VALERY GERGIEVS "MPHIL 360 " - DAS FESTIVAL DER MÜNCHNER PHILHARMONIKER
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VALERY GERGIEVS »MPHIL 360°« – DAS FESTIVAL DER MÜNCHNER PHILHARMONIKER ALBAN BERG »Sieben frühe Lieder« MAURICE RAVEL »Daphnis et Chloé« Freitag 31_01_2020 20 Uhr Samstag 01_02_2020 19 Uhr VALERY GERGIEV, Dirigent ANJA HARTEROS, Sopran MARIINSKY BALLETT PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN, Einstudierung Andreas Herrmann In freundschaftlicher Zusammenarbeit mit
Mahler Das Festival MPHIL360º auch zu Hause und unterwegs mit Aufnahmen der Münchner Philharmoniker weiter erleben! Symphony No. 8 VALERY Das Beste von MPHIL360º. GERGIEV Für dich kuratiert. Nur auf Apple Music.* Neuerscheinung auf dem Label der Münchner Philharmoniker Jetzt überall im Handel erhältlich! * Es gelten die AGB mphil.de/label
ALBAN BERG »Sieben frühe Lieder« für Singstimme und Orchester 1. »Nacht« (Sehr langsam) 2. »Schilflied« (Mäßig bewegt) 3. »Die Nachtigall« (Zart bewegt) 4. »Traumgekrönt« (Langsam) 5. »Im Zimmer« (Leicht bewegt) 6. »Liebesode« (Sehr langsam) 7. »Sommertage« (Schwungvoll) – Pause – MAURICE RAVEL »Daphnis et Chloé« (Ballettfassung von 1912) VALERY GERGIEV, Dirigent ANJA HARTEROS, Sopran PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN, Einstudierung: Andreas Herrmann MITGLIEDER DES MARIINSKY BALLETTS: VIKTORIA BRILYOVA, ALBINA SATYNALIEVA, ANNA SMIRNOVA, YEKATERINA IVANNIKOVA, VERONIKA SELIVANOVA Chloé ALEXEI NEDVIGA, ERWIN ZAGIDULLIN, VASILY TKACHENKO, VAKHTANG KHERKHEULIDZE, MAXIM ZENIN Daphnis VLADIMIR VARNAVA, Choreographie PAVEL SEMCHENKO, Kostüm und Bühnenbild IGOR FOMIN, Lichtdesign Konzertdauer: ca. 2 ¼ Stunden Das Konzert am 31. Januar 2020 wird live auf www.medici.tv übertragen. Im Anschluss daran steht das Konzertvideo sowohl auf www.medici.tv als auch auf www.mezzo.tv 90 Tage lang zur Verfügung. Für die freundliche Unterstützung des diesjährigen MPHIL 360° Festivals bedanken wir uns herzlich bei Ursula und Walter Schatt sowie bei Nadja und Heinz Hermann Thiele! 122. Spielzeit seit der Gründung 1893 VALERY GERGIEV, Chefdirigent ZUBIN MEHTA, Ehrendirigent PAUL MÜLLER, Intendant
2 »Überströmende Wärme des Fühlens« ALBAN BERG: »SIEBEN FRÜHE LIEDER« Im Herbst 1904 veröffentlichte Arnold vierpart »etwas vom Gesangsstil hatten«. Schönberg in der »Neuen musikalischen Tatsächlich konnte Berg erst nach vierjähri- Presse« eine »Unterrichtsanzeige«. Charly gem Unterricht mit der Klaviersonate op. 1 Berg legte dem Meister daraufhin ungefragt sein erstes Instrumentalwerk vorlegen. einige Lieder seines schüchternen Bruders Alban vor, der gerade erst der Schulbank entwachsen war und seit einiger Zeit Ge- dichte in der Kunstliedtradition zwischen Schubert und Hugo Wolf vertonte. Schön- berg erkannte sofort die außerordentliche Begabung und nahm den mittellosen Alban Berg als Schüler auf. Der pädagogische Eros ließ ihn sogar großzügig auf sein Honorar verzichten, denn »schon aus Bergs frühes- ten Kompositionen, so ungeschickt sie auch gewesen sein mögen, konnte man zweierlei entnehmen: Erstens, dass Musik ihm eine Sprache war und dass er sich in dieser Spra- che tatsächlich ausdrückte. Und zweitens: überströmende Wärme des Fühlens. Es war ein Vergnügen, ihn zu unterrichten...« Schönberg wurde zu Bergs verehrtem Vor- bild und väterlichem Mentor, obwohl oder gerade weil er nicht mit schärfster Kritik sparte. So bemängelte er die Ausschließ- lichkeit, mit der sein literarisch bewanderter Schützling sich der Komposition von Lie- Der junge Alban Berg zur Zeit seiner frühen dern widmete, die überdies selbst im Kla- Liedkompositionen (um 1905)
3 BLICK INS LEXIKON lene« in der originalen Klavier- sowie in einer neuen Orchesterfassung erschienen, zum ALBAN BERG klingenden Erinnerungsalbum geworden. »Sieben frühe Lieder« für Singstimme und Orchester Tatsächlich ist bei der Anordnung der Lieder Lebensdaten des Komponisten eine gewisse »Dramaturgie der Gefühle« zu geboren am 9. Februar 1885 in Wien; erkennen: Auf die Einsamkeit in der Natur gestorben am 24. Dezember 1935 in (»Nacht«) und auf die Ahnung vom »liebli- Wien – Berichten der Familie zufolge chen Gesang« (!) des Mädchens (»Schilf- jedoch bereits am 23. Dezember kurz lied«) und deren Liebeserwachen (»Nachti- vor Mitternacht gall«) folgt der erste Kuss (»Traumgekrönt«), der in inniger Zweisamkeit (»Im Zimmer«) Entstehungszeit und sinnlichem Rausch (»Liebesode«) auf- Klavierlieder: 1905–1908 geht, um schließlich in die »blaue Ewigkeit« Orchesterfassung: 1928 des gemeinsamen Lebensglücks (»Som- Widmung mertage«) zu münden. Nur drei der sieben »Meiner Helene«: der Sängerin Lieder waren zur Zeit ihrer Entstehung öf- Helene Karoline Berg, geb. Nahowski fentlich erklungen – am 7. November 1907 (1885–1976) gewidmet im Rahmen eines Konzerts mit Werken von Schönberg-Schülern, das Bergs Debüt als Uraufführung Komponist bedeutet hatte. am 18. März 1928 in Wien (Wiener Sinfo- nie-Orchester unter Leitung von Paul von Klenau; Solistin: Wanda Achsel-Clemens) »DER KLANG, VIELFÄLTIG GEBROCHEN« »MEINER HELENE« Seither waren zwei Jahrzehnte vergangen, in denen er an der Seite Schönbergs vom Die rund 140 Lieder, die vor dieser offiziellen wagnerisch durchleuchteten Kosmos der Eröffnung seines Werkkatalogs entstanden »Verklärten Nacht« in die Atonalität aufge- waren, betrachtete der Komponist später als brochen war, dessen »Methode der Kompo- Jugendarbeiten von geringem künstleri- sition mit zwölf nur aufeinander bezogenen schen Wert. Zur Veröffentlichung bestimm- Tönen« adaptiert und Meisterwerke wie die te er daher neben der Storm-Vertonung »Lyrische Suite« oder »Wozzeck« vorgelegt »Schließe mir die Augen beide« nur die so- hatte. Dennoch gelang es ihm bei der Instru genannten »Sieben frühen Lieder«, deren mentierung seiner »Frühen Lieder« mühelos, Auswahl nicht zuletzt in ihrer autobiographi- den Bogen zurück zur spätromantischen schen Bedeutung begründet liegt. Denn sie Welt seiner Jugend zu schlagen. entstanden in jenen Jahren (1905–1908), da der junge Schönberg-Schüler die Sängerin Sensibel variierte er die Orchesterbeset- Helene Nahowski kennen lernte, die er 1911 zung von Lied zu Lied, um jeder Stimmung nach langem Widerstand von Seiten ihrer ihr eigenes Klangbild zu verleihen. Behut- Familie heiratete. Als Ausdruck seiner ersten sam bereicherte er den transparent gehal- schwärmerischen Liebe waren diese Lieder tenen Satz durch motivisch integrierte Ne- 1928, als sie mit der Widmung »Meiner He- benstimmen und raffinierte koloristische Alban Berg: »Sieben frühe Lieder«
4 Effekte. Selbst die Singstimme, die in weiten Instrumentalbesetzung auf kammermusika- Melodiebögen diesen üppig schillernden lischen Umfang, was der intimen Szene am Klangteppich überwölbt, wird ständig neu »Schilfgestade« entspricht. Streichertremo- abgetönt, indem sie von solistischen Blas- li und Flatterzungen in den Bläsern lassen oder Streichinstrumenten gestützt wird. das »Rohr« rauschen, während die klagende Auch Theodor W. Adorno empfand die Be- Oboe die Stimme der Geliebten evoziert. Im arbeitung des jungen Berg durch den reifen dritten Lied »Nachtigall« nach Theodor Berg als künstlerisch und stilistisch kohä- Storm konzentrierte sich Berg auf die viel- rent: »Der Klang gleicht der Musik, die er fach geteilten, teilweise gedämpften Strei- ausspricht, ist so differenziert, so vielfältig cher, um der Stimme ganz den Vortritt zu gebrochen wie jene.« lassen. Schließlich ist die Sopranpartie mit ihren wundervoll aufblühenden Kantilenen »WEITES WUNDERLAND« hier der »süße Schall« des Nachtigall- gesangs und somit Symbol und Klangchiffre Das volle Orchester kommt nur im ersten und für das zarte Aufknospen einer Mädchen- letzten Lied zum Einsatz: In »Nacht« nach seele, was aus den Versen des Mittelteils einem Gedicht Carl Hauptmanns, des älteren und den expressiven Seufzern zweier So- Bruders von Gerhart Hauptmann, empfinden locelli klar hervorgeht. leise Pizzicati und geheimnisvoll oszillieren- de Bläserakkorde die dämmrig-verhangene Atmosphäre der ersten Verse nach, während zu glitzernden Harfenarpeggien und schmel- zendem Streicherklang die Nebel zerreißen und den Blick auf das »weite Wunderland« freigeben. Die Einsamkeit des lyrischen Ich wird offenbar, wenn nur ein zartes Echo der Flöte auf die mahnenden Rufe (»Trinke Seele!«) antwortet, um am Ende wie erstar- rend zu verklingen. Den Rahmen schließt das inhaltliche Gegenstück »Sommertage« nach einem Gedicht von Bergs ehemaligem Schulfreund Paul Hohenberg: Auch hier geht die Natur in einem »Wunderland« der Emp- findung auf, in dem jedoch die schwärmeri- sche Einsamkeit von gelebter Zweisamkeit, das kühle Mondlicht von warmem Sonnen- schein abgelöst ist. Entsprechend findet der Orchesterklang vom ahnungsvollen Däm- merton des ersten Lieds im abschließenden letzten zu lichter Serenität und am Ende fast Strauss’schem Überschwang. Für das »Schilflied« Nikolaus Lenaus redu- Alban Berg und Helene Nahowski am Tag ihrer zierte Berg das Orchester durch solistische Verlobung (1909) Alban Berg: »Sieben frühe Lieder«
5 »DER HERRLICHSTE DER KÜSSE« »TRÄUME DES RAUSCHES« In jeder Hinsicht zentral ist das vierte Lied Otto Erich Hartleben wurde im Kreis der »Traumgekrönt«. Das nach Musik geradezu Zweiten Wiener Schule später vor allem als verlangende Gedicht Rainer Maria Rilkes Übersetzer von Albert Girauds visionärem muss Berg ganz besonders angesprochen Gedichtzyklus »Pierrot Lunaire« bekannt, haben. Einen emphatischen Brief, den er den Schönberg 1912 in seiner neuen »sin- Helene nach dem ersten Kuss schrieb, ließ genden Sprechweise« vertonte. Hartlebens er in das Zitat von Rilkes Schlussvers mün- eigene »Liebesode« dagegen vereint Ro- den: »Fassungslos, wie trunken wankte ich mantik und duftigen Impressionismus, was nachhaus, auf den Lippen den herrlichsten dem jungen Berg sicher mehr entgegenkam. der Küsse heimwärts tragend – und leis’ wie eine Märchenweise erklang die Nacht.« Das Das relativ große Orchester mit einem aller- leise Klingen dieser Nacht vertraute Berg dings um Oboen, Flöten und Posaunen re- ausgewählten Bläsern, sordinierten Strei- duzierten Bläserapparat und somit gleich- chern und der Harfe an, die ein feines poly- sam »gerundeten« Klang entwickelt aus der phones Geflecht um die Gesangslinie we- stagnierenden Ruhe des Beginns (»Im Arm ben. Das eröffnende Viertonmotiv wandert der Liebe schliefen wir selig ein«) in einem unruhig durchs Orchester, geht beim Ein- großangelegten Crescendo die »wundervol- treffen der Geliebten (»Du kamst...«) in er- len Träume der Sehnsucht«, während in den regte Sechzehntel über und steigert sich in rauschenden Harfenarpeggi der Sommer- sehnsüchtigen Sequenzierungen zu fast wind durchs Fenster streift, und das gleich- tristanesker Intensität. Die Sopran-Melodie mäßig an- und abschwellende Motiv der wandert nach den ersten Versen ins Orches- Geigen den ruhigen Atem der schlafenden ter und wird dort fortgesponnen, während Liebenden anzudeuten scheint. Die »über- die Singstimme – unterstützt vom Klang des strömende Wärme des Fühlens«, die Schön- Horns – zu einer ekstatischen Hymne an- berg bereits den ersten Kompositionsversu- hebt. chen Bergs bescheinigte, durchpulst zwei- fellos jedes einzelne dieser frühen Lieder. Von seinen Anfängen als kämpferischer Ver- treter eines konsequenten Naturalismus Alexandra Maria Dielitz hatte sich der Dramatiker und Erzähler Jo- hannes Schlaf offenbar bereits abgewandt, als er das hübsche Stimmungsbild »Im Zim- mer« verfasste. Die dort beschriebene trau- te Häuslichkeit übertrug Berg in den of- fen-präsenten Klang eines reinen Bläser ensembles, ergänzt durch Harfe und Schlag- zeug. Mit leichtem Augenzwinkern lässt er das »Feuerlein« im Ofen mit züngelnden Staccati und gleißendem Becken aufglim- men und die Empfindung, »wie leise die Mi- nuten zieh’n«, im nachdenklichen Ticken von Celesta und Harfe ausklingen. Alban Berg: »Sieben frühe Lieder«
6 »Sieben frühe Lieder« DIE GESANGSTEXTE 1. »NACHT« An das öde Schilfgestade, Mädchen, und gedenke dein. Dämmern Wolken über Nacht und Tal, Nebel schweben, Wasser rauschen sacht. Wenn sich dann der Busch verdüstert, Nun entschleiert sich’s mit einem Mal: Rauscht das Rohr geheimnisvoll, O gib acht! Gib acht! Und es klaget, und es flüstert, Dass ich weinen, weinen soll. Weites Wunderland ist aufgetan. Silbern ragen Berge traumhaft groß, Und ich mein’, ich höre wehen Stille Pfade silberlicht talan Leise deiner Stimme Klang, Aus verborg’nem Schoß; Und im Weiher untergehen Deinen lieblichen Gesang. Und die hehre Welt so traumhaft rein. Stummer Buchenbaum am Wege steht Nikolaus Lenau (1802–1850) Schattenschwarz, ein Hauch vom fernen Hain Einsam leise weht. 3. »DIE NACHTIGALL« Und aus tiefen Grundes Düsterheit Blinken Lichter auf in stummer Nacht. Das macht, es hat die Nachtigall Trinke Seele! Trinke Einsamkeit! Die ganze Nacht gesungen; O gib acht! Gib acht! Da sind von ihrem süßen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Carl Hauptmann (1858–1921) Die Rosen aufgesprungen. Sie war doch sonst ein wildes Blut; Nun geht sie tief in Sinnen, 2. »SCHILFLIED« Trägt in der Hand den Sommerhut Und duldet still der Sonne Glut, Auf geheimem Waldespfade Und weiß nicht, was beginnen. Schleich’ ich gern im Abendschein
7 Das macht, es hat die Nachtigall 6. »LIEBESODE« Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süßen Schall, Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein. Da sind in Hall und Widerhall Am off’nen Fenster lauschte der Die Rosen aufgesprungen. Sommerwind, Und uns’rer Atemzüge Frieden Theodor Storm (1817–1888) Trug er hinaus in die helle Mondnacht. Und aus dem Garten tastete zagend sich Ein Rosenduft an unserer Liebe Bett 4. »TRAUMGEKRÖNT« Und gab uns wundervolle Träume, Träume des Rausches, so reich an Das war der Tag der weißen Sehnsucht. C hrysanthemen, Mir bangte fast vor seiner Pracht... Otto Erich Hartleben (1864–1905) Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen Tief in der Nacht. 7. »SOMMERTAGE« Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, Nun ziehen Tage über die Welt, Ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Gesandt aus blauer Ewigkeit, Du kamst, und leis’ wie eine Märchenweise Im Sommerwind verweht die Zeit. Erklang die Nacht. Nun windet nächtens der Herr Sternenkränze mit seliger Hand Rainer Maria Rilke (1875–1926) Über Wander- und Wunderland. O Herz, was kann in diesen Tagen Dein hellstes Wanderlied denn sagen 5. »IM ZIMMER« Von deiner tiefen, tiefen Lust: Im Wiesensang verstummt die Brust, Herbstsonnenschein. Nun schweigt das Wort, wo Bild um Bild Der liebe Abend blickt so still herein. Zu dir zieht und dich ganz erfüllt. Ein Feuerlein rot Knistert im Ofenloch und loht. Paul Hohenberg (1885–1956) So! Mein Kopf auf deinen Knie’n, So ist mir gut. Wenn mein Auge so in deinem ruht, Wie leise die Minuten zieh’n. Johannes Schlaf (1862–1941) Die Gesangstexte
8 Im Schatten des Fauns MAURICE RAVEL: »DAPHNIS ET CHLOÉ« Als die Compagnie »Ballets Russes« unter sen ins europäische Ausland. Von 1906 an ihrem Impresario Sergei Djagilew am 18. Mai lag sein Lebensmittelpunkt in Paris. In die- 1909 im Pariser Théâtre du Châtelet ihre ers- sem Jahr veranstaltet er im Oktober unter te Tanzsaison eröffnete, konnte niemand dem Namen »Saisons Russes« eine Ausstel- ahnen, welch große Zahl an Werken für das lung russischer Maler, darunter Werke von Repertoire auf der Theaterbühne und im Mikhail Wrubel, Konstantin Somow und Léon Konzertsaal dieses Künstlerkollektiv im Zu- Bakst. Im Mai 1907 folgte die zweite Saison sammenwirken mit verschiedensten zeitge- nössischen Komponisten und Künstlern BLICK INS LEXIKON schaffen würde. Zu den Startänzerinnen und -tänzern des Ensembles zählten Vaclav MAURICE RAVEL Nijinsky, Anna Pawlowa, Tamara Karsawina, »Daphnis et Chloé« Mikhail Mordkin sowie der ehemalige Tänzer (Ballettfassung von 1912) und inzwischen zum Hauptchoreographen Lebensdaten des Komponisten avancierte Mikhail Fokin – alles Künstlerin- geboren am 7. März 1875 in Ciboure; nen und Künstler, die an Ballettschulen in gestorben am 28. Dezember 1937 in St. Petersburg ausgebildet worden waren Paris und am kaiserlichen Mariinsky Theater Ruhm erlangt hatten. Dreh- und Angelpunkt der Entstehungszeit »Ballets Russes« war der russische Heraus- Ab 1909 zögerlicher Beginn der geber, Kurator, Kunstkritiker sowie Opern- Kompositionsarbeit; Fertigstellung der und Ballettregisseur Sergei Djagilew. Durch Orchestersuite Nr. 1 im April 1911, der seine Arbeit in St. Petersburg und Moskau vollständigen Ballettfassung im April 1912 war Djagilew in der russischen Kunstszene und der Suite Nr. 2 1913 bestens vernetzt und hatte sein heraus Uraufführung ragendes Talent bewiesen, unterschied- Ballettfassung: am 8. Juni 1912 im Pariser lichste Künstler zusammenzubringen und Théâtre du Châtelet unter der Leitung für neue Projekte zu begeistern. Seit den von Pierre Monteux 1890er Jahren unternahm er wiederholt Rei-
9 mit fünf Konzerten russischer Komponisten Djagilew aus, der an einer Zusammenarbeit in Anwesenheit von Nikolai Rimski-Korsakow, mit Ravel sehr interessiert war und unbe- Alexander Glasunow, Alexander Skrjabin und dingt mit ihm ein Ballett-Projekt realisieren Sergei Rachmaninow. Im Mai 1908 präsen- wollte. Ravel wiederum war einer Zusam- tierte Djagilew schließlich an der Pariser menarbeit gegenüber aufgeschlossen, und Oper eine Produktion von Modest Mussorg- beide verständigten sich auf einen unver- skys »Boris Godunow«. bindlichen Kompositionsauftrag. In diesen ersten drei Jahren hatte er seine ENTSTEHUNGSPHASE Anwesenheit in Paris geschickt genutzt, um erneut Kontakte zu Kunstschaffenden, vor Die literarische Grundlage zum Ballett allem zu Komponisten wie Claude Debussy, »Daphnis et Chloé« ist der gleichnamige Manuel de Falla, Eric Satie und Igor Stra- spätantike Liebesroman des griechischen winsky, zu knüpfen und dabei erste Kompo- Autors Longos. Die erste Übersetzung ins sitionsaufträge zu vergeben. Bereits 1906 Französische stammt aus dem Jahr 1559. hatten sich Djagilew und Maurice Ravel erst- Weitere Übersetzungen folgten im Lauf der malig bekannt gemacht und 1908 über Fo- Jahrhunderte, wodurch der Stoff im franzö- kins Ballett-Entwurf zu »Daphnis et Chloé« sischen Sprachraum weit verbreitet und gesprochen. Die Initiative ging dabei von auch in der bildenden Kunst immer wieder aufgegriffen wurde. Mikhail Fokin war der Liebesroman ebenfalls bekannt. Seit 1902 hatte er die aktive Tanzkarriere zu Gunsten seiner Lehrtätigkeit zurückgestellt und 1904, als er noch Ballettlehrer an der zaris- tischen Ballettschule in St. Petersburg war, ein Ballett-Skript zu »Daphnis et Chloé« in zwei Akten verfasst. Diese Vorlage reichte er im selben Jahr am Mariinsky Theater ein, erhielt jedoch eine Ablehnung. Die Gründe dafür waren wohl die reformerischen Ansät- ze, die Fokin in seinem Entwurf umgesetzt hatte. Zum einen verzichtete er im Allgemei- nen auf die Gliederung des Balletts in Tanz- nummern und im Besonderen auf Solonum- mern, die sich aus der Handlungsentwick- lung dramaturgisch nicht begründen ließen. Daneben legte er Wert auf die Einheit der Handlung, die ausschließlich tänzerisch ausgedrückt werden sollte und zwar ohne die Verwendung von Stilmitteln wie Panto- mime und Divertissement. Dieses Konzept entsprach jedoch nicht der traditionellen Aufführungspraxis am damaligen Mariinsky Maurice Ravel (1910) Theater. Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
10 Ravel wiederum war auch mit dem Stoff ver- traut, tat sich aber mit dem Zugang zu Fo- kins Konzeption sehr schwer. Ein intensiver Arbeitsaustausch untereinander konnte sich aufgrund der Sprachbarriere nicht einstel- len, da der Choreograph zu diesem Zeit- punkt kein Französisch und der Komponist kein Wort Russisch sprach. Und so bestand Ravel auf Änderungen im Libretto, u. a. ei- nem Wechsel zu einer einaktigen Fassung in drei Szenen, und erst als Fokin sein Ein- verständnis dazu gab, nahm Ravel den Kom- positionsauftrag verbindlich an. Es fehlte ihm wohl aber insgesamt in der Vorlage von Fokin an inspirierenden Elementen, um mit der Arbeit zu beginnen. Bis März 1910 gab es nur wenige Entwürfe. Ab 1. Mai 1910 lag immerhin eine Klavierfassung des Balletts vor. Aus den ersten beiden Bildern konden- sierte Ravel ein »fragment symphonique«, die spätere Suite Nr. 1, die am 2. April 1911 uraufgeführt wurde. Die Fertigstellung der Orchestrierung zur Ballettfassung sollte aber noch bis zum 5. April 1912 und damit fast zwei weitere Jahre dauern. Erst danach stellte Ravel die Suite Nr. 2 zusammen. Der Tänzer und Choreograph Mikhail Fokin (1905) VORBEREITUNG ZUR VIERTEN SAISON rungen aus. Da die einzelnen Produktionen der »Ballets Russes« in der Regel nicht Die vierte Saison der »Ballets Russes« in Pa- abendfüllend waren, bestand ein Programm ris fand vom 13. Mai bis 10. Juni 1912 im Théâ jeweils aus mehreren Werken. Das Premie- tre du Châtelet statt. Es war nach Djagilews ren-Stück stand dabei immer an zweiter oder Zählweise die siebte »Saisons Russes« seit dritter Stelle. Vor Paris machte die Truppe am dem Auftakt 1906. Drei Premieren mit je drei Théâtre de Monte Carlo Station. Deshalb Folgevorstellungen waren für diesen Zeit- mussten die drei Pariser Premieren bereits in raum angesetzt: für den 20. Mai »Thamar« mit den Wochen zwischen 15. März und 8. April Musik von Mily Balakirew, für den 29. Mai einstudiert werden, um sie danach in die Auf- Debussys »Prélude à ›L’après-midi d’un fau- führungs-Programme zu integrieren. ne‹« mit Vaclav Nijinsky als Tänzer und Cho- reograph und für den 5. Juni Ravels »Daphnis Im Vergleich zu den bisherigen Stücken der et Chloé« in der Choreographie von Fokin mit »Ballets Russes« war »Daphnis« eine Pro- Nijinsky als Daphnis und Anna Pawlowa als duktion mit sehr hohen Anforderungen, die Chloé. Léon Bakst stattete alle drei Inszenie- es unter angespannten Bedingungen zu be- Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
11 wältigen galt. Die Orchesterbesetzung um- abgab und die Compagnie verließ, musste fasste 80 Musiker, zusätzlich kam ein Frau- sogar eine Hauptrolle neu besetzt werden. enchor zum Einsatz, die Spiellänge lag bei Tamara Karsawina rückte so von der Zweit- etwa einer Stunde. Außerdem war das Ver- zur Erstbesetzung auf. Die Probleme bei den hältnis zwischen Fokin und dem knapp zehn Proben beschränkten sich aber nicht nur auf Jahre jüngeren aufstrebenden Konkurren- den Konkurrenzkampf von Fokin und Nijins- ten Nijinsky belastet, denn beide verband ky. Ravels Komposition bereitete in der eine tiefe zwischenmenschliche Feind- Tanzpraxis große Probleme. In Teilen galt die schaft und gegenseitige künstlerische Ab- Rhythmik als untanzbar, was bemerkens- lehnung. Darüber konnte auch die professi- wert vor dem Hintergrund ist, dass ein Jahr onelle Zusammenarbeit auf der Bühne nicht später Igor Strawinsky mit seinem von Dja- hinwegtäuschen. Die Rivalität beider um die gilew in Auftrag gegebenen Ballett »Le sac- Gunst von und den Einfluss auf Djagilew so- re du printemps« noch viel komplexere An- wie der auch abseits der Proben geführte forderungen an die ausführenden Tänzer Kampf um die choreographische Umsetzung stellen sollte. Beim Impresario regten sich von »Daphnis et Chloé« führte zu einer Spal- erste Zweifel an der Qualität von Kompositi- tung der Ballettcompagnie in zwei Lager. on und Choreographie, und er erwog die Fokin und Nijinsky probten ihre Projekte pa- Aufführung zurückzuziehen. »Daphnis« soll- rallel und stritten sich darum, auf wessen te sich als Produktion dramaturgisch von Probe das Corps de ballet zu erscheinen den vorherigen Werken unterscheiden und hatte. Als Anna Pawlowa die Partie der Chloé das erste Handlungsballett der »Ballets Rus- ses« werden, das auf die Einheit von Raum, Zeit und Handlung verzichtet. Der dramati- sche Konflikt, also der Raub von Chloé durch die Piraten und ihre Befreiung, wird deshalb nicht durch Daphnis’ Handeln gelöst, son- dern durch den göttlichen Eingriff Pans. DER RIVALE Zeitgleich probte Nijinsky die Choreogra- phie zu Debussys fast 20 Jahre altem und auf Stéphane Mallarmés Gedichtvorlage beruhenden Werk »Prélude à ›L’après-midi d’un faune‹«, bei dem Nijinsky die einzige Hauptrolle übernahm. Dieses Ballett war konzeptionell etwas völlig anderes als das, was die »Ballets Russes« bislang geboten hatten und enthielt beeindruckende Ansät- ze, das Tanztheater dieser Zeit zu erneuern, ja vielleicht sogar zu revolutionieren. In N ijinskys Konzeption waren Bewegungen Kostüm-Entwurf von Léon Bakst zu zwar rhythmisch geordnet, verliefen aber »Daphnis et Chloé« nicht synchron zur Musik. Dynamische und Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
12 stille Phasen standen in einem korrespon- Djagilew erkannte, dass diese Choreogra- dierenden Wechsel. Die bei Fokin ange- phie und die angedeutete Masturbations strebte Harmonie von Bewegung und Musik szene von Nijinsky das Potenzial für einen war aufgelöst zu Gunsten der Eigenständig- veritablen Theaterskandal haben oder zu- keit beider. Dazu hatte Bakst ein impressio- mindest ihm und seiner Tanzcompagnie viel nistisches Bühnenbild entworfen, das die Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff be- Tiefenwirkung in den Bühnenraum vermied. scheren würde. Für den 28. Mai, einen Tag Entsprechend richtete Nijinsky die Tanzbe- vor der Premiere, setzte Djagilew eine Ge- wegungen auf zwei Dimensionen aus: Be- neralprobe von »Prélude« an. Dazu lud er wegungen von links nach rechts ganz vorne bereits Vertreter der Pariser Presse und ei- an der Rampe mit einer frontal zum Publikum nige Freunde ein. Nach der ca. zwölfminüti- gerichteten senkrechten Körperspannung. gen Darbietung herrschte Schweigen, so Die Hoch-Tief-Bewegung des klassischen dass Djagilew einen weiteren Durchlauf an- Balletts wurde durch eine starke Erdverbun- ordnete. Danach durften die Kritiker bei Ka- denheit ersetzt, d. h. es wurde auf flachem viar und Champagner das Gesehene auf sich Fuß ohne Schuhe getanzt. Neben diesen wirken lassen. Brüchen der klassischen Tanztechnik setz- te Nijinsky in der Schlussszene auf einen DER SKANDAL DES FAUNS darstellerischen Tabubruch. Der Faun, der beim Beobachten einer badenden Nymphe Die Premiere am Folgetag brachte dann den sein Verlangen entdeckt hat, macht mit dem öffentlichen Skandal. Gaston Calmette, Kri- zurückgelassenen Schleier der Nymphe sei- tiker des »Figaro«, verfasste eine Schmä- ne erste sexuelle Erfahrung. hung von »Prélude«. Im Gegenzug aktivierte Djagilew die Künstler Odilon Redon und Au- ÜBRIGENS... guste Rodin, die im Sinne ihres Freundes Mallarmé das Stück und die Interpretation Eine Auswahl von Werken, die eigens für verteidigten. In der Folge gab es einen die »Ballets Russes« geschrieben wurden: schriftlich ausgetragenen öffentlichen Streit, der erst recht die Neugier des Pariser Igor Strawinsky: Publikums weckte. So war das Theater zu »L’oiseau de feu« (UA 1910) den Folgeaufführungen am 31. Mai, unter »Pétrouchka« (UA 1911) Aufsicht mehrerer Polizisten, und am 1. und »Le sacre du printemps« (UA 1913) 2. Juni bis auf den letzten Platz ausverkauft. »Le chant du rossignol« (UA 1920) Wegen der anhaltend großen Nachfrage setzte Djagilew weitere Aufführungen an. Sergej Prokofiew: »Le chout« (UA 1921) URAUFFÜHRUNG VON »DAPHNIS« Manuel de Falla: Inzwischen war der Premierenabend des »El sombrero de tres picos« letzten Programms der Saison vom 5. auf (UA 1919) den 8. Juni verschoben worden. Die Gene- ralprobe am 7. Juni entfiel, da für diesen Tag Richard Strauss: kurzfristig eine Zusatzvorstellung von »Josephs Legende« (UA 1914) »Prélude« auf das Programm gesetzt worden Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
13 war. Auf Djagilews Wunsch hin lautete die Baksts überladene und aufdringliche Aus- Werkabfolge: »Daphnis et Chloé«, »Prélude stattung, seine naturalistischen Bühnenbil- à ›L’après-midi d’un faune‹«, »Le spectre de der mit üppigen Landschaftsdarstellungen, la rose« nach Carl Maria von Webers »Auffor- die die damalige Vorstellung vom antiken derung zum Tanz« und Rimski-Korsakows Griechenland wiedergaben, und die Dekora- »Shéhérazade«. Dies widersprach der übli- tionselemente und Kostüme, die teilweise chen Praxis, das Premierenstück an die aus vorherigen Produktionen stammten, be- zweite bzw. dritte Position zu stellen. Die wiesen, dass sich hier keine Neuerung ent- Publikumsreaktionen nach der Aufführung wickelte sondern Stillstand herrschte. waren freundlich und anerkennend. Doch das Publikum hatte wohl erkannt, dass diese KRITIKERSTIMMEN Darbietung und das zu Grunde liegende fast zehn Jahre alte Konzept überholt waren. Die Ähnlich sahen es einige Kritiker der Pariser Choreographie überzeugte weder als auf Tagespresse: Robert Brussel schrieb in »Le technische Perfektion getrimmtes traditio- Figaro« vom 9. Juni 1912 über »Daphnis et nelles Ballett noch als moderner Tanz. Léon Chloé«, es sei ein authentisches Werk und Mitglieder und Förderer der »Ballets Russes« im Sommer 1912 in Monte Carlo: Chloé-Darstellerin Tamara Karsawina (3.v.l.), Daphnis-Darsteller Vaclav Nijinsky (4.v.l.), Igor Strawinsky (5.v.l.) und Sergei Djagilew (2.v.r.) Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
14 im besten Sinne zeitgemäß. Gaston Carraud ihr einen festen Platz im Konzertsaal zuge- in »La Liberté« vom 11. Juni 1912 merkte an: wiesen haben. Beim diesjährigen Festival der »Die Aufführung war von einer beklagens- Münchner Philharmoniker MPHIL 360° steht werten Konfusion […]. Es ist übrigens eine nun in der Philharmonie die Ballettfassung Musik, der man […] folgen muss, ohne durch mit Tänzerinnen und Tänzern des Mariinsky ein Bühnenspektakel abgelenkt zu sein […]. Balletts auf dem Programm und das Publikum Die Künstler des Russischen Balletts haben darf gespannt verfolgen, in welch aus- bisher mit Beharrlichkeit gezeigt, dass sie drucksstarke Bilder der Choreograph Vladi- nichts von der Musik verstehen außer dem mir Varnava die Liebesgeschichte von Daph- rhythmischen Element.« Und Pierre Lalo nis und Chloé übertragen hat. schrieb in »Le Temps« vom 11. Juni 1912: »Die Partitur von Ravel, von der ich ausführlicher Christian Tauber sprechen werde, wenn wir sie im Kon- zertsaal wiederhören, […] unterscheidet sich merklich genug von den vorausgegan- genen Werken dieses Komponisten. Die Musik ist weiter entwickelt […]. Aber es fehlt ihr das, was die erste Qualität einer Ballett- musik ist: der Rhythmus.« Da die Ballettcompagnie bereits am 11. Juni zum Gastspiel nach London aufbrach und der 9. Juni spielfrei war, blieb es in dieser Saison der »Ballets Russes« bei zwei anstel- le von vier geplanten Aufführungen von »Da- phnis et Chloé«. Sowohl für Ravel als auch für Fokin war dies ein enttäuschendes Er- gebnis. Fokin verließ daraufhin die Truppe fürs Erste. Im Folgejahr stand »Daphnis« noch einmal auf dem Programm. Danach fand das Werk erst 1921 zurück auf eine Pa- riser Bühne, diesmal an der Pariser Oper – mit Fokin als Choreographen. BALLETTMUSIK IM KONZERTSAAL Wie viele andere Kompositionen der »Ballets Russes« ist heute »Daphnis et Chloé«, in Form der beiden Orchestersuiten, im Konzert repertoire fest verankert. Bemerkenswert ist, dass die damaligen Kritiker Pierre Lalo und Gaston Carraud die hohe Qualität der sym- phonischen Ballettmusik Ravels erkannt und Maurice Ravel: »Daphnis et Chloé«
15 »Daphnis et Chloé« HANDLUNG Im antiken Griechenland 2. BILD: IM LAGER DER PIRATEN 1. BILD: Bryaxis, der Anführer der Seeräuber, hat IM HEILIGEN HAIN DES PAN Chloé auf eine Insel verschleppt. Sie soll für ihn tanzen, doch hindern sie ihre Gedanken Nymphen und Hirten verehren Gott Pan an an Daphnis daran. Sie ist schließlich bereit einem ihm geweihten, heiligen Ort. Sie tan- für Bryaxis zu tanzen und versucht dabei zen ausgelassen. Daphnis und Chloé sind mehrfach zu fliehen. Pan erscheint mit ein Liebespaar, lassen einander aber spü- kampflustigen Satyren, die die Seeräuber in ren, dass beide auch noch von anderen be- die Flucht schlagen. Chloé ist nun frei, bleibt gehrt werden. Das bleibt nicht ohne Eifer- aber allein zurück. süchteleien. Der schöne Daphnis wird von den Mädchen umschwärmt. Der Kuhhirte Dorgon nutzt die Gelegenheit, Chloés Auf- merksamkeit auf sich zu lenken. Daphnis erkennt den Rivalen und stellt sich einem 3. BILD: Wettkampf. Im Tanz erringt er die Gunst IM HEILIGEN HAIN DES PAN Chloés und erhält von ihr einen Kuss als Be- lohnung. Nun versucht die schöne Lykanion Daphnis betrauert den Verlust seiner Chloé. Daphnis zu verführen. Doch er bleibt stand- Bei Sonnenaufgang berichten ihm Hirten haft. Seeräuber überfallen die Insel und rau- von der Rettung der Geliebten durch Pan ben Chloé. Der zu spät kommende Daphnis und ihrer Rückkehr auf die Insel. Pans Erin- beklagt sein Leid und richtet seinen Zorn nerung an die eigene Liebesbeziehung zu gegen Pan. Drei Nymphen, die den heiligen Syrinx hatte ihn schließlich zum Eingreifen Ort bewacht haben, wollen Daphnis zu Pan bewegt. Daphnis und Chloé verloben sich geleiten, damit er ihm sein Unglück klagen vor Pans Altar. Die anwesenden Schäferin- kann. nen und Hirten feiern ein rauschendes Fest.
16 Valery Gergiev DIRIGENT Mit den Münchner Philharmonikern verbin- det Valery Gergiev seit der Saison 2011/12 eine intensivere Zusammenarbeit, seit der Spielzeit 2015/16 ist er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Reisen führten sie bereits in zahlreiche europäische Städte sowie nach Japan, China, Korea, Taiwan und in die USA. Programmatische Akzente setzte Valery Ger- © Marco Borggreve giev durch die Aufführungen symphonischer Zyklen von Schostakowitsch, Strawinsky, Prokofjew und Rachmaninow sowie durch neue Formate wie das Festival »MPHIL 360°«. Regelmäßig werden Konzerte via Livestream, Radio und Fernsehen weltweit übertragen. In Moskau geboren, studierte Valery Ger- giev zunächst Dirigieren bei Ilya Musin am Seit September 2016 liegen die ersten Leningrader Konservatorium. Bereits als CD-Aufnahmen des orchestereigenen Labels Student war er Preisträger des Herbert-von- »MPHIL« vor, die seine Arbeit mit den Münch- Karajan Dirigierwettbewerbs in Berlin. 1978 ner Philharmonikern dokumentieren. Von wurde Valery Gergiev 24-jährig Assistent 2017 bis 2019 spielten die Münchner Philhar- von Yuri Temirkanov am Mariinsky Opern- moniker und Valery Gergiev alle Symphonien haus, wo er mit Prokofjews Tolstoi-Verto- Anton Bruckners in der Stiftskirche St. Flori- nung »Krieg und Frieden« debütierte. Seit an ein. Diese Aufnahmen wurden nach und mehr als zwei Jahrzehnten leitet er nun das nach veröffentlicht und erscheinen im Früh- legendäre Mariinsky Theater in St. Pe- jahr 2020 in einer Gesamtaufnahme. tersburg, das in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Pflegestätten der russischen Zum 125-jährigen Orchesterjubiläum am Opernkultur aufgestiegen ist. 13. Oktober 2018 dirigierte Valery Gergiev das Festkonzert mit Strawinskys »Psalmen symphonie« und Mahlers »Achter«. Die Künstler
17 Anja Harteros SOPRAN Traviata«), Desdemona (»Otello«), Amelia (»Simon Boccanegra«), Maddalena Di Coi gny (»André Chenier«), Sieglinde (»Die Wal- küre«), Elsa (»Lohengrin«), Elisabeth (»Tann- häuser«) sowie die Titelpartien in »Tosca«, »Alcina« und »Arabella«. Anja Harteros hat mit namhaften Dirigenten wie Daniel Barenboim, Ivor Bolton, Riccardo Chailly, Sir John Eliot Gardiner, Valery Ger- © Marco Borggreve giev, Bernard Haitink, Daniel Harding, Marek Janowski, Mariss Jansons, James Levine, Fabio Luisi, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Ric- cardo Muti, Kent Nagano, Sir Roger Norring- ton, Antonio Pappano, Sir Simon Rattle, Donald Runnicles und Christian Thielemann Die internationale Karriere von Anja Harteros zusammengearbeitet. begann 1999 mit dem Gewinn des »Cardiff Singer of the World« Wettbewerbes und In Anerkennung ihrer herausragenden brachte die Künstlerin binnen kürzester Zeit künstlerischen Leistungen wurde Anja Har- auf alle bedeutenden Bühnen der Welt, da teros im Juli 2007 als bis dato jüngste Trä- runter Metropolitan Opera New York, Mailänder gerin der Titel der Bayerischen Kammersän- Scala, Royal Opera House Covent Garden Lon- gerin verliehen. 2015 wurde sie bei den In- don, die Staatsopern in München, Wien und ternational Opera Awards zur Sängerin des Berlin u. a. sowie die Salzburger Festspiele. Jahres gewählt. Die Zeitschrift Opernwelt zeichnete sie 2009 und erneut 2017 als Sän- Ihr vielseitiges Opernrepertoire umfasst gerin des Jahres aus. 2018 erhielt sie den Partien wie Contessa (»Le nozze di Figaro«), Bayerischen Verdienstorden. Donna Anna (»Don Giovanni«), Elettra (»Ido- meneo«), Mimì (»La Bohème«), Feldmar- Bei den Münchner Philharmonikern war Anja schallin (»Der Rosenkavalier«), Elisabetta Harteros zuletzt im Apirl 2019 mit Mahlers (»Don Carlos«), Alice Ford (»Falstaff«), Leo- »Rückert-Liedern« unter der Leitung von Va- nora (»Il Trovatore«), Violetta Valéry (»La lery Gergiev zu erleben. Die Künstler
18 Philharmonischer Chor München Der Philharmonische Chor München ist einer Beispiel der Münchner Erstaufführung der der führenden Konzertchöre Deutschlands »Sieben Zaubersprüche« von Wolfram Bu- und Partnerchor der Münchner Philhar chenberg und der Uraufführung von Jan moniker. Er wurde 1895 von Franz Kaim, dem Müller-Wielands »Egmonts Freiheit – oder Gründer der Münchner Philharmoniker, ins Böhmen liegt am Meer«, eine Auftragskom- Leben gerufen. Seit 1996 wird er von Chor- position der Münchner Philharmoniker, un- direktor Andreas Herrmann geleitet. ter der Leitung des Komponisten. Neben dem Spektrum des gesamten Konzertchor- Sein Repertoire erstreckt sich von barocken repertoires ist der Chor auch ein gefragter Oratorien über a cappella- und chorsympho- Interpret von Opernchören und setzt die mit nische Literatur bis hin zu konzertanten James Levine begonnene Tradition konzer- Opern und den großen Chorwerken der Ge- tanter Opernaufführungen nun auch unter genwart. Der Philharmonische Chor Mün- dem aktuellen Chefdirigenten der Münchner chen musizierte u. a. unter der Leitung von Philharmoniker, Valery Gergiev, fort. Gustav Mahler, Hans Pfitzner, Krzysztof Penderecki, Herbert von Karajan, Rudolf Neben zahlreichen Radio- und TV-Übertra- Kempe, Sergiu Celibidache, Zubin Mehta, gungen ist die Arbeit des Chores in vielen Mariss Jansons, James Levine, Christian Einspielungen bei allen großen Labels doku- Thielemann, Lorin Maazel und Valery Ger- mentiert. Die Veröffentlichung von Karl giev. Goldmarks romantischer Oper »Merlin« mit der Philharmonie Festiva unter Gerd Schaller In den vergangenen Jahren haben Alte und gewann Ende 2010 den »Echo Klassik« in der Neue Musik an Bedeutung gewonnen: Nach Kategorie »Operneinspielung des Jahres – umjubelten Aufführungen Bach’scher Passi- 19. Jahrhundert«. In den Jahren 2014 und onen unter Frans Brüggen folgte die Einla- 2016 war der Chor jeweils mit den CD-Ein- dung zu den Dresdner Musikfestspielen mit spielungen von Franz von Suppés »Re- Bachs h-Moll-Messe. Äußerst erfolgreich quiem« und Johann Ritter von Herbecks wurde auch in kleineren Kammerchor- »Große Messe e-Moll« für den International Besetzungen unter Dirigenten wie Christo- Classical Music Award (ICMA) nominiert. Zu- pher Hogwood, Thomas Hengelbrock und letzt wirkte im September 2015 der Philhar- zuletzt Ton Koopman gesungen. Im Bereich monische Chor München bei der Aufnahme der Neuen Musik war der Philharmonische des Antrittskonzertes von Valery Gergiev als Chor München mit seinen Ensembles bei Ur- Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Erstaufführungen zu hören, wie zum mit Gustav Mahlers 2. Symphonie mit. Die Künstler
19 Andreas Herrmann CHORDIREKTOR Pädagogische Erfolge erzielt Andreas Herr- mann weiterhin mit der Ausbildung junger Chordirigenten in verschiedenen Meister- kursen, sowie im Herbst 2016 als Gastpro- fessor am College Conservatory of Music der University of Cincinnati, Ohio, USA. Als künstlerischer Leiter des Philharmoni- © Dora Drexel schen Chores München realisierte Andreas Herrmann zahlreiche Einstudierungen für Dirigenten wie Valery Gergiev, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Kent Nagano, Christian Thie- lemann, James Levine und viele andere. Über sein Engagement bei den Münchner Philharmonikern hinaus entfaltet Andreas Herrmann eine rege Konzerttätigkeit: Kon- zertreisen als Chor- und Oratoriendirigent Andreas Herrmann unterrichtet als Professor führten ihn u. a. nach Österreich, Frankreich, an der Hochschule für Musik und Theater in Italien, Bulgarien, Ägypten, in die Schweiz, München im Hauptfach Chordirigieren. Zehn die USA und die Volksrepublik China. Jahre lang dirigierte er den Hochschulchor und leitete in dieser Zeit Oratorienkonzerte, Die mit dem »Echo Klassik« ausgezeichnete Opernaufführungen und a cappella-Pro- BR-Klassik-Produktion »Merlin« von Carl gramme in allen musikalischen Stilrichtun- Goldmark, bei der Andreas Herrmann für die gen. Seine vielfältigen Konzertprogramme, Choreinstudierung verantwortlich war, viele von Alter Musik bis hin zu Uraufführungen weitere Aufnahmen sowie die erfolgreiche mit zeitgenössischem Repertoire, wurden Zusammenarbeit mit verschiedensten Or- festgehalten in Rundfunk-, CD- und TV-Auf- chestern, Ensembles und Rundfunkchören nahmen. dokumentieren die internationale Reputati- on seiner musikalischen Arbeit. Die Künstler
20 Viktoria Albina Brilyova Satynalieva © Svetlana Avvakum Viktoria Brilyova stammt aus Rostow am Don. Albina Satynalieva wurde in Bischkek, der Sie absolvierte ihre Ausbildung an der St. Hauptstadt von Kirgisistan, geboren. Sie Petersburger Waganowa Ballettakademie schloss 2015 ihre Ausbildung an der Wa und trat 2010 dem Mariinsky Ballett bei. Ihr ganowa Balletakademie in St. Petersburg ab Repertoire umfasst »Schwanensee« (Schwä- und wurde im selben Jahr Mitglied des Ma- ne, spanischer Tanz), »La Bayadère« (Grand riinsky Balletts. Zu ihrem Repertoire zählen Pas, D’Jampe), »Raymonda« (Grand Pas aus »La Bayadère« (D’Jampe), »Schwanensee« Akt III), »Don Quichotte« (Straßentänzer), (spanischer Tanz), »Shéhérazade« (Odalis- Mikhail Fokins Ballette »Le Carnaval« (Chiari- ques), »Der Brunnen von Bachtschissarai« na, Estrella) und »Shéhérazade« (Zobeide, (junge polnische Adlige), »Romeo und Julia« Odalisques), George Balanchines Ballett »Je- (Kurtisanen), »Le Parc«, »Das bucklige wels« (Esmerald, Rubine, Diamanten), »Ein Pferdchen« (Zigeunertanz), »Symphonie in Sommernachtstraum« (Helena) und »Sym drei Sätzen«, »Daphnis et Chloé« sowie Tän- phony in C«, »Der Brunnen von Bachtschis- ze in der Oper »Prinz Igor«. sarai« (Zarema) von Rostislav Zakharov, »Spartacus« (Phrygia) von Leonid Yakobson, »Sylvia« (Ceres, Terpsichore) von Frederick Ashton, »In the Night« (II. Teil) von Jerome Robbins, »Adagio Hammerklavier« von Hans van Manen, »Le Parc« (Solist) von Angelin Preljocaj, »Cinderella« (weiblicher Tanz, Tanzlehrer) von Alexei Ratmansky, »In the Middle, Somewhat Elevated« von William For- sythe sowie »Infra« von Wayne McGregor. Die Künstler
21 Anna Yekaterina Smirnova Ivannikova © Natasha Razina © not Petrova Anna Smirnova schloss 2016 ihre Ausbil- Yekaterina Ivannikova stammt aus Tad- dung an der Waganowa Balletakademie ihrer schikistan und studierte an der Waganowa Heimatstadt St. Peterburg ab und wurde im Ballettakademie, wo sie 2005 ihren Ab- selben Jahr im Mariinsky Ballett aufgenom- schluss machte. Im selben Jahr wurde sie men. Zu ihrem Repertoire zählen »La Sylphi- im Mariinsky Ballett aufgenommen. Zu ihrem de« (Nancy, junges Mädchen), »Dornrös Repertoire zählen »La Sylphide« (Effie, Nan- chen« (Rotkäppchen, junge Damen), »Don cy, Sylphiden), »Schwanensee« (Freunde Quichotte« (Amor), »Les Noces« (Solisten), des Prinzen), »Raymonda« (Clemance), »Der Brunnen von Bachtschissarai« (Glo- »Dornröschen« (Goldfee, Saphirfee, Silber- ckentanz), »Der Nussknacker« (Puppe, chi- fee), »Le Corsaire« (Gulnare, Trio der Odalis- nesischer Tanz), »Romeo und Julia« (Paris’ ken), »Don Quichotte« (Königin der Dryaden, Page, Bettler), »Die Steinblume« (Edelstei- Amor, Blumenmädchen), »La Bayadère« ne), »Carmen-Suite« (Tabakfabrikarbeiterin), (D’Jampe, Hindutanz, Bayadères), Mikhail Alexei Ratmanskys Ballett »Das bucklige Fokins Ballette »Le Carnaval« (Estrella) und Pferdchen« (Amme), »Der bronzene Reiter« »Petruschka« (Tänzer), George Balanchines (eine weibliche Akrobatin, boshaftes Mäd- Ballette »The Four Temperaments« und »Je- chen), »Violinkonzert Nr. 2«, »Jaroslawna. wels « (Diamonds), Alexei Ratmanskys Bal- The Eclipse« (Heilige, Junge), »Daphnis et lette »Cinderella« (Khudyshka, Kubyshka) Chloé«, »Die vier Jahreszeiten« sowie Tänze und »Das bucklige Pferdchen«, »Le Parc« in den Opern »Ruslan und Ljudmila« (Der von Angelin Preljocaj, »The Vertiginous Thrill Traum) und »Sadko« (goldener Fisch). of Exactitude« von William Forsythe. Yeka- terina Ivannikova arbeitet auch mit zeitge- nössischen Choreographen wie Nikita Dmitrievsky, Yuri Smekalov und Sasha Waltz. Die Künstler
22 Veronika Alexei Selivanova Nedviga © Oleg Zotov Die Tänzerin Veronika Selivanova stammt aus Der gebürtige Ukrainer Alexei Nedviga ab- der Oblast Woronesch. Sie studierte an der solvierte seine Ausbildung an der St. Pe- San Francisco Ballet School, wo sie 2015 ihre tersburger Waganowa Ballettakademie und Ausbildung abschloss. Seit 2017 ist sie Mit- trat 2001 dem Mariinsky Ballett bei. Sein glied des Mariinsky Ballett. Dort war sie bis- Repertoire umfasst »Giselle« (Rüstungsträ- her in folgenden Produktionen zu sehen: ger, klassisches Duett), »Dornröschen« »Der Nussknacker« (Blumenwalzer), »Daph- (Prince Fortuné), »Schwanensee« (Spaßvo- nis et Chloé«, »Jaroslawna. The Eclipse« (Das gel, neapolitanischer Tanz), »Romeo und Geschenk) sowie »Push Comes to Shove«. Julia« (Mercutio), George Balanchines Bal- Außerdem tanzte sie »Konzertwalzer« in der lette »Der verlorene Sohn« (Freunde des Choreographie von Maxim Petrov. Verlorenen), »Klavierkonzert Nr. 2«, »Ballet Imperial«, »The Four Temperaments«, »Sym- phonie in C« (III. Satz), »Theme and Varia- tions«, »La Valse«, »Jewels« (Rubine) und »Scotch Symphony«, Harald Landers »Étu- des«, William Forsythes Ballette »Steptext«, »Approximate Sonata« und »The Vertiginous Thrill of Exactitude«, Angelin Preljocajs »Le Parc« sowie »Le sacre du printemps« in der Choreographie von Sasha Waltz. Die Künstler
23 Erwin Vasily Zagidullin Tkachenko © Natasha Razina © Oleg Zotov Erwin Zagidullin wurde in Kasan geboren. Vasily Tkachenko absolvierte die Waganowa 2018 graduierte er von der Waganowa Ballett Balletakademie seiner Heimatstadt St. Pe- akademie, woraufhin er im selben Jahr Mit- tersburg. Seit 2008 ist er Mitgllied des Ma- glied im Mariinsky Ballett wurde. Sein Reper- riinsky Balletts. Sein Repertoire umfasst »La toire umfasst unter anderem »La Sylphide« Sylphide (James), »Giselle« (klassisches (Musiker), »Schwanensee« (Spaßvogel), Duett), »La Bayadère«, »Schwanensee« »Don Quichotte« (Zigeunertanz), »Petrusch- (Spaßvogel, neapolitanischer Tanz), »Le ka«, »Der Brunnen von Bachtschissarai« Corsaire« (Lankedem), Mikhail Fokins »Le (Nurali, tatarischer Tanz), »Der Nussknacker« Carnaval« (Harlekin) und »Le Spectre de la (Mohr), »Romeo und Julia« (Jester) sowie Rose«, Leonid Yakobsons »Spartacus« (Gal- Tänze in den Opern »Aida«, »Ruslan und Ljud lier, Etrusker), Leonid Lavrovskys »Romeo mila« (türkischer Tanz), »Prinz Igor« (Solda- und Julia« (Mercutio, Jester), Yuri Grigoro- tenführer) und »Ein Leben für den Zaren«. vichs »The Legend of Love« (Joker), George Balanchines Ballette »Symphonie in C« (I. Allegro vivo, III. Allegro vivace), »Theme and Variations«, »Jewels« (Rubine, Smaragde), »Scotch Symphony«, »Ein Sommernachts- traum« (Puck) und »Der verlorene Sohn« (Freunde des Verlorenen), Alexei Ratmans- kys Ballette »Cinderella« (Frühling), »Das bucklige Pferdchen« (Iwan der Narr, das bucklige Pferdchen) und »Concerto DSCH« sowie William Forsythes »The Vertiginous Thrill of Exactitude« und Wayne McGregors »Infra«. Die Künstler
24 Vladimir Pavel Varnava Semchenko CHOREOGRAPHIE KOSTÜM UND BÜHNENBILD Vladimir Varnava studierte in Chanty-Man Pavel Semchenko studierte an der Leningra- sijsk an der zur staatlichen Universität für der Kunstschule, belegte Vorbereitungskur- Kultur und Kunst Moskau gehörenden Univer- se an der Leningrader Mukhina Hochschule sität. Von 2008 bis 2012 war er Tänzer am für Kunst und Design und setzte seine Aus- Musiktheater der Republik Karelien, wo er bildung an der Leningrader Serov Kunst- Hauptrollen in klassischen und zeitgenössi- schule, an der Repin Akademie der schönen schen Balletten übernahm. Dort debütierte Künste und an der Leningrader Schule für er 2011 als Choreograph mit einer Inszenie- Kunstrestauration Nr. 61 fort. In den 1980er rung von Strawinskys »Pulcinella«. Für die Jahren war er an Produktionen für Boris Po- Mariinsky-Kreativwerkstatt schuf er u. a. nizovskys DaNet-Theater beteiligt. 1989 »Clay« (2015) und »Within« (2017). 2017 cho- gründete er zusammen mit Vadim Vasiliev reographierte er das Ballett »Jaroslawna. The und Maxim Isaev die Gruppe AKHE, mit der Eclipse«, das im Mariinsky Theater uraufge- die Realisierung aller kreativen Projekte von führt wurde. Weitere Produktionen sind »The Pavel Semchenko seither verbunden ist. Finnmark Diaries« für das Festival im norwe- Das Spektrum dieser Projekte ist breit: In gischen Kirkenes, »Overcoat. The Ballet« und stallationen, Skulpturen, Wandmalereien in »The Passenger« (2013) zusammen mit Ma- öffentlichen Einrichtungen, Filme, Perfor- xim Didenko, »Mozart und Salieri« (2015), das mances, Ausstellungen, Illustrationen und Musical »Zombie-Zombie-Zombie« (2015), sogar Tanz. Seit 1996 sind die Aktivitäten »Le Spectre de la Rose« (2017), »Carmen« AKHE enger mit dem Theater verbunden, (2019) sowie »Petruschka« (2017) für das und Pavel Semchenko trat mit der Gruppe Opernhaus von Perm. Vladimir Varnava ist auf zahlreichen Festivals in Russland, Euro- Gewinner des Wettbewerbs junger Choreo- pa, Asien, Amerika und Australien auf. Außer- graphen »Context Diana Vishneva« (2013) dem wirkte er bei Projekten mit dem Dere- sowie mehrfacher Preisträger des renom- vo-Theater und Anton Adasinsky in Ham- mierten russischen Theaterpreises »Golden burg, Salzburg, Glasgow und Tel Aviv mit. Mask« (2011, 2014). Die Künstler
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