Vom Umgang mit dem Anderen. Adolph Freiherr von Knigges Schrift "Über den Umgang mit Menschen" (1788) als Beitrag zu einer aktuellen Diskussion
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Журнал интегративных исследований культуры, 2022, т. 4, № 1 Journal of Integrative Cultural Studies, 2022, vol. 4, no. 1 www.iik-journal.ru Герменевтика культуры УДК 82.091 https://www.doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24 Vom Umgang mit dem Anderen. Adolph Freiherr von Knigges Schrift “Über den Umgang mit Menschen” (1788) als Beitrag zu einer aktuellen Diskussion H. Rudloff1 1 Unabhängiger Forscher Dannergasse 9, 79227 Schallstadt, Deutschland Zusammenfassung. Der Essay stellt die Schrift des Aufklärers Adolph Freiherr von Knigge Über den Umgang mit Menschen (1788) in einen Bezug zur Für das Zitieren: aktuellen Diskussion über den Umgang mit dem Anderen. Knigges Werk Rudloff, H. propagiert, althergebrachten populären Vorurteilen gegenüber anderen (2022) Vom Umgang mit dem Menschen durch rationale Argumentation zu begegnen. Dabei liegt das Anderen. Adolph Freiherr von Selbstverständnis zugrunde, erst eine Freundschaft des Subjekts zu sich selbst Knigges Schrift “Über den Umgang könne Umgangsformen ermöglichen, den Anderen zu respektieren. Das mit Menschen” (1788) als Beitrag zu Thema wird in drei Schritten problematisiert: Teil 1 stellt die aktuell zu einer aktuellen Diskussion. Journal Benimmregeln verkommene Knigge-Rezeption dem wirklichen Knigge of Integrative Cultural Studies, Bd. 4, Nr. 1, S. 15–24. gegenüber. Teil 2 rekonstruiert Knigges Kernthese, die Wertschätzung des https://www.doi.org/10.33910/2687- Anderen erfolge durch eine eigene Wertschätzung. 1262-2022-4-1-15-24 Teil 3 untersucht Knigges Aufforderung zur „Abrechnung mit Dir selbst“. Der Erhalten am 18. Mai 2021; Andere solle im Lichte einer eigenen Gewissensprüfung erscheinen. Eingebettet von Experten begutachtet am 1. in die Fragestellungen sind Hinweise auf zeitgenössische Aufklärer (Kant, September 2021; akzeptiert am 1. Hegel). Diese Exkurse beschränken sich notwendigerweise auf einen September 2021. Verweischarakter, um den Rahmen der Abhandlung nicht zu sprengen. Finanzierung: Gleiches gilt für die am Ende vorgenommenen Vergleiche mit literarischen Für die Studie wurden keine Werken. Unabhängig von Knigges Schrift findet man in der Weltliteratur externen Mittel bereitgestellt. (Fjodor Dostojevski, Thomas Mann, F. Scott Fitzgerald) Ratschläge zur Copyright: © H. Rudloff (2022). Beurteilung des Anderen, die an Knigges Forderung zu Selbstabrechnung Veröffentlicht von der Staatlichen anknüpfen. Pädagogischen Herzen Universität, Russland. Offener Zugang unter Schlüsselwörter: Adolph Knigge, Zeitalter der Aufklärung, Über den Umgang CC BY-NC License 4.0. mit Menschen, Andersheit, Selbstreflexion, Literatur From dealing with the other. Adolph Freiherr von Knigges’s “Über den Umgang mit Menschen” (1788) as a contribution to a current discussion H. Rudloff1 1 9 Dannergasse, Schallstadt 79227, Germany Abstract. This essay relates “Über den Umgang mit Menschen” (1788) For citation: (“On Human Relations”)—a publication of a representative of the Age of Rudloff, H. Enlightenment, Adolph Freiherr von Knigge—to the current discussion on (2022) From dealing with the other. how to handle “otherness.” Knigge’s work aspires to react to traditional popular Adolph Freiherr von Knigges’s prejudices towards other human beings by rational argument. His ideas are “Über den Umgang mit Menschen” based on his assumption that only through a friendly attitude towards oneself (1788) as a contribution to a current may people develop manners of behaviour that ultimately contribute to discussion. Journal of Integrative understanding others. The topic is addressed following three steps. Part 1 Cultural Studies, vol. 4, no. 1, challenges Knigge’s common reception that tends to reduce his message to pp. 15–24. https://www.doi.org/10.33910/2687- simple rules of conduct of behaviour. Part 2 reconstructs Knigge’s main thesis 1262-2022-4-1-15-24 that respect towards others results from respecting yourself. Part 3 examines 15
Vom Umgang mit dem Anderen... Knigge’s request to critically question yourself. The other person you encounter is to be viewed in the light of examining your own conscience. Received 18 May 2021; Embedded into my questions are references to current representatives of the reviewed 1 September 2021; Age of Enlightenment (Kant, Hegel). These references necessarily had to be accepted 1 September 2021. reduced so as to not exceed the scope of this essay. The same applies to Funding: The study did not receive comparing Knigge to various literary works at the end of the article. Independent any external funding. of Knigge’s publication you find references to Knigge’s work in the world Copyright: © H. Rudloff (2022). literature (Dostojevski, Thomas Mann, F. Scott Fitzgerald) that take up Knigge’s Published by Herzen State demand for critical self-reflection. Pedagogical University of Russia. Open access under CC BY-NC Keywords: Adolph Knigge, Age of Enlightenment, On human relations, License 4.0. otherness, self-reflection, literature Wer heute den Namen „Knigge“ hört, verbindet und Sittlichkeit durch vernünftige Argumentation damit eine Übersicht über die wichtigsten Regeln auszurotten“ (Mayer 1975, 28). Knigges universel- guten Benehmens. Er verspricht sich davon eine les Gleichheitspostulat weise alle Bestrebungen Orientierung über richtiges Verhalten im Privat- zurück, den Anderen als Sonderfall von Fremdheit und Berufsleben. Im Gegensatz dazu ist der wirk- oder Exotik zu verstehen. liche „Knigge“ ein philosophisches Werk der deut- Welchen Geltungsanspruch besitzt Knigges schen Aufklärung. Ein Jahr vor der französischen Programmschrift heute? Welchen Beitrag leistet Revolution verfasste ausgerechnet ein Adeliger, sie zu einer aktuellen Diskussion über den Umgang Freiherr Adolph von Knigge (1751–1796), eine mit dem Anderen? Unter welchem Vorzeichen steht Schrift über das soziale Zusammenleben: Über den diese Herausforderung zu vorurteilsfreiem und Umgang mit Menschen. Im Sinne der Aufklärung rationalem Miteinander? Diese Fragen sollen in möchte der Autor ein Konzept praktischer Lebens- drei Schritten erörtert werden. Teil 1 skizziert die klugheit vermitteln, um den Menschen ihr Mitein- Knigge-Rezeption. In der Überlieferung gibt es den ander menschlicher zu machen. Im Vorwort zur wirklichen und den verfälschten „Knigge“. Teil 2 dritten Auflage 1790 nimmt er sowohl zum Ziel rekonstruiert Knigges Ansatz, dass die Beziehung seines Unterfangens als auch zur Methode Stellung. zum Anderen durch die Beziehung des Subjekts zu Er entwickelt seine Auffassungen über die „Regeln sich selbst maßgeblich geregelt wird. Teil 3 präzisiert, des Umgangs“ wie folgt: wie das bürgerliche Individuum seine Beziehung zum Anderen konkret gestalten kann, nämlich Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vor- durch Selbstprüfung und Selbstabrechnung. schriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten ge- Knigge und die Überlieferung: gründet sein, die wir allen Arten von Menschen Zur Geschichte eines Missverständnisses schuldig sind, und wiederrum von ihnen fordern Die genannte Abhandlung Knigges Über den können. — Das heißt: ein System, dessen Grund- Umgang mit Menschen teilt das Los mit einer Viel- pfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zahl anderer klassisch gewordener Bücher. Deren zum Grunde liegen (Knigge 1977, 10). Schicksal besteht darin, dass fast jedermann den Knigge geht es darum, dem Menschen Anwei- Autor bzw. den Titel des Buches kennt, doch nur sungen für das Zusammenleben zu geben, das wenige haben tatsächlich die entsprechenden moralischen, ethischen und lebenspraktischen Schriften gelesen. Auf diese Weise werden Bücher Begründungen folgt. Der Umgang mit dem Ande- und Schriftsteller in einen neuen Zusammenhang ren sollte Prinzipien gehorchen, die einen egalitären gerückt, der mit dem Original und seiner möglichen Anspruch jenseits herkömmlicher Privilegien be- Intention bestenfalls am Rande etwas zu tun hat. gründen. Kaum etwas kennzeichnet Knigges Be- Genannt seien hier nur Mary Shelleys Roman mühungen so exakt wie Hans Mayers Einsicht, hier Frankenstein or the Modern Prometheus (1818), liege ein Programm gleichartiger „Menschenfreund- Bram Stokers Roman Dracula (1897) oder Edgar lichkeit“ vor, das soziale Unterschiede mit Hilfe Rice Burroughs Tarzan of the Apes (1914). Oder, allgemeiner Rationalität nivellieren will. Knigges um noch ein Beispiel zu nennen: Felix Saltens Ge- Buch gilt als ein umfassender Beitrag über anemp- schichte Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem fohlene und praktizierte Menschlichkeit: „Literatur Walde (1923). Die genannten Werke der Weltlite- sollte dazu beitragen, die emotionalen Vorurteile ratur sind durch ihre ästhetisierende und kommer- gegen Menschen anderer Rasse und Religion, Sitte zielle Vereinnahmung durch die Kulturindustrie 16 https://doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24
H. Rudloff weit von ihrem Ursprung abgekommen und mit über Ratschläge hinsichtlich richtiger Umgangs- Unterhaltungs- oder Sensationsangeboten überla- formen im privaten und öffentlichen Leben, über gert. Das geht soweit, dass viele Rezipienten das das Verhalten bei Tisch, auf dem Parkett oder sonst Monster aus Mary Shelleys romantischer Erzählung wo. Ein Knigge für Beruf und Karriere liegt ebenso nur aus den zahlreichen Hollywoodverfilmungen vor wie ein Knigge für den perfekten Gastgeber oder kennen. Missverständlich versehen sie dann den ein Schnellkurs über Anstandsregeln bei der Part- Namen Frankenstein mit dem des Monsters und nerwahl. Wer auf angepasste Weise vorwärts kom- kennen ggf. noch den Namen Boris Karloff. Aber men will, schlägt im jeweiligen „Knigge“ nach. Ein von den Unternehmungen des schweizer Arztes besonderes Beispiel liefert das unter dem Titel Der Viktor Frankenstein wissen sie wenig. An den Rand Öko-Knigge (Grießhammer 1990) erschienene Buch gedrängt werden die humanistischen Intentionen von Rainer Grießhammer. Die bereits mehrere der englischen Romantik. Vergessen wird, dass das zehntausend Mal verkaufte Schrift gilt als Anleitung Monster keinesfalls von Anfang an ein Unmensch über Gärtnern ohne Gift, über Mülltrennung, Re- ist. Im Gegensatz zu einer Vielzahl seiner Zeitge- cycling, Umwelt- und Klimaschutz für alle und nossen bildet er sein Gemüt an Goethes Werther jeden. Wer umweltschonend wohnen, arbeiten oder und John Miltons Paradise Lost. Erst die Vorurtei- reisen möchte, oder wer über all das nur gerne le des sozialen Umfeldes treiben diesem Anderen mitreden möchte, der bekommt mit Hilfe von seine Menschlichkeit aus, um ihn zum Monster Grießhammers Öko-Knigge entsprechende Faust- abzustempeln. Und das durch Zeichentrickfilme regeln geliefert. Damit hat sich der Name „Knigge“ berühmt gewordene Rehkitz namens Bambi gilt von den Spuren des Aufklärers Freiherr Adolph entsprechend als putzige Erfindung von Walt Dis- von Knigge verabschiedet. Vorstellungen über ney. Schließlich mutiert Tarzan, der Dschungel- ethisch richtiges Verhalten werden durch Rezepte mensch von einer literarischen Figur zu einem für das Alltagsleben ersetzt. Zurück bleibt ein Eti- Abziehbild in Medien, Film, Fernsehen, Musical, kettenschwindel. Comics etc. Von der literarischen Figur Tarzans, Vergessen wie Knigges Schrift Über den Umgang die eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit der Figur mit Menschen aus dem Jahre 1788 ist auch der des zum Menschen gewordenen Affen Rotpeter aus Schriftsteller Knigge. Immerhin hat er eine Vielzahl Franz Kafkas Ein Bericht für eine Akademie aufweist, von Romanen verfasst. Selbst bei Fachgermanisten bleibt nicht einmal ein schwacher Schimmer übrig. sind die Romane Knigges weitgehend in Verges- Ähnlich ist es Knigges Umgang mit Menschen senheit geraten. Eine Ausnahme liefert Gert Uedings ergangen. Dass es sich um eine Schrift handelt, die Schrift über Klassik und Romantik, erschienen als anhand von begründeten Vorschlägen die sittliche Band 4 von Hansers Sozialgeschichte der deutschen Vollkommenheit des Bürgers zum aufgeklärten Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart Individuum anstrebt, ist aus dem Blickfeld geraten. (Ueding 1987, 481ff.). Ueding rückt Knigges Roma- Im öffentlichen Bewusstsein spielt das hier verfolg- ne in einen Zusammenhang mit Klinger und Schil- te Humanitätsideal der deutschen Klassik keine ler, mit Rousseau und Goethe. Ausführlich behan- Rolle mehr. In der Überlieferung hat man es um- delt er Knigges frühen Roman Geschichte Peter gedeutet und missverstanden. Heute wird Knigges Clausens (1783) als Modell des utopischen Staats- Schrift als eine Art Benimmbuch gehandelt. Man romans in der Folge von Thomas Morus. Am erhofft sich Ratschläge vorteilhaften Auftretens in deutlichsten wird das Abhängigkeitsverhältnis von unterschiedlichen Lebenszusammenhängen. Bereits Utopie und Satire in Knigges erstmals 1791 anonym umgangssprachlich versteht man unter dem Stich- erschienen Roman Benjamin Noldmann‘s Geschich- wort „Knigge“ ein „Buch über Umgangsformen“, te der Aufklärung in Abyssinien oder Nachricht von wie eine Eintragung im Duden über die deutsche seinem und seines Herrn Vetters Aufenthalte an dem Rechtschreibung verrät (Dudenredaktion 2006, Hofe des großen Negus, oder Priester Johannes. 586). Mit der Redensart, etwas stehe so nicht im Moral, wie sie Knigges gesellschaftskritischer Roman Knigge, ist gemeint, etwas gehöre sich nicht, etwas versteht, ist auf Gesellschaft und Politik bezogen verstoße gegen die verabredeten Umgangsformen und nicht etwa nur auf individuelles Verhalten. und guten Sitten. Zu den Büchern, die mit dem Vielfältig sind seine literarischen Themen und Beinamen „Knigge“ versehen sind, gehören Be- Vorbilder, die den Einfluss von Rousseau, Sterne nimmratgeber unterschiedlichster Coleur. Bereits und Fielding ebenso verraten, wie seine Rezeption ein erster Blick auf aktuelle Buchpublikationen zeigt des spanischen Schelmenromans. Sein humoristi- unzählige Werke über Manieren oder über ver- scher Roman Die Reise nach Braunschweig ist meintlich gutes Benehmen. Man gebe nur einmal stellvertretend für sein Gesamtwerk in den Roman- das entsprechende Stichwort in eine Computer- führer aus der DDR aufgenommen (Spiewok 1974, suchmaschine ein. Es erscheint eine breite Palette 242f.). Журнал интегративных исследований культуры, 2022, т. 4, № 1 17
Vom Umgang mit dem Anderen... Eine republikanische Staatsverfassung, die Knig- glücklichen Anlage hat geboren werden lassen, ges Roman von Benjamin Noldmann‘s Geschichte erwerbe sich Studium der Menschen, eine gewisse entfaltet und erörtert, ist auch im Umgang mit Geschmeidigkeit, Geselligkeit, Nachgiebigkeit, Menschen zu finden. Bereits der Titel des Buches Duldung, zu rechter Zeit Verleugnung, Gewalt ist programmatisch. Entsprechend formuliert Gert über heftige Leidenschaften, Wachsamkeit auf Ueding in seinem Nachwort zur 1977 herausgege- sich selber und Heiterkeit des immer gleich benen Neuauflage: gestimmten Gemüts; [...] (Knigge 1977, 23f.). Der Begriff Mensch gehörte in dieser Periode der Von Anfang an ist Knigge sich darüber klar, dass bürgerlichen Literatur mit seiner allgemeinen, die von ihm gelehrten Formen der Umgangskunst generalisierenden, Standesunterschiede sich nicht nur gegen die höfische Etikette richten. demonstrativ einebnenden Bedeutung in eine Er weiß, wie sehr seine bürgerlichen Zeitgenossen sozialrevolutionäre Disposition, der auch Begriff Leittugenden erwerben, um egoistische Vorteile wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, daraus zu schlagen. Schließlich ist der Nutzen, wie Glück seligkeit , Menschenrechte und Friedrich Schiller wenige Jahre später formuliert, Natürlichkeit ihre enorme Wirkung verdankten das große Idol der Zeit. Deshalb warnt Knigge im (Ueding 1977, 439f.). gleichen Atemzuge davor, seine Bildungsziele zu individuellem Vorteilsdenken jenseits aufgeklärter Der Begriff des Menschen ist ein Kampfbegriff Humanität zu missbrauchen: des Bürgertums, der sich gegen feudale Privilegien auf Prinzipien beruft, die allen Menschen Kraft [...] doch hüte man sich, dieselbe zu verwechseln ihres natürlichen Ursprunges zukommen. Ähnlich mit der schändlichen, niedrigen Gefälligkeit des verhält es sich mit Knigges Zeitgenossen Friedrich verworfenen Sklaven, der sich von jedem Hölderlin, der den Begriff des Vaterlandes als einen mißbrauchen läßt, sich jedem preisgibt; um eine Mahlzeit zu gewinnen, dem Schurken huldigt, bürgerlichen Kampfbegriff benutzt und als Ideal und um eine Bedienung zu erhalten, zum Unrechte gegen die fürstliche Territorialherrschaft propagiert, schweigt, zum Betruge die Hände bietet und die um die zerstückelte Nation in einem einzigen Dummheit vergöttert! (Knigge 1977, 24). Staatswesen ohne Fürsten zu vereinigen. Angelehnt an die Übersetzung des französischen patrie der Als hätte Knigge geahnt, dass man seine Schrift Marseillaise bedeutet „Vaterland“ die Heimat Frei- zu Karriereratgebern zurechtstutzt wie sie heute in er und Gleicher, die für die Verteidigung ihrer zahlreichen Auflagen anzutreffen sind, thematisiert Rechte ins Feld ziehen. Hölderlins Begriff des „Va- er die immanenten Widersprüche der Emanzipation. terlandes“ und Knigges Begriff des „Menschen“ Selbst wo er dazu rät, „kleine gesellschaftliche bezeichnen in ihren zeitgenössischen Bezügen eben Ungeschicklichkeiten“ (Knigge 1977, 65) zu nicht — wie wohl erst seit der Reichsgründung und vermeiden, zielt er auf eine gewisse Vorbildfunktion dem Wilhelminischen Imperialismus — die Kräf- einer bürgerlichen Haltung ab. Dazu gehört, te der Obrigkeit und Herrschaft, sondern deren dass sich der Bürger an einem egalitären ideales menschheitsverbrüderndes Gegenteil. Gegenseitigkeitsprinzip zu orientieren hat und sich Bereits auf diesem Hintergrund wird deutlich, „überlegen muß, wie es wohl aussehen würde, wenn dass Knigge keine Anleitungen über Umgangsfor- jeder von den Anwesenden sich dieselbe Freiheit men und Etikette vorlegen wollte, sondern ethisch erlauben wollte“ (Knigge 1977, 65). Knigges und sozial richtiges Verhalten in einer bürgerlich kategorischer Imperativ gibt praktische Anweisungen, geprägten Gesellschaft im Sinn hatte. Entsprechend was „zum Beispiel“ unschicklich ist, nämlich weist er in seiner Einleitung darauf hin: [...] so will während der Predigt zu schlafen; in Konzerten ich nicht etwa ein Komplimentierbuch schreiben“ zu plaudern; hinter eines andern Rücken einem (Knigge 1977, 24). Der Umgang mit Menschen Freunde etwas zuzuflüstern oder ihm Winke zu beruht auf dem, „was die Franzosen den esprit de geben, die jener auf sich deuten kann; überhaupt conduite nennen“ (Knigge 1977, 23), was so viel das Ins-Ohr-Reden in Gesellschaften [...] bei dem bedeutet, wie Tanze zugleich die Melodie mitzusingen; in sich nach den Temperamenten, Einsichten und Schauspielen so hinzutreten, daß man nicht über Neigungen der Menschen zu richten, ohne falsch uns wegsehn kann; in jede Versammlung später zu sein; sich ungezwungen in den Ton jeder zu kommen, früher wegzugehn oder länger zu verweilen als alle übrigen Mitglieder der Gesellschaft stimmen zu können, ohne weder Gesellschaft (Knigge 1977, 65f.). Eigentümlichkeit des Charakters zu verlieren, noch sich zu niedriger Schmeichelei herablassen. Um den Charakter von Knigges Umgangslehre Der, welchen nicht die Natur schon mit dieser und die vorgenommene Unterscheidung zwischen 18 https://doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24
H. Rudloff Scheintugenden zur Erlangung individueller Vor- Historisch geht Knigges Schrift Über den Umgang teile und Tugenden, die sich am Gegenseitigkeits- mit Menschen auf die Ideen der Aufklärung und prinzip orientieren, besser herauszuarbeiten, scheint Moralistik zurück, die die zwanghaften Umgangs- es angebracht, Knigges Gegenseitigkeitsprinzip von formen der höfischen Gesellschaft durch Formen Kants kategorischen Imperativ abzugrenzen. Das der Freiheit in Frage stellt. Wilhelm Schmid reiht von Kant intendierte konfliktfreie Zusammenleben in seiner Philosophie der Lebenskunst Knigge in geht auf die transzendentale Selbstbestimmung des eine Serie von Versuchen ein, „für die aufgrund der vernünftigen Willens zurück, der in jedem Ver- Auflösung traditioneller Gemeinschaften verein- nunftwesen moralisch gesetzgebend ist. Knigges zelten Individuen eine neue Form von Gesellschaft intendierte Gleichberechtigung aller Menschen zu schaffen“ (Schmid 2000, 273). Neben der Neu- richtet sich vornehmlich an die Selbstbestimmung begründung rechtlicher Formen — Schmid nennt der empirischen Willenssubjekte. Ihre Selbstein- hier Montesquieus Geist der Gesetze (1748) und schränkung verhält sich lebensklug, wenn sie nach Rousseaus Gesellschaftsvertrag (1762) — findet man der Wirkung auf andere Mitglieder der Gesellschaft Beiträge zur Grundlegung neuer Umgangsformen fragt. Entsprechend ist es unschicklich, beim Tan- bei allen Moralisten und Aufklärern. Knigges Lei- ze Melodien mitzusingen oder zu spät zu kommen. stung liege darin, einen „materialen Entwurf“ zu Sicher liegt Knigges Begründungsleistung des wagen, „mit einer Unzahl detailliert ausgearbeite- Aspekts des Gegenseitigkeitsprinzips darin, gegen- ter Formen und Inhalte des gesellschaftlichen seitigen Respekt zu befördern. Auf dieser Basis Umgangs, von denen er sich eine „natürliche“ empirischer Beobachtung kann aber noch keine Neuordnung der Gesellschaft versprach und die moralische Verpflichtung begründet werden, das von den Individuen nur noch zu übernehmen sein Zustandekommen einer rechtsstaatlichen Ordnung sollten, den guten Willen aller vorausgesetzt“ (Schmid ethisch befriedigend durchzusetzen. Was zentral 2000, 273). Knigges Formulierung von Umgangs- geleistet wird, ist die wechselseitige Einschränkung formen geht also von Beginn an Hand in Hand mit der Willkür, also die Einschränkung jener „gesell- einer Neubegründung der Gesellschaft. Wenn schaftlichen Ungeschicklichkeiten“ (Knigge 1977, heute unter dem Namen „Knigge“ Ratschläge, Er- 65). Dennoch wird der Maßstab des richtigen und folgsrezepte oder sinnentleerte Anstandsmoral falschen Verhaltens nicht ausschließlich durch die kursieren, so macht das auf seine Art deutlich, wie Beobachtung der Wirklichkeit begründet. Sie geht sehr man sich zugunsten eines konfliktscheuen über empirische und pragmatische Bestimmungen Konformismus selbst von der Illusion eines anstän- hinaus. Schließlich wendet sie sich ja an ein bür- digen Lebens entfernt hat (Vgl. Göttert 1995). Eine gerliches Publikum, das dem Bildungsideal der Wiederentdeckung von Knigges Programmschrift Klassik zufolge an Humanität orientiert ist. bindet die Frage nach alltäglichen Umgangsformen Einzig das Bürgertum ist zur sittlichen Vervoll- an die Abwehr von engstirnigen, egoistischen In- kommnung eines wahrhaft vorbildlichen Menschen teressen. Rücksichtnahme, Respekt, Anerkennung in der Lage. Die feudale Gesellschaftsordnung kann Anderer oder Höflichkeit sind Werte sozialen von sich aus derlei Grundsätze nicht hervorbringen. Zusammenlebens. In dem Sinne geht es um eine Einen derartigen Anspruch untermauert Knigge Zurückgewinnung von „Bürgersinn“ als „Citoyeni- bei seinen Ausführungen im dritten Kapitel: Über tät“ (Schmid 2000, 275). Citoyenität, wie Wilhelm den Umgang mit Hofleuten und Ihresgleichen (Knig- Schmid sie versteht, plädiert für eine soziale Ver- ge 1977, 313 ff.). Bei Hofe, bei den Herrschern, den bindlichkeit, die reflektierte Lebenskunst und in- „Großen der Erde“, den „Fürsten, Vornehmen und dividuelles Leben vereint: Reichen“ (Knigge 1977, 284) und beim Umgang mit deren dienstfleißigen Angestellten gelten weder Das beginnt beim Umgang mit sich selbst, der aufklärerische Umgangsformen noch moralische die Wahrung der Selbstachtung zum Kriterium Bestimmungen. Hier herrschen Direktive und erhebt und daher an einer gesellschaftlichen Verhaltensmaßregeln nach althergebrachten Kon- Realität interessiert ist, die die Selbstachtung ventionen. Klipp und klar formuliert der Aufklärer: ermöglicht und nicht etwa verletzt; [...] Für den „Vorschriften, welche uns auf die erlaubten Sitten Umgang mit Anderen ergibt sich daraus, deren der feinern Sozietät verweisen, sind freilich keine Selbstachtung im selben Maße zu respektieren, Grundsätze der Moral, sondern nur der Überein- wie dies umgekehrt von ihnen für das Selbst kunft“ (Knigge 1977, 328). Sie sind einzig durch erwartet wird; dies findet Niederschlag in den den „Stempel der Konvention in Umlauf gebracht, Umgangsformen, durch die der Andere nicht [...] anerkannt von denen, die sich auf reines Gold primär als Träger einer Funktion, sondern als verstehen, und anerkannt von denen, die nur auf Person behandelt wird, Primat der Person vor der das Gepräge achten“ (Knigge 1977, 328). Funktion (Schmid 2000, 275). Журнал интегративных исследований культуры, 2022, т. 4, № 1 19
Vom Umgang mit dem Anderen... Die Beziehung zum Anderen wird im ersten und zweiten Kapitel des Ersten Teils und die „Freundschaft“ des Bürgers abgehandelt. Das erste Kapitel ist überschrieben: mit sich selbst Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen. Das zweite Kapitel lautet: Wie wird nun die in der Moderne geforderte Über den Umgang mit sich selbst. In Kapitel 1, den Selbstachtung und die Achtung des Anderen in allgemeinen Bemerkungen, findet man die Knigges Schrift vorbereitet? Wie gelingt es dem als grundsätzliche Aufforderung, den Anderen mit sich moralisch bestimmtem frühbürgerlichen Individuum, selber in einem Zusammenhang zu sehen: ein Gegenseitigkeitsprinzip aufzubauen, zu dem Interessiere Dich für andre, wenn Du willst, daß die feudalen und geldaristokratischen Schichten andre sich für Dich interessieren sollen! Wer nicht in der Lage sind? Wie verschafft es sich eine unteilnehmend, ohne Sinn für Freundschaft, kulturelle Identität im geselligen Umgang? Wohlwollen und Liebe, nur sich selber lebt, der Diese Fragen beantwortet bereits ein Blick auf bleibt verlassen, wenn er sich nach fremdem die Struktur von Knigges Schrift Vom Umgang mit Beistande sehnt (Knigge 1977, 44). Menschen. Der kompositorische Aufbau stellt schrittweise theoretische und praktische Elemente Eigeninteresse und das Interesse am Mitmenschen bereit, das Selbstbewusstsein des erwachtes gehören konstitutiv zusammen. Der Imperativ, sich Bürgertums zu stärken. Die Schrift besteht aus drei für Andere zu interessieren, schließt das Teilen, die jeweils mit einer eigenen Einleitung angenommene Wollen des Subjektes ein, selbst beginnen. Die drei Kapitel des Ersten Teils dienen beachtet zu werden. Der Imperativ mündet in die zur allgemeinen Orientierung. Das erste Kapitel ist Schlussfolgerung menschlicher Gegenseitigkeit. mit Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über Die Werte „Freundschaft, Wohlwollen und Liebe“ den Umgang mit Menschen überschrieben, das sind nur für denjenigen zu bekommen, der selbst zweite Kapitel lautet: Über den Umgang mit sich über Empathie verfügt. Wie kann nun aber ein selbst, das dritte Kapitel heißt: Über den Umgang Mensch die Bereitschaft ausbilden, emphatisch zu mit Leuten von verschiedenen Gemütsarten, handeln? Offensichtlich besitzt nicht jeder Mensch Temperamenten und Stimmungen des Geistes und von Natur aus das Vermögen des Zartgefühls für Herzens. Im Zweiten Teil wird der Mensch innerhalb Andere. Um es auf den Punkt zu bringen: Wie ist seiner familiären Bindung gesehen. Dazu gehören ein derartiges Vermögen auszubilden bzw. zu Kapitel, die sich über den Umgang mit Eltern, entwickeln, das mit den Attributen Zartgefühl, Kindern, Freunden, Hauswirten, Nachbarn, Herrn Empathie, Einfühlsamkeit, Einfühlungsvermögen, und Dienern, Lehrern und Schülern, Wirt und Gast, Feingefühl, Mitgefühl, Sensibilität einzukreisen ist? Gläubigern und Schuldnern beschäftigen. Im Dritten Anders formuliert: Wie kann das Individuum zu Teil erfolgen die bereits erwähnten Anmerkungen einer education sentimental geführt werden? Über den Umgang mit den Großen der Erde, mit Derartige Fragen können durch eine Interpretation Fürsten, Vornehmen und Reichen. Hier tritt der des zweiten Kapitels: Über den Umgang mit sich Leser in einen hierarchisch gegliederten ständischen selbst problematisiert werden. Der Leser wird Lebensbereich ein. Er erfährt vom Umgang mit der aufgefordert, über den Umgang mit dem Anderen Aristokratie und vom Umgang mit Hofleuten. seine eigene Gesellschaft ernst zu nehmen. Das Anzutreffen sind hier ebenso Bemerkungen über Individuum möge es als seine vornehmste Pflicht den Umgang mit verschiedenen Berufen und sozialen verstehen, sein eigenes Ich wertzuschätzen und zu Gemeinschaften, so zum Beispiel über den Umgang kultivieren: mit Gelehrten, Geistlichen, Künstlern, Ärzten, Juristen, Kaufleuten, Pferdehändlern, Buchhändlern, Die Pflichten gegen uns selbst sind die wichtigsten Musikmeistern, Juden, Bauern und Landleuten. und ersten, und also der Umgang mit unsrer Zudem erfolgen Verhaltensregeln Über den Umgang eigenen Person gewiß weder der unnützeste noch mit Leuten von allerlei Lebensart und Gewerbe. uninteressanteste. Es ist daher nicht zu verzeihn, Dazu gehören Spieler, Betrüger, Abenteurer, wenn man sich immer unter andern Menschen Geisterseher und Alchimisten. Nicht zuletzt umhertreibt, über den Umgang mit Menschen behandelt ein Kapitel „die Art mit Tieren umzugehn“ seine eigene Gesellschaft vernachlässigt, gleichsam (Knigge 1977, 396 ff.). Der Aufklärer erweist sich vor sich selber zu fliehn scheint, sein eigenes Ich als Vorreiter für artgerechte Tierhaltung. nicht kultiviert und sich doch stets um fremde Von besonderem Interesse für den vorliegenden Händel bekümmert. Wer täglich herumrennt, Zusammenhang und die Frage nach dem Umgang wird fremd in seinem eigenen Hause; wer immer mit dem Anderen ist es zu prüfen, wie der Blick auf in Zerstreuung lebt, wird fremd in seinem eignen den Anderen zustande kommt. Dieses Problem Herzen, [...] (Knigge 1977, 82). 20 https://doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24
H. Rudloff Herzensbildung, wie sie Knigge versteht, ist Wenn ein wesentliches Charakteristikum der der erste und unabdingbarste Schritt zur Beziehung zum Anderen die Beziehung zum Selbst Menschenbildung. Sie besteht primär aus einer ist, dann liegt ein derartiges Verständnis im Auseinandersetzung mit der eigenen Person, aus Sinnhorizont christlicher Überlieferung. Selbst einem interessegeleiteten Umgang mit den eigenen wenn Knigge den bekannten neutestamentarischen Anlagen und Gemütskräften. Ein Individuum, das Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” nicht diese Vermögen pflegt und „kultiviert“, schafft so zitiert, so liegt er doch seinen Gedankengängen die Voraussetzungen zu einem vollkommenen unterschwellig zugrunde. Der Satz ist so oder in gesellschaftlichen Umgang. Nur wer zu sich selbst ähnlicher Form gleich an mehreren Stellen des in einem freundschaftlichen Verhältnis steht, vermag Neuen Testaments zu finden (Vgl. Galater 5.14, es, Freundschaften mit den Anderen zu begründen Jakobus 2.8, Matthäus 22.39, Matthäus 19.19, Markus und zu erarbeiten. Wer die Freundschaft zu sich 12.31, Lukas 10.27). Es wäre missverständlich, die selbst vernachlässigt, steht auf verlorenem Posten: testamentarischen Gebote als Aufforderung zu einem uneingeschränkten bzw. unkritischen Hüte dich also, Deinen treuesten Freund, Dich Altruismus zu verstehen. Der Satz sagt nämlich selber, so zu vernachlässigen, daß dieser treue über das Verhältnis zum Nächsten hinaus Wichtiges Freund Dir den Rücken kehre, wenn Du seiner über das Verhältnis des Menschen zu sich selbst am nötigsten bedarfst. Ach, es kommen aus. Das Eine ist ohne das Andere nicht zu bekommen. Augenblicke, in denen Du Dich selbst nicht So liegt die Interpretation nah, eine Unfähigkeit verlassen darfst, wenn Dich auch jedermann zur Liebe mitzubedenken. Nur wer sich selber liebt verläßt; Augenblicke, in welchen der Umgang mit und respektiert, ist in der Lage, entsprechendes Deinem Ich der einzige tröstliche ist — Verhalten einem Anderen gegenüber an den Tag was wird aber in solchen Augenblicken aus Dir zu legen. Wer sich jedoch selber missachtet, ist werden, wenn Du mit Deinem eignen Herzen unfähig, einem Anderen Liebe entgegenzubringen. nicht in Frieden lebst, und auch von dieser Über die Genese des Selbstbewusstseins und die Seite aller Trost, alle Hilfe Dir versagt wird? Anerkennung anderer Personen ist im historischen (Knigge 1977, 82 f.). Umkreis zu Knigges Schrift Über den Umgang Erst der freundschaftliche und gewissenhafte mit Menschen ein erkenntnistheoretisches Gerüst Umgang mit dem eigenen Ich ermöglicht es gelegt worden. Bei Kant gründet die Anerkennung überhaupt, gerecht mit dem Anderen umzugehen. von Personen in einem Gegenseitigkeitsprinzip, Das mit sich selbst befreundete Ich verleugnet sich das allen Menschen gleichermaßen zukommt. nicht. Ebensowenig lügt oder schmeichelt es sich Die dritte Formulierung des kategorischen etwas in die eigene Tasche: Imperativs nimmt die Anerkennung des Anderen in dieser Bedeutung mit auf: Willst Du aber im Umgange mit Dir Trost, Glück Handle so, daß du die Menschheit sowohl in und Ruhe finden, so mußt Du ebenso vorsichtig, deiner Person, als in der Person eines jeden andern redlich, fein und gerecht mit Dir selber umgehn jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als als mit andern, also daß Du Dich weder durch Mittel brauchst (Kant 1968, 429). Mißhandlung erbitterst und niederdrückest, noch durch Vernachlässigung zurücksetzest, noch Wenn Kant formuliert, dass die Menschen selbst durch Schmeichelei verderbest (Knigge 1977, 83). „Zwecke an sich“ sind, so sind sie selbst als Vernunftwesen nicht nur Objekte, sondern zugleich Das Glück eines sozialen Miteinander basiert die Subjekte moralischer Gesetzgebung. auf der kooperativen Beziehung des Ich zu sich Georg Wilhelm Friedrich Hegels Schrift selbst. Zur Sorge für Andere ist es erst in der Lage, Phänomenologie des Geistes (1805) thematisiert in wenn es die Selbstachtung ernst nimmt. Gleichsam dem schon legendär gewordenen Kapitel über zusammenfassend bringt Knigge den Umgang mit Herrschaft/Knechtschaft die Unselbstständigkeit dem Anderen und den Umgang mit dem eigenen und Selbstständigkeit des Bewusstseins. Hegel Ich auf den Begriff: “Respektiere Dich selbst, wenn behandelt hier diejenige Stufe des Entwicklungsprozess Du willst, daß andre Dich respektieren sollen. [...] des Geistes, durch die ein Individuum zur Mißkenne Deinen eigenen Wert nicht” (Knigge Selbstständigkeit gelangt. Es kommt erst zum 1977, 84). Bewusstsein seiner selbst, indem es von einem Dieser Imperativ, den eigenen Wert zu Anderen anerkannt wird und dieses selbst anerkennt. respektieren, sein Licht nicht unter den Scheffel zu In einer vermittelnden Bewegung der Anerkennung stellen, ist die notwendige Voraussetzung einer von Personen erkennen sich die Individuen Achtung des Anderen. gegenseitig. Nach Hegel begründet keine einsame Журнал интегративных исследований культуры, 2022, т. 4, № 1 21
Vom Umgang mit dem Anderen... Reflektion auf sich selbst, sondern die wechselseitige Zur Selbstorganisation des bürgerlichen Subjekts reflexive Beziehung zu sich als auch zu den Anderen gehört der reflektierte Umgang mit seinem „innere[n] die Identität des Ich. Bereits im ersten Satz des oben Bewusstsein“ (Knigge 1977, 86) und seinen genannten Kapitels der Phänomenologie notiert Widersprüchen. Interessanterweise warnt Knigge Hegel: eindringlich davor, bei Gewissensentscheidungen einmal festgelegten Regeln bedingungslos zu folgen. Das Selbstbewusstsein ist an und für sich, indem, Nichts scheint ihm eintöniger, als Fixpunkte und dadurch, daß es für ein Anderes an und für vermeintlich Identischem zu bewahren: sich ist, d.h. es ist nur als ein Anerkanntes (Hegel 1970, 113). Man glaubt es gar nicht, welch ein eintöniges Wesen man wird, wenn man sich immer in dem Ein getreuer Schüler der hegelschen Dialektik Zirkel seiner eigenen Lieblingsbegriffe herumdreht, formuliert das Verhältnis zwischen Eigenem und und wie man dann alles wegwirft, was nicht unser Anderem in seinem 1867 erschienen Hauptwerk Siegel an der Stirne trägt (Knigge 1977, 86). in analoger Weise. Die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx verbindet das menschliche Um der Zirkulation um jene „eigenen Gegenseitigkeitsprinzip mit dem einfachen Lieblingsbegriffe“ zu entkommen, wird empfohlen, Warentausch: Anregungen aus Lektüre und Lebenspraxis in die Selbstberatung aufzunehmen: „Lerne Dich selbst In gewisser Art geht‘s dem Menschen wie der nicht zu sehr auswendig, sondern sammle aus Ware. Da er weder mit einem Spiegel auf die Welt Büchern und Menschen neue Ideen“ (Knigge 1977, kommt noch als Fichtescher Philosoph: Ich bin 86). M.a.W., der Aufklärer insistiert darauf, die ich, bespiegelt sich der Mensch zuerst in einem Selbstverständigung immer wieder neu zu andren Menschen. Erst durch die Beziehung auf strukturieren und auf reale Situationen oder fiktive den Menschen Paul als seinesgleichen bezieht Handlungen zu beziehen. sich der Mensch Peter auf sich selbst als Mensch. Es ist nicht weit hergeholt, Knigges Einspruch Damit gilt ihm aber auch der Paul mit Haut und gegen die „eigenen Lieblingsbegriffe“ als einen Haaren, in seiner paulinischen Leiblichkeit, als frühen Beitrag zur Diskussion über private und Erscheinungsform des Genus Mensch (Marx 1975, nicht rationalitätsfähige Wertentscheidungen 67; eigene Hervorhebung). anzusehen. Hegel wird in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes eine Privatisierung des Die Beziehung zum Anderen Gewissens und eine selbstgenügsame Behauptung und die „Abrechnung mit Dir selbst“ des Ich-Willens, die den moralischen Dialog mit Anderen abbricht, problematisieren. Dort kritisiert Knigges Frage, wie das Ich mit dem Anderen so er einen vermeintlich gesunden Menschenverstand, „redlich, fein und gerecht“ (Knigge 1977, 83) der sich naiv auf seine Erfahrungen und auf sein umzugehen lernt, führt ihn zu einer einsamen inneres Gefühl beruft und meint, dagegen könne Reflektion, zu einer Gewissensprüfung. Die es keine Widersprüche geben. Indem der gemeine Ausbildung eines sozialen und politischen Menschenverstand bürgerlichen Individuums erfolgt auf dem Wege sich auf das Gefühl, sein inwendiges Orakel, beruft, der inneren Gerichtsbarkeit über das eigene Tun ist er gegen den, der nicht übereinstimmt, fertig; und die eigene Moralität: er muss erklären, daß er dem weiter nichts zu Halte hierüber oft in einsamen Stunden Abrechnung sagen habe, der nicht dasselbe in sich finde und mit Dir selber und frage Dich als ein fühle; — mit anderen Worten, er tritt die Wurzel strenger Richter, wie Du alle diese Winke zu der Humanität mit Füßen. Denn die Natur dieser höherer Vollkommenheit genützt habest ist, auf die Übereinkunft mit anderen zu dringen, (Knigge 1977, 87). und ihre Existenz [ist] nur in der zustande gebrachten Gemeinsamkeit der Bewusstseine. In den letzten drei Abschnitten des zweiten Das Widermenschliche [...] besteht darin, im Kapitels präzisiert Knigge, wie es dem Menschen Gefühle zusammen stehen zu bleiben und nur möglich wäre, eine Freundschaft mit sich selbst als durch dieses sich mitteilen zu können (Hegel auch eine Übereinkunft mit Anderen nicht nur zu 1970, 50). stiften, sondern aufrecht zu erhalten. Hierbei spielen Begriffe wie „Gewissen“ und „Abrechnung“ Wenn die Natur der Humanität auf Übereinkunft (Knigge 1977, 86) eine entscheidende Rolle. Sie sind mit Anderen dringt, so wird die praktische verbunden mit der „Pflicht, ebenso strenge gegen Urteilsfähigkeit (Gewissensentscheidungen) an eine dich als andere zu sein“ (Knigge 1977, 87). Argumentationsreflektion verwiesen. Bei Knigge 22 https://doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24
H. Rudloff erfolgt eine derartige Prüfung durch die Loslösung over in my mind ever since. “Whenever you feel von den sog. „Lieblingsbegriffen“ des eigenen like criticizing anyone,” he told me, “just remember Urteilens, hin zum Aufgeschlossensein für „neue that all the people in this world haven’t had the Ideen“ aus der Fiktion („Bücher“) und der Realität advantages that you’ve had” (Fitzgerald 1995, 5). („Menschen“). Im Rahmen der von Knigge eingeforderten Zum Appell, der Mensch möge sich selbst ein Selbstabrechnung geht es unter anderem auch um „angenehmer und unterhaltender Gesellschafter“ die „nachteilige Abrechnung“. Der Leser möge sich (Knigge 1977, 86) und sein „eigener treuester und Rechenschaft über seine „schädlich hingebrachte[n] aufrichtigster Freund“ (Knigge 1977, 87) sein, gehört Stunden“ (Knigge 1977, 86) abliefern. Abschließend wiederholt die Zurückweisung der Selbstgerechtigkeit sollen die produktiven Widersprüche jener unan- und die Bereitschaft zur kritischen Selbstbeurteilung. genehmen Abrechnung anhand von Dichtungen Dabei geht der Autor von einer menschlich- des 19. und 20. Jahrhunderts erweitert dargestellt allzumenschlichen Beobachtung aus: werden. Ein Musterbeispiel jener „nachteilige[n] Gewöhnlich erlaubt man sich alles, verzeiht sich Abrechnung“ (Knigge) illustriert die 1864 erschie- alles und andern nichts; gibt bei eigenen Fehltritten, nene Schrift Dostojewskis Zapinski iz podpol‘al wenn man sich auch dafür anerkennt, dem (deutsch: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch). Der Schicksale oder unwiderstehlichen Trieben die Ich-sagende Held oder Anti-Held weiß: Schuld, ist aber weniger tolerant gegen die Есть в воспоминаниях всякого человека такие Verirrungen seiner Brüder - das ist nicht gut getan вещи, которые он открывает не всем, а разве (Knigge 1977, 87). только друзьям. Есть и такие, которые он Der erhobene pädagogische Zeigefinger („das и друзьям не откроет, а разве только себе ist nicht gut getan“) mahnt zur kritischen самому, да и то под секретом. Но есть, наконец, Selbstprüfung und schlägt vor, den eigenen и такие, которые даже и себе человек открывать Werdegang mit dem jener „Brüder“ zu vergleichen. боится, и таких вещей у всякого порядочного Konkret bedeutet das, seinen eigenen „Verdienst“ человека довольно-таки накопится. То есть zu relativieren, denn was als Selbstverdienst даже так: чем более он порядочный человек, erscheint, ist oft nur das Ergebnis günstiger тем более у него их есть. Sozialisationsbedingungen. Dazu heißt es im letzten In der deutschen Übersetzung liest man: Abschnitt des Zweiten Teils: Es gibt in den Erinnerungen eines jeden Menschen Miß auch nicht dein Verdienst darnach ab, daß Dinge, die er nicht allen Leuten aufdeckt, sondern Du sagest: „Ich bin besser als dieser und jener höchstens seinen Freunden. Es gibt auch Dinge, vom gleichen Alter, Stande“, und so ferner; sondern die er auch den Freunden nicht aufdeckt, sondern nach den Graden Deiner Fähigkeiten, Anlagen, höchstens sich selbst, und auch das nur unter Erziehung und der Gelegenheit, die Du gehabt dem Siegel der Verschwiegenheit. Endlich aber hast, weiser und besser zu werden als viele (Knigge gibt es auch Dinge, die der Mensch sogar sich 1977, 87). selbst aufzudecken Scheu trägt, und solcher Dinge Der Ratschlag des Autors Über den Umgang mit sammeln sich bei jedem ordentlichen Menschen Menschen an seine Zeitgenossen besteht also darin eine ziemlich große Menge an. Ja, man kann sogar zu fragen, ob der Andere ebenso die Gelegenheit sagen: je ordentlicher ein Mensch ist, umso größer hatte, seine Fähigkeiten und Anlagen durch eine wird die Anzahl solcher Dinge bei ihm sein. entsprechende Erziehung zu entwickeln. (Dostojewksi 1986). Eine derartige Aufforderung zu vergleichender Diese Einsichten aus Dostojewskis frühem Roman Selbstprüfung, wie sie Knigge für das bürgerliche begleiten Thomas Mann sein ganzes Leben als Subjekt des späten 18. Jahrhunderts formuliert, Schriftsteller. Von der frühen Erzählung Der Bajazzo findet ihr Pendant in einem bedeutenden Roman bis zu Essay Dostojewski — in Maßen (1946) heißt der Weltliteratur des frühen 20. Jahrhunderts. F. es für ihn Gerichtstag halten über sich selbst anhand Scott Fitzgeralds Roman The Great Gatsby (1925) der literarischen Figuren, heißen sie Tonio Kröger, beginnt mit einem Monolog des Ich-Erzählers über Gustav Aschenbach oder Adrian Leverkühn. Und den Rat seines Vaters, wie andere Menschen gerecht Thomas Mann spricht von einer Nachtseite des zu beurteilen seien. In diesem Zusammenhang Bewusstseins, die der Blick auf sich selbst ebenso sollen die eigenen Lebensvorzüge („advantage“) offenbart wie der Blick auf den Anderen. mit in die Waagschale zu werfen sein: Zusammenfassend spricht er von der „Wahrheit“ In my younger and more vulnerable years my der Literatur, er spricht über Fjodor Dostojewski father gave me some advice that I’ve been turning und — wie immer — von sich selbst: Журнал интегративных исследований культуры, 2022, т. 4, № 1 23
Vom Umgang mit dem Anderen... Es ist alles daran gelegen; und trotzdem sind Dostojewski und Thomas Mann — all das legt es jene Ketzereien die Wahrheit: die dunkle, der Sonne nahe, den Umgang mit dem Anderen mit dem abgewandte Seite, die Wahrheit, die niemand Umgang des eigenen Ich zu verbinden. Der Umgang vernachlässigen darf, dem es um Wahrheit überhaupt, mit Menschen des deutschen Aufklärers ermöglicht die ganze Wahrheit zu tun ist, die Wahrheit über es dem Einzelnen, beim Umgang mit dem Anderen den Menschen. Die gequälten Paradoxe, die sein Leben in den verschiedensten Situationen zu Dostojewskis „Held“ seinen positivistischen Gegnern überdenken und so eine selbstständige Prüfung entgegenschleudert sind dennoch, so antihuman vorzunehmen. Die Schrift eröffnet Horizonte über sie klingen, im Namen der Menschheit und aus die Bedingungen und Möglichkeiten, das subjektive Liebe zu ihr gesprochen: zugunsten einer neuen, Verhalten kritisch zu hinterfragen und auszugestalten. vertieften und unrhetorischen, durch alle Höllen Knigges Vorstellung der „Abrechnung mit Dir des Leidens und der Erkenntnis hindurchgegangenen selber“ entwirft das Konzept eines mündigen Bürgers, Humanität (Mann 2009, 61 f.). der weit davon entfernt ist, sein Denken inhaltlich Der Umgang mit dem Anderen steht im starren Vorschriften einer Modeströmung zu opfern, Zusammenhang mit dem Umgang mit sich selbst wie sie aktuell in Programmen der political correctness und er hat, wie Thomas Mann betont, „die dunkle, vorliegen. Statt eine Sollensmoral strikter Grundsätze der Sonne abgewandte Seite“ unabdingbar mit zu vorzuschreiben, setzt Knigge auf die Lebenskunst berücksichtigen, statt sie aus falsch verstandener des aufgeklärten Bürgers, sich selbst zu führen. Rücksicht zu verschweigen. Zusammenfassung: Knigges Bestimmungen Conflict of interest über die Bildung subjektiver Identität, die erkenntniskritischen Positionen von Kant, Hegel The author declares that there is no conflict of und Marx, die Einsichten der Literatur von Fjodor interest, either existing or potential. References Dostojewksi, F. (1986) Sämtliche Romane und Erzählungen. Bd 7. Aus dem Dunkel der Großstadt. Aufzeichnungen aus dem Russischen von Hermann Röhl. Frankfurt am Main: Insel Verlag, 155 S. (In German) Dudenredaktion (Hrsg.). (2006) Duden. Die deutsche Rechtschreibung. Bd. I Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich: Dudenverlag, 1216 S. (In German) Fitzgerald, F. S. (1995) The Great Gatsby. New York: Scribner Publ., 216 p. (In English) Göttert, K.-H. (1995) Knigge. Oder: Von den Illusionen des anständigen Lebens. München: Piper Verlag, 330 S. (In German) Grießhammer, R. (1985) Der Öko-Knigge. Reinbek: Rowohlt Verlag, 288 S. (In German) Hegel, G. W. F. (1970) Phänomenologie des Geistes. Frankfurt am Main; Berlin; Wien: Ullstein Verlag, 703 S. (In German) Kant, I. (1968) Kants Werke: Akademie Textausgabe. Bd VI. Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft. Die Metaphysik der Sitten. Berlin: W. de Gruyter Verlag, 493 S. (In German) Mann, T. (2009) Dostojewski — mit Maßen. In: Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Bd 19.1. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, S. 42–62. (In German) Marx, K. (1975) Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Berlin: Dietz Verlag, 955 S. (Marx—Engels—Werke. Bd. 23). (In German) Mayer, H. (1975) Außenseiter. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 508 S. (In German) Schmid, W. (2000) Philosophie der Lebenskunst. Eine Grundlegung. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 566 S. (In German) Spiewok, W. (Hrsg.). (1974) Romanführer von A—Z. Bd 1. Berlin: Volk und Wissen Verlag, 423 S. (In German) Ueding, G. (1977) Die Kunst der gesellschaftlichen Beredsamkeit — Nachwort zu Knigges Diskurs “Über den Umgang mit Menschen”. In: G. Ueding (Hrsg.). Adolph Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Menschen. Frankfurt am Main: Insel Verlag, S. 423–454. (In German) Ueding, G. (1988) Klassik und Romantik. Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München: Hanser Verlag, 610 S. (In German) Von Knigge, A. F. (1977) Über den Umgang mit Menschen. Frankfurt am Main: Insel Verlag, 454 S. (In German) Author Holger Rudloff, email: rudloff@ph-freiburg.de Dr. habil., Full Professor at the Department of Modern German Literature and Didactics at the Freiburg University of Education 24 https://doi.org/10.33910/2687-1262-2022-4-1-15-24
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