Quartalsheft 2 / 2019 Juni - Swiss National Bank
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Quartalsheft 2 / 2019 Juni
Quartalsheft 2 / 2019 Juni 37. Jahrgang 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 1 18.06.2019 13:53:35
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Inhalt Seite Bericht über die Geldpolitik 4 1 Geldpolitischer Entscheid vom 13. Juni 2019 5 Geldpolitisches Konzept der SNB 6 2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen 7 3 Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 13 4 Preise und Inflationserwartungen 18 5 Monetäre Entwicklung 21 Konjunktursignale 28 Geld- und währungspolitische Chronik 34 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 3 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 3 18.06.2019 13:53:35
Bericht über die Geldpolitik Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom Juni 2019 Der Bericht beschreibt die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung und erläutert die Inflationsprognose. Er zeigt, wie die SNB die Wirtschaftslage beurteilt und welche Konse- quenzen sie daraus für die Geldpolitik ableitet. Der erste Teil («Geldpolitischer Entscheid vom 13. Juni 2019») ist der im Anschluss an die Lagebeurteilung abgegebenen Medien mitteilung entnommen. Dieser Bericht berücksichtigt Daten und Informationen, die bis zum 13. Juni 2019 bekannt wurden. Alle Veränderungsraten gegenüber der Vorperiode beruhen – falls nichts anderes ange- geben wird – auf saisonbereinigten Daten und sind auf ein Jahr hochgerechnet. Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 4 18.06.2019 13:53:35
1 Zinssatzes über die ganze Prognosedauer von drei Jahren. Bisher wurde hierfür der 3M-Libor benutzt. Weil die Geldpolitischer Entscheid Prognose aktuell erstmals über das Ende von 2021 hinaus reicht, stellt die Einführung des SNB-Leitzinses sicher, vom 13. Juni 2019 dass sie für den gesamten Prognosezeitraum auf dem glei chen Zins beruht. Die expansive Geldpolitik ist vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Preis- und Konjunkturentwicklung weiter hin notwendig. Der Franken ist handelsgewichtet etwas stärker als im März und bleibt hoch bewertet. Die Lage am Nationalbank behält expansive Geldpolitik unverändert Devisenmarkt zeigt sich nach wie vor fragil. Der Negativ bei und führt SNB-Leitzins ein zins sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devi Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihre senmarkt zu intervenieren, sind unverändert notwendig, Geldpolitik unverändert expansiv. Dadurch stabilisiert sie um die Attraktivität von Anlagen in Franken tief zu halten die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschafts und damit den Druck auf den Franken zu verringern. aktivität. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB beträgt nach wie vor – 0,75%. Die SNB bleibt bei Bedarf am Die neue bedingte Inflationsprognose liegt für die kom Devisenmarkt aktiv, wobei sie die gesamte Währungs menden Quartale leicht höher als noch im März (Grafik 1.1). situation berücksichtigt. Dies ist vor allem auf einen Anstieg der Preise für Importgüter zurückzuführen. In der längeren Frist ist die Die SNB führt neu den SNB-Leitzins ein. Sie wird fortan Inflationsprognose nahezu unverändert. Für 2019 liegt die geldpolitischen Entscheide durch die Festlegung sie mit 0,6% höher als die im letzten Quartal prognostizier der Höhe des SNB-Leitzinses treffen und kommunizieren. ten 0,3% (Tabelle 1.1). Für 2020 erwartet die SNB eine Er ersetzt das bisherige Zielband für den Dreimonats- Inflation von 0,7%, verglichen mit 0,6% im Vorquartal. Libor (3M-Libor) und beträgt aktuell – 0,75%. Die Geld Die Inflation liegt für 2021 bei 1,1% und damit 0,1 Prozent- politik bleibt damit unverändert expansiv. Der Zins auf punkte tiefer als im Vorquartal. Die bedingte Inflations Sichteinlagen der Banken bei der SNB entspricht zurzeit prognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins dem SNB-Leitzins und beträgt weiterhin – 0,75%. Die über den gesamten Prognosezeitraum bei – 0,75% bleibt. SNB strebt an, die kurzfristigen besicherten Geldmarkt zinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten. Die Weltwirtschaft sendet weiterhin uneinheitliche Sig Der heute aussagekräftigste kurzfristige Geldmarktzins nale aus. Zwar belebte sich das BIP-Wachstum im ersten satz ist der SARON, der sich auch als Referenzzinssatz Quartal, und sämtliche grossen Volkswirtschaften ver für Finanzprodukte etabliert. zeichneten ein überdurchschnittliches Wachstum. Gleich wohl neigte die Produktion in der verarbeitenden Industrie Der Grund für die Einführung des SNB-Leitzinses ist, dass vielerorts nach wie vor zur Schwäche. In ihrem Basis die Zukunft des Libors nicht gesichert ist. Die britische szenario für die Weltwirtschaft geht die SNB davon aus, Finanzmarktaufsicht wird das Bestehen des Libors nur bis dass sich das Wachstum in den kommenden Quartalen Ende 2021 durchsetzen. Die bedingte Inflationsprognose im Rahmen des Potenzials entwickeln wird. Stützend wir der SNB beruht auf der Annahme eines unveränderten ken in den Industrieländern die expansive Geldpolitik Grafik 1.1 bedingte inflationsprognose juni 2019 Veränderung des Landesindexes der Konsumentenpreise gegenüber Vorjahr in Prozent 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Inflation Prognose Juni 2019, Prognose März 2019, SNB-Leitzins –0,75% Libor –0,75% Quellen: BFS, SNB Quartalsheft 2 / 2019 Juni 5 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 5 18.06.2019 13:53:35
und in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Der Infla Szenario bleiben, ähnlich wie beim Szenario für die Welt tionsdruck dürfte voraussichtlich moderat bleiben. Die wirtschaft, nach unten gerichtet. Insbesondere würde Risiken gegenüber diesem Basisszenario sind nach wie sich eine unerwartet starke Abschwächung der internatio vor abwärts gerichtet. Allerdings sind sie ausgeprägter nalen Wirtschaft rasch auf die Schweiz übertragen. als an der letzten Lagebeurteilung. Im Vordergrund stehen dabei politische Unsicherheiten sowie die handelspoli Am Hypothekar- und Immobilienmarkt bleiben die tischen Spannungen, welche zu erneuten Turbulenzen an Ungleichgewichte bestehen. Sowohl die Hypothekar den Finanzmärkten führen und die Stimmung der Wirt kredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und schaftsakteure weiter eintrüben könnten. Eigentumswohnungen stiegen in den letzten Quartalen weiter leicht an, während die Preise für Wohnrendite Auch in der Schweiz belebte sich die Wirtschaftsdynamik liegenschaften etwas sanken. Trotzdem besteht besonders zu Beginn des Jahres. Das BIP nahm im ersten Quartal in diesem Segment aufgrund der starken Preiszunahme gemäss erster Schätzung um 2,3% zu. Der Arbeitsmarkt der vergangenen Jahre und der steigenden Leerstände die entwickelte sich ebenfalls positiv. Insgesamt waren die Gefahr einer Korrektur. Die SNB beobachtet die Ent Produktionskapazitäten der Schweizer Wirtschaft gut aus wicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt wei gelastet. Die Konjunkturindikatoren deuten auf eine terhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der anti weiterhin günstige Dynamik hin. Vor diesem Hintergrund zyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss. rechnet die SNB für 2019 unverändert mit einem Wirt schaftswachstum von rund 1,5%. Die Risiken für dieses Geldpolitisches Konzept der SNB Gleichzeitig lässt sie zu, dass die Teuerung im Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den gesetz- Konjunkturzyklus etwas schwankt. Zweitens fasst die lichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten SNB ihre Beurteilung der Lage und des geldpolitischen und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung Handlungsbedarfs vierteljährlich in einer Inflations zu tragen. prognose zusammen. Diese Prognose zeigt unter der Annahme eines konstanten kurzfristigen Zinssatzes Die Umsetzung dieses Auftrags hat die SNB in einem die von der SNB erwartete LIK-Entwicklung über die dreiteiligen geldpolitischen Konzept präzisiert. Erstens nachfolgenden drei Jahre. Drittens legt die SNB den versteht die SNB unter Preisstabilität einen Anstieg des SNB-Leitzins fest. Dieser ersetzt seit Juni 2019 das Landesindexes der Konsumentenpreise (LIK) von weniger bisherige Zielband für den Dreimonats-Libor. Die SNB als 2% pro Jahr. Damit berücksichtigt sie die Tatsache, strebt an, die besicherten kurzfristigen Geldmarkt dass der LIK die effektive Teuerung leicht überzeichnet. zinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten. Tabelle 1.1 beobachtete inflation juni 2019 2016 2017 2018 2019 2016 2017 2018 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Inflation – 1,0 – 0,4 – 0,2 – 0,2 0,5 0,4 0,5 0,8 0,7 1,0 1,1 0,9 0,6 – 0,4 0,5 0,9 Quelle: BFS bedingte inflationsprognose juni 2019 2019 2020 2021 2022 2019 2020 2021 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Prognose März 2019, Libor – 0,75% 0,6 0,3 0,1 0,2 0,4 0,5 0,7 0,8 0,9 1,1 1,3 1,5 0,3 0,6 1,2 Prognose Juni 2019, SNB-Leitzins – 0,75% 0,6 0,5 0,5 0,7 0,7 0,7 0,8 0,9 1,0 1,2 1,4 1,5 0,6 0,7 1,1 Quelle: SNB 6 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 6 18.06.2019 13:53:36
2 Grafik 2.1 Weltwirtschaftliche globaler warenhandel Durchschnitt des abgebildeten Zeitraums = 100 Rahmenbedingungen Index 120 115 110 105 100 95 90 Die globalen Konjunktursignale sind weiterhin uneinheit 85 lich. Das weltwirtschaftliche BIP-Wachstum belebte 80 sich im ersten Quartal zwar wie erwartet, und sämtliche grossen Volkswirtschaften verzeichneten ein überdurch 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 schnittliches Wachstum. Gleichwohl neigte die Produktion Welt Aufstrebende Länder in der verarbeitenden Industrie vielerorts weiterhin zur Industrieländer Schwäche, was mit gedämpften Investitionsausgaben und Quellen: CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), Thomson einem Rückgang des globalen Warenhandels einherging Reuters Datastream (Grafik 2.1). An den Arbeitsmärkten blieben die Signale insgesamt positiv. Die Zahl der Beschäftigten in den Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit bildete sich weiter zurück. In ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft geht die SNB davon aus, dass sich das Wachstum in den kommen den Quartalen im Rahmen des Potenzials entwickelt. Stützend wirken in den Industrieländern die expansive Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeitsmarkt sowie in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Der Infla tionsdruck dürfte voraussichtlich moderat bleiben. Die Risiken gegenüber diesem Basisszenario bleiben nach unten gerichtet. Allerdings sind sie ausgeprägter als an der letzten Lagebeurteilung. Im Vordergrund stehen dabei politische Unsicherheiten sowie die handelspolitischen Spannungen, die zu erneuten Turbulenzen an den Finanz märkten führen und die Stimmung der Wirtschaftsakteure weiter eintrüben könnten. Tabelle 2.1 weltwirtschaftliches basisszenario Szenario 2015 2016 2017 2018 2019 2020 BIP, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent Global 1 3,5 3,4 3,9 3,9 3,7 3,7 USA 2,9 1,6 2,2 2,9 2,6 2,1 Eurozone 2,0 1,9 2,5 1,9 1,2 1,4 Japan 1,3 0,6 1,9 0,8 0,8 0,4 Erdölpreis in USD pro Fass 52,5 43,8 54,3 71,0 69,7 72,0 1 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (USA, Eurozone, Grossbritannien, Japan, China, Südkorea, Indien, Brasilien und Russland). Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 2 / 2019 Juni 7 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 7 18.06.2019 13:53:36
Grafik 2.2 Den Prognosen der Nationalbank für die Weltwirtschaft liegen Annahmen zum Erdölpreis und zum Euro-Dollar- aktienmärkte Wechselkurs zugrunde. Für Erdöl der Sorte Brent unter Index Index stellt die SNB einen Preis von 72 US-Dollar pro Fass, was 140 45 10 US-Dollar über dem Niveau im Basisszenario vom 130 40 März liegt. Für den Eurokurs in US-Dollar unterstellt die 120 35 SNB mit 1.12 einen etwas stärkeren Dollar. Beides ent spricht einem 20-Tage-Durchschnitt zum Erstellungs 110 30 zeitpunkt des aktuellen Basisszenarios. 100 25 90 20 INTERNATIONALE FINANZ- UND ROHWARENMÄRKTE 80 15 70 10 Die Entwicklungen an den Finanzmärkten seit Mitte März 60 5 waren durch die jüngste Verschärfung des Handelskon 2015 2016 2017 2018 2019 flikts zwischen den USA und China geprägt. Diese führte dazu, dass sich die Stimmung an den Finanzmärkten seit MSCI World (linke Skala; Periodenbeginn = 100) Anfang Mai eintrübte. Auch die Unsicherheit nahm zu. Implizite Volatilität (VIX) (rechte Skala) Entsprechend erhöhte sich die aus Optionspreisen gemes Quelle: Thomson Reuters Datastream sene erwartete Volatilität von US-Aktien (VIX); sie blieb aber geringer als Ende letzten Jahres (Grafik 2.2). Grafik 2.3 Die Aktienmärkte setzten ihre Aufwärtsbewegung internationale langfristzinsen zunächst fort, korrigierten aber im Mai aufgrund der han 10-jährige Staatspapiere delspolitischen Spannungen. Der globale Aktienpreis index MSCI World lag Mitte Juni wieder etwa auf dem % Stand von Mitte März. 3,5 3,0 Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den Industrie 2,5 ländern gingen mehrheitlich zurück. In Italien tendierten 2,0 sie allerdings seitwärts, womit sich die Renditedifferenz 1,5 zu anderen EU-Staaten nochmals leicht ausweitete 1,0 (Grafik 2.3 und 2.4). 0,5 Der japanische Yen wertete sich auf handelsgewichteter 0,0 Basis auf. Auch der US-Dollar gewann handelsgewichtet –0,5 etwas an Wert, während der Euro seitwärts tendierte und 2015 2016 2017 2018 2019 das britische Pfund an Wert verlor (Grafik 2.5). Unter dem USA Japan Deutschland Einfluss der handelspolitischen Spannungen wertete Quelle: Thomson Reuters Datastream sich der chinesische Renminbi gegenüber dem US-Dollar zuletzt wieder ab, nachdem er sich von seinem Tiefpunkt Ende letzten Jahres graduell erholt hatte. Grafik 2.4 europäische langfristzinsen 10-jährige Staatspapiere % 5 4 3 2 1 0 –1 2015 2016 2017 2018 2019 Deutschland Italien Portugal Frankreich Spanien Quelle: Thomson Reuters Datastream 8 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 8 18.06.2019 13:53:41
Der Erdölpreis erhöhte sich in der Berichtsperiode zunächst Grafik 2.5 weiter. Preissteigernd wirkten ein fortgesetzter Rück gang der OPEC-Produktion sowie verschärfte Sanktions wechselkurse Handelsgewichtet drohungen der USA gegenüber Abnehmerländern von iranischem Öl. Ab Mitte Mai führte die Verschärfung der Index, Periodenbeginn = 100 handelspolitischen Spannungen jedoch dazu, dass der 130 Ölpreis stark fiel. Die Preise für Industriemetalle lagen Mitte Juni ebenfalls tiefer als drei Monate zuvor 120 (Grafik 2.6). 110 USA 100 Die US-Wirtschaft wuchs im erstem Quartal mit 3,1% 90 deutlich stärker als im Vorquartal (Grafik 2.7). Dies war jedoch vor allem auf volatile Komponenten wie die Lager 80 zurückzuführen. Die inländische Endnachfrage verlor 2015 2016 2017 2018 2019 vorübergehend an Schwung, teilweise infolge der Unsi USD JPY EUR GBP cherheit im Zusammenhang mit der erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt Quelle: Thomson Reuters Datastream nach wie vor günstig: Der Beschäftigungsaufbau setzte sich fort, und die Arbeitslosenquote sank im Mai auf 3,6%. Grafik 2.6 Der Wachstumsausblick für die USA bleibt positiv. Die rohwarenpreise Indikatoren deuten insgesamt auf eine anziehende Binnen nachfrage hin. In der Industrie bleibt die Aktivität aller Index, Periodenbeginn = 100 USD/Fass dings verhalten. Die SNB rechnet mit einem Wachstum 130 90 von 2,6% für 2019 und von 2,1% für 2020 (Tabelle 2.1). 120 80 110 70 Mit der Erholung der Energiepreise stieg die am Konsu 100 60 mentenpreisindex gemessene Jahresteuerung im Mai auf 1,8% (Grafik 2.11), während die Kernteuerung leicht 90 50 auf 2,0% nachliess (Grafik 2.12). Die am Konsumdeflator 80 40 gemessene Kernteuerung lag im April mit 1,6% unter dem 70 30 Zielwert der Federal Reserve (Fed), was teilweise auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen war. Die mittel 60 20 fristigen Inflationserwartungen der privaten Haushalte 2015 2016 2017 2018 2019 blieben jedoch stabil. Rohwaren Erdöl: Brent (rechte Skala) Industriemetalle Die Fed hielt ihr Zielband für den Leitzins im Mai unver Quelle: Thomson Reuters Datastream ändert bei 2,25% – 2,5% (Grafik 2.13). Sie signalisierte in Bezug auf künftige Leitzinsanpassungen weiterhin eine längere Pause. Grafik 2.7 reales bip: industrieländer Veränderung gegenüber Vorperiode % 6 5 4 3 2 1 0 –1 –2 –3 2015 2016 2017 2018 2019 USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 2 / 2019 Juni 9 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 9 18.06.2019 13:53:45
Grafik 2.8 EUROZONE reales bip: aufstrebende länder In der Eurozone belebte sich das BIP-Wachstum im ersten Veränderung gegenüber Vorperiode Quartal und übertraf mit 1,6% das geschätzte Potenzial % % leicht (Grafik 2.7). Die Belebung war v.a. durch Deutsch 15 7,5 land getrieben, und in Italien legte das BIP erstmals seit 10 7,0 einem Jahr wieder zu. Sonderfaktoren, die das Wachstum im zweiten Halbjahr 2018 belastet hatten, u.a. die Produk 5 6,5 tionsausfälle in der deutschen Industrie sowie die Proteste in Frankreich, fielen weg und führten im ersten Quartal 0 6,0 zu einer Gegenbewegung. Zudem wuchs die Bautätigkeit –5 5,5 wetterbedingt kräftig. Der private Konsum und die Bruttoanlageinvestitionen blieben robust. Die Arbeitslosen –10 5,0 quote sank weiter und lag mit 7,6% im April nahe am 2015 2016 2017 2018 2019 tiefsten Wert seit Beginn der Eurozone 1999 (7,3%). Indien 1 Russland Brasilien China 1 (rechte Skala) Nach dem etwas stärkeren Wachstum im ersten Quartal 1 Saisonbereinigung: SNB. dürfte sich die Konjunktur gemäss den Signalen aus Quellen: CEIC, Thomson Reuters Datastream den Unternehmensumfragen zunächst bescheiden weiter entwickeln. Insbesondere in der Industrie bleiben die Erwartungen in Bezug auf die Exporte verhalten. Die SNB Grafik 2.9 geht jedoch davon aus, dass sich das Wachstum, gestützt einkaufsmanager-indizes industrie durch die günstigen Finanzierungsbedingungen und eine robuste Entwicklung der Haushaltseinkommen, im Index weiteren Jahresverlauf allmählich festigt. Die SNB belässt 62 ihre Wachstumsprognose für die Eurozone nahezu unver 60 ändert; für 2019 liegt diese bei 1,2% und für 2020 bei 1,4% 58 (Tabelle 2.1). Der Wachstumsausblick wird nach wie vor von Risiken begleitet. Dazu zählen politische Unwäg 56 barkeiten in Italien, Unsicherheiten im Zusammenhang 54 mit internationalen Handelskonflikten sowie die Ausge 52 staltung der zukünftigen Beziehungen zwischen der EU 50 und Grossbritannien. 48 Die Konsumentenpreisinflation in der Eurozone bewegte 46 sich in den letzten Monaten, abgesehen von kurzfristigen 2015 2016 2017 2018 2019 Schwankungen um Ostern, nur wenig. Im Mai lag die USA Japan Eurozone China Jahresteuerungsrate bei 1,2% (Grafik 2.11). Die Kern Quellen: Institute for Supply Management (ISM), Markit Economics Limited teuerung schwankte – wie schon seit einigen Jahren – um 1,0% (Grafik 2.12). Grafik 2.10 Die EZB beliess die Leitzinsen unverändert. Sie beabsich tigt jedoch nun, diese bis mindestens über die erste Jahres arbeitslosenquoten hälfte 2020, statt wie bisher bis mindestens Ende 2019, auf % ihrem aktuellen Niveau zu belassen. Die im Rahmen des 14 Wertschriftenkaufprogramms erworbenen Wertschriften will sie für längere Zeit bei Fälligkeit reinvestieren. 12 10 8 6 4 2 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream 10 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 10 18.06.2019 13:53:45
JAPAN Grafik 2.11 konsumentenpreise In Japan wuchs das BIP im ersten Quartal um 2,2% Veränderung gegenüber Vorjahr (Grafik 2.7). Das Wachstum spiegelte hauptsächlich einen positiven Aussenbeitrag wider, kaschierte jedoch eine % schwache Entwicklung in der Industrie, die mit einem 3,0 Rückgang der Exporte, insbesondere nach Asien, ein 2,5 herging. Auch die Binnennachfrage verlor vorübergehend 2,0 etwas an Schwung. 1,5 1,0 Die Industrieaktivität dürfte gemäss den zuletzt wieder 0,5 etwas positiveren Signalen aus der Exportindustrie allmählich wieder anziehen. Günstige Finanzierungsbe 0,0 dingungen, eine solide Einkommensentwicklung sowie –0,5 Investitionen in Infrastruktur und Tourismus im Hinblick –1,0 auf die Olympischen Spiele in Tokio im Jahr 2020 2015 2016 2017 2018 2019 dürften die japanische Wirtschaft weiterhin stützen. Kon USA Japan Eurozone China junkturmassnahmen im Umfang von 1% des BIP, darunter Quelle: Thomson Reuters Datastream Infrastrukturinvestitionen sowie ein Programm für kosten freie Ausbildung, sollen zudem die negativen Auswir kungen der für Oktober 2019 geplanten Erhöhung der Grafik 2.12 Mehrwertsteuer abfedern. Die SNB rechnet mit einem BIP-Wachstum von 0,8% für 2019. Infolge der Mehr kerninflation 1 wertsteueranhebung dürfte das Wachstum im Jahr 2020 Veränderung gegenüber Vorjahr mit 0,4% leicht unter Potenzial liegen (Tabelle 2.1). % 4 Die Konsumentenpreisinflation stieg in den letzten Monaten etwas an und lag im April bei 0,9% (Grafik 2.11). 3 Auch die Kernteuerung erhöhte sich leicht auf 0,4% 2 (Grafik 2.12). Die aus den Unternehmensumfragen ermit telten längerfristigen Inflationserwartungen tendierten 1 indessen seitwärts und blieben deutlich unterhalb des 0 Inflationsziels der japanischen Zentralbank von 2%. Preis –1 senkungen im Bereich Mobilkommunikation sowie das von der Regierung geplante Programm für kostenfreie –2 Ausbildung werden die Teuerung vorübergehend dämpfen. 2015 2016 2017 2018 2019 Angesichts der verhaltenen Teuerungsdynamik beabsich USA Japan Eurozone China tigt die Bank of Japan, das niedrige Zinsniveau für eine 1 Ohne Nahrungsmittel und Energie. ausgedehnte Zeit, mindestens aber bis zum Frühjahr 2020, Quelle: Thomson Reuters Datastream beizubehalten. CHINA In China zog das BIP-Wachstum im ersten Quartal deutlich an (6,8%) (Grafik 2.8). Dies war jedoch auf Son derfaktoren zurückzuführen, die einen kräftigen Anstieg der Industrieaktivität bewirkten. Im Dienstleistungssektor verlor das Wachstum hingegen etwas an Schwung. Quartalsheft 2 / 2019 Juni 11 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 11 18.06.2019 13:53:46
Grafik 2.13 Das Wirtschaftswachstum dürfte sich in den kommenden Quartalen wieder abschwächen. Dies spiegelt zum einen offizielle zinssätze die graduelle Verlangsamung des Potenzialwachstums % % wider, zum anderen die seit Ende 2016 schrittweise ver 2,5 6,0 schärfte Finanzmarktregulierung. Infolgedessen hat sich das Kreditwachstum weiter verlangsamt, was vor allem 2,0 5,5 die Aktivität im Immobiliengewerbe dämpfen dürfte. 1,5 5,0 Hinzu kommt, dass sich die handelspolitischen Spannun 1,0 4,5 gen mit den USA verschärft haben. Im Mai wurde der 0,5 4,0 Zusatzzoll auf ausgewählte chinesische Exporte in die USA im jährlichen Wert von rund 200 Mrd. US-Dollar 0,0 3,5 von 10% auf 25% erhöht. –0,5 3,0 2015 2016 2017 2018 2019 Von der Wirtschaftspolitik dürften positive Impulse auf USA 1 Eurozone 3 die Konjunktur ausgehen. Einerseits plant die Regierung, Japan 2 China 4 (rechte Skala) die Infrastrukturausgaben im laufenden Jahr spürbar zu 1 Federal Funds Rate (Obergrenze des Zielbands). 3 Zinssatz der Einlagefazilität. erhöhen. Andererseits wurden die Steuern für Unternehmen 2 Tagesgeldzielsatz. 4 Einjähriger Ausleihsatz. und Privatpersonen gesenkt. Darüber hinaus wurde die Quelle: Thomson Reuters Datastream Geldpolitik leicht gelockert. Die SNB rechnet für China unverändert mit einem BIP-Wachstum von 6,2% für 2019 und von 6,0% für 2020. Grafik 2.14 monetäre basis BRASILIEN, INDIEN UND RUSSLAND Relativ zum BIP In den übrigen grossen aufstrebenden Ländern entwickelte % sich die Konjunktur weiterhin uneinheitlich. In Indien 100 fiel das BIP-Wachstum im ersten Quartal mit 5,7% unter 90 Potenzial. Sowohl die Exporte als auch die Investitionen 80 gingen zurück, nachdem sie im Jahr 2018 stark gestiegen 70 waren. In Russland dürfte das Wachstum gemäss den 60 verfügbaren Indikatoren robust gewesen sein. In Brasilien 50 hingegen ging das BIP leicht zurück (Grafik 2.8). 40 Insbesondere blieben die Investitionen sehr schwach. 30 20 In Indien wird das Wachstum im laufenden Jahr voraus 10 sichtlich wieder anziehen. Von der Rekapitalisierung 2015 2016 2017 2018 2019 staatsnaher Kreditinstitute sowie von den öffentlichen Infra USA Japan Eurozone strukturausgaben dürften positive Impulse ausgehen. In Quelle: Thomson Reuters Datastream Russland dürfte sich das Wachstum im Rahmen des Poten zials entwickeln (rund 1,5%). In Brasilien belasten die Unsicherheit über die Wirtschaftsreformen wie auch eine verhaltene Auslandnachfrage den kurzfristigen Ausblick. 12 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 12 18.06.2019 13:53:48
3 Grafik 3.1 Wirtschaftliche Entwicklung reales bip in der Schweiz % Index Q1 2010 = 100 4 120 3 118 2 116 1 114 0 112 Wie erwartet belebte sich die Wirtschaftsdynamik in der Schweiz zu Beginn des Jahres. Gemäss erster Schätzung –1 110 nahm das BIP im ersten Quartal um 2,3% zu. Das Wachs –2 108 tum war in den Branchen breit abgestützt. Der Arbeits 2015 2016 2017 2018 2019 markt entwickelte sich ebenfalls positiv. Die Beschäftigung Veränderung gegenüber Vorperiode stieg weiter auf breiter Basis, und die Arbeitslosigkeit Niveau (rechte Skala) verharrte auf tiefem Niveau. Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) Obwohl Frühindikatoren und Umfragen zurzeit ein gemischtes Bild zeichnen, deuten sie insgesamt auf eine Grafik 3.2 weiterhin günstige Konjunkturdynamik in der Schweiz hin. Vor diesem Hintergrund rechnet die SNB für 2019 snb business cycle index unverändert mit einem BIP-Wachstum von rund 1,5%. Die Schweizer Wirtschaft dürfte somit gut ausgelastet bleiben. Standardisiert 1,5 PRODUKTION UND NACHFRAGE 1,0 0,5 Zur Beurteilung der Wirtschaftslage berücksichtigt die Nationalbank eine breite Palette an Informationen. Wie 0,0 erwartet zog das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019 –0,5 deutlich an, nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2018 –1,0 überraschend schwach ausgefallen war. Die Signale der jüngsten Konjunkturindikatoren sind indessen –1,5 uneinheitlich. –2,0 –2,5 Robustes BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Nach der schwachen Entwicklung in der zweiten Jahres hälfte 2018 fiel das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019 Quelle: SNB robust aus. Gemäss erster Schätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) nahm das BIP um 2,3% zu, nach einem Rückgang von 0,7% im dritten und einem Wachstum Grafik 3.3 von 1,3% im vierten Quartal (Grafik 3.1). Haupttreiber war wiederum die Industrie, doch nahm die Wertschöpfung pmi industrie und kof konjunkturbarometer in vielen Dienstleistungsbranchen ebenfalls deutlich zu. Index Index 70 120 Auch verwendungsseitig war die Entwicklung im ersten Quartal positiv. Die Endnachfrage wuchs auf breiter Basis. 65 115 Besonders kräftig expandierten die Exporte und die Aus 60 110 rüstungsinvestitionen. Auch die privaten Konsumausgaben 55 105 nahmen überdurchschnittlich zu. 50 100 45 95 40 90 35 85 30 80 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 PMI KOF Konjunkturbarometer (rechte Skala) Quellen: Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 2 / 2019 Juni 13 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 13 18.06.2019 13:53:48
Konjunkturindikatoren geben uneinheitliche Signale Demgegenüber geben das KOF-Barometer und der PMI in Die Betrachtung einer breiten Informationspalette zeigt, der verarbeitenden Industrie deutlich schwächere Signale dass sich die Wirtschaftsdynamik seit Jahresbeginn wieder (Grafik 3.3). So verharrte das KOF-Barometer bis im etwas belebt hat. Gemäss SNB Business Cycle Index Mai unter dem Wert von 100, der dem langfristigen Durch (SNB BCI), der eine umfassende Sicht der konjunkturellen schnittswachstum entspricht. Der von Credit Suisse Entwicklung bietet, ist die Wirtschaftsdynamik seit Feb berechnete PMI in der verarbeitenden Industrie gab in den ruar wieder überdurchschnittlich (Grafik 3.2). Auch die von letzten Monaten deutlich nach. Im April und Mai lag er den SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte erstmals seit 2015 wieder unter der Wachstumsschwelle geführten Unternehmensgespräche deuten auf eine günstige von 50. Entwicklung im zweiten Quartal hin (siehe Konjunktur signale ab Seite 28). Eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Signale ist, dass das KOF-Barometer und der PMI die schwachen Signale zur globalen Industriekonjunktur stärker gewichten als der SNB BCI. Tabelle 3.1 reales bip und komponenten Wachstumsraten gegenüber Vorperiode in Prozent, annualisiert 2015 2016 2017 2018 2017 2018 2019 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. Privater Konsum 1,7 1,5 1,1 1,1 0,4 2,0 0,6 1,5 0,9 0,2 1,0 1,8 Staatlicher Konsum 1,1 1,2 0,9 1,0 0,8 1,9 2,3 0,0 0,8 0,1 1,2 1,3 Anlageinvestitionen 2,3 3,4 3,3 2,1 0,9 4,3 4,1 4,0 1,9 – 4,7 – 0,5 4,6 Bau 1,6 0,5 1,4 0,7 0,8 2,1 3,7 – 1,8 2,1 – 0,3 – 0,7 2,2 Ausrüstungen 2,7 5,4 4,5 2,9 1,0 5,5 4,3 7,6 1,8 – 7,2 – 0,4 6,0 Inländische Endnachfrage 1,8 2,0 1,7 1,3 0,6 2,6 1,8 2,0 1,2 – 1,2 0,6 2,5 Lagerveränderung 1 – 0,4 – 1,9 – 0,1 – 0,2 7,8 – 10,6 11,1 – 5,3 0,2 2,0 – 7,8 – 1,1 Exporte total 2 2,6 7,0 3,6 3,8 2,2 20,0 – 6,7 12,1 0,3 – 9,7 17,0 8,4 Waren 2 2,6 6,7 5,1 5,3 6,4 21,6 – 8,5 21,7 – 1,4 – 15,4 24,4 9,9 Waren ohne Transithandel 2 0,7 6,6 6,0 5,0 8,3 10,5 4,5 6,6 3,5 – 12,0 28,0 4,8 Dienstleistungen 2,4 7,6 0,7 1,0 – 5,5 16,3 – 3,9 – 3,3 3,8 1,6 2,3 7,1 Importe total 2 3,0 4,7 4,1 1,2 16,0 – 1,9 13,1 – 0,4 – 3,2 – 8,6 1,7 8,3 Waren 2 0,0 4,4 5,5 4,8 25,5 – 2,3 24,9 6,4 – 4,5 – 11,0 3,4 9,7 Dienstleistungen 8,8 5,3 1,6 – 5,4 0,6 – 1,2 – 6,6 – 12,8 – 0,4 – 3,6 – 1,6 5,4 Aussenbeitrag 3 0,1 1,7 0,2 1,6 – 5,4 11,5 – 9,4 6,7 1,6 – 1,6 8,5 1,2 BIP 1,3 1,6 1,6 2,6 2,9 3,2 3,2 3,3 2,9 – 0,7 1,3 2,3 1 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten (inkl. statistischer Diskrepanz). 2 Ohne Wertsachen (nicht-monetäres Gold und andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten). 3 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten. Quelle: SECO 14 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 14 18.06.2019 13:53:48
ARBEITSMARKT Grafik 3.4 arbeitslosenquote Der Arbeitsmarkt entwickelte sich insgesamt positiv. Die Erwerbstätigkeit und insbesondere auch die Beschäftigung % nahmen weiter zu, während die Arbeitslosigkeit niedrig 6 blieb. 5 Stabilisierung der Arbeitslosigkeit 4 Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszent ren (RAV) registrierten Arbeitslosen stagnierte in den letzten 3 Monaten. Ende Mai waren unter Ausschluss saisonaler 2 Schwankungen 109 000 Personen als arbeitslos gemeldet. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Die vom SECO berechnete saisonbereinigte Arbeitslosen quote betrug Ende Mai 2,4% (Grafik 3.4). SECO, saisonbereinigt SECO ILO, saisonbereinigt ILO Zusätzlich ermittelt das Bundesamt für Statistik (BFS) eine SECO: Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registrierte Arbeitslose in % der Erwerbspersonen gemäss Volkszählungen 2000, 2010 und Strukturerhebungen Erwerbslosenquote gemäss Definition der Internationalen 2012 bis 2014. Arbeitsorganisation (ILO). Die Datengrundlage hierfür ILO: Erwerbslosenquote nach Definition der International Labour Organization. Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), SECO bildet die vierteljährliche Haushaltsbefragung der Schwei zerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Bei dieser Befragung werden auch arbeitsuchende Personen erfasst, Grafik 3.5 die nicht oder nicht mehr bei einem RAV als arbeitslos registriert sind. Die vom BFS gemäss ILO-Definition erwerbstätige berechnete Erwerbslosenquote liegt daher über der Arbeits losenquote des SECO. Im ersten Quartal 2019 sank die % In 1000 Personen Erwerbslosenquote saisonbereinigt auf 4,7%. 3,0 5 300 2,5 5 200 Weitere Zunahme der Erwerbstätigkeit und 2,0 5 100 der Beschäftigung 1,5 5 000 Gemäss Erwerbstätigenstatistik (ETS) wuchs die saison 1,0 4 900 bereinigte Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal 0,5 4 800 weiter, mit 0,5% allerdings schwächer als im langjährigen 0,0 4 700 Durchschnitt von 1,1% (Grafik 3.5). Die ETS misst die –0,5 4 600 Erwerbstätigkeit bei den Haushalten und beruht hauptsäch –1,0 4 500 lich auf der SAKE. –1,5 4 400 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Die Beschäftigungsstatistik (BESTA) hingegen misst die Veränderung gegenüber Vorperiode Beschäftigung bei den Firmen und resultiert aus einer Niveau (rechte Skala) Unternehmensumfrage. Gemäss BESTA nahm die Anzahl Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB vollzeitäquivalenter Stellen im ersten Quartal kräftig zu (Grafik 3.6). Die Beschäftigung erhöhte sich sowohl in den Dienstleistungsbranchen als auch in der verarbeitenden Grafik 3.6 Industrie und im Baugewerbe. beschäftigung in vollzeitäquivalenten Index, Periodenbeginn = 100 115,0 112,5 110,0 107,5 105,0 102,5 100,0 97,5 95,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Total Bau Industrie Dienstleistungen Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Quartalsheft 2 / 2019 Juni 15 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 15 18.06.2019 13:53:49
Grafik 3.7 KAPAZITÄTSAUSLASTUNG produktionslücke Geschlossene Produktionslücke % Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft 1,5 ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke, die als pro 1,0 zentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom 0,5 geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial 0,0 berechnet wird. Basierend auf den Quartalszahlen zum BIP deuten die Schätzungen auf eine geschlossene Lücke hin. –0,5 Das mittels einer Produktionsfunktion geschätzte Produk –1,0 tionspotenzial ergibt für das erste Quartal 2019 eine Pro –1,5 duktionslücke von 0,4%, gegenüber 0,2% im Vorquartal. –2,0 Andere Methoden zur Schätzung des Produktionspoten zials (Hodrick-Prescott-Filter und multivariater Filter) –2,5 bestätigen, dass die Lücke momentan geschlossen ist 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (Grafik 3.7). Produktionsfunktion HP-Filter MV-Filter Quelle: SNB Umfragen ergeben uneinheitliches Bild Die verschiedenen Umfragen zur Auslastung der Produk tionsfaktoren zeichneten im ersten Quartal ein uneinheit liches Bild. Insgesamt deuteten sie aber darauf hin, dass die Grafik 3.8 Schweizer Wirtschaft weiterhin gut ausgelastet war. kapazitätsauslastung industrie Gemäss KOF-Umfrage nahm die Auslastung der technischen % Kapazitäten in der verarbeitenden Industrie im ersten 85 Quartal ab. Mit 82,1% lag sie deutlich unter dem langfristigen 84 Durchschnitt (Grafik 3.8). Die KOF fragt jedoch auch 83 nach der Beurteilung der gegenwärtigen technischen Kapa 82 zitäten. Diese werden von den Unternehmen eher als knapp 81 eingestuft. Auch die Gespräche der SNB-Delegierten 80 für regionale Wirtschaftskontakte deuten auf eine normale 79 Auslastung hin. 78 Im Bausektor blieb der Nutzungsgrad der Maschinen 77 im ersten Quartal über seinem langjährigen Durchschnitt 76 (Grafik 3.9). In den Dienstleistungsbranchen deuten die 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Umfragen ebenfalls auf eine leicht überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Auslastung der technischen Kapazitäten hin. Quelle: KOF/ETH Beim Personal herrscht weiterhin Knappheit. Die in den verschiedenen Branchen durchgeführten Umfragen zur Grafik 3.9 Arbeitskräftesituation weisen darauf hin, dass Unternehmen nach wie vor gewisse Schwierigkeiten haben, Stellen zu kapazitätsauslastung bau besetzen. % 80 79 78 77 76 75 74 73 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH 16 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 16 18.06.2019 13:53:49
Grafik 3.10 AUSBLICK pmi industrie im ausland Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt insgesamt 27 Länder, exportgewichtet günstig. Die SNB rechnet für die mittlere Frist weiterhin Index mit einem soliden Wirtschaftswachstum. Erstens gehen 60 von der Weltkonjunktur gemäss Basisszenario für die Welt wirtschaft (siehe Kapitel 2) weiterhin positive Nachfrage 58 impulse für die Schweiz aus. Insbesondere unterstellt 56 das Basisszenario eine Stabilisierung der Lage im Industrie 54 sektor und eine Belebung des internationalen Handels. 52 Zweitens dürfte das Bevölkerungswachstum die Nachfrage stimulieren. Drittens wirken die tiefen Zinsen weiterhin 50 stützend. 48 46 Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Eintrübung einiger Konjunkturindikatoren als vorübergehend erweisen. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Eine breite Betrachtung der Konjunkturindikatoren deutet Quellen: Internationaler Währungsfonds – Direction of Trade Statistics (IWF – DOTS), weiterhin auf eine solide Dynamik hin. Selbst im verar SNB, Thomson Reuters Datastream beitenden Gewerbe, das von der globalen Industrieschwä che am direktesten betroffen sein dürfte (Grafik 3.10), erwarten die Unternehmen, dass sich die Geschäftslage Grafik 3.11 weiter verbessert (Grafik 3.11). Die weiterhin positiven Beschäftigungsaussichten stimmen ebenfalls zuversicht erwartete geschäftslage in der industrie lich (Grafik 3.12). Veränderung, nächste 6 Monate Index Für 2019 rechnet die SNB weiterhin mit einem Wachstum 25 von rund 1,5%. Die Arbeitslosigkeit dürfte sich im Verlauf 20 des Jahres nur wenig verändern, und die Produktionslücke dürfte geschlossen bleiben. 15 10 Wie beim Basisszenario für die Weltwirtschaft bleiben die 5 Risiken auch für die Schweiz nach unten gerichtet. Eine 0 unerwartet starke Abschwächung der Auslandkonjunktur –5 würde sich rasch auf die Schweiz übertragen. Insbesondere –10 könnten andauernde internationale politische Spannungen –15 den Welthandel beeinträchtigen, und die Schwäche in –20 der verarbeitenden Industrie könnte sich stärker auf die 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Schweiz übertragen. Quelle: KOF/ETH Grafik 3.12 beschäftigungsaussichten Saisonbereinigt, standardisiert 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 –2,5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 SNB BFS 1 KOF 1 Saisonbereinigung: SNB. Quellen: BFS, KOF/ETH, Regionale Wirtschaftskontakte der SNB Quartalsheft 2 / 2019 Juni 17 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 17 18.06.2019 13:53:50
4 KONSUMENTENPREISE Preise und Inflations- Stabile Jahresteuerungsrate Nachdem die LIK-Jahresteuerungsrate in der zweiten Jah erwartungen reshälfte 2018 gesunken war, ist sie seit Anfang 2019 weit gehend unverändert geblieben. Im Mai 2019 betrug sie 0,6% (Tabelle 4.1). Im Unterschied zum Vorjahr wird sie inzwi schen hauptsächlich durch die Teuerung der inländischen Waren und Dienstleistungen getrieben (Grafik 4.1). Weitgehend unveränderte Teuerungsraten Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemes der importierten Produkte … sene Jahresteuerungsrate blieb in den letzten Monaten Die Teuerung der importierten Waren und Dienstleistungen weitgehend unverändert. Sie bewegt sich damit weiterhin ist seit Anfang Jahr weitgehend stabil geblieben, liegt aber auf einem niedrigen Niveau und weicht nur wenig von deutlich tiefer als noch im vergangenen Jahr. Im Mai 2019 den Kerninflationsraten ab. belief sie sich auf 0,7%, nachdem sie im Durchschnitt des Jahres 2018 2,4% betragen hatte. Ihr Beitrag zur LIK-Jahres- Die Inflationserwartungen blieben ebenfalls weitgehend teuerungsrate ist damit deutlich gesunken, was insbeson unverändert. Sie bewegen sich wie die LIK-Jahresteue dere die Preisentwicklung bei den Erdölprodukten wider rungsrate und die Kerninflationsraten im Bereich der Preis spiegelt (Grafik 4.1). stabilität, den die SNB mit einem jährlichen Anstieg des LIK von weniger als 2% gleichsetzt. … und der inländischen Produkte Die Teuerungsrate der inländischen Waren und Dienstleis tungen blieb in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 praktisch konstant, nachdem sie im Laufe des Jahres 2018 zwar moderat, doch stetig gestiegen war. Im Mai 2019 betrug sie gleich wie die LIK-Jahresteuerungsrate 0,6% (Grafik 4.2). Obwohl die Preise der inländischen Waren innert Jahresfrist etwas stärker gestiegen sind als die Preise der inländischen Dienstleistungen, fiel der Teuerungs beitrag der inländischen Dienstleistungen aufgrund ihres höheren Indexgewichts grösser aus (Grafik 4.2). Tabelle 4.1 landesindex der konsumentenpreise und komponenten Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2018 2018 2019 2019 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. März April Mai LIK total 0,9 1,0 1,1 0,9 0,6 0,7 0,7 0,6 Inländische Waren und Dienstleistungen 0,4 0,4 0,5 0,5 0,6 0,6 0,7 0,6 Waren 0,8 0,8 1,0 1,2 0,9 1,1 1,1 0,7 Dienstleistungen 0,3 0,3 0,4 0,3 0,5 0,5 0,5 0,6 private Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten 0,7 0,6 0,9 0,7 0,7 0,7 0,8 0,8 Wohnungsmieten 0,4 0,4 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,5 öffentliche Dienstleistungen – 0,8 – 0,9 – 0,8 – 0,7 0,1 0,0 0,0 – 0,1 Ausländische Waren und Dienstleistungen 2,4 2,7 3,0 2,1 0,7 1,1 0,8 0,7 ohne Erdölprodukte 1,1 1,2 1,1 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 Erdölprodukte 11,9 13,9 16,6 12,5 1,1 3,8 2,5 1,1 Quellen: BFS, SNB 18 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 18 18.06.2019 13:53:50
Stabile Mietteuerung Grafik 4.1 Die Teuerung der vierteljährlich erhobenen Wohnungsmie lik: in- und ausländische güter ten betrug im Mai 2019 0,5% und war damit praktisch Veränderung des LIK gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der gleich gross wie vor drei und sechs Monaten. Der für Miet Komponenten in Prozentpunkten. preisänderungen aufgrund von Hypothekarzinsanpassungen 1,5 relevante Referenzzinssatz beträgt seit Juni 2017 unver ändert 1,5% (Grafik 4.3). 1,0 0,5 Kerninflation nahe der LIK-Jahresteuerungsrate Die Kerninflationsraten sind seit Herbst 2017 weitgehend 0,0 stabil geblieben (Grafik 4.4). Mit dem Rückgang der Infla –0,5 tionsrate der Erdölprodukte hat sich die Differenz zwischen –1,0 der LIK-Jahresteuerungsrate einerseits und den Kernin flationsraten andererseits deutlich verringert. Im Mai belief –1,5 sich der von der SNB berechnete getrimmte Mittelwert 2015 2016 2017 2018 2019 (TM15) auf 0,4%, während die vom BFS berechnete Kern Total Ausland ohne Erdölprodukte inflationsrate (BFS1) gleich wie die LIK-Jahresteuerungs Inland Erdölprodukte rate 0,6% betrug. Quellen: BFS, SNB BFS1 und TM15 beruhen beide auf den Preisen eines redu zierten Warenkorbs. Bei der Berechnung der BFS1 werden Grafik 4.2 Energie und Treibstoffe sowie frische und saisonale Pro dukte nicht berücksichtigt. Beim TM15 werden jeden Monat lik: inländische waren und dienstleistungen die Produkte mit den extremsten Preisveränderungen Veränderung des LIK Inland gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge ausgeschlossen (je 15% auf beiden Seiten der Verteilung der Komponenten in Prozentpunkten. der Jahresveränderungsraten der Produktpreise). 0,75 PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE 0,50 0,25 Stabile Preise des Gesamtangebots 0,00 Die jährlichen Inflationsraten der Produzenten- und der –0,25 Importpreise sind seit Anfang 2019 weitgehend stabil –0,50 geblieben, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2018, hauptsächlich aufgrund der Entwicklung der Energiepreise, –0,75 stark zurückgegangen waren. Die Jahresinflationsrate 2015 2016 2017 2018 2019 der Angebotspreise, die einem gewichteten Durchschnitt Total inländische Waren und Dienstleistungen der am Produzenten- und am Importpreisindex gemessenen Waren Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten Inflationsraten entspricht, betrug im Mai 2019 – 0,3%. Wohnungsmieten Quellen: BFS, SNB Grafik 4.3 wohnungsmieten % 2,00 1,75 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 2015 2016 2017 2018 2019 Wohnungsmieten (Veränderung gegenüber Vorjahr) Hypothekarischer Referenzzinssatz Quellen: BFS, Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) Quartalsheft 2 / 2019 Juni 19 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 19 18.06.2019 13:53:50
Grafik 4.4 INFLATIONSERWARTUNGEN kerninflation Veränderung gegenüber Vorjahr Inflationserwartungen im Einklang mit Preisstabilität Die mittels Umfragen erhobenen Inflationserwartungen % veränderten sich in den letzten Monaten nur wenig. Sowohl 1,5 die kurz- als auch die langfristigen Inflationserwartungen 1,0 stehen weiterhin im Einklang mit dem Ziel der Preisstabilität, das die SNB mit einem Anstieg des LIK von weniger als 0,5 2% pro Jahr gleichsetzt. 0,0 Unverändert niedrige kurzfristige Inflationserwartungen –0,5 Gemäss der monatlichen Finanzmarkt-Umfrage Schweiz –1,0 von CFA Society Switzerland und Credit Suisse erwarteten 68% der im Mai 2019 befragten Analysten gleichbleibende –1,5 Inflationsraten in den nächsten sechs Monaten (Grafik 4.6). 2015 2016 2017 2018 2019 Die übrigen Befragten rechneten mehrheitlich mit steigen LIK TM15 BFS1 den Inflationsraten. Quellen: BFS, SNB Auch die Gespräche der SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte mit Unternehmen aus allen Teilen der Wirtschaft deuten auf niedrige kurzfristige Inflationser Grafik 4.5 wartungen hin. Im zweiten Quartal 2019 erwarteten die preise des gesamtangebots befragten Gesprächspartner für die kommenden sechs bis Veränderung gegenüber Vorjahr zwölf Monate eine Jahresteuerungsrate von durchschnitt lich 0,4% (Vorquartal: 0,5%). % 7,5 Die quartalsweise durchgeführte SECO-Haushaltsumfrage 5,0 zur erwarteten Preisentwicklung in den kommenden zwölf 2,5 Monaten lieferte im April 2019 ebenfalls ähnliche Resultate 0,0 wie im Vorquartal. Gut die Hälfte der Befragten ging –2,5 von steigenden Preisen aus, während rund zwei Fünftel mit –5,0 unveränderten Preisen und nur wenige mit fallenden –7,5 Preisen rechneten. –10,0 Längerfristige Erwartungen leicht über –12,5 den kurzfristigen Erwartungen 2015 2016 2017 2018 2019 Die längerfristigen Inflationserwartungen liegen weiterhin Total Produzentenpreise Importpreise leicht über den kurzfristigen Erwartungen. Gemäss der Quelle: BFS von Deloitte im ersten Halbjahr 2019 durchgeführten CFO- Umfrage wurde die erwartete Inflationsrate in zwei Jahren auf 1,1% veranschlagt, leicht tiefer als im zweiten Halbjahr Grafik 4.6 2018. Die Gesprächspartner der SNB-Delegierten rechneten im zweiten Quartal mit einer Inflationsrate in drei bis cs-cfa-umfrage: erwartete entwicklung der fünf Jahren von 0,8%, im Vergleich zu 0,9% im Vorquartal. inflationsrate über sechs monate Anteile der Befragten in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2015 2016 2017 2018 2019 fällt bleibt unverändert steigt an Quellen: CFA Society Switzerland, Credit Suisse 20 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 20 18.06.2019 13:53:51
5 GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN SEIT DER LETZTEN LAGEBEURTEILUNG Monetäre Entwicklung Unverändert expansiver geldpolitischer Kurs An der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 21. März 2019 bestätigte die SNB ihren expansiven geldpolitischen Kurs. Sie beschloss, das Zielband für den 3M-Libor unverändert bei – 1,25% bis – 0,25% zu belassen. Auch der Zins auf bei der SNB gehaltene, einen bestimmten Freibetrag über An der Lagebeurteilung vom 21. März 2019 liess die SNB schreitende Sichtguthaben von Banken und anderen Finanz ihre Geldpolitik unverändert und bekräftigte ihren geld marktteilnehmern blieb unverändert bei – 0,75%. Weiter politischen Kurs. Die Geldpolitik beruhte damit weiterhin bekräftigte die SNB, sie bleibe bei Bedarf am Devisenmarkt auf dem Negativzins sowie der Bereitschaft der SNB, aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. berücksichtige. Die Geldmarktzinsen blieben in den drei Monaten seit der Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, am Devisen Lagebeurteilung vom März 2019 nahezu konstant. Dagegen markt einzugreifen, dienen dazu, die Attraktivität von sind die Kapitalmarktzinsen, die bereits im Herbst 2018 Anlagen in Franken tief zu halten und den Aufwertungs zu sinken begonnen hatten, weiter gefallen. Am Devisen druck auf die Währung zu reduzieren. Die Geldpolitik markt blieb der Franken hoch bewertet. Im Mai, als sich der SNB hilft so, die Preisentwicklung zu stabilisieren und der Handelsstreit zwischen den USA und China verschärfte, die Wirtschaftsaktivität zu unterstützen. wertete sich der Franken auf. Nahezu unveränderte Sichtguthaben bei der SNB Die Wachstumsraten der Geldmenge M3 und der Bank Seit der Lagebeurteilung vom März 2019 sind die gesamten kredite stiegen leicht an, bewegten sich aber weiterhin im bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben leicht gestiegen. moderaten Bereich. In der Woche zum 7. Juni 2019 (letzte Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung im Juni 2019) lagen sie mit 578,1 Mrd. Franken etwas höher als in der letzten Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung von Mitte März 2019 (576,0 Mrd. Franken). Zwischen den Lagebeurteilungen vom März und Juni 2019 betrugen sie durchschnittlich 577,5 Mrd. Franken. Davon entfielen 481,2 Mrd. Franken auf Giroguthaben inländischer Banken und die restlichen 96,3 Mrd. Franken auf übrige Guthaben auf Sicht. Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven betrugen zwischen dem 20. Februar und dem 19. Mai 2019 durch schnittlich 17,1 Mrd. Franken. Insgesamt übertrafen die Banken das Mindestreserveerfordernis um 471,7 Mrd. Fran ken (Vorperiode: 465,6 Mrd. Franken). Die Überschuss reserven der Banken sind somit weiterhin sehr gross. Quartalsheft 2 / 2019 Juni 21 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 21 18.06.2019 13:53:51
Grafik 5.1 GELD- UND KAPITALMARKTZINSEN geldmarktsätze Weitgehend unveränderte Geldmarktzinsen % Die Geldmarktzinsen blieben in den letzten drei Monaten 0,25 weitgehend unverändert und lagen stets nah beim Zinssatz 0,00 auf Sichteinlagen bei der SNB, der seit Januar 2015 – 0,75% –0,25 beträgt. Dies gilt sowohl für den SARON als auch für den 3M-Libor (Grafik 5.1). –0,50 –0,75 Weiterer Rückgang der Kapitalmarktzinsen –1,00 Die Kapitalmarktzinsen gaben nach und erreichten neue –1,25 Jahrestiefstände. Ende Mai fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals seit 2016 unter – 0,4%. Mitte Juni –1,50 betrug sie – 0,45%. (Grafik 5.2). –1,75 2015 2016 2017 2018 2019 Die Bewegungen der Bundesobligationenrendite spiegelten 3M-Libor Zielband SARON hauptsächlich globale Faktoren wider. So war der Rück- Quellen: Bloomberg, SIX Swiss Exchange AG, SNB gang der Rendite seit Anfang Mai in erster Linie auf die ver schärften Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, zurückzuführen. Daraus resultierten eine pessimistischere Einschätzung der globalen Konjunk Grafik 5.2 turaussichten sowie eine erhöhte Nachfrage nach sicheren rendite zehnjähriger eidgenössischer Anlagen, was Abwärtsdruck auf die Renditen ausübte. anleihen Flachere Renditekurve % Durch die niedrigeren Langfristzinsen flachte sich die Ren 0,4 ditekurve der Bundesanleihen in den letzten drei Monaten 0,2 etwas ab (Grafik 5.3). Mitte Juni 2019 notierten die Renditen über das ganze abgebildete Laufzeitenspektrum hinweg 0,0 im negativen Bereich. –0,2 Realzinsen nach wie vor tief –0,4 Für die Spar- und Investitionsentscheide von Unternehmen und Haushalten sind die Realzinsen die entscheidende –0,6 Grösse. Die Entwicklung der Renditekurve eidgenössischer –0,8 Anleihen in Kombination mit den aus Umfragen gewonne nen Inflationserwartungen legen den Schluss nahe, dass 2015 2016 2017 2018 2019 sich die Realzinsen weiterhin auf historisch tiefen Niveaus Quelle: SNB bewegen. Grafik 5.3 zinsstruktur eidgenössischer anleihen Laufzeit in Jahren (hor. Achse). Nelson-Siegel-Svensson-Methode. % 0,4 0,2 0,0 –0,2 –0,4 –0,6 –0,8 –1,0 0 5 10 15 20 Mitte Juni 2019 Mitte Dezember 2018 Mitte März 2019 Quelle: SNB 22 Quartalsheft 2 / 2019 Juni 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 22 18.06.2019 13:53:54
WECHSELKURSE Grafik 5.4 devisenkurse Frankenbewegungen widerspiegeln wechselnde Risikostimmung 1.150 Die Bewegungen der Franken-Wechselkurse spiegelten in 1.125 den vergangenen Monaten vor allem Veränderungen in der Risikostimmung wider. Nach der Lagebeurteilung im 1.100 März 2019 wertete sich der Franken gegenüber dem Euro zunächst auf, bevor er im April in einem Umfeld positiver 1.075 Risikostimmung mit global steigenden Aktienpreisen auf 1.050 breiter Basis an Wert verlor. In dieser Phase wertete sich der Franken auch gegenüber dem japanischen Yen, der ebenso 1.025 wie der Franken oft als «sicherer Hafen» angesehen wird, 1.000 deutlich ab. Vor dem Hintergrund der Eskalation im Handels konflikt zwischen den USA und China machte der Franken 0.975 im Mai seine im Vormonat verzeichneten Verluste gegen Jan. 19 Febr. März Apr. Mai Juni über dem Euro und dem US-Dollar wieder wett (Grafik 5.4). USD in CHF EUR in CHF Quelle: SNB Anstieg des handelsgewichteten nominalen Aussenwerts des Frankens Nach den Bewegungen der letzten Monate lag der nominale Grafik 5.5 handelsgewichtete Aussenwert des Frankens Mitte Juni rund 1,3% höher als zum Zeitpunkt der Lagebeurteilung im nominaler aussenwert des frankens März (Grafik 5.5). Der Franken gewann in diesem Zeit raum gegenüber dem Euro und dem US-Dollar, die zusam Index, Dezember 2000 = 100 men ein Indexgewicht von 55% aufweisen, 0,7% bzw. 0,2% 157 an Wert. Gegenüber dem britischen Pfund und dem Ren 156 minbi (Indexgewichte je 9%) wertete er sich um 3,5% und damit deutlich stärker auf. 155 Realer Aussenwert des Frankens weiterhin 154 auf hohem Niveau Mit der nominalen Aufwertung des Frankens stieg auch 153 der reale handelsgewichtete Aussenwert des Frankens etwas 152 an (Grafik 5.6). Der Franken bleibt im längerfristigen Ver gleich hoch bewertet. 151 Jan. 19 Febr. März Apr. Mai Juni Quelle: SNB Grafik 5.6 realer aussenwert des frankens Index, Dezember 2000 = 100 130 125 120 115 110 105 100 95 90 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Quelle: SNB Quartalsheft 2 / 2019 Juni 23 002_SNB_QH_2_2019_de.indd 23 18.06.2019 13:53:54
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