EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - Dezember 2020 / Januar 2021 - kirche-uep.de
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Kirchengemeinde Übach-Palenberg EVANGELISCH Gemeindebrief der Evangelischen IN ÜBACH-PALENBERG Dezember 2020 / Januar 2021 Foto: Ramona Heim / stock.adobe.com Weihnachten in Coronazeiten Andachten für die Endlich konfirmiert! S. 6 Kommenden Wochen, S. 8
EDITORIAL Inhaltsverzeichnis Editorial Weihnachten fällt nicht aus! ................ 3 Liebe Leserin, lieber Leser, Konfirmationen 2020 .......................... 6 ich muss oft in diesen Tagen an einen Andachten, Teil 1 .................................. 8 Satz denken, den jemand im Frühjahr in Amtshandlungen ................................ 20 den Sozialen Netzwerken gepostet hat: Gottesdienste ..................................... 21 „Wenn das mit Corona endlich vorbei ist, Andachten, Teil 2 ................................ 22 dann gehen wir aber alle zusammen auf Familiengottesdienst im Januar ........ 32 den Weihnachtsmarkt einen Glühwein KinderKirche ....................................... 33 trinken.“ Ich fürchte, da ist jemand sehr Wunschbaumaktion ........................... 34 optimistisch gewesen ... Auf den ersten Weihnachtsbaumverkauf ................... 35 Corona-Herbst folgt nun bald der erste Glaubenswege: Albert Schweitzer .... 36 Corona-Winter und das erste Corona- Wenn noch ein Weihnachts- Weihnachten. geschenk fehlt ............................. 38 Dieses Jahr ist alles anders. Das Anschriften und Telefonnummern ... 40 merkt man auch unseren Gemeinde- briefen an, die seit Monaten schon hauptsächlich aus Andachten bestehen. Grafik: Lotz Wann sich daran etwas ändern wird – wer weiß? Aber was wir wissen: Egal was kommt, gleich wie die Entwicklung der Corona-Pandemie sich gestaltet, es gibt in unserem Leben als Christenmen- schen eine große Konstante: nämlich Gott, dessen Menschwerdung wir in diesen Wochen feiern. Und mit ihm an unserer Seite dürfen wir getrost un- seren Weg gehen! In diesem Sinne: Ein frohes und ge- segnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2021! Im Namen des Redakti- onskreises grüßt Sie herzlich Impressum Der Gemeindebrief „Evangelisch in Übach-Palenberg“ wird herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Übach-Palenberg, vertreten durch den Vorsitzenden, Pfarrer Christian Justen. Redaktion: Jana Eickvonder, Christian Justen (v. i. S. d. P.), Renate de Kleine, Angelika Krakau Anschrift der Redaktion: Maastrichter Straße 47, 52531 Übach-Palenberg Gestaltung: Christian Justen. Druck: Gemeindebriefdruckerei Harms, Martin-Luther-Weg 1, 29393 Groß Oesingen Auflage: 3 300 Redaktionsschlus der nächsten Ausgabe: 31. Dezember 2020 2
Aktuelles Weihnachten fällt nicht aus! In der Diskussion, die in den letzten Wo- in Coronazeiten ja doch auch ein wenig chen in unserem Land geführt wurde, zu kurz: Natürlich, die meisten von uns wenn es um die Corona-Pandemie, not- sehnen sich danach, Weihnachten ge- wendige Maßnahmen gegen die Pan- meinsam mit den Menschen zu feiern, demie und mögliche Einschränkungen die ihnen wichtig sind. Aber gleichzei- ging, fiel vor allen Dingen immer wieder tig dürfen wir doch auch nie vergessen: ein Stichwort: „Weihnachten“. „Wenn Ganz gleich, in welcher Weise wir dieses wir uns jetzt anstrengen, dann können Jahr Weihnachten feiern, ganz gleich, wir richtig Weihnachten feiern“, so lau- ob es ein fröhliches oder ein trauriges tete der Tenor vieler Aussagen – und da- Fest wird, wir dürfen unbedingt darauf bei hätte doch eigentlich jedem klar sein vertrauen, dass Gott mit uns Weihnach- müssen, dass Weihnachten 2020 gewiss ten feiert. nicht so gefeiert werden kann, wie wir Weihnachten fällt nicht aus – weil es in der Vergangenheit tun konnten. Gottes Gegenwart, weil Gottes Liebe Dass natürlich auch wir immer wie- zu uns nicht ausfällt! der die Frage gestellt haben, wie denn In der letzten Gemeindebrief-Aus- Weihnachten dieses Jahr wohl ausse- gabe haben wir angekündigt, dass wir hen wird, das hat natürlich vor allen Din- wieder mit Präsenzangeboten, vor gen damit zu tun, dass Weihnachten für allem auch mit Präsenzgottesdiensten, Christenmenschen nicht das bunte Lich- beginnen möchten. Doch die Freude terfest mit dem hübschen Tannenbaum darüber war nur von kurzer Dauer. We- und den vielen Geschenken ist – son- nigstens haben wir im September in vier dern: Weihnachten ist neben Karfreitag und Ostern eines der drei wichtigsten Feste der Christenheit. Wir feiern an Weihnachten weder die Gemütlich- keit noch den Lichterglanz, sondern wir feiern, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden ist, dass Gott all seine Herrlichkeit aufge geben hat und sich zu einem schlichten, machtlosen Menschen gemacht hat, da- mit er uns Menschen in aller Dunkelheit der Welt und in allem Elend, das uns um- gibt, buchstäblich zu einem Bruder wird, damit er unser Leben, unser Leiden und unser Sterben teilen kann – so wie wir dann auch mit ihm das ewige Leben teilen können. Vielleicht kommt das bei all den Diskussionen über Weihnachten Foto: Lotz 3
Aktuelles Gottesdiensten unsere Konfirmationen das selbst umzusetzen, dafür fehlt uns feiern können – in kleineren Gruppen, das Know How, und um regelmäßig ei- ohne Gesang, ohne Chor, in kürzerer nen externen Dienstleister damit zu be- und anderer Form. Ein Novum gab es auftragen, dafür fehlt uns irgendwann dabei dann auch: Wohl zum ersten Mal das Kleingeld. wurden Gottesdienste aus der Erlöser- Mitte Oktober zeichnete sich ab, kirche live auf YouTube übertragen, so dass die zweite „Corona-Welle“ auch dass alle, die nicht vor Ort dabei sein bei uns unmittelbar vor der Tür stand. konnten, von zu Hause aus die Konfir- Als die 7-Tage-Inzidenzzahl sich in mationen mitverfolgen konnten. Leider Übach-Palenberg stabil über 50 be- wird dieses „Livestreaming“ aber die wegte, haben wir sozusagen die Reißlei- Ausnahme bleiben müssen, denn um ne gezogen und alle Präsenzangebote umgehend wieder eingestellt. Einzige Ausnahme: Die Ange- bote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit finden – u. a. nach dem Willen des Land- kreises und des Landes Nord rhein-Westfalen – in einge- schränkter Form nach wie vor statt. Zwischenzeitlich lag der Inzidenzwert in unserer Stadt bei 260! Und an eine „Entwar- nung“ ist noch lange nicht zu denken. Dennoch hat das Presby- terium ausführlich darüber beraten, ob es nicht zumin- dest möglich sein könnte, Gottesdienste wieder in Prä- senzform zu feiern. Mehr- heitlich wurde der Beschluss gefasst, dies ab Dezember 2020 wieder zu tun, wenn auch mit Einschränkungen. So wurde die Höchstzahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher auf 50 gesenkt. St. Josef Eine Anmeldung zum Gottes- Übach-Palenberg Leben in Geborgenheit dienst ist unbedingt erforder- lich. Und während des gesam- ten Gottesdienstes muss ein 4
AKTUELLES Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Viele sagen: „Wer wird uns Weitere Informationen zu den Gottes- diensten finden Sie auf Seite 21. für Gutes sehen lassen?“ alle, die Präsenzgottesdienste nicht be- H���, lass leuchten über suchen können oder wollen – und dafür gibt es wahrlich genug gute Gründe – uns das Licht deines Ant- bieten wir wieder Online-Gottesdienste litzes! an, die Sie auf unserem YouTube-Kanal Psalm 4, 7 – Monatsspruch Januar 2021 abrufen können. zudem finden sich wie schon fast gewohnt in diesem Gemein- Wie es weitergeht? Das wissen wir debrief zu (fast) jedem Sonn- und Feier- momentan auch noch nicht. Denn es tag Andachten, die Sie zu Hause alleine hängt wesentlich davon ab, wann die oder im Kreis der Familie feiern können. „dritte Corona-Welle“ kommt und wie Alle anderen Angebote, Gruppen heftig sie wird – und welche Maßnah- und Kreise dürfen – mit Ausnahme der men dann die Politik ergreift. Offenen Kinder- und Jugendarbeit – Aber wir dürfen gewiss sein: Mit nach den Bestimmungen der Corona- dem menschgewordenen Gott an un- schutzverordnung derzeit nicht statt- serer Seite geht es weiter, ganz gewiss! finden. Christian Justen Konrad-Adenauer-Straße 128 52511 Geilenkirchen Telefon: 02451 - 911 605 3 Kontakt@Buchhandlung-deKleine.de www.Buchhandlung-deKleine.de WhatsApp: 0152 – 529 083 3 Bequem von zu Hause aus bestellen! Jetzt neu: Kostenloser Lieferservice für Geilenkirchen und Übach-Palenberg 5
Konfirmationen 2020 Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden 2020 Aus Gründen des Datenschutzes dürfen wir die Bilder der Konfirmationen nur in der Print-Ausgabe veröffentlichen! 6
Konfirmationen 2020 Aus Gründen des Datenschutzes dürfen wir die Bilder der Konfirmationen nur in der Print-Ausgabe veröffentlichen! 7
2. Advent – 6. Dezember 2020 Andacht für den 6. Dezember 2020 Liebe Leserinnen und Leser, geduldig und stärkt eure Herzen; denn heute ist nicht nur der 2. Advent, das Kommen des Herrn ist nahe.“ (Jako- sondern auch Nikolaustag. Die Kinder bus 5, 7f) sind heute Morgen vermutlich schon un- Den Menschen damals, denen Jako- geduldig und voller Vorfreude zu ihren bus schrieb, riss langsam der Gedulds- geputzten Stiefeln in den Flur gelaufen faden. Eigentlich hatten diejenigen, die oder haben einen mit verschiedenen die Himmelfahrt Jesu erlebt hatten, sei- Leckereien gefüllten Teller gefunden, ne Rückkehr noch zu ihren Lebzeiten er- der ihnen dorthin gestellt worden ist. wartet. Doch das war nicht geschehen. Die Vorfreude ist die schönste Freude, Die Menschen mussten sich in Geduld sagen wir immer. Das Warten auf den üben, während sie beteten, Gemein- Geburtstag, die Hochzeit, auf Sankt schaft pflegten und auf Veränderung Martin, den Nikolaus, das Osterfest und warteten. Doch die Ungerechtigkeit in in diesen Wochen vor allem auf Weih- der Welt blieb. Und auch wir warten im- nachten ist anstrengend, und unsere Er- mer noch – daran erinnert uns das The- wartungen sind meist hoch. Wir wollen ma des zweiten Advents. Wir warten vorbereitet sein, und so wird geputzt, auf die Ankunft Jesu, wir warten darauf, gekauft, gebastelt, gebacken und was dass es Weihnachten wird, dass Verän- wir sonst noch brauchen, damit dieses derung geschieht. Fest für uns zum Fest wird. Es erfordert Aber Veränderung geschieht nur aber auch ebenso viel Geduld. Das War- langsam. Sie ist nicht da von heute auf ten auf den Retter der Welt, auf den, der morgen. Darum vergleicht der Schrei- uns alle erlöst von den Belastungen und ber des Jakobusbriefes dieses Warten Sorgen, der uns durch diese Corona mit dem geduldigen Warten des Bauern pandemie trägt und Hoffnung gibt, dass auf den Regen. Er kann alles tun, das es irgendwie weitergehen wird. Dieses Feld pflügen, die Samenkörner säen, Warten ist äußerst anstrengend. Unse- immer wieder den Boden lockern und re Geduld wird auf eine sehr harte Pro- auch das Unkraut beseitigen. Aber er be gestellt. Das weiß auch schon der hat es nicht in der Hand, wann es regnet Schreiber des Jakobusbriefes. Er will die und wie die Saat wächst. Er muss gedul- Menschen trösten – damals wie heute, dig warten, bis die Erntezeit gekommen mehr als 1900 Jahre später. Und er er- ist. Dann kann er sehen, was aus seiner mahnt sie zugleich zum geduldigen War- Saat geworden ist, ob sie aufgegangen ten, bis Jesus Christus wiederkommt. Er ist, ob der Ertrag mäßig, gut oder außer- schreibt: „So seid nun geduldig, liebe gewöhnlich ist. Es geht nur gemeinsam. Brüder (und Schwestern), bis zum Kom- Weder ein „Ich kann sowieso nichts tun, men des Herrn. Siehe, der Bauer wartet also lasse ich es, denn es ist sinnlos“, auf die kostbare Frucht der Erde und ist noch ein „jetzt erst recht, wenn es nicht dabei geduldig, bis sie empfange den wachsen will, werde ich es eben größer Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr ziehen“ funktioniert. 8
2. Advent – 6. Dezember 2020 Es geht nur gemeinsam. So sind auch wir gefordert, unsere Samen zu pflegen, so gut wir können, Gottes Wort unter den Menschen auszubreiten, uns gegenseitig zu helfen und zu unterstüt- zen, die Einsamen zu besuchen und die Geflüchteten zu beherbergen. Wenn ich überhaupt nichts tue, verkümmert viel- leicht gerade das, was wachsen könnte. Es ist wichtig, das Gleichgewicht zwi- schen Tun und Abwarten zu finden und zu wahren. Wir dürfen nicht aufgeben. Foto: Lotz Das ist schwer und braucht einen lan- gen Atem. Denn es ist frustrierend, zu dert nun mit allen der Stern der Gottes- sehen, wie die Welt mehr und mehr huld. / Beglänzt von seinem Lichte, hält zerstört wird, die Müllberge wachsen, euch kein Dunkel mehr, / von Gottes An- täglich Menschen an Hunger sterben, gesichte kam euch die Rettung her. (EG obwohl hohe Summen an Spenden 16, 1.4) geldern gesammelt werden, Kinder (auch bei uns) am Existenzminimum Gebet leben und Menschen an ihrer Einsam- keit zugrunde gehen. Wir können nicht Guter Gott, es ist Advent. Unsere Er- alles machen, wir können nicht alle ret- wartungen an Weihnachten sind hoch, ten, diese Einsicht ist schwer, aber wir auch in dieser Zeit, wo uns die Corona können unseren Teil tun. Erwarten heißt pandemie einen Strich durch so vieles einzusehen, nicht alles machen zu kön- macht, was wir wie in all den Jahren zu- nen, vertrauen, dass geschieht, was ge- vor geplant haben und machen wollten. braucht wird, und meinen Teil dazu bei- Lass uns auf das sehen, was Weihnach- tragen, dass etwas von dem geschieht, ten eigentlich ist: Die Geburt deiner was nötig ist. Amen. Menschwerdung! Mit der Geburt eines winzigen hilflosen Babys hat Dein Reich Liedverse auf Erden begonnen. Die Er-Wartung an dieses Kind war groß, und es hat sie an- 1. Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ders erfüllt, als die Menschen es erwar- ist nicht mehr fern! / So sei nun Lob ge- tet haben. Bald ist es wieder soweit. Wir sungen dem hellen Morgenstern! / Auch gehen auf Weihnachten zu, erwarten wer zur Nacht geweinet, der stimme deine Menschwerdung. Lass uns mittun froh mit ein. / Der Morgenstern beschei- daran, dass deine Saat unter uns Men- net auch deine Angst und Pein. schen aufgeht, dass wir geduldig an deinem Reich mitbauen, damit die Er- 4. Noch manche Nacht wird fallen auf Wartung erfüllt wird. Amen. Menschenleid und -schuld. / Doch wan- Angelika Krakau 9
3. Advent – 13. Dezember 2020 Andacht für den 13. Dezember 2020 Als aber Johannes im Gefängnis von Advent, warten auf den Gottessohn, den Werken Christi hörte, sandte er sei- warten auf das Ereignis von Bethlehem. ne Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, Warten fällt schwer. Warten fällt umso der da kommen soll, oder sollen wir auf schwerer, je beladener unser Herz und einen andern warten? Jesus antwortete unsere Seele sind. Und je dringender wir und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Erlösung und Hilfe brauchen. Auch das Johannes wieder, was ihr hört und seht: eine uralte menschliche Erfahrung. Und Blinde sehen und Lahme gehen, Aussät- auch heute führt die Sehnsucht nach zige werden rein und Taube hören, Tote Hilfe und Geborgenheit oft dazu, dass stehen auf und Armen wird das Evange- wir betrogen und verführt werden. Der lium gepredigt; und selig ist, wer sich reichhaltig gefüllte Markt der religiösen nicht an mir ärgert. (Matthäus 11, 2–6) und scheinreligiösen Anbieter spricht für sich. Warten auf bessere Zeiten, vertröstet Warten wird doppelt schwer in ei- werden auf eine bessere Zukunft – das ner Zeit, die immer von „Genuss sofort“ gehört zu unserem Alltag dazu. Und redet. Dabei hat auch das Warten, das das war schon immer eine menschliche Sich-Vorbereiten eine eigene Qualität. Erfahrung, auch damals schon, als der Wir kennen es doch alle aus unserem Mann aus Nazareth kam und durch das eigenen Alltag, wie wichtig Vorfreude Land zog. „Bist du es, der da kommen und Hoffnung sind. Und wie hilfreich es soll, oder sollen wir auf einen andern selbst in schwierigsten Situationen ist, warten?“ Wie oft mögen die Menschen zu wissen, dass Hoffnung auf Besserung vergeblich gehofft haben, auf wie viele besteht. Das Licht am Ende eines Tun- falsche Messiasse waren sie schon her nels macht den Weg durch die Finster- eingefallen? Da wird man vorsichtig. nis erträglich. Die Hoffnung auf Weih- Und da fragt man lieber nach, bevor nachten, auf die Geburt Jesu, auf das man sich wieder in das Abenteuer Hoff- helfende Kommen des Gottessohnes nung stürzt. hilft uns, den Alltag zu bestehen. „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern war- Foto: Müller ten?“ Woran erkennt man den wahren Messias? Wie sollen wir unterscheiden können zwischen Kirche und Sekte, zwischen Hilfe und Ausnutzung? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Tau- be hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Also: 10
3. Advent – 13. Dezember 2020 An den Früchten werden wir ihn erken- so. Und nimmt uns an, so wie wir sind. nen, den Sohn des lebendigen und lie- Selig ist, wer sich nicht an ihm ärgert. benden Gottes. An dem, was er für uns Das hat er auch gesagt zu den Jüngern tut und bewirkt, und wie er unser Leben des Täufers. Selig ist, wer das einfach verändert, daran werden wir erkennen, annimmt und hinnimmt, dass Gott eben ob wir es wirklich mit ihm oder mit ei- so ist und so handelt. ner schlechten und bösen Kopie zu tun Ihr Lieben, lasst euch doch einfach haben. ein auf den Gott von Advent und Weih- Man kann es auf die Formel bringen: nachten. Was kann schon passieren, au- Gott geht es immer um mich, um mein ßer, dass er all das verwirklicht, was er Leben, meine Sorgen und Freuden, um uns versprochen hat? meine Angst und um meine Zuversicht, um meine Vergangenheit und um mei- Liedvers ne Zukunft, um mein Leben und mein Sterben. Die Götter und Messiasse die- Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist ser Welt hingegen wollen etwas von mir nicht mehr fern! / So sei nun Lob gesun- haben. Und sie fesseln mich zu diesem gen dem hellen Morgenstern! / Auch Zweck an Leib und Seele und nehmen wer zur Nacht geweinet, der stimme mich ganz in Beschlag. froh mit ein. / Der Morgenstern beschei- Gott aber schenkt mir Freiheit. Mir net auch deine Angst und Pein. (EG 16,1) armem, elenden, schuldbeladenen Menschen wird das Evangelium verkün- Gebet digt. Die Botschaft von der unendlichen Liebe Gottes. Und Gott heilt meine Le- Alle unsere Sorgen und Ängste, alles, benskrankheiten. Oder er schenkt mir was uns bewegt an schönen und an zumindest die Möglichkeiten, damit um- schweren Dingen, bringen wir vor Gott, zugehen. „Bist du es, der da kommen indem wir beten: Unser Vater im Him- soll, oder sollen wir auf einen andern mel. Geheiligt werde dein Name. Dein warten?“ In der Tat, das Kind in der Krip- Reich komme. Dein Wille geschehe, wie pe ist es, der da kommen soll. Und wir im Himmel, so auf Erden. Unser täg- tun gut daran, nicht mehr auf einen an- liches Brot gib uns heute. Und vergib deren zu warten. Und unser Leben nicht uns unsere Schuld, wie auch wir verge- auf andere Größen aufzubauen. Es ist ben unsern Schuldigern. Und führe uns nämlich eine alte Menschenerfahrung, nicht in Versuchung, sondern erlöse uns dass Gott der einzige ist, auf den man von dem Bösen. Denn dein ist das Reich sich wirklich verlassen kann. Und der in und die Kraft und die Herrlichkeit in guten wie in schlechten Tagen auf un- Ewigkeit. Amen. serer Seite steht. Und der nicht zuerst Johannes de Kleine fragt, ob wir seine Liebe und seine Nähe auch verdient haben. Da gibt es keine Vorbedingungen und keine Eintritts- klausel. Da trifft uns seine Liebe einfach 11
4. Advent – 20. Dezember 2020 Andacht für den 20. Dezember 2020 Im sechsten Monat wurde der Engel zen geboren und unter mancher Mühe Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt und mit mancher Sorge aufgezogen. in Galiläa, die heisst Nazareth, zu einer Ohne Maria hätte Gott in seiner Him- Jungfrau, die vertraut war einem Mann melsferne bleiben müssen, ohne Maria mit Namen Josef vom Hause David; und wäre Gott uns nie so nahe gekommen, die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel wie er dies im Sohn der Maria tat. Auch kam zu ihr hinein und sprach: Sei ge- das ist ja ein Stück des Geheimnisses grüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit Gottes: Dass der allmächtige Gott der dir! Sie aber erschrak über die Rede und Welt nur ihr Heil und ihren Frieden brin- dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der gen kann, indem er all seine Allmacht Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, drangibt und sich einer einfachen, jun- Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. gen Frau anvertraut, die selbst noch Siehe, du wirst schwanger werden und beinahe ein Kind ist, die selbst zu den einen Sohn gebären, und du sollst ihm Schwachen und Schutzlosen gehört. den Namen Jesus geben. Der wird groß Aber die Verheißung, welche Maria sein und Sohn des Höchsten genannt hier erhalten hat, fordert zugleich auch werden; und Gott der Herr wird ihm den unseren Widerspruch heraus. „Jesus Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit“, heißt es da. Jesus ein König? Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende Ist es nicht eher so gewesen, dass Ma- haben. (Lukas 1, 26–33) ria ihr Kind auf armselige Weise in einer Futterkrippe zur Welt bringen musste, Wir alle kennen diese Erzählung nur dass ihr Sohn aus seinen kleinen Verhält- allzu gut: Der Erzengel Gabriel kündi- nissen niemals herauskam und dass er gt Maria an, dass sie den Sohn Gottes schließlich auf die allerschmachvollste zur Welt bringen wird. Das rückt eine Weise hingerichtet wurde? Jesus ein Kö- Einsicht in den Mittelpunkt, die gerade nig? Ist es nicht eher so gewesen, dass bei uns Evangelischen oft in Vergessen- die einzige Krone, die er je getragen hat, heit gerät. Wir schauen ja meist nur auf ein Kranz aus Dornen war, mit dem ihn Christus, auf den menschgewordenen die römischen Soldaten verspotten und Gott, und vergessen dabei doch leicht, quälen wollten? Ist es nicht eher so ge- dass Gott nicht hätte Mensch werden wesen, dass man ihn ausgelacht hat, als können, wenn da nicht diese junge Frau er von sich sagte, er sei der König Isra- namens Maria gewesen wäre. Gott wird els? Aber auch, wenn wir die Verheißung ganz und gar Mensch, und die Mensch- im übertragenen Sinn auffassen: Davon werdung Gottes fängt genau damit an, merken wir ja trotzdem herzlich wenig, dass er genauso auf die Welt kommt, dass Christus über die Erde regierte, wie alle anderen Menschen auch, näm- dass Gottes Reich angebrochen wäre lich von einer Mutter voll Hoffen und auf unserer Welt. Da ist doch vielmehr Freude im Leib getragen, unter Schmer- immer noch alles beim alten, so wie es 12
4. Advent – 20. Dezember 2020 Kummer mehr, den Gott nicht mit uns Quelle: commons.wikimedia.org Menschen aushielte, keine Träne, die Gott nicht mit uns weinte, keine Angst, in der Gott uns nicht stärken wollte; es gibt keinen Ort auf dieser Welt, wo Gott nicht bei uns wäre, wo Gott uns allein ließe. Das meint es, wenn wir sagen, dass der Sohn der Maria zu unserem Heiland geworden ist. Liedverse Michelangelo Merisi da Caravaggio: 1. Wie soll ich dich empfangen / und wie Mariä Verkündigung (Ausschnitt) begegn ich dir, / o aller Welt Verlangen, / schon vor zweitausend Jahren war: Die o meiner Seelen Zier? / O Jesu, Jesu, Reichen sind immer noch reich und die setze / mir selbst die Fackel bei, / damit, Armen immer noch arm; die Mächtigen was dich ergötze, / mir kund und wis- sind immer noch mächtig und die Unter- send sei. drückten immer noch unterdrückt. Und von Gottes Gegenwart in unserer Welt 3. Was hast du unterlassen / zu meinem spüren wir so gut wie gar nichts. Trost und Freud, / als Leib und Seele sa- Vielleicht suchen wir ja aber auch ßen / in ihrem größten Leid? / Als mir das nur an der falschen Stelle. Oder noch Reich genommen, / da Fried und Freude anders gesagt: Vielleicht ist es ja gerade lacht, / da bist du, mein Heil, kommen / unser Fehler, dass wir Gott überhaupt ir- und hast mich froh gemacht. (EG 11, 1.3) gendwo suchen. Denn Gott ist ganz ge- wiss nicht an dem Ort, wo wir ihn gerne Gebet hätten, und Gott ist ganz gewiss auch nicht an dem Ort, wohin wir uns gerne Gott, du bist das Licht für eine trübe wünschen würden. Sondern: Gott ist gewordene Welt. Alles ziehst du zu dir. uns viel, viel näher. Gott ist da, wo wir Was groß und stark ist vor der Welt, jetzt, hier und heute sind. Gerade da- weist du in seine Schranken, damit das rum ist ja Gott in Christus Mensch ge- Kleine und Verletzte groß werden und worden, nicht um uns mit seiner Macht gedeihen kann. und Stärke und Kraft zu versehen, son- Lass uns nicht vergessen, dass dein dern um mit uns unsere Ohnmacht und Licht über unserem Leben steht und unsere Schwäche zu teilen. Mit Gottes dass wir dir damit dienen sollen, dass Menschwerdung gibt es keinen Men- wir Schritte und Werke des Lichts voll- schen mehr, der in seiner Ohnmacht al- bringen. Gib uns die Klarheit und den lein wäre, sondern Gott ist einem jeden Mut, von deiner Barmherzigkeit zu zeu- Menschen zum Immanuel, zum „Gott gen in allem, was uns begegnen wird. mit uns“ geworden. Es gibt keinen Amen. Christian Justen 13
Weihnachten Andacht für das Weihnachtsfest Liebe Leserinnen und Leser! terstand fürs Vieh auf den Feldern vor „Es begab sich aber zu der Zeit, dass dem kleinen Ort. Hier wurde Jesus, der ein Gebot von dem Kaiser Augustus aus- angekündigte Sohn Gottes und zukünf- ging, dass alle Welt geschätzt würde.“ tige Retter der Welt, der Friedefürst, als Die Geschichte der Geburt Jesu fängt den der Prophet Jesaja ihn ankündigte beim Apostel Lukas an wie ein Märchen. (Jesaja 9), geboren. Und wieder sind Da heißt es ja meist: „Es war einmal ...“ es Engel, die diese frohe Botschaft den Die meisten Märchen handeln von Prin- Menschen, ja den Ärmsten unter den Ar- zessinnen und Königen, von armen hüb- men, den Hirten nämlich, die mit ihren schen Mädchen, die einen Prinzen heira- Schafen draußen unter freiem Himmel ten, oder von Müllersöhnen, die gegen schlafen, bekannt geben. Und schnell einen Drachen kämpfen und dann die machen sie sich auf den Weg und finden Königstocher zur Frau bekommen. Maria, Josef und das Neugeborene in Ist die Geburtsgeschichte Jesu, des Windeln gewickelt in der Futterkrippe Sohnes Gottes, wirklich ein Märchen? liegend, in diesem Stall. Das hat wenig Für viele ja, denn sie glauben nicht an mit den Märchen zu tun, die wir ken- das, was die Bibel uns überliefert. Ja, nen, trotz des märchenhaften Beginns einiges klingt märchenhaft, ja unglaub- der Weihnachtsgeschichte. Und für Je- lich. Allein schon die Schwangerschaft – sus gibt es auch kein Happy End wie in Maria trägt Gottes Kind unter ihrem den Märchen. Erst muss die junge Fami- Herzen, empfangen vom Heiligen Geist, lie ins Ausland, nämlich nach Ägypten, weder von ihrem Verlobten Josef noch fliehen, weil der in Israel herrschende von sonst einem Mann. Immer wieder König Herodes Angst um seinen Thron tauchen Engel Gottes auf, um beide – hat. Jesus war schließlich als der neu- Maria und Josef – bei der Stange zu geborene König von weisen Männern halten. Und dann beginnt der Geburts- aus dem Ausland in Jerusalem gesucht bericht. „Es begab sich aber ...“, dass worden, woraufhin der König die Tö- Maria und Josef wegen der Volkszäh- tung aller neugeborenen Jungen veran- lung, die Kaiser Augustus angeordnet lasste. Nach einer langen Zeit kehrt die hatte, von Nazareth in das kleine Dorf Familie wieder zurück und lebt fortan in Bethlehem aufbrechen mussten, ob- Nazareth, wo Jesus bei seinem Vater in wohl die Wehen täglich einsetzen konn- die Lehre geht und Zimmermann wird. ten. Aufgrund dieser Volkszählung war Als Erwachsener macht er sich auf und Bethlehem völlig überlaufen. Aber die zieht mit einigen Männern und Frauen Weissagung: „Und du, Bethlehem Efra- im Land umher, erzählt den Menschen ta, die du klein bist unter den Städten in von Gott, heilt Kranke und tut verschie- Juda, aus dir soll mir der kommen, der in dene andere Wunder. Schließlich wird Israel Herr sei.“ (Micha 5, 1) musste ja er- er vor Gericht gestellt und zum Tode füllt werden. Maria und Josef bekamen verurteilt. Er stirbt am Kreuz. So endet einen Schlafplatz in einem zugigen Un- die Geschichte von Weihnachten. Keine 14
Weihnachten Traumhochzeit am Ende, kein könig- Christus, der Herr, in der Stadt Davids. licher Palast, in dem Jesus, der Sohn Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Gottes, mit seiner Frau lebt, eine Fami- Erden bei den Menschen seines Wohl- lie gründet und eine neue Dynastie auf- gefallens.“ (Lukas 2, 10f.14) baut. Und doch endet diese Weihnachts- Liedvers geschichte für uns Christen und alle, die glauben, mit einem Happy End. O Bethlehem, du kleine Stadt, wie stille Denn Gott hat seinen Sohn, der gelit- liegst du hier, / du schläfst, und goldne ten hat wie wir Menschen, der Kälte, Sternelein ziehn leise über dir. / Doch Entbehrung, Ablehnung, Flucht und in den dunklen Gassen das ewge Licht Todesangst erlebt hat, der verspottet heut scheint / für alle, die da traurig sind und ausgelacht wurde, vom Tode er- und die zuvor geweint. (EG 55, 1) weckt. Dieses Leben, das so armselig in einem hölzernen Verschlag begann, ist Gebet einzigartig und gibt uns Hoffnung und Zuversicht nicht nur an Weihnachten, Guter Gott, hab Dank für dieses Mär- sondern gerade in den Krisenzeiten un- chen, das Du hast wahr werden lassen seres Lebens. für die, die an Dich glauben und Dir ver- „Es begab sich aber zu der Zeit, dass trauen. Gib uns Kraft, dass wir Deinem ein Gebot von dem Kaiser Augustus aus- Wort vertrauen und uns für Frieden ging, dass alle Welt geschätzt würde.“ in dieser so friedlosen Welt einsetzen. Eine wunderbare Geschichte für viele Lass uns denen nahe sein, die unserer Menschen damals wie heute. Und ich Hilfe und unserer Liebe bedürfen, damit höre und lese sie immer wieder gerne, sie nicht verzweifeln, sondern Weih- diese Geschichte von der Menschwer- nachten in ihnen werde. Amen. dung Gottes in jener armseligen Be- Angelika Krakau hausung vor den Toren Bethlehems. Es ist ein Märchen, eine wunderbare und wundersame Erzählung von diesem winzigen Kind, das Gott uns geschenkt und anvertraut hat, damit es unseren Weg mit uns geht und uns trägt und hält in Kälte und Entbehrung, auf der Flucht und in Todesangst, in Krieg und Gewalt, in Arbeitslosigkeit und Krankheit mit all seiner Liebe und Hingabe im Sterben und über den Tod hinaus. „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich ver- kündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist 15
1. Sonntag nach dem Christfest – 27. Dezember 2020 Andacht für den 27. Dezember 2020 Siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit deinen Diener in Frieden fahren, wie du Namen Simeon; und dieser Mann war gesagt hast; denn meine Augen haben fromm und gottesfürchtig und war- deinen Heiland gesehen“, so ruft Sime- tete auf den Trost Israels, und der Hei- on zu Gott. lige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wenn man es recht bedenkt, ist das Wort zuteil geworden von dem Heili- zunächst eine eher erstaunliche Reak gen Geist, er solle den Tod nicht sehen, tion. Denn dieser Ausruf klingt ja so, als er habe denn zuvor den Christus des sei Simeon des Lebens müde, so, als Herrn gesehen. Und er kam auf Anre- wollte er sagen: „Nun kann ich endlich, gen des Geistes in den Tempel. Und als endlich sterben.“ Aber ich denke, man die Eltern das Kind Jesus in den Tempel muss eher sagen: Simeon ist nicht des brachten, um mit ihm zu tun, wie es Lebens müde, sondern er ist des Lebens Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er voll. All seine Sehnsüchte haben sich er- ihn auf seine Arme und lobte Gott und füllt, es gibt nichts, was ihm in seinem sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener Leben noch fehlen würde. Er darf wei- in Frieden fahren, wie du gesagt hast; terhin einen jeden Tag seines Lebens denn meine Augen haben deinen Hei- als Geschenk aus Gottes Hand nehmen, land gesehen, den du bereitet hast vor aber er weiß nun auch: Er braucht sich allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten nicht mehr darum zu sorgen, ob ihm die Heiden und zum Preis deines Volkes noch etwas fehlen würde an seinem Israel. (Lukas 2, 25–32) Leben, falls nun der Tod zu ihm träte. Im Gegenteil, mit dem Kommen des Jesus wurde hineingeboren in eine Zeit, Sohnes Gottes in sein Leben hat er die die seinen Zeitgenossen ganz sicher so wahre Lebensfülle empfangen – und vorkam, als sei sie völlig aus den Fugen was sollte er da noch mehr wünschen? geraten. Es war eine Zeit, in der Willkür Ich habe etliche Male erlebt, wie und Gewalt die Oberhand hatten, eine Menschen an diesem Punkt angelangt Zeit, die erfüllt war von der Sehnsucht nach einer anderen, nach einer bes- Arent de Gelder: Simeons Lobgesang (ca. 1700) seren Welt, erfüllt von der Sehnsucht nach einem Retter, der endlich alles, alles zum Guten wendet. Auch Simeon war von dieser Hoffnung erfüllt, aber mehr noch: Er wartete darauf, dass er Quelle: commons.wikimedia.org mit eigenen Augen noch das Kommen dieses Retters sehen durfte. Und aus- gerechnet zwei arme Leute mit einem Säugling sind es, die ihm die Augen öff- nen dafür, dass Gottes Reich nun wirk- lich angebrochen ist. „Herr, nun lässt du 16
1. Sonntag nach dem Christfest – 27. Dezember 2020 sind, dass sie sagen konnten: „Mein Le- schon angebrochen, ist sein Heil schon ben ist erfüllt. Und wenn nun der Tod da. Sicherlich, nach außen hin war das kommt, so kann ich es ruhig, zufrieden damals so wenig sichtbar wie für uns und glücklich in Gottes Hand zurückle- heute. Und doch bedeutet Weihnach- gen.“ Ich denke etwa an einen Nach- ten, die Menschwerdung Gottes, dass barn, dessen größter Wunsch es war, unsere Welt schon hier und jetzt von trotz seiner schweren Krebserkrankung einer ganz anderen Wirklichkeit um- Karnevalsprinz zu werden; und dass er, fangen ist, nämlich von der Wirklichkeit von seiner Krankheit unübersehbar ge- der Liebe Gottes. Seit Weihnachten le- zeichnet, die ganze Session über auf der ben wir zwar noch immer in dieser un- Bühne stehen konnte, dass er bei jeder erlösten Welt, aber doch zugleich auch Karnevalssitzung in der Umgebung mit schon in einer ganz anderen Welt, in der dabei war, dass sein Traum in Erfüllung künftigen Welt der ewigen Liebe Gottes. ging, das war etwas, was seinem Tod Seit Weihnachten dürfen wir in der Ge- wenige Monate später die schlimmste wissheit leben, dass unser Leben immer Spitze nahm. Ich denke an einen Winzer ein erfülltes, immer ein reiches Leben an der Mosel, der am Tag nach seiner ist – weil Gott es mit seiner Liebe erfüllt. Diamantkonfirmation mit einem Schlag- anfall ins Krankenhaus kam und einige Liedverse Monate später nach Hause entlassen wurde, um dort zu sterben – und der 1. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, / erst dann sterben konnte, als man ihm in seinem höchsten Thron, / der heut noch einmal ein letztes Glas Wein zu schließt auf sein Himmelreich / und trinken gab. Ich denke an eine alte Pfarr- schenkt uns seinen Sohn. witwe, die erst ihre Ruhe fand und zum Sterben bereit war, als sie ein letztes 6. Heut schließt er wieder auf die Tür / Mal das heilige Abendmahl empfangen zum schönen Paradeis; / der Cherub hatte. Und ich denke an etliche Men- steht nicht mehr dafür. / Gott sei Lob, schen, die ganz, ganz ruhig wurden und Ehr und Preis. (EG 27, 1.6) friedlich entschlafen konnten, nachdem wir an ihrem Sterbebett den Psalm vom Gebet Guten Hirten und das Vaterunser gebe- tet haben. Da, wo die Sehnsucht von Gott, erscheine allen, in denen diese Menschen ihre Erfüllung findet, da wo Zeit die Sehnsucht weckt. Erscheine die Sehnsucht des Herzens gestillt ist, mit deiner Klarheit den Suchenden. dort ist auch das Leben wirklich erfüllt. Erscheine mit deinem Trost den Trau- Und dort ist dann auch die Zeit nicht ernden. Erscheine mit deinem Licht den mehr aus den Fugen, weil sie zu Gottes Betrübten. Erscheine denen, die sich Zeit wird, zu einer Zeit, die er selbst in nach Fröhlichkeit sehnen, Großen und seine Hand nimmt. Kleinen. Erscheine in unser aller Leben Für Simeon ist gewiss: Indem Gott und erfülle es mit dem Licht deiner Lie- Mensch wurde, ist das Reich Gottes be. Amen. Christian Justen 17
Silvester Andacht für den 31. Dezember 2020 Lasst eure Lenden umgürtet sein und auf das Ende des Jahres 2020 warten, eure Lichter brennen und seid gleich sollte uns deutlich machen, wie wenig den Menschen, die auf ihren Herrn war- unserem Zeitmaß ein Anspruch auf Ab- ten, wann er aufbrechen wird von der solutheit zukommen kann. Hochzeit, damit, wenn er kommt und Was wir gemeinhin als „Zeit“ begrei- anklopft, sie ihm sogleich auftun. Selig fen, das ist letztlich nichts anderes als sind die Knechte, die der Herr, wenn er ein menschlicher Versuch, eine Struktur kommt, wachend findet. Wahrlich, ich in den Lauf unseres Lebens zu bringen, sage euch: Er wird sich schürzen und eine Ordnung zu schaffen, an der wir wird sie zu Tisch bitten und kommen uns ein Stück weit orientieren können; und ihnen dienen. Und wenn er kommt unsere Zeit mit der Abfolge von Jahren, in der zweiten oder in der dritten Nacht- Monaten, Tagen, Stunden, Minuten, Se- wache und findet’s so: selig sind sie. Das kunden ist nicht mehr als nur eine Zähl- sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr hilfe, die doch nur in unserer Gedanken- wüsste, zu welcher Stunde der Dieb welt existiert, aber keine Wirklichkeit kommt, so ließe er nicht in sein Haus ein- darstellt. So hat es letztlich auch über- brechen. Seid auch ihr bereit! Denn der haupt keine Bedeutung, ob wir den heu- Menschensohn kommt zu einer Stunde, tigen Tag den 31. Dezember oder den 1. da ihr’s nicht meint. (Lukas 12, 35–40) Januar nennen, ob wir auf unsere Brief- bögen die Jahreszahl 2020 oder 2021 „Der Menschensohn kommt zu einer oder – wie es unsere jüdischen Geschwi- Stunde, da ihr’s nicht meint.“ Das meint ster tun – die Jahreszahl 5781 schreiben. mehr als nur ein plattes: „Das kann jetzt jederzeit passieren“, sondern dahinter verbirgt sich vielmehr die Erkenntnis: Gottes Zeit ist etwas gänzlich anderes als die Zeit der Menschen. Was wir un- ter Zeit verstehen, mit unserer Eintei- lung des Jahres in 365 oder 366 Tage, des Tages in 24 Stunden, der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 60 Sekunden, das ist letztendlich nichts anderes als Menschenwerk. Allein schon die Tatsa- Foto: anncapictures / pixabay.com che, dass es doch gar keine einheitliche Zeitrechnung gibt, dass auf unserem Erdball über 24 verschiedene Zeitzonen gleichzeitig existieren und dass auf der anderen Seite der Erde, etwa in Austra- lien, schon lange das Jahr 2021 ange- brochen ist, während wir immer noch 18
Silvester Das alles ist nur Menschenwerk und hat was wir uns da mit unserer menschli- nicht das Geringste mit der Zeit Gottes chen Zeiteinteilung eingerichtet haben. zu tun, die für uns letztlich unbegreiflich In Gottes Gegenwart verlieren Sekun- bleibt. Gott entzieht sich jedem Versuch, den, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, ihn berechnen oder gar sein Tun vorher- Monate und Jahre ihre Wichtigkeit, ihre sagen zu wollen. Faszination, auch ihren Schrecken und Eine zweite Beobachtung: Es ist ihre Bedrohlichkeit, die sie oft auf uns im Text gar nicht von einem Ende die ausüben. In Gottes Gegenwart wird Rede; es geht nicht um das Ende der das, was wir Menschen Zeit nennen, zu Geschichte Gottes mit dieser Welt, son- einer nebensächlichen Spielerei. Wich- dern es geht um den Anfang von Gottes tig bleibt allein, dass Gott gegenwärtig, heilvollem Handeln an uns Menschen. dass Gott da ist; und alles, was wir tun Dies wird am deutlichsten sichtbar an können, ist diese Gegenwart Gottes an- dem Verhalten des Hausherrn, der von zunehmen und zu sprechen: „Ja, Herr, einem Fest nach Hause kommt, wie es sei Du bei mir!“ hier im Gleichnis geschildert wird: Seine Knechte, die ihn zu Hause empfangen, Liedverse erfahren eine merkwürdige Behand- lung, der Herr macht sie nämlich zu 1. Der du die Zeit in Händen hast, / Herr, Herren und sich selbst zum Diener. Was nimm auch dieses Jahres Last / und hier geschildert wird, das ist im Grunde wandle sie in Segen. / Nun von dir selbst genommen nichts anderes, als was uns in Jesus Christ / die Mitte fest gewiesen auch die Weihnachtsbotschaft sagt: ist, / führ uns dem Ziel entgegen. Gott hat sich selbst erniedrigt um unse- retwillen, Gott ist gekommen, um uns zu 6. Der du allein der Ewge heißt / und dienen, er ist zu unserem Wohlergehen Anfang, Ziel und Mitte weißt / im Fluge in diese Welt gekommen. Es geht nicht unsrer Zeiten: / Bleib du uns gnädig darum, uns zu ermahnen: „Seid allezeit zugewandt / und führe uns an deiner wach, damit ihr nicht im Endgericht ver- Hand, / damit wir sicher schreiten. (EG dammt werdet“, sondern: „Seid doch 64, 1.6) bereit, den menschgewordenen Gott unter euch aufzunehmen.“ Gebet Der Text ist so eine Zusage, eine Ver- heißung, mit der Gott uns trösten will. Barmherziger Gott, du begleitest uns Gott hat uns ein für allemal zugesagt, mit deiner Treue durch die Jahre. Wir dass er bei uns ist, egal was geschieht, blicken dankbar zurück und schauen ge- egal was kommen mag. Gott hat uns zu- spannt voraus. Altes, das uns belastet, gesagt, dass er uns nicht allein lässt in und Neues, das uns ängstet: Lass es um- allem, was uns auf unserem Lebensweg schlossen sein vom Vertrauen auf dich. begegnen wird. Und gerade weil Gott Amen. Christian Justen uns immer gegenwärtig sein will, darum verblasst auch die Bedeutung dessen, 19
Amtshandlungen Die Amtshandlungen werden aus Gründen des Datenschutzes nur in der gedruckten Ausgabe veröffentlicht. Jeder Mensch hat eine erste Chance verdient. Vielen Menschen in Paraguay fehlt es an Nahrung, Bildung und vielem mehr. Wie sich für Petrona die Zukunft verbessert, erfahren Sie unter: brot-fuer-die-welt.de/chance 20
Gottesdienste Gottesdienste in der Gottesdienste in den Erlöserkirche Übach 10 Uhr kommenden Monaten 6. Dezember Justen 2. Advent Sofern die Entwicklung der Corona- 13. Dezember Krakau Pandemie es zulässt, beginnen wir ab 3. Advent Dezember wieder mit der Feier von 20. Dezember de Kleine „Präsenz“-Gottesdiensten. Das Presby- 4. Advent terium hat beschlossen, dass für die 24. Dezember Krakau Gottesdienste nach wie vor besondere Heiligabend 15 Uhr Regeln gelten müssen: Justen 17 Uhr • Zwischen Menschen, die nicht im Justen selben Haushalt leben, ist ein Min- 19 Uhr Krakau destabstand von 1,50 m einzuhalten. 23 Uhr • Die Zahl der Sitzplätze in der Kirche ist auf 50 beschränkt. 25. Dezember Justen 1. Weihnachtstag • Vorerst finden Gottesdienste nur in der Erlöserkirche statt. 26. Dezember Krakau 2. Weihnachtstag • Während des gesamten Gottes- dienstes ist ein Mund-Nasen-Schutz 31. Dezember Justen Silvester 17 Uhr zu tragen. • Die Kontaktdaten aller Gottes- 3. Januar Justen 2. Sonntag n. W. dienstbesucher werden festgehal- ten. 10. Januar Krakau 1. Sonntag n. E. • Eine Voranmeldung ist unbedingt 11 Uhr notwendig! Ohne eine solche ist die 17. Januar Justen Teilnahme am Gottesdienst nicht 2. Sonntag n. E. möglich. 24. Januar Lungová • Derzeit muss auf das Singen ver- 3. Sonntag n. E. zichtet werden. 31. Januar Justen • Ab wann wieder Abendmahl gefei- Letzter S. n. E. ert werden kann, ist noch ungewiss. 7. Februar Justen Sexagesimae 14. Februar Krakau Estomihi Aktuelle Informationen und 21. Februar Justen Anmeldung zum Gottesdienst Invokavit auch unter: 28. Februar Krakau www.gottesdienst-uep.de Reminiszere Gottesdienst mit Abendmahl Familiengottesdienst Taufe 21
2. Sonntag nach dem Christfest – 3. Januar 2021 Andacht für den 3. Januar 2021 Liebe Leserinnen und liebe Leser, was er will. erst vor zwei Wochen haben wir Maria und Josef sind vermutlich eine die Geburt Jesu gefeiert – anders als in Weile sprachlos, ehe sie ihren Spröss- den vergangenen Jahren gewiss, aber ling auffordern, mit ihnen nach Hause vermutlich intensiver als bisher. Heute zurückzukehren. Sie müssen feststel- schon kommt uns eine andere biblische len, dass ihr 12-jähriger anfängt, sich Erzählung über den Weg, die einzige üb- abzunabeln. Das ist ein schmerzhafter rigens aus der Kindheit Jesu. Und über- Prozess für alle Eltern. Er erklärt ihnen, liefert wird sie uns auch nur vom Evan- dass er in Gott andere Eltern hat als nur gelisten Lukas. Jesus nabelt sich von zu sie beide. Er setzt sich mit seinem Glau- Hause ab. Er macht sein eigenes Ding. ben auseinander, mit den Erwartungen, Das kennen diejenigen unter Ihnen, die die Gott an ihn hat. Er setzt sich mit sei- pubertierende Jugendliche zu Hause ner Zukunft auseinander, damit, dass er haben. Sie wollen anders sein als ihre El- als erwachsener Mann sein Elternhaus tern, meinen zu wissen, wo es lang geht, verlassen wird, um auf eigenen Füßen und nehmen gutgemeinte Ratschläge zu stehen, um sein Leben in die Hand nicht an. zu nehmen. Um als Wanderprediger mit Bei Jesus scheint es auch so. Zu- Freunden und Freundinnen von Ort zu nächst aber geht er seinen Eltern ver- Ort zu ziehen und Menschen die Lie- loren. Die Familie ist mit vielen anderen, be Gottes nahe zu bringen. Und Maria nachdem das mehrtägige Passahfest zu muss feststellen, dass sie ihren Sohn Ende gegangen ist, auf dem Rückweg loslassen muss, dass sie ihn auf Dauer von Jerusalem nach Nazareth. Irgend- wann merken Maria und Josef, dass er auch nicht bei Verwandten bzw. Nach- barn ist. Sie machen sich auf den Weg zurück nach Jerusalem und finden ihn im Tempel. Vor Erleichterung, ihn un- versehrt gefunden zu haben, schimpfen sie zunächst mit ihm. Keineswegs klein- laut kontert er: Was regt ihr euch auf? Ich habe hier spannende Sachen zu tun. Ich habe mit den Schriftgelehrten disku- tiert, und ihr regt euch auf, dass ihr mich nicht gefunden habt. Ihr hättet doch Foto: dodo71 / pixabay.com wissen müssen, dass ich hierher gehöre. Ihr hättet wissen müssen, dass ich mehr über meinen Vater erfahren will und mit den Hohenpriestern und Schriftge- lehrten darüber spreche, wie er ist und 22
2. Sonntag nach dem Christfest – 3. Januar 2021 nicht behüten und vor allen Gefahren gekreuzigt wird. und allem Unheil schützen kann. Das Aber bis dahin vergehen noch Jah- ist eine Erfahrung, die alle Mütter, alle re. Nach den Ereignissen an jenem Tag Eltern unter uns ebenfalls machen. Wir im Jerusalemer Tempel kehrt Jesus mit müssen unsere Kinder loslassen. Wir seinen Eltern nach Nazareth zurück. Die können sie nicht bis in alle Ewigkeit vor Erzählung endet mit den Worten: „Und den Gefahren des Lebens schützen. Wir Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und müssen sie ihre eigenen Erfahrungen Gnade bei Gott und den Menschen.“ machen lassen. Wir können nur da sein, Das wünsche ich uns auch, dass wir wenn sie uns brauchen, aber nicht be- an Weisheit zunehmen, dass wir auf wahren. Gottes Stimme in unserem Leben ach- Wir müssen erkennen, dass unsere ten und tun, was sie uns sagt. Denn Gott Kinder nicht uns gehören, nicht unser sieht unser Leben voller Liebe an von Besitz sind. Sie sind, wie wir, die Kinder Anfang an bis in Ewigkeit. Amen. Gottes. Ihm dürfen wir sie anvertrauen. Er begleitet sie ihr Leben lang. Wir kön- Liedvers nen ihnen, unserem Auftrag gemäß, den wir spätestens bei ihrer Taufe öffentlich Der du allein der Ewge heißt / und An- und offiziell erhalten, Gott ans Herz le- fang, Ziel und Mitte weißt / im Fluge gen. Mit der Taufe versprechen wir, ih- unsrer Zeiten: / bleib du uns gnädig nen Jesus nahe zu bringen, ihnen von zugewandt / und führe uns an deiner Gottes Liebe zu erzählen, alles dafür zu Hand, / damit wir sicher schreiten. (EG tun, dass sie Gott vertrauen und seine 64, 6) Gebote halten und auf das ewige Leben hoffen. Wir können sie zu Gott führen, Gebet dass sie ihn in ihrem Leben erkennen und seine Begleitung annehmen. So wie Himmlischer Vater, du weißt, was gut Jesus es getan hat. Als 12-jähriger hat er und richtig für uns ist. Dennoch lässt seinen Eltern erklärt, zu wem er gehört du uns unser Leben ausprobieren. Aber und wer allen Menschen etwas zu sa- immer reichst du uns deine Hand, die gen hat. Er hat sie damit aber auch be- uns halten will, wenn wir ins Straucheln freit, befreit von der Last nämlich, dass geraten. Du bist auch dann noch an un- sie die Verantwortung für ihren Sohn zu serer Seite, wenn unsere Eltern uns ge- tragen haben. hen lassen müssen. Du stehst auch dann Und er wollte ihnen klar machen, noch zu unseren Kindern, wenn wir es welchen Auftrag er hat. Wirklich ver- nicht mehr können. Denn du siehst alle standen haben sie es nicht, obwohl sie deine Kinder mit anderen Augen an, als doch wussten, dass Maria den Sohn Menschen es tun. Danke, dass du uns so Gottes geboren hat. Wirklich verstan- hilfst, den Weg zu gehen, der wirklich den haben sie es vermutlich erst, als unser Weg ist. Sei und bleibe bei uns sich Widerstand gegen sein Tun bildet, auch in diesem neuen Jahr. Amen. er schließlich verhaftet, verurteilt und Angelika Krakau 23
1. Sonntag nach Epiphanias – 10. Januar 2021 Andacht für den 10. Januar 2021 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den beginnt. Jordan zu Johannes, dass er sich von Und die Gerechtigkeit? Das bedeu- ihm taufen ließe. Aber Johannes wehr- tet: Es gehört dazu, wenn Gott mit Men- te ihm und sprach: Ich bedarf dessen, schen den Bund schließt, dass die Taufe dass ich von dir getauft werde, und du erfolgt. Es ist der Wille Gottes, dass im kommst zu mir? Jesus aber antwortete Untertauchen gewissermaßen die Sün- und sprach zu ihm: Lass es jetzt ge- de vernichtet wird. Dass, wie Martin Lu- schehen! Denn so gebührt es uns, alle ther es ausdrückt, der alte Adam ersäuft Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s wird. Die Gerechtigkeit wird erfüllt, der geschehen. Und als Jesus getauft war, Wille Gottes wird vollzogen, als Jesus stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. sich taufen lässt. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel „Und als Jesus getauft war, stieg er auf, und er sah den Geist Gottes wie alsbald herauf aus dem Wasser. Und sie- eine Taube herabfahren und über sich he, da tat sich ihm der Himmel auf, und kommen. Und siehe, eine Stimme vom er sah den Geist Gottes wie eine Taube Himmel herab sprach: Dies ist mein herabfahren und über sich kommen.“ lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen Gott bekennt sich zu seinem Sohn. habe. (Matthäus 3, 13–17) Zunächst schenkt er ihm seinen Geist. Er stattet ihn aus mit seiner Kraft, mit der Jesus wird getauft. Wie ungezählte an- Kraft des Allmächtigen und Barmher- dere Menschen kommt er zum Jordan, zigen. Der Gott Abrahams und Sarahs, kommt zu Johannes dem Täufer, zu der Gott Isaaks und Rebekkas, der Gott dem, der die Menschen zur Umkehr Jakobs und Leas, der Gott der Väter und aufruft und sie zum Zeichen eines neu- Mütter im Glauben macht deutlich, dass en Lebens im Fluss untertaucht. Jesus, dieser Jesus in der Kraft Gottes, in der Mensch unter Menschen, begehrt die Kraft des Heiligen Geistes seinen Weg Taufe. Johannes, der ganz genau weiß, gehen wird. dass da der Sohn Gottes, der Messias Und er setzt noch einen drauf: „Und vor ihm steht, weigert sich zunächst. siehe, eine Stimme vom Himmel herab Der Menschensohn, das Heil der Welt, sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an von einem Menschen getauft – unmög- dem ich Wohlgefallen habe.“ lich. Umgekehrt wäre es richtig. Aber Jesus, jüdischer Mensch unter jü- Jesus von Nazareth, Sohn der Maria, be- dischen Menschen, ist Gottes Sohn. steht darauf: „Lass es jetzt geschehen! Sein Vater bekennt sich zu ihm. Stellt Denn so gebührt es uns, alle Gerechtig- sich auf seine Seite. Erklärt sich solida- keit zu erfüllen“. risch mit ihm. Macht von vornherein Das bedeutet: Ich bin ein Mensch. deutlich, dass nichts und niemand den Ich brauche die Taufe. Ich brauche das Vater vom Sohn wird trennen können. Zeichen, dass ich zu Gott gehöre. Ich Und so kann dieser Jesus getrost sei- brauche das Zeichen, dass neues Leben nen Weg gehen. Kann seine Aufgabe in 24
1. Sonntag nach Epiphanias – 10. Januar 2021 Ich bin getauft! Nichts und niemand Bild: David Zelenka / commons.wikimedia.org kann mich von Gott trennen. Im Leben nicht und nicht im Sterben. In dieser Welt nicht und nicht in der zukünftigen. Auch für uns öffnet sich Gottes Himmel, heute und immer. Liedvers Du Morgenstern, du Licht vom Licht, / das durch die Finsternisse bricht, / du gingst vor aller Zeiten Lauf / in uner- schaffner Klarheit auf. Angriff nehmen: Menschen mit Gott zu versöhnen. Menschen deutlich zu ma- Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht, / chen, dass sie Gottes Kinder sind, Söh- führ uns durch Finsternis zum Licht, / ne und Töchter des Allmächtigen und bleib auch am Abend dieser Welt / als Barmherzigen. Hilf und Hort uns zugesellt. (EG 74, 1.4) Auch uns gilt in der Taufe und damit lebenslang die Zusage Gottes: Du bist Gebet mein lieber Sohn, du bist meine liebe Tochter – an dir habe ich Wohlgefallen. Alle unsere Sorgen und Ängste, alles, Dich liebe ich bedingungslos. Ich stehe was uns bewegt an schönen und an auf deiner Seite. Ich gehe mit dir jeden schweren Dingen, bringen wir vor Gott, Weg, den du zu gehen hast. Und ich indem wir beten: Unser Vater im Him- schenke dir meinen guten heiligen Geist mel. Geheiligt werde dein Name. Dein als die Kraft des Lebens. Als die Kraft, Reich komme. Dein Wille geschehe, wie die dich erfüllt, damit du dein Leben ge- im Himmel, so auf Erden. Unser täg- stalten kannst, im Blick auf dich selbst liches Brot gib uns heute. Und vergib und im Blick auf deinen Nächsten. uns unsere Schuld, wie auch wir verge- Es ist durchaus hilfreich, in den dunk ben unsern Schuldigern. Und führe uns len Tälern des Lebens sich daran zu er- nicht in Versuchung, sondern erlöse uns innern, dass ich getauft bin auf den Na- von dem Bösen. Denn dein ist das Reich men Gottes des Vaters und des Sohnes und die Kraft und die Herrlichkeit in und des Heiligen Geistes. Gott ist bei Ewigkeit. Amen. mir, an meiner Seite, in meinem Alltag, Johannes de Kleine in guten wie in schweren Tagen. Er hilft mir, Lasten zu tragen und Entschei- dungen zu treffen; er hilft mir, Schuld zu bekennen und neue Anfänge zu wagen. Er hilft mir, Versöhnung zu leben. Er hilft mir, die Liebe zum Nächsten zu leben. 25
2. Sonntag nach Epiphanias – 17. Januar 2021 Andacht für den 17. Januar 2021 Es war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, seine Kinder zu sich kommen ließ. Als und die Mutter Jesu war da. Jesus aber sie um ihn versammelt standen, sagte und seine Jünger waren auch zur Hoch- er ihnen mit schwacher Stimme: „Kin- zeit geladen. Und als der Wein ausging, der, ich muss euch noch ein Geheimnis spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie ha- verraten. Ihr müsst wissen: Man kann ben keinen Wein mehr. Jesus spricht Wein – auch aus Trauben machen!“ zu ihr: Was geht’s dich an, Frau, was Ich denke, mein Lehrer hätte wohl ich tue? Meine Stunde ist noch nicht damals auch die Geschichte vom Wein- gekommen. Seine Mutter spricht zu wunder, das Jesus in Kana gewirkt hat, den Dienern: Was er euch sagt, das tut. mit den Worten kommentiert: „Ja und? Es standen aber dort sechs steinerne An der Mosel gibt es viele Winzer, die Wasserkrüge für die Reinigung nach jü- Wein aus Wasser machen.“ (Damit Sie discher Sitte, und in jeden gingen zwei mich nicht falsch verstehen: Wer mich oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: kennt, der weiß, dass ich ganz beson- Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und ders gerne einen Riesling von der Mosel sie füllten sie bis obenan. Und er spricht trinke – zumal ich in Traben-Trarbach zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem geboren bin!) Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. Vielleicht hätte er aber damit einen Als aber der Speisemeister den Wein wichtigen Aspekt der Wundererzählung, kostete, der Wasser gewesen war, und wenn auch nur unwissentlich, genau ge- nicht wusste, woher er kam – die Die- troffen. Denn auch Johannes erzählt ja ner aber wussten’s, die das Wasser letztlich hier eine Anekdote, und das geschöpft hatten –, ruft der Speise- mit einem gewaltigen Augenzwinkern, meister den Bräutigam und spricht zu wenn er den Speisemeister zum Bräu- ihm: Jedermann gibt zuerst den guten tigam sagen lässt: „Jedermann gibt Wein und, wenn sie betrunken werden, zuerst den guten Wein und, wenn sie den geringeren; du aber hast den gu- betrunken werden, den geringeren; du ten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das aber hast den guten Wein bis jetzt zu- ist das erste Zeichen, das Jesus tat, ge- rückbehalten.“ Denn damals wie heute schehen in Kana in Galiläa, und er offen- war das eigentlich ganz und gar nicht barte seine Herrlichkeit. Und seine Jün- üblich, dass man in solcher Weise Wein ger glaubten an ihn. (Johannes 2, 1–11) ausschenkte. Damals wie heute galt ei- gentlich: Der beste kommt zum Schluss. Wann immer ich diese Geschichte von Und dann werden die Zeitgenossen des der Hochzeit zu Kana lese oder höre, Johannes bei diesem Satz sich gedacht muss ich an meinen Deutschlehrer Ernst haben: Na, das mag ja eine schöne Fröls denken. Es war zur Zeit des Gly- Hochzeit gewesen sein, wenn es da so kolskandals in den 80er-Jahren, als er zuging! uns die Anekdote erzählte von jenem Ein zweiter Aspekt: Normalerweise alten Winzer, der im Sterben lag und all erwarten wir ja Wundererzählungen 26
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