VORAUS. DER ZEIT - HIGHLIGHTS AUS ÜBER SECHS JAHRZEHNTEN FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG BEI VOLKSWAGEN.
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WIR BRINGEN DIE ZUKUNFT IN SERIE – UND DAS SEIT MEHR ALS SECHS JAHRZEHNTEN. 1969 4 8 12 16 Mit diesem Booklet nehmen wir Sie mit auf eine Zeitreise durch ERÖFFNETE DAS die Historie der Forschung und Entwicklung bei Volkswagen. VOLKSWAGEN TESTGEL ÄNDE IN EHR A-LESSIEN OFFIZIELL Bereits 1955 punktete die innovative Studie EA 48 mit einer FAHRZEUGSICHERHEIT ESVW I AUTONOMES FAHREN VOLKSWAGEN FUTURA selbsttragenden Karosserie, Frontantrieb und Einzelradauf- Safety first: Fahrzeug- Europäischer Meilenstein: Automatisch mobil: Vorausschauender 20 hängung. Ab 1965 lieferten erste Crashtests Erkenntnisse sicherheit bei Volkswagen, das erste Experimentier- Zukunftsmusik, die in Flügeltürer: das Auto zur Fahrzeugsicherheit. Das Forschungsfahrzeug ESVW I aus aktiv erforscht seit den Sicherheitsfahrzeug, ent- Wolfsburg seit den von morgen, 1989 dem Jahr 1972 war ein Meilenstein, der maßgeblich zur 1960er-Jahren wickelt von Volkswagen Siebzigern gespielt wird schon Wirklichkeit Verbesserung der Sicherheit späterer Serienmodelle beitrug. FACTS & FIGURES Assistenzsysteme erforschen wir seit 1978. Unser erster Ver- 22 24 28 suchsträger war ein „Bulli“ zur Erprobung eines Spurassistenten. Und die Studie Futura verfügte schon vor fast 30 Jahren über Technik-Highlights, die man heute in Serienmodellen findet. INNOVATIONSTRÄGER DIGITALES COCKPIT FORMEL E Wussten Sie, dass es die Formel E bei Volkswagen schon in Volkswagen Vorreiter: Von DigiFiz bis Zukunft: E wie Economy: den 1980er-Jahren gab? Diese Technologie beinhaltete unter ausgewählte Konzept- einsteigen, Überblick Wolfsburger Sprit- anderem ein Start-Stopp-System und sparte bis zu zwei Liter fahrzeuge, der Serie behalten, zu Hause fühlen Sparfuchs mit Kraftstoff auf 100 Kilometer ein. weit voraus Start-Stopp-System Apropos Kraftstoff: Seit über 40 Jahren forschen wir an der Nutzung alternativer Energieträger. Aktuelle Serienmodelle wie 30 34 38 der vollelektrisch fahrende e-Golf1 oder die auf Erdgasbetrieb ausgelegte TGI-Technologie belegen den nachhaltigen Erfolg dieser konsequenten Entwicklungsarbeit. ENTWICKLUNG LICHT ALTERNATIVE ANTRIEBE AUSBLICK ZUKUNFT Der nächste Schritt ist die Implementierung einer neuen Lichtspiele: vom funk- Sonne im Tank: die We are family: intelli- Generation emissionsfrei fahrender Elektrofahrzeuge mit tionalen Scheinwerfer Triebkraft von morgen, gente Studien, mit über 600 Kilometer Reichweite: Die I.D. Familie kommt zum futuristischen Volkswagen Forschungs- denen Volkswagen ins mit verschiedenen Karosseriekonzepten – etwa in Form der Lichtszenarium feld seit den Siebzigern elektromobile Zeitalter Kompaktlimousine I.D.2, dem Van I.D. BUZZ2, dem Crossover I.D. durchstartet CROZZ2 oder der Oberklasse-Limousine I.D. VIZZION2. 1 e-Golf – Stromverbrauch, kWh/100 km: kombiniert 12,7; CO₂-Emission kombiniert, g/km: 0; Effizienzklasse: A+. 2 I.D., I.D. CROZZ, I.D. BUZZ und I.D. VIZZION – Konzeptfahrzeuge werden nicht zum Verkauf 2 angeboten und unterliegen nicht der Richtlinie 1999/94 EG. 3
Der Zeit voraus. Fahrzeugsicherheit. Der Zeit voraus. Fahrzeugsicherheit. 1 2 1 Innovation, Sicherheit und UNGEBREMST Komfort: Selbstanlegender Sicherheitsgurt mit am Türrahmen platziertem Schloss des Schultergurtes und Kniepolster statt Beckengurt. IN RICHTUNG 2 Bitte recht menschlich: Ulrich Seiffert und seine etwas statisch dreinschauenden „Mitarbeiter“: „Dummys“ ge- ZUKUNFT. nannte Fahrer- und Messpuppen. 3 Ihre Nachfolger arbeiten noch heute – Seiffert ebenso. 3 Drei – zwei – eins – rrrumms! Mit 30 km/h kracht Golf I in Golf I. Crashversuch bei Volkswagen, ca. 1974. SEIT ÜBER 50 JAHREN ENTWICKELN SPEZIALISTEN BEI VOLKSWAGEN LÖSUNGEN, DIE DIE FAHRZEUGE VON HEUTE UND MORGEN IMMER SICHERER MACHEN. MASSGEBLICHEN ANTEIL HIERAN HATTE PROF. DR. ULRICH SEIFFERT, EHEMALS LEITER Als der Golf I ungebremst mit 30 km/h gegen die dort bereits 1969 Leiter der Abteilung Fahrzeugsicher- DER FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Barriere kracht, reißt es Ulrich Seiffert nach vorn – heitsversuch wurde. Seifert erinnert: „Auf dem Höhe- BEI VOLKSWAGEN. MIT SICHERHEIT in den Dreipunkt-Automatikgurt des Fahrersitzes. punkt der Anschnallpflicht-Diskussion zu Beginn der ERINNERT ER SICH NOCH AN DAMALS. „Sie sehen, wie ich einen kurzen Augenblick lang 1970er-Jahre ließ es sich der damalige Bundesjustiz- etwas benommen bin, dann lenke ich wieder aktiv“, minister Hans-Jochen Vogel nicht nehmen, höchst- sagt Seiffert. Aufmerksam betrachtet er die Film- persönlich hinter dem Lenkrad eines Crash-Fahrzeugs szene auf dem Monitor über den Rand seiner Brille Platz zu nehmen.“ Ort des Geschehens war das damals hinweg – 45 Jahre später. noch fast neue, große Testgelände in Ehra-Lessien bei Wolfsburg, das 1969 eröffnet worden war. „Wir waren in Sachen Fahrzeugsicherheit mit die Ersten“, sagt Seiffert jetzt, und mit „wir“ meint er Volkswagen – das Unternehmen, dessen Forschungs- „Wir waren in Sachen Fahrzeugsicherheit mit die und Entwicklungschef Prof. Dr. Ulrich Seiffert von Ersten. Alle relevanten Vorschriften in Sachen 1978 bis 1987 war. Pionier in Sachen Fahrzeugsicher- Fahrzeugsicherheit kamen damals aus den USA.“ heit bei Volkswagen war 1965 Dr. Friedrich Goes, der im genannten Jahr den ersten relevanten Crashtest P RO F. D R. UL RIC H S E I F F E RT mit einem Käfer realisierte. Goes zollte damit den für Volkswagen immer wichtiger werdenden US-Sicher- heitsvorschriften in Wolfsburg Tribut. „Vogel drückte mir vorher alle seine Ausweise in die „Wir waren in Sachen Fahr- Hand und absolvierte dann den Versuch, ohne dass zeugsicherheit mit die Ersten“, „Alle relevanten Vorschriften in Sachen Fahrzeug- ihm etwas passierte.“ Hinterher gab es die Erkenntnis sagt Prof. Dr. Ulrich Seiffert, sicherheit kamen damals aus den USA“, konstatiert auf höchster politischer Ebene, wie wertvoll so ein ehemaliger Vorstand der Volkswagen AG für Forschung Seiffert, der 1966 nach seinem Maschinenbau- Gurt ist – und, ausnahmsweise, ein Bier für den aus und Entwicklung. Studium in Braunschweig zu Volkswagen stieß und Bayern stammenden Herrn Minister. 4 5
Der Zeit voraus. Fahrzeugsicherheit. Der Zeit voraus. Fahrzeugsicherheit. 1 2 (FE) eine zweite Anlage mit Crash-Schlitten in Betrieb. 4 NEUES SICHERHEITSZENTRUM Das Sicherheitszentrum in Wolfsburg weitete seine VON VOLKSWAGEN IN WOLFSBURG. Funktionsbereiche ständig aus. ENTWICKLUNG, FAHRZEUGVORBEREITUNG UND ERPROBUNG AN EINEM ORT. Die aktuelle Crashversuchs-Anlage von 2018 wurde Crash-Versuche mit Geschwindigkeiten von bis zu eigens für die speziellen Anforderungen bei Volkswagen 100 km/h und einem Fahrzeuggewicht von bis zu konstruiert. Mit ihr ist es sogar möglich, dynamische drei Tonnen sind auf der Schlittenanlage des neuen Drehbewegungen beim Crash abzubilden und soge- Fahrzeugsicherheitszentrums von Volkswagen in nannte vorgebremste Unfallszenarien realitätsnah zu Wolfsburg möglich. Das neue Kompetenzzentrum simulieren. Das hochkomplexe und exakt steuerbare Sicherheit erstreckt sich auf einer Fläche von Hydrauliksystem in der Schlittenanlage, das ein nach vorn 8.000 Quadratmetern über drei Geschosse. Beim gerichtetes „Nicken“ und ein Seitwärts-„Gieren“ des Simulieren komplexer Unfälle werden Bauteile Versuchsträgers unmittelbar vor dem Aufprall simuliert, 5 nach den weltweit höchsten Maßstäben getestet. macht die Innovation möglich. Zudem kann durch das Erstmals besteht auch die Möglichkeit, horizontale 3 1 Alles neu: Scirocco I, Passat „Die aktuelle Crashversuchs-Anlage von neuartige Wechselpaletten-System parallel zu einem und vertikale Seitwärts- und Drehbewegungen der Variant und Golf I auf dem 1969 Crashversuch schon der nächste vorbereitet werden. Karosserie zu simulieren, wodurch die Abbildung offiziell eröffneten Volkswagen 2018 wurde eigens für die speziellen dynamischer Drehbewegungen beim Crash sowie Testgelände in Ehra-Lessien. Anforderungen bei Volkswagen konstruiert.“ Großes Augenmerk erhielten bereits in den 1970er- realitätsnahe Simulation von sogenannten vor- 2 Alles nostalgisch: PROF. DR. ULRICH SEIFFERT Jahren Seifferts wichtigste „Mitarbeiter“: die gebremsten Unfallszenarien ermöglicht werden. Die frühen Fahrversuche auf dem ersten, 1967 fertig gestellten „Dummys“ genannten Fahrer- und Messpuppen, die Testgelände-Abschnitt in Wie ernst Volkswagen das Thema Fahrzeugsicherheit noch heute Crashtest auf Crashtest über sich ergehen Ehra-Lessien absolvierten noch schon immer nahm, wurde an den mannigfachen lassen müssen. „Deren Sensorik wurde immer weiter Käfer und Typ 3. 6 Forschungsfeldern, den Innovationen und deren verfeinert, sodass wir immer bessere, realitätsnähere 3 Alles so schön bunt hier: Serien-Einsatz sichtbar. „Das waren natürlich tolle Untersuchungsergebnisse erzielen konnten“, klopft Fahrsimulator FS 2 in zeit- Erfolge für uns, dass unsere Ideen und Ergebnisse Seiffert noch heute seinen Dummys im übertragenen genössischer Darstellung. kompromisslos umgesetzt wurden“, freut sich Seiffert Sinne lobend auf die Schultern. Man hat ja auch nicht 4 Zweimal pusten, bitte: im Jahr 2018. Der Kritik am Käfer begegneten die jeden Tag den Bundesjustizminister als Testobjekt Versuche mit heute selbstver- Wolfsburger prompt: Ab 1968 gab es die Sicherheits- zur Verfügung. ständlichen Airbags betrieb Volkswagen bereits vor rund lenkung, Repa-Dreipunkt-Sicherheitsgurte und den 50 Jahren. ausknöpfbaren Innenspiegel. Kopfstützen waren Die Erfolge all dieser jahrzehntelangen, bis heute aktu- ab 1968 als Extra, ab 1971 in Serie bei Volkswagen ellen Forschungs- und Entwicklungsarbeit lassen sich 5 Frontalcrash mit Golf I und Dummy, 1970er-Jahre. erhältlich, zudem bot ab 1968 die selbsttragende spürbar erleben: Aktuell erreichen Volkswagen Modelle Die aktuelle Crash-Anlage Karosserie des neuen Modells 411 eine Crashenergie- vom Polo über den Golf bis hin zu T-Roc und Arteon von Volkswagen „verbraucht“ Übertragung über ihre Längsträger. 1969 startete Spitzenwerte in den jeweiligen Euro NCAP-Crashtests. dank neuer Technologien weit weniger Versuchswagen. Volkswagen Versuche mit dem Airbag. Selbst an Assistenzsystemen, auch 2018 ein Top- 6 „Toll, dass unsere Ideen umge- Aus dem Jahr 1968 datierte auch die seinerzeit Thema, arbeitete Volkswagen bereits 1978. setzt wurden“: Ulrich Seiffert betrachtet sich selbst (r.) im hochmoderne Crashtest-Schlittenanlage, mit deren Versuchsfahrzeug damals war ein Typ 2, ausgerüstet Kreis seiner früheren Kollegen. Hilfe die Volkswagen Ingenieure der Technischen Ent- zur Erprobung eines Spurassistenten. „Die Sicherheits- Stehend in der Mitte: Prof. Ernst wicklung (TE) immer realitätsnähere Unfallszenarien forschung von Volkswagen selbst hat so etwas nie Fiala, damaliger Forschungschef bei Volkswagen. simulieren konnten. Die hieraus resultierenden benötigt, die hielt immer ihren erfolgreichen Kurs“, konstruktiven Verbesserungen kamen direkt den scherzt Ulrich Seiffert, der noch immer aktiv am Kunden zugute – weil Innovationen entsprechend in aktuellen Geschehen teilnimmt. Volkswagen Fahrzeugen umgesetzt werden konnten. 1988 nahm die damalige Forschung und Entwicklung Mit Sicherheit. 6 7
Der Zeit voraus. ESVW I. Der Zeit voraus. ESVW I. REALIST 1 AUF RÄDERN. MIT DEM EXPERIMENTAL SAFETY VOLKSWAGEN ESVW I „Ziel war es, die Kompetenz von Volkswagen auf dem Fahrzeugsicherheits-Sektor unter Beweis zu stellen – und dies unter den extremsten Bedin- PRÄSENTIERTE VOLKSWAGEN IM JAHR 1972 ALS ERSTER gungen, die man sich seinerzeit denken konnte.“ EUROPÄISCHER AUTOMOBILPRODUZENT EIN FORSCHUNGS- E MIL P O MME R FAHRZEUG, DAS NICHT NUR SÄMTLICHE STRENGEN US- AUFLAGEN ERFÜLLTE ODER ÜBERTRAF – SONDERN DABEI AUCH NOCH TATSÄCHLICH ALS AUTO ZU GEBRAUCHEN WAR. Innere Sicherheit auf 4,73 Meter Denkt Emil Pommer an das Jahr 1970 zurück, 1 War von 1970 bis 1972 als 2 Außenlänge: Der ESVW I ist muss er lächeln. Während seine Hände Seite für Seite Jungingenieur bei Volkswagen ein Meilenstein der Volkswagen mit der Konstruktion des Sicherheitsforschung. des Fotoalbums umblättern, verharren seine ESVW I-Vorderwagens betraut: Augen auf einer Seitenansicht des ersten Experimen- Emil Pommer (r.). tal-Sicherheits-Volkswagen ESVW I: „Der sah 2 Die Rückseite der massiv auf doch verdammt gut aus!“ Sicherheit ausgelegten Vorder- sitze bildet ein Querträger Stimmt: Was Pommer und 79 weitere Ingenieurs- zwischen den B-Säulen des ESVW I. Massive Karosserieprofile kollegen ab Herbst 1970 unter der Leitung von und „selbst anlegende“ Gurte Volkswagen Forschungschef Prof. Dr. Ernst Fiala bewiesen in umfangreichen 3 auf die Räder stellten, hatte Gesicht. Nämlich das Crashtests ihre Wirksamkeit. von umfassender Sicherheit bei gleichzeitiger Alltags- 3 Wählhebel-Verwandtschaften: tauglichkeit. „Der Wagen war eine komplette Während die rechte tatsächlich Neukonstruktion“, sagt Pommer, dessen Hauptaufgabe Schaltkulisse des Dreigang- Automatikgetriebes ist, bildet das „Machen“ des ESVW-Vorderwagens war. die linke Kulisse das Wort „Ziel war es, die Kompetenz von Volkswagen auf BRAKE – zu Deutsch: Es handelt dem Fahrzeugsicherheits-Sektor unter Beweis zu sich um den Handbremshebel. stellen – und dies unter den extremsten Bedingungen, 4 Fasten Seatbelts: Die inno- die man sich seinerzeit denken konnte: den US- vativen Schultergurte fahren amerikanischen Sicherheitsvorschriften.“ beim Anschalten der Zündung automatisch in die Position 4 „Gurt angelegt“. Im Falle einer Warum besonders die USA Wert auf immer mehr Kollision straffen sie sich und Sicherheit im Auto legten, erklärt die Zahl von 65.000 bilden mit den sich in Sekunden- TECHNISCHE DATEN ESVW I bruchteilen anlegenden VIERZYLINDER-BOXERMOTOR, LUFTGEKÜHLT, Verkehrstoten im Jahr 1965. Engagierte US-Politiker Kniegurten wirksamen Schutz. MOTOR: HUBRAUM 1.970 CCM und Ingenieure entfachten einen wahren Wettbewerb MAX. LEISTUNG: 73 KW / 100 PS unter nationalen und eben auch internationalen BESCHLEUNIGUNG: 50 – 110 KM / H IN 15,3 S Automobilherstellern. Längst nicht alle Experimental HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 150 KM / H Safety Vehicles (ESV) waren alltagstauglich, viele BAUJAHR: 1971 / 1972 „nur“ Technikträger. „Bei unserem ESVW I haben wir 8 9
Der Zeit voraus. ESVW I. Der Zeit voraus. ESVW I. 1 2 vom Start des Projektes weg auf eine ganzheitliche Neu waren auch das Sicherheits-System aus vollauto- Lösung Wert gelegt“, erzählt Emil Pommer. Auch matischen Knie- und Schultergurten, die verstellbare wenn der ESVW I primär zur Entwicklung von Systemen Lenkung nebst Pedalen, Zweikreis-Bremssystem mit und Komponenten diente – und vor allem zu ABS, der Einarm-Wischer mit maximalem Wischfeld, Spannende deren Integration in zukünftige Serienfahrzeuge. Scheinwerferreinigungsanlage, vier Bremslichter „Formalie“ – und Preisfrage: Welches Auto sowie Bremskraftregler vorn und hinten. „Auch die verbirgt sich hinter dem So ist der 1972 auf der Internationalen Sicherheits- Bremstests bestand unser ESVW I mit Bravour“, Forschungsfahrzeug? konferenz Transpo 72 in Washington präsentierte erinnert sich Emil Pommer, „sowohl nach US- als Antwort: Nur der ESVW I selbst – kein Ro 80, kein ESVW I nicht nur der erste seiner Art eines Automobil- auch nach deutscher VDA-Spezifikation.“ Audi 100. Aber das Design herstellers außerhalb der USA, sondern eben auch des Audi 100 C2 (ab 1976) ganzheitlich funktional. Am Ende dokumentierten 14 Crashversuche mit wurde direkt aus dem ESVW I abgeleitet. der ESVW I-Fahrgastzelle, unzählige Handlings- und Herzstück des 4,73 Meter langen Wagens ist Ausweichversuche und 40 Crashtests mit Serien- seine massive Karosserie-Sicherheitsstruktur: fahrzeugen, die mit ESVW I-Sicherheitskomponenten Hochfeste Stoßstangen an Front, Heck und auch ausgestattet waren (u. a. Volkswagen K 70 und 411, seitlich – Letztere „unsichtbar“ in die Türen integriert – Audi 100), die Innovationskraft von Volkswagen. 1 Große Klappe und viel dahinter: verteilen die Kräfte bei einem Aufprall auf eine Der Wagen erfüllt sämtliche US-Normen – oder über- Die von einem Gasdruck- zweite Zone, die nachgiebig und energieabsor- trifft sie signifikant. „Die Amis haben ganz schön dämpfer offen gehaltene bierend ausgebildet ist. Die abstützenden Kräfte geguckt“, freut sich Emil Pommer noch im Jahr 2018 vordere Kofferraumhaube des ESVW I birgt Sicherungs- liefert die dritte Zone, die aus einem hochfesten über diesen Erfolg. kasten, Flüssigkeitsbehälter „Fachwerkrahmen“ besteht und die unverletzliche sowie das Ersatzrad auf speziell Fahrgastzelle darstellt. Auch die ergonomisch Übrigens betrieben die Volkswagen Ingenieure von angefertigter Aluminiumfelge – und hätte per Konzept auch Sicherheitsfahrzeug zu Versuchs- ausgeprägten Sitze mit Querträgern zwischen Anbeginn auch eine Nutzen-Kosten-Analyse, um zu einen wassergekühlten Front- zwecken made in Wolfsburg: Der B- und C-Säule sind integrierter Bestandteil des beweisen, dass der ESVW I auch in Einzelkomponenten motor aufgenommen. ESVW I beinhaltet eine hochfeste Rahmens und tragen bei Seitenaufprall wesentlich hätte in Serie gebaut werden könnten. „Die Über- Drei-Zonen-Karosserie-Struktur, 2 Im wie im übrigen des ESVW I hydraulische Absorber, ein passives zur Steifigkeit bei. Vorne und hinten sorgen in tragung von Forschungs- und Versuchsergebnissen massiv ausgeführten Heckabteil Gurtsystem mit vollautomatischen Längsträgerrichtung hinter den massiven Stoßstangen auf Serienfahrzeuge war immer der Leitstern unseres schlummert ein aufs Angenehmste Schulter- und Kniegurten und vieles montierte hydraulische Absorber für zusätzlichen Engagements“, sagt Pommer. modifizierter Boxermotor aus mehr – und das bereits 1972. dem Typ 4 411 mit zwei Liter Schutz. So absolvierte der ESVW I sämtliche Crash- Hubraum, Benzineinspritzung tests nach US-Norm mit Bravour. Daran hat sich bei Volkswagen bis heute nichts geändert. und 73 kW/100 PS. 10 11
Der Zeit voraus. Autonomes Fahren. Der Zeit voraus. Autonomes Fahren. AUTOMATISCH ZÜNDENDE IDEE: KAMERA ALS AUGE Die zündende Idee dazu hat Dr. Zimdahl, als er 1982 „mehr oder weniger durch Zufall“ erstmals RICHTUNG eine handliche TV-Kamera eines japanischen Elektronikherstellers in die Finger bekommt. HERBIE „Die nehmen wir als Ersatz fürs menschliche Auge Wer wissen will, wie autonomes und koppeln sie an eine elektrische Lenkung“, Fahren funktioniert, sollte sich ZUKUNFT. mal mit Herbie unterhalten. Neben so sein revolutionärer Ansatz. anderen Dingen konnte der Filmkäfer bereits bei seiner Kino- premiere von 1968 das, woran die Entwickler bei Volkswagen heute arbeiten: sich selbstständig im „Die Idee war: Die Verkehr zurechtfinden – und bei Bedarf das Steuer übernehmen. Kamera nehmen ES IST NIE UNAUFMERKSAM, MÜDE ODER wir als Ersatz fürs ABGELENKT: DAS AUTONOM FAHRENDE AUTO, menschliche Auge und WEGBEREITER WIE ES DAS VOLKSWAGEN KONZEPTFAHRZEUG koppeln sie an eine SEDRIC BEREITS HEUTE VERKÖRPERT, elektrische Lenkung.“ HAT VIELE VORTEILE. DAS WUSSTE MAN BEI D R. WA LT E R ZIMDA HL VOLKSWAGEN SCHON IN DEN 1980ER-JAHREN. UND ENTWICKELTE FRÜH LÖSUNGEN WIE DEN OPTOPILOTEN, DER DEM AUTOMATISIERTEN „Die Bildauswertung war im Grunde genommen STANLEY FAHREN DEN WEG BEREITETE. relativ simpel“, erinnert sich der Elektronikpionier. Mit dem modifizierten Volkswagen Touareg „Stanley“ „Sie orientierte sich an den Helligkeitskontrasten geht ein Team der Stanford Konkrete Vision: Schon in den 1970er-Jahren wusste man bei zwischen den Fahrbahnmarkierungen und dem University 2005 bei der DARPA SEDRIC, das erste Konzeptfahrzeug des Volkswagen Volkswagen um die Vorteile des autonomen Fahrens. Für die nach B befördern, oder Transportröhren, in denen Straßenbelag, die von der Kamera erkannt und Grand Challenge an den Start, Umfelderkennung setzten die Technikvisionäre von damals auf einer 142-Meilen-Wettfahrt Konzerns, das auf beeindruckende Weise vollautono- die heute üblichen Sensoren an der Fahrzeugfront. Menschen per Druckluft auf die Reise geschickt vom Prozessor in Steuersignale für die Lenkung für autonome Autos durch mes Fahren, Elektrifizierung und digitale Vernetzung werden sollten, ging es auch um die Frage, wie umgewandelt wurden.“ die Mojave-Wüste. Mit knapp vereint, fasziniert die Menschen – egal, wo es gezeigt Unfallzahlen gesenkt und Autofahrer per Elektronik sieben Stunden Vorsprung gewinnt Stanley klar. wird. Was die wenigsten wissen: Das „SElf-DRIving entlastet werden können. So wurde „unter der Verwendung von Mikro- Car“, kurz „SEDRIC“, hatte frühe Wegbereiter. prozessoren eine schnelle Elektronik entwickelt, Was bei Volkswagen in Form der automatischen durch die ein Straßenfahrzeug auf normal markier- Denn bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren hatte Distanzregelung ACC oder des Umfeldbeobachtungs- ter Straße automatisch fahren kann“, wie es man bei Volkswagen begonnen, Mobilität grund- systems „Front Assist“ längst in Serie ist, war damals Dr. Zimdahl in einem viel beachteten Vortrag über legend neu zu denken – unter anderem als Teil des eine kühne Vision – erst recht in Zeiten, in denen den OPTOPILOTEN formuliert, den er 1986 auf 1986 gestarteten europäischen Forschungsprogramms Computer von der Rechenleistung eines heute der VDI-Tagung „Elektronik im Kraftfahrzeug“ hält. „PROMETHEUS“, an dem neben Automobilherstellern handelsüblichen PC noch Wohnzimmerschrankwand- Die Idee dahinter war, „die Hauptfunktionen CAROLINE und -zulieferern auch Forschungseinrichtungen format hatten. des Menschen als Fahrzeuglenker mit technischen Mit dem autonom fahrenden Auto „Caroline“ auf Basis wie das Fraunhofer Institut für Informations- und Mitteln nachzuahmen“. Als „Auge“ dienen sollte eines Passat B6 zeigt die Datenverarbeitung (IITB) und die Bundeswehrhoch- Mit seinem Forschungsprojekt „zur automatischen die auf Höhe des Innenspiegels angebrachte TU Braunschweig 2008, was schule München beteiligt waren. Lenkung mit Rechnersehen“, so der offizielle Titel, Miniatur-CCD-Kamera, „die in etwa die Größe mithilfe von Radar, Laser und Kameras möglich ist. Ihre Hände weg vom Steuer: Dr. Walter Zimdahl testet die automatische legten Dr. Walter Zimdahl und seine Kollegen aus eines Brillenetuis hatte und mit einem weitwinkligen Nachfolgerin „Leonie“ findet Neben noch bis heute futuristisch anmutenden Ideen Lenkung in einem Golf II. Den Job des menschlichen Auges der 1970 gegründeten Abteilung Zukunftsforschung Objektiv einen Bereich von vier bis 25 Meter vor ab 2010 sogar selbstständig übernimmt dabei die Kamera. durch den Stadtverkehr. wie rollenden Bürgersteigen, die Fußgänger von A den Grundstein für automatisiertes Fahren. dem Fahrzeug erfasste“. 12 13
Der Zeit voraus. Autonomes Fahren. Der Zeit voraus. Autonomes Fahren. Wie aber bringt man einem Automobil neben dem Sehen das „Denken“ und das Lenken bei? Elektromechanische Lenkungen hätten geholfen. „Doch das gab es damals alles noch nicht“, sagt Dr. Zimdahl. „Also haben wir einen E-Motor parallel zur Lenksäule einbauen lassen und sind mit Getriebe- untersetzung direkt auf die Lenkung gegangen.“ Was auf Anhieb gut funktionierte. „Dennoch hat es natürlich immer jemanden gegeben, der auf dem Fahrersitz saß und seine Hände auf dem Oberschenkel geparkt hatte, um im Notfall eingreifen zu können“, so Dr. Zimdahl. KEIN MULMIGES GEFÜHL Das war nicht nötig – auch nicht bei den ersten Fahrversuchen auf dem werkseigenen Versuchs- gelände, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit zweier Studenten der TU Braunschweig zustande kamen. „So sind wir dann mit bis zu 100 km/h automatisch gelenkt gefahren.“ Ein mulmiges Gefühl dabei – oder wenigstens ein Kribbeln im Bauch? „Nö“, sagt Dr. Zimdahl gelassen und lacht, „ich hatte wirklich absolutes Vertrauen in unsere Studenten – und in unsere Entwicklungsarbeit.“ Vertrauen, das sich alsbald auszahlen sollte. In Form von Lob aus berufenem Munde. Sein damaliger „Dieser Versuch hat so gut geklappt, dass Chef, Dr. Adolf Kalberlah, Leiter der Abteilung wir von den versammelten Forschungsleitern Zukunftsforschung, erinnert sich noch lebhaft an eine spontan Beifall gekriegt haben.“ Technikdemonstration auf dem Testgelände eines Münchner Wettbewerbers, der ebenfalls am D R. ADOLF KALBERLAH PROMETHEUS-Projekt beteiligt war. „Da hatten wir zwei Transporter dabei, die automatisch fuhren, in einem dritten Bus fuhren die ganzen Entwicklungs- KONKRETE ZUKUNFTSVISION EINL ADEND. leiter und Forschungsvorstände.“ Kaum war der Applaus verklungen, wurde es etwas Das Self-Driving Car – kurz: „SEDRIC“ – des stiller um das autonome Fahren – zumindest in Volkswagen Konzerns wurde „Ich war als Projektleiter in diesem dritten Bus dabei“, der Öffentlichkeit. Hinter den Kulissen ging die von Grund auf für autonomes erzählt er. „Und habe dann dafür gesorgt, dass an Forschung weiter. Zum Glück. Denn die Erkenntnisse Fahren entwickelt. Es steht für individuelle Mobilität auf einer bestimmten Stelle eine Styroporwand stand, von damals sind heute die Grundlage für voll- Knopfdruck: einfach, komfor- vor der die Autos mithilfe von Abstandsradar und autonomes Fahren der Stufe 5. Es ist keine Science- tabel, sicher und nachhaltig. Frontkamera automatisch anhielten.“ Mit Erfolg. Fiction, sondern es sind sehr konkrete Zukunfts- „Dieser Versuch hat so gut geklappt, dass wir von visionen, die die Volkswagen Konzeptfahrzeuge den versammelten Forschungsleitern spontan Beifall zeichnen. Selbstfahrende Autos – in der Zukunft gekriegt haben.“ werden sie Alltag sein. 14 15
Der Zeit voraus. Volkswagen Futura. Der Zeit voraus. Volkswagen Futura. FUTURA MOBILUM EST. DAS FORSCHUNGS-UNIVERSUM. UNENDLICHE WEITEN. die günstigste Fahrstrecke und zeigt sie im frei WIR SCHREIBEN DAS JAHR 1989. DIES IST DIE GESCHICHTE programmierbaren LCD-Bildschirm an, während die großzügig dimensionierten Flächen aus speziellem DES RAUMSCHIFF-ÄHNLICHEN VOLKSWAGEN FUTURA. Wärmeschutzglas ein herrliches Raumgefühl geben. MIT SEINEN ZUKUNFTSWEISENDEN EIGENSCHAFTEN Und beste Rundumsicht. Die hinteren Plätze sind bei STIESS ER IN ENTWICKLUNGSREGIONEN VOR, DIE ZUVOR Bedarf schnell zu Sicherheits-Kindersitzen umgebaut. NUR WENIGE MENSCHEN GESEHEN HATTEN. UND DIE IN Los geht’s! NICHT ALLZU FERNER ZUKUNFT DOCH SERIE SEIN SOLLTEN. Doch damit nicht genug: Ein blitzschnell eingreifendes, vollelektronisches Blockierschutz-System (EBS) Stellen wir uns einmal vor, wie das wäre: Die Flügel- arbeitet schneller als alle anderen bis dahin bekannten türen des Space-Mobils gleiten geräuschlos auf. Wir Systeme, zudem bietet die elektrische Servolenkung lassen uns in futuristisch anmutende, äußerst beque- präzise Ausweichhilfe. Oder wir aktivieren gleich me und sehr sichere Sitze fallen. Per Schlüsseldreh das vordere Radar, um den Vordermann auf Abstand startet der sparsame 1,7-Liter-Benzin-Direkteinspritzer zu halten. Ein Griff genügt, um mithilfe des in der mit G-Lader. Per Knopfdruck lösen wir die elektrische Mittelkonsole gelagerten Mobiltelefons wichtige Parkbremse, gleichzeitig parkt das Fahrzeug mit Gespräche unterwegs zu erledigen. Und wollen wir Spannend interpretiertes Vierradlenkung autonom aus. Ein Computer berechnet den Show-Effekt des wegweisenden One-Box- One-Box-Design mit Leuchten Designs auf die Spitze treiben, demontieren wir ein- als entscheidendem Design- fach die bis ins Dach reichenden Flügeltüren und merkmal und scheinbar ganz ohne A- und B-Säule: So geht die Kuppel des verglasten Hecks – voilà, das ist der Dynamik. Gleich nivellierte Wind der Zukunft, der uns da um die Nase weht! Radausschnitte und das untere breite Glas-Element strecken den Futura optisch und ergeben Noch einmal: 1989! Nicht 2018. „Wir wollten seinerzeit einen cw-Wert von 0,25. zeigen, was unserer Meinung nach in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren im Automobilbau eine Rolle spielen könnte“, sagt Prof. Dr. Ulrich Seiffert, Forschungschef bei Volkswagen von 1978 bis 1987. TECHNISCHE DATEN FUTURA Unter dem Slogan „Das Auto von morgen – VIERZYLINDER-REIHEN-OTTOMOTOR, heute schon Wirklichkeit“ steckten die Forscher, MOTOR: HUBRAUM 1.715 CCM, G-LADER Entwickler und Designer bei Volkswagen alles technisch MAX. LEISTUNG: 60 KW / 82 PS Machbare in ein einziges Auto – den Futura. „Das Auto von morgen – heute schon Wirklichkeit“ BESCHLEUNIGUNG: 0 – 100 KM / H IN 15,0 S Der hört offiziell übrigens auf den Namen „IRVW IV lautete im Jahre 1989 der Slogan HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 183 KM / H Futura“ (Integrated Research Volkswagen) – passt! zum IRVW IV Futura. VERBRAUCH: CA. 6,0 LITER / 100 KM Diese Idee verdient im Jahr 2018 Begegneten uns heute in Serie gefertigte Futura BAUJAHR: 1989 unsere Unterstützung. auf den Straßen – es wären vertraute Anblicke: 16 17
Der Zeit voraus. Volkswagen Futura. Der Zeit voraus. Volkswagen Futura. One-Box-Design à la Golf, viel Glas, dahinter schwarz 1 Darf’s ein Gläschen mehr sein? verkleidete A- und B-Säulen, unverwechselbar designte Spezielles holografisches Isolierglas sorgt im Forschungs- Scheinwerfer, Zweifarb-Lackierungen, coole Alufelgen, fahrzeug Futura großflächig Sensoren in der Frontschürze. Kommt uns allen für Durchblick und schirmt irgendwie bekannt vor, oder? Kommt aber alles eben 60 Prozent der auftreffenden Sonnenenergie ab. nicht von ungefähr, sondern aus der Zukunfts- forschung der Vergangenheit – die immer noch top- aktuell erscheint. Denn der Futura – und das ist seine eigentliche Besonderheit, die ihn von so manch anderer Studie unterscheidet – wirkt aus heutiger Sicht wie ein treffsicherer Blick in die allwissende Kristallkugel anno 1989: Fast alles aus dem Futura ist heute gebauter Automobil-Alltag. Gut, die Vierrad-Lenkung hat sich nicht durchgesetzt – der technische Aufwand erwies sich als schlicht 2 überflüssig: Automatisches Einparken funktioniert Vollverglaste Dächer sind Realität geworden, ebenso auch mit nur zwei lenkbaren Rädern. Aber der Rest! elektrische Servolenkung und Parkbremse, Navigation, Mobiltelefone, Abstandsradar, Bremsassistenten, integrierte Kindersitze, Sitze mit pyrotechnischem Gurtstraffer und Memory-Funktion. Ebenso frei programmierbare LC-Displays: „Entwicklung und Produktion sollten damals eine Milliarde Mark kosten, da wollte keiner ran. Das hat sich aktuell aber dank der allgemeinen Digitalisierung geändert“, liefert Prof. Seiffert die schlüssige Begründung, warum dieses Feature aus dem Futura es erst jetzt schafft, sich zu etablieren. Also alles ganz lässig, ganz easy, damals, vor fast 30 Jahren? „Na ja“, sagt Seiffert und wedelt bedeu- 1 Aus einem Guss wirkt das 3 tungsschwer mit seiner Hand, „gezittert haben Futura Cockpit mit CD-Slot. Die Bonbon-Farbgebung und wir schon, als Showmaster Thomas Gottschalk uns das sahnige Designer-Weiß sind ankündigte.“ Volkswagen hatte sich nämlich bei der typische Kinder der späten beliebten Unterhaltungssendung „Wetten, dass..?“ 1980er-Jahre – die elektrische Handbremse ist voll 2018. mit dem Futura beworben. „Mit der Behauptung: Wetten, dass unser Auto automatisch einparken 2 Open-Air-Vergnügen inklu- kann? Wir haben ganz schön geschwitzt – die Technik sive: Die weit bis ins Dach reichenden Flügeltüren lassen des ZDF-Studios funkte nämlich der unseres Futura sich bei Bedarf vom Fahrzeug gehörig dazwischen. Aber am Ende gelang die Aktion entkoppeln. und es gab sogar einen Glückwunsch – per Mail 3 Schon immer ein Mann von unserem damaligen Chef, Dr. Carl H. Hahn.“ der Zukunft: Prof. Dr. Ulrich Seiffert, ehemals Chef der Irgendwie tröstlich, wenn auch Forscher und Ent- Forschung und Entwicklung bei Volkswagen, mag Projekte wickler schon in der Vergangenheit ins Schwitzen wie Futura und Scooter (l.). gerieten, wenn es um ihre Zukunft ging. 18 19
Der Zeit voraus. Facts & Figures. Der Zeit voraus. Facts & Figures. 1L (1-LITER-AUTO, PROTOTYP VON 2002) 0,89 GROSSER RAUM: ÜBER KLEINE STUDIE, STUDENT, 1982 8.000 2025 VOLKSWAGEN 1961 1973 QUADRATMETER AB FÄHRT DIE I.D. FAMILIE LITER VERBRAUCHT DER VORLÄUFER ERSTRECKT SICH VOLLAUTOMATISIERT ZWEI BEFESTIGUNGSPUNKTE SICHERHEITSGURTE VORN DAS NEUE DES XL1 BEI EINER DURCHSCHNITTS- FÜR DIAGONAL-SICHER- SERIENMÄSSIG („I.D. PILOT“). KOMPETENZZENTRUM HEITSGURTE SERIENMÄSSIG GESCHWINDIGKEIT VON 75 KM/H SICHERHEIT VON VOLKSWAGEN 2,31 3,13 T2 ELEKTRO- CW-WERT FUTURA ALTERNATIVE KRAFTSTOFFE TRANSPORTER (1972) (FORSCHUNGSFAHRZEUG, 1989): MA X. LEISTUNG: E TH A NOL A L KOHOL 32 KW/44 PS M LÄNGE QM INNENRAUM REICHWEITE: 50 BIS 80 KM ER DG A S 1979 1969 ELEKTROVAN-STUDIE WA SSER S TOFF I.D. BUZZ 2 (2017) GESAMTLEISTUNG: 275 KW/374 PS SEDAN 1300 – ERSTER AUF REINEN S TROM REICHWEITE: ERÖFFNETE DAS ETHANOLBETRIEB AUSGELEGTER BIS 600 KM VOLKSWAGEN TESTGEL ÄNDE VOLKSWAGEN (BR ASILIEN) S Y N THE SEG A S IN EHR A-LESSIEN OFFIZIELL 299.999 REICHWEITEN: MIT NUR 3,2 KILOGRAMM WASSERSTOFF FÄHRT DER 230 ELEKTRO-GOLF I (PROTOTYP, 1976): TIGUAN HYMOTION (VERSUCHSFAHRZEUG, 2008) RUND CA. 50 KM CHICO (STUDIE, 1991): 1997 400 KM BEI KM POLO TGI 1 (2017): BIS ZU 1.310 KILOMETER ENDET AUS PROGRAMMIERTECHNISCHEN GRÜNDEN DER DIGITALE WEG STRECKENZÄHLER IM DIGITALEN FAHRER-INFORMATIONS-ZENTRUM KL ARGL ASSCHEINWERFER I.D. VIZZION 2 (DIGIFIZ, 1986). (GOLF IV) (STUDIE, 2018): MIT KUNSTSTOFF- BIS 665 KM FREIFORMREFLEKTOR KILOMETER WEIT 1 Polo TGI – Kraftstoffverbrauch Erdgas (CNG), kg/100 km: innerorts 4,2 – 4,1 / außerorts 2,7 – 2,6 / kombiniert 3,2 – 3,1; CO₂-Emission kombiniert (Erdgas (CNG)), g/km: 87 – 85; Kraftstoffverbrauch Benzin, l/100 km: innerorts 6,2 / außerorts 4,1 – 4,0 / kombiniert 4,9 – 4,8; CO₂-Emission kombiniert (Benzin), g/km: 112 – 110; Effizienzklasse: A+. 20 2 I.D. BUZZ und I.D. VIZZION – Konzeptfahrzeuge werden nicht zum Verkauf angeboten und unterliegen nicht der Richtlinie 1999/94 EG. 21
Der Zeit voraus. Innovationsträger. Der Zeit voraus. Innovationsträger. IHRER EA 48 | 1955 1955 kombiniert Volkswagen Ingenieur Gustav Mayer im EA 48 (ge- Die selbsttragende Karosserie hielt 1968 mit dem Typ 4 Einzug dacht als Modell unterhalb des Käfers) erstmals Einzelradaufhängung bei Volkswagen. Erster Serien Volkswagen mit Frontantrieb und mit MacPherson-Federbeinen und Frontantrieb. Der Viersitzer besitzt MacPherson-Einzelradaufhängung wurde ab 1973 der Passat – ZEIT eine selbsttragende Karosserie, unter seinem hochklappbaren Vorder- millionenfach transportieren fast alle Konzernbrüder bis heute wagen wirkt ein Zweizylinder-Boxermotor mit 600 ccm Hubraum und Gustav Mayers Idee, Passat und Golf bereits in jeweils siebter 13 kW/18 PS. Der EA 48 präsentiert sich im zukunftsweisenden „Two- Generation. Unterhalb des Käfer-Nachfolgers Golf debütierte 1976 Box-Design“ mit kompaktem Schrägheck, aber noch ohne Heckklappe. der Polo – im Two-Box-Design und, na klar, mit großer Heckklappe. VORAUS. STUDENT | 1982 INNOVATIVE Ein innovatives Studienobjekt: Der nur 3,13 m kurze Student bot sagen- hafte 2,31 qm Innenraumfläche dank seiner bis ins Kleinste durchdachten Konstruktion – vom Quermotor über die Karosserie mit ihrer verringerten Die Eckpunkte extrem kompakte Bauweise, optimaler Gebrauchs- wert und hohe Fahrleistungen bei niedrigem Verbrauch heißen bei Volkswagen aktuell up!. Aber schon der sympathische Lupo (1998 – VOLKSWAGEN Anzahl der Einzelteile bis hin zu speziell ausgeformten Vordersitzen. Bündig ausgeführte Karosserieflächen und verklebte Scheiben bewirkten 2005) zeigte direkte „Student-DNA“ in Serie. Die in Wagenfarbe gehaltenen Front- und Heckmodule sind Beispiele hierfür, aber STUDIEN. einen cw-Wert von 0,30. Die einzeln umklappbaren Rücksitze ergaben im Verbund mit dem hohen, geraden Dach einen kleinen Kombi. auch die einzeln umklappbaren Fondsitze, das hohe Dach, die kurzen Überhänge der Karosserie. Studieren Sie up! und Lupo mal genau! NA, HÖREN SIE ES AUCH? ZUKUNFTSMUSIK! BEI VOLKSWAGEN CHICO | 1991 SCHON LANGE AUF ALLEN KANÄLEN Umweltschäden, Stau, Parkplatznot: Wie man all dem auf kleinstem In vielen Details erinnert der Lupo von 1998 an den Chico: C-Säule, IM PROGRAMM. EINIGE MEILENSTEINE Raum die aerodynamisch optimierte Stirn bieten kann, demonstriert Heckleuchten, Kompaktheit – passt. Der epochale Lupo 3L TDI DER FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG der Chico auf nur 3,15 Metern. Der eigentliche Clou: Ein Zweizylinder- zeigte mit seiner anspruchsvollen Technik und konsequentem Leicht- SOWIE IHRE BEDEUTUNG FÜR Reihen-Ottomotor mit 25 kW/34 PS aus 636 ccm Hubraum treibt bau, dass Verbräuche von drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer den Chico an – darüber hinaus aber auch ein 6 kW starker Elektromotor, Fahrstrecke durchaus möglich sind. Mittlerweile „stromert“ mit HEUTIGE SERIENFAHRZEUGE GIBT ES der eine zusätzliche Reichweite von 25 Kilometern bringt. dem aktuellen e-up!1 seit 2013 auch die kleinste Volkswagen Fahr- HIER ZU SEHEN. BEGEBEN SIE Damit schafft der Chico 400 Kilometer am Stück. So geht Hybrid. zeugklasse. Und Volkswagen Hybridmodelle sind längst Serie. SICH MIT UNS IN DIE FAHRSPUREN DER FORSCHER UND ENTDECKER! 1L | 2002 2002 war die „Zigarre“ in aller Munde: Der Zweisitzer mit 6 kW/8 PS 2009 zeigte Volkswagen die Weiterentwicklung der „Zigarre“ 1L war ein absoluter „Neu-Wagen“ – strömungsgünstig, effizient, mit Hybridantrieb: genannt L1. 2014 ging die endgültige Version, aufsehenerregend. Das 1-Liter-Auto bot ESP mit integriertem ABS, der XL1, mit nun nebeneinander angeordneten zwei Sitzen als Fahrer-Airbag, Deformationselemente im Frontbereich, einen Plug-in-Hybrid in Serie. Die Eigenschaften Alltagstauglichkeit und 80-Liter-Kofferraum, Start-Stopp-Funktion, einen cw-Wert von 0,159 Leichtbau bei gleichzeitiger Gewährleistung von Sicherheit und und 120 km/h Spitze. Das Ganze bei einem Verbrauch von nur Komfort in Kombination mit Ressourcen-schonender Technik zieht 0,89 Litern bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 km/h. sich 2018 durch alle Volkswagen Modellreihen. 22 1 e-up! – Stromverbrauch, kWh/100 km: 11,7 (kombiniert); CO₂-Emission kombiniert, g/km: 0; Effizienzklasse: A+. 23
Der Zeit voraus. Digitales Cockpit. Der Zeit voraus. Digitales Cockpit. Digital ist Trumpf: Das wussten die Elektronikpioniere bei Volkswagen früh – und überraschten die Autowelt schon 1986 mit dem „Digitalen Fahrer- Informations-Zentrum“, kurz „DigiFiz“, das im Golf II Premiere feierte. Blaue Stunde: Ab dem Golf IV wurde es bei Volkswagen in der Kompaktklasse digital. Im Fuß der analogen Rundinstrumente werden erstmals rechteckige Digitaldiplays integriert, die Uhrzeit, Wegstrecke und Tageskilometer anzeigen. TOTAL Am Anfang steht die zeitlose Erkenntnis: Inspiration und Wandel Geschichten, denen Tomasz Bachorski fasziniert lauscht. „Ohne z. B. die Leuchte für die Parkbremse vorschreibt – zum einen frei sind endlos. „Unsere selbst gestellte Aufgabe lautete damals: diese Pioniertaten wie das DigiFiz hätten wir heute niemals das konfigurierbar. „Von den Funktionsanzeigen bis hin zur Abstim- ‚Warum muss immer alles im Auto mechanisch sein? Wir könnten Active Info Display in Serie“, verbeugt sich der Leiter Interieur mung von Instrumentenbeleuchtung und Ambiente-Licht ist alles DIGITAL. doch auch mal elektronische Lösungen suchen!’“, sagt Dr. Walter Design Marke Volkswagen vor Zimdahl und seinen damaligen individuell wählbar – wenn man das möchte“, erklärt Bachorski. Zimdahl, seinerzeit in der Abteilung Zukunftsforschung für Kollegen. 2018 hat die Digitalisierung längst auch das Volkswagen In der Zukunft „merke“ sich zudem das System individuelle den Bereich Elektronik zuständig. Ein Ergebnis war das „DigiFiz“ – Innenraumdesign in all seinen Informations-Funktionen und Kom- Einstellungen von Display-Funktionen und -Beleuchtung und die Kurzform von „Digitales Fahrer-Informations-Zentrum“. fortzonen erreicht – was laut Bachorski auch die Herausforderung wende sie ab dem zweiten Einstellvorgang automatisch an. Ein digitaler Tachometer mit Flüssigkristallbildschirm, der ab darstelle: „Funktionale, vertrauenswürdige Technik, zum Beispiel Das Ganze aber ohne Muss: „Der Fahrer wird gefragt: ‚Darf dein 1986 auf Kundenwunsch in Golf II und Jetta II Einzug hielt. bei den Anzeigen von Geschwindigkeit und Verbrauch, im Einklang Auto dich kennenlernen, ja oder nein?‘“, führt Barchorski aus. TOUCHSCREEN STATT SCHALTER, mit attraktiver Ästhetik und grafischer Wertigkeit.“ Und, vor allem: PERSONALISIERTES BENUTZERPROFIL UND Es bot Innovationen, die dem Betrachter buchstäblich ins Auge mit einer gehörigen Portion möglicher Individualisierung. Das komplett glasüberbaute System ohne analoge Tasten lässt fielen: Sie begannen rein äußerlich bei den – für damalige Funktionen und Design miteinander verschmelzen. „Uns Designern AMBIENTE ANSTELLE VON STANDARD: DIE Verhältnisse – futuristisch anmutenden Digitalanzeigen bis hin „Ohne diese Pioniertaten wie das DigiFiz hätten eröffnet die Digitalisierung ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten, DIGITALISIERUNG SCHREITET BEI VOLKSWAGEN zu deren bis dato ungeahnter Präzision. Hierzu zählten vor allem wie nicht zuletzt das Innovision Cockpit zeigen wird, das wir wir heute niemals das Active Info Display in Serie.“ MIT RIESENSCHRITTEN VORAN. WELTEN die digitalen Geschwindigkeits- und Wegstreckenanzeigen, TO MA S Z B AC HO RS K I mit der Neuauflage des Touareg vorstellen“, ist Bachorski begeistert. LIEGEN ZWISCHEN DEM ERSTEN DIGITALEN die auf den Liter exakt arbeitende Kraftstoffvorratsanzeige, die Dessen Team ist von Anbeginn an der Entwicklung neuer Volkswagen gradgenaue Anzeige der Kühlmitteltemperatur und der beteiligt, tauscht sich aus mit Ergonomie-Experten, den Entwick- FAHRER-INFORMATIONS-ZENTRUM VON 1986 Hinweis auf den nächsten Servicetermin. Konkret bedeutet dies: Die zweite Generation des Active Info lern, berät sich mit dem Vertrieb und legt besonderes Augenmerk UND DEM AKTUELLEN ACTIVE INFO DISPLAY – Displays arbeitet ausnahmslos digital und ist – im Rahmen der auf die User Experience – auf Deutsch: Es gibt direkte Rückmeldungen ABER AUCH VERBLÜFFENDE PARALLELEN. gesetzlichen Bestimmungen, die gewisse feste Elemente wie von Anwendern aus dem „wahren Leben“. 24 25
Der Zeit voraus. Digitales Cockpit. Der Zeit voraus. Digitales Cockpit. Das habe es auch schon zu ihrer Zeit gegeben, berichten die berichtet Dr. Walter Zimdahl aus der Pionierzeit des DigiFiz. DIE RADIOS DES GOLF Elektronik-Pioniere der ersten Stunde lachend. Das „Mäusekino“ „Das Problem war nur, dass sich in den Uhren die Kristalle ab genannte DigiFiz wurde damals seitens der Kunden nicht verstärkt 50 Grad nicht mehr am elektrischen Feld ausrichten ließen, alles nachgefragt. Heute ist es ein umso mehr gesuchter Klassik-Artikel wurde grau oder schwarz-weiß, da war nichts mehr zu erkennen. mit Kult-Charakter. Im Golf und Jetta musste die Anzeige jedoch in einem Temperatur- spektrum von -40 bis +80 Grad funktionieren!“ Instrumentenher- Ein weiterer Meilenstein auf dem langen Weg zur Digitalisierung steller VDO wurde konsultiert – gemeinsam gelang die Serienreife. 1974 1983 1991 1997 2003 2008 des Cockpits, das auch für strategische Zukunftsthemen von heute – wie die Elektromobilität oder das vernetzte Fahren – Grund- R ADIO R ADIO „GAMMA“ R ADIO „ALPHA“ R ADIO „GAMMA“ „RCD 300“ „RNS 510“ voraussetzung ist, war das zentral angeordnete „Multi-Funktions- „Das Active Info Display ist in jeder Klimazone klar ab- „BR AUNSCHWEIG“ 2. GENER ATION 3. GENER ATION 4. GENER ATION 5. GENER ATION 6. GENER ATION Display“ (MFD), das mit dem Golf IV Einzug in die Serienfahrzeuge 1. GENER ATION lesbar. Bei Nacht, bei Tag, mit Brille oder Sonnenbrille.“ Digital geht’s zu im Am Rädchen drehen Paradigmenwechsel: Im 2003 vorgestellten Mit dem „RNS 510“ wird von Volkswagen hielt. Neben bis dato ungeahnt hoher Auflösung Ein Drehknopf zum Golf II – zumindest ein muss man im Golf III Beim Radio „gamma“ Golf V ist die Kassette es multimedial: Touch- TOMASZ BACHORSKI Einschalten und zum bisschen: Das Kassetten- immer noch, um die Hits ist erstmals der An- passé, dafür wird das screen, DVD-Laufwerk des großen Bildschirms bot es erstmals farbige Navigationskarten. Regeln der Lautstärke. radio „gamma“ zeigt der 90er live im Auto- schluss eines CD-Wechs- Mobiltelefon Teil des und eine 30-GB-Festplatte Eine technische Meisterleistung, an die Interieur-Entwickler Rechts einer für die die Radiofrequenz radio zu hören. Dafür lers vorgesehen. Farbe Systems. Optional kann feiern Premiere. Danach und Innenraumdesigner von heute nahtlos anknüpfen können, Tomasz Bachorski kann da nur beipflichten: Auch er kennt die Senderwahl. Dazwischen digitalisiert in einem gibt es nun automatisch ins Spiel bringt das das MFD2 mit einem wird im aktuellen Golf VII drei Tasten: einmal LCD-Display an. eingespielte Verkehrs- große „Multi-Funk- MP3-Player verbunden ab 2016 das klassische wie Bachorski betont. kristallinen Herausforderungen. „Doch auch für uns war das letztlich Mittelwelle, zweimal durchsagen. tions-Display“ (MFD). werden. Radio von „DISCOVER PRO“ kein Problem – das Active Info Display ist in jeder Klimazone klar UKW. Mehr braucht es abgelöst. Dessen Funk- Ach ja: die anfangs erwähnte Zeitlosigkeit. Wandel und Innovation – ablesbar. Bei Nacht, bei Tag, mit Brille oder Sonnenbrille.“ im Golf I nicht. tionen verschmelzen mit da war doch noch was ...? Genau, Stichwort „Flüssigkristallanzeige“. den optional verfügbaren digitalen Instrumenten „Wir wurden damals bei einem Digitaluhrenhersteller fündig“, Gute Aussichten also. Auch für die Zukunft. zum „Active Info Display“. Maximale Gestaltungsfreiheit: Schöne Aussichten: Mit dem digitalisierten Das Active Info Display der Bedien- und Anzeigekonzept im T-Prime Concept neuesten Generation lässt dem GTE1 gibt Volkswagen einen Ausblick auf das Fahrer die Wahl. So gut wie alle Innovision Cockpit, das mit dem neuen Touareg Anzeigen sind frei konfigurier- auf den Markt kommt. In dem völlig neuen bar, analoge Instrumente haben Bedienkonzept verschmelzen das Active Info ausgedient und werden virtuell Display und das Infotainmentsystem miteinander. abgebildet. Wie hier im T-Roc Die Bedienung erfolgt per Touchscreen, hat der Fahrer jederzeit den Sprach- oder Gestensteuerung. vollen Überblick. 1 T-Prime Concept GTE – Konzeptfahrzeug wird nicht zum Verkauf 26 angeboten und unterliegt nicht der Richtlinie 1999/94 EG. 27
Der Zeit voraus. Formel E. Der Zeit voraus. Formel E. SPAR- START-STOPP-SYSTEM, AERODYNAMIK- OPTIMIERUNG, ERHÖHTE VERDICH- TUNG, LÄNGERE ÜBERSETZUNG – Leute, wie die Zeit vergeht: Schon 1973 hatte Volkswagen einen VW 412 probehalber mit einer Start-Stopp-Anlage ausgerüstet. Und vor rund 1 2 FORMEL E. 40 Jahren ging das Spritsparen der alltagstauglichen DIE ZUTATEN FÜR DAS LEGENDÄRE Art bei Volkswagen dann in Serie. Dessen Name: VOLKSWAGEN ERFOLGSKONZEPT Formel E. Ohne Verzicht auf Komfort und Nutzen, „FORMEL E“ ERGABEN AB 1980 EIN dafür mit einem spürbaren Gewinn für die Umwelt. Polo, Derby, Golf, Jetta, Passat und Santana waren ECHTES SPAR-ERFOLGSREZEPT. mit der neuen Technik lieferbar, die beeindruckende HEUTE SORGT DER GOLF 1.5 TSI1 MIT Einsparpotenziale von einem bis sogar knapp zwei Bitte dem Pfeil folgen: SEINER SEGELFUNKTION FÜR Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer Fahrstrecke er- 1 Eins, zwei, drei … E! Selbst- 3 Schalten und Walten im richtigen Moment konnten ÄHNLICHE EINSPARPOTENZIALE. brachte. Getestet und verbrieft übrigens von den bewusst prangte das E auf Sparfüchse dank des damaligen Testern der Fachzeitschrift „auto, motor den Schaltknäufen der Formel-E leuchtenden Pfeilsymbols und sport“ (ams). „Ein derart komplettes Sparpaket Volkswagen – und markierte da- in den Kombi-Instrumenten mit den jeweils höchsten Gang. bietet sonst keiner“, urteilte ams im März 1981. Allen Im Bild: der Polo Schaltknauf. der Formel-E-Modelle. genannten Modellen gemeinsam war der besonders lang ausgelegte jeweils höchste Gang, der in Form 2 Die Taste für den Kurzbefehl: Sauber integriert im rechten eines orange gefärbten „E“ auf dem Schaltknauf Lenkstockhebel von Passat und ausgewiesen wurde. Zudem hatten die Volkswagen Santana befand sich der Schalter Entwickler die Verdichtungen der Reihenvierzylinder- für die Start-Stopp-Funktion. Be- quem und sicher zu erreichen – Motoren erhöht. man gewöhnte sich schnell daran. DIE SEGELFUNKTION 2.0 „E“ wie „Economy“ – diesem Credo entsprach auch 3 Kennzeichen E: Der unüber- sehbare und gleichzeitig unauf- die Schaltanzeige im Kombi-Instrument der Formel- dringliche Schriftzug verwies E-Modelle, die den verbrauchsgünstigsten Moment auf die Spritspar-Modelle von zum Wechsel in den nächsthöheren Gang per Leucht- Volkswagen – ebenso der Heck- spoiler des gezeigten Passat. pfeil anzeigte. Außen verrieten die – modellabhängig vorhandenen – strömungsgünstigen Aerodynamik- Kits an Front und Heck sowie der dezente „Formel E“-Schriftzug die Sparfüchse aus Wolfsburg. Und exklusiv für Passat und Santana bot Volkswagen ein Laufen lassen, segeln(d) fahren – im aktuellen Golf weltweit erstmals in Serie gebautes Start-Stopp- 1.5 TSI BlueMotion1 und Golf Variant 1.5. TSI Blue- System an – einfach per Schalter am Lenkstockhebel Motion2 ist das jederzeit möglich. Die Funktion aktivierbar. Weil Benzin eben schon damals etwas „Freilauf Motor Aus“ in Verbindung mit DSG macht’s war, was man sich sparen konnte. möglich. Denn berührt man das Gaspedal nicht, während das Fahrzeug rollt, schaltet sich der Motor Formel E – eine gute Idee. bis maximal 130 km/h vollständig ab. Und die vier Zylinder gönnen sich eine Auszeit. Das spart be- kanntlich Energie, was im Falle des Golf 1.5 TSI einen Verbrauch von lediglich 4,8 Litern auf 100 Kilometer bedeutet. Eine leichte Lithium- Ionen-Batterie sorgt derweil beim „Segeln“ für die Aufrechterhaltung aller elektrischen Funktionen. Da springt der Spar-Funke über. 1 Golf 1.5 TSI ACT BlueMotion DSG (96 kW/130 PS) – Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 6,2 – 6,1 / außerorts 4,2 – 4,1 / kombiniert 4,9 – 4,8; CO2-Emissionen (kombiniert) in g/km: 113 – 110, Effizienzklasse: A. 2 Golf Variant 1.5 TSI ACT BlueMotion DSG (96 kW/130 PS) – Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 6,2 – 6,1/ 28 außerorts 4,2 – 4,1/ kombiniert 4,9 – 4,8; CO2-Emissionen (kombiniert) in g/km: 113 – 110, Effizienzklasse: A. 29
Der Zeit voraus. Entwicklung Licht. Der Zeit voraus. Entwicklung Licht. K ÄFER – DIE ANFÄNGE K ÄFER – 12 VOLT BORDELEKTRIK (1967) GOLF IV – KL ARGL ASSCHEINWERFER (1997) LICHT- Große runde Augen: Die Scheinwerfer Aufgrund der 6-Volt-Elektrik erscheint Ein echter „Lichtblick“ ist die auf 12 Volt führt, ab 1971 halten nochmals stärkere Ein Quantensprung: Der Golf IV präsen- Die Streuscheibe hatte ausgedient, der des frühen Volkswagen Typ 1 prägten die Lichtausbeute im Käfer aus heutiger erstarkte Bordelektrik ab 1967. Die H4-Scheinwerfer Einzug im Käfer. tierte sich ab 1997 als Innovationsträger. Freiformreflektor erhöhte deutlich die sein Erscheinungsbild entscheidend. Sicht bescheiden. Aber sie entsprach Position der Scheinwerfer am Käfer ver- Damit verfügt das Erfolgsmodell von „Mit diesem Scheinwerfer setzten wir nutzbare Lichtintensität. Die neuen Waren die Scheinwerfer beim Prototyp dem zeitgenössischen Standard und er- ändert sich ebenfalls: Ab dem erwähnten Volkswagen über die erste Lampe mit neue Maßstäbe – mit der Gestaltung Scheinwerfer prägten fortan das Marken- V3 (kleines Bild) noch aufgesetzt, reichte die gesetzlichen Lichtwerte. Beim Jahr sind sie „stehend“ ausgeführt und Halogentechnik für Abblend- und des Innenlebens! Die neue Technologie gesicht und verliehen der Fahrzeugfront JAHRE. wurden sie beim Käfer bereits in die Käfer kamen ab 1960 geänderte Schein- sorgen für ein verändertes, modernes Fernlicht, welche die Sichtweite übrigens (Kunststoff-Freiformreflektor) ermög- einen eigenen Ausdruck, unter Wahrung Fahrzeugfront integriert. werfer für asymmetrisches Abblendlicht Erscheinungsbild. 1969 wird zudem das verdoppelt. Gute Aussichten! lichte es nun, die Augen des Fahrzeugs des typischen Volkswagen Designs. zum Einsatz. Licht war funktional. Rund, Halogenlicht bei Volkswagen einge- neu zu interpretieren und zu definieren“, Auch die Kombination von Xenonlicht mit Streuscheibe, zweidimensional. fasst Michael Werner die große tech- und Klarglasscheinwerfer war erhältlich. nische Entwicklung knapp zusammen. „Vertrautes Käfer-Gesicht, ZWISCHEN DEN BILUX-SCHEINWERFERN „Als hätte das Auto nur frischer. Entwicklung DES 6-VOLT-KÄFERS UND DEN LICHT- die Augen geöffnet.“ ist immer auch Evolution.“ SZENARIEN ZUKÜNFTIGER MODELLFAMILIEN SA NDR A ST U R M AT MIC HA E L W E RN E R LIEGEN LICHTJAHRE DER ENTWICKLUNG. DOCH VOR ALLEM PRÄGEN NEUE WERK- „Licht war erst einmal STOFFE UND TECHNIK DIE GESICHTER VON einfach nur funktional.“ MARKE UND MODELL. SANDRA STURMAT, URS RAHMEL Käfer-Prototyp V3 (1936), Replika URS RAHMEL UND MICHAEL WERNER VON VOLKSWAGEN DESIGN KOMMENTIEREN EXKLUSIV DIE WICHTIGSTEN STATIONEN AUF DEM WEG VON DER FUNKTIONALEN BELEUCHTUNG ZUM LICHTDESIGN. Über Jahrzehnte hinweg waren Autoscheinwerfer rund. Anfangs, wie bei Kutschen, frei stehend montiert, nur eben neben großen Kühlermasken. Mit Einführung der Großserie gerieten Autos kompakter und Leuchten wurden in die Karos- serien integriert. So begannen Form, Größe und Anordnung von Scheinwerfern Markengesichter zu prägen. Die runden Scheinwerfer verliehen dem Käfer seine typischen freundlich dreinblickenden „Augen“. Die Käfer-Fronten veränderten sich, aus den „liegenden“ wurden „stehende“ Scheinwerfer. Neue Modelle mit neuen Gesichtern kamen hinzu: der 411 mit ovalen Hauptscheinwerfern, der K 70 mit Breitband-Leuchten, Passat, Golf ... Doch das Spektrum der Formgebung blieb begrenzt, bis neue Materialien und Verarbeitungstechniken das Lichtdesign revolutionierten: Die Klarglasscheinwerfer mit Kunststoff-Freiformreflektor, die erstmals 1997 einen Serien Volkswagen prägten (Golf IV), gingen außerdem zurück auf das 1995 innerhalb von Volkswagen Design neu gegründete Scheinwerfer-Team. Dank CAD-Daten kann seitdem ganzheitlich gestaltet werden – ein neues Terrain für Volkswagen Designer. Xenon und LED erhellen den Weg zu Technik und Design von morgen. Brezel-Käfer (1951) Käfer 1300 (1969) Golf IV (2002) 30 31
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