ARCHÄOLOGISCHE BODENFORSCHUNG BASEL UMGESTALTUNG DER ARCHÄOLOGISCHEN INFORMATIONSSTELLE "BASEL, 80 V. CHR. MURUS GALLICUS - DER KELTENWALL"
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Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt Städtebau & Architektur Hochbauamt Anonymer Projektwettbewerb im Einladungsverfahren A B B rchäologische odenforschung asel U A mgestaltung der rchäologischen I «B , 80 . C . nformationsstelle asel v hr M G –D K » urus allicus er eltenwall Bericht des Preisgerichts Juli 2020
Inhalt Titelbild Vorwort 3 Visualisierung Siegerprojekt Ausgangslage 5 Anlass 5 Ziel 5 Aufgabe Einleitung / Perimeter 6 Aufgabenstellung 7 Rahmenbedingungen 8 Beurteilungskriterien 9 Informationen zum Verfahren Organisation 10 Formelle Bestimmungen 10 Eingeladene Teilnehmer 11 Preisgericht 11 Vorprüfung 12 Beurteilung 13 Empfehlung und Weiterbearbeitung 14 Projekte Rangierte Projekte 15 Weitere Projekte 25 Würdigung 46 Genehmigung 48 Im Interesse der leichteren Lesbarkeit schliesst die männliche Form in dieser Publikation auch die weibliche Form mit ein.
BILD OBEN Blick auf das Areal aus Richtung Rittergasse BILD UNTEN Blick auf das zweite Erdfenster (Aufnahmen 2008) 2 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Vorwort Bereits in den 1850er-Jahren dokumentierte der Basler Histo- Der vom Künstlerpaar Petruschka und Hannes Vogel gestal- riker Daniel Albert Fechter, dass man bei Bauarbeiten im Be- tete «Archäologische Park» ging aus einem Kunst-am- Bau- reich der Häuser Bäumleingasse 5 und 7 in rund sechs bis acht Wettbewerb hervor. Er besteht aus mehreren Teilen: Drei Metern Tiefe noch immer auf «aufgeschüttete Erde, Ziegel- Erdfenster bieten Einblick auf Originalbefunde und original- stücke und Knochen» gestossen sei. Dies veranlasste ihn zur getreue Rekonstruktionen der Ausgrabungen und überneh- Vermutung, dass an dieser Stelle ein aufgefüllter Graben liege. men eine schützende bzw. konservatorische Funktion. Die Erst rund 50 Jahre später wurde der Graben erstmals im Markierungsstangen zeigen die einstige Front und Höhe des Feld untersucht und zeichnerisch dokumentiert. Bei der Fra- Keltenwalls sowie Verlauf, Kanten und Tiefen des mächtigen ge nach der Datierung des Grabens – keltisch oder spätrö- Grabens vor dem Wall. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil misch? – gingen die Meinungen der Forscher noch längere der Gestaltung, gleichzeitig aber auch Teil einer Kunstinter- Zeit auseinander. vention, die dem besseren Verständnis der Fundstelle dient. Erst mit der Entdeckung des Mauerwalls im Jahr 1971 wurde Am 23. August 1993 wurde die Archäologische Informations- von der Wissenschaft anerkannt, dass sich eine befestigte stelle «Basel, 80 v. Chr. Murus Gallicus – Der Keltenwall» spätkeltische Siedlung auf dem Basler Münsterhügel befand. eröffnet. Die Textinformationen wurden im Jahr 2007 den Die Siedlung kann als Keimzelle der späteren, mittelalter- aktuellen Rezeptionsgewohnheiten angepasst und die Ta- lichen Stadt Basel bezeichnet werden. Bereits Julius Caesar feln im neuen Layout der Archäologischen Bodenforschung beschrieb in seinem Bericht über den Gallischen Krieg sol- gestaltet. Mit der Umnutzung des Areals zur Schule wurde che Wehr- bzw. Wallanlagen. Er nannte sie «Murus Gallicus». eine Anpassung der Gestaltung der Archäologischen Infor- Die detailreiche Beschreibung durch Caesar lässt sich an mationsstelle unumgänglich. Das Künstlerpaar wurde über den Basler Befunden nachvollziehen. die bevorstehende Veränderung informiert. Es hat den Rückbau des Kunstwerks zur Kenntnis genommen, und so Das siebenhundertjährige Jubiläum der Schweizerischen wurden im Rahmen der Umgestaltung zur Schulhofnutzung Eidgenossenschaft 1991 bot schliesslich die Gelegenheit, die Markierungsstangen entfernt. erneute archäologische Grabungen durchzuführen und die Archäologische Informationsstelle «Basel, 80 v. Chr. Murus Mit dem Projektwettbewerb wurde die zukünftige Gestalt Gallicus – Der Keltenwall» einzurichten. der Informationsstelle gesucht, welche die Vermittlung der Archäologie und die schulische Nutzung des Areals vereint. Thomas Blanckarts Juryvorsitzender Leiter Hochbauamt, BVD Basel-Stadt 3
BILD OBEN Blick auf den hinteren Teil des Areals vom Schulgebäude Rittergasse 4 aus (Aufnahme 2008) BILDER UNTEN Erdfenster im Hof, von aussen und innen (Aufnahmen 2008 und 2019) 4 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Ausgangslage Anlass Ziele Ziel Die Archäologische Informationsstelle «Basel, 80 v. Chr. Gegenstand des Wettbewerbs ist die bauliche und szeno- Murus Gallicus – Der Keltenwall» ist Bestandteil einer grafische Umgestaltung der Archäologischen Informations- grossflächigen Parzelle mit mehreren Gebäuden, welche stelle als integrierter Bestandteil des Schulhofes und des von verschiedenen Dienststellen des Kantons genutzt wird. öffentlichen Raums. Das Gebäude Rittergasse 4 wurde vor Kurzem zur Schule Die Informationsstelle «Basel, 80 v. Chr. Murus Gallicus – umgebaut; eine Rückführung zu seiner ursprünglichen Nut- Der Keltenwall» ist eine der Stationen des archäologischen zung. Dabei wurde der Aussenraum den funktionalen und Rundgangs «3000 Jahre Münsterhügel» und soll auch sicherheitstechnischen Anforderungen eines Primarschul- künftig der Öffentlichkeit uneingeschränkt zugänglich sein. hauses angepasst. Die Erdfenster der heutigen Archäologi- Mit dem eingeladenen Projektwettbewerb wird die optima- schen Informationsstelle sind aufgrund der scharfkantigen, le Lösung einer gemäss aktuellen Vermittlungsmethoden bekletterbaren Ausführung und der unzureichenden Ab- gestalteten Archäologischen Informationsstelle als integ- sturzsicherung als Teil des Schulareals ungeeignet. rierter Bestandteil des Schulhofes gesucht. Die archäologischen Fundstellen zur spätkeltischen Wehr- anlage «Murus Gallicus» sind im Kulturgüterschutzinventar der Schweizerischen Eidgenossenschaft eingetragen. Sie sind von nationaler Bedeutung und stehen unter Bundes- schutz. 5
Aufgabe inleitung / Perimeter E Die Archäologische Informationsstelle «Basel, 80 v. Chr. ist nur im Perimeter A erlaubt, ausgenommen sind bautech- Murus Gallicus – Der Keltenwall» ist Bestandteil einer gross- nische Massnahmen für Leitungsführungen und Statik. flächigen Parzelle mit mehreren Gebäuden, welche von ver- schiedenen Dienststellen des Kantons genutzt wird. Die Pro- Der Pausenhof wurde den Bedürfnissen der Schule ange- jektperimeter A und B umspannen im Wesentlichen die be- passt. Schule und Pausenhof wurden im April 2020 ihrer stehenden Erdfenster. Aufgrund der im Wettbewerbspro- Nutzung übergeben. Die Pausenhofgestaltung ist nicht Ge- gramm festgehaltenen spezifischen und allgemeinen Rah- genstand des Wettbewerbs. Im Projektperimeter ist bei ei- menbedingungen wird im Sinne des Gestaltungsspielraums ner allfälligen Anpassung ein Vorschlag aufzuzeigen, dabei auf eine massgenaue Definition der Perimeter verzichtet. sind das Gestaltungskonzept und -elemente aufzunehmen Eine unterirdische Erweiterung der bestehenden Erdfenster bzw. weiterzuführen. Situationsplan des Areals A © Grundbuch- und Vermessungsamt asel-Stadt B B egende L Projektperimeter Umgebungsperimeter 6 ericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020 B
Aufgabe Aufgabenstellung Architektonische und szenografische Aufgabenstellung Thematische Anforderungen der Vermittlung Die Aufgabe umfasst den Entwurf einer Umgestaltung der Die Originalbefunde und originalgetreuen Rekonstruktio- Archäologischen Informationsstelle «Basel, 80 v. Chr. Mu- nen des Murus Gallicus sind die zentralen Elemente der Ar- rus Gallicus – Der Keltenwall» als integrierter Bestandteil chäologischen lnformationsstelle. Dabei sollen die impo- des Pausenhofes des Schulhauses. Es soll in den vorgege- sante Dimension der spätkeltischen Wehranlage und deren benen Bereichen ein Vorschlag gemacht werden, wie die Verortung im heutigen Stadtgebiet im Vordergrund stehen. bestehenden archäologischen Fundstellen architektonisch Aus didaktischen Gründen wird bevorzugt, dass die Besu- und szenografisch in Zukunft präsentiert werden. Dies im cher und Besucherinnen ausserhalb der spätkeltischen Einklang mit der gegenseitig uneingeschränkten Nutzung Wehranlage, also auf der Berme, stehen. Das Vermittlungs- durch Besucher und Schüler, der Einhaltung der Sicher- angebot soll den unterschiedlichen thematischen Gewich- heitsanforderungen an einen Spielbereich und dem Schutz tungen und Verweildauern der Besuchergruppen Rechnung und der Konservierung der archäologischen Funde. tragen. Entlang der Rittergasse (Projektperimeter A) soll die Weiter sollen die von Julius Caesar beschriebene Bau- Vermittlung und Wahrnehmung der Archäologischen Infor- weise des Murus Gallicus im Vergleich mit den archäologi- mationsstelle konzentriert und intensiviert werden. Es ist schen Originalbefunden sowie der historische Hintergrund ein Raum/Bereich für Gruppenführungen mit bis zu 30 der Wehranlage und der dahinterliegenden Siedlung the- Personen vorzusehen. Der Raum kann oberirdisch oder un- matisiert werden. Hierbei ist ein Bezug zur Bedeutung des terirdisch angeordnet werden, zumindest ist durch einen Münsterhügels für die Basler Stadtgeschichte herzustel- unterirdischen Zugang/Durchgang für 1 – 3 Personen eine len. Die Ausstellungsmöglichkeit von Repliken keltischer neue Qualität der Erfahrbarkeit der spätkeltischen Wehr- Funde ist vorzusehen. Vorstellbar ist eine mediale Installa- anlage zu erreichen. Der Raum/Bereich soll einer kleineren tion. Dabei wird die Interaktion mit den Besucherinnen und musealen Intervention Platz bieten. Besuchern im Sinne einer Information «on demand» be- Der Zugang zur Archäologischen Informationsstelle von vorzugt. Im Vordergrund stehen die Visualisierung der spät- der Rittergasse ist über das bestehende Tor und den zu- keltischen Befestigungsanlage und der dahinterliegenden künftigen Pausenhof vorgesehen. Ein direkter Zugang zur Siedlung sowie eine Kontextualisierung mit der heutigen Informationsstelle von der Rittergasse ist unter Umständen Bebauung. Ein digitales Ergänzungsangebot mittels Smart- und unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen An- phone ist denkbar. forderungen denkbar. Die Informationen sollen mit dem Corporate Design der Im hinteren Hofbereich (Projektperimeter B) kann zu- Archäologischen Bodenforschung aufbereitet werden. Der gunsten der Spielfläche der Blick auf die archäologischen Zusammenhang mit den anderen Archäologischen Infostel- Funde reduziert bzw. vereinfacht werden. len und der Absender müssen klar erkennbar sein. Zweites Erdfenster entlang der Rittergasse (Aufnahme 2019) 7
Aufgabe Aufgabenstellung Rahmenbedingungen Nutzung und Betrieb Nutzungsplanung Die Archäologische Informationsstelle wird täglich wäh- Die Parzelle liegt in der Schutzzone. Es gelten die entspre- rend der Öffnungszeiten – auch in den Schulferien und an chenden Bestimmungen gemäss Bau- und Planungsgesetz Sonn-/Feiertagen – frei zugänglich sein. Sie ist Teil des ar- des Kantons Basel-Stadt. chäologischen Rundgangs auf dem Münsterhügel. Die In- fostelle wird schon heute mit Flyern und einer App sowie Denkmalpflege über den Webauftritt der Bodenforschung aktiv beworben, Die Rittergasse 4, ein Schulhausbau im Neurenaissancestil, dementsprechend rege ist der Besuch von Gruppen und wurde 1887 fertiggestellt und ist im Inventar vermerkt. Der Individualtouristen. Die jährliche Besucherzahl dürfte bei im Denkmalverzeichnis eingetragene Brunnen wurde 1906 geschätzten 7’500 bis 10’000 Personen liegen. Die Besu- aus dem Falkensteinerhof (Münsterplatz 11) in den Schul- cher setzen sich zusammen aus Geschichtsinteressierten, hof versetzt. Der Trog stammt aus dem Jahr 1786. Schulklassen und Fachpersonen sowie den Teilnehmern Allgemein ist festzuhalten, dass der Projektperimeter von Gruppenführungen, wie sie Basel Tourismus oder Dritt- von denkmalgeschützten und inventarisierten Bauten um- anbieter wie die Rheinschifffahrts-Veranstalter organisie- geben ist. Die rechtlichen Grundlagen der Schutzzone und ren. Dabei vermitteln Führungen der Archäologischen Bo- der Umgebungsschutz der eingetragenen Denkmale stel- denforschung Informationen zum Ursprung der Stadt len generell sehr hohe gestalterische Anforderungen an Basel. Die bis zu 30 Personen umfassenden Besuchergrup- bauliche Interventionen. pen verweilen unterschiedlich lange in der Archäologischen Informationsstelle. Baumschutz Vorgesehen sind Öffnungszeiten von 08:00 Uhr durch- Der Baumbestand trägt wesentlich zur Qualität der Ge- gehend bis 18:00 Uhr. Ausserhalb der Öffnungszeiten sollte samtanlage bei. Der Erhalt aller Bäume im Projektperimeter die Archäologische Informationsstelle mit einem Schlüssel hätte jedoch zur Folge, dass eine sinnvolle Anordnung der zugänglich sein. Es ist kein Aufsichtspersonal vorgesehen, Infostelle nicht realisierbar wäre. Zugunsten des gestalteri- die Informationsstelle wird videoüberwacht. Das Schlies- schen Spielraums kann ein geschützter Baum innerhalb sen und Öffnen erfolgt über eine beauftragte Sicherheits- des Projektperimeters A entfernt werden. Wobei dieser nur firma. Für den Unterhalt und die Reinigung ist die Archäo- gefällt werden darf, wenn eine sinnvolle Platzierung des logische Bodenforschung zuständig. Für die wöchentliche Wettbewerbsbeitrags behindert würde. Alle anderen ge- Reinigung ist ein kleiner Serviceraum mit sanitären Einrich- schützten Bäume sind zwingend zu erhalten. Generell sind tungen vorzusehen. für geschützte Bäume, die gefällt werden müssen, Ersatz- pflanzungen im Schulareal vorzusehen. Bestandteil des archäologischen Rundgangs «3000 Jahre Münsterhügel» Hindernisfreies Bauen Der Münsterhügel ist das historische «Herzstück» der Es sind die Vorschriften zum Hindernisfreien Bauen einzu- Stadt Basel. Im Boden schlummert ein bedeutendes Archiv halten. Für die Verhältnismässigkeit der Abwägung von In- zur Stadtgeschichte. Es können exemplarisch wichtige teressen und der massgeblichen Kosten gelten das Behin- Wendepunkte in der Geschichte aufgezeigt werden, wie dertengleichstellungsgesetz und die entsprechende Ver- z. B. die Romanisierung der keltischen Gesellschaft, der ordnung des Bundes. Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter oder die Entwicklung mittelalterlicher Bischofsstädte mit ihrer Viel- Bundesamt für Kultur (BAK) falt sakraler Bauten. Die verschiedenen Infostellen des ar- Im Zusammenhang mit der 1993 auf dem Münsterhügel er- chäologischen Rundgangs «3000 Jahre Münsterhügel» richteten Informationsstelle wurden durch das BAK Bun- machen die Geschichte erlebbar. Die Archäologische Infor- desbeiträge für die Ausgrabung und Konservierung der ar- mationsstelle «Basel, 80 v. Chr. Murus Gallicus – Der Kel- chäologischen Stätte ausgerichtet. Der vor diesem Hinter- tenwall» ist der Startpunkt des kleinen Rundgangs und grund durch den Bund verfügte Schutz zielt denn auch im aufgrund ihrer guten Zugänglichkeit und Sichtbarkeit eine Wesentlichen auf Erhalt und Sichtbarkeit der archäologi- der Beliebtesten. schen Hinterlassenschaften. Die didaktischen Elemente der Informationsstelle, bestehend aus den Erdfenstern so- wie den Informationstafeln, sind von diesem Schutz ausge- nommen. Unter dem Vorbehalt, dass die vorgesehenen Eingriffe die archäologischen Befunde (resp. ihre Konservierung) nicht nachteilig tangieren, erhob das BAK gegen die Verän- derung der Informationsstelle keine grundsätzlichen Ein- wände, sofern die archäologischen Hinterlassenschaften weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. 8 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Beurteilungskriterien Beim Wettbewerb kamen folgende Beurteilungskriterien zur Anwendung: –– Architektur und räumliche Qualität –– Szenografie und Qualität der Vermittlung –– Qualität der Gestaltung im denkmalpflegerischen Kontext –– Qualität der Freiräume als Bestandteil des Schulhofes –– Eignung in funktionaler und sicherheitstechnischer Sicht als Bestandteil des Schulhofes –– Wirtschaftlichkeit bezüglich Investitionskosten, Betrieb und Unterhalt. Die Reihenfolge der Kriterien bedeutete keine Gewichtung. Das Preisgericht hat aufgrund der aufgeführten Kriterien eine Gesamtbewertung vorgenommen. Erstes Erdfenster entlang der Rittergasse (Aufnahme 2019) 9
Informationen zum Verfahren Organisation Formelle Bestimmungen Auftraggeber Verfahren Kanton Basel-Stadt Zur Erlangung eines qualitativ hochstehenden Projektvor- schlags und zur Evaluierung eines Planerteams wurde ein Eigentümervertretung einstufiger anonymer Projektwettbewerb im Einladungs- Finanzdepartement Basel-Stadt, verfahren durchgeführt. Zum Verfahren wurden zehn Teil- Immobilien Basel-Stadt nehmer eingeladen. Baufachvertretung / Federführung Die Ausschreibung umfasst die nachfolgenden Bestandtei- Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt, le. Widersprechen sich einzelne Bestandteile, bestimmt sich Städtebau & Architektur, Hochbauamt ihr Rang nach der Einordnung in die nachstehenden Ziffern. 1. Übereinkommen über das öffentliche Beschaffungs- Nutzervertretung wesen (GPA, SR 0.632.231.422) Präsidialdepartement Basel-Stadt, 2. Interkantonale Vereinbarung über das öffentliche Be- Abteilung Kultur schaffungswesen (IVöB, SG 914.501) 3. Gesetz über öffentliche Beschaffungen (Beschaffungs- Wettbewerbssekretariat und -begleitung gesetz, SG 914.100, Kanton Basel-Stadt) und Ver- Markus Werner Projekt Manager, Hochbauamt ordnung zum Gesetz über öffentliche Beschaffungen (Beschaffungsverordnung, VöB, SG 914.110, Kanton Basel-Stadt) 4. Wettbewerbsprogramm 5. Ordnung SIA 142 (2009) Teambildung Für die Zulassung zum Wettbewerb mussten sich Projekt- teams bilden, bei denen folgende Fachleute zwingend ver- treten waren: Architekt und Szenograf/Visuelle Gestalter. Die eingeladenen Architekten bzw. Szenografen/Visuellen Gestalter übernahmen jeweils die Federführung und durf- ten sich untereinander nicht zu einem Projektteam zusam- menschliessen. Mehrfachbeteiligungen waren nicht er- laubt. Preissumme und Ankäufe Für Preise und allfällige Ankäufe im Rahmen des Projekt- wettbewerbs stand dem Preisgericht eine Gesamtpreissum- me von CHF 60 000.– exkl. MWSt. zur Verfügung. 10 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Informationen zum Verfahren Eingeladene Teilnehmer Preisgericht Folgende Architekten und Szenografen/Visuelle Gestalter Fachpreisrichter wurden zum Projektwettbewerb eingeladen: –– Thomas Blanckarts (Vorsitz), Architekt, Leiter Hoch- bauamt, BVD Basel-Stadt –– Team 01: alma maki gmbh, Basel –– Christoph Stratenwerth, Kurator und Ausstellungs- –– Team 02: Buchner Bründler Architekten AG, Basel macher, teamstratenwerth GmbH, Basel –– Team 03: LOST Architekten GmbH, Basel –– Darko Stula, Architekt, TrinklerStulaAchille Architekten, –– Team 04: Rahbaran Hürzeler Architekten GmbH, Basel Basel –– Team 05: Salathé Architekten Basel AG, Basel –– Anne Marie Wagner, Architektin, Bachelard Wagner –– Team 06: ARGE Studio Neo Basel GmbH + Architekten, Basel jangled nerves gmbh, Basel, Stuttgart (D) –– Christiane Zieschang, Architektin, Eigentümerver- –– Team 07: Bellprat Partner AG, Zürich tretung Immobilien Basel-Stadt –– Team 08: element design gmbh, Basel –– Team 09: Groenlandbasel, Basel Sachpreisrichter –– Team 10: Stauffenegger + Partner AG, Basel –– Stephan Hug, Architekt, Leiter Raum und Anlagen Schulen, ED Basel-Stadt –– Guido Lassau, Archäologe, Leiter Archäologische Bodenforschung Basel –– Thomas Reitmaier, Archäologe, Präsident von Archäologie Schweiz, Basel –– Jeannette Voirol, Historikerin, Leiterin Kulturinstitutio- nen, Abteilung Kultur, Präsidialdepartement Basel-Stadt Ersatz Preisgericht –– Markus Werner, Architekt, Projekt Manager Hochbauamt Der Sachpreisrichter Stephan Hug konnte am Verfahren nicht teilnehmen und wurde durch Markus Werner ersetzt. Vorprüfende und Experten (nicht stimmberechtigt) –– Markus Werner, Architekt, Projekt Manager Hoch- bauamt (Leitung Vorprüfung), BVD Basel-Stadt –– Marco Graf, Sicherheitsfachmann, Fachstelle Sicherheit Schulen, ED Basel-Stadt –– Andrea Hagendorn, Archäologin, Leiterin Vermittlung, Archäologische Bodenforschung Basel –– Thomas Lutz, Kunsthistoriker, Leiter Bauberatung, Denkmalpflege, BVD Basel-Stadt –– Stephan Schirl, Landschaftsarchitekt, Projektleiter Parks und Grünanlagen, Stadtgärtnerei, BVD Basel-Stadt 11
Vorprüfung Eingangskontrolle Formelle Vorprüfung Die Eingangskontrolle wurde von der Kantonalen Fachstelle Alle Arbeiten wurden anonym und vollständig eingereicht. für öffentliche Beschaffungen durchgeführt. Sieben Pro- jekte sind fristgerecht eingegangen. Ein Projekt wurde ver- Fachliche Vorprüfung spätet abgegeben und konnte nicht berücksichtigt werden. Die eingereichten Projekte wurden gemäss den im Wettbe- Zwei der eingeladenen Teilnehmer haben keinen Beitrag werbsprogramm gestellten Anforderungen durch die im Pro- eingereicht. Die Nummerierung der Projekte erfolgte ge- gramm genannten Experten detailliert geprüft. Die Stadt- mäss dem Öffnungsprotokoll. gärtnerei wurde jedoch durch Stephan Schirl vertreten. Die Vorprüfungsergebnisse wurden dem Preisgericht als Bericht Projekt 01 – REICHE ERDE zur Verfügung gestellt und die Zusammenfassung der ein- Projekt 02 – ORBIS ALIUS zelnen Themen zu Beginn des ersten Jurierungstages kurz Projekt 03 – HORIZONTE erläutert. Projekt 04 – COMMON GROUND Die zwei Projekte der engeren Wahl wurden zwischen Projekt 05 – OPPIDUM dem ersten und zweiten Jurierungstag vertiefend bezüglich Projekt 06 – RUNDSCHAU des Hindernisfreien Bauens geprüft. Die Ergebnisse wurden Projekt 07 – DENKWALL dem Preisgericht zu Beginn des zweiten Jurierungstages er- läutert. Vorprüfungskriterien –– Formelle Prüfung –– Architektonische und szenografische Aufgabenstellung (Bereich A und B, Vermittlung) –– Sicherheit im Schulraum –– Hindernisfreies Bauen –– Baumschutz –– Denkmalpflege –– Bundesamt für Kultur – Schutzziel 12 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Beurteilung Erste Jurysitzung Zweite Jurysitzung Das Preisgericht traf sich am 5. und 10. Juni 2020 zur Beur- Der Vorsitzende erläuterte zu Beginn das Vorgehen der kon- teilung der eingereichten Projekte. Der Sachpreisrichter stituierenden Sitzung. Zu Beginn wurde die vertiefte Prü- Stephan Hug musste sich für beide Tage entschuldigen und fung und Stellungnahme von der Fachberatung Hindernis- wurde im gesamten Verfahren durch Markus Werner er- freies Bauen der Pro Infirmis vorgestellt und vom Preisge- setzt. Die Experten der Vorprüfung waren am 5. Juni 2020 richt zur Kenntnis genommen. vollständig anwesend, dabei wurde der Experte Marco Graf durch Heinz Glanzmann vertreten, der speziell die Belange Kontrollrundgang der Schule einbrachte. In einem Kontrollrundgang wurden nochmals alle Wettbe- Der Vorsitzende erläuterte zu Beginn das Vorgehen, den werbsbeiträge betrachtet. Es wurden keine Rückkommens- Ablauf des Jurytages und erinnerte alle Anwesenden an die anträge zu den Entscheiden aus den ersten zwei Rundgän- Vertraulichkeit der Jurierung. Einleitend wurde zur Rekapi- gen gestellt. tulation die Aufteilung der Projektperimeter und der Bericht der Vorprüfung vorgestellt. Rangierungsrundgang Die verbleibenden zwei Projekte der engeren Wahl wurden Vorprüfung nochmals auf ihre Stärken und Schwächen im Plenum disku- Anhand von Zusammenfassung der wesentlichen Themen tiert. Das Preisgericht beschloss einstimmig, keine Überar- und Anforderungen wurde der Bericht der Vorprüfung durch beitung von Wettbewerbsbeiträgen durchzuführen. die einzelnen Experten vorgestellt und erläutert. Das Preisgericht nahm Kenntnis von den Ergebnissen der Rangfolge und Verteilung Preisgeld Vorprüfung und beschloss, alle Beiträge zur Beurteilung zu- Das Preisgericht bestimmte einstimmig folgende Rangie- zulassen. rung und Preisgeldverteilung: Erster Rundgang 1.Rang/1.Preis Vor dem ersten Rundgang wurden die Projekte auf drei Jury- Projekt 02 ORBIS ALIUS CHF 16 000.– gruppen aufgeteilt und durch diese eingehend studiert. Im ersten gemeinsamen Wertungsrundgang stellten die jeweili- 2.Rang/2.Preis gen Gruppen die Projekte dem Plenum vor. Anschliessend Projekt 05 OPPIDUM CHF 11 500.– wurden die Projekte intensiv diskutiert und folgende zwei Beiträge ausgeschieden, welche in Bezug auf die in der Aus- Alle anderen Beiträge erhalten eine Entschädigung von lobung genannten Hauptkriterien am wenigsten überzeugten: CHF 6 500. Projekt 01 – REICHE ERDE Projekt 06 – RUNDSCHAU Couvertöffnung Nach erfolgter Rangierung und der Preisgeldverteilung Zweiter Rundgang ergab die Couvertöffnung folgende Verfasser: Die Sitzung wurde mit einem zweiten Wertungsrundgang fortgesetzt, in dem über die verbliebenen Arbeiten unter Projekt 02 ORBIS ALIUS Abwägung aller in der Auslobung genannten Kriterien disku- Architektur (federführend): tiert und über deren Verbleib im Verfahren abgestimmt wur- LOST Architekten GmbH, Basel de. Folgende Projekte wurden daraufhin einstimmig im Szenografie / Visuelle Gestalter: zweiten Rundgang ausgeschieden: Studio MC, Darmstadt (D) Projekt 03 – HORIZONTE Projekt 04 – COMMON GROUND Projekt 05 OPPIDUM Projekt 07 – DENKWALL Architektur (federführend): Rahbaran Hürzeler Architekten, Basel Dritter Rundgang Szenografie / Visuelle Gestalter: Im dritten Wertungsrundgang wurden die architektonischen WEISSWERT, Basel und szenografischen Stärken und Schwächen der zwei ver- bleibenden Projekte im Plenum erneut intensiv studiert und Kein Mitglied des Preisgerichts erkannte ein bestehendes diskutiert. Abhängigkeits- oder Zusammengehörigkeitsverhältnis. So- Die beiden Projekte sollten bezüglich der Vorgaben des mit sind keine Ausstands- bzw. Ausschlussgründe gegeben. Hindernisfreien Bauens vertieft geprüft werden. 13
Empfehlung und Weiterbearbeitung Die Jury empfiehlt einstimmig das Projekt 02 – ORBIS ALIUS zur Weiterbearbeitung. Unter Berücksichtigung der Vorprüfung und der Projektkritik werden für die weitere Entwicklung und Projektierung folgende Empfehlungen und Auflagen formuliert. Ein Ausschuss des Preisgerichts soll die weitere Entwicklung begleiten. Die Geste des Eingangsportals wurde kontrovers diskutiert. Einerseits wurde der Durchbruch der Einfriedung des Schul- areals als im gegebenen denkmalgeschützten Kontext zu heftig eingestuft, andererseits jedoch die Sichtbarkeit der Archäologischen Informationsstelle und die physische Wahr- nehmung der Höhe des zerstörten Keltenwalls als schlüssig beurteilt. Der Erschliessungskörper soll dementsprechend unter Einbezug der hindernisfreien Zugänglichkeit überarbeitet werden. Die Projektänderung soll folgende Parameter in ihre Entwicklung einbeziehen: den Baumschutz und die Kriterien der Schutzzone, mit Zugeständnissen an einen weiteren Ver- lust archäologischer Substanz. Der behindertengerechte Zu- gang und der Treppenabgang sind nicht zwingend in einem Baukörper unterzubringen. Der Erhaltung von Originalfunden muss bei der Erstellung höchste Beachtung geschenkt wer- den. Die niederschwellige Vermittlung mittels der Shed-Viewer im öffentlichen Schulhof muss je nach Standpunkt und Augen- höhe geprüft werden, die oberirdischen Blickwinkel sollen eine unverblendete, bedeutsame Einsicht ermöglichen. Ge- klärt werden müssen Wegführung und Signaletik von und zu den Shed-Viewern. Die schlichte Architektursprache der Grundrisse und Schnit- te muss bewahrt bleiben. Das formulierte Kostenziel soll als maximales Kostendach berücksichtigt werden. 14 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Projekte Rangierte Projekte 15
Rangierte Projekte Projekt 02 1.Rang/1.Preis Orbis alius Architektur (federführend) LOST Architekten GmbH Weidengasse 49, 4052 Basel Dietrich Lohmann, Anja Rademaker, Charlotte Bausch, Uwe Hellwig, Max Kohlhaas Szenografie / Visuelle Gestalter Studio MC Frankfurter Strasse 53, D-64293 Darmstadt Prof. Dr. Michael Müller Bauingenieur ZPF Ingenieure AG Kohlenberggasse 1, 4051 Basel Manuel Wehrle Lichtplanung Lightsolutions Oberurseler-Strasse 49, D-61440 Oberursel Stephan Zimmermann 16 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Orbis alius Beurteilung Drei präzise gesetzte Betonkörper deuten auf die unter der wie zeitliche Kontextualisierung des Keltenwalls gegeben, Erde verborgenen keltischen Ausgrabungen hin. Im plastisch auch wenn der Besucherraum geschlossen ist. geformten Erschliessungskörper führt eine kurze Treppe zu einem gut proportionierten Besucherraum, der im direkten Dieser tritt städtebaulich in Erscheinung durch ein massi- räumlichen Kontakt mit den Ruinen des Keltenwalls steht. ves Eingangsportal, das die Einfriedung des Schulareals Die Schichten der Stadtgeschichte lassen sich physisch durchbricht, um die Aufmerksamkeit auf die Archäologische und intellektuell aufnehmen. Informationsstelle zu lenken. Durch die Platzierung des Zugangs ausserhalb des Schulhofes ist ein reibungsloses Ein längsgerichteter schräger Betonkörper, einseitig ver- Nebeneinander beider Nutzungen möglich. Die Höhe des glast, genannt «Shed-Viewer», dient der Ausstellung als Portals lässt die wahre nachgewiesene Höhe des Murus Lichtquelle, dem Passanten als Blickfenster. Ein weiterer Gallicus erkennen, und zusammen mit den aneinander- Viewer im westlichen Perimeter erlaubt weiterhin die Ein- gereihten Shed-Viewern gibt das Projekt eine abstrakte sicht in die zweite Fundstelle. Die Anordnung dieser bei- räumliche Projektion der damaligen Verteidigungsmauer den Betonkörper lässt den Verlauf des Murus Gallicus, des wieder. Keltenwalls, räumlich spürbar werden, ohne die Pausenhof- nutzung stark zu tangieren. Die schrägen Verglasungen er- Die Archäologische Informationsstelle befindet sich auf möglichen einen schnellen Überblick über die archäologi- der Ebene der Ausgrabungen in einem höhlenartigen Raum, sche Fundstelle. Mittels Informationstafel auf der geschlos- der angrenzend an die Rittergasse im Perimeter der heu- senen Seite ist die Auskunft über Erhaltung, Bauweise so- tigen zwei ersten Erdfenster liegt. Er bewirkt ohne grosse 17
Rangierte Projekte 1.Rang/1.Preis technische Installationen eine atmosphärische Inszenierung oben auf die Mauer blickend. Wer sich vertiefen will, findet der archäologischen Befunde, die aus unmittelbarer Nähe den Weg zur Informationsstelle einfach. Beim Betreten des betrachtet werden können, und ermöglicht ungestörte Erschliessungskörpers werden die ersten Informationen auf Gruppenführungen. unaufdringliche Art vermittelt, die Wände der Treppe werden Die einheitliche Verwendung von hellem Beton mit Kalk- als Zeitskala benutzt, indem parallel zur Bewegung nach un- split macht oberirdisch den Zusammenhang der einzelnen ten die Zeit zurückläuft. Eingriffe des Projektes lesbar. Unterirdisch wird, durch die Unten angekommen, steht man in direkter, sinnstiften- glatte Oberfläche, im Kontrast mit den Grabungsbereichen, der Wahrnehmung des Hauptobjekts. Die räumlichen Zusam- die Unterscheidung von Originalfunden und Rekonstruktio- menhänge, die Materialisierung, die Lichtführung, alles trägt nen einfach begreiflich. zu einer klaren Überschaubarkeit bei und unterstützt die gute Dramaturgie. Der Weg vom ersten Eindruck bis zur Ver- Das Projekt orbis alius überzeugt die Jury besonders auf tiefung in die Materie ist geistig wie körperlich eindeutig. der szenografischen Ebene. Oberirdisch vom Pausenhof her Die unterschiedlichen Besucherformate, von zufälligen Pas- gibt es den ersten Eindruck des Murus Gallicus, einerseits santen bis zu Fachpersonen, sind berücksichtigt und wer- über seine räumliche Lage in der Stadt, andererseits von den klar getrennt, Führungen können mit diesem Angebot attraktiv gestaltet werden. Umgestaltung der archäologischen Informationsstelle „Murus Gallicus“ - ORBIS ALIUS +3.15 +-0.00 +0.04 -1.05 -1.91 Ansicht Rittergasse I 1:50 Schulhof ARCHITEKTUR UND PROJEKT – KONZEPT UND ENTWURF SZENOGRAPHIE Der Informations- und Ausstellungsraum wird mit der unterirdischen Grabungsstelle räumlich kombiniert. Nutzungskonflikte mit dem Pausenhof der Schule PARAMETER DER AUFGABENSTELLUNG werden vermieden. Er bleibt ein Ort des Spiels und UND ZIELE DES ENTWURFES ein Ort der Geschichte. Die neue Informationsstelle des Keltenwalls ist als in- Drei dem Ausstellungsraum dienende Baukörper tegrierter Bestandteil des umzäunten Pausenhofes, durchdringen die Oberfläche und treten im Schulhof wie auch als sichtbarer und zugänglicher Teil des öf- in Erscheinung: fentlichen Raumes zu planen. Die Neugestaltung der Ein „Erschliessungskörper“ für den direkten Zugang Informationsstelle hat zwei unterschiedliche Nutzer- von der Rittergasse in die Ausstellung. Der Vorraum bedürfnisse zu erfüllen. Zum einen soll der Schulhof der Treppe ist der szenographische Prolog und for- durch deren Nutzung als Pausenhof erweitert wer- muliert die Schnittstelle von Ausstellungsbereich und den, zum anderen soll der Öffentlichkeit die Informa- Rittergasse. Er zeigt Präsenz im Strassenraum, er- tionsstelle des Keltenwalls direkt zugänglich gemacht weckt Aufmerksamkeit und Interesse. werden. Zwei „Shed-Viewer“, sind die „Geschichtsfenster“ Wesentliches Ziel unserer Konzeption ist die nahtlo- über den Grabungsstätten. Sie dienen der Ausstel- se Integration des architektonischen und szenogra- lung als Lichtquelle, den Besuchern als Blickfens- phischen Entwurfes in die stadträumliche Situation ter und Bedeutungsträger (24h). Ihre Anordnung und die Berücksichtigung der sich daraus ergeben- im Pausenhof folgt dem Verlauf der spätkeltischen den Nutzeranforderungen. Stadtmauer. +2.05 +0.25 KELTISCHES LEBEN DER KELTENWALL +0.25 +-0.00 +-0.00 -0.14 0 1 5 KELTISCHES LEBEN DER KELTENWALL 1:50 0 1 5 1:200 -2.49 Axonometrie I 1:200 Querschnitt I 1:50 0 1 5 1:200 0 1 5 1:50 0 1 5 1:200 0 1 5 1:200 18 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
1:50 5 KELTISCHES LEBEN DER KELTENW ALL Orbis alius Umgestaltung der archäologischen Informationsstelle „Murus Gallicus“ - ORBIS ALIUS 1 1 1 1 2 2 Perimeter A EG2 I 1:50 3 4 5 6 Perimeter A UG I 1:50 2 3 4 5 6 Bestand I Abbruch I Neu I 1:200 1 1 2 2 3 1 4 5 6 1 14 Stg. / 18.5 x 27.0 Prolog 4m2 +-0.00 1 2 3 4 5 6 7 1 1 2 3 4 5 6 7 1 2 +0.10 2 WC Putzraum 2 3 2 4 5 6 3m2 2m2 3 4 5 6 1 1 2 2 1 2 3 4 5 6 7 3 4 5 6 Vitrine Perimetrer B EG I 1:50 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 M ed ie nw +0.25 Besucher Zeitsch ichten 39m2 an Einstieg d 1 2 3 4 5 6 7 1 -2.49 1 2 2 W a n d .- und 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 7 Information Viewer A Information Viewer B KELTISCHES LEBEN KELTISCHES LEBEN DER KELTENWALL Wandabwicklung Ausstellung I 1:200 PROJEKT – DIE TEILE UND DAS GANZE bot von Sitzgelegenheiten vergrössert werden. BESUCHERRAUM – MULTIFUNKTIONAL Die unterirdische Integration des Besucherraums Der inhaltliche Zusammenhang der Baukörper er- Die unterirdische Integration des Besucherraums in den Grabungsbereich veranschaulicht die histo- schließt sich durch die Verwendung des gleichen 0 in1 den Grabungsbereich veranschaulicht 5 die histo- 0 1 rischen 5 Schichten der Stadt und sie erzählt deren Materials: heller Beton mit Kalksplitt als Zuschlagma- rischen Schichten der Stadt und sie erzählt deren 1:50 1:50 «Geschichte». Die Präsentation verbindet Erzählung terial in Anlehnung an den ebenfalls aus Kalksplitt be- 1 1 2 «Geschichte». Die Präsentation verbindet Erzählung und Kuration. Disposition, Erschließung, Gestaltung stehenden Mergelbelag des Pausenhofs. 2 und Kuration. Disposition, Erschließung, Gestaltung und Materialisierung der architektonischen Elemen- 3 4 5 6 und Materialisierung der architektonischen Elemen- 0 1 5 1:200 te sind eng verwoben mit ihrem Ort und seiner Ge- DAS SZENOGRAPHISCHE KONZEPT - 0 1 5 1:200 te sind eng verwoben mit ihrem Ort und seiner Ge- schichte sowie dem szenographischen Konzept des ARCHÄOLOGIE ERFAHRBAR MACHEN zipierten Erdfenster («Viewer») im Schulhof und um hend, erlauben sie im Bereich A und B den Einblick ZUGANG: SCHNITTSTELLE VON 0 1 schichte 5 sowie dem szenographischen Konzept des 0 1 5 1:200 Projektes. Gemeinsam mit der architektonischen Konzeption den unterirdisch liegenden Informations- und Gra- in den Grabungsraum. Die als schräge Rückseite GRABUNGSSTÄTTE UND RITTERGASSE 1:200 Projektes. Für den Pausenhof ergeben sich daraus folgende der neuen Archäologischen Informationsstelle «Ba- bungsraum. Ziel ist es bei der Vermittlung der Infor- ausgebildete Wallanlage dient der Visualisierung Die Informations- und Grabungsstätte erfährt mit der Vorteile: Die nutzbare Fläche des Pausenhofs bleibt sel, 80 v. Chr. Murus Gallicus – Der Keltenwall» wird mationen ein möglichst breites Personenspektrum zu und textlichen Vermittlung der spätkeltischen Befesti- Hinwendung der Zugangskörpers zur Rittergasse BESTEHENDE ERDFENSTER – RÜCKBAU weitgehend erhalten. Im Hof treten lediglich, schein- ein szenographisches Konzept vorgeschlagen, bei erreichen. So soll die Ausstellung 1 2 3nicht 4 nur5 im 6wis-7 gungsanlage und der Siedlung, sowie der Kontextu- den angestrebten Bezug zur Öffentlichkeit. Von dort UND INTEGRATION DER WÄNDE bar frei arrangierte Baukörper in Erscheinung. Zum dem die architektonischen Elemente zum integrati- senschaftlichen Kontext der Bodenforschung stehen, alisierung mit der heutigen Bebauung. Die Präsenta- erfolgt zu den Öffnungszeiten, und unabhängig vom Die Glasfenster der Archäologischen Informations- einen der «Erschliessungskörper» für den öffentli- ven Bestandteil des Ausstellungs- und Informations- sondern zugleich allen Schüler*innen und Besuchern tion wird mit Hilfe von Texten (wissenschaftliche bis Schulbetrieb, der Zugang in die Informationsstelle. stelle werden bis hin zur Betoneinfassung rückge- chen Zugang zum Ausstellungsbereich seitens der raumes werden. Dieser gliedert sich in die beiden mit Hilfe einer inklusiven Präsentationsform zugäng- leichte Sprache) in unterschiedlichen Schriftgrößen Informationen zur Grabungsstätte sowie Einblicke in baut. Die neuen Wände werden auf die vorhandenen Rittergasse. Zum anderen das große «Geschichts- unmittelbar im Zusammenhang stehenden Bereiche lich gemacht werden. inklusiv ausgeführt. Zusätzlich werden Zeichnungen die Informationsstelle sind permanent möglich. Im Be- aufgesetzt und weitergeführt. Ein minimaler Eingriff fenster» für den Blick auf die Grabungsstätte und die Schulhof und Grabungsraum, welche unabhängig und inklusive Vermittlungsstationen (haptische Mo- reich der Durchdringung der Zaunanlage wird deren in den bestehenden Grabungsbereich soll damit ge- Belichtung des unteren Raumbereichs sowie ein klei- voneinander besucht werden können, sich aber auch GESCHICHTSFENSTER IM SCHULHOF delle) in der schrägen Wand integriert. Die Präsen- Sandsteinsockel als „Sitzbalken“ um den Zugangs- währleistet sein. Die Oberfläche von Bestandswand ner Viewer über der Grabungsstätte im Bereich B. als Teil des architektonischen Rundgangs des Müns- tation soll neben der visuellen Darstellung auch spie- körper herumgeführt, der oberhalb der Grabungsstät- und neuer Wand werden farblich aufeinander abge- Die formale Ausbildung und Verortung der „Shed-Vie- Damit kann der nutzbare Pausenbereich mit Blick- terhügels verstehen. lerisch haptisch erfahrbar gemacht werden. Textliche te Besuchern und Schülern Aufenthalts- und Sitzge- stimmt wer“ folgt dem prinzipiellen Aufbau und Verlauf des möglichkeit auf die Grabungsstätten und dem Ange- Dabei handelt es sich zum einen um die neu kon- Erläuterungen werden zusätzlich in Brailleschrift an- legenheit bietet. «Keltenwalls». Auf der sogenannten «Berme» ste- gebracht. +3.15 +2.05 1750 - 1830 2021 1919 1417 1900 1946 1070 820 +0.25 +0.25 +0.04 +0.10 374 +-0.00 +0.00 300 200 80 v.Chr. -0.14 -0.14 -0.80 KELTISCHES LEBEN DER KELTENWALL -1.05 1 1 1 1 1 11 1 100 v.Chr. 2 2 2 2 2 2 2 2 3 34 4 5 6 5 36 4 5 6 3 4 5 6 -1.91 -2.27 -2.49 -2.49 Eingang Rittergasse I 1:50 1 PROLOG 2 3 4 5 6 7 1 2 ZEITSCHIICHTEN 3 4 5 6 7 1 2 3 MEDIENWAND 4 5 6 7 1 2 3 4 GRABUNG 5 6 7 0 1 5 1:50 0 1 5 1:200 0 1 5 1:200 Umgestaltung der archäologischen Informationsstelle „Murus Gallicus“ - ORBIS ALIUS m SStteeiinneettoorr .Chhrr.. NNeeuuzzeeiittlliicchheerr HHaaffnneerrooffeenn M UU RR UU SS GG AA LL LL II CC UU SS"" Müüllhhaauusseenn maattiioonnssssttaaddtt EEuurrooppaa .Chhrr.. EEiinnddeeuuttiiggee FFaabbrriikkssttaaddtt .Chhrr.. LLeettzzttee HHiinnrriicchhttuunngg aam .Chhrr.. SSttaaddttbbrraanndd vvoonn BBaasseell .Chhrr.. FFlluugghhaaffeenn BBaasseell--M .CHHrr EErrööffffnnuunngg ""M Rheingrenze der Rheingrenze .Chhrr.. RReeffoorrm maanniisscchhee BBaassiilliikkaa 11775500 -- 11883300 nn.C +3.15 .Chhrr.. KKaarroolliinnggiisscchhee AAuusssseennkkrryyppttaa Sicherung der 11990000 nn.C 11881199 nn.C 22001155 nn.C 11994466 nn.C 11441177 nn.C zur Sicherung 22002211nn.C .Chhrr.. RRoom Festlegung zur Römische Festlegung 11007700 nn.C maauueerr m -- Römische +3.15 mffaassssuunnggssm 882200 nn.C meennttuum miisscchhee UUm Muurruuss GGaalllliiccuuss -- DDeerr KKeelltteennwwaallll miisscchhee KKeelllleerr +2.05 Muunniim +0.25 +0.10 +0.04 +-0.00 .Chhrr.. M .Chhrr.. RRööm Rittergasse Eingang .Chhrr.. RRööm 337744 nn.C 1750 - 1830 -0.14 330000 nn.C 2021 1919 1417 1900 1946 1070 220000 nn.C -1.05 820 +0.25 +0.25 .Chhrr.. M +0.04 +0.10 374 +-0.00 +0.00 300 8800 vv.C 200 -1.91 80 v.Chr. -0.14 -0.14 -2.49 -0.80 -1.05 100 v.Chr. WC Besucher Lagerraum Zeitschichten .Chhrr.. 10000 v.Chr. vv.C -1.91 1100 -2.27 -2.49 -2.49 Ausstellung Murus Gallicus Fassadenschnitt Eingang I 1:20 1 1 2 2 3 4 5 6 1 1 2 1 2 1 3 4 5 6 2 2 Eingang Ausstellung Rittergasse 3 4 5 6 AUSSTELLUNG UND GRABUNG künstlichem Licht gleichmäßig ausgeleuchtet. 1 1 2 Die3 4 5 6VITRINE 7 – ZEITMATERIAL ARCHIVIEREN MEHR LICHT – BELEUCHTUNG 1 Lichtsteuerung passt sich den tages- und jahreszeit- 2 Gegenüber der Grabungsstätte ist in der Treppen- Die Treppe- und die 2Grabungsräume werden durch lichen Lichtverhältnissen an. 3 eine großformatige Vitrine wand 4 integriert, die mit 5 6 die Kombination von natürlichem und künstlichem 1 PROLOG 2 3 4 –5 EINGANGSBEREICH 6 7 LED Bändern gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Sie Licht illuminiert. Je nach tages- oder jahreszeitlicher Die Informations- + Grabungsstätte ist über einen1 2 3 MEDIENWAND 4 5 6 7 – INTERAKTION dient der Archivierung der Funde, der Dokumenta- Situation passt sich die Ausleuchtung sukzessive 1 großzügigen Eingangsbereich seitens der Rittergas- 1 Die Besucher werden beim Betreten der Ausstellung 1 tion von Zeitmaterial und textlichen 1Erläuterungen. den Gegebenheiten an. Eine optimale Ausleuchtung se2 zugänglich. Der Eingangsbereich vor der Treppe 2 zu einer «interaktiven Medienwand»2 geführt. Ein in 2 kann mit den bis zu 2000 Lux hellen LED Leuchtmit- 3 steht der Öffentlichkeit 4 als permanente Informati- 5 großformatiger der Wand 3integrierter 6 und 41 hochauflö- 2 3 4 5 6 7EPILOG 5 – NACHRICHTENTICKER 6 teln sichergestellt werden. Das Raumlicht, das Licht onsstelle zur Verfügung. Anhand textlicher Erläute- sender Monitor dient sowohl der Vermittlung archäo- Beim Verlassen der Ausstellung passiert der Besu- der Treppe, das Licht der Vitrine, sowie des Monitors rungen und graphischer Darstellungen werden hier logischer Informationen als auch der Präsentation cher einen in der Treppenwand installierten Monitor, passen sich gegenseitig an, so dass je nach Nut- erste Einblicke in die Ausstellung vermittelt. von Vorträgen und Filmmaterial. der den aktuellen Forschungsstand dokumentiert. zung keine gegenseitige Störung der jeweils im Fo- Dieser wird kontinuierlich aktualisiert. Zusätzlich kus stehenden Elemente besteht (Grabungsführung 1 2 ZEITSCHICHTEN 3 4 5 6 7 DURCHDRINGEN 1 2 3 4 GRABUNG 5 6 7 wird auf weitere archäologische Infostellen hinge- versus Vortrag). Bezogen auf eine energetische Op- Der Informationsraum ist von 8:00 bis 18:00 Uhr Im Zentrum der Ausstellung steht die Grabung. Die wiesen. timierung der Lichttechnik, wird mit einer präsenzab- öffentlich zugänglich und außerhalb der Besuchs- Besucher stehen der Grabung zugewandt auf der hängigen Steuerung das Licht geregelt, so dass bis zeiten mit einer Glastür verschlossen. Er wird über «Berme». Die Ausleuchtung wird mit dem über der CORPORATE DESIGN zu 90 Prozent Einsparungen im jährlichen Energie- eine gradläufige Treppe erreicht (Barrierefreiheit ist Grabung liegenden großformatigen Erdfenster weit- Mit dem Corporate Design der graphischen verbrauch erreicht werden können. mit einem Treppenlift herstellbar). An den Wänden gehend natürlich ausgeleuchtet. In Ergänzung dazu Gestaltung, sowie dessen Text- und Schriftbild, des Treppenhauses werden in vertikaler Gliederung werden verdeckte und regulierbare LED Lichtbänder wird das bestehende System der Archäologischen zeitgeschichtliche Zusammenhänge dargestellt und dem Tageslicht nachgeführt, womit eine über den Ta- Bodenforschung aufgegriffen und auf ein inklusives für den Besucher beim Hinuntergehen erfahrbar ge- ges- und Jahresverlauf kontinuierliche, gleichförmi- und kohärentes Gesamtsystem übertragen. macht. Das Treppenhaus ist hell und blendfrei mit ge und blendfreie Ausleuchtung gewährleistet wird. +3.15 +0.25 +0.10 +0.04 +-0.00 -0.14 -1.05 DER KELTENWALL 1 1 1 1 1 1 1 1 KELTISCHES LEBEN 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3 4 3 5 4 6 3 5 6 4 3 54 6 3 5 6 4 3 5 6 4 5 6 -1.91 -2.49 Ausgang I 1:50 1 2 3 4 GRABUNG 5 6 7 1 2 3 4 WANDSCHICHTEN 5 6 7 1 2 3 4 5 VITRINE 6 7 1 2 3 4 5 6 EPILOG 7 1 2 ZEITSCHIICHTEN 3 4 5 6 7 1 PROLOG 2 3 4 5 6 7 0 1 5 1:50 0 1 5 1:200 0 1 5 1:200 19
Rangierte Projekte Projekt 05 2.Rang/2.Preis Oppidum Architektur (federführend) Rahbaran Hürzeler Architekten Hebelstrasse 81, 4056 Basel Shadi Rahbaran, Ursula Hürzeler, Eleonora Minchio Szenografie / Visuelle Gestalter WEISSWERT Leimenstrasse 29, 4051 Basel Claire Morin, Matthias Indermaur 20 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
Oppidum Beurteilung Das Projekt OPPIDUM präsentiert sich dem Betrachter als Ausgrabungsbereich geführt wird. Deren vertikale Absen- bewusst gesetztes Denkmal einer vergangenen Zivilisation. kung ermöglicht es einerseits, die Funde aus der Nähe zu Auf den Umrissen der Erdfenster von Petruschka und Han- betrachten, verweist aber andererseits auf das ursprüng- nes Vogel aufsetzend, wird der Verlauf des Murus Gallicus liche Niveau der früheren Umgebung, und macht dadurch im Hof des Rittergasse-Schulhauses mit zwei formal iden- die effektive Höhe des Walls erlebbar. tischen baulichen Interventionen nachgebildet. Dadurch spannt sich der historische Keltenwall virtuell über die ge- Den Verfassenden des Beitrags gelingt es auf unmittelba- samte Tiefe des Schulhofs und verbindet die auseinander- re und sehr direkte Art und Weise, eine Verbindlichkeit her- liegenden Fundorte. Aus der Grundstruktur einer linearen zustellen und eine konkrete Stellungnahme abzugeben. Komposition erfolgt als konstruktive Umsetzung eine hoch Ähnlich wie das Vorgängerprojekt aus den 90er-Jahren aufragende, längsseitig geschlossene Dreiecksform, wel- wird auch hier ein niederschwelliger Zugang zum Fundort che neben der primären Anforderung eines archäologischen und seiner Geschichte postuliert. Schon aus weiter Entfer- Schutzbaus und Vermittlungsorts die vermuteten Dimen- nung wird durch die Höhe des Schutzbaus und dessen rot sionen des Walls versinnbildlichen soll. Dank den seitlich pigmentierten Sichtbeton Interesse und Neugier geweckt. offenen Abschnitten können die Funde durch vollflächig ein- Eine weiterführende Auseinandersetzung darf erfolgen, ist gesetzte Verglasungen eingesehen werden, wobei als we- jedoch nicht Voraussetzung; fast plakativ und nicht minder sentliches Element der Erlebbarkeit eine diagonal durch- physisch vereinnahmend wird auf den Murus Gallicus als schneidende Brückenkonstruktion in den strassenseitigen historisches Ereignis verwiesen. 21
Rangierte Projekte 2.Rang/2.Preis Sosehr man die Präzision und Konzentration des Eingriffs Der in seinem Grundgedanken positiv bewertete nieder- in Verbindung mit der einfachen Erfassbarkeit über das schwellige Zugang behindert in letzter Konsequenz eine ver- Bildhafte als positiv und anerkennend beurteilen will, wirft tiefende Auseinandersetzung, die Inszenierung ist statisch dieser Zugang doch bezüglich Masstäblichkeit und szeno- und bietet wenig Potenzial für Entwicklung. Die räumliche grafischer Qualität Fragen auf. Obwohl aus historischer Trennung von Infowand, Objektvitrinen und Einblick in die Sicht die Anlage in ihrer grundrisslichen Auslegung als Ausgrabung verlangt eine Übersetzungsleistung, welche im nachvollziehbar und spannungsvoll erscheint, wirkt die resultierenden Abstand anspruchsvoll erscheint. überhöhte Sprache einer kulturellen Gedenkstätte städte- Trotz des baulichen Aufwands müssen zusätzliche virtu- baulich fremd. elle Mittel wie Stereoskope oder Periskope und Umlenk- Die scharfkantige und spitz zulaufende Objektform ist spiegel eingesetzt werden. Gleichzeitig limitiert die schmale historisch nicht belegbar und impliziert eine Ausbildung des Plattform ohne behindertengängige Ausbildung und Wet- Walls, wie es ihn so nicht gegeben hat. Auch wenn die ur- terschutz begleitete Gruppenführungen mit entsprechen- sprüngliche Bedeutung eines Schutzwalls in seiner Stabili- der Personenzahl. tät und Höhe als Mittel der Abwehr von Feinden lag, beein- trächtigt die im Projekt vorgeschlagene Mächtigkeit und Die Eignung in funktionaler und sicherheitstechnischer Hin- Dimensionierung sowohl das Gesamtbild des Schulhauses sicht als Bestandteil der Schulhofs ist gegeben, die Bau- und seines Hofraums als auch jenes der denkmalgeschütz- form und die konstruktive Ausbildung weisen kein erkenn- ten Bauten der Schutzzone. Der wünschenswerte Dialog bares Gefahrenpotenzial für spielende Kinder auf. Dank der entwickelt sich zu einer Konkurrenz zwischen Archäologie einfachen Grunddisposition der Anlage und dem Verwen- und Architektur und vermag die Disziplinen nicht zu verei- den bestehender Fundationen darf der Beitrag in Erstellung nen. und Unterhalt als grundsätzlich wirtschaftlich bezeichnet werden. Zusammenfassend handelt es sich um einen wert- Die szenografische Vermittlung bleibt in diesem Umfeld vollen Projektbeitrag, der an einer überzeichneten Symbo- fragmentarisch und folgt keiner erkennbaren Dramaturgie. lik und szenografischen Schwächen scheitert. Oppidum Basel, 80 v. Chr. Murus Gallicus - Der Keltenwall F A B E D C EIN DENKMAL SETZEN G Eingang Rittergasse mit Blick auf das Münster und Schulhaus SITUATION 1:200 1:500 MÜNSTERHÜGEL: INTERVENTION: REFERENZ: DURCHBLICK: DURCHGANG: UMGANG: Überlagerung des keltischen Schutzwalls Die Schutzdächer zeichnen den Verlauf Die Dächer beziehen sich in Höhe und Visuelle Verbindung der drei Elemente Durchschreiten des Schutzwalls und Freie Bewegung und individuelles Ent- 1:50 mit heutiger Bebauungsstruktur. des keltischen Walls und Grabens nach. Ausrichtung auf den keltischen Wall. und Sichtbarkeit von Aussen. Erlebbarkeit der ursprünglichen Höhe. decken der Ausgrabungsstätte. 1:200 1:20 A Signaletik B Neuer Eingang 1:100 C Infowand, Vitrine und Sitzbank 1:1000 D Modell E Schutzdach A mit Stereoskopen Die äussere Gestalt der Ausgrabungsstätte setzt bewusst Wo genau stand die keltische Mauer? Wie hoch war die Mauer? Wie war sie konstruiert? F Passage zu Ausgrabung Auf welcher Seite lag die Siedlung? Wo befanden sich die Breme und der Graben? ein Zeichen; schon von Weitem erwecken die neuen G Schutzdach B mit Periskop Elemente Aufmerksamkeit und Neugierde. Hier steht ein Über einen eigenen Zugang tritt der Besucher direkt auf die Stät- Im Zentrum der Ausstellung steht die Fundstelle selbst, gut ge- Denkmal für die wechselvolle Geschichte Basels die te der ehemalige Wehranlage zu; Ausrichtung und Dimension des schützt unter rätselhaft geformten Dächern wartet sie darauf Walls sind umgehend erfassbar. Der Besucher bewegt sich frei entdeckt zu werden. Die Besucher steigen in kleinen Gruppen zu bis zu den Kelten und ihrem Schutzwall – dem Murus auf dem Gelände, um und durch die Schutzdächer hindurch und den Funden hinab um sie aus der Nähe zu betrachten und die Gallicus – zurückreicht. Wie Fragmente einer durchgehen- entdeckt im eigenen Tempo die Zeugnisse der Geschichte in den Höhe des Walls zu erleben. Oder sie umkreisen die Bauten und freigelegten Schichten der Ausgrabungsstätte. Direkt beim Zu- versuchen sich die Längenausdehnung und den Verlauf des Walls den Mauer stehen die erdfarbenen Betonscheiben gang an der Rittergasse konzentrieren sich alle Informationen; in durch das gedankliche Aneinanderreihen der Fragmente vor- auf dem Münsterhügel und erzeugen in ihrer archaischen einem offenen Bereich mit Sitzmöglichkeiten erfahren hier Grup- zustellen. Auch bei der näheren Betrachtung der Schutzbauten pen und Einzelpersonen die für das Verständnis notwendigen selbst warten viele anspruchsvolle Entdeckungen; in der Wand Einfachheit einen Bezug zu der einst hier verlaufenden Grundlagen über die Ausgrabungsstätte. Ein physisches Modell sind Öffnungen eingelassen und beim Blick in diese Gucklöcher Grenze. Hier verlief der Keltenwall als Trennung von Innen und eine Infowand helfen der schnellen Orientierung, in einem di- erscheinen Bilder einer lange vergangenen Zeit - vom Bau der gitalen Archiv lässt sich das erworbene Wissen individuell vertie- keltischen Siedlung und ihrer Befestigungsanlage über ihren Zer- und Aussen, inter und extra muros, Siedlung und Wildnis, fen. Fundstücke in einer Vitrine erzählen ihre eigene Geschichte fall bis hin zu ihrer Wiederentdeckung im Zuge der archäologi- Freund und Feind... über den Ort. schen Ausgrabungen. ANSICHT 1:200 Oppidum 1 /3 22 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Umgestaltung der Archäologischen Informationsstelle «Murus Gallicus» /Juli 2020
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