UNTER DIE HAUT - Frenetic Youth
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UNTER DIE HAUT ZINE FÜR ULTRÀ, KURVE, STADT,VEREIN, SUBKULTURELLES 190 Volksport Fußball Ein Teil vom Ganzen Blick zurück Viel gelaber - wenig Die Herabsetzung der 15 Jahre Frenetic Youth Veränderung 20% Beiratshürde Saison 20 / 21 Saison 2020/2021 Sa. 11.09.2021 Sonderausgabe Koscht nix - Spende erwünscht
AUSGABE 190 SONDERAUSGABE Hier und jetzt Einleitung Fanbündnis Stellungnahme der Ultras und aktiven Fanclubs zum Stadionbesuch Blick zurück Saison 20/21 Magdeburg - FCK 15 Jahre Frenetic Youth Blick voraus Saison 21/22 Ein Teil vom Ganzen Die Herabsetzung der 20 % Hürde und ihre Folgen 2
FY Sozial Rückblick Spendenaktion - was ist bisher passiert? Gedankensprung Vereinsname auf Trikots durch Sponsor ersetzt Warum das einen gewaltigen Einschnitt in die Vereinskultur darstellt Fanprojekt Aktuelle Situation und Entwicklung Volkssport Fußball Viel Gelaber - Wenig Veränderung Blick auf ... Polizeistaat 3
HIER UND JETZT Hallo Betzefans! Die neue Saison hat begonnen, leider immer noch Stadt gelten die unterschiedlichsten Regelungen, was weit entfernt vom eigentlichen Normalzustand. Gerade Zuschauerzahlen und Corona-Maßnahmen betrifft. deswegen fällt es sicherlich noch einigen Fußballfans Wir alle haben Bock auf die Saison und auf die Spiele schwer, mit dieser Situation umzugehen. Hinzu kommt unseres FCK, zu lange waren wir alle weg und zu lange eine sportliche Leistung, die bisher deutlich hinter den mussten wir verzichten. Der uns bekannte Stadionbe- Erwartungen bleibt und alle Euphorie verschwinden such vor der Pandemie wird noch einige Zeit auf sich lässt. Nur ein Sieg aus den ersten sieben Saison- warten lassen, das ist leider absehbar. Wann es wieder spielen ist viel zu wenig. Ordentliche und gute Spiele eine volle Westkurve geben wird, weiß aktuell niemand. gegen Gladbach im Pokal und auch daheim gegen Ein gemeinsames Auftreten im Stadion ist für uns nur 1860, stehen dem katastrophalen Auftreten gegen dann möglich, wenn die Umstände, die wir akzeptieren Meppen und in Berlin gegenüber. Gerade die letztge- können, gegeben sind. Die genauen Beweggründe nannten Spiele erinnerten zu sehr an die der letzten und der abgesteckte Rahmen wurde bereits vor Sai- Saison. Auch nach den vergangenen Spielen, zu Hau- sonbeginn über das Fanbündnis veröffentlicht. Auf der se gegen Zwickau und zuletzt in Magdeburg, geht der folgenden Seite findet ihr nochmals die gemeinsame Blick in Richtung Tabellenkeller. Keiner möchte noch- Erklärung der Ultragruppen und aktiven Fanclubs. Hier mal in eine solche Situation geraten. Deswegen bereits ist ein verträgliches Wohl zwischen Gesundheitsschutz jetzt ein Appell an die Mannschaft: Haut euch rein! und freiem Stadionbesuch, der unter keinen Umstän- Knapp eineinhalb Jahre Pandemie haben das Leben, den dem Sicherheitswahn zum Opfer fallen darf, er- unsere Gesellschaft und alles, was damit zusammen- forderlich. Wir werden unser Handeln mit Blick auf sich hängt, ordentlich auf den Kopf gestellt. Mit Blick auf schnell veränderte Bestimmungen sicherlich auch an- unser aller Fußball wird deutlich, welch abgehobenen passen und verändern. Auch werden wir den Blick auf Stellenwert dieser Fußball, geführt durch Verbände und die zur Entscheidung berechtigten Stellen bei der Stadt Sponsoren, in unserer Gesellschaft einnimmt. Spä- und dem Verein richten, um schnellstmöglich wieder testens jetzt hat wohl auch der letzte Stadiongänger gemeinsam in der Kurve stehen zu können. Zum Aus- begriffen, dass die Gelddruckmaschine Fußball über wärtsspiel in Magdeburg waren die für uns wichtigen allem zu stehen scheint und sich immer weiter vom Umstände eines freien Stadionbesuches erstmalig er- eigentlichen „Volkssport Fußball“ distanziert. füllt. Wir haben die für uns noch unbekannte Situation Trotzdem und vielleicht auch gerade deswegen ausprobiert und sind erstmalig seid eineinhalb Jahren braucht es weiterhin kritische Stimmen von den Fans gemeinsam im Stadion gewesen. Wann und wie dies aus den Kurven und Stadien, die den Fußball weiterhin bei Heimspielen und auch bei kommenden Auswärts- als Sport für ALLE betrachten. spielen möglich ist, wird sich zeigen. Inwieweit die Stadien geöffnet werden und dies auch bleiben und wie viele Fans die Spiele besuchen dür- Mit der 190. Ausgabe „Unter die Haut“, die als Son- fen, bleibt weiter von vielen Faktoren abhängig. Von derausgabe daherkommt, kehren wir als FY zurück Bundesland zu Bundesland und sogar von Stadt zu zum eigenen Spieltagsheft, welches zukünftig wieder 4
regelmäßig erscheinen wird. Nachdem in den letzten bei unserem FCK wird die Identität mit dem eigenen zwei Jahren an einem gemeinsamen Heft der drei Verein durch Sponsorennamen ausgetauscht. Ultra-Gruppen gearbeitet wurde, wird dieses Projekt Es gibt also ordentlich was zu Lesen. Deswegen ge- mit Beginn der neuen Saison eingestellt. Das „Betze nug der einleitenden Worte und viel Spaß mit der 190. Heftche“ in seiner gegebenen Form aufrechtzuerhal- Ausgabe „Unter die Haut“! ten war nicht mehr möglich. esen. Deswegen genug der einleitenden Worte Da uns das geschriebene Wort wichtig ist und schon und viel Spaß mit der 190. Ausgabe „Unter die seit Gründung unserer Gruppe ein großer Bestand- Haut“! teil ist, werden wir, die UdH-Redaktion, zukünftig den Fokus wieder komplett auf interessante und informie- rende „Unter die Haut“ Ausgaben legen. Getreu dem seit Tag eins präsenten Motto: „Zine für Kurve, Verein, Ultra, Stadt, Subkulturelles“ hauen wir den Betzefans DIE HAUT Zine für Kurve, Verein, Ultra, Stadt, Subkulturellen wieder das UdH um die Ohren, um möglichst viele FCK Fans zu erreichen. Dabei geht es uns um den 1. FC Kaiserslautern, die Ultrakultur, sowie die Information zu Themen rund um unsere Fußball und Fanwelt, mit interessanten und oft auch kritischen Texten. Bei Anre- gungen, Kritik oder einfach nur einer Rückmeldung zu Texten kann sich gerne per Mail mit uns in Verbindung gesetzt werden -> udh@frenetic-youth.de Werfen wir einen Blick in die aktuelle Ausgabe: Neben dem obligatorischen Rückblick auf die letzte Saison, betrachtet wurde das Sportliche und die vielen Fanak- UNTER tionen, schauen wir natürlich auch voraus und wagen einen Ausblick in die bereits begonnene neue Saison aus mehreren Blickwinkeln. Mit dabei ist ein Text, der sich der Thematik Vereinspolitik annimmt. Gerade hier gilt es sich zukünftig wieder genauer mit diesem The- menspektrum auseinanderzusetzen. Unter den Rubri- ken „Gedankensprung“ und „Volkssport Fußball“ sind zwei kritische Texte zu lesen, die sich mit dem immer weiter fortschreitenden Verkauf des Fußballs befassen. Dabei geht es wie so oft um DFB und DFL, aber auch 5
FANBÜNDNIS Standpunkt der aktiven Fanclubs und Ultras zum aktuellen Umgang mit der Stadionöffnung „Hallo Betzefans! Die letzte Saison war aus mehreren Gründen einzigartig für uns und unseren Verein und bleibt es hoffentlich auch. Wir teilen die Aufbruchsstimmung die herrscht, sehnen uns nach unserer Westkurve und sind heiß auf die neue Saison! Dennoch haben wir beschlos- sen, die kommenden Spiele unter den aktuellen Bedingungen nicht im Stadion zu verfolgen. Wie ihr sicher nachfühlen könnt, fällt eine solche Entscheidung immer schwerer, zumal uns viel daran liegt, unseren Betze zu unterstützen. Wie auch vergangene Saison ist dies kein Boykottaufruf. Wir haben Verständnis für alle, die wieder nuff wollen. Zwar ist die Pandemie in großen Teilen des Landes nicht mehr so präsent, allerdings steigen die Inzidenzwerte in RLP zurzeit wieder. Aber unabhängig vom Risiko der Teil- öffnungen für die Gesundheit, sehen wir andere Risiken und Kritikpunkte. Durch Corona rücken Forderungen von Hardlinern zu mehr Überwachung und Datensammlung auch außerhalb der Pandemiebekämpfung wieder mehr in den Diskurs und es ist zu befürchten, dass persona- lisierte Tickets und doppelte und dreifache Kontrollen weiter normalisiert oder gar dauerhaft eingeführt werden. So brachte vor Kurzem Sachsens Innenminister an, dass man ja gelernt habe, dass ‚in der Corona-Krise vieles mit Digitalisierung möglich ist (...)‘ und fordert dauerhaft und bundesweit Personalisierte Tickets. Wir stellen uns grundsätzlich gegen diese Politik der Überwachung, die unsere Rechte auf Freiheit und Privatsphäre immer mehr beschneiden. Daneben gibt es Regelungen, die für uns einfach keinen Sinn ergeben, wie zum Beispiel das Verbot großer Fahnen oder ein so geringes Gästekontingent. Für uns ist ein Stadionbesuch so nicht mit unseren Idealen einer lebendigen und freien Fankultur vereinbar. Dem Verein und der Mannschaft haben wir unsere Beweggründe erläutert und sind stetig bemüht, sie auf anderen Wegen zu unterstützen. Sobald ein Stadionbesuch ohne oben genannte Einschränkungen wie- der möglich ist, und wir wieder Schulter an Schulter in der Westkurve stehen können, werden wir auch dort wieder gemeinsam alles für unseren FCK geben!“ Die Stellungnahme des Fanbündnis wurde bereits zu Saisonbeginn veröffentlicht und stellt unsere Position zu einem gemeinsamen Auftreten im Stadion dar. 6
BLICK ZURÜCK Saison 2020/2021 aus Sicht der Fans Einen kurzen Rückblick auf eine Saison zu werfen, stieges in die Regionalliga gar nicht erst Realität wer- die fast komplett ohne Fans in den Stadien durch- den zu lassen, gab es von den unterschiedlichsten gezogen wurde, hört sich zunächst schwierig an. Bereichen auf die unterschiedlichste Art und Weise Eines der Hauptbestandteile unseres Fanlebens ist Unterstützung für die Mannschaft. Viele öffentliche das Zusammenkommen in der Kurve, im Stadion. Motivationsreden und Botschaften, Spruchband- Alles Weitere, das damit in unmittelbarer Verbindung aktion im Stadion der im Fanbündnis organisierten steht, gab es plötzlich nicht mehr. Keine Choreos, aktiven Fanclubs und Ultras, sowie weitere Aktionen keine Gesänge, kein Tifo. Damit umzugehen war die zwar nicht öffentlich gemacht wurden aber die wohl für jeden Betzefan eine Herausforderung, was Mannschaft direkt erreichte und in denen deutlich die sich nicht zuletzt daran zeigte, dass jeder auf eine Richtung vorgegeben wurde. Die Option des „Nichts- etwas andere Art und Weise den FCK verfolgte. tuns“ gab es definitiv nicht. Während manch einer zum vermeintlich aller ersten Geholfen hat es und ebenso deutlich gezeigt wie viel Mal ein FCK Spiel im TV statt direkt im Stadion sah, Leben noch immer innerhalb der breiten Fanszene gab es auch den ein oder anderen der sich das Pay- steckt. TV-Gesabbel in Verbindung mit FCK-Spielen nicht antun wollte. Sarkastisch wurde es dann, wenn die Die Nachricht über den Tod von Norbert Thines ließ Spiele am Monitor noch grausamer anzuschauen zum Ende der Saison dann alles andere vergessen. waren, als im Stadion. Hier die Nerven zu behalten Es ist jedem bekannt wie viel Norbert Thines für die und nicht direkt in die Glotze reinzutreten war nicht Stadt und den Verein geleistet hat und wie angese- einfach. Wie auch immer mit der Situation umgegan- hen er genau deshalb bei jedem war. In einem vom gen wurde, im Laufe der Saison ging es sportlich Fanbündnis organisierten Trauermarsch wurde vom immer weiter nach unten und spätestens nach der Ehrenbürger der Stadt und vom Ehrenpräsidenten Niederlage in Magdeburg war wohl den allermeisten unseres 1. FC Kaiserslautern Abschied genommen. klar, dass es so nicht weitergehen kann. Innerhalb Knapp 200 Personen beteiligten sich am Trauer- der Fanszene und auch darüber hinaus, wurden sich marsch der von der Marienkirche bis zum Fritz-Wal- Gedanken gemacht wie man von außerhalb und ter-Stadion führte. ohne direkte Unterstützung im Stadion, einen positi- Die Kranzniederlegung vor dem „Mein Leben hab ich ven Einfluss auf die Mannschaft nehmen könne. dir vermacht“ Graffiti an der Südtribüne und ein emo- Was nach dem Derbysieg in einem spontanen Bus- tionales „You‘ll Never Walk Alone“ machten bereits zu empfang am Betze los war, war dann leider nicht diesen Zeitpunkt deutlich, dass Norbert Thines nie- mehr mit der brisanten Situation eines Abstiegs- mals vergessen wird und für immer ein Teil der Stadt kampfes zu vergleichen. Das dies zwei komplett und des 1. FC Kaiserslautern sein wird. unterschiedliche Szenarien waren und sind, kam zu- nächst nicht bei allen an. Um den Karren aus dem Dreck zu ziehen und das Horrorszenario eines Ab- 7
Saison 2020/2021 aus sportlicher Sicht Die neue Spielzeit sollte direkt mit einem Kracher pen auch nicht besser. Mit einem 3:2 wurden die eingeläutet werden. Freitagabends Zuhause gegen roten Teufel ein weiteres Mal sieglos in die Heimat Dresden. Da Dresden als Aufstiegsaspirant antrat, geschickt. Am nächsten Spieltag folgte ein torloses konnte man dieses Spiel definitiv als richtungswei- Unentschieden gegen Hansa Rostock. Am sage und send deklarieren. Am Ende unterlagen unsere roten schreibe 9. Spieltag der Saison war es nun endlich Teufel mit 0:1, was zwar bitter war, aber aufgrund so weit, der FCK gewann Auswärts beim FSV Zwi- des starken Kaders der Dresdner zu verkraften war. ckau mit 1:2. An den nächsten beiden Spieltagen Die Euphorie, wie sie zu Beginn jeder Saison herrscht folgten jeweils Unentschieden gegen Magdeburg war also noch nicht komplett verflogen. Doch als und Halle. In der folgenden Woche fuhren wir nun man direkt am nächsten Spieltag mit einem 3:0 aus endlich unseren 1. Heimsieg der Saison gegen den München Nachhause geschickt wurde, konnte man VfB aus Lübeck ein. Mit einem 1:0 war das Spiel schon erahnen, dass unsere Mannschaft wohl doch sicherlich kein überragender Auftritt unserer Mann- nicht die Qualität besitzt, um eine große Rolle im schaft, trotzdem blieben die 3 Punkte in der Pfalz. Aufstiegsrennen zu spielen. Es folgte ein 2:2 Unent- Mit etwas Aufwind ging es also in das Derby gegen schieden in Wiesbaden, mit dem man sich aufgrund Saarbrücken. Die Saarländer starteten sehr stark in der Tatsache, dass man in der Halbzeit noch 2:0 zu- die Saison und somit musste man sich als FCK An- rücklag, zufriedengeben musste. hänger auf das schlimmste gefasst machen, eine Dennoch kam nicht gerade große Euphorie auf. In Niederlage im Derby. der nächsten Woche traf unser FCK auf die Mann- Die Pfälzer und die Saarländer trennten sich letzt- schaft des SV Waldhof Mannheim. Die Brisanz des endlich mit einem 1:1 Unentschieden, womit man Spiels hielt sich, aufgrund der fehlenden Zuschauern sich aufgrund der aktuellen sportlichen Situation, als im Stadion in Grenzen und auch sportlich hatte man Pfälzer zufriedengeben musste. Es folgte ein Unent- aufgrund der letzten Ergebnisse keine allzu große schieden gegen den MSV aus Duisburg und eine 2:0 Hoffnung, aber jeder Fußballfan weiß, in einem Niederlage bei Unterhaching. In der darauffolgenden Derby kann alles passieren. Das Südwestderby Woche ging es für unsere Mannschaft wieder nach konnte man wie zu erwarten leider nicht gewinnen, München, diesmal traten wir gegen 1860 München jedoch musste man sich auch nicht geschlagen ge- an. Diese schickten uns sang- und klanglos mit ben und das Spiel endete nach Rückstand in der 1. einem 3:0 zurück in die Heimat. Am 17. Spieltag Halbzeit mit 1:1. Nach 4 Spieltagen stand man nun mussten wir Auswärts in Krefeld ran. Und nun war es mit 2 Punkten da, also musste schnellstmöglich ein endlich so weit, unsere Männer in Rot holten den 3. 3er her. Doch auch in den nächsten Spielen wurden Sieg der Saison. 3 Siege aus 17 Partien, die Bilanz die Fans enttäuscht. Gegen die Bayern Amateure eines Absteigers. In den letzten beiden Spielen der mussten wir uns mit einem torlosen Unentschieden Vorrunde holten die roten Teufel, wer hätte es ge- zufriedengeben und gegen Ingolstadt mit einem 1:1 dacht, 2 Unentschieden. Zuerst mussten wir Zuhau- Unentschieden, nach der ersten Führung der Saison. se gegen Viktoria Köln ran, wo es ein torloses 0:0 zu Als wenn das nicht erschreckend genug wäre, ver- sehen gab. Am darauffolgenden Spieltag folgte ein lief das nächste Spiel bei den Emsländern aus Mep- 1:1 Unentschieden in Verl, was tragischerweise wohl 10
sinnbildlich für diese Saison steht. erhalt war somit gemacht, dass uns dies im Derby Die Saison plätscherte einfach vor sich hin und die gegen die Saarländer gelang, war natürlich umso großen Highlights blieben leider aus. Nach dieser besser. Nach einem bitteren Unentschieden in Duis- verkorksten Vorrunde war wohl jedem FCK Fan klar, burg setzten wir unseren Aufwärtstrend fort. dass unser einziges Ziel sein konnte, den Abstieg zu In einer sehr torreichen Partie Zuhause gegen Unter- verhindern und die Saison so schnell wie möglich haching setzten sich unsere roten Teufel mit 3:2 abzuhaken. durch und machten somit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Im nächsten Spiel Im ersten Spiel der Rückrunde bekamen wir ein sehr mussten wir gegen die Löwen aus München ran. torreiches und spektakuläres Spiel zu sehen. Die 3 Nach den letzten Ergebnissen war es dann doch Punkte blieben aber in Dresden, nachdem sich un- eine Überraschung, dass wir sang- und klanglos mit sere roten Teufel mit einem 4:3 geschlagen geben einem 3:0 zurück in die Pfalz geschickt wurden. mussten. Im darauffolgenden Heimspiel gegen Türk- Nun lag es an unseren Jungs in den nächsten Spie- gücü München mussten wir uns wieder einmal mit len zu punkten und wenigstens das Minimalziel, den nur einem Zähler zufriedengeben. Nach dem verlo- Nichtabstieg, zu erreichen. Am darauffolgenden renen Heimspiel gegen Wiesbaden war die Vorfreude Spieltag empfingen wir die Mannschaft des KFC Uer- auf das anstehende Derby gegen den SV Waldhof dingen und wir wurden nicht enttäuscht. Die 3 Punk- Mannheim nicht allzu groß. Doch unsere roten Teufel te blieben nach einem souveränen 4:1 in der Pfalz. zeigten ihren wohl besten Auftritt der Saison und hol- Somit hatten wir den Klassenerhalt in der eigenen ten die 3 Punkte in die Pfalz. Die Euphorie war aber Hand und es lag an unserer Mannschaft, das Mi- schnell verflogen als man aus den nächsten 5 Spie- nimalziel der Saison mit einem Sieg gegen Viktoria len nur 2 Zähler holte. Im letzten dieser 5 Spiele ging Köln zu sichern. In einer sehr turbulenten Partie es gegen die ebenfalls abstiegsbedrohte Mannschaft konnten wir uns mit einem Ausgleichstreffer zum 3:3 aus Magdeburg ran. Ein Sieg war Pflicht, doch wie in den letzten Minuten einen Punkt sichern. so oft in dieser Spielzeit wurde man als FCK Fan ent- Der Punkt gegen Köln reichte allerdings noch nicht täuscht. Am Ende hieß es 1:0 für den Gastgeber aus ganz aus, somit mussten die Fans weiter bangen. Magdeburg. Der sportliche Tiefpunkt der Saison war In den nächsten Tagen war es nun aber amtlich, der somit erreicht. Im darauffolgenden Spiel mussten wir FCK bleibt durch Schützenhilfe auf den anderen Plät- Zuhause gegen Halle ran und die Anspannung war zen weiterhin drittklassig. enorm. Doch wir wurden zum Glück nicht enttäuscht Im letzten Spiel dieser sehr durchwachsenen Saison und gewannen das Spiel mit 3:1. Es folgten zwei Un- mussten wir nochmal gegen den SC Verl ran. Diese entschieden gegen Zwickau und Lübeck, was ein- Partie war mit einem Endergebnis von 1:1 wohl sinn- fach nicht genug war, wenn man bedenkt, wie prekär bildlich für diese Spielzeit. unsere Lage zu diesem Zeitpunkt war. Anschließend stand das Heimspiel gegen Saarbrü- cken an, welches wir wider aller Erwartungen mit 2:1 gewannen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Klassen- 11
1. FC Magdeburg - 1. FC Kaiserslautern 1:0 Lautern auswärts in Magdeburg blieb uns in den gen und einen anderen Umgang mit „Corona-Maß- vergangenen zwei Spielzeiten leider verwehrt. Im nahmen“ und genau das ist die Herausforderung. März 2020 war es genau dieses Spiel, das für Der abgesteckte Rahmen, in dem für uns ein ge- uns FCK-Fans erstmals Corona zum Opfer fiel. Die meinsames Auftreten im Stadion möglich ist, wurde geplante Sonderzugfahrt und alles, was mit einem bereits vor Saisonbeginn über das Fanbündnis an ordentlichen, erstmaligen Auftritt in Magdeburg alle FCK-Fans kommuniziert. Daran hat sich nichts zusammenhängen sollte, musste zunächst einmal geändert und deswegen werden wir dies Woche für hintenangestellt werden. Ob, wann und wie es zum Woche, Spieltag für Spieltag immer wieder neu aus- damaligen Zeitpunkt weitergehen sollte und wie loten. Den Heimspielen unseres FCK steht aktuell sich die ganze Situation rundum unseren Fußball leider noch ein enormes Brett an Maßnahmen und entwickeln würde, wusste natürlich keiner. Knapp Verboten entgegen, weshalb hier kein geschlosse- eineinhalb Jahre später sind wir etwas schlauer, mit nes Auftreten im Stadion möglich ist. Anders verhielt Blick auf unser aller Fußball aber mindestens ge- es sich vergangenen Samstag in Magdeburg. Die nauso verärgert wie noch vor der Pandemie. einzige Einschränkung, in Form der 3G-Regelung, Dass es ausgerechnet das Auswärtsspiel in Mag- wurde teilweise nicht ganz so ernst genommen und deburg sein würde, zu dem die für uns wichtigen auch sonst erinnerte vieles an einen Stadionbesuch Rahmenbedingungen eines einigermaßen „nor- vor Corona. Da die Planungen hierfür ziemlich kurz- malen“ Stadionbesuches erfüllt sind, schreiben wir fristig waren und sich leider auch nicht so ganz an mal dem Fußballgott zugute. Machen wir also dort den Gegebenheiten orientiert haben, schafften es weiter, wo wir im März des letzten Jahres aufgehört nur ca. 600 Betzefans in den Gästeblock. Hier wäre haben? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. deutlich mehr möglich gewesen. Gefühlt gibt es in jedem Stadion andere Regelun- Versammelt hinter der 1. FC Kaiserslautern Zaun- 12
fahne ging es also rein ins erste Spiel mit organi- und geschlossen. Von außen betrachtet gut organi- siertem Support. Um dem Ganzen einen würdigen, siert und der oft beschriebene „Polenstyle“ erkenn- optischen Rahmen zu verleihen, knallten zu Spiel- bar. Macht also definitiv Bock auf mehr Duelle. beginn ordentlich Fackeln auf, die gut verteilt im Block alles rot leuchten ließen. Bei der Stimmung Über das Spiel möchte man eigentlich nichts war natürlich klar, dass mit dieser Anzahl und einem schreiben, zur Vollständigkeit dann aber wenigstens Block U auf der Gegenseite keine krassen Dinger ein paar Worte. Früh musste die Mannschaft einem zu erwarten waren. Trotzdem schallte es einige Rückstand hinterherlaufen und schaffte es dann Male ordentlich durch den Gästeblock. Beim Tifo auch nicht aus den wenigen Chancen ein Tor zu wurde sich größtenteils auf rot-weiß-rot und Ver- erzielen. So blieb am Ende die verdiente Auswärts- einsbezug konzentriert, weshalb zu diesem Spiel niederlage. Ein Sieg aus den ersten sieben Spielen auch keine Gruppenzaunfahnen mit dabei waren. mit teils katastrophalen Auftritten. Da bringt auch Ein Auftritt, der ganz in Ordnung war, nicht mehr die immer wiederkehrende Laberei nach Spielende und nicht weniger. nix! Die Gegenseite kannte man bisher nur von einem Was bleibt also nach diesem Spiel? Rahmenbe- Auftritt im Fritz-Walter-Stadion, auswärts in Magde- dingungen, die einen Stadionbesuch unter unseren burg blieb uns bis zu diesem Spieltag schließlich Voraussetzungen möglich machen und an denen noch verwehrt. Als Gästefan kannst - manchmal sich auch gerne unser Verein orientieren kann. Wir auch willst - du die Stimmung der Heimkurve ja probieren weiterhin aus und passen unser Handeln eigentlich nicht richtig beurteilen. Was da aber teil- mit Bezug auf das Auftreten im Stadion immer wie- weise im Gästeblock ankam, war schon sehr laut der an. Nur so scheint es zu gehen… Was wir an diesem Stück Normalität hassen, ist Freunde wieder am Stadiontor zurückzulassen! 13
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15 Jahre Frenetic Youth 15 Jahre Ultras – 15 Jahre keep on rising! Das, was vor gut 15 Jahren begann und immer noch Bestand hat galt es zu feiern. Was in diesen Jah- ren alles passierte, wie viele Personen kamen und gingen, wie sich die Situation rund um den Fußball, unseren 1. FC Kaiserslautern und auch rund um die Fanszene in Lautern entwickelte, dazu dürfte wohl jeder seine eigene Geschichte und seine eigenen Bilder im Kopf haben. Die vielen Freundschaften die über Jahre entstan- den sind und weit über die Grenzen von Lautern und der Pfalz hinausreichen sind ein ebenso wichtiger Bestandteil von FY wie Ultra und das Bestreben für immer jung zu bleiben. Auch wenn sich Geburts- tage in der aktuell beschissenen Pandemiezeit nur abgespeckt feiern lassen, war es uns eine Ehre im Rahmen der Möglichkeiten ordentlich auf 15 Jahre Frenetic Youth anzustoßen. 16
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FY SOZIAL Spende für Kaiserslauterns Heimkinder: Was ist bisher passiert? für viele ein aufregendes Erlebnis ist. Gerne hätten wir Fußball ist für alle da und der Betze gehört zu Kai- die Kids kennengelernt und mit ihnen gesprochen, serslautern! Unter diesem Motto riefen wir bereits vielleicht wäre es für einige der erste Stadionbesuch im Frühling 2020 zu Spenden auf, um eine Gruppe gewesen. Anderen hätten vielleicht schon die ein oder Kinder und Jugendlichen, die in Kaiserslauterns Hei- andere Betzestory zu erzählen. Leider kam dann Co- men wohnen, ins Fritz-Walter-Station einzuladen. Die rona und Fußball mit Fans wurde erst einmal auf Eis Evangelische Heimstiftung Pfalz zeigte sich von der gelegt. Idee begeistert. Schnell wurden wir an Mitarbeiter in Kaiserslautern weitervermittelt, die in den örtlichen Die Infektionsschutzmaßnahmen stellten natürlich Wohngruppen Werbung für die Aktion machten. Nach auch für die Wohngruppen eine große Belastung dar. einer Weile hatten sich 45 Kinder und Jugendliche Mit dem Jugendhilfezentrum KL waren wir ständig in gemeldet. Hinzu kamen acht Betreuerinnen und Be- Kontakt und boten unsere Unterstützung an. I treuer, die wir ebenfalls einladen wollten. Neben dem m Sommer kam das Jugendhilfezentrum auf uns zu, Eintritt wollten wir auch Verpflegung und je einen Fan- ob wir bereit wären, dringend für den Fernunterricht artikel stellen. Wir entschieden, beim FCK anzufragen, benötigte Laptops für eine Wohngruppen zu spenden. ob dieser die Aktion unterstützen möchte, welcher Da wir es als sehr wichtig erachteten, die Kids in der dann auch die Karten für die Eingeladenen zusicherte. schwierigen Situation direkt zu unterstützen, verwen- Spenden, die über die Kosten für den Stadionbesuch deten wir rund die Hälfte der Spenden für diese An- hinaus gehen würden, sollten auch vollständig den schaffung. Die Pandemie hat auch in Sachen Bildung Kids zugutekommen. gezeigt, wie groß die Unterschiede in den Lernbedin- gungen der Schülerinnen und Schülern sind - von we- Das Jugendhilfezentrum Kaiserslautern bietet ver- gen Chancengleichheit! schiedene Arten der Jugendhilfe an und betreut zum Beispiel Kinder, die zeitweise aus ihrer Familie genom- men werden mussten oder hilft Jugendlichen in Notlagen und gibt ihnen ein vorübergehendes Zu- hause. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern die Kids in ihrer sozialen und emotionalen Entwick- lung und unterstützen diese und ihre Familien beim Schaffen von Zukunftsperspektiven. Uns war und ist es ein Anliegen, mit der Aktion diese wichtige Arbeit zu würdigen und auf sie aufmerksam zu machen. Zum anderen wollten wir den Kindern und Jugendlichen ein schönes Erlebnis bieten. Dass sich so viele Interessier- te meldeten, bestätigte uns, dass ein Stadionbesuch 18
Auch Ende 2020 war ein gemeinsamer Stadionbesuch nicht absehbar, weswegen wir zur Weihnachtszeit an- boten, die restlichen Spenden für Geschenke zu ver- wenden. Kurz darauf kam von zwei Erziehern die Idee auf, ein Darts-Turnier zu veranstalten, was Spaß und Gemeinschaft unter Coronabedingungen ermöglicht. Dafür spendeten wir schließlich die benötigten acht E- Dartscheiben. Mit den restlichen Spenden druckten wir als kleinen Preis für alle Teilnehmenden Aufkleber und Poster von Kaiserslautern und dem Betzenberg und die Mannschaft spendierte spontan zwei Spielbälle für die Siegergruppen. Das Turnier wurde Ende Mai beendet und war ein voller Erfolg. Das Ganze war ursprünglich ganz anders geplant und hat sich wegen der Pandemie lange hingezogen. Dennoch haben wir aus der Situation das Beste gemacht und konnten den Kids eine Freu- de bereiten. Wir bleiben mit dem Jugendhilfezentrum in Kontakt hoffen, dass die Laptops und Dartscheiben nachhaltig für Spaß in Kaiserslauterns Jugendhilfe- Gruppen sorgen und wir bald wieder alle wie gewohnt im Stadion zusammenkommen können, denn Betze ist für alle da! 19
VOLKSSPORT FUßBALL Viel Gelaber - wenig Veränderung Es ist mal wieder Zeit für einen Text über den DFB. sätze wieder gekippt und weiter gemacht wie zuvor. Eigentlich könnte man gefühlt jede Woche einen Das wurde schon bei Gesprächen mit den aktiven schreiben und sich endlos darüber aufregen, was Fanszenen immer wieder praktiziert und wie ihre ge- dort schon wieder alles abläuft, aber dafür gab es lebte Demut jetzt aussieht kann sich ja jeder selbst länger keine Gelegenheit. Die ist jetzt gekommen anschauen. Das sollte sich auch jeder einprägen, der und mit dem Material das sich in der Zeit der Ab- bei einem künftigen Konflikt mit dem DFB oder der stinenz der Fans und damit auch der Spieltagshefte DFL dann mit sowas kommt wie: „Ja da muss man angesammelt hat, würde wohl alleine schon für eine mit den Verbänden reden, sonst kommt ja auch nix 300 Seiten lange Hasstirade reichen. Aber das wäre raus am Ende!“ Warum sollte man mit Leuten reden, dann wohl doch zu viel des Guten und so soll es die nichts verändern wollen? Man kann diesen Men- heute um die Methodik der Verbände im Umgang mit schen seine Standpunkte darlegen und das wars. Kritikern und Leuten mit Ideen gehen. Man kann seine Zeit auch besser verschwenden. Es ist sehr viel passiert während der Corona-Pause für Das gilt im Übrigen nicht nur für aktive Fanszenen, die Fans. Wenn man sich mal überlegt wie das ganze die Arbeitskreise die gebildet wurden, um nach dem während der ersten Welle abgelaufen ist, muss man Restart das Anliegen des DFB und DFL nach vielen direkt etwas schmunzeln. Da hatte sich DFL-Boss tollen Verbesserungen zu demonstrieren, liefen er Seifert noch hingestellt und von einer neuen De- gebnislos. Die Teilnehmer äußerten sich danach ent- mut im Profifußball gesprochen. Denn da war keine täuscht über die mangelnde Aktionsbereitschaft der Bundesliga und mit einer ausfallenden Rate an Fern- Verbände. Merkwürdig nicht? sehgeldern wären direkt einige Vereine am Rande Dies wird sich auch bei anderem Personal in der der Insolvenz gestanden. Deswegen wurde da noch Führung des DFB oder der DFL nicht ändern. Beide fleißig der Öffentlichkeit verkauft: Lasst uns doch nur haben 2022 neue Chefs und Präsidenten, aber egal weiterspielen, dann wird alles besser. Wir sind dann was diese am Anfang versprechen werden, das wird ganz anders, aber rettet erstmal unseren Arsch und nichts werden. Denn es hängt nicht nur an Leuten dann machen wir alles was ihr wollt! Tja und sobald wie Koch oder Seifert. Natürlich könnte man sich dann der Ball wieder rollte, hatten alle hohen Herren allein über Koch schon stundenlang aufregen, aber ihr Geschwätz direkt wieder vergessen und es ging das Problem ist das ganze System. Denn nicht nur munter weiter wie zuvor. Dies zeigt eindrucksvoll wie die Führung ist korrupt und hat vor lauter Kohle die die Verbände denken und handeln wenn es um Pro- wahren Werte dieses Sportes aus den Augen verlo- bleme und schlechte PR geht. Es wird immer erstmal ren. Das zieht sich in die Ebenen darunter und darü- Gesprächsbereitschaft signalisiert, man kann ja über ber ohne Probleme weiter. Man muss sich ja nur die alles reden. Dann ziehen sich diese Gespräche aber UEFA anschauen, da brauch vor allem nach dieser immer blöderweise in die Länge und sobald sich die EM es keine nähere Ausführung zu. Eine komplette mediale Aufmerksamkeit irgendeinem anderen The- Reform könnte den eingeschlagenen Weg vielleicht ma zuwendet, werden sämtliche Gespräche und An- etwas korrigieren, aber solang alle in diesem System 20
daran verdienen und es sich noch lohnt, gibt es für keinen Bedarf an Änderungen. Es bleibt leider dabei, jeden Meter Fortschritt im Kampf gegen die Verbände muss man sich erarbei- ten. Das geht nicht über Arbeitskreise oder den Dia- log, dass diese Optionen im Sumpf verlaufen wurde oft genug bewiesen. Ich selbst bin ein großer Freund von Dialog als Lösungsansatz für Konfliktsituationen. Aber selbst ich habe mittlerweile eingesehen, dass der Weg für einen besseren und gerechteren Fußball für alle nur ein anderer sein kann. Es geht nur über den Druck in der Öffentlichkeit, über Aufklärungs- arbeit mit allen Fans und den Vereinen. Denn das Druck bei den Verbänden etwas bewirken kann, hat die Abschaffung der Montagsspiele bewiesen. Alle Fanszenen haben immer und immer wieder Aktionen durchgeführt und ein Bewusstsein dafür geschaf- fen und so mussten die Verbände nachgeben. Das kann und muss der Weg sein. Es ist alles andere als einfach diese Schiene zu fahren und auch durch- zuziehen, aber anstatt in irgendwelchen Konferenz- zimmern zu Grunde zu debattieren, stehen wir doch lieber in der Kurve und sind unbequem, oder? 21
GEDANKENSPRUNG Vereinsname auf den Trikots durch Sponsor er- Trikotfläche und nahm explizit den DFB in die Pflicht. setzt – Warum das einen gewaltigen Einschnitt Wenngleich es die Vereine waren, von denen die Idee in die Vereinskultur darstellt. kam, so wäre dies nicht nötig, wenn der DFB end- lich entsprechende Strukturen in der 3. Liga schaffen Es ist in jeder fußballfreien Sommerpause neben den würde und die Vereine so nicht dazu nötigen würde, Gerüchten um neue Transfers wohl das Thema rund sich finanziell vollkommen zu überlasten, um die „To- um den 1. FC Kaiserslautern: Die Präsentation der deszone 3. Liga“ schnellstmöglich zu verlassen. neuen Trikots. In den Sozialen Medien kursieren die Schlimm genug also, dass das Betze-Trikot (mindes- wildesten Spekulationen und Entwürfe und auch in tens) in der kommenden Saison mit einem dritten Foren wie Der Betze brennt wird heiß diskutiert, wie Sponsoren zugemüllt werden wird, was aber noch die neuen Leibchen der Roten Teufel wohl aussehen viel schlimmer wiegt, ist was bei der Trikotpräsen- könnten. tation zum ersten Mal zu Tage kam. Denn der neue Sponsor wird nicht zusätzlich auf dem Trikot ange- Recht machen kann man es hierbei sowieso nie- bracht, nein, er ersetzt den Vereinsnamen auf dem mandem. Dem einen sind sie zu langweilig, dem Rücken vollständig! Derartige Einschnitte dürfen nie- Anderen zu gewagt und wieder dem Nächsten passt mals wortlos hingenommen werden! der Schnitt nicht. Immerhin: Seit dem Desaster aus der Saison Ein Trikot stellt einen wichtigen Bestandteil der Identi- 2014/2015, in der der FCK in Orange auflief, ist fikation dar und darf nicht als Werbefläche zweck- dem Verein zumindest in der Farbauswahl kein grö- entfremdet werden. Diese Werbung dann aber nicht berer Schnitzer mehr unterlaufen und die Heimtrikots nur zusätzlich anzubringen, sondern sie gar anstatt wurden in Rot gehalten. So weit ist das Prozedere des Vereinsnamens zu verwenden und damit das bekannt, wiederholt es sich doch jeden Sommer zu ersetzten, weswegen wöchentlich Tausende ins von Neuem. Eine Besonderheit gibt es diese Saison Stadion pilgern, schlägt dem Fass den Boden aus. dann aber doch: Anfang des Jahres traten die Ver- Denn das sind nicht Kemmlers Kopier Systeme, son- eine der 3. Liga an den DFB heran und baten darum, dern das ist der 1. FC Kaiserslautern! Außerdem gilt die Erlaubnis zu erhalten, den Rücken ihrer Trikots zu es sich die Frage zu stellen, wo die fortschreitende vermarkten und so Corona Einbußen kompensieren Kommerzialisierung noch hinführen soll. Was sprä- zu können. Dem Wunsch als laufende Litfaßsäule che denn beispielsweise zukünftig dagegen auch umher zulaufen gab der DFB natürlich statt. das Vereinslogo auf der Brust zu ersetzen oder mit einem Sponsorenlogo zu versehen? Bereits im Frühjahr formierte sich Widerstand. Mit dem Spruchband „Wir sind euer Rücken! Gegen Dass das gar nicht so abwegig ist, wie es gerade mehr Trikotwerbung! Fick dich DFB!“, das vor dem klingen mag, zeigt ein Blick nach Österreich, wo mitt- Eingang der Westkurve aufgespannt wurde, distan- lerweile sogar die Hosen der Spieler schon an Kni- zierte sich die aktive Fanszene über das Fanbündnis en und Po vermarktet sind und die Vereine Namen schon damals gegen die weitere Vermarktung der tragen wie „RZ Pellets Wolfsberg“ oder „Flyeralarm 22
Admira Wacker Mödling“. Nicht gerade das, was die Herzen der Fußballfans höher schlagen lässt… Dass dies aber auch in Deutschland nicht vollkom- men aus der Welt gegriffen ist, lässt sich mit einem kurzen Blick über den Rhein zeigen. Bereits 1972 verkaufte der SV Waldhof seinen Vereinsnamen für 190.000 DM an Chio Chips, hieß von dort an „Chio Waldhof 07“ und trat mit entsprechendem Logo auf der Brust auf. Gruselig. Um nun den Blick wieder auf die Gegenwart zu brin- gen: Auch jetzt schon ist der Schritt der Entfernung des Vereinsnamens von den FCK-Trikots absolut in- akzeptabel. Das Trikot ist mehr als ein Stück Stoff. Es stiftet Identität und Identifikation und es ist kurzum ein Teil der Vereinskultur. Gerade für jüngere Fans, die die großen Geschichten nur noch aus den Erzäh- lungen kennen, ist es ein Anhaltspunkt, an dem sich viele orientieren und auf den sie mit Stolz verweisen. Nicht umsonst haben viele Vereine ihre Spitznamen durch ihre Trikots erhalten. Nicht umsonst nennt man den FCK die „Roten Teufel“. Leider scheint dies bei den Verantwortlichen in Vergessenheit geraten zu sein. Umso wichtiger ist es, sich davon zu distanzie- ren und es nicht zu akzeptieren, dass die Identifika- tion mit seinem Lieblingsverein zwangsläufig immer mehr ins Hintertreffen gerät, während der Kommerz auf dem Vormarsch ist. Dass es in heutigen Zeiten nicht vollkommen ohne äußere finanzielle Unterstützung geht, ist selbst dem größten Fußballromantiker schon lange klar, aber es gibt nun mal gewisse Punkte, die als unantastbar gel- ten und hierzu zählen ganz klar der Vereinsname auf den Trikots! Es bleibt abzuwarten, wie der Verein mit der Kritik umgehen wird. Hinnehmbar ist die jetzige Situation keineswegs. 23
FANPROJEKT Personelle Veränderungen im Fanprojekt Zur neuen Saison hat sich das Fanprojekt personell komplett neu aufstellen müssen. Nach dem Bastian und Michelle schon zum 01.07.2021 ihre Arbeit in der Kartoffelhalle aufgegeben haben, hat Ende Juli 2021 auch Florian das Fanprojekt verlassen. Dass diese Entscheidung allen drei nicht leichtgefallen ist, haben Sie in einigen persönlichen Gesprächen deut- lich gemacht. Ohne die genauen Hintergründe dieser Entscheidung beurteilen zu können, stellt sich die Frage, warum alle drei Mitarbeiter fast zeitgleich den Entschluss gefasst haben, zukünftig nicht mehr für das trägergeführte Fanprojekt arbeiten zu wollen bzw. arbeiten zu kön- nen. Die Fan- und vor allem Jugendarbeit profitierte in den letzten Jahren stark vom gut funktionierenden Fanprojekt. Da wir das in Kaiserslautern auch schon deutlich anders erlebt haben, kann man den Drei und auch ihren beiden Vorgängern, mit Blick auf die Wichtigkeit eines Fanprojektes, nur gute Arbeit attes- tieren. Die vielen Freizeitangebote und auch die schwieri- ge Schnittstellenarbeit an Spieltagen waren und sind wesentliche Bestandteile des Fanprojektes, worauf man ungern verzichtet und auch hoffentlich in Zu- kunft die Präsenz des Fanprojektes ausmacht. Wir sagen Danke für euren Einsatz, der uns in eini- gen Situationen viel geholfen hat und euch sicherlich einige Nerven gekostet hat. Wo auch immer eure Wege hinführen, spätestens in der Kurve wird man sich wiedersehen. Cheers! 24
BLICK AUF Polizeistaat mert. Meine Laune sank bei der Lektüre stetig. Und Polemik gegen Polizeistaat mit Blick auf die aktuelleren Entwicklungen wurde sie nicht besser. Die Polizeiaufgabengesetze, die in Ursprünglich wollte ich eine Art Überblick geben, den letzten Jahren beschlossen wurden, sind alle was in den letzten zehn bis zwölf Jahren so alles scheiße. Das kommende PAG in Bayern ist es ganz an autoritärem Mist beschlossen wurde, um schließ- besonders. Gerade in Bayern hat die Polizei definitiv lich auf die jüngsten Bausteine im „Projekt Polizei- noch mehr Befugnisse gebraucht und dem so be- staat“ zu kommen. Letztendlich habe ich die Idee sonnen USK haben sicherlich noch Taser für seine dann aber so verworfen. Sehr theoretische Texte Gewaltausbrüche gefehlt. Das neue Versammlungs- gibt es zu diesen Themen zuhauf und habe auch ich gesetz in NRW schränkt die Demonstrationsfreiheit schon geschrieben. Die Auseinandersetzung mit In- dermaßen ein, dass man es gar nicht nen- und „Sicherheits“politik ist wichtig, weswegen glauben mag, was sich die Regierenden da trauen ich euch ermutigen möchte, auf die Suche nach den (und einer von denen will Kanzler werden…). Ge- im Folgenden angeschnittenen Themen zu gehen gen dieses Gesetz formte sich ein breites Bündnis, und euch genauer zu informieren. Denn auch das an dem sich u.a. auch Fans und Ultras von Fortu- Fußballfansein ist politisch und die Politik nimmt Ein- na Düsseldorf und dem FC & BVB beteiligten und fluss auf unseren Spieltag und auch wir können diese an großen Demonstrationen teilnahmen. Ich konnte Politik beeinflussen. Dieser Text wird dagegen etwas mit einigen Teilnehmenden sprechen. Die Polizeiauf- persönlicher, Hater würden sagen unsachlicher. gebote auch bei kleinen Demos waren surreal. Eine Hundertschaft Cops sorgte für auch mal für Schikane „I can’t believe I still have to protest this shit“ bei einer 1-zu-1-Betreuung. Bei der Großdemonst- ration in Düsseldorf kam es dann zu massiver Poli- In Vorbereitung auf diesen Text zum UdH-Revival zeigewalt, über 100 Verletzten, rassistischen Belei- habe ich mal tief in meinem Bücherregal gekramt digungen und Einkesselung über viele Stunden bei und alte Hefte durchgeschaut. Ich wollte nachschau- 30 Grad. Hätten die Bullen in ihrem Rausch nicht en, was ich schon so an Artikeln produziert habe. Am auch Politikerinnen und Journalisten erwischt, wür- Ende stieß ich ganz unten tatsächlich noch auf einen de sich die Politik in NRW mit diesem Skandal si- Schülerzeitungsartikel mit dem Thema Überwachung cherlich weniger beschäftigen. Bei den Bildern der durch den Staat aus dem Jahr 2008. Meine Gedan- bunten Demonstration und den Demoblöcken der ken schwankten zwischen „Ich kann nicht glauben, Fußballfans musste ich an die große Fandemo in dass ich gegen diesen Mist immer noch protestie- Berlin 2010 denken. Damals demonstrierten 5000 ren muss“ und Fassungslosigkeit, wie Zustände, die Fans und Ultras aus dem ganzen Land und Grup- schon in den 2000ern scheiße waren, immer mieser pen von dutzenden Szenen von großen Bundes- wurden. Ja klar verfolge ich diese Entwicklung konti- ligisten, abgestürzten Vereinen und kleinen Clubs. nuierlich und eigentlich las ich nichts Neues, aber das Das Motto war „Zum Erhalt der Fankultur“ und was alles so geballt zu lesen, hat mir nochmal bewusst dafür so wichtig ist, zeigten zahlreiche Banner. Häufig gemacht, wie sehr sich die Lage stetig verschlim- drehten diese sich um Repressionen, Überwachung, 25
Polizeigewalt und Forderungen, wie die einer Kenn- -abfrage ist sowieso Standard bei den Helene Fi- zeichnungspflicht. Die Anliegen, die damals auf den scher-Fans in Uniform. Flyern und Bannern formuliert waren, reihen sich in die oben beschriebene Gefühlslage gut ein. Teilweise Nicht zu vergessen sind hierbei die neuen techni- macht es fassungslos, dass Dinge, die eigentlich to- schen Möglichkeiten der Polizei. Neben immer tal selbstverständlich sein sollten, immer noch nicht stärkerer und zunehmend unkontrollierter Online- Gesetz sind. Insbesondere die fehlende flächende- überwachung sind auch Drohnen zu nennen. Sie ckende und konsequente Kennzeichnungspflicht für ermöglichen nun eine Kameraüberwachung wirklich Cops ist für mich ein Aufreger-Thema. Sogar der immer und überall. Nicht unvorstellbar, dass in zehn Europäische Gerichtshof und Amnesty International Jahren diese Drohnen auch mit Reizgas-Waffen aus- rügen die BRD diesbezüglich. Letztere haben wir vor gestattet werden. Überhaupt ist nicht nur die Entwick- rund zehn Jahren bei ihrer bundesweiten Kampag- lung zum heutigen Status Quo, sondern vor allem der ne „Mehr Verantwortung bei der Polizei“ in unserem Blick in die Zukunft besorgniserregend. Wer weiß, Fritz-Walter-Stadion unterstützt. Es gibt einfach kein wie die Lage in zehn, zwanzig Jahren ist? Wer weiß, sachliches Argument gegen eine Kennzeichnung im ob Gesetzesverschärfungen heute, den Weg für die Einsatz! Bürger werden immer strenger im Namen autoritäre Herrschaft von morgen ebnen? Löse ich der angeblichen Sicherhheit überwacht, während die mich von dieser Fassungslosigkeit und Angst vor der Cops sich gleichzeitig selbst jeglicher Kontrolle, die Zukunft, bleibt vor allem Wut. Wut auf die Politike- wichtig für einen Rechtsstaat ist, möglichst entziehen rinnen, die aus Geschichtsvergessenheit, Ahnungslo- möchte. Auch in den folgenden Jahren wurde das sigkeit und Machtgier diese Politik vorantreiben. Wut Lautrer Mottobanner der Demo „Uneingeschränk- auf so viele Bürger in diesem Land, die eben diese te Bürgerrechte auch für Fußballfans!“ immer mal Politiker immer wieder wählen und jeden Dünnschiss wieder hervorgeholt, um gegen Repressionen zu aus der Presse fressen. Wut auf große Teile der Pres- protestieren. Unfassbar, wie Fußballfans von Polizei selandschaft, die vollkommen unkritisch die Polizei- und Staat in ihren Rechten fortwährend stark einge- berichte als absolute Wahrheit annehmen. Wut auf schränkt werden. alle in Uniform, die diese Entwicklungen mittragen. Die schweigen, wenn ihre Kollegen dem kontrollier- Wut ten Fan Widerstand anhängen wollen, wohlwissend, Es ist beängstigend, dass die Befugnisse und Über- dass dieser nichts getan hat. Die wegsehen, wenn wachungsmöglichkeiten derselben Polizei, die da- Unrecht und Gewalt geschehen und Menschen mals schon Fußballfans schikanierte, angriff und ihre leiden. Die mitmachen, wenn sozialpädagogische Bürgerrechte systematisch verletzte, heute noch viel Fanprojekte gestürmt werden. Niemand muss Bulle umfassender sind. Ja sogar ursprünglich illegale sein! Und Wut auf die ganzen Schweine, die sich für Praktiken der Datensammlung im Nachhinein le- Götter halten und nichts lieber tun, als ihre Macht galisiert wurden. Dazu zählen z.B. ungerechtfertigte mit dem Knüppel gegen alle auszuüben, die nicht in Bodycam- oder Übersichtsaufnahmen oder die Datei ihr beschränktes Weltbild passen. Keinen Frieden mit „Gewalttäter-Sport“. Verbotene Datenweitergabe und euch! No justice, nopeace! 26
Widerstand mehr richterliche Beschlüsse! Betrachtet politische Der Text hat einige starke Wörter. Zum Beispiel Wi- Entwicklungen kritisch. Schaut euch an, was da ei- derstand. Damit meine ich keine Gewalt (Grüße an gentlich an Gesetzen beschlossen wird. Es geht uns die „SK“Bs), sondern die Dinge, die teilweise schon was an und betrifft uns – auch als Fußballfans aka beschrieben wurden und ich nochmal erläutere. Staatsfeind Nummer 1 (vielleicht auch 2 oder 3, je Nicht, dass es da Missverständnisse gibt und wir nachdem, wen man fragt). Wir brauchen und wollen noch als kriminelle Vereinigung eingestuft werden, keinen Überwachungsstaat, in dem Polizisten freidre- wie es einer Gruppe von Chemie Leipzig passiert ist hen und Menschen ungestraft der Freiheit berauben, - kein Witz, sollte nachlesen, wer sich damit noch verletzen, misshandeln oder gar töten können. In nicht befasst hat. Theoretisch wäre es möglich, dass dem Demonstrations-, Meinungs- und Reisefreiheit die Polizei schon beim Tippen dieser Zeilen mitliest. in großem Stil angegriffen werden. Ja das klingt zu- Aber sei‘s drum, immerhin tue ich nichts Illegales nächst sehr polemisch, aber all das passierte auch und wir leben ja in einem Rechtsstaat. Bürgerrechts- schon Fußballfans und darüber hinaus noch viel mehr aktivisten bescheinigen Teilen dieses Rechtsstaats Menschen in diesem Land! Und Widerstand heißt zwar eine „Polizei mit Machtbefugnissen, wie sie seit nicht nur, gegen weitere autoritäre Gesetze zu pro- 1945 nicht mehr“ gab, „mit mehr Möglichkeiten“. testieren, sondern auch bereits genommene Rechte Aber noch fühl ich mich bei solch einem rebelli- zurückzufordern, auch die Polizei zu kontrollieren und schem Akt sicher. Und ich will, dass das so bleibt! deren Repressionswerkzeuge abzuschaffen! Und last Ich will, dass ihr euch informiert. Dass ihr euch bildet but not least: Kennt eure Rechte! Mischt euch bei und Banden bildet, und eure Eltern, Freundinnen und Polizeieinsätzen ein, seid Zeugen, informiert euch, Kollegen bildet. Betreibt Aufklärung. Widersprecht wie ihr wann handeln solltet. Organisiert euch in so- den Stammtischparolen eures konservativen Onkels, lidarischen Rechtshilfegemeinschaften und kämpft wenn er Knast für ein bisschen Rauch oder flächen- zusammen gegen Repressionen. Auch rechtliches deckende Kameraüberwachung in der Stadt wegen Vorgehen kann zu Erfolgen führen, wie zum Beispiel etwas Farbe an Wänden fordert. Erklärt eurer Klas- das jüngste Urteil des Kölner Landgerichtes zeigt, senkameradin, warum es nicht cool ist, zur Polizei zu welches anlassloses Filmen von Fanblöcken als un- gehen. Weißt eure Stadionkumpel darauf hin, dass zulässig ansieht. es nicht geht, einfach jeden Insta-Account anzuneh- Vor längerer Zeit gab es im UdH eine Rubrik mit men und Bilder aus der Kurve zu posten (Stichwort dem passenden Namen „What to fight for“. Lasst „Identifizierungspflicht in sozialen Netzwerken“ und uns weiter für unsere Ideale und Freiheit kämpfen! Onlineüberwachung). Vertraut nicht blind dem lieben Ein Spieltag ohne sich wie ein Schwerverbrecher zu Motorradpolizist oder dem unscheinbar und neu- fühlen und so behandelt zu werden ist möglich. Seid tral gekleidetem Kerl am Bierstand. Selbst für den aufmerksam und solidarisch und wehrt euch. Einsatz von Spitzeln braucht es teilweise nicht mal Stay rebel! 27
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BLICK VORAUS Was bringt die neue Saison 2021/2022? Nun geht es also wieder los. Die neue Saison ist be- klar: Die Leistungsträger der letzten Saison zu halten reits gestartet und es hat sich in den in den Wochen und punktuell die Mannschaft weiter zu verstärken. vor Saisonbeginn vor allem eines breit gemacht: Es mussten Spieler her die ein gewisses Kopfball- Angst. Aber nicht die gleiche Angst wie noch vor spiel mitbringen, denn da war der FCK mehr als Monaten. Nicht die Angst vor der Regionalliga und nur ungefährlich vorne und sträflich anfällig hinten, dem endgültigen Absturz des 1. FC Kaiserslautern beispielsweise als sich der FCK in der Nachspielzeit aus dem Profifußball. Sondern die Angst vor der Eu- im Spiel gegen Duisburg noch ein Kopfballtor ein- phorie. Denn es macht sich wieder dieser Gedanke fing und deswegen drei wichtige Punkte liegen ließ. breit im Kopf jedes Betze-Fans, diesen Gedanken Außerdem mussten Spieler her die unter die U23 den eigentlich keiner mehr haben möchte: “Dieses Regel fallen, denn durch Missplanung dort mussten Jahr könnte es doch was werden.” So oft haben sich verschiedene Trainer im Laufe der Saison kreativ das unglaublich viele gedacht. Der Kader sieht doch werden und Perspektivspieler füllten die Bank auf, ordentlich aus, die Transfers machen Sinn. Da müss- ohne wirklich potente Wechseloptionen darzustel- ten wir doch endlich mal oben mitspielen können, len. Es sollten also U23 Spieler her, die schon ein oder? Aber jedes Jahr wenn man es wagte dieses gewisses Leistungsniveau hatten um problemlos im Gefühl zuzulassen, bewies die Truppe auf dem Rasen Kader stehen zu können oder sogar in der Startelf. relativ schnell dass dies wohl eine eindeutige Fehl- Dabei wurde Thomas Hengen gleich mehrfach fün- einschätzung gewesen war und es standen jede paar dig: Boris Tomiak und Julian Niehues kamen auf den Monate neue Trainer an der Seitenlinie und auch mit Betze. Beide wohl eher unbekannte Namen, aber ein denen klappte es nicht besser. Allein deswegen sind interessantes Detail eint beide. Beide lehnten einen viele sehr reserviert und wollen nicht wieder so ent- Profivertrag bei ihren abgebenden U23 Mannschaf- täuscht werden, aber es ist trotzdem unverkennbar: ten ab. Das zeigt jedenfalls, dass sowohl Düsseldorf Alle haben Bock auf diese Saison und wollen sehen als auch Gladbach hohes Potential in diesen Spielern was in dieser Mannschaft steckt. Mittlerweile befin- sahen und diese binden wollten. Beide sind zumin- den wir uns nach nur wenigen Saisonspielen wieder dest von der Körpergröße mit 1,93 und 1,95 baulich an einem Punkt, an dem die Euphorie fast komplett besser für Kopfbälle ausgelegt, es wird sich zeigen, weg ist und die oben angesprochene Angst vor dem ob sich das ganze dann auch in einer besseren Prä- Absturz sich wieder langsam in die Köpfe schleicht. senz in der Luft niederschlägt. Marvin Senger konn- Trotzdem riskieren wir einen Blick in die neue Saison te noch ein weiteres Jahr aus St. Pauli ausgeliehen und hoffen auf eine schnelle sportliche Wende hin werden. Neal Gibs wurde aus der eigenen Jugend zum positiven Saisonverlauf. hochgezogen und erhielt einen Profivertrag. Er soll die Personaldecke auf der linken Abwehrseite stär- Rein sportlich hat sich einiges getan. Durch die hohe ken. Muhammed Kiprit kam vom insolventen KFC Anzahl an Leihspielern war das aber auch absehbar. Uerdingen und galt dort als der Hoffnungsträger der Die Prioritäten der sportlichen Leitung waren aber ebenfalls bescheidenen Saison. Ob er im Sturm die 30
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