Quartalsheft 2 / 2019 Juni - Swiss National Bank

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Quartalsheft
2 / 2019 Juni
Quartalsheft
                2 / 2019 Juni
                 37. Jahrgang

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Inhalt

             Seite

             			 Bericht über die Geldpolitik                4

             1 Geldpolitischer Entscheid vom 13. Juni 2019    5
               Geldpolitisches Konzept der SNB                6

             2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen          7
             
             3 Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz    13
             
             4 Preise und Inflationserwartungen              18

             5 Monetäre Entwicklung                          21

             			 Konjunktursignale                           28

             			 Geld- und währungspolitische Chronik        34

                                                                   Quartalsheft 2 / 2019 Juni   3

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Bericht über die Geldpolitik

                                          Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums
                                          der Schweizerischen Nationalbank vom Juni 2019

                                          Der Bericht beschreibt die wirtschaftliche und monetäre
                                          Entwicklung und erläutert die Inflationsprognose. Er zeigt, wie
                                          die SNB die Wirtschaftslage beurteilt und welche Konse-
                                          quenzen sie daraus für die Geldpolitik ableitet. Der erste Teil
                                          («Geldpolitischer Entscheid vom 13. Juni 2019») ist der
                                          im Anschluss an die Lagebeurteilung abgegebenen Medien­
                                          mitteilung entnommen.

                                          Dieser Bericht berücksichtigt Daten und Informationen, die bis
                                          zum 13. Juni 2019 bekannt wurden. Alle Veränderungsraten
                                          gegenüber der Vorperiode beruhen – falls nichts anderes ange-
                                          geben wird – auf saisonbereinigten Daten und sind auf ein
                                          Jahr hochgerechnet.

                              Quartalsheft 2 / 2019 Juni

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                                                                                Bisher wurde hierfür der 3M-Libor benutzt. Weil die
             Geldpolitischer Entscheid                                          ­Prognose aktuell erstmals über das Ende von 2021 hinaus­
                                                                                 reicht, stellt die Einführung des SNB-Leitzinses sicher,
             vom 13. Juni 2019                                                   dass sie für den gesamten Prognosezeitraum auf dem glei­
                                                                                 chen Zins beruht.

                                                                                Die expansive Geldpolitik ist vor dem Hintergrund der
                                                                                gegenwärtigen Preis- und Konjunkturentwicklung weiter­
                                                                                hin notwendig. Der Franken ist handelsgewichtet etwas
                                                                                stärker als im März und bleibt hoch bewertet. Die Lage am
             Nationalbank behält expansive Geldpolitik unverändert              Devisenmarkt zeigt sich nach wie vor fragil. Der Negativ­
             bei und führt SNB-Leitzins ein                                     zins sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devi­
             Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihre                 senmarkt zu intervenieren, sind unverändert notwendig,
             Geldpolitik unverändert expansiv. Dadurch stabilisiert sie         um die Attraktivität von Anlagen in Franken tief zu halten
             die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschafts­              und damit den Druck auf den Franken zu verringern.
             aktivität. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB beträgt
             nach wie vor – 0,75%. Die SNB bleibt bei Bedarf am                 Die neue bedingte Inflationsprognose liegt für die kom­
             ­Devisenmarkt aktiv, wobei sie die gesamte Währungs­               menden Quartale leicht höher als noch im März (Grafik 1.1).
              situation berücksichtigt.                                         Dies ist vor allem auf einen Anstieg der Preise für
                                                                                Importgüter zurückzuführen. In der längeren Frist ist die
             Die SNB führt neu den SNB-Leitzins ein. Sie wird fortan            Inflationsprognose nahezu unverändert. Für 2019 liegt
             die geldpolitischen Entscheide durch die Festlegung                sie mit 0,6% höher als die im letzten Quartal prognostizier­
             der Höhe des SNB-Leitzinses treffen und kommunizieren.             ten 0,3% (Tabelle 1.1). Für 2020 erwartet die SNB eine
             Er ersetzt das bisherige Zielband für den Dreimonats-              Inflation von 0,7%, verglichen mit 0,6% im Vorquartal.
             Libor (3M-Libor) und beträgt aktuell – 0,75%. Die Geld­            Die Inflation liegt für 2021 bei 1,1% und damit 0,1 Prozent-
             politik bleibt damit unverändert expansiv. Der Zins auf            punkte tiefer als im Vorquartal. Die bedingte Inflations­
             Sicht­einlagen der Banken bei der SNB entspricht zurzeit           prognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins
             dem SNB-Leitzins und beträgt weiterhin – 0,75%. Die                über den gesamten Prognosezeitraum bei – 0,75% bleibt.
             SNB strebt an, die kurzfristigen besicherten Geldmarkt­
             zinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten.               Die Weltwirtschaft sendet weiterhin uneinheitliche Sig­
             Der heute aussagekräftigste kurzfristige Geldmarktzins­            nale aus. Zwar belebte sich das BIP-Wachstum im ersten
             satz ist der SARON, der sich auch als Referenzzinssatz             Quartal, und sämtliche grossen Volkswirtschaften ver­
             für Finanzprodukte etabliert.                                      zeichneten ein überdurchschnittliches Wachstum. Gleich­
                                                                                wohl neigte die Produktion in der verarbeitenden Industrie
             Der Grund für die Einführung des SNB-Leitzinses ist, dass          vielerorts nach wie vor zur Schwäche. In ihrem Basis­
             die Zukunft des Libors nicht gesichert ist. Die britische          szenario für die Weltwirtschaft geht die SNB davon aus,
             Finanzmarktaufsicht wird das Bestehen des Libors nur bis           dass sich das Wachstum in den kommenden Quartalen
             Ende 2021 durchsetzen. Die bedingte Inflationsprognose             im Rahmen des Potenzials entwickeln wird. Stützend wir­
             der SNB beruht auf der Annahme eines unveränderten                 ken in den Industrieländern die expansive Geldpolitik

             Grafik 1.1

             bedingte inflationsprognose juni 2019
             Veränderung des Landesindexes der Konsumentenpreise gegenüber Vorjahr in Prozent

              2,0

              1,5

              1,0

              0,5

              0,0

             –0,5

             –1,0

             –1,5
                              2016         2017              2018             2019              2020               2021         2022
                     Inflation         Prognose Juni 2019,            Prognose März 2019,
                                       SNB-Leitzins –0,75%            Libor –0,75%
             Quellen: BFS, SNB

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und in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Der Infla­               Szenario bleiben, ähnlich wie beim Szenario für die Welt­
      tionsdruck dürfte voraussichtlich moderat bleiben. Die                  wirtschaft, nach unten gerichtet. Insbesondere würde
      Risiken gegenüber diesem Basisszenario sind nach wie                    sich eine unerwartet starke Abschwächung der internatio­
      vor abwärts gerichtet. Allerdings sind sie ausgeprägter                 nalen Wirtschaft rasch auf die Schweiz übertragen.
      als an der letzten Lagebeurteilung. Im Vordergrund stehen
      dabei politische Unsicherheiten sowie die handelspoli­                  Am Hypothekar- und Immobilienmarkt bleiben die
      tischen Spannungen, welche zu erneuten Turbulenzen an                   Ungleichgewichte bestehen. Sowohl die Hypothekar­
      den Finanzmärkten führen und die Stimmung der Wirt­                     kredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und
      schaftsakteure weiter eintrüben könnten.                                Eigentumswohnungen stiegen in den letzten Quartalen
                                                                              weiter leicht an, während die Preise für Wohnrendite­
      Auch in der Schweiz belebte sich die Wirtschaftsdynamik                 liegenschaften etwas sanken. Trotzdem besteht besonders
      zu Beginn des Jahres. Das BIP nahm im ersten Quartal                    in diesem Segment aufgrund der starken Preiszunahme
      gemäss erster Schätzung um 2,3% zu. Der Arbeitsmarkt                    der vergangenen Jahre und der steigenden Leerstände die
      entwickelte sich ebenfalls positiv. Insgesamt waren die                 Gefahr einer Korrektur. Die SNB beobachtet die Ent­
      Produktionskapazitäten der Schweizer Wirtschaft gut aus­                wicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt wei­
      gelastet. Die Konjunkturindikatoren deuten auf eine                     terhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der anti­
      ­weiterhin günstige Dynamik hin. Vor diesem Hintergrund                 zyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss.
       rechnet die SNB für 2019 unverändert mit einem Wirt­
       schaftswachstum von rund 1,5%. Die Risiken für dieses

      Geldpolitisches Konzept der SNB                                         Gleichzeitig lässt sie zu, dass die Teuerung im
      Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den gesetz-                   Konjunkturzyklus etwas schwankt. Zweitens fasst die
      lichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten                    SNB ihre Beurteilung der Lage und des geldpolitischen
      und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung                      Handlungsbedarfs vierteljährlich in einer Inflations­
      zu tragen.                                                              prognose zusammen. Diese Prognose zeigt unter der
                                                                              Annahme eines konstanten kurzfristigen Zinssatzes
      Die Umsetzung dieses Auftrags hat die SNB in einem                      die von der SNB erwartete LIK-Entwicklung über die
      dreiteiligen geldpolitischen Konzept präzisiert. Erstens                nachfolgenden drei Jahre. Drittens legt die SNB den
      versteht die SNB unter Preisstabilität einen Anstieg des                SNB-Leitzins fest. Dieser ersetzt seit Juni 2019 das
      Landesindexes der Konsumentenpreise (LIK) von weniger                   bisherige Zielband für den Dreimonats-Libor. Die SNB
      als 2% pro Jahr. Damit berücksichtigt sie die Tatsache,                 strebt an, die besicherten kurzfristigen Geldmarkt­
      dass der LIK die effektive Teuerung leicht überzeichnet.                zinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten.

      Tabelle 1.1

      beobachtete inflation juni 2019
                                           2016                      2017                     2018                     2019                  2016 2017 2018

                                           1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q.

      Inflation                            – 1,0 – 0,4 – 0,2 – 0,2    0,5   0,4   0,5   0,8    0,7   1,0   1,1   0,9    0,6                  – 0,4   0,5   0,9

      Quelle: BFS

      bedingte inflationsprognose juni 2019
                                           2019                      2020                     2021                     2022                  2019 2020 2021

                                           1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q.

      Prognose März 2019,
      Libor – 0,75%                         0,6   0,3   0,1   0,2     0,4   0,5   0,7   0,8    0,9   1,1   1,3   1,5                          0,3    0,6   1,2
      Prognose Juni 2019,
      SNB-Leitzins – 0,75%                        0,6   0,5   0,5     0,7   0,7   0,7   0,8    0,9   1,0   1,2   1,4    1,5                   0,6    0,7   1,1

      Quelle: SNB

                              6     Quartalsheft 2 / 2019 Juni

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2                                                                                        Grafik 2.1

             Weltwirtschaftliche                                                                      globaler warenhandel
                                                                                                      Durchschnitt des abgebildeten Zeitraums = 100

             Rahmenbedingungen                                                                         Index
                                                                                                         120
                                                                                                         115
                                                                                                         110
                                                                                                         105
                                                                                                         100
                                                                                                          95
                                                                                                          90
             Die globalen Konjunktursignale sind weiterhin uneinheit­
                                                                                                          85
             lich. Das weltwirtschaftliche BIP-Wachstum belebte
                                                                                                          80
             sich im ersten Quartal zwar wie erwartet, und sämtliche
             grossen Volkswirtschaften verzeichneten ein überdurch­                                               2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
             schnittliches Wachstum. Gleichwohl neigte die Produktion                                          Welt                                  Aufstrebende Länder
             in der verarbeitenden Industrie vielerorts weiterhin zur                                          Industrieländer
             Schwäche, was mit gedämpften Investitionsausgaben und                                    Quellen: CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), Thomson
             einem Rückgang des globalen Warenhandels einherging                                      Reuters Datastream

             (Grafik 2.1). An den Arbeitsmärkten blieben die Signale
             insgesamt positiv. Die Zahl der Beschäftigten in den
             Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit
             bildete sich weiter zurück.

             In ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft geht die
             SNB davon aus, dass sich das Wachstum in den kommen­
             den Quartalen im Rahmen des Potenzials entwickelt.
             ­Stützend wirken in den Industrieländern die expansive
              Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeitsmarkt sowie
              in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Der Infla­
              tionsdruck dürfte voraussichtlich moderat bleiben.

             Die Risiken gegenüber diesem Basisszenario bleiben nach
             unten gerichtet. Allerdings sind sie ausgeprägter als an
             der letzten Lagebeurteilung. Im Vordergrund stehen dabei
             politische Unsicherheiten sowie die handelspolitischen
             Spannungen, die zu erneuten Turbulenzen an den Finanz­
             märkten führen und die Stimmung der Wirtschaftsakteure
             weiter eintrüben könnten.

             Tabelle 2.1

             weltwirtschaftliches basisszenario
                                                                                                                                                                          Szenario

                                                                                                                             2015       2016         2017      2018       2019       2020

             BIP, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
             Global 1                                                                                                             3,5          3,4       3,9        3,9       3,7       3,7
             USA                                                                                                                  2,9          1,6       2,2        2,9       2,6       2,1
             Eurozone                                                                                                             2,0          1,9       2,5        1,9       1,2       1,4
             Japan                                                                                                                1,3          0,6       1,9        0,8       0,8       0,4

             Erdölpreis in USD pro Fass                                                                                          52,5      43,8         54,3       71,0      69,7      72,0

             1 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (USA, Eurozone, Grossbritannien, Japan, China, Südkorea, Indien, Brasilien und Russland).

             Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream

                                                                                                               Quartalsheft 2 / 2019 Juni                      7

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 7                                                                                                                                                      18.06.2019 13:53:36
Grafik 2.2                                                                     Den Prognosen der Nationalbank für die Weltwirtschaft
                                                                                     liegen Annahmen zum Erdölpreis und zum Euro-Dollar-
      aktienmärkte
                                                                                     Wechselkurs zugrunde. Für Erdöl der Sorte Brent unter­
       Index                                                              Index      stellt die SNB einen Preis von 72 US-Dollar pro Fass, was
         140                                                                   45    10 US-Dollar über dem Niveau im Basisszenario vom
         130                                                                   40    März liegt. Für den Eurokurs in US-Dollar unterstellt die
         120                                                                   35
                                                                                     SNB mit 1.12 einen etwas stärkeren Dollar. Beides ent­
                                                                                     spricht einem 20-Tage-Durchschnitt zum Erstellungs­
         110                                                                   30
                                                                                     zeitpunkt des aktuellen Basisszenarios.
         100                                                                   25
           90                                                                  20    INTERNATIONALE FINANZ- UND ROHWARENMÄRKTE
           80                                                                  15
           70                                                                  10    Die Entwicklungen an den Finanzmärkten seit Mitte März
           60                                                                    5   waren durch die jüngste Verschärfung des Handelskon­
                    2015      2016         2017      2018          2019
                                                                                     flikts zwischen den USA und China geprägt. Diese führte
                                                                                     dazu, dass sich die Stimmung an den Finanzmärkten seit
                MSCI World (linke Skala; Periodenbeginn = 100)
                                                                                     Anfang Mai eintrübte. Auch die Unsicherheit nahm zu.
                Implizite Volatilität (VIX) (rechte Skala)
                                                                                     Entsprechend erhöhte sich die aus Optionspreisen gemes­
      Quelle: Thomson Reuters Datastream
                                                                                     sene erwartete Volatilität von US-Aktien (VIX); sie
                                                                                     blieb aber geringer als Ende letzten Jahres (Grafik 2.2).
      Grafik 2.3
                                                                                     Die Aktienmärkte setzten ihre Aufwärtsbewegung
      internationale langfristzinsen                                                 zunächst fort, korrigierten aber im Mai aufgrund der han­
      10-jährige Staatspapiere                                                       delspolitischen Spannungen. Der globale Aktienpreis­
                                                                                     index MSCI World lag Mitte Juni wieder etwa auf dem
           %
                                                                                     Stand von Mitte März.
          3,5
          3,0
                                                                                     Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den Industrie­
          2,5                                                                        ländern gingen mehrheitlich zurück. In Italien tendierten
          2,0                                                                        sie allerdings seitwärts, womit sich die Renditedifferenz
          1,5                                                                        zu anderen EU-Staaten nochmals leicht ausweitete
          1,0                                                                        (Grafik 2.3 und 2.4).
          0,5
                                                                                     Der japanische Yen wertete sich auf handelsgewichteter
          0,0
                                                                                     Basis auf. Auch der US-Dollar gewann handelsgewichtet
         –0,5                                                                        etwas an Wert, während der Euro seitwärts tendierte und
                      2015      2016         2017           2018          2019       das britische Pfund an Wert verlor (Grafik 2.5). Unter dem
                USA                Japan              Deutschland                    Einfluss der handelspolitischen Spannungen wertete
      Quelle: Thomson Reuters Datastream                                             sich der chinesische Renminbi gegenüber dem US-Dollar
                                                                                     zuletzt wieder ab, nachdem er sich von seinem Tiefpunkt
                                                                                     Ende letzten Jahres graduell erholt hatte.
      Grafik 2.4

      europäische langfristzinsen
      10-jährige Staatspapiere

           %
            5

            4

            3

            2

            1

            0

           –1
                      2015      2016         2017           2018          2019
                Deutschland                Italien                  Portugal
                Frankreich                 Spanien
      Quelle: Thomson Reuters Datastream

                               8              Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 8                                                                                                                 18.06.2019 13:53:41
Der Erdölpreis erhöhte sich in der Berichtsperiode zunächst   Grafik 2.5
             weiter. Preissteigernd wirkten ein fortgesetzter Rück­
             gang der OPEC-Produktion sowie verschärfte Sanktions­         wechselkurse
                                                                           Handelsgewichtet
             drohungen der USA gegenüber Abnehmerländern von
             ­iranischem Öl. Ab Mitte Mai führte die Verschärfung der        Index, Periodenbeginn = 100
              handelspolitischen Spannungen jedoch dazu, dass der            130
              Ölpreis stark fiel. Die Preise für Industriemetalle lagen
              Mitte Juni ebenfalls tiefer als drei Monate zuvor              120
              (Grafik 2.6).
                                                                             110

             USA
                                                                             100

             Die US-Wirtschaft wuchs im erstem Quartal mit 3,1%                90
             deutlich stärker als im Vorquartal (Grafik 2.7). Dies war
             jedoch vor allem auf volatile Komponenten wie die Lager           80
             zurückzuführen. Die inländische Endnachfrage verlor                          2015         2016       2017          2018          2019
             vo­rübergehend an Schwung, teilweise infolge der Unsi­
                                                                                    USD                JPY               EUR                  GBP
             cherheit im Zusammenhang mit der erhöhten Volatilität an
             den Finanzmärkten. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt            Quelle: Thomson Reuters Datastream

             nach wie vor günstig: Der Beschäftigungsaufbau setzte sich
             fort, und die Arbeitslosenquote sank im Mai auf 3,6%.
                                                                           Grafik 2.6

             Der Wachstumsausblick für die USA bleibt positiv. Die         rohwarenpreise
             Indikatoren deuten insgesamt auf eine anziehende Binnen­
             nachfrage hin. In der Industrie bleibt die Aktivität aller­     Index, Periodenbeginn = 100                                 USD/Fass
             dings verhalten. Die SNB rechnet mit einem Wachstum             130                                                                  90
             von 2,6% für 2019 und von 2,1% für 2020 (Tabelle 2.1).          120                                                                  80

                                                                             110                                                                  70
             Mit der Erholung der Energiepreise stieg die am Konsu­
                                                                             100                                                                  60
             mentenpreisindex gemessene Jahresteuerung im Mai auf
             1,8% (Grafik 2.11), während die Kernteuerung leicht               90                                                                 50
             auf 2,0% nachliess (Grafik 2.12). Die am Konsumdeflator           80                                                                 40
             gemessene Kernteuerung lag im April mit 1,6% unter dem
                                                                               70                                                                 30
             Zielwert der Federal Reserve (Fed), was teilweise auf
             vo­rübergehende Faktoren zurückzuführen war. Die mittel­          60                                                                 20
             fristigen Inflationserwartungen der privaten Haushalte                     2015       2016         2017     2018          2019
             blieben jedoch stabil.                                                 Rohwaren                       Erdöl: Brent (rechte Skala)
                                                                                    Industriemetalle
             Die Fed hielt ihr Zielband für den Leitzins im Mai unver­     Quelle: Thomson Reuters Datastream
             ändert bei 2,25% – 2,5% (Grafik 2.13). Sie signalisierte
             in Bezug auf künftige Leitzinsanpassungen weiterhin eine
             längere Pause.                                                Grafik 2.7

                                                                           reales bip: industrieländer
                                                                           Veränderung gegenüber Vorperiode

                                                                               %
                                                                                6
                                                                                5
                                                                                4
                                                                                3
                                                                                2
                                                                                1
                                                                                0
                                                                               –1
                                                                               –2
                                                                               –3
                                                                                          2015         2016       2017          2018          2019
                                                                                    USA                Japan               Eurozone
                                                                           Quelle: Thomson Reuters Datastream

                                                                                    Quartalsheft 2 / 2019 Juni             9

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 9                                                                                                                    18.06.2019 13:53:45
Grafik 2.8                                                                       EUROZONE
      reales bip: aufstrebende länder
                                                                                       In der Eurozone belebte sich das BIP-Wachstum im ersten
      Veränderung gegenüber Vorperiode
                                                                                       Quartal und übertraf mit 1,6% das geschätzte Potenzial
           %                                                                       %   leicht (Grafik 2.7). Die Belebung war v.a. durch Deutsch­
           15                                                                    7,5   land getrieben, und in Italien legte das BIP erstmals seit
           10                                                                    7,0
                                                                                        einem Jahr wieder zu. Sonderfaktoren, die das Wachstum
                                                                                        im zweiten Halbjahr 2018 belastet hatten, u.a. die Produk­
            5                                                                    6,5    tionsausfälle in der deutschen Industrie sowie die Proteste
                                                                                        in Frankreich, fielen weg und führten im ersten Quartal
            0                                                                    6,0
                                                                                        zu einer Gegenbewegung. Zudem wuchs die Bautätigkeit
           –5                                                                    5,5    wetterbedingt kräftig. Der private Konsum und die
                                                                                       ­Brutto­anlageinvestitionen blieben robust. Die Arbeitslosen­
         –10                                                                     5,0
                                                                                        quote sank weiter und lag mit 7,6% im April nahe am
                    2015       2016         2017       2018          2019
                                                                                        ­tiefsten Wert seit Beginn der Eurozone 1999 (7,3%).
                Indien 1                Russland
                Brasilien               China 1 (rechte Skala)                         Nach dem etwas stärkeren Wachstum im ersten Quartal
      1 Saisonbereinigung: SNB.                                                        dürfte sich die Konjunktur gemäss den Signalen aus
      Quellen: CEIC, Thomson Reuters Datastream
                                                                                       den Unternehmensumfragen zunächst bescheiden weiter­
                                                                                       entwickeln. Insbesondere in der Industrie bleiben die
                                                                                       Erwartungen in Bezug auf die Exporte verhalten. Die SNB
      Grafik 2.9
                                                                                       geht jedoch davon aus, dass sich das Wachstum, gestützt
      einkaufsmanager-indizes industrie                                                durch die günstigen Finanzierungsbedingungen und
                                                                                       eine robuste Entwicklung der Haushaltseinkommen, im
       Index                                                                           weiteren Jahresverlauf allmählich festigt. Die SNB belässt
           62                                                                          ihre Wachstumsprognose für die Eurozone nahezu unver­
           60                                                                          ändert; für 2019 liegt diese bei 1,2% und für 2020 bei 1,4%
           58                                                                          (Tabelle 2.1). Der Wachstumsausblick wird nach wie
                                                                                       vor von Risiken begleitet. Dazu zählen politische Unwäg­
           56
                                                                                       barkeiten in Italien, Unsicherheiten im Zusammenhang
           54                                                                          mit internationalen Handelskonflikten sowie die Ausge­
           52                                                                          staltung der zukünftigen Beziehungen zwischen der EU
           50                                                                          und Grossbritannien.
           48
                                                                                       Die Konsumentenpreisinflation in der Eurozone bewegte
           46                                                                          sich in den letzten Monaten, abgesehen von kurzfristigen
                      2015        2016          2017          2018          2019       Schwankungen um Ostern, nur wenig. Im Mai lag die
                USA              Japan               Eurozone                China     ­Jahresteuerungsrate bei 1,2% (Grafik 2.11). Die Kern­
      Quellen: Institute for Supply Management (ISM), Markit Economics Limited          teuerung schwankte – wie schon seit einigen Jahren –
                                                                                       um 1,0% (Grafik 2.12).

      Grafik 2.10                                                                      Die EZB beliess die Leitzinsen unverändert. Sie beabsich­
                                                                                       tigt jedoch nun, diese bis mindestens über die erste Jahres­
      arbeitslosenquoten                                                               hälfte 2020, statt wie bisher bis mindestens Ende 2019, auf
           %                                                                           ihrem aktuellen Niveau zu belassen. Die im Rahmen des
           14
                                                                                       Wertschriftenkaufprogramms erworbenen Wertschriften
                                                                                       will sie für längere Zeit bei Fälligkeit reinvestieren.
           12

           10

            8

            6

            4

            2
                  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
                USA                 Japan                Eurozone
      Quelle: Thomson Reuters Datastream

                               10                 Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 10                                                                                                                     18.06.2019 13:53:45
JAPAN                                                         Grafik 2.11

                                                                           konsumentenpreise
             In Japan wuchs das BIP im ersten Quartal um 2,2%
                                                                           Veränderung gegenüber Vorjahr
             (Grafik 2.7). Das Wachstum spiegelte hauptsächlich einen
             positiven Aussenbeitrag wider, kaschierte jedoch eine             %
             schwache Entwicklung in der Industrie, die mit einem             3,0
             Rückgang der Exporte, insbesondere nach Asien, ein­              2,5
             herging. Auch die Binnennachfrage verlor vorübergehend           2,0
             etwas an Schwung.                                                1,5
                                                                              1,0
              Die Industrieaktivität dürfte gemäss den zuletzt wieder
                                                                              0,5
              etwas positiveren Signalen aus der Exportindustrie
              ­allmählich wieder anziehen. Günstige Finanzierungsbe­          0,0
               dingungen, eine solide Einkommensentwicklung sowie            –0,5
               Investitionen in Infrastruktur und Tourismus im Hinblick      –1,0
               auf die Olympischen Spiele in Tokio im Jahr 2020                           2015       2016        2017     2018   2019
             ­dürften die japanische Wirtschaft weiterhin stützen. Kon­
                                                                                    USA             Japan           Eurozone      China
              junkturmassnahmen im Umfang von 1% des BIP, darunter
                                                                           Quelle: Thomson Reuters Datastream
              Infrastrukturinvestitionen sowie ein Programm für kosten­
              freie Ausbildung, sollen zudem die negativen Auswir­
              kungen der für Oktober 2019 geplanten Erhöhung der
                                                                           Grafik 2.12
               Mehrwertsteuer abfedern. Die SNB rechnet mit einem
               BIP-Wachstum von 0,8% für 2019. Infolge der Mehr­           kerninflation 1
               wertsteueranhebung dürfte das Wachstum im Jahr 2020         Veränderung gegenüber Vorjahr
               mit 0,4% leicht unter Potenzial liegen (Tabelle 2.1).
                                                                               %
                                                                                4
             Die Konsumentenpreisinflation stieg in den letzten
             ­Monaten etwas an und lag im April bei 0,9% (Grafik 2.11).         3
              Auch die Kernteuerung erhöhte sich leicht auf 0,4%                2
              (Grafik 2.12). Die aus den Unternehmensumfragen ermit­
              telten längerfristigen Inflationserwartungen tendierten           1
              indessen seitwärts und blieben deutlich unterhalb des             0
              Inflationsziels der japanischen Zentralbank von 2%. Preis­
                                                                               –1
              senkungen im Bereich Mobilkommunikation sowie das
              von der Regierung geplante Programm für kostenfreie              –2
              Ausbildung werden die Teuerung vorübergehend dämpfen.                       2015       2016        2017     2018   2019
              Angesichts der verhaltenen Teuerungsdynamik beabsich­
                                                                                    USA             Japan           Eurozone      China
              tigt die Bank of Japan, das niedrige Zinsniveau für eine
                                                                           1 Ohne Nahrungsmittel und Energie.
              ausgedehnte Zeit, mindestens aber bis zum Frühjahr 2020,     Quelle: Thomson Reuters Datastream
              beizubehalten.

             CHINA

             In China zog das BIP-Wachstum im ersten Quartal
             ­deutlich an (6,8%) (Grafik 2.8). Dies war jedoch auf Son­
              derfaktoren zurückzuführen, die einen kräftigen Anstieg
              der Industrieaktivität bewirkten. Im Dienstleistungssektor
              verlor das Wachstum hingegen etwas an Schwung.

                                                                                    Quartalsheft 2 / 2019 Juni          11

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 11                                                                                                      18.06.2019 13:53:46
Grafik 2.13                                                                           Das Wirtschaftswachstum dürfte sich in den kommenden
                                                                                            Quartalen wieder abschwächen. Dies spiegelt zum einen
      offizielle zinssätze                                                                  die graduelle Verlangsamung des Potenzialwachstums
           %                                                                         %      wider, zum anderen die seit Ende 2016 schrittweise ver­
          2,5                                                                     6,0       schärfte Finanzmarktregulierung. Infolgedessen hat sich
                                                                                            das Kreditwachstum weiter verlangsamt, was vor allem
          2,0                                                                     5,5
                                                                                            die Aktivität im Immobiliengewerbe dämpfen dürfte.
          1,5                                                                     5,0       Hinzu kommt, dass sich die handelspolitischen Spannun­
          1,0                                                                     4,5       gen mit den USA verschärft haben. Im Mai wurde der
          0,5                                                                     4,0       Zusatzzoll auf ausgewählte chinesische Exporte in die
                                                                                            USA im jährlichen Wert von rund 200 Mrd. US-Dollar
          0,0                                                                     3,5
                                                                                            von 10% auf 25% erhöht.
         –0,5                                                                     3,0
                    2015       2016         2017         2018          2019                 Von der Wirtschaftspolitik dürften positive Impulse auf
                USA 1                 Eurozone 3                                            die Konjunktur ausgehen. Einerseits plant die Regierung,
                Japan 2               China 4 (rechte Skala)                                die Infrastrukturausgaben im laufenden Jahr spürbar zu
      1 Federal Funds Rate (Obergrenze des Zielbands).   3 Zinssatz der Einlagefazilität.
                                                                                            erhöhen. Andererseits wurden die Steuern für Unternehmen
      2 Tagesgeldzielsatz.                               4 Einjähriger Ausleihsatz.         und Privatpersonen gesenkt. Darüber hinaus wurde die
      Quelle: Thomson Reuters Datastream
                                                                                            Geldpolitik leicht gelockert. Die SNB rechnet für China
                                                                                            unverändert mit einem BIP-Wachstum von 6,2% für
                                                                                            2019 und von 6,0% für 2020.
      Grafik 2.14

      monetäre basis                                                                        BRASILIEN, INDIEN UND RUSSLAND
      Relativ zum BIP
                                                                                            In den übrigen grossen aufstrebenden Ländern entwickelte
           %
                                                                                            sich die Konjunktur weiterhin uneinheitlich. In Indien
         100
                                                                                            fiel das BIP-Wachstum im ersten Quartal mit 5,7% unter
           90
                                                                                            Potenzial. Sowohl die Exporte als auch die Investitionen
           80
                                                                                            gingen zurück, nachdem sie im Jahr 2018 stark gestiegen
           70
                                                                                            waren. In Russland dürfte das Wachstum gemäss den
           60
                                                                                            ­verfügbaren Indikatoren robust gewesen sein. In Brasilien
           50
                                                                                             hingegen ging das BIP leicht zurück (Grafik 2.8).
           40
                                                                                             ­Insbesondere blieben die Investitionen sehr schwach.
           30
           20
                                                                                            In Indien wird das Wachstum im laufenden Jahr voraus­
           10                                                                               sichtlich wieder anziehen. Von der Rekapitalisierung
                      2015        2016         2017             2018          2019          staatsnaher Kreditinstitute sowie von den öffentlichen Infra­
                USA                 Japan                 Eurozone                          strukturausgaben dürften positive Impulse ausgehen. In
      Quelle: Thomson Reuters Datastream                                                    Russland dürfte sich das Wachstum im Rahmen des Poten­
                                                                                            zials entwickeln (rund 1,5%). In Brasilien belasten die
                                                                                            Unsicherheit über die Wirtschaftsreformen wie auch eine
                                                                                            verhaltene Auslandnachfrage den kurzfristigen Ausblick.

                               12               Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 12                                                                                                                          18.06.2019 13:53:48
3                                                             Grafik 3.1

             Wirtschaftliche Entwicklung                                   reales bip

             in der Schweiz
                                                                                %                                                 Index Q1 2010 = 100
                                                                                 4                                                                  120

                                                                                 3                                                                  118

                                                                                 2                                                                  116

                                                                                 1                                                                  114

                                                                                 0                                                                  112
             Wie erwartet belebte sich die Wirtschaftsdynamik in der
             Schweiz zu Beginn des Jahres. Gemäss erster Schätzung             –1                                                                   110

             nahm das BIP im ersten Quartal um 2,3% zu. Das Wachs­             –2                                                                   108
             tum war in den Branchen breit abgestützt. Der Arbeits­                        2015       2016         2017       2018      2019
             markt entwickelte sich ebenfalls positiv. Die Beschäftigung
                                                                                     Veränderung gegenüber Vorperiode
             stieg weiter auf breiter Basis, und die Arbeitslosigkeit
                                                                                     Niveau (rechte Skala)
             ­verharrte auf tiefem Niveau.
                                                                           Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)

             Obwohl Frühindikatoren und Umfragen zurzeit ein
             gemischtes Bild zeichnen, deuten sie insgesamt auf eine
                                                                           Grafik 3.2
             weiterhin günstige Konjunkturdynamik in der Schweiz
             hin. Vor diesem Hintergrund rechnet die SNB für 2019          snb business cycle index
             unver­ändert mit einem BIP-Wachstum von rund 1,5%. Die
             Schweizer Wirtschaft dürfte somit gut ausgelastet bleiben.      Standardisiert
                                                                              1,5
             PRODUKTION UND NACHFRAGE                                         1,0

                                                                              0,5
             Zur Beurteilung der Wirtschaftslage berücksichtigt die
             Nationalbank eine breite Palette an Informationen. Wie           0,0
             erwartet zog das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019            –0,5
             deutlich an, nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2018        –1,0
             überraschend schwach ausgefallen war. Die Signale der
             jüngsten Konjunkturindikatoren sind indessen                    –1,5

             uneinheitlich.                                                  –2,0

                                                                             –2,5
             Robustes BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019
                                                                                       2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
             Nach der schwachen Entwicklung in der zweiten Jahres­
             hälfte 2018 fiel das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2019      Quelle: SNB
             robust aus. Gemäss erster Schätzung des Staatssekretariats
             für Wirtschaft (SECO) nahm das BIP um 2,3% zu, nach
             einem Rückgang von 0,7% im dritten und einem Wachstum         Grafik 3.3
             von 1,3% im vierten Quartal (Grafik 3.1). Haupttreiber
             war wiederum die Industrie, doch nahm die Wertschöpfung       pmi industrie und kof konjunkturbarometer
             in vielen Dienstleistungsbranchen ebenfalls deutlich zu.
                                                                            Index                                                                 Index
                                                                               70                                                                   120
             Auch verwendungsseitig war die Entwicklung im ersten
             Quartal positiv. Die Endnachfrage wuchs auf breiter Basis.        65                                                                   115
             Besonders kräftig expandierten die Exporte und die Aus­           60                                                                   110
             rüstungsinvestitionen. Auch die privaten Konsumausgaben           55                                                                   105
             nahmen überdurchschnittlich zu.
                                                                               50                                                                   100
                                                                               45                                                                     95
                                                                               40                                                                     90
                                                                               35                                                                     85
                                                                               30                                                                     80
                                                                                         10   11    12     13    14    15    16   17   18   19
                                                                                     PMI                 KOF Konjunkturbarometer (rechte Skala)
                                                                           Quellen: Credit Suisse, KOF/ETH

                                                                                     Quartalsheft 2 / 2019 Juni                   13

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 13                                                                                                                     18.06.2019 13:53:48
Konjunkturindikatoren geben uneinheitliche Signale                                    Demgegenüber geben das KOF-Barometer und der PMI in
      Die Betrachtung einer breiten Informationspalette zeigt,                              der verarbeitenden Industrie deutlich schwächere Signale
      dass sich die Wirtschaftsdynamik seit Jahresbeginn wieder                             (Grafik 3.3). So verharrte das KOF-Barometer bis im
      etwas belebt hat. Gemäss SNB Business Cycle Index                                     Mai unter dem Wert von 100, der dem langfristigen Durch­
      (SNB BCI), der eine umfassende Sicht der konjunkturellen                              schnittswachstum entspricht. Der von Credit Suisse
      Entwicklung bietet, ist die Wirtschaftsdynamik seit Feb­                              berechnete PMI in der verarbeitenden Industrie gab in den
      ruar wieder überdurchschnittlich (Grafik 3.2). Auch die von                           letzten Monaten deutlich nach. Im April und Mai lag er
      den SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte                                 erstmals seit 2015 wieder unter der Wachstumsschwelle
      geführten Unternehmensgespräche deuten auf eine günstige                              von 50.
      Entwicklung im zweiten Quartal hin (siehe Konjunktur­
      signale ab Seite 28).                                                                 Eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Signale
                                                                                            ist, dass das KOF-Barometer und der PMI die schwachen
                                                                                            Signale zur globalen Industriekonjunktur stärker gewichten
                                                                                            als der SNB BCI.

      Tabelle 3.1

      reales bip und komponenten
      Wachstumsraten gegenüber Vorperiode in Prozent, annualisiert
                                                    2015        2016      2017       2018      2017                             2018                                        2019

                                                                                               2. Q.      3. Q.      4. Q.      1. Q.      2. Q.      3. Q.      4. Q.      1. Q.

      Privater Konsum                                     1,7       1,5       1,1       1,1        0,4        2,0        0,6        1,5        0,9        0,2        1,0        1,8
      Staatlicher Konsum                                  1,1       1,2       0,9       1,0        0,8        1,9        2,3        0,0        0,8        0,1        1,2        1,3
      Anlageinvestitionen                                 2,3       3,4       3,3       2,1        0,9        4,3        4,1        4,0        1,9       – 4,7      – 0,5       4,6
         Bau                                              1,6       0,5       1,4       0,7        0,8        2,1        3,7       – 1,8       2,1       – 0,3      – 0,7       2,2
         Ausrüstungen                                     2,7       5,4       4,5       2,9        1,0        5,5        4,3        7,6        1,8       – 7,2      – 0,4       6,0
      Inländische Endnachfrage                            1,8       2,0       1,7       1,3        0,6        2,6        1,8        2,0        1,2       – 1,2       0,6        2,5
      Lagerveränderung         1                        – 0,4     – 1,9      – 0,1     – 0,2       7,8      – 10,6      11,1       – 5,3       0,2        2,0       – 7,8      – 1,1

      Exporte total   2                                   2,6       7,0       3,6       3,8        2,2       20,0       – 6,7      12,1        0,3       – 9,7      17,0        8,4
         Waren   2                                        2,6       6,7       5,1       5,3        6,4       21,6       – 8,5      21,7       – 1,4     – 15,4      24,4        9,9
            Waren ohne        Transithandel 2             0,7       6,6       6,0       5,0        8,3       10,5        4,5        6,6        3,5      – 12,0      28,0        4,8
         Dienstleistungen                                 2,4       7,6       0,7       1,0       – 5,5      16,3       – 3,9      – 3,3       3,8        1,6        2,3        7,1
      Importe total 2                                     3,0       4,7       4,1       1,2       16,0       – 1,9      13,1       – 0,4      – 3,2      – 8,6       1,7        8,3
         Waren 2                                          0,0       4,4       5,5       4,8       25,5       – 2,3      24,9        6,4       – 4,5     – 11,0       3,4        9,7
         Dienstleistungen                                 8,8       5,3       1,6      – 5,4       0,6       – 1,2      – 6,6     – 12,8      – 0,4      – 3,6      – 1,6       5,4
      Aussenbeitrag       3                               0,1       1,7       0,2       1,6       – 5,4      11,5       – 9,4       6,7        1,6       – 1,6       8,5        1,2
      BIP                                                1,3        1,6       1,6       2,6        2,9        3,2        3,2        3,3        2,9      – 0,7        1,3        2,3

      1 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten (inkl. statistischer Diskrepanz).
      2 Ohne Wertsachen (nicht-monetäres Gold und andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten).
      3 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten.

      Quelle: SECO

                                   14           Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 14                                                                                                                                                    18.06.2019 13:53:48
ARBEITSMARKT                                                     Grafik 3.4

                                                                              arbeitslosenquote
             Der Arbeitsmarkt entwickelte sich insgesamt positiv. Die
             Erwerbstätigkeit und insbesondere auch die Beschäftigung              %
             nahmen weiter zu, während die Arbeitslosigkeit niedrig                6
             blieb.
                                                                                   5

             Stabilisierung der Arbeitslosigkeit                                   4
             Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszent­
             ren (RAV) registrierten Arbeitslosen stagnierte in den letzten        3
             Monaten. Ende Mai waren unter Ausschluss saisonaler
                                                                                   2
             Schwankungen 109 000 Personen als arbeitslos gemeldet.
                                                                                         2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
             Die vom SECO berechnete saisonbereinigte Arbeitslosen­
             quote betrug Ende Mai 2,4% (Grafik 3.4).                                  SECO, saisonbereinigt                     SECO
                                                                                       ILO, saisonbereinigt                      ILO
             Zusätzlich ermittelt das Bundesamt für Statistik (BFS) eine      SECO: Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registrierte Arbeitslose in %
                                                                              der Erwerbspersonen gemäss Volkszählungen 2000, 2010 und Strukturerhebungen
             Erwerbslosenquote gemäss Definition der Internationalen          2012 bis 2014.
             Arbeitsorganisation (ILO). Die Datengrundlage hierfür            ILO: Erwerbslosenquote nach Definition der International Labour Organization.
                                                                              Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), SECO
             bildet die vierteljährliche Haushaltsbefragung der Schwei­
             zerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Bei dieser
             Befragung werden auch arbeitsuchende Personen erfasst,
                                                                              Grafik 3.5
             die nicht oder nicht mehr bei einem RAV als arbeitslos
             registriert sind. Die vom BFS gemäss ILO-Definition              erwerbstätige
             berechnete Erwerbslosenquote liegt daher über der Arbeits­
             losenquote des SECO. Im ersten Quartal 2019 sank die                  %                                                       In 1000 Personen
             Erwerbslosenquote saisonbereinigt auf 4,7%.                         3,0                                                                     5 300
                                                                                 2,5                                                                     5 200
             Weitere Zunahme der Erwerbstätigkeit und                            2,0                                                                     5 100
             der Beschäftigung                                                   1,5                                                                     5 000
             Gemäss Erwerbstätigenstatistik (ETS) wuchs die saison­              1,0                                                                     4 900
             bereinigte Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal                0,5                                                                     4 800
             ­weiter, mit 0,5% allerdings schwächer als im langjährigen          0,0                                                                     4 700
              Durchschnitt von 1,1% (Grafik 3.5). Die ETS misst die             –0,5                                                                     4 600
              Erwerbstätigkeit bei den Haushalten und beruht hauptsäch­         –1,0                                                                     4 500
              lich auf der SAKE.                                                –1,5                                                                     4 400
                                                                                           10   11    12    13      14   15    16    17    18    19
             Die Beschäftigungsstatistik (BESTA) hingegen misst die                    Veränderung gegenüber Vorperiode
             Beschäftigung bei den Firmen und resultiert aus einer                     Niveau (rechte Skala)
             Unternehmensumfrage. Gemäss BESTA nahm die Anzahl                Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB
             vollzeitäquivalenter Stellen im ersten Quartal kräftig zu
             (Grafik 3.6). Die Beschäftigung erhöhte sich sowohl in den
             Dienstleistungsbranchen als auch in der verarbeitenden           Grafik 3.6
             Industrie und im Baugewerbe.
                                                                              beschäftigung in vollzeitäquivalenten
                                                                              Index, Periodenbeginn = 100
                                                                              115,0
                                                                              112,5
                                                                              110,0
                                                                              107,5
                                                                              105,0
                                                                              102,5
                                                                              100,0
                                                                                97,5
                                                                                95,0
                                                                                         2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
                                                                                       Total                     Bau
                                                                                       Industrie                 Dienstleistungen
                                                                              Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB

                                                                                       Quartalsheft 2 / 2019 Juni                   15

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 15                                                                                                                          18.06.2019 13:53:49
Grafik 3.7
                                                                          KAPAZITÄTSAUSLASTUNG
      produktionslücke
                                                                          Geschlossene Produktionslücke
           %
                                                                          Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft
          1,5
                                                                          ­ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke, die als pro­
          1,0                                                              zentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom
          0,5                                                              geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial
          0,0
                                                                           berechnet wird. Basierend auf den Quartalszahlen zum BIP
                                                                           deuten die Schätzungen auf eine geschlossene Lücke hin.
         –0,5
                                                                           Das mittels einer Produktionsfunktion geschätzte Produk­
         –1,0                                                              tions­potenzial ergibt für das erste Quartal 2019 eine Pro­
         –1,5                                                              duktionslücke von 0,4%, gegenüber 0,2% im Vorquartal.
         –2,0
                                                                           Andere Methoden zur Schätzung des Produktionspoten­
                                                                           zials (Hodrick-Prescott-Filter und multivariater Filter)
         –2,5
                                                                           bestätigen, dass die Lücke momentan geschlossen ist
                  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019        (Grafik 3.7).
                Produktionsfunktion       HP-Filter           MV-Filter
      Quelle: SNB                                                         Umfragen ergeben uneinheitliches Bild
                                                                          Die verschiedenen Umfragen zur Auslastung der Produk­
                                                                          tionsfaktoren zeichneten im ersten Quartal ein uneinheit­
                                                                          liches Bild. Insgesamt deuteten sie aber darauf hin, dass die
      Grafik 3.8
                                                                          Schweizer Wirtschaft weiterhin gut ausgelastet war.
      kapazitätsauslastung industrie
                                                                           Gemäss KOF-Umfrage nahm die Auslastung der technischen
           %                                                              Kapazitäten in der verarbeitenden Industrie im ersten
           85                                                             ­Quartal ab. Mit 82,1% lag sie deutlich unter dem langfristigen
           84                                                              Durchschnitt (Grafik 3.8). Die KOF fragt jedoch auch
           83                                                              nach der Beurteilung der gegenwärtigen technischen Kapa­
           82                                                              zitäten. Diese werden von den Unternehmen eher als knapp
           81                                                              eingestuft. Auch die Gespräche der SNB-Delegierten
           80                                                              für regionale Wirtschaftskontakte deuten auf eine normale
           79
                                                                           Auslastung hin.
           78
                                                                          Im Bausektor blieb der Nutzungsgrad der Maschinen
           77
                                                                          im ersten Quartal über seinem langjährigen Durchschnitt
           76                                                             (Grafik 3.9). In den Dienstleistungsbranchen deuten die
                  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019       Umfragen ebenfalls auf eine leicht überdurchschnittliche
                Kapazitätsauslastung         Langfrist-Mittelwert         Auslastung der technischen Kapazitäten hin.
      Quelle: KOF/ETH
                                                                          Beim Personal herrscht weiterhin Knappheit. Die in den
                                                                          verschiedenen Branchen durchgeführten Umfragen zur
      Grafik 3.9
                                                                          Arbeitskräftesituation weisen darauf hin, dass Unternehmen
                                                                          nach wie vor gewisse Schwierigkeiten haben, Stellen zu
      kapazitätsauslastung bau                                            besetzen.
           %
           80

           79

           78

           77

           76

           75

           74

           73
                  2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
                Kapazitätsauslastung         Langfrist-Mittelwert
      Quelle: KOF/ETH

                               16        Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 16                                                                                                         18.06.2019 13:53:49
Grafik 3.10
             AUSBLICK
                                                                            pmi industrie im ausland
             Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt insgesamt     27 Länder, exportgewichtet
             günstig. Die SNB rechnet für die mittlere Frist weiterhin       Index
             mit einem soliden Wirtschaftswachstum. Erstens gehen               60
             von der Weltkonjunktur gemäss Basisszenario für die Welt­
             wirtschaft (siehe Kapitel 2) weiterhin positive Nachfrage­         58

             impulse für die Schweiz aus. Insbesondere unterstellt              56
             das Basisszenario eine Stabilisierung der Lage im Industrie­       54
             sektor und eine Belebung des internationalen Handels.
                                                                                52
             Zweitens dürfte das Bevölkerungswachstum die Nachfrage
             stimulieren. Drittens wirken die tiefen Zinsen weiterhin           50
             stützend.                                                          48

                                                                                46
             Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Eintrübung einiger
             Konjunkturindikatoren als vorübergehend erweisen.                         2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
             Eine breite Betrachtung der Konjunkturindikatoren deutet
                                                                            Quellen: Internationaler Währungsfonds – Direction of Trade Statistics (IWF – DOTS),
             ­weiterhin auf eine solide Dynamik hin. Selbst im verar­       SNB, Thomson Reuters Datastream
              beitenden Gewerbe, das von der globalen Industrieschwä­
              che am direktesten betroffen sein dürfte (Grafik 3.10),
              erwarten die Unternehmen, dass sich die Geschäftslage
                                                                            Grafik 3.11
              weiter verbessert (Grafik 3.11). Die weiterhin positiven
              Beschäftigungsaussichten stimmen ebenfalls zuversicht­        erwartete geschäftslage in der industrie
              lich (Grafik 3.12).                                           Veränderung, nächste 6 Monate

                                                                             Index
             Für 2019 rechnet die SNB weiterhin mit einem Wachstum
                                                                                25
             von rund 1,5%. Die Arbeitslosigkeit dürfte sich im Verlauf
                                                                                20
             des Jahres nur wenig verändern, und die Produktionslücke
             dürfte geschlossen bleiben.                                        15
                                                                                10
             Wie beim Basisszenario für die Weltwirtschaft bleiben die           5
             Risiken auch für die Schweiz nach unten gerichtet. Eine             0
             unerwartet starke Abschwächung der Auslandkonjunktur               –5
             würde sich rasch auf die Schweiz übertragen. Insbesondere         –10
             könnten andauernde internationale politische Spannungen           –15
             den Welthandel beeinträchtigen, und die Schwäche in               –20
             der verarbeitenden Industrie könnte sich stärker auf die
                                                                                       2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
             Schweiz übertragen.
                                                                            Quelle: KOF/ETH

                                                                            Grafik 3.12

                                                                            beschäftigungsaussichten
                                                                            Saisonbereinigt, standardisiert

                                                                               2,0
                                                                               1,5
                                                                               1,0
                                                                               0,5
                                                                               0,0
                                                                              –0,5
                                                                              –1,0
                                                                              –1,5
                                                                              –2,0
                                                                              –2,5
                                                                                       2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
                                                                                     SNB                  BFS 1                 KOF
                                                                            1 Saisonbereinigung: SNB.
                                                                            Quellen: BFS, KOF/ETH, Regionale Wirtschaftskontakte der SNB

                                                                                     Quartalsheft 2 / 2019 Juni                   17

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 17                                                                                                                         18.06.2019 13:53:50
4                                                                KONSUMENTENPREISE

      Preise und Inflations-                                           Stabile Jahresteuerungsrate
                                                                       Nachdem die LIK-Jahresteuerungsrate in der zweiten Jah­
      erwartungen                                                      reshälfte 2018 gesunken war, ist sie seit Anfang 2019 weit­
                                                                       gehend unverändert geblieben. Im Mai 2019 betrug sie 0,6%
                                                                       (Tabelle 4.1). Im Unterschied zum Vorjahr wird sie inzwi­
                                                                       schen hauptsächlich durch die Teuerung der inländischen
                                                                       Waren und Dienstleistungen getrieben (Grafik 4.1).

                                                                       Weitgehend unveränderte Teuerungsraten
      Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemes­            der importierten Produkte …
      sene Jahresteuerungsrate blieb in den letzten Monaten            Die Teuerung der importierten Waren und Dienstleistungen
      ­weitgehend unverändert. Sie bewegt sich damit weiterhin         ist seit Anfang Jahr weitgehend stabil geblieben, liegt aber
       auf einem niedrigen Niveau und weicht nur wenig von             deutlich tiefer als noch im vergangenen Jahr. Im Mai 2019
       den Kerninflationsraten ab.                                     belief sie sich auf 0,7%, nachdem sie im Durchschnitt des
                                                                       Jahres 2018 2,4% betragen hatte. Ihr Beitrag zur LIK-Jahres-
      Die Inflationserwartungen blieben ebenfalls weitgehend           teuerungsrate ist damit deutlich gesunken, was insbeson­
      unverändert. Sie bewegen sich wie die LIK-Jahresteue­            dere die Preisentwicklung bei den Erdölprodukten wider­
      rungsrate und die Kerninflationsraten im Bereich der Preis­      spiegelt (Grafik 4.1).
      stabilität, den die SNB mit einem jährlichen Anstieg des
      LIK von weniger als 2% gleichsetzt.                              … und der inländischen Produkte
                                                                       Die Teuerungsrate der inländischen Waren und Dienstleis­
                                                                       tungen blieb in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019
                                                                       praktisch konstant, nachdem sie im Laufe des Jahres 2018
                                                                       zwar moderat, doch stetig gestiegen war. Im Mai 2019
                                                                       betrug sie gleich wie die LIK-Jahresteuerungsrate 0,6%
                                                                       (Grafik 4.2). Obwohl die Preise der inländischen Waren
                                                                       innert Jahresfrist etwas stärker gestiegen sind als die
                                                                       Preise der inländischen Dienstleistungen, fiel der Teuerungs­
                                                                       beitrag der inländischen Dienstleistungen aufgrund ihres
                                                                       höheren Indexgewichts grösser aus (Grafik 4.2).

      Tabelle 4.1

      landesindex der konsumentenpreise und komponenten
      Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
                                                                       2018      2018                             2019      2019

                                                                                 2. Q.      3. Q.      4. Q.      1. Q.     März     April     Mai

      LIK total                                                           0,9        1,0        1,1        0,9        0,6      0,7       0,7     0,6
      Inländische Waren und Dienstleistungen                               0,4       0,4        0,5        0,5        0,6      0,6       0,7     0,6
         Waren                                                             0,8       0,8        1,0        1,2        0,9      1,1       1,1     0,7
         Dienstleistungen                                                  0,3       0,3        0,4        0,3        0,5      0,5       0,5     0,6
           private Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten                    0,7       0,6        0,9        0,7        0,7      0,7       0,8     0,8
           Wohnungsmieten                                                  0,4       0,4        0,3        0,4        0,4      0,4       0,4     0,5
           öffentliche Dienstleistungen                                  – 0,8      – 0,9      – 0,8      – 0,7       0,1      0,0       0,0    – 0,1

      Ausländische Waren und Dienstleistungen                              2,4       2,7        3,0        2,1        0,7      1,1       0,8     0,7
         ohne Erdölprodukte                                                1,1       1,2        1,1        0,6        0,6      0,6       0,6     0,6
         Erdölprodukte                                                    11,9      13,9       16,6       12,5        1,1      3,8       2,5     1,1

      Quellen: BFS, SNB

                               18         Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 18                                                                                                                     18.06.2019 13:53:50
Stabile Mietteuerung                                            Grafik 4.1

             Die Teuerung der vierteljährlich erhobenen Wohnungsmie­         lik: in- und ausländische güter
             ten betrug im Mai 2019 0,5% und war damit praktisch             Veränderung des LIK gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der
             gleich gross wie vor drei und sechs Monaten. Der für Miet­      Komponenten in Prozentpunkten.
             preisänderungen aufgrund von Hypothekarzinsanpassungen
                                                                                1,5
             relevante Referenzzinssatz beträgt seit Juni 2017 unver­
             ändert 1,5% (Grafik 4.3).                                          1,0

                                                                                0,5
             Kerninflation nahe der LIK-Jahresteuerungsrate
             Die Kerninflationsraten sind seit Herbst 2017 weitgehend           0,0
             stabil geblieben (Grafik 4.4). Mit dem Rückgang der Infla­        –0,5
             tionsrate der Erdölprodukte hat sich die Differenz zwischen
                                                                               –1,0
             der LIK-Jahresteuerungsrate einerseits und den Kernin­
             flationsraten andererseits deutlich verringert. Im Mai belief     –1,5
             sich der von der SNB berechnete getrimmte Mittelwert                          2015        2016        2017         2018   2019
             (TM15) auf 0,4%, während die vom BFS berechnete Kern­                    Total           Ausland ohne Erdölprodukte
             inflationsrate (BFS1) gleich wie die LIK-Jahresteuerungs­                Inland          Erdölprodukte
             rate 0,6% betrug.                                               Quellen: BFS, SNB

             BFS1 und TM15 beruhen beide auf den Preisen eines redu­
             zierten Warenkorbs. Bei der Berechnung der BFS1 werden
                                                                             Grafik 4.2
             Energie und Treibstoffe sowie frische und saisonale Pro­
             dukte nicht berücksichtigt. Beim TM15 werden jeden Monat        lik: inländische waren und dienstleistungen
             die Produkte mit den extremsten Preisveränderungen              Veränderung des LIK Inland gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge
             ­ausgeschlossen (je 15% auf beiden Seiten der Verteilung        der Komponenten in Prozentpunkten.
              der Jahresveränderungsraten der Produktpreise).
                                                                              0,75

             PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE                                    0,50
                                                                              0,25
             Stabile Preise des Gesamtangebots                                0,00
             Die jährlichen Inflationsraten der Produzenten- und der
                                                                             –0,25
             Importpreise sind seit Anfang 2019 weitgehend stabil
                                                                             –0,50
             geblieben, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2018,
             hauptsächlich aufgrund der Entwicklung der Energiepreise,       –0,75
             stark zurückgegangen waren. Die Jahresinflationsrate                          2015        2016        2017         2018   2019
             der Angebotspreise, die einem gewichteten Durchschnitt                Total inländische Waren und Dienstleistungen
             der am Produzenten- und am Importpreisindex gemessenen              Waren           Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten
             Inflationsraten entspricht, betrug im Mai 2019 – 0,3%.              Wohnungsmieten
                                                                             Quellen: BFS, SNB

                                                                             Grafik 4.3

                                                                             wohnungsmieten
                                                                                 %
                                                                              2,00
                                                                              1,75
                                                                              1,50
                                                                              1,25
                                                                              1,00
                                                                              0,75
                                                                              0,50
                                                                              0,25
                                                                              0,00
                                                                                           2015        2016        2017         2018   2019
                                                                                      Wohnungsmieten (Veränderung gegenüber Vorjahr)
                                                                                      Hypothekarischer Referenzzinssatz
                                                                             Quellen: BFS, Bundesamt für Wohnungswesen (BWO)

                                                                                      Quartalsheft 2 / 2019 Juni               19

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 19                                                                                                            18.06.2019 13:53:50
Grafik 4.4                                                                  INFLATIONSERWARTUNGEN
      kerninflation
      Veränderung gegenüber Vorjahr                                               Inflationserwartungen im Einklang mit Preisstabilität
                                                                                  Die mittels Umfragen erhobenen Inflationserwartungen
           %
                                                                                  ­veränderten sich in den letzten Monaten nur wenig. Sowohl
          1,5
                                                                                   die kurz- als auch die langfristigen Inflationserwartungen
          1,0                                                                      stehen weiterhin im Einklang mit dem Ziel der Preisstabilität,
                                                                                  das die SNB mit einem Anstieg des LIK von weniger als
          0,5
                                                                                  2% pro Jahr gleichsetzt.
          0,0
                                                                                  Unverändert niedrige kurzfristige Inflationserwartungen
         –0,5                                                                     Gemäss der monatlichen Finanzmarkt-Umfrage Schweiz
         –1,0                                                                     von CFA Society Switzerland und Credit Suisse erwarteten
                                                                                  68% der im Mai 2019 befragten Analysten gleichbleibende
         –1,5                                                                     Inflationsraten in den nächsten sechs Monaten (Grafik 4.6).
                        2015       2016          2017       2018        2019      Die übrigen Befragten rechneten mehrheitlich mit steigen­
                LIK               TM15                  BFS1                      den Inflationsraten.
      Quellen: BFS, SNB
                                                                                  Auch die Gespräche der SNB-Delegierten für regionale
                                                                                  Wirtschaftskontakte mit Unternehmen aus allen Teilen
                                                                                  der Wirtschaft deuten auf niedrige kurzfristige Inflationser­
      Grafik 4.5
                                                                                  wartungen hin. Im zweiten Quartal 2019 erwarteten die
      preise des gesamtangebots                                                   befragten Gesprächspartner für die kommenden sechs bis
      Veränderung gegenüber Vorjahr                                               zwölf Monate eine Jahresteuerungsrate von durchschnitt­
                                                                                  lich 0,4% (Vorquartal: 0,5%).
           %
          7,5
                                                                                  Die quartalsweise durchgeführte SECO-Haushaltsumfrage
          5,0
                                                                                  zur erwarteten Preisentwicklung in den kommenden zwölf
          2,5                                                                     Monaten lieferte im April 2019 ebenfalls ähnliche Resultate
          0,0                                                                     wie im Vorquartal. Gut die Hälfte der Befragten ging
         –2,5                                                                     von steigenden Preisen aus, während rund zwei Fünftel mit
         –5,0                                                                     unveränderten Preisen und nur wenige mit fallenden ­
         –7,5
                                                                                  Preisen rechneten.
       –10,0
                                                                                  Längerfristige Erwartungen leicht über
       –12,5                                                                      den kurzfristigen Erwartungen
                        2015       2016          2017       2018        2019      Die längerfristigen Inflationserwartungen liegen weiterhin
                Total             Produzentenpreise                Importpreise   leicht über den kurzfristigen Erwartungen. Gemäss der
      Quelle: BFS                                                                 von Deloitte im ersten Halbjahr 2019 durchgeführten CFO-
                                                                                  Umfrage wurde die erwartete Inflationsrate in zwei Jahren
                                                                                  auf 1,1% veranschlagt, leicht tiefer als im zweiten Halbjahr
      Grafik 4.6                                                                  2018. Die Gesprächspartner der SNB-Delegierten rechneten
                                                                                  im zweiten Quartal mit einer Inflationsrate in drei bis
      cs-cfa-umfrage: erwartete entwicklung der                                   fünf Jahren von 0,8%, im Vergleich zu 0,9% im Vorquartal.
      inflationsrate über sechs monate
           Anteile der Befragten in %
           80
           70
           60
           50
           40
           30
           20
           10
            0
                        2015       2016          2017       2018        2019
                fällt              bleibt unverändert                steigt an
      Quellen: CFA Society Switzerland, Credit Suisse

                                20                Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 20                                                                                                                  18.06.2019 13:53:51
5                                                            GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN SEIT
                                                                          DER LETZTEN LAGEBEURTEILUNG
             Monetäre Entwicklung
                                                                          Unverändert expansiver geldpolitischer Kurs
                                                                          An der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 21. März 2019
                                                                          bestätigte die SNB ihren expansiven geldpolitischen Kurs.
                                                                          Sie beschloss, das Zielband für den 3M-Libor unverändert
                                                                          bei – 1,25% bis – 0,25% zu belassen. Auch der Zins auf bei
                                                                          der SNB gehaltene, einen bestimmten Freibetrag über­
             An der Lagebeurteilung vom 21. März 2019 liess die SNB       schreitende Sichtguthaben von Banken und anderen Finanz­
             ihre Geldpolitik unverändert und bekräftigte ihren geld­     marktteilnehmern blieb unverändert bei – 0,75%. Weiter
             politischen Kurs. Die Geldpolitik beruhte damit weiterhin    bekräftigte die SNB, sie bleibe bei Bedarf am Devisenmarkt
             auf dem Negativzins sowie der Bereitschaft der SNB,          aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation
             bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.                 berücksichtige.

             Die Geldmarktzinsen blieben in den drei Monaten seit der     Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, am Devisen­
             Lagebeurteilung vom März 2019 nahezu konstant. Dagegen       markt einzugreifen, dienen dazu, die Attraktivität von
             sind die Kapitalmarktzinsen, die bereits im Herbst 2018      ­Anlagen in Franken tief zu halten und den Aufwertungs­
             zu sinken begonnen hatten, weiter gefallen. Am Devisen­       druck auf die Währung zu reduzieren. Die Geldpolitik
             markt blieb der Franken hoch bewertet. Im Mai, als sich       der SNB hilft so, die Preisentwicklung zu stabilisieren und
             der Handelsstreit zwischen den USA und China verschärfte,     die Wirtschaftsaktivität zu unterstützen.
             wertete sich der Franken auf.
                                                                          Nahezu unveränderte Sichtguthaben bei der SNB
             Die Wachstumsraten der Geldmenge M3 und der Bank­            Seit der Lagebeurteilung vom März 2019 sind die gesamten
             kredite stiegen leicht an, bewegten sich aber weiterhin im   bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben leicht gestiegen.
             moderaten Bereich.                                           In der Woche zum 7. Juni 2019 (letzte Kalenderwoche vor
                                                                          der Lagebeurteilung im Juni 2019) lagen sie mit 578,1 Mrd.
                                                                          Franken etwas höher als in der letzten Kalenderwoche
                                                                          vor der Lagebeurteilung von Mitte März 2019 (576,0 Mrd.
                                                                          Franken). Zwischen den Lagebeurteilungen vom März und
                                                                          Juni 2019 betrugen sie durchschnittlich 577,5 Mrd. Franken.
                                                                          Davon entfielen 481,2 Mrd. Franken auf Giroguthaben
                                                                          inländischer Banken und die restlichen 96,3 Mrd. Franken
                                                                          auf übrige Guthaben auf Sicht.

                                                                          Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven betrugen
                                                                          zwischen dem 20. Februar und dem 19. Mai 2019 durch­
                                                                          schnittlich 17,1 Mrd. Franken. Insgesamt übertrafen die
                                                                          Banken das Mindestreserveerfordernis um 471,7 Mrd. Fran­
                                                                          ken (Vorperiode: 465,6 Mrd. Franken). Die Überschuss­
                                                                          reserven der Banken sind somit weiterhin sehr gross.

                                                                               Quartalsheft 2 / 2019 Juni       21

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Grafik 5.1                                                                 GELD- UND KAPITALMARKTZINSEN
      geldmarktsätze
                                                                                 Weitgehend unveränderte Geldmarktzinsen
           %                                                                     Die Geldmarktzinsen blieben in den letzten drei Monaten
        0,25                                                                     weitgehend unverändert und lagen stets nah beim Zinssatz
        0,00                                                                     auf Sichteinlagen bei der SNB, der seit Januar 2015 – 0,75%
       –0,25
                                                                                 beträgt. Dies gilt sowohl für den SARON als auch für den
                                                                                 3M-Libor (Grafik 5.1).
       –0,50
       –0,75                                                                     Weiterer Rückgang der Kapitalmarktzinsen
       –1,00                                                                     Die Kapitalmarktzinsen gaben nach und erreichten neue
       –1,25                                                                     Jahrestiefstände. Ende Mai fiel die Rendite zehnjähriger
                                                                                 Bundesanleihen erstmals seit 2016 unter – 0,4%. Mitte Juni
       –1,50
                                                                                 betrug sie – 0,45%. (Grafik 5.2).
       –1,75
                     2015          2016        2017      2018        2019        Die Bewegungen der Bundesobligationenrendite spiegelten
                3M-Libor            Zielband              SARON                  hauptsächlich globale Faktoren wider. So war der Rück-
      Quellen: Bloomberg, SIX Swiss Exchange AG, SNB
                                                                                 gang der Rendite seit Anfang Mai in erster Linie auf die ver­
                                                                                 schärften Handelskonflikte, insbesondere zwischen den
                                                                                 USA und China, zurückzuführen. Daraus resultierten
                                                                                 eine pessimistischere Einschätzung der globalen Konjunk­
      Grafik 5.2
                                                                                 turaussichten sowie eine erhöhte Nachfrage nach sicheren
      rendite zehnjähriger eidgenössischer                                       ­Anlagen, was Abwärtsdruck auf die Renditen ausübte.
      anleihen
                                                                                 Flachere Renditekurve
           %
                                                                                 Durch die niedrigeren Langfristzinsen flachte sich die Ren­
          0,4
                                                                                 ditekurve der Bundesanleihen in den letzten drei Monaten
          0,2                                                                    etwas ab (Grafik 5.3). Mitte Juni 2019 notierten die Renditen
                                                                                 über das ganze abgebildete Laufzeitenspektrum hinweg
          0,0                                                                    im negativen Bereich.
         –0,2
                                                                                 Realzinsen nach wie vor tief
         –0,4                                                                    Für die Spar- und Investitionsentscheide von Unternehmen
                                                                                 und Haushalten sind die Realzinsen die entscheidende
         –0,6                                                                    Grösse. Die Entwicklung der Renditekurve eidgenössischer
         –0,8
                                                                                 Anleihen in Kombination mit den aus Umfragen gewonne­
                                                                                 nen Inflationserwartungen legen den Schluss nahe, dass
                     2015          2016        2017      2018        2019
                                                                                 sich die Realzinsen weiterhin auf historisch tiefen Niveaus
      Quelle: SNB                                                                bewegen.

      Grafik 5.3

      zinsstruktur eidgenössischer anleihen
      Laufzeit in Jahren (hor. Achse). Nelson-Siegel-Svensson-Methode.

           %
          0,4
          0,2
          0,0
         –0,2
         –0,4
         –0,6
         –0,8
         –1,0
                 0             5               10           15              20
                Mitte Juni 2019                Mitte Dezember 2018
                Mitte März 2019
      Quelle: SNB

                               22              Quartalsheft 2 / 2019 Juni

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 22                                                                                                               18.06.2019 13:53:54
WECHSELKURSE                                                     Grafik 5.4

                                                                              devisenkurse
             Frankenbewegungen widerspiegeln wechselnde
             Risikostimmung                                                   1.150
             Die Bewegungen der Franken-Wechselkurse spiegelten in
                                                                              1.125
             den vergangenen Monaten vor allem Veränderungen in
             der Risikostimmung wider. Nach der Lagebeurteilung im            1.100
             März 2019 wertete sich der Franken gegenüber dem Euro
             zunächst auf, bevor er im April in einem Umfeld positiver        1.075

             Risikostimmung mit global steigenden Aktienpreisen auf           1.050
             breiter Basis an Wert verlor. In dieser Phase wertete sich der
             Franken auch gegenüber dem japanischen Yen, der ebenso           1.025
             wie der Franken oft als «sicherer Hafen» angesehen wird,         1.000
             deutlich ab. Vor dem Hintergrund der Eskalation im Handels­
             konflikt zwischen den USA und China machte der Franken           0.975
             im Mai seine im Vormonat verzeichneten Verluste gegen­                         Jan. 19   Febr.   März     Apr.       Mai   Juni
             über dem Euro und dem US-Dollar wieder wett (Grafik 5.4).                 USD in CHF               EUR in CHF
                                                                              Quelle: SNB
             Anstieg des handelsgewichteten nominalen
             ­Aussenwerts des Frankens
             Nach den Bewegungen der letzten Monate lag der nominale
                                                                              Grafik 5.5
             handelsgewichtete Aussenwert des Frankens Mitte Juni
             rund 1,3% höher als zum Zeitpunkt der Lagebeurteilung im         nominaler aussenwert des frankens
             März (Grafik 5.5). Der Franken gewann in diesem Zeit­
             raum gegenüber dem Euro und dem US-Dollar, die zusam­              Index, Dezember 2000 = 100
             men ein Indexgewicht von 55% aufweisen, 0,7% bzw. 0,2%             157
             an Wert. Gegenüber dem britischen Pfund und dem Ren­
                                                                                156
             minbi (Indexgewichte je 9%) wertete er sich um 3,5% und
             damit deutlich stärker auf.                                        155

             Realer Aussenwert des Frankens weiterhin                           154
             auf hohem Niveau
             Mit der nominalen Aufwertung des Frankens stieg auch               153
             der reale handelsgewichtete Aussenwert des Frankens etwas
                                                                                152
             an (Grafik 5.6). Der Franken bleibt im längerfristigen Ver­
             gleich hoch bewertet.                                              151
                                                                                            Jan. 19   Febr.   März     Apr.       Mai   Juni

                                                                              Quelle: SNB

                                                                              Grafik 5.6

                                                                              realer aussenwert des frankens
                                                                                Index, Dezember 2000 = 100
                                                                                130

                                                                                125

                                                                                120

                                                                                115

                                                                                110

                                                                                105

                                                                                100

                                                                                  95

                                                                                  90
                                                                                            05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

                                                                              Quelle: SNB

                                                                                       Quartalsheft 2 / 2019 Juni            23

002_SNB_QH_2_2019_de.indd 23                                                                                                            18.06.2019 13:53:54
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