ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...

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ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH
                          UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN

                          ÖVGW Wasser international
                          Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten

                          NISG: ÖVGW-Leitfaden für IKT-Sicherheit | Wasserversorgung: Zurück zur Kommune!
                          | Imageumfrage Fernwärme 2019 | Projekt ThermaFLEX: Intelligente Wärmeversor-
                          gung | Fernkälte: Rückkühlung ins Fernwärmenetz | 20 Jahre Fernwärme Amstetten

                          Schallgeschwindigkeit zur Ermittlung der Trinkwassertemperatur | Wirtschaftliches
                          Sanieren mit ­Kunststoffprodukten | Intelligente Brunnensteuerung beim Tunnelbau

                          ÖVGW KONGRESS 2019 in Graz | CEOCOR Kongress 2019 in Kopenhagen | Bundes-
                          rat: Enquete zum Trinkwasserschutz

                          ÖVGW-Generalversammlung | Greening the Gas | ÖVGW-Richtlinien Flüssiggas
P.b.b. – MZ 18Z041331 M

                          3 /2019
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Vierter österreichischer

Der von der ÖVGW initiierte Aktionstag zeigt, was hinter der sicheren und
störungsfreien Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser steckt: Ihre Arbeit!

Ihrer Website, auf Facebook oder im Newsletter und informieren Sie so die
Menschen in Ihrem Umfeld.

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                                                                              Foto: robert_s/Shutterstock

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HEFT 3/2019 – 16. JAHRGANG / 89. AUSGABE – 3. JUNI 2019

                                                                                                             INHALT
                                         FACHFORUM THEMA

                              The Shaping of Water                                                      6
                              Globale und europäische Institutionen prägen viele Rahmen­bedingungen
                              unserer Wasserversorgung. Wie gestaltet Österreich bzw. die ÖVGW mit?
                              „Unsere Stärke liegt im Willen zur Zusammenarbeit“                       10
                              Interview mit EurEau-Geschäftsführer Oliver Loebel
                              „Interessenvertretung ist zeitaufwendig“                                 15
                              Interview mit ÖVGW-Bereichsleiter Manfred Eisenhut

                  FACHFORUM                                         INNOVATIONSFORUM
NISG und Wasserversorgung                        16      Wirtschaftliches Sanieren mit Kunststoff­     29
ÖVGW-Leitfaden für IKT-Sicherheit                        produkten

Zurück zur Kommune!                              18      Intelligente Brunnensteuerung für den         30
Trend zur Rekommunalisierung in der Wasser­              ­Tunnelbau
versorgung Europas?
                                                         Schallgeschwindigkeit zur Ermittlung der      31
Imageumfrage Fernwärme 2019                      22      Trinkwassertemperatur

Großforschungsprojekt ThermaFLEX                 24
Intelligente Wärmeversorgung der Zukunft                           VERANSTALTUNGSFORUM

Fernkälte: Rückkühlung ins Fernwärmenetz         26      Klimawandel und intensive Landwirtschaft      34
                                                         Bundesrat: Enquete zum Trinkwasserschutz
Fernwärme-Jubiläum in Amstetten                  28
20 Jahre Fernwärme – 10 Jahre BAW                        Veranstaltungskalender                        34

Abwärme-Liefervertrag KELAG E&W – UPM            28      CEOCOR Kongress 2019 in Kopenhagen            36
Weiterhin Industrieabwärme für Laakirchen
                                                                             ÖVGW KONGRESS 2019         37
                                                                             Der Kongress und Öster-
        KOLUMNEN UND RUBRIKEN                                                reichs größte Fachmesse
                                                                             für die Gas- und Wasser-
Editorial                                         5                          versorgung fanden dieses
                                                                             Jahr am 15. und 16. Mai im
Neuerscheinung: Trinkwasserbehälter              16
                                                                             Messe Congress Graz statt.
Impressum                                        48

                                           VERBÄNDEFORUM
 im Focus:                    41      Greening the Gas             45      Personalia                  47
 Die einfachen Lösungen ...           FGW-Pressegespräch
                                      „Konjunktur-Turbine Erneuer-         Zuerkennung der ÖVGW-      48
 Ordentliche General­         42      bares Gas“                           Qualitätsmarke
 versammlung der ÖVGW
                                      ÖVGW-Regeln Flüssiggas       46      ÖVGW-Richtlinien Gas       48
 Greening the Gas             44                                           Neuerscheinungen 6/2019
 ÖVGW-Forschungsinitiative            Image-Broschüre ÖVGW         47

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                                                         3
ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
FIRMEN IM GASFACH                                                                                                               www.ovgw.at/figa

                                                                                                    Manufaktur für ökologische Dichtmittel
                                                                                                           und Korrosionsschutz

                             www.agru.at                          www.aliaxis­ui.at                       www.bacoga.com                     www.bammer­gmbh.at
                         Rohre, Fittings, Platten,              Das innovative Unternehmen,        BCG Gas 2000 Dichtmittel zum nach­        Die Firma Bammer Handels GmbH
                      Dichtungsbahnen – Innovative              das Ihre PE­Rohre sicher und       träglichen Abdichten von Gewinde­         ist Ihr Partner für Komponenten
                     Kunststoffprodukte von AGRU –                  zuverlässig verbindet.         verbindungen in Gas­Innenleitungen.       der Erdöl­, Erdgas­ und Fernwärme­
                      Seit 70 Jahren auf Ihrer Seite!             FRIALEN®­Sicherheitsfitting      ÖVGW G 2.662 / Vertrieb AT: www.hig.at    versorgung.

                    www.diehl.com/metering                   www.elster­instromet.at                      www.fiorentini.at                      www.gfps.com/at
                    • Elektronische Gaszähler mit              Elster ist der weltweit führende       •   Filter, Vorwärmer                  GF Piping Systems entwickelt, produ­
                      integriertem Funk                      Anbieter für Gasmess­ und Regel­         •   Absperrarmaturen                   ziert und vermarktet Rohrleitungs­
                    • „Open Metering“ Spezifikation          technik, mit innovativen Lösungen        •   Gasdruckregler                     systeme für den sicheren Transport
                      geeignet für Smart Metering                       für Ihren Bedarf.             •   Sicherheitseinrichtungen           von Flüssigkeiten und Gasen.

                        www.hammerer.cc                             www.hawle.at                       www.heatgroup.at                          www.interapp.net
                    Einführung moderner Informations­        Hawle ist Hersteller von qualitativ   Kompetenz im Erdgasanlagenbau             Wir sind ein weltweit agierender
                    systeme zur Dokumentation und               hochwertigen Armaturen             mit eigener Fertigung von: SAV,           Hersteller von AVK Armaturen und
                    Prozessführung von Gasversorgungs­           für die Gasversorgung.            Gasdruckregler, Filter, Abscheider,       Zubehör mit Qualitätsprodukten für
                    netzen mittels PARIS und PROFI.          HAWLE. MADE FOR GENERATIONS           Wärmetauscher, Erdgastrocknung.           die Gasversorgung.

                           www.itron.com                       www.kontinentale.at                  www.landisgyr.com/at                           www.pipelife.at
                    SMARTES MESSEN, ZÄHLEN & REGELN          Ihr starker Partner für Armaturen­      G350 – der kommunikative                Kunststoff­Rohrsysteme von Pipelife
                    Mit neuen Technologien von ITRON         und Rohrleitungstechnik mit einer       ULTRASCHALL­GASZÄHLER                   – diese starken Lebensadern sorgen
                    in die Zukunft der Gasversorgung!        umfangreichen Produktpalette für              der Zukunft für                   für eine sichere Gasversorgung.
                                                             die österreichische Gasversorgung.     Smart Metering Anwendungen.              Heute und in Zukunft.

                           www.rmg.com                       www.schermanngmbh.com                           www.sick.at                              www.ftl.de
                    Über 150 Jahre Erfahrung                  Innovative Technologien für die          SICK ist einer der weltweit           • Mengenumwerter m. Datenspeicher
                    • Gasdruckregel­ u. Sicherheitstechnik     Lecksuche und Leitungsortung        führenden Hersteller von Sensoren         • Tarifgeräte m. integrierten Modems
                    • Messtechnik und Automatisierung            an erdverlegten Leitungen         und Sensorlösungen für industrielle       • Zählerfernauslesung via Internet
                    • Anlagenbau und Zubehör                                                                Anwendungen.                     • Schaltgeräte mit ATEX Zulassung

                                                                                                      Die FIRMEN IM GASFACH (FIGA)
                                                                                                      sind ein Fachausschuss der ÖVGW
                                                                                                      Aufgaben und Zielsetzungen:
                                                                                                      •   Mitarbeit bei der Erstellung von Regelwerken
                            www.viega.at                     wieland­moellersdorf.at                  •   Kooperation mit der ÖVGW im Bereich Aus- und Weiterbildung
                                                                                                      •   Produkte und Dienstleistungen auf höchstem Niveau anzubieten
                      Sanitär­ und Heizungssysteme.            Kupfer­System aus einer Hand.
                                                                                                      •   Forcierung der Marke „ÖVGW geprüft“ um für Gasversorgungs­
                      Sicherheit im Systemverbund.              SUPERSAN® Kupferrohre aus
                                                                 Österreich und Fittings von              unternehmen eine hohe Qualität der Produkte sowie Beratungs­
                    Viega. Höchster Qualität verbunden.              Conex | Bänninger                    sicherheit zu gewährleisten
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EDITORIAL
        www.denso.de
        Führender, weltweit
                                      Editorial
      agierender Anbieter für

                                      D
     Korrosionsschutz­Produkte
     und innovative Dichtmittel.
                                              ass Österreich in Bezug auf seine Trinkwasserressour-
                                              cen und -versorgung als „Insel der Seligen“ angesehen
                                              wird, ist bekannt und wohl zutreffend – auch wenn die
                                      sich abzeichnenden Auswirkungen des Klimawandels oder in-
                                      tensive landwirtschaftliche Nutzung Wachsamkeit geraten er-
                                      scheinen lassen und da und dort regelnde Eingriffe erforder-
         www.gmt.de                   lich machen. Die heimischen Versorger stellen nach wie vor
      Kompetenter Partner für         Trinkwasser in ausreichender Menge und bester Qualität bereit.
     Gasmess­ und Regeltechnik
      in der Erdgasversorgung.        „Selig“ – zu verstehen als geografisch begünstigt und sorgen-
                                      frei dank gut organisierter Aufbringung und Verteilung – kann
                                      man sich hierzulande also allemal fühlen; in zunehmendem
                                      Maße allerdings nicht mehr als „Insulaner“. Wir haben bereits
                                      in mehreren Heften die grenzüberschreitenden Implikationen
                                      am Wassersektor zum Schwerpunkt gemacht, zuletzt anhand
                                      der Water Governance-Initiative der OECD (3/2018) und der In-
        info@ipu.co.at                ternationalisierung im Normungsbereich (5/2017) oder in der
 •   RMA – Pipeline Equipment         Berichterstattung über die IWA und die Diskussion um Richt-
 •   GHIBSON – Absperrklappen
 •   HUBER – Druckmessgeräte
                                      linienentwürfe der EU. Da es vermehrt auf europäischer und
 •   BERNARD – Stellantriebe          globaler Ebene gefällte Entscheidungen sind, die die Rahmen­
                                      bedingungen und Spielregeln auch unserer Wasserversorgung
                                      (mit)prägen, ist aktives Engagement in den betreffenden Gremi-
                                      en unabdingbar. Wir werfen in diesem Heft einen Blick auf die
                                      maßgeblichen Institutionen und auf die Rolle, die die ÖVGW als
                                      gewichtige österreichische Interessenvertretung in Trinkwasser-
www.pp­engineering.com                angelegenheiten über die Landesgrenzen hinaus wahrnimmt.
    Spezialist für kathodischen
     Korrosionsschutz und für         Das mit Hochdruck verfolgte „Greening the Gas“-Programm der
 elektromaschinelle Ausrüstung in
der Wasser­ und Abwassertechnik.      Gaswirtschaft findet seinen Niederschlag im Verbände­Forum,
                                      wo die diesbezügliche Forschungsinitiative der ÖVGW kurz vor-
                                      gestellt und die – zuletzt bei einem Pressegespräch über Kon-
                                      junkturimpulse durch Einsatz erneuerbarer Gase geäußerten –
                                      Forderungen des FGW in Erinnerung gebracht werden.

     www.vc­austria.com
                                      Auf den Veranstaltungsseiten stehen der ÖVGW KONGRESS und
      www.tpa­kks.at
                                      die ordentliche Generalversammlung der Vereinigung im Mittel-
Seit über 40 Jahren führender An­
bieter von Kathodischen Korrosions­   punkt. Gemeinsam mit der begleitenden Fachmesse Gas Wasser
schutzsystemen für Rohrleitungen,
                                      bildete die Tagung im Messe Congress Graz auch in diesem Jahr
Behälter und Stahlbetonbauwerke.
                                      jenes Großereignis, das zu Recht als österreichisches Veranstal-
                                      tungs-Highlight für die beiden Branchen gilt und eine wichtige
                                      Plattform für den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft, Wis-
                                      senschaft und Technik darstellt.

                                      FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                  5
ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
FACHFOR UM : THEMA

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                     The Shaping of Water
                     Wer sind die globalen und europäischen Institutionen, die viele Rahmen­
                     bedingungen unserer Wasserversorgung prägen? Und wie gestaltet Österreich
                     bzw. die ÖVGW mit?

                     Mag. Christian Fell und Mag. Erich J. Papp

                     Ein Promille kann – je nach Betrachtung und          pelt so viele keine Sanitäreinrichtungen, die
                     Leber – viel oder sehr viel sein. Ein Promille der   etwa das Händewaschen erlauben. In der Folge
                     Weltbevölkerung ist eher wenig und entspricht        sterben pro Jahr 361.000 Kinder unter 5 Jahren
                     etwa der Einwohnerzahl Österreichs. Man              an Durchfall­erkrankungen.
                     muss nicht mit der Lupe suchen, um zu sehen,
                     dass die Interessen der restlichen 99,9 % kaum       Gleichzeitig können internationale Überein-
                     immer deckungsgleich mit einem (nicht zuletzt        kommen durchaus erhebliche Auswirkungen
                     auch an Wasser) schwerreichen Industriestaat         hierzulande verursachen. Welche genau, ist
                     sein können. So wird die Forderung nach Zu-          nicht nur unübersichtlich, weil Direktiven
                     gang zu Trinkwasser oder Toiletten die meisten       verschiedener Akteure verschiedene Verbind-
                     hier nicht betreffen, so sie nicht zu exotischen     lichkeitsgrade haben: ein Millenniumsziel der
                     Reisen neigen. Dennoch sind diese Forderun-          UNO etwa einen geringen im Vergleich zu einer
                     gen – global gesehen – äußerst wichtig. Laut         EU-Verordnung. Doch auch weniger verbind-
                     Monitoring-Bericht 2017 von UNICEF und WHO           liche Normen können in unser Rechtssystem
                     haben über 2 Milliarden Menschen zu Hause            einsickern – sei es über Verträge oder dadurch,
                     keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, dop-          dass in verschiedenen Gremien manchmal die-

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ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
FACH F O RUM : T HEM A

selben Personen oder Institutionen vertreten       en sind klar auf ein niedriges Wasserdargebot
sind.                                              bei steigender Bevölkerungszahl ausgerichtet,
                                                   „Reuse, Recover, Recycle“ (Aufbereitung von
Eine dieser Organisationen ist die ÖVGW. Ja, als   Abwasser) wird Österreich kaum betreffen. An-
technischer Verein fördert sie Regeln zur Über-    dere – wie der Ressourcenschutz – sind für uns
wachung der Grundwasserqualität, zur Dicht-        sehr wichtig. Auf der Website iwa-network.org
heitsprüfung von Wasserleitungen oder zur          ruft die IWA dazu auf, ihre Prinzipien zu un-
Rohrnetzhygiene. In Fachausschüssen werden         terstützen. Der Einfluss der Organisation ist
gemeinsam mit Experten und Behörden ver-           ­allerdings mit Appellen wie diesen nicht er-
bindliche Standards festgelegt. Doch auch die       schöpft.
allgemeine Interessenvertretung in Trinkwas-
serangelegenheiten ist eine Hauptaufgabe der       Konzepte wie die Water-Wise Cities werden in
ÖVGW. Politische Prozesse und Entwicklungen        einer der rund 50 Arbeitsgruppen diskutiert:
sollen bereits im Vorfeld positiv beeinflusst      „Specialist Groups“. Diese Expertengruppen
werden. Das beginnt bereits auf dem höchsten       behandeln etwa Aufbereitungsanlagen, Ver-
– globalen – Level.                                sorgungsunterbrechungen, Wasserverlustma-
                                                   nagement, historische Trinkwassersysteme
Die Trendsetter                                    (um zu untersuchen, ob diese oft dezentralen
                                                   und umweltfreundlichen Systeme der Vergan-
Viele denken bei Fragen von planetarer Di-         genheit Lösungen für die Zukunft bieten) oder
mension an Mega-Organisationen wie die UNO         auch Water Governance – die staatliche Orga-
oder bei wirtschaftlichen Themen an die in der     nisation der Wasserversorgung.
OECD vertretenen Industriestaaten. Beide Ins-
titutionen sind tatsächlich wichtig – dazu spä-    Ihre Erkenntnisse fließen in IWA-Publikatio-
ter. Doch wenn es um aktuelle Fachfragen im        nen ein, haben aber sonst keine direkten Aus-
Wasserbereich geht, ist die höchste Ebene die      wirkungen auf nationale Wasserversorgungen.
2000 gegründete International Water Associ-        Die IWA fungiert mehr als eine Art globaler
ation (IWA) – ein Netzwerk von Wasserprofis        Think Tank. Allerdings sind Mitglieder der
aus 130 Ländern. Das Londoner Hauptquartier        Specialist Groups und IWA-Repräsentanten
koordiniert Aktivitäten, bei denen technische,     (Wissenschaftler, Fachleute der Versorger oder
wirtschaftliche und rechtliche Themen für die      transnationaler Konzerne) gleichzeitig oft auch
Zukunft gesetzt werden. Und mit immer kür-         in weiteren Gremien – der UNO, der Weltbank,
zerer Verzögerungszeit werden die dortigen         der Normungsorganisation ISO oder des World
Erkenntnisse in der Folge auf EU-Ebene disku-      Water Forum – aktiv. Über diese Verbindun-
tiert. Spätestens dann betreffen sie auch Öster-   gen finden Lösungsansätze zur Verbesserung
reich.                                             der Wasserversorgung Eingang in politische
                                                   Programme bzw. Normsysteme und können
Nehmen wir als Beispiel die aktuell diskutier-     durchaus auch für uns verbindlich werden.
ten „Water-Wise Cities“: Die IWA geht davon
aus, dass 2050 zwei Drittel der dann über 9 Mil-   IWA, ISO und Olympia
liarden Menschen in Städten leben. Davon wer-
den 40 % von Wasserknappheit betroffen sein,       Besonders anschaulich funktioniert die Über-
während 20 % das Risiko tragen, überflutet zu      tragung von IWA-Ergebnissen in die reale Welt
werden – Grund genug, sich und die Ballungs-       der Normen. Durch die Überlappung von Per-
zentren „schlau zu machen“. Dafür wurden 17        sonen und Institutionen in den Arbeitsgruppen
Prinzipien entwickelt, dazu „Bausteine“ und        landen die eben besprochenen Themen des
Handlungsanleitungen. Einige der Prinzipi-         Wasserbereichs in einem Komitee der ISO. Die-

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                                                            7
ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
FACHFOR UM : THEMA

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                                                                         es aber – über die europäische Bande gespielt
                                                                         – dank des „Vienna Agreement“ werden. Dem-
                                                                         zufolge kann eine ISO-Norm dann verbindliche
                                                                         Gültigkeit in Europa erlangen, wenn es zum
                                                                         Thema keinen CEN-Standard gibt. Das allein
                                                                         und die Erinnerung daran, wie unterschiedlich
                                                                         die Interessen im Wasserbereich verteilt sind,
                                                                         sollte deutlich machen, dass der Olympische
                                                                         Gedanke auch in IWA- und ISO-Gremien gilt:
                                                                         „Dabeisein ist alles“, sonst bekommt man die
                                                                         in Regeln gegossenen Interessen anderer Sta-
                                                                         keholder (z.B. Großkonzerne) serviert.

                                                                         Das österreichische Nationalkomitee der IWA
                     se ist eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz    (a-iwa.at) nimmt die heimischen Interessen
                     in Genf und Mitgliedern aus 164 Ländern. Hun-       dort wahr. Es wurde als Verein mit freiwilli-
                     derte „Technische Komitees“ und Workgroups          ger Mitgliedschaft gegründet und hat den Sta-
                     erarbeiten Standards für Produkte, Dienstleis-      tus eines „Governing Member“ innerhalb der
                     tungen und Systeme. Und zwar eine Menge             IWA. Als solches ist man in den Erfahrungs-
                     Standards: Bisher wurden über 22.600 Normen         austausch und die Aktivitäten besonders der

                                                    YWP – Der Nachwuchs wurde 10

                       Besondere Aufmerksamkeit schenkt die IWA          Herausforderungen im Wasserbereich zu be-
                       kommenden Generationen von Experten:              gegnen. Und die IWA kann umgekehrt auch
                       Young Water Professionals werden sie genannt      sehr wichtig für diese jüngeren Wasserprofis
                       und starteten ihre Aktivitäten in Österreich      sein. Sie hat geholfen, meine Karriere zu ge-
                       2008. Die YWP organisieren Stammtische            stalten, Fachwissen aufzubauen und einige
                       (in Wien, Graz, Innsbruck) sowie Workshops,       der führenden Experten der Welt zu treffen,
                       Vorträge und Exkursionen. Dabei geht es um        um später mit ihnen arbeiten zu können. Die
                       Erfahrungsaustausch und das Ausleuchten           jüngere Generation hat neue Wege entwickelt,
                       neuer Blickwinkel. Ersten Kontakt zu den YWP      miteinander zu interagieren. Wir als IWA müs-
                       finden oftmals Studentinnen und Studenten         sen weiter unsere Kernanliegen inhaltlich und
                       über die Praxisveranstaltungen der Universität    als Netzwerk vorantreiben, aber uns auch auf
                       für Bodenkultur Wien. Bei diesen Seminaren        diese neuen Kanäle und Codes einstellen.“
                       gibt es auch Informationen zur ÖVGW, zur IWA      (IWA-Newsletter 12/2018)
                       und zur YWP-Initiative. Immer wieder beschlie-      YWP Austria-Präsidentin Anita Schandl
                       ßen Interessante in der Folge, an den Aktivi-     wünscht sich zum 10-Jahres-Jubiläum, „dass
                       täten und Veranstaltungen des YWP-Austria-        auch in Zukunft junge Leute eine Chance auf
                       Chapters teilzunehmen.                            einen unkomplizierten und sympathischen
                          IWA-Vizepräsident Enrique Cabrera sieht ein    Austausch haben, sich gegenseitig helfen und
                       Geben und Nehmen der YWP. Die IWA sei sich        auch nicht davor zurückschrecken, mit erfah-
                       „der Schlüsselrolle wohl bewusst, die sie spie-   renen Kollegen in einen fachlichen Austausch
                       len werde müssen, um den vielen weltweiten        zu treten.“

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ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
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Specialist Groups eingebunden, schlägt Kan-         Ausgabe des renommierten Symposiums IWA
didaten für Vorstand und ­Präsidium der IWA         Health-Related Water Microbiology wird von
vor und spielt eine Hauptrolle bei der Durch-       15.–20. 9. 2019 hier stattfinden. Als Veranstal-
führung einschlägiger Veranstaltungen in Ös-        ter fungieren die IWA Specialist Group Health-
terreich. Die Träger­organisationen sind ÖVGW       Related Water Microbiology und das Interuni-
und (für den Abwasserbereich) ÖWAV, die auch        versitäre Kooperationszentrum (ICC) Wasser &
die Geschäftsführer Manfred Eisenhut und            Gesundheit. Professor Regina Sommer von der
Wolfgang Paal stellen. Seit 2012 gibt das in der    Medizinischen Uni Wien und Professor Andre-
ÖVGW-­ Geschäftsstelle angesiedelte National­       as Farnleitner – beide scheinen regelmäßig als
komitee den „IWA Newsletter Österreich“ her-        Vortragende bei ÖVGW-Veranstaltungen zum
aus, der sich an Mitglieder sowie verschiedene      Thema Wasser und Hygiene auf – sind in dieser
Gremien von ÖVGW und ÖWAV r­ ichtet.                Gruppe aktiv und haben Wien als Austragungs-
                                                    ort des Symposiums beworben. Inhaltlich geht
Die Verbindung Österreichs bzw. personelle          es um Wasser als Träger oder Reservoir für
Verflechtung heimischer Experten mit der IWA        Krankheitserreger und die sich daraus erge-
ist traditionell stark: Von Beginn an unterstützt   benden Gesundheitsfragen. Erwartet werden
wurden ihre Aktivitäten vom zuständigen             rund 300 Delegierte, weitere Infos dazu gibt es
MA 31-Gebietsleiter für Wien, Walter Kling. Ihm     auf der Kongresswebsite www.hrwm.eu.
gelang es, die bedeutendste IWA-Veranstaltung
in die Bundeshauptstadt zu holen: Der World         Die europäische Ebene
Water Congress 2008 fand mit rund 3.000 Teil-
nehmern in Wien statt. Das IWA-Nationalkomi-        Natürlich werden EU-Regeln von den EU-In-
tee war damals mit Organisator Kling im IWA-        stitutionen Rat, Parlament und Kommission
Board of Directors vertreten und er übte in der     formuliert, diese bewegen sich allerdings in
Folge auch die Funktion der IWA-Vizepräsiden-       einem komplexen Austausch mit internationa-
ten aus. Heute ist er Präsident des österreichi-    len Playern sowie vielen Interessen aller Art. So
schen IWA-Nationalkomitees.                         haben Programme von UNO und OECD oft gro-
    Der Innsbrucker Professor Wolfgang Rauch        ßen Einfluss auf die Entscheidungsfindung in
ist Chefredakteur der IWA-Publikation „Water        Brüssel. Eine starke Stimme erhebt seit 1975 Eu-
Science & Technology“. Er bekleidete zudem          rEau, eine Vereinigung von 32 nationalen Ver-
mehrere wichtige Funktionen innerhalb der           bänden im Trink- und Abwasserbereich – im
IWA, auch die eines Chair of the Programme          Wesentlichen der EU-Staaten plus Norwegen.
Committee. Mit rotweißroter Brille betrachtet,
kann so ein Engagement bedeuten, dass hiesi-        32 Mitglieder klingt nicht überwältigend,
ge Prioritäten wie der Ressourcenschutz nicht       doch vertreten diese Verbände (aus Österreich
vergessen werden, wenn es um die Agenda             ÖVGW und ÖWAV) Unternehmen, die Dienst-
etwa von Kongressen geht.                           leistungen für eine halbe Milliarde Menschen
    Der emeritierte TU-Professor Helmut Kroiss      erbringen und 600.000 Personen beschäftigen.
hat eine noch längere gemeinsame Geschichte         Sie liefern 44,7 Mrd. m³ Trinkwasser, betrei-
mit der IWA in verschiedenen Funktionen. Die        ben 4 Mio. km lange Leitungen sowie 18.000
prominenteste: Präsident (2014). Heute sitzt        Kläranlagen und sorgen dafür, dass 450 Mio.
Kroiss als „Distinguished Fellow“ im IWA-Vor-       Europäer(-innen) an ein Abwassernetz ange-
stand und ist einer der Vizepräsidenten des ös-     schlossen sind.
terreichischen Nationalkomitees.
                                                    Die EurEau vertritt die Interessen ihrer Mitglie-
Erneut ist es auch gelungen, eine wichtige IWA-     der in Brüssel und informiert diese umgekehrt
Veranstaltung nach Wien zu holen: Die 20.           auch über Vorgänge und Initiativen ebendort,

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                                                               9
ÖVGW Wasser international - Rahmenbedingungen und Mitsprachemöglichkeiten - META-WARE Bekesi, Jobst & Ruck ...
FACHFOR UM : THEMA

                                                      „Unsere Stärke liegt im Willen zur Zusammenarbeit“
                                                      EurEau-Geschäftsführer Oliver Loebel betont die Bedeutung der Kooperation nationaler
                                                      Verbände. Zudem kündigt er an, dass sich seine Organisation bei der EU-Kommission dafür
                                                      einsetzen wird, die Versursacher von Grundwasser-Verunreinigungen für die Finanzierung
                                                      von Gegenmaßnahmen heranzuziehen.
                                       Foto: EurEau

                                                      FORUM GWW: Mit welchen Herausforderungen ist die           werden. Dies wiederum erfordert die volle Umsetzung
                                                      europäische Trinkwasserversorgung in den kommen-           des Vorsorge- und des Verursacherprinzips.
                                                      den Jahren konfrontiert?
Oliver Loebel, gebürtiger Leipziger,                  Loebel: Es gibt allgemeine europaweite Herausforde-        Welche Forderungen haben Sie gegenüber der neuen
ist seit Mitte der 1990er-Jahre auf                   rungen wie die Anpassung an den Klimawandel, der           EU-Kommission und dem nächsten EU-Parlament
europäischer Ebene in der Interes-
                                                      Umgang mit Spurenstoffen, alternde Infrastrukturen         hinsichtlich der Trinkwasserversorgung?
senvertretung tätig. Seit Oktober
                                                      sowie Wasser als kritische Infrastruktur. Daneben          Die neue Trinkwasserrichtlinie sollte schnell ange-
2016 ist er Geschäftsführer der
EurEau.                                               werden zur Zeit mehrere EU-Regelungen überarbeitet         nommen werden, natürlich unter der Voraussetzung,
                                                      bzw. bewertet. Dazu zählen natürlich die Trinkwas-         dass den Belangen der Versorger Rechnung getragen
                                                      serrichtlinie, aber auch die Wasserrahmenrichtlinie,       wird. Hier sind wir auf gutem Weg. Außerdem muss der
                                                      die Grundwasserrichtlinie und die Gemeinschaftliche        langfristige Schutz der Trinkwasserressourcen über eine
                                                      Agrarpolitik. Hier muss sichergestellt werden, dass die    konsequente Umsetzung des Vorsorgeprinzips in allen
                                                      Trinkwasserressourcen langfristig geschützt werden.        relevanten Regelwerken, einschließlich derjenigen für
                                                                                                                 Chemikalien und Arzneimittel, verstärkt werden. Der
                                                      Gibt es bei der EurEau genügend personelle und finan-      Verursacher einer Verunreinigung muss für die Finanzie-
                                                      zielle Ressourcen, um sich gegen andere Interessen-        rung von Gegenmaßnahmen geradestehen.
                                                      vertreter, z.B. Chemie oder Landwirtschaft, durchset-
                                                      zen zu können?                                             Die TWRL konnte nicht wie geplant noch in der aktu-
                                                      Die Situation auf europäischer Ebener spiegelt die na-     ellen Legislaturperiode verabschiedet werden. Ist das
                                                      tionale Lage wider. Die Ressourcen bestimmter anderer      ein Beleg dafür, dass bei Fragen der Trinkwasserver-
                                                      Sektoren sind sicherlich mehr als eine Größenordnung       sorgung es schwieriger geworden ist, einen Kompro-
                                                      höher als die unseren. Dies wird sich auch in absehba-     miss zwischen den Interessen der Versorger und der
                                                      rer Zukunft nicht ändern. Umso wichtiger ist es, dass      Verbraucher zu erzielen?
                                                      wir unserere vorhandenen Ressourcen optimal nutzen,        Das würde ich nicht so sehen. Das Hauptproblem lag in
                                                      Synergien zwischen allen Ebenen entwickeln und             der späten Vereinbarung einer gemeinsamen Position
                                                      unsere nationalen Mitglieder auch in die europäische       der Mitgliedstaaten. Das EU-Parlament hatte seine
                                                      Interessenvertretung einbinden. In dem Willen zur          Position schon wesentlich früher angenommen. Die Ver-
                                                      Zusammenarbeit liegt unsere Stärke.                        braucherverbände haben sich trotz unserer Bitten leider
                                                                                                                 kaum geäußert. Eine Ausnahme sind die Anforderungen
                                                      Die Initiative Right2Water hat vor einigen Jahren          an Produkte und Materialien in Kontakt mit Trinkwasser.
                                                      großen Zuspruch erfahren. Sind derartige Initiativen       Hier unterstützen die Verbraucher die Forderung nach
                                                      Verbündete oder erschweren Sie die Arbeit der EurEau?      einem europäischen System.
                                                      EurEau unterstützt viele Ziele dieser Bürgerinitiative,
                                                      die auch im Einklang mit den Nachhaltigen Entwick-         Gibt es Anliegen, die EurEau-Mitglieder eher über die
                                                      lungszielen der UNO stehen. Besonders bedeutsam ist        nationalen EU-Parlamentsabgeordneten betreiben
                                                      der universelle Zugang zu bezahlbarem und gesundem         sollten als über die EurEau, und wenn ja, welche?
                                                      Trinkwasser sowie zu Abwasserleistungen. Wir haben         Grundsätzlich ist es für EU-Parlamentarier interessant,
                                                      daher auch den entsprechenden Vorschlag der Kom-           sowohl die europäische Perspektive also auch spezifi-
                                                      mission in der Trinkwasserrichtlinie unterstützt. Jedoch   sche Hinweise aus ihrem eigenen Land zu hören. Ideal
                                                      muss die Kostendeckung unserer Leistungen garantiert       ist es daher, wenn unsere Mitglieder die EurEau-Posi-

10                                                                                                                       FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019
FACH F O RUM : T HEM A

                                                            um darauf reagieren zu können. Weiters för-
tion vertreten und gleichzeitig auf nationale Besonder-     dert sie die Vernetzung und den Austausch un-
heiten hinweisen, während EurEau nur die europäische        ter den Mitgliedern. Themen der letzten Jahre
Position vertritt. Es gibt Themen, die einige nationale     drehten sich um die Revision der Wasserrah-
Verbände abdecken, während EurEau dies nicht tut,           menrichtlinie und der Trinkwasser-Richtlinie,
beispielsweise Hochwasserschutz. Die Verbände sollten
                                                            die Kostendeckung in der Wasserwirtschaft
dann direkt an die EU-Parlamentarier herantreten.
                                                            oder die Verwendung von aufbereitetem Was-
                                                            ser zur Bewässerung.
Wird es Vorstöße von Seiten der EurEau geben, um
die nächste EU-Kommission dazu zu bringen, eine
Verschärfung des Verursacherprinzips vorzuschlagen?         Die Funktionsweise bzw. Durchsetzungskraft
Die konsequente Umsetzung dieses Prinzips steht ganz        der EurEau ähnelt in gewisser Weise jener der
oben auf unserer Liste und ist Thema in allen Kontakten     EU als Ganzes: Gelangt man zu gemeinsamen
mit der EU-Kommission. Wir werden auch gegenüber            Standpunkten, können diese wirksam vertre-
der nächsten Kommission darauf bestehen, dass der           ten werden. Europa kann gegenüber anderen
entsprechende Artikel in der Wasserrahmenrichtline          Mächten mit starker Stimme sprechen, so man
endlich von den Mitgliedstaaten angewandt wird. Die         sich auf einen Redetext einigt. Das ist häu-
kürzlich verabschiedete Richtlinie zu Einwegplastik         fig der Fall, aber nicht immer. Wenn man als
zeigt, dass der europäische Gesetzgeber dem Konzept         nationaler Verband mit einem innerhalb der
offen gegenübersteht. Klar ist auch, dass sich die Indus-   ­EurEau nicht mehrheitsfähigen Anliegen „üb-
trie gegen das Verursacherprinzip stemmt. Wir können         rigbleibt“, bleibt noch übrig, sich direkt an die
daher nur erfolgreich sein, wenn unsere Mitglieder auf       Entscheidungsträger zu wenden – sei es durch
nationaler Ebene die gleiche Botschaft vertreten.
                                                             Gespräche mit Abgeordneten aus Österreich
                                                             oder andere Lobbying-Aktivitäten.
Gibt es neben der EU-Kommission noch weitere
Ansprechpartner für die EurEau, um die Anliegen der
Trinkwasserversorgung durchzusetzen?                        Weitere internationale Player
Wie schon angesprochen, arbeitet die EurEau sehr in-
tensiv mit dem EU-Parlament zusammen. In begrenztem         Die Vereinten Nationen (UNO) und die Organi-
Umfang haben wir auch Kontakte zu den Vertretungen          sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
der Mitgliedstaaten, obwohl dies vor allem die Aufgabe      Entwicklung (OECD) wurden bereits als inter-
unserer nationalen Verbände ist. Wichtige Partner sind      nationale „Einflüsterer“ genannt. Sehen wir
auch andere Verbände, wie die der Städte und der            uns Beispiele für deren Beiträge zur Gestaltung
öffentlichen Dienstleister sowie verschiedene Umwelt-       des Wasserbereichs an:
organisationen.
                                                            OECD: Water Governance Initiative
Welches Gewicht kann ein Verband aus einem kleinen
Land – wie die ÖVGW – innerhalb der EurEau haben?           2013 startete dieses Projekt, um nicht nur den
Unsere Stellungnahmen basieren auf Konsens. Das
                                                            wirtschaftlich starken Mitgliedern, sondern al-
heißt, jeder Verband kann seine Position in die ver-
                                                            len Ländern leistbare Instrumente zur Planung
schiedenen Gremien einbringen und an der Formulie-
                                                            und Organisation der Wasserversorgung zu lie-
rung der Positionen mitarbeiten. Für kleinere Verbände
ist es aber oft schwieriger, im Rahmen der gesetzten        fern. Und auch hochentwickelte Nationen sind
Fristen Kommentare zu oft komplexen Themen zu               von einigen bedenklichen Aspekten betroffen,
erarbeiten. Daher sind alle unsere Kommunikationska-        etwa der vielerorts überalterten Infrastruk-
näle offen, egal ob E-Mail oder Videokonferenz. Unsere      tur. OECD-Experten sehen die Nachfrage nach
Satzung schreibt außerdem fest, dass im Falle einer         Wasser bis 2050 um weitere 55 % steigen, wäh-
Abstimmung jedes Land über eine Stimme verfügt,             rend schon heute 40 % der Weltbevölkerung in
unabhängig von seiner Größe.                                Flusseinzugsgebieten leben, die unter Wasser-
                                                            stress stehen. Da viele Länder laut OECD bes-

   FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                                                                    11
FACHFOR UM : THEMA

                                                                       technische Mitarbeiter auszubilden. Die Welt-
                                                                       bank wiederum unterstützt die Idee, gezielt
                                                                       das Management zu trainieren – das aber soll-
                                                                       ten nach heimischem Verständnis Universitä-
                                                                       ten erledigen.

                                                                       UNO: Sustainable Development Goals

                                                                       Als Nachfolger der Millenniumsziele entwi-
                                                                       ckelten die Vereinten Nationen 17 „Ziele für
                                                                       eine nachhaltige Entwicklung“ – auch „Agen-
                                                                       da 2030“ genannt, da sie von 2016 an 15 Jahre in
                                                                       Kraft sind. Das sechste Ziel lautet „Wasser und
                                                                       Sanitärversorgung für alle“, nach einer Umfra-
                                                                       ge unter den UN-Mitgliedern halten diese es
                     ser gerüstet sein sollten, um die kommenden       nach Frieden und Ernährungssicherheit sogar
                     Herausforderungen (Urbanisierung, Klima-          für das drittwichtigste. Und was angesichts un-
                     schwankungen, Wasserkrisen) zu bewältigen,        serer Wasserversorgung vielleicht überrascht:
                     einigte man sich 2015 auf 12 Grundsätze guter     Die SDG betreffen nicht nur Entwicklungslän-
                     Water Governance. Nach diesem allgemeinen         der. Anders als die Millenniumsziele gilt diese
                     Kompromiss galt es, Indikatoren (Kennzah-         Agenda für alle UN-Mitglieder. Für diese be-
                     len, Merkmale) dafür zu entwickeln, ob die-       deutet das, den Ist-Zustand über Kennzahlen
                     se Grundsätze auch erfüllt sind, sowie Best-      festzustellen und dann Ziele für 2030 zu defi-
                     Practice-Beispiele zu sammeln. Nach mehreren      nieren. Hierzulande wird man wenig aufspü-
                     Konferenzen und erfolgreichen Pilot-Studien       ren, die Wasserversorgung dramatisch zu ver-
                     (auch in Österreich) wurden 36 Indikatoren        bessern. Dennoch sind Berichte über Vorhaben
                     und dazu passende Checklisten 2018 auf dem        und Zielerreichung zu schicken. Dabei arbeitet
                     World Water Forum in Brasilia vorgestellt. 130    das Ministerium mit der ÖVGW zusammen, die
                     Gruppen hatten sich an den Beratungen betei-      in diesem Zusammenhang den Grundwasser-
                     ligt, aus Österreich die Wiener Wasserwerke,      schutz und die Erneuerung von Anlagen als
                     das Ministerium, die Bundesarbeitskammer          Schwerpunkt sieht.
                     und der Verband der öffentlichen Wirtschaft
                     und Gemeinwirtschaft.                             Mitreden, mitgestalten

                     ÖVGW-Bereichsleiter Manfred Eisenhut war          Wie verschafft man sich in dieser komplexen
                     nicht nur in dieser Funktion, sondern ist auch    Welt internationaler Player Gehör? Die ÖVGW
                     für die EurEau nach wie vor an der Fortsetzung    beteiligt sich an der Meinungsbildung auf glo-
                     OECD-Programm beteiligt. Dass eine ursprüng-      baler wie europäischer Ebene. International
                     lich dreistellige Zahl von Indikatoren auf 36     ist man über das Nationalkomitee an die IWA
                     „herunter verhandelt“ worden ist, zeigt die       angebunden, Wasser-Bereichsleiter Manfred
                     Schwierigkeit, Gemeinsames auf fast globaler      Eisenhut ist daher einer der beiden Geschäfts-
                     Ebene zu finden. Eisenhut gab FORUM GWW           führer. Anna Pomassl behandelt in der ÖVGW
                     ein aktuelles Beispiel für Themen, die nicht      als Referentin Fragen der Wassergüte, ist aber
                     im österreichischen Interesse gelöst werden,      auch im Präsidium der Young Water Professi-
                     wenn man sich nicht beteiligt: Für die ÖVGW       onals aktiv. Andreas Riha wird von der ÖVGW
                     geht eine Initiative für „Capacity Building“ in   in die Normungsausschüsse der ISO entsen-
                     die falsche Richtung. Der heimische Ansatz ist,   det, wenn es um die Trinkwasserversorgung

12                                                                                FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019
US IN  E SS.
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                      www.wienenergie.at                                         Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.

Wasserkraft                         44,56 %    Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und
Windenergie                          8,50 %    Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG im
                                               Zeitraum 1.1.2018 – 31.12.2018 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle angeführten
feste oder flüssige Biomasse         3,42 %
                                               Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG
Sonnenenergie                         1,32 %
                                               2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung in
Erdgas                               41,21 %   diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Die Herkunftsnachweise
sonstige Ökoenergie                  0,99 %    stammen zu 100 % aus Österreich. Unsere Lieferungen sind frei von Atomstrom. Bei der
CO2-Emissionen                 136,81 g/kWh    Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle. Das Erdgas wird mit höchster
radioaktiver Abfall            0,00 mg/kWh     Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und
                                               Fernwärme eingesetzt.
FACHFOR UM : THEMA

                                                                         in wichtigen Details verändert werden. Ein
                                                                         Beispiel: In Singapur muss man Wasser spa-
                                                                         ren, und natürlich bräuchte man in Österreich
                                                                         zur Effizienz keinen ISO-Standard. Hier ist es
                                                                         etwa gelungen, den Fokus der Norm von den
                                                                         Wasserversorgern weg (water efficient) auf
                                                                         ­
                                                                         wassersparende Geräte in den Haushalten zu
                                                                         bringen.

                                                                         Wer, wenn nicht die ÖVGW?

                                                                         Die Revision der Trinkwasser-Richtlinie ist ein
                                                                         gutes Beispiel dafür, wie aufwändig wirksame
                                                                         Interessenvertretung werden kann: Grundvor-
                                                                         aussetzung ist zunächst eine Zusammenschau
                     geht. Eisenhut fasst zusammen, warum das            und Gegenüberstellung des Kommissionsent-
                     so wichtig ist: „Unsere nationale Normungs-         wurfes und der Abänderungsvorschläge von
                     einrichtung ASI geht immer mehr dazu über,          Rat und Parlament. Jedes dieser Papiere hat
                     CEN- oder ISO-Normen als verbindlich zu er-         Hunderte von Seiten. Folglich gibt es in Öster-
                     klären, und es werden immer weniger nationa-        reich – so Eisenhut – abgesehen von der ÖVGW
                     le ÖNORMEN erstellt. Auf europäischer Ebene         keine Institutionen, die sich diese Arbeit antun
                     macht man keine Normen mehr, weil man das           (können). Gleichwohl ist sie aber wichtig, kann
                     Agreement mit der ISO hat und es schwierig ist,     doch jede Änderung (z.B. des Umfangs der Un-
                     die Interessen der 28 Mitgliedstaaten zu einem      tersuchungshäufigkeit) erhebliche finanzielle
                     Kompromiss zu führen. Bei der ISO ist die Tür       Auswirkungen haben.
                     offen für denjenigen, der sich engagiert. Öffent-
                     liche Wasserversorger können es sich in der         Schon gar nicht können sich einzelne EP-Ab-
                     Regel nicht leisten, Mitarbeiter zur ISO zu schi-   geordnete mit den Folgen von Details einer
                     cken. Daher dominieren dort die Industrie und       Richtlinie für die Wasserbranche beschäfti-
                     privatrechtliche Unternehmen. Aber die Norm,        gen. Sie werden also – wenn ein Problem in
                     die durch die ISO erstellt wird, kommt über den     den Entwürfen entdeckt ist – entweder über
                     Umweg CEN 1:1 in Österreich zur Geltung. À la       die­­EurEau oder direkt angesprochen. Dazu
                     longue droht die Gefahr, dass uns die Industrie     greift die ÖVGW auf Profi-Berater wie Martin
                     diktiert, wie Wasserversorgung zu funktionie-       Saeckl von der European Affairs Consulting
                     ren hat. Da muss man gegensteuern.“                 Group (eacon) zurück. Der frühere Mitarbeiter
                                                                         des Bundeskanzleramts befasst sich seit den
                     Als „Gegensteuermann“ fungiert hier Andreas         90er-Jahren intensiv mit den EU-Institutionen.
                     Riha, der in den Ausschüssen aktuelle Trends        Er stellt Verbindungen zu Abgeordneten her,
                     und Vorhaben nicht nur frühzeitig registriert,      hält Kontakt zu Kabinettsmitarbeitern und or-
                     sondern auch positiv für Österreich zu beein-       ganisiert Meetings. Vertreter der ÖVGW können
                     flussen sucht. Oft funktioniert das durch Ko-       dabei die Auswirkungen geplanter Bestimmun-
                     operationen mit Ländern wie Deutschland             gen besprechen, Abänderungen in den Aus-
                     oder der Schweiz, die ein ähnliches Verständ-       schüssen inspirieren oder womöglich auf das
                     nis davon haben, wie Trinkwasserversorgung          Abstimmungsverhalten einwirken.
                     organisiert sein soll und damit vor ähnlichen
                     Herausforderungen stehen. Nicht alles kann          Für EU-Abgeordnete ist die ÖVGW umgekehrt
                     durchgesetzt oder verhindert, womöglich aber        als Gesprächspartnerin interessant, weil sie

14                                                                                  FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019
FACH F O RUM : T HEM A

  „Interessenvertretung ist zeitaufwendig“
  Dipl.-HTL-Ing. Manfred Eisenhut, ÖVGW-Bereichsleiter Wasser, über die Notwendigkeit,
  rasch auf internationale Initiativen reagieren zu können

  FORUM GWW: Herr Eisenhut, die heimische Trink-          tionsnetzwerk aufgebaut, um die österreichischen
  wasserwirtschaft wird immer stärker von internati-      EU-Abgeordneten mit Informationen zu versorgen.

                                                                                                                                                        Foto: ÖVGW / Riha
  onalen Entwicklungen beeinflusst. Wann hat dieser       Das hat zuletzt bei der Revision der Trinkwasserricht-
  Prozess begonnen?                                       linie gut funktioniert. Aber diese Form der Inter-
  Eisenhut: Zu Beginn meiner Tätigkeit in der ÖVGW        essenvertretung ist natürlich sehr zeitaufwendig.
  Anfang der 1980er-Jahre gab es noch keine österrei-     Daher wurden für den Bereich in den vergangenen
                                                                                                                   Manfred Eisenhut leitet seit 1986
  chische Mitgliedschaft in der EU, die Vorläuferinsti-   Jahren zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                                                                                   in der ÖVGW den Bereich Wasser.
  tution der IWA hatte bei weitem nicht diesen Einfluss   in der ÖVGW-Geschäftsstelle aufgenommen.
                                                                                                                   Er fungiert zudem als Geschäfts-
  wie heute und auch die internationale Normung                                                                    führer des österreichischen IWA-
  hatte war nicht von dieser Bedeutung. Die Trinkwas-     Welche internationalen Organisationen außer der          Nationalkomitees und vertritt die
  serversorgung wurde durch das Wasserrechtsgesetz        EU haben Einfluss auf die Trinkwasserversorgung          heimische Trinkwasserwirtschaft
  und die Legislative der Bundesländer geregelt.          und wie kann die ÖVGW auf deren Arbeit Einfluss          im europäischen Dachverband
  Damals wurden die Regelungen sozusagen von ein          nehmen?                                                  EurEau. Zurzeit beteiligt er sich
  paar Wasserversorgern mit den Länder- und Bundes-       Wir haben festgestellt, dass sich Einrichtungen wie      auch als EurEau-Delegierter an der
  vertretern vereinbart. Spätestens mit dem EU-Beitritt   die IWA, die UNO, ISO oder die OECD gegenseitig          Water-Governance-Initiative der
                                                                                                                   OECD.
  war aber klar, dass das Gemeinschaftsrecht von nun      beeinflussen. Erkenntnisse aus Studien finden
  an maßgeblichen Einfluss auf unsere Wasserversor-       immer schneller Eingang in Normen oder Entwick-
  gung ausüben wird.                                      lungsprogramme. Das ist auch eine Auswirkung
                                                          der neuen Kommunikationsformen. Wir verfolgen
  Wie hat die ÖVGW darauf reagiert?                       diese Aktivitäten aufmerksam und versuchen, dort
  Wir haben unser Engagement in der EurEau ver-           wo es möglich ist, an Sitzungen oder Konsultatio-
  stärkt, um mit anderen europäischen Verbänden           nen teilzunehmen bzw. über Partner frühzeitig an
  unsere Standpunkte abzustimmen. Die EurEau              Informationen zu gelangen. Weitere Schritte werden
  vertritt dann diese Positionen gegenüber der            dann, sofern erforderlich, in den ÖVGW-Gremien
  EU-Kommission. Zudem haben wir ein Kommunika­           beschlossen.

immerhin 1.500 Wasserversorger vertritt. Alle             Normenlandschaft erfüllt die ÖVGW eine zent-
Versorger vertritt die EurEau, gemeinsame                 rale Aufgabe für die Branche: Bei ihr laufen die
Standpunkte sind also bei ihr gut aufgehoben              Fäden zusammen, besonders was Information
und werden auch gehört. So gab es beispiels-              betrifft. Diese kommt von den persönlich enga-
weise im Zusammenhang mit der anstehenden                 gierten Mitarbeitern, Vertretern von Mitglieds-
Überarbeitung der Wasserrahmenrichtlinie                  unternehmen in internationalen Gremien, aber
eine Konsultation durch die EU-Kommission.                auch von Regierungsstellen – etwa der Sektion
                                                          Wasserwirtschaft im BMNT oder dem Gesund-
In Summe braucht man, schätzt Eisenhut, für               heitsministerium. Um diesen Wissensschatz zu
Tätigkeiten mit internationalen Aspekten „fast            nutzen, können die ÖVGW-Partner auf die Ver-
die Hälfte der Manpower der ÖVGW-Geschäfts-               einigung zukommen oder werden aktiv infor-
stelle“. Es gilt, Anfragen zu beantworten oder            miert. Das ist ein einzigartiger Service, weiß Ei-
Positionen (auch der EurEau) abzustimmen –                senhut: „Ich sehe sonst niemand in Österreich,
die Tendenz ist steigend. Gerade in einer Zeit            der einen solchen Überblick im Interesse der
der komplexer und internationaler werdenden               Trinkwasserversorgung bieten kann.“ ◂

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019                                                                                                                     15
FACHFOR UM

ÖVGW-Leitfaden für IKT-Sicherheit
Das Netz- und Informationssicherheitsgesetz verpflichtet große Wasserversorger zum Nachweis, dass ihre Netz- und
Informationssysteme gegen Angriffe geschützt sind. Ein von der ÖVGW erarbeiteter Leitfaden bietet dabei Hilfestellung.

Bei einer österreichweiten Übung wurden                       sentlicher Dienste“ im Sinne des NISG,                Notfall-Team melden und sie müssen ge-
im April die Folgen eines mehrere Tage                        sondern nur jene, die bestimmte Schwel-               eignete und verhältnismäßige technische
andauernden Stromausfalls simuliert. Da-                      lenwerte hinsichtlich Wassergewinnung,                und organisatorische Sicherheitsvorkeh-
durch rückten die Bedrohungen, der die                        -aufbereitung und -verteilung erreichen               rungen für ihre IKT treffen.
Infrastruktur ausgesetzt ist, ins Bewusst-                    (z.B. die Anzahl der Personen, die auf                   Ein ÖVGW-Arbeitskreis, in dem WVU
sein: Die fortgeschrittene Digitalisierung                    Grund eines Sicherheitsvorfalls nicht ver-            und Behörden mitwirkten, erstellte einen
hat die Gefahr von Versorgungsunterbre-                       sorgt werden können). Letztendlich sind               Leitfaden zur NISG-Umsetzung. Darin
chungen durch Unfälle, Fehler oder geziel-                    es die 10 größten Versorger Österreichs,              sind die Mindeststandards für Sicherheits-
te Angriffe von Cyber-Kriminellen erhöht.                     die die Anforderungen des NISG erfüllen               vorkehrungen im Bereich der Informa-
   Auf Grundlage einer EU-Richtlinie ist in                   müssen und zu Maßnahmen verpflichtet                  tions- und Kommunikationstechnolo-
Österreich seit 28. 12. 2018 das Netz- und                    sind, um die Sicherheit ihrer Netz- und In-           gie-Systeme unter Berücksichtigung der
Informationssicherheitsgesetz (NISG) in                       formationstechnologie zu g ­ ewährleisten.            Besonderheiten der Trinkwasserversor-
Kraft – mit dem Ziel, bei den Betreibern                         Für diese Unternehmen gelten – wie DI              gung definiert. Der Leitfaden soll – nach
wesentlicher Dienste in den im Gesetz                         Marion Unterwaining (BMNT) beim ÖVGW                  Genehmigung durch das BM für Inneres –
genannten Sektoren (zu denen auch die                         Symposium Wasserversorgung mitteilte                  den verpflichteten Versorgern als Umset-
Trinkwasserversorgung zählt) ein hohes                        – folgende Verpflichtungen: Sie müssen                zungsanleitung und den dafür vorgesehe-
Sicherheitsniveau von Netz- und Informa-                      einen Sicherheitsvorfall bei ihrer Informa-           nen Stellen als Prüfvorgabe dienen, wird
tionssystemen zu erreichen. Allerdings                        tions- und Kommunikationstechnologie                  jedoch keine öffentlich erhältliche Publi-
sind nicht alle Versorger „Betreiber we-                      (IKT) an das für sie zuständige Computer-             kation der ÖVGW darstellen. ◂

 NEUERSCHEINUNG

                                                  Am deutschsprachigen Buchmarkt gibt es wohl kein           wandten Oberflächensystemen, Sonderbauweisen von
                                                  zweites Werk mit einer derartigen Fülle an Fachwissen      Trinkwasserbehältern wie z.B. Spannbeton-Fertigteil-,
                                                  über Trinkwasserspeicher wie jenes von Dr.-Ing. Gerhard    Spiralleitwand-, Rohr- und Edelstahlbehälter, technische
                                                  Merkl. In der nun vorliegenden, völlig überarbeiteten      Anforderungen zur Erhaltung der Wasser­beschaffenheit
                                                  3. Auflage ist der neueste Stand der Technik dargelegt,    wie z.B. gleichmäßige Erneuerung des gespeicherten
                                                  insb. zu statischer Bearbeitung im Hinblick auf Zwangbe-   Wasservolumens, Ausbildung von Lüftungseinrichtun-
                                                  anspruchung und Wasserundurchlässigkeit, fugenlose         gen, Verwendung unbedenklicher Baustoffe, Kontrolle,
                                                  Bauweise, Rissbreiten, Bewehrungsgehalte, Durchset-        Reinigung und Desinfektion, Behebung von Schäden,
                                                  zung einer seit 1983 begründeten, für die Abschreibungs-   Sanierungsbeispiele, Instandsetzungsprinzipien,
                                                  zeit von 50 Jahren für Trinkwasserbehälter speziellen      Qualitätssicherung, Bauzustandsanalyse, Zertifizierung
                                                  nominellen Betondeckung 5 cm im Hinblick auch auf          von Fachunternehmen, Maßnahmen zur Instandhaltung,
  Gerhard Merkl                                   Ausführungsmängel, Betonrezeptur, Betongüte, anzu-         Neubau, Sanierung, Building Information Modelling
                                                  strebendes Ausbreitmaß, verlorene Schalung (PE-HD-         (BIM), also Lösungsmöglichkeiten zu den Anforderungen
  Trinkwasserbehälter                             Stegplatten) und Behälterdeckenaufbau mit künstlicher      von Regelwerken, Ausschreibung und Vergaben.
  Planung, Bau, Betrieb, Schutz                   Wärmedämmung, Anforderungsprofil zu Innenflächen              Dieses Buch ist in der heutigen Zeit – im Spannungs-
  und Instandsetzung
                                                  von Wasserkammern, porenarme Stahlbetonoberflächen         feld zwischen Renditedenken und Nachhaltigkeit – der
  3., neu überarbeitete Auflage 2018
                                                  mit Schalungsbahnen für die Wasserkammern, neue            Ratgeber für Bauherren, Wasserversorgungs- und
  656 Seiten, vierfarbige Abb., geb., EUR 120.-   Anforderungen bei zementgebundenem Spritzmörtel,           Tragwerks-Planer, Gesundheitsaufseher und Hygiene-
  ISBN 978-3-00-060582-6
  Eigenverlag Dr.-Ing. Gerhard Merkl, Müchen      KKS, Auskleidungen mit PE-HD-Stegplatten, flexiblen        Inspektoren sowie Bauunternehmer, Fachfirmen und
  Tel.: +49 (089) 361 49 2                        polyolefinen Kunststoffdichtungsbahnen, Epoxidharz,        Bauüberwachung – mit dem Ziel, Behälter ohne Mängel
  merkl.trinkwasserbehaelter@mnet-mail.de         Edelstähle, Spritzbeton inkl. Kostenrahmen zu ange-        für das Lebensmittel Trinkwasser zu erstellen.

16                                                                                                                          FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019
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Alles fließt.
Schulungsfilm Hydrantennutzung
Immer wieder stellt die Bereitschaftsmannschaft der MA 31 – Wiener Wasser fest,
dass Hydranten in Wien nach der Nutzung nicht ordnungsgemäß geschlossen
wurden. Um diese Situation zu verbessern, erstellten MitarbeiterInnen dieses Fach-
bereiches mit Unterstützung der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Kommunika-
tion und einem professionellen Kamera-Team einen Schulungsfilm.

Der Film ist auf Youtube unter dem Titel „Wiener Wasser: Schulungsfilm über
Hydrantennutzung“ zu finden. Feedback und Weitersagen ist selbstverständlich
erwünscht. Link zum Video: bit.ly/2vGvjpJ

Wasserentnahme aus Hydranten:
1. Seitliche Hydrantenkappe abnehmen
2. Hydrantenkopf langsam öffnen
3. Den Hydranten zum Spülen einige Zeit rinnen
   lassen und anschließend wieder schließen
4. Entnahmearmatur montieren
5. Wasser entnehmen
6. Nach dem Gebrauch Hydrantenkopf vollständig
   schließen – kein Zischgeräusch hörbar
7. Entnahmearmatur abmontieren und
   Hydrantenkappe wieder anbringen

                 Wiener Wasser                                                       www.wienerwasser.at
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             Zurück zur Kommune!
             Die Unzufriedenheit mit privaten Betreibern führte in einigen
             ­größeren Städten ­Europas dazu, dass die Wasserversorgung
              wieder in die ­eigenen Hände genommen wurde.

             Slogans wie „Hände weg von unserem Wasser!“        Unternehmen für die Kommunen zu vertrag-
             oder „Keine Geschäfte mit Wasser!“ tauchen         lich festgelegten Bedingungen (und häufig
             in Österreich regelmäßig zu Wahlkampfzeiten        durchaus zur Zufriedenheit aller Beteiligten)
             auf, mit der nicht unbegründeten Hoffnung,         die Wasserversorgung durchführen.
             damit verlässlich Emotionen wecken zu kön-
             nen. Auch bei der Enquete zur Trinkwasserver-      Frankreich: Trend zu kommunaler Versorgung
             sorgung am 8. Mai (vgl. S. 35) wurden Stimmen
             laut, die vor Bestrebungen warnten, die Was-       Aber die Warnungen vor der Öffnung der Trink-
             serversorgung für den Markt zu öffnen.             wasserversorgung für den Markt sind ver-
                                                                ständlich. Denn gleichzeitig gibt es zahlreiche
             In einigen Ländern Europas wie etwa Frank-         Beispiele, dass Kommunen ihre ausgelagerte
             reich oder Spanien ist die Privatisierung aller-   Wasserversorgung auf Grund von schlechten
             dings ein weitverbreitetes Modell: Große Unter-    Erfahrungen wieder selbst organisieren. Das
             nehmen betreiben auf Grundlage langfristiger       geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie 1
             Verträge die Wasserversorgung für die Kom-
             munen. Auch in den Ländern des ehemaligen          1 „Rekommunialisierung in Europa – Fakten, Motive, Bei-
             Ostblocks gibt es vielfach Beteiligungsgesell-       spiele“ (Februar 2019). Verfasser: Büro für Daseinsvorsorge
                                                                  und Kommunalwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Ös-
             schaften, bei denen in Form von Public-Pri-          terreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politik-
             vate-Partnership-Modellen gewinnorientierte          entwicklung (ÖGPP)

18                                                                             FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2019
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                            ~ERFRISCHEND WIENERISCH~

               FINDEN WIR AM PRICKELNDSTEN!

Wien kann niemand das Wasser reichen. Damit das auch so bleibt, sind
wir rund um die Uhr für Sie da. Bei Fragen zum Wiener Wasser erreichen
Sie uns unter: Tel. 01/59959

              Wiener Wasser                                              www.wienerwasser.at
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                                                                                          sellschaftliche Bewegungen, die sich für einen
                               Wasserversorgung in Frankreich
                                                                                          diskriminierungsfreien Zugang zum Wasser
                                                                                          einsetzen und Druck auf die Politik ausüben,
                 kom-                                                                     die Wasserversorgung wieder in die Hände der
                 munal                                                                    Kommune legen. Die Bewegung „Right2Wa-
                 18 %                                                                     ter“, die vor einigen Jahren erfolgreich die erste
                                                     kommunal
                                                                                          europäische Bürgerinitiative durchführte, war
                                                       39 %            privat             von derartigen Motiven geleitet.
                                                                       61 %
                          privat                                                             In Spanien ist in den Post-Krisenjahren nach
                          82 %                                                            2008 eine Reihe von sozialen Bewegungen ent-
                                                                                          standen, die sich für einen gleichberechtigten
                                                                                          Zugang zu Wasser einsetzten. Als Beispiel wird
                      1970                                      2015                      in der Studie die in Katalonien liegende Stadt
                                                                                          Terrassa angeführt, wo sich 2014 auf Grund
                                                                                          überhöhter Wasserpreise einige Initiativen
Privat und kommunal organisierte      zur Rekommunialisierung in Europa hervor.           zum „Wassertisch Terrassa“ zusammen schlos-
Wasserversorgung in Frankreich        Darin wird ausgeführt, dass es in den letzten       sen. Es wurde die Forderung erhoben nach
1970 / 2015                           zwei Jahrzehnten in Europa 166 Rekommunia-          Ablauf des seit 1941 laufenden Vertrages mit
Quelle: Rekommunialisierung in        lisierungen gab. Die meisten davon fanden in        einer Tochtergesellschaft von SUEZ die Wasser-
Europa – Fakten, Motive, Beispiele    Frankreich statt. Dort hat die private Wasser-      versorgung kommunal zu organisieren. Aller-
(2019)                                versorgung seit dem 19. Jahrhundert Tradition,      dings hatte die Stadt keine Informationen über
                                      und große französische Konzerne wie Veoilia,        die voraussichtlichen Kosten der Übernahme,
                                      Suez oder SAUR sind weltweit am Wassersek-          da sich der bisherige Betreiber weigerte, dies-
                                      tor tätig. Prominente Beispiele für die Rückfüh-    bezügliche Daten bereitzustellen. Trotz aller
                                      rung der operationalen Verantwortung zu den         Schwierigkeiten wurde am 22. März 2018 – am
                                      Kommunen sind Paris (2010), Nizza (2013) und        Internationalen Tag des Wassers – vom Stadt-
                                      Montpellier (2016). In diesen Städten wurden        parlament Terrassa beschlossen, die Wasser-
                                      eigene kommunale Betreibergesellschaften            versorgung von einem kommunalen Unterneh-
                                      gegründet und der Wasserpreis für die meis-         men durchführen zu lassen.
                                      ten Kunden gesenkt. Hervorgehoben wird in
                                      der Studie, dass der Wechsel ohne Probleme          Die Preise sinken – oder auch nicht
                                      verlief. Ein Trend in Richtung Übernahme der
                                      Wasserversorgung durch die Kommunen ist in          Bereits vor dem „Wassertisch Terrassa“ gab es
                                      Frankreich übrigens allgemein festzustellen:        einen „Wassertisch Berlin“. Berlin stand wie
                                      Laut Studie ging der private Anteil seit 1970 von   viele andere Städte der ehemaligen DDR nach
                                      82 % auf 61 % zurück.                               der Wiedervereinigung vor großen finanziellen
                                                                                          Herausforderungen und in der Folge wurden
                                      Gründe für Rekommunialisierung                      die Berliner Wasserbetriebe 1999 teilprivati-
                                                                                          siert. In Verträgen mit Geheimhaltungsklausel
                                      Üblicherweise resultiert der Wunsch, die Was-       versprach man den Investoren hohe Gewinne,
                                      serversorgung wieder selbst durchzuführen,          die nach diesen Zusicherungen bereit waren,
                                      aus der Unzufriedenheit mit dem privaten Be-        einen höheren Verkaufspreis zu bezahlen. Das
                                      treiber. Intransparente und/oder zu hohe Prei-      führte aber in der Folge zum Anstieg des Was-
                                      se können ebenso der Anlass dafür sein wie          serpreises und zu politischem Unmut. Über
                                      zu geringe Investitionen in das Leitungsnetz,       einen Volksentscheid wurde die Offenlegung
                                      das in der Regel im Eigentum der Kommune            der Verträge bewirkt. Letztendlich konnte ein
                                      verbleibt. Oftmals sind es aber auch zivilge-       Rückkauf vereinbart werden. Die Wasserprei-

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