Vernetztes Wohnen Wie wir in Zukunft leben 2.2013 - ZVEI
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Editorial 3 „Wir alle müssen lernen, vernetzter zu denken. Also: Nicht nur das eigene Produkt oder die einzelne Funktion im Auge haben, sondern das Ganze sehen.“ Liebe Leserinnen, liebe Leser, vernetztes Wohnen bietet gewaltige Chancen für Gesellschaft und Umwelt. So kann die Anbindung der Haustechnik an ein intelligentes Stromnetz dazu beitragen, die Energiewende schneller zu bewältigen. Ältere Menschen können länger in den eigenen vier Wänden wohnen. Nicht zuletzt werden wir komfortabler leben und bei unserer Mediennutzung viel mehr Möglichkeiten haben. Der Weg dorthin ist allerdings nicht ohne Herausforderun- gen, die wir in Ampere auch beim Namen nennen. Die viel- leicht wichtigste will ich voranstellen: Wir alle müssen lernen, vernetzter zu denken. Also nicht nur das eigene Produkt oder die einzelne Funktion im Auge haben, sondern das Ganze se- hen. Technik, gerade für das eigene Zuhause, darf dabei nicht zum Selbstzweck werden, sondern muss den Bedürfnissen der Wir können die Energiewende nur weiter Menschen dienen. Einfachheit und Zuverlässigkeit in der Be- dienung sind dafür eine wesentliche Voraussetzung. voranbringen, wenn wir gemeinsam Gelingt uns dies – und da bin ich zuversichtlich – dann wird die Elektroindustrie durch Vernetzung, in unseren Wohnun- passende Lösungen erarbeiten. gen und Häusern, aber auch allen anderen Anwendungen, die treibende Kraft für technische und gesellschaftliche Innova- tion bleiben. Illustration & Fotografie: Guido Naujoks (Titel), Christian Behrens Deutschland geht neue Wege. Mit Antworten für die Energiewende. Ihr Bei der Energiewende geht es um viel mehr als den Ausstieg einzigartige Gelegenheit, Vorreiter innovativer Entwicklungen aus der Kernenergie und das Erreichen von Klimazielen. zu werden. Siemens bietet Lösungen für sämtliche Handlungs- Lebenswichtige Teile der Infrastruktur unseres Landes sind felder des Energiesystems – vom Privathaushalt bis zur länder- neu zu gestalten. Eine nachhaltige, sichere und bezahlbare übergreifenden Stromautobahn. Und wir haben die Erfahrung, Energieversorgung ist für die Wettbewerbsfähigkeit unserer alles intelligent zu vernetzen. Die Antworten für die Energie- Friedhelm Loh Wirtschaft ebenso entscheidend wie für die Lebensqualität wende sind da. Und die Zeit für neue Wege ist jetzt. Denn die ZVEI-Präsident jedes Einzelnen. Eine historische Herausforderung. Und die Welt von morgen braucht unsere Antworten schon heute. siemens.de/energiewende AMPERE 2.2013
4 Inhalt 5 VisION 2025: Per App lässt sich das ganze Haus vom Sofa aus Nutzerakzeptanz: Wie lebt es sich im vernetzten Haus? Bedienung: Alles von überall, so einfach wollen es die Kunden. Und STANdpunkte: Nicht exklusive Neubauten, sondern der Bestand steuern – oder sogar vom Strand in der Südsee Seite 8 Unser Autor geht auf Spurensuche Seite 23 machen es der Industrie damit ganz schön schwer Seite 28 entscheidet, meint der Architekt Prof. Werner Sobek Seite 38 schwerpunkt: Verne t z tes Wohnen Auf takt gesellschaf t Lösungen Am puls Im Netz zuhause 08 vision 2025 32 MARKT 38 standpunkte 46 heisses eisen Leben im App-Partment Fang den Kunden! „Technik ist für mich Null CO2, aber Der Markt für vernetztes Wohnen eine Klaviatur“ gute Zinsen 12 chefsache besteht aus vielen Teilsegmenten. Virtuelle und reale Räume wachsen in den Vom Sofa aus in die Welt Wer wird sich wo behaupten? Im Gespräch mit AMPERE schlägt Star-Architekt Werner Sobek Der Wechselrichter-Hersteller SMA macht vor, dass eine Wohnungen und Häusern der Zukunft Hans Wienands, Vize-Chef von 34 GESELLSCHAF T radikal einfache Lösungen vor klimafreundliche Produktion wirtschaftlich sein kann Samsung Electronics in Deutsch- zusammen. Das Internet der Dinge verspricht land, über die Technik zwischen Smart Seniors & Co 42 REPORT Mensch und Möglichkeit 48 live on stage nicht nur mehr Komfort und Multimedia, Altersgerechte Assistenzsysteme Angebot und Nachfrage Zukunft willkommen unterstützen Menschen, länger in Intelligente Stromnetze brauchen sondern auch saubere Energie und selbstbe- 16 das thema den eigenen vier Wänden zu bleiben intelligente Verbraucher. Dann Die wichtigsten Momente auf Jeder mit jedem stimmtes Leben im Alter. Was, so fragt 36 Einwurf kann die Energiewende gelingen dem ZVEI-Jahreskongress 2013 in Bildern Smart-Home-Anwendungen sind unser Schwerpunkt, muss passieren, damit ein verlockender Markt. Neue Horizonte für Allianzen formieren sich, um ihn 50 vorausgedacht die Vision vom Smart Home in 40 Millionen smarte Anwendungen zu erobern Energie-Generationen VDE-Präsident Dr. Joachim deutschen Haushalten ankommt? Schneider über die Notwendigkeit, Schülerreporterin Sophie Kohler technologie die Forschungsförderung zu intensivieren im Gespräch mit ABB-Chef Dr. Peter Terwiesch 37 Einwurf 23 forschung Der Gigabit-Gesell- Forschen im Alltag schaft gerecht werden Immer mehr Wissenschaftler untersuchen, was Menschen Telekom-Vorstand Dr. Claudia dazu bewegt, ihre Wohnung Nemat über den Hunger moderner standards Gesellschaften nach Bandbreite zu vernetzen 03 EDITORIAL 28 PRA XIS 06 Fragen zu 31 Impressum Aus einer Hand PERSONENVERZEICHNIS Kompliziert darf es nicht werden, so 44 Fakten statt vorurteile viel steht fest. Doch nichts ist schwieriger als einfache Bedienung AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
6 fragen zu … 7 Wird Technik wichtiger Wann kommt als Architektur? Verändert sich mit die Technik für jedermann? Wer macht aus vernetztem Wohnen unser ganzes Leben? Ist das nur etwas für reiche Eigenheim- der Vision Können Elektrofachhandel und Besitzer? ein konkretes Vernetztes Handwerker das noch erklären, planen und installieren? Geschäft? Wohnen Was gibt es Wird die Bedienung furchtbar kompliziert? da noch zu forschen? Was kann die Politik tun? Wie können wir so viele Daten Wie viel Energie zuverlässig übertragen? können wir Wie wichtig ist uns noch mehr Wer übernimmt durch Entertainment? im Haus der Zukunft Können ältere Menschen intelligente künftig länger zuhause leben? Geräte das Kommando? sparen? AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
8 vision 2025 9 Vernetztem Wohnen gehört die Zukunft. Doch Kommu- Fenster nikation wie wird es sich anfühlen, in einer Hightech-Umgebung eine Box sorgt für lernt von alleine, was Menschen zu wohnen? Ein Hausbesuch im Jahr 2025. allen Datenaus- tausch wollen Text: Johannes Winterhagen | Illustration: halbautomaten Leben im App-Partment Wasch- maschine setzt sich in Bewegung, wenn Strom billig ist Küchen- geräte Licht sorgt immer Belüftung: schafft für die richtige Lebensqualität und Stimmung spart Energie E in Apartmenthaus im Frank- SPIELEND EINFACH: furter Westend. Seit Karl (54) Wischen und Tippen, und Lotte (52) nach dem Aus- TV mehr braucht der Smart-Home- zug ihrer erwachsenen Kinder erfüllt jeden Bewohner nicht Medien-Wunsch hierher gezogen sind, hat sich vieles ge- zu können. sofort ändert. Nur eines nicht: Sonntagabend freuen sie sich gemeinsam auf den neu- esten Tatort. Karl sitzt schon auf dem Sofa, sein Tablet in der Hand. Antidust +++ saugt nur Staub, wenn niemand zuhause ist Lotte, komm doch mal zu mir. Ich will Dir noch rasch etwas zeigen, bevor wir den Fernseher einschalten. Gleich, Du hast doch wieder nur eine neue App. Stimmt, aber was für eine! Über unser High-Speed-Netz ist die ganz schnell geladen. Weißt Du noch, wie das war, mit 56 k zu surfen? Jetzt haben wir ein Gigabyte pro Sekunde! Und da ist sie auch schon. Bin gespannt, was jetzt passiert. Oh ..., das Licht. AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
10 vision 2025 Das ist der neue Mood „Scandinavia“, modus“. Einmal über das Tablet wi- delt, lese ich seit Jahren nur ab und zu den unser Leuchtenhersteller heute schen und alle Fenster und Jalousien aus Spaß unseren Energieverbrauch Das ganze Haus online gestellt hat. Er soll das Mitt- schließen sich, die Heizung geht in den ab. Du weißt ja, wir Männer geben sommerlicht ins Haus holen – das Gefrierschutzmodus, die Alarmanlage gern mal in der Kneipe an – und das hast Du doch bei unserem Schweden- schaltet sich kurze Zeit später auch ein. kann ich, indem ich die Werte über in Ihrer Hand. urlaub letztes Jahr so geliebt. Wenn ich daran denke, dass ich früher mein Smartphone ablese. immer mit dem Gefühl weggefahren Ja, das erinnert mich tatsächlich an die bin, irgendetwas vergessen zu haben. Sag mal, wenn wir nicht da sind, und schönen Wochen. Eine wunderbare unsere Telefone auch nicht, wie steuert Natur. Nur an das Haus musste ich Manchmal bist Du mir fremd. Ich sich das ganze System dann trotzdem? mich gewöhnen. Kein Internet, kein denke als Erstes daran, wie viel Geld Fernsehen, und wenn wir am See wa- wir durch die intelligente Heizung Das Tablet hier oder das Telefon sind ren, konnte man nicht auf dem Telefon und Klimatisierung sparen. Und da- nur Ein- und Ausgabegeräte. Das Ge- nachschauen, ob die Haustür abge- durch, dass sich unsere Elektrogeräte hirn unseres Apartments ist der schlossen war. den Strom immer dann holen, wenn schwarze Würfel, der im Flur steht. Er führt die Daten aller einzelnen Syste- me zusammen, teilweise über Draht, teilweise über WLAN. Er übersetzt Fern- auch von einer Sprache in die andere, steuerung sonst würden sich Heizung, Fernseher vom Strand und Kühlschrank womöglich nicht aus das Haus verstehen. überwachen Dass der so wichtig ist, wusste ich gar nicht. Wenn ich also aus Versehen beim Saugen den Stecker rausziehe, dann bricht hier alles zusammen? Mal abgesehen davon, dass Du meines Wissens immer den Anti Dust Robot nutzt: Jedes automatisierte System hat E U ! N pp einen Default-Modus, in dem ... Es ist ein Kreuz, mit einem Elektro- Per A bar. techniker verheiratet zu sein! er steu Einen Tag früher aus dem Urlaub zurück? Das Haus wird pünktlich warm sein. Denn es kommuniziert mit unserem Smartphone. Ich meine einen Modus, in dem das System auch isoliert sicher läuft. Es fallen dann nur bestimmte Funktio- Und Du hast gesagt, Du brauchst den er am billigsten ist. Sonst hätten wir nen weg. Aber sag mal, wolltest Du ganzen Technikkram nicht, als wir uns es auch gar nicht leisten können, nicht „Tatort“ gucken? hierher gezogen sind. die komplette Wohnung mit einer Fußbodenheizung zu wärmen. Jetzt setze ich mich zu Dir. Aber unter- Am Anfang war ich tatsächlich miss- steh Dich, mittendrin wieder auf Split trauisch. Schließlich sind wir hierher Die fühlt sich wirklich sehr angenehm Screen zu schalten und Börsenkurse gezogen, damit wir uns nicht mehr um an. Wobei ich vor allem schätze, dass abzurufen. das große Haus in der Vorstadt küm- wir jetzt hier zwei Jahre wohnen und mern müssen. Endlich wieder in der ich seit dem Einzug nie an der Heizung +++ Busch-ComfortPanel®. Komfortabel fernbedienen. Stadt, ich kam mir fast vor wie in unse- drehen musste. Die weiß, wann wir da Mit der Busch-ComfortTouch App werden Smartphone und Tablet rer Studienzeit. Ich gebe aber zu, dass sind und wann nicht, und reguliert sich Kaum hat der Krimi angefangen, wird zur mobilen Schaltzentrale. So kann man komfortabel viele Funktionen ich die Technik in diesem Apartment von ganz alleine. das Bild doch überblendet, ein Fenster im Haus fernsteuern. Über das private WLAN-Netzwerk oder unter- immer mehr zu schätzen weiß. öffnet sich: „Unbekannte Person an der wegs per Internet. Mehr Informationen sowie die praktische App gibt Na ja, am Anfang musste ich schon ein Haustür. Soll ich trotzdem öffnen?“ es auf www.BUSCH-JAEGER.de Zum Beispiel? paar Mal eingreifen, aber da es sich Lotte und Karl beschließen, in den „Do um einen selbstlernenden Algorith- Not Disturb“-Modus zu schalten. Die- Besonders gern mag ich den „Urlaubs- mus auf Basis neuronaler Netze han- ser Abend gehört nur ihnen beiden. AMPERE 2.2013 www.BUSCH-JAEGER.de Die Zukunft ist da.
12 chefsache 13 Unglaublich intelligent werden unsere Häuser werden. Der Markt sei reif, meint Hans Wienands, Vize-Chef von Samsung Electronics in Deutsch- land. Um ihn zu erschließen, bedarf es neuer Geschäftsmodelle. Und Rück- sichtnahme auf den Menschen. Denn der will nicht viel Geld auf einmal investieren – und sich vor allem auf dem Sofa zurücklehnen, wenn er nach Hause kommt. Text: Johannes Winterhagen | Fotografie: Tillmann Franzen Vom Sofa aus in die Welt D ie Deutschland-Zentrale von Hoffnung als Privatmann ist, dass es fügbar sind und unseren Anforderun- Samsung Electronics liegt vor uns mit dem Smart Home ganz ähnlich gen – beispielsweise unter Sicher- den Toren Frankfurts im Tau- gehen wird. heitsaspekten – entsprechen. nus. Der Parkplatz ist über- füllt, der Showroom quillt über vor Und was hofft der Geschäftsmann in Für Consumer Electronics ist das kein Hightech-Geräten. Indizien für das Ihnen? ungewöhnlicher Ansatz. Im Bereich starke Wachstum in den letzten Jahren, Wenn wir an eine globale Marke wie der Gebäudeautomatisierung hinge- das vor allem von Fernsehgeräten und Samsung denken, können wir uns da- gen schon. Mobiltelefonen getragen war. Der Er- durch differenzieren, dass wir uns in Das ist die Herausforderung. Denn ei- folg hat ein Gesicht: Hans Wienands drei bis fünf Jahren nicht mehr nur gentlich haben wir die einzelnen Geräte leitet nicht nur das operative Geschäft über den Verkauf von Hardware defi- alle schon. Jetzt fehlt nur noch das klei- von Samsung Electronics, sondern ist nieren. Die Sinnhaftigkeit digitaler ne Teil, das alles miteinander verbindet. auch Mitglied des ZVEI-Vorstands und Helfer ergibt sich nur, wenn die Vernet- leitet den Fachverband „Consumer zung zwischen ihnen tatsächlich funk- Das Mobiltelefon selbst wird nicht Electronics“. tioniert. jenes kleine Teil sein? Eher nein. Es gibt so viele Anwen- Mit „Smart Home“ verbinden sich vie- Wie bringen Sie die Geräte dazu, dungsgebiete im „Smart Home“: Multi- le Hoffnungen. Was erhoffen Sie sich? miteinander zu reden? media, Hausgeräte, Haussteuerung, Über das Smartphone haben wir ge- Wir verfolgen seit langem den Ansatz, Energie und Gesundheit. In all diesen lernt, wie komfortabel die digitale Un- keine proprietären Standards zu verfol- Bereichen können wir uns digitale Un- Die Geräte für das Smart Home gibt terstützung unseres Lebens sein kann. gen, sondern mit offenen Standards zu terstützung gut vorstellen. Wenn man es schon, sagt Hans Wienands. Ganz selbstverständlich nutzen wir arbeiten. Ob Bluetooth, WLAN oder jetzt die Hardware-Anbieter für diese Allein an der Vernetzung mangelt es. Funktionen, von denen wir vor fünf NFC, wir verwenden immer dann offe- Bereiche anschaut, stellt sich die Frage: Jahren noch nichts wussten. Meine ne Industriestandards, wenn diese ver- Wo gibt es denjenigen, der eine Platt- AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
14 chefsache 15 form baut, die die notwendigen zung mit der Steuerung der Jalousien Drittel der heute möglichen Funktio- Steckbrief Schnittstellen zur Verfügung stellt, zu verbinden und gleichzeitig noch nen genannt. Ich glaube, wenn man aber auch das Abrechnungssystem bie- eine Warnung über das Smartphone den Menschen eine einfache Lösung Name tet? Wenn es diesen Anbieter gibt, abzusetzen, dass die Fenster offen ste- anbietet, die er vielleicht nicht einmal Hans Wienands kann er gemeinsam mit dem Fachhan- hen – das ist reichlich komplex. Zum kaufen muss, sondern die er über den del ein Komplettangebot machen, das anderen ist es in Deutschland schwieri- Plattformanbieter über 24 oder 36 Mo- Firma alle Funktionen im Haus steuert. Das ger, eine solche Plattform zu etablieren, nate finanzieren kann, wird damit ein Samsung Electronics GmbH reicht dann von Komfortfunktionen, weil unsere Struktur komplett dezentral Markterfolg zu erzielen sein. Position die über Smartphone oder Tablet be- ist. Dabei sind vielerlei Regularien zu Executive Vice President, dient werden, bis hin zu selten benö- beachten. Und nicht zu vergessen: Mit Ein Mietkaufmodell also ... verantwortlich für das operative tigten Funktionen, etwa im Energiebe- 57,4 Prozent aller Haushalte wohnt der Ein Modell, das Upgrade-fähig ist und Geschäft in Deutschland reich. Ich will mir nicht jeden Tag Ge- größte Anteil der Bevölkerung derzeit dem individuellen Bedarf angepasst Erste Ausbildung danken darüber machen, ob meine zur Miete. In nahezu allen anderen EU- werden kann. Beispielsweise sollte je- Fotograf Heizung richtig eingestellt ist. Da will Ländern wohnen mehr als die Hälfte mand, der vor allem an Multimedia- ich eine Automatisierung, die diesen der Haushalte im Eigentum. Den Be- Anwendungen interessiert ist, das Ge- Erste Berührung mit Elektrotechnik Namen auch verdient. darf in der Wohnungswirtschaft zu we- rät um einen 5-Terrabyte-Speicher er- im Außendienst cken, damit diese die notwendigen In- weitern können. So wird der Bedarf Lieblingselektrogerät So wie Sie die Voraussetzungen für vestitionen für lohnend hält, ist eine geweckt. Und wenn Multimedia überall Kaffee-Vollautomat im Büro den Plattformanbieter beschrieben große Herausforderung. im Haus und jederzeit möglich ist, haben, denkt man sofort an WLAN- dann werden auch die weiteren An- Häufig anzutreffen Router und die Telekom. Kann man als Gerätehersteller denn wendungen genutzt. Wir können das im Flugzeug zwischen Frankfurt Das ist nicht von der Hand zu weisen. durch höhere Vernetzung einen gut anhand der Automobilindustrie be- und Seoul Die Telekom macht mit dem Projekt Premiumpreis erzielen? obachten: Durch den Bedarf nach Info- Qivicon sicher den richtigen Schritt. Da kann man noch einmal auf den tainment entwickelt sich automatisch Wir unterstützen dieses Projekt ge- Smartphone-Markt blicken, der heute ein Markt für Vernetzungslösungen. meinsam mit anderen namhaften Part- schon „Life care“-Funktionen anbietet. nern, zum Beispiel aus den Bereichen Sie können ein Smartphone schon als Braucht man in einem vernetzten Elektrohausgeräte oder Energierversor- Schrittzähler oder zur Blutdruckmes- Haus den klassischen Fernseher noch? Ändert sich unser Leben durch ist schließlich weltweit die Nummer nicht einfach – auch hier kann übrigens gung. Die Interessen und die Herange- sung benutzen. Damit kann man einen Die Funktionalität eines Fernsehers ist vernetztes Wohnen also gar nicht? zwei bei der weißen Ware, die mechani- der ZVEI eine wichtige Rolle spielen. nicht totzukriegen. Vor zehn Jahren hat Ich bin fest davon überzeugt, dass es schen und thermischen Funktionen be- Trotzdem eignet sich Deutschland als die IT-Industrie behauptet: Wir können eine entscheidende Änderung gibt: herrschen wir gut. Wenn wir das mit Mustermarkt. Die Erfahrung zeigt doch „Wenn Multimedia überall im Haus das besser und schneller, man braucht nur ein Display und eine Box, die mit Durch Life-Care-Anwendungen wird es uns möglich, länger selbstbestimmt in unserem Know-how im Bereich Consu- mer Electronics verknüpfen, können immer wieder: Wenn etwas hier unter komplizierten Rahmenbedingungen jederzeit möglich ist, werden auch dem Internet verbunden ist. Die IT- Branche denkt aber in funktionalen Ka- unseren eigenen vier Wänden zu leben. Ferndiagnose und schnelle Hilfestel- wir solche Lösungen schnell umsetzen. funktioniert, dann muss man für ande- re Märkte nicht allzu viel neu erfinden. die anderen Anwendungen genutzt.“ tegorien und vergisst dabei den Kom- fort. Der Konsument will sich zurück- lung nutzen nicht nur dem Menschen, sondern treffen auf hohes Interesse der Bei allen Technologien rund ums vernetzte Wohnen gibt es noch keine Welche Rolle spielt der Fachhandel? lehnen, wenn er fernsieht, speziell in Versicherungswirtschaft. Darüber hin- definierten Standards. Auch hier macht es die dezentrale Struk- Deutschland. Außerdem macht es die aus hat sich das Leben durch Smart- Präzise gesagt gibt es bereits eine ganze tur in Deutschland nicht einfacher, wir hensweise gehen bei den Partnern aber Premiumaufschlag erzielen. Das gilt Menschen wahnsinnig, wenn sie wäh- phones bereits unglaublich verändert. Reihe von Standards und Technologien, haben mehr als 7.000 Elektronikhänd- weit auseinander. Daher gleicht es der auch für den TV-Markt. Für ein WLAN- rend eines Länderspiels ihren Fernse- Wir sind fast immer mit dem Internet man muss sich aber auf eine gewisse ler. Viele Handelspartner haben aber er- Quadratur des Kreises, in einem sol- fähiges Gerät mit zwei Tunern und ei- her neu booten müssen. verbunden, organisieren unser Leben Auswahl verständigen und Lücken mit kannt, dass es einen Umbruch geben chen Gremium die gesuchte Box zu fin- nem offenen Browser können Sie schon viel spontaner und holen uns kurzfris- neuen Standards schließen. Hier ist ein wird und in fünf Jahren vermutlich der den. Ich halte es nicht für unmöglich, einen höheren Preis erzielen als für ein Oder wenn das Tor bei den Nachbarn tig Informationen ein. Aufgabenfeld, in dem der ZVEI, auch in Verkauf voneinander getrennter Hard- dass trotz der starken Unterstützung Standardgerät. Gleiches gälte auch für einige Sekunden früher fällt, weil der Zusammenarbeit mit BITKOM, eine ware – Fernseher hier, weiße Ware dort, für das Qivicon-Projekt die Lösung eine Waschmaschine, die sich über das nicht über Internet guckt. Welche Chancen sehen Sie im wichtige Rolle spielen kann. IT/TK separiert– nicht mehr funktio- plötzlich von einer ganz anderen, uner- Smartphone steuern lässt. Genau. Ein Mensch, der nach Hause intelligenten Stromnetz? niert. Der klassische Hardware-Verkauf warteten Seite kommt. kommt und sich aufs Sofa setzt, will Diesen Markt machen andere. Aber ich Wie attraktiv ist der deutsche Markt wird sich auf die Einstiegspreis-Bereiche Ist die von unterwegs programmier- einen Knopf drücken und dann das kann sicher sagen: Sobald der Markt für vernetztes Wohnen im globalen konzentrieren. In anderen Marktberei- Aber warum ist das noch nicht bare Waschmaschine wirklich die Erste Programm auf dem Bildschirm nennenswert wird, werden wir auch Maßstab denn überhaupt? chen wird man Lösungsansätze verkau- passiert? Große Unternehmen wie Anwendung, die den Verbraucher haben. In den Samsung Smart-TV-Ge- Geräte mit entsprechenden Steuerun- Der deutsche Markt ist schwierig, aber fen. Dem Elektronikhandel kommt die Google arbeiten doch schon länger an dazu bringt, sein Haus zu vernetzen? räten kann man mit einer Multimedia- gen anbieten. Interessant wird das, nicht unattraktiv. Ganz im Gegenteil: wichtige Aufgabe zu, dem Konsumenten dem Betriebssystem für das Smart Das ist ein Henne-Ei-Thema. Wenn Sie Oberfläche (Smart Hub) starten, aber wenn wir mit Smart Grid tatsächlich Die Kaufkraft der Deutschen und die Appetit zu machen. Und er muss dem Home. einen Verbraucher vor fünf Jahren ge- viele wählen immer noch die Einstel- einen nachhaltigen Einspareffekt erzie- Bereitschaft, in Technologie zu inves- Kunden die einbaufertige Lösung anbie- Die Hürden bestehen zum einen in der fragt hätten, was er von einem Smart- lung, die sie direkt zu ihrem Lieblings- len können. Ich sehe uns da in einer re- tieren, ist gleichermaßen hoch. Die ten, zum Beispiel, indem er mit Hand- Vielzahl der Gewerke. Allein die Hei- phone erwartet, hätte der maximal ein sender bringt. lativ guten Ausgangsposition. Samsung hohe Regulierungsdichte macht es werkern aus der Region kooperiert. AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
16 das thema 17 An der Realisierung des vernetzten Wohnens arbeiten derzeit viele Unternehmen. Wer den Kampf um die Rolle des Systemintegrators gewinnt, ist dabei noch offen. Text: Johannes Winterhagen mehr, ob wir einzelne Systeme miteinander ver- netzen, sondern nur noch ab wann und wie“, be- richtete Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner jüngst. Autos sollen die Vorfahrt an Kreuzungen künftig unter sich ausmachen, Werkstücke und Maschi- Mehr Sicherheit, mehr Entertain- nen in Fabriken ihre Bearbeitungsreihenfolge ment, bessere Gesundheit, weniger selbstständig aushandeln. Energieverbrauch - das vernetzte Während die Vernetzung in großen Infrastruktur- Wohnen verspricht viel. systemen und im Investitionsgüterbereich eine ausgemachte Sache zu sein scheint, herrscht noch Unsicherheit, wie weit Menschen ihre privat ge- nutzten Maschinen miteinander vernetzen. E Spricht das Auto künftig wirklich mit der Hei- in Physik-Leistungskurs Ende der achtzi- zung? Und wozu? ger Jahre. Einer von 18 Nerds, die man da- mals noch nicht so nannte, erzählt von ei- Geringere Pflegekosten nem weltweiten Datennetz, in das er sich Der Nutzen scheint gerade im Energiebereich er- von zuhause einwählen kann. Mit Wissenschaft- heblich. Waschmaschinen sollen sich künftig dann lern in der ganzen Welt tausche er so Nachrichten in Bewegung setzen, wenn besonders viel Strom aus. Ungläubig sehen wir anderen uns an. War aus erneuerbaren Energien im Netz ist. Immerhin jetzt ausgerechnet unser Jahrgangsbester völlig zehn Prozent der Lastspitzen ließen sich beim verrückt geworden? Haushaltsstrom so abfangen, schätzt Dr. Joachim Was vor einem Vierteljahrhundert noch nach Schneider, Technikvorstand von RWE Deutsch- Science-Fiction klang, ist heute für vier von fünf land. Aber auch der alltägliche Komfort ließe sich deutschen Haushalten selbstverständlich. Sie erheblich steigern, wenn sich mit dem Klingeln des hängen an der Nabelschnur des weltumspannen- Handyweckers die Kaffeemaschine sofort aufheizt. den Netzes, dessen virtueller Durchmesser, auch Die Politik verspricht sich vom vernetzten Woh- Bandbreite genannt, stetig zunimmt. Im Netz nen vor allem, dass ältere Menschen länger in den wird längst nicht nur mehr nachgeschlagen und eigenen vier Wänden bleiben können. Autonom Jeder mit eingekauft, sondern auch ein großer Teil der agierende Assistenten sollen Senioren rund um Kommunikation erledigt. Das technische Grund- die Uhr überwachen und selbsttätig Alarm schla- prinzip des Netzes hat sich gegenüber allen ande- gen, wenn der Mensch Hilfe braucht. Hinter den ren Wegen der Nachrichtentechnik als überlegen millionenschweren Förderprogrammen, die Euro- erwiesen: Ein Datenpaket wird eindeutig adres- päische Union und die Bundesregierung für For- siert und sucht sich über eine nicht vorgegebene schung zum „Ambient Assisted Living“ ausgeben, Jedem Route den Weg zum Empfänger. verbirgt sich auch die Hoffnung auf geringere Während sich die digitale Revolution im Alltag für Pflegekosten. jeden spürbar vollzieht, arbeiten Technologieun- Die technischen Voraussetzungen für vernetztes ternehmen auf der ganzen Welt im Stillen an ei- Wohnen scheinen gegeben, auch wenn der Plan Fotos: istockphoto ner zweiten Umwälzung, dem Internet der Dinge, der Bundesregierung, bis 2015 allen Haushalten bei dem Maschinen sich über das Internet mitein- einen Breitbandanschluss zur Verfügung zu stel- ander verbinden und sich selbst organisieren. „Ich len, unter Experten zunehmend als unrealisierbar diskutiere mit meinen Entwicklern gar nicht gilt. Zwar verfügten laut Statistischem Bundes- AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
18 An der Technik liegt es nicht Sehen wir uns? Die professionellen Systeme der Hausautomati- sierung kommunizieren mit Hilfe spezialisierter Feldbusprotokolle. Um den drohenden Wild- Sensoren und Aktoren sind wuchs zu vermindern, gründeten mehrere euro- preisgünstiger päische Elektrotechnikunternehmen 1999 ein denn je. Konsortium, das den KNX-Standard definierte. „KNX ist heute der weltweit etablierte Standard für die Hausautomation“, erläutert Klaus Jung, amt 2012 schon 75 Prozent der deutschen Haus- Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbands Installa- halte über einen Breitbandanschluss. Allerdings tionsgeräte und -systeme. An der Technik liegt es gilt nach den zugrunde gelegten Kriterien der In- also nicht, wenn vernetztes Wohnen sich bislang ternationalen Fernmeldeunion als breitbandig, was nicht in der Fläche durchgesetzt hat. An mangeln- 256 k pro Sekunde überschreitet. In der Praxis wird dem Interesse der Verbraucher wohl auch nicht. Bildnachweis: © L_amica/Fotolia diese Rate glücklicherweise fast immer Ende 2011 überraschte Philips die übertroffen, schon weil 80 Prozent der Fachwelt mit einem Coup: Gemeinsam Deutschen über DSL ins Internet gehen. mit Apple bot man eine für Privathaus- Weniger sichtbar, aber ebenso wichtig: halte gedachte Nachrüstlösung zur Moderne Haustechnik, vor allem Hei- Lichtsteuerung an. Über Monate hin- zung und Warmwasseraufbereitung, weg war die über Smartphone gesteuer- arbeitet längst digital. Die zur Betriebs- te Lösung „Hue“ ausverkauft. führung gewonnenen Daten – beispiels- Der Grund: Für eine intelligente Licht- weise aus dem Sensor-Netzwerk – steuerung mussten bislang die Wände könnten nicht nur zur Temperatur- aufgerissen oder überall Vorschaltgerä- steuerung verwendet, sondern auch für Dr. Carla Kriwet, te installiert werden. Hue dagegen ist andere Systeme bereitgestellt werden. Vorsitzende der Ge- einfach zu installieren: Lampen austau- In Bürogebäuden ist die Automatisie- schäftsführung von schen und die App herunterladen. rung bereits weit vorangeschritten. Ne- Philips Deutschland Zudem bietet das System zahlreiche Der ZVEI auf der IFA • TecWatch-Halle 11.1, Stand 7 „Einfache Be- ben der erhöhten Energieeffizienz, die dienung, echter Zusatzfunktionen wie einen simulier- Programm • Termine • Wissenswertes sich aus dem Zusammenspiel von Ja- Mehrwert für den ten Sonnenaufgang und Apps von ex- lousien, Heizung, Klimaanlage und Nutzer und natürlich ternen Entwicklern, mit der das Licht Lichtsteuerung ergibt, ist vor allem der der Preis sind die sogar auf Musik reagiert. Für Dr. Carla Fotos: istockphoto, Philips verminderte Wartungsaufwand ein Hauptkriterien.“ Kriwet, die neue Chefin von Philips wichtiges Investitionsargument. Der Deutschland, eine Musterlösung: „Ein- Wartungsdienst wird über SMS automatisch in- fache Bedienung, ein echter Mehrwert für den formiert, wenn eine Komponente defekt ist. Da er Nutzer und natürlich auch der Preis sind die drei gleich weiß, welches Ersatzteil er mitnehmen Hauptkriterien für massenmarktfähige Smart- muss, sinkt zudem die Einsatzzeit. Home-Technologien.“ Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie www.zvei.org AMPERE 2.2013
20 das thema 21 Von einem Die „Digital Natives“ stehen Massenmarkt vor der Tür - mit neuen Ideen und höheren Ansprüchen. kann noch keine Rede sein bild wird unabdingbar sein, wenn Bauherren oder sogar Mieter diese Rolle nicht selbst spielen wollen. Der Elektro-Fachhandel ist nach Einschätzung Vernetzung muss kosten- von Hans Wienands, für das operative Geschäft günstiger werden - aber wie? bei Samsung in Deutschland verantwortlich, vor einer ähnlich tief greifenden Umwälzung. Denn Große Chancen technik investieren, sondern benötigen Nachrüst- die Märkte sind bislang streng nach Gerätetypen für kleine lösungen, die nach dem Prinzip „Einstöpseln und Loslegen“ funktionieren. aufgebaut. In einem Stockwerk Telekommunika- tion und Computer, in einem anderen die weiße Unternehmen Aber selbst wer sich entschlossen hat, die eigenen Ware. Eine übergreifende Fachberatung ist so vier Wände technisch aufzurüsten, steht vor einer nicht möglich. Erste Bewegung zeigt die Verbund- einfachen, aber momentan schwer lösbaren Frage: gruppe Electronic Partner, die im Mai die Initiati- muss nicht nur ein Betriebssystem anbieten, son- Bei wem kann ich das ein Smart-Home-Paket kau- ve „HomeSmartHome“ startete. Händler bekom- dern auch die physikalischen Schnittstellen, so- fen? Die ersten Anlaufstellen für den Privatkun- men danach nicht mehr nur Provision für den fern diese nicht durch WLan-Kommunikation den, der Elektronikfachhändler oder der Hand- Verkauf eines smarten Fernsehers, sondern auch ersetzt werden. werker, werden in der Regel kapitulieren, wenn es für dessen Installation und den Verkauf eines On- Diesen noch nicht existierenden „Übersetzer“ ver- gilt, Fernseher, Heizung und Lichtmanagement zu Demand-Videoservice. Auch wenn sich dieses An- suchen verschiedene große Anbieter derzeit zu Die Zahlungsbereitschaft der Deutschen ist nicht verbinden. „Wir denken viel zu sehr in Gewerken“, gebot auf Entertainment beschränkt, so kann es entwickeln. Google hat bereits vor zwei Jahren mit einmal so gering. Einer Studie von Gap Gemini zu- sagt auch Dr. Klaus Mittelbach, der Vorsitzende doch bei Bewährung als Einfallstor für weiterge- Android@home ein Betriebssystem für das Haus folge beträgt sie durchschnittlich 25 Euro – pro der ZVEI-Geschäftsführung. „Davon müssen wir hende Funktionen dienen. der Zukunft angekündigt, ausgeliefert wird es bis Monat. Bei rund 30 Millionen Haushalten mit weg, die Zukunft gehört vernetztem Denken.“ heute nicht. Denn so wichtig die Software ist, es schnellem Online-Zugang errechnet sich daraus Die Voraussetzung dafür, dass der Verband sich Gesucht: die Plattform für jedermann braucht ja auch die Signalkopplung in einer Box. ein theoretischer Markt von neun Milliarden Euro. mit Querschnittsthemen wie dem smarten Woh- Überhaupt darf die Funktion des Fernsehers nicht An der arbeitet derzeit die Deutsche Telekom im Trotzdem sagt Herbert Hensle, der bei nen künftig intensiver beschäftigen unterschätzt werden, selbst wenn er für komplexe Verbund mit starken Partnern. Energieversorger der Beratung den Bereich Strategy & kann, ist im Juni auf der Mitgliederver- Regelungen nicht den Bedienkomfort eines Tablet wie EnBW, Gerätehersteller wie Miele und Transformation leitet, spontan: „Es gibt sammlung in Berlin getroffen worden: bietet. Denn zum einen handelte es sich schon Samsung und sogar Spezialisten für Sicherheits- noch gar keinen Markt für Smart Künftig gehören die Vorsitzenden aller 2012 bei fast jedem zweiten Neugerät um einen und Solarsysteme sitzen dabei an einem Tisch – Home.“ Fachverbände zum Vorstand – und sit- „Smart TV“ mit Internetanschluss. Anders als bei eine zumindest in Deutschland einzigartige Alli- Mit dieser Einschätzung steht er nicht zen somit am Tisch, wenn über Zu- der weißen Ware dürfte schon 2013 der überwie- anz. Laut Gap Gemini-Partner Hensle ist die Tele- allein. Denn so ermutigend einzelne Er- kunftsstrategien diskutiert wird. gende Teil aller verkauften Geräte internetfähig kom aber nicht nur deshalb in der Pole-Position. folge wie der von Philips sind: Bislang Ganz operativ ist dagegen der Ansatz sein. Zum anderen verbringen die Deutschen Denn eine wichtige Voraussetzung für den Smart- werden maximal einzelne Subsysteme von Klaus Jung. Einmal im Jahr organi- schlicht jeden Tag viel Zeit vor dem Fernseher, Home-Systemanbieter ist seiner Meinung nach, vernetzt. Das vollständig vernetzte siert er im Auftrag des ZVEI ein Kom- vier Stunden und zwei Minuten sind es nach einer dass er bereits einen direkten Zugang zum Ver- Haus bleibt bislang eine Vision, die nur petenztreffen, bei dem sogenannte Sys- Erhebung von ARD und ZDF im Durchschnitt braucher hat, um zum Beispiel Rechnungen stel- Dr. Klaus Mittelbach, von wenigen gut betuchten Bauherren Vorsitzender der temintegratoren und die Industrie zu- täglich. Dementsprechend werden Lebensge- len zu können. Die Geräteanbieter sind hier im verwirklicht wird. Von einem Massen- Geschäftsführung sammentreffen. „Es gibt mittlerweile wohnheiten vor dem Fernseher, also auf dem Nachteil, da sie fast ausschließlich über Wieder- markt, der unterschiedliche Bereiche des ZVEI rund 1.000 Betriebe in Deutschland, Sofa, geprägt. verkäufer arbeiten. wie Entertainment und Energie mitein- „Wir müssen die sowohl die handwerklichen Fach- Während es intelligente Fernseher schon gibt, ist Trotzdem ist der Markt noch längst nicht verteilt. ander verbindet, kann keine Rede sein. weg vom Denken kenntnisse als auch das IT-Know-how die Frage noch offen, wer und wie diese Welt „Wenn irgendwann einer morgens aufwacht und in Gewerken, Alles deutet darauf hin, dass es sich die Zukunft gehört haben, das wir für das Smart Home be- künftig im industriellen Maßstab mit der klassi- die Idee zu einer kleinen Box hat, die all das kann, nicht um einen Mangel an Nachfrage, nötigen“, so Jung. Die Treffen dienen schen Haus- und Installationstechnik verknüpft. was wir uns unter vernetztem Wohnen vorstellen, Fotos: istockphoto, ZVEI der Vernetzung.“ sondern um das Fehlen eines passen- dem Wissenstransfer in einem Berufs- Denn dass diese kurzfristig auf das Internetproto- dann wird er steinreich.“ Zu dieser Aussage erhielt den Angebots handelt. Das beginnt da- stand, den es offiziell gar nicht gibt. koll umgestellt wird, ist nicht zu vermuten. Es der Blogger Sascha Lobo auf dem ZVEI-Jahreskon- mit, dass etwas mehr als die Hälfte aller Deut- Denn eine Ausbildung zum „Systemintegrator“ braucht also einen Übersetzer, der mit seiner gress des ungeteilte Zustimmung. Wie immer schen nicht im eigenen Heim wohnt. Mieter aber wird man in der deutschen Handwerksordnung Plattform eine Von-überall-her-Bedienung für die in Märkten im Umbruch haben auch hier kleine werden in der Regel nicht in aufwändige Haus- vergeblich suchen. Noch, denn das neue Berufs- gesamte Haustechnik ermöglicht. Die Plattform innovative Unternehmen große Chancen. AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
Forschung 23 Die Smart-Home-Forschung hat so viele Richtungen wie der Markt. Die vielleicht span- nendsten Fragen: Was findet beim Nutzer Akzeptanz? Welche Rolle spielen Multimedia und altersgerechtes Wohnen für den 6. Modem-Info-Tag – der Weg zum Roll-Out Durchbruch der Technologie? 20. / 21. November 2013 Maritim Hotel am Schlossgarten Fulda Text: Wilhelm Missler | Fotografie: Dominik Gigler Forschen im Alltag Intelligenz sieht man einem Menschen nicht an - einem Haus von außen auch nicht. H eiko Neundörfer greift zum Smartphone. zung zeigt das Projekt „Service Centric Home Sekunden später fährt die Leinwand aus (SerCHo)“: Ein plattformgestütztes System ver- der Decke, die Rollos senken sich. Die knüpfte bislang isolierte Einzellösungen aus den Diashow des zentral gesteuerten Video- Bereichen Informationstechnik, Telekommunika- systems kann starten. Der 42-jährige Geschäfts- tion, Unterhaltungselektronik und Haustechnik führer (HiFi Forum) hat vor rund vier Jahren im und ermöglicht deren Bedienung unter einer ein- fränkischen Weilersbach ein intelligentes Haus heitlichen Bedieneroberfläche. bezogen und erst kürzlich auf den neuesten Stand der Technik gebracht. So begeistert wie er sind Immer und von überall bisher in Deutschland noch nicht viele für die technischen Möglichkeiten. Das Angebot habe zu steuern „noch keine selbsttragende Nachfrage“ generieren können, stellte das Institut für Innovation und Diente damals noch das Fernsehgerät als zentrale Technik (iit) in einer Untersuchung über „Smart Schaltstelle, übernehmen diese Funktion heute Home in Deutschland“ fest. Nur „deutlich unter meist der Tablet-Computer oder das Smartphone. ein Prozent der Neubauten“ entfalle auf intelli- Klar erkennbar sei auch der Trend, „die Daten in gente Wohnwelten. der Cloud abzulegen“, konstatiert Dieter van Lassen Sie sich direkt von den Herstellern über die neuen Entwicklungen, Produkte und Dabei mangelt es nicht an Forschung. Sowohl die Acken, PR-Chef der Tobit Software AG. Das Un- Europäische Union als auch das Bundesfor- ternehmen betreibt in Ahaus mit dem Con- Lösungen im Umfeld des Smart Metering informieren. Diskutieren Sie mit den Experten schungsministerium (BMBF) haben seit Beginn ceptHome ein Forschungs- und Demonstrations- und bereiten Sie sich auf den Einsatz neuer Technologien vor. Denn eines ist sicher: des Jahrtausends zahlreiche Projekte gefördert. objekt für das Wohnen der Zukunft. Das moderne Smart Metering kommt! Zunächst richteten die Forscher ihr Augenmerk Smart Home ist heute selbst vom Ausland aus zu auf die Technik. Es galt vor allem, geeignete Sen- steuern und zu überwachen. Damit könnte Heiko Anmeldung und weitere Informationen: sorik und Aktorik zu identifizieren. Einen rich- Neundörfer auch die Wassertemperatur in seinem tungweisenden Lösungsansatz zur Heimvernet- Pool hochfahren, wenn er noch im Büro sitzt www.modem-info-tag.de AMPERE 2.2013
24 Forschung 25 und die letzten Aufträge bearbeitet. „Dieses Fea- ture gibt es erst seit kurzer Zeit auf dem Markt“, schmunzelt Neundörfer, „vielleicht leiste ich mir das beim nächsten Update.“ Inzwischen arbeiten die Wissenschaftler daran, das vernetzte Haus zum Heim mit intelligenten Assis- tenzfunktionen weiterzuentwickeln. „Die Technik muss lernfähig werden und sich auf die Gewohn- heiten des Bewohners einstellen, ohne dass er aktiv eingreift“, beschreibt Malte Kämpf den Arbeitsauf- trag für die nächsten Jahre. Der Diplom-Informati- ker leitet im Fraunhofer InHaus-Zentrum das Ge- schäftsfeld Wohnen und Wohngebäude. Wenn der Nutzer zum wiederholten Mal die Raumtempera- tur korrigiere, müsse das System automatisch die geänderte Einstellung übernehmen. Großes Potenzial im Luxussegment Kämpf sieht im Komfort- und Luxusbereich noch großes Potenzial. Und diese Kunden greifen in der Regel gleich zum Besten. So hat sich Sternekoch Das ganze Haus in der Hosentasche: Heiko Neundörfer hat sein Haus im Fränkischen Johann Lafer eine vom Fraunhofer Heinrich- Die optimale Pooltemperatur: Das Smartphone ersetzt zunehmend auf den Stand der Technik gebracht. Hertz-Institut jüngst entwickelte Gestensteue- Gelingt der Einstieg über Luxustechnologien die Fernbedienung. rung einbauen lassen. Der „iPoint Presenter“ er- für Premiumkunden? kennt jede Handbewegung. In seiner Kochschule genügt Lafer jetzt ein Fingerschnipsen, um das Licht zu dimmen oder die Farbe der Ambiente- beleuchtung zu wechseln. Andere Experten sehen die wesentlichen Treiber für Smart-Home-Technik im Erfordernis, den Energieverbrauch zu drosseln, sowie im Markt- segment Ambient Assisted Living (AAL). So for- dert die EU-Richtlinie 2006/32 sogenannte Smart Meter beim Endkunden – Energiezähler, die des- sen tatsächlichen Energieverbrauch und die tat- sächliche Nutzungszeit erfassen. Bis 2020 sollen 80 Prozent der deutschen Haushalte mit Smart- Meter-Technik ausgerüstet sein. Aufgrund der demografischen Entwicklung könn- ten freilich die „altersgerechten Assistenzsyste- me“, wie Ambient Assisted Living gelegentlich et- was unpräzise übersetzt wird, das mit Abstand größte Marktvolumen entfalten. Im günstigsten Fall beliefe es sich allein in Deutschland auf knapp 87 Milliarden Euro, hat das Institut für Geronto- logie der Universität Vechta 2012 in einer ein- schlägigen Studie errechnet. Unter Berücksichti- gung von Zahlungsfähigkeit und -bereitschaft gelten immer noch bis zu fünf Milliarden als er- Alle Multimedia-Anwendungen werden Wie viel Rückzugsmöglichkeit erwarten zielbar. So viel Technik verlangt zentrale Koordination. zentral gesteuert. Schlüsselfertige Lösungen Menschen von ihrem Wohnraum? Da die Deutschen immer älter werden, liegt der Ohne Schaltschrank kommt das Smart Home sind allerdings Mangelware. Eine Frage, die Forscher beschäftigt. Fokus der öffentlichen Förderung in den letzten nicht aus. Jahren auf diesem Feld. Das BMBF unterstützt AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
26 Forschung die Erforschung von „Altersgerechten Assistenz- KLEINE CLIPS GANZ GROSS – systemen für ein gesundes und unabhängiges Le- ben“ im Rahmen der Hightech-Strategie der Bun- desregierung seit 2008 mit insgesamt 45 Millio- SMARTER FERNSEHEN KANN YOUTUBE. nen Euro in 18 Projekten. Parallel dazu sind zusätzliche öffentliche Gelder über die „Begleit- forschung AAL“ und „Innovationspartnerschaft AAL“ bereitgestellt worden. Die Europäische Kommission hat europaweit im gleichen Zeit- raum jährlich 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Und die Forschungsintensität bleibt hoch. „Es wird nach wie vor viel Geld ausgegeben“, sagt Dr. Eva Schulze, Geschäftsführerin des Berliner Instituts für Sozialforschung (BIS). Zentrale Haustechnik für 5.000 Euro Dass Smart-Home-Anwendungen dennoch im Markt bisher nicht besser vorankommen, scheint zumindest nicht in fundamental mangelnder Nut- zerakzeptanz begründet. Das Berliner Institut hat bereits in früheren Studien die Akzeptanz der AAL- Einfache Bedienung ist wichtig. Technologie durch die Benutzer nachweisen kön- Doch die Interoperabilität verschiedener nen. „Daran hat sich nichts geändert – immer vor- Systeme ist oft nicht gegeben. ausgesetzt, sie ist auch alltagstauglich“, bestätigt die BIS-Geschäftsführerin den damaligen Befund. Ein Kernproblem scheint vielmehr, dass die AAL das Image hat, nur etwas für „alte, kranke, demente und pflegebedürftige Menschen“ zu sein. Zu die- sem Ergebnis kommt das Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in seinem Er- gebnisbericht über den BMBF-Förderschwerpunkt Technologie und Dienstleistungen im demografi- schen Wandel. Es gehe stattdessen „um eine al- tersunabhängige Steigerung der Lebensqualität, weniger um die Kompensation von Mängeln“, lau- Entdecken Sie die unbegrenzten Möglichkeiten tet die Interpretationshilfe der Autoren. Forscher Malte Kämpf hat noch einen anderen von SMARTER FERNSEHEN: Ansatzpunkt ausgemacht: „Für das Smart Home · Mediatheken: Verpassen war gestern – Sie bestimmen wann das Programm beginnt. fehlt ein Systemintegrator.“ Es gebe sie schon, sie Smarter Fernsehen mit der roten Taste der Fernbedienung. seien aber „rar gesät“. Dies bestätigt auch Neun- · Skype™: So fern und doch so nah – Smarter Fernsehen ist auch Skype™. dörfer: „Die Interoperabilität ist in manchen Be- · Fotoshow: Vom Smartphone auf den Fernseher: Bilder zeigen Größe. reichen ein Desaster.“ Sein Hi-Fi-Unternehmen · Social Media: Smarter Fernsehen vernetzt mit den Freunden – per Facebook, Twitter & Co. erzielt bereits 30 Prozent des Umsatzes mit Bera- · YouTube: Kleine Clips ganz groß – Smarter Fernsehen kann YouTube. · Spielfilme auf Abruf: Smarter Fernsehen holt die Videothek ins Wohnzimmer. tungs- und Integrationsleistung. Umsätze allerdings, die bislang fast nur mit sehr wohlha- benden Kunden gemacht wurden. „Das hat sich inzwischen geändert“, sagt der Praktiker Neun- Wir beraten Sie gern! www.smarterfernsehen.info dörfer. „Der Einstieg in eine zentral steuerbare Haustechnik ist heute schon für weniger als fünf- Eine Initiative von: Auch beim Haus der Zukunft gilt: Das Wohl- tausend Euro möglich.“ Seine eigene, vollständig befinden hängt nicht nur an der Technik. vernetzte Wohnwelt hat er damit nicht gemeint. Allein deren Materialwert taxiert er auf rund zweihunderttausend Euro. AMPERE 2.2013
Pra xis 29 Das vernetzte Heim bietet die Chance, ein neues Geschäftsmodell für Indus- trie, Handwerk und Handel zu werden. Erste Produkte für den sich ent- wickelnden Markt sind vorhanden. Ob sie erfolgreich sein werden, hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut sie zu bedienen sind. Text: Stefan Schlott Aus einer Hand D er Gedanke an eine nicht abgeschaltete nem halben Jahr hätte ich noch gesagt, der Markt Kaffeemaschine ist der Albtraum vieler ist noch nicht reif“, sagt Schmitt-Hartmann. Doch Urlaubsreisender. Doch der ins Mobiltele- das Entstehen von Plattformen wie Qivicon sei fon diktierte Sprachbefehl „Kaffeemaschi- eine „erste Art der Reifung“, der er das Potenzial ne in der Küche abschalten“ läuft derzeit – außer in verspricht, „große Auswirkungen zu haben“. futuristischen Filmen und den wenigen testweise Qivicon geht auf das Projekt Smart Connect der aufgebauten Smart Homes – meist ins Leere. Dass Deutschen Telekom zurück und wurde zwischen- dies schon bald anders sein könnte, ist zumindest zeitlich um zahlreiche Partner, darunter der Elek- technisch bereits weitgehend vorbereitet. tronikkonzern Samsung, die Energieversorger Doch ob die prognostizierten Umsatzsprünge des Eon und EnBW sowie dem Hausgerätehersteller Aus mehr als Smart-Home-Markts tatsächlich eintreten wer- Miele, erweitert. Im Verbund soll eine sichere und 40 Lösungen ent- den, hängt nach einem Strategiepapier der Unter- flexible Plattform für die vielfältigen Anwen- wickeln sich erste übergreifende nehmensberatung Mücke, Sturm & Company dungsformen im Rahmen des vernetzten Hauses Plattformen. (MS&C) „maßgeblich davon ab, inwiefern sich die entstehen. Zusammen mit den Partnern entwi- aus Sicht der Konsumen- ckelt und setzt die Tele- ten erforderlichen Stan- Mobile Endgeräte werden kom damit die gemeinsa- dards entwickeln, durch- men Standards für die setzen werden und ob sich immer wichtiger Hausvernetzung. Damit damit Investitionssicher- kommt die Kooperation heit ergeben wird“. Derzeit ist der Markt durch der Kundenforderung nach Verbreitung und Kom- Heterogenität und eine große Lösungsvielfalt ge- patibilität der Systemkomponenten entgegen, die prägt. Über 40 unterschiedliche Lösungen zählt derzeit aufgrund des unübersichtlichen Markts MS&C allein für Deutschland auf. nicht wirklich gegeben sind. Mit rund 30 davon hat Roland Schmitt-Hartmann Wie Systeme vernetzt werden, ist eine Seite. Die täglich zu tun. Er ist Leiter des Kompetenzzent- andere, für den Kunden vielleicht noch wichtigere Illustration: Herr Weidenfelder rums Smart Home, zu dem auch ein „Experience stellen die Bediensysteme dar. Dass es dabei wirk- Center“ zählt, das MS&C aufgebaut hat, um einen lich zu einem Wettbewerb zwischen smarten neutralen Vergleich der am Markt verfügbaren Lö- Fernsehern, Tablets, Smartphones und Laptops sungen aus Endverbrauchersicht zu ermöglichen. kommt, ist eher unwahrscheinlich. „Alles von Schmitt-Hartmann beobachtet derzeit einerseits überall“ lautet die Devise, was die Bediensysteme eine relativ geringe Kundenakzeptanz, anderer- für die Heimvernetzung angeht. Will heißen: Die seits aber auch eine hohe Marktdynamik: „Vor ei- Steuerung sollte nicht nur stationär über fest in- AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
30 pra xis stallierte Terminals, PCs und den Fernseher mög- reich als wünschenswert. „Ich will mir nicht jeden lich sein, sondern auch mobil über Laptops, Tab- Tag Gedanken darüber machen, ob meine Heizung lets und Smartphones. Und dies mit einer mög- richtig eingestellt ist. Da will ich eine Automatisie- lichst identischen Bedienoberfläche. rung, die diesen Namen auch verdient“, sagt zum Schaffen Sie Mehrwert und nutzen Sie die Leistungen der Dazu stellt eine Kurzstudie „Smart Home in Beispiel Hans Wienands, Vize-Chef von Samsung Deutschland“ des Instituts für Innovation und Electronics in Deutschland und Vorsitzender ZVEI Services GmbH (ZSG) zur Steigerung Ihres Geschäftserfolges Technik der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH des Fachverbands Consumer Electronics im ZVEI verschiedene Szenarien auf. Aktuell sei noch eine (siehe Interview auf Seite 12). 16 mm E deutliche Trennung von Konsumelektronik, Haus- haltstechnik und Hausautomation festzustellen. ine weitere Baustelle betrifft eine intensive Doch bereits 2020 werde das mobile Internet zum Auseinandersetzung mit den verschiedenen ZVEI-Akademie: Publikationen: Aktuelles: Alltag gehören und die Integration weiterer Fähig- Betriebssystemen der Endgeräte. Dies vor Die ZVEI-Akademie bietet für Die ZVEI-Services GmbH Alle Informationen zu keiten in mobil nutzbare Endgeräte zunehmen. allem deshalb, weil in den Haushalten in Mitglieder des ZVEI sowie veröffentlicht zu den Themen des unseren Dienstleistungen und Jegliches Display, ob TV-Schirm, digitaler Bilder- der Regel mehrere Endgeräte vorhanden sind, die Firmen der Elektrotechnik- Verbandes und der Elektroindustrie Veranstaltungen unter: rahmen, PC-Monitor, Tablet- oder Smartphone- auf unterschiedlichen Plattformen laufen. Schmitt- und Elektronikbranche regelmäßig Broschüren, Display, werde sich dann als Eingangsportal für Hartmann: „Für Systembetreiber ist also ein kriti- praxisnahe und hochwertige Merkblätter und andere www.zvei-services.de verschiedene Medien sowie als Schaltstelle für die scher Erfolgsfaktor – neben der Nutzbarkeit des Fort- und Weiterbildungen im Publikationen. Funktionen des Haushalts eignen. User Interfaces – dauerhaft alle bedeutenden Premiumsegment an. 2030, so die Studie weiter, ist die Fernsteuerung Hardware- und Softwareplattformen zu bedienen. von Geräten im Heim dann bereits Standard. Da- Bleibt die Frage, wie es mit dem Bildschirm wei- bei werde die Mensch-Maschine-Kommunikation tergeht, der bei vielen Verbrauchern am häufigs- ZVEI - Services GmbH • Lyoner Straße 9 • 60528 Frankfurt am Main • Telefon: 069 6302-200 • E-Mail: zsg@zvei-services.de zum Teil über Schnittstellen wie Sprache oder ten in Betrieb ist: dem Fernseher. Vor allem als Gestik erfolgen und das Thema Usability zum Anzeigeelement könnte der Fernseher eine zent- Schwerpunkt der Entwicklungsarbeiten. Und das rale Rolle des Smart Homes einnehmen. Die tech- mit gutem Grund: Mit komplexer werdenden An- nischen Voraussetzungen, um neben Rundfunk- Impressum gebotsstrukturen gewinnt die Bedienoberfläche auch Internetdienste darzustellen, sind längst ge- für die Zukunft weiter an Bedeutung. „Einfache schaffen. Dass die Endgeräte-Hersteller die und intuitive Bedienung stehen zwar schon seit Möglichkeit, Anwendungen aus unterschiedlichen CHEFREDAKTEUR Personenverzeichnis Seite vielen Jahren auf der Agenda, bleiben aber den- Quellen nebeneinander oder in sich teilweise Thorsten Meier Acken, Dieter van, PR, Tobit Software 23 Altmaier, Peter, Bundesumweltminister 48 noch häufig hinter den überlagernden Fens- Herausgeber Bayer, Jan, Vorstand, Axel Springer 49 Erwartungen der heu- tigen Nutzer zurück Betriebssysteme werden zum tern darzustellen, der- zeit nicht vollständig ZVEI-Services GmbH Dr. Henrik Kelz (Geschäftsführer) Bender-Suhr, Geschäftsführende Gesellschafterin, Bender Denner, Dr. Volkmar, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bosch 49 17, 49 kritischen Erfolgsfaktor Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt am Main Grebe, Roland, Vorstand Technologie, SMA Solar Technology 46 und sind somit eine ausschöpfen, liegt an Telefon +49 69 6302-412 Häpp, Claudia, Projektleiterin Smart Grid und Home Connect, Bosch Siemens Hausgeräte 43 E-Mail: zsg@zvei-services.de Kämpf, Malte, Fraunhofer InHaus-Zentrum 25 relevante Zukunftsvisi- Widerständen der www.zvei-services.de Köster, Thomas, Leiter Diagnose-Werkzeuge/ Vernetzung Hausgeräte, Miele 43 on“, heißt es dazu beispielhaft in der Zukunftsstu- Fernsehsender gegen eine parallele Mediennut- ZSG ist eine 100-prozentige Servicegesellschaft des Klein, Prof. Dr. Barbara, Prodekanin, Fachhochschule Frankfurt 34 ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. Kothe, Janette, Entwicklungsingenieurin, Bosch 49 die „Innovationsfelder der digitalen Welt, Bedürf- zung am gleichen Gerät. Auch wenn die Quellen Kriwet, Dr. Carla, Vorsitzende der Geschäftsführung, Philips Deutschland 18 nisse von übermorgen“ des Münchner Kreis e.V., der Inhalte klar differenzierbar sind, berufen sich Ansprechpartner ZVEI e.V. Lobo, Sascha, Blogger 21, 49 Thorsten Meier (Abteilungsleiter Kommunikation und Marketing), meier@zvei.org Löscher, Peter, Vorstandsvorsitzender, Siemens 48 einer gemeinnützigen übernationalen Vereini- die Sender auf das Prinzip der Signalintegrität und Nadine Novak (Referentin Kommunikation und Marketing), novak@zvei.org Loh, Friedhelm, Präsident, ZVEI 48 gung für Kommunikationsforschung. beanspruchen die „Vorfahrt“ auf dem Bildschirm. www.zvei.org Mittelbach, Dr. Klaus, Vorsitzender ZVEI-Geschäftsführung 20 Nass, Prof. Dr. Elmar, Professor Wirtschafts- und Sozialethik, Wilhelm-Löhe-Hochschule 49 Ob bestehende Konzepte fortentwickelt werden Aus Sicht des ZVEI hat jedoch der Nutzer zu ent- VERLAG, Konzept und REALISIERUNG Nemat, Dr. Claudia, Vorstandsmitglied Europa und Technik, Deutsche Telekom 37 können oder neue Ideen wie Sprach- oder Gesten- scheiden, ob und wie er welche Geräte zur Aus- PICS publish-industry Corporate Services GmbH, München Neundörfer, Heiko, Geschäftsführer, HiFi Forum 23 Projektleitung: Julia Rinklin, j.rinklin@publish-industry.net Rodner, Thomas, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachhochschule Frankfurt 35 steuerung in Zukunft entscheidende Fortschritte übung seiner Informationsfreiheit nutzt, auf wel- Inhalt: Johannes Winterhagen Schmitt-Hartmann, Roland, Leiter, Kompetenzzentrum Smart Home MS&C 29 bringen, bleibt demnach abzuwarten. „Sicher ist che Quellen er dabei zurückgreift und welche Art-Direktion: Rose Pistola GmbH Schneider, Dr. Joachim, Präsident, VDE / Technikvorstand, RWE Deutschland 16, 36 Schulze, Dr. Eva, Geschäftsführerin, Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) 26 2030 wird die Handy- aber, dass Quality of Service und Human Interface Dienste er auf verschiedenen oder einem einzigen ANZEIGEN Sobek, Prof. Dr. Werner, Architekt und Bauingenieur 38 steuerung von Kriterien sein werden, bei denen sich die Anbieter Bildschirm kombiniert. So warnt Carine Lea Char- Dr. Henrik Kelz, kelz@zvei-services.de Terwiesch, Dr. Peter, Vorstandsvorsitzender, ABB Deutschland 50 Haushaltsgeräten unterscheiden werden und die Nutzer über den don, Leiterin Medienpolitik/Medienrecht im Wienands, Hans, Vice President, Samsung Electronics Deutschland 12 Standard sein. Druck Yogeshwar, Ranga, Moderator und Autor 48 Erfolg der Konzepte entscheiden“, schreiben die ZVEI: „Reglementierungen, die darauf abzielen, Firmengruppe APPL, sellier druck GmbH, Freising Autoren der Studie. die Freiheit der Konsumenten im Umgang mit Der Bezug des Magazins ist im ZVEI-Mitgliederbeitrag enthalten. Alle Angaben sind ohne Auch Berater Schmitt-Hartmann ist überzeugt: „Je den erworbenen Geräten einzuschränken, scha- Gewähr, Änderungen vorbehalten. Nachdruck, Vervielfältigung und Onlinestellung nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. bequemer ein Nutzer auf die Funktionen seines den nicht nur der Industrie, sondern hemmen ge- Alle Rechte vorbehalten. Stand: 04/2013. Download & bestellung Heims zugreifen kann, desto erfolgreicher wird nerell die Innovationskraft der Branche und füh- Sie können die Ausgabe von AMPERE über den QR-Code das System sein.“ Zu den vordringlichen Aufgaben ren zu Frustration bei den Nutzern.“ downloaden oder unter zsg@zvei-services.de bestellen. QR-Code Reader im App Store herunterladen und Code in diesem Zusammenhang zählt er eine Vereinfa- Wenn sich dieser Konflikt auflösen lässt, gewin- mit Ihrem Smartphone scannen. chung der Steuerungsfunktionen nach dem Vor- nen vor allem die Verbraucher. Denn die, so Wie- Dieses Magazin wurde auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt. Mit der FSC®-Zertifizierung (Forest Stewardship Council) wird garantiert, dass bild selbstlernender Systeme. Dies gilt vor allem nands, wollen sich zuhause auch weiterhin vor sämtlicher verwendeter Zellstoff aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Der FSC® setzt sich für eine umweltgerechte, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung der Wälder ein und fördert die ISSN-Nummer 2196-2561 für selten benötigte Funktionen wie im Energiebe- dem Fernseher zurücklehnen. Vermarktung ökologischer und sozial korrekt produzierten Holzes. Postvertriebskennzeichen 84617 www.zvei.org/ampere AMPERE 2.2013 AMPERE 2.2013
Sie können auch lesen