Versorgung Energie und Gebäudetechnik - Stadtspital Triemli - Wiedenmeier
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Seite Versorgung Energie und Gebäudetechnik im Stadtspital Triemli 3 Sicher, effizient, ökologisch Ein Spital wird zukunftsfähig 4 Gesundheitsversorgung im Jahre 2050 Wärme ist nicht gleich Wärme 7 Hinter der neuen Energieversorgung steckt ein historischer Denkansatz Am Umschlagplatz der Energien 8 Zwei Energiezentralen vernetzen die Energieströme Biomasse als Energielieferant 10 Holzschnitzel liefern Dampf und Heizwärme Erdreich: Quelle und Speicher 11 Wärme und Kälte aus Erdsondenfeldern Elektroversorgung, Telematik 12 Sicherheit durch Redundanz Korridore, Leitungen, Unterstationen 13 Ein arealinternes Versorgungsnetz Den Wasserqualitäten entsprechend organisiert 14 Arealentwässerung Weiterführende Informationen 15 Berichte und Projektdokumentationen Impressum Herausgeber Stadt Zürich Amt für Hochbauten Text und Gestaltung: Faktor Journalisten AG (Christine Sidler, Othmar Humm, Paul Knüsel) Februar 2011
Versorgung Energie und Gebäudetechnik im Stadtspital Triemli Sicher, effizient, ökologisch Ohne Energieversorgung, Gebäudetech- Das Triemlispital mit dem neuen nik und Kommunikationstechnologien Bettenhaus (Visualisierung), Behand- läuft im Stadtspital Triemli gar nichts. Be- lungstrakt und 20-stöckigen Haupt- handlung und Therapie sowie Pflege und gebäude (hinten). Rekonvaleszenz sind zwar in erster Linie eine Dienstleistung des Personals und der dafür geeigneten Einrichtungen, sie Umbau- und Erweiterungsphase bis 2020 beanspruchen aber in ihrer vielfältigen ist eine hohe Verfügbarkeit der Anlagen Art ebenso ausnahmslos Energie in un- gefordert. Effizienz in einer Energie- und terschiedlicher Form und zudem eine Medienversorgung hat positive wirt- Kommunikation auf unterschiedlichen schaftliche Auswirkungen. Denn der An- Medienkanälen. Entsprechend bedeut- spruch bezieht sich auf die Effizienz der sam sind die Versorgung mit Energie so- Anlagen gleichermassen wie auf den Auf- wie die Ausstattung des grossen Zent- wand für deren Überwachung, Wartung rumsspitals am Hang des Üetlibergs mit und Instandhaltung. Eine sichere und ef- Informations- und Kommunikationstech- fiziente Versorgung hat zudem die bau- nologie. ökologischen Vorgaben der Stadt Zürich Im Zuge der Um- und Erweiterungsbau- zu erfüllen. Das «Triemli» soll ein Teil der ten wird die Infrastruktur zur Versorgung 2000-Watt-Gesellschaft werden. Daran des Areals mit Strom, Wärme und Kälte, denken alle Beteiligten heute schon. mit Wasser sowie mit elektronischen Me- dienträgern vollständig reorganisiert und teilweise erneuert. Nach annähernd 40 Jahren Betrieb des Stadtspitals ist der Zeitpunkt günstig. Die Betriebssicherheit steht zuoberst auf der Prioritätenliste. Dieser Anspruch gilt nicht nur für den regulären Betrieb, auch in der bereits in Angriff genommenen 3
Gesundheitsversorgung im Jahre 2050 Ein Spital wird zukunftsfähig Vor der Erweiterung und Bauteile. Aufgrund der Trennbarkeit Bis 2020 soll das «Triemli» baulich erwei- der Systeme und Materialien sind sie auch tert und erneuert werden. In der ersten für den Rückbau geeignet. Der modulare Etappe entsteht ein neues Bettenhaus. Aufbau und die Flexibilität der Strukturen Danach wird das heutige Hauptgebäude begünstigen diese nachhaltige Bauweise. instand gesetzt und umgenutzt. In zehn Jahren sollen die drei Personalhäuser Ökologie rückgebaut werden. 2025 wird das Ge- Die Umsetzung der Ziele der 2000-Watt- bäude der Frauenklinik saniert. Gesellschaft setzt eine weitgehende De- Ziel der ambitiösen Um- und Erweite- ckung des Energiebedarfs mit erneuerba- rungsbauten ist ein zukunftsfähiges Zent- ren Energien voraus. Damit reduziert sich rumsspital, das die besten Voraussetzun- der CO2-Ausstoss im Betrieb der effizien- gen für Behandlung, Therapie und Pflege ten Systeme und Komponenten um 4000 von Patientinnen und Patienten schafft. Tonnen pro Jahr. Zur Minimierung der Drei Kriterien stehen im Vordergrund: Feinstaubemission wird die Holzschnitzel- • Sicherheit: Die Versorgung des Areals feuerung mit angemessener Filtertechnik und dessen Bauten mit Medien und Ener- ausgerüstet. gie erfolgt mit hoher Verfügbarkeit. • Flexibilität: Die Einrichtungen und In- Planung stallationen lassen spätere Anpassungen Das Konzept Versorgung Energie und Ge- und Erweiterungen zu. bäudetechnik ist anhand einer überge- • Ökologie: Die Ziele der 2000-Watt-Ge- ordneten Arealplanung auszulegen, um sellschaft werden mittelfristig erfüllt. einerseits die Gebäude und Anlagen zu vernetzen und andererseits eine optimale Betriebssicherheit Energie- und Stoffbilanz zu erzielen. Pla- Der konsequente Schutz der Anlagen und nung, Realisierung und Betrieb der Ener- Verbindungskorridore – Stichwort: Brand- gieversorgung – fallweise auch deren Er- schutz – ermöglicht die lückenlose Verfüg- weiterung und Anpassung – werden im barkeit der Versorgung Energie und der Rahmen eines Energiecontractings an das Gebäudetechnik. Ersatzanlagen in allen Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) Abschnitten der Versorgungskette stellen übertragen. sicher, dass zu allen Zeiten die notwendi- gen Energien und Medien verfügbar sind Mit 2000 Watt Ausgleich ermöglichen – auch bei Ausfall eines Aggregates oder «Zürich auf dem Weg zur 2000-Watt-Ge- einer Steuerung. Notstromaggregate sind sellschaft» haben sich die Stimmenden dafür exemplarisch. Schliesslich trägt eine der Stadt Zürich als Ziel selbst gesetzt. sorgfältige Überwachung der Anlagen zur Welche Konsequenzen hat dieses Ziel der Sicherheit bei. Selbstverständlich gelten 2000-Watt-Gesellschaft für das Stadt alle Anforderungen auch während den spital Triemli? 2000 Watt pro Person ent- Umbau- und Erweiterungsarbeiten. sprechen einem jährlichen Verbrauch an Energie von 17 500 Kilowattstunden, etwa Flexibilität und Modularität 1750 Liter Heizöl oder Treibstoff. Naturge- Nachhaltige Bauten eignen sich sehr gut mäss entfällt nur ein sehr kleiner Bruchteil für spätere Anpassungen und Nachrüs- dieses Energiebudgets – heute und in der tungen aufgrund geänderter Rahmenbe 2000-Watt-Gesellschaft – auf Spitäler, weil dingungen und unterschiedlicher Nut- der Durchschnittsmensch die meiste Zeit zungszyklen der verwendeten Systeme ausserhalb dieser Einrichtungen verbringt. 4
31 Mio. Kilowattstunden Energie Das Areal des Triemlispitals: Behand- Aktuell liegt der Wärmebedarf im Stadt- lungstrakt und Hauptgebäude (rot), spital bei 21 Mio. Kilowattstunden (kWh) neues Bettenhaus (gelb), Frauenklinik pro Jahr; er wird mit fossilen Brennstoffen (orange, rechts), ehemalige Kranken- Heizöl und Erdgas gedeckt. Den jährlichen pflegeschule (orange, links), Perso- Strombezug von 10 Mio. kWh eingerech- nalhäuser (grün) und Energiezentrale net, liegt der momentane Gesamtener- (blau). gieverbrauch um den Faktor 3 über dem langfristigen Ziel. Bis ins Jahr 2020 soll der Verbrauch halbiert werden; bis 2050 ist sogar geplant, den Energieverbrauch auf einen Fünftel abzusenken. Ab dann lässt sich ein Spital für die 2000-Watt-Ge- sellschaft betreiben – dank dem Einsatz von Energien aus erneuerbaren Quellen. 5
Elektroversorgung Arealent- 20 % wässerung 1 % Energie- zentrale 43 % Anpassungen an Installationen 2 % Unterstationen 12 % Erdsonden 3 % Versorgungs- Verbindungs- leitungen 6 % korridore 13 % Projektorganisation Anteile der Teilprojekte an den Die arealweite Versorgung mit Energie und Gesamtkosten von 115 Mio. Franken. die Erschliessung mit Medienkanälen sind Bestandteile von insgesamt zehn Teilpro- jekten. Davon ausgenommen sind die Kosten Erkundungen zur tiefengeothermischen Die Gesamtkosten für den Neubau und Wärmenutzung (ewz) sowie die Telema- die Instandsetzung betragen 115 Mio. tik, welche das Spital separat betreut. Die Franken. Mehr als zwei Fünftel der Kos- Teilprojekte umfassen demnach: ten entfallen auf die Energiezentrale, ein • Instandsetzung Energiezentrale (Seite 8) weiterer Fünftel auf die Elektroversorgung. • Ergänzende Korridore (Seite 13) Korridore, Leitungen, Unterstationen und • Leitungen in den Korridoren (Seite 13) Anpassungen benötigen einen Drittel der • Erdsondenfelder (Seite 11) Gesamtkosten. • Unterstationen Bettenhaus und Haupt- gebäude Investitionsschutz • Anpassungen bei bestehenden Anlagen Seit Mitte der Neunziger Jahre sind zahl- • Umbau der Elektro- und Notstromver- reiche Projekte, insbesondere zur Instand- sorgung (Seite 12) haltung von Bauten und Anlagen, realisiert • Erneuerung Telematik (Seite 12) worden; weitere sind in Planung. Diese • Arealentwässerung (Seite 14) vorgängig beschlossenen Massnahmen werden in die aktuelle Projektierung zur Termine Versorgung Energie und Gebäudetechnik Im Jahr 2014 geht die erweiterte und integriert. Insofern sind allenfalls erst vor umgebaute Energiezentrale in Betrieb kurzem getätigte Investitionen geschützt (Planungsstand 2010). Ein Jahr später soll und bleiben hinsichtlich ihrer beabsich- das neue Bettenhaus bezogen werden. tigten Nutzungsdauer wirksam. Dies gilt Danach wird das Hauptgebäude instand beispielsweise für die im Jahr 2007 abge- gesetzt. Ab dem Jahr 2021 sollen die drei schlossene zweite Etappe der Sanierung Personalhäuser rückgebaut werden. der Energiezentrale. 6
Hinter der neuen Energieversorgung steckt ein historischer Denkansatz Wärme ist nicht gleich Wärme Elektrizität Hoch- Mittel- Nieder- Hochtemp.- Niedertemp.- temperatur- temperatur- temperatur- (Komfort)- (Prozess)- wärme wärme wärme kälte kälte 160 °C 70 °C 38 °C 18 °C 10 °C Wertigkeit von Energie Die grosse Zahl an Energiebezügern, Wärme ist nicht gleich Wärme, und Kälte Verteilnetzen sowie Wärme- und Käl- ist nicht gleich Kälte. Die Wertigkeit von teerzeugern werden konsequent nach Energie ist abhängig von ihrem Potenzial der Wertigkeit der beteiligten Energien zur Umwandlung in andere Energiequali- differenziert. täten, also von der Form der Energie, aber auch von deren Temperatur. Die Erkennt- nis ist keineswegs neu: 1824 publizierte • Mitteltemperaturwärme (70 °C) der französische Physiker Nicolas Léonard • Niedertemperaturwärme (38 °C) Sadi Carnot sein Werk «Über die bewe- • Komfortkälte (Hochtemperatur; 18 °C) gende Kraft des Feuers». Carnot präsen- • Prozesskälte (Niedertemperatur; 10 °C) tiert darin die Grundlagen einer neuzeitli- chen Energietechnik – sie ist heute noch Nutzung von Abwärme so aktuell wie vor fast 200 Jahren. Recycling in der Energiezentrale heisst das Stichwort für eine konsequente Rück- Adäquate Energiequalitäten gewinnung von Abwärme bei der Um- Die aktuelle Interpretation der Theorie wandlung von Energien. Dieses Potenzial von Carnot ergibt für die Energieversor- ist generell sehr gross, in einem Spital ist gung von Gebäuden und Anlagen neue dies noch ausgeprägter. Typisch dafür ist Perspektiven. Um so wenig hochwertige der Betrieb von Kältemaschinen. Deren Energie für Niedertemperaturanwendun- Kompressoren leisten mechanische Arbeit gen wie möglich einzusetzen und damit und geben dabei viel – durchaus nutzbare einen Teil der Werthaltigkeit der Energie zu – Wärme ab. Für die Nutzung zur Wasser- verschwenden, soll der Bedarf durch ad- erwärmung und für die Raumheizung ist äquate Energiequalitäten gedeckt werden. diese Abwärme jedenfalls – aufgrund der Dies setzt eine konsequente Strukturie- ausreichenden Wertigkeit – geeignet. rung der Energieversorgung nach den un- terschiedlichen Anforderungen voraus. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Energiesysteme lässt sich dieser An- spruch in grossen Arealen und Gebäuden ideal umsetzen. Mit sechs verschiede- nen Energiequalitäten wird das Stadtspital Triemli mit Wärme und Kälte in verschie- denen Temperaturbereichen zwischen 10 °C und 160 °C respektive mit Strom versorgt: • Elektrizität (22 000 Volt, 400 Volt) • Hochtemperaturwärme (Heisswasser 160 °C) 7
Zwei Energiezentralen vernetzen die Energieströme Am Umschlagplatz der Energien Schnitt durch die Energiezentrale nach dem Umbau: Neu werden Wärme (rot) und Kälte (blau) zentral erzeugt. Am selben Ort befindet sich die Elek- trozentrale und die Abfallentsorgung. Das Untergeschoss des Personal- hauses A (grau) dient als Reserve für spätere Erweiterungen. Bündelung der Energieerzeugung tung. Sowohl die Primärstruktur der Zen- Heute sind zwei Energiezentralen – eine trale als auch die Installationen müssen für Wärme, eine für Kälte – in Betrieb. Ins- sich für Anpassungen und Erweiterun- gesamt sind in der Wärmezentrale (10,8 gen eignen. Der Umbau der Energiezen- Megawatt Leistung) fünf Kessel mit Zwei- trale ermöglicht die Optimierung der Be- stoffbrennern für Öl und Erdgas instal- triebsabläufe. Besonders wichtig ist dies liert. In der Kältezentrale im Behandlungs- für die Logistik der Holzschnitzel. Die An- trakt arbeiten drei Kältemaschinen mit lieferung erfolgt ebenerdig von der Paul- einer Leistung von je 900 Kilowatt. Künftig Clairmont-Strasse über einen Abwurf ins werden Hoch- und Mitteltemperaturwär- Silo im Untergeschoss. Direkt angren- me (Holzschnitzel) sowie die Prozesskäl- zend kommt der neue Kamin zu stehen. te (Kältemaschinen) in derselben Energie- Der im Personalhaus geführte alte Kamin zentrale beim bestehenden Personalhaus wird mit dem Gebäude zurückgebaut. Auf A erzeugt. Einzig Niedertemperaturwär- der anderen Seite des Personalhauses ist me und Komfortkälte (Wärmepumpen) unterirdisch die Rückkühlung aus der Käl- werden in einer Unterstation unter dem teproduktion geplant. Gleichenorts ist die neuen Bettenhaus produziert. Die Bünde- Notstromversorgung vorgesehen. lung erlaubt die Nutzung von Abwärme, erleichtert die Vernetzung der Energie- Anlagen für die Stromversorgung ströme und reduziert den Aufwand für die Neben der Wärmeproduktion werden die Reservehaltung und die Überwachung. Da angepassten und erweiterten Anlagen für die noch in Betrieb stehenden Kältema- die Stromversorgung mit eingebaut. Für schinen das Ende ihrer Nutzungsdauer er- den Entsorgungsbereich ist eine Erweite- reichen, ergeben sich keine Zusatzkosten rung am bisherigen Standort vorgesehen. für die Neuinstallation. Die Unterkellerung bleibt nach dem Rück- bau der drei Hochhäuser als Reserveraum Umbau der Zentrale erhalten. Nach Abschluss der Erweite- Flexibilität bei der Neukonzeption der rungsarbeiten wird die Energiezentrale mit Energiezentrale ist von grösster Bedeu- Erdreich überdeckt. 8
Wasserkraft Waldholz Erdwärme Öffentliches Netz des Holzschnitzel Abwärme Erdsondenfelder ewz 22 000 Volt 5°C – 20°C Elektrizität Hochtempe- Mitteltempe- Niedertempe- Komfortkälte Prozesskälte - - raturwärme raturwärme raturwärme Installationen in den Energiezentralen und 160 °C 70 °C 38 °C 18°C 10 °C Umwandlung Wärme- Wärme- Wärme- Kälte- erzeugung erzeugung erzeugung erzeugung Trafostationen, dezentral den Holzkessel Wärmerück- - Wärmepumpen Kältemaschinen Unterstationen Gebäuden gewinnung zugeordnet Ölkessel* Wärmepumpen Ölkessel* Abwärme Kältemaschinen 400 Volt Spitzendeckung Sicherheitsdeckung Spitzendeckung Wasservorwärmung Verteilung über arealinterne Netze Generelle Versor- Prozesswärme Raumwärme, Raumwärme für Kühlung von Kühlung von Arealver- sorgung gung aller Räume Wasser- Patienten- und Patienten- und Behandlungs- und Anlagen erwärmung Arbeitsräume Arbeitsräumen räumen, Prozess- kälte * Redundanz Nutzenergie aus regenerierbaren Ressourcen für die Versorgung im Stadtspital Triemli: Aus erneuerbarer Primärenergie und aus Abwärme wird Wärme unterschiedlicher Tempera- turen und für verschiedene Anwen- dungsbereiche gewonnen. Die Grafik zeigt die Energieversor- gung, strukturiert nach der Wertigkeit der Energien, sowie die Vernetzung der Energieströme (rote Pfeile). 9
Holzschnitzel liefern Dampf und Heizwärme Biomasse als Energielieferant Tiefengeothermie Energie aus unmittelbarer Umge- Die Nutzung von Tiefengeothermie war ur- bung? Für die Holzschnitzelfeuerung sprünglich als Option für die Energiever- wird nachwachsender Brennstoff sorgung des Stadtspitals angedacht. Die benötigt. Erkundungsbohrung auf dem benachbar- ten Grundstück der Baugenossenschaft Sonnengarten bis in eine Tiefe von über Wärmegewinn beträchtlich. Und je nach 2000 Metern hat jedoch ergeben, dass Qualität des Brennstoffs und der Heiz- Wasser nicht in genügender Menge für systemeinstellungen kann der Anlage- eine Wärmenutzung vorhanden ist. Das wirkungsgrad auf 90 % bis 95 % erhöht Bohrloch wird mittels einer tiefen Erdson- werden. Mit dem gewählten Kondensati- de nutzbar gemacht, um den Wärmebe- onsverfahren wird der Staubgehalt im Ab- darf der Genossenschaftssiedlung teilwei- gas reduziert. se abzudecken. Abwärmenutzung Kondensierende Holzfeuerung Ergänzend zu den Energieträgern Bio- In der differenzierten Versorgungsstruktur masse und Umweltwärme (siehe Seite 11) wird der Bedarf von Dampf (Hochtempe- wird die Abwärme der Kältemaschinen als raturwärme), Warmwasser und Raum- Energiequelle eingesetzt: In einer zweiten wärme (Mitteltemperaturwärme) mit einer Wärmepumpenstufe wird diese Energie Holzschnitzelfeuerung abgedeckt. Die auf Mitteltemperaturniveau angehoben Energieerzeugung erfolgt dabei CO2-neu- und für die Erzeugung von Raumwärme tral und äusserst effizient. Bei einer kon- und Warmwasser nutzbar gemacht. ventionellen Holzfeuerung beträgt der Wir- kungsgrad 80 % bis 85 %. Die Anlage für das Stadtspital wird mit einer Abgaskon- densation ergänzt, womit die Verdamp- fungsenergie wieder zurückgewonnen werden kann. Dadurch erhöht sich der 10
Wärme und Kälte aus Erdsondenfeldern Erdreich: Quelle und Speicher eg in-W -Vö gtl -H eim Ma rie eg in-W -Vö gtl -Heim Ma rie Die geplanten Erdsondenfelder im Triemli (hellgrün): Insgesamt werden 90 Sonden rund 200 Meter tief in die beiden Erdfelder abgeteuft. Kurz- und langzeitlicher Ausgleich Temperaturniveaus sich zwischen 5° und Im Winter fehlt es an Wärme, im Sommer 20 °C bewegen. Insgesamt werden 90 dagegen herrscht Überfluss. In einem Spi- Sonden rund 200 Meter tief in diese bei- tal machen sich diese saisonalen Unter- den Erdfelder abgeteuft. Die beiden Erd- schiede im Angebot und in der Nachfra- speicher sind so in die Energieversorgung ge noch deutlicher bemerkbar. Um einen des Stadtspitals Triemli integriert, dass Ausgleich zwischen kühlen und warmen möglichst viel Kälte direkt genutzt werden Tagen, zwischen Tag und Nacht oder gar kann. zwischen den Jahreszeiten zu ermögli- chen, ist ein Energiespeicher ideal. Auf- Regelung ist programmierbar grund der Temperatur eignet sich die Erd- Die rationelle Bewirtschaftung der Ener- masse sowohl als Wärme- wie auch als giefelder im Erdreich soll durch eine au- Kältespeicher. Als Lagerplatz für über- tomatische Datenerhebung unterstützt schüssige Energie steht das Erdreich in werden. Die Betriebsfachleute kennen unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen deshalb die Temperaturprofile im Erd- Bettenhaus zur Verfügung. Er ist kosten speicher und können die Regelsysteme günstig, weist eine grosse Kapazität auf entsprechend programmieren. Die Si- und ergibt kurze Wege. Zur Bewirtschaf- mulationen zeigen, dass der Bedarf an tung des Speichers werden Sonden ab- Komfortkälte mit 18 °C zur Gänze gedeckt geteuft, in denen Wasser als Transport- werden kann. Eine vollständige Deckung medium für Wärme respektive Kälte ergibt sich auch für die Produktion von zirkuliert. Bei Ausnützung der gesamten Niedertemperaturwärme, wofür die Erd- Temperaturdifferenz von 15 Grad lassen felder als Energiequelle zur Verfügung ste- sich mehrere Millionen Kilowattstunden hen. Mit Wärmepumpen wird die aus dem Energie lagern. Erdreich bezogene Energie für die Raum- heizung und für die Vorwärmung von Zwei Erdsondenfelder Brauchwasser nutzbar gemacht. Die Erdmasse ist zwei ähnlich grossen Erdsondenfeldern zugeordnet, deren 11
Sicherheit durch Redundanz Elektroversorgung, Telematik eg in-W -Vö gtl -H eim Ma rie eg in-W -Vö gtl -Heim Ma rie Versorgungsgebiete der Trafo- gruppen auf dem Spitalareal. Bezug von Mittelspannung ten installiert werden. Der Sicherheit in der Bislang wird das Stadtspital Triemli über Elektroversorgung dient auch die Not- drei separat geführte 11-Kilovolt-Leitun- stromversorgung: Zwei Dieselgenerato- gen ab dem Unterwerk Binz des ewz mit ren können notfalls das Spital während 72 Elektrizität versorgt. Eine vollständige Re- Stunden mit Elektrizität versorgen. Diese dundanz in der Stromversorgung ist da- Stromerzeuger finden in der Energiezen- durch nicht gegeben. Mit Ausnahme der trale Platz. In fünf Trafostationen werden Station im Behandlungstrakt stammen insgesamt 14 Trafos installiert, mit einer alle Trafos aus der Zeit des Triemli-Neu- Gesamtleistung von 15 000 kVA (Kilo- baus, sind mithin also gut 40 Jahre alt. Volt-Ampère). Die erwartete Maximalbela- Das nun in Angriff genommene Bauvorha- stung des Netzes beträgt dagegen 4000 ben umfasst eine vollständige Erneuerung kVA, was auf die hohe Sicherheitskapazi- der Hauptverteilung in der Energiezentra- tät (Redundanz) verweist. Für Telematik- le und den Bau respektive die Anpassung Dienste des Spitals wird zusätzlich ein Da- von Trafostationen und die Installation der tenübertragungsnetz installiert. Trafos. Sodann wird jedes grössere Ge- bäude über eine eigene Trafostation ver- Abschirmen von Elektrofeldern fügen. Künftig wird das Spitalareal über Stromführende Installationen erzeugen die zwei Unterwerke Binz und Sihlfeld mit elektromagnetische Felder (EMF), die – Elektrizität versorgt. Die Einspeisung er- abhängig von ihrer Stärke – gesundheit- folgt mit 22 Kilovolt (kV) im Mittelspan- liche Risiken bergen. In der Planung der nungsbereich. Elektroversorgung wird diesem Aspekt besondere Beachtung geschenkt. So Geforderte Sicherheitskapazität werden ausreichende Distanz der EMF- Selbstverständlich gelten die hohen Si- erzeugenden Installationen zu den Patien- cherheitsanforderungen auch für die Lei- ten- und Arbeitszimmern geschaffen. Zu- tungsführung, sodass die Versorgungska- sätzlich werden die elektrischen Leitungen bel in getrennten Trassees verlegt und die und Armaturen in allen Zonen mit Präsenz Trafos in verschiedenen Brandabschnit- von Menschen konsequent abgeschirmt. 12
Ein arealinternes Versorgungsnetz Korridore, Leitungen, Unterstationen eg in-W -Vö gtl -H eim Ma rie eg in-W -Vö gtl -Heim Ma rie Das Versorgungsnetz im Triemli: Bestehende Kanäle sind gelb, neue Medienkanäle dunkelgrün und neue Transportkanäle hellgrün ein- gezeichnet. Ein kleines Stadtquartier des (kontinuierlichen) Gefälles sowie Das Triemli-Areal hat das Ausmass eines der präzisen Ausrichtung auf die Be- und kleinen Stadtquartiers – die grösste Aus- Entladestationen in den bisherigen und dehnung in nordsüdlicher Richtung be- neuen Trakten sind die Transportkorridore trägt 1000 Meter. Ein rationeller areal besonders diffizil. Mit einem Medienkor- interner Transport ist deshalb von erheb- ridor lassen sich Hindernisse gegebenen- licher wirtschaftlicher Bedeutung. Zu falls umfahren. transportieren sind einerseits Patientinnen und Patienten und Güter des täglichen Bauprogramm und des sporadischen Bedarfes wie Le- Im Bauprogramm sind folgende Korridore bensmittel und Medikamente, anderer- zu realisieren: seits Energien und Medien, also Wärme, • Medienkorridor von der Energiezentrale Kälte und Elektrizität, Wasser und Ab zum neuen Bettenhaus wasser. Die heute verfügbaren Korridore • Medienkorridor vom neuen Bettenhaus stammen aus dem Erstellungsjahr des unter dem neuen Vorplatz hindurch in Spitals (1970). Sie genügen weder in quan- Richtung Frauenklinik titativer noch qualitativer Hinsicht. Einer • Medienkorridor vom neuen Vorplatz seits sind die Transportvolumen sehr stark zum Hauptgebäude gestiegen, andererseits sind die Vor • Transportkorridor vom Hauptgebäude schriften bezüglich Brandschutz, Entrau unter der Tiefgarage und dem Vorplatz chung, Beleuchtung und Belüftung ver- zum neuen Bettenhaus und zum Ent- schärft worden. Korridore in der geplanten sorgungsraum beim Betriebsgebäu- Länge sind heute ohne Brandschutztüren de. Während der Bauphase dient dieser und Hydranten nicht mehr denkbar. Korridor provisorisch als Medienkorri- dor. Getrennte Korridore • Der bestehende Versorgungskorridor Künftig werden die Korridore für den zwischen der Energiezentrale und der Transport zur Ver- und Entsorgung sowie Frauenklinik wird teilweise rückgebaut für die Medien getrennt geführt. Bezüglich und verlegt. 13
Arealentwässerung Den Wasserqualitäten entsprechend organisiert Wie die Energieversorgung gemäss der Das Abwasser aus dem Spitalbetrieb unterschiedlichen Wertigkeit der Ener- ist ebenso gesondert zu behandeln giequellen strukturiert ist, wird auch die wie auch das Meteorwasser aus der Arealentwässerung den verschiedenen Umgebung (Ansicht aus dem Betten- Qualitäten des Wassers angepasst. Dabei zimmer im P+D-Objekt). sind das Regenwasser (Meteorwasser), das Grund- und Abwasser unterschiedlich zu behandeln. Zudem verlangt der Gene- tenhauses ein Retentionsbecken mit ei- relle Entwässerungsplan (GEP) der Stadt nem Auffangvolumen von 240 m3 geplant. Zürich, dass der nördliche Teil des Areals Das Becken ist Teil des Trennsystems. Triemli-Spital im Mischsystem, der südli- Ausserdem wird unter dem Bettenhaus che Teil im Trennsystem entwässert wird. ein vollflächiger Sickerteppich zur Draina- Die Grenze der Systeme verläuft durch ge des Hangwassers eingebaut. Solche das neue Bettenhaus; im Neubau ist eine Massnahmen ermöglichen einen besse- getrennte Entwässerung von Meteor- und ren Durchfluss und sind erforderlich, weil Abwasser geplant. der Untergrund des Spitalareals lehmig ist und nur eine geringe Wasserdurchlässig- Regenwasser wird aufgefangen keit aufweist. Aufgrund der Versiegelung von zusätz- Das als Industrieabwasser klassierte Ab- lichen Arealflächen und der Neubauten wasser aus den Patienten- und Behand- vergrössert sich der Anfall von Meteor- lungsbauten wird durch eine neue Leitung wasser. Dies widerspricht den Auflagen der bestehenden Kanalisation unter der von Entsorgung & Recycling Stadt Zürich Birmensdorferstrasse zugeführt. (ERZ), das eine Reduktion der Regen- wasserspitze bis 2025 um 10 % verlangt. Deshalb sind bereits in der geplanten Ausbauetappe entsprechende Retentions massnahmen notwendig. Zur Erfüllung der Auflagen ist in der Nähe des neuen Bet- 14
Berichte und Projektdokumentationen Weiterführende Informationen Beteiligte Die Versorgung Energie und die Gebäu- detechnik für das Areal Stadtspital Triemli sind ein gemeinsames Projekt von: • Stadtspital Triemli, Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich • ewz, Departement der Industriellen Betriebe der Stadt Zürich • Amt für Hochbauten, Hochbaudeparte- ment der Stadt Zürich Quelle Grundlage dieser Broschüre bildet die Projektdokumentation «Erneuerung Energie- und Medienversorgung Gesamt- areal Stadtspital Triemli», Zürich, 2009. www.stadt-zuerich.ch/hochbau 15
Stadt Zürich Amt für Hochbauten Lindenhofstrasse 21 Amtshaus III Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 412 11 11 Fax 044 412 19 36 www.stadt-zuerich.ch/ahb 16
Sie können auch lesen