Verfolgte Religionen 3 2022 - forum-pfarrblatt.ch
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5. BIS 18. FEBRUAR 3 2022 Verfolgte Religionen Schwerpunkt Ein Menschenrecht in Gefahr Wie sich die UNO, die Schweiz und kirchliche Organisationen weltweit für Religionsfreiheit engagieren.
EDITORIAL ONLINE+ Web «Es braucht mehr als einen umfassenden Kulturwandel in der Kirche.» #OutinChurch «Desaströs» seien die im Münchner Missbrauchsgutachten 125 Menschen stehen zu ihrer aufgezählten Unterlassungen und Fehler der damaligen Identität als homosexuell, Kirchenführer. Das sagt nicht irgendjemand. Das sagt Georg non-binär und queer. Das Be- Bätzing, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. sondere daran ist, dass sie Mit «desaströs» meint er auch das Verhalten des emeritierten in einer Institution arbeiten Papstes Benedikt XVI., damals Erzbischof von München oder sich engagieren, die sie und Freising. Und er meint nicht nur sein damaliges Verhalten, diskriminiert: in der römisch- sondern auch seine heutige, erschreckend verharmlosende katholischen Kirche. Auf die- Reaktion auf das Gutachten – inklusive Falschaussage und ser Website stehen sie öffent- deren Korrektur ohne wirkliche Entschuldigung. lich zu sich selbst und sie tun es zusammen mit anderen, Die deutschen Bischöfe sagen dazu, es brauche einen «um- auch in der Hoffnung, dadurch fassenden Kulturwandel», und es sei «um der Wahrheit willen» ihre Anstellung und ihren nötig, «dass wir Bischöfe uns der Verantwortung stellen, die Platz in der Kirche nicht zu uns und unsere Vorgänger im Wesentlichen alle gleich betrifft». verlieren. Nur die Wahrheit werde Freiheit bringen, den Blick auf Jesus freigeben und möglicherweise auch neues Vertrauen für die Die Aktion hat ihren Ursprung Kirche schaffen, sagt Bätzing. in Deutschland. Sie geht aus von einem Religionspädagogen Richtig. Es braucht aber auch einen Systemwandel. Das Gutach- und zwei Priestern, hinter ihr ten spricht von einem «totalen Systemversagen» – mindestens stehen 33 katholische Ver- bis 2010. Kein einziger Kirchenverantwortlicher habe in dieser bände und Gemeinschaften. Zeit gegen die Vertuschungen von Missbrauch opponiert. Das LGBTIQ+ Personen, die Teil Bild der Kirche nach aussen rein zu halten, war wichtiger als das der röm.-kath. Kirche sind, Leid der Opfer. sind eingeladen, sich anzu- schliessen. Für alle besteht Es braucht also nicht bloss kosmetische Korrekturen in Form die Möglichkeit, eine Online- von unabhängigen Ombudsstellen, Missbrauchskommissionen Petition zu unterzeichnen. und Präventionsmassnahmen, so wie sie heute – glücklicher- weise – vielerorts bestehen oder im Aufbau sind. Diese sind www. outinchurch.de wichtig und notwendig. Es braucht aber auch Veränderungen im System: Die Macht darf nicht mehr selbst kontrolliert und nur auf Männer verteilt werden. Es braucht Leitungs- teams, Frauen und Männer in Führungspositionen und mehr Kompetenzen in den Ortskirchen. Kirche ist überall dort, wo zwei oder drei im Namen von Jesus sich auf den Weg machen, sich öffnen für Gottes heilende Liebe. Dort wächst neues Vertrauen – aus dieser Mitte. forum 3 2022 2
INHALT 4 Foto: Keystone SCHWERPUNKT Verfolgte Religionen Religionsfreiheit ist vielen Men- schen verwehrt. Damit sich das ändert, stehen auch in der Schweiz zahlreiche Organisationen im Einsatz. GLAUBEN HEUTE 25 KURZNACHRICHTEN Caritas Schweiz Rekordumsatz in Caritas-Läden 7 Bistum Chur « Warum vertrauen 26 Domkapitel wieder komplett Leserbrief wir nicht darauf, FORUM IM FORUM dass wir miteinander Ethisch zulässig KOLUMNE 8 viel besser entdecken oder nicht? Bericht aus Jerusalem Christen in Israel können, wie Glauben Welche Fragen stellen sich aus christlich-ethischer Sicht bei der und Leben heute Beurteilung der Initiative «Tier- AUS DEN PFARREIEN 9–24 gelingen könnte?» und Menschenversuchsverbot?» FORUM IM FORUM 27 Helga Kohler-Spiegel in ihrer Kolumne Symbolbild: Alamy «Weiterdenken und widersprechen» Pro und kontra Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot» GOTT UND DIE WELT 28 Katholische Kirche Deutschland Totalversagen eines Systems BOUTIQUE 29 Schaufenster Zum Film «Brunngasse 8» AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 Narrenschiff Aktives Vergessen Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 25. Januar 2022 Titel /Inhaltsverzeichnis: Die Bilder stammen aus dem Irak, wo derzeit Christen stark bedroht sind. Titel-Foto: kna-bild forum 3 2022 3
SCHWERPUNKT Für Religionsfreiheit engagiert Religionsfreiheit ist vielen Menschen weltweit verwehrt. Von der Schweiz gehen zahlreiche Bemühungen aus: Wer auf politischer, zivilgesellschaftlicher und kirchlicher Ebene zugunsten dieses Menschenrechts aktiv ist. Sechs Jahre lang war Heiner Bielefeldt UN-Son- «Wer sich ein Menschenrecht genau ansieht, derberichterstatter für Religionsfreiheit in Genf – stösst schnell auf andere Probleme. Wenn die von 2010 bis 2016. Ein grosser Einsatz, und das im Religionsfreiheit im Argen liegt, gibt es oft Ehrenamt, zusätzlich zu seiner Aufgabe als Profes- auch Probleme mit der Meinungsfreiheit, mit sor für Menschenrechte und Menschenrechts der Versammlungsfreiheit und anderen Men- politik an der Universität Erlangen-Nürnberg. schenrechten.» Heiner Bielefeldt sieht seinen Einsatz für die Der Einsatz für Religionsfreiheit ist wie Religionsfreiheit als kleinen Mosaikstein. Er das Zusammentragen von Mosaiksteinen. Einer verfasste Stellungnahmen, führte Gespräche, stammt von Nichtregierungsorganisationen. arbeitete an öffentlichen Berichten mit, zum Zum Beispiel von der katholischen Organisation Beispiel für das internationale katholische «Franciscans International», die auf UN-Ebene Hilfswerk «Kirche in Not». Es gehörten auch aktiv ist. Der Franziskaner Markus Heinze leitet «diskrete, aber sehr effiziente» Interventionen die NGO in Genf und New York. Die Franziska- dazu, von denen die Öffentlichkeit nichts erfuhr. nerinnen und Franziskaner engagieren sich vor «Ohne das ganze Mosaik wäre ich depressiv ge- allem für soziale und ökologische Fragen. Um worden. Ein einzelner UN-Sonderberichterstat- Religionsfreiheit im engeren Sinn geht es der ter kann wenig ausrichten.» NGO nicht. «Trotzdem ist das bei uns immer wie- der Thema», sagt Markus Heinze. Es braucht NGOs Zur lokalen Situation rund um die Freiheit Das Mosaik, das Heiner Bielefeldt vor Augen hat, ihrer Religionsausübung steht Heinze in Kon- dürfte bunter sein als alle Flaggen, die vor dem takt mit Mitschwestern und Mitbrüdern in aller Völkerbundpalast in Genf wehen. Die Flaggen ste- Welt. Ein aktuelles Beispiel von Verletzungen hen für die aktuell 193 UN-Mitgliedsstaaten und der Religionsfreiheit sind Vorfälle in Fernost, in die zwei ständigen Beobachter: den Heiligen Stuhl Westpapua. «Es gibt hier Probleme zwischen der und Palästina. Sie alle wirken am Thema Religi- indonesischen Administration und der indige- onsfreiheit mit – manche engagierter, manche we- nen Bevölkerung. Es ist ein politischer Konflikt, niger. «Zur Welt der Vereinten Nationen gehören der manchmal religiös instrumentalisiert wird. nicht nur Staaten, sondern auch die Zivilgesell- Plötzlich werden Muslime und Christen gegen- schaft», sagt Heiner Bielefeldt. «Ohne die Arbeit einander ausgespielt.» Seine NGO hilft mit, dass von Nichtregierungsorganisationen würde vieles Menschenrechtsverletzungen in UN-Gremien nicht laufen. Sie liefern wichtige Informationen, zum Thema werden. wie es um die Religionsfreiheit bestellt ist.» Ein zentraler Faktor sei zunächst das Image Vorstösse in der Schweiz der Staaten, deren Umgang mit Religionsfrei- Weitere Akteurinnen kommen aus Bern. Der heit in Frage stehe. «Die meisten Staaten wollen jüngste Vorstoss zur Religionsfreiheit im Natio- die Fassade wahren. Die Fassade muss poliert nalrat stammt von der Grünen-Abgeordneten sein, denn mit Schmuddelkindern will man Sibel Arslan. Sie wollte im Dezember wissen, langfristig keine Wirtschaftsbeziehungen un- was der Bundesrat vom Olympia-Boykott man- terhalten», ist Heiner Bielefeldt überzeugt. Des- cher Regierungen in Peking hält: auch wegen wegen sei es wichtig, Verletzungen der Religi- der Frage nach den Uiguren, jener muslimi- onsfreiheit zu dokumentieren. «So kann auf schen Bevölkerungsgruppe, die vom chinesi- dem diplomatischen Parkett Druck entstehen.» schen Staat unterdrückt wird. Im Idealfall. «Manchmal geht auf diplomatischem Arslan stach damit in ein Wespennest der Weg gar nichts mehr.» schweizerisch-chinesischen Beziehungen. Erst im Oktober hatte eine Gruppe von über 40 UN- Religionsfreiheit als Indikator Staaten die Situation der Uiguren in China an- Heiner Bielefeldt warnt davor, Menschenrech- geprangert. Die Schweiz hatte die Erklärung te gegeneinander auszuspielen – etwa, dass nicht unterzeichnet. Sibel Arslan findet: «Wir Nahrung wichtiger sei als Religionsfreiheit. dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen- forum 3 2022 4
NIGERIA AFGHANISTAN CHINA Islamistischer Terror, zum Beispiel durch Die Taliban verfolgen und schikanieren Vielfältige religionsfeindliche Unter- die Terrorgruppe Boko Haram, bedrohen Nicht-Muslime, auch muslimische drückung, am erheblichsten gegen die die fragile Situation im Land. Gruppen untereinander bekämpfen sich. Uiguren und weitere überwiegend mus limische Gemeinschaften im Uigurischen Bevölkerung: 206 152 701 Bevölkerung: 38 054 941 Autonomen Gebiet Xinjiang. Christen 46 %, Muslime 46 %, Ethno- Muslime 99,9 %, Andere 0,1 % religiöse Gruppen 7,5 %, Andere 0,5 % Bevölkerung: 1 424 548 266 Agnostiker 32 %, Chinesischer Volks glaube 31 %, Buddhisten 17 %, Christen 7 %, Atheisten 6,5 %, Muslime 2 %, Ethno- religiöse Gruppen 4 %, Andere 0,5 % Quelle: www.acninternational.org/religiousfreedomreport INDONESIEN Auf der Westhälfte der Insel, MYANMAR auf Westpapua, werden auch Das buddhistisch geprägte Militärregime christliche Gebetsstätten immer verfolgt die mehrheitlich muslimischen wieder Ziel von Bedrohungen Rohingya. und Angriffen. Bevölkerung: 54 808 276 Bevölkerung: 272 222 987 Buddhisten 76 %, Ethno-religiöse Muslime 79,5 %, Christen 12 %, Gruppen 8 %, Christen 8 %, Ethno-religiöse Gruppen 2 %, Muslime 4 %, Hindus 1,5 %, Andere 2 %, Hindus 1.5 %, Neue Konfuzianisten 1,5 %, Andere 1 % Religionen 1,5 %, Agnostiker 1,5 % rechte mit Füssen getreten werden. Unabhängig Sachen Religionsfreiheit: «Durch die Expertise davon, ob es um Jesidinnen, Kurden, Uiguren im lokalen Kontext kann die Schweiz zeitnah auf oder um andere Minderheiten geht. Die Men- individuelle oder systematische Einschränkun- schen brauchen internationale Stimmen, damit gen der Religionsfreiheit reagieren.» sie nicht allein sind.» China beobachtet genau, was sich in der Kirchliche Hilfswerke engagiert Schweiz tut. Seit Dezember ist Irène Kälin Na Auch die Arbeit der kirchlichen Hilfswerke ist tionalratspräsidentin. Zu ihrem Amt gehört es Teil des Mosaiks. Das EDA nennt HEKS, das auch, ausländische Botschafterinnen und Bot- Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche schafter zu empfangen. Einer, der bereits vor- Schweiz, und Caritas Schweiz als Beispiele, die in stellig wurde, ist der chinesische Botschafter. der «internationalen Zusammenarbeit eine pro- «Ich habe im Gespräch auch die Situation der minente Rolle» spielen. Gelder der DEZA, der Uiguren angesprochen», sagt Irène Kälin. «Wir Direktion für Entwicklung und Zusammenar- müssen auf allen Ebenen Menschenrechtsver- beit, gebe es allerdings nur für die Entwicklungs- letzungen anprangern.» zusammenarbeit im internationalen Programm. Ob sich China davon beeindrucken lässt? Für die kirchlichen Aktivitäten müssten «andere «Ich bin da realistisch», sagt Kälin. «Es geht da- Finanzquellen» genutzt werden, betont das EDA. rum, immer wieder auf Missstände hinzuweisen. Religionsfreiheit indes ist bei Caritas Schweiz Ich habe die Hoffnung: Wenn auf der ganzen kein eigener Schwerpunkt. «Der Fokus liegt auf Welt immer wieder die Lage der Uiguren ange- der Bekämpfung von Armut weltweit», sagt Ca- sprochen wird, dann kann das China irgend- ritas-Schweiz-Sprecher Stefan Gribi. Die Caritas wann nicht mehr ignorieren.» helfe «Menschen in Not ungeachtet ihrer religi- Ein nächster Beitrag kommt aus dem Schwei- ösen und politischen Anschauung» und ihrer zer Aussendepartement EDA. Die Schweiz wirkt ethnischen Zugehörigkeit. «Die allgemeine Be- im UN-Menschenrechtsrat mit. «Unter anderem nachteiligung religiöser Minderheiten ist daher appellierte die Schweiz an Afghanistan, Myan- bei zahlreichen Projekten in verschiedenen Län- mar oder auch Katar, religiöse Minderheiten dern ein Aspekt.» Ein Mosaiksteinchen mehr. zu schützen», sagt EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger. Das EDA informiert sich vor allem Raphael Rauch Redaktionsleiter von kath.ch über die Schweizer Auslandsvertretungen in forum 3 2022 5
SCHWERPUNKT International vernetzt, politisch aktiv Jan Probst, Geschäftsführer von «Kirche in Not Schweiz», über das Engagement des katholischen Hilfswerks. und geben unsere Einschätzungen weiter. Diese Informationen können dann über die Zentrale in Königstein in den Bericht einfliessen. Wie schwierig ist es, an verlässliche Daten zu kommen? Der Austausch in einer globalisierten Welt macht die Kommunikation einfacher. Wir sind digital vernetzt und können uns schneller austau- schen. Gleichzeitig müssen wir unsere Quellen schützen. Wir dürfen nicht alles veröffentli- chen, was wir wissen – denn unsere Berichte dürfen niemanden gefährden. Was passiert mit dem Bericht in der Schweiz? Wir haben einen grossen E-Mail-Verteiler. Wir informieren Wohltäter, Religionslehrer, Histori- ker und Journalisten. Wir haben in der Vergan- genheit auch immer wieder Politikerinnen und Politiker eingeladen, den Bericht zu diskutieren. Betreiben Sie auch gezielte «Advocacy», also Foto: Christian Merz Lobby-Arbeit ausserhalb des kirchlichen Bereichs: etwa im Bundeshaus? In diesem Bereich wollen wir stärker werden. Wir haben in Königstein einen Kollegen, der auf Jan Probst in Luzern. EU-Ebene in Brüssel aktiv ist. «Advocacy» ist Wenn nicht gerade Corona ist, veröffentlicht aber ein klarer Auftrag für jede Sektion von «Kirche in Not» alle zwei Jahre einen Bericht zur «Kirche in Not», auch für uns in der Schweiz. Religionsfreiheit. Wer schreibt ihn? Wir wollen religiöse Verfolgung als Thema in Jan Probst: Der Bericht wird von «Kirche in Not den Kantonen und im Bund stärker thematisie- International» herausgegeben. Das ist unsere ren – und zwar über Partei- und Religionsgren- Zentrale in Königstein in Deutschland. An dem zen hinweg. Religionsfreiheit ist ein Menschen- Bericht schreiben 22 Autorinnen und Autoren recht, das alle Menschen angeht und von allen aus 15 verschiedenen Ländern mit. Grundlage Menschen verteidigt werden sollte. «Kirche in Not» wurde für den Bericht sind vor allem die Analysen, die 1947 als «Ostpriester- wir von unseren Partnern vor Ort erhalten. Wir Welches Land macht Ihnen aktuell hilfe» von Pater Weren- haben Projekte in über 150 Ländern. Ziel des am meisten Sorgen? fried van Straaten Berichts ist es, Verstösse gegen die Religions- Nigeria macht mir Sorgen. Ich bin hier mit vie- (Speckpater) gegrün- det. Der Thurgauer freiheit zu dokumentieren. len Priestern und Laien verbunden. Es gibt ge- Jan Probst absolvierte zielte Angriffe gegen Christen, aber auch gegen das Katechetische Wirkt «Kirche in Not Schweiz» auch an dem andere Religionsgemeinschaften. Dörfer wer- Institut in Luzern, seit Bericht mit? den angegriffen, Menschen werden verjagt, 1994 ist er Geschäfts- Letztes Jahr war unser Vorstandsmitglied Jacques Mädchen entführt. Früher wurden keine Fron- führer von «Kirche in Berset in Syrien. Vor der Pandemie war ich im leichnamsprozessionen angegriffen. Jetzt neh- Not Schweiz». Niger – das ist eines der ärmsten Länder der Welt. men solche Vorfälle leider zu. www.kirche-in-not.ch Wenn wir auf Projektreisen gehen, interviewen wir die Menschen vor Ort, schreiben Analysen Interview Raphael Rauch Redaktionsleiter von kath.ch forum 3 2022 6
KURZNACHRICHTEN FORUM IM FORUM Caritas Schweiz Bistum Chur Domkapitel Rekordumsatz in Caritas-Läden wieder komplett Im zweiten Corona-Jahr stieg in den Caritas-Läden Bischof Bonnemain hat mit sechs Neu- die Nachfrage nach verbilligten Produkten. Ernennungen das Domkapitel vervoll- ständigt. Drei der sechs neuen Churer Dom- herren stammen aus Zürich: Gene- ralvikar Luis Varandas, Dekan Adri- an Lüchinger und Pfarradministra- tor Karl Wolf. In einem feierlichen Gottesdienst versprachen am Don- nerstag, 13. Januar, die neuen Dom- Foto: Caritas Zürich, Alexandra Wey / zvg herren, «dem Bistum Chur treu zu dienen und für die Belange der Ka- thedrale, des Domkapitels und der Diözese einzustehen» sowie den Ver- pflichtungen im Domkapitel nachzu- kommen. Zum Zeichen ihres Amtes und der Würde überreichte der Bi- schof ihnen das Kapitelkreuz. Neue residierende Domherren sind Albert Auch im zweiten Corona-Jahr sind Le- Da es nicht darum gehe, Umsätze zu stei- Fischer und Jürg Stuker, als nichtre- bensmittel und Produkte des täglichen gern, sondern das Budget von Menschen sidierender Domherr nebst den drei Bedarfs zu stark vergünstigten Preisen mit wenig Geld so weit wie möglich zu aus Zürich auch noch aus der Inner- in Caritas-Läden sehr gefragt gewesen. entlasten, seien im vergangenen Jahr die schweiz der Altdorfer Pfarrer und Die 21 Caritas-Läden erzielten 2021 ei- Preise für Grundnahrungsmittel noch Dekan Daniel Krieg. nen Rekordumsatz von 13,25 Millionen einmal deutlich gesenkt worden. Unter Überraschend definierte Bischof Franken. Insgesamt seien 850 000 Ein- den Kundinnen und Kunden seien spür- Joseph Maria Bonnemain in seiner käufe im vergangenen Jahr getätigt wor- bar mehr Working Poor gewesen. Predigt eine neue Grundhaltung für den – fast gleich viele wie im ersten Co- Neben lebensnotwendigen Produk- die Domherren: Sie sollen «Diako- rona-Jahr, teilt Caritas Schweiz mit. ten für Armutsbetroffene bietet der Ca- nie-Revolutionäre» sein und mit dem Insbesondere die Nachfrage nach ritas-Markt auch Teillohnjobs und Wie- als «beträchtlich» bezeichneten Ver- Grundnahrungsmitteln und der Bedarf dereinstiegsmöglichkeiten für Lang- mögen des Kapitels diakonische Pro- an Früchten und Gemüse sind gestiegen. zeitarbeitslose an. jekte unterstützen. sda/kath.ch Ebenfalls in der Predigt fragte er: «Sind wir uns alle bewusst, dass die Geschwisterlichkeit, die Versöhnung und die Eintracht im Bistum bei uns beginnen sollten?» Beantworteten die Anwesenden diese Frage mit ihrer forum 1/2022 Präsenz zustimmend, bleibt offen, was die Domherren Martin Grichting und «Was tut der Papst für Flüchtlinge?» Gion-Luzi Bühler dazu meinen. Sie blieben der Feier fern. Vier weitere 8. BIS 21. JANUAR 1 2022 Der Petersplatz fasst in sei- die Aufnahme von Flücht- konnten aus gesundheitlichen Grün- ner Mitte einen Kreis mit ei- lingen geeignet sind. Denn den nicht teilnehmen. kath.ch ner Fläche von mindestens auch der Staat der Kirche 17 000 Quadratmetern, auf von Jesus Christus will, das www.bistum-chur.ch welcher sich nur ein Obe- möchte ich als römisch-ka- lisk befindet. Besagte Flä- tholischer Christ glauben, Manuela Schär, Sportlerin che könnte für die Errich- den Ärmsten helfen. Neujahrsgespräch Sport als Lebensschule Die Rollstuhlsportlerin Manuela Schär ordnet tung von Unterkünften ge- braucht werden, welche für ihrer Leidenschaft alles unter. Und hat dennoch viel zu sagen, was weit darüber hinausgeht. Fausto Marzi Marchesi Zürich forum 3 2022 7
KOLUMNE aus alem Jerus Bericht aus Jerusalem Christen in Israel nach einer schützenden Glaskuppel könne er nicht teilen. «Wir sind nicht zufällig Teil dieser Gesellschaft, sondern von der Vorsehung so gewollt, und des- halb wollen wir hier und jetzt ein in tegraler, konstruktiver Teil des zivilen Lebens sein», so Pizzaballa. So gänzlich unbegründet und reali- tätsverzerrend, wie der Sprecher des israelischen Aussenministeriums, Lior Haiat, die Vorwürfe der Kirchenführer über die Gefährdung der Christen im Heiligen Land hinstellte, sind sie unter- dessen nicht. Zuletzt am 9. Januar kam Foto: Andrea Krogmann es an der Dormitio-Abtei auf dem Zi- onsberg zu einem Zwischenfall. Ein Sack Bauschutt wurde nämlich aus grosser Höhe auf den Küchenhof des zur Abtei gehörenden Studienhauses Erzbischof Pierbattista Pizzaballa bei seinem Einzug vergangene Weihnachten in Bethlehem. Beit Josef geworfen. Er verletzte zum Glück niemanden, beschädigte aber ein Einmal mehr geht der Blick nach Bethle- Charakter und Erbe erhalten. Eine etwa Blechdach, eine Regenrinne und Plastik- hem und zu den Christen im Heiligen Land, zeitgleich lancierte ökumenische Online- möbel. Nach Abteiangaben war der Sack von denen die Armenier als letzte im Fest- Kampagne unter dem Titel «Heiligland- «von mutmasslichen jüdischen Extre- tagsreigen am 19. Januar das Fest der Ge- christen schützen», ebenfalls unter Fe- misten mit voller Absicht» geworfen wor- burt Jesu feiern. «Wir haben die Auf- derführung Theophilos III., doppelt nach, den. Deren anti-christliche Haltung sei merksamkeit der Welt wie nie zuvor in warnt vor einem «Niedergang der christ- aber nicht «die Mehrheitsposition» jüdi- der jüngsten Vergangenheit. Und wir lichen Gemeinschaften im Heiligen scher Israelis, betont die Abtei. haben die Chance, die Lösung unserer Land» und einer Ausrottung der Heilig- «Leider kein Zufall», urteilte die Trä- Probleme auf wirksame Weise zu för- landchristen als «reale Möglichkeit in- gerin des von der Dormitio mitverliehe- dern», mahnte der griechisch-orthodo- nerhalb einer Generation». nen Dialogpreises «Mount Zion Award», xe Patriarch Theophilos III. am 10. Ja- In vielen der 13 anerkannten Kirchen Yisca Harani. Die jüdische Israelin berät nuar beim traditionellen Austausch von in Israel blieb es erstaunlich still zu den israelische Ministerien in Fragen des Weihnachtswünschen. Der 69-Jährige ist in der gemeinsamen Stellungnahme er- Christentums – und sie engagiert sich in Wortführer der jüngsten Klagen über hobenen Vorwürfen. Manches doch Ge- zahlreichen Dialogprojekten von Juden die Lage der Christen im Heiligen Land. sagte liesse sich gar als Kritik an der und arabischen Christen im Land. Dass Die Vorwürfe sind scharf: Christen seien Kritik verstehen, etwa die Worte des La- dieses Miteinander möglich ist, zeigten, das Ziel von Einschüchterungsversu- teinischen Patriarchen von Jerusalem, so Harani, auch die rund 200 Freiwilligen, chen und Übergriffen radikaler Rand- Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in die kommen, um das kaputte Dach, die gruppen, um sie zu vertreiben. Ihre heili- seiner Neujahrspredigt. Er höre Leute Dachrinne und die Geräte zu reparieren. gen Stätten würden regelmässig vanda- sagen, dass Christen «Schutz» wollten, lisiert, strategisch wichtiger christlicher einen eigenen Raum. Diese Forderung Andrea Krogmann Grundbesitz durch Hinterlist und Ein- schüchterung weggekauft. Ein Bekennt- nis Israels zum Schutz der Christen gebe Andrea Krogmann es, aber Behörden und Lokalpolitik ver- (*1977) ist seit 2004 als Journalistin tätig. Von der Schweiz aus sagten, wenn es um dessen Umsetzung in verschlug es die Theologin 2010 nach Jerusalem, von wo sie die Tat gehe. Gefordert wird auch die als Korrespondentin der Katholischen Nachrichten-Agentur in Schaffung einer besonderen christlichen Text und Bild über den Nahen Osten berichtet. Privat ist sie Kulturxerbezone. Diese solle die Integri- meistens in Laufschuhen anzutreffen. Sie berichtet für das tät des christlichen Viertels in der Alt- forum in einer persönlichen Kolumne über den Orient. stadt Jerusalems schützen sowie dessen forum 3 2022 8
Glaubens-Perspektiven GLAUBEN GLAUBEN HEUTE HEUTE ➜ Überall Krise GLAUBEN HEUTE Illustration: Nadja Hoffmann Kaleidoskop Glaubens-Perspektiven ➜ Zusammen unterwegs? ➜ Überall –Krise Synodalität (Beitrag 2 von 6) Glaubens-Perspektiven ➜ Überall Krise Manche ziehen sich in solchen Krisen Illustration: Nadja Hoffmann Illustration: Nadja Hoffmann situationen zurück, sie reden kaum b Illustration: Nadja Hoffmann gar nicht über besser entdecken können, die Belastungen. wie Glauben Manch und Leben finden dann Manche ziehen sichkönnte? heute Worte gelingen für ihre Krise, in solchen wen Krisen- Und dann sie für habe sich Manche ziehen situationen ich selbst zurück,mir sicheinen Klarheit sie in schö- haben solchen reden kaumund en Krise bis nen Platz an schieden der situationen gar Wintersonne sind. nicht überzurück, Andere gesucht wiederum sie redenManche die Belastungen. brau kaum und überlegt: chen Was ist mir selbst Menschen, wichtig?sie rede finden gar nicht dann Worte über diemitfür denen ihre Belastungen. Krise, wenn Manc Welche können, Tradition(en) sie sollen aus kämpfen, sie meiner wehren sich un sie finden dann Worte für ihre Krise,ent- für sich selbst Klarheit haben und we Sicht weitergehen? ringen mit den Und ich merkte, Wiede Veränderungen. schieden sie für sich sind. Andere selbst Klarheit wiederum haben und brau- e dass mirandere ganz vielesMenschen wertvoll ist: Ichsich fühlen lie- gelähm chen Menschen, mit schieden sind. Andere wiederum bra denen sie reden be die Rhythmisierung werdensie starr unddes Tages,sich können dernicht m können, chen kämpfen, Menschen, sie wehren mit denen sich sie und red Woche und der des Jahres, Veränderung ich möchte nicht auseinandersetzen. Di ringen mit den Veränderungen. Wieder missen, können, dass Feste sieundkämpfen, Feiernsie dem wehren Le- sich u Verhaltensmöglichkeiten andere Menschen fühlen sich sind gelähmt vielfälti ben undringen mit den Veränderungen. dem Glauben eine Ordnung Wied mit werden denen starr sich und Menschen können sichin Krisen nicht mitz geben. Ichanderemöchte Menschen nicht missen, fühlen sich den geläh stabilisieren der Veränderung versuchen. Leider auseinandersetzen. gibtDieem Tag mit werden einem starr Gedanken guten und können zu sich be- nicht auch behindernde und schädigende Va ginnenVerhaltensmöglichkeiten und mit einem Dank der Veränderung sind vielfältig (meistens) auseinandersetzen. D Wende-Zeiten fordern Bewegung rianten Ichstabilisieren möchte im «Krisenprogramm». mit denen sich Menschen in Krisen zu zu beenden. Verhaltensmöglichkeiten sind vielfäl aber ist zu versuchen. wissen, dass die Überlieferungen diese gibt Leider der Wichti Verha es einem Bein stehend sagen können.“ das: „gemeinsamer Weg“. 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Leben und Und vielleicht belastend? mögen SieWas sichwar fürspruchverstummen und nicht erstarren, sondern Sie sich ein wenig Bewegung und neue punkte» in meinem Leben denke: fürals «Ohrwurm» das, in den Tag was ich erlebe, was mir Freudeund Leben wichtig bewusst sind. in der Vielleicht eigenen Wohnung mich eineWie binhilfreich? zweite Person ich suchen, um umgegangen in diesen Wen- beweglich zu nehmen. und Kummer bleiben. macht, dann ist das passt es, Perspektiven. siebei oder miteiner einem lieben Men- an einen Besprechung Kopf darüber Wenn ich an nachzudenken. «Krisen- und dezeiten? Was war für mich heraus- Wende- Herz Wenn ich im Gebet Worte suche Prävention für Krisen: So werde ich nicht schen Hand Ich anzuschauen. lade «anderen» Platz zu Siesetzen. ein, sich manchma Erlauben punkte» forderndin und meinem Leben denke: belastend? Was war für für das, wasund verstummen ich nicht erlebe, was mir erstarren, sondern bewusst Freude Sie sich einin der eigenen wenig Wohnung forum forum Bewegung und neue 2 62 2021 2018 Wie bin ich umgegangen mich hilfreich? in diesen Wen- und Kummer beweglich macht, dann ist das bleiben. oder bei einerforum Perspektiven. Besprechung 3 2022 25an einen
FORUM IM FORUM Tierversuche: ethisch zulässig oder nicht? Welche Fragen stellen sich aus christlich-ethischer Sicht bei der Beurteilung der Initiative «Tier- und Menschenversuchsverbot»? Anregungen von Sozialethiker Thomas Wallimann. Bibel, Menschen und Tiere Mach dir die Erde untertan! Erst neue- re Sichtweisen sehen den Hauptunter- schied in der Schöpfungsgeschichte nicht zwischen Menschen und Schöpfung, sondern zwischen Schöpfer und Ge- schöpfen. Daraus folgt eine für alle Ge- schöpfe grundsätzliche Verbundenheit. Auch der Mensch als Ebenbild Gottes steht nicht für Herrschaft, sondern für die Einladung, mit Natur und Tieren als Mit-Geschöpfen umzugehen. Im Zent- rum steht dabei der Respekt und die Ver- Symbolbild: Alamy antwortung vor der Schöpfung und den Mitgeschöpfen. Dies bedeutet, Ziele und Zwecke bei Tierversuchen kritisch zu hinterfragen. Besonders gilt die Sorge Bei Tierversuchen, Haustieren wie auch in der Landwirtschaft stellen sich ethische Fragen. jenen Kreaturen, die unter die Räder zu geraten drohen. Schaden soll von Tieren Für viele ist Forschungsarbeit ohne Tier- Tier-Mensch-Beziehung bis heute von möglichst ferngehalten werden. versuche undenkbar. Diese reichen vom Macht und Dominanz geprägt. Nicht nur Schliesslich gilt es, das Wohl der gan- Anbringen von Sendern beim Luchs bis bei Tierversuchen stellen sich ethische zen Schöpfung im Auge zu behalten. Die- zum genetisch veränderten Schwein als Fragen. Auch die Nutztierhaltung in der se Schöpfung muss der Mensch gestalten. Organspender. Grundlage für die Beur- Landwirtschaft, Tiere im Zoo sowie Doch seine Fehlerhaftigkeit führt dazu, teilung von Tierversuchen bildet das Haustiere und Therapietiere sind ethi- dass dies nicht ohne Schäden und Übel zu Prinzip der «3R». Es steht für Reduzie- sche Herausforderungen. machen ist. Eine heile Welt ist nicht zu ha- rung (Reduction) und Verfeinerung (Re- ben – auch mit den besten Verboten nicht. finement) von Tierversuchen sowie die Drei Grundhaltungen lassen sich finden: Entwicklung alternativer Methoden (Re- 1. Tiere haben keinen moralischen Sta- Entscheidung placement). Dazu zählen Computersimu- tus, darum können sie genutzt werden. Je stärker die Gleichheit in Würde und lationen, aber auch Zell- und Gewebe- Das Interesse des Menschen rechtfer- Wesen bei Menschen und Tier betont kulturen. Gleichwohl gibt es Bereiche, die tigt Tierversuche. Kaum jemand ver- wird, und je mehr darauf gebaut wird, Tierversuche nötig machen wie z.B. die tritt dies, doch der Alltag zeigt immer wissenschaftliche Fortschritte auf andere Untersuchung komplexer Zusammen- wieder Beispiele. Weise zu erlangen, desto eher wird man hänge im Körper. 2. Güterabwägung. Tierversuche brau- der Initiative zustimmen. Wer in der Ini- Der Begriff «Menschenversuche» im chen eine moralische Begründung. tiative einen Versuch zur Herstellung ei- Initiativtext ist unüblich. «Forschung am Wenn wichtigere Güter zum Wohl ner heilen Welt sieht oder dem Menschen Menschen» ist im Humanforschungs der Menschen und der Welt realisiert trotz vielen Gleichheiten und Ähnlich- gesetz geregelt. Das Bundesamt für Ge- werden können, kann ein Tierver- keiten mit Tieren eine besondere Rolle sundheit (BAG) führt hierzu eine Koordi- such ethisch zulässig sein. Hier knüp- und Verantwortung zuweist, wird die nationsstelle (kofam). Im Zentrum steht fen die 3R-Prinzipien an. Initiative eher ablehnen. der Schutz der Würde des Menschen. 3. Gleichheit. Rechte wie auch Interes- Thomas Wallimann-Sasaki Sozialethiker, «ethik22» sen menschlicher und nicht-mensch- Sozialethische Analyse licher Lebewesen müssen in gleicher Eine ausführlichere sozialethische Rechtlich schützt Artikel 120 der Bun- Art berücksichtigt werden. Je stär- Orientierungshilfe zu den Vorlagen der desverfassung die Würde der Kreatur. ker die Gleichheit betont wird, des- Abstimmung vom 13. Februar 2022 findet Doch ethisch gibt es keinen Konsens für to schwieriger sind Tierversuche zu sich auf der Website www.ethik22.ch. den Umgang mit Tieren. Vielmehr ist die rechtfertigen. forum 3 2022 26
pro und kontra ➜ Zur Abstimmung vom 13. Februar 2022 Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot» pro kontra Irene Varga: Martina Munz: Kein Tierversuch kann verlässliche Nein zum radikalen Tierversuchs- Vorhersagen für eine andere verbot: das Ziel wird verfehlt. Spezies treffen. Der Tierversuch ist bestes Marketing, solange Durch die Initiative sollte unnötiges Tierleid die Menschen an seinen vermeintlichen vermieden werden. Leider wird dieses Ziel Irene Varga Nutzen glauben. Denn Tierversuche schützen verfehlt. Durch das radikale Tierversuchsver- ist Co-Präsidentin der den Hersteller vor Haftpflichtforderungen, bot würden Tierversuche nicht einfach ver- IG Tierversuchsverbots- wenn im Menschenversuch oder am Markt schwinden, sie würden ins Ausland verlagert, Initiative CH, dipl. grobe Pannen auftreten. Kein Tierversuch wo die Schweiz keinerlei Einfluss auf Tier- Naturwissenschaftlerin kann verlässliche Vorhersagen für eine andere schutzstandards hat. Unser Forschungsstand- ETH mit Diplomarbeit Spezies treffen. ort würde geschwächt und damit die Um in Toxikologie, dipl. Infor- matikerin mit Schwer- stellung auf Ersatzmethoden erschwert. Der punkt Projektmanage- Weil der Tierversuch uns eine Sicherheit nur Bund betreibt heute bereits ein Zentrum ment, freie Künstlerin. vortäuscht und ineffizient ist, braucht es für Ersatzmethoden gemeinsam mit Pharma- andere Mittel und Wege. Ein Verbot von Tier- firmen. Dort werden Prüfmethoden entwickelt, Martina Munz (SP/SH) versuchen braucht es auch, weil der Tierver- die ohne Tierversuche auskommen. Der ist seit 2013 National- such den Tieren Übergriffe bringt und vielen Umbau auf tierfreie Methoden mit wissenschaft- rätin. Sie ist Vorstands- Tieren ein trostloses bis höllisch gepeinig- licher Aussagekraft braucht Zeit und muss mitglied des Schweizer tes Dasein bereitet. Mit Zeit- und Mitteleinsatz zusammen mit der Forschung erfolgen. Tierschutzes und Agro- in konsequenter, tierversuchsfreier Forschung nomin mit Vertiefung im wären wir erheblich weiter bezüglich unse- Obwohl der Tierschutzstandard in der Schweiz Bereich Tierproduktion. res Wissens rund um Natur, Leben und Krank- hoch ist, besteht im Versuchswesen Hand- heiten und einen sinnvollen Umgang damit. lungsbedarf. Schweizer Tierschutznormen Menschenversuche sind schlechte Wissenschaft. gelten nämlich für Labortiere nicht, und zwar Probanden und Patientinnen werden heute aus wirtschaftlichen Gründen. Das ist störend. entweder einer Substanz ausgesetzt, die Zudem haben Tierversuche, bei welchen schlecht erforscht ist und sich später als markt die Tiere stark leiden, meist keine wissenschaft- unfähig erweist, oder einer Substanz, die er- liche Aussagekraft. Sie sind unnötig und setzt werden sollte, weil sie zu wenig wirksam könnten vermieden werden. Die Initiative Zur Vorlage und/oder zu riskant ist. Oder die Patienten geht diese Missstände nicht an. Die Initiative fordert ein Verbot von Tier- und bekommen nur eine Scheinbehandlung. Alles Durch die Initiative würde auch die Einfuhr von Menschenversuchen und in der Art und Weise und Dosierung des Medikamenten verboten, die mit Tierver lässt kaum Ausnahmen Studienprotokolls, statt so, wie es für den ein- suchen getestet wurden. Dieses Handelsverbot zu. Vom Verbot betroffen zelnen Patienten am nützlichsten wäre. hätte schwerwiegende Konsequenzen für sind auch in die Schweiz die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. eingeführte Produkte. In die gute Zukunft gibt es nur einen geraden Der Zugang zu den neuesten Behandlungen Bundesrat wie Parlament Weg: Tierversuche ersatzlos streichen, Men- von Krebs würde so verunmöglicht. Viele lehnen sie ohne Gegen- schenversuche ersetzen mit art- und individu- Heilmittel würden verteuert oder wären in stimmen ab. umsgerechten Modellsystemen, virtuellen der Schweiz nicht mehr zugänglich. www.admin.ch Patienten und unter Einsatz allen Wissens und Könnens, mit interdisziplinärem gutem Die Initiative ist weder im Interesse der Website des Ja-Komitees: www.tierversuchsverbot.ch Austausch und steten Verbesserungen in Bevölkerung noch im Interesse des Tierwohls. der Forschung. Deshalb Nein zur radikalen Menschen- und Website des Nein-Komitees: Tierversuchsinitiative. www.tierversuchsverbot-nein.ch forum 3 2022 27
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