (41 %) Sprachassistenten (4 kg) Fernseher (200 kg) Smartphone (4 kg) Laptop (63 kg) Laptop (25 kg) Fernseher (156 kg) Smartphone (50 kg) Sprachassistenten (33 kg) Quelle: Öko-Institut e.V. (2021), CC BY-SA 2.0 Weiterführende Links Zum Nachgucken: Wie umweltschädlich ist Streaming? Energiebilanz von YouTube, Netflix & Co untersucht. YouTube „Breaking Lap“ t1p.de/sfdj Zum Nachlesen: Nachhaltigkeit im IT-Sektor – eine strategi- sche Perspektive. Informatik Aktuell t1p.de/am5m9 Zum Nachhören: Schlechte Klimabilanz der Digitalisierung. Deutschlandfunk t1p.de/yney1 15
AUFGABEN Aufgabe 1: Eigenes Nutzungsverhalten Benenne drei Onlinedienste, die du am häufigsten nutzt. Praxistipp: Tool zur Messung Schätze, welches der drei Dienste die meisten Daten gene- der Datenmenge im eigenen riert und dadurch am meisten Energie verbraucht? Konsumverhalten. Mit Hilfe des Praxistipps kannst du prüfen, ob du mit deiner Carbonalyser Einschätzung richtig lagst. t1p.de/ov7k Aufgabe 2: Datenreduzierung Informiere dich unter Futureleaf (siehe Kasten rechts), wel- che Wege es gibt, um den Datenverbrauch im eigenen Nut- Zum Nachlesen: Hier kannst zer:innenverhalten zu reduzieren, z. B. durch richtige Daten- du herausfinden, ob du auch löschung. ein Daten-Messie bist. Welche Maßnahmen wirken, um Datenverbrauch zu redu- FUTURELEAF zieren? Nenne vier Maßnahmen. t1p.de/04bs Bewerte die Maßnahmen: Inwiefern sind diese realistisch umsetzbar? Welche sind eher schwer umsetzbar? Aufgabe 3: Umweltauswirkungen Auf bestimmte digitale Aktivitäten können oder wollen wir als Gesellschaft nicht verzichten. Doch wir können ihren Zum Nachlesen: Hier siehst du ökologischen Fußabdruck reduzieren. fünf nachhaltige Suchmaschi- Analysiere die drei nachfolgenden Maßnahmen. Erkläre, nen im Vergleich. welche Umweltauswirkungen dadurch jeweils reduziert werden und wie: MyGreenChoice t1p.de/sv8to Betreiben von Serverfarmen mit Ökostrom Nutzung des eigenen Smartphones jeweils zwei Jahre länger als bisher Nutzung einer alternativen Suchmaschine (siehe Kasten rechts) Was kannst du selbst und was können andere tun, um nega- tive Auswirkungen durch Daten zu reduzieren? Berücksich- tige auch deine Schule, deine Gemeinde und die Politik. Nen- ne Maßnahmen und die dafür benötigten Akteure. Wie kannst du umweltfreundliche Anbieter erkennen? Wel- che Unterstützung benötigst du dabei? Beschreibe eine mög- liche Kennzeichnung der Anbieter, die bei der Auswahl hel- fen würde. 16
TRANSFER Videos machen 80 % des weltweiten Datenverkehrs aus – dabei spielen auch Soziale Medien eine große Rolle. Sie sind für etwa ein Zehntel des weltweiten Datenverkehrs verantwortlich (Shift, 2019). Auf Social Media ganz zu verzichten, ist für viele Menschen undenkbar. Schritt 1: Recherche Wählt ein Social Media Tool aus, dass ihr am häufigsten nutzt. Diskutiert die Vorteile und die Nachteile dieses Tools entlang der einzelnen Dimensionen von Nachhaltigkeit. 0 Schritt 2: Schlussfolgerung 010 1001 0110 11 Formuliert zunächst eine Schlussfolgerung für jede einzelne 111 0 1 Dimension: „Aus ökologischer Perspektive ist die Nutzung von XY deshalb kritisch/unkritisch, weil...“ Schritt 3: Bewertung Kommt zu einer Gesamtbewertung und begründet diese. 1 01 10 11 01010 0 1 1 1 Schritt 4: Handlungsempfehlung Welche Alternativen für einen bewussteren Umgang mit So- cial Media könnt ihr Euch vorstellen, umzusetzen? Be- schreibt eine Handlungsempfehlung. Umwelt Soziales Politik Wirtschaft Pro Contra Fazit 17
ALGORITHMEN Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch? Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I ca. 45-90 min. 18
11011011 0 0 1 0111 „KI ist entweder das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren wird.“ Stephen Hawking, Physiker (The Guardian, 2016) INPUT Was sind Algorithmen? Ein Algorithmus ist eine automatisierte Anweisung, wie be- stimmte Daten (von einem Computer) verarbeitet und wel- che Aktionen dann abhängig vom Ergebnis ausgeführt wer- den sollen. Übertragen auf den Alltag Ergebnis Aktion Wecker Kurz und knapp: Algorithmen Ja klingelt in 3 Minuten erklärt. Ergebnis Daten Ja Ist es 8 Uhr? youknow (2019) Anweisung Daten t1p.de/h8ccp Wecker Ist heute ein Ergebnis Aktion soll Mo-Fr Tag zwischen Wecker um 8 Uhr Montag und Nein klingelt klingeln Freitag? nicht Ergebnis Aktion Wecker Nein klingelt nicht Lernende Algorithmen Traditionelle Algorithmen Bei traditionellen Algorithmen steckt ein statisches Compu- Eine besondere Art von Algorithmen sind “lernende Algo- terprogramm dahinter. Das kann eine einfache “Wenn- rithmen”. Dabei werden die Entscheidungsstrukturen (das Dann-Anweisungen“ sein oder eine komplexe Kombination Kochrezept) von den vorgelegten Daten beeinflusst und “ler- mehrerer Schritte und Gleichungen. Ein solcher Algorith- nen” sozusagen von ihren Ergebnissen. Um beim Bild des mus kann mit einem Kochrezept verglichen werden: wenn Kochrezepts zu bleiben: Wenn die Küchenchefin eine unbe- die gleichen Zutaten (Daten) auf dieselbe Art verarbeitet kannte Zutat (neue Daten) kennenlernt, versucht sie diese in werden, bleibt am Ende auch das Gericht (Ergebnis/Aktion) der bekannten Weise zu verarbeiten. Wenn das Gericht (Er- gleich. gebnis der Berechnung) nicht gut ist, passt sie die Verarbei- tung für diese Zutat an, “lernt” also von ihrem Ergebnis. 19
Traditionelle Algorithmen Lernende Algorithmen Daten Daten Algorithmen Statischer Code Feed Hypothese back + 10 min. Ergebnis Ergebnis Künstliche Intelligenz (KI): Software-Systeme, die ein Verhalten menschlicher Intelli- genz zeigen, z. B. Aufgaben und Probleme eigenständig lö- sen, Muster erkennen, unsichere Ereignisse vorhersagen. Aktueller technischer Stand ist die „schwache KI“: Anwen- dungen, die auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert sind. „Starke KI“, mit den gleichen (oder sogar größeren) intellek- tuellen Fähigkeiten wie der Mensch, gibt es bislang nur als Science Fiction. Maschinelles Lernen (ML): Systeme, die nicht auf Basis vorgegebener Regeln program- miert werden, sondern selbständig Daten auswerten und auf Basis des Feedbacks selbständig Regeln/Programme ableiten und sich ständig anpassen bzw. verbessern (siehe oben unter „lernende Algorithmen“). Deep Learning: Systeme, deren Aufbau vom menschlichen Gehirn inspiriert ist. Diese bestehen aus künstlichen neuronalen Verbindun- gen und werden als Neuronale Netzwerke bezeichnet. Deep Learning Systeme entwickeln eigenständig Modelle weiter und schaffen neue Verbindungen, gleichzeitig sind sie so komplex, dass man oft nicht mehr nachvollziehen kann, wel- che Merkmale wie verarbeitet werden (sogenannte „Black- box“). 20
1 11 101110 01 Wie „lernen“ Maschinen? „Ganz ähnlich wie Menschen: indem sie üben, üben, üben – und gesagt kriegen, was richtig ist.“ (Brandeins, 2017) Am Anfang der Entwicklung eines KI-Systems steht in der Regel eine Zielstellung. Ein Beispiel, das ihr bestimmt aus Videocalls kennt: Das System soll in Echtzeit Gesichter er- kennen und alles andere ausblenden bzw. durch einen virtu- ellen Hintergrund ersetzen. Hierfür erhält das KI-System in der Regel erstmal einen gro- ßen Satz Trainingsdaten zur Verfügung, also z. B. Videos von verschiedenen Menschen vor verschiedenen Hinter- gründen. Das KI-System versucht, die Aufgabe auszuführen und lernt dabei von Feedback, also von einer Rückmeldung, ob die Umsetzung richtig war oder ob beispielsweise das Gesicht mit dem Hintergrund ausgeblendet und dafür die Topfpflan- ze als Gesicht erkannt wurde. Bei der nächsten Anwendung kann das System dann ein kleines bisschen besser Gesichter von Topfpflanzen unterscheiden und wird so langsam im- mer besser. Warum machen Maschinen Fehler? Gesichtserkennungssoftware Das Ziel von Gesichtserkennungssoftware ist es, anhand in- „KIs sind vom Menschen gemacht – und dividueller Merkmale auf Fotos oder Videos Personen sicher unterliegen damit einem natürlichen Prob- zu unterscheiden. Diese Software wird oft verwendet wie lem: Eine Intelligenz, die den Menschen ein Fingerabdruck, also für eine eindeutige Identifizierung. nachahmt, ist auch seinen geistigen Be- Das ist praktisch beim Entsperren des Smartphones oder der schränkungen unterworfen. Eine davon ist Haustüre, kann aber auch zur Überwachung von Menschen, Bias, englisch für Befangenheit.“ für polizeiliche Fahndungen oder als Beweismittel für die (Wfb Bremen, 2022) Überführung von Täter:innen bei Straftaten eingesetzt wer- Bei der Entwicklung von KI-Systemen können verschiedene den. Dabei werden Schwarze Menschen deutlich weniger zu- Fehler auftreten. Eine wesentliche Fehlerquelle liegt in den verlässig von Gesichtserkennungssoftwaren erkannt bzw. Daten, insbesondere den Trainingsdaten. Diese Trainings- häufiger verwechselt. daten können fehlerhaft sein, sie können bestimmte Fälle Das liegt unter anderem daran, dass die Systeme zur Ge- nicht abbilden bzw. über- oder unterrepräsentieren. Das sichtserkennung vorwiegend von weißen Menschen entwi- kann dazu führen, dass der Algorithmus zwar für viele Men- ckelt wurden, mit Trainingsdaten, die überwiegend aus Bil- schen gut funktioniert, aber für bestimmte Gruppen fehler- dern von weißen Menschen bestanden und zu Beginn auch haft funktioniert – insbesondere für Gruppen, die in unserer eher von weißen Menschen getestet wurden. Dies hatte zur Gesellschaft ohnehin benachteiligt und diskriminiert sind. Folge, dass das Nichterkennen von nicht-weißen Menschen Diese Effekte werden häufig auch als Bias bezeichnet. oft gar nicht erst bemerkt wurde. Zum Nachlesen: Emotionale KI – Berechnete Gefühle. Netzpolitik (2021) t1p.de/2bhgy 21
Microtargeting Microtargeting bedeutet, dass durch sehr spezifische An- sprache vieler fein unterteilter Zielgruppen bestimmte Kom- munikationsziele mit höherer Wahrscheinlichkeit erreicht werden.“ (LpB Niedersachsen). Für Microtargeting werden mithilfe von lernenden Algorithmen viele Nutzerdaten aus- gewertet. Anbieter wie Facebook geben dann Werbetreiben- den die Möglichkeit, sich anhand differenzierter Merkmale 01101011101110 1101110110011101011 101010101011101 011 ihre Zielgruppe auszusuchen bzw. je nach Zielgruppe ver- schiedene Werbung zu schalten. Das kann produktbezogene Werbung sein, die individuell auf die Interessen der poten- ziellen Kund:innen zugeschnitten ist. Es kann eine individu- elle Preisgestaltung sein, die sich nach der potenziellen Zah- lungsbereitschaft der Kund:innen richtet. Und es kann auch personalisierte Wahlwerbung sein. In allen Fällen ist das Risiko für die Nutzer:innen unbemerkte Manipulation. Ein konkretes Beispiel: Mittels Microtargeting schaltet die selbe 011110110101110 Partei online zwei inhaltlich völlig entgegengesetzte Werbe- anzeigen, die jeweils nur den Menschen angezeigt werden, die inhaltlich dadurch zu überzeugen sind. Beides gleichzei- tig kann die Partei unmöglich umsetzen, sollte sie gewählt werden und die Öffentlichkeit kann die widersprüchlichen Wahlversprechen kaum kontrollieren, da sie jeweils ver- schiedenen Gruppen angezeigt werden. Hinweis: Mehr Informationen 01101011101110 1101110110011101011 zur Barrierefreiheit findest du 101010101011101 011 im Thema „Big Data“: Greenpeace act.gp/3FUWlgu 011110110101110 Weiterführende Informationen: Zum Nachschauen: Recherchen des ZDF Magazin Royal zu Microtargeting von Parteien auf Facebook. YouTube „ZDF Magazin Royal“ t1p.de/lgvst Website zu den Rechercheergebnissen inkl. interaktivem Quiz. TargetLeaks t1p.de/i7kbi 22
11 10 0 11 10111 01011 KI-basierte Medizin KI-Systeme in der Medizin haben das Ziel, Ärzt:innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Dabei werden die Systeme ins- besondere dort eingesetzt, wo Muster in Daten oder auf Bil- dern erkannt werden sollen, also z. B. bei der Auswertung von Ergebnissen aus bildgebenden Verfahren (z. B. Ultra- schall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT)). Aber auch in der Forschung findet KI Anwendung, um durch die Auswertung und Verknüpfung vieler Patient:in- 111 011 nendaten neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die lernenden 01 01 KI-Systeme werden durch jede korrekte Diagnose immer 10 11 besser – so wie auch Ärzt:innen im Rahmen ihrer Ausbil- 00 dung und durch Erfahrung lernen. Aktuelle Studien zeigen, 10 100 dass Künstliche Intelligenz den Ärzt:innen (bisher) nicht 11 deutlich überlegen ist. Aber sicherlich kann KI zu einer Ent- lastung des medizinischen Personals beitragen, sodass sich Ärzt:innen bestenfalls wieder mehr Zeit für den Kontakt zu ihren Patient:innen haben. Allerdings bestehen auch Risi- ken: Teilweise erfolgt der Einsatz von KI in der Medizin ohne entsprechende Studien zur Wirksamkeit (also ob die KI-Systeme gleich gut oder besser als Ärzte Diagnosen stel- len), es ist zudem schwierig zu kontrollieren, welche Fakto- ren die KI berücksichtigt („Blackbox“, s. oben), auch der Um- Zum Nachlesen: Algorithmen gang mit den sehr sensiblen Gesundheitsdaten kann in der Medizin – Wie dient das problematisch sein. den Patient:innen? In der medizinischen Forschung gibt es auch unabhängig Verbraucherzentrale von KI-Systemen bereits eine dokumentierte Verzerrung in t1p.de/58r6x den verwendeten Daten – häufig werden eher Daten von Männern einer bestimmten Altersgruppe verwendet (z. B. durch Studierende als Probanden). Entsprechende Effekte sind auch für KI-basierte Forschung oder medizinische KI- Anwendungen zu erwarten. Das kann bedeuten, dass Frau- en durch KI-Systeme weniger gut diagnostiziert oder behan- delt werden. Übersetzungsprogramme Das Ziel von Übersetzungsprogrammen ist die maschinelle Übersetzung von Texten in andere Sprachen. Dabei wird eine möglichst korrekte inhaltliche Wiedergabe und ein möglichst gutes Verständnis von Kontext und Ton ange- Zum Nachlesen: K.I. und lite- strebt, um einem natürlichen Sprachstil möglichst nahe zu rarische Übersetzung. kommen. Der Zugang zu intuitiven und guten Überset- zungsprogrammen nimmt immer mehr zu, so dass sie in- Goethe-Institut zwischen einen wertvollen Beitrag zur ganz alltäglichen Völ- t1p.de/le9qh kerverständigung leisten. Durch Maschinelles Lernen und Deep Learning konnten in den vergangenen Jahren die Ergebnisse von maschineller Übersetzung deutlich verbessert werden. Dank maschinel- lem Lernen stehen diese Ergebnisse zudem in Echtzeit zur Verfügung. Dabei gibt es jedoch eine Einschränkung, denn auch maschi- nelle Übersetzung benötigt Trainingsdaten um zu „lernen“: Zum Nachlesen: Das Internet „Es gibt über 7.000 Sprachen auf der Welt, maschinelle soll afrikanische Sprachen ler- Übersetzungsprogramme kommen nur mit einem Bruchteil nen. davon zurecht. Der Großteil aller Webseiten ist in nur einer Handvoll Sprachen verfasst – meist in Englisch. Ein eintöni- enorm-Magazin ges Futter für selbstlernende Übersetzungsalgorithmen, die t1p.de/wr3ta sich daher meist an den viel verbreiteten Sprachen schulen.“ (Fluter). 23
AUFGABEN Aufgabe 1: Algorithmen im Alltag Welchen Einfluss hat Maschinelles Lernen auf deinen All- KI-Anwendungsgebiet Weitere Schlagworte für die Recherche tag? Nenne Beispiele dafür, wann du mit Algorithmen kon- Online-Shopping Alltag, Einkaufen, Schwangerschaft frontiert wirst, z. B. bei der Nutzung deines Smartphones? Erläutere, wie Algorithmen dein Verhalten oder deine Ent- Wettervorhersage KI, Wetterprognose, Vorhersage, Unwetter, Extremwetterereignisse scheidungen beeinflussen. Virtuelle Kunst KI, Kunst, „Deep Art“, Geschlechterklischees Hättest du lieber, dass eine KI nach der Schule über deine Gesundheitsdaten Krankenversicherung, Fitnesstracker, „automati- Bewerbung oder Einstellung entscheidet oder ein Mensch? sierte Tarifgestaltung“ Begründe deine Position. Autonomes Fahren KI, Autonomes Fahren, Ethik, Entscheidung Autoversicherung KI, KfZ-Versicherung, Telematik, „überwachtes Bildet Zweierteams, wählt jeweils eines der nebenan ge- Fahrverhalten“, GPS-Tracker nannten Beispiele aus und recherchiert dazu anhand der Kreditrating Scoring, Bonität, Kredite, Datenrassismus Schlagworte. Beschreibt das Ziel bzw. die Aufgabe des Algo- Umweltschutz KI, Umweltverschmutzung, Satellitenbilder, rithmus. Welche Chancen, welche Risiken seht ihr? Notiert Ölverschmutzung, Skytruth eure Erkenntnisse auf einem Plakat oder in einem digitalen Navigation KI, Navigationssysteme, Routenplanung, Dokument. Fahrradstraßen Aufgabe 2: Einfluss der Algorithmen Teilt euch in Gruppen auf. Jede Gruppe bearbeitet eine der nebenan genannten Quellen. Fasst die Quelle zusammen 1. Demokratie und Künstliche und nennt mindestens ein konkretes Beispiel aus eurem All- Intelligenz – Wie Computer die tag. Bereitet euch dann anhand der Quelle auf eine Diskus- Meinungsbildung beeinflussen sion im Plenum vor, in der ihr folgende Fragen gemeinsam diskutiert: 2. TikTok-Algorithmus führt zu extremen Positionen Welchen Einfluss haben Algorithmen auf Social Media Feeds, Suchmaschinen und die Entwicklung 3. Facebook erzeugt Gewalt der Diskussionskultur? 4. Social Bots, Desinformation Wie kann es dazu kommen, dass bestimmte Infor- mationen einige Gruppen gar nicht mehr erreichen? 5. KI gegen Radikalisierung ein- setzen Wann wollt ihr wissen, wie ein Algorithmus arbei- tet und wie könnt ihr das erkennen? t1p-Multilink t1p.de/bnkfb 01110111010111011010110100101 24
TRANSFER Gedankenexperiment: Zukunft mit KI Schritt 1: Recherche Wählt eine KI-Anwendung bzw. Technologie aus, die rechts KI-Anwendungen/Technologien aus diesem Modul: genannt wird. Skizziert ein Zukunftsszenario für das Jahr 2035: Wie hat Gesichtserkennungssoftware sich die Verarbeitung und Weiterentwicklung dieser Technologie verändert? Wie spiegelt sich dies in eurem Microtargeting Arbeitsalltag wider? Wie in eurem sozialen Umfeld und in eurer Freizeit? Wie bewertet ihr die Entwicklung? KI-basierte Medizin Beleuchtet hierbei positive sowie negative Auswirkungen der KI-Technologie auf die vier Dimensionen der Nachhal- Übersetzungsprogramme tigkeit: Soziales (Wie verändert sich die Gesellschaft?), Ökologie (Welchen Einfluss hat die Technologie auf die Umwelt?), Ökonomie (Wie entwickelt sich die Wirtschaft?) und Politik (Welche Auswirkungen hat es auf die Demokra- tie?). Schritt 2: Diskussion Diskussion: Stellt euch eure Ergebnisse gegenseitig im Ple- num vor. Diskutiert vor dem Hintergrund einer Nachhalti- 11011010 gen Entwicklung über das Zitat von Seite 2: Was ist damit gemeint, dass KI entweder das Schlimmste oder das Beste 0 1 11 ist, was uns passieren könnte? 110 Schritt 3: Vertiefung Sprecht jeweils in Zweierteams darüber, welche Erkenntnis- se ihr aus eurer Zukunftsvorstellung für unser Handeln oder unsere Politik heute ableitet. Welche Weichen sollten heute wie gestellt werden, um eure Zukunftsvorstellung entweder zu ermöglichen oder zu verändern? Formuliert bis zu drei Forderungen an die Politik. 25
DIGITAL DIVIDE Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch? Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I/II ca. 45-90 min. 26
Etwa jeder dritte Mensch hat keinen Zugang zum Internet. 63 % 2,9 Mrd. der Weltbevölkerung nutzen das Internet. Menschen (37 %) sind „offline“. ITU (2021) ITU (2021) 27 7 2 7
INPUT 100 „Digital Divide“ bezeichnet die Kluft zwischen Menschen mit und ohne Möglichkeit, das Internet und andere Informa- tions- und Kommunikationstechnologien (kurz IKT) zu nut- zen. Diese Kluft kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel kann es an fehlender Ausstattung, fehlender techni- scher Abdeckung der Region oder an Fähigkeiten zur Nut- Digitale zung digitaler Geräte liegen. Diese unterschiedlichen Gründe machen bereits deutlich, dass es nicht nur eine digitale Kluft Vorreiter:innen gibt, sondern viele digitale Klüfte zwischen verschiedenen Gruppen. Diese bezeichnen wir im Folgenden auch als „Tren- nungslinien“. Insbesondere kann unterschieden werden zwi- 63 % schen der globalen digitalen Kluft, die zwischen verschiede- nen Ländern/Regionen verläuft und der nationalen, digitalen Kluft, wie beispielsweise hier in Deutschland, die zwischen = Durchschnitt verschiedenen sozioökonomischen Gruppen in unserer Ge- in Deutschland sellschaft verläuft. Digital Mithaltende Digital Divide in Deutschland In Deutschland leben wir in einer Gesellschaft, in der aus technischer und finanzieller Sicht die meisten Menschen ohne Probleme Zugang zu Internet und IKT haben können. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede innerhalb unserer Gesellschaft, wie intensiv, souverän und kompetent die Menschen an der Digitalisierung teilhaben. Die Initiative D21 erhebt seit 2013 in regelmäßigen Studien den Digitali- sierungsgrad der deutschen Bevölkerung. Dabei werden die vier Dimensionen Zugang, Nutzungsverhalten, Kompetenz und Offenheit berücksichtigt und in einer Kennzahl zwi- Digital schen 0 und 100 zusammengefasst. Niedrige Zahlen stehen Abseitsstehende dabei für keinen bzw. einen sehr eingeschränkten Zugang zum Internet, geringe Digitalkompetenzen, wenig Offenheit und ein niedrig ausgeprägtes Nutzungsverhalten. Hohe Zah- len stehen im Gegenzug für einen insgesamt hohen Digitali- sierungsgrad. In den Studien der Initiative D21 wird deut- lich, dass es entlang verschiedener Trennungslinien deutliche Unterschiede im Digitalisierungsgrad auch inner- halb Deutschlands gibt. 0 Quelle: D21-Digital-Index (2021/2022) 28
Welche Gruppe schätzt du als „digitaler“ ein? Um- kreise das Symbol der jeweiligen Gruppe. Auflösung: D21-Digital-Index Welche Gruppen liegen über, welche unter dem 2021/2022 durchschnittlichen Digitalisierungsgrad (63 %, Stand 2021/2022) in Deutschland? Zeichne neben Initiative D21, 2022 das jeweilige Symbol entweder einen Pfeil nach t1p.de/ifu6b oben, wenn du der Meinung bist, dass sie über dem Durchschnitt liegt, oder einen Pfeil nach un- ten, wenn du sie unterhalb des Durchschnitts ein- schätzt. Überprüfe dein Ergebnis mit Hilfe der D21-Studie (siehe Infobox). Alter: Junge Menschen der Generation Z (14-25 Jahre) Generation der Babyboomer (56-65 Jahre) Geschlecht: Frauen Männer Bildungsstand: Niedriges Bildungsniveau Hohes Bildungsniveau Beschäftigung: Nicht berufstätig Berufstätig Wohngegend: Ländliche Gegend Großstadt Einkommen: Niedriges Einkommen (< 2.000 Euro Netto) Hohes Einkommen (> 3.000 Euro) 29
Die Studie zum D21-Digital-Index zeigt: Insbesondere in Be- oder hohe Farbkontraste sowie Bildbeschreibungstexte für zug auf Alter, Bildungsstand, Beschäftigungsstatus und Ein- blinde Menschen oder Menschen mit einer Sehbeeinträchti- kommen gibt es große digitale Klüfte innerhalb der Gesell- gung. schaft in Deutschland. Insbesondere alte Menschen sind häufig gänzlich offline oder bewegen sich unsicher und sel- Relevante Teile des gesellschaftlichen Lebens finden zuneh- ten im Internet. Das hat viel damit zu tun, dass das Internet mend digital statt, immer mehr Informationen und Dienst- erst in einer Zeit entstand, als diese Menschen ihre Schul- leistungen sind ausschließlich online verfügbar. Digitale und Berufsbildung bereits abgeschlossen hatten. Einige wur- Dienste machen einen großen Teil der Kommunikation und den im Beruf oder durch Kinder und Enkel mit der neuen Medienlandschaft aus, sie erleichtern in vielen Bereichen Technologie konfrontiert. Andere ältere Menschen erken- unseren Alltag, ermöglichen uns Vernetzung mit anderen nen keine Bereicherung für ihren Alltag darin, sich das Inter- Menschen und lebenslanges Lernen. Für eine Gesellschaft net zu erschließen, viele fühlen sich auch überfordert oder die Chancen- und Bildungsgerechtigkeit anstrebt, in der nie- haben einfach kein Interesse. mand von den Vorteilen der Digitalisierung und von der Teilhabe an der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen wer- Fehlende Erfahrungen und Kompetenzen in Bezug auf digi- den soll, müssen digitale Klüfte daher überwunden werden. tale Technologien sowie fehlende Unterstützung bei der An- wendung dieser Technologien führen zu einer seltenen und unsicheren Nutzung oder Ablehnung der Technologien. Das gilt insbesondere für die digitale Kluft zwischen jung und Hinweis: Mehr Informationen alt, vergleichbar aber auch für Menschen mit einem gerin- zu Inklusion im digitalen Raum gen Bildungsniveau oder Einkommen. und zur Partizipation in der (di- gitalen) Gesellschaft findest du Menschen mit Behinderung und/oder Beeinträchtigung er- im Thema „Digitale Beteili- leben oft Hürden für den Zugang zum Internet und den Zu- gung“: griff auf Informationen und digitale Dienste. Daher ist ein „barrierefreier“ Zugang im digitalen Netz unabdingbar. So Greenpeace braucht es beispielsweise Untertitel nicht nur für gehörlose act.gp/3FUWlgu Menschen oder Menschen mit Hörbeeinträchtigung, die Möglichkeit zum Abrufen von Texten in Leichter Sprache, Digital Divide global Weltweit sind 2,9 Milliarden Menschen „offline“ – mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung. 4,9 Milliarden Menschen nutzen das Internet, von diesen haben jedoch viele hundert Millionen nur selten die Möglichkeit, online zu gehen, über gemeinsam genutzte Geräte oder mit Verbindungsgeschwindigkeiten, die den Nutzen ihrer Verbindung deutlich einschränken. Internetzugang* weltweit 2021 Weltbevölkerung in % 37 % ohne Zugang 63 % mit Zugang Quelle: ITU (2021) * Internetzugang bedeutet in der Definition der Studie, dass die Personen mindestens 30 einmal in den vergangenen drei Monaten das Internet genutzt haben
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Die Chancen sind dabei nicht gleichmäßig verteilt: 96 Prozent der Menschen ohne Internetzugang leben in den sogenannten Entwicklungsländern, in den am wenigsten „entwickelten“ Ländern hatten fast drei Viertel der Menschen noch nie einen Inter- netanschluss. Viele dieser „digital Ausgegrenzten“ erleben große Hürden in Bezug auf die Internetnutzung, Armut, Analphabe- tismus, begrenzter Zugang zu Elektrizität und (Netz-)Infrastruktur, mangelnde digitale Fähigkeiten und fehlendes Bewusstsein. (ITU, 2021) Konnektivität nach Region Prozentualer Anteil der Internetnutzer 2021 100 75 50 25 33 % 81 % 66 % 61 % 82 % 87 % 0 Afrika Amerika Arabische Welt Asien-Pazifik GUS Europa (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) Quelle: ITU (2021) Dieses Phänomen bezeichnet man als globalen Digital Divide – hier verläuft die digitale Kluft zwischen Ländern bzw. Regionen der Welt, insbesondere zwischen den sogenannten Industrieländern (v. a. im globalen Norden) und den sogenannten Entwi- cklungs- und Schwellenländern (v. a. im globalen Süden). Gleichzeitig sind die digitalen Klüfte innerhalb von Gesellschaften in sogenannten Entwicklungsländern noch stärker ausgeprägt: hier sind Frauen besonders benachteiligt, denn etwa vier von fünf haben keinen Zugang zum Internet. Es gibt zudem ein ausgeprägtes Stadt-Land-Gefälle – weltweit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in städtischen Gebieten das Internet nutzen, doppelt so hoch wie in ländlichen Gebieten. Spaltung zwischen ländlichen und städtischen Gebieten nach Region Prozentualer Anteil der Internetnutzer 2020 100 75 50 25 15 % 50 % 60 % 83 % 42 % 76 % 39 % 75 % 69 % 85 % 80 % 87 % 0 Afrika Amerika Arabische Welt Asien-Pazifik GUS Europa (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) Quelle: ITU (2021) 31
Doch die Digitalisierung bietet auch Chancen für Länder des globalen Südens. In gewisser Hinsicht haben einige Regio- Zum Nachlesen: Digitalisierung nen des globalen Südens Technologieschritte übersprungen für alle, weltweit und fair. (z. B. Festnetztelefon, es wurden direkt Sendemasten für Mo- bilfunk aufgestellt) und können bei zunehmender Digitali- Brot für die Welt sierung direkt auf aktuelle Technologien setzen, während t1p.de/7odl9 wir in Deutschland beispielsweise oft mit veralteter Infra- struktur und Technik zu tun haben. Gleichzeitig gibt es sehr dynamische und innovative Entwicklungen in afrikanischen Ländern, z. B. in Kenia, dort wurde ein digitales Zentrum etabliert, das als „Silicon Savannah“ bezeichnet wird und Software für die ganze Welt entwickelt. Die fortschreitende Digitalisierung gerade in den Städten der sogenannten Ent- wicklungs- und Schwellenländer kann aber auch neue Prob- leme mit sich bringen, beispielsweise wenn es keine geeigne- ten Recycling-Systeme für den dadurch entstehenden Elektroschrott gibt oder die notwendige Energie aus fossilen Zum Nachschauen: Warum Energieträgern gewonnen wird. das Internet in Deutschland so schlecht ist. Übrigens: Deutschland steht auch im Vergleich mit anderen europäischen Staaten nicht so gut da, was die Digitalisierung Simplicissimus, 2018 betrifft. Immer wieder wird Deutschland in diesem Zusam- t1p.de/uisev menhang auch als „digitales Entwicklungsland“ bezeichnet. Es gibt Probleme mit der Netzabdeckung (Funklöcher, gera- de im ländlichen Raum), beim Glasfaserausbau, bei der Digi- talisierung der Schulen und der Verwaltung. Eine weitere Dimension des globalen Digital Divide betrifft die verfügbaren Inhalte. Einerseits ist der meiste Inhalt im Zum Nachlesen: Internetfrei- Internet nur in wenigen Sprachen (insbesondre auf Eng- heit ist in diesen Ländern leider lisch) verfügbar, wodurch der Zugang zu digitalen Informa- nicht verfügbar. tionen und die Möglichkeit der digitalen Weiterbildung Menschen ohne Englischkenntnisse nur eingeschränkt of- Netzpolitik.org, 2020 fensteht. KI-gestützte lernende Übersetzungsprogramme t1p.de/o5hz7 können allerdings dazu beitragen, mehr und mehr Inhalte des Internets in vielen Sprachen zugänglich zu machen und damit einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. An- dererseits sind in einigen Ländern der Welt nur einge- schränkte Inhalte verfügbar – aufgrund von Restriktionen durch Regierungen, Zensur, Überwachung und die Abschot- Zum Nachschauen: Karte der tung bzw. Schaffung eigener paralleler Internetstrukturen. „Internetfreiheit“. Freedom House, 2021 t1p.de/wx1ec 32
AUFGABEN Aufgabe 1: Digitalisierung im internationalen Vergleich Recherchiert innovative Anwendungsbereiche von Digitali- sierung in unterschiedlichen Ländern. Nutzt dazu die vor- • Afrika: Mobile Zahlungs- gegebenen Links in der Info-Box. Teilt euch in Gruppen auf verfahren und stellt jeweils eines der 11 Besispiele vor. Erklärt, was wir in Deutschland oder weltweit von diesen Beispielen lernen • Afrika: Digitale Lösungen können. u. a. in der Landwirtschaft • Kenia, Nigeria und Aufgabe 2: Brücken bauen Südafrika: Digitale Startup-Szene Entwickelt in Kleingruppen Strategien und Maßnahmen, um die digitalen Klüfte zu schließen. Greift hierfür eine kon- • Afrika: Chancen für Startups krete Kluft/Trennungslinie heraus (z. B. Alter, Geschlecht, globale Kluft) und beschreibt eure Idee, wie die Kluft ver- • Internationaler Vergleich: Digitales Homeschooling ringert werden kann. Nutzt für die Recherche die Links in der unteren Info-Box. • Dubai: Minister für Künstliche Intelligenz • Israel: Digitalisierung im Gesundheitswesen • Estland: Digital Health • Estland: Digitaler Vorreiter • Estland: E-Government und Datenschutz • Dänemark: „Pflichtdigitalisierung“ Multilink t1p.de/lg9q5 11 00 101 000111010111 Zum Nachlesen: Unter folgen- dem Link findet ihr hilfreiche Artikel zu eurer Recherche: Multilink t1p.de/i6fgz 01100110111011011010111 10110 0 33
TRANSFER Welche Auswirkungen haben digitale Klüfte? Schritt 1: Gruppenbildung Bildet Gruppen von jeweils 4-5 Personen. Wählt in jeder Gruppe zunächst eine digitale Kluft aus, z. B.: Digital Divide zwischen Männern und Frauen Digital Divide zwischen jungen und alten Menschen Digital Divide zwischen sogenannten Industriestaa- ten und sogenannten Entwicklungsländern Schritt 2: Analyse Analysiert für die ausgewählte Trennungslinie, wie sich der digital Divide auf verschiedene Lebensbereiche und Aspekte der Gesellschaft auswirkt. Analysiert die Auswirkungen für die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit. Helfen können da- bei ggf. die unten angegeben Schlagworte je Dimension. Ent- wickelt möglichst viele Lösungsansätze je Dimension und bewertet diese. Umwelt Soziales Politik Wirtschaft Erneuerbare Energien Bildungsgerechtigkeit Informationszugang Wirtschaftliche Entwick- Digitaler Fußabdruck Chancengerechtigkeit Zensur lungschancen Kreislaufwirtschaft Spaltung der Gesellschaft Digitale Teilhabe Infrastruktur für Firmen Müll/Entsorgung Filterblase Digitale Verwaltung Fachkräftemangel Digitalkompetenzen 34
DIGITALE BETEILIGUNG Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch? Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I/II ca. 45-90 min. 35
INPUT Was ist (digitale) Beteiligung? Beteiligung oder Partizipation bedeutet, dass Bürger:innen an Prozessen der gesellschaftlichen Willensbildung mitwir- Zum Nachschauen: Wie kann ken. Häufig bezieht sich der Begriff „Partizipation“ auf Be- ich politisch mitwirken? | Mirko teiligung an politischen Entscheidungsprozessen. Doch auch Drotschmann erklärt Formen in anderen Bereichen der Gesellschaft kann und soll Beteili- der politischen Beteiligung. gung stattfinden. JUGEND PRÄGT, 2020 An welchen Entscheidungsprozessen t1p.de/1zn3q kannst du neben politischen Prozessen noch teilhaben? Überlege zuerst selbst, notiere dir einige Beispiele. Schaue anschließend das Video in der Box an und ergänze deine Liste. Analog – digital Beteiligung gibt es nicht nur in der „analogen“ Welt, sondern zunehmend auch rein digital und online, oder in einer hybriden Form mit Unterstützung durch digitale Tools. „E-Partizipation ist der Überbegriff für digitale Ver- fahren, die es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, an politischen Entscheidungsprozessen teilzunehmen. E- Partizipation ist also die digitale Weiterentwicklung von klassischen Formen der Bürgerbeteiligung.“ (LpB BW) Formell – informell Formelle Beteiligung der Bürger:innen ist per Gesetz geregelt, das meint insbesondere Wahlen, aber auch andere Beteiligungsformen wie Bürgerentscheide oder Petitionen, die formell geregelt sind. Informelle Beteiligung um- fasst also alle Formen der Beteiligung, die nicht gesetzlich geregelt sind, z. B. Bürgerinitiativen, Demonstrationen oder ehrenamtliches Engagement. Informelle Beteiligung kann oft auch spontan entstehen, formelle Beteili- gungsverfahren sind in der Regel längerfristig geplant und benötigen Vorbereitungszeit. Information – (Mit-)Entscheidung Es gibt verschiedene Stufen der Partizipation, die oft in einer Pyramide dargestellt werden. Während auf der untersten Stufe die Bürger:innen nur über die Geschehnisse informiert werden und nicht mitentscheiden kön- nen, sind sie auf der höchsten Stufe direkt in die Entscheidung einbezogen oder entscheiden sogar völlig selb- ständig. Mehr Informationen findest du im oben stehenden Video (JUGEND PRÄGT). Einmalig – Regelmäßig Manche Formen der Beteiligung finden eher nur einmal statt, z. B. die Teilnahme an einer Petition. Andere Formen finden regelmäßig statt, z. B. Wahlen und Umfragen oder dauerhaft, z. B. die Beteiligung an einer Bürgerinitiative mit langfristigem Ziel. Zugang mit Hürden – Barrierefreiheit Das Idealbild von Beteiligung ist, dass alle Menschen, unabhängig von individuellen Einschränkungen Zugang zum Beteiligungsverfahren haben. Teilweise können digitale Beteiligungsverfahren Hürden abbauen (z. B. kann eine Person im Rollstuhl sich ggf. bei digitalen Demonstrationen leichter beteiligen als bei einer Demo mit Wanderung quer durch die Stadt), sie können aber auch neue Hürden schaffen. Zum Nachlesen: E-Partizipati- Hinweis: Mehr Informationen onsplattformen auf Landes- zur Barrierefreiheit findest du und Bundesebene. im Thema „Digital Divide“: Partizipendium.de, 2022 Greenpeace t1p.de/f0h9x act.gp/3FUWlgu 36
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