Vielfältige und vielfarbige Kirche - PFINGSTEN - UND AUSSERDEM: Brücken nach Tansania - Wie sich die Kirchen digital entwickelten - Ägyptologin ...

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Vielfältige und vielfarbige Kirche - PFINGSTEN - UND AUSSERDEM: Brücken nach Tansania - Wie sich die Kirchen digital entwickelten - Ägyptologin ...
Nr. 4 Mai 2021
                                                                          Zeitschrift für die Mitarbeitenden der
                                                                                           Zürcher Landeskirche

                                 PFINGSTEN
            Vielfältige und vielfarbige Kirche

                                    UND AUSSERDEM:
Brücken nach Tansania — Wie sich die Kirchen digital entwickelten — Ägyptologin und Katechetin
Vielfältige und vielfarbige Kirche - PFINGSTEN - UND AUSSERDEM: Brücken nach Tansania - Wie sich die Kirchen digital entwickelten - Ägyptologin ...
2   EDITORIAL

                                                      3
                                                      AKTUELL
                                                      Nachrichten
                                                      5
                                                      BLOG
                                                      Vergangenheit bewälti-
                                                      gen?
        MADELEINE STÄUBLI-RODUNER
             Redaktorin «notabene»
                                                      6
    Liebe Leserin, lieber Leser                       SCHWERPUNKT
    Es war vor vielen Jahren, als ich meinen          Kirchliche Vielfalt auf
    Wohnsitz vorübergehend in die Weltstadt
    Paris verlegte und dort Menschen aus un­
                                                      Französisch
    zähligen Nationen, Religionen und Milieus
    kennen lernte. Da war die internationale
    Studierrunde an der Sorbonne, die multinati­
                                                      9
    onale Eglise baptiste mit chinesischer            Mission 21 in Tansania
    Schwestergemeinschaft. Da war die Cité
    Universitaire, die mir im Maison Belge Unter­
    schlupf gab. Und da waren Cafébetreibende         11
    und Strassenkünstlerinnen aus den entfern­
    testen Ländern.
                                                      Wie die Kirche in der
        An Wochenenden besuchten wir in Grup­         Krise lernte
    pen die Feiern unterschiedlicher Denominati­
    onen, von high anglican bis charismatisch.
    Überall waren wir die sprachlich Handica­         13
    pierten, die Fremdlinge, die Andersartigen –
    und wurden doch als Schwestern und Brüder
                                                      PORTRÄT
    überall herzlich aufgenommen. Nie hätte ich       Ägyptologin und
    dieses Erleben «auf der anderen Seite»
    vergessen können.
                                                      Katechetin
        «Nos différences sont nos richesses»,
    sagt mir 30 Jahre später Christophe Kocher,
    der neue pasteur der Eglise réformée zuri­
                                                      14
    choise. Der Pfarrer, Organist und Manager,        Themen und Termine
    der in Strassburg eine inklusive Kirchgemein­
    de aufbaute, steht mit seinem ganzen Leben
    für Gemeinschaft in der Vielfalt und begrüsst     16
    nun in Zürich Menschen aus allen Kontinen­
    ten und Milieus. Er hält es für besonders
                                                      IMPRESSUM &
    bereichernd, mit Andersdenkenden zu spre­         CARTOON
    chen und zu leben (Artikel Seiten 6 bis 8).
        Diese Einheit in der Vielfalt, die Hoffnung
    in der zugewandten Begegnung und die in
    Gott gegründete Gemeinschaft stehen beim
    pfingstlichen Geistwirken im Mittelpunkt.
    Und aus diesem Wirken erwachsen jene
    Gaben, die uns beleben, beschenken, neu
    ausrichten und gemeinschaftlich weiterfüh­
    ren.
        Wir wünschen Ihnen inspirierende und
    inspirierte Pfingsttage!
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AKTUELL      3

PFARRAMT                                                MITGLIEDER
—Mehr Teilzeit – mehr                                   —Grosser Rückgang im 2020
Frauen                                                  KOM.Der Mitgliederbestand der Landeskirche be-
                                                      trug am 31. Dezember 2020 408 000 Personen. Das
KOM. Pfarrerinnen und Pfarrer arbeiten häufiger Teil- entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Verlust
zeit, und der Frauenanteil bei den Pfarrstellen nimmt von 9742 Mitgliedern. Damit erreicht der Mitglie-
zu. Das sind zwei Erkenntnisse aus der jährlich er- derrückgang einen neuen Höchststand: In den Vor-
stellten Pfarrstellenstatistik der «Nachwuchsförde- jahren betrug der Mitgliederverlust 8603 (2019)
rung Theologie», einer gemeinsamen Initiative der bzw. 7510 (2018) Personen. Verantwortlich für den
reformierten Kirchen der Deutschschweiz und der Mitgliederschwund sind in erster Linie die Kirchen-
Theologischen Fakultäten Basel, Bern und Zürich. austritte, die 2020 mit 6611 ebenfalls leicht über
Deren Ende März publizierten Ergebnisse zeigen, dem Vorjahr (6432) lagen. Anders als in den Vorjah-
dass die Gesamtzahl der Pfarrstellen in den letzten ren haben auch die Kircheneintritte abgenommen:
fünf Jahren relativ konstant geblieben ist, obwohl in 2020 waren es 314 gegenüber 437 im 2019 und 457
vielen Kirchgemeinden Pensen gekürzt wurden. Es im 2018.
spiele dabei oft derselbe Mechanismus: Eine voll-         Die Gründe für die Austrittszahlen dürften wie-
amtliche Pfarrerin, die in Pension geht, wird durch derum vielfältig sein. Generell muss davon ausge-
zwei Personen mit kleineren Pensen oder eine Per- gangen werden, dass der Prozess zur Deinstitutiona-
son mit einem 80%-Pensum ersetzt. Es sei damit zu lisierung, der auch andere grössere Institutionen wie
rechnen, dass aufgrund dieser Entwicklung auch bei etwa die Gewerkschaften betrifft, und auch der Säk-
weiteren Stellenreduktionen der Bedarf an Pfarre- ularisierungsprozess weiter an Dynamik gewinnen.
rinnen und Pfarrern hoch bleibt.                          Anders als befürchtet scheint das Engagement
     Der Frauenanteil an der Pfarrschaft hat zwischen der Kirchen rund um die Abstimmung zur Konzern-
2015 und 2020 von 39.5 auf 42.4 Prozent zugenom- verantwortungsinitiative nur geringe Auswirkungen
men. Auch dieser Trend geht weiter: Der Frauenan- auf die Mitgliederentwicklung der Kirchen gehabt
teil bei den Studierenden liegt derzeit bei über 50 zu haben. Wohl wurden Kirchenaustritte angedroht,
Prozent.                                              dann aber nur vereinzelt vollzogen. Auch die
Detaillierte Zahlen auf: www.theologiestudium.ch/news Vox-Abstimmungsanalyse hat ergeben, dass das
                                                      kirchliche Engagement ausser beim kleinen kirch-
                                                      lich sehr engagierten Milieu keinen Einfluss auf das
                                                      Abstimmungsergebnis gehabt hat. Die Mehrheit der
 GOTTESDIENST                                         Mitglieder hat sich deutlich gegen die KOVI ausge-
—Singen mit Maske erlaubt                             sprochen.

KOM. Nach zum Teil widersprüchlichen Aussagen
des Bundesamtes für Gesundheit ist das Singen im
Gottesdienst – ausschliesslich mit Maske – seit dem
                                                        JUGENDARBEIT
19. April wieder erlaubt.                               —Kinder- und Jugendlager
    Ebenfalls vom BAG bestätigt ist, dass die neue
Teilnehmenden-Limite von 100 Personen bei Ver-
                                                        wieder möglich
anstaltungen im Aussenbereich auch für Gottes-          KOM. Gemäss Bundesrat ist die Durchführung von
dienste Gültigkeit hat. Es gilt eine Masken- und eine   Lagern seit dem 1. März für unter 20-jährige wieder
Sitzpflicht. Wandelndes Abendmahl wird explizit         ohne Einschränkung möglich. Das Bundesamt für
untersagt. Die Sitzplätze müssen den anwesenden         Sport hat entsprechende Rahmenvorgaben publi-
Personen zugeordnet, d.h. die Kontaktdaten erfasst      ziert. Auch der Kirchenrat hat sein Lagerverbot
werden. Für Gottesdienste in Innenräumen gilt wei-      Ende März aufgehoben. Weil Aktivitäten mit Über-
terhin das Limit von 50 Teilnehmenden.                  nachtungen und gemeinsamem Essen aber mit ei-
    Aufgrund der neuen Bestimmungen hat die             nem erhöhten Risiko verbunden sind, gilt es abzu-
EKS ihr Schutzkonzept für Gottesdienste angepasst.      wägen, ob ein kleinerer Rahmen oder eine andere
Es ist bei den Pandemie-Downloads aufgeschaltet.        Art der Durchführung (z.B. ohne Übernachtung
Wie bis anhin können es die Kirchgemeinden als          oder digital) für eine Veranstaltung passender sein
Referenz-Schutzkonzept für sich beanspruchen.           könnte. Es wird dennoch empfohlen, an den Lager-
                                                        planungen festzuhalten, dabei aber verschiedene
                                                        Punkte zu beachten, die im Schutzkonzept für Grup-
                                                        penaktivitäten von Kindern und Jugendlichen sowie
                                                        im Lager-Schutzkonzept der Landeskirche festge-
                                                        halten sind.
                                                        zhref.ch/themen/corona
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4   AKTUELL

                                                               EKS ZU UMWELT­
     NACHGEFRAGT
                                                               VORLAGEN
     —«Lange Nacht                                             —Zwischen Handeln und
     der Kirchen spie-                                         Gelassenheit
     gelt Vielfalt»                                            ROD. Als Hilfestellung bei der Abstimmung über
                                                               die bevorstehende Pestizid-Initiative, die Trink-
     rod. Die «Lange Nacht der Kirchen» am                     wasser-Initiative sowie das CO2-Gesetz hat der
     28. Mai bietet eine Horizonterweiterung                   Rat EKS ein Papier mit zehn Fragen und zehn
     der besonderen Art. Nachgefragt bei                       Antworten erarbeitet. Darin bringt er grundlegen-
     Simon Brechbühler, Veranwortlicher OK                     de kirchliche und theologische Perspektiven auf
     Kanton Zürich.                                            ökologische Fragen zur Sprache. Das Papier ruft
     Von Kunstprojekten über Fledermausfil­                    Christinnen und Christen dazu auf, für die ge-
     me zu Tauschbörsen: Die Vielfalt der                      samte Schöpfung Verantwortung zu übernehmen
     Aktionen in der Langen Nacht der Kir­                     und ihr Entscheiden und Handeln nach dieser
     chen ist gross. Welche Ideen liegen                       Mitverantwortung auszurichten. Natur und Um-
     dieser Vielfalt zugrunde?                                 welt seien nicht eine Objektwelt, sondern Schöp-
         Die Lange Nacht der Kirchen ist eine offe-            fungsgaben Gottes und Ausdruck seiner bleiben-
         ne Nacht, eine Nacht der offenen Türen.               den Zuwendung für seine Schöpfung.
         Kirche ist in der Stadt Zürich und im                     Auf dieser Basis reflektiert das Papier das
         Kanton vielfältig und genau diese Vielfalt            kirchliche Engagement für ökologische Themen,
         wird auch in den Angeboten und Projek-                analysiert das CO2-Gesetz und vergleicht die
         ten abgebildet. Die Kirchgemeinden sind               beiden Initiativen zu Trinkwasser und Pestiziden.
         frei in der Wahl ihrer Angebote und                   Dabei werden auch kritische Aspekte genannt,
         können daher ihre Stärken ausspielen und              bei der Trinkwasser-Initiative etwa die Fokussie-
         ihre Vielfalt zeigen. So kommt es dazu,               rung auf die Produktion und das Brüskieren der
         dass die Vielfalt eben riesig ist und es eine         Landwirtschaft.
         grosse Anzahl an Projekten und Angebo-                evref.ch
         ten gibt. Für mich widerspiegelt diese
         Vielfalt auch die Realität in der Kirche.

     Was ist die Vision des Projekts? Wer soll
     wodurch und wie angesprochen und
                                                               BAHNHOFKIRCHE
     bewegt werden?                                            —Kunst im HB zum
        Wir wollen mit dem Projekt Menschen
        ansprechen, die bereits in der Kirche
                                                               20. Geburtstag
        beheimatet sind, aber auch Menschen aus                SCH. Vom 21. Mai bis 25. August ist in der Bahn-
        dem Quartier, aus den Städten und Orten.               hofkirche im Hauptbahnhof Zürich eine Arbeit
        Es soll diesen Menschen ein Zugang                     der Basler Künstlerin Nina Gamsachurdia zu er-
        geboten werden, damit sie mit der Kirche               leben. Eine freistehende Stele, die beidseitig mit
        niederschwellig in Kontakt kommen und                  Lapislazuli-Pigment bemalt und an den Seiten
        Kirche, vor allem aber auch Kirchenräu-                blattvergoldet ist, lädt ein zum Staunen, zur Me-
        me, einmal anders erleben können.                      ditation und zum Gebet.
                                                                   In einem gemeinsamen Projekt der Schweize-
     Wie gestaltet sich die Kooperation mit                    rischen Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche
     den Beteiligten, wie ist die Resonanz von                 und der Bahnhofkirche wurden Kunstschaffende
     Kirchgemeinden?                                           eingeladen, Projekte für den Raum der Stille im
         Die Resonanz der Kirchgemeinden ist                   HB Zürich einzureichen. Hintergrund ist das
         sehr gut, viele Kirchgemeinden möchten                20-jährige Bestehen der Bahnhofkirche. An
         mitmachen und teilnehmen. Es ist für alle             Pfingsten ist es exakt 20 Jahre her, seit die öku-
         das erste Mal; einen derart grossen Anlass            menisch getragene Bahnhofkirche ihre Räume im
         mit so vielen Kooperationspartnern,                   ersten Untergeschoss der Bahnhofshalle bezogen
         Landeskirchen und Kirchgemeinden zu                   und ihre Aufgaben aufgenommen hat. Heute bie-
         koordinieren und zu stemmen, ist eine                 ten drei Seelsorger und eine Seelsorgerin Gesprä-
         Herkules-Aufgabe und auch etwas kom-                  che, Begleitung und Unterstützung für die Tau-
         pliziert. Aber alle arbeiten sehr zielorien-          senden von Durchreisenden und Mitarbeitenden
         tiert mit und grundsätzlich herrscht eine             des HBs an. Die Bahnhofkirche ist inmitten die-
         gute Stimmung zwischen den Organisati-                ses pulsierenden Verkehrsknotenpunktes eine
         onskomitees und unter den Personen mit                Oase der Ruhe und Besinnung.
         Organisationsverantwortung.                           Öffnungszeiten Montag bis Freitag 7 bis 19 Uhr. Samstag
     Mehr Infos auf Seite 15 und auf langenachtderkirchen.ch   und Sonntag 10 bis 16 Uhr. Infos sowie regelmässig
                                                               publizierte «Wegworte» auf: www.bahnhofkirche.ch
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AKTUELL        5

THEOLOGIE
—Ist die Bibel gegen Sex? –                                 Blog
Kartenset räumt mit Klischees
auf
KOM.  Wahrheit oder Klischee? Alles hat zwei Seiten.
Das neue Kartenset «Andererseits», konzipiert von
«Nachwuchsförderung Theologie» von A+W, Aus-
und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer, bietet
Diskussionsstoff und eine andere Perspektive auf weit
verbreitete Meinungen über Kirche und Christentum.
Auf dreissig Karten mit den originell illustrierten Ka-               MATTHIAS KRIEG
tegorien Bibel, Glaube, Kirche, Ethik, Geschichte und                Theologe und Germanist
Religionen steht je ein Klischee in Bezug auf das
Christentum: «Wunder lassen sich wissenschaftlich
erklären.» «Die Bibel ist gegen Sex.» «Vor Kolumbus          Vergangenheit bewältigen?
glaubte die Kirche, die Erde sei eine Scheibe.»
    Steckt ein Fünkchen Wahrheit hinter solchen Aus-        Black Lives Matter (BLM) hat hierzulan­
sagen oder handelt es sich um reine Vorurteile? Die         de ein Wort aus der Versenkung geholt,
Rückseite der Karten bietet eine Replik von Theolo-         das jahr­zehn­­telang den Umgang mit
ginnen und Theologen, die zum Gespräch darüber ein-         Geschichte bestimmt hat. War es die
lädt. Das Kartenset soll junge Menschen über den            jünge­re deutsche Vergangenheit, die
Glauben und ihre Einstellung zu Kirche und Christen-        bislang zur Vergangenheits­be­wälti­gung
tum ins Gespräch bringen. Als Hilfsmittel für die           mahn­te, so ist es heute die koloniale
kirchliche Jugendarbeit oder den Konfirmationsunter-        Vergangenheit mehrerer Staa­ten, aktuell
richt ist es kostenlos erhältlich.                          Belgiens im Congo. Kein Zweifel am
                                                            Bedarf! König Leo­pold II. war nicht nur
www.theologie-erleben.ch/andererseits
                                                            Rassist und Ausbeuter, sondern auch
                                                            Absolutist und Menschenschinder in
                                                            unvorstellbarem Ausmass. 1885 – 1908
                                                            behan­del­te er seinen Congo Free State
                                                            samt allen Lebendgütern als Privatbe­
                                                            sitz. Sicher niemand, dem ein Denkmal
                                                            gebührt!
                                                                Ich zweifle nur, ob Vergangenheit
                                                            bewältigt werden kann. Dieselbe Wur­zel
                                                            steckt in bewältigen wie in vergewalti­
                                                            gen: Walten hat immer mit Herr­schen zu
                                                            tun. Mit rhetorischer Gewalt oder sozia­
                                                            ler Verwaltung jetzt zu­recht­biegen zu
                                                            wollen, was einst gehörig krumm gelau­
                                                            fen war, wäre, den Teufel mit Beelzebub
                                                            austreiben zu wollen. Das wiederholt
                                                            nur die Macht der Täter und den
                                                            Schmerz der Opfer.
KONFIRMATION                                                    Nein, rhetorisch gebührt schwarzen
—Konf in Pandemiezeiten                                     Menschen im Congo zuerst unser
                                                            Schweigen bei gebeugten Knien, litur­
KOM. Die Konfirmationsjahrgänge 2020 und 2021 stan-
den und stehen wegen der Coronapandemie unter               gisch die contritio cordis, ein glaubhaft
schwierigen Vorzeichen: Konflager abgesagt, Konfir-         zerknirschtes Herz, und theologisch die
mationen verschoben, Online-Unterricht, über Wo-            Hoffnung, dass sich die Urenkel versöh­
chen hinweg keinerlei Begegnungsmöglichkeiten,              nen können. Statt Energie in Zerstörung
Konfirmationen im kleinen Kreis. Nicht nur für die          von Denkmälern zu verschwenden,
Jugendlichen und kirchlichen Mitarbeitenden eine he-        hät­te sie in Patenschaften zwischen
rausfordernde Situation, sondern auch für die Famili-       Weiss und Schwarz einen nachhal­ti­gen
en. Welche Möglichkeiten gibt es, mit den Familien in       Ort. Versöhnte Vergangenheit hat Zu­
Kontakt zu bleiben? Die Verantwortlichen für Konfir-        kunft, bewältigte nicht.
mationsarbeit der Landeskirche zeigen in ihrem News-        Matthias Krieg reflektiert einmal pro Woche
letter «Konf-Tipp» Ideen auf, den Kontakt in dieser         fürs RefLab prägnant und spitzfindig über
schwierigen Zeit gut zu gestalten.                          Wortklaubereien. Mehr lesen auf: reflab.ch
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Vielfältige und vielfarbige Kirche - PFINGSTEN - UND AUSSERDEM: Brücken nach Tansania - Wie sich die Kirchen digital entwickelten - Ägyptologin ...
6   SCHWERPUNKT

                         EGLISE REFORMEE ZURICHOISE

               «Die Vielfalt
              bereichert uns
                   alle»
              Sie ist Anlaufstelle der frankophonen Welt in
            Zürich und lebt den Multikulturalismus vor – die
           Eglise réformée zurichoise de langue française. Ihr
             neuer «pasteur» Christophe Kocher verkörpert
                   Inklusion mit seinem ganzen Leben.
                                         Von Madeleine Stäubli-Roduner

    «Wir denken nicht alle gleich, aber genau dies be-
    reichert und belebt uns», sagt Christophe Kocher,
    47, seit letztem Jahr Pfarrer einer Zürcher Kirche,
    die Vielfalt und Inklusion seit Jahrhunderten in ih-
    ren Genen trägt. Die «Eglise réformée zurichoise de
    langue française» hat in ihm nun einen Hirten ge-
    funden, der mit seinem Werdegang und bisherigen
    beruflichen Engagement diese Vielfalt geradezu
    verkörpert.
        Christophe Kocher wechselt beim Sprechen
    spielerisch zwischen Elsässisch, Deutsch und Fran-                  CHRISTOPHE KOCHER
    zösisch. Ebenso vielfältig präsentiert sich sein Wer-                Pasteur, Eglise réformée
    degang: Er wirkte mit 27 Jahren als Hauptpfarrer in                         zurichoise
    der Neuenburger Stiftskirche, absolvierte in Mont-
    pellier einen MBA in Marketing und Management,
    studierte Orgelmusik, errichtete in der Waadtländer     schriebenen Mitgliedern finden sich traditionell
    Kirche eine Kommunikationsstelle und etablierte         calvinistische Hugenottinnen und Hugenotten, pas-
    die     evangelisch-lutherische         Stadtkirche     sionierte Liebhaber der französischen Sprache,
    Saint-Guillaume im Herzen von Strassburg als in-        Gläubige aus afrikanischen Ländern wie Côte d'
    klusive Gemeinde. Im Frühling 2020 zog ihn das          Ivoire, Kamerun oder Bénin, französischsprachige
    Inserat der Eglise réformée zurichoise in seinen        Expats und Heimwehromands. Sie alle sind will-
    Bann, er bewarb sich und dislozierte trotz Umzugs-      kommen, unabhängig von ihrer theologischen Aus-
    einschränkungen durch Corona-Regeln von Strass-         richtung, denn für Kocher heisst inklusiv: «Wir las-
    burg nach Dübendorf.                                    sen uns wirklich von allen bereichern, auch von
                                                            charismatischen Menschen, denn wir sind Schwes-
    Romandie und Afrika                                     tern und Brüder in Christus.»
        Nun sitzt Christophe Kocher in einem der hellen         Was es bedeuten kann, eingeschränkt und ange-
    Sitzungsräume seiner neuen «paroisse» an der            feindet zu werden, hat der Pasteur bereits als Schul-
    Schanzengasse 25 in der Nähe von Kantonsschule          bub im Nordelsass einprägsam erlebt. Da er sich als
    und Bahnhof Stadelhofen und bietet Café und Cho-        Sohn einer elsässischen Familie an das schulische
    colat an. «Diese Kirchgemeinde hat ein riesiges Po-     Verbot, elsässisch oder deutsch zu sprechen, nicht
    tenzial», schwärmt er. Unter den rund 680 einge-        halten mochte, verbrachte er die Pausen meist allein
Vielfältige und vielfarbige Kirche - PFINGSTEN - UND AUSSERDEM: Brücken nach Tansania - Wie sich die Kirchen digital entwickelten - Ägyptologin ...
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                                                                   Die «Eglise» und ihre
                                                                   Zürcher Geschichte
                                                                   Zwischen 1683 und 1688 flüchteten
                                                                   rund 23 000 Hugenotten aus Frank­
Gemütliches Stelldichein nach dem «culte»: Mitglieder der Eglise
réformée zurichoise an der Schanzengasse in Zürich.                reich nach Zürich, das damals erst
                                                                   10 000 Einwohner zählte. Die Stadt
                                                                   nahm die Fremden als Glaubens­
                                                                   flüchtlinge unter strengen beruflichen
                                                                   Auflagen auf und stellte ihnen einen
                                                                   französischsprachigen Pfarrer zur
und fühlte sich ungerecht behandelt. Seither emp-                  Seite. Ihr erstes Domizil wurde das
findet er politische Korrektheit als stossend: «Ich                Fraumünster. Nach Ausrufung des
kann bei Ungerechtigkeit nicht schweigen», sagt er                 Toleranzedikts im Jahr 1787 kehrten
und fügt an: «Das Evangelium zu leben bedeutet für                 viele Reformierte wieder nach Frank­
mich, gegen den Strom zu schwimmen.»                               reich zurück. Die französischsprachi­
                                                                   ge Zürcher Pfarrstelle blieb aber über
Inklusive Kirchgemeinde aufgebaut                                  Jahrhunderte erhalten.
    Seine Überzeugungen setzte er besonders präg-                  Mit der wirtschaftlichen und kulturel­
nant in seinen Strassburger Jahren um, wo er sich ab               len Entwicklung der Stadt im 19. und
dem Jahr 2013 für die kirchliche Segnung von                       20. Jahrhundert liessen sich zahlrei­
gleichgeschlechtlichen Partnerschaften stark mach-                 che Romands in Zürich nieder; im
te und die Wilhelmskirche zu einem beliebten Treff-                Jahr 1902 errichtete die Gemeinde
punkt für Menschen aller Schattierungen wurde,                     ihre eigene Kirche an der Schanzen­
auch für Homosexuelle und Transpersonen. Er-                       gasse 25. Während Jahrzehnten
staunliches geschah: Die traditionelle Gemeinde                    kamen viele französischsprachige
blieb und öffnete sich für die neuen Gottesdienstbe-               Führungskräfte nach Zürich und
sucher. «Das war das Schöne, das Wunder», sagt                     Winterthur. Die Kirche galt zeitweise
Kocher, «dass letzten Endes sehr verschiedene                      als «paroisse des fourrures», als
Menschen, die sich im Alltag nie begegnet wären,                   wohlhabende «Gemeinde der Pelz­
zusammen eine Kirchgemeinde bildeten.»                             mäntel». Seit einigen Jahren ziehen
    Saint-Guillaume entwickelte sich zu einer in-                  wieder mehr Französinnen und
klusiven Kirchgemeinde, und dies auch auf interre-                 Franzosen nach Zürich; insgesamt
ligiöser Ebene und mit Anlässen, an denen Rabbiner                 leben rund 30 000 Personen mit
und Imame auf der Kanzel standen. Die Idee, einen                  französischem Pass in der Deutsch­
Ort der Offenheit zu schaffen und dort Menschen                    schweiz, die Mehrheit davon in
aller Ausrichtungen zusammenzuführen, fand riesi-                  Kanton und Stadt Zürich. (Quelle
gen Anklang. «Es kamen alle, reich und arm, schwul                 Christophe Kocher) erfz.ch
und trans», blickt Kocher zurück. Ebenso gross sei
SCHWERPUNKT

das mediale Echo gewesen, das die inklusive Arbeit        chen in St. Gallen und Basel, mit denen er Jugend-
unterstützte und würdigte. «Da, wo die Kirche auf         camps für französischsprachige Jugendliche anbie-
die Menschen zugeht, statt bloss von Büros aus Mo-        tet.
ral und Dogmen zu lehren, da kommen die Men-
schen in Scharen und da berichten auch die Medien         Interne und externe Verbundenheit
positiv.» Für sein Wirken zeichnete ihn die Stadt zur         Diese mannigfaltigen internen und externen
«Persönlichkeit des Jahres 2020» aus.                     Kontakte will Christophe Kocher weiter ausbauen.
                                                          Als seine hauptsächliche Aufgabe bezeichnet er
Sich selber respektieren                                  eine zukunftsgerichtete Kommunikationsstrategie.
     In diese Lebensetappe fiel auch sein eigenes Co-     Intern und extern sei die Kirche viel zu wenig be-
mingout und die Scheidung von seiner damaligen            kannt, bedauert er, «dabei sind wir ein Teil der Lan-
Frau. Die Menschen in seinem Umfeld reagierten            deskirche». Um dieser Unkenntnis entgegenzuwir-
offener, als er erwartet hatte; sie kannten und schätz-   ken, hat er kürzlich unter dem Motto «Honneur aux
ten ihn als versierten Betriebsleiter, als Verwalter      femmes» eine Broschüre zum Jahresprogramm
der kircheneigenen Wohnungen, als Investor und            2020/21 der Gemeinde erstellt, die die feministi-
Organist. «Nach meinem Bibelverständnis besteht           sche, aber auch die multikulturelle feministische
die grösste Sünde nicht im Tun auf moralischer            Theologie in den Fokus rückt. Sie soll auch Kir-
Ebene», sagt Christophe Kocher. Sie sei vielmehr          chenferne ansprechen und auf die Eglise réformée
eine Frage des Seins: «Es wäre sündhaft, mich nicht       aufmerksam machen.
zu respektieren, wie ich bin, denn dann kann ich              Zudem engagiert er sich im Vorstand des Pfarr-
auch Gott und meine Mitmenschen nicht respektie-          kapitels Zürich und heisst als Beauftragter für
ren.» Für ihn ist es zentral, als Mensch mit sich sel-    Dienstleistungen im Grossmünster Touristinnen
ber und mit anderen im Reinen zu sein, in Wahrheit        und Touristen – darunter viele französischsprachige
und Authentizität zu leben, sich nicht in zeitbeding-     – willkommen. Auch hier kommt sein Lebensprin-
te Moralvorstellungen zu zwängen. «Pharisäismus           zip zum Tragen: «Ich mag die Grenzen nicht», be-
ist für mich keine Religion, sondern ein Symptom»,        kennt er. Es sei stets bereichernd, mit Andersden-
sagt er. Leider sei es für Menschen verfänglich, sich     kenden zu sprechen und zu leben. «Nos différences
hinter Moral zu verstecken, statt sich mit allen Wi-      sont nos richesses», bekräftigt er beim Abschied.●
dersprüchen anzunehmen. Der schlimmste Fehler
sei es, politisch korrekt zu sein, ist Christophe Ko-
cher überzeugt.                                                 So international ist die
                                                                Zürcher Kirche
Verschieden glauben                                             Neben der Eglise gibt es mit der
    Daher sprach ihn die Annonce der «Eglise ré-
formée zurichoise» gleich an, die Multikulturalität             Chiesa evangelica di lingua italiana
und einen offenen Geist zentral nannte und sich als             (Waldenser) und der Iglesia Evangéli­
Kirchgemeinde präsentierte, die Menschen und                    ca Hispana del Canton Zurich zwei
Kulturen zusammenführt. «Wir finden uns hier mit                weitere traditionsreiche fremdspra­
verschiedenen Sensibilitäten und Ausrichtungen,                 chige Kirchgemeinschaften, die Teil
die wir nicht als Problem, sondern als Bereicherung             der Zürcher Landeskirche sind.
sehen.» Das gemeinschaftliche Leben spiele wirk-                • Die Chiesa ist Teil der Waldenser­
lich eine zentrale Rolle, sagt Kocher. «Nichts geht             kirche Italiens und vereint verschie­
über das gemeinsame Essen», schmunzelt er. Denn                 dene evangelische Traditionen unter
in der «convivialité», beim Essen um einen Tisch                ihrem Dach. Sie hat ihren Sitz an der
herum könne man sich trotz anderer Meinungen als                Ämtlerstrasse in Zürich. chiesavaldese.ch
Brüder und Schwestern begegnen. Und der afrika-
nische Chor habe eine grosse Bedeutung für das                  • Die Iglesia feiert ihre Gottesdienste
Gemeindeleben, so Kocher. Alle hofften, dass er                 in der Stadtmission Winterthur. Sie
den Gesang bald wieder aufnehmen könne.                         vereint Gläubige verschiedener
    Kochen, essen, singen – seit Monaten leidet nun             spanisch und portugiesisch spre­
alles Gemeinschaftliche. Dabei sei die «paroisse»               chender Länder. iglesiaevangelicahispana.ch
mit 12 Konfirmandinnen und Konfirmanden, meh-                   • Darüber hinaus pflegen die Zürcher
reren Kindergruppen, 29 Familien und zahlreichen                Reformierten Kontakte zu hier ansäs­
aktiven Gruppierungen und gottesdienstlichen An-                sigen Glaubensbrüdern und -schwes­
geboten in Zürich und Winterthur stattlich, betont              tern aus der ganzen Welt. In den
Kocher. Häufig seien die Mitwirkenden mehrspra-                 Räumlichkeiten der Eglise feiert die
chig, daher höre man etwa im Konfirmandenunter-                 International Protestant Church IPC
richt französische und deutsche Sätze. «Der Glaube              ihre Gottesdienste und vereint eng­
und die Sprache des Glaubens, das ist eben eine Sa-             lischsprachige Reformierte. Wichtiger
che der Herzen», lächelt Kocher. Er freut sich über             Anknüpfungspunkt ist ausserdem das
die «schöne Dynamik», die entsteht, in der Kirchge-             Zentrum für Migrationskirchen in
meinde selbst, bei Kontakten mit dem französischen              Zürich-Wipkingen. migrationskirchen.ch
Konsulat und in Kooperation mit den Schwesterkir-
WERKE   9

      Unsere Zukunft bilden
         wir gemeinsam
          Mission 21 stellt die Bildungsarbeit und die
        Unterstützung von Waisenkindern in Tansania ins
                Zentrum ihrer Herbstkampagne.
KOM. Mehr als eine Million tansanische Kinder wach-
sen ohne Eltern auf. Meist haben sie sie wegen Aids
verloren. Die elternlosen Kinder finden sich oft in
einer prekären Situation wieder und erleben Stigma-
tisierung und Diskriminierung. Sie werden meist
von Grosseltern oder anderen Verwandten betreut.
Die Pflegefamilien sind aber häufig überfordert und
können kaum für die Kinder sorgen. Viele der Kin-
der sind traumatisiert, einige selbst HIV-positiv.
     Hier setzt Mission 21 an und unterstützt ge-
meinsam mit den Partnerkirchen vor Ort gegenwär-
tig 650 benachteiligte Kinder und Jugendliche. Sie
erhalten Schulmaterial und Schuluniformen sowie
die nötigen Schulgebühren für Sekundar- und Be-
rufsschulen und bekommen so Zugang zu Bildung.
     Die Waisen werden zudem regelmässig medizi-
nisch betreut. Mitarbeitende der Partnerkirchen er-
halten eine gute Schulung, um die Kinder und Ju-
gendlichen sowie ihre Pflegefamilien auch mit
psychosozialer Begleitung stützen zu können.

Bildungsarbeit in der Schweiz
    Mit ihrer Kampagne möchte Mission 21 auch
die Verbindung der Bildungsförderung im globalen
Süden zur Bildungsarbeit in der Schweiz aufzeigen.
«Als internationale Lerngemeinschaft machen wir
erlebbar, dass die weltweite Kirche Gesellschaften
positiv verändern kann», sagt Christoph Rácz, Lei-    Spenden mit Postkarten
ter Kommunikation des traditionsreichen evangeli-
schen Missionswerks mit Sitz in Basel. «In Kursen     Neu lanciert Mission 21 eine Weih­
für Konfirmationsklassen oder Bildungsveranstal-      nachtsbaumaktion. Kirchgemeinden
tungen für Jugendgruppen erhalten Schweizer Ju-       können Postkarten mit Motiven aus
gendliche Einblick in die Lebenswelt tansanischer     Tansania bestellen und diese an
Kinder und Jugendlicher.» Sie erfahren etwa, wel-     einem Baum platzieren. Die Gemein­
che Herausforderung es ist, in Tansania gegen Aids    demitglieder nehmen eine Karte mit
zu kämpfen und lernen Möglichkeiten kennen, wie       und leisten eine Spende. Foto: Mission 21
armutsbetroffene Familien auf ihrem Weg in ein        www.mission-21.org/Kampagne
selbstständiges Leben unterstützt werden.
                                                      Kirche und Werke
Angebote für Kirchgemeinden                           Die drei landeskirchlichen Werke Brot
   Bildungsangebote für Kirchgemeinden in der         für alle, HEKS und Mission 21 leisten
Schweiz umfassen auch Kurse für Erwachsene zu         Entwicklungsarbeit und pflegen
den Themen Globalisierte Gesellschaft sowie Reli-     Beziehungen zu Partnerorganisatio­
gion und Entwicklung.                                 nen und Kirchen im In- und Ausland.
   Im Rahmen der Kampagne bietet Mission 21           Sie unterstützen die Kirchgemeinden
den Kirchgemeinden verschiedene Möglichkeiten,        im Einsatz für weltweite Diakonie. Die
um über die Bildungsarbeit in Tansania zu informie-   Zürcher Landeskirche berücksichtigt
ren und diese zu unterstützen. So können etwa         alle Werke in ihrem Kollektenplan,
Fachpersonen von Mission 21 für Infoveranstaltun-     Mission 21 am 1. Advent.
gen oder Gottesdienste eingeladen werden.●
10   AUS- UND WEITERBILDUNG

                                Digital lernen
               Digitales Lernen hat auch im Bildungsbereich
              der Kirche einen Schub erlebt. Was hat Bestand?
              Und wo braucht es den persönlichen Austausch?

     ED. Bereits Ende 2019 haben die Arbeitsstelle Aus-     Online-müde
     und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer mit         Den Kursevaluationen von A+W und der Zür-
     ihrem Portal «Bildungkirche» und die Verantwortli-     cher Landeskirche ist auch zu entnehmen, dass lan-
     chen des Bildungsprogramms der Zürcher Landes-         ge Onlinezeiten ermüden. Es reicht also nicht, einen
     kirche die elektronische Lernplattform OpenOlat        Kurstag einfach vom Seminarraum auf Zoom zu
     eingeführt. So war man im Bildungsbereich der Kir-     verlegen. In der Kursplanung achten die Kursleiten-
     che auf Deutschschweizer (Konkordat) und auf           den auf eine sinnvolle und abwechslungsreiche Di-
     Zürcher Ebene bereits beim ersten Lockdown und         daktik, damit die Teilnehmenden aufmerksam blei-
     beim Verbot für Präsenzunterricht gerüstet für On-     ben. Gruppen- und Einzelarbeiten, Referate,
     line-Schulungen.                                       genügend Pausen und sinnliche Anreize wie Körpe-
         Im ersten Halbjahr 2020 ging es dann darum,        rübungen oder ein Abschlussbier machen auch ei-
     diese Umstellung umzusetzen und von Präsenz- auf       nen Online-Kurs zu einem ganzheitlichen Erlebnis.
     Onlineunterricht zu wechseln. Nun kommen nach              Kurse vor Ort, Seminarwochen weg vom ge-
     und nach neu entwickelte Weiterbildungen dazu:         wohnten Umfeld, lernen im persönlichen Kontakt
     Webinare, Einzel- und Fachcoachings, Tagungen          mit und von anderen, bleiben nach wie vor zentral
     und Workshops und einzelne Module der kirchli-         in der Aus- und Weiterbildung. Digitales Lernen
     chen Ausbildung sind es bei A+W. In der Zürcher        rundet den Angebotskatalog ab und eröffnet neue
     Landeskirche wird die Behördenschulung auf die         Möglichkeiten.●
     nächste Amtsperiode hin neu konzipiert. Bereits
     jetzt laufen erste Pilotkurse. «Neue Lernformate
     werden vielen Behördenmitgliedern entgegenkom-
     men, da bei Online-Kursen Reisewege entfallen und
     Lernzeiten teilweise frei eingeteilt werden können»,
     erklärt Projektleiter Peter Wilhelm. Bei den «Letzte
     Hilfe»-Kursen wird die Lernplattform OpenOlat
     insbesondere als Vernetzungsplattform für Kurslei-
     tende genutzt. Auch im Bereich Katechetik setzte
     man bei der neu konzipierten religionspädagogi-                Angebote von
     schen Ausbildung erfolgreich auf Online-Formate.               Bildungkirche.ch
     Ebenso stiessen die Webinare in der Konf- und Fa-
     milienarbeit auf positive Resonzanz und verzeich-              Bildungkirche.ch ist das Aus- und
     neten gute Teilnehmerzahlen.                                   Weiterbildungsportal für kirchliche
                                                                    Mitarbeitende in der ganzen
     Zeitlich und örtlich flexibel                                  Schweiz. Die Angebote richten sich
                                                                    an Pfarrpersonen und Mitarbeiten­
     Die anfängliche Zurückhaltung gegenüber digita-
     lem Lernen ist gewichen. Kursleitende und Teilneh-             de der Sozialdiakonie; viele Kurse
     mende wissen die Vorteile zu schätzen. Teilnehmen-             können auch von weiteren Berufs­
     de können den Lernort selbst wählen, haben keinen              gruppen besucht werden.
     Anfahrtsweg und sparen Zeit. Selbstlernphasen                  Die Kurse für 2022 sind ab Ende Mai online
                                                                    und buchbar auf: bildungkirche.ch
     können sie nach ihrer Agenda planen, und Lernen
     im individuellen Tempo ist möglich.
         Nach anderthalb Jahren des elektronischen                  Bildungsangebote der
     Fernlernens und -arbeiten haben sich aber auch
     Schattenseiten gezeigt. «Vielen Teilnehmenden
                                                                    Zürcher Landeskirche
     fehlt der persönliche und informelle Austausch mit             In der Zürcher Kirche arbeiten
     Kollegen und Kolleginnen», sagt Jacques-Antoine                Menschen mit unterschiedlichen
     von Allmen, Beauftragter für die Weitebildung bei              Berufsprofilen zusammen. Das
     A+W. «Zahlreiche Angebote eignen sich nicht als                Bildungsangebot der Landeskirche
     digitale oder hybride Veranstaltungen. Diese Kurse             unterstützt dies mit einer Vielfalt an
     müssen wir verschieben. Andererseits haben wir                 Kurs- und Beratungsthemen.
     aber auch mit neuen Formaten experimentiert und                zhref.ch/intern/kurse
     gute Erfahrungen gemacht.»
STUDIE          11

   Wie die Kirche die Krise
           meistert
 Kirchen in Zeiten von Corona. Eine internationale Studie
            zeigt auf, wie die Kirchen agierten.
ROD. Die digitalen Kommunikationsangebote der           aufrechtzuerhalten. Um Kräfte zu bündeln, habe
Kirchen in der Krise haben grosses produktives Po-      man auf Teamarbeit sowie den Austausch mit Be-
tenzial im Bereich der pastoralen und kirchlichen       rufskolleginnen und -kollegen gesetzt. Demgegen-
Praxis offenbart. Viele Pfarrpersonen gingen von        über habe die übergemeindliche, ökumenische oder
Beginn an kreativ und aktiv mit dieser Situation um     interreligiöse Zusammenarbeit praktisch keine Rol-
und probierten neue, digitale Gottesdienstformate       le gespielt. Gegenüber den seelsorgerischen und
aus. Gleichzeitig sieht eine Mehrheit diese On-         diakonischen Angeboten sei der Bereich der Bil-
line-Gottesdienstformen nur als ergänzendes Ange-       dung deutlich in den Hintergrund getreten, hält
bot. Zu diesen und weiteren Erkenntnissen gelangt       Schlag weiter fest. Viele Pfarrpersonen hätten den
die internationale Contoc-Studie (Churches online       Kontakt zu den Jugendlichen vor allem in der Kon-
in Times of Corona), die im vergangenen Sommer          firmationsarbeit mehr oder weniger abgebrochen.
6500 Pfarrpersonen nach ihren Aktivitäten befragte.     Nur 10 Prozent der Befragten hätten sich am ge-
Eine Einordnung der Auswertungen hat Thomas             planten Konfirmationstag etwas Besonderes einfal-
Schlag, Professor für praktische Theologie an der       len lassen. Dies erstaunt laut Schlag umso mehr, als
Uni Zürich, vorgenommen.                                gerade die junge Generation in dieser Zeit tiefgrei-
     Die rund 50 Fragen umfassende, primär quanti-      fende Krisenerfahrungen gemacht habe. «Ebenso
tativ angelegte Online-Befragung erfolgte zwischen      frappierend ist das Ergebnis, dass der Religionsun-
Ende Mai und Mitte Juli und richtete sich an 6500       terricht an der Schule nur von einem Drittel der Be-
Pfarrpersonen und Seelsorgende, darunter fast 800       fragten online fortgesetzt wurde.» Insgesamt zeigt
aus der Schweiz.                                        die Contoc-Studie nach Einschätzung von Thomas
     Die Momentaufnahme der Krisensituation zeig-       Schlag «ein faszinierendes Panorama auf, wie viel
te, dass der allergrösste Teil der Befragten ein pro-   produktives Potenzial im Bereich pastoraler und
aktives Krisenmanagement entwickelte. Rund 95           kirchlicher Praxis nach wie vor vorhanden ist».●
Prozent der Befragten teilten mit, dass sie mit der     Alle Infos: contoc.org
Krise erstmals digitale Gottesdienste ausprobiert
hätten. Dabei ist es nach Ansicht von Thomas
Schlag eindrücklich, dass sich in vielen Gemeinden                           Und die Zürcher Kirche?
sehr rasch eine Ausweitung unterschiedlicher For-                            Von März bis August 2020 doku­
mate etwa in Richtung «Andacht, geistlicher Im-                              mentierten auch die Abteilungen
puls, alternative Form» (59 Prozent) und selbst auf                          der Gesamtkirchlichen Dienste
digitale Abendmahlsfeiern (13 Prozent) ergab. Als                            (GKD) die Lerneffekte in der
positive Erfahrung nannten zwei Drittel der Befrag-                          Pandemie und schälten Entwick­
ten die Möglichkeit, mit den digitalen Formen Men-                           lungsschritte für alle Handlungsfel­
schen zu erreichen, zu denen «wir sonst keinen                               der heraus. Die Situation des
Kontakt hätten». 60 Prozent erklärten, dass sie                              Lockdowns bot neben massiven
«neue Formen von digitaler Präsenz für das gottes-                           Einschränkungen auch Freiraum,
dienstliche Handeln entdeckt» hätten.                                        um nach kreativen Wegen zu
     Gleichzeitig sei auch eine gewisse skeptische                           suchen, den kirchlichen Auftrag
Haltung erkennbar, hält Thomas Schlag fest. Eine                             wahrzunehmen. Die Erkenntnisse
Zweidrittelmehrheit betone, dass Online-Gottes-                              fliessen in die weitere Arbeit der
dienste Menschen ausschlössen, denen die digitalen                           GKD mit ein. Foto: Viviane Schwizer
Medien fremd sind. Rund 90 Prozent verneinten,
dass Online-Gottesdienstformen gemeinschaftli-
ches Feiern ersetzen könnten, und über 80 Prozent
der Befragten betrachten die neuen Formate nur als
ein ergänzendes Angebot.

Beziehungskultur behalten
Die Ergebnisse belegen das Bestreben der Befrag-
ten, durch die noch mögliche personale Begeg-
nungskultur wie auch durch online verstärkte Be-
ziehungspflege die kirchgemeindliche Präsenz
12   TIPPS

     BUCHTIPP                                                  BILDUNGSTIPP
     —Gleichgeschlechtliche                                    —Erzählkompetenz entwi-
     Liebe und die Kirchen                                                ckeln
                                                                                           Das Potenzial von Sto-
                                                                                            EB.
                         SCH.Politisch schien das The-                                  rytelling für Gottesdienst
                        ma bereits abgehakt. Nach Zu-                                   und Gemeindeaufbau ent-
                        standekommen eines Refe-                                        decken, die eigene Erzähl-
                        rendums kommt es nun aber              praxis reflektieren und eine Theologie der Story
                        doch noch zu einer Volksab-            entwickeln: Im Seminar «Kirche als Erzählgemein-
                        stimmung über die «Ehe für             schaft» suchen die Teilnehmenden mit praktischen
                        alle» – und in der Kirche wo-          Übungen gemeinsam nach kreativen Wegen, um
                        möglich erneut zu Diskussio-           Geschichten als identitätsstiftende und motivieren-
                        nen um den Umgang mit ho-              de Momente des Gemeindeaufbaus zu nutzen. Dazu
                        mosexuellen Partnerschaften.           gehört ein Einblick, was der Begriff Storytelling
                            Eine gute Grundlage, um            meint, Impulse, was Kirche als Erzählgemeinschaft
     sich mit dem Thema jenseits aller Polemiken zu            für die Praxis implizieren könnte und natürlich der
     beschäftigen, bietet die vorliegende Publikation.         praktische Umgang mit Geschichten, insbesondere
     Sie nähert sich der Frage, wie die Kirchen und die        auch biblischen Geschichten, in Homiletik und Li-
     Gesellschaft mit der Vielfalt an Paar- und Famili-        turgik, Religionspädagogik und Kybernetik.
     enkonstellationen umgehen oder in der jüngeren            Das Seminar findet vom 28. Juni bis 1. Juli 2021 statt und
     Vergangenheit umgegangen sind und macht Dis-              richtet sich an Pfarrerinnen, Sozialdiakone, Theologiestudie-
     kussionsbeiträge einer 2018 von der Universität           rende und Interessierte. Anmeldeschluss ist der 6. Juni
                                                               2021. www.bildungkirche.ch/kurse
     Bern organisierten Tagung einer breiteren Öffent-
     lichkeit zugänglich.
          Zur Sprache kommt, wie sich Ehe und Fami-
     lie in Recht und Politik entwickelt und wie neue          BUCHTIPP
     Paar- und Familienformen in der Gesellschaft all-
     mälich an Akzeptanz gewonnen haben. Unter-
                                                               —Geistlich begleiten: Geht
     sucht wird, welche Rolle das Verständnis und die          das für Protestanten?
     Lesart der Bibel für die Einschätzung zur Homo-                              SCH. Im katholischen Jargon heis­
     sexualität haben. Je ein Aufsatz zeichnet die spe-                           sen sie Exerzitien – geistliche
     zifische Situation in der römisch-katholischen                               Übungen, Meditationen oder Ge-
     und in der reformierten Kirche nach. Und ein Bei-                            bete, um sich Gott zu nähern. Sie
     trag analysiert die erste Segnung eines schwulen                             gehen auf den Jesuitengründer
     Paares in der Schweiz, die vor 25 Jahren in der                              Ignatius von Loyola zurück – und
     Berner Nydeggkirche grosse Wellen geworfen                                   hatten allein deswegen im Protes-
     hat.                                                                         tantismus lange einen schweren
     Michael U. Braunschweig, Isabelle Noth, Mathias Tanner                       Stand. Kommt hinzu, dass Übun-
     (Hg.): Gleichgeschlechtliche Liebe und die Kirchen. Zum                      gen, die zu Gott führen sollen, im
     Umgang mit homosexuellen Partnerschaften. TVZ 2021.                          Verdacht stehen, der göttlichen
     188 Seiten, Fr. 29.80.
                                                                                  Gnade in die Quere kommen zu
                                                               wollen. Der reformierte Strassburger Professor
                                                               Jean-Daniel Benoît zeigte 1940 mit einer Disserta-
                                                               tion Argumente und Wege auf, die geistliche Übun-
                                                               gen und Begleitungen dazu auch für Reformierte
                                                               gangbar machen sollten. Benoîts Ideen stiessen vor
                                                               allem im französischsprachigen Raum auf fruchtba-
                       ST E L                                  ren Boden – so zum Beispiel beim Taizé-Gründer
                                 LEN
               Offen IM W                                      Frère Roger Schutz. Für eine deutschsprachige Le-
               in de e Pfarrste EB
                                                               serschaft erschliesst nun der Zürcher Pfarrer Arnold
                    n          l                               Steiner Benoîts Werk und Gedankengut und gibt
              Dien Gesamt len, Stell
             geme sten und kirchlich en                        damit Impulse, die Idee der geistlichen Begleitung
                  in          de      en                       auch in der gegenwärtigen reformierten Kirche
              zhref den finde n Kirch­                         wachzuhalten.
                   .ch/o        n Sie
                 offen rganisati auf:                          Arnold Steiner: Geistliche Begleitung im Protestantismus –
                       e-ste       o
                             llen n/                           Jean-Daniel Benoît. Aschendorff-Verlag, 2021. 108 Seiten,
                                                               Fr. 19.90.
13

                                                                                        FABIENNE HAAS
                                                                                             DANTES
                                                                                       Ägyptologin, Dr. des und
                                                                                             Katechetin
                                                                                       unterrichtet an der Universität
                                                                                       Zürich und an der Volkshoch-
                                                                                      schule. Seit drei Jahren arbeitet
                                                                                         sie als Katechetin in den
                                                                                        Kirchgemeinden Zürich und
                                                                                                 Rümlang.

Mit Mose Ägyptisch lernen
    Eintauchen in die Bibel und ins Reich der Pharaonen.
                                           Von Christian Schenk

Wenn im Religionsunterricht die Geschichte von          Jesus zu gehen.» Die Frohe Botschaft zu den Kin-
Mose zum Thema wird, ist Katechetin und Ägypto-         dern zu bringen, sei ihr eine grosse Freude. Die
login Fabienne Haas Dantes in ihrem Element –           Ausbildung zur Katechetin habe ihr ermöglicht, ih-
aber nur halbwegs zufrieden mit dem Lehrmittel.         ren bis anhin still für sich gelebten Glauben weiter-
Ein Bild zeichnet dort ein altägyptisches Relief        zutragen. In ihrer Familie habe das Thema damals
nach, das die Knechtschaft illustrieren soll, unter     keine grosse Rolle gespielt. «Mein Glaube war aber
der die Israeliten leiden. Von wegen. Erstens passt     immer schon da», sagt Fabienne Haas Dantes und
das zeitlich nicht, und zweitens ist für die Ägypto-    erzählt, wie sie vor allem in der Natur etwas von
login klar: Auf dem Relief sieht man – die Kleider      Gottes Wirken gesucht und gespürt habe. Das Beten
verraten es – arbeitende Ägypter, nicht israelitische   habe sie sich damals selber beigebracht.
Sklaven. Überhaupt finde man, da sei sich die For-
schung einig, von Letzteren weder Hinweise noch         Von Kindern lernen
Darstellungen. Für die Wissenschaftlerin ist der Be-        Heute freut sie sich daran, den Glauben zusam-
griff von der ägyptischen Sklaverei deshalb zu stark    men mit den Kindern im Unti zu entdecken. «Ich
und die Sicht auf das alte Ägypten verzerrt. Die Ge-    lerne viel von ihnen und staune immer wieder, wie
schichte der Israeliten liesst sie als Einwanderungs-   stark die Kinder im Philosophieren und Nachden-
und Emazipationsgeschichte eines Volkes, das am         ken über Gott sind», sagt die Katechetin, die selber
Nil Zuflucht findet, seinen Platz in der Gesellschaft   Mutter von zwei Teenagern ist. Bei der Frage, wie
zugewiesen bekommt und sich später mehr Einfluss        man Gott spüren und sich vorstellen könne, habe
wünscht. Erst da entstehe dieses Gefühl der Unter-      einmal ein Zweitklässler Gott als Monster gezeich-
drückung, das im Auszug aus Ägypten münde.              net. Als sie den Buben erschrocken um Erklärung
                                                        bat, sagte dieser, das sei doch klar: «Wenn Gott
Zwischen den Kulturen                                   mich vor Bösen beschützt, muss er auch stark wie
    Im Unti versucht Fabienne Haas Dantes, solche       ein Monster sein, oder!»
Zusammenhänge aufzuzeigen und die Freude an der             Solchen Austausch mit Kindern zu pflegen sei
Kultur der Ägypter zu wecken. Sie lehrt die Kin-        ein Privileg, ebenso die staunenden Augen der Kin-
dern, ihre Namen mit Hieroglyphen zu schreiben.         der zu sehen, wenn sie Geschichten aus der Bibel
Sie erzählt von Mose, der als Kind dies ebenfalls zu    erzähle. Apropos: Die Saga des Josef und seiner
lernen hatte und in der israelischen und ägyptischen    Brüder im Alten Testament zähle persönlich zu ih-
Kultur gross geworden ist. Es sei aber nicht ihre       ren liebsten Stoffen. Man erinnere sich: auch dort
Aufgabe, Kinder in Ägyptologie zu unterrichten,         mit packenden Szenen im Reich der Pharaonen und
hält die Katechetin fest. «Ich trenne das klar vom      dem Grenzgang zwischen den Kulturen.●
persönlichen Glauben und meinem Vertrauen, mit
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                     Themen &
                      Termine
     Musical Mut                              St. Anna Forum mit Sandra Brühlmann,
                                              Corinne Burkhardt, Jeannette Büsser.      farbenspiel.family
     8. / 9. MAI                              19 bis 21 Uhr, St. Anna Kappelle,         PLATTFORM FÜR ELTERN
                                              St. Annagasse 11, Zürich. stiftung-eg.
     Kinder- und Jugendmusical von Johan-     ch/esf_event/sprechstunde-menta-          Kennen Sie die neue Website farben-
     nes und Simone Keller live aus der       le-gesundheit-im-kern-gesund/             spiel.family? Eltern mit Kindern bis
     Mehrzweckhalle Seebel in Pfungen.                                                  acht Jahren finden auf der neuen
                                                                                        Inspirationsplattform Anregungen und
                                              Ajala
     Es gibt immer wieder Situationen, die
     einem den Mut rauben: Dunkelheit,                                                  Tipps für eine alltagstaugliche Spiritua-
     Mobbing, Prüfungen, das Gefühl nicht                                               lität. farbenspiel.family ist das Nachfol-
     geliebt zu sein. Das Musical behandelt   INPUT-THEATER                             geprojekt der Elternbriefe «Wegzei-
     Themen, die Kinder und Jugendliche in    Das «Input-Theater» von Brot für alle     chen». Kirchgemeinden, die den
     ihrem Alltag erleben und möchte allen    kann in einen Gottesdienst eingebaut,     begonnenen Versand der «Wegzei-
     Menschen Mut zusprechen. Coronabe-       für thematische Veranstaltungen oder      chen» an ihre Familien zu Ende führen
     dingt finden die Aufführungen ohne       die Katechese gebucht werden. Zum         möchten, sollten sich zeitnah mit den
     Publikum statt, dafür mit Live-Streams   Stück: Ajala ist Klimawissenschaftlerin   restlichen Wegzeichen-Nummern
     und einem Video-on-Demand.               und Astronautin. Sie erzählt von ihrer    eindecken: kindundkirche.ch/produkt/
     8. Mai, 18 Uhr oder 9. Mai, 16 Uhr       Zeit in der Raumstation ISS und wie sie   elternbriefe-wegzeichen-neuauflage-2/
     mut-musical.art                          von dort aus beobachtete, wie der         Die thematischen Broschüren zur
                                              südliche Flecken Erde, auf dem ihre       neuen Plattform sind hier erhältlich:

     Im Kern gesund                           Eltern geboren wurden, austrocknet.       farbenspiel.family/unsere-broschueren
                                              Autor: Donat Blum
                                              sehen-und-handeln.ch/fuer-pfarrei-
     10. MAI                                  en-und-kirchgemeinden/inputtheater/
     Im Kern gesund – Wie stärken wir
     unser mentales Immunsystem?
     Als Gesellschaft befinden wir uns in
     einer Ausnahmesituation. Wir erfahren
     in unterschiedlichem Ausmass
     Ohnmacht und Unsicherheit. Zukunfts-
     planung? Fehlanzeige. Spätestens mit
     der zweiten Welle brachen Ablen-
     kungsmöglichkeiten und gemein-

                                                                                        Licht schenken
     schaftliche Erfahrungsräume weg. Wir
     wollen wissen: Was genau geschieht
     mit uns in solchen Ausnahmesituatio-
     nen? Veranstaltung des St. Anna                                                    BIS 27. MAI
     Forums mit Evelyn Goetschel,                                                       Ökumenische Solidaritätsaktion
     Elisabeth Mlasko, Cristian Rentsch.
     19 bis 21 Uhr, St. Anna Kappelle, St.    Gruppenvision                             von Karsamstag bis Pfingstmontag.
                                                                                        In der Coronapandemie erleben wir
     Annagasse 11, Zürich. stiftung-eg.ch/
     esf_event/sprechstunde-mentale-ge-       Sozialdiakonie                            alle, was es heisst, jemanden zu
                                                                                        vermissen, geliebte Menschen
     sundheit-im-kern-gesund/
                                              BIS 25. NOVEMBER                          zu verlieren, für Gesundheit und das
                                                                                        Leben dankbar zu sein. Die Aktion lädt
                                              Sie haben das CAS Sozialdiakonie
                                                                                        Sie ein, Ihre Gedanken und Gebete zu
                                              bzw. die TDS absolviert und / oder
                                                                                        teilen. Zünden Sie ein Licht des
                                              beantragen die doppelte Qualifikation
                                                                                        Gedenkens, des Dankes, der Hoffnung
                                              bei Diakonie Schweiz? In der Supervi-
                                                                                        und der Verbundenheit an und
                                              sion können Sie Ihre berufliche Rolle
                                                                                        verwandeln Sie so die Schweiz in ein
                                              anhand realer Fragestellungen aus
                                                                                        Lichtermeer der Solidarität.
                                              Ihrem Praxisalltag festigen und
                                                                                        lichtschenken.ch
                                              erhalten mehr Sicherheit und Flexibili-
                                              tät in der Rollengestaltung. Leitung:
                                              Sylvia Müller.
                                              27. Mai / 2. September / 7. Oktober /     Pro    Senectute hilft
                                                                                        Pro Senectute Kanton Zürich unter-
     Mind the Gap
                                              25. November, 13.30 bis 16.30 Uhr,
                                              Hirschengraben 7, Zürich                  stützt bei der Anmeldung für die
                                              Anmeldung: 044 258 91 26                  Covid-19-Impfung. Das kostenlose
     31. MAI                                  katja.schaefer@zhref.ch                   Angebot richtet sich an Personen über
                                                                                        60 Jahren, die keinen Zugang zum
     Mind the Gap – Lücken im Sozialsys-                                                Internet haben und keine Angehörigen
     tem und deren Folgen                                                               oder Bekannten, die behilflich sein
     Die Schweiz verfügt über ein gerech-                                               könnten. 058 451 51 50, Montag bis
     tes, auffangsicheres Sozialsystem.                                                 Freitag, 8.30 bis 12 Uhr, 13.30 bis
     Tatsächlich? Die Corona-Pandemie                                                   17 Uhr
     offenbart Unterschiede in der Gesell-
     schaft und verstärkt deutlich die
     Lücken im sozialen Netz. Warum gibt
     es immer noch Personen, die in Krisen-
                                                                                        Chatbot
     situationen – nicht erst seit der                                                  FÜR ÄLTERE MENSCHEN
     Pandemie – durch die Maschen                                                       Die Prävention und Gesunheistförde-
     unseres Sozialsystems hindurchrut-                                                 rung Kanton Zürich hat zusammen mit
     schen?
15

dem Institute for Mental Health einen
Chatbot (ein digitales Dialogsystem)
entwickeln lassen, der einen Beitrag
gegen Einsamkeit im Alter leisten soll.
Der Chatbot tritt vorwiegend mit über
65-jährigen Menschen in Kontakt, um
ihnen die Angebote auf gesund-zh.ch
näherzubringen. Bei Interesse können
Sie den Chatbot auf Ihrer Kirchgemein-
dewebseite integrieren. Kontakt: 044
634 47 65
franziska.herren@uzh.ch
gesundheitsfoerderung-zh.ch
https://hyggii.paixon.ch/

Walk – Mandalas
im Kloster Kappel
BIS 24. MAI
Endlich können die Bilder, die bisher
nur virtuell zugänglich waren, live und
vor Ort betrachtet werden. Die
Ausstellung unter dem Titel «Walk. Ein
Spaziergang um unseren Globus» von
Manuela Hostettler ist noch bis
Pfingsten zu sehen.

Musik und Wort
zu Pfingsten
23. MAI
Vokalsolisten Grossmünster und
Collegium Musicum Grossmünster
(Leitung: Kantor Daniel Schmid)
musizieren die «Lutherische Messe g–
                                                                                        Lange Nacht der
Moll» BWV 235 und die Kantate «Es
wartet alles auf dich» BWV 187.
                                                                                        Kirchen 2021
Lesungen hält Pfrn. Regula Eschle                                                       An der «Lange Nacht der Kir­
Wyler. Anmeldung erforderlich unter
sekretariat.theologie@klosterkappel.ch.                                                 chen» laden Kirchgemeinden
Sie erhalten eine Rückbestätigung.                                                      dazu ein, die verschiedenen
17.15 Uhr, Klosterkirche                                                                katholischen und reformierten
                                            Wyler. Anmeldung erforderlich unter
                                                                                        Kirchen kennenzulernen: nicht
                                            sekretariat.theologie@klosterkappel.ch.     nur die Gebäude, sondern was
                                            Sie erhalten eine Rückbestätigung.          es sonst noch zu entdecken
                                            17.15 Uhr, Klosterkirche                    gibt. Der Anlass ist für Kinder
                                                                                        und Eltern, Architekturinteres­
                                            Klostermedizin                              sierte und Musikfreunde, Gläu­
                                            10. JULI                                    bige, Ungläubige, Sportler,
                                            Die medizinische Versorgung Europas         Gärtner, für Menschen, die gern
                                            lag zwischen dem 8. und 13. Jahrhun-        ihren Horizont erweitern und die
                                            dert fast ausschliesslich in den Händen     Kirche einmal auf eine andere
                                            der Klöster. Als Basiswissen diente
«Plangliedli»                               ihnen die Viersäfte-Lehre. Im Heilkräu-
                                            tergarten des Klosters Kappel werden
                                                                                        Art erleben möchten.
                                                                                        28. Mai, ab 18 Uhr.
                                                                                        Infos: langenachtderkirchen.ch
30. MAI                                     u.a. Heilpflanzen angebaut, die schon
Lanzigliedli, Summerliedli, Heiwehliedli.   im Mittelalter verwendet wurden. Das
Mundarttexte und heimelige Klänge im        Wissen der Klosterheilkunde ging nicht
Kunstlied? Die Sängerin Sybille             verloren und wurde stetig weiterentwi-
Diethelm und die Pianistin Fabienne         ckelt. Der Kurs richtet sich an alle, die
Romer präsentieren fantasievolle,           sich für die Geschichte der Klöster, für
poetische und humorvolle Vertonungen        die Medizin im Altertum sowie für
von Gedichten des Mundart-Dichters          natürliche Heilmethoden interessieren.
Meinrad Lienert im Rahmen der «Musik        Leitung: Edith Bächle.
und Wort»-Reihe des Klosters Kappel.        9.30 bis 16.30 Uhr, Klosterkirche
Lesungen hält Pfrn. Regula Eschle
CH-8001 Zürich
                                                                                   P. P. / Journal
                                                                                   Post CH AG
                                                                                     notabene

                                                                                         AZB
                                                                                  8024 Zürich, notabene@zhref.ch
                                                                                  Hirschengraben 7, Postfach 673,
                                                                                  Kommunikation
                                                                                  Evang.-ref. Landeskirche,
                                                                                  Adressberichtigung an:
                                                                                  Hirschengraben 7, 8024 Zürich
                                                                                  Kantons Zürich
                                                                                  Evang.-ref. Landeskirche des
                                                                                  Absender: notabene
Vielfalt leben. Die Eglise réformée zurichoise macht es vor – und das geht
natürlich auch übers gemeinsame Essen. Lesen Sie dazu den Artikel ab Seite 6.
Illustration: Anna Sommer www.annasommer.ch

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beruflich, ehrenamtlich oder regel­         Raffinerie AG, Zürich
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                                            6500 Exemplare. Erscheint monatlich
HERAUSGEBERIN                               mit Doppelnummern im Juli und
Evangelisch-reformierte Landeskirche        Dezember.
des Kantons Zürich. Abteilung
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                                            Nr. 5 / 2021 (Juni)
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