If..faktum - von der rolle wie sich rollenstereotype auf frauenleben auswirken - Land Tirol
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if..faktum von der rolle magazin für tirolerInnen wie sich rollenstereotype auf frauenleben auswirken von der rolle wie sich rollenstereotype auf frauenleben auswirken . if.faktum gleichstellung kompakt www.tirol.gv.at/frauen 2_2017
editorial Die typischen Zuschreibungen für Mädchen und Frauen brechen auf Mag.a Elisabeth Stögerer-Schwarz Leiterin Bereich Frauen und Gleichstellung e.stoegerer-schwarz@tirol.gv.at D ie Welt der Mädchen ist rosarot, die der Buben bunt!“ Ist dem so? Wie werden Rollenbilder geprägt und wie werden sie eingesetzt? Im aktuellen if:faktum reden wir über Rollenbilder – von der Kindheit www.tirol.gv.at/frauen bis ins Altersheim. Wie sieht es mit typischen Zuschreibungen aus? In der Erziehung, in der Schule, im Berufsleben, in der Familie und auch in der Politik. Wie sieht es aus mit den Chancen für Frauen und wo können sie die traditionellen (Vor-) Urteile überwinden und sich Spielräume schaffen? Inhalt In der Rückschau auf die vergangenen Jahrzehnte ist viel passiert, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. 03_Frage der Durchmischung Dazu mehr ab Seite 4. Birgit Eder, Teamleiterin Elemen- tarpädagogik an der Pädagogi- schen Hochschule Tirol. Seit vielen Jahren arbeitet der Bereich Frauen und Gleichstellung am Überwinden von Rollenstereotypen 04_Von der Rolle bei Mädchen. Alljährlich gipfelt diese Arbeit im Girls’ Day. Rollenstereotype leben und es wird nach Der April ist der Monat, wo die Mädchen nach monatelanger ihnen gelebt. Vorbereitung in mädchenuntypische Bereiche eintauchen dürfen. 08_Geschlecht – Macht – Recht Dabei freut sich der Bereich Frauen und Gleichstellung über viele Rechtsphilosophin Elisabeth Holzleithner zur Frage, PartnerInnen. Der Bericht dazu auf Seite 14. ob vor dem Gesetz alle gleich sind. Im Auftrag des Tiroler Landtags organisierte die Abteilung Gesellschaft 09_Ich wollte nie ein Bub sein und Arbeit – Bereich Frauen und Gleichstellung – eine Enquete zum Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger im Interview. Thema Einkommensgerechtigkeit. ExpertInnen diskutierten und 10_Problematische Rolle referierten, Perspektiven für die Zukunft wurden festgehalten, die nun Das Festhalten an traditionellen Rollenbildern dem Landtag zur weiteren Bearbeitung vorgelegt werden. Details dazu führt oft zur Abwanderung junger Frauen auf Seite 15. aus dem ländlichen Raum. Auch sonst geschieht im Frauenbereich vieles und Interessantes. © Land Tirol/Berger 13_Frauenvolksbegehren 2.0 20 Jahre nach dem ersten österreichischen Frauen- Einige Details dazu auf unserer Homepage www.tirol.gv.at/frauen oder volksbegehren soll es eine Neuauflage geben. auf Facebook. Haben Sie viel Freude am regelmäßigen Studium unserer Angebote. Wir freuen uns auf Ihre Reaktionen. 14_Frage der Chance Seit 16 Jahren gibt es den Girls’ Day in Tirol. Rollenbilder werden aber nicht nur an diesem Tag bei den Mädchen aufgelöst. 15_Frage des Geldes Gleichstellung bei Erwerbsarbeit und gleicher Lohn für gleiche Leistung – der Tiroler Landtag beauftragte eine Enquete zum Thema. Die Arbeit geht weiter. 16_Meinungen Menschen zum Thema Rollenverständnis. impressum if:faktum gleichstellung kompakt. Aktuelle Information zu Frauen- und Gleichstellungsthemen für MultiplikatorInnen sowie interessierte Frauen und Männer. Herausgeberin: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Gesellschaft und Arbeit – Bereich Frauen und Gleichstellung www.tirol.gv.at/frauen Chefredakteurin: Yvonne Schwarzinger Tirol-Redaktion: Elisabeth Stögerer-Schwarz, Birgitt Drewes Artdirektion, Layout, Grafik und Bildbearbeitung: Martin Renner, rennergraphicdesign Druck: Samson Druck Auflage: Tirol 4.500, Gesamtauflage 16.300 Beratung, Konzept, Koordination der Produktion: „Welt der Frau“ Corporate Print für die Abteilung Gesellschaft und Arbeit – Frauen und Gleichstellung. www.welt-der-frau.at 2 if..faktum 2_2017
standpunkte Verpflichtung zu 3 kurze Fragen an Menschenrecht Birgit Eder Das Ziel der Gleichstellung ist die Freiheit, den eigenen Lebensweg gehen zu können und die Wie werden Rollenbilder geprägt? eigenen Begabungen und Talente zur Geltung zu Je jünger die Kinder sind, desto größer ist bringen. Rollenbilder engen diese Freiheit ein – bei die Bedeutung des nachahmenden Lernens. Frauen und bei Männern! Damit wir diese Gerech- Erwachsene vermitteln also mit ihrem Verhalten sehr tigkeit erreichen, braucht es einen langen Atem. viele Lerninhalte für Kinder, Kinder ahmen Erwachsene Der Wandel gelingt uns nur allen gemeinsam. nach und erwerben so bereits früh eine Vorstellung Die Politik kann für gesellschaftliches Umdenken von Rollenbildern. die Rahmenbedingungen vorgeben: Rechtlich sind Frauen und Männer praktisch gleichgestellt. Welches sind die Herausforderungen für die Nun gilt es, im Tatsächlichen Gleichstellung zu Elementarpädagogik beim Thema Rollenbilder? erreichen. Deshalb müssen alle Regierungsmit Die größte Herausforderung ist, dass in diesem Berufsfeld glieder in ihrem Bereich tätig werden und die Männer und damit auch alternative Rollenmodelle fehlen. genderkompetent handeln. Das ist eine men- Es geht um eine Durchmischung des pädagogischen Perso- schenrechtliche Verpflichtung. nals in elementarpädagogischen Einrichtungen und natür- In Tirol stehen wir vor denselben Herausforde- lich um eine (selbst)reflexive und kritische Haltung jeder rungen wie in anderen Bundesländern. Es geht einzelnen Fachkraft gegenüber eigenen Rollenstereotypen. darum, Rollenstereotype abzubauen und Verantwortung in allen Was konkret raten Sie als Pädagogin Eltern, Politikfeldern einzufordern. wie sie traditionelle Rollen aufbrechen können? Gleichstellung bringt allen Eltern sollten sich bewusst in verschiedenen vielfältigen etwas – ein faires Miteinan- Rollen bewegen. Das erleichtert die Elternschaft der von Frauen und Män- (z. B. nicht nur die Mutter ist für die Pflege des Kindes nern führt zu weniger Ge- zuständig oder fürs Kochen usw.) und vermittelt dem walt, mehr Unabhängigkeit Kind gleichzeitig, dass Zuständigkeiten im Alltag von und Freiheit und damit jedem gemacht werden können und in Teamarbeit zu mehr Lebens- erledigt werden. Diese Haltung wäre für viele Bereiche des freude. Dr. Christine Baur in Lebens förderlich. Landesrätin für Frauen Birgit Eder, Teamleitung Elementarpädagogik, Zentrum und Gleichstellung für Führungspersonen im Bildungsbereich, Pädagogische Hochschule Tirol, Blog: www.edu-vision.info/edublog/ Mädchen wählen vor allem drei Lehrberufe nkt und Kom Pu m uf Zum Stichtag 31. Dezember 2016 waren im Bundesland Tirol insgesamt A a 10.708 Lehrlinge in Ausbildung, davon 7.126 (67 %) Burschen und nur 47,4 3.582 (33 %) Mädchen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang von 239 Lehrlingen oder 2,2 %. Circa 9.000 Lehrlinge sind in nur vier Sparten zu finden: Gewerbe und Handwerk, Handel, Industrie sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft. Obwohl in der Tiroler Wirtschaft in circa 150 Lehrberufen ausgebildet wird, konzentrieren sich 60,6 % aller Lehrlinge auf lediglich zehn Lehrberufe. Bei den Mädchen ist der Fokus noch enger: 47,4 % der Mädchen werden © Thomas Kurz, Land Tirol/FotoAichner in nur drei Lehrberufen ausgebildet. 71 % der Mädchen erlernen die Top Ten der Lehrberufe. Die beliebtesten drei Lehrberufe bei Mädchen sind 47,4 % der Mädchen seit vielen Jahren dieselben: Einzelhandelskauffrau lernt jeder vierte werden in nur drei weibliche Lehrling. Je zehn Prozent wählen Friseurin oder Bürokauffrau. Lehrberufen ausgebildet. Auf Platz zehn findet sich erstmalig der Lehrberuf Metalltechnikerin. 71 % der Mädchen erlernen Immerhin 82 Tiroler Mädchen erlernen diesen Beruf. die Top Ten der Lehrberufe. Quelle: Tiroler Lehrlingsstatistik, Wirtschaftskammer Tirol, Jänner 2017. Quelle: Tiroler Lehrlingsstatistik, Wirtschaftskammer Tirol, Jänner 2017. 2_2017 if..faktum 3
cover Im Kindergarten spielen Mädchen mit Puppen, Buben mit Feuerwehrautos. In der Schule sind Mädchen gut im Lesen, Buben brillieren in Mathematik und Physik. Im Beruf können Männer gut führen und konstruieren, Frauen können gut folgen und pflegen. Was plakativ und abgedroschen klingt, ist es leider © Shutterstock nicht. Die Realität zeigt: Unsere Welt funktioniert immer noch nach diesen traditionellen Mustern. Rollenstereotype leben und es wird nach ihnen gelebt. 2_2017 if..faktum 5
änner gehen hinaus und erobern als Jäger die Bereichen nichts getan hat“ (siehe auch Seite 12). weite Welt. Frauen bleiben zu Hause und Heute hat Sonja Ablinger der klassischen Parteipolitik hüten als Sammlerinnen die kleine Fami- den Rücken gekehrt und ist als Vorsitzende des Öster- lienwelt. Man sollte meinen, dass sich seit reichischen Frauenrings nur mehr mit Frauen und in der Steinzeit doch einiges an den traditionellen Rollen- Frauenfragen aktiv. Der Rückzug engagierter Frauen in bildern verändert hat. Schließlich tragen wir auch keine Nischen erhöht zwar den Handlungsspielraum und Felle mehr, sondern Nylon und Elastan. Und schließ- Wohlfühlfaktor der Akteurinnen, ist aber auch dazu lich haben heute auch Frauen gern die Hosen an. Doch angetan, Rollenklischees in Beton zu gießen. selten im übertragenen Sinne. Auch im 21. Jahrhundert beträgt in Österreich der Anteil der Frauen in Entschei- Als Lehrerin an einer Mittelschule im Linzer Süden dungsgremien von Aktiengesellschaften nur zwölf Pro- kennt Sonja Ablinger die Probleme von Rollenstereo- zent. Und noch immer leisten Frauen zwei Drittel der typen aber noch von einer ganz anderen Seite. „Ich unbezahlten Arbeit – im Haushalt, bei der Kinder erlebe es, dass Buben einfach raumgreifend sind. Mäd- betreuung und in der Pflege. Und noch immer sind es chen werden da schnell an den Rand gedrängt. Und fast ausschließlich die Frauen, die die Lasten der Repro- auch wenn wir an Schulen und in der Bildung Aktio- duktion auf sich nehmen. Denn der Anteil der Väter an nen wie den Girls’ Day einbringen und Geschlechter- der Karenz liegt auch 2017 fragen thematisieren, meine Erfahrung zeigt: Die noch unter fünf Prozent. Und Machokultur lebt!“, sagt Ablinger. Und sie geht sogar noch immer wählen Mädchen noch einen Schritt weiter: „Vor 30 Jahren war der bevorzugt typische „Frauen öffentliche Diskurs betreffend Rollenbilder groß. In berufe“. Fast die Hälfte aller letzter Zeit ist das viel leiser geworden.“ Den Grund weiblichen Lehrlinge wird im dafür sieht Sonja Ablinger nicht zuletzt in der wirt- Einzelhandel und in den Beru- schaftlichen Situation. „In meiner Jugend war die Zu- fen Bürokauffrau und Friseurin kunft noch offen. Wir hatten viel mehr Möglichkeiten, ausgebildet. Die klassischen waren durch die gute Wirtschaftslage auch freier. Eine Rollenstereotype scheinen in Verschlechterung der allgemeinen Situation und ein Sonja Ablinger Stein gemeißelt zu sein. Rückbau des Sozialstaates treffen immer zuerst Frauen!“ Sonja Ablinger kennt Rollenklischees von allen Seiten. Mit Rollenbildern und ihren Auswirkungen setzt sich Sie hat sich seit ihrer Jugend in der SPÖ aktiv enga- auch Amanda Ruf, die Leiterin des Vorarlberger Ver- giert und musste als junge Frau in der Politik oft er eins Amazone, schon seit Jahrzehnten auseinander. leben, nicht so ganz ernst genommen zu werden. „Die „Mädchenarbeit“ hat sich der Verein auf seine Fahnen Politik ist eine sehr männliche Kultur. Als Frau muss geheftet. Dabei soll es natürlich um Stärkung von man da immer wieder aufs Neue seine Kompetenz Mädchen zwischen zehn und 18 Jahren und um die beweisen und wird dennoch immer auf die Seite ge- Veränderung traditioneller Rollenstereotype gehen. schoben. Eine Frau, die den Männern dagegenredet, Eine Vielfalt von Angeboten und Projekten soll dazu das ging damals gar nicht“, erinnert sie sich. Nicht beitragen, Mädchen und Jungen zu einem selbstbe- zuletzt aus dieser Erfahrung heraus wurde Ablinger vor stimmten Leben in einer für alle gerechten Gesellschaft 20 Jahren zu einer der Mitinitiatorinnen des ersten zu verhelfen. „Im Einzelnen haben wir dabei große Frauenvolksbegehrens. Um 20 Jahre danach die er- Erfolge. Aber so etwas wie eine geschlechtergerechte nüchternde Bilanz zu ziehen, dass „sich in zentralen Welt existiert nach wie vor nicht. Das liegt auch an den Bildern, den Stereotypen, die wir im Kopf haben. Wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, wie wir Das „andere Wesen“ darüber hinwegkommen. Aber Männer waren und der „Frau“ und ihr Schicksal sind leider nicht gezwungen, das zu tun“, meint Amanda Ruf. Wobei sie Rollenbildern auch etwas Posi- Das Kinderfräulein: Was wird aus großen Mädchen? tives abgewinnen kann. „Rollenbilder helfen bei der Die Kleine: Sie werden Frauen. Orientierung im Alltag. Sie reduzieren die Datenmenge, © Ablinger, Verein amazone Das Kinderfräulein: Und was wird aus Frauen? die wir verarbeiten müssen, weil wir auf Vertrautes Die Kleine: Sie werden Mütter. zurückgreifen können“, sagt die Soziologin. Das Kinderfräulein: Und was werden die Mütter? Die Kleine: Sie werden alt. Und dennoch sind es diese Rollenstereotype, die (Jean Jacques Rousseau, Emile oder Über die Erziehung) Frauen in vielen Lebensbereichen hemmen. „Typisch 6 if..faktum 2_2017
Eigenheiten und eigenen Bedürfnissen einfach nur gesellschaftlich geschätzt werden müssen wie Männer. Da Frauen einen Großteil der (unbezahlten) Familien- arbeit leisten, läge der Schluss nahe, dass eine gesell- schaftliche Aufwertung dieser Arbeit ein großer Vorteil für die Frauen wäre. Doch Amanda Ruf warnt vor Amanda Ruf diesem voreiligen Schluss. „Es kann nicht sein, dass der politische Wille nur ist, Familienarbeit mit Erwerbs Frau“ – das führt auch im 21. Jahrhundert oft in die arbeit gleichzustellen. Dieses konservative Ideal ist das perspektivische Einbahn, in die Armutsfalle, ins gesell- Gegenteil von dem, was wir wollen. Es geht nicht schaftliche Abseits. Wobei fraglich bleibt, ob Frauen darum, Rollen zu verfestigen, sondern darum, sie zu wie Männer werden sollen oder ob Frauen mit ihren öffnen – für Männer wie für Frauen.“ Buben sind schlau, Mädchen sind hübsch Wie sexistische Werbung Rollenbilder manifestiert. Das Familienbild in der Gesellschaft, so könnte etonen die Pinkstinks- b man denken, hat sich in den vergangenen AktivistInnen, dass sechs Jahrzehnten gewaltig verändert. Frauen sie nichts gegen sitzen inzwischen in den Chefetagen, Männer Rosa hätten und bleiben auch mal für die Kinder zu Hause, man Mädchen auch nicht lässt sich scheiden und heiratet neu, Patchwork die Prinzessinnen- ist nichts Besonderes mehr, genauso wenig wie kronen wegnehmen gleichgeschlechtliche Paare. Nur in der Wer- wollten. Es geht nur bung – dort scheint sich rein gar nichts geän- um eine breitere Fä- dert zu haben. Das konventionelle Familienbild, cherung des Angebots – Vater, Mutter, meist zwei Kinder, scheint wie in und zwar abseits von Ge- Stein gemeißelt. schlechterklischees. Also Matsch, Technikspielzeug und Raum für Mädchen, die Mädchen werden in der Werbung zu rosa Prin- laut und wild sein wollen. Und pinke Ponys für zessinnen, Buben dürfen alles sein – Dirigent, Jungs, die sanft sind und sich kümmern und Wissenschaftler oder Astronaut. Später dann kuscheln möchten. sehen Marketingstrategen Männer als stark, einflussreich und gütig. Männer in der Werbung Aktuell kämpft Pinkstinks in Deutschland um machen Geld, formen die Welt und fahren dicke ein Verbot sexistischer Werbung. Und auch die Autos. Frauen werden in der Werbung als sexy EU ist sich sicher, dass Werbung Wirkung auf und lasziv dargestellt oder können wunderbar das VerbraucherInnenverhalten hat, und hat Wäsche waschen und Kinder versorgen. Dass 2010 festgehalten, „dass Reklame häufig einsei- Werbung sexistisch ist und Rollenbilder mani- tige und/oder verfälschte Inhalte transportiert, festiert, darüber diskutiert Euro- die stereotypisierte Vorurteile in Bezug auf das pa schon genauso lange wie Geschlecht verfestigen, wodurch Gleichstel- kontrovers. Die Initiative lungsstrategien, die diese Ungleichheiten be- „Pinkstinks“, die ur- seitigen sollen, unterminiert werden“. Für ein sprünglich von Groß klares Verbot sexistischer Werbung wollte sich britannien ausging und die EU allerdings bis heute nicht aussprechen. seit einigen Jahren © shutte rstock (2) auch in Deutschland Auch in Österreich scheiterte 2010 ein Vorstoß aktiv ist, will endlich mit der damaligen Frauenministerin Gabriele Sexismus in der Wer- Heinisch-Hosek für ein Verbot sexistischer bung und im Spielzeug Werbung. Dafür wurde 2011 ein Anti-Sexismus- regal aufräumen. Dabei Beirat im Werberat installiert. 2_2017 if..faktum 7
Geschlecht – Macht – Recht Die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau sollte dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Rollenstereotypen zu mindern, sollte man annehmen. Doch dazu braucht es neben den entsprechenden Gesetzen auch eine Reihe flankierender Maßnahmen, meint die Rechtsphilosophin Elisabeth Holzleithner. E iner weitverbreiteten Ansicht zufolge sind Gesetze allein würden vor allem nicht ausreichen, um Frauen „anders“ als Männer. Dieses „Anders- die Ungleichstellung von Mann und Frau in der sein“ musste im Lauf der vergangenen Jahrhun- Gesellschaft tatsächlich abzuschaffen, ist Holzleithner derte als Begründung für ihren Ausschluss von wesent- überzeugt. Denn auch im Jahr 2017 ist die faktische lichen Ressourcen gesellschaftlicher Macht herhalten. Gleichstellung von Mann und Frau nicht erreicht. Das Recht zu studieren, einen Beruf der eigenen Wahl „Recht haben und Recht bekommen, das sind zwei auszuüben, das aktive und passive Wahlrecht, körper- vollkommen unterschiedliche Dinge. Sonst hätten wir lich-sexuelle Integrität auch in der Ehe – diese Rechte nicht trotz Gleichbehandlungsgesetz und Diskriminie- und Rollen wurden Frauen erst in den letzten hundert rungsverbot einen so massiven Gender Gap“, führt sie Jahren und nur zögerlich zugestanden. aus. Es fehlten flankierende Gesetze und Maßnahmen vor allem im Hinblick auf Transparenz, meint die Die Geschichte rechtlicher Diskriminierungen ist lang Rechtswissenschaftlerin. Die Offenlegung der Gehälter und sie beschäftigt Elisabeth Holzleithner schon lang. in Unternehmen, das Recht auf Unterlageneinsicht bei „Alles, was wir heute an rechtlicher Gleichstellung Personalaufnahmen – um eine tatsächliche Gleich haben, wurde äußerst mühsam erstritten. Alles andere behandlung zu erreichen, braucht es auch solche zu behaupten, wäre eine Verklärung der Vergangen- Maßnahmen. heit“, sagt die Professorin für Rechtsphilosophie und Legal Gender Studies an der Universität Wien. „Als Hinzu kommt, dass die speziellen Bedürfnisse und 1988 die Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde, Lebensumstände von Frauen in der Gesetzgebung in gab es darum verheerende Debatten. Und auch die der Vergangenheit zwar nicht explizit ausgeschlossen jüngste Strafrechtsreform hat nur gegen ganz massive wurden, jedoch wurden männliche Lebensverhältnisse Widerstände stattgefunden. Feminismus war niemals als Norm gesetzt. Die Folge ist, dass das Recht auch mehrheitsfähig.“ reale Machtverhältnisse in Gesetzesform gießt und somit Ungleichheit und Diskriminierung (un- bewusst?) auch verfestigen kann. Anderseits habe das Recht natürlich auch „das Potenzial, gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern“, erklärt Holzleithner, die sich auch im Anti-Sexismus- Beirat des Österreichischen Werbe- rats engagiert. Wichtig sei aber Dr.in Elisabeth auch der Blick auf Behörden und Holzleithner Gerichtsbarkeit und dort angesie- delte Initiativen bezüglich Gender- Universitätsprofessorin für Rechts gerechtigkeit und Genderkompe- philosophie und Legal Gender Studies, Vorständin des Instituts für Rechtsphilo tenztraining, so die Professorin. sophie, Sprecherin des interdisziplinären „Wir haben etwa bei sexuellen Über- Forschungsverbundes „Gender and Agency“ griffen eine gute Rechtslage. Aber als an der Universität Wien. 1994 bis 2001 Vorsit- zende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungs Zeugin muss die Frau sich dann unheim- fragen der Universität Wien, 2006/07 Gastprofessorin lich exponieren und wird schnell zur Haupt- für Legal Gender Studies an der Universität Zürich, darstellerin in einem Gerichtsporno. Für diese © Barbara Mair 2017 Frauenring-Preis. Sekundärviktimisierung gibt es in Wahrheit keine Buchpublikation: „Gerechtigkeit“, Wien 2009. https://homepage.univie.ac.at/elisabeth.holzleithner/ Lösung. Hier hilft nur mehr Gendersensibilität.“ 8 if..faktum 2_2017
„Ich wollte nie ein Bub sein“ Christine Nöstlinger – die erfolgreichste Kinderbuchautorin Österreichs – über Rollenbilder, Chancen, Helikoptermütter und den Feminismus als Minderheitenproblem. Sie haben ja immer sehr ungewöhn Eine Rolle für Sie? vom Franz. Und der Franz ist als Bub liche Charaktere in Ihren Büchern Na, so entworfen hab ich mich nie um einen Kopf kleiner als die anderen, dargestellt. G lauben Sie, dass Kinder gehabt. Ich mein, ich hab gern gekocht, schaut wie ein Mädchen aus und ist völ- bücher beitragen können, fortschritt weil das ist was Lustiges. Und wenn du lig schüchtern. Natürlich habe ich auch lichere Rollenbilder zu entwickeln? gut kochst, dann freuen sich die Leute. ein paar aufmüpfige, aber im Durch- Na, das glaub ich eigentlich nicht. Man Aber ansonsten – na, ich hab auch schnitt sind es ganz normale Kinder. könnte im höchsten Fall sagen, sie sind kaum was getan. Ich kann mich erin- so etwas wie flankierende Maß- nern, dass ich mal mit dem Besen Würden Sie sagen, dass Sie ein nahmen. Sie können be- ein Häuferl Dreck zusam- typisches Mädchen waren? stärken. Natürlich, mengekehrt habe in Also ich wollte nie ein Bub sein. Aber ich meine, ich will einem der beiden typisches Mädchen? Na ja, ich hab von über andere Kin- Zimmer, die wir meiner Mutter typische Mädchen derbücher nicht hatten. Und dann sachen als Spielwaren geschenkt bekom- schimpfen. Aber bin ich gesessen men. Ich glaube nicht, dass ich damit wenn Kinder und hab gelesen unzufrieden war. Aber ich war für dauernd so Sa- und hab immer damalige Verhältnisse aufmüpfig, was chen kriegen in der Mitte das man im Volksmund frech nennt. wie – was weiß Häuferl Dreck ich – Lillifee oder ang’schaut und hab Wenn man über Frauenfragen und so was – na ja, dass mir gedacht, eigentlich Rollen nachdenkt, kann man ja heute sie sich dann anders ver- müsst ich jetzt eine Schaufel eine Art Backlash beobachten, wo halten und anders benehmen, und einen Bartwisch nehmen und es eher einen Rückgang zu den typi weil sie das nachspielen. Aber im Grund des wegwischen. schen Rollenverteilungen gibt. genommen kommt’s eher drauf an, Also Frauen sind gerne zu Hause, sind glaub ich, wie das Daheim ist, was die Und die Rolle als Mutter, war das für Helikoptermütter … Mutter für eine Rolle spielt, wie der Sie eine selbst gewählte? Ja, mein Gott. Das hat es doch immer Vater einen Teil vom Haushalt zum Bei- Na ja, ich bin nicht absichtlich schwan- gegeben. Frauenleben sind halt nicht spiel übernimmt oder nicht übernimmt. ger geworden. Aber als ich jung war, einfach. Und es gibt eine ganze Menge, Aber ich glaub, von Büchern kommt da war das eigentlich ziemlich klar, dass die sich gern, wie man in Wien sagt, ins nicht viel. Das hat schon der Tucholsky man irgendwann einmal heiratet und Leo stellen. Und vor 40 Jahren haben gesagt: Mit zehn Fingern auf der Kinder kriegt. Und diese Rolle hab ich halt diese Schnepfen gesagt: „Ich bin Schreibmaschine verändert man die nicht angezweifelt, weil das hat damals keine Emanze.“ Und heute sagen sie: Welt nicht. Das geht leider nicht. kaum wer getan. „Ich bin keine Feministin.“ Und man darf nicht vergessen, damals wie heute, War es ein Entschluss oder ein Zufall, War diese Rolle damals dann auch ob es jetzt nach vorn geht oder zurück – dass Sie angefangen haben, Kinder schwierig für Sie? es geht um eine Minderheit von Frauen. bücher zu machen? Ja, natürlich. Es ist ja nicht lustig, sich Weil die ganze Unterschicht zum Es war sehr viel Zufall dabei. Ich habe nur mit einem Kind zu unterhalten, Beispiel, die ganzen Frauen mit Migra- an der Akademie Grafik studiert. Na bitte! tionshintergrund und dann die Ober- und dann fiel ich eben in die Kinderfal- schicht, die auch nie hackeln wollte – le, tät ich sagen. Verhütung gab’s damals Sie haben ja in Ihren Büchern immer wenn du das alles zusammenrechnest, nicht und dann hat man halt geheiratet. eher außergewöhnliche handelnde dann hast du die Mehrheit der Frauen. Und dann hab ich nicht mehr arbeiten Personen – ungewöhnliche, Wie viel Prozent schätzen Sie, dass können, einen Kindergartenplatz hast unangepasste … sich heute für Feminismus in du damals nur gekriegt, wenn du einen Na ja, was weiß ich. Meine Österreich interessieren? © Luiza PUIU Arbeitsplatz hattest. Und dann bin ich erfolgreichsten Bücher Also drum nenn ich’s ein halt Hausfrau gewesen. sind die Geschichten Minderheitenproblem. 2_2017 if..faktum 9
Die wichtige Rolle von Frauen in Bergregionen Immer mehr junge, gut qualifizierte Frauen wandern aus ländlichen Regionen ab. Nicht zuletzt liegt das am Festhalten an starren traditionellen Geschlechterstereotypen. Da ist Handlungsbedarf! M it der Rolle von Frauen in angebot und Arbeitsplatzspektrum eine „Charta für partnerschaftliche Bergregionen hat sich im sowie zum anderen speziell auch im Interessenvertretung“ zur Stärkung der April unter der Veranstal- Festhalten an starren traditionellen Bäuerinnen erlassen. Denn keine tung des Bundesministerium für Land- Geschlechterrollen, wodurch die Frau steht an der Spitze der Landwirt- und Forstwirtschaft, Umwelt und Entwicklungsperspektiven für Frauen schaftskammern, nur 19 Prozent der Wasserwirtschaft ein internationaler stark eingeschränkt werden. KammerrätInnen sind Frauen, auch die Kongress in Alpbach beschäftigt. Vizepräsidentinnen und Obfrauen in Bergregionen stehen zunehmend im In einer gemeinsamen Deklaration der Sozialversicherungsanstalt der Spannungsfeld von globalen Heraus urden beim Kongress in Alpbach w Bauern sind in deutlicher Minderzahl. forderungen wie Klimawandel, Verlust einige wichtige Punkte beschlossen, von biologischer Vielfalt, der Gefähr- um die Rolle von Frauen in Bergregio- Mit diesem Verhältnis will die Charta dung oder dem Fehlen attraktiver nen zu stärken. Unter anderem soll eine aufräumen und zielt darauf ab, … Arbeitsplätze und einer damit verbun- permanente Plattform zum Informati- denen Abwanderung. Diese Abwande- onsaustausch ins Leben gerufen werden. … die Rollenverteilung in der Familien- rung betrifft, wie wissenschaftliche Auf regionaler, nationaler und globaler und Versorgungsarbeit, in der betrieb Studien seit Jahren belegen, vor allem Ebene sollen Maßnahmen gefunden lichen Entwicklung oder in der Ver junge, gut ausgebildete Frauen, die werden, um Frauen den leichteren tretungsarbeit ausgewogen zwischen dann im Gemeinwesen der betroffenen Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bäuerinnen und Bauern zu gestalten; Bergregionen schmerzhaft fehlen. Denn politischen Funktionen zu ermöglichen. vor allem für die notwendige Diversifi- Und bei Projektförderungen in … die chancengleiche Entscheidungs- zierung in der Landwirtschaft wie die Bergregionen soll die Stärkung von und Gestaltungsmacht als eine Selbst- Öffnung für den Tourismus und Green Frauen berücksichtigt werden. verständlichkeit in der Positionierung Care ist das innovative Potenzial dieser von Frauen und Männern in agrarischen jungen Frauen von großer Bedeutung. Auch die ARGE Österreichische Organisationen und Institutionen äuerinnen hat fast zeitgleich im April B festzusetzen und Dr.in DIin Mag.a Theresia Oedl-Wieser im Rahmen des Bundesbäuerinnentages von der Bundesanstalt für Bergbauern- … die vielen Talente, Fähigkeiten und fragen ortet die Gründe für die zuneh- Erfahrungen von Frauen bewusst in die mende A bwanderung von Frauen aus Gestaltung und Führung von agrari- ländlichen Regionen zum einen im schen Organisationen und Institutionen gering ausdifferenzierten Lehrplatz einzubeziehen. © shutterstock 10 if..faktum 2_2017
cht als fra ni u ird ge man w Die Philosophin Judith Butler hat die Probleme, die sich aus der Zuschreibung und Reproduktion von Geschlechterverhältnissen ergeben, thematisiert boren und die feministische Theorie damit nachhaltig beeinflusst. Ihr Ziel ist es, die Leiden zu lindern, die festgesetzte Normen geschaffen haben. S eit der zweiten Frauenbewegung in den 70er-Jahren geht Butler davon aus, dass die Sprache und das Denken in gilt es für feministische Theoretikerinnen als gegeben, den Geschlechterkategorien Frau/Mann Grundlage für die dass normative Geschlechterrollen Konstruktionen sexistische Unterdrückung sind. Und sie fordert dazu auf, darstellen, die zur Aufrechterhaltung der Machtverhältnisse diese Denkbilder zu dekonstruieren. Denn selbst wenn man dienen. Sie folgen damit Simone de Beauvoir und deren zen- von einer Binarität, also einer Zweiteilung der Geschlechter traler Aussage in „Das andere Geschlecht“: „Man wird nicht ausgeht, folge daraus weder, „dass das Konstrukt ‚Männer‘ als Frau geboren, man wird es.“ Man könnte auch verschärft ausschließlich dem männlichen Körper zukommt, noch formulieren: Man wird dazu gemacht! dass die Kategorie ‚Frauen‘ nur weibliche Körper meint“, sagt Butler. Im Zuge der feministischen Kritik an Gesellschaft und Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern ist es zu Dabei meint Judith Butler nicht, dass es keine anatomischen einer Trennung von biologischem Geschlecht (sex) und Differenzen gäbe. Sie kritisiert jedoch, dass wir diese nicht sozial konstruierten Geschlechterrollen (gender) gekommen. sehen können, ohne sie bereits zu interpretieren. „Wenn ein © University of California, Berkeley/commons.wikimedia.org Durch diese Trennung soll die Normierung der Rollen Baby geboren wird, sagen wir, es ist ein Mädchen, es ist ein zuschreibung (vor allem für Frauen) sichtbar gemacht und Bub – da ist schon ein medizinischer, ein rechtlicher Dis- aufgezeigt werden, dass Frau-Sein kein „gottgegebenes kurs, den wir fast rituell wiederholen. So wirken Worte auf Schicksal“ ist. uns ein.“ Und so entstehen laut Butler fragwürdige Rollen- bilder. Rollenbilder, in die nach ihrer Sicht nicht annähernd Mit ihrem Buch „Gender Trouble“, zu Deutsch „Das alle Menschen hineinpassen. Deshalb geht es laut eigener Unbehagen der Geschlechter“, geht die US-amerikanische Aussage Judith Butler darum, Erziehung so zu organisieren, Philosophin Judith Butler einen Schritt weiter und stellt die dass alle Kinder ihre Wünsche als legitim erfahren. Erklärtes These auf, dass auch dem biologischen Geschlecht keine per Ziel ist es dabei, das Leiden zu lindern, dass Menschen durch se eindeutige „Rolle“ zugeschrieben werden kann. Dabei Normen, die einfach so festgesetzt wurden, erfahren. 2_2017 if..faktum 11
Jetzt erst recht! Frauenvolksbegehren 2.0 20 Jahre nachdem im April 1997 645.000 Menschen das erste österreichische Frauenvolksbegehren unterschrieben haben, soll es 2018 unter dem Titel „Frauenvolksbegehren 2.0“ eine Neuauflage geben. V ertreterinnen der neuen Initiative präsentierten Ende 5. Sexualisierte Werbung ohne Produktbezug soll verboten April 15 Forderungen, mit denen die Lebensqualität werden, sowie Produkte, Werbeinhalte und Marketing von Frauen in Österreich verbessert werden soll. strategien, die limitierte Geschlechterrollen verbreiten. Die Forderungen beziehen sich auf die Bereiche Arbeit und 6. Arbeit soll aufgewertet werden, mit einem Mindestlohn Wirtschaft, Gesundheit und Familie sowie politische Teilhabe. von 1.750 Euro brutto. 7. Wegen des großen Anteils an Frauen in Teilzeit und zur „20 Jahre nach dem ersten Frauenvolksbegehren müssen wir gerechteren Aufteilung unbezahlter Arbeit soll die Arbeits- feststellen, dass sich wenig geändert hat“, sagt dazu Sonja zeit auf 30 Stunden pro Woche verkürzt werden. Ablinger, die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, 8. Es sollen neue Maßnahmen beschlossen werden, um die der das neue Frauenvolksbegehren unterstützt. Frauen ver- Schließung der Einkommensschere zu erreichen. dienten weiterhin deutlich weniger als Männer, die Armut 9. Bei der Berechnung der Notstandshilfe, der Mindest unter Alleinerzieherinnen steige, es gebe immer mehr prekäre sicherung und der Ausgleichszulage der Pension soll das Beschäftigungsverhältnisse bei Frauen. Und die Regierung Einkommen des/der Partners nicht eingerechnet werden. habe beim Update ihres Regierungsprogramms so gut wie 10. 2 4-Stunden-Betreuung soll als unselbstständige Arbeit kein Interesse an emanzipatorischer Frauenpolitik gezeigt. Die anerkannt werden. Forderungen der Frauen seien deshalb aktueller denn je. 11. G anztägige, kostenlose, flächendeckende Kinderbetreuung nach dem Mutterschutz soll gewährleistet werden. Ähnlich sieht das die frühere Journalistin und Krimiautorin 12. U m Selbstständigkeit in der Karenz zu fördern, sollen die Eva Rossmann, eine der Initiatorinnen des Volksbegehrens SVA-Pflichtversicherungsbeiträge für alle Selbstständigen, von 1997. Sie zeigt sich aber optimistisch, dass irgendwann die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ausgesetzt werden. auch die Regierungsparteien begreifen, dass es gut für das 13. D er Anspruch auf Unterhaltsvorschuss besteht in der Land ist, wenn sich etwas hin zu Gendergerechtigkeit ändert. Höhe der Regelbedarfssätze und soll an die Bezugsdauer Teresa Havlicek, eine der Sprecherinnen des neuen Frauen- der Familienbeihilfe gekoppelt werden. volksbegehrens, sieht die Initiative als „Startschuss für eine 14. F rauen sollen kostenlosen und anonymen Zugang zu breite BürgerInnen-Bewegung“. Verhütungsmitteln, Schwangerschaftstests und rechtlich zulässigen Schwangerschaftsabbrüchen bekommen. Hier die 15 Forderungen* kurz zusammengefasst: 15. D ie Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren sollen 1. D er Höchstbetrag der Parteienförderung soll an eine Frau- bundesweit ausgebaut werden. Auch asylsuchende Frauen enquote von 50 Prozent in den gewählten Positionen aller sollten Zugang haben. Gremien geknüpft werden. So auch die Klubförderung. 2. Die Leitungsgremien staatlicher und börsennotierter Unter- Finanziert werden soll das neue Frauenvolksbegehren über nehmen sollen zur Hälfte mit Frauen besetzt werden. Spenden und Crowdfunding. 1997 haben 645.000 Menschen 3. V ielfältigere Geschlechterbilder sollen die Entfaltung von das Frauenvolksbegehren unterschrieben. Damit will sich die Kindern fördern, ohne Stereotype zu verfestigen. Päda neue Initiative aber nicht vergleichen. Ziel seien 100.000 Un- gogInnen sollen einen geschlechtersensiblen Blick in ihrer terschriften und damit eine Behandlung im N ationalrat, sagt Ausbildung vermittelt bekommen. Teresa Havlicek. „Wichtiger ist uns aber, dass wir die breite 4. A sylsuchende Frauen sollen Zugang zu Beratung, Kompe- Öffentlichkeit erreichen und eine Diskussion in Gang setzen.“ tenzfeststellung, Arbeit und Kinderbetreuung bekommen. Alles über die Initiative „Frauenvolksbegehren 2.0“ und Möglichkeiten der Unterstützung: www.frauenvolksbegehren.at. *Stand Juni 2017, hier kann es noch Veränderungen geben. 12 if..faktum 2_2017
Pamela Rendi-Wagner: Die Gesundheitsexpertin will als neue Frauenministerin feministische Politik auf ihrer täglichen Agenda haben. M it Dr.in Pamela Rendi-Wagner hat eine täglich auf ihrer Agen- anerkannte Expertin das Frauen- und Ge- da haben, versprach sundheitsressort übernommen. Die 46-Jäh- Rendi-Wagner nach ihrer rige ist wie ihre Vorgängerin Ärztin und hat einen aus- Bestellung. gezeichneten Ruf als Wissenschaftlerin. Sie machte ihre Facharztausbildung in London und ist Expertin „Als Frauenministerin setze ich für Impfprävention, Reisemedizin und Infektions mich dafür ein, dass Mädchen und epidemiologie. Sie arbeitete zehn Jahre am Institut für Frauen Rahmenbedingungen vorfinden, die Tropenmedizin und erstellte mehrere Studien, die zur ihnen ein gleichberechtigtes Leben ermöglichen. wissenschaftlichen Grundlage für impfpolitische Ent- Im Berufsleben muss gewährleistet sein, dass gleich- scheidungen wurden – etwa die Anhebung des emp- wertige Arbeit gleich bezahlt wird, flächendeckende fohlenen Intervalls für die Zeckenschutzimpfung von Kinderbetreuungsangebote und Ganztagsschulen drei auf fünf Jahre. Danach verbrachte Rendi-Wagner sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter- mehrere Jahre in Israel, wo ihr Mann Michael Rendi stützen. I nstrumente wie die Quote sorgen für faire Botschafter war, und lehrte an der Universität in Tel Chancen, wenn es darum geht, Führungspositionen Aviv. Nach der Berufung von Pamela Rendi-Wagner zu übernehmen. als Sektionschefin ins Gesundheitsministerium kehrte Ein wichtiger Kernbereich der Frauenpolitik ist der das Paar nach Österreich zurück. Schutz von Frauen vor Gewalt, sei es im familiären Umfeld oder im Internet. In Österreich haben wir Pamela Rendi-Wagner ist Mitglied im Bund sozial eines der besten Gewaltschutzgesetze in ganz Europa demokratischer AkademikerInnen und seit ihrer und ein Netz an Gewaltschutzzentren und Beratungs- Berufung zur Ministerin auch Parteimitglied der SPÖ. einrichtungen – trotzdem gibt es noch viel zu tun. Bei den SPÖ-Frauen war sie im Gegensatz zu ihrer Wir müssen uns vor Augen führen, dass Frauenpolitik Vorgängerin Dr.in Sabine Oberhauser bisher nicht alle Bereiche betrifft und jede und jeden etwas engagiert. Die Frauenpolitik soll bei der Gesundheits- angeht, denn wir alle profitieren von einer Gesell- expertin dennoch nicht zu kurz kommen. Sie wolle schaft, in der Menschen gleichberechtigt und diese nicht nur am internationalen Frauentag, sondern selbstbestimmt leben.“ Sabine Oberhauser: ein Vorbild für viele! Am 23. Februar verlor die Frauen- und Gesundheitsministerin den Kampf gegen ihr Krebsleiden. Ihr Umgang mit der schweren Erkrankung ihren politischen MitstreiterInnen quer durch nach dem Tod von Nationalratspräsidentin war beispiellos. So offen, wie sie über ihre alle Parteien geschätzt. Mag.a Barbara Prammer im Sommer 2014 auf. Diagnose und den Verlauf ihres Krebsleidens kommunizierte, war und bleibt Dr.in Sabine In die Spitzenpolitik verschlug es die am Die Frauenagenden in der Regierung über- Oberhauser für viele ein Mut machendes 30. August 1963 geborene Wienerin dabei nahm Sabine Oberhauser, die seit 2004 auch Vorbild. Selbstbewusst verzichtete sie nach eher spät. Erst ihr Engagement in der Ge- im Vorstand der Wiener Frauenhäuser war, der Chemotherapie auf eine Perücke und werkschaft ließ die Fachärztin für Kinder- erst vergangenes Jahr unter dem neuen präsentierte sich mit Glatze. Sie habe schon und Jugendheilkunde ihren angestammten Kanzler Mag. Christian Kern. Noch Anfang viele Frisuren gehabt, nun eben Beruf gegen ein Mandat eintauschen. Februar dieses Jahres forderte sie zusätzli- © BMGF/Thomas Jantzen, jeff mangione wieder eine andere, meinte 2006 zog Sabine Oberhauser für che Maßnahmen, um den Anteil der Frauen im sie dazu mit dem für sie die SPÖ in den Nationalrat ein Parlament zu heben. Kurz darauf musste sie typischen Humor. Und via und erwarb sich als Gesund- wegen einer Bauchfellentzündung wieder ins Facebook informierte heits- und Sozialsprecherin Krankenhaus. Trotz ihrer schweren Erkran- sie nebst ihrer tägli- rasch den Ruf einer harten, kung war Sabine Oberhauser so lange wie chen Wetterberichte aber fairen und lösungsori- möglich bemüht, ihren politischen Aufgaben laufend über ihren entierten Verhandlerin. Ab nachzukommen. Erst am 15. Februar wurde Gesundheitszustand. 2013 war Oberhauser Vor- Sozialminister Alois Stöger beauftragt, sie Ihre offene, aber auch sitzende der ÖGB-Frauen. vorübergehend zu vertreten. offensive Art und ihre Zur Ministerin stieg sie im Sabine Oberhauser verstarb am 23. Februar Freundlichkeit waren bei Zuge der Personalrochaden im Alter von 53 Jahren. 2_2017 if..faktum 13
kurzinfos Geschlechtersensible Pädagogik Talent zum perfekten Beruf Kinder erleben von klein auf, was Beim Girls’ Day Ende April hieß es für 559 Schülerinnen: als „typisch Frau“ oder „typisch schrauben, schweißen, sägen und vieles mehr. Mann“ erachtet wird – Rollenkli- 59 Unternehmen öffneten ihre Pforten, um Mädchen schees werden in ihren Köpfen und in ihrem Verhalten verankert. Einblicke in männertypische Berufe zu gewähren. „Es kann daher nicht früh genug damit begonnen werden, diese Rollenklischees gar nicht erst D er jährliche Aktionstag soll Mädchen für technische Berufe begeistern. Auch dieses Jahr stellt die I nitiative unter Beweis, dass es viele Tiroler Schülerinnen gibt, die sich für Berufe abseits der gängigen entstehen zu lassen oder sie auf- Rollenklischees interessieren“, betont Frauenlandesrätin Christine Baur. zubrechen“, ist Frauenlandesrätin Es gehe d arum, Rollenbilder aufzulösen und alternative Wege zu öffnen. Dr.in Christine Baur überzeugt. Aus diesem Grund wurde vom Arbeitslandesrat Johannes Tratter sieht im jährlich stattfindenden Girls’ Land Tirol, Bereich Frauen und Day eine praxisnahe Gelegenheit dafür, N eues auszuprobieren, persön Gleichstellung, eine Broschüre zur liche Erfahrungen zu sammeln und Einblicke in vielleicht noch weniger eschlechtersensiblen Pädagogik g bekannte Berufsfelder zu nehmen: „Der Girls’ Day trägt dazu bei, Mäd- herausgegeben, die als Grund chen die große Bandbreite beruflicher lage für die Aus- und Weiter Möglichkeiten und Ausbildungswege in bildung von Elementarpäda Tirol vorzustellen.“ Ziel sei es, später eine gogInnen dient. Berufswahl treffen zu können, die sich mehr an den eigenen Fähigkeiten und Erhältlich ist die Broschüre in der Interessen orientiert als an überlieferten Abt. Gesellschaft und Arbeit/ Rollenvorstellungen. Bereich Frauen und Gleichstellung, www.tirol.gv.at/frauen, Insgesamt 34 Tiroler Schulen, davon E-Mail: ga.frauen@tirol.gv.at, 29 Neue Mittelschulen, vier allgemeinbil- Tel.: 0512/508-3581. Zu Besuch bei den ÖBB am Girls’ Day dende höhere Schulen und eine Sonder- (v. l.): LR Johannes Tratter mit Patrizia Walch, Lehrling Metalltechnik – schule, nutzten die Gelegenheit, ihren Maschinenbautechnik, und Sarah Schülerinnen alternative Berufswege auf- Berufe-Memo für Zieglauer, Lehrling Elektronik – Ange- zuzeigen. „Nicht das Geschlecht soll ihre beide Geschlechter wandte Elektronik, sowie Markus Heim, Leiter der ÖBB-Lehrwerkstätte. Berufswahl bestimmen, sondern das Ta- lent und das Interesse. Mädchen sollen die Fliegt die Pilotin mit dem Kinder- Möglichkeit haben, ihr Potenzial voll auszu- gärtner zum Mond, wo sie von der schöpfen“, unterstreicht Landesrätin Baur. Astronautin zum Rundgang einge- laden werden? Oder kümmert sich Ganz besonders freut es Tirols Frauen die Mechanikerin um das Auto des landesrätin, dass ein Viertel der teilneh- Elementarpädagogen, früher Kin- menden Unternehmen und Institutionen dergärtners? Das Berufe-Memo des letzten Jahres berichtete, aufgrund des Bereichs Frauen und Gleich- einer früheren Teilnahme am Girls’ Day stellung wurde für Familien und konkrete Bewerbungen um Praktikums- Kindergärten entwickelt und kann Narges (l.) und Julia sprachen an oder Ausbildungsplätze erhalten zu haben. helfen, traditionelles Rollendenken ihrem Girls’-Day bei den IKB mit Im Detail wurden Bewerbungen in den © Land Tirol/Ausbilderforum, Land Tirol/Ibele auf spielerische Art aufzulösen. LRin Christine Baur (Mitte) über ihre Zukunftsperspektiven. Bereichen Grafik, Chemie, Innenarchitek- tur und im Bereich Bildhauerin erwähnt. Erhältlich ist das Berufe-Memo in Ein Mädchen ist bereits in der Lehre. der Abt. Gesellschaft und Arbeit/ Bereich Frauen und Gleichstellung, Der heuer zum 16. Mal in Tirol stattfindende Girls’ Day ist eine www.tirol.gv.at/frauen, eranstaltung der Tiroler Arbeitsmarktförderungsgesellschaft mbh V E-Mail: ga.frauen@tirol.gv.at, (amg-tirol) in Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat und wird Tel.: 0512/508-3581. vom Land Tirol gefördert. 14 if..faktum 2_2017
„Gleicher Lohn für gleiche Leistung“ Im Auftrag des Tiroler Landtags organisierte der Bereich Frauen und Gleichstellung im Mai eine Enquete zum Thema Einkommensgerechtigkeit. ExpertInnen waren geladen, um die immer noch klaffende Lohnschere zwischen Frauen und Männern zu diskutieren und Lösungen zu finden. W ir müssen uns fragen: Wie bewer- ten wir Leistung? Wie verteilen wir Vermögen? Wie wird unbezahlte schen Positionen zuungunsten von Frau- en. Hinzu kämen diskriminierende Be- wertungs- und Entlohnungssysteme. Frauenlandesrätin Christine Baur lud ExpertInnen zur Landtagsenquete Arbeit aufgeteilt“, gab Frauenlandesrätin Für Mag.a Katharina Raffl, Regional „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Dr.in Christine Baur in ihrem Eingangs- anwältin für die Gleichbehandlung von statement zu bedenken. Laut jüngsten Frauen und Männern in der Arbeitswelt Zahlen beträgt der Gender Pay Gap, die für Tirol, Salzburg und Vorarlberg, sind technologischen Berufen und der man- Differenz zwischen dem durchschnitt intransparente Entgeltsysteme besonders gelnden Vereinbarkeit von Beruf und Fa- lichen Bruttostundenlohn von Frauen anfällig für Diskriminierung: „Je intrans- milie. Dies führe zu unterbrochenen Er- und Männern, in Tirol 20,9 Prozent. parenter ein Entgeltsystem ist, umso eher werbsbiografien und einem hohen Anteil Der Bruttostundenlohn von Frauen be- werden ArbeitgeberInnen nachweisen an Teilzeitbeschäftigung. trägt 13,4 Euro, wohingegen Männer müssen, dass es objektivierbaren, nicht- Fazit des Gespräch mit ÖGB-Frauenvor- 16,9 Euro verdienen. Damit weist Tirol diskriminierenden Kriterien unterliegt“, sitzender Silvia Nagele, der stellvertreten- einen etwas geringeren Gender Pay Gap hebt Raffl hervor. den AMS-Geschäftsführerin Mag.a Sabine als Gesamtösterreich (22,2 Prozent) auf. Platzer-Werlberger, Edeltraud Ranftl und Arbeitszeit und Berufswahl AK-Vizepräsidentin Verena Steinlechner- Entgelt wird bewertet Mag. Armin Erger von der wirtschafts Graziadei: Lohntransparenz, die Verein- Die Bewertung von Arbeit im gleich politischen Abteilung der Arbeiterkam- barkeit von Beruf und Familie, die gleiche stellungspolitischen Kontext hob mer sieht einen der Hauptgründe der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Mag.a Dr.in Edeltraud Ranftl vom Institut Lohnschere zwischen Frauen und Män- Arbeit, aber vor allem die Bildung sind für Soziologie der Johannes Kepler Uni- nern einerseits im Arbeitszeitausmaß und wichtige Faktoren, um die Einkommens- versität Linz hervor: „Dass die Bewertung andererseits in der Konzentration von unterschiede zu verringern. von Arbeit so unterschiedlich ist, liegt Frauen in bestimmten Berufsfeldern mit „Die Forderung nach gleichem Lohn für einerseits in der historischen Unterbewer- eher geringerem Einkommensniveau. gleichwertige Leistung ist und bleibt tung von Frauenarbeit.“ Aber auch ande- Mag. Stefan Garbislander von der Wirt- weiterhin eine wichtige politische re Faktoren zeigt Ranftl auf: ungleiche schaftskammer ortet die Hauptgründe Forderung“, resümiert Landesrätin Verteilung der privaten Versorgungsarbeit für die Einkommensnachteile der Frauen Baur. Die Perspektiven der ExpertInnen sowie Teilzeitarbeit oder die Segregation im hohen Anteil an Dienstleistungsbe am Ende der Enquete sind nachzulesen von B erufen, Branchen und hierarchi- rufen bei gleichzeitig geringem Anteil an unter: www.tirol.gv.at/frauen. Maschine tuckert, aber läuft noch nicht Mehr Männer in den Kindergarten. Diese Forderung ist In diesem Buch werden auf Basis eines an der Universität nicht neu, aber jetzt in einem Buch untersucht w orden. Innsbruck durchgeführten FWF-Forschungsprojektes Bernhard Kochs und Josef Aigners aktuelles Werk trägt Rahmenbedingungen auf dem Weg zum gemischtge- den Titel „Männerförderung im Kindergarten: Die schlechtlichen Personal in Kindergärten dargestellt. Maschine tuckert, aber sie läuft noch nicht“. Die Studienergebnisse zeigen starke Beharrungs Der Männeranteil in Österreichs Kinderbetreuungsein- tendenzen sowohl im System der Kinderbetreuung richtungen liegt bei unter zwei Prozent, in den als auch im System der Gleichstellungspolitik. Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik bei etwa Klare Empfehlungen für Maßnahmen zur Erhöhung des vier Prozent. Die Erhöhung des Männeranteils in der Ele- Männeranteils in Kindergärten runden den mentarpädagogik wird von Eltern, Kindergartenpersonal, Beitrag ab. von der Erziehungs- und Bildungswissenschaft und auch © Iris Reichkendler von der Politik generell als wünschenswert erachtet. Erschienen ist das Buch bei der innsbruck university Nicht nur aus Gründen der Geschlechtergleichstellung, press, es ist bestellbar oder downloadbar unter: sondern weil Kinder Frauen UND Männer brauchen. www.uibk.ac.at/iup/buecher/9783903122581.html. 2_2017 if..faktum 15
menschen zum thema rollenbilder Silvia Nagele, Frauenvorsitzende ÖGB Tirol Wenn es um das Rollenverständnis geht, kennen Kinder erst dann diskriminierende Unterschiede, wenn sie in öffentlichen Einrichtungen aufeinandertreffen. Hier wartet noch viel Arbeit an althergebrachten Rollenbildern. Dort erfahren sie immer noch zu oft, dass Mädchen weniger Wert sind. Für die Gestaltung der Zukunft der Arbeit wird es wesentlich sein, dass Mädchen in Männerberufe einsteigen und Buben in typische Frauenberufe. Dann können Rollenstereotype nachhaltig aufbrechen. Univ.-Prof. Josef Christian Aigner Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung (PsyKo) Frauen sollten sich weder althergebrachten „traditionellen“ noch „modernen“ Vorschreibungen unterwerfen, wie sie zu sein hätten, um „in Ordnung“ zu sein. Ich sehe heute viele solche Normierungsversuche, auch von sogenannter fortschrittlicher Seite, während meines Erachtens die je persönliche Entwicklung entlang von bedeutsamen Beziehungen zu zu anderen Frauen und Männern – angefangen zu Mutter und Vater – das Wichtigste ist. Valentina Mitterdorfer (Foto) und Valentina Chesi, Maturantinnen Ferrarischule, Schwerpunkt Mediendesign, Diplomarbeit „Rolle der Frau in der Werbung“ Uns ist bei der Rolle der Frau wichtig, dass die Frau sein und sich verhalten kann, wie sie möchte, und dennoch von der Gesellschaft akzeptiert wird. Also auch wenn die Frau nicht in das vorgegebene Ideal passt, soll sie akzeptiert werden und dieselben Chancen und Möglichkeiten haben wie Frauen, die in dieses Ideal passen. © ÖGB Tirol/Sachers, Aigner, Mitterndorfer Bar freigemacht/Postage paid 6020 Innsbruck · Österreich/Austria if..faktum 2_2017 GZ 02Z030009
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