UniPLUS - Der Förderverein Universität Basel

 
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                    UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB)

                       3–5                          5 und 7                            7                            6 und 8

Politik auf dem                 Spannendes                      Die Uni Basel                  FUB Veranstaltungen:
Seziertisch der                 aus der Forschung               ist unterwegs                  – Auslaufmodell UB?
Wissenschaft                    der Universität Basel           im Baselbiet                   – Pharma-Kooperation

«Neben der Exzellenz auch den Wert                                                  editorial
der Bildung an sich schützen»
Antonio Loprieno, bis 2015 während zehn Jahren Rektor der Universität
Basel, ist heute Präsident sowohl der Schweizerischen Akademie der                                      Jean-Luc
Wissenschaften als auch der All European Academies (ALLEA). Für Uni-                                    Nordmann,
PLUS hat er Fragen zu Art und Aufgaben seiner beiden neuen Funktionen                                   Präsident
beantwortet.                                                                                            FUB

                                          schüler, andererseits aber auch als       Strategie 2030 unserer
                                          etwas elitär. Insofern ist es gut, wenn   Universität
                                          ein Schweizer «mitmischen» darf.
                                                                                    Mit ihrem letztjährigen Beschluss zum
                                          Was sind Ihre wichtigsten wissenschaft-   Leistungsauftrag und Globalbeitrag
                                          lichen Aufgaben in der ALLEA? Und in      2018 – 2021 für die Universität Basel
                                          der Akademie der Wissenschaften?          wollen die Regierungen von Basel-
                                                                                    Stadt und Basel-Landschaft nicht nur
                                          Gegenüber anderen Akteuren der For-       eine kurze und mittelfristige Perspek-
                                          schungslandschaft (wie etwa Hoch-         tive sondern in einer langfristigen Per-
                                          schulen) zeichnet sich die Arbeit der     spektive auch eine Strategie 2030
                                          Akademien durch einen steten Dia-         erarbeiten lassen. Dem seit Anfang
                                          log mit Politik und Gesellschaft aus.     diesen Jahres amtierenden Vizeprä-
                                          Ob auf Schweizer oder europäischer        sidenten des Universitätsrates ist die
                                                                                    Federführung für diese Aufgabe über-
Herr Loprieno, Sie sind kurz hinterei-                                              tragen worden. Wir betrachten es als
nander zum Präsidenten zweier wissen-                                               gutes Zeichen und begrüssen es sehr,
                                          «Im Vergleich dazu klagen
schaftlicher Dachorganisationen ge-                                                 dass diese Arbeiten hinter verschlos-
wählt worden, der Schweizerischen         wir in der Schweiz auf                    senen Türen stattfinden und keine
Akademie der Wissenschaften und der       hohem Niveau.»                            vorzeitigen öffentlichen Diskussionen
internationalen All European Acade-                                                 ausgelöst worden sind. Der beschlos-
mies (ALLEA) und haben die beiden                                                   sene Zeitplan sieht vor, dass für die
Ämter im Frühjahr dieses Jahres über-     Ebene gilt es deshalb, die Bedeu-         Ausarbeitung der Strategie 2030 unter
nommen. Ein Schweizer als «Präsident»     tung der Wissenschaft für unsere          Einbezug der Trägerkantone und Ver-
der europäischen Universitäten: Das ist   Gesellschaft zu thematisieren und         abschiedung durch den Universitätsrat
doch eher aussergewöhnlich?               die Aufmerksamkeit der Politik und        die Jahre 2018 und 2019 genutzt
                                          der Medien auf die Rolle der Wissen-      werden sollen. Ihr Förderverein, der
Antonio Loprieno: In der Tat, aber        schaft zu lenken. Die Funktion der        sich im letzten Jahr wiederholt öffent-
gerade jetzt nötig. Es ist für die Po-    Schweizer und europäischen Akade-         lich zu Vorschlägen, Publikationen,
sitionierung unseres Landes in Euro-      mien ist klarzustellen, dass das Wohl     Zwischenresultaten und der Einigung
pa wichtig, dass unsere akademische       einer «Wissensgesellschaft» von einer     wertend geäussert und sich auch in
Qualität – und auch unsere Sonder-        immer grösseren Berücksichtigung          der Entscheidungsfindung eingebracht
wege – sichtbar gemacht werden. In        wissenschaftlicher Erkenntnisse ab-
der europäischen Wissenschaftspo-         hängt.                                    (Fortsetzung Seite 2)
litik gelten wir einerseits als Muster-   (Fortsetzung Seite 2)
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB)                                                2

                                            schweizerische Beteiligung am neuen
 (Fortsetzung von Seite 1)                  europäischen Programm «Horizon
                                                                                       Antonio Loprieno
                                            Europe» von niemandem ernsthaft
 hat, wird erst dann wieder öffentlich      in Frage gestellt wird, sind die Folgen    Der 1955 in Italien geborene Anto-
 Stellung nehmen, wenn Resultate            von Brexit alles andere als geklärt. Da    nio Loprieno wuchs in Brüssel auf
 vorliegen oder wenn – was wir nicht        besteht sowohl in Brüssel als auch in      und studierte in Turin Ägyptologie,
 hoffen – Indiskretionen eine Reaktion      London viel Klärungsbedarf, weil man       Sprachwissenschaft und Semiti-
 nahelegen. Selbstverständlich halten       sich eine europäische Forschungs-          stik. Weitere Stationen seiner wis-
 wir uns auch bereit, uns bei einer         landschaft ohne Oxford oder Cam-           senschaftlichen Karriere führten
 allfällig notwendig werdenden Volks-       bridge genauso wenig wünschen darf         ihn nach Chicago, Göttingen, Pe-
 abstimmung wiederum zu engagieren.         wie eine ohne Schweizer Beteiligung,       rugia, Los Angeles und schliesslich
 Die rasch voranschreitende Digita-         wie es in der Krise von 2014 aussah,       Basel. Von 2006 bis 2015 war er
 lisierung ist ein Thema, welches im        die seitdem überwunden ist.                Rektor der Universität Basel, von
 Rahmen der zukünftigen Ausrichtung                                                    2008 bis 2015 zudem Präsident
 unserer Universität weiter verfolgt wer-                                              der Schweizerischen Rektorenkon-
 den soll. In diesem Zusammenhang           «Das Wohl einer ‚Wissens-                  ferenz CRUS (heute «swissuniversi-
 haben wir auch unseren nächsten An-                                                   ties»).
 lass im Rahmen unserer traditionellen      gesellschaft‘ hängt von
 Veranstaltungsreihe mit der Freiwilli-     einer immer grösseren
 gen Akademischen Gesellschaft FAG          Berücksichtigung wissen-
 und AlumniBasel konzipiert. «Univer-                                                  ALLEA
 sitätsbibliothek – Auslaufmodell im        schaftlicher Erkenntnisse
 digitalen Zeitalter?» ist das Thema am     ab.»                                       Die European Federation of Acade-
 18. Oktober 2018 im Ackermannshof.                                                    mies of Sciences and Humanities,
 Für unsere Universität und für die re-                                                abgekürzt ALLEA, wurde bereits
 gionale Wirtschaft von grosser Bedeu-      Wo liegen die Probleme, die akut zu lö-    1994 aus einem gemeinsamen Ver-
 tung ist auch das Thema der Pharma-        sen sind, und was sind Ihre konkreten      ständnis von Europa und der euro-
 Kooperation, über welche wir anläss-       Pläne dazu?                                päischen Idee heraus gegründet,
 lich unserer ordentlichen Mitglieder-                                                 um den europäischen Akademien
 versammlung vom 15. November               Neben Brexit bereiten den jeweiligen       der Wissenschaften eine gemein-
 2018 orientieren wollen. Die Strategie     Akademien insbesondere die popu-           same Stimme zu geben. Heute ist
 des ETH-Departements Biosystems,           listischen Regierungen Osteuropas          ALLEA der Zusammenschluss von
 Science und Engineering unserer Uni-       Sorgen: In Ländern wie Ungarn oder         inzwischen 59 Akademien in über
 versität und die industrielle Forschung    der Türkei werden kritische Universi-      40 Ländern nach der Systematik
 im Raum Basel werden vorgestellt und       täten gefährdet, Studienprogramme          des Europarates. Deshalb gehören
 diskutiert. Die Einladungen zu diesen      geschlossen und Wissenschaftler in         z. B. die Akademien Russlands, Is-
 beiden Anlässen finden Sie auf den         ihrer Arbeit gehindert oder entlassen.     raels oder der Türkei ALLEA an.
 Seiten 6 und 8.                            Da ist eine Mischung aus Solidarität
                                            und Verhandlungsgeschick gefragt.
 Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und      Im Vergleich dazu klagen wir in der       Stehen Sie in den beiden Organisati-
 auf den Meinungsaustausch mit Ihnen!       Schweiz auf hohem Niveau: unsere          onen in direktem Kontakt mit schwei-
                                            Schwerpunkte sind die Forschungs-         zerischen und europäischen Universi-
 Jean-Luc Nordmann                          zusammenarbeit in der personali-          täten?
 Präsident FUB                              sierten Medizin, die wissenschaftspo-
                                            litische Begleitung der Digitalisierung   Universitäten sind die bei weitem
                                            und deren Folgen und Sicherung der        wichtigsten Akteure im Leben der
                                            Deutungshoheit der Wissenschaft           europäischen und schweizerischen
(Fortsetzung von Seite 1)                   gegen postfaktische Tendenzen oder        Akademien. Man könnte sich eine
                                            Verschwörungstheorien.                    Wissenschaftslandschaft ohne Aka-
Sicher sind Sie auch mit politischen                                                  demien (obwohl sie viel ärmer wäre),
Erwartungen konfrontiert. Zum Beispiel                                                aber niemals ohne Universitäten
der Stärkung und Stabilisierung schwei-     «Die Universitäten üben in                vorstellen! Bei unserem Kontakt mit
zerischer Beteiligungen an europä-                                                    den Universitäten versuchen wir, die
ischen Universitätsprojekten?               Forschung und Lehre, die                  jeweiligen Alleinstellungsmerkmale
                                            Akademien im Dialog mit                   zu berücksichtigen, um Doppelspu-
Es gibt eine andere akademische             der Gesellschaft das Primat               rigkeiten zu vermeiden: die Universi-
Landschaft als die schweizerische,                                                    täten üben in Forschung und Lehre,
auf die sich die Aufmerksamkeit auf         aus.»                                     die Akademien im Dialog mit der Ge-
europäischer Ebene konzentriert,                                                      sellschaft das Primat aus.
und das ist die britische. Während die
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Ihre weiteren bildungspolitischen Ideen
und Ziele? Wo stehen die Schweizer
                                           Neu an der Uni Basel: Politikwissenschaft
Unis und wohin gehen sie?                  Politik auf dem Seziertisch der
Gerade dank der Arbeit in den Akade-       Wissenschaft
mien ist mir bewusst geworden, dass
wir neben dem Fokus auf Exzellenz in       Einen halben Steinwurf vom Petersplatz entfernt, an der Bernoullistras-
der Forschung und Innovation unse-         se 14/16, wird seit dem letzten Herbstsemester Politik erforscht und
re Schweizer Universitäten auch den        gelehrt. Was tut sich denn dort konkret?
Wert der Bildung an sich schützen
sollten. Neben der wissenschaftlichen
Ausbildung auf höchstem Niveau
könnten Schweizer Universitäten von
prestigevollen angelsächsischen Insti-
tutionen wie Harvard oder Oxford ler-
nen, dass ein universitärer Abschluss
auch auf eine gehaltvolle citizenship
in unserer Wissensgesellschaft vorbe-
reiten soll.

Das Interview wurde schriftlich geführt.
     Die Fragen stellte Rudolf Messerli

 Akademien der Wissen-
 schaften Schweiz
                                           Der neu eingerichtete Fachbereich         arbeitet. Themenfelder sind u.a. Aus-
                                           «Politikwissenschaften» innerhalb des     senpolitik im Vergleich, Macht und
 Die Akademien der Wissenschaften          Departements «Gesellschaftswissen-        Konflikt in internationalen Organisati-
 Schweiz sind ein Verbund der vier         schaften» an der Philosophisch-Histo-     onen, Friedens- und Konfliktforschung
 schweizerischen Akademien der             rischen Fakultät der Universität Basel    oder der Einfluss von Interessensgrup-
 Wissenschaften: der Akademie der          steht unter der Leitung von Prof. Dr.     pen in demokratischen Systemen.
 Naturwissenschaften, der Geistes-         Stefanie Bailer und Prof. Dr. Laurent
 und Sozialwissenschaften, der Me-         Goetschel. Der Fachbereich arbeitet       Was lernt man dort?
 dizinischen Wissenschaften und            eng mit der Schweizerischen Frie-         Antworten und Erklärungen zum «In-
 der Technischen Wissenschaften.           densstiftung Swisspeace zusammen.         halt» der Politikwissenschaften gaben
 Die wissenschaftlichen Akademien          Swisspeace ist als praxisorientiertes     an einer Veranstaltung des Förderver-
 Schweiz setzen sich gezielt für ei-       Friedensforschungsinstitut ein soge-      eins Universität Basel von Prof. Stefa-
 nen engagierten Dialog zwischen           nanntes assoziiertes Institut der Uni-    nie Bailer und Prof. Laurent Goetschel.
 Wissenschaft und Gesellschaft ein         versität.                                 Die ersten beiden Semester nach dem
 und beraten Politik und Gesell-                                                     Start im Herbst 2017 behandelten
 schaft in wissenschaftsbasierten,         Bachelor- und Masterstudium               die Vergleichende Politikwissenschaft
 gesellschaftsrelevanten Fragen. Sie       Das Bachelorstudium bietet eine theo-     mit Exkursionen zum Basler Grossen
 vertreten die Wissenschaften insti-       retische, methodische und thema-          Rat und zum National- und Ständerat,
 tutionen- und fachübergreifend.           tische Grundlagenausbildung in den        Internationale Beziehungen sowie me-
                                           drei klassischen Teilgebieten der Po-     thodische Fragen zu Fallstudien und
 Im Unterschied zum übrigen Eu-            litikwissenschaften an: Vergleichende     Beobachtung. Im dritten Semester
 ropa, wo die Akademien von Mo-            Politikwissenschaft, Internationale Be-   folgen Politische Theorie und Mess-
 narchen und Fürsten gegen die al-         ziehungen und Politische Theorie. Mit     methoden, und im vierten Semester
 leinige Autorität der Kirche und als      anderen Fachbereichen der Gesell-         kommen politische Systeme, Wahlen
 Expertenorgane eingesetzt wur-            schaftswissenschaften und dem Euro-       und Konflikte zur Sprache. Die bei-
 den, entstanden in der Schweiz die        painstitut bestehen aufeinander abge-     den folgenden Semester gelten der
 als Akademien bezeichneten vier           stimmte Kooperationen.                    Vertiefung verschiedener Themen in
 Institutionen erst seit den 1980er-       Das Masterstudium baut auf im Ba-         Seminaren und der Vorbereitung auf
 Jahren.                                   chelor erworbenem Wissen auf. Empi-       den Bachelor-Abschluss. Auf dem
                                           rische Fragestellungen zu politischen     so gewonnenen Wissen baut die Ma-
                                           Phänomenen werden selbständig er-         sterausbildung auf, mit Vertiefungen
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und Spezialisierungen in Forschung        In der öffentlichen Wahrnehmung der
und Praxis.                               Eurokrise war Deutschland eindeutig
                                                                                          Stefanie Bailer
                                          der massgebliche Verhandlungspart-
Aktuelle Fragen                           ner. Dies hat sich auch in Schlagzei-
Aktuelle Themen in der Verglei-           len und Schlagwörtern abgebildet
chenden und internationalen Politik       wie «dominierende Stimme» (Finan-
stellte Stefanie Bailer anhand von Pro-   cial Times), das ökonomisch starke
jekten vor, etwa zu Untersuchungen        Deutschland habe sich durchgesetzt
über Parlamentarier-Karrieren, über       (Spiegel) oder Europa sei «eine deut-
Gewinner und Verlierer in den Ver-        sche Kolonie» geworden (Guardian).
handlungen während der Eurokrise          Die Wahrheit sehe anders aus, er-
oder über Wahlbeteiligungen in jungen     klärte Prof. Bailer: die mit objektiven
Demokratien.                              Bewertungskriterien erstellte Rang-
                                          liste zeige erstens eine ziemlich regel-
Beispiele für Forschungsfragen in Pro-    mässige Verteilung und zweitens die             Stefanie Bailer ist Professorin für
jekten der Vergleichenden Politikwis-     Position Deutschlands ungefähr in der           Politikwissenschaft an der Uni-
senschaft sind                            Mitte.                                          versität Basel seit 1. November
• Welche typischen Karrierewege                                                           2015. Davor arbeitete sie als Assi-
  in der Politik gibt es? Quereinstei-    Die Politikwissenschaft sucht aber              stenzprofessorin für Global Gover-
  ger oder Parteiochsentourler?           auch Antworten auf aktuelle Gender-             nance an der ETH Zürich (2009 –
• Wann sind ParlamentarierInnen           fragen: Weshalb sind, zum Beispiel,             2015) und als Oberassistentin
  am leistungsstärksten?                  Frauen in postparlamentarischen                 an der Universität Zürich. Seit ih-
• Von wem lassen sie sich in ihren        Positionen schlechter vertreten als             rer Promotion (2004) zu «Macht
  Aktivitäten beeinflussen?               Männer. Sind sie zu wenig ehrgeizig?            und Erfolg im EU-Ministerrat»
• Was tun ParlamentarierInnen             Sind sie zu selbstkritisch? Sind sie ri-        an der Universität Konstanz (mit
  nach dem Mandat?                        sikoavers und wettbewerbsscheu? Ver-            Forschungsaufenthalten an der
• EU-Forschung: wer war in der            schiedene Studien belegen, dass ein             Rijksuniversiteit Groningen und
  Eurokrise am erfolgreichsten?           Mann, der sich selber für überhaupt             University of Michigan) widmet
                                          nicht qualifiziert hält, wird dennoch mit       sie sich den Forschungsbereichen
Dazu ein paar kurze Hinweise auf Er-      60 % Wahrscheinlichkeit den Einstieg            der Parlamentarismusforschung
gebnisse. So hat sich bei der Unter-      in ein politisches Amt erwägen. Eine            in Deutschland, Schweiz und Euro-
suchung typischer Karrierewege er-        Frau hingegen, die sich ebenso über-            pa, Entscheidungsprozessen in
wiesen, dass zum Teil in der Schweiz      haupt nicht für qualifiziert hält, wird         der Europäischen Union und der
und vor allem in Deutschland Seiten-      dies mit einer Wahrscheinlichkeit von           internationalen     Verhandlungs-
einsteigende in allen Ämtern deutlich     lediglich 30 % tun. Ein weiterer Grund          analyse.
schlechter repräsentiert sind, dass       liegt bei den etablierten politischen
hingegen Leute, die die Ochsentour        Netzwerken, von denen besonders
durch die Parteien auf sich genom-        Männer profitieren.                             schwieriger wird es auch; wo sind
men haben, Überflieger und lokal                                                          also die Optionen, z. B. in Syrien).
beliebte Politiker und Politikerinnen     Swisspeace                                  •   Wie wirken sich verschiedene For-
in den Präsidien von Fraktionen und       Als zweiter Referent orientierte Prof.          men der Wissensproduktion auf
Kommissionen gut repräsentiert sind.      Laurent Goetschel (der auch Swiss-              den Transfer wissenschaftlicher Er-
Als zentraler Faktor für das Erlangen     peace-Direktor ist) über die Organisa-          kenntnisse in die Politik aus (Fall-
höherer Ämter gilt das «vorparlamen-      tion. Sie hat 50 Mitarbeitende, davon           studien z. B. von Côte d’Ivoire und
tarische Karrierekapital». Über die       ein Viertel forschende. Ihr Hauptsitz ist       Süd-Sudan).
Leistungsstärke kann man feststellen,     Bern, doch ist für 2019/2020 der Um-        •   Welche Folgen haben verschiedene
dass die Aktivität vom Alter und vom      zug nach Basel geplant. Themenfelder            Formen der Konfliktbeilegung
aktuellen Karrierestadium abhängt.        sind Mediation, Transnational Justice,          («political settlement») auf den
Damit erfasst man Lerneffekte, ab-        Staatlichkeit, Wirkungsmessung sowie            Aufbau bzw. Wiederaufbau von
nehmende Motivation am Ende einer         der Einbezug von Forschung und Leh-             Staaten? Mit Fallstudien u.a. aus
Karriere, sich verändernde Anreiz-        re und die «Executive Education», zu            West- und Ostafrika?
strukturen im Verhältnis zu den «Ar-      übersetzen etwa mit Ausbildung von          •   Welche Motive stehen hinter der
beitgebenden», also Wählerinnen und       Führungskräften.                                Philanthropie im Bereich der Frie-
Wählern, Fraktionsvorsitzenden usw.                                                       densförderung?
Untersucht werden typische parla-         Aktuelle Forschungsfragen sind:             •   Welche Faktoren beeinflussen den
mentarische Aktivitäten, so etwa die      • welche Rollen spielen Normen in               Übertrag internationaler Normen
Teilnahme an namentlichen Abstim-           Mediationsprozessen? (Je mehr                 in nationale Normen (am Beispiel
mungen, parlamentarische Anfragen,          man sich einsetzt, desto mehr                 der Unternehmensverantwortung)?
Berichterstattungen etc.                    erreicht man am Ende, aber desto
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB)                                              5

Ein Highlight für Laurent Goetschel
war im Januar dieses Jahres die
                                           Spannendes aus der Forschung
Durchführung des Basel Peace Forums        der Universität
(«Rethinking peace, innovating the fu-
ture») mit 167 Teilnehmerinnen und         Die regelmässigen Kurzpublikationen der Universität über Forschungs-
Teilnehmern aus über 20 Staaten. An        ergebnisse, Zusammenarbeiten, Auszeichnungen oder Personalien
der zweitägigen Veranstaltung fand         geben einen auch für Laien verständlichen Überblick über die Vielfalt
ein Austausch statt unter anderem          des Schaffens der Uni Basel. UniPLUS zeigt hier einen bunten Mix.
über den Aufbau von Zivilgesellschaf-
ten, über den akademischen und den
privaten Sektor, Verwaltung, internatio-   Hochdotierter Forschungspreis für Leukämie-Forscherin
nale Organisationen und Politik.
				                                rm.                         Die Basler Me-      tinnen und Patienten, die an Erkran-
                                                                dizinprofessorin    kungen des Bluts leiden. Darüber
                                                                Claudia Lengerke    hinaus engagiert sich die Professorin
                                                                untersucht, wie     und Forschungsgruppenleiterin am
  Laurent Goetschel                                             akuter Blutkrebs    Departement Biomedizin der Uni-
                                                                mit einer klugen    versität Basel für die Erforschung
                                                                Kombination von     von Blutkrebs. Zusammen mit ihrem
                                                                Behandlungsme-      Team hat sie nun Hinweise gefun-
                                           thoden geheilt werden könnte. Für        den, dass bei bestimmten Formen
                                           ihr Projekt hat sie einen mit 100‘000    von akuter Leukämie eine geschickt
                                           Franken dotierten Förderpreis erhal-     eingesetzte Folgebehandlung nach ei-
                                           ten, den die «Fondation Peter Anton      ner Chemotherapie das Risiko eines
                                           & Anna Katharina Miesch pour la          Rückfalls stark verringern könnte.
                                           recherche en hématologie» und die        Noch ist ihre Methode nicht reif für
                                           Schweizerische Gesellschaft für Hä-      den Einsatz am Menschen. Ihre La-
                                           matologie alle zwei Jahre vergeben.      borresultate lassen jedoch hoffen,
                                                                                    dass bestimmte Formen von Leukä-
  Laurent Goetschel ist Professor          Als leitende Ärztin an der Klinik für    mie mit einer Kombination von The-
  für Politikwissenschaft an der           Hämatologie des Universitätsspitals      rapien eher geheilt werden könnten.
  Universität Basel und Direktor           Basel behandelt Lengerke Patien-
  der Schweizerischen Friedens-
  stiftung («Swisspeace») in Bern.
  Er studierte Politikwissenschaft         Früherkennung von Demenz
  und Internationale Beziehungen
  an der Universität Genf und am           Forschende der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel
  Institut de hautes études en re-         haben einen möglichen Botenstoff zur Früherkennung von Demenz-
  lations internationales (IUHEI).         krankheiten gefunden.
  Er war u.a. Visiting Scholar am
  Center for European Studies der          Forschende der Universität Basel und     konnte nun im Detail für Nervenzellen
  Harvard University sowie am              des Universitätsspitals Basel haben      des Gehirns demonstriert werden.
  Center for International Conflict        einen Stoff entdeckt, der als Biomar-    Geleitet wird die Forschungsgruppe
  Resolution der Columbia Univer-          ker die Früherkennung neurodege-         von Prof. Dr. Stephan Frank vom In-
  sity, Leiter des Nationalen For-         nerativer Krankheiten wie Alzheimer      stitut für Medizinische Genetik und
  schungsprogramms «Schweizer              oder Parkinson unterstützen könnte.      Pathologie von Universität und Uni-
  Aussenpolitik», Lehrbeauftragter         Dieser Botenstoff ist auch bei Stress-   versitätsspital Basel; beteiligt waren
  am Institut für Politikwissenschaft      reaktionen nach Störungen in den Mi-     auch die Universitäten Cambridge,
  der Universität Bern und persön-         tochondrien, den «Zell-Kraftwerken»,     Grossbritannien, und Padua, Italien.
  licher Mitarbeiter von Bundesrätin       beteiligt, berichten die Neuropatho-     Wie die Neuropathologen weiter zei-
  Micheline Calmy-Rey. Zu seinen           logen im Fachblatt «Cell Reports».       gen konnten, wirken sich Störungen
  Forschungsschwerpunkten gehö-            Die normale Funktionsweise der           in den als «Kraftwerke der Zelle» be-
  ren Fragen der Friedens- und Kon-        menschlichen Zellen basiert auf dem      kannten Mitochondrien auch auf be-
  fliktforschung sowie die Aussen-         koordinierten Zusammenspiel ver-         nachbarte Organellen aus, etwa auf
  politikanalyse. Er ist Mitglied der      schiedener Zellorganellen. Ist diese     das sogenannte endoplasmatische
  Kommission für Forschungspart-           Kommunikation zwischen den Orga-         Retikulum. Die damit aktivierte
  nerschaften mit Entwicklungslän-         nellen gestört, wird in vielen Fällen    Stressreaktion führt in Nervenzel-
  dern (KFPE).                             eine für das Überleben der Zellen
                                           wichtige Stressantwort aktiviert. Dies   (Fortsetzung Seite 7)
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB)   6
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(Fortsetzung von Seite 5)                Preis an Religionswissenschaftlerin
len mit gestörten Mitochondrien zur      Dr. Anja Kirsch erhält den diesjährigen Nachwuchspreis der Schwei-
Ausschüttung des Stoffs Fibroblast       zerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW).
growth factor-21 (FGF21). Gleichzei-
tig beobachteten die Basler Wissen-                           Die an der Uni-       Spannungsfeld sozialrevolutionärer
schaftler, dass derselbe Botenstoff                           versität Basel ar-    Bewegungen. Sie fragt sich, warum
ebenso in verschiedenen Modellsy-                             beitende Religi-      der Katechismus als Instrument der
stemen neurodegenerativer Erkran-                             onswissenschaft-      Wissensvermittlung und Erziehung
kungen freigesetzt wird – und zwar                            lerin erhält die      unter «Religionsverdacht» und damit
bereits bevor die Nervenzellen ab-                            Auszeichnung für      in Misskredit geriet. Mit dem «Ma-
sterben. Ein robuster Biomarker wäre     einen Aufsatz über sozialistische Bil-     nifest der Kommunistischen Partei»
eine wichtige Voraussetzung für die      dungsliteratur im frühen 19. Jahr-         von 1848 kann die Autorin exempla-
Entwicklung kausaler, gegen chro-        hundert, der von exzellenter wissen-       risch aufzeigen, wie die katechetische
nischen Zellstress gerichteter The-      schaftlicher Qualität zeuge. In dem        Form im politischen Diskurs ange-
rapieansätze. Neurodegenerativ be-       in der Zeitschrift «Religion» 2017         zweifelt wurde. Daraus entwickelte
dingte Demenzkrankheiten schlagen        erschienenen Artikel untersucht die        sich eine Grundsatzdebatte zur Legi-
für das schweizerische Gesundheits-      Forscherin die sich verändernden Se-       timität religiöser Einflüsse im politi-
system jährlich mit rund 7 Milliarden    mantiken von Religion und Politik im       schen Bereich.
Franken zu Buche. Laut demogra-
fischen Schätzungen wird die Häu-
figkeit dieser Erkrankungen wegen
der steigenden Lebenserwartung in        Stiftungsprofessur für Infektionsepidemiologie
den kommenden zehn Jahren um das
1,7-Fache zunehmen.                                           Spitalinfektionen     unter anderem die Übertragungswege
                                                              und Antibiotika-      antibiotikaresistenter Bakterien und
                                                              resistenzen stel-     die Prävention im Spital erworbener
Hiller-Preis                                                  len die öffentliche   Infektionen.
                                                              Gesundheit vor
                     Prof. Dr. Sebas-                         ernsthafte He-        Die Moritz Straus-Stiftung finanziert
                     tian Hiller vom                          rausforderungen.      die Professur in den kommenden
                     Biozentrum der                           Um die Forschung      fünf Jahren mit 2 Mio. Franken. Sie
                     Universität Basel   in diesem Bereich zu stärken, hat          engagiert sich seit Langem für die För-
                     wurde mit der       die Universität Basel die Medizinerin      derung von Wissenschaft und Lehre an
                     Gründermedaille     Sarah Tschudin Sutter zur neuen            der Universität Basel. So unterstützte
des «International Council on Magne-     Assistenzprofessorin für Infektionsepi-    sie den Aufbau des Fachbereichs In-
tic Resonance in Biological Systems»     demiologie ernannt. Zurzeit ist sie Lei-   formatik durch die Anschubfinanzie-
(ICMRBS) ausgezeichnet. Er erhält die    tende Ärztin und Forschungsgruppen-        rung von mehreren Professuren. Die
Medaille für seine wegweisenden Ar-      leiterin an der Klinik für Infektiologie   Stiftung erinnert an den aus Bruchsal
beiten zur Aufklärung der Struktur und   & Spitalhygiene und am Departement         stammenden jüdischen Flugmotoren-
Funktion von Proteinen. Der Preis ist    Klinische Forschung des Universitäts-      und Automobilunternehmer Dr. h.c.
eine der wichtigsten Auszeichnungen      spitals Basel. Sie hat ihre Professur an   Moritz Straus (1882–1959) und wurde
für Wissenschaftler, die auf dem Ge-     der Medizinischen Fakultät per 1. Juli     1999 von seiner Tochter Dr. Hannah
biet der Kernspinresonanzspektrosko-     2018 angetreten. Zu Tschudin Sutters       Katz in Basel errichtet.
pie (NMR) forschen.                      Forschungsschwerpunkten zählen

   Uni unterwegs im Baselbiet
  «Uni am Markt» und «Uni-Talk»
  Diesen Herbst präsentiert die Universität Basel an Herbstmärkten im Baselbiet eine Auswahl an Forschungsprojekten,
  die in direktem Bezug zum Landkanton stehen. In Liestal, Laufen und Sissach finden zudem öffentliche Podiumsge-
  spräche statt, an denen Experten der Universität und Fachleute aus der Region mit dem Publikum diskutieren. Die
  erste Veranstaltung fand am 1. September in Allschwil statt. Die weiteren folgen am 26. September in Liestal, am
  29. und 30. September in Reigoldswil, am 2. Oktober in Laufen, am 14. und 15. November in Sissach. Die Veranstal-
  tungen in Liestal, Reigoldswil (30.9.), Laufen und Sissach (15.11.) sind mit Podiumsgesprächen «Uni-Talk» verbunden.
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          Förderverein Universität Basel
  Einladung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung
  mit anschliessendem Vortrag von Prof. Timm Schroeder

  «Pharma-Kooperation – Strategie D-BSSE und industrielle Forschung im Raum Basel»

  am Donnerstag, 15. November 2018, um 18:30 Uhr,
  im ETH-Department Biosystems Science and Engineering (D-BSSE)
  der Universität Basel, Mattenstrasse 26, Basel

  Traktanden:

  1.    Protokoll der GV vom 16.11.17 (liegt auf)
  2.    Jahresbericht über das Vereinsjahr 2017/2018
  3.    Jahresrechnung 2017/2018
  4.    Revisionsbericht
  5.    Décharge-Erteilung an den Vorstand
  6.    Budget 2018/2019
  7.    Jahresbeitrag
  8.    Wahlen Vorstand
  9.    Wahl Präsident
  10.   Ausblick
  11.   Verabschiedung
  12.   Diverses

  Zum Abschluss dieses Anlasses sind Sie zu einem Apéro eingeladen.

  Aus organisatorischen Gründen benötigen wir Ihre schriftliche Anmeldung mit beiliegender Anmeldekarte oder
  per E-Mail (fub.sekretariat@gmail.com) bis spätestens 8. November 2018.

  Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
  Mit besten Grüssen

  Jean-Luc Nordmann, Präsident

 impressum                             REDAKTION
                                       Rudolf Messerli
                                       Tel. 061 402 06 67
                                                                            GESTALTUNG/PRODUKTION
                                                                            Patrick Sayer Grafik, Binningen

 HERAUSGEBER                           rudolf.e.messerli@bluewin.ch         KORREKTORAT
 Förderverein                                                               Peter Waldmeier
 Universität Basel,                    REDAKTIONSKOMMISSION
 Stephan Schneider                     Elisabeth Augstburger                DRUCK
 Im Graben 72                          Martina Bernasconi                   Kurt Fankhauser AG, Basel
 4493 Wenslingen                       Rudolf Messerli, Redaktor            Auflage dieser Ausgabe:
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 Präsident:                            INTERNET
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