Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios - ein neuartiger Ansatz

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Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios - ein neuartiger Ansatz
Einschätzungen der Franklin Equity Group

Verwaltung von Risiken in
konzentrierten globalen und
Nicht-US-Portfolios – ein
neuartiger Ansatz

Mai 2022                         Zwei bedeutende Trends haben zuletzt für grundlegende Veränderungen in der Vermögens-
                                 verwaltungsbranche gesorgt: der Aufstieg von Indexfonds, die auch als „billiges Beta“
                                 bezeichnet werden, und die Unfähigkeit aktiver Portfoliomanager, ihre Benchmarks im Laufe
                                 der Zeit durchgängig zu übertreffen. Traditionelle aktive Manager müssen ihren Ansatz für das
                                 Portfoliomanagement einer neuerlichen Prüfung unterziehen, um sich dem Aufstieg passiver
                                 Anlagen entgegenzustemmen. Gleichzeitig müssen sie sich nach neuen Möglichkeiten
                                 umsehen, um sich von diesen billigeren Indexprodukten abzuheben und langfristig attrakti-
                                 vere Anlagerenditen (Alpha) zu erzielen.

Nathan Dalton                    Eine Strategie, die aktive Manager anwenden, um sich von der Masse abzusetzen, zielt auf
Senior Investment Risk Analyst   einen hohen Active Share ab. In ihrer wegweisenden Studie „How Active is Your Fund Manager?“
Investment Risk
                                 (dt. „Wie aktiv ist Ihr Fondsmanager?“) aus dem Jahr 2007 kommen Martijn Cremers und
Management Group                 Antti Petajisto zu dem Schluss, dass Portfolios, die deutlich von ihrer Benchmark abweichen
                                 (d. h. einen hohen Active Share aufweisen) ihren Referenzindex in der Regel sowohl vor als
                                 auch nach Gebühren übertreffen.1

                                 Ein hoher Active Share alleine reicht jedoch nicht aus. In einer später veröffentlichten Rese-
                                 arch-Studie haben Cremers und Ankur Pareek nachgewiesen, dass aktive Manager mit hohem
                                 Active Share, die ihre Aktien über lange Zeiträume halten, letztlich den größten Erfolg vorwei-
                                 sen können.2

                                 In den 15 Jahren bis 2021 hat sich die Konzentration von globalen und Nicht-US-Portfolios
                                 zunehmend beschleunigt. Als konzentriert gelten dabei Portfolios mit 50 oder weniger Positi-
Donald Huber, CFA                onen. Daten von eVestment zufolge hat die Zahl der konzentrierten Strategien um mehr als
Portfolio Manager                600 % zugenommen, während das verwaltete Vermögen (AUM) um mehr als 800 % gestiegen
Franklin Equity Group            ist (Abbildung 1 auf der nächsten Seite).

                                 Konzentrierte Portfolios mit höherem Active Share können zwar potenziell höhere Renditen
                                 bieten, sie sind jedoch auch mit ganz besonderen Herausforderungen bei der Verwaltung von
                                 Risiken verbunden. 3, 4, 5 Herkömmliche Instrumente, von quantitativen Modellen bis hin zu
                                 branchenbezogenen und regionalen Beschränkungen, reichen möglicherweise nicht aus, um
                                 ein umfassendes Verständnis des Risikos von Portfolios zu vermitteln, die sich deutlich von
                                 ihren Benchmarks unterscheiden.

                                 Wir empfehlen einen alternativen Risikomanagementprozess, der beim Aufbau diversifizierter
                                 Portfolios auf eine detaillierte „Bottom-up“-Orientierung setzt. Diese Methodik zielt auf Positi-
                                 onen ab, die in der Regel folgende Merkmale aufweisen:

                                 • ihre Ertragskorrelation ist gering;
                                 • sie vermeiden direkten Wettbewerb; und
                                 • ihre wirtschaftlichen Engagements überschneiden sich so wenig wie möglich.
Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios - ein neuartiger Ansatz
Ein Trend in Richtung        Anzahl konzentrierter Strategien                                                       Assets Under Management (US$ MM)
Portfoliokonzentration       800                                                                                                           2.000.000

Abbildung 1: Konzentrierte                                                                                                                1.800.000
                             700
globale und                                                                                                                               1.600.000
Nicht-US-Strategien und      600
                                                                                                                                          1.400.000
das von ihnen verwaltete
                             500
Vermögen haben während                                                                                                                    1.200.000
der letzten 15 Jahre         400                                                                                                          1.000.000
zugenommen
                             300                                                                                                          800.000
Stand: Dezember 2021
                                                                                                                                          600.000
                             200
                                                                                                                                          400.000
                             100                                                                                                          200.000

                                     2007             2009             2011            2013           2015   2017    2019          2021
                              Konzentrierte Strategien         Verwaltetes Vermögens (in Mio. USD)
                             Quelle: eVestment.

                             Unserer Meinung nach kann ein solcher „Bottom-up“-Ansatz ein konzentriertes, gleichzeitig
                             aber auch diversifiziertes Aktienportfolio hervorbringen, das darauf ausgelegt ist, potenziell
                             attraktive Alpha-Niveaus über ganze Marktzyklen hinweg zu liefern.

                             Die heute eingesetzten Instrumente reichen womöglich nicht aus,
                             um ein Verständnis der Risiken in konzentrierten globalen und
                             Nicht-US-Portfolios zu vermitteln
                             Unserer Einschätzung nach sind herkömmliche quantitative Instrumente sowie die branchen-
                             bezogenen und regionalen Beschränkungen, die viele Portfoliomanager einsetzen, um die
                             Risiken ihrer Portfolios zu verwalten und zu verstehen, für konzentrierte globale bzw.
                             Nicht-US-Portfolios (bis zu 50 Positionen) weniger gut geeignet. Dies gilt insbesondere für
                             Positionen im Mid-Cap- bis Large-Cap-Segment des Marktes.

                             Die Grenzen quantitativer Modelle
                             Mit quantitativen Risikomodellen wie Barra6 und Axioma7 werden Positions- und Portfoliorisiken
                             analysiert und in ihre Bestandteile zerlegt. So wird mit dem Barra-Risikomodell beispielsweise
                             das Risiko einer Anlage im Verhältnis zum Markt berechnet. Dabei wird ein Multi-Faktor-Modell
                             eingesetzt, das Stile, Branchen, Märkte, Währungen und idiosynkratische Risiken berücksichtigt.
                             Auf Basis der Exponierung gegenüber verschiedenen Risikofaktoren wird mit dem Modell dann
                             versucht, parallele Bewegungen bzw. die Kovarianz von Wertpapieren und Faktoren zu verste-
                             hen, um eine Analyse der einzelnen Quellen von Portfolio- und aktiven Risiken zu ermöglichen.

                             Quantitative Modelle sind zwar durchaus ausgereift, ihre Anwendbarkeit auf konzentrierte
                             globale und Nicht-US-Aktienportfolios ist unserer Meinung nach jedoch begrenzt. So gilt es
                             etwa zu berücksichtigen, dass die Größe und Komplexität der globalen Aktienmärkte die Zahl
                             potenzieller Risikomerkmale steigern. Zudem müssen unterschiedliche wirtschaftliche Gege-
                             benheiten, politische Entwicklungen, Märkte, Währungen und Vorschriften berücksichtigt
                             werden. Ein Problem besteht darin, dass globale Risikomodelle wie das Barra-Modell nicht
                             unbedingt alle diese Risiken erfassen. Die globalen Modelle nutzen eine geringere Anzahl von
                             Faktoren als länderspezifische Modelle, da es schwieriger ist, klare Beziehungen zu isolieren.
                             Für konzentrierte Portfolios, die weltweit investieren und das gesamte Marktkapitalisierungs-
                             spektrum berücksichtigen, ergibt die Analyse in der Regel, dass ein erhebliches aktienspezifi-
                             sches Restrisiko verbleibt, also ein Risiko, das ansonsten unerklärt bleibt.8

                             Und schließlich beruhen quantitative Modelle auf historischen Daten zu Aktien- und Markt-
                             kursen, die die Entwicklung eines Unternehmens sowie die Faktoren, die seinen Aktienkurs in
                             Zukunft beeinflussen werden, nicht unbedingt erfassen.

2                            Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios - ein neuartiger Ansatz
Grenzen der Anwendung branchenbezogener und regionaler
                             Beschränkungen
                             Ein zweiter Ansatz für die Verwaltung von Portfoliorisiken in globalen und Nicht-US-Portfolios
                             konzentriert sich auf die Beschränkung der Abweichungen von der Benchmark im Hinblick
                             auf die Gewichtung einzelner Sektoren und/oder Länder. Solche Beschränkungen können
                             den falschen Eindruck erwecken, dass die Wertentwicklung eines Portfolios nicht allzu stark
                             von der Performance der Benchmark abweichen wird. Der Ansatz geht von einem hohen Maß
                             an Gemeinsamkeiten und Korrelation zwischen den Wertpapieren innerhalb der einzelnen
                             Sektoren oder Länder/Regionen aus. Diese Korrelationen können kurzfristig zwar zunehmen,
                             wenn das Marktgeschehen durch makroökonomische Ereignisse bestimmt wird, im Laufe der
                             Zeit sind sie jedoch in der Regel Schwankungen ausgesetzt.

                             Eine Kategorisierung nach Sektoren ist zu weit gefasst
                             Sektoren selbst sind breite Gruppierungen von Unternehmen, die häufig nur wenig gemein-
                             sam haben. Der Sektor „Industrie“ beispielsweise umfasst sowohl Daten- und Analyseunter-
                             nehmen als auch Investitionsgüterhersteller. Zudem kann sich die Sektorzuordnung ändern.
                             In den letzten Jahren wurden Immobilienwerte vom Finanzsektor in einen eigenen Sektor ver-
                             legt, während der Kommunikationsdienstleistungssektor derart umgestaltet wurde, dass er
                             inzwischen so unterschiedliche Unternehmen wie Internetfirmen, Medienkonzerne und
                             Mobilfunkanbieter umfasst.

                             Die Aussagekraft der regionalen Ansässigkeit als Indikator für das wirtschaftliche
                             Engagement hat abgenommen
                             Hinsichtlich der Engagements in einzelnen Regionen oder Ländern hat der langfristige Glo-
                             balisierungstrend dazu geführt, dass das Land, in dem ein Unternehmen seinen Hauptsitz hat,
                             kaum noch Aussagekraft hinsichtlich seines wirtschaftlichen Engagements hat. So zeigt bei-
                             spielsweise Abbildung 2, dass über 40 % der in Australien ansässigen Unternehmen mehr als
                             die Hälfte ihrer Einnahmen außerhalb Australiens erwirtschaften. Im Vereinigten Königreich,
                             wo multinationale Konzerne einen noch größeren Anteil ausmachen, erzielen mehr als zwei
                             Drittel der Unternehmen den Großteil ihres Umsatzes außerhalb ihres Heimatmarktes.

Der Hauptsitz eines          Prozent
Unternehmens liefert         100

nicht immer Hinweise                                                          41%
auf seine                     75
Umsatzquellen                                                                                                                                     67%

Abbildung 2: Prozentualer
                              50
Anteil des Umsatzes von
Unternehmen mit Sitz in                                                       59%
Australien und dem Verei-     25
                                                                                                                                                  33%
nigten Königreich, der aus
Quellen außerhalb ihres
Heimatmarktes stammt                                                       Australien                                                  Vereinigtes Königreich
Stand: Dezember 2021          50 % Umsatz außerhalb des Heimatsmarkts
                             Quelle: MSCI, Factset. Die Daten für Australien und das Vereinigte Königreich basieren auf den Bestandteilen des MSCI Australia Index und des MSCI UK Index. Indizes
                             werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten und Ausgabeaufschläge sind nicht berücksichtigt. Wichtige
                             Mitteilungen und die Nutzungsbedingungen der Datenanbieter sind unter www.franklintempletondatasources.com verfügbar.

                             Natürlich hat es – ähnlich wie bei den Sektoren – Phasen mit höherer Korrelation innerhalb der
                             einzelnen Länder gegeben. Als Beispiel ließe sich etwa die Entwicklung japanischer Unterneh-
                             men in den sechs Monaten nach der Wahl von Shinzo Abe zum japanischen Premierminister im
                             Dezember 2012 anführen. Die Aktien japanischer Unternehmen reagierten stark und auf breiter
                             Front auf das von Abe vorgeschlagene, auch als „Abenomics“ bezeichnete Paket wachstumsför-
                             dernder Wirtschaftsmaßnahmen. Die durchschnittliche einjährige Korrelation zwischen den
                             Bestandteilen des MSCI Japan Index und dem Index selbst stieg von 0,43 (Dezember 2012) auf
                             0,72 (Juni 2013). Abgesehen von diesen Phasen, die stark durch makroökonomische Entwick-
                             lungen bestimmt werden, erwarten wir angesichts der Globalisierung und der Vielseitigkeit der
                             geschäftlichen Aktivitäten von Unternehmen in einzelnen Ländern nicht, dass der Unterneh-
                             menssitz einen besonders starken Einfluss auf die Renditen eines Unternehmen haben wird.

3                            Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
Unterm Strich lässt sich festhalten, dass der Versuch, das Risiko eines Portfolios durch die
    Beschränkung seiner Sektor- oder Länderengagements zu begrenzen, für konzentrierte Portfolios
    problematisch sein könnte. Noch größere Schwierigkeiten können sich ergeben, wenn es sich bei
    den Beteiligungen beispielsweise nicht um Mega-Cap-Unternehmen handelt, die als
    „Benchmark-Stellvertreter“ für kapitalisierungsgewichtete Indizes fungieren können. Einzelne
    Unternehmen weisen jeweils ganz eigene Merkmale auf. In einem stärker konzentrierten Portfolio
    mit einer geringeren Anzahl von Positionen in einzelnen Sektoren oder Ländern ist es weniger
    wahrscheinlich, dass diese unternehmensspezifischen Merkmale weitgehend durch eine Durch-
    schnittsbildung eliminiert werden. Somit ergibt sich eine geringere Korrelation zwischen einer klei-
    neren Gruppe von Positionen und den Renditen der Benchmark. Beispielsweise ist davon auszu-
    gehen, dass eine einzelne Position in Japan – insbesondere, wenn es sich nicht um eines der gro-
    ßen Leitunternehmen des Landes handelt – eine geringere Korrelation zum japanischen Markt
    aufweisen wird als eine Gruppe von zehn japanischen Positionen.

    Auf Fundamentaldaten ausgerichtetes Risikomanagement – Bottom-up-
    Verwaltung des Risikos in konzentrierten globalen Aktienportfolios
    Die moderne Portfoliotheorie – die theoretische Grundlage für die Kontrolle des Risikos durch
    Diversifizierung – gibt vor, dass eine erfolgreiche Diversifizierung den Besitz von Vermögens-
    werten mit unkorrelierten Kursbewegungen erfordert. Und auf lange Sicht sollten Aktienkurse
    theoretisch der Entwicklung der Gewinne und der Cashflows folgen.

    Wir sind der Meinung, dass sich das Risiko in einem konzentrierten Portfolio, das verschiedene
    Regionen und Branchen umfasst, durch Diversifizierung, und zwar konkret durch die Auswahl
    von Unternehmen, deren Ertragsströme keine starke Korrelation aufweisen, effektiv verwalten
    lässt. In der Praxis bedeutet dieser Ansatz, dass die in einem Portfolio enthaltenen Unterneh-
    men keine gemeinsamen Umsatz- und Aufwandstreiber aufweisen und nicht direkt miteinander
    konkurrieren dürfen. Für die erfolgreiche Umsetzung eines solchen Ansatzes ist die Einrichtung
    eines hochgradig integrierten, zukunftsorientierten Researchprozesses von zentraler Bedeu-
    tung. Dieser muss auf ausführlichen, fundamentalen Analysen aufbauen, um so die Verwaltung
    eines konzentrierten Portfolios mit hohem Überzeugungsgrad zu unterstützen.

    Am Anfang steht das Verständnis für die wirtschaftlichen Engagements eines
    Unternehmens
    Bei der Untersuchung eines potenziell in Frage kommenden Wertpapiers muss die Analyse die
    fundamentalen Treiber eines Unternehmens, d. h. seine konkreten wirtschaftlichen Engage-
    ments identifizieren. Zudem muss bestimmt werden, ob es eine wirtschaftliche Überschneidung
    mit anderen Positionen im Portfolio gibt (siehe Randnotiz). Diese Analyse muss über standard-
    mäßige Branchenklassifizierungen oder Ländernotierungen hinausgehen und diejenigen Fak-
    toren berücksichtigen, die tatsächlich die Ertragsströme eines Unternehmens beeinflussen.

    Um diese Beurteilung durchführen zu können, müssen Analysten und Portfoliomanager die
    Umsatztreiber sowie die Kunden und die Wettbewerber eines Unternehmens analysieren und
    erwägen, wie ähnlich sie denen anderer Positionen sind. Dieselbe Prüfung muss für Faktoren mit
    maßgeblichem Einfluss auf die Ausgaben eines Unternehmens durchgeführt werden. Wenn ein
    Industriewert beispielsweise von petrochemischen Rohstoffen abhängig ist, muss geprüft werden,
    ob und in welchem Ausmaß auch andere Titel im Portfolio von den zugrundeliegenden Ölpreisen
    beeinflusst werden.

    Weitere Faktoren, die in die Analyse einbezogen werden müssen, sind das Wettbewerbsumfeld
    eines Unternehmens sowie die Aussichten auf Fusions- und Übernahmeaktivitäten. Ein gründli-
    ches Verständnis dieser Faktoren ist die Grundvoraussetzung dafür, dass das sich hieraus erge-
    bende Portfolio letztendlich Unternehmen enthält, die nicht direkt miteinander konkurrieren und
    nicht von denselben wirtschaftlichen Faktoren abhängig sind. Durch eine Begrenzung der Über-
    lappung der wirtschaftlichen Engagements könnte das hieraus hervorgehende Portfolio eine
    natürliche Diversifizierung über Branchengruppen hinweg erzielen, und die Renditen der einzel-
    nen Positionen könnten im Laufe der Zeit eine geringere Korrelation aufweisen.

    Vorteile dieses Ansatzes
    Begrenzung des Einflusses makroökonomischer Faktoren
    Durch die Anwendung eines Risikomanagementansatzes, der auf den Fundamentaldaten eines
    Unternehmens beruht und die Überschneidungen zwischen den zugrundeliegenden wirt-
    schaftlichen Treibern begrenzt, lässt sich der Einfluss makroökonomischer Faktoren, die sich auf

4   Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
Beurteilung der zugrundeliegenden wirtschaftlichen Überlappung zwischen Unternehmen

    Ein effektiver Bottom-up-Risikomanage-         aufweisen – sowohl absolut betrachtet              A entfallen nur etwa 10 % des Umsatzes
    mentprozess zielt auf die Beteiligung an       als auch im Vergleich zu den Korrelatio-           auf Brasilien, so dass die Stärke der brasili-
    Unternehmen ab, deren zugrundeliegen-          nen zwischen großen Pharmafirmen.                  anischen Wirtschaft für sein Wachstum
    den wirtschaftlichen Treiber sich nur in                                                          und seine Rentabilität eine relativ geringe
                                                   Die Überlappung der zugrundeliegenden
    begrenztem Maße überschneiden. Diese                                                              Rolle spielt. Bei Unternehmen B stammt
                                                   wirtschaftlichen Triebkräfte kann man
    Strategie führt zu einer Präferenz für                                                            ein wesentlich größerer Teil der Einnah-
                                                   sich wie ein Venn-Diagramm vorstellen,
    Unternehmen mit fokussierten                                                                      men aus Brasilien – generell zwischen
                                                   das die Überschneidungsbereiche zwi-
    Geschäftsmodellen gegenüber stärker                                                               55 % und 65 %. Aber die zugrundelie-
                                                   schen den Positionen auf der Grundlage
    diversifizierten Unternehmen. Wir sind                                                            gende langfristige Verlagerung vom stati-
                                                   einer qualitativen Analyse aufzeigt.
    der Meinung, dass eine Ausrichtung auf                                                            onären Einzelhandel zum E-Commerce
    stärker konzentrierte Unternehmen die          Nehmen wir einmal ein hypothetisches               hat einen weitaus größeren Einfluss auf
    Identifizierung gemeinsamer treibender         Beispiel von zwei Unternehmen. Unter-              das Wachstum von Unternehmen B in
    Faktoren erleichtert und die Wahrschein-       nehmen A ist ein bekannter Anbieter von            Brasilien als die zyklische Stärke und die
    lichkeit von Überlappungen verringert.         Kreditdaten mit Sitz in Irland. Unterneh-          Zuversicht brasilianischer Verbraucher.
                                                   men B ist ein Online-Händler mit Sitz in           Außerdem liegt das in Lokalwährung
    Beispielsweise könnte ein solcher Ansatz
                                                   Argentinien, der in ganz Lateinamerika             gemessene Wachstum des Unterneh-
    dafür sprechen, mehr Nischenunterneh-
                                                   tätig ist. Geografisch betrachtet sind             mens durchgängig über dem Wachstum
    men innerhalb des Gesundheitssektors
                                                   ihre größten Märkte die USA, das Verei-            des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts.
    zu halten. Im Gegensatz zu großen Phar-
                                                   nigte Königreich und Brasilien. Beide
    makonzernen, die Therapeutika bzw.                                                                Es sei darauf hingewiesen, dass her-
                                                   Unternehmen, A und B, sind von der
    Produkte für ein breites Spektrum an                                                              kömmliche Ansätze zur Identifizierung
                                                   Lage der brasilianischen Wirtschaft und
    Indikationen entwickeln, weisen Unter-                                                            von Bereichen, in denen Konzentrati-
                                                   des dortigen Konsumsektors abhängig.
    nehmen mit Führungspositionen bei                                                                 onsrisiken bestehen, in der Regel nicht
    spezialisierten Produkten individuellere       Wir stufen diese Überschneidung als                detailliert genug sind, um das gemein-
    zugrundeliegende Faktoren auf.                 gering ein. Da für jedes der Unternehmen           same Engagement von Unternehmen A
    Die Beteiligung an mehr Nischenfirmen          andere, ganz eigene Treiber vorliegen,             (Irland, Industrie) und Unternehmen B
    könnte zu Positionen führen, die eine          bereitet uns das damit verbundene Risiko           (Argentinien, zyklische Konsumgüter) in
    geringe Korrelation miteinander                keine größeren Sorgen. Bei Unternehmen             Brasilien zu erkennen.

                                   einzelne Branchen bzw. vertikale Wirtschaftszweige oder auf bestimmte Volkswirtschaften aus-
                                   wirken, verringern. Dieser Ansatz würde beispielsweise ein überlappendes umsatzbezogenes
                                   Engagement in der Automobilbranche deutlich machen, sei es bei Erstausrüstern oder bei
                                   Zulieferern, die dem Verbraucher-, Industrie-, Grundstoff- oder Technologiesektor zugeordnet
                                   sind. Im Gegenzug kann der Ansatz auch aufzeigen, wo es sich womöglich lohnt, mehrere Titel
                                   aus einem einzelnen Sektor ins Portfolio aufzunehmen. Ein Beispiel hierfür wäre etwa der
                                   Gesundheitssektor, wo die tatsächliche wirtschaftliche Überschneidung zwischen den Produk-
                                   ten bzw. spezialisierten Therapien von Unternehmen gering oder sogar gleich null sein kann.

                                   Begrenzung der Exponierung gegenüber länderspezifischen Risiken auf der Basis
                                   von Umsatzquellen
                                   Dieser konzeptionelle Rahmen funktioniert auch bei der Betrachtung regionaler bzw. länderspezifi-
                                   scher Risiken. Traditionelle Risikomodelle messen das regionale Risiko häufig anhand des Landes,
                                   in dem ein Unternehmen seinen Hauptsitz hat. Eine stärker fundamental ausgerichtete Analyse
                                   bietet Transparenz hinsichtlich der möglichen verschiedenen Standorte, an denen ein Unterneh-
                                   men seine Umsätze und Gewinne tatsächlich erwirtschaftet. Dies hilft dabei, das wirtschaftliche
                                   Engagement sowie potenzielle länderspezifische makroökonomische Ereignisse zu begrenzen.

                                   Der Ansatz ist zukunftsorientiert
                                   Ein wichtiger Faktor: Dieser Bottom-up-Ansatz für das Risikomanagement ist stärker auf die
                                   zukünftige Entwicklung ausgerichtet. Unternehmen sind dynamisch. Ein Verständnis dafür,
                                   wie sie sich entwickeln, hilft Analysten und Portfoliomanagern zu erkennen, wenn ein Unter-
                                   nehmen, das sich ursprünglich auf eine Branche konzentriert hatte, allmählich stärkere
                                   Engagements in neuen Wachstumsbereichen aufbaut, wodurch es möglicherweise zu Über-
                                   lappungen mit bestehenden Portfoliopositionen kommen kann.

5                                  Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
Der sonderbare Fall des Brexit und der Entwicklung des Länderrisikos

    Der Brexit bietet ein gutes historisches Beispiel, das zeigt, wie wich-            größten Engagement (durchschnittlich 89 % der Einnahmen stam-
    tig es ist, sich ein Verständnis des Länderrisikos auf Basis der jewei-            men aus dem Vereinigten Königreich), während das untere Drittel
    ligen Einnahmequellen zu verschaffen. Die Aktienkursbewegungen                     die Unternehmen mit dem geringsten Engagement enthält (durch-
    rund um das Brexit-Referendum des Jahres 2016 machen deutlich,                     schnittlich nur 4 % der Einnahmen). Wie zu erwarten war, schnitten
    dass der Hauptsitz eines Unternehmens nicht immer eine effektive                   angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Folgen des Brexit für
    Möglichkeit bietet, um das regionale Risiko eines Portfolios bzw. die              die britische Wirtschaft die Unternehmen mit dem stärksten
    Wahrnehmung dieses Risikos durch die Anleger zu verstehen. In                      Engagement im Vereinigten Königreich sowohl vor als auch nach
    Abbildung 3 sind die Unternehmen des MSCI UK Index nach ihrem                      dem Brexit-Votum schlechter ab, während sich das Drittel der
    Engagement auf dem heimischen Markt geordnet und in Drittel                        Unternehmen mit dem geringsten Engagement vor Ort besser ent-
    unterteilt. Im obersten Drittel befinden sich Unternehmen mit dem                  wickelte als die beiden übrigen Gruppen.

    Abbildung 3: Wertent-                             Umsatzanteil im Vereinigten Königreich              Rendite vor dem Brexit                Rendite nach dem Brexit
    wicklung der Unter-                                           (durchschnittlicher Anteil)   (31. Dezember 2015 – 23. Juni 2016)   (24. Juni 2016 – 31. Dezember 2016)
    nehmen im MSCI UK
                          Oberes Drittel                                               89 %                                  -4 %                                  -6 %
    Index vor und nach
    dem Brexit-Votum,     Mittleres Drittel                                            28 %                                   0%                                   18 %
    geordnet nach dem
    Engagement auf dem Unteres Drittel                                                  4%                                   12 %                                 20 %
    Inlandsmarkt          Quelle: FactSet.

                                      Grenzen des Rahmenkonzepts
                                      Aktienspezifisches Risiko bleibt bestehen
                                      Dieser alternative Ansatz hat – wie alle anderen Modelle auch – gewisse Grenzen. Das aktienspe-
                                      zifische Risiko wird hierdurch nicht reduziert. Eine gründliche Analyse und eine ausgeprägte
                                      Researchkultur können zwar das Risiko unerwarteter unternehmensspezifischer Überraschungen
                                      minimieren – von Zeit zu Zeit können und werden diese jedoch immer noch auftreten. Es kann vor-
                                      kommen, dass neue Vorschriften unerwartete Auswirkungen auf Unternehmen haben oder dass
                                      sich die Erwartungen der Unternehmensleitung an eine Fusion nicht vollständig realisieren lassen.

                                      Starke makroökonomische Veränderungen können immer noch kurzfristige Heraus-
                                      forderungen darstellen
                                      Stilrotationen und Situationen, in denen die Märkte stark durch makroökonomische Entwicklungen
                                      bestimmt werden, können ebenfalls Herausforderungen darstellen – sei es aufgrund einer Verlage-
                                      rung von Wachstums- zu Substanzwerten (oder umgekehrt) oder aufgrund der Tatsache, dass das
                                      politische oder wirtschaftliche Umfeld phasenweise eine besonders große Rolle spielt. In diesen
                                      Fällen können die Fundamentaldaten einzelner Titel einen geringeren Einfluss auf die Renditen
                                      haben als deutlich breitere Makro-Faktoren – zumindest über einen kürzeren Zeitraum hinweg.

                                      Bei Unternehmen mit vielen unterschiedlichen Geschäftsbereichen gestaltet sich
                                      die Anwendung schwierig
                                      Und da dieser Risikomanagementansatz eine Beurteilung überlappender Engagements erfordert,
                                      gestaltet sich die Umsetzung für Portfolios schwieriger, deren Unternehmen viele unterschiedliche
                                      Geschäftsbereiche aufweisen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die verschiedenen
                                      Geschäftsbereiche mehrere unterschiedliche zugrundeliegende Engagements aufweisen, die sich
                                      zu unterschiedlichen Zeiten auf den Aktienkurs auswirken. In solchen Fällen kann es schwierig wer-
                                      den, die wichtigsten Überschneidungen bei den Engagements eines Portfolios zu identifizieren.

                                      Im Gegenzug lässt sich dieser Ansatz am effektivsten beim Risikomanagement für konzent-
                                      rierte Portfolios einsetzen, deren Unternehmen entweder „Pure play“-Unternehmen sind oder
                                      nur in einer geringen Anzahl komplementärer Geschäftsbereiche tätig sind.

                                      Ein neuartiger Ansatz für die Verwaltung von Risiken in konzentrierten
                                      Portfolios
                                      Dieser auf konzentrierte globale und Nicht-US-Aktienportfolios ausgerichtete Risikomanagemen-
                                      tansatz nutzt die dem Risikomanagement zugrundeliegenden Konzepte (d. h. Diversifizierung und
                                      Korrelation) und hilft gleichzeitig, die Grenzen standardmäßiger Risikomodelle zu überwinden.

                                      Durch den Versuch, Portfolios zusammenzustellen, deren Unternehmen eine geringe Ertrags-
                                      korrelation aufweisen und nicht miteinander konkurrieren, sodass die Überschneidung der
                                      wirtschaftlichen Engagements zwischen den einzelnen Positionen begrenzt ist, lässt sich ein
                                      konzentriertes Portfolio angemessen diversifizieren. Gleichzeitig wird hierdurch das Potenzial
                                      eines Portfolios gestärkt, über einen vollen Marktzyklus hinweg Alpha zu erzielen.

6                                     Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
Fußnoten
1. Quelle: Cremers, K. J. Martijn und Petajisto, Antti, „How Active is Your Fund Manager? A New Measure That Predicts Performance“, 31. März 2009.
2. Quelle: Cremers, K. J. Martijn und Pareek, Ankur, „Patient Capital Outperformance: The Investment Skill of High Active Share Managers Who Trade Infrequently“, Journal of Financial Economics (JFE),
   1. Dezember 2015.
3. Quelle: Hansen, Frederik Kofoed, „Active Mutual Fund Performance“, Copenhagen Business School, 2016.
4. Quelle: Gottesman, Aron A. und Morey, Matthew R., „Active Share and Emerging Market Equity Funds“, Journal of Investment Consulting, 1. Dezember 2017.
5. Quelle: Petajisto, Antti, „Active Share and Mutual Fund Performance“, 15. Januar 2013.
6. Quelle: Lu, Sean und Lu, Cindy, „Barra Risk Model Based Idiosyncratic Momentum for Chinese Equity Market“, 13. März 2018.
7. Quelle: Renshaw, Anthony; Stubbs, Robert A.; Schmieta, Stefan; und Ceria, Sebastian, „Axioma’s Alpha Factor Method: Improving Risk Estimation by Reducing Risk Model Portfolio Selection Bias“, 2006.
8. Quelle: Amenc, Noël; Cucoulombier, Frédéric; Goltz, Felix; Lodh, Ashish; und Sivasubramanian, Sivagaminathan, The Journal of Portfolio Management, Winter 2016.

WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen beinhalten Risiken, auch den möglichen Verlust der Kapitalsumme. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und
Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Fak-
toren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen. Substanztitel können
manchmal nicht die erwarteten Kursanstiege erzielen oder weiter an Wert verlieren. Anlagen im Ausland sind mit besonderen Risiken verbunden,
z. B. mit Währungsschwankungen, wirtschaftlicher Instabilität und politischen Veränderungen. Anlagen in Schwellenländern sind mit erhöhten
Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Zusätzliche Risiken ergeben sich aus dem kleineren Marktumfang, der geringeren Liquidität
sowie dem Mangel an rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte. Bei aktiv
verwalteten Strategien könnten Verluste entstehen, wenn sich das Urteil des Anlageverwalters in Bezug auf Märkte, Zinssätze oder die Attraktivi-
tät, relativen Werte, Liquidität oder potenzielle Wertsteigerung bestimmter für ein Portfolio getätigter Anlagen als unzutreffend herausstellt.
Es besteht keine Garantie dafür, dass die Anlagetechniken oder -entscheidungen eines Anlageverwalters die gewünschten Ergebnisse erzielen.

7                                               Verwaltung von Risiken in konzentrierten globalen und Nicht-US-Portfolios – ein neuartiger Ansatz
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