UniPLUS - Der Förderverein Universität Basel
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UniPLUS September 2018 UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 3–5 5 und 7 7 6 und 8 Politik auf dem Spannendes Die Uni Basel FUB Veranstaltungen: Seziertisch der aus der Forschung ist unterwegs – Auslaufmodell UB? Wissenschaft der Universität Basel im Baselbiet – Pharma-Kooperation «Neben der Exzellenz auch den Wert editorial der Bildung an sich schützen» Antonio Loprieno, bis 2015 während zehn Jahren Rektor der Universität Basel, ist heute Präsident sowohl der Schweizerischen Akademie der Jean-Luc Wissenschaften als auch der All European Academies (ALLEA). Für Uni- Nordmann, PLUS hat er Fragen zu Art und Aufgaben seiner beiden neuen Funktionen Präsident beantwortet. FUB schüler, andererseits aber auch als Strategie 2030 unserer etwas elitär. Insofern ist es gut, wenn Universität ein Schweizer «mitmischen» darf. Mit ihrem letztjährigen Beschluss zum Was sind Ihre wichtigsten wissenschaft- Leistungsauftrag und Globalbeitrag lichen Aufgaben in der ALLEA? Und in 2018 – 2021 für die Universität Basel der Akademie der Wissenschaften? wollen die Regierungen von Basel- Stadt und Basel-Landschaft nicht nur Gegenüber anderen Akteuren der For- eine kurze und mittelfristige Perspek- schungslandschaft (wie etwa Hoch- tive sondern in einer langfristigen Per- schulen) zeichnet sich die Arbeit der spektive auch eine Strategie 2030 Akademien durch einen steten Dia- erarbeiten lassen. Dem seit Anfang log mit Politik und Gesellschaft aus. diesen Jahres amtierenden Vizeprä- Ob auf Schweizer oder europäischer sidenten des Universitätsrates ist die Federführung für diese Aufgabe über- Herr Loprieno, Sie sind kurz hinterei- tragen worden. Wir betrachten es als nander zum Präsidenten zweier wissen- gutes Zeichen und begrüssen es sehr, «Im Vergleich dazu klagen schaftlicher Dachorganisationen ge- dass diese Arbeiten hinter verschlos- wählt worden, der Schweizerischen wir in der Schweiz auf senen Türen stattfinden und keine Akademie der Wissenschaften und der hohem Niveau.» vorzeitigen öffentlichen Diskussionen internationalen All European Acade- ausgelöst worden sind. Der beschlos- mies (ALLEA) und haben die beiden sene Zeitplan sieht vor, dass für die Ämter im Frühjahr dieses Jahres über- Ebene gilt es deshalb, die Bedeu- Ausarbeitung der Strategie 2030 unter nommen. Ein Schweizer als «Präsident» tung der Wissenschaft für unsere Einbezug der Trägerkantone und Ver- der europäischen Universitäten: Das ist Gesellschaft zu thematisieren und abschiedung durch den Universitätsrat doch eher aussergewöhnlich? die Aufmerksamkeit der Politik und die Jahre 2018 und 2019 genutzt der Medien auf die Rolle der Wissen- werden sollen. Ihr Förderverein, der Antonio Loprieno: In der Tat, aber schaft zu lenken. Die Funktion der sich im letzten Jahr wiederholt öffent- gerade jetzt nötig. Es ist für die Po- Schweizer und europäischen Akade- lich zu Vorschlägen, Publikationen, sitionierung unseres Landes in Euro- mien ist klarzustellen, dass das Wohl Zwischenresultaten und der Einigung pa wichtig, dass unsere akademische einer «Wissensgesellschaft» von einer wertend geäussert und sich auch in Qualität – und auch unsere Sonder- immer grösseren Berücksichtigung der Entscheidungsfindung eingebracht wege – sichtbar gemacht werden. In wissenschaftlicher Erkenntnisse ab- der europäischen Wissenschaftspo- hängt. (Fortsetzung Seite 2) litik gelten wir einerseits als Muster- (Fortsetzung Seite 2)
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 2 schweizerische Beteiligung am neuen (Fortsetzung von Seite 1) europäischen Programm «Horizon Antonio Loprieno Europe» von niemandem ernsthaft hat, wird erst dann wieder öffentlich in Frage gestellt wird, sind die Folgen Der 1955 in Italien geborene Anto- Stellung nehmen, wenn Resultate von Brexit alles andere als geklärt. Da nio Loprieno wuchs in Brüssel auf vorliegen oder wenn – was wir nicht besteht sowohl in Brüssel als auch in und studierte in Turin Ägyptologie, hoffen – Indiskretionen eine Reaktion London viel Klärungsbedarf, weil man Sprachwissenschaft und Semiti- nahelegen. Selbstverständlich halten sich eine europäische Forschungs- stik. Weitere Stationen seiner wis- wir uns auch bereit, uns bei einer landschaft ohne Oxford oder Cam- senschaftlichen Karriere führten allfällig notwendig werdenden Volks- bridge genauso wenig wünschen darf ihn nach Chicago, Göttingen, Pe- abstimmung wiederum zu engagieren. wie eine ohne Schweizer Beteiligung, rugia, Los Angeles und schliesslich Die rasch voranschreitende Digita- wie es in der Krise von 2014 aussah, Basel. Von 2006 bis 2015 war er lisierung ist ein Thema, welches im die seitdem überwunden ist. Rektor der Universität Basel, von Rahmen der zukünftigen Ausrichtung 2008 bis 2015 zudem Präsident unserer Universität weiter verfolgt wer- der Schweizerischen Rektorenkon- den soll. In diesem Zusammenhang «Das Wohl einer ‚Wissens- ferenz CRUS (heute «swissuniversi- haben wir auch unseren nächsten An- ties»). lass im Rahmen unserer traditionellen gesellschaft‘ hängt von Veranstaltungsreihe mit der Freiwilli- einer immer grösseren gen Akademischen Gesellschaft FAG Berücksichtigung wissen- und AlumniBasel konzipiert. «Univer- ALLEA sitätsbibliothek – Auslaufmodell im schaftlicher Erkenntnisse digitalen Zeitalter?» ist das Thema am ab.» Die European Federation of Acade- 18. Oktober 2018 im Ackermannshof. mies of Sciences and Humanities, Für unsere Universität und für die re- abgekürzt ALLEA, wurde bereits gionale Wirtschaft von grosser Bedeu- Wo liegen die Probleme, die akut zu lö- 1994 aus einem gemeinsamen Ver- tung ist auch das Thema der Pharma- sen sind, und was sind Ihre konkreten ständnis von Europa und der euro- Kooperation, über welche wir anläss- Pläne dazu? päischen Idee heraus gegründet, lich unserer ordentlichen Mitglieder- um den europäischen Akademien versammlung vom 15. November Neben Brexit bereiten den jeweiligen der Wissenschaften eine gemein- 2018 orientieren wollen. Die Strategie Akademien insbesondere die popu- same Stimme zu geben. Heute ist des ETH-Departements Biosystems, listischen Regierungen Osteuropas ALLEA der Zusammenschluss von Science und Engineering unserer Uni- Sorgen: In Ländern wie Ungarn oder inzwischen 59 Akademien in über versität und die industrielle Forschung der Türkei werden kritische Universi- 40 Ländern nach der Systematik im Raum Basel werden vorgestellt und täten gefährdet, Studienprogramme des Europarates. Deshalb gehören diskutiert. Die Einladungen zu diesen geschlossen und Wissenschaftler in z. B. die Akademien Russlands, Is- beiden Anlässen finden Sie auf den ihrer Arbeit gehindert oder entlassen. raels oder der Türkei ALLEA an. Seiten 6 und 8. Da ist eine Mischung aus Solidarität und Verhandlungsgeschick gefragt. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und Im Vergleich dazu klagen wir in der Stehen Sie in den beiden Organisati- auf den Meinungsaustausch mit Ihnen! Schweiz auf hohem Niveau: unsere onen in direktem Kontakt mit schwei- Schwerpunkte sind die Forschungs- zerischen und europäischen Universi- Jean-Luc Nordmann zusammenarbeit in der personali- täten? Präsident FUB sierten Medizin, die wissenschaftspo- litische Begleitung der Digitalisierung Universitäten sind die bei weitem und deren Folgen und Sicherung der wichtigsten Akteure im Leben der Deutungshoheit der Wissenschaft europäischen und schweizerischen (Fortsetzung von Seite 1) gegen postfaktische Tendenzen oder Akademien. Man könnte sich eine Verschwörungstheorien. Wissenschaftslandschaft ohne Aka- Sicher sind Sie auch mit politischen demien (obwohl sie viel ärmer wäre), Erwartungen konfrontiert. Zum Beispiel aber niemals ohne Universitäten der Stärkung und Stabilisierung schwei- «Die Universitäten üben in vorstellen! Bei unserem Kontakt mit zerischer Beteiligungen an europä- den Universitäten versuchen wir, die ischen Universitätsprojekten? Forschung und Lehre, die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale Akademien im Dialog mit zu berücksichtigen, um Doppelspu- Es gibt eine andere akademische der Gesellschaft das Primat rigkeiten zu vermeiden: die Universi- Landschaft als die schweizerische, täten üben in Forschung und Lehre, auf die sich die Aufmerksamkeit auf aus.» die Akademien im Dialog mit der Ge- europäischer Ebene konzentriert, sellschaft das Primat aus. und das ist die britische. Während die
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 3 Ihre weiteren bildungspolitischen Ideen und Ziele? Wo stehen die Schweizer Neu an der Uni Basel: Politikwissenschaft Unis und wohin gehen sie? Politik auf dem Seziertisch der Gerade dank der Arbeit in den Akade- Wissenschaft mien ist mir bewusst geworden, dass wir neben dem Fokus auf Exzellenz in Einen halben Steinwurf vom Petersplatz entfernt, an der Bernoullistras- der Forschung und Innovation unse- se 14/16, wird seit dem letzten Herbstsemester Politik erforscht und re Schweizer Universitäten auch den gelehrt. Was tut sich denn dort konkret? Wert der Bildung an sich schützen sollten. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung auf höchstem Niveau könnten Schweizer Universitäten von prestigevollen angelsächsischen Insti- tutionen wie Harvard oder Oxford ler- nen, dass ein universitärer Abschluss auch auf eine gehaltvolle citizenship in unserer Wissensgesellschaft vorbe- reiten soll. Das Interview wurde schriftlich geführt. Die Fragen stellte Rudolf Messerli Akademien der Wissen- schaften Schweiz Der neu eingerichtete Fachbereich arbeitet. Themenfelder sind u.a. Aus- «Politikwissenschaften» innerhalb des senpolitik im Vergleich, Macht und Die Akademien der Wissenschaften Departements «Gesellschaftswissen- Konflikt in internationalen Organisati- Schweiz sind ein Verbund der vier schaften» an der Philosophisch-Histo- onen, Friedens- und Konfliktforschung schweizerischen Akademien der rischen Fakultät der Universität Basel oder der Einfluss von Interessensgrup- Wissenschaften: der Akademie der steht unter der Leitung von Prof. Dr. pen in demokratischen Systemen. Naturwissenschaften, der Geistes- Stefanie Bailer und Prof. Dr. Laurent und Sozialwissenschaften, der Me- Goetschel. Der Fachbereich arbeitet Was lernt man dort? dizinischen Wissenschaften und eng mit der Schweizerischen Frie- Antworten und Erklärungen zum «In- der Technischen Wissenschaften. densstiftung Swisspeace zusammen. halt» der Politikwissenschaften gaben Die wissenschaftlichen Akademien Swisspeace ist als praxisorientiertes an einer Veranstaltung des Förderver- Schweiz setzen sich gezielt für ei- Friedensforschungsinstitut ein soge- eins Universität Basel von Prof. Stefa- nen engagierten Dialog zwischen nanntes assoziiertes Institut der Uni- nie Bailer und Prof. Laurent Goetschel. Wissenschaft und Gesellschaft ein versität. Die ersten beiden Semester nach dem und beraten Politik und Gesell- Start im Herbst 2017 behandelten schaft in wissenschaftsbasierten, Bachelor- und Masterstudium die Vergleichende Politikwissenschaft gesellschaftsrelevanten Fragen. Sie Das Bachelorstudium bietet eine theo- mit Exkursionen zum Basler Grossen vertreten die Wissenschaften insti- retische, methodische und thema- Rat und zum National- und Ständerat, tutionen- und fachübergreifend. tische Grundlagenausbildung in den Internationale Beziehungen sowie me- drei klassischen Teilgebieten der Po- thodische Fragen zu Fallstudien und Im Unterschied zum übrigen Eu- litikwissenschaften an: Vergleichende Beobachtung. Im dritten Semester ropa, wo die Akademien von Mo- Politikwissenschaft, Internationale Be- folgen Politische Theorie und Mess- narchen und Fürsten gegen die al- ziehungen und Politische Theorie. Mit methoden, und im vierten Semester leinige Autorität der Kirche und als anderen Fachbereichen der Gesell- kommen politische Systeme, Wahlen Expertenorgane eingesetzt wur- schaftswissenschaften und dem Euro- und Konflikte zur Sprache. Die bei- den, entstanden in der Schweiz die painstitut bestehen aufeinander abge- den folgenden Semester gelten der als Akademien bezeichneten vier stimmte Kooperationen. Vertiefung verschiedener Themen in Institutionen erst seit den 1980er- Das Masterstudium baut auf im Ba- Seminaren und der Vorbereitung auf Jahren. chelor erworbenem Wissen auf. Empi- den Bachelor-Abschluss. Auf dem rische Fragestellungen zu politischen so gewonnenen Wissen baut die Ma- Phänomenen werden selbständig er- sterausbildung auf, mit Vertiefungen
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 4 und Spezialisierungen in Forschung In der öffentlichen Wahrnehmung der und Praxis. Eurokrise war Deutschland eindeutig Stefanie Bailer der massgebliche Verhandlungspart- Aktuelle Fragen ner. Dies hat sich auch in Schlagzei- Aktuelle Themen in der Verglei- len und Schlagwörtern abgebildet chenden und internationalen Politik wie «dominierende Stimme» (Finan- stellte Stefanie Bailer anhand von Pro- cial Times), das ökonomisch starke jekten vor, etwa zu Untersuchungen Deutschland habe sich durchgesetzt über Parlamentarier-Karrieren, über (Spiegel) oder Europa sei «eine deut- Gewinner und Verlierer in den Ver- sche Kolonie» geworden (Guardian). handlungen während der Eurokrise Die Wahrheit sehe anders aus, er- oder über Wahlbeteiligungen in jungen klärte Prof. Bailer: die mit objektiven Demokratien. Bewertungskriterien erstellte Rang- liste zeige erstens eine ziemlich regel- Beispiele für Forschungsfragen in Pro- mässige Verteilung und zweitens die Stefanie Bailer ist Professorin für jekten der Vergleichenden Politikwis- Position Deutschlands ungefähr in der Politikwissenschaft an der Uni- senschaft sind Mitte. versität Basel seit 1. November • Welche typischen Karrierewege 2015. Davor arbeitete sie als Assi- in der Politik gibt es? Quereinstei- Die Politikwissenschaft sucht aber stenzprofessorin für Global Gover- ger oder Parteiochsentourler? auch Antworten auf aktuelle Gender- nance an der ETH Zürich (2009 – • Wann sind ParlamentarierInnen fragen: Weshalb sind, zum Beispiel, 2015) und als Oberassistentin am leistungsstärksten? Frauen in postparlamentarischen an der Universität Zürich. Seit ih- • Von wem lassen sie sich in ihren Positionen schlechter vertreten als rer Promotion (2004) zu «Macht Aktivitäten beeinflussen? Männer. Sind sie zu wenig ehrgeizig? und Erfolg im EU-Ministerrat» • Was tun ParlamentarierInnen Sind sie zu selbstkritisch? Sind sie ri- an der Universität Konstanz (mit nach dem Mandat? sikoavers und wettbewerbsscheu? Ver- Forschungsaufenthalten an der • EU-Forschung: wer war in der schiedene Studien belegen, dass ein Rijksuniversiteit Groningen und Eurokrise am erfolgreichsten? Mann, der sich selber für überhaupt University of Michigan) widmet nicht qualifiziert hält, wird dennoch mit sie sich den Forschungsbereichen Dazu ein paar kurze Hinweise auf Er- 60 % Wahrscheinlichkeit den Einstieg der Parlamentarismusforschung gebnisse. So hat sich bei der Unter- in ein politisches Amt erwägen. Eine in Deutschland, Schweiz und Euro- suchung typischer Karrierewege er- Frau hingegen, die sich ebenso über- pa, Entscheidungsprozessen in wiesen, dass zum Teil in der Schweiz haupt nicht für qualifiziert hält, wird der Europäischen Union und der und vor allem in Deutschland Seiten- dies mit einer Wahrscheinlichkeit von internationalen Verhandlungs- einsteigende in allen Ämtern deutlich lediglich 30 % tun. Ein weiterer Grund analyse. schlechter repräsentiert sind, dass liegt bei den etablierten politischen hingegen Leute, die die Ochsentour Netzwerken, von denen besonders durch die Parteien auf sich genom- Männer profitieren. schwieriger wird es auch; wo sind men haben, Überflieger und lokal also die Optionen, z. B. in Syrien). beliebte Politiker und Politikerinnen Swisspeace • Wie wirken sich verschiedene For- in den Präsidien von Fraktionen und Als zweiter Referent orientierte Prof. men der Wissensproduktion auf Kommissionen gut repräsentiert sind. Laurent Goetschel (der auch Swiss- den Transfer wissenschaftlicher Er- Als zentraler Faktor für das Erlangen peace-Direktor ist) über die Organisa- kenntnisse in die Politik aus (Fall- höherer Ämter gilt das «vorparlamen- tion. Sie hat 50 Mitarbeitende, davon studien z. B. von Côte d’Ivoire und tarische Karrierekapital». Über die ein Viertel forschende. Ihr Hauptsitz ist Süd-Sudan). Leistungsstärke kann man feststellen, Bern, doch ist für 2019/2020 der Um- • Welche Folgen haben verschiedene dass die Aktivität vom Alter und vom zug nach Basel geplant. Themenfelder Formen der Konfliktbeilegung aktuellen Karrierestadium abhängt. sind Mediation, Transnational Justice, («political settlement») auf den Damit erfasst man Lerneffekte, ab- Staatlichkeit, Wirkungsmessung sowie Aufbau bzw. Wiederaufbau von nehmende Motivation am Ende einer der Einbezug von Forschung und Leh- Staaten? Mit Fallstudien u.a. aus Karriere, sich verändernde Anreiz- re und die «Executive Education», zu West- und Ostafrika? strukturen im Verhältnis zu den «Ar- übersetzen etwa mit Ausbildung von • Welche Motive stehen hinter der beitgebenden», also Wählerinnen und Führungskräften. Philanthropie im Bereich der Frie- Wählern, Fraktionsvorsitzenden usw. densförderung? Untersucht werden typische parla- Aktuelle Forschungsfragen sind: • Welche Faktoren beeinflussen den mentarische Aktivitäten, so etwa die • welche Rollen spielen Normen in Übertrag internationaler Normen Teilnahme an namentlichen Abstim- Mediationsprozessen? (Je mehr in nationale Normen (am Beispiel mungen, parlamentarische Anfragen, man sich einsetzt, desto mehr der Unternehmensverantwortung)? Berichterstattungen etc. erreicht man am Ende, aber desto
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 5 Ein Highlight für Laurent Goetschel war im Januar dieses Jahres die Spannendes aus der Forschung Durchführung des Basel Peace Forums der Universität («Rethinking peace, innovating the fu- ture») mit 167 Teilnehmerinnen und Die regelmässigen Kurzpublikationen der Universität über Forschungs- Teilnehmern aus über 20 Staaten. An ergebnisse, Zusammenarbeiten, Auszeichnungen oder Personalien der zweitägigen Veranstaltung fand geben einen auch für Laien verständlichen Überblick über die Vielfalt ein Austausch statt unter anderem des Schaffens der Uni Basel. UniPLUS zeigt hier einen bunten Mix. über den Aufbau von Zivilgesellschaf- ten, über den akademischen und den privaten Sektor, Verwaltung, internatio- Hochdotierter Forschungspreis für Leukämie-Forscherin nale Organisationen und Politik. rm. Die Basler Me- tinnen und Patienten, die an Erkran- dizinprofessorin kungen des Bluts leiden. Darüber Claudia Lengerke hinaus engagiert sich die Professorin untersucht, wie und Forschungsgruppenleiterin am Laurent Goetschel akuter Blutkrebs Departement Biomedizin der Uni- mit einer klugen versität Basel für die Erforschung Kombination von von Blutkrebs. Zusammen mit ihrem Behandlungsme- Team hat sie nun Hinweise gefun- thoden geheilt werden könnte. Für den, dass bei bestimmten Formen ihr Projekt hat sie einen mit 100‘000 von akuter Leukämie eine geschickt Franken dotierten Förderpreis erhal- eingesetzte Folgebehandlung nach ei- ten, den die «Fondation Peter Anton ner Chemotherapie das Risiko eines & Anna Katharina Miesch pour la Rückfalls stark verringern könnte. recherche en hématologie» und die Noch ist ihre Methode nicht reif für Schweizerische Gesellschaft für Hä- den Einsatz am Menschen. Ihre La- matologie alle zwei Jahre vergeben. borresultate lassen jedoch hoffen, dass bestimmte Formen von Leukä- Laurent Goetschel ist Professor Als leitende Ärztin an der Klinik für mie mit einer Kombination von The- für Politikwissenschaft an der Hämatologie des Universitätsspitals rapien eher geheilt werden könnten. Universität Basel und Direktor Basel behandelt Lengerke Patien- der Schweizerischen Friedens- stiftung («Swisspeace») in Bern. Er studierte Politikwissenschaft Früherkennung von Demenz und Internationale Beziehungen an der Universität Genf und am Forschende der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel Institut de hautes études en re- haben einen möglichen Botenstoff zur Früherkennung von Demenz- lations internationales (IUHEI). krankheiten gefunden. Er war u.a. Visiting Scholar am Center for European Studies der Forschende der Universität Basel und konnte nun im Detail für Nervenzellen Harvard University sowie am des Universitätsspitals Basel haben des Gehirns demonstriert werden. Center for International Conflict einen Stoff entdeckt, der als Biomar- Geleitet wird die Forschungsgruppe Resolution der Columbia Univer- ker die Früherkennung neurodege- von Prof. Dr. Stephan Frank vom In- sity, Leiter des Nationalen For- nerativer Krankheiten wie Alzheimer stitut für Medizinische Genetik und schungsprogramms «Schweizer oder Parkinson unterstützen könnte. Pathologie von Universität und Uni- Aussenpolitik», Lehrbeauftragter Dieser Botenstoff ist auch bei Stress- versitätsspital Basel; beteiligt waren am Institut für Politikwissenschaft reaktionen nach Störungen in den Mi- auch die Universitäten Cambridge, der Universität Bern und persön- tochondrien, den «Zell-Kraftwerken», Grossbritannien, und Padua, Italien. licher Mitarbeiter von Bundesrätin beteiligt, berichten die Neuropatho- Wie die Neuropathologen weiter zei- Micheline Calmy-Rey. Zu seinen logen im Fachblatt «Cell Reports». gen konnten, wirken sich Störungen Forschungsschwerpunkten gehö- Die normale Funktionsweise der in den als «Kraftwerke der Zelle» be- ren Fragen der Friedens- und Kon- menschlichen Zellen basiert auf dem kannten Mitochondrien auch auf be- fliktforschung sowie die Aussen- koordinierten Zusammenspiel ver- nachbarte Organellen aus, etwa auf politikanalyse. Er ist Mitglied der schiedener Zellorganellen. Ist diese das sogenannte endoplasmatische Kommission für Forschungspart- Kommunikation zwischen den Orga- Retikulum. Die damit aktivierte nerschaften mit Entwicklungslän- nellen gestört, wird in vielen Fällen Stressreaktion führt in Nervenzel- dern (KFPE). eine für das Überleben der Zellen wichtige Stressantwort aktiviert. Dies (Fortsetzung Seite 7)
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UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 7 (Fortsetzung von Seite 5) Preis an Religionswissenschaftlerin len mit gestörten Mitochondrien zur Dr. Anja Kirsch erhält den diesjährigen Nachwuchspreis der Schwei- Ausschüttung des Stoffs Fibroblast zerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW). growth factor-21 (FGF21). Gleichzei- tig beobachteten die Basler Wissen- Die an der Uni- Spannungsfeld sozialrevolutionärer schaftler, dass derselbe Botenstoff versität Basel ar- Bewegungen. Sie fragt sich, warum ebenso in verschiedenen Modellsy- beitende Religi- der Katechismus als Instrument der stemen neurodegenerativer Erkran- onswissenschaft- Wissensvermittlung und Erziehung kungen freigesetzt wird – und zwar lerin erhält die unter «Religionsverdacht» und damit bereits bevor die Nervenzellen ab- Auszeichnung für in Misskredit geriet. Mit dem «Ma- sterben. Ein robuster Biomarker wäre einen Aufsatz über sozialistische Bil- nifest der Kommunistischen Partei» eine wichtige Voraussetzung für die dungsliteratur im frühen 19. Jahr- von 1848 kann die Autorin exempla- Entwicklung kausaler, gegen chro- hundert, der von exzellenter wissen- risch aufzeigen, wie die katechetische nischen Zellstress gerichteter The- schaftlicher Qualität zeuge. In dem Form im politischen Diskurs ange- rapieansätze. Neurodegenerativ be- in der Zeitschrift «Religion» 2017 zweifelt wurde. Daraus entwickelte dingte Demenzkrankheiten schlagen erschienenen Artikel untersucht die sich eine Grundsatzdebatte zur Legi- für das schweizerische Gesundheits- Forscherin die sich verändernden Se- timität religiöser Einflüsse im politi- system jährlich mit rund 7 Milliarden mantiken von Religion und Politik im schen Bereich. Franken zu Buche. Laut demogra- fischen Schätzungen wird die Häu- figkeit dieser Erkrankungen wegen der steigenden Lebenserwartung in Stiftungsprofessur für Infektionsepidemiologie den kommenden zehn Jahren um das 1,7-Fache zunehmen. Spitalinfektionen unter anderem die Übertragungswege und Antibiotika- antibiotikaresistenter Bakterien und resistenzen stel- die Prävention im Spital erworbener Hiller-Preis len die öffentliche Infektionen. Gesundheit vor Prof. Dr. Sebas- ernsthafte He- Die Moritz Straus-Stiftung finanziert tian Hiller vom rausforderungen. die Professur in den kommenden Biozentrum der Um die Forschung fünf Jahren mit 2 Mio. Franken. Sie Universität Basel in diesem Bereich zu stärken, hat engagiert sich seit Langem für die För- wurde mit der die Universität Basel die Medizinerin derung von Wissenschaft und Lehre an Gründermedaille Sarah Tschudin Sutter zur neuen der Universität Basel. So unterstützte des «International Council on Magne- Assistenzprofessorin für Infektionsepi- sie den Aufbau des Fachbereichs In- tic Resonance in Biological Systems» demiologie ernannt. Zurzeit ist sie Lei- formatik durch die Anschubfinanzie- (ICMRBS) ausgezeichnet. Er erhält die tende Ärztin und Forschungsgruppen- rung von mehreren Professuren. Die Medaille für seine wegweisenden Ar- leiterin an der Klinik für Infektiologie Stiftung erinnert an den aus Bruchsal beiten zur Aufklärung der Struktur und & Spitalhygiene und am Departement stammenden jüdischen Flugmotoren- Funktion von Proteinen. Der Preis ist Klinische Forschung des Universitäts- und Automobilunternehmer Dr. h.c. eine der wichtigsten Auszeichnungen spitals Basel. Sie hat ihre Professur an Moritz Straus (1882–1959) und wurde für Wissenschaftler, die auf dem Ge- der Medizinischen Fakultät per 1. Juli 1999 von seiner Tochter Dr. Hannah biet der Kernspinresonanzspektrosko- 2018 angetreten. Zu Tschudin Sutters Katz in Basel errichtet. pie (NMR) forschen. Forschungsschwerpunkten zählen Uni unterwegs im Baselbiet «Uni am Markt» und «Uni-Talk» Diesen Herbst präsentiert die Universität Basel an Herbstmärkten im Baselbiet eine Auswahl an Forschungsprojekten, die in direktem Bezug zum Landkanton stehen. In Liestal, Laufen und Sissach finden zudem öffentliche Podiumsge- spräche statt, an denen Experten der Universität und Fachleute aus der Region mit dem Publikum diskutieren. Die erste Veranstaltung fand am 1. September in Allschwil statt. Die weiteren folgen am 26. September in Liestal, am 29. und 30. September in Reigoldswil, am 2. Oktober in Laufen, am 14. und 15. November in Sissach. Die Veranstal- tungen in Liestal, Reigoldswil (30.9.), Laufen und Sissach (15.11.) sind mit Podiumsgesprächen «Uni-Talk» verbunden.
UniPLUS – Das Informationsblatt des Fördervereins Universität Basel (FUB) 8 Förderverein Universität Basel Einladung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung mit anschliessendem Vortrag von Prof. Timm Schroeder «Pharma-Kooperation – Strategie D-BSSE und industrielle Forschung im Raum Basel» am Donnerstag, 15. November 2018, um 18:30 Uhr, im ETH-Department Biosystems Science and Engineering (D-BSSE) der Universität Basel, Mattenstrasse 26, Basel Traktanden: 1. Protokoll der GV vom 16.11.17 (liegt auf) 2. Jahresbericht über das Vereinsjahr 2017/2018 3. Jahresrechnung 2017/2018 4. Revisionsbericht 5. Décharge-Erteilung an den Vorstand 6. Budget 2018/2019 7. Jahresbeitrag 8. Wahlen Vorstand 9. Wahl Präsident 10. Ausblick 11. Verabschiedung 12. Diverses Zum Abschluss dieses Anlasses sind Sie zu einem Apéro eingeladen. Aus organisatorischen Gründen benötigen wir Ihre schriftliche Anmeldung mit beiliegender Anmeldekarte oder per E-Mail (fub.sekretariat@gmail.com) bis spätestens 8. November 2018. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Mit besten Grüssen Jean-Luc Nordmann, Präsident impressum REDAKTION Rudolf Messerli Tel. 061 402 06 67 GESTALTUNG/PRODUKTION Patrick Sayer Grafik, Binningen HERAUSGEBER rudolf.e.messerli@bluewin.ch KORREKTORAT Förderverein Peter Waldmeier Universität Basel, REDAKTIONSKOMMISSION Stephan Schneider Elisabeth Augstburger DRUCK Im Graben 72 Martina Bernasconi Kurt Fankhauser AG, Basel 4493 Wenslingen Rudolf Messerli, Redaktor Auflage dieser Ausgabe: fub.sekretariat@gmail.com Jean-Luc Nordmann 950 Ex. Präsident: INTERNET Jean-Luc Nordmann www.foerderverein-unibasel.ch
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