Veränderte Kindheit - Chance Familienzentrum
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Dezember 2010 Impulse und Informationen der Abteilung Tageseinrichtungen für Kinder im Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. Veränderte Kindheit – Chance Familienzentrum Dokumentation des Studientages 2010 der katholischen Familienzentren im Erzbistum Köln
I n h a lt Veränderte Kindheit(en) – Chance Familienzentrum..........................................4 Prof. Dr. phil. Sigrid Tschöpe-Scheffler, FH Köln, KJFE Erziehungsberatung im Familienzentrum – Möglichkeiten und Grenzen.........7 Hanna Kerkhoff-Horsters, Diplom-Sozialarbeiterin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, EB BGL Hildegard Wunsch, Diplom-Heilpädagogin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, EB BGL Armut und soziale Ausgrenzung von Kinder und Familien im Sozialraum begegnen........................................................................................... 10 Michaela Hofmann, Referentin für Armutsfragen im DiCV Köln, Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz Klaus Fengler, Referent für Gemeindesozialarbeit im DiCV Köln Eltern wollen für Ihre Kinder das Beste – Sinus-Studie untersucht Bedarfe von Kindern im Transfer- und Niedrigeinkommensbereich..................13 Markus Günter, Referat Familie, Frauen und Kinder, Deutscher Caritasverband Armut(sbekämpfung) braucht keine Gespenster! Arme Kinder und ihre Familien in unseren Familienzentren.............................15 Josef Schäfers, Referent für Gemeindepastoral im Stadtdekanat Köln Wie erreiche ich arme Eltern? – Erfahrungen des SKM Köln bieten vielfältige Anregungen................................ 17 Margret Hees, Leiterin des Fachbereichs „Soziale Brennpunkte“, SKM Köln Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit – Glauben entdecken in komplexen Gesellschaften.................................................20 Efi Goebel, Referentin für Familienpastoral Spiritualität in Familien(zentren)...........................................................................21 Dr. Holger Dörnemann, Leiter des Referates Ehe- und Familienpastoral Was zum Gelingen der Kooperationen von Familienzentren und Impressum Beratungsstellen beitragen kann – Aus dem Arbeitskreis Familienzentren der Ehe-, Familien- und Lebensberatung.................................23 Arbeitskreis Kooperation Familienzentren der Ehe-, Familien- und Herausgeber Lebensberatung Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. Gesund leben mit Kindern – Eltern machen mit Abteilung Ein niederschwelliges Elternbildungskonzept zur Tageseinrichtungen für Kinder Gesundheitsbildung für Familienzentren...............................................................24 Georgstr. 7, 50676 Köln Dr. Claudia Bundschuh, Dt. Kinderschutzbund Tel.: 0221/2010-272 Als ich ein Kind war – Fax.: 0221/2010-395 Was die Literatur über Kindheit und Erziehung weiß..........................................26 E-Mail: markus.linden-luetzenkirchen Dr. Gabriele von Siegroth-Nellessen, Literaturwissenschaftlerin @caritasnet.de und Referentin in der Erwachsenenbildung Familienbildung im Familienzentrum - Redaktion Voraussetzungen erfolgreicher Planung für und mit Eltern.................................27 Markus Linden-Lützenkirchen Brigitte Sarwas, Diplom-Psychologin, Katholisches Bildungswerk Bonn Verantwortlich Chancen früher Elternbildung – Matthias Vornweg Eltern-Kind-Kurse in katholischen Familienzentren............................................28 Astrid Gilles-Bacciu, Referentin für Familienbildung, Referat Bildungskonzeption, Abt. Bildung und Dialog Layout und Satz Alexander Schmid Grafikproduktion Medien im Vorschulalter auf dem Vormarsch......................................................30 Kathrin Scheel, Referentin für Radioarbeit und Medienpädagogik, Titelfoto: Jane Dunker Referat Bildungskonzeption, Abt. Bildung und Dialog 2 Kompakt spezial 2/2010
vorwort Liebe Leserin, Lieber Leser, die Bedingungen, wie Kinder heute aufwachsen, haben sich in den vergangenen Jahr- zehnten gravierend verändert. Zugleich wissen wir, dass eigene Kindheitserfahrungen immer in unserem „Gepäck“ bleiben und auch in die professionelle Arbeit einfließen. Der diesjährige Studientag der „Katholischen Familienzentren“ am 22. September diesen Jahres im Kölner Maternushaus hat sich intensiv mit den vielfältigen Perspektiven der veränderten Kindheit in Deutschland beschäftigen, Herausforderungen benannt und eine Fülle von konkreten Handlungsansätzen für die Haupt- und Ehrenamtlichen der Famili- enzentren präsentiert. Bedingt durch die vielen Varianten im Erziehungsverhalten der Eltern, bei den Bil- dungschancen und der jeweiligen Freizeitgestaltung wachsen Kinder heute in Deutsch- land unterschiedlich auf. Auch die allgemeinen Rahmenbedingungen des Aufwachsens von Kindern haben sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend verändert. Die wichtigsten Veränderungen beziehen sich auf die veränderten Familienverhältnisse, die Wohn- und Straßensozialisation, auf neue Kindermedien und die Konsumkultur so- wie auf die veränderte Betreuung und Erziehung. Der Hauptvortrag hat aus erziehungswissenschaftlicher Sicht in die Themenstellung und Hintergründe der „Veränderten Kindheit“ eingeführt, diese wurden nachfolgend in aus- gewählten Workshops im Blick auf spezielle Aspekte und Chancen für die Familienzen- tren konkretisiert. Von vielen Teilnehmenden wurde der Wunsch geäußert, die Impulse des Tages im eigenen Familienzentrum in der konkreten Arbeit aufgreifen zu können. Die ausführliche Doku- mentation soll dies möglich machen. Ihr Matthias Vornweg Kompakt spezial 2/2010 3
p r o f . si g r id tsc h ö p e - sc h eff l e r Veränderte Kindheit(en) – Chance Familienzentrum Prof. Dr. phil. Sigrid Tschöpe-Scheffler Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene (KJFE) 4 Kompakt spezial 2/2010
ke r k h o ff - h o r ste r s / w u n sc h Erziehungsberatung im Familienzentrum – Möglichkeiten und Grenzen Workshop zum Konzept der Katholischen Erziehungsberatungsstelle in Bergisch-Gladbach H a n n a K e r k h o f f - H o r st e r s Hildegard Wunsch Die Erziehungsberatungsstelle bietet im Die Entwicklungsge- Rahmen der Familienzentren verschie- schichte der Kooperation denste Leistungen an, von Kath. Erziehungsberatung c Elternberatung, in Bergisch-Gladbach und c diagnostischen Hilfen zur Entwicklung Familienzentren. der Kinder, Im Jahre 2006 brachte Ar- c Fachberatung für Erzieherinnen bis zu min Laschet, Minister für c Elterncafés Generationen, Familie, Frauen und Integration in Ziel ist die Stärkung der Eltern-Kind- Nordrhein-Westfalen, den Bindungen und der Selbstwertentwicklung Antrag für die Einrichtung in der Familie. Die Beratungskonzepte von FZ zunächst als Modellprojekt auf Konzeptionelle Überlegungen wurden aus systemischer und heilpäda- den Weg. Kindertageseinrichtungen sollten Der Träger unserer Beratungsstelle in gogischer Sicht und mit konkreten Bei- zu Familienzentren weiterentwickelt wer- Bergisch Gladbach ist der Katholische Er- spielen vorgestellt. Der Workshop bot den mit dem Ziel, die unterschiedlichen ziehungsberatung e.V. Wir sind zuständig Gelegenheit zum Gespräch über konkrete Angebote der Kinderförderung und der für den Südkreis des Rheinisch-Bergischen Kooperationsstrukturen. Was können Kin- Unterstützung der Eltern zusammen zu Kreises. dertagesstätten und Erziehungsberatungs- führen, Synergieeffekte zu nutzen und Fortbildungen für päd. Mitarbeiterinnen in stellen gemeinsam tun, damit Erziehung die Zugänge zur Beratung zu erleichtern Kindertageseinrichtungen, Supervisionen und Familienleben gelingen? und zu verbessern. Kommunen hatten die im Einzel- und Gruppensetting, Coaching, Aufgabe, gemeinsam mit den Trägern der fallbezogene Praxisreflektion, diagnosti- In den beiden Workshops, an dem insge- Tageseinrichtungen bedarfsgerechte An- sche Entwicklungseinschätzungen, Hos- samt rund 70 TeilnehmerInnen teilnah- gebote zu entwickeln. Die Kompetenzen pitationen und Referententätigkeiten ge- men, gingen wir ähnlich vor, wie bei den und die Erfahrungen der vorhandenen hörten immer schon, im Rahmen unseres konzeptionellen Überlegungen in unserer Einrichtungen sollten gebündelt und zeitlichen und personellen Kontingents, Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterin- genutzt werden um die Eigenkräfte und zur Standardaufgabe unserer Arbeit in nen der Familienzentren im Südkreis des Potenziale der Familien zu stärken und der Erziehungsberatungsstelle. Rheinisch-Bergischen Kreises. Hilfe und Unterstützungsangebote vor- Mit der gesetzlichen Verankerung und Be- Nach einer kurzen Vorstellung unserer- zuhalten. Hierzu zählt u.a. „.die Unter- reitstellung finanzieller Ressourcen kön- seits, den beiden Mitarbeiterinnen der stützung von Familien durch intensive nen wir Kindertageseinrichtungen, die in Beratungsstelle für Eltern-, Jugendliche interne und externe Zusammenarbeit mit den letzten Jahren zu FZ geworden sind, und Kinder in Bergisch-Gladbach, ermit- Angeboten der Familienhilfe. Dies umfasst unsere Leistungsangebote in Kooperation telten wir die Bedarfe der Kolleginnen z. B. Familienberatung, Familienbildung mit den Mitarbeiterinnen der Familien- und Kollegen, die an unserem Workshop und Familienp?egedienste“. (Kommunal zentren an den jeweilig unterschiedlichen teilnahmen. Info 04/2005) Bedarfen der Familien weiter optimieren. Dabei zeigte sich, dass die Mehrheit der Das Erzbistum Köln griff diese landespo- Unser Ziel ist es, personelle Kontinuität teilnehmenden Personen vor allem einen litische Initiative auf und verknüpft sie mit und Verbindlichkeit im Rahmen der Ko- Erfahrungsaustausch der bisherigen Ko- einem eigenen Entwicklungsweg. operation zu gewährleisten. Wir möchten operationen „Familienzentren und EB“ ein kontinuierliches, strukturiertes, verläss- wünschte. liches und progressives Angebot mit den Kompakt spezial 2/2010 7
ke r k h o ff - h o r ste r s / w u n sc h Mitarbeiterinnen der Familienzentren wei- sourcenorientierte Angebote vorzuhalten. c Offene Sprechstunden vor- und/oder terentwickeln, das es ermöglicht, effizient Dabei haben wir besonders die Familien im nachmittags. Je nach Zielgruppe emp- und dauerhaft Kindern und ihren Familien Blick, die den Weg in die Beratungsstelle fiehlt es sich, das Angebot umzuformu- bedarfsgerechte, kontextabhängige und oft erst dann finden, wenn das „Kind schon lieren. In einem FZ wurde es in einem entwicklungsförderliche Unterstützung in den Brunnen gefallen ist.“ kreativen Teamprozess umbenannt in anzubieten. „Antworten finden auf Fragen und An- Derzeit stellen finanzielle Mittel von Land Am Ende der drei Veranstaltungen wurden liegen rund um Kinder- Familie- und und Kirche die Arbeit unserer Beratungs- die Ergebnisse zusammengefasst und den Partnerschaft“. So kann jede Mitar- stelle in den Familienzentren sicher. Familienzentren zur Verfügung gestellt. beiterin des FZ mit einer überzeug- Die Ergebnisse der Veranstaltungsreihe ten Haltung das Beratungsangebot als Die Ermittlung und Entwicklung zeigen heute, nach ca. 2 Jahren, dass die nützliches Unterstützungsangebot an passgenauer Leistungsangebote für meisten der dort genannten Leistungswün- Eltern weitervermitteln Familienzentren im Südkreis des sche inzwischen im Zusammenwirken mit c Themenzentrierte Elternabende, die Rheinisch-Bergischen Kreises. den Leiterinnen und Mitarbeiterinnen der auf Wunsch von Eltern durchgeführt Um die jeweiligen „Institutionsgrenzen“ Familienzentren auf den Weg gebracht wurden durchlässiger zu machen, die Schwelle für wurden. c Väterangebote - Väterabende die Zusammenarbeit niedriger werden zu c Angebote für Alleinerziehende lassen und den Bedarf der Familienzentren Es zeigte sich, dass es nicht DAS Rezept c Verhaltensbeobachtungen von Kin- mit den Angeboten unserer Beratungsstel- einer Kooperation mit einem Familienzen- dern, die den Mitarbeiterinnen des FZ le abzustimmen, plante ein Arbeitskreis trum geben kann. Vielmehr gilt es, sich vor auffallen, mit anschließender Reflexion der Beratungsstelle (AK FZ) in 2008 für Ort gemeinsam auf den Weg zu machen und Planung des weiteren Vorgehens das Jahr 2009 eine dreiteilige Öffentlich- und entsprechend der spezifischen Vor- c Aktionstage wie z.B. Standauftritte bei keits- und Informationsveranstaltung für aussetzungen der Einrichtungen (bauliche Festen in den FZ alle Mitarbeiter (MA) in Familienzentren Voraussetzungen, Geschichte der Einrich- c Kollegiale Beratung für Mitarbeiterin- unseres Einzugsbereichs. tungen) und der örtlichen Bedingungen nen in FZ (Team- Einzelfallberatung) Unser Ziel war es, anhand von zwei Fragen (Sozialstruktur) ein passendes Konzept c Fortbildungen für Mitarbeiter in FZ den aktuellen Bedarf der Familienzentren der Kooperation zu erarbeiten. (z.B. „Das Ganze ist mehr als die zu ermitteln, die MA der FZ in einen Aus- Summe seiner Teile, wie können El- tausch zu bringen und eine gegenseitige Zum Gelingen einer konstruktiven Koope- ternressourcen entdeckt und genutzt Anregung anzustoßen. ration ist es erforderlich zu überprüfen, ob werden“? „Wie Elternkooperation ge- In gemischten (mit Mitarbeitern unter- die Leistungsangebote der Erziehungsbe- lingen kann“. „Wie gelingt eine quali- schiedlicher FZ) Kleingruppen wurden die ratungsstelle zu den fachlichen Leitbildern fizierte Weiterverweisung von Eltern Fragen diskutiert: „Was an unserer bishe- und Erklärungsansätzen, Konzeptionen, an nützliche und hilfreiche Unterstüt- rigen Zusammenarbeit war bisher gut?“, Überzeugungen, Wertvorstellungen und zungssysteme“?) „Was könnte/sollte optimiert werden? professionellen Philosophien der Koope- c Informationsveranstaltungen für Mit- Was wäre zusätzlich wünschenswert?“ rationspartner passen. Von daher ist ein arbeiterinnen in FZ zum Thema Kin- und die Auswertung in der Gesamtgrup- regelmäßiger Austausch zwischen den deswohlgefährdung (§ 8 a) pe vorgestellt. Mitarbeiterinnen des Familienzentrums c regelmäßiger Austausch der Koope- Wir selbst stellten die Arbeit unserer Be- und der MitarbeiterIn der EB unerlässlich. rationspartner ratungsstelle anhand einer kurzen Power- Um die Arbeit in den FZ ständig zu eva- pointpräsentation dar. Im Anschluss luden luieren und zu optimieren, richtet unser Wie, wodurch werden die Ratsuchenden die für die jeweiligen Familienzentren zu- Team zweimal im Jahr einen Termin ein, / Eltern / Multiplikatoren erreicht? ständigen Mitarbeiter zu einer Besichti- an dem alle Mitarbeiterinnen, die in Fa- c durch ein hohes Maß an Flexibilität gung der Räumlichkeiten der Beratungs- milienzentren tätig sind teilnehmen und aller beteiligten Fachmitarbeiter stelle ein. ihre Erfahrungen und jeweiligen Arbeits- c durch regelmäßige Austauschgespräche Über den Austausch der unterschiedlichen ergebnisse zusammentragen. c durch flexible Beantwortungen der Wahrnehmungen der aktuellen Situation jeweiligen Bedarfe von Familien und der Familienpolitik, führ- Welche Leistungen werden in den c durch einen regelmäßigen Austausch te der Weg zu einem Ideenaustausch für einzelnen Familienzentren aktuell über Optimierung am Anfang und in eine bedarfsorientierte Zusammenarbeit. vorgehalten? der Mitte des Kindergartenjahres Vor allem, so schien uns, konnten wir ein c Pädagogisches Elterncafe mit und ohne c durch die Erstellung einer Halbjah- gemeinsames Ziel / eine gemeinsame Erzieherinnen res- oder Jahresplanung die in Form Aufgabe benennen: Eltern bei ihrer Er- c Gesprächskreise für Eltern (mit Kin- eines Flyers an die Eltern weitergege- ziehungsaufgabe zu unterstützen und res- derbetreuung) ben wird 8 Kompakt spezial 2/2010
ke r k h o ff - h o r ste r s / w u n sc h c durch einen Aushang mit Terminab- c mangelnde Infos über das, was im FZ z.B. Flyer, Aushänge, Ausschreibungen reißzetteln für die Offene Sprechstun- angeboten wird und Einladungen: de (Anonymität bleibt besser gewahrt) Immer wieder Thema in den Arbeitsbe- c „Da liegt ein Krokodil unter meinem c durch regelmäßigen Aushang - Öffent- sprechungen mit MA des FZ ist, wie schwer Bett“ Kindliche Ängste und der kre- lichkeitsarbeit erreichbare Zielgruppen erreicht werden ative Umgang mit der Angst.“ c durch Infos in der Kindergartenzeitung können? Wie z.B. Väter ? Wie z.B. Eltern c „Manieren, sind das gültige Spielregeln (oder Familienzentrumszeitung) mit Zuwanderungshintergrund? Wie al- für den Umgang miteinander oder total c dadurch, dass der Bedarf der Eltern leinerziehende Mütter, wie berufstätige veraltete Dressurakte?“ immer wieder ermittelt wird und Mütter, etc. In einem gemeinsamen Aus- entsprechende passgenaue Elternge- tausch mit den Pädagogischen Mitarbei- Von besonderer Bedeutung ist es, die sprächskreise durchgeführt werden terinnen des FZ und den Fachmitarbei- jeweiligen Rahmenbedingungen der Be- c durch Kontaktpflege in Form von terinnen der Beratungsstelle für Eltern, ratungsstelle für die Eltern transparent Mailkontakten, Telefonate oder und Jugendliche und Kinder werden kreative zu machen: Terminvereinbarungen bei Bedarf Wege gesucht, weniger leicht zugängige c Auf die Schweigepflicht hinzuweisen zwischendurch Zielgruppen zu erreichen. und bei Wunsch nach Austausch mit c durch die Gewährleistung von Kinder- der pädagogischen Mitarbeiterin des betreuung In den Workshops wurden weiterhin FZ Schweigepflichtsentbindungen ein- mit den FZ entwickelte Materialien zur zuholen Es bewährt sich das, was nachgefragt Stärkung der Eltern-Kind-Bindungen und c auf die Kostenfreiheit, wird! der Selbstwertentwicklung in der Familie c den Überweisungskontext, vorgestellt. c die Möglichkeit einer Fortsetzung der Was hat sich bewährt? Beratung in der Beratungsstelle. c Feste Zeiten für Sprechstunden c Kontaktpflege mit Leiterin und den Ein Beispiel für die gelungene Kooperation zwischen FZ und Beratungsstelle MAinnen c wechselseitige flexible Bedarfsanfragen Die sehr junge alleinerziehende Mutter Neben dem Problem mit dem Sohn schil- c bei Elterninitiative - Kontakt zum Vor- wird von der Gruppenleiterin auf die dert sie ihre schwierige Lebensgeschichte, stand Sprechstunde hingewiesen, weil die Mutter die für sie mit einem zentralen Satz ver- c halbjährliche oder jährliche Planung ihr gegenüber über ständige Wutanfälle bunden ist: „Man wird immer enttäuscht“. c langfristige Infos an die Eltern des 4-jährigen Sohnes klagte. Die Mutter Dies sei der Grund, weshalb sie Angebo- c begrenzte Teilnehmerzahlen bei El- wirkt schüchtern und im Kontakt sehr an- te zu sozialen Kontakten nicht annimmt terncafes oder Elternveranstaltungen gepaßt. Sie spricht liebevoll über ihr Kind, und sich selbst aktiv darum nicht bemüht. c Kinderbetreuung das ihr ein und alles sei. Es ist ihr sehr wich- Gleichzeitig betont sie, wie sehr sie die c Gute Kontakte der MA des FZ zu den tig, daß die Beratung vor Ort stattfindet, Erzieherinnen schätzt. Zwischen diesen Eltern da sie ein Problem „mit dem Vertrauen“ Gesprächen wird die Beraterin von der c Erzieher, die qualifiziert weiterverwei- habe. In die Einrichtung jedoch und zu Gruppenleiterin angesprochen, die sich sen und Eltern in die Sprechstunde den Mitarbeiterinnen komme sie gerne akut um die kleine Familie sorgt. Die begleiten und ihr Kind sei dort sehr gut aufgehoben. Mutter hatte erzählt, daß während eines c Vorstellung auf Elternabenden Dieser erste Kontakt dient dazu, die Mut- Konfliktes mit dem Kind eine Glasscheibe c Vorstellung auf Sommerfesten ter „ankommen zu lassen“ und ihr viel zu Bruch ging und sowohl Mutter als auch c eine Vereinbarung der gegenseitigen Bestätigung für diesen ersten Schritt in die Kind verletzt waren. Es findet kurzfristig Aufnahme in die Verteiler für Jahresbe- Beratung und ihre guten Ideen im Umgang ein Gespräch zwischen Mutter, Gruppen- richte, Programme, Pressemitteilungen, mit dem Kind zu geben. Mit ihr besprochen leiterin und Beraterin statt, in dem die Homepages etc. werden auch ein 1-2 neue Überlegungen Mutter über ihre großen Ängste spricht, c ein regelmäßiger Informationsaus- für ihr Problem. Sie wird ermutigt, die die sie verspürt, weil der Sohn eine längere tausch für die Entwicklung von ge- Sprechstunde wieder aufzusuchen und Zeit als sonst bei seinem Vater sein soll. meinsamen Angebotsformen von ihren Erfahrungen zu berichten. Von Dieses Thema entwickelt sich zu einem der Leiterin der Einrichtung erfährt die aktuellen Konflikt zwischen Mutter und Nicht bewährt haben sich: Beraterin, dass die Mutter an keinerlei Vater, der mit Hilfe der Beraterin bear- c Sprechstunden nach Bedarf Angeboten für die Eltern teilnimmt. Zu beitet werden kann. Die Mutter erlaubt c Beratungsangebote, auf die die Erzie- den nächsten Sprechstunden kommt sie der Beraterin dazu Kontakt mit dem Vater her nicht aufmerksam machen wieder. Immer ist sie die erste und ganz aufzunehmen. c Mangelnde Zeitressourcen zuverlässig in der Zeit. c Mangelnder Kontakt zu den MA des FZ Kompakt spezial 2/2010 9
h o f m a n n / fe n g l e r Armut und sozialer Ausgrenzung von Kindern und Familien im Sozialraum begegnen Michaela Hofmann Klaus Fengler Karikaturen: Thomas Plaßmann 10 Kompakt spezial 2/2010
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h o f m a n n / fe n g l e r Die vorstehende Präsentation zum The- lastschriften im Kontext des Mittagessens- Ausmaß für die Unterstützung von Fa- ma wurde von den Teilnehmenden im geldes und in den Entwicklungsgesprächen milien zuständig sind und hiermit dazu Hinblick auf ihre konkrete Situation vor sehr deutlich; diese werden dann auch zu beigetragen wird, dass die ALGII-Sätze Ort diskutiert sowie ihre Erwartungen weiteren Lösungsabsprachen mit den El- so niedrig bleiben können und eine Ver- und Wünsche an die unterschiedlichsten tern, soweit diese es wünschen, genutzt. schiebung der Daseinvorsorge stattfindet. Gremien und Personen benannt. Auf dieser Grundlage sind folgende Aspekte c Immer wieder sind Erzieherinnen c Hilfreich ist hier das Konzept der Fa- festzuhalten. mit Überlastungsanzeigen oder proble- milienzentren. Im Rahmen der alltäglichen matische Situationen von Familien kon- Arbeit ist es hier möglich die Familien der c Häufig fehlen in den Einrichtungen frontiert, die die wirtschaftliche Situation Einrichtung besser im Blick zu behalten die von allen als notwendig erachteten betreffen, für die aber Anspruchsregelun- und deren Bedarfe durch Gespräche zu Ressourcen, um zusätzliche Unterstüt- gen bestehen. Es überfordert die Möglich- erfahren, Hilfestellungen zu leisten und zungsarbeit für sozial belastete Familien keiten der Einrichtungen jedoch Familien andere Beratungsstellen einzubeziehen. und ihre Kinder zu leisten. oder Einzelpersonen dabei zu unterstüt- zen, ihre bestehenden Ansprüche gegen- c Auch hier ist anzumerken, dass auf- c In diesem Zusammenhang wurden die über der Sozialverwaltung durchzusetzen. grund der Überlastung und der nicht aus- Arbeitsbedingungen in den Familienzent- Zuständigkeiten sind oft nicht geregelt. kömmlichen Finanzierung der Beratungs- ren und den Tageseinrichtungen erörtert, Hier ist über Lösungen im Rahmen ei- stellen der gesamt Bedarf nicht zu decken die sich in den letzten Jahren aufgrund der nes Beschwerdemanagements dringend ist und präventive Arbeit nicht geleistet vielfältigen neuen Anforderungen (Um- nachzudenken. werden kann. Auch die beengten Räum- stellung auf Ganztagsbetrieb, Aufnahme lichkeiten sind nicht dazu angetan, eine unter 3-jähriger, Sprachtest, Umbau zum c Häufig wird in der Einrichtung deutlich, Gesprächsatmosphäre zu schaffen, die es Familienzentrum usw.) verschlechtert ha- dass Eltern nicht in der Lage sind, ALG Hilfesuchenden erleichtert über sich und ben. Hier wurde die Überforderung auf- II-Anträge zu verstehen und richtig zu die Problematiken zu sprechen. Es besteht grund des schlechten Personalschlüssels beantworten. Die Frage, wer hier Hilfe- Verbesserungsbedarf. benannt. stellung leisten kann und ein Ohr dafür hat, blieb offen, wurde aber als großes c Um andere Familien im Umfeld des c Im Bezug auf Kinder aus einkom- Problem benannt. Familienzentrums zu erreichen, wurden mensarmen Familien oder Kinder, wie verschiedene praktische Beispiele genannt, diejenigen mit Migrationshintergrund, c Überraschend war, dass im Prinzip alle die allerdings immer mit einer guten räum- die besonderer Förderung bedürfen, hat Einrichtungen finanzielle Engpässe von lichen Ausstattung, wie z.B. der Anbindung dies zur Folge, dass Programme und Mög- Familien über die Caritaskasse auffangen an ein Cafe und weiteren Angeboten im lichkeiten für diese Gruppe häufig nicht können und mit dieser Hilfe regelmäßig Freizeitbereich verbunden sind. nachhaltig umgesetzt werden können und einkommensarme Familien unterstützen. somit der Erfolg oft ausbleibt. c Hierüber werden Kontakte geknüpft, c Grundsätzlich stellt sich hier die Frage, es kann geschnuppert und damit Vertrauen c Anzeichen für Armut und Schwierig- ob Kindertageseinrichtungen / Familien- aufgebaut werden, sich in problematischen keiten in der Familien werden über Rück- zentren / Caritaskassen in einem solchen Situationen Hilfe zu holen. 12 Kompakt spezial 2/2010
m a r k u s g ü n te r c Alle waren sich einig, dass ein leichter che, Niedriglöhne zu zahlen, Leiharbeiter und der Darstellung der Vernetzung im Zugang zu Beratungs- und Hilfeangebo- einzustellen und keinen Mindestlohn an- Stadtteil und im Seelsorgebereich als „pas- ten, die Vernetzung mit anderen Diensten, zustreben, kritisch angefragt. Häufig sind toralem Raum“ eignet sich das präsentierte aber auch Zeit für Gespräche, wichtige Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen, die Spiel zum Gemeinde-Check, „Lass Katze Eckpunkte einer gelingenden Arbeit der in Teilzeit arbeiten und allein Kinder zu aus dem Sack“. Hier kann deutlich ge- Einrichtung im Sozialraum sind. versorgen haben, selbst armutsgefährdet. macht werden, auf welche Ressourcen der Darum wurde gebeten, das Caritas und Hilfe eine Einrichtung bereits zurück greift c Vergessen werden dürfen aber nicht, Kirche hier auch einmal „vor der eigenen und welche vorhandenen Unterstützungs- der Stellenausbau, Qualifizierung der Tür kehren“, bevor man sich in Pressemit- möglichkeiten für Familien in Armutssitu- Mitarbeitenden und eine gute räumliche teilungen als „gute“ Institution darstellt. ation vor Ort darüber hinaus vorhanden Ausstattung. Im Hinblick auf die Zusam- sind und noch einbezogen werden können. menhänge zwischen Armut und Arbeit c Zur Analyse der sozialen Situation im wurde die Praxis der Caritas und der Kir- örtlichen Umfeld der Kindertagesstätte Eltern wollen für Ihre Kinder das Beste Sinus-Studie untersucht Bedarfe von Kindern im Transfer- und Niedrigeinkommensbereich Markus Günter Was brauchen Kinder in Familien mit gruppen mit mittleren und höheren Haus- und stellt dabei ihre eigenen Wünsche zu- Transfer- oder Niedrigeinkommen für haltseinkommen befragt. Ergänzt wurde rück. eine gute Entwicklung? Und was kön- diese Studie durch qualitative Interviews nen Eltern, Staat und Gesellschaft dazu von Fachkräften der sozialen Arbeit durch c Die selbstlose Verwalterin rechnet nicht beitragen? Diese Frage der notwendi- die Universität Gießen. mehr damit, dass sich ihre finanzielle Situa- gen Bedingungen für gesellschaftliche Die zentrale Erkenntnis der Studien sagt tion verbessert. Ihr Haushalts-Management Teilhabe wurde nicht allein durch die aus, dass die weit überwiegende Zahl al- ist aufs „Durchkommen“ angelegt.Auch sie Entscheidung des Bundesverfassungs- ler Familien, egal in welchen Milieus, das stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Es gerichtes zur Bemessung der Regelsätze knappe Geld vorrangig für ihre Kinder belastet sie sehr, ihren Kindern finanzielle im Februar aufgeworfen. Diesen Fragen verwendet, um soziale Nachteile und Stig- Grenzen aufzeigen zu müssen. ging auch das Institut Sinus Sociovision matisierungen zu vermeiden. Eher stel- in verschiedenen Studien nach, deren Er- len die Eltern, insbesondere die Mütter, c Die selbstbewusste Kämpferin dagegen gebnisse im neuen Monitor Familienfor- ihre eigenen zeitlichen und finanziellen zeigt eine hohe Aufstiegsorientierung. Sie schung „Eltern wollen Chancen für ihre Bedürfnisse zurück. Allerdings fehlen in ist besonders häufig alleinerziehend bzw. Kinder“ vom Bundesfamilienministerium manchen Familien die Mittel und auch Haupt-Familienernährerin. Das Ausgabe- veröffentlicht werden. das Wissen, um die Kinder altersgerecht verhalten ist ebenso pragmatisch, aller- zu fördern. So wird in einigen Familien dings weniger verzichtsorientiert. Durch Um herauszufinden, welche Bedürfnisse statt in Bildungs- und Förderangebote eher ihr hohes Organisationstalent und ihre Familien verschiedener Einkommens- in demonstrative Konsumgüter investiert, sozialen Kontakte gelingt es ihr besser, schichten haben, wurden ihre Motive um den Schein der Normalität zu wahren auch Ausgaben außer der Reihe aufzu- und Handlungsmuster untersucht. Befragt und den Kindern etwas bieten zu können. fangen. wurden ausschließlich Mütter, da diese Sociovision unterscheidet drei zentrale Ty- zumeist über die kindbezogenen Ausga- pen, wie Mütter ein geringes verfügbares Alle drei Typen benennen als Problem die ben entscheiden. Der Fokus wurde auf Familienbudget handhaben: Sicherstellung der sozialen Teilhabe ihrer Familien gelegt, die Leistungen nach dem Kinder hinsichtlich der Kinderbetreuung, SGB II erhalten bzw. über ein geringes c Die verunsicherte Jongleurin sieht sich der Freizeit- und Schulaktivitäten sowie Einkommen (70 Prozent des mittleren selbst unter starkem zeitlichen und finanzi- einer gesunden Ernährung. Die Studie ging äquivalenzgewichteten Einkommens) ellem Druck. Sie versucht die Bedürfnisse diesen Problemanzeigen gesondert nach verfügen. Zusätzlich wurden Kontroll- der Familienmitglieder auszubalancieren und analysierte die Teilhabe an Bildung, Kompakt spezial 2/2010 13
m a r k u s g ü n te r Betreuung und Förderangeboten und die dienste) und Unterstützung bei Posten, gen in Anspruch zu nehmen“. Ihr seien Gesundheitssituation der Kinder. die nicht wählbar sind (Schulmaterialien, zwei Dinge in Erinnerung gerufen. Zum Hinsichtlich der Teilhabe in der Kinderta- Gruppenkassen). Zudem besteht hoher einen leben viele Familien in verdeckter gesbetreuung zeigt sich, dass der Besuch Bedarf bezüglich Informations- und Be- Armut, d.h. sie verzichten - bewusst oder einer Kindertageseinrichtung aufgrund ratungsangeboten. Dies bezieht sich auf unbewusst - auf SGB II-Leistungen, ob- der Beitragszuschüsse bei Kindern zwi- das Wissen über bestehende Angebote wohl sie Anspruch darauf hätten. Der schen drei und sechs Jahren kaum vom sowie auf ein generelles Coaching für Gesetzgeber will bei der Neubemessung Familieneinkommen abhängt. Deutliche das Familienleben. der Regelsätze der Aufforderung des Bun- Unterschiede zeigen sich allerdings bei den Leistungen, die neben monetärem Be- desverfassungsgerichtes nicht folgen, diese unter Dreijährigen. Hier besuchen Kinder nefit noch Zusatznutzen liefern, werden verdeckt Armen aus der Referenzgrup- aus Familien mit höherem Einkommen als besonders hilfreich eingeschätzt. So pe herauszurechnen. Damit bleiben die etwa doppelt so häufig eine Kindertages- bringt die flächendeckende Versorgung mit Regelsätze für die Kinder und die in der einrichtung als Kinder aus Familien mit einem Mittagessen in Kitas und Schulen Studie beschriebenen Teilhabeprobleme Niedrigeinkommen (35 Prozent versus 18 nicht nur eine finanzielle Entlastung für auch in Zukunft nahezu unverändert. Prozent). Geringverdiener, sondern eine zeitlich-or- Zum anderen besteht an der Höchstein- Der enge Zusammenhang von familiärem ganisatorische Entlastung, die auch Besser- kommensgrenze des Kinderzuschlags Hintergrund und Bildungserfolg ist hin- verdienenden entgegenkommt. Der häufig ein noch größeres Problem: Familien, die länglich bekannt. Ganztagsschulen, die geäußerte Wunsch nach Schuluniformen wegen eines Euros zu viel auf der Ein- auch Kinder in bildungsfernen Schichten zielt in die gleiche Richtung. Widerstände kommensseite nicht nur auf den Kinder- und Kinder mit Migrationshintergrund gegenüber zweckgebundenen Leistungen zuschlag, sondern auch auf weitere Sozial- erreichen, werden in der Studie als In- wie Gutscheine und Ermäßigungen sind leistungen und jetzt zusätzlich noch auf das strument zur gezielten Förderung von dagegen kaum zu beobachten. Bildungs- und Teilhabepaket verzichten benachteiligten Kindern bezeichnet. Bei Geringverdienern sind monetäre Leis- müssen, sollte die Ministerin auch in den Die Beteiligung an organisierten Frei- tungen tendenziell wichtiger, da sie den Blick nehmen. Der Kinderzuschlag liegt zeitangeboten korreliert stark mit dem akuten Bedarf decken. Entscheidend für in ihrer Verantwortung. Hier fordert der Familieneinkommen. Für Eltern mit die unteren Einkommensgruppen ist vor Deutsche Caritasverband in seinem Kon- Transfer- und Niedrigeinkommen sind allem die Leistungskombination: Neben zept zur Bekämpfung der Kinderarmut neben den Teilnahmegebühren die damit finanzieller Haushaltsunterstützung und schon lange, die Höchsteinkommensgren- verbundenen Anschaffungen eine Hürde der Entlastung von Beiträgen, sind hier ze abzuschaffen und den Kinderzuschlag zur Teilhabe ihrer Kinder an außerschuli- vor allem jene Leistungen relevant, die degressiv auslaufen zu lassen. schen Bildungs- und Freizeitangeboten. So auch die Eltern einbinden (z.B. Famili- gehen Kinder aus der Oberschicht fünf- enzentren). Dies hat zwei Gründe: Zum Weitere Informationen in: mal häufiger zu einem Musikunterricht einen scheitert die Teilnahme der Kin- SINUS SOCIOVISION: Umgehenswei- als Kinder aus der Unterschicht. Auch in der an außerhäuslichen Aktivitäten oft sen von Müttern mit monetären Famili- Sportvereinen sind Kinder aus SGB II- an der elterlichern Ideenlosigkeit. Zum enleistungen. Zielgruppentypologie auf Familien deutlich unterrepräsentiert. anderen werden Entwicklungsprozesse Basis einer qualitativen Grundlagenstudie. Auch wenn die Ernährung vieler Kinder ausgebremst, wenn das Kind zuhause Heidelberg, März 2010. Download als PDF generell zu einseitig und unausgewogen wieder mit der unveränderten Lebenswelt (ca. 1.7 MB) ist, lässt sich gerade bei Kindern aus ar- konfrontiert ist. http://www.sinus-institut.de/de/sinus- men Familien ein vergleichsweise ungüns- Interessant ist, dass sich Geringverdie- news/year/2010/month/10/backPid/67/ tiges Ernährungsverhalten feststellen. Die nerfamilien ohne SGB II-Leistungen news/umgehensweisen-von-muettern- Analysen zum Ausgabeverhalten deuten gegenüber Transferbeziehern häufig be- mit-monetaeren-familienleistungen.html an, dass neben finanziellen Mitteln mög- nachteiligt fühlen. Das liegt weniger am licherweise auch Kompetenzen bei den Lohnabstand als an der Tatsache, dass sie Monitor Familienforschung Nr. 23: Eltern betreffenden Familien fehlen. Je niedri- von Vergünstigungen auch auf kommu- wollen Chancen für ihre Kinder. Anhalts- ger der soziale Status desto häufiger sind naler Ebene, die an den laufenden Bezug punkte aus der aktuellen Forschung. Kinder von Übergewicht und Adipositas von SGB II-Leistungen gebunden sind, Download als PDF (ca. 1,4 MB) betroffen. oft nicht profitieren können. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/ In der Zusammenschau zeigt die Studie, Darauf hebt auch die Bundes-Familien- Publikationen/publikationen,did=163522. welche Leistungen und Angebote Familien ministerin Kristina Schröder in ihrem html benötigen: Bessere Infrastrukturen (Kin- Vorwort ab, wenn sie „den Blick auch derbetreuungsplätze, Freizeiteinrichtun- auf die Kinder lenken will, deren Kinder (Quelle: Infoservice 27/2010, Referat Fami- gen), kostenlose bzw. ermäßigte Freizeit- mit einem ähnlich kleinen Einkommen lie und Generationen, Deutscher Caritas- angebote (Vereine, Kurse, Eintritte, Fahr- wirtschaften müssen, ohne Sozialleistun- verband e.V.) 14 Kompakt spezial 2/2010
j o sef sc h ä fe r s Armut(sbekämpfung) braucht keine Gespenster! Arme Kinder und ihre Familien in unseren Familienzentren Josef Schäfers In Familienzentren ist die Kirche den zeugen Neid und eine Mitschülerin ruft das Essensgeld verzögert oder gar nicht Menschen besonders an der Schnittstel- am Ende des Clips laut in den Raum: „Du bezahlt wird, wenn die Kinder nicht zu le „Kind“ nahe. Die Mitarbeitenden der lügst! So einen schönen Tag kann es gar den Ausflügen mitkommen oder die Eltern Kindertagesstätten, der Seelsorgeteams nicht geben!“ sich nach und nach aus den gemeinsamen und viele engagierte ehrenamtlich Tätige Veranstaltungen und Zusammenkünften leben und arbeiten mit Kindern, Jugend- Verdammt - Armut kennt wirklich viele (Elternabende etc.) verabschieden - dann lichen und Familien zusammen. Die Ar- Geschichten. Was aber ist denn nun liegen Störungen, Probleme und Belastun- men unseres Stadtteils, die Bedürftigen (Kinder)Armut? gen vor, die auch auf die Kinder vehement unseres Veedels klopfen nicht nur an die Thomas Zumstrull enttarnte in seinem einwirken. Versteckte Armut findet sich Pfarrhaustüren. Wenn wir genau hinse- Einleitungsvortrag das Gespenst der vor allem in der Mittelschicht, jene Eltern, hen, entdecken wir sie direkt in unserem Armut als etwas, das mehr als „Einkom- die in sozialen Brennpunkten leben wer- Umfeld. mensschwäche“ umfasst. Arme sind vielen den nicht aufgrund abgeleiteter Kriterien Über Armut zu schreiben und zu sprechen Belastungen in ihrem Leben ausgesetzt: angesprochen. Deren Probleme - Alkohol, fällt mir schon schwer, der ich (derzeit) geringes Einkommen, ungesicherte und Arbeitslosigkeit, Krankheit, Sucht und Ge- nicht selbst betroffen bin. Jene, die arm zudem schlechte Wohnverhältnisse, hohe walt - so Sr. Johanna sind offensichtlich. sind, können und wollen noch weniger Verschuldung, chronische Erkrankungen, Das Arbeiten und Unterstützen dieser offen und frei darüber reden. Die Scham psychische Probleme, lang andauernde Eltern aber ist schwierig, intensiv und für regiert die Nicht-Kommunikation. Ge- Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und die Helfenden anstrengend bis seelisch schichten und Bilder („Bettler am Stra- unzureichende Hilfe. „Diese Armutssitu- zermürbend. ßenrand“, „hungernde Kinder“) prägen ationen treffen besonders diejenigen, die Das Fazit beider Leiterinnen aber lautet: unsere Wahrnehmung der Armut im All- mehrere Jahre auf Sozialhilfe angewiesen „Wahrnehmen! Augen auf!“ Und: „An- tag in Einrichtungen und Pfarrgemeinden. sind.“ (Thomas Zumstrull) sprechen!“ Cornelia Richter: „... da kommt Wir alle haben diese Bruchstücke im Kopf Kinder und Jugendliche haben das höchs- jemand mit einer neuen Haarfarbe ... das ... dennoch, fast fünfzig Erziehende und te Armutsrisiko in Deutschland und sind hat oft etwas zu bedeuten ... Also frage ich: Seelsorgende fanden sich in zwei Runden somit früh und permanent in Ihrem Auf- ‚Sie haben ja neue Haare? ... Was läuft, im Forum 2 des Studientages zusammen, wachsen gefährdet. Ist so noch Selbstach- wie geht es?‘ - Und schon sind wir; an der um über Kinderarmut in Familienzentren tung möglich? Was tun wir, um nach dem Schwelle unseres Hauses im Gespräch.“ Sr. zu sprechen. Vorbild Jesu diese Kinder in die Mitte der Johanna und Fr. Richter schauen immer Als Einstieg sahen alle das Video von Gesellschaft zu stellen und zu schützen und genau hin, sprechen an, hören intensiv zu Isabel Prahl „Armut kennt viele Ge- zu unterstützen? Diese Frage von Tho- und vermitteln das Signal vertrauensvoller schichten“: Max breitet auf die Frage der mas Zumstrull griffen die Interviews mit Beziehung und Zusammenarbeit. Sie ent- Lehrerin nach dem „schönsten Tag der Cornelia Richter aus Düsseldorf und Sr. wickeln mit den Betroffenen passgenaue letzten Woche“ einen phantastischen Rei- Johanna Bange aus Köln, zwei Einrich- Hilfen, die umsetzbar und machbar sind. sebericht aus. Die Burg von Onkel Peter tungsleitungen aus sogenannten sozial „Es ist eine ganze Menge Basisarbeit!“ Die wurde besucht, in einem tollen Ort bekam schwachen Stadtteilen, und die Teilneh- Ressourcen dazu findet Cornelia Richter man Essen geschenkt und abends habe menden im Erfahrungsaustausch und der in der optimalen Personalausstattung ihrer die ganze Familie Schiffe auf dem Wasser gemeinsamen Diskussion auf. integrativen Einrichtung und durch das gesehen. Die Imagination des Jungen hatte Engagement des Trägers. Auch Sr. Johan- märchenhaft die unangenehmen Szenen Wie kann ich konkret in der Arbeit Not na ist als Leiterin eines SKM-Zentrums im Jobcenter, bei der Lebensmittelausga- erkennen? auf den überschaubaren Sozialraum hin be und im Waschsalon beschrieben - alles Anzeichen sind oft Äußerlichkeiten wie ausgerüstet. Stationen, die er mit seiner - ihn allein verbrauchte Kleidung - aber auch über- Das Thema „Kinderarmut in Katholischen erziehenden, sichtlich gestressten Mut- dimensioniert teure ‚Klamotten‘ sollten Familienzentren“ will das Leitungsteam ter - an diesem schönsten Tag der Woche die Aufmerksamkeit der Erziehenden des Forum 2 bestehend aus Angelika Mül- abgerannt hatte. Schöne Geschichten er- auf das Familiensystem lenken. Wenn ler und Josef Schäfers von der Gemein- Kompakt spezial 2/2010 15
j o sef sc h ä fe r s depastoral des Stadtdekanates Köln und Beratung“ weiter bearbeiten. Das Video runterladen bei YouTube: Thomas Zumstrull vom Caritasverband Infos zum Forum und zur Veranstaltung http://www.youtube.com für die Stadt Köln am 13. Januar 2011 mit 2011 unter: Gemeindepastoral@ watch?v=RWwcfoxX-Bo allen Leitungsteams der 26 Netzwerke Stadtdekanat-Koeln.de „Katholisches Familienzentrum“ in der Empfehlenswert auch der Blog von Elke Stadt Köln zusammen mit den Leitungen Infos zum Spot „Armut kennt viele Ge- Brüns - ein anderer Blick: der Beratungsstellen und den Verbänden schichten“ unter: http://www.khm.de/pm/ http://www.gespenst-der-armut.org/ der Caritas unter dem Thema „Armut und projekte/projekt/paview/2873/# Die Bedeutung der Tageseinrichtung für Kinder als Ressource Vor allem vier wichtige mögliche Funk- Entlastungsfunktion tionen verdeutlichen die potenziell hohe Verbesserungen der finanziellen Lage ar- Bedeutung der Ressource Kindertages- mer Familien hängen häufig eng mit den einrichtung im Zusammenhang mit der Möglichkeiten der Betreuung von Kin- Armut von Kindern und deren Familien: dern zusammen. Betreuungsangebote für • Kompensationsfunktion, Kinder stellen grundsätzlich eine wichtige • Frühwarnfunktion, Voraussetzung für die Aufnahme einer Be- • Entlastungsfunktion sowie die rufstätigkeit und damit einer Verbesserung • Vermittlungsfunktion. der gesamten Lebensbedingungen der Familie dar. Vor allem den vorhandenen Kompensationsfunktion Öffnungszeiten der Einrichtungen und Als der klassische Ansatz ist zunächst den vorhandenen Betreuungskapazitäten einmal die Kompensationsfunktion der kommt so eine wichtige Bedeutung gerade Tageseinrichtung anzusehen. Auch vom durch Armutslagen mit verursacht sind, für arme Kinder und deren Familien zu. beruflichen Selbstverständnis der Erzie- deutlicher zu Tage, werden dort zum ers- herinnen und Erzieher dürfte es unstrittig ten mal von professionellen Erzieherinnen Vermittlungsfunktion sein, dass hierin eine spezifische Aufgabe und Erziehern wahrgenommen. Defizite Dass die Tageseinrichtung für Kinder dieser Berufsgruppe zu sehen ist. Vor dem in der körperlichen und geistigen Ent- Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Hintergrund der Zielsetzung, Kinder bei wicklung, Probleme und Auffälligkeiten präventiv ausgerichteten Hilfe- und Un- der Entwicklung zu einer eigenständigen, im Sozialverhalten, oder in Bereichen terstützungsmaßnahmen für Kinder sein selbstbewussten und verantwortlichen Per- der kognitiven Entwicklung können, kann, wurde bereits im Zusammenhang sönlichkeit zu begleiten und zu unterstüt- entsprechende fachliche Kenntnisse bei mit der Frühwarnfunktion erwähnt. Armut zen, kommt der Beachtung der Kinder in den Erzieherinnen und Erzieher voraus- von Familien führt darüber hinaus durch Armutslagen durch die Erzieherinnen und gesetzt, Ausgangspunkt für eine Vielzahl finanzielle Sorgen, damit einhergehende Erzieher eine besondere Bedeutung zu. von präventiv ausgerichteten Hilfe- und enge Wohnverhältnisse, Krankheit oder Förderung und Ausbau kindlicher Fähig- Unterstützungsmaßnahmen sein. Neben Suchtverhalten bei Eltern zu permanente keiten und damit auch Stärkung und Sta- den notwendigen Kenntnissen über die Stress-Situationen und Überforderungen, bilisierung des Selbstbewusstseins stellen Zusammenhänge und entsprechenden die sich leicht zu Problemen der Partner- originäre Kompetenzen der pädagogischen differenzierten Wahrnehmungsfähigkei- schaft aber auch der Erziehung und des Erzieherinnen und Erzieher in den Ein- ten setzt dies allerdings auch umfassende Umgangs mit Kindern ausweiten können. richtungen dar, die an dieser Stelle von Kenntnisse über vorhandene Hilfe und Auch wenn in diesem Zusammenhang die großer Bedeutung sind. Unterstützungsnetze bei den Erzieherin- fachliche Qualifikation von Erzieherinnen nen und Erzieher voraus. Darüber hinaus und Erzieher deutlich überschritten wird, Frühwarnfunktion bedarf es in diesem Zusammenhang auch wären sie doch sicherlich in die Lage zu Probleme und Schwierigkeiten, die als Fol- entsprechender Kontakte zu diesen Hilfe- versetzen, entsprechende Zugänge zu wei- ge von Armutslagen entstehen, werden oft und Unterstützungsnetzen von Seiten der teren Hilfe- und Unterstützungssystemen im Umfeld der Familie wenig wahrgenom- Erzieherinnen und Erzieher, wollen sie herzustellen und hier zu vermitteln. Dies men. Erst in der Tageseinrichtung treten tatsächlich wichtige Vermittlerfunktionen setzt allerdings eine Ausweitung vorhande- häufig Probleme und Schwierigkeiten, die erfüllen. ner Kontakte und Kooperationen voraus. (Auszug aus „Menschen-Bildung“ - Rahmenkonzept für die Kitas im Erzbistum Köln; 2006) 16 Kompakt spezial 2/2010
m a r g r et h ees Wie erreiche ich arme Eltern? Erfahrungen des SKM Köln bieten vielfältige Anregungen Margret Hees In nahezu allen Ballungsgebieten und Die Arbeit des SKM Köln in Sozialen Angeboten. Dies tun sie aber nur dann, Großstädten gibt es Straßenzüge und Vier- Brennpunkten wenn sie den Eindruck gewinnen, dass die tel, in denen sich materielle und soziale Seit 1959 arbeitet der Sozialdienst Katho- öffentlich kontrollierte Erziehung nicht Belastungen ihrer Bewohnerinnen und lischer Männer e.V. Köln (SKM Köln) mit gegen sie als Eltern arbeitet, sondern sie Bewohner zuspitzen - sogenannte soziale einem ganzheitlichen niedrigschwelligen aktiv in den Erziehungsprozess einbezieht. Brennpunkte. Schlechte Wohnverhältnis- Konzept in sozialen Brennpunkten in Köln. Eltern- und Umfeldarbeit sind insofern se, Arbeitslosigkeit, Armut und Schulden, In diesen Wohngebieten, meist Obdach- unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit mit Migrationshintergründe und ein geringer losensiedlungen, Hochhaussiedlungen, benachteiligten und auffälligen Kindern Bildungsstand prägen das Zusammenleben neuen Wohnsiedlungen mit sozialem und Jugendlichen. der Familien und damit auch die Erziehung Wohnungsbau oder auch besonderen Aus diesen beschriebenen Situationen der Kinder. Straßenzüge, leben viele sozial benach- erwachsen eine Perspektiv- und Mutlo- teiligte Familien oft unter schwierigen und sigkeit, die erhebliche soziale und psychi- In dieser belasteten Situation entwickeln begrenzten Wohnbedingungen. sche Auswirkungen hat. Gesundheitliche Menschen oft ein besonderes Misstrauen Beeinträchtigungen wie übermäßiger gegenüber Fremden und verhaften in ihren Zur Lebenssituation der Familien Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum, Sozialräumen. Ihre Lebensperspektiven Familien mit diesen schwierigen Lebens- Fehlernährung, Bewegungsmangel, häu- werden erheblich beeinträchtigt durch eine bedingungen sind in Situationen, in denen fige Kopfschmerzen bei den Frauen sowie erhöhte Neigung zu aggressivem, depres- ihnen wenig wertschätzend begegnet wird. Gewalttätigkeit bei den Männern bringen sivem und resigniertem Verhalten sowie Die materiellen und psychosozialen Belas- die Familien in eine Überforderungssi- zur Flucht in die Sucht. Bei ausländischen tungen wirken sich auf das Miteinander im tuation, die sie alleine nicht bewältigen Bewohnern von sozialen Brennpunkten Wohngebiet und in den Familien ungünstig können. Sie fühlen sich minderwertig und kommen häufig noch Integrationsproble- aus. Viele Erwachsene können aufgrund ausgegrenzt, sind ängstlich und misstrau- me wegen mangelnder Sprachkenntnisse ihrer eigenen Probleme nicht die erforder- isch und sind aggressiv gegenüber denen, und der Zugehörigkeit zu einem fremden liche Kraft und Orientierung aufbringen, die besser gestellt sind. Um ihre Lebens- Kulturkreis hinzu. um sich hinreichend um die Belange ihrer situation nur annähernd in den Griff zu Wie überall, haben Menschen auch in Kinder zu kümmern. Zahlreiche Kinder bekommen, benötigen die Hilfe Dritter. Brennpunkten ein Recht darauf, ihr Leben in sozial belasteten Wohngebieten sind Eine wichtige Grundlage der täglichen eigen-verantwortlich und gemeinschafts- deshalb weitgehend sich selbst überlas- Arbeit des SKM Köln in Sozialen Brenn- fähig entsprechend ihren Wünschen und sen. Fehlende bzw. unzureichende Unter- punkten ist das christliche Menschenbild. Vorstellungen zu gestalten. Menschen in stützung durch die Eltern bei Problemen Die Einzigartigkeit jedes Menschen mit Brennpunkten haben ein Recht auf Beach- in der Schule und in Beziehungen, eine seinen Stärken und Schwächen begründet tung ihrer Würde und auf Wertschätzung unzureichende Stimulierung und geringer das Recht auf Wertschätzung und Würde. ihrer Person. Den meisten Menschen in Anregungsgehalt im Elternhaus sowie rigi- Die Menschen im Brennpunkt haben ein sozialen Brennpunkten ist es nicht mög- de Erziehungsstile sind Faktoren, die sich Recht auf Chancengleichheit. Es ist der lich, aus eigener Kraft einen Weg aus ih- hemmend auf die Entwicklung der Kinder satzungsgemäße Auftrag des SKM Köln, rer desolaten Lebenssituation zu finden. in den Sozialen Brennpunkten auswirken. diesem Recht Geltung zu verschaffen. Zu- Diese Kinder, Jugendlichen und Familien Viele Eltern sind mit den oft fortbeste- nächst geht es um eine bedingungslose bedürfen der Hilfe Dritter, die auf den henden Problemen aus den vorangegan- Annahme und Akzeptanz jedes betreuten Einbezug der Menschen baut und sie in genen Altersabschnitten sowie den neuen Menschen, unabhängig davon, was er leis- ihren Schwierigkeiten entlasten und Mög- Anforderungen und Problemen überfor- tet oder nicht leistet. Es geht darum, ihm lichkeiten stärken muss. dert und fallen als Erziehungspersonen Ansehen zu geben, indem er angesehen nahezu aus. Sie überlassen vielfach ihre wird und angesehen ist. Kinder der öffentlichen oder öffentlich Umfassende Hilfe in den SKM-Zentren kontrollierten Erziehung in spezifischen Der SKM Köln ist im Stadtgebiet mit 15 Kompakt spezial 2/2010 17
m a r g r et h ees Zentren und vier Offenen Türen in den so- planen zu können, so dass oft eine hoff- letztlich auch, wenn gewünscht, der Hilfe zialen Brennpunkten tätig. Zu den Zentren nungslose Überschuldung die Folge ist. zu schaffen. gehören Kindertagesstätten mit Jugend- Die Zahl der Langzeitarbeitslosen und club inklusive Angebote für die Familien. Gelegenheitsarbeiter ist hoch. Besonders Der Dreischritt 13 Zentren sind als Familienzentrum im bei den Familien mit Migrationshinter- 1. Die Basis der Brennpunkt-Arbeit Verbund von Bistum und Land NRW an- grund, die im Niedriglohnsektor tätig sind, liegt also nicht nur in der fachlichen erkannt und zertifiziert. Insgesamt werden herrscht die tägliche Angst vor dem Verlust Kompetenz des Mitarbeiter, sondern durch den SKM Köln rund 900 Kinder der Arbeitsstelle. in starkem Maße auch in deren Bezie- zwischen 3 Monaten und 14 Jahren und hungsfähigkeit und -arbeit. ca. 450 Jugendliche zwischen 12 und 27 Der Königsweg: von den Kindern zu 2. In einem zweiten Schritt steht die sys- Jahren betreut. 175 Fachkräfte aus den den Eltern temische Erkenntnis, dass kein Kind Bereichen Pädagogik und Sozialarbeit Es zeigt sich schnell, dass ohne die Be- ohne sein Familiensystem verstanden sind im Brennpunkt-Arbeitsfeld tätig. Eine schäftigung mit der individuellen Situation und erzogen werden kann. Psychologin sowie zwei Heilpädagoginnen der Eltern, auch für die Kinder keine Fort- 3. Drittens zeigt sich, dass die Eltern be- vervollständigen das Hilfe-Angebot. schritte im familiären Alltag zu erreichen gleitend ganzheitliche und umfassende Die tägliche Arbeit berücksichtigt dabei ist. Der Weg zu den Eltern führt über die Beachtung und Unterstützung bei ih- eine Aufteilung der Funktionen, d.h. Erzie- Kinder. Im Vordergrund der Hilfe steht, ren eigenen Problemen brauchen, um herinnen und Kinderpflegerinnen arbeiten nicht zu verurteilen, sondern hinter dem die Erziehungssituation verbessern zu mit den Kindern und Jugendlichen. Den Verhalten der Eltern Überforderung, Trau- können. Leitungskräften, in der Regel Sozialpäda- matisierung und Verzweiflung zu erken- gogen, obliegt die intensive Betreuung und nen. Der Weg zu den Eltern führt über die Daraus ergeben sich folgende Arbeitsprin- Begleitung der Eltern. Diese Zuordnung individuelle Situation der Kinder, das ist zipien, die auf den Erfahrungen und der erweist sich als sinnvoll, um eine gewis- die Bezugsgröße. Dies erfordert von den praktischen Familienarbeit beruhen. se Objektivität gegenüber Kindern und Betreuern, die Eltern durch Beratung, Eltern in der konkreten Beratungssitua- Begleitung, Fürsorge, und Anwaltschaft Prinzip Eins: tion zu gewährleisten. In speziellen Erzie- zu unterstützen und zu entlasten, wo sie Die Familie ist unser Hauptbezugspunkt hungsfragen arbeiten Leiter und Erzieher selbst es wollen. Unter „Familie“ verstehen wir neben der mit den Eltern zusammen. Das Konzept traditionellen Familie auch sogenannte des SKM Köln orientiert sich dabei am Von der Differenzierung zur Integration, „Patchworkfamilien“, Großfamilien und systemischen und millieutherapeutischen von der fachspezifischen Arbeit zur Alleinerziehende mit Kindern. Ansatz. Beziehungsarbeit Ein direkter Zugang zu den Eltern ist er- Die fortschreitende Differenzierung vie- Prinzip Zwei : forderlich, um sie in ihrer Gesamtsituati- ler Angebote für benachteiligte Famili- Begegnung - Offene Angebote für die on zu entlasten und in der Erziehung der en durch Spezialisten und das Sezieren Eltern Kinder zu unterstützen. Dabei will man der Problematik in Einzelprobleme mit Wichtig ist neben dem vielmaligen akti- sie aber auch nicht aus der Verantwortung verschiedenen Ansprechpartnern verun- ven Aufsuchen der Familien in ihrer ei- für ihre Kinder entlassen, beziehungsweise sichern die Familien in starkem Maße. Die genen Umgebung, in der sie sich sicher sie schrittweise an diese Herausforderung Menschen haben große Schwierigkeiten und selbstbestimmt fühlen, ein dauerndes heranführen. Erziehungsarbeit ohne die mit den daraus erwachsenden unterschied- niedrigschwelliges Angebotes des Kontak- Beteiligung der Eltern in sozialen Brenn- lichen Einzel-Perspektiven auf ihre Le- tes: z.B.der Elternraum des SKM-Zent- punkten ist praktisch unmöglich und ein benssituation und den daraus resultieren- rums, wo es täglich Kaffee gibt und man wesentlicher Bestandteil des SKM-Kon- den individuellen Angeboten. Die immer sich einfach auf eine Zigarette hinsetzen zeptes. Dabei erleben die Betreuer des weitere differenzierte Behandlung von kann. Dies muss auch ohne Anlass und SKM Köln oft, dass die Eltern selbst in Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erst recht nicht nur bei einem negativen großen eigenen Problematiken verhaftet wird erfahrungsgemäß nicht angenommen Ereignis möglich sein, sodass gegensei- sind. Viele verfügen über eine schlechte und durchgehalten. Die Erfahrung zeigt, tige Akzeptanz und Vertrauen zu den oder keine schulische oder berufliche dass ein ganzheitliches niedrigschwelliges Bezugspersonen bereits im Vorfeld und Ausbildung. Die Zahl der Analphabeten Hilfeangebot, das den Beziehungsaufbau nicht erst im Konflikt aufgebaut werden ist beträchtlich. Viele Erwachsene mit Mi- zu dem Menschen in seiner Differenziert- können. Hierdurch gestalten sich auch grationshintergrund sind der deutschen heit, mit seinem Wert und seiner Würde Konfliktgespräche einfacher bzw. werden Sprache nicht mächtig. Die meisten Fa- im Fokus hat, dann gelingt, wenn man ein erst möglich. Das offene Angebot fördert milien sind abhängig von Sozialhilfe oder großes Stück seines Alltages teilt und zum zudem die sozialen Kontakte der Familien Zusatzleistungen. Hinzu kommen die Un- Ausgangspunkt nimmt. Es gilt, eine Ba- untereinander. Beziehungen,Auseinander- sicherheit und Unfähigkeit, wirtschaftlich sis des Vertrauens, der Wertschätzung und setzungen, Initiative und Solidarität für 18 Kompakt spezial 2/2010
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