GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp

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GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
GRÜN BLAU BEIGE
         KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN
                 ZEIGEN WIE‘S GEHT

Abschlussdokumentation des Projektes KlimawandelAnpassungsCOACH RLP

                                  Projektträger:               Kooperationspartner:

                                                                      MINISTERIUM FÜR UMWELT,
                                                                      ENERGIE, ERNÄHRUNG
                                                               KOMPETENZZENTRUM
                                                                      UND FORSTEN
                                                               FÜR KLIMAWANDELFOLGEN

                      www.stiftung-oekologie-u-demokratie.de
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                                                                                       INHALT

                                                                                           Vorwort                                                              4

                                                                                           Grußwort                                                             5

                                                                                       1   Das Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“                         6
KlimawandelAnpassungsCOACH RLP:
Klimawandelanpassung in Kommunen

Herausgeber:
                                                                                       2   Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz                                 8
Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V.
Siemensring 54
76761 Rülzheim
                                                                                       3   7 Schritte für eine erfolgreiche Klimawandelanpassung in Kommunen   16
Ausarbeitung im Rahmen des Projekts

Projektträger:
Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V.
Kooperationspartner:                                                                   4   Klimaresiliente Stadtentwicklung – Das 3-Farben-Prinzip             29
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen

                                                                                                                                                                     KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
Bearbeitung:
Christian Kotremba, Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V.                         5   Projekt-Outputs und Öffentlichkeitsarbeit                           44

Zitierhinweis:
Kotremba, C. (2021): Grün, Blau, Beige - Klimaangepasste Kommunen zeigen wie`s geht.
Abschlussdokumentation des Projektes KlimawandelAnpassungsCOACH RLP.                   6   Resümee der teilnehmenden Kommunen                                  46

Bildrechte Titelseite:
Klimafreundliche Grundschule in Koblenz
© Stadt Koblenz

Kühlende Wasserspiele in Zweibrücken
© Christian Kotremba, Stiftung für Ökologie und Demokratie e. V.

UmweltLernSchule Plus in Niederzissen - Holz und Gebäudegrün vereint
© Hannsjörg Pohlmeyer, Holzbaucluster Rheinland-Pfalz

Gestaltung:
Stadtberatung Dr. Sven Fries

Jahr:
2021
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
4                                      VORWORT                                                                                                                                                                                                                                                GRUSSWORT          5

                                                       VORWORT                                                                                                                      GRUSSWORT
                                                                                                                     den 15 unterschiedlichen Naturräumen in Rheinland-Pfalz                                                                           kommunale Klimawandelanpassung abgeleitet wurden. Für
                                                                                                                     im Hinblick auf notwendige Anpassungen an den bereits                                                                             viele andere Kommunen und Kreise im Land mit vergleichbaren
                                                                                                                     deutlich spürbaren Klimawandel zu coachen. In 3 Phasen                                                                            Herausforderungen und Strukturen können die Projektergeb-
                                                                                                                     wurden jeweils 5 Kommunen innerhalb eines Zeitraumes                                                                              nisse als Blaupause dienen. Eine weitere wichtige Erkenntnis:
                                                                                                                     von ca. 10 Monaten für die Klimawandelanpassung fit ge-                                                                           Klimaschutz und Anpassung sind zwei Seiten einer Medaille und
                                                                                                                     macht. Unsere Herangehensweise, für die wir eine eigene                                                                           sollten daher auf kommunaler Ebene zusammen gedacht und
                                                                                                                     Methode entwickelt haben, werden in dieser Broschüre                                                                              behandelt werden.
                                                                                                                     unter „Empfehlungen zur erfolgreichen kommunalen Klima-
                                                                                                                     wandelanpassung in 7 Schritten“ dargestellt.                                                                                      Was hat uns besonders überrascht?
                                                                                                                     Bundesweite Aufmerksamkeit erreichte das Projekt durch                                                                            Um es auf den Punkt zu bringen: Das Projekt hat unsere Erwar-
                                                                                                                     die Auszeichnung mit dem renommierten Preis „Blauer                                                                               tungen übertroffen. Zwei Aspekte sind für mich dabei besonders
                                                                                                                     Kompass“ des Umweltbundesamtes (UBA) in der Kategorie                                                                             herauszustellen: Es ist nicht nur gelungen, im Dialog mit Verwal-
                                                                                                                     Vereine / Stiftungen sowie durch zahlreiche Veröffentlichun-                                                                      tungsakteuren Maßnahmen zu erarbeiten und den Weg zur Um-
                                                                                                                     gen in Lokalzeitungen, Fachzeitschriften sowie im Hörfunk                                                                         setzung in die Praxis zu skizzieren, sondern es konnten – als „Kür“
                                                                                                                     und Fernsehen über außergewöhnliche Mitmach-Aktionen.                                                                             des Projekts - sogar erste Maßnahmen umgesetzt bzw. gestartet
                                                                                                                     Die Preisverleihung des „Blauen Kompass“ im Rahmen                                                                                werden.
                                                                                                                     einer digitalen Feierstunde mit der Bundesumweltministe-                                                                          Und zweitens hat das Projekt in kurzer Zeit überregionale Be-
                                                                                                                     rin Svenja Schulze und dem UBA-Präsidenten Prof. Dr. Dirk                                                                         kanntheit erlangt. Andere Bundesländer haben das Konzept für
                                                                                                                     Messner am 6. November 2020 war ein ganz besonderer                                                                               eigene Anpassungsstrategien aufgegriffen. Die Verleihung des
                                                       Sehr geehrte Damen und Herren,                                Höhepunkt.                                                     Liebe Leserinnen und Leser,                                        Blauen Kompass des Umweltbundesamtes unterstreicht die Aus-
                                                                                                                     Mein besonderer Dank gilt unserem engagierten wissen-                                                                             strahlung über Rheinland-Pfalz hinaus.
                                                       das 3-jährige Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“                                                                       Rheinland-Pfalz ist innerhalb Deutschlands besonders stark vom
                                                                                                                     schaftlichen Mitarbeiter Christian Kotremba, unserem
                                                       der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. war sehr er-                                                                   Klimawandel betroffen. Regional und lokal sind die Folgen vor      Wie geht es weiter?
                                                                                                                     Kooperationspartner, dem Rheinland-Pfalz Kompetenz-
                                                       folgreich, weil viele Kommunen in Rheinland-Pfalz von der                                                                    allem von Starkregen, Hitze und Trockenheit unmittelbar spürbar.   Der KlimawandelAnpassungsCOACH RLP hat der kommunalen
                                                                                                                     zentrum für Klimawandelfolgen, für ihre fachliche Unter-
                                                       Notwendigkeit, Anpassungsmaßnahmen an den Klima-                                                                                                                                                Anpassung an den Klimawandel in Rheinland-Pfalz einen deut-
                                                                                                                     stützung und Zusammenarbeit durch deren Leiter, Herrn Dr.
                                                       wandel bei den künftigen Planungen in Angriff zu nehmen,                                                                     Warum haben wir uns an dem Projekt beteiligt?                      lichen Anschub verliehen. Eine Reihe weiterer Kommunen hat
                                                                                                                     Ulrich Matthes mit seinem Team, Frau Dr. Astrid Kleber und
                                                       überzeugt werden konnten und erste Projekte sogar umge-                                                                      Die einleitenden Worte weisen bereits auf die große Bedeutung      die Bedeutung des Themas erkannt und Coachingbedarf an-
                                                                                                                     Herrn Dr. Tilmann Sauer sowie unseren weiteren Partnern,
                                                       setzt wurden wie die Umwandlung von Schotter- in Stau-                                                                       der kommunalen Anpassung an den Klimawandel hin. Diese ist         gemeldet. Für uns ist das Ansporn und Aufgabe zugleich, die
                                                                                                                     dem Büro Stadtberatung Dr. Fries, dem Deutschen Wetter-
                                                       dengärten. Es ist über die Modellkommunen hinaus gelun-                                                                      neben dem Klimaschutz im Baugesetzbuch als sogenannter ab-         Anpassung auf der lokalen Ebene über das Projekt hinaus zu
                                                                                                                     dienst, der Gartenakademie des DLR Rheinpfalz, dem Holz-
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                       gen, weitere Kommunen in Rheinland-Pfalz für die Thematik                                                                    wägungsrelevanter Tatbestand verankert. Doch was bedeutet          unterstützen, das Coaching zu verstetigen und möglichst viele
                                                                                                                     bau-Cluster RLP und der AgroScience GmbH.
                                                       der Klimawandelanpassung zu sensibilisieren.                                                                                 das, und wie kann die Anpassung in kommunale Verwaltungs-          Kommunen zu beraten – auf dem Weg zu einer nachhaltigen
                                                                                                                     Ich wünsche den Leserinnen und Lesern dieser Broschüre,
                                                       Das Projekt war durch eine Förderung des Bundesministeri-                                                                    abläufe integriert werden? Das sind Fragen, die uns seit langem    Entwicklung und als Daseinsvorsorge für eine lebenswerte Zu-
                                                                                                                     dass sie durch unsere Erkenntnisse und Erfahrungen auch
                                                       ums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)                                                                    berühren und es sind auch jene Fragen, die das Projekt Klima-      kunft. Dabei wollen wir zusammen mit den Kooperationspart-
                                                                                                                     zu Klimawandelanpassungs-Maßnahmen angeregt werden.
                                                       in Höhe von nahezu 300.000 € aus der Deutschen Anpas-                                                                        wandelAnpassungsCOACH adressierte. Die Beteiligung und             nern im Land die Themen Hochwasserschutz, Klimaschutz und
                                                       sungsstrategie an den Klimawandel (DAS) und durch die                                                                        Unterstützung des Vorhabens war daher für uns keine Frage. Im      Anpassung verbinden.
                                                       Kooperationspartnerschaft mit dem Rheinland-Pfalz Kom-                                                                       Gegenteil: Nutzen und Mehrwert waren offenkundig und boten         Ein Förderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz ab 2021 kann
                                                       petenzzentrum für Klimawandelfolgen mit Sitz in Trippstadt                                                                   die willkommene Gelegenheit, die kommunale Anpassung in            uns in unseren Bemühungen unterstützen: Gemeinden, Ge-
                                                       möglich geworden.                                             Hans-Joachim Ritter                                            Rheinland-Pfalz als zuständige Landesinstitution voranzubringen.   meindeverbände und Zweckverbände haben die Möglichkeit,
                                                       Die Aufgabe des Projekts bestand darin, 15 Modellkom-                                                                                                                                           Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gefördert zu
                                                       munen (3 Landkreise, 3 kreisfreie Städte, 2 kreisangehörige   Vorsitzender der Stiftung für                                  Was wurde aus Sicht des Kompetenzzentrums für die kom-
                                                                                                                                                                                                                                                       bekommen.
                                                       Städte, 6 Verbandsgemeinden und eine Ortsgemeinde) aus        Ökologie und Demokratie e.V.                                   munale Anpassung erreicht?
                                                                                                                                                                                                                                                       Ich wünsche Ihnen eine interessante und inspirierende Broschüre.
                                                                                                                                                                                    Das Projekt hat praktische Beispiele für die kommunale Anpas-
                                                                                                                                                                                    sung an den Klimawandel generiert. Besonders wertvoll ist für
                                                                                                                                                                                    uns, dass Kommunen und Landkreise unterschiedlicher geo-
                                                                                                                                                                                                                                                       Dr. Ulrich Matthes
                                                                                                                                                                                    grafischer Lage, Verwaltungsstruktur, Landnutzungsverhältnisse
                                                                                                                                                                                    und Größe teilgenommen haben. Durch das Coaching konnten           Leiter Rheinland-Pfalz
                                                                                                                                                                                    fördernde und hemmende Faktoren von Verwaltungshandeln             Kompetenzzentrum für
                                                                                                                                                                                    abgeleitet werden, aus denen wertvolle Empfehlungen für die        Klimawandelfolgen
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
6                                      DAS PROJEKT „KLIMAWANDELANPASSUNGSCOACH RLP“                                                                                                                                                                                      DAS PROJEKT „KLIMAWANDELANPASSUNGSCOACH RLP“                             7

                                                       1 DAS PROJEKT
                                                         „KLIMAWANDELANPASSUNGSCOACH RLP“

                                                       Das Projekt „KlimawandelAnpassungs-
                                                       Coach RLP“ unterstützte im Zeitraum
                                                       April 2018 bis März 2021 ausgewählte
                                                       Kommunen und Kreise in Rheinland-
                                                       Pfalz bei der Anpassung an die Folgen
                                                       des Klimawandels. Das Leuchtturm-
                                                       projekt wurde durch das Bundesminis-
                                                       terium für Umwelt, Naturschutz und
                                                       nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. In
                                                       dieser Zeit wurden 15 Pilotkommunen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Abb. 2:    Projektablauf in den
                                                       aus unterschiedlichen Naturräumen,                                                                                                                                                                                                                                              Kommunen

                                                       von Ortsgemeinden und Verbands-
                                                       gemeinden über Landkreise bis hin zu                                                                                    Kernziel des Projektes war es, Kommunen in Rheinland-                                                   Klimawirkungsanalyse, individuelle Workshops und Fach-
                                                       Städten, bei der Anpassung an den Kli-                                                                                  Pfalz zum Thema Anpassung an die Folgen des Klima-                                                      gespräche zur Ausarbeitung von Maßnahmenvorschlä-
                                                       mawandel unterstützt (s. Abb. 1).                                                                                       wandels zu beraten, auf ihrem Weg zur Anpassung zu                                                      gen, Integrationshilfen zur Überführung der Anpassung
                                                                                                                                                                               begleiten und Unterstützung bei der Integration des                                                     in Planungsinstrumente sowie eine begleitende Unter-
                                                       Projektträger war die Stiftung für Öko-                                                                                 Themas in Verwaltungsabläufe zu bieten.                                                                 stützung und Beratung bei der Umsetzung von Anpas-
                                                       logie und Demokratie e. V. Das Rhein-                                                                                   Die Inhalte des Coachings umfassten unter anderem die                                                   sungsmaßnahmen und dem Ausbau der Öffentlichkeits-
                                                       land-Pfalz   Kompetenzzentrum        für                                                                                Vermittlung von Wissen zu den Themen Klimawandel                                                        arbeit (s. Abb. 3).
                                                       Klimawandelfolgen unterstützte das                                                                                      und Klimawandelanpassung, eine kommunenspezifische
                                                       Projekt als Kooperationspartner. Als
                                                       Auftragnehmer fungierte das Büro
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                       Stadtberatung Dr. Sven Fries. Weitere                                                                                                              Monitoring und Evaluation                                              Maßnahmenableitung und -entwicklung

                                                       Partner waren der Deutsche Wetter-
                                                       dienst (DWD), das Landesamt für Um-
                                                       welt RLP, die RLP AgroScience GmbH,                                                                                         Erfassung der klimatischen Ausgangssituation

                                                       die Gartenakademie des DLR Rhein-
                                                       pfalz und das Holzbau-Cluster RLP.

                                                                                                   Abb. 1:   Übersicht aller gecoachten Kommunen

                                                                                                                                                                                                                                      Transfer der Kenntnisse in die Region

                                                       Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurden in drei        tungen, Vorstellungen in Ausschüssen, Mitmachaktionen,
                                                       Coaching-Phasen jeweils fünf Kommunen für etwa zehn            Netzwerktreffen und eine Abschlussveranstaltung bein-      Betroffenheitsanalyse und Gefährdungsabschätzung in
                                                                                                                                                                                                                                                        Unterstützung bei der Maßnahmenumsetzung
                                                                                                                                                                                 relevanten Handlungsfeldern
                                                       Monate gecoacht. Das Coaching lief nach einem im Pro-          haltete. Begleitend wurden Transfergespräche mit Kom-
                                                       jekt entwickelten Schema ab, welches unter anderem ein         munen aus Rheinland-Pfalz geführt, um die Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                                                                              Integration in Planungsinstrumente, Abläufe
                                                       Initialgespräch, Vor-Ort-Begehungen, Workshops, ver-           aus den Modellkommunen in die Region zu transferieren                                                                                                   und Strukturen

                                                       tiefende Themengespräche, öffentliche Info-Veranstal-          (s. Abb. 2).                                                                                                                                                                                           Abb. 3:    Projektinhalte
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
8                                      DAS PROJEKT „KLIMAWANDELANPASSUNGSCOACH RLP“                                                                                                                                              KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ      9

                                                       Das Projekt hat zu einer ausgeprägten Sensibilisie-     Coaching konnten fördernde und hemmende Fakto-
                                                       rung zum Thema Klimawandelanpassung in Rhein-           ren von Verwaltungshandeln abgeleitet werden, aus
                                                       land-Pfalz beigetragen. Es erlangte durch eine breite   denen wertvolle Empfehlungen für die kommunale
                                                       Öffentlichkeitsarbeit   überregionale   Bekanntheit,    Klimawandelanpassung abgeleitet wurden.                                     Klimafakten für RLP – bis heute:
                                                       so dass die Projektergebnisse auf zahlreichen Ver-      Für die erfolgreiche Arbeit wurde das Projekt im Sep-
                                                       anstaltungen auch außerhalb von Rheinland-Pfalz         tember 2020 für den Deutschen Lokalen Nachhaltig-
                                                       vorgestellt wurden. Andere Bundesländer greifen         keitspreis „ZeitzeicheN“ nominiert und im November
                                                       bereits erste im Projekt entwickelte Methoden für       2020 durch das Bundesministerium für Umwelt, Na-
                                                       ihre eigene Anpassungsstrategie auf. Das Projekt hat    turschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie das              »   Anstieg der Jahresmitteltemperatur seit der vorindustriellen Zeit um rund 1,6 °C
                                                       in kurzer Zeit der kommunalen Klimawandelanpas-         Umweltbundesamt durch den „Blauen Kompass“,                        (s. Abb. 5)
                                                       sung in Rheinland-Pfalz einen deutlichen Anschub        einem renommierten nationalen Preis zur Klimawan-
                                                       verliehen. Eine Vernetzung mit anderen Akteuren         delanpassung, ausgezeichnet (s. Abb. 4).                       »   alle Jahreszeiten sind im Mittel wärmer geworden
                                                       und Partnern des Landes ist gelungen. Durch das
                                                                                                                                                                              »   deutliche Temperaturerhöhung vor allem in den letzten Jahrzehnten
                                                                                                                                                                                  (9 der 10 wärmsten Jahre seit den 2000er Jahren)

                                                                                                                                                                              »   Das Jahr 2020 war mit 11,0 °C das bisher wärmste Jahr in Rheinland-Pfalz. An zweiter Stelle
                                                                                                                                                                                  liegt 2018, an dritter das Jahr 2014.

                                                                                                                                                                              »   Der Niederschlag zeigt im Winter eine deutliche Zunahme, im Frühjahr und Herbst eine leichte
                                                                                                                                                                                  (nicht signifikante) Zunahme und im Sommer eine leichte (nicht signifikante) Abnahme
                                                                                                                                                                                  (s. Abb. 6)

                                                                                                                                                                              »   Zunahme extremer Wetterereignisse
                                                                                                                                                                                  -    winterliche Starkniederschläge intensiver und häufiger
                                                                                                                                               Abb. 4:   Blauer Kompass           -    sommerliche Starkniederschläge im Jahr 2018 und 2019 mit nie zuvor registrierten
                                                                                                                                                                                       Intensitäten und Folgeerscheinungen (Sturzfluten, Hochwasser und Erosion),
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                       KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                                                                                       zum Beispiel in Herrstein (Hunsrück, LK Birkenfeld) und Kirchen (Sieg)
                                                                                                                                                                                  -    kleine und mittlere Hochwasser haben seit Ende der 1970er Jahre zugenommen
                                                                                                                                                                                  -    Zunahme der Hitzetage (im Mittel um 5 Tage seit den 1950er Jahren) (s. Abb. 7). Im Oberrhein-
                                                       2 KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                                                                          graben heute im Mittel bereits 17 Hitzetage pro Jahr, in Hitzesommern über 20 Tage;
                                                                                                                                                                                       Aufstellung eines neuen rheinland-pfalzweiten Hitzerekords im Juli 2019 mit 40,6 °C
                                                                                                                                                                                       (Trier-Petrisberg).
                                                       Rheinland-Pfalz ist durch ein westeuropäisch-atlantisches   Becken aufgrund des höheren Ausgangsniveaus beson-             -    Zunahme von Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen
                                                       Klima geprägt, das durch milde Winter, gemäßigte Som-       ders stark zu spüren. Extreme Wetter- und Witterungser-        -    Zunahme von Tropennächten (insbesondere in den urbanen Räumen)
                                                       mer und geringe bis mittlere jährliche Niederschlags-       eignisse wie Starkregen, Hitze, Trockenheit, Dürre sowie
                                                       mengen gekennzeichnet ist. Innerhalb Deutschlands           Hoch- und Niedrigwasser und die daraus resultierenden      »   Zunahme der Sonnenscheindauer (> 80 Std. seit den 1950er Jahren)
                                                       zählt Rheinland-Pfalz mit zu den am stärksten vom Kli-      Folgen (zum Beispiel gesundheitliche Belastung, Gebäu-
                                                       mawandel betroffenen Regionen. Insbesondere bezogen         deschäden durch Sturzfluten, Absterben von Stadtgrün       »   Vegetationszeit beginnt nahezu mehr als 3 Wochen früher (gegenüber 1951 bis 1980) –
                                                       auf den Parameter Temperatur (Mitteltemperaturen, Hit-      und Bäumen, neue Krankheiten übertragende Arten)               Winter deutlich kürzer (s. Abb. 8)
                                                       zetage, Tropennächte) ist der Klimawandel in den großen     treten immer häufiger auf. Folgende Zahlen belegen den
                                                       Flusstälern von Rhein, Mosel und Nahe, im Oberrhein-        Klimawandel in Rheinland-Pfalz und zeigen die zukünf-
                                                       graben, in Rheinhessen sowie im Koblenz-Neuwieder           tige Entwicklung auf.
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
10                                                 KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                         11

                                                                                                               Entwicklung der Temperatur im Kalenderjahr (Jan−Dez)                                                                                                                                                                                                                                                                                                Phänologische Uhr für Rheinland−Pfalz
                                                                                                                    im Bundesland Rheinland−Pfalz im Zeitraum 1881 bis 2020                                                                                                                                                                                                                                                                                  Leitphasen, mittlerer Beginn und Dauer der phänologischen Jahreszeiten
                                                                                11,0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zeiträume 1951−1980 und 1990−2019 im Vergleich
                                                                                          signifikanter Anstieg (1,6 °C)
                                                                                                                                                                                                                                                           2,5
                                                                                10,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          1990−2019
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Vegetationsruhe                                     98 Tage
                                                                                                                                                                                                                                                           2,0

                                                                                                                                                                                                                                                                  Abweichung der Temperatur (°C)
                                                                                10,0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     vom langjährigen Mittel 1881−1910
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    (Blattfall Stieleiche)
                                                                                                                                                                                                                                                     9,7                                                                                                                                                                                                                                  1951−1980
                                                                                                                                                                                                                                                           1,5
                                                                                 9,5                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       116 Tage                                        Vorfrühling
                                                          Temperatur (°C)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Spätherbst                                                                                               (Blüte Hasel)
                                                                                                                                                                                                                                                           1,0                                                                                                                                                    (Blattverfärbung Stieleiche)                                                                                   41
                                                                                 9,0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        19                                Dez     Jan
                                                                                                                                                                                                                                                           0,5                                                                                                                                                                                                                   Nov                     Feb
                                                                                 8,5                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Vollherbst                                       Okt                           Mrz
                                                                                 8,1                                                                                                                                                                       0,0                                                                                                                                                                                     26             16
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     (Früchte Stieleiche)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Sep                             Apr                    32         Erstfrühling
                                                                                                                                                                                                                                                           −0,5
                                                                                 7,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   26                                                    32                      (Blüte Forsythie)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Aug                    Mai
                                                                                                                                                                                                                                                           −1,0
                                                                                 7,0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Jul     Jun
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        31                27
                                                                                       1881    1890       1900       1910   1920        1930         1940       1950        1960          1970   1980         1990         2000    2010       2020                                                                                                                                                                                Frühherbst                                                                     31
                                                                                                      Jahreswerte           10 höchste Jahreswerte            10 niedrigste Jahreswerte          geglättete Zeitreihe (LOESS)     Mittel 1991−2020                                                                                                                                                                  (Früchte Schw. Holunder)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abb. 5:   Jahresmitteltemperatur                                                                                                                                                     30
                                                                                                                                               Zahlenangaben auf 1 Nachkommastelle gerundet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        39              23
                                                          Datenquelle: Deutscher Wetterdienst                                                                                    Darstellung: Rheinland−Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   in Rheinland-Pfalz                                                                                               18
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Vollfrühling
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       (Blüte Apfel)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Spätsommer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                23
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               (Früchte frühreifender Apfel)                            47
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Frühsommer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      (Blüte Schw. Holunder)
                                                                                               Entwicklung des Niederschlags im hydrologischen Sommer (Mai−Okt)                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Hochsommer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    (Blüte Sommerlinde)
                                                                                                                    im Bundesland Rheinland−Pfalz im Zeitraum 1881 bis 2020
                                                                                700                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Im äußeren Kreis ist der Zeitraum 1990−2019 dargestellt, im inneren Kreis der Referenzzeitraum 1951−1980.

                                                                                                                                                                                                                                                           60                                                                                                                                               Datenquelle: Deutscher Wetterdienst                                                    Darstellung: RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)
                                                                                650
                                                                                                                                                                                                                                                           50
                                                                                600
                                                                                                                                                                                                                                                           40
                                                                                                                                                                                                                                                                  Abweichung des Niederschlags (%)                                                                                                    Abb. 8:   Phänologische Uhr Rheinland-Pfalz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     vom langjährigen Mittel 1881−1910
                                                                                550
                                                                                                                                                                                                                                                           30
                                                          Niederschlag (l/m²)

                                                                                500                                                                                                                                                                        20

                                                                                450                                                                                                                                                                        10

                                                                                414                                                                                                                                                                         0
                                                                                                                                                                                                                                                     398

                                                                                                                                                                                                                                                           −10
                                                                                350
                                                                                                                                                                                                                                                           −20
                                                                                300
                                                                                                                                                                                                                                                           −30

                                                                                250                                                                                                                                                                        −40

                                                                                200                                                                                                                                                                        −50

                                                                                                                                                                                                                                                           −60
                                                                                150
                                                                                       1881    1890       1900       1910   1920        1930         1940       1950        1960          1970   1980         1990         2000    2010       2020
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                      Jahreswerte           10 höchste Jahreswerte            10 niedrigste Jahreswerte          geglättete Zeitreihe (LOESS)     Mittel 1991−2020
                                                                                                                                              Zahlenangaben auf 0 Nachkommastellen gerundet.                                                                                                                                             Abb. 6:   Sommerniederschläge
                                                          Datenquelle: Deutscher Wetterdienst                                                                                    Darstellung: Rheinland−Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   in Rheinland-Pfalz

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Klimawandel in der Zukunft – Klimaprojektionen
                                                                                                              Entwicklung der heißen Tage im Kalenderjahr (Jan−Dez)
                                                                                                                    im Bundesland Rheinland−Pfalz im Zeitraum 1951 bis 2020
                                                                                  22                                                                                                                                                                       18
                                                                                              signifikanter Anstieg (5 d)
                                                                                 20                                                                                                                                                                        15

                                                                                  18
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Klimaprojektionen geben Auskunft über mögliche Ent-                                             beiden Szenarien zeigen den Korridor an möglichen Kli-
                                                                                                                                                                                                                                                           12
                                                                                                                                                                                                                                                                  Abweichung der heissen Tage (d)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     vom langjährigen Mittel 1951−1980

                                                                                  15
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               wicklungen des Klimas in der Zukunft. Sie sind das Er-                                          maveränderungen auf. Bei der möglichen zukünftigen
                                                                                                                                                                                                                                                           10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               gebnis der Anwendung von Klimamodellen, die auf                                                 Niederschlagsentwicklung sind die Unsicherheiten in
                                                          Heiße Tage (d)

                                                                                  12                                                                                                                                                                       8
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Basis von Emissions- und Konzentrationsszenarien von                                            den Klimaprojektionen noch recht groß. Es zeigen sich
                                                                                  10                                                                                                                                                                 10
                                                                                                                                                                                                                                                           5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Treibhausgasen Klimaveränderungen modellieren. Für                                              in den Projektionen sowohl eine mögliche Abnahme der
                                                                                   8                                                                                                                                                                       2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Rheinland-Pfalz ist ein Temperaturanstieg bis 2100 um                                           Niederschlagsmengen im Sommer (s. Abb. 10) als auch
                                                                                   5                                                                                                                                                                       0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               weitere 1,0 bis 1,5 °C (Emissionsszenario RCP2.6: „starker                                      eine mögliche Zunahme der Niederschlagsmengen im
                                                                                   2                                                                                                                                                                       −2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Klimaschutz“) beziehungsweise 2,5 bis 4,5 °C (Emissions-                                        Winter. Bezogen auf den Niederschlag im Gesamtjahr so-
                                                                                   0
                                                                                       1951              1960               1970                     1980                   1990                 2000                     2010                2020                                                                                                                             szenario RCP8.5: „kein Klimaschutz“) gegenüber dem Re-                                          wie in den Übergangsjahreszeiten zeigen die Projektio-
                                                                                                      Jahreswerte           10 höchste Jahreswerte            10 niedrigste Jahreswerte          geglättete Zeitreihe (LOESS)     Mittel 1991−2020

                                                          Datenquelle: Deutscher Wetterdienst
                                                                                                                                              Zahlenangaben auf 0 Nachkommastellen gerundet.
                                                                                                                                                                                 Darstellung: Rheinland−Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abb. 7:   Entwicklung der Hitzetage   ferenzzeitraum 1971 bis 2000 möglich (s. Abb. 9). Diese                                         nen keine eindeutige Richtungstendenz.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   in Rheinland-Pfalz
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
12                                                 KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                                                                     13

                                                                                                            Projektionen der Entwicklung der mittleren Temperatur im Kalenderjahr                                                                                                                                                                                                       Projektionen der Entwicklung der mittleren Anzahl an heissen Tagen im Kalenderjahr
                                                                                                                                  im Bundesland Rheinland−Pfalz bis Ende des 21. Jahrhunderts                                                                                                                                                                                                                              im Bundesland Rheinland−Pfalz bis Ende des 21. Jahrhunderts
                                                                                                                                                                                                                                                                                             5                                                                                                                                                                                                                                                                                        40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   45
                                                                                     13.5                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        RCP 8.5: „kein Klimaschutz“
                                                                                                                                                                                                                                                                                             4.5                                                                                                                                                                                                                                                                                      35
                                                                                                                                                                                                                                        RCP 8.5: „kein Klimaschutz“                                                                                                                40
                                                                                     13.0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Mittlere Anzahl an heissen Tagen (−)
                                                                                                                                                                                                                                                                                             4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Änderungssignal (°C) gegenüber
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      30

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Änderungssignal (−) gegenüber
                                                                                     12.5                                                                                                                                                                                                                                                                                          35

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Bezugszeitraum 1971−2000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bezugszeitraum 1971−2000
                                                                                                                                                                                                                                                                                             3.5
                                                     Mittlere Temperatur (°C)

                                                                                     12.0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             25
                                                                                                                                                                                                                                                                                             3                                                                                     30

                                                                                     11.5                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             20
                                                                                                                                                                                                                                                                                             2.5                                                                                   25
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       1951−1980:          1971−2000:          1991−2020:
                                                                                     11.0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  5                    6                  10
                                                                                            1881−1910:                                                                           1971−2000:          1991−2020:                                                                              2                                                                                                                                                                                                                                                                                        15
                                                                                              8,1 °C                                                                               8,9 °C              9,7 °C                                                                                                                                                                      20
                                                                                     10.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                             1.5                                                                                                                                                                                                                                                                                      10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   15
                                                                                     10.0
                                                                                                                                                                                                                                                                                             1
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      5
                                                                                      9.5                                                                                                                                                                                                                                                                                          10
                                                                                                                                                                                                                                                                                             0.5
                                                                                                                                 Beobachtung                                                                                          RCP 2.6: „starker Klimaschutz“
                                                                                      9.0                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             0
                                                                                                                                                                                                                                                                                             0                                                                                      5

                                                                                      8.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Beobachtung                                                                                          RCP 2.6: „starker Klimaschutz“
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −0.5                                                                                                                                                                                                                                                                                     −5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   0
                                                                                     8.0
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −1                                                                                                                                                                                                                                                                                       −10

                                                                                              1910       1920   1930      1940      1950     1960      1970     1980      1990      2000      2010     2020       2030    2040      2050     2060      2070     2080      2090      2100                                                                                                1910    1920     1930      1940      1950     1960      1970     1980       1990     2000       2010     2020       2030   2040      2050     2060      2070     2080      2090      2100
                                                                                                  Dargestellt sind gleitende 30−jährige Mittelwerte. Das angegebene Jahr bezieht sich auf das Endjahr der 30−jährigen Periode: 2100 = Zeitraum 2071−2100. Zahlenangaben gerundet.                                                                                                          Dargestellt sind gleitende 30−jährige Mittelwerte. Das angegebene Jahr bezieht sich auf das Endjahr der 30−jährigen Periode: 2100 = Zeitraum 2071−2100. Zahlenangaben gerundet.
                                                     Beobachtungsdaten: DWD, Klimaprojektionen: RLP−Ensemble, bereitgestellt durch DWD (Datengrundlage CORDEX und ReKliEs−De)                                                       Darstellung: RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)                               Beobachtungsdaten: DWD, Klimaprojektionen: RLP−Ensemble, bereitgestellt durch DWD (Datengrundlage CORDEX und ReKliEs−De)                                                         Darstellung: RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)

                                                   Abb. 9:                            Zukunftsprojektionen der Temperatur                                                                                                                                                                                                                 Abb. 11: Zukunftsprojektionen der Hitzetage

                                                                                                  Projektionen der Entwicklung des mittleren Niederschlags im Sommer (Jun−Aug)
                                                                                                                                  im Bundesland Rheinland−Pfalz bis Ende des 21. Jahrhunderts                                                                                                                                            Extreme Wetterereignisse
                                                                                     270
                                                                                                                                                                                                                                                                                             30
                                                                                     260
                                                                                            1881−1910:                                                                           1971−2000:          1991−2020:
                                                                                             225 l/m²                                                                             204 l/m²            205 l/m²
                                                                                                                                                                                                                                                                                             25
                                                                                     250
                                                                                                                                                                                                                                                                                             20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     »   häufigere, stärkere und länger anhaltende Hitzeperioden (s. Abb. 11)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Änderungssignal (%) gegenüber

                                                                                     240
                                                     Mittlerer Niederschlag (l/m²)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Bezugszeitraum 1971−2000

                                                                                                                                                                                                                                                                                             15
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                     230
                                                                                                                                                                                                                                  RCP 2.6: „starker Klimaschutz“                             10
                                                                                     220

                                                                                     210
                                                                                                                                                                                                                                                                                             5                                       »   Starkniederschlag: mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig vor allem intensiver, ggf. auch häufiger
                                                                                                                                 Beobachtung                                                                                                                                                 0
                                                                                     200
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −5
                                                                                     190
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −10
                                                                                     180
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     »   längere und intensivere Trocken- bis hin zu Dürrephasen
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −15
                                                                                     170
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −20
                                                                                     160
                                                                                                                                                                                                                                                                                             −25
                                                                                     150

                                                                                     140
                                                                                                                                                                                                                                    RCP 8.5: „kein Klimaschutz“                              −30                                     »   Hagel und Sturm: keine Änderung bzw. keine Aussage möglich
                                                                                              1910       1920   1930      1940      1950     1960      1970     1980      1990      2000      2010     2020       2030    2040      2050     2060      2070     2080      2090      2100
                                                                                                  Dargestellt sind gleitende 30−jährige Mittelwerte. Das angegebene Jahr bezieht sich auf das Endjahr der 30−jährigen Periode: 2100 = Zeitraum 2071−2100. Zahlenangaben gerundet.
                                                     Beobachtungsdaten: DWD, Klimaprojektionen: RLP−Ensemble, bereitgestellt durch DWD (Datengrundlage CORDEX und ReKliEs−De)                                                       Darstellung: RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (www.kwis−rlp.de)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     »   häufiger unvorhergesehene Wetterereignisse

                                                   Abb. 10: Zukunftsprojektionen der Sommerniederschläge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     »   generell: künftig größere Variabilität des Klimas von Jahr zu Jahr
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
14                                                 KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ                                                                                                                                                               KLIMAWANDELFOLGEN IN RHEINLAND-PFALZ            15

                                                                            Kommunale Klimawandelanpassung
                                                                                                                                                                                 Die größten Hemmnisse für eine erfolgreiche                 Die größten Erfolgsfaktoren für eine aussichtsreiche
                                                                                                                                                                                 kommunale Klimawandelanpassung sind:                        Klimawandelanpassung sind:

                                                       Die Auswirkungen des globalen Klimawandels zeigen           sollte daher neben den Anstrengungen zur Reduktion
                                                       sich letztlich auf der regionalen und lokalen Ebene und     von Treibhausgasemissionen höchste Priorität sowohl in
                                                       erfordern vor allem auf diesen räumlichen Skalen spezi-     kommunalen als auch privaten Entscheidungsprozessen                    »   kein oder nur unzureichender Kenntnisstand          »   Klimawandelbewusstsein und
                                                       fische Anpassungsmaßnahmen. Kommunen gehören                erhalten. Unter der Klimawandelanpassung sind Maß-                                                                                 Klimawandelverständnis
                                                       daher zu den zentralen Akteuren bei der Anpassung an        nahmen zu verstehen, die dazu dienen, unvermeidbare
                                                       den Klimawandel. Die jüngsten Jahre haben mit einer         und bereits eingetretene Folgen des Klimawandels abzu-                 »   angespannte Haushaltslage
                                                       Häufung von extremen Witterungsereignissen ein-             mildern, weitere Schäden zu vermeiden und die Abwehr-                                                                          »   geschultes und qualifiziertes Personal ein-
                                                       drücklich vorhandene Schwachstellen aufgezeigt, die         und Widerstandskräfte zu stärken. Ziel ist es, die Städte                                                                          schließlich der Verwaltungsspitze
                                                       die Dringlichkeit einer nachhaltigen, zukunftsfähigen       wieder lebensfreundlicher zu gestalten, die Biodiversität              »   unzureichende personelle Ressourcen
                                                       Transformation unserer Kommunen betonen. Ziel von           zu fördern und das Stadtklima zu verbessern. Gleichzei-
                                                       Kommunen und jedem Einzelnen sollte es daher neben          tig ist ein optimiertes Regenwassermanagement wichtig,                                                                         »   individuelle Faktoren (zum Beispiel
                                                       dem Klimaschutz sein, sich frühzeitig und proaktiv auf      um einerseits Starkregen mit Sturzfluten und Hochwasser                »   kein oder zu geringer Handlungsdruck                    Motivation, interner und externer Austausch
                                                       die Folgen des Klimawandels einzustellen und entspre-       besser kontrollieren und andererseits Trockenphasen und                                                                            und Vernetzung)
                                                       chend anzupassen. Je früher und aktiver eine Anpassung      Dürren besser überbrücken zu können. Klimaschutz und
                                                       an die abzusehenden Klimawandelfolgen erfolgt, desto        die Anpassung an Klimawandelfolgen sind Meilenstein-                   »   individuelle Hemmnisse (zum Beispiel
                                                       geringer werden die möglichen Schäden und die Kosten        aufgaben des 21. Jahrhunderts und müssen synergetisch                      Motivation, Interessenskonflikte, Intention)        »   richtungsweisendes Leitbild und Leitstrategie
                                                       für deren Bewältigung sein. Die Klimawandelanpassung        betrachtet werden.

                                                                                                                                                                                          »   Theorielethargie                                    »   hoher Handlungsdruck (zum Beispiel aufgrund
                                                                                                                                                                                                                                                      der geographischen Lage)
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                          Status der kommunalen Klimawandelanpassung in Rheinland-Pfalz
                                                                                                                                                                                                                                                  »   Finanzierungsmöglichkeiten (zum Beispiel
                                                                                                                                                                                 Trotz dieser Herausforderungen gehen einige Kommu-                   eigenhändig, Sponsoring, Crowdfunding)
                                                       Das Umdenken und nachhaltige Handeln wird maß-              ßere Stellenwert beigemessen. Häufig werden Maßnah-           nen in Rheinland-Pfalz inzwischen als Leuchttürme der
                                                       geblich durch den Mut zu Veränderungen bei Entschei-        men zur Klimawandelanpassung unter Klimaschutzmaß-            Klimawandelanpassung voran. Diese Kommunen profi-
                                                       dungsträgern beschleunigt. Einige Kommunen in Rhein-        nahmen subsumiert. Zumeist ist der Kenntnisstand über         tieren von individuellen Erfolgsfaktoren und sind in der         »   hoher Grad an Bürgerpartizipation und
                                                       land-Pfalz gehen bereits mit guten Beispielen voran,        die Folgen des Klimawandels, zur Notwendigkeit und zu         Lage, Hindernisse zu überwinden.                                     Öffentlichkeitsarbeit
                                                       beispielsweise durch Gesamtstrategien zur Anpassung         den Möglichkeiten der Anpassung in den Kommunen
                                                       an den Klimawandel, Konzepten zur Bewältigung von           unzureichend, um den Weg zu einer Anpassungsstrategie
                                                       Starkregen, der Erstellung von Hitzeaktionsplänen oder      inklusive Maßnahmenumsetzung eigenständig gehen zu                                                                             »   Nutzung von Förderinstrumenten
                                                       Aktivitäten zur Förderung des Stadtgrüns. Von diesen ver-   können. Zusätzlich ist die finanzielle und personelle Situ-
                                                       einzelten Beispielen abgesehen, ist Rheinland-Pfalz von     ation in den Kommunen oftmals derart angespannt, dass
                                                       einer flächendeckenden Integration des Themas Klima-        in vielen Fällen das „neue“ und vermeintlich weniger re-                                                                       »   erfolgreiche Umsetzung erster Anpassungs-
                                                       wandelanpassung in die kommunale Verwaltungsarbeit          levante Thema nicht oder nur unzureichend in die Arbeit                                                                            maßnahmen (zum Beispiel Starteraktionen)
                                                       noch weit entfernt. Dem Klimaschutz wird sowohl auf         integriert wird.
                                                       Landesebene als auch auf kommunaler Ebene der grö-
                                                                                                                                                                                                                                                  »   gut etablierter Klimaschutz
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
16                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                         7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                     17

                                                                                                                                                                                     1                Politischer Wille und Handlungsmotivation der Verwaltung

                                                       3 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE                                                                                     Die Klimawandelanpassung braucht vor allem den poli-

                                                         KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                     tischen Willen beziehungsweise die politische Legitima-
                                                                                                                                                                              tion. Für eine erfolgreiche Klimawandelanpassung ist die
                                                                                                                                                                              Überführung des Themas in die Verwaltung entscheidend
                                                                                                                                                                              (s. Abb. 12). Politische Entscheidungsträger stellen die
                                                       Ein idealtypischer Weg zur erfolgreichen Klimawandelan-   Die hier vorgestellten 7 Schritte zur erfolgreichen Klima-   Verwaltungsspitze dar. Sie delegieren, koordinieren und
                                                       passung existiert nicht. Dafür sind die Rahmenbedingun-   wandelanpassung zeigen einen praktikablen Weg auf,           organisieren Verwaltungen. Wird der Klimawandelanpas-
                                                       gen wie Lage, Größe, räumliche, bauliche und sozioöko-    welcher aufgrund der Erfahrungen aus den kommunalen          sung durch die Politik ein hoher Stellenwert beigemessen
                                                       nomische Struktur in den Kommunen zu unterschiedlich.     Coachings vielversprechend ist. Die Grundpfeiler sind:       und dieser an die Verwaltung kommuniziert, so sind die
                                                                                                                                                                              Grundvoraussetzungen für motiviertes Handeln bezüg-
                                                                                                                                                                              lich der Klimawandelanpassung erfolgversprechend. Kli-
                                                                                                                                                                              mawandelanpassung ist ein Querschnittsthema, welches

                                                            1         Politischer Wille und Handlungsmotivation der Verwaltung                                                nahezu alle Fachbereiche einer Kommune betrifft. Daher
                                                                                                                                                                              muss die Integration der Anpassung an den Klimawan-
                                                                                                                                                                              del in alle relevanten kommunalen Planungsprozesse,
                                                                                                                                                                              Strategien, Strukturen und Ziele politischer Wille sein.
                                                            2         Institutionalisierung eines Klimawandelanpassungsmanagements                                            Dafür eignen sich besonders Leitbilder oder Anpassungs-
                                                                                                                                                                              strategien, die alle Fachbereiche und Handlungsfelder        Abb. 12: Gutes-Praxis-Beispiel aus der Verbandsgemeinde Wörrstadt -
                                                                                                                                                                              einer Kommune mit einbeziehen. Dadurch treffen viele                 politischer Wille und handlungsmotivierte Verwaltung
                                                                                                                                                                                                                                                    © Ina Köhler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit VG Wörrstadt

                                                            3         Betroffenheits- und Vulnerabilitätsanalyse
                                                                                                                                                                              Interessen aufeinander, die auch miteinander in Konkur-
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                                                                              renz stehen können. Hier ist die Aufgabe der politischen
                                                                                                                                                                              Entscheidungsträger, klimataugliche Konsenslösungen          rer Relevanz. Regelmäßige Kontrolle von Strategien und
                                                                                                                                                                              zu erzielen. Ziel der Politik und Verwaltung muss es sein,   Maßnahmenplänen sowie die Verstetigung des Themas
                                                            4         Entwicklung eines Leitbildes / einer Leitstrategie                                                      öffentliche Aufmerksamkeit herzustellen, um Anpas-           sind wichtige Eckpfeiler einer erfolgreichen Anpassung
                                                                                                                                                                              sung trotz langer Planungshorizonte mit entsprechender       an Klimawandelfolgen. Hierzu zählt auch eine förderli-
                                                                                                                                                                              Priorität zu behandeln. Kontinuität in Planung und Um-       che Gesetzgebung auf Bundes- und Landesebene (Top-

                                                            5
                                                                                                                                                                              setzung der Klimawandelanpassung sind von besonde-           down-Prinzip).
                                                                      Ausarbeitung von Anpassungsmaßnahmen und Praxisüberführung

                                                                                                                                                                                                                                           »   VG Wörrstadt

                                                            6         Integration in Planungsinstrumente – Bauleitplanung                                                                  Beispiel-Kommunen:
                                                                                                                                                                                                                                           »
                                                                                                                                                                                                                                           »
                                                                                                                                                                                                                                               Ortsgemeinde Haßloch
                                                                                                                                                                                                                                               Landkreis GER
                                                                                                                                                                                                                                           »   Landkreis SÜW

                                                            7         Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerpartizipation
GRÜN BLAU BEIGE KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE'S GEHT - kwis-rlp
18                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                                            7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                          19

                                                               2               Institutionalisierung eines Klimawandelanpassungsmanagements

                                                                                                                                                                               Organigramm Verbandsgemeinde Wörrstadt
                                                                                                                                                                               Stand: August 2019

                                                       Die Anpassung an Klimawandelfolgen ist in Zukunft eine      Mitarbeiter zu diesem Thema durch Gespräche, Fachbe-                                                                                    Bürgermeister
                                                       zentrale Aufgabe von Kommunalverwaltungen. Aus die-         ratungen, Informationsveranstaltungen, Weitergabe von                     Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                            Markus Conrad                              Beigeordnete
                                                                                                                                                                                                        Ina Köhler                                                                                   Stefan Haßler
                                                       sem Grund ist es sinnvoll, bereits frühzeitig neben dem     Literatur, Erstellung von Factsheets etc. Zudem kann das                                                                                                                       Jean Sebastien Larro
                                                                                                                                                                                                        Klimaschutz                                                                                  Günter Eisold
                                                       Klimaschutzmanagement ein entsprechendes Klimawan-          Klimawandelanpassungsmanagement Hilfestellung bei                                    Daria Paluch
                                                                                                                                                                                                       Generationen                                                                            Gleichstellungsbeauftragte
                                                       delanpassungsmanagement aufzubauen. Die Anstellung          der Akquisition von Fördermitteln leisten, Klimawandel-                        Susanne Schwarz-Fenske                                                                              Ines Schmidt
                                                       eines   geschulten    Klimawandelanpassungsmanagers         anpassungsmaßnahmen möglichst in Synergie zu Klima-
                                                       beziehungsweise die Aufgabenbetreuung eines oder            schutzmaßnahmen ausarbeiten und umsetzen und als
                                                       mehrerer Mitarbeiter sollten in Kommunalverwaltungen        Bindeglied zwischen Verwaltung und Politik in Fragen           Zentrale Dienst und Finanzen                                         Jugend, Schutz und Ordnung                             Bauen und Umwelt

                                                       dauerhaft implementiert werden („Kümmerer/in“). Nur         der Klimawandelanpassung wirken. Sie soll zudem ge-         Leiter: Winfried von Donat                                          Leiter: Holger Sandmann                          Leiter: Sandor Domidian
                                                                                                                                                                               Vertreter: Claus-Dieter Jung (Kämmerer)                             Vertreter: Edgar Heeb                            Vertreter: Thomas Sippel
                                                       so ist es möglich, das Thema Klimawandelanpassung           zielt weitere Zielgruppen – wie Bürger, Wirtschaft und
                                                                                                                                                                                    Aufgaben im Bereich         Aufgaben im Bereich                Aufgaben                                         Aufgaben
                                                       langfristig in Verwaltungen zu etablieren. Der Aufga-       Externe – beraten, unterstützen und vernetzen. Um eine           Zentrale Dienste            Kämmerei
                                                                                                                                                                                                                                                   •   Öffentliche Sicherheit und Ordnung           •   Bauverwaltung
                                                       benbereich einer Klimawandelanpassungsmanagerin ist         entsprechende, ressortübergreifende Akzeptanz in der             •   Zentrale Verwaltung   •   Steuern und Abgaben              •   Straßenverkehrsbehörde                       •   Bauleitplanung und Bauanträge
                                                                                                                                                                                    •   Personal              •   Lfd. Abwasserentgelt             •   Bürgerbüro                                   •   Hochbau/Kommunale Gebäude
                                                       vielfältig. Zu den Aufgaben zählen beispielsweise die An-   Verwaltung zu erzielen, sollte die Stelle „Klimawandelan-        •   Lokale Agenda         •   Controlling/KLAR                 •   Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz        •   Straßenbau
                                                       eignung des aktuellen Wissensstandes zum Klimawandel        passungsmanager/in“ als übergeordnete Stabsstelle ein-           •   Wahlen                •   Haushaltsaufstellung             •   Gewerbe und Gaststätten                      •   Grünanlagen und
                                                                                                                                                                                    •   Statistik             •   Haushaltsüberwachung             •   Friedhöfe                                        Ausgleichsflächen/ILEK
                                                       und der Klimawandelanpassung, die Sensibilisierung der      gerichtet werden (s. Abb. 13).                                   •   Recht/Versicherungen •    Kommunaler                       •   Standesamt                                   •   Gewässerunterhaltung und
                                                                                                                                                                                    •   Archiv                    Finanzausgleich                  •   Sozialversicherung                               Renaturierung
                                                                                                                                                                                    •   IT                                                         •   Schulen und Sport                            •   Erschließungs-, Kanal- und
                                                                                                                                                                                    •   Beschaffung und                                            •   Kindertagesstätten                               Ausbaubeiträge
                                                                                                                                                                                        Ausschreibung                                              •   Jugendpflege                                 •   Kommunale Liegenschaften, Mieten
                                                                                                                                                                                    •   Sitzungsdienst                                                                                                  und Pachten
                                                                                                                                                                                    •   Kultur                                                                                                      •   Kaufmännisches und technisches
                                                                                                                                                                                    •   Tourismus                                                                                                       Gebäudemanagement
                                                                                                                                                                                    •   Wildschäden/Jagdpacht                                                                                       •   Quartiersmanagement
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                   »   VG Wörrstadt                                                            Kasse/
                                                                                                                                                                                        Vollstreckungsstelle
                                                                    Beispiel-Kommunen:                             »   Stadt Trier
                                                                                                                                                                                   Leiter: Mirko Pleic
                                                                                                                   »   Stadt Koblenz                                               Vertreter: Christian Eller

                                                                                                                                                                                        Zentrale Buchhaltung                                                     Eigenbetrieb                                    Eigenbetrieb
                                                                                                                                                                                                                                                                „Neubornbad“                                     „Abwasser“
                                                                                                                                                                                   Leiter: Oliver Koch
                                                                                                                                                                                   Vertreter: Tini Domidian                                              Leiter: Edgar Heeb                               Leiter: Karl-Heinz Greb
                                                                                                                                                                                                                                                         Vertreter: Markus Haag                           Vertreter: Rudolf Hasselberg

                                                                                                                                                                                 Abb. 13: Organigramm der Verbandsgemeinde Wörrstadt mit Ausweisung einer Stabsstelle Klimaschutz
20                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                                                                                        7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                   21

                                                                                                                                                                                                                                   A
                                                                                                                                                                                                                        Für die Erfassung der Exposition sind folgende Daten von Relevanz:

                                                                     3                    Betroffenheits- und Vulnerabilitätsanalyse
                                                                                                                                                                                                                        Regionale Klimadaten: Sie liegen für das
                                                                                                                                                                                                                        gegenwärtige und mögliche künftige
                                                                                                                                                                                                                        Klima vor und geben eine erste Orien-
                                                           Klimawandelfolgen, wie Starkregen, Hitze oder Trocken-                         diese zu bewältigen1. Verwundbarkeitsanalysen bauen
                                                                                                                                                                                                                        tierung2. Regionale Klimadaten werden
                                                           heit, zeigen sich in Kommunen meist sehr differenziert                         auf einem dreistufigen Prinzip auf, welche sich aus der Ex-
                                                                                                                                                                                                                        beispielsweise durch den Deutschen
                                                           und sind das Resultat der lokalen naturräumlichen und                          position (Art und Intensität der Klimaänderung), der Sen-
                                                                                                                                                                                                                        Wetterdienst (DWD) oder spezifisch für
                                                           baustrukturellen Gegebenheiten. Für eine erfolgreiche                          sitivität (Empfindlichkeit) sowie der Anpassungskapazität
                                                                                                                                                                                                                        Rheinland-Pfalz durch das RLP Kom-
                                                           Klimawandelanpassung stellt eine hochaufgelöste Vulne-                         ergeben (s. Abb. 14). Die Verwundbarkeit eines Sektors
                                                                                                                                                                                                                        petenzzentrum für Klimawandelfolgen
                                                           rabilitätsanalyse daher eine der wichtigsten Grundlagen                        oder Handlungsbereichs ergibt sich aus der kombinier-
                                                                                                                                                                                                                        (s. www.kwis-rlp.de) bereitgestellt.
                                                           dar. In Anlehnung an die internationale Klimaforschung                         ten Betrachtung der folgenden Bestandteile.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            B
                                                           beschreibt Verwundbarkeit (Vulnerabilität), in welcher
                                                           Weise und wie stark ein System gegenüber den Auswir-                           Die Exposition beschreibt die klimatischen Veränderungen,
                                                           kungen des Klimawandels anfällig ist bzw. nicht fähig ist,                     die auf einen Sektor oder Handlungsbereich einwirken1.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Stadtklimadaten: Diese liegen bereits häufig für größere
                                                                 KLIMAWANDEL                                                                                                                                                                                                                                     Städte vor und können eine erste Einschätzung zu den lo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 kalen Unterschieden leisten. Eine Stadtklimaanalyse lässt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 sich bei Nichtvorhandensein auch über Planungsbüros
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 beauftragen (Kosten: meist zwischen 10.000 bis 50.000 €
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 je nach Größe und Komplexität2 (s. Abb. 15, oben). Sind
                                                                                                                                                Anpassungswissen                       Natürliche                                                                                                                keine Mittel für Stadtklimaanalysen vorhanden, können
                                                                     Exposition                           Sensitivität                            Anpassungs-                      Anpassungsfähigkeit                                                                                                           erste Informationen auch mithilfe von Geoinformations-
                                                                                                                                                   bereitschaft                    Anpassungsoptionen
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 systemen und entsprechenden Geodaten (zum Beispiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Geländemodelle, Landnutzung) generiert werden.

                                                                             Potenzielle Auswirkungen                                                            Anpassungskapazität:

                                                                                                                                                                                                                              C
                                                                                (ohne Anpassung):                                                              Vermeidung von Risiken /
                                                                                positiv oder negativ                                                            Nutzung von Chancen

                                                                                                                          VERWUNDBARKEIT                                                                                Weitere Datengrundlagen: Kaltluftsimulationen (s. Abb.
                                                                                                                                                                                                                        15, mittig), Starkregenabflusssimulationen, Erosionsge-
                                                                                                                                                                                                                        fährdungskarten,Hochwassergefährdungskarten, In-situ-
                                                     Abb. 14: Konzept zur klimawandelbezogenen regionalen Vulnerabilitätsanalyse (eigene Darstellung in Anlehnung nach Schuchardt et al., 20111                         Messungen, Thermalbefliegungen und -kartierungen
                                                                                                                                                                                                                        (s. Abb. 15, unten), Bodenkarten

                                                       1
                                                         SCHUCHARDT, B., WITTIG, S. & SPIEKERMANN, J. (2011): Klimawandel in der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Regionale Analyse der Vulnerabilität ausgewähl-
                                                       ter Sektoren und Handlungsbereiche. - 11. Werkstattbericht im Rahmen des Forschungsverbundes ‚nordwest2050‘ - Perspektiven für klimaangepasste Innova-
                                                                                                                                                                                                                    Abb. 15: oben: Klimamessfahrten Haßloch, mittig: Kaltluftsimulation für Andernach mittels KLAM21 (Datenquelle: LfU), unten: Thermalkartierung Koblenz
                                                       tionsprozesse in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten: S. 502
                                                       2
                                                           DECKEN, O. & HERRMANN, R. A. (2018): Kommunale KLIMAPolitik. Klimaschutz und Anpassungs-Strategien. Bielefeld.
22                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                                                                7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                            23

                                                          Die Sensitivität beschreibt die heutige Empfindlichkeit
                                                          eines Sektors oder Handlungsbereichs gegenüber den
                                                                                                                                       die Kapazität das Wissen über Anpassungsstrategien
                                                                                                                                       und -maßnahmen und die technische, institutionelle
                                                                                                                                                                                                                          4                 Entwicklung eines Leitbildes / einer Leitstrategie

                                                          aktuellen Klimabedingungen1. Beispielsweise ist es bei                       oder organisatorische Fähigkeit eines Sektors oder Hand-
                                                          der Hitzevorsorge von besonderer Relevanz, Standorte                         lungsbereichs, Handlungsmaßnahmen zur Anpassung zu                          Eine Leitstrategie oder ein Leitbild stellt das zentrale        Folgende Ziele sollen durch die Leitlinien verfolgt werden:
                                                          zu kennen, die von empfindlichen Bevölkerungsgruppen,                        planen, vorzubereiten, zu unterstützen und umzusetzen.                      Werkzeug für eine erfolgreiche Anpassung an Klimawan-
                                                          wie Älteren, Kranken, sozial Schwachen oder Familien mit                     Auch die Anpassungsbereitschaft spielt eine Rolle .              1
                                                                                                                                                                                                                   delfolgen in Kommunen dar. Leitlinien sind strategische,
                                                          Kindern, bewohnt oder frequentiert werden. Auch die                          Aus der Betroffenheits- und Vulnerabilitätsanalyse lassen                   übergeordnete Rahmenbedingungen für eine klima-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  »     Ausweisung eines Zielhorizontes
                                                          Lokalisierung von Sozialeinrichtungen – etwa Altershei-                      sich im Anschluss die entsprechenden Handlungsfelder                        gerechte Stadtentwicklung. Sie weisen die Richtung für
                                                          men, Krankenhäusern, Grundschulen und Kindertages-                           ableiten, für welche Anpassungsmaßnahmen ausge-                             eine zukünftige, klimaangepasste und nachhaltige Stadt-
                                                          stätten – fällt hierunter. Bei der Dürrevorsorge ist es zum                  arbeitet und umgesetzt werden sollten. Zudem sind die                       planung und bilden das Gerüst, in welches konkrete, lo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  »     Frühzeitige und proaktive Anpassung
                                                          Beispiel relevant, Kenntnisse über die Empfindlichkeit der                   Erkenntnisse aus der Analyse für die Integration in Pla-                    kale Maßnahmen zur Klimawandelanpassung eingebet-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        an Klimawandelfolgen
                                                          Vegetation gegenüber Hitze und Trockenheit zu erlan-                         nungsinstrumente (zum Beispiel Bauleitplanung) rele-                        tet sind (s. Abb. 16). Prinzipiell sollte es Ziel einer jeden
                                                          gen. Bei der Starkregenvorsorge sind Kenntnisse über die                     vant. Auch für die Entwicklung übergeordneter Leitbilder                    Kommune sein, individuelle Leitziele zur Klimawandelan-
                                                          Infrastruktur relevant. Potenzielle Auswirkungen ergeben                     und Leitstrategien stellen die Ergebnisse der Analysen                      passung zu erarbeiten und diese als höchste Priorität in
                                                          sich aus der Kombination von Exposition und Sensitivität                     wichtige Hintergrundinformationen bereit.                                   Planungsentscheidungen zu berücksichtigen. Sie sollten                         »     besserer Gebäudeschutz vor

                                                          ohne Berücksichtigung zusätzlicher, als Reaktion auf den                                                                                                 für alle Neubau- und Sanierungsvorhaben der Kommune                                  Wetterextremen

                                                          Klimawandel unternommener Anpassungsmaßnahmen.                                                                                                           gelten. Die Leitlinien dienen insbesondere Architekten,
                                                          Die Anpassungskapazität berücksichtigt zum einen die                                                                                                     Landschaftsplanern, politischen Entscheidungsträgern
                                                          natürliche Anpassungsfähigkeit. Zum anderen umfasst                                                                                                      und der Verwaltung als Planungsgrundlage.                                      »     Minimierung von Schadens- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Folgekosten nach Extremwetter

                                                                                                                                      »     Stadt Andernach                                                                                                                                       »     Verbesserung der Durchsetzungs-
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                                      »     Stadt Koblenz                                                                                                                                               möglichkeiten von Anpassungsmaß-
                                                                         Beispiel-Kommunen:                                           »     Stadt Trier                                                                                                                                                 nahmen in planerischen Entschei-
                                                                                                                                      »     Stadt Zweibrücken                                                                                                                                           dungsprozessen

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Abb. 16: Leitstrategien als Hintergrundpapiere
                                                                                                                                                                                                                                                                                            im Projekt KWAC

                                                                                                                                                                                                                                                                                   »   Stadt Zweibrücken
                                                                                                                                                                                                                                 Beispiel-Kommunen:                                »   Stadt Koblenz
                                                                                                                                                                                                                                                                                   »   Ortsgemeinde Haßloch
                                                      1
                                                        SCHUCHARDT, B., WITTIG, S. & SPIEKERMANN, J. (2011): Klimawandel in der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Regionale Analyse der Vulnerabilität ausgewähl-
                                                      ter Sektoren und Handlungsbereiche. - 11. Werkstattbericht im Rahmen des Forschungsverbundes ‚nordwest2050‘ - Perspektiven für klimaangepasste Innova-
                                                      tionsprozesse in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten: S. 502
24                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                                                                    7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                      25

                                                                     5                   Ausarbeitung von Anpassungsmaßnahmen und Praxisüberführung

                                                                                                                                                                                                                          Maßnahmensteckbrief 9
                                                                                                                                                                                                                          Maßnahmennummer                             Handlungsbereich                                  Zeithorizont
                                                          Ziel einer jeden Kommune sollte es sein, für die spezifi-                      gestimmt werden1. Wichtig ist, dass für die Maßnahmen
                                                                                                                                                                                                                          LK-SÜW-9                                    Bevölkerungs- und                                 mittelfristig (1 - 3 Jahre)
                                                          schen Handlungsfelder (gemeinschaftlich) Anpassungs-                           eine breite Basis gewonnen wird, hierbei spielt auch die                                                                     Katastrophenschutz
                                                          maßnahmen auszuarbeiten und umzusetzen. Klimatische                            Einbindung der Bevölkerung, von Vereinen/Initiativen
                                                                                                                                                                                                                          Maßnahme: Bildung interkommunaler Unterstützungseinheiten
                                                          Risiken können mit verschiedensten Maßnahmen redu-                             und Unternehmen eine zentrale Rolle. Es empfiehlt sich
                                                          ziert werden; eine Kombination mehrerer Maßnahmen                              die rechtzeitige Einbindung der jeweiligen Gremien (z. B.
                                                          erzielt häufig den besten Effekt. Die möglichen Hand-                          Gemeinde- und Stadträte, Ausschüsse, Lenkungsgrup-
                                                          lungsoptionen sollten aufgezeigt, verglichen und im                            pen). Die Maßnahmenvorschläge sollten folgende Anga-
                                                          gemeinschaftlichen sowie gesellschaftlichen Dialog ab-                         ben enthalten:

                                                                                                                                                                                                                                                                                             Löschzug Wasser, Landkreis Südliche Weinstraße

                                                                 »    Bezeichnung der Maßnahme                                             »    Ziel
                                                                                                                                                                                                                          Kurzbeschreibung: Der Klimawandel führt zu einer Häufung von Extremereignissen. Hierunter fallen Starkniederschläge, welche
                                                                                                                                                                                                                          innerhalb kurzer Zeit zu massiven Sturzfluten oder Hochwasser führen können. Das Frühjahr 2018 zeigte die verheerenden Folgen von
                                                                 »    Handlungsfeld                                                        »    Kurzbeschreibung                                                          Starkregen in zahlreichen Kommunen in Rheinland-Pfalz. Klimaprojektionen zeigen eine Entwicklung hin zu häufigeren und sich weiter
                                                                                                                                                                                                                          verstärkenden Extremereignissen. Die negativen Folgen der Extreme können durch die lokalen Einsatzkräfte des Bevölkerungs- und
                                                                                                                                                                                                                          Katastrophenschutzes schon heute häufig nicht mehr ausreichend bewältigt werden (Stichwort: Großschadenslagen). Es empfiehlt sich
                                                                 »    Verantwortlichkeit                                                   »    Relevanz und Priorität                                                    daher die Bildung von interkommunalen Unterstützungseinheiten, welche kreisübergreifend, schnell und unkompliziert eingesetzt
                                                                                                                                                                                                                          werden können. Die Einheiten sollten folgende Module umfassen: Führungsunterstützung, Hochwasserbekämpfung,
                                                                                                                                                                                                                          Sturmschädenbeseitigung und (eigene) Verpflegung. Durch das Land sollten geländegängige Fahrzeuge und Material für die o.g.
                                                                 »    Zeithorizont der Umsetzung                                           »    Umsetzbarkeit
                                                                                                                                                                                                                          Aufgaben zentral (im Sinne einer einheitlichen Ausstattung) beschafft werden. Jede Kommune muss nach einem einheitlichen Schema
                                                                                                                                                                                                                          eine Gefährdungsanalyse und einen entsprechenden Bedarfsplan aufstellen. Systematik und Notwendigkeit müssen durch das Land
                                                                 »    Potenzial                                                            »    Kosten-Nutzen-Analyse1                                                    vorgegeben werden. Für die Führungsunterstützung sollte ein einheitliches Ausbildungsmodell des Landkreises ausgearbeitet werden,
                                                                                                                                                                                                                          wodurch gewährleitstet werden kann, dass eine kreisweite flexible Zusammenarbeit der unterschiedlichen Feuerwehren im Bedarfsfall
                                                                                                                                                                                                                          jederzeit möglich ist.
                                                                 »    Akzeptanz

                                                                                                                                                                                                                          Ziele der Maßnahme
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                                                                                                                                                                                                Führungsunterstützung
                                                                                                                                                                                                                                Hochwasserbekämpfung
                                                          Die Anpassungsmaßnahmen können im Anschluss in ein                             xis. Hier gilt es, die häufig vorliegende Theorielethargie                             Sturmschädenbeseitigung
                                                          gesamtheitliches Anpassungskonzept überführt werden.                           zu überwinden und in die Praxisumsetzung zu gelangen.                                  (eigene) Verpflegung

                                                          Die abschließende Aufstellung eines Klimawandelanpas-                          Dies kann beispielsweise durch die Umsetzung erster                              Federführung/Ansprechpartner                                      Weitere Akteure
                                                          sungsfahrplans ist sinnvoll, so kann eine zeitlich vorge-                      Starteraktionen gelingen. Hier zeigte sich, dass die erfolg-                     Jens Thiele (Kreisfeuerwehrinspekteur)                            Heidi Vonderlinn (Abteilung Sicherheit, Ordnung, Verkehr)

                                                          schlagene Umsetzung der einzelnen Maßnahmen besser                             reiche Umsetzung einer oder mehrerer Startermaßnah-
                                                                                                                                                                                                                          Kosten/Wirtschaftlichkeit
                                                          gewährleistet werden. Zentrales Erfolgselement der Um-                         men den Prozess einer nachhaltigen, klimaangepassten
                                                                                                                                                                                                                                   Für den Landkreis fallen ggf. Kosten bei der Ausarbeitung eines Ausbildungsmodells für Führungskräfte an. Die Maßnahme
                                                          setzung ist die Überführung der Maßnahmen in die Pra-                          Kommunalentwicklung in Gang setzen kann.                                                   zielt insbesondere auf Anpassungen auf Landesebene.

                                                                                                                                                                                                                          Referenzen (Best Practice, beispielhaft)
                                                                                                                                                                                                                                   kreisweite Ausbildung der Führungsarbeit im Landkreis Ludwigsburg (siehe Feuerwehr Ludwigsburg: http://www.feuerwehr-
                                                                                                                                                                                                                                    ludwigsburg.de/home/fachgruppen/fuehrungsunterstuetzung)

                                                                                                                                                                                                                          Anmerkungen
                                                                                                                  »     Stadt Zweibrücken                             »    Ortsgemeinde Haßloch                                    Maßnahme sollte zum Großteil auf Landesebene umgesetzt werden.

                                                                     Beispiel-Kommunen:                           »     Stadt Koblenz                                 »    VG Rhein-Nahe
                                                                                                                  »     Stadt Germersheim                             »    LK Südliche Weinstraße

                                                      1
                                                          DECKEN, O. & HERRMANN, R. A. (2018): Kommunale KLIMAPolitik. Klimaschutz und Anpassungs-Strategien. Bielefeld.                                Abb. 17: Beispielhafter Maßnahmensteckbrief des Landkreises Südliche Weinstraße
26                                                 7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN                                                                                                                               7 SCHRITTE FÜR EINE ERFOLGREICHE KLIMAWANDELANPASSUNG IN KOMMUNEN             27

                                                                    6
                                                                                                                                                                                                            Regenwasserversickerung und zur Regenwasserspeiche-        bereich, aber auch im öffentlichen Raum (klimawandel-
                                                                                                                                                                                                            rung, beispielsweise durch die Anlage beziehungsweise      tolerante Stadtbäume). Dach- und Fassadenbegrünun-
                                                                                                                                                                                                            Ausweisung von Retentions- und Versickerungsflächen,       gen können ebenfalls zu einer deutlichen Reduktion der
                                                                                         Integration in die Planungsinstrumente - Bauleitplanung                                                            Ausbringung von wasserdurchlässigen Bodenbelägen           städtischen Überhitzung und zur Förderung der Biodi-
                                                                                                                                                                                                            oder die Anlage von Regenwassersammelanlagen (Zis-         versität beitragen, auch sie können in Bebauungsplänen
                                                                                                                                                                                                            ternen). Hitzereduktion kann beispielsweise durch die      im Zuge der Grünordnung festgesetzt werden. Weitere
                                                                                                                                                                                                            Förderung des städtischen Grüns erzielt werden, welche     Festsetzungsmöglichkeiten zur Klimawandelanpassung
                                                          Die Integration der Klimawandelanpassung in Planungs-                                                                                             durch Verdunstungskühlung und Schattenwurf zu einer        umfassen zum Beispiel die Gebäude-, Dach- und Fassa-
                                                          instrumente der Kommunen, hauptsächlich in die Bau-                                                                                               Abkühlung des städtischen Klimas beitragen kann. Fest-     dengestaltung (helle Farben), Grundflächenzahl für eine
                                                          leitplanung, ist essenzieller Bestandteil einer erfolgrei-                                                                                        setzungen können hier etwa über die Gestaltung nicht       aufgelockerte Bebauung mit hohen Grünflächenanteilen
                                                          chen Klimapolitik (s. Abb.18). Die Bauleitplanung ist das                                                                                         überbauter Grundstücksflächen (Vorgärten) erfolgen.        oder die energiesparende, insektenfreundliche Straßen-
                                                          wichtigste Planungswerkzeug zur Lenkung und Ord-                                                                                                  Pflanzempfehlungen ermöglichen die Bepflanzung mit         beleuchtung als potenzielle Klimaschutzmaßnahme und
                                                          nung der städtebaulichen Entwicklung einer Gemeinde                                                                                               standortheimischen Bäumen und Sträuchern im Privat-        zum Erhalt der Artenvielfalt.
                                                          in Deutschland. Sie wird zweistufig in einem formalen
                                                                                                                                                                                                            Anhang: Festsetzungsmöglichkeiten zur hitzetoleranten und wassersensiblen Stadtgestaltung
                                                          bauplanungsrechtlichen Verfahren vollzogen, das im
                                                          Baugesetzbuch (BauGB) umfassend geregelt ist. Mit
                                                          dem Flächennutzungsplan wird die Siedlungs- und Frei-
                                                          flächenentwicklung auf lokaler Ebene gesteuert. In ihm
                                                          können vielfältige Möglichkeiten zur Anpassung ausge-
                                                          wiesen werden, wie Überschwemmungsgebiete, Kalt-
                                                          und Frischluftschneisen sowie Frei- und Grünflächen. Die
                                                          Umsetzbarkeit ist anschließend auf der örtlichen Ebene
                                                          im Bebauungsplan zu prüfen. Dieser ist als Satzung ver-
                                                          bindlich und hat für die Klimawandelanpassung eine
                                                          Schlüsselfunktion. Hierin werden zum Beispiel die Ver-
                                                          dichtung, Versiegelung, Gebäudebegrünung und der de-
                                                                                                                                         Abb. 18: Hintergrundpapier „Klimawandelanpassung in der Bauleit-
                                                          zentrale Regenwasserrückhalt geregelt1.                                                 planung“ aus dem Projekt KWAC
KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 KLIMAWANDELANGEPASSTE KOMMUNEN ZEIGEN WIE‘S GEHT
                                                          Die Klimawandelanpassung ist in der Bauleitplanung ein
                                                          Abwägungstatbestand (§ 1a Abs. 5 S. 2 BauGB) neben ei-                         BauGB). In diesem können Flächen im Sinne der Klima-
                                                          ner Vielzahl weiterer Tatbestände. Mit den Novellierungen                      wandelanpassung dargestellt werden, zum Beispiel die
                                                          des BauGB in den Jahren 2011 und 2013 wurden Teile der                         Ausstattung des Gemeindegebiets „mit Anlagen, Einrich-
                                                          Paragraphen 1, 1a, 5, 9, 136, 171a und 248 modifiziert und                     tungen und sonstigen Maßnahmen, die der Anpassung
                                                          konkretisiert, so dass der Klimaschutz wie auch die An-                        an den Klimawandel dienen“ (§ 5 (2) Nr. 2c BauGB).
                                                          passung an den Klimawandel rechtlich gestärkt wurden.                          Die Umsetzung von Leitlinien kann unter anderem durch
                                                          So sollen Bauleitpläne unter anderem den Klimaschutz                           planungsrechtliche Festsetzungen in der Bauleitplanung
                                                          und die Klimawandelanpassung in der Stadtentwicklung                           erfolgen (s. Abb. 19). In Flächennutzungs- und Bebau-
                                                          fördern. Im Rahmen der ergänzenden Vorschriften zum                            ungsplänen können Bestimmungen integriert werden,
                                                          Umweltschutz (§ 1a BauGB) werden Maßnahmen zur An-                             welche eine wassersensible, hitzeresistente und bio-
                                                          passung an den Klimawandel als Erfordernisse des Klima-                        diversitätsfördernde Stadtentwicklung fördern. Wasser-             Abb. 19: Festsetzungsmöglichkeiten Hitzevorsorge

                                                          schutzes betrachtet und diese als Abwägungsbelang in                           sensible Stadtentwicklung bedeutet in erster Linie den
                                                          der Bauleitplanung berücksichtigt. Eine direkte Erwäh-                         Schutz vor Oberflächenabfluss im Zuge von Starkregen
                                                          nung der Klimawandelanpassung findet sich in den ge-                           und Hochwasser. Die Bauleitplanung ermöglicht den                                                                             »   Stadt Zweibrücken
                                                          setzlichen Regelungen zum Flächennutzungsplan (FNP, § 5                        Einsatz von Maßnahmen zum Regenwasserrückhalt, der                                 Beispiel-Kommunen:                         »   VG Wörrstadt
                                                                                                                                                                                                                                                                       »   VG Rhein-Nahe
                                                      1
                                                          DECKEN, O. & HERRMANN, R. A. (2018): Kommunale KLIMAPolitik. Klimaschutz und Anpassungs-Strategien. Bielefeld.
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