ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia

Die Seite wird erstellt Niels-Arne Ullrich
 
WEITER LESEN
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
KOS TENLOS ABER NICHT UMS ONS T | Das SozDia Magazin #2 2021

ANSICHTSSACHE

  Mitbestimmen | Mitgestalten
Dossier: Was lernen wir aus                 WAHL-SPEZIAL Parteiprogramme     Pro & Contra:
Corona für unsere Demokratie?               im Vergleich: Was ausgewählte    Wählen schon ab 16?
Seite 4/5                                   Parteien versprechen Seite 8/9   Seite 16/17

   SozDia Stiftung Berlin       sozdiastiftungberlin
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
„Wir engagieren uns dafür, es jedem Menschen zu ermöglichen, Gestalter*innen seines*ihres Lebens zu sein
und in der Mitte der Gesellschaft zu leben.“ Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia

                                                                                                           INHALT                                             editorial
                                                                                                           Editorial
                                                                                                           3
                                                                                                                                                              Liebe Leserinnen                                 Nina Kirch
                                                                                                                                                                                                               Prokuristin /
                                                                                                           Dossier						                                      und liebe Leser,                                 Strategische Leitung
                                                                                                           4/5
                                                                                                           Was lernen wir aus Corona für unsere Demokratie?
                                                                                                                                                              es ist Sommerzeit! Ein Aufatmen ist überall zu spüren. Die Freude
                                                                                                           Ich hab da was zu sagen
                                                                                                                                                              über das Wiedersehen live und in Farbe mit Verwandten und
                                                                                                           6/7
                                                                                                           Warum ich nicht wählen gehe! Oder doch?            Freund*innen ist groß. Vieles fühlt sich neu und ungewohnt
                                                                                                                                                              an. Es scheint, als müssten wir uns erst wieder an die alten und
                                                                                                           Vorstellung Redaktionsteam der Jugend-             doch so neuen Alltäglichkeiten gewöhnen. Dabei nehmen wir
                                                                                                           klubseiten (siehe auch unser Titelfoto)
                                                                                                                                                              auch eine wichtige Erfahrung mit: Die Pandemie hat gezeigt,
                                                                                                           Wahl-Spezial 					                                 wie elementar es ist, auf unsere menschliche Verantwortung mit
                                                                                                           8/9                                                Rücksicht und Nächstenliebe zu achten.
                                                                                                           Parteiprogramme im Vergleich:
                                                                                                           Was ausgewählte Parteien versprechen               In diesem Jahr haben wir die Wahl, wohin unser Land und damit
                                                                                                                                                              auch die Weltgemeinschaft steuert: wir dürfen unsere Stimme
                                                                                                           Wahl-Spezial
                                                                                                           10/11                                              erheben. Was das für uns persönlich, aber auch für die Zukunft
                                                                                                           Quiz: Zitate und Steckbriefe von Politiker*innen   der Gesellschaft bedeutet, ist Thema dieser Ansichtssache. War-
                                                                                                           zuordnen                                           um ich wählen gehe oder auch nicht und welche Möglichkeiten
                                                                                                                                                              der Mitbestimmung wir haben, wird da gefragt (u.a. auf Seite
                                                                                                           Gemeinsam Demokratie Gestalten
                                                                                                           12/13                                              16/17 und 18/19).
     Wir, die SozDia Stiftung Berlin, sind eine sozialdiakonische Trägerin aus Berlin und unser Arbeits-   Die Gestaltung von Demokratie in frühkindlicher
                                                                                                           Bildung – Erfahrungen aus dem Alltag einer Kita
     schwerpunkt liegt im Bereich der Kinder-, Jugend-, Familien und Gemeinwesenarbeit sowie in                                                               Ich werde jedenfalls wählen gehen und hoffe, dass das viele
                                                                                                                                                              ebenso tun – für eine Welt, in der Gerechtigkeit, Frieden und
     der Wohnungsnotfallhilfe und Sozialpsychiatrischen Assistenz. In unseren fast 50 Einrichtungen        Bei SozDia vor Ort
                                                                                                                                                              Schöpfungsbewahrung gelebt wird und in der jede*r einen Platz
                                                                                                           14/15
     engagieren sich rund 550 Mitarbeiter*innen. Dort begegnen sich täglich mehr als 6.000 Kinder,                                                            in der Mitte unserer Gesellschaft hat. Es gibt viel zu tun!
     Jugendliche, Familien und Erwachsene.                                                                 Pro & Contra
                                                                                                           16/17                                              Passend dazu wurde unser Wahl-Spezial in diesem Heft von
                                                                                                           Wählen schon ab 16?
                                                                                                                                                              unseren Kolleg*innen aus der Jugendarbeit „gekapert“ – sie
     So vielfältig wie die Einrichtungen der SozDia sind auch die Menschen, die sie besuchen und           Nachgefragt					                                   haben sich unsere Zeitung zu eigen gemacht und laden uns
     die dort arbeiten. Seit 1990 stehen wir für ein offenes und tolerantes Miteinander, leben sozial­     18/19                                              und junge Menschen dazu ein, sich mit Politik zu beschäftigen.
                                                                                                           »Demokratie ist kein Warteraum« | Chancen der
     diakonische Werte und legen bei all unseren Entscheidungen großen Wert auf Nachhaltigkeit             Mitbestimmung: Fragen an Ralf-Uwe Beck
                                                                                                                                                              Dazu werfen sie für uns einen Blick in die Wahlprogramme der
                                                                                                                                                              Bundestagsparteien. Sogar ein Rätsel mit tollen Preisen gibt es.
     und einen umweltbewussten Umgang mit Ressourcen.                                                                                                         Tauchen Sie ein in die Perspektive junger Menschen und lesen
                                                                                                           Neues aus der SozDia
                                                                                                           20/21                                              Sie, was sie bewegt (ab Seite 6/7).
     Du willst gemeinsam mit uns Leben in und um Berlin gestalten? Dann komm zu uns ins Team!              Wohngruppe Queerfeldein: Ein neues Zuhause
                                                                                                           inmitten einer bunten Gemeinschaft                 Viel Spaß bei der Lektüre und kommen Sie gesund
     Wir suchen #Pädagog*innen, #Erzieher*innen und #Sozialarbeiter*innen.                                                                                    und erholt durch den Sommer.
                                                                                                           Auf ein Wort
                                                                                                           22/23
                                                                                                           »Ich bin ein anderer Mensch«
                                                                                                           Vitali Alekseenok lebt in Deutschland,
                                                                                                           zu den Demonstrationen ist er nach Minsk gereist

   Eine Stiftung – viele Angebote: www.sozdia.de                                                           Im Bild
                                                                                                           24
                                                                                                                                                              Herzlich
                                                                                                                                                              Ihre Nina Kirch

     Kindertagesbetreuung Schule Hilfen zur Erziehung Gemeinwesen Kinder- und Jugendklubs                  Die Ungehörten

              Arbeit & Qualifizierung Wohnungsnotfallhilfe Sozialpsychiatrische Assistenz
                                                                                                                                                                                                                                      3
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
Dossier

„Wir haben keine Zeit
zu verlieren“
Was wir aus Corona für die Demokratie und das                                                                                                   Kiezfest SozDia:
                                                                                                                                                Gemeinsam feiern
                                                                                                                                                wieder möglich,

Miteinander in unserer Gesellschaft lernen können                                                                                               aber was sind die
                                                                                                                                                Lehren aus Corona?

Es ist ein warmer Sommerabend. An der            Lars Blümel ist Einrichtungsleiter der Flexi-   Die sollte sich für Minderheiten viel mehr     wir alle erfahren haben, wie elementar es      schlichtweg hinten runtergefallen ist. „Es    laufe, sich in verschiedene Gruppen zu
Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, wo             blen Erziehungshilfen bei der SozDia. Einer     einsetzen“, sagt der 48-jährige Familienva-    ist, auf unsere menschliche Verantwortung      gibt noch nicht mal einen verlässlichen       spalten. „Was Kinder und Jugendliche in
wir Urlaub machen, tanzen Menschen aus-          Einrichtung, die sich um benachteiligte         ter. Aber auch das hat er beobachtet: die      mit Rücksicht und Nächstenliebe zu ach-        Plan, wie eine stabile Vollzeit-Beschulung    Berlin-Zehlendorf in der Pandemie erlebt
gelassen zu lauter Musik. Nach dem Coro-         Jugendliche und Familien kümmert, ihnen         Menschen sind aktiv geworden, zu den           ten.“ In der SozDia, aber auch weit darüber    oder Vollzeit-Kita-Besuch in der zweiten      haben, ist ganz sicher anders als das, was
na-Lockdown ist das wohl das erste große         wieder Mut und Kraft zum Leben gibt. Für        Ämtern gegangen und haben nicht auf            hinaus haben das Menschen in dieser nicht      Hälfte diesen Jahres aussehen kann und        ihre Altersgenossen im Plattenbau in Ho-
Fest am Wasser hier. So, wie nach all den        ihn war es wichtig, dass sich die Demokra-      Segnungen von oben gewartet. Lars Blü-         einfachen Zeit vorgelebt, ist sie überzeugt.   die Desaster des letzten Jahres zwischen      henschönhausen wahrgenommen haben.“
Einschränkungen auch anderswo wieder             tie als wehrhaft erwiesen hat. „Schließlich     mel nennt das „Widerständigkeit“, die er als   Sie wünschte sich aber auch aus der Pan-       Notbetreuung, Wechselunterricht bis hin       Die verschiedenen Interessen und Erfah-
ausgiebig gefeiert wird: in Brandenburg,         war keiner auf all das vorbereitet“, sagt er.   überlebenswichtig und für die Zukunft der      demie die Erkenntnis, dass Fachkräfte der      zu kompletten Einrichtungsschließungen        rungen müssten an einen Tisch, in das
in Berlin, im ganzen Land.                       Dazu gehört für ihn aber auch, dass Ver-        Demokratie so wichtig ansieht.                 unterschiedlichen Berufe viel stärker als      künftig ausgeschlossen werden.“               Gespräch miteinander gebracht werden.
                                                 säumnisse und Grenzen der Politik wie in                                                       bisher zusammenarbeiten müssten. „Und                                                        Jetzt, wann sonst nach der kontaktarmen
Alles überstanden? Alles geht so weiter wie      einem Brennglas deutlich wurden.                Er wünscht sich darum auch, dass der Stel-     zwar auf Augenhöhe“, wie die 40-jährige        Impulse, die es schon vor der Pandemie        Zeit, sei dazu der richtige Moment.
immer? Keiner will in Feierlaune solche Fra-                                                     lenwert der sozialen Arbeit viel mehr Be-      studierte Sozialarbeiterin betont. SozDia-     gab, müssten nun viel stärker wieder auf-
gen hören. Dabei ist längst klar: Corona hat     Dabei denkt er an die Menschen in seiner        achtung findet, als das vor der Pandemie,      Chef Michael Heinisch-Kirch erinnert in        genommen werden: „Wir müssen Ausglei-         Bettina Röder
die Gesellschaft verändert, neue Fragen          Einrichtung. Die viel beschworenen Teil-        geschweige denn auf ihrem Höhepunkt            diesem Zusammenhang an die wieder-             che finden, die Gerechtigkeitsdiskussion
aufgeworfen. Auch die nach der Zukunft           habegesetze für benachteiligte Kinder, Ju-      der Fall war. „Wir haben zu Recht über In-     holte Forderung der sozialdiakonischen         neu beleben“, sagt er. Wichtig ist es ihm,
unserer Demokratie. Was haben wir im             gendliche, Familien, aber auch Behinderte       tensivmediziner, Pflegekräfte, die Kassiere-   Stiftung, Sozialarbeiter*innen in Kitas ein-   alle dabei mitzunehmen, auch die Coro-
Blick auf unser demokratisches Miteinan-         haben in der Pandemie nicht gut oder gar        rin im Supermarkt gesprochen“, sagt er. Die    zusetzen, damit Kinder und Eltern weitere      na-Skeptiker. Und damit bleibt sich der
der aus der Pandemie gelernt?                    nicht funktioniert, ist er überzeugt. Dafür     soziale Arbeit für benachteiligte Menschen     Ansprechpartner*innen haben und das            gelernte Sozialdiakon treu. Hatte er doch
                                                 gibt es viele Beispiele. Eines davon sind die   sei im öffentlichen Diskurs hingegen nicht     dortige Personal gerade in Krisenzeiten        auch vor 30 Jahren Jugendliche völlig un-
Wenn sich der studierte Sozialarbeiter und       digitalen Endgeräte, die plötzlich für alle     aufgetaucht. Sie müsse stärker in den Fokus    entlastet wird.                                terschiedlicher Ansichten zusammenge-
gelernte Tischler Lars Blümel an die ver-        so lebensnotwendig waren. „Das hat ein          rücken, das sei für das Miteinander wichtig.                                                  bracht und damit den Grundstein für die
gangenen Monate erinnert, hat er alles           Jahr gedauert, bis Familien dann mal beim       Schließlich gehe es bei der Sozialarbeit       Sorge bereitet ihm auch das durch die          SozDia-Stiftung gelegt. „Wir haben keine
andere als romantische Bilder von warmen         Jobcenter einen Laptop beantragen durf-         auch um Grundwerte der Demokratie wie          Pandemie extrem beschleunigte Ausein-          Zeit zu verlieren, wenn es um Demokratie
Sommerabenden vor Augen. Er denke da             ten.“ Da sei der Lockdown schon fast vorbei     Solidarität, Gemeinschaft und Eigenverant-     anderdriften unserer Gesellschaft: in arm      geht“, ist Michael Heinisch-Kirch auch heu-
an die Demonstrationen der sogenannten           gewesen und diese Menschen noch mehr            wortung. „Werte, die die Gemeinschaft mit      und reich, in Familien mit Kindern und Al-     te überzeugt.
Querdenker, an Verschwörungstheorien,            an den Abgrund geraten. „Sie sind in der        Leben füllen“, sagt Lars Blümel.               leinstehende, in Hartz IV-Empfänger und
an den Versuch, den Reichstag zu stürmen.        Pandemie noch mehr zu den Verlierern ge-                                                       die, die auf solche Hilfe nicht angewiesen     Für Nina Kirch gehört dazu die Achtsam-
Das habe ihm Sorge bereitet wie auch die         worden, die sie eh schon waren. Das darf in     „Wenn uns die Pandemie etwas gezeigt           sind. Kritisch sieht er vor allem, dass beim   keit, eine wehrhafte Demokratie am Le-
Angriffe auf Politikerinnen und Politiker, auf   einer Demokratie nicht passieren.               hat“, sagt Nina Kirch von der SozDia-          Gesundheitsschutz der Bevölkerung das          ben zu halten. Gerade die Pandemie habe
demokratisch gewählte Volksvertreter.                                                            Geschäftsleitung, „dann war es doch, dass      Engagement für Kinder und Jugendliche          gezeigt, wie stark die Gesellschaft Gefahr

4                                                                                                                                                                                                                                                                                     5
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
DAS TEAM DER
Ich hab da was zu sagen                         DIE JUGENDKLUB -SEITEN                                                                                                                                                                            JUGENDKLUB-SEITEN:

Warum ich nicht wählen gehe! Oder doch?
Wir haben junge Menschen rund um die SozDia nach ihrer Wahlmotivation oder nach Gründen ihrer Nicht-Teilnahme an den bevor­
stehenden Bundestagswahlen gefragt. Wie ist die Stimmungslage im Hinblick auf den Wahlmonat September? Erzählt doch mal:
                                                                                                                                                                                                                                                                        Elisa

                                                                                                                                                 „Wenn ich die Chance hätte,                     „Ich gehe auf jeden Fall                                       Mischo
                                                                                                                                                 etwas ins Positive zu ändern,                   wählen, denn es ist mir
                                                                                                                                                 dann würde ich auch wählen                      wichtig, dass meine Stimme
                                                                                                                                                 gehen.“                                         am Ende nicht einer Partei
                                                                                                                                                 Iqraa, 16, Schülerin, Jugendklub Linse
                                                                                                                                                                                                 wie der AFD hilft.“
                                                                                                                                                                                                 Felix, 22 Jahre, Erzieher
                                                                                                                                                 Politisch gesehen habe ich noch nicht ge-
„Ich darf noch nicht wählen                     „Ich darf auf jeden Fall                        „Dieses Jahr darf ich                            wählt, aber bei der Schülersprecherwahl
                                                                                                                                                                                                 Ich gehe auf jeden Fall wählen, denn es ist
und wenn ich keine deutsche                     nicht wählen als                                endlich wählen –                                 zum Beispiel schon. Wenn ich aber die

Staatsbürgerschaft bekomme,                     Nicht-Staatsbürger.“                            und ich freu mich drauf.“
                                                                                                                                                 Chance hätte zu wählen, um etwas ins Po-
                                                                                                                                                 sitive zu ändern, dann würde ich es auch
                                                                                                                                                                                                 mir wichtig, dass meine Stimme am Ende
                                                                                                                                                                                                 nicht einer Partei wie der AFD hilft. Wenn                     Elly
                                                                                                                                                                                                 ich das zeitlich nicht anders schaffe, dann
bleibt das auch so“                             Saman, 21 Jahre, Student                        Maha, 19 Jahre, Azubi in der Gastronomie         machen.
                                                                                                                                                                                                 auch mit Briefwahl. Hauptsache, ich habe
Erolind, 16 Jahre, Schüler
                                                Ich darf auf jeden Fall nicht wählen ohne       Dieses Jahr darf ich endlich wählen – und
                                                                                                                                                 Ich darf wählen gehen, da ich hier lebe
                                                                                                                                                 und die deutsche Staatsbürgerschaft habe,
                                                                                                                                                                                                 gewählt. Allerdings ist es schwer, eine
                                                                                                                                                                                                 Partei zu finden, deren Programm mich
                                                                                                                                                                                                                                                   Hallo,
                                                deutsche Staatsbürgerschaft. Aber ganz          ich freu mich drauf. Ich bin die erste in mei-   andere die das nicht haben, dürfen nicht                                                          wir sind Elisa Bienek aus dem
Ich darf noch nicht wählen und wenn ich                                                                                                                                                          anspricht, denn vor allem große Parteien
                                                ehrlich, auch wenn ich wählen dürfe, wür-       ner Familie, die in Deutschland wählen darf      wählen gehen und das finde ich unfair. Da-                                                        Jugendklub Linse, Milorad
keine deutsche Staatsbürgerschaft bekom-                                                                                                                                                         gehen auf viele Punkte, die mir als queere
                                                de ich es nicht machen. Wenn ich aller-         und dann gleich für ein so wichtiges Amt.        her muss man diese Chance nutzen, um für                                                          Carkik (Mischo) aus dem Ju­
me, bleibt das auch so. Wenn ich aber wäh-                                                                                                                                                       Person wichtig sind, nicht ein.
                                                dings gezwungen wäre, würde ich eine            Darum werde ich gemeinsam mit meinen             andere einzustehen.                                                                               gendklub Tube und Elisabeth
len darf, dann mache ich das. Wählen sollte                                                                                                                                                      Darum sind für mich persönlich die Grü-
                                                Partei wählen, die sich am meisten um die       Eltern und meinen 2 Brüdern entscheiden,         Wen ich wählen würde weiß ich jetzt noch                                                          Rodé (Elly) aus dem Jugend­
man. Nein – es ist eine Pflicht finde ich so-                                                                                                                                                    nen mit ihrem Parteiprogramm am attrak-
                                                Wirtschaft des Landes kümmert und damit         wem wir unsere Stimme geben. Wir wer-            nicht, weil ich nicht alle Parteien insgesamt                                                     klub Rainbow – und wir haben
gar. Nur wenn man wählt, kann die Politik                                                                                                                                                        tivsten, denn hier werden Punkte wie das
                                                beschäftigt. Als angehender Wirtschafts-        den alle zusammen zum Wahllokal gehen.           kenne. Aber ich würde dann die Partei wäh-                                                        diese und die folgenden zwei
auch wissen was die Menschen wollen. Vie-                                                                                                                                                        Trans-Gesetz mit dem Ziel thematisiert,
                                                wissenschaftler verstehe ich davon am           Wir Kinder wissen schon ganz genau was           len, die das Gute für die Menschen will. Das                                                      Doppelseiten der Ansichts­
le sind, glaube ich, zu faul, um wählen zu                                                                                                                                                       Prozesse für Betroffene zu vereinfachen
                                                meisten, und weiß natürlich wie wichtig         wir wollen – mehr Perspektive und Zukunft.       bedeutet für mich, dass sie für Menschen-                                                         sache gekapert.
gehen. Darum fände ich es gut, wenn das                                                                                                                                                          und sie damit zu unterstützen. Abschlie-
                                                es ist, dass es auf dieser Ebene gut funkti-    Auf keinen Fall blau oder schwarz. Gleich-       rechte einstehen, dass auch Menschen,
auch online ginge.                                                                                                                                                                               ßend kann ich sagen, dass ich mir von den
                                                oniert. Ich denke aber mit den Neuwahlen        zeitig bin ich traurig, wenn Frau Merkel         die nicht in Deutschland geboren sind,                                                            Auf diesen Seiten steht alles
Manche wissen aber auch nicht, was sie                                                                                                                                                           Parteien wünschen würde, dass sie auch
                                                wird es keinen großen Umbruch im Land           geht. Das wird sehr komisch ohne sie. Sie        gleichberechtigt werden und es allgemein                                                          im Zeichen der Politik, denn im
wählen sollen und machen dann lieber                                                                                                                                                             die Bedürfnisse und Probleme von Men-
                                                geben, da die Bürger sowas natürlich un-        spricht immer so deutlich und langsam.           Gleichberechtigung für alle gibt, in allen                                                        September sind Bundestagswah-
nichts. Dann geht aber diese Stimme an ir-                                                                                                                                                       schen aus der LGBTQI+ (Lesbian, Gay, Bi,
                                                gern zulassen. Die Menschen hassen Verän-       Uns allen gefällt das.                           Kategorien. Egal wen man liebt, egal wo                                                           len. Euch erwarten interessante
gendwen und es kann sich nie was ändern.                                                                                                                                                         Trans, Queer und Intersex) Szene wahrneh-
                                                derungen.                                       Ich wünsche mir das Politiker genauer be-        man herkommt. Außerdem sollte diese Par-                                                          und unbekannte Fakten über
Wenn man wählt, steht es 50/50. Vielleicht                                                                                                                                                       men und darauf eingehen. Das würde auch
                                                Wenn für die meisten alles gut läuft – und      nennen um was es geht, ehrlich sind, wich-       tei umweltfreundlich sein.                                                                        Politiker*innen sowie Relevantes
wird dann in der Politik nicht nur verspro-                                                                                                                                                      dazu führen, dass ich die Entscheidung,
                                                das ist der Fall – bleiben sie bei ihrem Sys-   tige Themen auch sehen und Bewegungen                                                                                                              zu den aktuellen Parteiprogram-
chen, sondern auch gemacht. Es gibt zwei                                                                                                                                                         welche Partei ich wählen will, nicht nur da-
                                                tem. Für Veränderungen gibt es einfach          wie den Umweltschutz, Anti-Diskriminie-                                                                                                            men.
Parteien die ich gut finde. Die einen gewin-                                                                                                                                                     von abhängig mache, wer denn in seinem
                                                zu wenig Sorgen bei den meisten. Darum          rung und Gleichberechtigung ernst neh-
nen niemals. Die anderen waren mal ganz                                                                                                                                                          Parteiprogramm überhaupt was zu dem
                                                glaube ich, meine Stimme hätte eh kaum          men. Keine Partei schafft das allein. Darum                                                                                                        Übrigens: Junge Menschen ab 18
gut, aber sind es jetzt nicht mehr. Aber                                                                                                                                                         Thema Trans-Gesetz oder Gleichstellung
                                                Einfluss und würde nichts bewegen.              zählt am Ende für mich nicht nur wer an der                                                                                                        Jahren, die noch nie gewählt ha-
genau die haben größere Chancen. Ver-                                                                                                                                                            aller Geschlechter sagt.
                                                                                                Macht ist, sondern auch wer sonst noch so                                                                                                          ben, können in das Thema Wah-
mutlich würde ich nicht strategisch wäh-                                                                                                                                                         Aktuell habe ich nicht wirklich das Gefühl,
                                                                                                im Bundestag sitzt. Jede Stimme zählt des-                                                                                                         len tiefer eintauchen und sich
len und nehme die, die nie gewinnen aber                                                                                                                                                         dass es eine Parteienvielfalt gibt, bzw. fühle
                                                                                                halb.                                                                                                                                              zu einer Erstwahlhelfer*innen-
dafür bessere Sachen wollen und die Welt                                                                                                                                                         ich mich von dieser weder wahrgenom-
gerechter machen.                                                                                                                                                                                men noch angesprochen.                            Ausbildung anmelden:
                                                                                                                                                                                                                                                   Auf der Internetseite
                                                                                                                                                                                                                                                   (www.erstwahlhelfer.de/
                                                                                                                                                                                                                                                   mitmachen) oder über die
                                                                                                                                                                                                                                                   Jugendklubs Linse, Tube und
                                                                                                                                                                                                                                                   Rainbow.
6                                                                                                                                                                                                                                                                                     7
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
Wahl-Spezial                   DIE JUGENDKLUB -SEITEN                                                                                                                  Wir haben uns die Parteiprogramme der aktuell im Bundestag vertretenen sieben Parteien nach bestem
                                                                                                                                                                           Wissen und Gewissen angeschaut und die Positionen von CDU/CSU, SPD, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        MEHR INFOS: Ab 2.9.2021
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ist der WAHL-O-MAT
                                                                                                                                                                           FDP und AFD anhand ausgewählter Themen verglichen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir                               der Bundeszentrale für
    Parteiprogramme im Vergleich: Was ausgewählte Parteien versprechen                                                                                                     nicht, über Leser*innenpost freuen wir uns an kommunikation@sozdia.de.                                                        politische Bildung online!

                                                                                                                              Migrations- /                                    Gleichstellung
                          Bildung                                                   Wohnraum                                  Inklusionspolitik                                der Geschlechter                                         Klimapolitik                                   Mobilität

DIE LINKE                 Gute Bildung, gerecht, gebührenfrei. Ein Leben lang“:     Bau von mehr Sozialwohnungen und          Abschiebung wird abgelehnt.                      Die vielfältigen Lebensweisen, sowie alle                Geplant ist Klima-Transformationsfonds         Der Ausbau der Bahn und des öffentlichen
                          Gefordert wird eine Bildung, die nicht vom Geldbeutel     höheres Wohngeld für einkommens­          Migrant*innen werden nach 5 Jahren               Lebensweisen, bei denen Verantwortung                    in Höhe von 20 Mrd. € für den Umbau der        Nahverkehrs auf dem Land und Preissen-
                          der Eltern abhängt. Gemeinschaftsschulen werden
                          gefordert, an denen alle Schüler*innen gemeinsam          schwache Personen/Familien.               Aufenthalt eingebürgert und in Deutsch-          für andere übernommen wird, sollen                       Industrie mit dem Ziel ein CO2-neutrales       kungen für Fahrgäste sind das Ziel.
                          lernen und unterschiedliche Abschlüsse bekommen           Mietpreisbremse dauerhaft.                land geborene Kinder haben das Recht auf         rechtlich gleichgestellt werden.                         Deutschland bis 2035.
                          können. Numerus Clausus abschaffen und BAföG                                                        Mehrstaatlichkeit.
                          erhöhen – ohne Rückzahlung. Zudem Offensive für
                          mehr Lehrkräfte.

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN
                          „Bildung und Forschung ermöglichen“: Soziale und          Bau von mehr Sozialwohnungen,             Migrant*innen mit Duldungsstatus be-             Ziel ist die Gleichberechtigung aller                    Geplant ist ein Klimaschutz-Sofortpro-         Ab 2030 werden nur noch emissionsfreie
                          kulturelle Herkunft, Geschlecht, körperliche Vorausset-   Mitpreisbremse dauerhaft. Recht auf       kommen nach fünf Jahren ein Bleiberecht.         Geschlechter in allen Lebenslagen und                    gramm mit höherer CO2-Besteuerung,             Autos neu zugelassen und ein massiver
                          zungen – keine Voraussetzung für Bildungsaufstieg.        Wohnen ins Grundgesetz.                                                                                                                                                                            Ausbau von Bahn und Radwegen und ein
                          Ausbau von Gemeinschaftsschulen, Modernisierungen,                                                  Kinder und Jugendliche nach drei Jahren.         Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt.              dem Kohleausstieg und 70% Treibhaus­
                          rückzahlungsfreies BAföG. Digitalisierung nicht unab-                                                                                                                                                         gasreduktion bis 2030.                         Tempolimit (130 km/h) sind geplant.
                          hängig von einer Medienbildung und Medienkompe-
                          tenz, die bei Schüler*innen gestärkt werden soll.

SPD                       „Gut aufwachsen“: Partei will ein Bundesprogramm          Bau von mehr Sozialwohnungen,             Für eine erleichterte Integration soll           Bis 2030 sollen Mann und Frau gleich-                    Klimaneutralität bis spätestens 2045 und       Der öffentliche Nahverkehr wird
                          für Schulsozialarbeit, durch das Kommunen Mittel          Mitpreisbremse dauerhaft.                 die Möglichkeit von Mehrstaatlichkeit            gestellt sein und LGBTIQ+ Personen und                   Klimaschutz als Jobmotor sind das Ziel.        ausgebaut und klimaneutral.
                          zur Förderung von Chancenhelfern an jeder Schule                                                    gesetzlich verankert werden.                     Familien werden rechtlich abgesichert.                   Eine Reform der Erneuerbare-Energien-          Bahnfahren soll in Europa günstiger
                          bereitgestellt werden. Für Kinder und Jugendliche                                                                                                                                                             Umlage soll Stromkosten sinken lassen.         sein als Fliegen.
                          soll es freie Fahrt in Bussen und im Nahverkehr
                          geben.

CDU / CSU                 Schulsystem bleibt Ländersache, neue                      Bau von mehr Sozialwohnungen,             Eine Integration der Migrant*innen ist           Geschlechterspezifische Lohn- und                        Bis 2030 sollen in Deutschland 65 Prozent      Das Schienen- und ÖPNV-Netz soll ausge-
                          Karriereperspektiven durch ein Modell                     Wohngeld für einkommensschwache           wichtig. Sie sollen Zugang zu deutscher          Rentenlücken werden beseitigt und Frauen                 weniger Treibhausgase entstehen als 1990.      baut und verbessert werden. Die Autoin-
                          „Höhere Berufsbildung“.                                   Personen/Familien.                        Sprache, Kultur und Bildung erhalten und         und Männer erfahren in allen Bereichen die               Bis 2045 soll unser Land klimaneutral sein.    dustrie soll stark bleiben und Fahrzeuge
                                                                                    Keinen Mietendeckel.                      diese annehmen.                                  gleiche Wertschätzung.                                                                                  mit allen Antriebsformen produzieren.

FDP                       Jede Schule soll ein eigenes Budget für                   Wohngeld für Sozialschwache – wenn        Zwischen Flucht und dauerhafter Integ-           Erweiterung von Freiheits- und Entfal-                   Beim Klimaschutz setzt die FDP auf die freie   Es wird mehr alternative Kraftstoffe und
                          Modernisierung erhalten. Ein Jahr vor der                 dies nichts nützt dann Erlaubnis zur      ration wird unterschieden, je nach Status        tungsräume für Individuen aller Geschlech-               Marktwirtschaft, d.h. Emissionshandel.         eine Vereinfachung der Zertifizierung
                          Einschulung soll es einen Deutsch-Test geben,             Anmietung einer Sozialwohnung,            durchlaufen Migrant*innen verschiedene           ter. Die Rechte von LGBTIQ+ Personen                     Der Staat gibt vor, wieviel CO2 im Jahr        geben, um die E-Mobilität zu stärken.
                          um Schüler*innen gezielt zu fördern. Bundes-              keine Mitpreisbremse.                     Verfahren.                                       sollen gestärkt werden.                                  ausgestoßen werden darf. Bis 2050 wird         Der Bahnverkehr soll weiter privatisiert
                          weit sollen Fächer Wirtschaft und Informatik                                                                                                                                                                  schrittweise auf Null gesenkt.                 werden.
                          eingeführt werden.

AFD                       „Deutsches Kulturgut im Unterricht vermitteln“:           Keine Sozialwohnungen mehr aber           Asylanträge sollen nur unter Nachweis von        Würdigung traditioneller Lebensentwürfe und              Die Ziele die CO2-Emossion auf 0 zu senken     Deutsche Autoindustrie soll erhalten
                                                                                                                                                                               Wertschätzung von Frauen, die Familie gründen und
                          Asylbewerber*innen sollen zudem auf die                   Wohngeld für einkommensschwache           gesicherter Identität und Staatsangehörig-       Kinder kriegen ist Gleichberechtigung. Klassifizierung   werden abgelehnt. Man soll Klimawandel         und Diesel- oder Motorradfahrverbote
                          „Rückkehr in ihr Herkunftsland“ vorbereitet               Personen und Familien, keine Mietpreis-   keit gestellt werden und jegliche Form von       der „neuen“ Geschlechter wird abgelehnt. Alle För-       positiv begegnen und sich an neue Lebens-      abgeschafft werden. Für weniger Verkehrs-
                          werden, alle Koranschulen im Land sollen auf              bremse.                                   Familiennachzug wird abgelehnt.                  dermittel für die auf der Gender-Ideologie beruhende     bedingungen anpassen.                          chaos in Großstädten werden Fahrspuren
                                                                                                                                                                               Lehre und Forschung sind zu streichen. Politisch kor-
                          die Verfassungstreue überprüft werden.                                                                                                               rekte Sprachvorgaben zur Durchsetzung der Gender-                                                       ausgebaut.
                                                                                                                                                                               Ideologie wird abgelehnt. Gleichstellungsbeauftragte
                                                                                                                                                                               sind abzuschaffen.

    8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 9
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
Wahl-Spezial             DIE JUGENDKLUB -SEITEN
                                                                                                                                                Welcher Steckbrief gehört zu welcher Person?
     Quiz
                           Auf dieser Doppelseite unserer Wahl-Spezial Seiten haben wir interessante und manch skurrile Fakten                  Kennst Du alle Namen und weißt zu welcher Partei wer gehört? Dann sende uns unter kommunikation@sozdia.de das Lösungs-
                           über Politiker*innen gesammelt. Von wem stammt welches Zitat?                                                        wort zu und gewinne einen Gutschein für 2 Personen für einen Besuch bei „My Jump“ in Berlin.* Wir wünschen viel Erfolg!

                                                                                                                                                O
                                                                                                                                                                NAME UND PARTEI:
                                                                                                                                                                Geburtstag: 18.02.1961 | Hat studiert: Rechts- und Staatswissenschaften
                                                                                                                                                                Hobbys als Teenie: Singen im Chor

     Wer hat‘s gesagt?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          © Laurence Chaperon
                                                Zu welchem*welcher Politiker*in gehört welches Zitat?                                                           Lieblingsessen: Bifteki mit alles, Gyros und Pizza mit Thunfisch, Mais, Zwiebel und Paprika
                                                Welches Lösungswort kommt am Ende raus?                                                                         Zweiter Traumjob: Schauspieler
                                                                                                                                                                Spezialfakt: Sohn ist Mode-Blogger und Influencer (joe_laschet)                                                                     1 ..........................
                                                                                                                                                                Lernte Ehepartner/in mit 7 Jahren kennen. Beide haben sich auf dem Spielplatz geprügelt.

                                                                                                                                                L
                                                                                                                                                                NAME UND PARTEI:

              1.                                                                                      3.
                                                                                                                                                                Geburtstag: 15.12.1980 | Hat studiert: Politikwissenschaften, Europarecht
                                                                                                                                                                Hobbys als Teenie: Fußball, Trampolinsport (Leistungsturnen)
                                                                                         „Wer in Zukunft nicht wolle,
     „Wir schaffen das.“
                                                                                                                                                                Lieblingsfarbe: Petrol | Lieblingsvogel: Pinguin

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     © Raimond Spekking
                                                                                       dass Albaner und Kosovaren als                                           Lieblingsessen: Banana-Split Eis mit Vanille - statt Schokokugeln
                                                      2.                               Pflegekräfte ins Haus kämen und
                                                                                                                                                                Zweiter Traumjob: Rocksänger*in                                                                                                        2 ..........................
                                                                                                                                                                Freizeit: Singen und Fußball
                                           „Niemand hat die Absicht,                      dann die Bude ausräumten,                                             Spezial-Fakt: Kann laut eigener Aussage nicht besonders gut singen. Ist aber egal.
                                           eine Mauer zu errichten.“                         müsse AfD wählen.“

                                                                                                                                                 I
                                                                                                                                                                NAME UND PARTEI:
                                                                                                                                                                Hat studiert: Rechtswissenschaften | Spitzname: Scholzomat
                                                                                                                                                                Lieblingsfarbe: blau | Motto: Das wichtigste ist Liebe
                 4.                                                                                                                                             Freizeit: Joggen, schnelle Autos | Lieblingsessen: Pho Bo Suppe

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          © gruene.de
 „Dann sollten wir aber der Sonne                                                                                                                               Spezial-Fakt: Ist als Rechtsanwalt zugelassen                                                                                       3 ..........................
  erklären, dass sie nicht so viel
                                                              5.                                            6.
                                                                                                                                                K
 scheinen soll. Weil die Sonne dann                                                                                                                             NAME UND PARTEI:
   ja den Einfluss auf die Ozeane             „Aber, liebe Freunde, Hitler und                      „Probleme sind nur                                          Geburtstag: 07.01.1979 | Hat studiert: Politikwissenschaften, Staatsrecht und Philosophie
                                                                                                                                                                Hobbys als Teenie: Onlinegames von Wing Commander und Ultima
                                           die Nazis sind nur ein Vogelschiss in
        hat und nicht wir.“
                                         unserer über 1000-jährigen Geschichte.
                                                                                                     dornige Chancen.“                                          Lieblingsessen: alles vom Grill | Lieblingsspiel: Backgammon
                                                                                                                                                                Freizeit: Old Timer, Rennsport
                                        Und die großen Gestalten der Vergangen-                                                                                 Spezialfakt: Wollte zur Bundeswehr hat dann aber Zivildienst als Hausmeister gemacht

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     © Sandro Halank
                                         heit von Karl dem Großen über Karl V.                                                                                                                                                                                                                         4 ..........................

                                                                                                                                                T
                                            bis zu Bismarck sind der Maßstab,                                                                                   NAME UND PARTEI:
                                                 an dem wir unser Handeln                                                                                       Familie: Verheiratet, zwei Kinder, zwei Enkelkinder | Motto: Die Zeit heilt alle Wunden
                                                                                                                                                                Lieblingsessen: Ostseedorsch mit Bratkartoffeln und Spiegelei
                                                    ausrichten müssen.“                                                                                         Zweiter Traumjob: Olympiasieger – egal in welcher Sportart
                   7.                                                                                                                                           Freizeit: Eisbären Berlin, F.C. Hansa Rostock, Volleyball, Skat, Musik von Jimi Hendrix und Led Zeppelin
           „Dieses Land wird                                                                              8.                                                    Spezialfakt: Wollte eigentlich gar kein Politiker werden
                                                                                         „[…] für die Leute machen wir das,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          © DBT/Inga Haar
          von Idioten regiert.“
                                                                                                                                                 I
                                                                                                                                                                NAME UND PARTEI:
                                                                                            verdammte Kacke nochmal“.                                           Geburtstag: 06.02.1979 | Familie: eingetragene Lebensgemeinschaft, zwei Stiefsöhne
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    5 ..........................
                                                                                                                                                                Hat studiert: Volks- und Betriebswirtschaftslehre
                                                          9.                                                                                                    Haustier: Hundedame Leni | Auto: Skoda
                                                                                                                                                                Zweiter Traumjob: Medizinerin | Freizeit: Rad fahren, wandern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     © Bundesministerium der Finanzen
                                        „Millionen Menschen in diesem Land                                                                                      Spezial-Fakt: Für einen Forschungsaufenthalt zur Doktorarbeit lebte sie fünf Jahre in China.
                                      verdienen wenig, viel zu wenig, und gehen

                                                                                                                                                P
                                       trotzdem jeden Tag zur Arbeit, oft ihr                                                                                   NAME UND PARTEI:
                                      Leben lang. Das sind für mich die wahren                                                                                  Geburtstag: 17.07.1954 | Hat studiert: Physik
                10.                                                                                                                                             Lieblingsfarbe: lila-blau wie Rittersporn | Lieblingstier: Igel, Elefant, Feldhase                                                     6 ..........................
                                               Helden unserer Zeit.“                             R – Beatrix von Storch, AfD
 „Was alles nicht geht, das haben                                                                                                                               Reiseziele: Rocky Mountains, durch Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn
                                                                                                 S – Dietmar Bartsch, Linke                                     Lieblingsessen: Spaghetti Bolognese, Hühnersuppe mit Nudeln
 wir in den letzten Jahren genug                                                                 U – Andreas Winhard, AfD                                       Zweiter Traumjob: Astronaut*in
   gehört. Aber es zählt jetzt,                                                                  M – Olaf Scholz, SPD                                           Freizeit: Gartenarbeit, Kartoffeln anbauen und ernten, schwimmen im See
    was alles geht, was alles                                                                    L – Walter Ulbricht                                            Spezial-Fakt: Hat im Studium nebenbei in einer Disco an einer Bar gejobbt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          © 2020 Christian Lindner
           möglich ist.“                                                                         I – Alice Weidel, AfD

                                                                                                                                                                Lösungswort _ _ _ _ _ _ _
                                                                   11.                           U – Annalena Baerbock, Bündis 90/ Die Grünen
                                                      „In Moria sind die Werte der               P – Angela Merkel, CDU                                                                                                                                                                             7 ..........................
                                                                                                 L – Christian Lindner, FDP                                                                            1      2      3      4      5      6       7
                                                      EU in Flammen aufgegangen.“                A – Alexander Gauland, AfD
                                                                                                 S – Andrea Nahles, SPD                         *Veranstalterin dieses Gewinnspiels ist: SozDia Stiftung Berlin – Gemeinsam Leben Gestalten, Pfarrstraße 92, 10317 Berlin. Jede*r Teilnehmer*in erkennt mit der Teilnahme an diesem
                                                                                                                                                Gewinnspiel die hier aufgeführten Teilnahmebedingungen an. Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle volljährigen Personen. Minderjährige Personen benötigen zur Teilnahme
                                                                                                    Lösungswort:                                eine Einverständniserklärung der Eltern. Mehrfache Teilnahme sowie willentliche Falscheinträge sind unzulässig. Gewinnspielteilnehmer*in ist der*diejenige, der*die eine E-Mail mit dem
                                                                                                    Pluralismus (Politische Vielfalt)           richtigen Lösungswort fristgerecht abschickt. Teilnahmeschluss ist der 20.09.2021.
10                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         11
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
Gemeinsam Demokratie Gestalten

„DEMOKRATIE BEGINNT BEI UNS SELBST.“
Über die Gestaltung von Mitbestimmung in frühkindlicher Bildung                                                                            SozDia-Kita Müggelbande: Lädt bereits die Kleinsten zu
– Erfahrungen aus dem Alltag einer Kita                                                                                                    einem Kita-Alltag wie in einem weltoffenen Dorf ein.

In der Kita beginnt Demokratie mit der        „Eine demokratische Mehrheit, die für oder    Im sozialen Bereich müsse man gut zuhö-        „Das Konzept ‚Kita als weltoffenes Dorf‘          ne sich gern schriftlich an das zuständige        milien heran. Wir stehen täglich in unmit-
eigenen und gelebten Haltung der be-          gegen etwas gewinnt, heißt immer auch,        ren, immer wieder neu sortieren und diffe-     pflegt ein soziales, kulturelles und interreli-   Beschwerdemanagement richten. „Das Be-            telbarer Nähe zu ihnen und können so
treuenden Pädagog*innen, denn auch die        dass Menschen und andere Interessen aus-      renzieren können, um Entscheidungen zu         giöses Leben.“                                    schwerdemanagement, das es ganz offizi-           Impulse geben, um zum Beispiel das The-
Kleinsten wollen sich gesehen und gehört      geschlossen werden.“                          treffen. Auch um zu erkennen, was gelebte                                                        ell in der SozDia gibt, ist auch für die Kinder   ma Demokratie von der Kita heraus in die
fühlen. Doch wie genau kann Demokratie                                                      Demokratie ist und was vorgeschobene           Ein weltoffenes Dorf pflegt ein soziales, kul-    da.                                               Familien zu platzieren. Klar stößt man auch
in der frühkindlichen Bildung dazu beitra-    Trotzdem möchte ich zunächst von Justus       Demokratie.                                    turelles und interreligiöses Leben und er-                                                          auf Grenzen, aber einander zu verstehen,
gen, dass Kinder zu Gestalter*innen ihres     wissen, was Demokratie für ihn persönlich                                                    öffnet viele Möglichkeiten der Teilhabe. Die                                                        einander auszuhalten und dann gemein-
eigenen Lebens und unserer Gesellschaft       bedeutet und was für seine tägliche Ar-       „Kita ist die Wiege der Demokratie.“           Kinder lernen, wie man sich aktiv beteiligt,                                                        sam zu gestalten: das macht ein demo-
werden? Wie kann uns das gelingen und         beit in der Kita. „Demokratie, da denkt man                                                  wie man etwas bewirken kann, wie demo-                                                              kratisches Miteinander auf Augenhöhe für
wie sieht so ein Kita-Alltag aus? Darüber     ja schnell an zum Beispiel das Prinzip der    „In der Kita sind wir schon ganz früh die      kratische Prozesse ablaufen und wie man                                                             mich aus“, schließt Justus mit einem war-
spreche ich mit Justus Durben, Leiter der     Wahlen, hier wird Demokratie zwar sicht-      Wiege der Demokratie, denn unsere Kinder       den Einzelnen mit all seinen Besonder-                                                              men Lächeln ab.
SozDia-Kita Müggelbande.                      bar, aber das ist nicht mein persönlicher     dürfen und sollen eigene Entscheidungen        heiten akzeptiert. Durch Vielfalt lernen die
                                              Ansatz, denn eine demokratische Mehr-         treffen und wir unterstützen und beglei-       Kinder in ihrem weltoffenen Dorf Toleranz,                                                          Ich nehme viel aus diesem Gespräch mit
Als Leiter einer Kindertagesstätte mit 80     heit, die für oder gegen etwas gewinnt,       ten sie darin“, holt Justus das Thema nun      Respekt und Unvoreingenommenheit.                                                                   und habe verstanden, dass alles damit
Kindern und 16 Mitarbeiter*innen ist der      heißt immer auch, dass Menschen und           konkret in seine Arbeitspraxis. Damit steht    „Momente der demokratischen Bildung                                                                 beginnt, Demokratie als innere Haltung
Terminkalender von Justus immer gut ge-       andere Interessen ausgeschlossen werden.      Justus stellvertretend für alle SozDia-Kitas   können im Kita-Alltag u.a. die gemeinsame                                                           zu verstehen, die auch im Alltag gelebt
füllt. Er ist nicht nur Ansprechpartner für   Für mich bedeutet Demokratie aber noch        für eine Kita-Kultur der Teilhabe und der      Festlegung eines Faschingsthemas, des                                                               werden muss. Hierfür braucht es ein Mitei-
all seine Kolleg*innen im laufenden Kita-     viel mehr, nämlich Haltung zeigen, Kom-       gleichberechtigten Beteiligung ein, in der     nächsten Ausflugsziels oder einer alterna-                                                          nander auf Augenhöhe, bei dem sich alle
betrieb, sondern kümmert sich auch um         munikation, Selbstreflexion, Andersden-       die Kinder im Rahmen des komplexen Kita-       tiven Tagesgestaltung sein, aber auch die                                                           gehört und gesehen fühlen. Wir müssen
organisatorische, inhaltliche und überge-     kende mitzunehmen, statt sie auszuschlie-     Alltags ihr Leben gemeinsam gestalten.         Nutzung des Beschwerdemanagements                                                                   zuhören, unsere Meinung immer wieder
ordnete Aufgaben. Er nimmt sich trotzdem      ßen, sie zu sehen und ihnen zuzuhören“, ist   Denn wie alle Kitas in Trägerschaft der Soz-   und das Mitspracherecht in einem Kinder-                                                            hinterfragen, andere Meinungen zulassen
gerne die Zeit für unser Gespräch, berich-    Justus überzeugt. Uns Menschen fiele es       Dia arbeitet auch die Kita Müggelbande         parlament“, lässt mich Justus wissen. Sie         In Form von einem morgendlichen Ge-               und Lösungen finden, bei denen mög-
tet er, denn das Thema Demokratie im ei-      oft schwer, Sichtweisen von Andersden-        seit ihrem Bestehen 2018 auf Basis des Ent-    können auch entscheiden, wann und wie             sprächskreis, der wie ein kleines Parlament       lichst alle berücksichtigt werden. Auf diese
genen Arbeitskontext stellt nicht nur einen   kenden zu berücksichtigen, Vorurteile und     wicklungskonzeptes „Kita als weltoffenes       viel sie zum Mittag essen wollen und ob           funktioniert, können die Kinder ihre Prob-        Art können wir Kindern vermitteln, dass sie
Grundwert innerhalb der gesamten Soz-         die daraus resultierende Ablehnung zu         Dorf“ von Dorothee Jacobs. Dieses stützt       sie anschließend einen Mittagsschlaf ma-          leme, Wünsche oder eben Beschwerden               eine Stimme haben und diese auch ein-
Dia dar, sondern ist auch Justus selbst ein   überwinden, aber genau das sei Justus zu-     sich auf die Annahme, dass bereits die         chen möchten oder nicht. So sollen Kinder         offen ansprechen“, klärt mich Justus hier-        setzen dürfen und sollen (sogar bevor sie
drängendes Anliegen. „Die individuellen       folge so wichtig, um ein gemeinsames Ziel,    Jüngsten ihre Kita ähnlich wie ein Dorf er-    bereits in der Kita lernen, wie sie sich aktiv    zu auf. In diesem offenen Erzählkreis sei         sprechen können).
Bedürfnisse von Kitakindern und ihre Sicht    zum Beispiel Frieden zu leben und Demo-       leben. Es gibt einen Marktplatz, viele Werk-   beteiligen und etwas bewirken können,             es auch wichtig, die anderen ausreden zu
auf die Welt ernst zu nehmen, sie an Ent-     kratie zu gestalten, erreichen zu können.     stätten, eine Art Gemeindeverwaltung, viel     wie demokratische Prozesse ablaufen und           lassen, nicht zu diskriminieren, Situationen      So werden Kinder zu Gestalter*innen ihres
scheidungen teilhaben zu lassen und mit                                                     Grün und die Möglichkeit, dies alles nach      vor allem, dass sie eigene Entscheidungen         aushalten zu können und sich selbst auch          eigenen Weges und schließlich auch der
ihnen das Leben in der Gemeinschaft de-       Demokratische Prinzipien, die auch fest       und nach zu erkunden und zu verstehen.         treffen dürfen.                                   mal zurückzunehmen und erstmal zuzuhö-            Gesellschaft.
mokratisch zu gestalten, gehört zu unserer    im eigenen Alltag, in der eigenen Haltung                                                                                                      ren. „Das sind viele Lernfelder für die Kinder,
Arbeitsgrundlage“, lässt mich Justus direkt   nach innen und außen verankert sind, hel-     „Um die Komplexität des Kita-Alltags und       Die Sache mit dem Beschwerdemanage-               die ganz spielerisch eröffnet und sichtbar
zu Beginn unseres Gesprächs wissen. Man       fen dabei – auch fernab von politischen       seine Potentiale besser erfassen und ver-      ment interessiert mich dabei besonders,           gemacht werden“, fügt Justus hinzu.               Christina Saborosch-Stötzer
merkt ihm seine Leidenschaft, verbunden       Wahlperioden. „Wichtig ist hierbei aber,      mitteln zu können, schien uns eine Über-       erinnert es mich doch an ein eher büro-
mit einer erfrischenden Leichtigkeit aber     dass ich mich selbst auch nicht zu ernst      tragung des Bildes von einem lebenswer-        kratisches oder unangenehmes Tool aus             „Alles beginnt damit, Demokratie als innere
auch der nötigen Ernsthaftigkeit für das      nehme“, unterstützt Justus seine Aussage      ten und weltoffenen Dorf auf unsere Kitas      der „Erwachsenen-Welt“, wenn jemand bei           Haltung zu verstehen, die auch im Alltag ge-
Thema schnell an. Er ist darauf bemüht die    verschmitzt. In seiner täglichen Arbeit als   eine geeignete Methode.“, erläutert Silke      falscher Bestellung im Restaurant sofort die      lebt werden muss.“
großen Worte ‚Demokratie‘ und ‚Partizipati-   Kita-Leiter und Pädagoge arbeite er daher     Mayn, Fachreferentin des Bereichs Kinder-      Leitung für eine Beschwerde sprechen will
on‘ mit Leben zu füllen und sie bestmög-      gerne und oft mit Vergleichen und wichtig:    tagesstätten bei SozDia.                       oder bei Problemen mit Online-Bestellun-          „Kita ist allgemein ein wichtiger Ort, denn
lich in die Praxis zu übersetzen.             mit viel Humor.                                                                              gen damit beschwichtigt wird, man kön-            so nah kommen wir nie wieder an die Fa-

12                                                                                                                                                                                                                                                                                       13
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
bei sozdia vor ort
                                                                                                                                                                                                  Klimafreundlich unterwegs mit der SozDia Fahrradflotte
                                                                                                                                                                                                  Der Ausbau der SozDia-Fahrradflotte bildet einen wichtigen Beitrag zur Verkleinerung unse-
     Auch während der Sommermonate haben wir uns in der SozDia wieder mit vielen tollen und bunten Aktionen sowie auch neuen Einrichtungs-                                                        res ökologischen Fußabdrucks. Seit dem 26. Mai 2021 rollen die ersten 24 Leih-Fahrräder an 10
     Projekten auf den Weg gemacht, um auch in der wärmeren Jahreszeit gemeinsam Leben zu gestalten und zum mit- und nachmachen einzuladen.                                                       SozDia-Standorten durch Berlin. Dienstliche Wege im Kiez oder zur Geschäftsstelle in der Lichten-
     Besonders die Momente des Miteinanders, die nun wieder mehr möglich waren, sind uns hierbei eine besondere Herzensangelegenheit, denn sie                                                    berger Victoriastadt können unsere Mitarbeitenden jetzt nachhaltig per Fahrrad zurücklegen. In
     zeigen, dass gemeinschaftlich sein immer geht:                                                                                                                                               den vergangenen Monaten stieg auch die Anzahl der Lastenfahrräder auf 11 an. Zusammen mit
                                                                                                                                                                                                  den Leihfahrrädern sind sie eine tolle Alternative zum Auto im Großstadtverkehr. Innerhalb eines
                                                                                                                                                                                                  Kiezes können so Einkäufe für die Einrichtungen erledigt werden, unser Ausbildungsrestaurant
                                                                                                                                                                                                  „Am Kuhgraben“ kann seine Speisen im Kiez klimaneutral ausliefern und vieles mehr. Dass unsere
                                                          30 Jahre SozDia – der digitale Festakt                                                                                                  Einrichtungen pünktlich zur Fahrrad-Saison mit Lasten- und Leihfahrrädern ausgestattet werden
                                                          Am 5. Mai war es endlich soweit, wir konnten unseren 30. Geburtstag digital                                                             konnten war Michael Heinisch-Kirch, unserem Vorstandsvorsitzenden, eine Herzensangelegen-
                                                          (nach)feiern. Gemeinsam mit Ulrike Trautwein, Generalsuperindententin der                                                               heit: „Nachhaltigkeit ist eines unserer zentralen Anliegen. Das gilt natürlich auch für den Bereich
                                                          EKBO und Markus Meckel, Außenminister a.D. und langjähriges Mitglied des                                                                Mobilität. Deshalb freue ich mich besonders über eine Fahrrad-Saison, die in der SozDia ab jetzt
                                                          Deutschen Bundestages konnten wir ergründen, was ein friedliches Zusammen-                                                              gar nicht mehr endet.“ Und wer doch mal längere Strecken zurücklegen muss, kann bequem auf
                                                          leben in einer Gesellschaft gelingen lässt. In drei digitalen Räumen zu aktuel-                                                         die grünen Elektro- oder Erdgasfahrzeuge samt passender E-Tankstellen der SozDia zurückgreifen.
                                                          len Themen fand zwischen Teilnehmer*innen und Impulsgeber*innen ein reger
                                                          Austausch statt, bei dem auch Forderungen formuliert wurden. Wir konnten vie-
                                                          le hilfreiche Einblicke in andere Bereiche unserer Gesellschaft erhalten und neh-
                                                          men diese für unser künftiges Wirken, für die Gestaltung unserer Gesellschaft,
                                                          mit auf. Eine ausführliche Zusammenfassung unserer Ergebnisse aus den The-                        Foodsharing im iKARUS stadtteilzentrum
                                                          menräumen findet sich unter: www.sozdia.de. Wir möchten uns an dieser Stelle                      Jeden Tag werden Tonnen von Lebensmittel für den Müll produziert. Einen
                                                          auch noch einmal recht herzlich bei allen Vortragenden und Teilnehmer*innen                       großen Teil davon könnten wir vermeiden. Um dem entgegen zu wirken,
                                                          für den schönen und interessanten Nachmittag bedanken. Insbesondere auch                          steht seit dem 21. Juni der erste Foodsharing-Kühlschrank in Karlshorst und
                                                          für die zahlreichen Glückwünsche, die uns vor dem Festakt, aber auch während-                     zwar im iKARUS stadtteilzentrum! Alle können zu Lebensmittelretter*innen
                                                          dessen, erreichten.                                                                               werden, indem sie sich dort holen, was sie brauchen. Die Initiative „foodsha-
                                                                                                                                                            ring“ bestückt den Kühlschrank mit geretteten Lebensmitteln v.a. aus Super-
                                                                                                                                                            märkten und reinigt ihn täglich, sodass durchgehend darauf geachtet wird,
                                                                                                                                                            dass sich keine verderblichen oder abgelaufenen Speisen im Kühlschrank
                                                                                                                                                            befinden. Die aktuellen Abholzeiten der Lebensmittel finden sich unter:
      Spielend mit Unterschieden umgehen                                                                                                                    www.sozdia.de.

      Vor 20 Jahren hat unsere Kita Buntstift ihren Betrieb aufgenommen und damit ist die
      SozDia seit Januar 2001 Kita-Trägerin. Und während die Kleinen von damals längst
      erwachsen sind, spielen in der interkulturellen Einrichtung heute noch immer Kinder
      mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund miteinander – mittler-
      weile sind es 130. Mit ihnen feierten die Erzieher*innen im kleinen Kreis am 16. Juni                                                                 EINLADUNG ZUM WAHLFRÜHSTÜCK, 15. SEPTEMBER 2021, 10-14 UHR
      das 20-jährige Jubiläum und die Eröffnung des mittlerweile von den Jüngsten genutz-
                                                                                                                                                            Neben der Bundestagswahl findet dieses Jahr auch die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus statt. Dabei ist es insbesondere die
      ten Erweiterungsbaus. Und auch wenn ein großes Fest erst im kommenden Jahr statt-
                                                                                                                                                            Soziale Frage und die Antworten in den Wahlprogrammen auf Landesebene, die uns in der SozDia als Tätige der Sozialen Arbeit unmit-
      finden wird, so können Eltern und Interessierte durch einen Buntstift-Podcast an einer
                                                                                                                                                            telbar betrifft. Wie sollen Herausforderungen angegangen werden? Welche Themen sind für uns zentral? Wo sehen wir Lücken? Diese
      Zeitreise teilhaben. Hören Sie gerne rein unter: www.sozdia.de/Kita-Buntstift.
                                                                                                                                                            Fragen wollen wir bei einem gemeinsamen Wahlfrühstück diskutieren. Dazu lädt das SozDia-Vorstandsreferat am 15. September, dem
                                                                                                                                                            Tag der Demokratie, von 10-14 Uhr zu einem Picknick vor der alten schmiede ein. Mit Impulsfragen, einer kleinen Arbeitshilfe zu den
                                                                                                                                                            Wahlprogrammen und leckerem Essen wollen wir die für uns relevanten Themen
                                                                                                                                                            beleuchten sowie über Wege sprechen, wie wir unsere Anliegen und Perspektiven –
                                                                                                                                                            auch über die Wahl hinaus – in politische Entscheidungsprozesse einbringen können.
      Stärkung der lokalen Gemeinschaft                                                                                                                     Falls der 15.09.2021 für Euch nicht passt: wir senden die Arbeitshilfe inklusive der
      Vier SozDia-Einrichtungen und Projekte der Gemeinwesenarbeit haben sich                                                                               Methode „Wahlfrühstück“ an alle SozDia-Einrichtungen vorab per Email raus,
      am Europäischen Tag der Nachbarn mit einfallsreichen Aktionen beteiligt. So                                                                           vielleicht habt Ihr ja Lust das Thema bei Euch vor Ort einzubringen!
      lud unser neues Stadtteilprojekt „UNTERWEGS in Hohenschönhausen Süd“ am
      28. Mai zu einem Quiz-Spaziergang ein, um den Stadtteil einmal mit anderen
      Augen zu entdecken. Von BENN Hohenschönhausen Nord wurden mit einem
      Rezept und dazugehörigen Kochzutaten sowie dem Kochbuch „So isst Lichten-
      berg“ befüllte Jutetaschen verteilt. Zu einer Blütenjagd und einem Terrassen-                                                                                               Für ein demokratisches Miteinander: #Berlinsolidarisch
      Bingo hat unsere Jugend- und Begegnungsstätte alte schmiede aufgerufen.
                                                                                                                                                                                  Das SozDia-Leitungsteam hat sich stellvertretend für die Stiftung mit Unterschrift an der Erklärung „Gegen rechte
      Während am Aktionstag zahlreiche bunte Papierblüten im Kaskelkiez leuchte-
                                                                                                                                                                                  Hetze und Verschwörungserzählungen“ und der Aktion #Berlinsolidarisch beteiligt. Mit diesem Hashtag setzen
      ten, verteilte unser iKARUS Stadtteilzentrum eingepflanzte Sonnenblumen und
                                                                                                                                                                                  sich Berliner Träger*innen des sozialen Bereichs für ein demokratisches und vielfältiges Miteinander ein. Dafür
      Bücher auf dem Karlshorster Wochenmarkt, um mit den Anwohner*innen ins
                                                                                                                                                                                  stehen wir natürlich auch in der SozDia ein. Ob dies nun unserem Kita-Konzept „Kita als weltoffenes Dorf“ ge-
      Gespräch zu kommen. Das letzte Jahr hat wie kein anderes gezeigt, wie wichtig
                                                                                                                                                                                  schieht, wir offene Einrichtungen für alle Menschen der Nachbarschaft sind oder uns in unseren Teams tagtäglich
      nachbarschaftlicher Zusammenhalt und lokales Engagement sind. Mit diesen
                                                                                                                                                                                  um Konsens- und Kompromissfindung bemühen. Ganz besonders mit Blick auf den Wahlkampf 2021 wird in dem
      vielfältigen Aktionen konnten unsere Einrichtungen ein schönes Zeichen für
                                                                                                                                                                                  Aufruf für ein faires und respektvolles Ringen unterschiedlichster gesellschaftlicher Meinungen geworben. Dabei
      eine gute und lebendige Nachbarschaften setzen.
                                                                                                                                                                                  ist es den Unterzeichner*innen der Trägererklärung besonders wichtig, dass die Wahrung der Menschenrechte
                                                                                                                                                                                  auch in hitzigen Debatten oberste Priorität hat. Um diese Haltung nach draußen zu tragen, unterstützen wir die
                                                                                                                                                                                  Aktion #Berlinsolidarisch. Unter dem #Berlinsolidarisch finden Sie viele Ideen zum Mitmachen.
                                                                                                                Texte und Zusammenstellung: Katrin Spiess
14                                                                                                                                                                                                                                                                                                      15
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
PRO                                                                                                                                                                                                     contra
                                     WÄHLEN SCHON AB 16 ?                                     Wählen mit 16 Jahren? Auf Landesebene ist das bisher nur in Brandenburg,
                                                                                              Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein möglich. Auf kommunaler in
                                                                                              zehn Bundesländern. Doch an dem Thema scheiden sich die Geister.
                                                                                              Auf Kosten der jungen Generation? Wir haben uns auf die Suche gemacht
                                                                                              und zwei Menschen dazu befragt:

                                                „JA, ICH BIN DABEI!                           „NEIN, ICH BIN DAGEGEN!                                                                            Dr. Stephan Eisel ist Politik-
                                                                                                                                                                                                 wissenschaftler mit mehre-
Lena Esther Lange aus Friedrichsdorf
in Hessen ist Schülerin und steht kurz          WEIL EIN WAHLRECHT AB 16 JAHREN ES            WEIL EIN WAHLRECHT UNTER 18 JAHREN                                                                 ren Veröffentlichungen zur
                                                                                                                                                                                                 Absenkung des Wahlalters.
vor dem Abitur. Sie ist Vorsitzende der
                                                SCHAFFT, UNSERE DEMOKRATIE ZU STÄRKEN.“       DEM JUGENDSCHUTZ ENTGEGENSTEHT.“
                                                                                                                                                                                                 Er kommt aus der Jugendar-
Initiative „Jugend wählt“ und Kreis-                                                                                                                                                             beit und Politischen Bildung
und Stadtparlamentsabgeordnete für                                                                                                                                                               und war Mitglied des Deut-
Bündnis 90/Die Grünen.                                                                                                                                                                           schen Bundestages.

Denn dann ist eine größere Zahl in              Da Jugendliche im Alter von 16 und 17                                             16-Jährige dürfen in der Öffentlichkeit           schnitt. Dort wird unterschieden zwischen
Deutschland an der Wahl unseres Gesetz-         Jahren im Unterricht sowie über die in der                                        keine hochprozentigen Alkoholika trinken          „Kindern“ bis 14 Jahren und „Jugendlichen“
gebers und somit an der Legitimation un-        Schule organisierten Podiumsdiskussionen                                          und ohne Begleitung Erwachsener Kinos             zwischen 14 und 18 Jahren.
serer Parlamente beteiligt. Gleichzeitig        motiviert werden, sich mit Wahlen ausein-                                         oder Gaststätten nur bis Mitternacht besu-
wirkt es der demographischen Entwick-           anderzusetzen, ist die Wahrscheinlichkeit                                         chen. Sie dürfen weder Zigaretten kaufen          Außerdem entkoppelt die Trennung des
lung in Deutschland entgegen. So sind           groß, dass sie tatsächlich wählen gehen.                                          noch in der Öffentlichkeit rauchen oder           Wahlalters von der Volljährigkeit aktives
aktuell doppelt so viele Menschen über 60       Zahlreiche empirische Studien belegen,                                            Sonnenstudios besuchen. Grundsätzlich             und passives Wahlrecht. Wegen des grund-
Jahren wahlberechtigt wie unter 30-Jäh-         dass Jugendliche im Alter von 16 und 17                                           gilt bis zur Volljährigkeit: „Eltern haften für   gesetzlich garantierten freien Mandats, ist
rige. 1990 sah das noch anders aus: der         Jahren über das notwendige politische                                             ihre Kinder”. Es gibt diesen Jugendschutz,        die Wählbarkeit des passiven Wahlrechts
Anteil der Wahlberechtigten über 60 Jah-        Wissen und hinreichende Kompetenz ver-                                            weil der Gesetzgeber Minderjährigen nicht         nämlich mit den Freiheitseinschränkungen
ren und unter 30 Jahren war damals fast         fügen, um zu einer Wahlentscheidung zu                                            zutraut, Gefahren für sich selbst realistisch     für Minderjährige nicht vereinbar. So wä-
gleichmäßig verteilt.                           kommen, die einer fundierten Meinung                                              einzuschätzen. Es wäre widersinnig, ihnen         ren Minderjährige gezwungen, Volljährige
                                                entspricht.                                                                       die für das eigene Leben abgesprochene            zu wählen.
Ganz abgesehen davon: Jugendliche im                                                                                              Einsichtsfähigkeit durch das Wahlrecht für
Alter von 16 und 17 Jahren haben in den         Bisher konnte nur auf bis zu zwei Jahrzehn-                                       die Gesellschaft insgesamt zuzubilligen.          Die Befürworter*innen des Wahlalters ab
Bundesländern mit aktivem Wahlrecht ab          te alte Umfragen mit höchstens wenigen                                                                                              16 wollen übrigens die Entscheidungsfrei-
16 Jahren bewiesen, dass sie sich stärker       tausend Beteiligten zu der Frage, ob das                                          Dabei ist nicht entscheidend, wie politisch       heit von 16- und 17-jährigen sonst nicht
an den Wahlen beteiligen als die Wahlbe-        Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden                                             interessiert einzelne Jugendliche vor der         ausweiten und fordern keine Absenkung
rechtigten in den Altersgruppen der 18- bis     sollte, zurückgegriffen werden. Seit No-                                          Volljährigkeit sind. Eine individuelle „Wahl-     der Volljährigkeit. Das Wahlrecht als zent-
35-Jährigen und teilweise bis 45-Jährigen.      vember 2020 liegen die Ergebnisse einer                                           reifebeurteilung” wäre demokratiefremd.           rales Bürgerrecht wird aber durch die Bür-
Weiter zeigen die repräsentativen Wahlsta-      repräsentativen Umfrage mit über 10.000                                           Das Bundesverfassungsgericht hat aus-             gerpflicht der vollen Verantwortung für
tistiken, dass sich der Vorwurf, dass 16- und   beteiligten Jugendlichen im Alter von 14                                          drücklich festgestellt, dass beim Wahlrecht       das eigene Handeln legitimiert, die mit der
17-Jährige nur „links“ und „grün“ wählen        bis 17 Jahren aus allen Bundesländern vor.                                        eine generalisierende Gruppenbeurteilung          Volljährigkeit beginnt.
würden, nicht bestätigen lässt. So weicht       Darin sprechen sich 85 Prozent der 14- bis                                        verfassungskonform ist. Die Altersgrenze
das Wahlverhalten der 16- und 17-Jährigen       17-Jährigen für ein Wahlrecht ab 16 Jahren                                        16 ist außerdem willkürlich und in unse-
nur gering von dem Ergebnis aller anderen       aus!                                                                              rem Rechtssystem kein wesentlicher Ein-
Wahlberechtigten ab.

16                                                                                                                                                                                                                           17
ANSICHTSSACHE - Mitbestimmen | Mitgestalten - Die SozDia
Nachgefragt
                                                                                                                                              Ralf-Uwe Beck
                                                                                                                                              ist Bundesvor-
                                                                                                                                              standssprecher
                                                                                                                                              von „Mehr
 Mehr Demokratie e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für direkte Demokratie, Bürgerbeteiligung sowie Reformen                       Demokratie“.
 des Wahlrechts in Deutschland und der EU einsetzt. Als weltweit größter Fachverband für direkte Demokratie begleitet er
 Reformprozesse der direkten Demokratie, erstellt Gesetzentwürfe, entwickelt Kampagnen und initiiert Volksbegehren.                           Hier vor einer
                                                                                                                                              Spirale aus
                                                                                                                                              250.000 Unter-

»DEMOKRATIE IST KEIN WARTERAUM«
                                                                                                                                              schriftenbögen
                                                                                                                                              für ein Thürin-
                                                                                                                                              ger Volksbegeh-
                                                                                                                                              ren in 2008.

Lehren aus der Corona-Krise für die Demokratie und die Chance, nicht nur

                                                                                                                                                                                                                                                                                © Sascha Willms
zur Bundestagswahl ein Kreuz zu machen. Fragen an Ralf-Uwe Beck.

Ihr Verein streitet für „Mehr Demokratie“    die zweite Kritik: Ich habe kein Verständnis   einen Komplettausfall. Auf Länderebene         Wir haben Bundestagswahl. Volksabstim-          gezeigt: direkte Demokratie ist kein Angriff   jedem Volksbegehren muss ein Antrag auf
und damit auch für mehr Mitbestimmung        dafür, dass die Politik immer wieder daran     wurden – leider sehr spät – immerhin Bür-      mungen bieten die Möglichkeit, nicht nur        auf die Politik, sondern eine Chance.          Zulassung eines Volksbegehrens gestellt
von unten. Wie erleben Sie die Corona­       erinnert werden muss, wie wichtig es ist,      gerräte zur Corona-Krise installiert. Zuerst   alle vier oder fünf Jahre ein Kreuz zu ma-                                                     werden. Regierung und Parlament können
krise?                                       Bürger*innen zu beteiligen. „Die Kompe-        in Baden-Württemberg, schließlich auch in      chen. Können sie Wahlen ersetzen?               Welche Themen stehen ganz vorn?                das Verfassungsgericht anrufen und um
Mich hat schon im vergangenen Jahr er-       tenz der Betroffenen“ haben wir das in der     Thüringen und Sachsen.                         Nein! Doch sie bieten uns die Möglichkeit,      Die ökologischen Themen nehmen zu. Wir         Prüfung bitten, ob das verfassungskon-
staunt, wie solidarisch sich die Menschen    DDR genannt. Kein Politiker ist gleichzeitig                                                  zwischen den Wahlen auf die Politik Ein-        können das beim Ausbau der Infrastruktur       form ist. Die Abstimmungen über das Mi-
verhalten haben. Damit meine ich nicht       Kind, Verkäuferin, Zugschaffner. Von daher     Was heißt das für die Demokratie               fluss zu nehmen. Die Demokratie ist ja kein     für Fahrräder nachweisen. Da gab es 2013       narettverbot und die „Ausschaffung“ wären
die unsäglichen Querdenker-Demonstra-        wäre es bei den vielen Entscheidungen, die     von morgen?                                    Warteraum. Sie ist ein Marktplatz, auf dem      in ganz Deutschland ein einziges Begehren      in Deutschland nicht zugelassen worden.
tionen, sondern die Menschen in meiner       schwer verständlich waren, besser gewe-        Wir fordern, dass nach der Bundestagswahl      man sich zusammensetzt, um sich über            und 2020 waren es schon 21. Auch Initiati-     Hier gibt es einen starken Riegel, der uns
unmittelbaren Umgebung. Ich habe be-         sen, die Alltagskompetenz einzubeziehen.       im September eine Enquetekommission            Probleme auszutauschen, um zu Lösun-            ven zum Ausstieg aus der Kohle oder mit        davor schützt, dass man die direkte De-
obachtet, dass sie nicht nur auf sich ge-                                                   zur Corona-Krise eingesetzt wird – besetzt     gen zu kommen. Wählen und dann wieder           dem Ziel, die eigene Stadt 2035 klimaneu-      mokratie nutzen könnte, um Grund- und
schaut haben, sondern auch, ob sie andere    Was hat „Mehr Demokratie“ getan?               mit Abgeordneten und Experten aus der          warten bis zur nächsten Wahl – das reicht       tral zu machen. Wenn es endlich Volksent-      Minderheitenrechte auszuhebeln. Auch
gefährden. Das fand ich ermutigend. Das      Wir haben einen Bürgerrat auf der Ebene        Zivilgesellschaft. Die Devise lautet: offen,   nicht. Den Bundestag wählen wir nur alle        scheide auf Bundesebene gäbe, könnte           der Brexit war von Prime Minister Cameron
hängt aber vom Vertrauen in politische       des Kanzleramtes vorgeschlagen. Leider         ehrlich und konsequent auswerten. Das          vier Jahre. Schon bei den Koalitionsver-        man den Klimaschutz viel breitere Füße         als eine Befragung von oben angesetzt, um
Entscheidungen ab. Wir haben endlich         hat Kanzleramtschef Helge Braun nicht          darf kein Pranger sein, es geht um Rück-       handlungen sitzen wir wie das Karnickel         stellen.                                       seine Macht zu erhalten. Auch so etwas
Politiker*innen erlebt, die eingestanden     geantwortet. Da gab es auf Bundesebene         schlüsse für künftige Krisen.                  vor der Schlange, haben auch keinen Ein-                                                       gibt es in Deutschland nicht. Initiativen
haben, dass sie unsicher sind, dass manche                                                                                                 fluss mehr. Die direkte Demokratie ermög-       Dem haben die Bündnisgrünen jüngst aus         für direkte Demokratie müssen immer von
Entscheidungen für sie eine Zumutung                                                                                                       licht dagegen, dass wir – notfalls – eine Sa-   Angst vor Populismus eine Absage erteilt.      Bürgerinnen und Bürgern ausgehen.
sind, sie aber keine andere Möglichkeit                                                                                                    che selbst in die Hand nehmen. Das sorgt        Kritische Stimmen befürchten, dass mit
sehen. Diese Offenheit und Fehlerfreund-                                                                                                   dafür, dass die Politik die Dinge von der       den Volksabstimmungen die Gefahr droht,        Interview Bettina Röder
lichkeit kosten kein Vertrauen, sondern                                                                                                    langen Bank holt, mit uns redet und we-         religiöse Minderheiten zu unterdrücken.
stärken es.                                                                                                                                niger über unsere Köpfe hinweg entschei-        Wie das Minarettverbot oder die „Aus-
                                                                                                                                           det. Das geht in allen Bundesländern, leider    schaffungsinitiative“ in der Schweiz?
Und doch: die auch von Ihnen mehrfach                                                                                                      noch nicht auf Bundesebene.                     Die Bündnisgrünen haben hier fachlich
angemahnte Mitbestimmung von unten                                                                                                                                                         Nachholbedarf. In Deutschland läuft das
ist leider oft ausgeblieben.                                                                                                               Wo hat direkte Demokratie zuletzt für           ganz anders. Hier sind Grund- und Min-
Wir hatten zwei zentrale Forderungen:                                                                                                      solchen Einfluss gesorgt?                       derheitenrechte für die direkte Demokratie
erstens die Parlamente und zweitens die                                                                                                    Beim Volksbegehren in Bayern zum Arten-         tabu und können nicht angegriffen wer-
betroffenen Menschen stärker zu beteili-                                                                                                   sterben, was ja eine Überlebensfrage ist. Es    den.
gen. An der parlamentarischen Beteiligung                                                                                                  gab dort noch nie ein Volksbegehren, das
hat es lange gekrankt. Nur die Parlamen-                                                                                                   von so vielen Menschen unterschrieben           Wie funktioniert das?
te dürfen wesentliche Grundrechtsein-                                                                                                      wurde: 1,2 Millionen innerhalb von 14 Ta-       In der Schweiz kommt alles zur Abstim-
schränkungen vornehmen. Dennoch hat                                                                                                        gen. Daraufhin hat Ministerpräsident Söder      mung, was die Unterschriftenhürde ge-
man sich erst sehr spät mit dem Zusam-                                                                                                     alle Lobbybauernverbände beiseitetreten         nommen hat. Dort ist die direkte Demo-
menspiel von Exekutive und Legislative                                                                                                     lassen und gesagt, jetzt gibt es einen Run-     kratie zweistufig. Volksbegehren, Volksent-
beschäftigt. Dabei geht es schließlich um                                                                                                  den Tisch und die Politik übernimmt die         scheid. Schluss. In Deutschland ist die di-
Grundrechtseinschränkungen, wie wir sie          Jubelndes Team: Mitarbeitendentreffen von Mehr Demokratie e.V.                            Forderung dieses Volksbegehrens. Das hat        rekte Demokratie dreistufig. Das heißt, vor
seit der DDR nicht mehr erlebt haben. Und

18                                                                                                                                                                                                                                                                                          19
Sie können auch lesen