2015 / 2016 Tätigkeitsbericht - Stadtarchiv - muenchen.de
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Impressum Herausgeber Landeshauptstadt München Direktorium, Stadtarchiv Winzererstraße 68 80797 München Text Dr. Manfred Peter Heimers Dr. Brigitte Huber Bildnachweis S. 10 FS-ERG-ARC-2198 S. 11 DE-1992-NL-KRO-002 (oben); DE-1992-NL-KRO-003 S. 12 DE-1992-FS-HB2-04084 (Foto: Ewald Glesmann) S. 14 DE-1992-NL-SEEG-003 S. 15 DE-1992-FS-ERG-ARC-2721 ( Foto: Tanja Bauer) S. 17 DE-1992-FS-ZBE-ARC-1104 (oben), DE-1992-FS-ZBE-ARC-1099 (alle Fotos: Inga Fesl) S. 18 DE-1992-FS-NL-GRO-114-153 (Foto: Erika Groth-Schmachtenberger) S. 19 DE-1992-FS-NL-GRO-553-09 (Foto: Erika Groth-Schmachtenberger) S. 20 DE-1992-PS-BAUR-GAR S. 21 DE-1992-FS-ERG-ARC-2608 ( Foto: Tanja Bauer) S. 24 StadtA München: Ver-Bibl. 19272 S. 25 StadtA München: Ver-Bibl. Li 89 S. 26 DE-1992-ZIM-162 (Foto: Inga Fesl) S. 27 DE-1992-PL-25832 (links); DE-1992-PL-25459 S. 28 DE-1992-FS-ERG-ARC-2509 (Foto: Inga Fesl) S. 34 DE-1992-ZBE-ARC-01632 (Foto: Tanja Wieland) S. 43 DE-1992-PkStb-02865 S. 43 DE-1992-NL-EVE-016 S. 44 DE-1992-FS-ERG-ARC-2152 (Foto: Anett Baumann) S. 45 DE-1992-FS-ERG-ARC (Foto: Anett Baumann) S. 47 DE-1992-FS-NL-Pett1-2536 (links; Foto: Georg Pettendorfer), DE-1992-FS-HB-XXIII-138 (Fotograf unbekannt) S. 48 DE-1992-FS-DSC-2729 ( Foto: Anett Baumann) S. 56 FS-ERG-ARC-2198 ( Foto: Anett Baumann) S. 69 DE-1992-HV-BS-10-16 Gestaltung und Druck Direktorium, Stadtkanzlei Gedruckt auf Papier aus 100 % Recyclingpapier Dezember 2017
Inhaltsverzeichnis Vorwort......................................................................................................................5 Das „Gedächtnis der Stadt“....................................................................................7 • Die Optimierung des Archivmagazins .................................................................7 • Neuerwerbungen 2015 / 2016............................................................................10 Bereitstellung historischer Informationen...........................................................16 • Klassische Bestands- und Erschließungsarbeiten..............................................16 • Das Archiv der Zukunft – digitale Langzeitarchivierung (dLZA).........................21 • Digitale Bestands- und Erschließungsarbeiten..................................................22 • Die Fotostelle des Stadtarchivs..........................................................................23 • Neues aus der Bibliothek...................................................................................23 • Restaurierungsarbeiten und Ausstellungsvorbereitung.....................................25 • Ausbau der Internet-Angebote...........................................................................28 • Forschungsprojekte des Stadtarchivs................................................................29 – Das Projekt „Migration bewegt die Stadt“.....................................................29 – Das Forschungsprojekt „Die Münchner Stadtverwaltung im Nationalsozialismus“.............................30 – Das Projekt „Historisch belastete Straßennamen untersuchen und einen Vorschlag für den Umgang damit erarbeiten“.......................................31 Die Benutzung von Archivalien des Stadtarchivs...............................................32 • Neue Satzungen.................................................................................................32 • Benutzungsstatistik............................................................................................34 • Themen wissenschaftlicher Forschungsvorhaben am Stadtarchiv 2015 / 2016 (Auswahl)........................................................................................35 • Veranstaltungen für Schulen und Hochschulen.................................................37 • Fachliche Unterstützung für Institutionen und Vereine......................................38 Vermittlung historischer Informationen..............................................................39 • Öffentliche Veranstaltungen..............................................................................39 – Einblicke...................................................................................................39 – Sütterlin-Lesekurse..................................................................................40 – Ausstellungen, Vorträge, Buchpräsentationen, Führungen und Workshops.....................................................................40 • Externe öffentliche Veranstaltungen / Veranstaltungen mit Kooperationspartnern........................................................................................46 • Fachtagungen und archivische Arbeitskreise im Stadtarchiv München.............50 • Veranstaltungen für historisch interessierte Gruppen........................................53 • Publikationen aus dem Stadtarchiv................................................................... 54 Das Stadtarchiv – Ort der fachlichen Aus- und Weiterbildung..........................55 Das Stadtarchiv in Gremien und Arbeitskreisen.................................................57 Weitere Publikations- und Vortragstätigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtarchivs München.................59 Das Stadtarchiv in der öffentlichen Wahrnehmung...........................................65 Aktivitäten des Historischen Vereins von Oberbayern im Stadtarchiv............68 Das Stadtarchiv München in Zahlen....................................................................71 3
Vorwort Nach den Tätigkeitsberichten für die Jahre 2009 / 2010, 2011 / 2012 und 2013 / 2014 liegt nun der vierte Bericht für die Jahre 2015 / 2016 seit meinem Amtsantritt als Leiter des Stadtarchivs München im Dezember 2008 vor. Auch er bietet wieder einen anschaulichen und aufschlussreichen Einblick in das breite und in den letzten Jahren vielfach erweiterte Aufgabenspektrum eines der größten Kommunalarchive in Deutschland. Den krönenden Abschluss dieser zwei Jahre bildete sicherlich die neue online- Recherche, die mit Jahresbeginn 2017 den Benutzerinnen und Benutzern des Stadtarchivs eine voraussetzungsfreie sowie zeit- und ortsunabhängige Suche über zahlreiche Bestände des Stadtarchivs München hinweg ermöglichen wird. Für das Serviceangebot des Stadtarchivs bedeutet das gegenüber der bisherigen Situation einen deutlichen Quantensprung. Insgesamt sind heute bereits über 244.600 Datensätze recherchierbar, davon ca. 160.000 Akten, Amtsbücher und Sammlungs- gut, ca. 65.000 Bilddokumente (davon knapp 19.000 mit einsehbarem digitali sierten Bild), ca. 4.550 Pläne sowie ca. 1.000 Plakate. Dieses Angebot wird ständig ausgebaut und erweitert. Hinter dieser nach außen deutlich sichtbaren Verbesserung der Archivbenützung steht die vorangegangene Umstellung auf die neue Archivdatenbank scopeArchiv, die im Kontext des Aufbaus eines digitalen Langzeitarchivs für das Stadtarchiv München notwendig war. Mit einem offiziellen Festakt am 14. Juni 2016 konnte das Basissystem des städtischen Langzeitarchivs offiziell in Betrieb genommen werden. Damit ist das Stadtarchiv für die Herausforderungen der kommenden Jahre gerüstet, die verstärkt durch die Übernahme von originär digitalen statt analogen Unterlagen gekennzeichnet sein werden. Dennoch harren in den städtischen Behörden, Eigenbetrieben und Beteiligungs gesellschaften noch eine große Zahl archivwürdiger analoger Unterlagen, die zukünftig im Magazin des Stadtarchivs untergebracht werden müssen – neben den zusätzlichen Erwerbungen aus Privatbesitz (hier sei nur als eines der heraus ragenden Beispiele der Nachlass des am 28. April 2016 verstorbenen Altoberbürger- meisters Georg Kronawitter erwähnt). Mit großen finanziellen und personellen Ressourcen wurde deshalb 2016 eine Optimierung des Archivmagazins gestartet, die nach Abschluss im Jahr 2017 eine ausreichende Perspektive für weitere Über- nahmen bietet. 5
Das „Portfolio“ des Stadtarchivs München, hier konkret beim Sachgebiet „Zeit geschichte und Jüdische Geschichte“, erweiterte sich in den letzten Jahren – nicht zuletzt auch durch entsprechende Stadtratsbeschlüsse – in eine Richtung, die dem bereits gut vernetzten Haus hilft, seine besondere Position in der erinnerungskul turellen Landschaft Münchens weiter auszubauen. Bei dem langfristigen Forschungsprojekt „München im Nationalsozialismus. Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft“, eine Kooperation des Historischen Seminars der LMU München und des Stadtarchivs München, konnten im Berichts- zeitraum zwei weitere Teilstudien („Haushalt und Herrschaft im nationalsozialis- tischen München“ sowie „Infrastrukturen und Stadtgesellschaft im nationalsozialis tischen München“) und ein Sammelband mit Aufsätzen zur „Imagepolitik der ‚Hauptstadt der Bewegung‘“ abgeschlossen werden, die am 14. Dezember 2017 als gedruckte Publikationen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bereits in Bearbeitung sind schon die beiden Folgestudien („Stadtspitze/Ratsherren – Lebens- läufe, Netzwerke, Wirkungskreise“ sowie „Die Stadt als Arbeitsplatz. Kommunale Personalpolitik in der ‚Hauptstadt der Bewegung‘“). Ein weiteres wichtiges Projekt, „Migration bewegt die Stadt“, eine Kooperation von Münchner Stadtmuseum und Stadtarchiv München, startete offiziell im Berichtszeitraum am 1. Februar 2015. Die ersten Aktivitäten und Ergebnisse dieses zunächst auf vier Jahre angelegten Projekts lassen hoffen, dass dieses für die Stadtgeschichte und Stadtgesellschaft so wichtige Thema zur regulären Linien aufgabe des Stadtarchivs werden könnte. Im Juni 2016 fiel auch der Beschluss für das Projekt „Historisch belastete Straßen- namen untersuchen und einen Vorschlag für den Umgang damit erarbeiten“. Neben dem für Straßenbenennungen zuständigen Kommunalreferat bringt sich hier feder- führend das Stadtarchiv München ein, das seit jeher bei Straßenbenennungen und -umbenennungen gutachterlich tätig ist. Am 29. Juli 2015 hat der Stadtrat den Auftrag erteilt, für das individuelle Erinnern an die Todesopfer des Nationalsozialismus Gedenktafeln bzw. -stelen entwerfen zu lassen. Beim Stadtarchiv München wurde dafür eine Koordinierungsstelle mit zwei Fachhistorikern eingerichtet (besetzt ab Januar 2017 und befristet zunächst bis Ende 2020), die die Antragsteller berät, die historische Überprüfung vornimmt, aber auch zuständig ist für die gesamte Umsetzung von der Aufstellung bis zum Bau unterhalt. Die zuletzt genannten Aktivitäten stehen stark im Focus der Öffentlichkeit, sind aber nur einige von vielen weiteren Facetten des archivischen Alltags. Mit diesen wenigen ausgewählten Hinweisen wollte ich in diesem Editorial nur auf die Gesamtlektüre des rückblickenden Tätigkeitsberichts neugierig machen, der mit einer Fülle an Beispielen die große Bandbreite der vielfältigen Aufgaben des Stadt- archivs München plastisch verdeutlicht. Ich schließe mit einem ganz herzlichen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen im Stadtarchiv München, ohne die diese hier dokumentierten Leistungen nicht möglich gewesen wären. Dr. Michael Stephan Leiter des Stadtarchivs 6
Das „Gedächtnis der Stadt“ Die Optimierung des Archivmagazins Das Stadtarchiv München nutzte bisher als Magazinfläche das ehemals in Verwen- dung des Städtischen Wehramts stehende Gebäude in der Winzererstraße 68 (Altbau) und seit 1989 den Magazinneubau an der Schleißheimer Straße 105. Doch auch nach dem Bezug des großzügig dimensionierten Neubaues waren Teile der Sammlungen, insbesondere die Foto-Sammlung und die Plakat-Sammlung, im Altbau verblieben; die Plan-Sammlung gar verblieb weiterhin unter schwankenden klimatischen Bedingungen im Dachgeschoss des in den 1980er-Jahren neu errich- teten Nordflügels. Unter Berücksichtigung der mittlerweile geltenden klimatischen und bestandserhaltenden Anforderungen wie auch der Erfordernisse des Brand- und Kulturgutschutzes und der für die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut geltenden Standards (DIN ISO 11799) erwies sich die Unterbringung dieser drei Sammlungsbereiche zunehmend als problematisch. Zudem stellte sich die Frage, wann die bestehenden Lagerkapazitäten ausgereizt sein würden, da das Archiv mit einem durchschnittlichen Zuwachs von etwa 300 bis 400 lfm Archivgut pro Jahr kalkulieren muss. Vor einer Auslagerung von Beständen oder gar den Überlegungen für einen investitions- und kostenintensiven Magazin neubau war jedoch zwingend zu prüfen, ob mit strukturellen und lagerungstech- nischen Maßnahmen für die ca. 90.000 Urkunden (davon 2.381 aus dem Mittelalter) sowie für den gesamten Akten- und Sammlungsbereich (Umfang: 25.420 lfm) und die ebenso im Magazinbau untergebrachte ca. 160.000 Bände umfassende Archivbibliothek (3.811 lfm) eine Optimierung im Bestand herbeizuführen wäre. Darüber hinaus sollte ein neues Magazinmanagement trotz Umlagerung weitere Platzreserven für die Zukunft bereit stellen und damit die Handlungsfähigkeit des Stadtarchivs und die Servicetätigkeit gegenüber Stadtverwaltung und Bürgerschaft am angestammten Platz bis Mitte der 30er-Jahre des 21. Jahrhunderts erhalten. Die Überlegungen erwiesen sich um so dringender, als damit zu rechnen ist, dass die angestrebte Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge zu einer vorzeitigen und verstärkten Aussonderung des überkommenen analogen Schriftgutes und damit zur Ablieferung an das Stadtarchiv führt. Vorrangiges Ziel der Optimierung der Lagerkapazitäten musste es daher sein, diese bis zum maximal möglichen Umfang quantitativ durch raumsparende Lösungen zu erhöhen und gleichzeitig die quali- tativen Lagerungsbedingungen zum Schutz der Archivalien auf einem weiterhin hohen Standard zu halten, um so die gesetzliche und satzungsmäßig festgelegte Aufgabenerfüllung für die Zukunft zu sichern. Außerdem sollten die Maßnahmen dazu beitragen, den Rechercheaufwand bei der Bedienung der Anträge der Benüt- zerinnen und Benützer wie auch der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt München bei stetig steigender Nachfrage in Bezug auf Arbeitsabläufe und Zeit dauer möglichst zu optimieren. In die Überlegungen war der gesamte fünfgeschossige Magazinbereich wie auch die aus dem Altbau und dem Nordbau zu verlagernden Sammlungsbestände ein- zubeziehen. Dies erforderte eine umfassende Bestandsaufnahme der gesamten Akten- und Sammlungsbestände im Hinblick auf Umfang sowie Erhaltungs- und 7
Verpackungszustand. Bei den zu verlagernden Beständen war zusätzlich zu prüfen, in welchem Umfang vor der Maßnahme Neu- und Umformierungen zu tätigen waren. Die Umsetzung der sensiblen und historisch einzigartigen Fotobestände wie auch der Plakat- und Plan-Sammlung sollte zudem von dringend notwendigen bestandserhaltenden Maßnahmen begleitet werden, wie etwa der Umlagerung in säurefreie Kartons, Mappen und Umschläge. Von Anfang an war klar, dass diese Bestandsaufnahme nur mit Unterstützung einer externen Beratungsfirma erfolgen konnte, die über Erfahrung in musealem und archivischem Magazinmanagement verfügt. Gemäß einem im Jahr 2014 vorliegen den Grobkonzept sollte eine optimierte Flächennutzung der Magazine des Stadt archivs durch Verdichtung der Archivalien-Lagerung herbeigeführt werden. Mit den vorgenannten Maßnahmen sollte das Gesamtfassungsvermögen um 4.874 laufende Meter (lfm) von bisher 29.231 lfm auf ca. 34.105 lfm erhöht werden, was einer ver- längerten Nutzungsdauer von mindestens zehn Jahren entspricht. Dieses Konzept diente dem Stadtarchiv als Grundlage für die Stadtratsvorlage „Optimierung der Lagerkapazitäten des Stadtarchivs“ (Nr. 14-2 / V 02850), die im Juli 2015 genehmigt wurde. Das Vorhaben beinhaltete ein Volumen von 307.020,00 € für die Neuan- schaffung und Ergänzung des Regal- und Schrankbestandes und 17.850,00 € für die Beschaffung von zusätzlichem Verpackungsmaterialien sowie die Mittel für eine auf zwei Jahre befristete zusätzliche Personalstelle, welche für die während der Umsetzungsphase anfallenden Maßnahmen zur Verlagerung von Archivbeständen (wie z.B. Beräumung, Bestückung der Rollregal-Anlagen und Schränke, Transport von Schränken, Verpackung und Transport der Archivalien, Aufbau von Rollregal- Anlagen und Umlagerung) zugeschaltet werden sollte. Eine europaweite Ausschrei- bung für die Neuanschaffung und Ergänzung des Regal- und Schrankbestandes konnte schließlich im Sommer 2016 abgeschlossen werden. Den Zuschlag hierfür erhielt die Firma ABI GmbH, Haar b. München, die in der Ausstattung von Archiven und Museen auf eine langjährige Erfahrung und Kompetenz zurückblicken kann. Bereits zu Jahresbeginn 2016 wurde bei laufendem Betrieb mit vorbereitenden Maßnahmen in allen betroffenen Sammlungsbereichen und Magazinräumen begonnen. Die neu zugehenden Akten- und Sammlungsbestände wurden nun akzessorisch aufgestellt, also unabhängig von der Provenienz jeweils chronologisch nach Zugang. Dies erfordert nicht mehr wie früher die Freihaltung von Regalflächen für eventuell später zugehende Ablieferungen mit demselben Kontext. Um die Standorte der Unterlagen transparent zu halten, wurde ein neues digital basiertes Magazinmanagement eingeführt, das mit der Führung eines Zugangsbuches und eines stets aktuell zu haltenden Bestände-Katasters verbunden ist. Seit Februar 2016 wurden die etwa 30.000 Karten und Pläne des eigenen Bestandes wie auch der Sammlungen des Historischen Vereins von Oberbayern von einem Team, beste hend aus der Leiterin der Restaurierungswerkstatt, Margaretha Eisenhofer, und ihrer Mitarbeiterin Karin Elstner sowie Matthias Röth, Leiter der Plan-Sammlung, und jeweils einem Mitarbeiter des Magazin- und Servicedienstes (Ibrahim Mou- mouni, Nazim Aslan), einer Einzelfallüberprüfung und Neuverpackung unterzogen. Im Zuge dessen wurden auch dringend notwendige restauratorische Maßnahmen durchgeführt. Es erfolgte sowohl eine Umverpackung in alterungsbeständige Ver packungen wie auch eine Formierung in transportfähige Einheiten. Dabei war für die zukünftige Lagerung zu bedenken, dass die Neuverpackungen einen Zuwachs an Regalfläche von ca. 10 Prozent nach sich ziehen würden. Ab 1. Juli 2016 konnte die für das Projekt genehmigte befristete Personalstelle besetzt werden. Auch in den weiteren von der Verlagerung betroffenen Sammlungsgebieten, der Foto-Sammlung (betreut von Elisabeth Angermair M.A., Katharina Schinhan M.A 8
und Barbara Seebald) und der Zeitungsausschnitt-Sammlung (betreut von Christine Maurer), wurde mit Um- bzw. Neuverpackungsarbeiten begonnen. Parallel hierzu wurden die Beschriftungen und Signaturen auf die neue Siglen-Struktur des Hauses umgestellt. Diese neue Struktur war notwendig geworden, da die dauerhafte Speicherung digitaler Unterlagen ein klar aufgebautes und eindeutiges Signaturen- System benötigte, das zudem für die internationale Datenerkennung auch eine eindeutige Archivkennung beinhalten sollte. Die Infrastruktur der Magazine konnte durch den Magazin- und Servicedienst, bestehend in Bernd Pflaum, Nazim Aslan, Nuray Genc, Johann Meier, Ibrahim Moumouni und Zinnah Makkonnen, auf die zu erwartenden Um- und Einbauten vorbereitet werden. So waren die Magazinräume im 3. Obergeschoss des Maga- zinbaues von nicht adäquaten Nutzungen zu befreien, die etwa 40.000 Mappen umfassende Zeitungsausschnitt-Sammlung aus den Standregalen zu räumen und diese dann abzubauen. Die in alten Stahlschubschränken untergebrachten ca. 80.000 jüngeren Urkunden ab 1800 wurden in säurefreie Kartons umgelagert und durch Thi Kim Anh Nguyen gleichzeitig neu in eine Datenbank aufgenommen. Die alten Schränke wurden entsorgt. Am 7. November 2016 konnte der Startschuss für die Bestände-Verlagerungen und die bauliche Verdichtung der Lagerkapazitäten im Magazin gegeben werden. Zunächst wurden durch Mitarbeiter der beauftragten externen Firma die insgesamt 39 Zeichnungsschrank-Säulen der Plan-Sammlung des Stadtarchivs inklusive der Plan-Sammlung des Historischen Vereins aus dem Nordbau in das Hauptmagazin verbracht. Hierfür war extra eine Transporteinheit gefertigt worden, die acht Schrankschubladen in Schräglage aufnehmen konnte und einen Transport durch Türen und Aufzüge ermöglichte, ohne dass das Plan- und Kartenmaterial aus den Schubladen herausgenommen werden musste. Das wertvolle Kartenmaterial war durch die vorbereitenden Verpackungsarbeiten sowie durch Luftpolster und Folien so abgesichert, dass jede Schublade voll beladen auch als Transporteinheit fungieren konnte. Mit dem Hinzufügen weiterer Zeichnungsschränke konnte die Plan-Samm- lung damit nach Jahren der gesplitteten Lagerung wieder an einem Ort zusammen- gefügt werden, mit weiteren Platzreserven für die nächsten 15 Jahre. Ab Mitte November wurde mit dem Einbau von insgesamt zehn Rollregal-Achsen begonnen. Noch im Dezember 2016 konnte die Rückräumung der ausgelagerten Zeitungsaus- schnitt-Sammlung vorgenommen werden, so dass zum Jahresbeginn 2017 wieder alle Sammlungsbestände für die Benutzung zur Verfügung standen. Damit war der erste Teil der im Stadtratsbeschluss festgelegten Maßnahmen im Jahr 2016 im eingeplanten Zeitrahmen durchgeführt worden. Es ist davon auszugehen, dass die Optimierung im Jahr 2017 wie geplant zu einem erfolgreichen Abschluss gelangen wird. 9
Neuerwerbungen 2015/2016 Vorlass Georg Welsch (NL-WEL-G) Der frühere Kommunalreferent Georg Welsch übergab am 21. Februar 2015 einen gewichtigen Teil seiner politischen Papiere, Aufzeichnungen und Materialien an das Stadtarchiv. Der 1947 in Geldern geborene Welsch war Gründungsmitglied der Grünen in München, Stadtrat für die Grünen/Alternative Liste von 1984 bis 1988, von 1984 bis 1985 zugleich Fraktionssprecher und schließlich von 1988 bis 1998 Kommunalreferent. Welschs Unterlagen gewähren einen unmittelbaren Blick auf die Entstehung und Entwicklung der Grünen in München seit dem Ende der 1970er Jahre. Auch die politische Arbeit der Grünen und Welschs Tätigkeit als prägendes Parteimitglied, Stadtrat und Kommunalreferent sind in einer derartigen Dichte zusammengestellt und überliefert, wie sie kaum an einer anderen Stelle zu erwarten sind. Der Bestand enthält Sitzungsniederschriften, Versammlungen und Arbeitskreis-Materialien des Kreisverbandes München-Mitte der Grünen, Wahlprogramme, Unterlagen zu Welschs Stadtratstätigkeit und zu den Referentenwahlen 1988, 1993, 1998, Vorträge als Kommunalreferent, Verwaltungsberichte und Pressespiegel des Kommunalreferats aus Welschs Amtszeit sowie die Zeitschriften „Grüne Zeiten/ Grüner Basisbrief“ von 1988 bis 1999 und „München Grün“ von 1997 bis 1999. Georg Welsch übergibt seinen Vorlass an das Stadtarchiv, 15. November 2016 Nachlass Georg Kronawitter (NL-KRO) Im Spätherbst 2015 erhielt das Stadtarchiv München als Zuwachs einen gewichtigen Bestand zur Münchner Stadtgeschichte der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts – die politischen Akten des ehemaligen Münchner Oberbürgermeisters Georg Kronawitter (SPD). Kronawitter war von 1972 bis 1978 sowie von 1984 bis 1993 Oberbürger- meister. Es handelte sich bei den von ihm überlassenen Unterlagen um 35 Kartons mit insgesamt ca. 20 lfm. Schriftgut, Fotos und Materialien in Leitzordnern, dazu Grafiken aus dem Zeitraum von 1971 bis 2004. Der Bestand enthält u.a. • Wahlkampfunterlagen zu Kronawitters OB-Kandidaturen 1972, 1984 und 1990 • politische Reden im Zeitraum von 1971 bis 1993 10
• Fotodokumentationen seiner öffentlichen Auftritte in beiden Amtszeiten • Dokumentationen seiner OB-Reisen, z.B. der China- und Japan-Reise im Jahr 1975 • Materialsammlungen und Korrespondenz über die Zusammenarbeit und die Kontakte zur SPD-Stadtratsfraktion, darunter umfangreiches Material zu den innerparteilichen Auseinandersetzungen der Münchner SPD in den 1970er Jahren, die im Parteiausschlussverfahren gegen den dem rechten Parteiflügel angehörigen Fraktionsvorsitzenden Hans Preißinger gipfelten und schließlich zum Verzicht Kronawitters auf eine erneute Kandidatur für 1978 führten • Karikaturen zu Kronawitters politischem Wirken • Material zu Kronawitters politischem Engagement als Landtagsabgeordneter (1994 bis 1998). Hervorzuheben ist hier das von ihm initiierte Bürgerbegehren „Initiative ‚Unser München‘“, das den Bau von Hochhäusern verhinderte, die die Türme der Frauenkirche (99 m) überragen würden. Von besonderem Interesse für die Forschung wird einmal Kronawitters politisches Tagebuch sein, das er von 1980 bis zu seinem Abschied als Oberbürgermeister im Mai 1993 führte; es umfasst allein 23 Ordner. Aufgrund von bestehenden Persön- lichkeitsrechten ist dieses Material aber derzeit noch nicht für die Einsichtnahme freigegeben. Alt-Oberbürgermeister Kronawitter verstarb wenige Monate nach der Übergabe am 28. April 2016. Oberbürgermeister Georg Kronawitter empfängt den Boxer Muhammed Ali im Münchner Rathaus, 21. Mai 1976 Glosse auf den Besuch in der Süddeutschen Zeitung 11
Hochbausammlung 2 (FS-HB2) und Nachlass Ewald Glesmann (FS-NL-GLES) Die sogenannte Hochbausammlung des Stadtarchivs wurde zwischen 1905 und 1957 angelegt und umfasst rund 15.700 Fotografien aus dem Zeitraum 1860 bis 1957 (ohne die Zeit des Zweiten Weltkriegs). Sie geht zurück auf Entschließungen des bayerischen Innenministeriums aus dem Jahr 1904, das im Rahmen des damals aufkommenden Heimatschutz-Gedankens die Verzeichnung schützens- werter Bauten und die fotografische Dokumentation der heimischen Bauweise anordnete. Am 27. Juni 1905 wurde vom Magistrat der Stadt München die Einrich- tung eines eigenen Etats für die „fotografische und zeichnerische Aufnahme aller bemerkenswerten, dem Abbruch unterstellten Bürgerhäuser“ beschlossen. Die treibende Kraft hinter dem Aufbau der damit initiierten Sammlung war der damalige Stadtbaurat Hans Grässel (1860–1939), der nicht nur neue Aufnahmen in Auftrag gab, sondern auch ältere Aufnahmen von Münchener Fotografen ankaufte. Zudem ließ er nicht nur die Abbrüche fotografieren, sondern auch „typische“ Münchener Bürgerhäuser und städtische Einrichtungen wie Schulen, Elektrizitätswerke, Fried- höfe, Zoll- und Krankenhäuser. Die „Hochbausammlung“ gliedert sich in 30 Untergruppen, die Motive gehen von Außen- und Innenaufnahmen verschiedenster Gebäude über Baudokumentationen und Werbetafeln bis hin zu Einrichtungsgegenständen und Detailaufnahmen. Sie stellt eine einzigartige Quelle zur Architekturgeschichte Münchens dar, die aufgrund der vielen Glasplatten-Negative, die zusätzlich zu den zeitgenössischen Abzügen überliefert sind, auch qualitativ hochwertig ist. Bis auf einen Nachtrag von 61 Auf- nahmen aus dem Zeitraum von 1952 bis 1957 schien die Sammlung 1939 abge- schlossen zu sein. In den Jahren 2015 / 2016 konnte die Sammlung jedoch durch einen wichtigen, in der Hauptabteilung Hochbau des Baureferats entstandenen Fotobestand ergänzt werden, der nun unter der Bezeichnung „Hochbausammlung 2“ im Stadtarchiv zu finden ist. Die Abgabe umfasst etwa 10.000 Fotoabzüge, 14.000 Glasnegative, mehrere Fotoalben und 2.000 Dias, letztere größtenteils in Farbe. Die Motive gliedern sich u.a. in die Sachgruppen „Schulen“, „Heime“, „Sparkassen“, „Kranken häuser“, „Städtische Einrichtungen“, „Friedhöfe“ und „Bäder“. Die Bilder umfassen etwa den Zeitraum 1955 bis 1975 und stellen eine inhaltliche Ergänzung zum Bestand „Hochbausammlung“ dar. Das Rathaus Pasing im Jahr 1963 Foto von Ewald Glesmann 12
Eine Besonderheit innerhalb der „Hochbausammlung 2“ stellen die vielen Glas- negative dar, die für diese Zeit ungewöhnlich sind. Die meisten dieser Aufnahmen wurden von dem Münchner Fotografen Ewald Glesmann (1925–1976) angefertigt. Zeitgleich zur Übernahme der Fotos konnten auch die Rechte an Glesmanns Bildern von der Familie erworben werden, so dass ein Großteil des Bestandes bereits jetzt für die wissenschaftliche Nutzung zur Verfügung steht. Im Zuge dessen konnten auch noch ca. 6.000 Glasnegative aus dem Nachlass des Fotografen angekauft werden, die künftig den Bestand „FS-NL-GLES“ bilden. Plan-Sammlung der Hauptabteilung Hochbau des Baureferats (PS-BAUR-HB) Die Karten- und Plan-Sammlung des Stadtarchivs München erhielt im Sommer 2015 durch die Planregistratur der „Hauptabteilung Hochbau“ des Baureferats eine bauhistorisch sehr wertvolle Abgabe von Eingabeplänen städtischer Gebäude. Der Zuwachs für das Stadtarchiv beträgt ca. 5.000 Pläne in etwa 300 Mappen. Die Abgabe, die im Baureferat in drei Schränken untergebracht war, beinhaltet Eingabe pläne aller wichtigen städtischen Gebäude Münchens (Veranstaltungshallen, Konzerthallen, Schulen, Krankenhäuser, Feuerwehrhäuser etc.) etwa seit 1850 bis in die 1970er Jahre. Unter den Plänen sind vor allem aus dem 19. Jahrhundert die originalen Baupläne und einige Bauzeichnungen der verschiedenen Bauphasen des Neuen Rathauses von Georg von Hauberisser oder aus dem 20. Jahrhundert die Eingabepläne zum Bau des Olympischen Dorfes auf dem Olympiagelände zu nennen. Insgesamt sind die Pläne, im Unterschied zu den in den Baugenehmigungs- akten der Lokalbaukommission erhaltenen Plansätzen, in einem guten Erhaltungs- zustand. Zur Zeit wird der Bestand durch Zinnah Makonnen in alterungsbeständige und säurefreie Plan-Mappen umgepackt und anschließend von Archivar Matthias Röth in der Archivdatenbank Scope verzeichnet, so dass er zu gegebener Zeit auch der Öffentlichkeit für bauhistorische Recherchen zur Verfügung gestellt werden kann. Fotobestand Münchner Volkstheater (FS-VOL) Das Sachgebiet „Ereignisse“ der Foto-Sammlung des Stadtarchivs erfuhr im März 2016 durch eine Abgabe des Münchner Volkstheaters eine wichtige Ergänzung. Dort war Karl Forster von 1984 bis November 1988 als Fotograf zu den Proben akkreditiert, ab November 1988 bis Mai 2001 schließlich als Produktionsfotograf tätig. Er hat die einzelnen Inszenierungen mit Szenenaufnahmen und Rollenporträts ausführlich fotografisch dokumentiert. Im Jahr 1983 ermöglichte die Stadt München die Neugründung des Münchner Volkstheaters, das im Theater an der Brienner Straße eine neue Spielstätte fand. Karl Forster dokumentierte also fast von Beginn an die Inszenierungen, die während der Intendanz von Jörg-Dieter Haas (1983 bis 1988), Ruth Drexel (1988 bis 1998 und 1999 bis 2002) und Hanns Christian Müller (1998 bis 1999) auf der Bühne gezeigt wurden. Der Bestand umfasst ca. 18.000 Kleinbildnegative, die das Münch- ner Volkstheater von dem Fotografen mit den Nutzungs- und Verwertungsrechten erworben und an das Stadtarchiv München übergeben hat. Auch aus den Jahren 1938 bis 1949, als das Münchner Volkstheater schon einmal als städtische Bühne geführt wurde, liegt im Stadtarchiv ein umfangreiches Kon- volut an Inszenierungsfotos vor. Damals spielte das Ensemble zunächst in einem eigenen Theatergebäude an der Josephspitalstraße 10 a, das allerdings im Juli 1944 durch Bomben völlig zerstört wurde. Nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im November 1945 dienten der Saal des Gasthauses Zur Post in Pasing und der Richard-Wagner-Saal im Hotel Bayerischer Hof als Ausweichbühnen, bis das Volks- theater 1949 in eine eigene GmbH überführt wurde. Der neu übernommene Foto- 13
Karl Seegerer beim Vordringen in die Trümmer eines Einfamilienhauses im Harthof, das nach einer Benzindampfexplosion zusammengestürzt war. bestand schließt an diese Überlieferung an und ergänzt sie zu einer weitgehend lückenlosen Dokumentation über den Spielbetrieb des städtischen Münchner Volks- theaters bis zum Beginn der Intendanz von Christian Stückl. Nachlass Karl Seegerer (NL-SEEG) Am 15. November 2016 erhielt das Stadtarchiv München von Renate Seegerer den Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes Karl Seegerer, dem langjährigen Leiter der Berufsfeuerwehr München, der angesichts der großen Bandbreite des beruflichen und fachlichen Wirkens von Seegerer von besonderem Interesse ist. Der Nachlass enthält Unterlagen zur Organisation, Ausstattung und zu Einsätzen der Münchner Berufsfeuerwehr im Zeitraum 1960 bis 1990. Im Einzelnen handelt es sich um weit über 150 Aktenordner, zahlreiche weitere Aktenbündel mit Korrespondenzen, Notizen, Entwürfen, Fotos und weiteren Materialien zur Historie der städtischen Berufsfeuerwehr zwischen 1960 und 1990. Der Gesamtumfang des Nachlasses beträgt 15 lfm. Karl Seegerer (1928 –2015) trat bereits als 14-jähriger in die Jugendfeuerwehr seiner Heimatstadt Amberg ein. Nach dem Abitur studierte er Elektrotechnik an der Tech- nischen Universität München, machte dann aber seine Leidenschaft zum Beruf und trat 1955 in den Vorbereitungsdienst für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst ein. Nach Ablegung der Assessor-Prüfung begann er seinen Dienst bei der Berufs- feuerwehr in Köln, wechselte im Mai 1960 zur Berufsfeuerwehr München, wo er eine beeindruckende Karriere startete. Bereits nach drei Jahren wurde er zum stellvertretenden Leiter, ab Juni 1965 zum Leiter der Berufsfeuerwehr München ernannt – eine Funktion, die er bis zu seiner Pensionierungim Jahr 1988 inne hatte. In Seegerers Amtszeit fallen wichtige Umstrukturierungen innerhalb der Berufs feuerwehr und auch der Freiwilligen Feuerwehr in München. Er hat daher großen Verdienst an der Steigerung der Einsatzfähigkeit, der Verbesserung der Infrastruktur der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr in München. Dazu gehört der Ausbau des Personalstandes, die Einrichtung von neuen Feuerwachen, die Beschaffung neuer, moderner Einsatzfahrzeuge und die Optimierung des Brand- schutzes. Sein großes persönliches Verdienst ist die Einführung und Umsetzung 14
des Notarztdienstes in der Stadt bereits zu einem Zeitpunkt, als dieser Bestand- teil des Rettungswesens noch höchst umstritten war. In Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Poliklinik der Universität München konnte am 30. März 1966 der erste Notarzt-Einsatz in München erfolgen. Bei Seegerers Pensionierung im Jahr 1988 standen bereits neun Notarztfahrzeuge im Dienst. Viele Menschen verdanken seither dem Einsatz der Notarztteams ihr Leben oder den Erhalt ihrer Gesundheit. Karl Seegerer war als Einsatzleiter bekannt, der „von vorne“ führte. Dabei war er nicht selten auch direkt an den Rettungsarbeiten beteiligt, wie das Foto aus dem Jahr 1966 dokumentiert. Der hervorragende Ruf, den sich Seegerer in Fachkreisen erworben hatte, zeigte sich auch darin, dass er nach seiner Pensionierung im Jahr 1988 damit beauftragt wurde, die Feuerwehren im Osten des wiedervereinigten Deutschland beim Aufbau professioneller Strukturen zu beraten und zu unterstützen. Für seine Tätigkeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, so unter anderem das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1987 und den Bayerischen Verdienstorden im Jahr 1989. Dass der Nachlass Seegerer für die Nachwelt gesichert werden konnte, verdankt das Stadtarchiv München nicht nur dessen Witwe, sondern auch Thomas Schubert, der als ehemaliger Leiter der Abteilung „Stadtmitte“ der Freiwilligen Feuerwehr München über Jahre hinweg in engem Kontakt mit Karl Seegerer gestanden hatte. Übergabe des Nachlasses Seegerer am 15. November 2016 V.l.n.r.: Thomas Schubert, Anton Löffelmeier M.A., Amtsleiter Dr. Michael Stephan, Renate Seegerer und Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble 15
Bereitstellung historischer Information Klassische Bestands- und Erschließungsarbeiten Eine Abgabe amtlicher Dokumente oder privater Unterlagen ist ohne vorherige archivfachliche Bearbeitung nur sehr schwer benutzbar. Häufig sind bestands erhaltende Eingriffe notwendig, um beschädigte Unterlagen vor weiterem Verfall oder Datenverlust zu schützen. Oft müssen ungeordnet übernommene Dokumente oder Daten in einen Ordnungszustand gebracht werden, der ihre Benutzung erst erlaubt. Vor allem jedoch müssen die Unterlagen erschlossen werden, d. h. sie müssen mit Angaben über den Inhalt und den Entstehungszeitraum sowie weiteren Informationen in das Archivnachweissystem eingegeben werden. Nur so ist für das Archivpersonal sowie für die Benutzerinnen und Benutzer recherchierbar, welche Archivalien und welche Informationen überhaupt vorhanden sind. Diese Ordnungs- und Erschließungsarbeiten sind oft sehr umfangreich und personalintensiv, sie erfordern ein spezielles archivfachliches Wissen. Die KVR-Registrierungskartei der Militärregierung (RKM) Im Februar 2016 wurde die Neuordnung der Registrierungskartei der amerikanischen Militärregierung abgeschlossen. Es handelt sich dabei um einen Bestand von ca. 340 nach dem Personen-Alphabet gegliederten Karteikästen. Sie enthielten 1945 von der US-Militärregierung angelegte Karteikarten, auf denen alle Bewohner Münchens mit Adresse, Alter, Geschlecht, Beruf, Staatsangehörigkeit und Finger- abdruck erfasst wurden. Einige Kästen waren nach Herkunftsländern geordnet, so etwa „AUSLÄNDER Länder A-Z“ (4 Kästen), „Österreich“ (2 Kästen), „Jugoslawien“ (3 Kästen), „Ungarn“ (2 Kästen), „Polen“ (3 Kästen), „Ukraine“ (1 Kasten), sowie sechs Kästen mit der Aufschrift „Staatenlos“. Des weiteren gab es drei Kästen mit der Bezeichnung „Fälle ungeklärt“ und einen Kasten „Sterbefälle“ . Teilweise waren die Kästen auch nach Geschlecht aufgeteilt, also mit Karteikarten nur von Frauen und nur von Männern. Die alphabetische Ordnung der einzelnen Kästen überschnitt sich oft, wie z.B. „DIETZ-DOPZ“ und „DIEW-DOLZZ“ oder „EA-ECKZZ“ und „EA-EDHZ“ , so dass gleiche Nachnamen in zwei verschiedenen Kästen zu finden waren. Aufbewahrt war die Kartei in offenen Metall-Schubladen, die teil weise Roststellen aufwiesen, oder in Kästen aus Pappe mit Deckel. Die Kartei karten wurden auf unterschiedlichen Papieren erstellt. Teilweise wurde die Rück- seite von Militär-Landkarten in guter Papierqualität bedruckt. Ansonsten wurde auch holzschliffhaltiges Papier benutzt, das mittlerweile stark vergilbt ist und teil- weise wenig Festigkeit aufzeigt. So finden sich typische mechanische Schäden, wie Einrisse am oberen Blattrand. Vereinzelt waren Zweitschriften mit Metallklam- mern angeheftet. Insgesamt waren die Karteikarten hauptsächlich an den oberen Blatträndern stark durch Staub verschmutzt. Auch das jeweilige vorderste Blatt eines Karteikastens war extrem zugestaubt. Die Blattränder sind meist vergilbt, vereinzelt findet man auch Stockflecken. Die Kästen wurden aus den Umzugskartons entnommen, und mit einem Mikro staubsauger wurden die oberen Blattkanten von oberflächlich aufliegendem Staub befreit. Danach wurden sie alphabetisch im Magazin aufgestellt. Die Ordnung innerhalb der einzelnen Kästen wurde beibehalten, auch dort, wo sich Überschnei- 16
Die KVR-Registrierungskartei der Militärregierung vor ... dungen im Alphabet ergeben hatten, da der Grund dieser Ordnung nicht dokumen- tiert und nicht sicher nachzuvollziehen war. In sechs Umzugskartons fanden sich Kästen, in denen die ursprüngliche Ordnung anscheinend durcheinander gekom- men war, oder Reste aus verschiedenen Kästen zusammengefasst worden waren; sie mussten alphabetisch geordnet und an die passend erscheinenden Stellen eingereiht werden. Diese Kästen wurden daraufhin mit fortlaufenden Nummern erfasst. Anschließend konnten die einzelnen Kästen bearbeitet werden. Die Karten wurden abgesaugt, die Staubränder wurden mit einem Latexschwamm gereinigt und mit einem weichen Pinsel abgekehrt. Metallklammern wurden entfernt und die zusammengehörigen Blätter in einen Papierumschlag gelegt. Fragile und mecha- nisch beschädigte Blätter wurden ebenso zum Schutz in Papierumschläge gelegt. Die Karteikarten wurden in neue säurefreie Archivboxen umgesetzt, die sich an der Vorderfront ausklappen lassen und somit Spielraum zum Blättern bieten. Falls die Boxen nicht vollständig gefüllt werden konnten, wurde Füllmaterial aus Feinwelle eingelegt, sodass die Blätter senkrecht stehen können, ohne einzuknicken. Die ursprünglichen Reiter aus Papierstreifen wurden durch Karton ersetzt, wobei die Anzahl der Reiter reduziert wurde, um soweit wie möglich die Karten wieder ... und nach ihrer Bearbeitung 17
in einer Box unterbringen zu können. Wenn der Platz dennoch nicht ausreichte, wurde eine zweite Box angelegt. Eine der originalen Metall-Schubladen wurde aufgehobenund an das Ende des Bestandes gestellt. Das mit MAW-Kräften durch- geführte Projekt wurde im Herbst 2010 begonnen und mit längeren Pausen im Februar 2016 abgeschlossen. (Teil-) Nachlass von Erika Groth-Schmachtenberger (FS-NL-GRO) Erika Groth-Schmachtenberger, 1906 in Freising geboren, machte sich 1929 nach einem Volontariat bei einem Atelierfotografen in Oberstaufen als Fotografin selbst- ständig, musste ihr Geschäft aber schon 1930 wegen eines fehlenden Abschlusses wieder schließen; sie holte diesen bis 1932 an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen nach. 1933 begann sie als freiberufliche Bildberichterstatterin beim Bayerischen Rundfunk. Nach dem Tod ihres Mannes Hans Groth löste sie ihre fotografische Sammlung auf und verkaufte einzelne Konvolute daraus an verschie- dene Archive, Museen und Vereine in Deutschland und Österreich. Die Fotografin starb 1992 in Würzburg. Der im Stadtarchiv überlieferte Teilnachlass wurde 1989 auf Beschluss des Stadt- rats angekauft. Er umfasst zahlreiche Schwarzweiß-Abzüge in hoher Qualität, etwa 300 Farbdias und einen umfangreichen Negativbestand, hauptsächlich mit Bezug zu München und der näheren Umgebung. Die Filmnegative, die überwiegend im Format 6 x 6 vorliegen und den Bestand der Abzüge in der Masse bei weitem über- treffen, sind einerseits der große Trumpf dieses Bestandes, stellten jedoch auch die Verzeichnung vor eine große Herausforderung. Sowohl Abzüge als auch Negative wurden nach dem Erwerb thematisch sortiert, jedoch hatte vor der detaillierten Verzeichnung im Jahr 2016 kein Abgleich zwischen den beiden Repräsentations- formen stattgefunden. Die Negative stellen durch die hohe Qualität und Menge einen Schatz dar, sind aber für die Archivbenutzung schwierig zu handhaben – zur Ansicht wird ein Leuchttisch benötigt, zudem sollten die Negative aus Gründen der Bestandserhaltung möglichst wenig benutzt und dauerhaft kühl gelagert werden. Eine Komplettdigitalisierung kam aus Kosten- und Personalgründen nicht in Frage. Der Viktualienmarkt Foto von Erika Groth-Schmachtenberger, 1968 18
ADAC Frühjahrsmodenschau Foto von Erika Groth-Schmachtenberger, 1951 Wie aber waren der Anspruch auf Zugänglichkeit der Informationen und die konser vatorischen Notwendigkeiten miteinander in Einklang zu bringen? Die Lösung war eine Verzeichnung, bei der ein Abgleich – Bild für Bild – zwischen Negativ und Abzug vorgenommen wurde. Jeder Abzug, dessen Negativ identifiziert werden konnte, erhielt eine Nummer, die wiederum auch an das Negativ vergeben wurde. So erhält der Archivbenutzer bei der Bildbestellung einen hochauflösenden Scan vom Negativ, der einerseits von höherer Auflösung als der Abzug ist, andererseits auch mehr zeigt, da die Fotografin für ihre Abzüge immer Ausschnitte des Original- negativs gewählt hat. Erleichtert wurde die Nummerierung durch die Umlagerung der Negative aus den nicht archivgerechten, weichmacherhaltigen Plastikfolien in atmungsaktive Papierhüllen, deren Außenseite sich mit einem Bleistift gut beschrif- ten ließ. Die Fotos Groth-Schmachtenbergers dokumentieren das Münchener Stadtleben von 1930 bis 1989, wobei der Großteil der Fotos in den 1950er- bis 1970er-Jahren aufgenommen wurde. Der Schwerpunkt liegt neben Gebäude- und Straßen ansichten auf Volksfesten wie der Auer Dult oder dem Oktoberfest, bei denen sich immer wieder die Fähigkeit der Fotografin zeigt, besondere Momente einzufangen, die Stimmung und Zeitgeist widerspiegeln. Auch alltägliche Situationen aus Berufs leben, Kultur und Freizeitgestaltung finden sich in diesem beeindruckenden Teil- nachlass. Im Berichtszeitraum 2015 / 2016 wurde außerdem an folgenden Archiv-Beständen gearbeitet: • Bei den Abgaben des Aktenbestandes „Direktorium – Zentrale Registratur (DIR-ZR)“ wurden die Erschließungsarbeiten aufgenommen, um zu diesem für die Stadtpolitik zentralen Bestand über die bisher in den Abgabeverzeichnissen nur kursorisch erfassten Angaben vertiefte Informationen über den Inhalt der einzelnen Akten anbieten zu können. • Bei den jüngeren Abgaben des Bestandes „Ratssitzungsprotokolle (RP)“ , die 19
bisher archivisch noch nicht nachgewiesen waren, wurde mit Erschließungs arbeiten begonnen. • Die Ordnung und Erschließung der letzten Abgaben der Zeitungsausschnitt- Sammlung des Presse- und Informationsamtes (PIA-ZA) wurde wieder aufge- nommen. • Beim Aktenbestand „Baureferat – Hochbau (BAUR-HB)“ wurde die Erfassung der im Jahr 2000 übernommenen Bauakten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. • Von den zahlreichen Münchner Schulen, von denen das Stadtarchiv Schüler akten, Zensurbögen und Verwaltungsakten besitzt, wurde der Bestand „Luisengymnasium (SCHUL-LUI)“ erschlossen. • Die im Stadtarchiv nach der Eingemeindung 1942 als Aktenbestand „Aubing (AUB)“ zusammengefasste Registratur der Gemeindeverwaltung von Aubing wurde geordnet und verzeichnet. • Als Vorbereitung für die Neuaufstellung im Rahmen der Magazinoptimierung wurden die Zeitgeschichtliche Sammlung (ZS), die Zeitungsausschnitt-Samm- lung (ZA) und die Zeitungsausschnitt-Sammlung – Personen (ZA-P) neu ver- packt, neu signiert und in ihren Erschließungsinformationen verbessert. • Im 2013 erworbenen Nachlass August Everding (NL-EVE) wurden die Erschlie- ßungsarbeiten an den Schriftdokumenten abgeschlossen und das umfang- reiche Fotomaterial (2 lfm.) identifiziert, geordnet, erschlossen und erfasst. • Der 2015 erworbene Nachlass Georg Kronawitter (NL-KRO) wurde verzeichnet. • In der Plan-Sammlung wurde im Herbst 2016 mit der Ordnung und Verzeich- nung einer für bauhistorische Recherchen sehr wertvollen Abgabe des Bau referats, Abt. Gartenbau begonnen, die 2014 in die Karten- und Plan-Sammlung übernommen worden war. Der Bestand umfasst ca. 300 Pläne aller wichtigen städtischen Parkanlagen und Grünflächen, darunter ein ca. 2 m langer, kolorierter Plan der Isar-Anlagen des Stadtgartendirektors Jakob Heiler aus dem Jahr 1900. Auch aus dem 20. Jahrhundert sind gartenarchitektonisch einmalige Pläne überliefert, wie z.B. die Pläne der „Gärten der Nationen“ auf der Internationalen Gartenschau 1983 im Westpark. Die Pläne sind insgesamt in einem guten Erhaltungszustand. Die Isar-Anlagen Plan von Jakob Heiler, 1900 20
Das Archiv der Zukunft – digitale Langzeitarchivierung (dLZA) Am 25. Oktober 2011 bewilligte der Stadtrat ein Projekt zum Aufbau eines Systems zur digitalen Langzeitarchivierung, durch das es dem Stadtarchiv möglich ist, elektronische Unterlagen zu übernehmen, zu speichern, dauerhaft zu sichern und für die Benutzung durch die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zugleich stellte der Stadtrat die notwendigen Sach- und Personalmittel zur Verfügung, um in einem ersten Teilprojektschritt ein Basissystem einzukaufen und aufzubauen, welches zunächst nur die Übernahme und Speicherung digitaler Unterlagen ermöglicht. Die Ausschreibung einer solchen Software erfolgte Ende 2012, im Sommer 2013 erhielt die Schweizer Firma scope solutions AG den Zuschlag. In den folgenden zwei Jahren installierte die städtische Dienststelle it@M in enger Kooperation mit der Firma scope die hochkomplexe Software auf der IT-Infrastruktur der Landes- hauptstadt München. Ende März 2016 war das Basissystem schließlich einsatz bereit. Die dLZA-Projektgruppe des Stadtarchivs: Angela Stilwell, Dr. Daniel Baumann, Dr. Manfred Peter Heimers, Matthias Hinghaus, Pia Frendeborg, Britta Meierfrankenfeld (v.l.n.r. ) Mit einem Festakt am 14. Juni 2016 in der Rotunde des Stadtarchivswurde das digitale Langzeitarchiv offiziell in Betrieb genommen. Nach einer B egrüßung durch den Leiter des Stadtarchivs, Dr. Michael Stephan, würdigten Dr. Florian Roth, Fraktionsvorsitzender der Fraktion Die Grünen/Rosa Liste im Stadtrat, als Vertreter des Oberbürgermeisters und Dr. Frank Salger, Leiter des dIKA des Direktoriums, die Bedeutung eines elektronischen Archivs für die Stadt und ihr Gedächtnis im digitalen Zeitalter. In einem kurzen Rückblick auf die Projektgeschichte schilderte Dr. Manfred Peter Heimers, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, die gewal- tigen Herausforderungen, vor denen das Stadtarchiv gemeinsam mit den Projekt- partnern, dem dIKA des Direktoriums, dem städtischen IT-Dienstleister it@M und der Firma scope, bei der Archivierung digitaler Unterlagen stand und steht. Zum Abschluss der Veranstaltung führten Dr. Daniel Baumann und Matthias Hinghaus live die Übernahme und Archivierung von digitalen Unterlagen vor. Die große Herausforderung für das Stadtarchiv in den nächsten Jahren ist die Anbindung der zahlreichen in der Stadtverwaltung eingesetzten IT-Anwendungen, in denen archivwürdige digitale Unterlagen produziert bzw. gespeichert werden, an das digitale Archiv. Gemeinsam mit der städtischen IT müssen Schnittstellen 21
konzipiert und programmiert werden, über die die archivwürdigen Inhalte aus den Anwendungen exportiert werden können, so dass sie ins digitale Archiv übernom- men und dort gesichert werden können. In einem Vortrag auf dem 8. Bayerischen Anwenderforum „eGovernment“ am 4. Mai 2016 im Bayerischen Landtag skizzierte Dr. Daniel Baumann diese gemeinsame Aufgabe von Verwaltung, Archiv und IT. Im Jahr 2016 wurde auch mit dem Ausbau des Basissystems zur Archivierung digitaler Unterlagen begonnen. Dieses Folgeprojekt und die dafür notwendigen Gelder hatte der Stadtrat durch einen weiteren Beschluss vom 18. Dezember 2013 genehmigt. Der erste Ausbauschritt sieht die Einführung von Softwarekomponenten vor, welche es dem Stadtarchiv ermöglichen sollen, digitale wie analoge Archivalien in einem einheitlichen System zu verzeichnen und diese Verzeichnungsinforma tionen der Öffentlichkeit online zur Verfügung zu stellen. Als Konsequenz daraus wurde im Frühjahr 2016 mit der Ablösung des bisher im Stadtarchiv eingesetzten Archivnachweissystems FAUST durch die neue Archivdatenbank scopeArchiv begonnen. Unter der Federführung von Angela Stilwell und Britta Meierfrankenfeld wurden bis Jahresende über 150.000 Verzeichnungsdaten aus mehr als 100 FAUST-Datenbanken nach scopeArchiv migriert. Die noch ausstehenden FAUST- Datenbanken sollen bis Mitte des Jahres 2017 in die neue Archivdatenbank über nommen werden. Daneben wurde von it@M wiederum in Zusammenarbeit mit der Firma scope eine Webanwendung zur Online-Recherche in der neuen Nachweis datenbank installiert. Nach intensiven Tests im Herbst 2016 durch die Projekt- gruppe im Stadtarchiv ist nun auch diese Softwarekomponente einsatzbereit. Ab 2. Januar 2017 werden die Benutzerinnen und Benutzer des Stadtarchivs, die bisher den L esesaal aufsuchen mussten, um dort in den FAUST-Datenbanken nach Archivalien zu suchen, zeit- und ortsunabhängig in den frei zugänglichen Verzeich- nungsinformationen zu dem Archivgut des Stadtarchivs in scope Query online recherchieren. Daneben können die Benutzerinnen und Benutzer die ersten ca. 8.000 Digitalisate aus der umfangreichen Fotosammlung im Internet betrachten. Das Stadtarchiv wird sukzessive weitere Bestände in der neuen Fachdatenbank verzeichnen und freigeben, um das elektronische Rechercheangebot im Internet permanent zu erweitern. Für das Serviceangebot des Stadtarchivs wird das gegen- über der gegenwärtigen Situation einen Quantensprung bedeuten. Als weiterer Projektschritt im Rahmen der digitalen Langzeitarchivierung wurde schließlich der Lesesaal des Stadtarchivs in Zusammenarbeit mit dem dIKA des Direktoriums technisch aufgerüstet. Ab 1. Januar 2017 stehen dort zehn PCs zur Recherche in der neuen Archivdatenbank scopeQuery zur Verfügung. Zwei weitere PCs wurden installiert, in denen die Benutzerinnen und Benutzer unter Aufsicht in nicht frei zugänglichen Beständen recherchieren und Digitalisate aus der Foto- sammlung betrachten können, die nicht im Internet veröffentlicht werden dürfen. Digitale Bestands- und Erschließungsarbeiten Nach der Inbetriebnahme des Basissystems übernahm das Stadtarchiv unter der Federführung von Pia Frendeborg und Matthias Hinghaus im Jahr 2016 von der Protokollabteilung im Direktorium digitale Audioaufnahmen ausgewählter Ausschusssitzungen des Stadtrats, vom Presse- und Informationsamt Videoauf- zeichnungen der Vollversammlungen des Stadtrats sowie vom Büro des Ober bürgermeisters einen Auszug aus der Termin-Datenbank des ehemaligen Ober bürgermeisters Christian Ude und sicherte die Abgaben im digitalen Magazin. 22
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