VDR-Geschäftsreiseanalyse 2017 - Ausgabe 15Jahre
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Inhalt Wirtschaft und Welt im Wandel...................................4 6 Zusammenarbeit mit Reisebüros /TMCs.................18 Vergütungsmodelle.............................................. 18 1 Wichtige Ergebnisse auf einen Blick....................... 5 Qualitätskriterien.................................................18 Buchungs- und Abrechnungstools.........................19 2 Geschäftsreisen: Eckdaten und Kennzahlen.............8 Anzahl..................................................................8 7 Wertewandel im Business & Travel........................20 Kosten................................................................. 8 Nutzen des Travel Managements...........................20 Geschäftsreisende................................................. 9 Individualisierung von Reiserichtlinien.................. 21 Dauer...................................................................9 Kombination von Reiseziel Inland/Ausland......................................10 Reiseanlässen – „Bleisure“.................................. 22 3 Struktur der Geschäftsreisekosten.........................10 8 Nachhaltigkeit, betriebliche Durchschnittskosten............................................10 Sozialverantwortung............................................ 23 Kostenbereiche................................................... 11 Durchdringungsgrad............................................ 23 Nutzung von Fernbussen......................................11 Nachhaltigkeitsstrategien.....................................24 4 Übernachtungen................................................. 13 9 Sicherheit und Datenschutz................................. 25 Gesamtentwicklung............................................. 13 Sensibilisierungsgrad...........................................25 Übernachtungskategorien.................................... 13 Maßnahmen....................................................... 25 Sharing Economy im Übernachtungsbereich..........14 Traveller Tracking................................................ 26 Buchungskanäle der Zukunft................................15 10 Ausblick 2018.....................................................28 5 Flug................................................................... 16 Entwicklung des Geschäftsreisevolumens.............. 28 Flugstrecken: Inland, Ausland, Interkontinental.................................................. 16 Methodik und Impressum........................................ 29 Auswahlkriterien................................................. 16 Methodik............................................................29 Serviceaspekte auf Interkontinentalflügen............. 17 Das Forschungsteam........................................... 30 Meinungsbild: Nutzung von Buchungsdaten.......... 17 Impressum......................................................... 30 3
Kapitel 1 Wirtschaft und Welt im Wandel Dass nichts so beständig ist, wie die Veränderung, Wurde das kollektive Bewusstsein für das Thema stellte schon Heraklit von Ephesos fest. Heute spü- Sicherheit spätestens seit 2015 neu geordnet, sind ren wir den Wandel in vielen Bereichen – wie der heute koordinierende Lösungsansätze im Vorder- politischen Weltlage, den Anpassungen der Arbeits- grund und das Ausbalancieren von „Safety and welt durch Digitalisierung oder bei Fragen der gene- Security“ mit Bedürfnissen nach (Reise-)Freiheit, rellen Gestaltung von Arbeit und Freizeit. Datenschutz, Individualität und Flexibilität. Hier fal- len innovative Ideen auf fruchtbaren Boden. Die wirtschaftliche Entwicklung und Erwartungen für die Zukunft lassen sich anhand der Mobilität Der VDR ist Deutschlands größtes Netzwerk für deutscher Unternehmen interpretieren. Wenn Rei- modernes Mobilitätsmanagement und vertritt die sehindernisse und Handelszölle entstehen, kann Interessen seiner Mitglieder sowohl national wie Business bald nicht mehr „as usual“ funktionieren. auch international – in Zusammenarbeit mit der Geschäftsreisen werden zunehmend aufwendiger, Global Business Travel Association (GBTA). Im täg- was negative Konsequenzen für die geschäftliche lichen Dialog mit seinen Mitgliedern, mithilfe der Mobilität und die Wirtschaft insgesamt haben kann. Marktforschung sowie des „Think Tanks“ VDR- Wie facettenreich und vielfältig wirksam Geschäfts- TrendsPort spürt der VDR managementrelevante reisen sind, merkt der Manager zwischen Mensch Themen auf und bietet Navigationshilfen durch sich und Mobilität in der täglichen Arbeit. Daher sollen verändernde Zeiten. die repräsentativen Angaben der Geschäftsreisever- antwortlichen die Unternehmen und Politik unter- Wir freuen uns mit Ihnen auf die 15. VDR-Geschäfts- stützen, verantwortungsvolle und zukunftsweisende reiseanalyse mit aktuellen Zahlen, Fakten und Entscheidungen zu treffen. Trends rund um das Thema Mobilitätsmanagement. 4
Kapitel 1 1 Wichtige Ergebnisse auf einen Blick Die Eckdaten 2016: 2015: 2016 gab es 11,3 Millionen Geschäftsreisende1 + 2,3% 11 Mio. Geschäftsreisende 183,4 Millionen Geschäftsreisen führten zu Ausgaben in Höhe von + 0,4% 182,7 Mio. Geschäftsreisen 51,6 Milliarden Euro – gleichbedeutend mit + 1,5% 50,9 Mrd. Euro 155 Euro pro Geschäftsreisender pro Tag. + 1,6% 153 Euro Handbremse hier, Gaspedal dort vice. Auf der Prioritätenliste nach wie vor weit oben Divergierende Prognosen aus dem Vorjahr wurden stehen nachgewiesene Kosteneinsparungen durch frühzeitig erfüllt: Einerseits stagnierte 2016 die die Zusammenarbeit mit dem Reisebüro. Geschäftsreisetätigkeit kleinerer Betriebe, 90% der (Abbildungen 17 und 18, Seite 18) KMU2-Reisen blieben im eigenen Land, und sie waren zu 63% Tagestrips ohne Übernachtung. Grö- Flugreisen zu guten Preisen – ßere Betriebe gaben dagegen weiter Gas: Die Reise- für die Arbeit und die Kür kosten stiegen etwas stärker als das Reisevolumen, Für Geschäftsreisende hat es Priorität, an Bord bedingt u.a. durch längere Reisen mit mehr Über- sowohl arbeiten als auch entspannen zu können. nachtungen. Die durchschnittlichen Kosten pro Daher sind Laptop-Verbote der falsche Ansatz, um Geschäftsreise haben sich binnen fünf Jahren von mehr Sicherheit an Bord zu gewährleisten. Der Preis 308 auf 310 Euro nur marginal erhöht. bleibt für 95% der Unternehmen, die Interkontinen- (Abbildungen 1, 2, 4 und 5, Seiten 8 ff., tal-Tickets buchen, das wesentliche Kriterium bei Tabelle 1, Seite 10) der Airline-Auswahl – dicht gefolgt von der Gesamt- flugdauer. Immer mehr Geschäftsreisende … (Abbildungen 14 und 15, Seiten 16 f.) Die persönliche Begegnung bleibt auch in Zeiten vir- tueller Meetings wertvoll. Ein neuer Rekord erfolgte Fernbusse akzeptiert 2016 dank starker Beschäftigungslage und mehr Ein Viertel der Unternehmen nutzt mittlerweile den mobiler Arbeitnehmer: Aus deutschen Betrieben Fernbus als Transportmittel für Geschäftsreisen. Die waren 11,3 Millionen Geschäftsreisende unterwegs. Stagnation am Fernbusmarkt ist somit nicht von Im Jahr 2010 ging nur etwa jeder vierte Beschäf- Geschäftsreisenden verursacht – vielmehr haben die tigte dienstlich auf Reisen. Heute ist es in den grö- Konsolidierung auf der Anbieterseite, damit gestie- ßeren Unternehmen fast die Hälfte der Belegschaft. gene Preise sowie konkurrierende Angebote von an- (Abbildung 3, Seite 9) deren Verkehrsträgern das Wachstum der Fernbus- branche gebremst.3 Und: Dienstreisende aus dem … immer weniger Business-Travel-Reisebüros? öffentlichen Sektor steigen mit 12% noch selten in 58% der kleineren Unternehmen beauftragen keine den Bus. Reisebüros. Bei den größeren Firmen mit über 500 (Abbildung 7, Seite 11) Mitarbeitern ist die Nutzung von Reisebüros / Travel Management Companies (TMC) in zehn Jahren stark Übernachtungen: Gerne 3 Sterne – gesunken. Während in 2008 14% keine Reisebüro- Bedenken bei Sharing Economy Services in Anspruch genommen haben, sind es Mit einem Anstieg von 37% der Übernachtungen heute 44%. Für den, der mit einem Reisebüro im Jahr 2010 auf 46% im Jahr 2016 gewinnt die 1 Beschäftigte eines Unternehmens oder einer Organisation des öffentlichen zusammenarbeitet, bleibt der „Human to Human“- Mittelklasse mit 3 Sternen auch im Ausland immer Sektors, die mindestens eine Geschäfts- reise beziehungsweise Dienstreise im Faktor sehr wichtig. Trotz automatisierter Unterstüt- mehr neue Kunden. Damit zeigt sich eine ähnliche Jahr unternehmen. zung, Online-Innovationen und mobiler Optionen Entwicklung wie im Inland. Halbiert haben sich im 2 Kleine und mittlere Unternehmen, mit 10–250 Mitarbeitern. schätzt man den persönlichen Kontakt mit kompe- Ausland hingegen Buchungen in Upper-Upscale- 3 Vgl. https://omnibus.news/ tenten Ansprechpartnern und den individuellen Ser- Häusern. Sharing-Economy-Angebote im Übernach- geringes-wachstum 5
Kapitel 1 tungsbereich werden von Geschäftsreiseverantwort- Ökonomie trifft Ökologie lichen noch mehrheitlich abgelehnt. Sicherheits- Von 2009 bis 2012 war die Anzahl der im Business- und versicherungsrechtliche Fragen waren im Vor- Travel-Bereich ökologisch und sozial aktiven jahr für deutsche Unternehmen die Hauptgründe, Betriebe von rund 45.000 nur moderat auf circa diese Angebote nicht zu buchen.4 Heute arbeiten 60.000 gestiegen. Heute verfolgen etwa 140.000 insgesamt 35% der größeren und 26% der kleineren Betriebe diese Prinzipien. Nachhaltigkeit wird als Firmen mit diesen Anbietern, beziehungsweise pla- strategischer Ansatz für die Wettbewerbsfähigkeit nen dies. der Unternehmen immer wichtiger, denn ökonomi- (Abbildungen 10 und 11, Seite 14) sche und ökologische Ziele lassen sich verbinden: Die Wahl des Verkehrsmittels oder die Vermeidung Schnittstelle Mobilitätsmanagement und Substitution von Geschäftsreisen mit virtuellen Die digitale Vernetzung stellt Unternehmen künftig Meetings helfen, neben CO2, auch direkte Kosten vor die Herausforderung, das Thema geschäftliche einzusparen. Mobilität noch stärker interdisziplinär zu denken. (Abbildungen 23 und 24, Seiten 23 f.) Travel Manager werden mehr und mehr zum Mana- ger digitaler Prozesse, da sie in Unternehmen eine Sicherheit und Traveller Tracking sensible Schnittstelle im Spannungsfeld von Sicher- Das „Metathema“ der vergangenen zwei Jahre heit, Nachhaltigkeit, Datenschutz, Compliance und bleibt: Heute beschäftigen sich 70% des Mittelstan- Ertragssteuerung besetzen. Zudem können sie den des5 mit Fragen der Sicherheit auf Geschäftsreisen. Nutzen ihrer Tätigkeit zunehmend besser einschät- Konkret auf den Spuren der Reisenden sind insbe- zen. Für die Zukunft stehen vor allem Themen wie sondere größere Unternehmen: Das sogenannte Digitalisierung und Entlastung durch neue Techno- „Traveller Tracking“ ist heute bei 38% der größten logien sowie Aufgaben rund um Risikovermeidung Firmen mit über 1.500 Mitarbeitern im Einsatz. und Reisesicherheit an. Nicht ohne Herausforderungen, denn ob Übernach- (Seite 20) tungen, Bahnreise, Flug oder Mietwagen – in keinem Bereich liegen die Buchungsdaten schon komplett Prioritäten und Veränderungen unter der Lupe während der Reise im Unternehmen vor. Daten- Für das Mobilitätsmanagement haben direkte Kos- schutzgründe nennt jeder vierte Befragte aus größe- teneinsparungen weiterhin Priorität. Daher werden ren Firmen als Grund dafür, weshalb sie nicht immer neue Konzepte zunächst mit der Lupe betrachtet: wissen, wo sich ihre Reisenden befinden. Was bringt es für die Finanzen, die Gesamtorga- (Abbildungen 25–29, Seiten 25 ff.) nisation, die Geschäftsreisenden? So befürwortet heute knapp ein Drittel der Unternehmen etwa Ausblick 2018 eine Individualisierung der Reiserichtlinie. Auch Waren die Planungen der Geschäftsreiseverantwort- das Thema „Bleisure“ wird geprüft: Wünschen lichen im Vorjahr von Konsolidierung und punktu- Geschäftsreisende beispielsweise eine private Ver- eller Zurückhaltung geprägt, scheint die Stimmung längerung ihrer Reise, ist dieser Wunsch bei den in Teilbereichen wieder ins Positive zu schwenken: meisten Unternehmen realisierbar. Bestehende Für das Jahr 2018 rechnen die meisten wieder mit Compliance-Regeln, steuerliche Abgrenzungsfragen gleichbleibenden bis steigenden Reiseaktivitäten. oder Fürsorgepflichten begründen die Zurückhal- Inlandsreisen bleiben das Rückgrat deutscher Ge- tung bei anderen. schäftsreisetätigkeit. Infolge der globalen politisch- (Abbildungen 20–22, Seiten 20 ff.) wirtschaftlichen Großwetterlage sind Aussagen über die Entwicklung in der nahen Zukunft insgesamt etwas schwieriger geworden. Der Anteil derjenigen, die lieber noch keine Vorhersage treffen, ist insbe- sondere in kleineren Unternehmen gestiegen. 4 VDR-Geschäftsreiseanalyse 2016, Kapitel 9 „Trends“, Abbildung 28, (Abbildung 30, Seite 28) Seite 23. 5 Im Rahmen dieser Analyse wird der Begriff „Mittelstand“ synonym für Unternehmen mit 10–500 Mitarbeitern verwendet. 6
Kapitel 2 2 Geschäftsreisen: Eckdaten und Kennzahlen Anzahl „Wie viele Geschäftsreisen wurden Anzahl der Geschäftsreisen 2012– 2016 im Jahr 2016 durchgeführt?“ Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Mio. 166,3 171,1 175,8 182,7 183,4 Die konjunkturelle Lage in Deutschland war 2016 200 weiterhin gekennzeichnet durch ein beständiges 30,8 32,5 Wirtschaftswachstum. Das preisbereinigte Bruttoin- 28,6 29,5 28,5 150 landsprodukt (BIP) lag im Jahresdurchschnitt um 146,3 151,9 150,9 137,8 142,5 1,9% höher als im Vorjahr.6 Nach jahrelang prognos- tiziertem Wachstum der Geschäftsreisetätigkeit 100 wurde im Vorjahr eine Konsolidierung erwartet: Getragen von einer positiven Grundstimmung, bein- 50 halteten die Unternehmenspläne durchaus auch eine Stagnation oder Rückgänge der Reiseaktivitä- 0 2012 2013 2014 2015 2016 ten. Je nach Unternehmensgröße waren ein „Mehr“ © VDR Betriebe mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern oder auch ein „Weniger“ an Geschäftsreisen drin.7 Abbildung 1 쐽 über 500 Mitarbeitern Diese divergierenden Erwartungen für das laufende Jahr spiegeln sich bereits in den Ergebnissen 2016 wider. Das solide gestiegene Volumen von Geschäfts- reisen wurde 2016 mit 0,4% Minimalwachstum in etwa beibehalten. Der öffentliche Sektor trug hierzu mit 2,3% mehr Dienstreisen bei, während es in der Privatwirtschaft einen deutlichen Unterschied zwi- schen dem Reiseverhalten größerer (+5,2%) und kleinerer Unternehmen (-1,1%) gab. Kosten „Wie hoch waren im Jahr 2016 die gesamten Gesamtkosten der Geschäftsreisen 2012– 2016 Geschäftsreisekosten?“ Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Mrd. € 46,7 48,2 49,2 50,9 51,6 Die Geschäftsreisekosten von Betrieben mit zehn 60 und mehr Mitarbeitern stiegen im Zeitraum von 2015 bis 2016 ähnlich marginal wie das Reisevo- 50 11,1 11,9 9,9 10,4 lumen – um 1,5% auf 51,6 Milliarden Euro. Doch 9,8 40 Firmen mit über 500 Mitarbeitern gaben genauso 38,3 38,8 39,8 39,7 36,9 30 wie im Vorjahr 7,4% mehr aus, während ihr Reise- volumen um 5,2% wuchs. Buchungszuwächse bei 20 Übernachtungen sowie höhere Verpflegungsaufwen- 10 dungen aufgrund längerer Reisen dürften hierfür mit ursächlich sein. Geschäftsreisende kleinerer Unter- 0 2012 2013 2014 2015 2016 nehmen hatten wiederum öfter im Inland und auf © VDR Betriebe mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern Tagesbasis zu tun, ohne zu übernachten. Sie haben Abbildung 2 쐽 über 500 Mitarbeitern ihr Ausgabenvolumen vom Vorjahr in etwa beibehal- ten (-0,1%). Im öffentlichen Sektor konnten die Aus- gaben (1,8%) im Vergleich zum Dienstreisevolumen (2,3%) etwas gedrosselt werden. 6 Vgl. Pressemitteilung Nr. 010 des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden, 12. Januar 2017. 7 VDR-Geschäftsreiseanalyse 2016, Kapitel 10 „Ausblick 2017“, Abbildung 29, Seite 24. 8
Kapitel 2 Geschäftsreisende „Wie viele Geschäftsreisende waren unterwegs?“ Anteil der Geschäftsreisenden 2012 / 2016 Die Anzahl der Geschäftsreisenden ist um 2,3% auf Unternehmen mit 34% 11,3 Millionen gestiegen – der Trend in Unterneh- 10 – 250 Mitarbeitern 29% men, anteilig mehr Mitarbeiter auf Geschäftsreise 39% zu senden, hält an. Mobilität und persönliche Begeg- 251 – 500 Mitarbeitern 22% nungen bleiben somit auch in Zeiten von technolo- gisch unterstützten Treffen im Netz ein Muss. Im 41% 501 – 1.500 Mitarbeitern Jahr 2010, nach krisenbedingten Streichungen 27% sowohl beim Personal als auch bei der Reisetätig- über 1.500 Mitarbeitern 45% keit, ging nur etwa jeder vierte Beschäftigte auf Tour. 31% Im Jahr 2012 waren es insgesamt rund 30%. Heute 0% 10% 20% 30% 40% 50% © VDR reist in den größeren Unternehmen fast die Hälfte Abbildung 3 쐽 2016 쐽 2012 – ohne ÖS – der Belegschaft. Dieses Wachstum folgt auch dem Trend der Mehrbeschäftigung in Deutschland, mit dem höchsten Stand seit 1991.8 Alle betrieblich veranlassten Reisen, die anhand von einzelnen Reisekostenabrechnungen erfasst werden, zählen in dieser i Untersuchung zu Geschäftsreisen. Dauer, Zweck, Entfernung, Ziel der Reise oder berufliche Stellung der Reisenden werden bei dieser Zählung nicht betrachtet. Sobald Aufwendungen als Geschäftsreisekosten im Betrieb abgerechnet wer- den, fließen sie in die Beträge mit ein. Weitere Begriffserläuterungen finden Sie in den VDR-Geschäftsreiseanalysen 2003–2006 sowie im VDR-Glossar: www.vdr-service.de/der-verband/fachthemen/vdr-glossar Die Ergebnisse aus den Unternehmen und dem öffentlichen Sektor werden aufgrund branchenbedingter Unterschiede meistens getrennt dargestellt. Die entsprechende Datenbasis wird an den jeweiligen Stellen deutlich gemacht: Bei „Unternehmen“/„Firmen“ ist der öffentliche Sektor ausgeklammert („– ohne ÖS –“). Mit „Betrieben“ sind sowohl Unternehmen als auch Organisationen des öffentlichen Sektors gemeint. Bei den Berechnungen von prozentualen Veränderungen werden genaue Zahlen verwendet (Beispiel: jährliche Gesamtkosten für Geschäftsreisen). Darauf ist zurückzuführen, dass beim Rechnen mit den im Text oder in den Abbildungen verwendeten gerundeten Zahlen hinter dem Komma zum Teil unterschiedliche Ergebnisse entstehen. Dauer „Wie lange dauern Geschäftsreisen?“ Dauer der Geschäftsreisen 2016 Im Jahr 2016 waren 45% der Geschäftsreisen ins- 2% 3% 3% 5% 100% gesamt wieder mehrtägig (ohne Abbildung) – Einta- 8% 11% 13% 15% 27% gesreisen nahmen dafür ab. Diese Veränderung wird 80% 29% 29% 34% später auch bei der gestiegenen Anzahl der Über- nachtungen sowie gesunkenen Transportkosten 60% 63% 57% 55% deutlich. 63% der KMU-Reisen waren Eintagesrei- 40% 46% sen ohne Übernachtung, während über die Hälfte der größten Firmen längere Geschäftsreisen unter- 20% nahmen – wenn schon unterwegs, dann länger. Im Ergebnis dauerte eine KMU-Geschäftsreise 2016 0% durchschnittlich 1,8 Tage und bei den größten 10 – 250 251 – 500 501 – 1.500 über 1.500 Mitarbeiter Unternehmen 2,3 Tage. Ø 1,8 Ø 2,0 Ø 2,1 Ø 2,3 Ø Durchschnittliche Dauer der Geschäftsreisen in Tagen 쐽 bis zu 1 Tag 쐽 2–3 Tage 쐽 4–5 Tage 쐽 6 und mehr Tage © VDR 8 Vgl. Pressemitteilung Nr. 010 des Abbildung 4 – ohne ÖS – Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden, 12. Januar 2017. 9
Kapitel 2 Reiseziel Inland/Ausland Geschäftsreisen im In- und Ausland 2015 / 2016 „Wohin führen Geschäftsreisen?“ Unternehmen mit Die meisten Geschäftsreisen finden schon immer 2016 90% 10% 10 – 250 Mitarbeitern im Inland statt. Über alle Unternehmensgrößen hin- 2015 88% 12% weg haben Inlandsreisen im vergangenen Jahr noch 2016 80% 20% weiter an Gewicht gewonnen, so dass sogar 90% der 251 – 500 Mitarbeitern 2015 75% 25% KMU-Reisen im eigenen Land blieben. 2016 74% 26% 501 – 1.500 Mitarbeitern 2015 67% 33% Der Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert hier- von in vielerlei Hinsicht: Durch die Auslastung von 2016 72% 28% Übernachtungs- und Transportkapazitäten sowie über 1.500 Mitarbeitern 2015 67% 33% weiteren reisebezogenen Serviceleistungen werden Arbeitsplätze regional und saisonal unabhängig ge- 0% 20% 40% 60% 80% 100% 쐽 Anteil der Geschäftsreisen im Inland 쐽 Anteil der Geschäftsreisen ins Ausland sichert. Und die Destination Deutschland bleibt mit © VDR Hilfe von Geschäftsreisen flächendeckend attraktiv: Abbildung 5 – ohne ÖS – Qualitativ hochwertige Infrastruktur und Dienstleis- tungen können zu international wettbewerbsfähigen Preisen auch für Urlaubsreisende aus dem In- und Ausland angeboten werden. 3 Struktur der Geschäftsreisekosten Durchschnittskosten Durchschnittliche Kosten pro Geschäftsreise 2012 – 2016 Die durchschnittlichen Kosten pro Geschäftsreise Tagesausgaben Geschäftsreisen vs. Urlaubsreisen 2012 – 2016* sind binnen fünf Jahren von 308 auf 310 Euro nur Durchschnittliche Kosten Ausgaben pro Person und Tag marginal gestiegen. Die Ausgaben pro Person und pro Geschäftsreise Geschäftsreisen Urlaubsreisen Tag liegen bei 155 Euro. Ähnlich entwickelten sich 2016 310 € 155 € 78 € die Ausgaben für Urlaubsreisen 2016 leicht nach 2015 305 € 153 € 76 € oben – pro Person und Tag auf 78 Euro. Somit geben 2014 307 € 146 € 77 € Geschäftsreisende nach wie vor etwa doppelt so viel 2013 310 € 148 € 73 € aus im Vergleich zu Urlaubsreisenden für Leistun- 2012 308 € 140 € 73 € gen wie Beherbergung, Transport und Gastronomie. * Eigene Berechnungen, in Anlehnung an FUR, Kiel: Erste Ergebnisse der Reiseanalysen 2013–2017. Geschäftsreise-Ausgaben pro Person und Tag: nur Unternehmen, ohne ÖS. Urlaubsreisen ab 5 Tagen Dauer. © VDR Tabelle 1 10
Kapitel 3 Kostenbereiche „Wie hoch waren in Ihrem Unternehmen / Internationale Ticketpreise haben trotz der niedri- Ihrer Organisation die Ausgaben in den unter- gen Ölpreise nicht wesentlich nachgegeben. schiedlichen Kostenbereichen?“ Inlandsflüge sind 2016 dagegen günstiger gewor- In den Hauptausgabenblöcken einer Geschäfts- den,10 Gründe waren u.a. schärferer Wettbewerb, reise 2016 sind die Kosten für Übernachtung und aber auch die zweistellige Senkung von Gebühren Verpflegung gestiegen. Von 100 Euro wurden 43 der Deutschen Flugsicherung Anfang 2016.11 Euro dafür verwendet. Hotelpreise haben sich im Zusammen mit dem Anstieg der Inlandsgeschäfts- Betrachtungszeitraum in Deutschland kaum verän- reisen und rückläufigen Business Trips ins Ausland dert, Übernachtungen aber kräftig zugenommen ist der Kostenblock Flug kleiner geworden. Die (s. nächstes Kapitel). Transportalternativen mit Bahn und Mietwagen sind anteilig stabil geblieben. Zudem gilt: Geschäftsreisen dauern wieder länger, d.h. es muss mehr für Übernachtungen und Verpfle- Sonstige Aufwendungen wie Kommunikationskos- gung, weniger für Transport ausgegeben werden. ten, Flug-Zusatzgebühren (Ancillary Fees), Parkge- Und wo Nahrungsmittelpreise überdurchschnittlich bühren, Taxi und ÖPNV tragen mit 10% zu den preistreibend wirken, wie seit 2012 in Deutsch- Gesamtkosten bei. Bei den indirekten Kosten blei- land,9 sind auch Geschäftsreisen in ihren Kosten- ben sie für die Abrechnungs- und Belegverwaltung strukturen betroffen. eine unverhältnismäßige Last. Gesamtkosten für Geschäftsreisen nach Kostenbereich 2015 / 2016 2015 Gesamt: 50,9 Mrd.€ 2016 Gesamt: 51,6 Mrd.€ 5,2 Mrd.€ 5,0 Mrd.€ (10%) 12,4 Mrd.€ (10%) 11,0 Mrd.€ (24,5%) (21%) 6,6 Mrd.€ 7,4 Mrd.€ (13%) (14%) 9,2 Mrd.€ 9,3 Mrd.€ (18%) 13,3 Mrd.€ (18,5%) 3,9 (26%) 4,1 15,1 Mrd.€ Mrd.€ (29%) Mrd.€ (8%) (8%) © VDR Abbildung 6 쐽 Flug 쐽 Bahn 쐽 Mietwagen 쐽 Übernachtung 쐽 Verpflegung 쐽 Sonstige Kosten Nutzung von Fernbussen „Werden von den Reisenden Ihres Unternehmens Nutzung von Fernbussen 2015 / 2017 Fernbusse in Deutschland genutzt?“ Unternehmen mit 10 – 250 25% Schon im Jahr 2010 als Alternative erkannt,12 in den Mitarbeitern 15% Folgejahren nicht immer ernst genommen und heute aber akzeptiert: Der Fernbus wird mittlerweile von 251 – 500 23% Mitarbeitern einem Viertel der Unternehmen als Transportmittel 3% 9 Vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis): Verbraucherpreise 2016, für Geschäftsreisen genutzt. Die Stagnation am Fern- Wiesbaden Februar 2017. 501 – 1.500 16% busmarkt ist somit nicht von Geschäftsreisenden ver- Mitarbeitern 4% 10 Vgl. swoodoo Flugpreis-Monitor – Analyse der Flugpreisentwicklung von ursacht – vielmehr haben die Konsolidierung auf der 2014 bis 2016. Anbieterseite, damit gestiegene Preise sowie konkur- über 1.500 24% 11 Vgl. http://www.airliners.de/ jahresbilanz-abgesenkte-fluggebuehren- Mitarbeitern rierende Angebote von anderen Verkehrsträgern das 9% dfs/41252 12 Vgl. http://biztravel.fvw.de/ Wachstum der Fernbusbranche gebremst.13 Und: neue-alternativen-geschaeftsreisen-im- 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% fernbus/1/19009/4076 © VDR Dienstreisende aus dem öffentlichen Sektor steigen Abbildung 7 쐽 2017 쐽 2015 – ohne ÖS – 13 Vgl. https://omnibus.news/ mit 12% noch selten in den Bus. geringes-wachstum 11
Kapitel 4 4 Übernachtungen Gesamtentwicklung Anzahl der Übernachtungen 2012– 2016 „Wie oft haben Mitarbeiter Ihres Unternehmens / Ihrer Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Mio. 61,0 61,4 63,7 67,6 74,3 Organisation auf Geschäftsreisen übernachtet?“14 80 „Wie verteilt sich die Anzahl der Übernachtungen auf 70 22,0 inländische und ausländische Beherbergungsbetriebe?“ 19,6 60 18,0 Ein Rekordjahr nach dem anderen: Für den Beherbergungsbereich 16,0 16,7 50 war auch 2016 erfolgreich – es wurden 74,3 Millionen geschäftli- 52,3 45,7 48,0 40 45,0 44,7 che Buchungen von deutschen Betrieben verzeichnet, was einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 9,9% entspricht. Geschäfts- 30 reisende aus allen Betriebsgrößen haben mehr übernachtet. Insbe- 20 sondere größere Unternehmen waren öfter mehrtägig unterwegs. 10 0 Inländische Beherbergungsbetriebe profitierten erneut überpropor- 2012 2013 2014 2015 2016 Betriebe mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern © VDR tional von diesem Wachstum: Während die Anzahl der Inlandsüber- Abbildung 8 쐽 über 500 Mitarbeitern nachtungen deutscher Betriebe im Jahr 2016 auf 56,3 Millionen stieg, blieben Auslandsübernachtungen auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Einen starken Wachstumsfaktor bietet der weltweit hoch geschätzte Messe- und Kongressstandort Deutschland an. Die Teil- nehmerzahl nimmt hier jedoch stärker zu als das Veranstaltungs- Anzahl der Übernachtungen Inland /Ausland 2015 / 2016 angebot, was der Hotellerie an den jeweiligen Standorten zugute Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt Mio. 49,5 18,1 56,3 18,0 kommt.15 60 50 14,1 Die weltweiten, alle Beherbergungsbetriebe und -kategorien zusam- 11,6 40 menfassenden, Durchschnittskosten pro Übernachtung betrugen 42,2 37,9 30 119 Euro (zum Vergleich 2011: 134 Euro).16 Dieser Wert spiegelt 20 zum einen das Mehr an Übernachtungen im Inland wider.17 Zum 8,0 7,9 anderen gibt es auch große Preisunterschiede zwischen den Groß- 10 10,1 10,1 städten auf anderen Kontinenten, verglichen mit deutschen 0 im Inland im Ausland im Inland im Ausland Geschäftsreisehochburgen.18 In München bettet man sich durch- schnittlich für weniger als die Hälfte des Preises in New York. Nicht 2015 2016 zu vergessen: Die bevorzugten Übernachtungskategorien haben sich Gesamt: 67,6 Mio. Gesamt: 74,3 Mio. Betriebe mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern © VDR über mehrere Jahre hinweg nach unten bewegt und die Auswahl an Abbildung 9 쐽 über 500 Mitarbeitern Übernachtungsmöglichkeiten ist differenzierter geworden. Übernachtungskategorien 14 Anzahl Übernachtungen = roomnights. „Welche Übernachtungskategorien werden in Ihrem Betrieb 15 Vgl. Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT), Europäischer Verband der gebucht?“ Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) und German Convention Bureau e.V. (GCB): Im Inland bleibt die 3-Sternekategorie mit nahezu drei von fünf Meeting & EventBarometer Deutsch- land 2016/17. aller Übernachtungen für die meisten Geschäftsreisenden erste 16 Wenn Angaben sowohl zur Anzahl der Wahl. Sie wird heute im ähnlichen Maße von kleineren und größeren Übernachtungen als auch zu den Kos- ten gemacht werden konnten, fließen Firmen gebucht. Der Marktanteil dieser Häuser hat seit der Finanz- diese in die Berechnungsbasis ein. Eine Berechnung auf Basis der Ge- samtübernachtungen und -umsätze krise kräftig zugenommen – von 47% im Jahr 2010 auf 58% im sowie eine Projektion auf differenzierte durchschnittliche Preise im In- und Jahr 2016 (ohne Abbildung). In etwa jeder vierte Geschäftsreisende Ausland ist nicht möglich. zieht derzeit 4 Sterne vor. Auch die 1- und 2-Sterne-Hotellerie 17 Vgl. http://hrs.de/presse/news/ hotelpreise-2016-entwicklung-in- behält ihre neuen Fans: 10% der Geschäftsreisenden aus dem Mit- deutschland-stabil.html telstand buchen Häuser mit „no frills“-Konzepten. 18 Vgl. HRS Hotelpreisradar 2016. 13
Kapitel 4 Im Ausland findet der Wettbewerb um Geschäftsrei- 37% der Übernachtungen im Jahr 2010 auf 46% sende noch etwas deutlicher zwischen der Midscale- im Jahr 2016 gewinnt die Midscale-Hotellerie neue und Upscale-Hotellerie statt. Hier ist die höhere Kunden (ohne Abbildung). Und zwar von allen Kategorie noch etwas beliebter als im Inland. Unternehmensgrößen, auch wenn generell im Aus- land eher eine Kategorie höher übernachtet wird. Seit zwei Jahren zeigt sich jedoch eine ähnliche Ent- Halbiert haben sich dort hingegen Buchungen in wicklung wie in Deutschland: Mit einem Anstieg von Upper-Upscale-Häusern (von 13% auf 6%). Übernachtungskategorien auf Geschäftsreisen im In- und Ausland 2016 Unternehmen mit 2% Inland 10 – 500 Mitarbeitern 10% 59% 25% 4% 3% über 500 Mitarbeitern 7% 57% 29% 4% 2% 2% Ausland 10 – 500 Mitarbeitern 47% 43% 6% 1% über 500 Mitarbeitern 44% 44% 6% 5% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 쐽 1 und 2 Sterne (Economy) 쐽 4 und 4+ Sterne (Upper Midscale/Upscale) 쐽 andere Beherbergungskategorien 쐽 3 Sterne (Midscale) 쐽 5 Sterne oder darüber (Upper Upscale) © VDR Abbildung 10 – ohne ÖS – Sharing Economy im Übernachtungsbereich „Nutzen Sie derzeit Sharing-Economy-Übernachtungsangebote (wie Airbnb) bzw. arbeiten Sie an deren Implementierung?“ Die Mehrheit der befragten deutschen Unternehmen Akzeptanz von Sharing-Economy-Angeboten im Übernachtungsbereich 2017 lehnt die Nutzung von Sharing-Economy-Angeboten Unternehmen mit 10 – 500 Mitarbeitern Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern für ihre Geschäftsreisenden aber weiterhin ab. Im öffentlichen Sektor ist die Zurückhaltung noch deut- licher: Für 91% dieser Organisationen kommen 10% 9% 16% Airbnb & Co. als Übernachtungsalternativen nicht 26% in Frage. Sicherheits- und versicherungsrechtliche 74% 65% Fragen waren im Vorjahr für deutsche Unternehmen die Hauptgründe, die Sharing-Economy-Angebote nicht zu buchen.20 쐽 Ja, nutzen wir bereits 쐽 Ja, planen wir zu nutzen 쐽 Nein, kommt generell nicht in Frage © VDR Abbildung 11 – ohne ÖS – Unternehmerische Fürsorgepflichten sind mit dem gestiegenen Bewusstsein für globale Reiserisiken bedeutsamer geworden. Zu einer generellen Risiko- 19 Vgl. Pressemitteilung Airbnb, 28. April 2017 – Heute nutzen insgesamt 35% der größeren und beurteilung unterschiedlicher Übernachtungsanbie- https://press.atairbnb.com/business- travel-announcement/ 26% der kleineren Firmen Sharing-Economy-Ange- ter gehören u.a. Kriterien wie Sicherheitsstandards, 20 VDR-Geschäftsreiseanalyse 2016, bote, beziehungsweise bereiten sich darauf vor. Von Trackingmöglichkeiten und Zugang zu Hilfe im Kri- Kapitel 9 „Trends“, Abbildung 28, Seite 23. der Anbieterseite wird Wachstum gemeldet: Der senfall sowie eine Sicherheitsüberprüfung des 21 Prof. Dr. Tobias Ehlen: Sharing Anteil von Geschäftsreisenden auf Airbnb hat sich Anbieters. Wie Arbeitgeber ihre Fürsorgepflichten Economy: Rechtsfragen für den Travel Manager, Webinar der VDR-Akademie im Jahr 2016 weltweit verdreifacht. Heute ist dort wahren können, vermittelt die VDR-Akademie in 16.03.2017. Weitere Termine: www.vdr-akademie.de jede 10. Buchung eine geschäftlich induzierte.19 ihren Seminaren zu diesem Thema.21 14
Kapitel 4 Buchungskanäle der Zukunft „Ganz grundsätzlich: Welchen Buchungskanal Beziehung zum Leistungsträger. Online-Plattformen werden Sie künftig präferieren, wenn es u.a. um (wie Online-Reisebüros oder Hotelportale) und den Zugriff auf den besten Zimmerpreis, die Online-Buchungstools22 werden von größeren Fir- maximale Verfügbarkeit und das breiteste Angebot men präferiert. Zum sogenannten „Open Booking“ geht (z.B. saisonale Sonderaktionen)?“ – also die Entscheidung, was, wie und bei welchem Bei dieser Frage geht es darum, welchen Buchungs- Anbieter gebucht wird, dem Reisenden zu überlas- kanal Geschäftsreiseverantwortliche im Übernach- sen – neigen nach wie vor die wenigsten Geschäfts- tungsbereich künftig favorisieren. Etwa ein Drittel reiseverantwortlichen. der kleineren Unternehmen neigt zu einer direkten Zukünftig präferierte Buchungskanäle im Bereich der Hotellerie 2016 / 2017 Unternehmen mit 10 – 500 Mitarbeitern Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern 29% 27% Direkt beim Leistungsträger Online-Plattformen 22% 32% 25% 27% Online-Plattformen Online-Buchungstool 26% 25% 18% Kombinationen 17% Stationäres Reisebüro (TMC) verschiedener Quellen 15% 20% Kombinationen 14% 12% Stationäres Reisebüro (TMC) verschiedener Quellen 19% 8% 12% 12% Online-Buchungstool Direkt beim Leistungsträger 13% 13% 2% 5% „Open Booking“ „Open Booking“ 5% 2% 0% 10% 20% 30% 40% 0% 10% 20% 30% 40% 쐽 2017 쐽 2016 쐽 2017 쐽 2016 © VDR Abbildung 12 – ohne ÖS – „Die Angebotsvielfalt, die Infrastruktur, der Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis machen Deutschland zum stärksten Geschäftsreisemarkt in Europa. Die Bedeutung der Online-Buchung wächst, daher ist die Stärkung der eigenen Website als Vertriebskanal ein wichtiger Baustein – besonders im Geschäftsreisesegment. “ Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) 22 z.B. Amadeus e-Travel Management, BookIt, Concur, Cytric, Onesto, SAP TM. 15
Kapitel 5 5 Flug Flugstrecken: Inland, Ausland, Interkontinental Mittelständler mit 10–500 Mitarbeitern. Darin spiegelt sich die „Wie hat sich die Anzahl der Flugreisen im Jahr 2016 auf die Bedeutung der internationalen Handelsbeziehungen wider: China Bereiche Inland, Ausland und Interkontinental aufgeteilt?“ und die USA waren 2016 unter den wichtigsten drei Handelspart- Auf der Langstrecke sind 50% der größeren Firmen mit über 500 nern Deutschlands.23 Schon 2015 zählten sie zu den Top-Geschäfts- Mitarbeitern unterwegs, aber auch nahezu ein Viertel der deutschen reisezielen.24 Die meisten Flüge im Mittelstand werden für Inlandsstrecken ge- Anteil der Flugreisen Inland, Europa und Interkontinental 2016 bucht. Das europäische Ausland war mit 46% der Flugbuchungen das Hauptziel größerer Unternehmen. Infolge des Austrittsprozesses Unternehmen mit 10 – 500 Mitarbeitern Großbritanniens aus der EU, der Restriktionen bei den US-Einreise- 52% 39% 9% bestimmungen sowie einem möglichen Anstieg protektionistischer über 500 Mitarbeitern 42% 46% 12% Maßnahmen im internationalen Handel kann es in den Reisemustern 0% 20% 40% 60% 80% 100% zu Verwerfungen kommen. Wenn sich Geschäftsreisen deutscher 쐽 Inland 쐽 Europa 쐽 Interkontinental Manager als zunehmend aufwendig erweisen, hätte das negative © VDR – ohne ÖS – Konsequenzen für die geschäftliche Mobilität – oder der Bedarf, in Abbildung 13 – Unternehmen, die Flüge buchen – einige Länder überhaupt zu reisen, könnte spürbar abnehmen. „Luftverkehr verbindet die deutschen Unternehmen und ihre Mitarbeiter mit internationalen Märkten und globalen Warenflüssen. Gerade deswegen ist es jetzt wichtig, im Sinne des Luftverkehrskonzeptes des Bundesverkehrsministers die Weichen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs zu stellen. “ Dr. Stefan Schulte, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) Auswahlkriterien Kriterien für die Auswahl einer Fluggesellschaft (Interkontinental) „Wie wichtig sind die folgenden Kriterien bei der Wahl einer 1% 4% Fluggesellschaft für Interkontinentalflüge?“ Preis 69% 26% Geschäftsreiseverantwortliche nennen hier Kosten zuerst, dann Flugdauer 42% 43% 8% 7% Reduktion von Reisestrapazen durch optimierte Reisedauer – anschließend folgen weitere Komfort- und Serviceüberlegungen. Komfort und Service an Bord/ am Boden 10% 50% 33% 7% Bevorzugte Behandlung/Abfertigung 7% Für 95% der Unternehmen, die Interkontinental-Tickets buchen, 36% 36% 21% von Geschäftsreisenden ist der Preis ein wichtiges Kriterium bei der Airline-Auswahl, dicht 0% 20% 40% 60% 80% 100% gefolgt von der Gesamtflugdauer – Direktverbindungen schlagen Auswahlkriterium ist 쐽 sehr wichtig 쐽 eher wichtig 쐽 teils/teils wichtig 쐽 nicht wichtig Umsteigealternativen. Was das Verhältnis Preis/Komfort angeht, © VDR – ohne ÖS – Abbildung 14 – Unternehmen, die Interkontinentalflüge buchen – konnte bereits letztes Jahr festgestellt werden, dass auch auf der Langstrecke ein Trend zu mehr Buchungen in der „Holzklasse“ besteht.25 23 Nach Umsatz Exporte + Importe. Vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis): Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland 2016, Wiesbaden 2017. Möglicherweise schaffen in Zukunft neue Transport-Services im 24 VDR-Geschäftsreiseanalyse 2014, Kapitel 8 „Zielländer 2015“, Abbildung 24, Seite 22. Anschluss an Langstreckenflüge wie etwa e-VTOLs („electric vertical 25 VDR-Geschäftsreiseanalyse 2016, Kapitel 4 „Flug“, Abbildung 7, Seite 10. take off and landing“) einen angenehmen und effizienten Ausgleich 26 Vgl. http://nypost.com/2017/04/01/soon-youll-be-able-to-go-to-work-in-a-flying-taxi/ nach der Ankunft am Zielort.26 16
Kapitel 5 Serviceaspekte auf Interkontinentalflügen „Welche Komfort- und Serviceaspekte sind auf Interkontinental- Serviceaspekte auf Interkontinentalflügen flügen wichtig für Reisende?“ Gute Möglichkeiten, an Bord 47% 43% 9% 1% An Bord legen Geschäftsreisende am meisten Wert auf die Möglich- zu schlafen/zu entspannen keit, sowohl arbeiten als auch entspannen zu können. Unabhängig Gute Möglichkeiten, an Bord 42% 44% 12% 2% zu arbeiten von der Unternehmensgröße sagen das neun von zehn Geschäfts- reiseverantwortliche aus Firmen, die Interkontinentalflüge buchen. WiFi auf allen Flügen 30% 42% 22% 6% Das im März 2017 ausgerufene „Laptop-Verbot“ durch die USA Loungezugang 10% 35% 35% 20% und Großbritannien ist für Unternehmen nicht nur eine große Belas- tung, sondern es wirkt zudem gegen eine dieser wichtigsten Ser- Priority Boarding 8% 35% 40% 17% vicekomponenten. Da Sicherheit auf Geschäftsreisen oberste Prio- Hohe Qualität des Bordservices rität besitzt, werden vielmehr intelligente Sicherheitssysteme am sowie von Speisen und Getränken 6% 45% 42% 7% Boden benötigt, um mögliche Gefahrenquellen bereits bei der Kon- 0% 20% 40% 60% 80% 100% trolle des Handgepäcks zu identifizieren.27 Wenn Laptops und Serviceaspekt ist 쐽 sehr wichtig 쐽 eher wichtig 쐽 teils/teils wichtig 쐽 nicht wichtig © VDR andere Geräte mit Lithiumbatterien in der Kabine befördert werden, – ohne ÖS – Abbildung 15 – Unternehmen, die Interkontinentalflüge buchen – kann bei Problemen schneller reagiert werden, als wenn sich der- artige Geräte im Frachtraum befinden, heißt es auch bei der obers- ten europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA.28 Meinungsbild: Nutzung von Buchungsdaten „Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu: Meinungsbild: Nutzung von Buchungsdaten Fluggesellschaften nutzen Buchungsdaten ausschließlich im „Fluggesellschaften nutzen Buchungsdaten ausschließlich im Sinne der Vertragserfüllung.“ Sinne der Vertragserfüllung.“ 2% Geschäftsreiseverantwortliche aus Unternehmen, die Flüge buchen, 11% 42% 36% 9% sind hier geteilter Meinung: 45% von ihnen haben den Eindruck, dass Buchungsdaten auch für andere Zwecke genutzt werden, als 0% 20% 40% 60% 80% 100% zur reinen Vertragserfüllung. 42% sagen „teils-teils“. Die Minder- 쐽 Stimme voll und ganz zu 쐽 Stimme eher zu heit hat volles oder nahezu volles Vertrauen in die Integrität der 쐽 Teils/teils 쐽 Stimme eher nicht zu 쐽 Stimme gar nicht zu © VDR – ohne ÖS – Datennutzung. Abbildung 16 – Unternehmen, die Flüge buchen – Durch Reisebuchungen sind Geschäftsreisende gezwungen, eine Vielzahl von Daten über sich und ihr Unternehmen preiszugeben. Problematisch wird es, wenn etwa Bewegungs- und Kommunika- Mobilitätsanbieter zu Datenprodukten, die eine detaillierte Markt- tionsdaten, die mit der Buchung einhergehen, nachverfolgt werden und Mitbewerberanalyse ermöglichen können. können. Darüber hinaus kann die Verknüpfung mit persönlichen Loyalitätsprogrammen kritisch sein, da sie zur Umgehung von Travel Für den VDR ergibt sich daraus die Forderung nach vollumfängli- Policies verlocken. Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie per- cher Transparenz bei allen Prozessen der Datenverarbeitung von Fir- sönliche Daten ihrer Reisenden vor Missbrauch schützen und Indus- men- und Mitarbeiterdaten. Außerdem müssen die Grundsätze der triespionage durch Erstellung von Bewegungsprofilen über die Rei- Zweckbindung, Datensparsamkeit und Löschungsfristen beim sedaten vorbeugen können. Außerdem müssen Unternehmen im Umgang mit Wirtschaftsdaten berücksichtigt werden. Umgang mit Buchungs- und Bezahldaten sicherstellen können, 27 Vgl. www.vdr-service.de/service/ dass diese nicht von Anbietern eingesetzt werden, um Marktverhal- pressemitteilungen/news/laptop- verbot-auf-usa-fluegen-schraenkt- ten zu analysieren oder Mitbewerber auszuspionieren. Auch nutzen arbeitsmobilitaet-von- geschaeftsreisenden-ein/ internationale Datenverarbeiter Informationen, die für Buchungs- 28 Vgl. www.easa.europa.eu/newsroom- und Bezahlprozesse von Geschäftsreisen notwendig sind. Sie aggre- and-events/press-releases/easa-issues- safety-recommendations-transport- gieren und verarbeiten die Informationen aus den Kundendaten der portable-electronic 17
Kapitel 6 6 Zusammenarbeit mit Reisebüros/TMCs Vergütungsmodelle Vergütungsmodelle für Serviceleistungen des Reisebüros /TMC „Wie werden Serviceleistungen mit Reisebüros 26% abgerechnet?“ Transaction Fee 39% Für 58% der kleineren Unternehmen sind Reise- 7% büro-Services nicht relevant. Bei den größeren Fir- Management Fee 10% men mit über 500 Mitarbeitern ist die Nutzung von Reisebüros /Travel Management Companies in zehn 11% Andere Vergütungsmodelle Jahren stark gesunken. 44% von ihnen nehmen 8% heute keine Reisebüro-Services in Anspruch – 2008 Keine Serviceleistungen 58% waren es erst 14% dieser Unternehmen (ohne Abbil- von Reisebüros 44% dung).29 An der Struktur der bevorzugten Vergü- 0% 20% 40% 60% tungsmodelle hat sich hingegen nicht viel verändert Unternehmen mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern 쐽 über 500 Mitarbeitern © VDR – ohne ÖS – – wer mit einem Reisebüro arbeitet, rechnet auch Abbildung 17 – Mehrfachnennungen möglich – heute am ehesten per Transaction Fee ab. Qualitätskriterien „Welche Merkmale sind für Ihr Unternehmen Qualitätskriterien der Zusammenarbeit die wichtigsten in der Zusammenarbeit mit einem 79% Sehr gute Erreichbarkeit Reisebüro?“ von kompetenten Ansprechpartnern 74% Der menschliche Faktor bleibt sehr wichtig. Trotz 73% automatisierter Unterstützung, Online-Innovationen Individueller Service 67% und mobiler Machbarkeit schätzt man den persön- lichen Kontakt mit kompetenten Ansprechpartnern Direkte, nachgewiesene 72% Kosteneinsparungen 72% und den individuellen Service. Von B2B und B2C über automatisierte Chatbot-Dienste30 könnte der Technische Lösungen/ 39% Automatisierung/Prozessvorteile Bedarf in Zukunft wieder zurück zu den Wurzeln der (indirekte Kosteneinsparungen) 59% Dienstleistung gehen, im Sinne von „Human to 31% Positives Feedback Human“ – zu Internetdeutsch „H2H“. Bestand hat unserer Geschäftreisenden 37% im Geschäftsreisebereich die Anforderung von Un- 25% ternehmen, dass direkte Kosteneinsparungen vom Traveller Tracking 29% Reisebüropartner nachgewiesen werden müssen. Professionelle Datenanalyse 20% Naturgemäß sind indirekte Kosteneinsparungen inklusive Beratung 33% durch technische Lösungen für größere Firmen eher möglich als für kleinere, denn große Transak- Angebotspalette (inklusive 17% Nachhaltigkeitsaspekte) 28% tionsvolumina bedeuten mehr und höhere Einspa- rungspotenziale in allen Bereichen des Reiseprozes- Die Höhe der Service-/Transaktions- 13% entgelte im Vergleich zu Konkurrenz- ses. anbietern 22% 11% Neueste technische Lösungen 25% 29 Die Anzahl von Business-Travel-Reise- büros fiel 2015-2016 von 790 auf 757. 9% S. Deutscher Reiseverband (DRV): Zukunftsorientierung Der Deutsche Reisemarkt – Zahlen und 14% Fakten 2016. 30 Ein Chatbot ist „eine Technologie mit künstlicher Intelligenz, die Unterhaltun- 0% 20% 40% 60% 80% 100% gen mit menschlichen Nutzern simulie- ren soll.“ Unternehmen mit 쐽 10 – 500 Mitarbeitern 쐽 über 500 Mitarbeitern – ohne ÖS – © VDR Mehr dazu: http://www.internetworld.de/technik/bots – Mehrfachnennungen möglich – /5-dinge-unternehmen-chatbots-wissen- Abbildung 18 – Unternehmen, die mit Reisebüros zusammenarbeiten – 1134601.html 18
Kapitel 6 Buchungs- und Abrechnungstools „Nutzen Sie ein Online-Buchungstool?“ Online-Buchungs- und Abrechnungstools „Wenn ja, nutzen Sie für die Reisebuchung und die Nutzung eines Online-Buchungstools Nutzung desselben Tools für Buchung und Abrechnung Reisekostenabrechnung dasselbe Tool?“ Unternehmen mit Von den mittelständischen Unternehmen, die ein Online-Buchungstool nutzen, haben 27% dasselbe 23% Tool auch für die Abrechnung gewählt. 65% der größten Firmen nutzen Online-Buchungstools. Von 10 – 500 Mitarbeitern 77% 27% ihnen hat jede fünfte dasselbe Tool bei der Abrech- nung im Einsatz. 501 – 1.500 Mitarbeitern 62,5% 37,5% 21% 20% 35% über 1.500 Mitarbeitern 65% 쐽 Nutzung eines Online-Buchungstools 쐽 Keine Nutzung © VDR – ohne ÖS – Abbildung 19 – Unternehmen, die ein Online-Buchungstool nutzen (rechte Seite) – 19
Kapitel 7 7 Wertewandel im Business & Travel Nutzen des Travel Managements „Wie hoch schätzen Sie den Nutzen für Ihr Die digitale Vernetzung stellt Unternehmen künftig Unternehmen durch das Travel Management vor die Herausforderung, das Thema geschäftliche hinsichtlich der folgenden Bereiche ein?“ Mobilität noch stärker interdisziplinär zu denken. Vor zehn Jahren konnte nahezu jedes fünfte Unter- Ein Baustein ist die Zusammenarbeit unterschiedli- nehmen zu dieser Frage keine Einschätzung abge- cher Unternehmensbereiche mit dem Ziel, den idea- ben. Heute kann der Nutzen des Travel Manage- len Geschäftsreiseprozess des Mitarbeiters zu ent- ments deutlich häufiger bewertet werden. Nur 4% wickeln und dabei auch seinen individuellen der Interviewpartner sind sich hier noch unschlüssig. Bedürfnissen als Mitarbeiter und Mensch gerecht zu werden. Nutzen des Travel Managements 2006/2017 Die Travel-/Mobilitätsmanager können den Nutzen 57% 38% ihrer Tätigkeit zunehmend besser einschätzen. Sie 2017 5% Direkte Kosteneinsparungen werden mehr und mehr zum Manager digitaler Pro- 2006 34% 44% 22% zesse, da sie in Unternehmen eine sensible und Indirekte Kosteneinsparungen 2017 38,5% 51% 10,5% durch effiziente Organisation zugleich wichtige Schnittstelle im Spannungsfeld 2006 28% 51% 21% von Sicherheit, Nachhaltigkeit, Datenschutz, Com- Zufriedenheit 2017 35% 60% 5% pliance und Ertragssteuerung besetzen. Modernes der Geschäftseisenden 2006 25% 59% 16% Mobilitätsmanagement ist eindeutig erforderlich, Effiziente Durchführung 2017 35% 56% 9% um konkurrierende Ziele des Unternehmens, Liefe- der Geschäftsreise 2006 30% 47% 23% ranten und Mitarbeitern auszubalancieren. Sicherstellung einer dem 2017 32% 60% 8% Unternehmen angemessenen Reisequalität 2006 25% 59% 16% Auf die Frage, was in Zukunft wichtig ist, lauten die meisten Antworten der Interviewpartner: Digitali- Transparenz des Bereichs 2017 28% 51,5% 20,5% Geschäftsreisen sierung und Entlastung durch neue Technologien 2006 27% 46% 27% (z.B. papierloses Büro, E-Government, intelligente 0% 20% 40% 60% 80% 100% Reisevermeidung, Verbesserung der Effizienz, Ori- entierung und Information). Einen weiteren Schwer- Der Nutzen des Travel Managements ist … 쐽 sehr hoch 쐽 eher hoch 쐽 gering © VDR punkt für die Zukunft bilden Aufgaben rund um Risi- Abbildung 20 – ohne ÖS – kovermeidung und Reisesicherheit. „15 Jahre VDR-Geschäftsreiseanalyse: nie haben sich die rasante Entwicklung von Technik und Digitalisierung sowie die politische Welt- lage nachhaltiger auf die geschäftliche Mobilität – und damit direkt auf das Individuum Geschäftsreisende(r) – ausgewirkt als in den vergan- genen 5 Jahren. Gewährleistung von Sicherheit, Risikominimierung und Individualität gewinnen zunehmend an Bedeutung in den Reise- richtlinien – für jeden einzelnen Geschäftsreisenden – endlich! “ Michael Kirnberger, Ehrenpräsident des Verbands Deutsches Reisemanagement e. V. 20
Kapitel 7 Individualisierung von Individualisierung von Reiserichtlinien Reiserichtlinien Unternehmen mit 10 – 500 Mitarbeitern Befürworter „Befürworten Sie eine Entwicklung zur stärkeren Individualisierung von Reiserichtlinien?“ 31% „Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, 70% 22% 8% dass individualisierte Konzepte künftig im Bereich 69% Travel & Mobilität in Ihrem Unternehmen umge- 0% 20% 40% 60% 80% 100% setzt werden?“ Durch demographischen Wandel und Rekordjahre 쐽 Befürwortung Individualisierung der Reiserichtlinie 쐽 Umsetzung ist wahrscheinlich bis hin zur heutigen nahezu Vollbeschäftigung auf 쐽 Keine Befürwortung 쐽 Teil/teils 쐽 Umsetzung ist unwahrscheinlich dem deutschen Arbeitsmarkt, sind viele Unterneh- Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern men im „War For Talents“ angekommen. Der Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte findet insbesondere 28% außerhalb von Ballungsgebieten sowie im Mittel- 35% 47% 18% stand statt. Zahlreiche Studien beschreiben die 72% Erwartungen der jungen Generationen. Die 20- bis 0% 20% 40% 60% 80% 100% Mitte 30-Jährigen wünschen sich mehr Freiräume © VDR und Flexibilität im Job, wobei Beruf und Freizeit – ohne ÖS – Abbildung 21 – Befürworter der Individualisierung von Reiserichtlinen (rechte Seite) – immer mehr verschmelzen.31 Individualisierte Kon- zepte in den Reiserichtlinien könnten künftig ein Anreiz für Bewerber sein, sich für ein Unternehmen zu entscheiden. Die Travel Policy könnte somit zur Knapp ein Drittel der Unternehmen und lediglich Attraktivität des Arbeitgebers und damit zum Unter- jede fünfte Organisation im öffentlichen Sektor nehmenserfolg beitragen. spricht sich heute für eine stärkere Individualisie- rung aus. Und auch von den Befürwortern bleibt ein Wie kann also der Reisende in Zukunft stärker in Teil skeptisch hinsichtlich der Realisierungschan- den Fokus rücken? Individualisierte Reiserahmen cen. In kleineren Firmen halten immerhin 70% der oder flexible Reiserichtlinien würden helfen, dieses Befürworter es für wahrscheinlich, dass individuali- umzusetzen. Dabei könnten festgelegte Parameter sierte Konzepte künftig im Bereich Travel und Mobi- wie Alter, Reisemuster, Körpergröße, Familienstand, lität umgesetzt werden. In Unternehmen mit mehr 31 Vgl. www.welt.de/wirtschaft/karriere/ Jobprofil, Reisebudget, usw. berücksichtigt und als 500 Mitarbeitern sind hingegen nur 35% dies- bildung/article152993066/ Was-Generation-Z-vom-Berufsleben- dynamisch miteinander verknüpft werden. bezüglich optimistisch. erwartet.html 21
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