Veränderungsprozesse mit der Marke erfolgreich gestalten

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praxis

Veränderungsprozesse mit der Marke
erfolgreich gestalten
                    Alexander Biesalski		        Change ist aus der heutigen Unternehmenspraxis nicht mehr wegzudenken,
                    Gründer sowie Managing       nicht zuletzt, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in dynamischen Märk-
                    Partner der Manage­          ten aufrecht zu erhalten. Die Marke als „Change-Treiber“ ist ein integrierter
                    mentberatung Biesalski &
                                                 Ansatz, um Veränderungsbarrieren erfolgreich zu meistern. Im Change-by-
                    Company, München
                                                 Brand-Modell wird die positive Kraft der Marke zur Unterstützung von Verän-
biesalski@biesalski-company.com
                                                 derungsprozessen systematisch genutzt: Ausgehend von einer sinngebenden
                                                 Markenidentität als Zielbild wird über die Stufen Commitment, Wissen, Wollen,
                                                 Können sowie Dürfen und Sollen im Unternehmen eine „Kultur der Verände-
                    Markus A. Miklis             rung“ etabliert und umgesetzt. Ziel ist es, den Unternehmenserfolg mit Hilfe der
                    Consultant bei der           Marke gezielt zu unterstützen.
                    Managementberatung
                    Biesalski & Company,
                    München                      Schlagworte:          � Transformation � Strategie � Markenidentität � Marken-Change
                                                                        � Markenwertschöpfung
miklis@biesalski-company.com

1      Change – die Grundlage                    nehmerischen Erfolg die Orientierung an ex-      Mit der Marke kann somit ein Ziel-Zustand
                                                 ternen Rahmenbedingungen im Sinne einer          definiert werden. Dabei definiert die Marken­
In der Literatur sind diverse Definitionen       Outside-In-Betrachtung maßgeblich. Diese         ­identität den ambitionierten Anspruch für die
und Auslegungen von Change zu finden. Im         Rahmenbedingungen sind überwiegend dy-            Mitarbeiter und das Versprechen für die Ziel-
Kern geht es immer darum, eine Organisa-         namisch und verändern sich im Zeitablauf.         gruppe im Markt. Die damit einhergehende
tion in kontinuierlich neu auftretenden Situ-    Als logische Konsequenz müssen auch Un-           Abweichung zum Ist-Zustand bringt die Not-
ationen zu einem wünschenswerten Zustand         ternehmen ihre Strategie und ihre Marke dy-       wendigkeit zur Veränderung zum Ausdruck.
zu bewegen und die diesem Weg zu Grunde          namisch anpassen.
liegenden veränderten Strategien, Kulturen,                                                       Das Change-by-Brand-Modell als systemi-
Systeme, Prozesse und Verhaltensweisen           Das Markenmanagement muss die folgen-            scher Ansatz nutzt die Markenidentität als
nachhaltig in der Organisation zu implemen-      den drei zentralen Fragen beantworten:           Treiber für den gesamten Veränderungspro-
tieren (Bartscher & Stöckl, 2011, 33ff.). Ziel                                                    zess: Angefangen bei der Beteiligung und
ist es, das Unternehmen sowie die Marke          (1) Wie müssen wir uns intern für die Zu-       Motivation der Mitarbeiter, über die geziel-
flexibel zu halten, um stets optimal an die           kunft (strategisch) aufstellen?             te Ausgestaltung der Kontaktpunkte bis hin
sich verändernden internen und externen                                                           zur daraus resultierenden Wahrnehmung und
Anforderungen angepasst zu sein (Lauer,          (2) Wie wollen wir zukünftig von unserer        Einstellung der Zielgruppe. Das Modell ba-
2010, 58).                                            Zielgruppe wahrgenommen werden?             siert auf der Erkenntnis, dass die Phasen im
                                                                                                  Veränderungsprozess in der Praxis häufig
                                                 (3) Wie wollen wir von unseren Mitarbei-        nicht sequenziell ablaufen, sondern vielmehr
2     Change-by-Brand-Modell –                        tern und Bewerbern wahrgenommen             parallel stattfinden und sich dabei wechsel-
      ein systemischer Ansatz                         werden?                                     seitig beeinflussen. Im Ergebnis wird auf die
                                                                                                  Realisierung eines Markenpremiums bei der
Jeder Mitarbeiter prägt durch sein Verhalten     (4) Welchen differenzierenden Nutzen wol-       Zielgruppe hingewirkt. Somit wird der
direkt oder indirekt die Wahrnehmung der              len wir stiften?                            Change-Erfolg mittels der Quantifizierung
Marke. Aus Markensicht ist für den unter-

                                                                      transfer – Zeitschrift für Kommunikation und Markenmanagement, 67(3), 77-81   77
praxis

     der Kauf- und Preisbereitschaft messbar
     (>Abbildung 1).                                              Abstract

                                                                  Change has become an integral part of today's business practice, not least in order
     3             Am Anfang steht das Ziel                       to maintain one's own competitiveness in dynamic markets. The brand as a "change
                   und legt die Richtung fest
                                                                  driver" is an integrated approach to successfully mastering change barriers. In the
     Die Marke ist kein Selbstzweck! Jede Inves-                  Change by Brand model, the positive power of the brand is systematically used to
     tition in die Marke muss sich daran messen
                                                                  support change processes: Starting with a meaningful brand identity as the target
     lassen, inwieweit sie den Unternehmens-
     zweck und das Ziel, Geld zur Existenzsiche-                  image, a "culture of change" is established and implemented in the company via the
     rung zu verdienen, unterstützt (Esch,                        levels of commitment, knowledge, will, skill, and through what is allowed and sup-
     Schaarschmidt & Baumgartl, 2019, 26f.).
                                                                  posed. The aim is to support the company's success in a targeted manner with the
     Das gilt insbesondere für die Zukunft des
     Unternehmens. Die Vorstellung über die zu-                   help of the brand.
     künftige Ausrichtung des Unternehmens ist
     im Unternehmensleitbild manifestiert. Das                    Keywords: 	� transformation � strategy � brand identity � brand change
     Unternehmensleitbild stellt dabei einen nor-                                      � brand value creation
     mativen Rahmen für das Unternehmen dar,
     in dem es den Zweck seines Daseins be-
     schreibt (Bleicher, 1994). Zum Unterneh-
     mensleitbild als übergeordneten Rahmen                3.1 Markenleitbild:                                  Mission im Markenleitbild vor allem eine
     wird im Change-Prozess die Markenidenti-                  Identitätsstiftende Klammer für                  Motivationsfunktion, indem eine anspruchs-
     tät als ein Führungsinstrument für das Ver-               alle Mitarbeiter                                 volle und konsensfähige Zielvorstellung für
     halten der Mitarbeiter mit den Bestandteilen                                                               einen gemeinsamen Aufbruch definiert wird.
     Markenleitbild sowie Markenpositionierung             Für das Markenleitbild werden Bestandtei-            Die Kommunikation der strategischen Zie-
     implementiert (>Abbildung 2). Damit soll              le des Unternehmensleitbildes herangezo-             le, Handlungsfelder und Werte unterstützt
     eine zukunftsweisende Identität als Basis für         gen, um den Mitarbeitern einen klaren Ziel-          die Legitimation der zukünftigen Handlun-
     das gesamte Tun und Handeln der Mitarbei-             zustand zu vermitteln und mittels Grund-             gen und dient der Aufklärung über die hand-
     ter geschaffen werden.                                prinzipien und Schwerpunktthemen Orien-              lungsleitenden Grundsätze. Die Wirkung des
                                                           tierung für die Zielerreichung zu geben.             Markenleitbildes zur Identifikation der Mit-
                                                           Demnach übernehmen Purpose, Vision und

     Abb. 1: Das Change-by-Brand-Modell                            Change-by-Brand-Modell
                         MARKEN-                CHANGE                                                    KONTAKT-                    ZIELGRUPPE
                         IDENTITÄT                           COMMITMENT – BEWUSSTSEIN                     PUNKTE

                                                                                                                Kommuni-
                                                                                                                  kation

                                                                      WISSEN – VERSTÄNDNIS

                                                                                                                           Vertrieb
                                  Leitbild
                   Strategie
                   Strategie
         Purpose

                                    +                                   DÜRFEN + SOLLEN – LEGITIMATION

                               Positionierung
                                                    Mitarbeiter                                                       Produkte
                                                                      WOLLEN – BEREITSCHAFT
                                                                                                                                             Preis- und
                                                                                                                Services                  Kaufbereitschaft

                                                             KÖNNEN – BEFÄHIGUNG                                      etc.
                                                                                                                       …

                                                    INTERN                                                                       EXTERN

                                                                                                                                             Quelle: Eigene Darstellung.

78    transfer 03/2021
praxis

Abb. 2: Bestandteile der Markenidentität
                                                            Markenidentität

                       Markenleitbild
                          = intern                                   +                   Markenpositionierung
                                                                                               = extern

   Ein Leitbild ist das Selbstverständnis eines Unternehmens.                  Eine Positionierung beschreibt den Kern und Charakter
   Es formuliert seinen Zielzustand und gibt mittels Grund-                    der Marke und stellt die Stärken und Nutzen dieser für
   prinzipien und Schwerpunktthemen Orientierung für die                     den Kunden in den Vordergrund. Sie ist die Übersetzung
   Zielerreichung. Somit stellt es intern für alle Mitarbeiter die                   der Marke und der relevantesten Leistungen des
   Richtungsvorgabe für das tägliche Tun und Handeln dar.                          Unternehmens für den externen Auftritt im Markt.

                                           Eine zukunftsweisende Identität als Basis
                                               für das gesamte Tun und Handeln.

                                                                                                                         Quelle: Eigene Darstellung.

arbeiter hängt sehr stark von der Qualität der   (Burmann et al., 2018, 55), ist Voraussetzung   verlauf müssen dann sämtliche Führungs-
einzelnen Bestandteile ab.                       für eine nachhaltige und erfolgreiche Umset-    kräfte und weitere Stakeholder wie bei-
                                                 zung des Change-Prozesses. Das Gesamt-          spielsweise Mitarbeiter oder auch Investo-
                                                 konstrukt kann in diesem Zusammenhang           ren an Bord geholt werden (Werther & Ja-
3.2 Markenpositionierung:                        auch als bedeutungsvolle Identität (Meaning-    cobs, 2014, 147).
    Wahrnehmungsziel des                         ful Identity) bezeichnet werden.
    Unternehmens durch seine                                                                     Für das nötige Commitment bildet das ge-
    Stakeholder                                                                                  meinsame Problembewusstsein die Basis.
                                                 4     Commitment als Basis für                  Hierfür ist das Verständnis essenziell, dass
Die Positionierung der Marke beschreibt den            den Veränderungserfolg                    Unternehmen heutzutage nicht mehr nur ein-
Kern und Charakter der Marke und stellt die                                                      zelnen heterogenen Anspruchsgruppen ge-
Stärken und den Nutzen für den Kunden in         Wie aufgezeigt wurde, erfordert erfolgrei-      genüberstehen, sondern sich selbst als Teil
den Vordergrund. Ziel ist es, die emotiona-      ches Change-Management ein schrittweises        eines übergeordneten Systems verstehen
len und faktischen Bedürfnisse der Zielgrup-     und zugleich integriertes Vorgehen. Ent-        müssen: der Gesellschaft als Unternehmen-
pe so zu adressieren und im Wettbewerbs-         scheidend für den Starterfolg von Change-       sumwelt im ganzheitlichen Sinne (Miklis,
umfeld die Marke so zu profilieren, dass die     Prozessen ist das Commitment. Es lässt sich     Amler & Biesalski, 2020). So sind die häu-
Zielgruppe das Angebot zu erwerben               unter anderem mit Engagement, Einsatz,          figsten Gründe für einen Change-Prozess
wünscht und von allen anderen Wettbe-            Verpflichtung und Bekenntnis zu einer Sa-       zum einen technologische Entwicklungen
werbsangeboten unterscheidet (Burmann,           che oder Aufgabe übersetzen (LEO, o. J.).       und Innovationen, aber auch die Verknap-
Halaszovich, Schade & Piehler, 2018, 13).        In einem Change-Prozess geht es somit zu-       pung von Ressourcen sowie die Dynamisie-
                                                 nächst darum, diesen als verpflichtend und      rung der Märkte inklusive der Globalisie-
Mit der Markenpositionierung und dem Mar-        handlungsleitend anzuerkennen. Konkret          rung (Granneman & Seele 2016, 10f.).
kenleitbild soll ein klares und attraktives      geht es somit darum, dass Geschäftsleitung,
Zielbild für die Zukunft des Unternehmens        Führungskräfte und Mitarbeiter auf Basis ei-
beschrieben werden. Die Synchronisierung         nes gemeinsamen Problemverständnisses           5     Wissen schafft Transparenz
des internen Verständnisses und Selbstbildes     das definierte Leitbild Realität werden las-
mit der gewünschten externen Wahrneh-            sen. Dabei stellt das Commitment der Ge-        „Ohne eine intensive und glaubwürdige
mung, wie es im Rahmen des identitätsba-         schäftsleitung die erste notwendige Bedin-      Kommunikation werden Herz und Verstand
sierten Markenmanagements gefordert wird         gung für den Change-Prozess dar. Im Zeit-       der Mitarbeiter nicht für die Sache gewon-

                                                                                                                            transfer 03/2021           79
praxis

     nen“, so Kotter (2011, 7). Veränderungen        6     Wollen ist die Bereitschaft                 Weg zur Realisierung der Identität entlang
     nehmen direkten Einfluss auf das Arbeits-             zur Veränderung                             der verschiedenen Touchpoints sichtbar zu
     umfeld, wobei die konkreten Auswirkungen                                                          machen. Die Analyse steigert das Bewusst-
     zunächst ungewiss bleiben. Das beschäftigt      Mangelnde Motivation ist eine der wichtigs-       sein für die Marke, ihren Einfluss und zeigt
     und beunruhigt dann häufig die Mitarbeiter      ten Herausforderungen bei der operativen          Verbesserungspotenziale auf (Arowosegbe
     und sorgt für Desorientierung. Mangelnde        Umsetzung des Leitbildes. Die Mitarbeiter         & Mohamed, 2015, 95).
     Informationen können sich deshalb in Form       sollten deshalb nicht nur informiert sein,
     von Gerüchten – mit rasanter Geschwindig-       sondern sich verändern wollen und sich in-
     keit – im Unternehmen verbreiten (Stolzen-      spirieren lassen. Ohne Motivation bekommt         7     Können führt zur Verände-
     berg & Heberle, 2009, 109).                     der Veränderungsprozess keine Unterstüt-                rung
                                                     zung von unten nach oben, d. h. er bringt
     Der Veränderungsprozess sollte deshalb ei-      kein identitätskonformes Verhalten der Mit-       Mit der Schaffung des Bewusstseins und der
     nerseits für den Einzelnen erlebbar und         arbeiter und keine aktive Ausführung der          Bereitschaft für Veränderung geht die Befä-
     greifbar werden und andererseits die Dyna-      Identität hervor. All dies führt zur Verhinde-    higung einher. Hierbei soll die angestrebte
     mik der gesamten Belegschaft einbeziehen.       rung des Veränderungsprozesses. Deshalb           Markenidentität durchdrungen und ein ent-
     Alle Mitarbeiter sollen sich als aktive Be-     ist es wichtig, die Maßnahmen und Instru-         sprechendes markenprägendes Verhalten
     gleiter und Verantwortliche des Verände-        mente zu nennen und anzuwenden, die hel-          nachhaltig gefördert werden. Mittels der
     rungsprozesses verstanden fühlen. Es geht       fen, diese Hürden zu überwinden.                  Methoden des erfahrungsbasierten Lernens
     schließlich darum, „eine Geschichte der Ver-                                                      werden Verhaltensweisen auf Team-, Indi-
     änderung im Unternehmen und gemeinsam           Die gesamte Organisation und damit alle           vidual- und Leistungsebene trainiert, erlebt
     mit den Mitarbeitern zu schreiben“ (Zowis-      Mitarbeiter auf einmal und in gleichem Aus-       und verinnerlicht. In der praktischen An-
     lo & Schwab, 2013, 15ff.).                      maß zu erreichen und zu motivieren ist in         wendung existieren hierzu eine Vielzahl
                                                     den meisten Fällen nicht möglich, da es zeit-     change-basierter und verhaltenspsycholo-
     Für einen erfolgreichen Change im Unter-        und ressourcentechnisch kaum realisierbar         gisch initiierter Tools und Methoden (Kili-
     nehmen müssen nicht alle Mitarbeiter alles      ist. Die Lösung hierfür liegt in der Arbeit mit   an & Völker, 2021).
     wissen, aber alle müssen informiert sein und    Key Influencern (Corporate Influencer), die
     von Anfang an – vor der tatsächlichen Um-       die Rolle von Markenbotschaftern in der Or-       Im Change-by-Brand-Modell werden zur
     setzung – gezielt in den Prozess einbezogen     ganisation übernehmen sollen. Unter Key           Erreichung eines konsistenten markenprä-
     werden. Teilweise kann die Einbeziehung         Influencern versteht man Akteure, die auf-        genden Verhaltens die Tools „Spitzenteams“
     vorab durch eine Integration von einzelnen      grund ihres Netzwerks und ihrer Überzeu-          (Teamebene), „Vertrauensformel“ (Individu-
     Mitarbeitern in den Markenentwicklungs-         gungskraft über einen starken Einfluss ver-       alebene) und „Value Area – Value Proposi-
     prozess geschehen. Im weiteren Verlauf gilt     fügen (Kim & Mauborgne, 2003, 58).                tion“ (Leistungsebene) angewandt.
     es den restlichen Mitarbeitern fundierte In-
     formationen rund um den anstehenden             Die Aufgabe von Markenbotschaftern um-
     Change zu vermitteln und damit die notwen-      fasst viele Aspekte, wie z. B. die authenti-      8     Fazit
     dige Transparenz zu schaffen. Die weiter-       sche und vertrauenswürdige Vermittlung
     entwickelte oder neue Markenidentität wird      von markenbezogenen Informationen, der            Change by Brand stellt einen ganzheitlichen
     an dieser Stelle als Antrieb des Change-Pro-    Austausch von Best Practices, die Weiterga-       Management-Ansatz zur erfolgreichen Aus-
     zesses genutzt. Es soll jedem Mitarbeiter ein   be von Mitarbeiter-Feedback an das Change-        gestaltung von Veränderungsprozessen mit
     klares Verständnis der Markenidentität, be-     Team und die Verbesserung der Markenim-           der Marke dar. Für einen nachhaltigen
     stehend aus Leitbild und Positionierung, nä-    plementierung (Schmidt & Baumgarth,               Change-Erfolg ist es unerlässlich, den ein-
     hergebracht werden. Die notwendige Detail-      2018).                                            geschlagenen Transformationsweg zu ver-
     tiefe des Informationsgrades wird über die                                                        stetigen. Entscheidend ist es in diesem Zu-
     Informationsvermittlung in Kaskaden ge-         Neben einem Markenbotschafter-Programm            sammenhang, den Fortschritt kontinuierlich
     löst. Hierzu werden die Führungskräfte im       gibt es noch weitere Instrumente, um Mitar-       zu messen und auf dieser Grundlage steuer-
     Vorfeld tiefgehend informiert und auf den       beiter zur aktiven Teilnahme am Change-           bar zu machen. Voraussetzung für die Be-
     Change eingestimmt. Gemäß Kotters „Walk         Prozess zu motivieren. Ein Beispiel hierfür       wusstmachung des Change-Erfolgs ist die
     the talk“ sollen diese dann mit gutem Bei-      ist die Reifegradanalyse, die es den Mitar-       Gegenüberstellung des gemessenen Ergeb-
     spiel vorangehen, um mit Worten und Taten       beitern ermöglicht, ihr Verhalten extern und      nisses mit definierten und konkret formu-
     die neue Unternehmenskultur vorzuleben          intern zu reflektieren. Die Reifegradanalyse      lierten – wenn möglich auch quantifizierten
     (Kotter, 2007, 8). Durch die transparente       (Capability Maturity Model) wurde zu-             – Zielen.
     Wissensvermittlung und Einbeziehung aller       nächst für Softwareprozesse entwickelt, um
     Mitarbeiter nimmt die Aufgeschlossenheit        unstrukturierte Programme zu standardisie-
     gegenüber dem Veränderungsprozess unmit-        ren. Im Change-Management wird der An-
     telbar zu.                                      satz benutzt, um den Fortschritt auf dem

80    transfer 03/2021
praxis

Im Change-by-Brand-Modell wird der wirt-        Management-Takeaway                                               Grannemann, U., & Seele, H. (2016). Führungsaufgabe
                                                                                                                    Change: Eine Roadmap für Führungskräfte in
schaftliche Erfolg anhand der Kauf- und                                                                             Veränderungsprozessen. Berlin, Heidelberg und New York:
                                                Im Change-by-Brand-Modell wird die
Preisbereitschaft bei der Zielgruppe quanti-                                                                        Springer-Verlag.
                                                Marke gezielt als positiver Treiber in Ver-
fiziert. Hintergrund ist die Annahme, dass                                                                        Kilian, K., & Völker, M. (2021). Markenstrategisches Change-
                                                änderungsprozessen genutzt. Mit Hilfe der                            Management. Transfer – Zeitschrift für Kommunikation
das im Markt erzielte Preis- und Mengen-                                                                             und Markenmanagement, 67(2), 70-75.
                                                Marke können alle Stufen des Change-
premium für ein Produkt oder eine Dienst-                                                                         Kim, W. C., & Mauborgne, R. (2003). Tipping Point Leader­
                                                Prozesses nach Kotter (2011) unterstützt
leistung davon abhängt, wie stark und wie                                                                           ship. HBR’s 10 Must Reads on Change. Watertown:
                                                werden: Angefangen von der Schaffung                                Harvard Business School Publishing Corp.
positiv die Marke bei der Zielgruppe veran-
                                                einer positiven Aufbruchsstimmung mit                             Kotter, J. P. (2007). Leading Change: Why Transformation
kert ist. „Jeder Unternehmensbereich – von                                                                          Efforts Fail. Harvard Business Review. Abruf von https://
                                                vereinten Wegbereitern, der Bewusstma-
Forschung und Entwicklung, Einkauf, Pro-                                                                            hbr.org/2007/01/leading-change-why-transformation-
                                                chung von Barrieren, der Motivation und                             efforts-fail.
duktion, Personal, Vertrieb bis hin zum Mar-
                                                Befähigung der Mitarbeiter bis hin zum Er-                        Kotter, J. P. (2011). Leading Change. Wie Sie Ihr
keting – beeinflusst zweifelsfrei den wirt-                                                                         Unternehmen in acht Schritten erfolgreich verändern.
                                                folgsnachweis. Im Mittelpunkt steht dabei
schaftlichen Erfolg.“ (Biesalski & Brandes,                                                                         München: Vahlen Verlag.
                                                die Markenidentität als Orientierungsanker
2018, 814). Über die Kontaktpunkte des Un-                                                                        Lauer, T. (2010). Change Management – Grundlagen und
                                                im Sinne eines attraktiven Zielbildes.                              Erfolgsfaktoren. Berlin und Heidelberg: Springer Gabler.
ternehmens wird von den Mitarbeitern di-
                                                                                                                  LEO GmbH (o. J.). LEO online. Abgerufen von https://dict.leo.
rekt oder indirekt die Entwicklung der Mar-                                                                         org/englisch-deutsch/commitment.
kenstärke beeinflusst, konkret bezogen auf      Literatur                                                         Miklis, M. A., Amler, H., & Biesalski, A. (2020). Purpose:
Präsenz, Wahrnehmung, Einstellung und           Arowosegbe, A. A., & Mohamed S. F. (2015). A Systematic
                                                                                                                    Greenwashing oder Schlüssel zur Transformation?
                                                                                                                    Markenartikel, 81(11), 34-37.
Verhalten bei der Zielgruppe. Die damit ver-      Change Management Capability Maturity Assessment
                                                  Framework for Contracting Organizations. American               Schmidt, H. J., & Baumgarth, C. (2018). Strengthening inter-
bundenen Leistungsdimensionen, wie z. B.                                                                            nal brand equity with brand ambassador programs: deve-
                                                  Scientific Research Journal for Engineering, Technology,
Bekanntheit, Differenzierung, Sympathie,          and Sciences, 13(1), 88-96.                                       lopment and testing of a success factor model. Journal of
                                                                                                                    Brand Management, 25, 250-265.
Vertrauen bis hin zur daraus resultierenden     Bartscher, T., & Stöckl, J. (2011). Veränderungen erfolgreich
                                                  managen – Ein Handbuch für Change Manager und                   Stolzenberg, K., & Heberle, K. (2009). Change Management
Kauf- und Preisbereitschaft, sind Bestand-                                                                          – Veränderungsprozesse erfolgreich gestalten –
                                                  Interne Berater. Freiburg, Berlin und München: Haufe
teil der sogenannten Markenwirkungskette.         Gruppe.                                                           Mitarbeiter mobilisieren. Heidelberg: Springer Verlag.
All diese Faktoren können als Key Perfor-       Biesalski, A., & Brandes, F. (2018). Marktforschung und           Werther, S., & Jacobs, C. (2014). Organisationsentwicklung –
                                                                                                                   Freude am Change. Berlin, Heidelberg und New York:
mance Indicators (KPIs) konkret formuliert,       Markenwertmessung von B-to-B-Marken. In C. Baumgarth
                                                                                                                   Springer Verlag.
                                                  (Hrsg.), B-to-B-Markenführung (S. 813-838). 2. Aufl.
quantifiziert und als Zielgrößen geplant wer-     Wiesbaden: Springer Gabler.                                     Zowislo, N., & Schwab, H. (2013). Interne Kommunikation im
den.                                            Bleicher, K. (1994). Leitbilder. Orientierungsrahmen für eine       Veränderungsprozess. Wiesbaden: Springer Gabler.
                                                  integrative Managementphilosophie. 2. Aufl. Zürich und
                                                  Stuttgart: Verlag Neue Zürcher Zeitung und Schäffer-
Damit wird deutlich, dass es sich bei Change      Poeschel.
by Brand um einen systemischen Ansatz zur       Burmann, C., Halaszovich, T., Schade, M., & Piehler, R. (2018).
Steigerung des Unternehmenserfolgs über           Identitätsbasierte Markenführung. Grundlagen - Strategie
                                                  - Umsetzung - Controlling. 3. Aufl. Wiesbaden: Springer
die markengetriebene Transformation han-          Gabler.
delt. Letztendlich muss Veränderung Wert-       Esch, F.-R., Schaarschmidt, C., & Baumgartl, C. (2019).
schöpfung erzielen, damit sich Unternehmen        Herausforderungen und Aufgaben des
                                                  Markenmanagements. In F.-R. Esch (Hrsg.), Handbuch
auch zukünftig sinnstiftendes Handeln leis-       Markenführung (S. 3-40). Wiesbaden: Springer
ten können.                                       Fachmedien.

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