EVANGELISCHES WIEN - Evangelische Kirche Wien
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EVANGELISCHES WIEN Ausgabe 03 | 2018 Magazin für Spiritualität, Kirche und Gesellschaft › Portrait ‹ STADTDIAKONIE Wir beraten, besuchen und begleiten Alles hat seine Zeit Zeitlos: Bedürfnis nach Geborgenheit bleibt Zeitenwechsel: Hansjörg Lein und Inge Troch danken Neue Zeiten: »Wir-sind-Wien«-Ideen im Test Publikation der Evangelischen Diözese A.B. Wien www.evang-wien.at
ANZEIGEN EDITORIAL EVANGELISCHER FRÜHLINGSBALL Samstag, 4. Mai 2019 Coverbild . Julia Strauss Parkhotel Schönbrunn Hietzinger Hauptstr. 10-14 · 1130 Wien Unsere Zeit in Gottes Händen Alles hat seine Zeit Festliche Eröffnung 20:00 Uhr Haben Sie den Vollmond am 26. August Wirklich alles? In mir klingt da ein Refrain Tanzschule WATZEK gesehen? Der Nächste scheint am 25. (EG 325): „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes September. Dazwischen liegen 29 Tage, Lieb in Ewigkeit.“ 12 Stunden und 44 Minuten. So haben die Menschen seit Urzeiten einen Rhyth- Mittagessen in einem Beisl. Einige Tische weiter Musik Amadors . Disco Taxitänzer „AllroundDancer“ für Tanzbegeisterte mus erlebt, Monat für Monat. Auch stupst ein etwa fünfjähriges Mädchen die in ihr Mitternachtseinlage und Quadrille Sonnenaufgang und Untergang waren Handy vertiefte Mutter an: »Das schmeckt nach schon immer besondere Momente. Und gelb« – »Mm«. Die Kleine sucht nach Zeitver- Besonderheit Am Tag wird der neue Bischof bzw. die neue Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich gewählt, am Abend feiern wir als Wahlparty den Frühlingsball. Come together! bereits als Kind liebte ich die unterschiedlichen Jahreszeiten. treib, inspiziert das Brotkörbchen. Endlich kommt der Kellner: »Diese Suppe wird Dir sicher gut schmecken«, sagt er mit einem Lächeln. Eintritt € 44 | € 22 für SchülerInnen, StudentInnen, Präsenz- und Zivildiener Jetzt gehen wir auf den Herbst zu, freuen uns auf kühlere Tage Endlich redet jemand mit der Kleinen! Eintrittskarten und Tischreservierung: und eine gute Ernte in den Weinbergen. In drei Monaten werde Karin Schachner . k.schachner@evang.at . T 059 – 1517 700 13 ich in Pension gehe, die Adventzeit dann erstmals als Ruheständ- Wie viel Zeit verbringe ich mit meinem Handy? Wenig. Ist da an- Veranstalter Evangelische Superintendentur A.B. Wien . www.evang-wien.at ler erleben. Mit meinem geschätzten Vorgänger Werner Horn fei- deres, das mich über Gebühr in Anspruch nimmt? ern wir seinen 80. Geburtstag. Die Erinnerung an die Jahre 1938 und 1918, aber auch an 1848 und 1968 geben uns heuer genügend 2018 ist ein Wahljahr. Es ist Zeit des Kandidierens. Zeit des Gewählt- Handzettel 2019.indd 1 20.08.2018 23:06:01 Anlässe zum Bedenken früherer Zeiten. werdens oder auch des Nicht-gewählt-werdens. Zeit mit einer Enttäu- schung fertig zu werden. Und Zeit zu sagen: »Gott hat schon gewusst, Die Seniorenpastoral und – bildung der Erzdiözese Wien, das Geriatriereferat Alles hat seine Zeit – so lesen wir im Buch Kohelet. Schönes warum ich dieses Mal kein Amt übernehmen soll.« der evangelischen Diözese Wien A.B. und die PfarrCaritas der Caritas der und Erfreuliches wie Geburt, Liebe, Lachen, Tanzen, Verlorenes finden, Aufbauen und Pflanzen, Frieden erleben. Doch auch die Nun kommt eine Zeit des Lernens, des wechselseitigen Kennenler- Erzdiözese Wien bieten einen DemenzKompetenz Lehrgang an. Dieser setzt dunklen Seiten des Lebens haben ihre Zeit: Kranksein, Feind- nens, der Teambildung. Es beginnt eine Zeit des »WIR«, wenn das sich aus drei zweitägigen Workshops zusammen. schaft, Tränen und Enttäuschung, schließlich das Sterben und kirchliche Amt gelingen soll. Aber auch Zeit der Fragen: »Was läuft Abschiednehmen. gut? Was könnten wir verbessern?« Demenz als Herausforderung in den Pfarrgemeinden Alles hat seine Zeit. Reden, telefonieren, Sms senden, E-Mails Es ist auch eine Zeit des Niederlegens von Verantwortung. Viele zie- Fr, 25.1.2019, 14.00 – 19.00 und Sa, 26.1.2019, 9.00 – 17.00 verfassen, Briefe schreiben. Das Zuhören und Schweigen. Ja, hen sich so wie ich nun zurück. Stellen sich die Frage »Habe ich diese Evangelische Pfarrgemeinde Landstraße - Pauluskirche, Sebastianplatz 4, 1030 Wien vor allem öfter schweigen und stille sein... Jahre gut genützt? Nicht das Meine gesucht, sondern was dem andern dient«? Es gibt wohl immer Dinge, wo man im Nachhinein klüger ist. Unterstützung und Vernetzungsmöglichkeiten Wie sehr die Dreiteilung: Vergangenes – Gegenwärtiges – Zu- Da muss wohl jede und jeder für sich die Balance zwischen Selbstkri- Fr, 22.2.2019, 14.00 – 19.00 und Sa, 23.2.2019, 9.00 – 17.00 künftiges zu hinterfragen ist, zeigen uns nächtliche Träume. Da tik und Zufriedenheit mit dem Geleisteten finden! Bildungszentrum Floridsdorf, Zaunscherbgasse 4, 1210 Wien ist alles ineinander verwoben, ja zeit-los, losgelöst vom Blick auf die Uhr und das Datum. Auch kleine Kinder haben ein anderes Die Zeit im Ehrenamt dauert sechs Jahre, das scheint lang – und wie Seelsorge und Demenz Zeitempfinden. Die häufige Frage »Wie lange noch?« ist kaum schnell vergehen sie doch! Im Rosenkavalier von Hofmannsthal und plausibel zu erklären, wie Eltern und Großeltern wissen. Strauss sagt die Marschallin: »Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Fr, 8.3.2019, 14.00 – 19.00 und Sa, 9.3.2019, 9.00 – 17.00 Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, Bildungshaus Großrußbach, Schloßbergstraße 8, 2114 Großrußbach »Unsre Zeit in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden und da spürt man nichts als sie.« die Liebe weitertragen. Jeden Tag die Zukunft wagen, jeden Tag Weitere Infos erhalten Sie bei Katharina Schoene: Anmeldung: die Zukunft wagen. Unsre Zeit in Gottes Händen, Gottes Liebe Wie eine Antwort ist da ein Wort von Saint-Exupéry: »Es ist gut, katharina.schoene@extern.wienkav.at und unter: Fachbereich Seniorenpastoral wird nicht enden, in der Freude, in den Sorgen, jeden Tag sind wir wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns www.evang-wien.at/event/demenzkomptenz seniorenpastoral@edw.or.at Ökumenische Fortbildung +43 (1) 51552 - 3335 geborgen.« Ein schöner Liedtext, oder? verbraucht, sondern als etwas, was uns vollendet.« für interessierte haupt- www.seniorenpastoral.at und ehrenamtliche Kosten: 180 € Mag. Hansjörg Lein Univ.-Prof. i. R. Dr. Inge Troch MitarbeiterInnen in den Anmeldeschluss: Superintendent Superintendentialkuratorin Pfarrgemeinden bis 20.12.2018
INHALT KURZ GEMELDET Kurz gemeldet Amtsperiode beginnt Gelebte Demokratie: Am 20. Oktober werden Mitglieder für die wienweiten Amtsperiode beginnt 5 Ausschüsse gewählt, allerdings in geheimer Wahl. Herzlich willkommen 5 Erste und entscheidende Sitzung der Superintenden- Das Abenteuer des Alters 5 tialversammlung: Das »Parlament« der Evangelischen Gefängnislauf: Laufen Sie mit! 5 Diözese A.B. Wien kommt in neuer Besetzung erstmals am 20. Oktober zusammen. In dieser konstituierenden Sitzung im Kardinal-König-Haus (Kardinal-König-Platz Im Blickpunkt 3, 1130 Wien) werden die Mitglieder für alle Ausschüs- Kirchenentwicklungsprojekt steuert auf Endphase zu 6/7 se und Stiftungen der Superintendenz gewählt, außer- »Wir sind Wien«: Drei Prototypen im Test dem auch der Superintendentialausschuss (»Regierung«) und die Nachfolge für Superintendentialkuratorin Inge Eine gute, intensive Zeit 8/9 Ein Gespräch zwischen Hansjörg Lein und Inge Troch Troch ( Seite 11). Die erste Arbeitssitzung der Ver- sammlung ist für den 17. November anberaumt. Welch ein Fundstück! 10 Zeit für die Entdeckung im Acker des Lebens Nachfolger*in für Inge Troch wird gewählt Leitung der Evangelischen Diözese ist Teamwork 11 Das Abenteuer des Alters Das Bedürfnis nach Geborgenheit bleibt 12 Lehrgang: Menschen mit Demenz in der Pfarrgemeinde Die Evangelische Frauenar- beit (efa) hat ihre Material- is la u f : L a u fen Sie mit! Wie die Reformation Kunstgeschichte schreibt Sonderausstellung zu Pieter Bruegel im Kunsthistorischen Museum 13 sammlung zum Jahresthema 2018/2019 »Das Abenteuer G e fä n g n weck: r den guten Z des Alters« herausgegeben. em be r w ir d ge schw it zt fü n be i de m Einrichtung im Portrait »Gesund, fit und schön mög- A m 29. Sept it laufen oder m it w al ke de r ka nn m U hr fä llt Je de und je e. Um 13 Menschlich, empathisch, verständnisvoll - 14/15 lichst alt zu werden und dabei au f de r G ef ängn isse el sorg id sd or f. Sp on sorenl elga ss e 1 in Fl or Die Fülle des Lebens – ›jung‹ zu bleiben, das ist der s in der Wei ss das Abenteuer des Alterns und kritisch Impulse zum Jahresthema Wunsch vieler und dieses Bild der St ar ts chus in ne n ha be n bi s 15 U hr Teilneh mer 2018/2019 Die Stadtdiakonie Wien im Portrait m er un d o gelaufe- prägt das Bild der ‚Alten‘ in Die Teiln eh Ru nd en zu rü ck zu legen. Pr t viele benen) den Medien«, sagt efa-Direk- Z eit, mög lichs n (s elbs t ge wor vorher von de Evangelische Frauenarbeit n el sorge. in Österreich –1– e fl ie ßt ei gn is se Berichte torin Gerti Rohrmoser. »Das ner Ru nd er B et ra g an die Gef än gelegt wird in unserer Jahresmappe Sp on soren fe st ehör ige von lös werden A ng Die Jahresmappe der Da sein für Menschen in Not 16 Re in er Evangelischen Frauenarbeit thematisiert ohne über das M it dem n unters tütz t. St ra fgef angene Diakonie Katastrophenhilfe hilft vor Ort in Syrien, Somalia und Mühsame und Beschwerliche Bangladesch am Altern hinweg zu schwindeln. Uns hat interessiert: d In fos unter Eure Alten werden träumen 17 Wie können wir als Einzelne, aber auch als kirchliche A nmeldu ng un sl au f.org Behelf für Seelsorger*innen: Gebete, Segensworte, Liturgievorschläge Gemeinschaft gut mit alten Menschen umgehen? Welche w w w.gef aeng ni 16 Orgel goes Jazz mit Chris Jarrett Porgy & Bess in der Lutherischen Stadtkirche Wien 18 bereichernden Aspekte tragen alte Menschen in unsere Gesellschaft?« Die gesammelten Texte sollen anregen #hilftvorort zum Mit- und Nachdenken, allein oder gemeinsam. Notizen aus dem Evangelischen Wien 19 Diakonie Katastrophenhilfe hilft vor Ort - Erhältlich ist die Sammlung unter nicht nur in Syrien, Somalia und Bangladesch. frauenarbeit.oe@evang.at oder Tel.: 01/408 96 05 zum Preis von 20,- Euro. Impressum Offenlegung der Blattlinie gemäß § 25 Mediengesetz 1981: Evangelisches Wien ist eine evangelische Zeitschrift, die Themen aus evangelischer Spiritualität und Kirche aufgreift, die Informatio- Herzlich willkommen! nen der Evangelischen Diözese A.B. Wien verbreitet sowie zu gesellschaftlichen und weltpolitischen Themen vielfältige, evangelische Standpunkte bezieht. Die einzelnen, namentlich gekennzeichne- ten Beiträge geben die Meinung der AutorInnen wieder, die nicht mit der Ansicht oder öffentlichen Stellungnahmen kirchenleitender Personen oder Gremien übereinstimmen muss. Neue Gesichter und Wechsel beherrschen den Herbst in der Evange- In Simmering verabschiedet sich Pfarrerin Maria Katharina Moser, sie Herausgeber: Superintendenz A.B. Wien, unter Leitung von Superintendent Mag. Hansjörg Lein und Superintendentialkuratorin Univ. Prof. i.R. Dr. Inge Troch, 1050 Wien, Hamburgerstraße 3, lischen Kirche A.B. in Wien: Ins Team der Verklärungskirche im wird Direktorin der Diakonie Österreich. Ins Simmeringer Team steigt www.evang-wien.at, Email: wien@evang.at · Redaktion: Martina Schomaker · Grafik: Fanny Arnold · Druck: Gugler · Auflage: 3.000 Fotonachweis: Titel: Evangelische Diözese A.B. Wien/Barbara Krobath; S. 3 Evangelische Diözese A.B. Wien; S. 4 Emtiaz Ahmed Dulu; S. 5 Schomaker, Evangelische Frauenarbeit in Österreich, Grafik: 2. Bezirk steigt Pfarrer Johann Pitters ein. Dort wurde Pfarramtskandi- Pfarramtskandidatin Claudia Schörner ein. Hietzings Pfarrer Hans- Gefängnisseelsorge; S.6/7 Schomaker, Gerhard Grandits, Glaubenskirche; S.7 imaginer.at; S. 8/9 Schomaker (5); S. 10 Pixabay/chiemsee2016; S.11 Schomaker (2), epd/M. Uschmann; S. 12 Schomaker; dat Friedrich Eckhardt verabschiedet, er wird Pfarrer in Graz. In Otta- Volker Kieweler ist im Ruhestand, die Kreuzkirche leiten Pfarrerinnen S. 13 wikimedia/Pieter Bruegel d. Ä.; S. 14 Stadtdiakonie Wien; S. 15 Stadtdiakonie Wien; S. 16 Emtiaz Ahmed Dulu; S. 17 Evangelischer Presseverband; S. 18 p&b/Archiv. · Ein Dankeschön an unser kring wechselt Pfarrerin Daniela Schwimbersky in den Schuldienst (volle Katja Bachl und Angelika Reichl. In der Krankenhausseelsorge geht Leitungs-Tandem: Inge Troch und Hansjörg Lein (siehe Seiten 8/9). · Texte ohne Autorennachweis stammen von der Redaktion (Martina Schomaker). Lehrverpflichtung), Pfarrer Gregor Schwimbersky wird Militärseelsor- Pfarrer Karl Weinberger in Pension, für ihn kommt Pfarrerin Katharina ger in St. Pölten. Pfarrer Szilárd Wagner wird die 50-Prozent-Pfarrstelle Alder-Wolf. Aus Döbling verabschieden wir Pfarrerin Andrea Petritsch, in Ottakring übernehmen und dazu die Ungarische Gemeinde leiten. die nach Jenbach (Tirol) wechselt, und Rahel Hahn, die Pfarramtskan- Höchster Standard für Ökoeffektivität. Cradle to CradleTM zertifizierte Printed according Gedruckt to criteria„Druckerzeugnisse“ nach der Richtlinie documents of the des austrian Eco-Label Österreichischen In Donaustadt verstärkt Pfarrerin Gerda Pfandl das Team, während didatin in Kärnten wird. Wir begrüßen Lehrvikarin Eva Schwalsberger, „printed products“.gugler*print, Umweltzeichens. gugler*print,Melk, Melk, UWZ-Nr. UWZ-Nr. 609, 609, www.gugler.at www.gugler.at Druckprodukte innovated by gugler*. Pfarramtskandidat Wolfgang Ernst geht, er wird Pfarrer in Linz. deren Ausbildungsstation die Thomaskirche in Favoriten ist. 05
IM BLICKPUNKT KOLUMNE und in der Schule erleben. Wir wollen in diesem Prototyp die Religionslehrer*innen Kirchenentwicklungsprojekt und Kirchen-Mitarbeiter*innen wirksam ver- netzen. Zu bedenken sind die strukturellen Herausforderungen: Religionslehrer*innen sind zum Beispiel oft in mehreren Bezirken steuert auf Endphase zu und damit in unterschiedlichen Pfarrgemein- de-Gebieten eingesetzt. Unsere Vision ist, dass die Pfarrgemeinden ein Begegnungsort für die evangelischen Schüler*innen verschie- »Wir sind Wien«: Drei Prototypen im Test dener Schulen werden. Das so gestärkte »Wir-Evangelische«-Gefühl soll zurück Kräutertöpfe in Arbeit - in Simmering. Pfarrerin in den Religionsunterricht strahlen: mehr Elke Kunert Kinder und Jugendliche bleiben im Religions- unterricht angemeldet. Tapetenwechsel für die Mitglieder der Doch von vorn: Am Freitag, 15. Juni, und Zeugnis, die persönliche Begegnung – durch 3. »Open-Church«: Die Evangelische Pfarrgemeinde soll im Auszeit vor der Hochzeit Zukunftsinitiative »Wir sind Wien. Evange- Samstag, 16. Juni, kamen die Projekt- die strahlt »Evangelische Kirche« aus und Grätzel nicht nur sichtbarer werden, sondern lische Gemeinde 2022«: In dem partizipa- teilnehmer*innen in Großrußbach (Niederö- zieht an. auch in der Grätzel-Gemeinschaft eingebettet tiven Kirchenentwicklungsprozess, dessen sterreich) zusammen. Im Gepäck: Interviews sein. Die Arbeit daran beginnt schon bei Vorprojekt noch bis November läuft, haben mit unterschiedlichsten Wiener*innen. Am Samstag wechselte das Team nochmal den Räumlichkeiten. Oft sind unsere Evange- sich die ehrenamtlich und hauptamtlich Kirchlich Aktive, Neueingetretene wie auch die Perspektive – im »Perspektivenkarussell«. lischen Kirchen von Mauern oder hohen He- Es soll der schönste Tag in ihrem Leben Engagierten im Juni für zwei Tage nach Ausgetretene hatten sie zur evangelischen Wie reagiert eine »Volksschülerin« auf cken eingezäunt. Dabei haben viele Pfarrge- Kirchenkaffee vor der Gustav-Adolf-Kirche. werden: der Tag der Hochzeit. Damit Niederösterreich zur kreativen Klausur Kirche befragt. Von der Jugendlichen bis zum die Evangelische Kirche und auf eine 1:1- meinden einen schönen Hof oder Pfarrgarten. es das wird, ist die Liste der Dinge, in Großrußbach zurückgezogen. Die 15- Pensionisten. Ein guter Querschnitt. Begegnung mit der Evangelischen Kirche? Wir wollen die Höfe und Pfarrgärten öffnen nach dem Gottesdienst auf den Kirchen- die vorzubereiten sind, lang. Location? köpfige Gruppe kam mit drei »Prototypen« Wie ein »Dagobert Duck«? Wie eine »Kirch- und zum Hereinschauen oder zum Verweilen vorplatz verlagert. Draußen vor den offenen Gästeliste! Hochzeitsreise? Ringe! zurück nach Wien, die nun bis Oktober An jenem Freitag im Juni versetzte sich gängerin«? Wie die »Erde«? Wie »Buddha«? zur Verfügung stellen. Von der gratis Mit- Kirchentüren stehen Liegestühle, die Tische getestet werden. die Gruppe in die Interviewpartner*innen Die Übung weitete die Vorstellungen von nahme von »Kräutertöpfen mit Botschaft« bis sind gedeckt, es gibt Kaffee und Kuchen. Ach, und dann ist da noch die Frage, und diskutierte, welche übergreifenden dem, was 1:1-Begegnungen für die Gruppen- zu sichtbaren Platzierung unserer Liegestühle Zweidrittel der Gottesdienstbesucher sind bei wie die kirchliche Trauung ausschauen Prototypen? So werden die Ideen genannt, die Hauptpunkte angesprochen wurden. Denn mitglieder persönlich bedeuten. »Frei samma! Da Jesus hod uns aussegrissn« den ersten Testläufen zum Kaffee geblieben. soll: Katholisch, Evangelisch und da aus dieser Design-Sensing-Vorphase erwach- trotz der unterschiedlichen Interview- und der Einladung zum Verweilen, eventuell Beworben wird die Aktion u.a. im Schauka- gibt es doch auch so was Ökumenisches? sen. Die Prototypen werden zurzeit getestet. partner*innen gab es mehrere thematische Mit diesem geweiteten Horizont teilte sich mit Erfrischungsgetränken und Abkühlung sten. Dieser Aushang und die gute Stimmung Ja, das gibt es. Und dazu gibt es auch ein Vom Test verspricht sich die Gruppe weitere Überschneidungen. Zum Beispiel: die Evan- die Gruppe in drei Teams auf. Aus den Er- im Planschbecken für Kinder… vor der Kirche überzeugte zum Beispiel konfessionsverbindendes Ehevorberei- Erkenntnisse: Passen die Prototypen zu allen gelische Kirche soll »sozialer sein«, soll fahrungen des Perspektivenkarussells wählte ein Ehepaar extra zum Kirchenkaffee zu tungsseminar. Pfarrgemeinden? Sind die Ideen realisierbar? »cool sein«, soll »offener und liberal« sein. jedes Team einen Gedanken, eine Idee aus Zurück in Wien, Mitte Juni, begann die kommen. »Die Idee ist so gut aufgenommen Fallen durch die Tests strukturelle Heraus- und bastelte drauf los. Heißkleber, Pinnwand, Gruppe mit den Testläufen der Prototypen. worden, dass schon drei weitere Termine in Das eintägige Seminar kann eine Auszeit forderungen auf? In Hinblick auf die Projekt-Leitfrage »Wie Schere. Erstaunlich für alle war, wie das Allerdings: Durch die hereinbrechende Planung sind«, freute sich Gumpendorfs neue vor der Hochzeit sein. können wir als Gemeinschaft ausstrahlen kreative Werken auch die Gedanken immer Ferien- und Urlaubszeit musste der Testbe- Kuratorin Andrea Scheucher gleich nach dem Erschöpft kommen die Paare: und das und mehr Menschen anziehen« zeigte sich, kreativer werden ließ – und konkreter. ginn des »Begegnungs-Netzwerks« (1) auf ersten Test Mitte Juli. Der nächste Termin müssen wir jetzt auch noch erledigen. dass dieser Punkt am wichtigsten ist: »Die Am Ende wurden in neuen Kleingruppen den September verschoben werden. ist der 30.9.2018 (vor der Gustav-Adolf- Entspannt gehen sie: Das war eine Zeit nur Evangelische Kirche zeichnet sich durch diese drei Prototypen diskutiert: Kirche, Lutherplatz 1, 1060 Wien; 10 Uhr für uns zwei. Was erwarten wir von un- 1:1-Begegnungen aus«. Das persönliche Die Prototyp-Idee »Kirche – Kinder – Gottesdienst, 11 Uhr Kirchenkaffee). Auch serer Ehe? Zeit, die konfessionellen Wur- 1. »Begegnungs-Netzwerk«: Schule« (2) wurde auf der Schlusskonferenz die Evangelischen in Simmering haben ihren zeln des anderen besser kennenzulernen. Wie wäre es, wenn wir 1:1-Begegnungen der Pflichtschullehrer*innen im Juni »gete- Hof in der Braunhubergasse 20 geöffnet und Was verbindet? Was unterscheidet? Was systematisch möglich machten? Zum Beispiel stet«: Welche Schwierigkeiten sehen die Re- zum Hereinschauen eingeladen. Neugierige trägt? Was erwarten wir, wenn wir unsere mit einer Plattform, auf der man Termine mit ligionslehrenden? Wo gibt es welche Zusam- können sich dort bis Ende September einen Liebe unter den Segen Gottes stellen? Evangelischen vereinbaren kann, um über menarbeit? Was brauchen Schüler*innen und »Kräutertopf mit Botschaft« mitnehmen. bestimmte Themen – wie den Umweltschutz, Eltern wirklich? In den Fokus des Prototyps Alles hat seine Zeit! So auch die Auszeit Kindererziehung und so weiter – unge- sind die schulautonomen Ferientage gelangt, Bis zum Oktober werden die drei Prototypen vor der Hochzeit. zwungen zu sprechen und zu diskutieren. an denen eine Pfarrgemeinde die Eltern bei weiterverfolgt. Dann werden die Ideen Einfach so. Weil das Thema verbindet. der Betreuung der Kinder und Jugendlichen evaluiert – wie auch der gesamte Design- P.s. Die nächsten konfessionsverbindenden unterstützen könnte. Bis Oktober soll diese Sensing-Prozess, sprich: die Vorphase der Auszeiten (sprich Eheseminare) sind am 2. »Kirche – Kinder – Schule«: Idee weiter verfolgt werden. Zukunftsinitiative »Wir sind Wien. Evange- 19.1.2019, am 16.2.2019 und am 16.3.2019 Ihr »Evangelisch-Sein« können lische Gemeinde 2022«. Die Ergebnisse – Infos: elke.kunert@lutherkirche.at Schüler*innen in der Pfarrgemeinde Der »Open-Church«-Prototyp (3) wird zur- werden auf der Superintendentialversamm- zeit zum Beispiel in Gumpendorf getestet. lung am 17. November vorgestellt sowie auf Mag. Elke Kunert ist Pfarrerin der Luther- Die Großrußbach-Gruppe in Aktion. Hier wird die Kirchenkaffee-Tafel sonntags www.evang-wien.at/wir-sind-wien kirche in Wien-Währing. 07
IM BLICKPUNKT IM BLICKPUNKT Bei Festgottesdiensten zu segnen, EINE GUTE, ist persönlich berührend: Anna Kampl und Inge Troch (rechts) INTENSIVE ZEIT Superintendent Hansjörg Lein und Superintendentialkuratorin Inge Troch blicken zurück auf eine etwa 15-jährige Zusammenarbeit, in der sie die Evangelische Kirche A.B. in Wien geleitet haben: Hansjörg Lein obliegt Reformen, Sitzungen, Andachten – zusammen arbeiten, zusammenwachsen, zusammen feiern. bis Ende November die geistliche Führung der Die beiden sind sich einig: Es war eine gute Zeit, eine intensive Zeit. Wiener Superintendenz. Ökumene ist wichtig: Inge Troch mit Bischofsvikar Dariusz Schutzki. Aufmerksamer und kritischer Begleiter des INGE TROCH: Wir haben versucht, ein gutes Miteinander vorzuleben. Dabei politischen Wien: Hansjörg Lein (rechts) und der haben uns auch die regelmäßigen Supervisionen unterstützt. Ebenso die heutige Bürgermeister Michael Ludwig. wöchentlichen Gespräche über die anstehenden Aufgaben und Heraus- forderungen. Vor allem wenn es in Pfarrgemeinden kriselt. Gespräche mit Gottesdienstbesucher*innen beim Kirchenkaffee sind oft frühe Warner. Bewältigen schwieriger Situationen wie der Verkauf HANSJÖRG LEIN: Schon unsere Kirchenverfassung hält fest, dass für die geistliche des Gemeindezentrums Arche am Leberberg oder die Leitung einer Gemeinde Pfarrer*innen und Presbyter*innen gemeinsam ver- Zusammenlegung der Gemeinde Kaisermühlen und antwortlich sind. Ein Zeichen dafür ist die Gestaltung von Andachten zu Beginn Kagran mit Donaustadt. einer Sitzung. Inge, erinnerst Du Dich noch, wann Du Deine erste Andacht INGE TROCH: Viele gute Kontakte entstanden bei den gestaltet hast? Und wie viele es waren? Treffen der Kurator*innen. Dort wurde einander immer INGE TROCH: Meine erste war bei der Synode im Oktober 2007. Später dann bei wieder mit Rat geholfen, ja auch Neues, wie die ge- vielen diözesanen und gesamtkirchlichen Gelegenheiten, aber auch in der meinsamen Abendgottesdienste entlang der U3 oder Superintendentur. Insgesamt waren es wohl fast hundert – das sind besonders die Zukunftsinitiative »Wir sind Wien« ( Seite 6/7), schöne Erinnerungen. angedacht. Sitzungen zu leiten gehört INGE TROCH: Hansjörg, Du hast Dein Amt 2004 angetre- INGE TROCH: In diesen ersten Jahren habe ich verstanden, HANSJÖRG LEIN: Grundsätzlich schätze ich unsere demokratischen Strukturen. HANSJÖRG LEIN: Die Entwicklung der Stadt Wien mit zum Amt für Hansjörg Lein ten. Ich wurde 2006 gewählt. Aber unsere Zusammen- wie wichtig es ist, das »Evangelische Wien« als eine Leider gab es viele langwierige Sitzungen, bei denen Teilnehmer*innen nicht neuen Krankenhäusern und Geriatriezentren, Migration und Inge Troch. arbeit hat schon früher begonnen. Ab 2003 war ich große Einheit zu denken. Allerdings hätte ich nicht vorbereitet waren oder sich die Diskussion im Kreis drehte. Verbesserung der und zunehmende Armut sind auch für uns Evange- Vorsitzende des Pfarrgemeindeverbandes und in die gedacht, dass sich die Strukturreform mit Grundbuch- Sitzungskultur und sinnvolle Nutzung digitaler Medien sind notwendig, aber lische eine große Herausforderung. Die gute Entwick- Strukturreform involviert, d.h. in eine klare Trennung der eintragungen und neuer Friedhofsordnung bis 2018 die gute Gesprächskultur etwa bei Superintendentialversammlungen oder lung der evangelischen Kindergärten und Schulen ist Aufgaben der Diözese und des Verbandes. Damals hast hinziehen würde. Außerdem schön: die Superintenden- Pfarrkonferenzen darf nicht darunter leiden! erfreulich. Schön, dass die Realisierung des »Campus Du einen wichtigen Prozess angestoßen – eine gerech- tur ist nun räumlich umgebaut und barrierefrei. INGE TROCH: Ich denke lieber an Festgottesdienste zurück. Vorbereitung eines der Religionen« in der Seestadt Aspern durchaus im tere Verteilung der Kosten übergemeindlicher Einrich- HANSJÖRG LEIN: Geduld ist erforderlich in vielen Be- Segens- oder Grußwortes waren für mich spirituell anregend und persönlich Bereich des Möglichen liegt. tungen, wie etwa Krankenhausseelsorge und Schulamt, langen. Besonders wenn es um das Miteinander von berührend. Feste und Feiern sind wichtige Momente des Miteinanders. Seien es INGE TROCH: Für unsere Zukunft ist wohl ein Wort von Sel- auf die Pfarrgemeinden. Haupt- und Ehrenamtlichen geht. Zum Beispiel wenn nun Herbstfest oder Frühlingsball, Begrüßungsabende oder Dankesfeiern. ma Lagerlöf zutreffend: »Man soll nicht ängstlich fragen: HANSJÖRG LEIN: Ja, der Blick über den Tellerrand und eine neue Pfarrerin auf einen langjährigen Kurator HANSJÖRG LEIN: Ja, ganz wesentlich ist gezeigte Wertschätzung aller! Dies Was wird und kann noch kommen? Sondern sagen: Ich eine gute Zusammenarbeit von Gemeinden und der in trifft und sie unterschiedliche Vorstellungen haben. drückt sich u.a. in unseren Geburtstagswünschen und Briefen aus. Ebenso in bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat!« ihnen tätigen Menschen ist sehr wichtig. Konkurrenz- Oder eine ideenreiche Jugendreferentin mit einem meinen Mitarbeitergesprächen mit Pfarrer*innen, die auch meine Anteilnahme HANSJÖRG LEIN: Gut gesagt, Inge! Und für die Zukunft denken und Schrebergartenmentalität dürfen da keine traditionsbewussten Pfarrer zusammenarbeiten soll. an deren Freuden und Sorgen zeigen. Dies gilt besonders für Visitationen mit je der Evangelischen Kirche A.B. in Wien wünschen wir Rolle spielen. rund dreißig Terminen. Sie erlauben intensive Begegnungen und gemeinsames Gottes reichen Segen. 08 09
IM BLICKPUNKT IM BLICKPUNKT WELCH EIN FUNDSTÜCK! NACHFOLGER*IN FÜR Zeit für die Entdeckung im Acker des Lebens INGE TROCH WIRD GEWÄHLT Leitung der Evangelischen Diözese ist Teamwork kaufte er alles, was er hatte und konnte auf diese Weise Nach zwölf Jahren im Amt den Acker erwerben. kandidiert Inge Troch nicht erneut. Es geht dem Bauern um nichts Zusätzliches, es geht ums Ganze. Dafür muss er seine Prioritäten neu sondieren: Er verkauft sein ganzes Besitztum, um jenen Schatz sein Eigen nennen zu dürfen. Zu den Schätzen, die uns dazu bringen, unsere Prioritä- ten zu ändern, gehören häufig liebenswerte Menschen, denen wir verdanken, dass wir gut und gerne und in fröhlicher Gelassenheit leben können. Aber es gibt auch noch andere Schätze: Manchmal erleben wir, wie uns eines Tages eine großartige Idee für die Gestaltung unseres Lebens aus einem Meer von Fragen und Ge- danken vor die Füße gespült wird. Lebensverändernde Einsichten kommen plötzlich an die Oberfläche, beglü- ckende Freundschaften werden besiegelt. – Schätze! Auch die »Regierung« – der Superintendentialaus- schuss – wird am 20. Oktober neu gewählt. Wir haben gewiss alle schon einmal einen solchen Schatz gehoben oder ihn wenigstens gesichtet. Und jetzt? Haben Sie eine vergleichbare Priorität im Kopf wie jener Bauer? Im Juni wurde Gefängnisseelsorger Matthias Geist zum Nachfolger von Sind Sie von etwas beseelt, und sei es noch so anfänglich Superintendent Hansjörg Lein gewählt, am 1. Dezember tritt er sein Amt an. und leise, wovon Sie ahnen, dass es dabei irgendwie ums Jetzt, am 20. Oktober, wird ein*e Nachfolger*in für Inge Troch gewählt, die Ganze geht? Etwas, was sie fröhlich macht, wenn Sie als ehrenamtliche Superintendentialkuratorin seit zwölf Jahren gemeinsam daran denken? Eine Idee, eine Vision, eine »Option« – mit Superintendent Lein die Diözese leitet. oder vielleicht den Wunsch, dass alles so bleibt wie es gerade jetzt ist? Das »Führungs-Tandem« wird also neu besetzt. Zur Aufgabe hat das Duo die Diözese nach außen zu präsentieren, die verschiedenen Arbeitsbereiche und Die Parabel vom »Schatz im Acker« erzählt auf eine Pfarrgemeinden in Wien zu vernetzen, eine Identität als Evangelische Superin- äußerst knappe, symbolische Art und Weise, dass tendenz A.B. Wien zu schaffen und die Solidarität zu stärken. Der Superinten- dieser Schatz schon daliegt. Wir stehen vor der Frage, dent ist der hauptamtliche Leiter. Ihm zur Seite steht ehrenamtlich der was er uns wert ist: Ob wir den Acker zu unserem bzw. die Superintendentialkurator*in, deren wichtigste Aufgabe der Kontakt Acker machen, hingehen und unsere Prioritäten über- zu den Gemeinden und die Begleitung von Ehrenamtlichen ist. denken, oder ob wir weiterackern, als läge da gar kein Schatz – oder ob wir uns an diesen Schatz ketten, ihn Inge Troch hinterlässt große Fußstapfen: Nachdem sie 2006 als Mathematik- Wer wird mit dem künftigen bewachen, gegen andere verteidigen – und letztlich Professorin in den Ruhestand ging und an der TU Wien leiser trat, wurde sie Superintendenten Matthias Geist Wir haben gewiss alle Vorbei ist die sommerliche Urlaubs- und Ferienzeit. gar nichts davon haben. zur Superintendentialkuratorin gewählt und ist seitdem unterwegs in Wien. die Diözese ins neue Jahr führen? einen »Schatz im Acker« Wir haben uns »vom Acker gemacht« und kehren nun Ihre Präsenz in den 21 Pfarrgemeinden beeindruckt. Als Netzwerkerin ist sie gehoben oder ihn zurück in den Alltag. Ob wir so gern vom Acker gegan- Es ist ein Grundzug des christlichen Glaubens, das auch über die Stadtgrenzen hinweg aktiv und wirkt in verschiedenen Ausschüs- Wichtig ist auch die Teamfähigkeit – denn die Lei- wenigstens gesichtet. gen sind, wie jener Bauer im Matthäusevangelium, Ka- eigene Leben nicht als ein großes Beute-Machen sen mit. 2012 wurde die Universitätsprofessorin i. R. wiedergewählt, heuer tung der evangelischen Diözese ist Teamwork. Hans- pitel 13, für den das Weggehen nicht deshalb so schön misszuverstehen, sondern es als einzigartiges Geschenk kandidiert sie nicht erneut, sondern reicht die Staffel weiter. Ihr*e Nachfolger*in jörg Lein wie auch Inge Troch haben jeweils drei ist, weil er seine Arbeit leid wäre, sondern weil er sich zu begreifen. Gott zu glauben, dass er damit etwas Gutes wird das diözesane Kuratorenamt gleich nach der Wahl am 20. Oktober antre- Stellvertreter*innen. Gemeinsam bilden die acht Köpfe aufs Wiederkommen freut? Die Parabel geht so: im Sinn hat, heißt, sich mit Sorgfalt und Leidenschaft ten und im Laufe der Amtsperiode, die 2023 endet, nach eigenen Talenten und den Superintendentialausschuss, die »Regierung« der dem eigenen Leben zuzuwenden. Denn jede und jeder von Zeitressourcen ausfüllen. Diözese, die monatlich tagt. Der Ausschuss ist mit dem Mit der himmlischen Königsherrschaft verhält es sich uns verfügt über einen Schatz, der durch nichts aufge- Presbyterium auf Pfarrgemeinde-Ebene vergleichbar. so wie in jener Geschichte, die damit anfing, dass ein wogen werden kann und den wir nicht wirklich verlieren Gewählt werden kann jedes wahlfähige Mitglied der Evangelischen Kirche A.B. Auch seine Mitglieder werden am 20. Oktober durch Bauer beim Pflügen einen im Acker vergrabenen Schatz können. Jede und jeder ist nämlich selbst dieser Schatz. in Wien. Jede Pfarrgemeinde kann bis zum 22. September maximal zwei die Superintendentialversammlung bis 2023 gewählt. entdeckte. Jenes Stück Land gehörte ihm aber nicht. Kandidat*innen beim derzeitigen Superintendenten Hansjörg Lein vorschla- So deckte er den Fund in aller Stille wieder zu und Text: Univ.-Prof. Dr. Wilfried Engemann, er ist Praktischer gen. Die Kandidat*innen sollten nicht nur offen, kritikfähig und mit der Weitere Informationen zum Aufbau der Evangelischen machte sich mit unbändiger Freude vom Acker. Wäh- Theologe an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der evangelischen Kirchenstruktur vertraut sein, sondern auch sachlich beraten Diözese A.B. Wien unter www.evang-wien.at/aufbau- rend er immer wieder an diesen Schatz dachte, ver- Universität Wien. und vermitteln können sowie interessiert an Weiterbildungen sein. aufgabe-demokratie 10 11
IM BLICKPUNKT IM BLICKPUNKT DAS BEDÜRFNIS NACH WIE DIE REFORMATION GEBORGENHEIT BLEIBT KUNSTGESCHICHTE SCHREIBT Lehrgang: Menschen mit Demenz in der Pfarrgemeinde Sonderausstellung zu Pieter Bruegel im Kunsthistorischen Museum »Alles hat seine Zeit« – diese Worte fallen uns immer wie- Pfarrgemeinden möchten jedem Menschen einen Raum Wie die Reformation die Kunst veränderte, der ein, wenn etwas zu Ende geht oder wir an der Schwelle und die Möglichkeit eröffnen, sich zugehörig zu fühlen zeigt sich auch in den Gemälden von Pieter eines neuen Lebensabschnittes stehen. Es ist eine unum- und christliche Gemeinschaft im Sinne des Evangeliums Bruegel dem Älteren (*um 1525/30 †1569), dem stößliche Wahrheit im Kreislauf unseres Lebens. zu gestalten. Jeder hat einen Platz. Doch was ist, wenn das Kunsthistorische Museum Wien ab dem sich jemand plötzlich verändert und sein Verhalten Fragen 2. Oktober eine weltweit erste große monogra- Dennoch fürchten wir das Älterwerden und den mög- aufwirft? Häufig ziehen wir uns dann aus Unsicherheit phische Ausstellung widmet. lichen Verlust von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bezie- zurück. Für die Menschen mit dementieller Veränderung hungen. Es geht dabei auch um die Sorge, sich selbst zu ist das eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Bruegel wirkte in Antwerpen und Brüssel. verlieren und damit ausgegrenzt zu sein. Menschen mit Er erlebte den Aufschwung der Protestanten, Demenz können sich oft nicht hinreichend mit diesen Das Geriatriereferat bietet ab Jänner 2019 gemeinsam besonders der Calvinisten, in den niederlän- Verlusten und dem, was ja noch da ist, auseinandersetzen, mit der Pfarrcaritas und dem Seniorenpastoral einen öku- dischen Provinzen, die zum Reich des spa- weil sie die innere Veränderung überrollt. Ihre Gefühle menischen, dreiteiligen Lehrgang zum Thema »Demenz- nischen Königs Philipps II. zählten. Und er er- und das Bedürfnis nach Geborgenheit und Zugehörigkeit kompetenz« an ( Seite 2), der sich mit diesen Fragen be- lebte, wie Phillip II., als entschiedener Katholik, »Bekehrung des Paulus«: bleiben aber – bis zum Schluss. schäftigt: Wie begegne ich Menschen mit Vergesslichkeit nach dem Bildersturm in Brüssel 1566, Herzog Der schwarze Reiter in Rü- und veränderten Verhaltensweisen? Wie gelingt es mir, Alba in die Stadt sandte, um dem protestan- ckenansicht beobachtet Menschen mit dementiellen Veränderungen benötigen pflegende Angehörige ein Stück des Weges zu begleiten? tischen Aufruhr Einhalt zu gebieten. Alba galt den gestürzten Saulus. ein Umfeld, in dem sie mit Wertschätzung und Respekt Wie kann ich das Thema Demenz in meiner Pfarrgemein- als grausamer Ketzerverfolger. Tatsächlich ließ gesehen und akzeptiert werden. Es gilt, den Blickwinkel zu de sichtbar machen? Wie gelingt es, mit Menschen mit der »schwarze Alba«, wie er aufgrund seiner ändern und die Fülle zu sehen, die der Mensch auch trotz Demenz ein gemeinsames Unterwegssein im Glauben Kleidung und Gesinnung genannt wurde, in den Wesensveränderungen oder Vergesslichkeit in sich trägt. zu ermöglichen? folgenden Jahren mehrere tausend Niederländer Dazu benötigt es Wissen – und die Auseinandersetzung zum Tode verurteilen. – Bruegels Zeit, war mit der eigenen Vergänglichkeit. Es geht darum, dass wir Parallel zu diesem Angebot entsteht derzeit eine ökume- eine gefährliche Zeit. uns unseren eigenen inneren Begrenzungen, Ängsten und nische Handreichung für die spirituelle Begleitung und Ge- Abwehrmechanismen bewusst werden, um wahre Begeg- staltung liturgischer Feiern mit Menschen mit dementiellen Der Maler gilt nicht nur als Chronist des All- nung und lebensspendende Beziehungen zu ermöglichen. Veränderungen (mehr dazu in unserer Dezember-Ausgabe). tagslebens mit Gemälden wie »Die niederlän- dischen Sprichworte«, »Die Bauernhochzeit«, Weitere Informationen zum Lehrgang »Die Kinderspiele«. Er war seit den 1550er erhalten Sie bei Katharina Schoene Jahren auch Experte für das neue Format der unter katharina.schoene@extern. »religiösen Geschichtslandschaft« 1. Bruegel Im »Turmbau zu Babel« wienkav.at holt die biblischen Erzählungen in die eigene beeindrucken auch die Zeit, was nicht ungewöhnlich war, aber er be- Fülle an realistischer Text: Diakonin Katharina Schoene sticht mit seiner Liebe zum Detail der dama- Details der damaligen MMA, sie begleitet Menschen ligen Alltagswelt. So dokumentiert er auf dem Baubranche. mit Demenz seelsorgerlich und ist »Großen Turmbau zu Babel« akribisch genau Geriatriebeauftragte der Evangelischen die verschiedenen Hebegeräte und Bautechniken seiner Zeit. Alba kam von der italienischen Küste über die Alpen nach Brüssel. Diözese A.B. Wien. »Man könnte interpretieren: Der Maler hofft, dass der grausame Der religiösen Erzählung steht Bruegel dabei kritisch gegenüber. Sei- Ketzerverfolger Alba auf seinem Weg in die Niederlande bekehrt ne Werke entsprechen beispielsweise nicht den damals herrschenden würde.«3 gegenreformatorischen Auflagen für Kirchenkunst. Ein Beispiel: Die »Anbetung der Könige« scheint »auf dem ersten Blick katholischen Ob Bruegel protestantisch oder katholisch gesinnt war, ist nicht be- Anforderungen zu entsprechen: Maria mit dem Jesuskind ist zentral legt. Sicher ist seine distanzierte, kritische Haltung – was vor der Re- dargestellt. Doch ein Auge ist verdeckt. Das Jesuskind scheint sich formation auf religiös-motivierten Bildern undenkbar gewesen wäre. ängstlich zurückzuziehen und – ganz verdorben im Sinne gegenre- formatorischer Strenge – lässt sich Joseph von einem Unbekannten Weitere Informationen zur Bruegel-Sonderausstellung vom etwas zuflüstern.«2 2. Oktober 2018 bis 13. Jänner 2019 unter www.khm.at/bruegel2018 Einige seiner religiösen Geschichtslandschaften waren sogar poli- 1 Christian Vöhringer, in »Pieter Bruegel der Ältere. Malerei, Alltag und Politik im tisch brisant, wie das Gemälde »Die Bekehrung des Paulus«. Darauf 16. Jahrhundert«, 2013, Reclam-Verlag. Begegnung im Pflegewohnheim: ist eine schwarze Figur zu Pferd zu sehen, die auf den Sturz des Sau- 2 Rose-Marie und Rainer Hagen, in »Bruegel. Sämtliche Gemälde«, 1999, Benedikt wertschätzend, respektvoll, lus blickt. Die schwarze Figur scheint der schwarze Alba zu sein. Die Taschen Verlag GmbH. auf Augenhöhe. Landschaft zeigt in der Ferne das Meer, die Szene spielt im Gebirge. 3 Ebd. 12 13
PORTRAIT – STADTDIAKONIE Menschlich, empathisch, »Eine vertrauensvolle Beziehung verständnisvoll – und kritisch ist das Um und Auf« Die Stadtdiakonie Wien im Portrait Die 35-jährige Claudia Wettel ist Sozialarbeiterin im Evangelischen Sozialzentrum Wien der Stadtdiakonie in der Großen Neugasse 42 im vierten Bezirk. Sie berät und vernetzt. EVANGELISCHES WIEN: Frau Wettel, Sie beraten EVANGELISCHES WIEN: Seit wann sind Sie bei der die Hilfesuchenden, die ins Sozialzentrum Stadtdiakonie Wien angestellt? kommen? CLAUDIA WETTEL: Begonnen habe ich 2013, zuvor war CLAUDIA WETTEL: Genau, ich berate und begleite hilfe- ich in der offenen und mobilen Jugendarbeit tätig. suchende Menschen bei ihren alltäglichen Herausfor- Nach einer zweijährigen Karenz bin ich seit Herbst derungen. Montags bis mittwochs von 10 bis 14 Uhr 2016 wieder Teil der Stadtdiakonie Wien. und donnerstags von 10 bis 15 Uhr ist das Sozialzen- trum geöffnet. Aber ich berate die Klient*innen auch EVANGELISCHES WIEN: Was gefällt Ihnen an zu Hause, das nennen wir »aufsuchender Sozial- Ihrer Arbeit? Interviewpartnerin dienst«. Die Begleitung der Hilfesuchenden verläuft CLAUDIA WETTEL: Die Arbeit ist immer wieder herausfor- Claudia Wetter DSA, DSP (FH) ist Sozialarbeiterin in immer eine gewisse Zeit lang, bis die Klient*innen dernd und spannend: Für jeden Hilfesuchenden muss der Stadtdiakonie Wien. aus eigener Kraft wieder besser zurechtkommen. ein passender Weg gefunden werden. Als Mutter Außerdem vernetze ich mich mit den evangelischen zweier Töchter finde ich es außerdem wichtig und Pfarrgemeinden, der Diakonie, anderen sozialen Ein- gut, dass die Arbeit mit meinem Familienleben gut richtungen und Behörden. vereinbar ist. Im "Häferl" werden bis zu 200 Mahlzeiten Die Sozialberatungen sind pro Tag den Gästen serviert Hilfe zur Selbsthilfe. EVANGELISCHES WIEN: Was ist bei Ihrer Arbeit besonders wichtig? Welche Adjektive verbinden Sie mit dem mit leerem Bauch? – Geht nicht!« oder die bietet die Stadtdiakonie auch im »´s Häferl« CLAUDIA WETTEL: Ehrlichkeit und eine vertrauensvolle Wort »Stadtdiakonie«? Jitka Zimmermann, heuer gegründete ökumenische Plattform einmal in der Woche eine Sozialberatung Beziehung sind das Um und Auf. So wird der Weg zur Geschäftsführerin der Stadtdiakonie Wien, »alt – arm – weiblich«. »Insgesamt sind an. Das Armenwirtshaus in der Unterkirche Selbsthilfe geebnet und es kann langfristig zu einer fällt die Antwort leicht: »Wir sind diako- 16 Prozent der Frauen im Pensionsalter ar- der Gustav-Adolf-Kirche im 6. Bezirk, in Verbesserung der Lebenssituation kommen. nisch – das bedeutet menschlich, empa- mutsgefährdet«, erklärt Zimmermann. »Mit dem vier Mal pro Woche kostenlos ein Menü thisch, verständnisvoll, aber auch kritisch.« der Initiative wollen wir das Thema weibliche serviert wird, feierte am 9. September sein GEMEINSAM IN WIEN Die evangelische Einrichtung richtet sich Altersarmut in der Öffentlichkeit enttabui- 30-jähriges Jubiläum. »Die Stadtdiakonie besonders an armutsbetroffene Menschen in sieren und einen niederschwelligen Zugang Wien ist ohne ›´s Häferl‹ nicht denkbar«, Wien. Jetzt, im August und September, läuft zu Unterstützungsleistungen bieten. Es kann so Zimmermann. Im Kontakt mit der Stadtdiakonie die »Aktion Schulanfang« auf Hochtouren: nicht sein, dass viele sich schämen, wenn sie Pfarrgemeinde & Stadtdiakonie: Jede akonie ein Treffen mit den Diakoniebe- Zusammen etwas bewegen: Die Sozial- Im Lager des Büros – dem Evangelischen So- eine Informationsbroschüre nur anschau- Die organisatorischen Herausforderungen Pfarrgemeinde hat einen Diakoniekreis mit auftragten der Wiener Pfarrgemeinden, beratung und der aufsuchende Sozialdienst zialzentrum Wien – in der Großen Neugasse en.« Am Montag, 19. November, wird es die sind Zeit und Geld. »Subventionskürzungen einem bzw. einer Diakoniebeauftragten. um sich zu vernetzen und auszutauschen. werden immer mehr von Pfarrgemein- 42 im 4. Bezirk stapeln sich Schultaschen. nächste Veranstaltung geben (Informationen seitens der Politik erschweren den laufenden Seit 2016 besuchen die Mitarbeitenden »Dort bieten wir auch unser Knowhow an. den genutzt. »Das ist super! Und auf der Über 100 Spender*innen haben sich bislang ab Herbst auf http://diakoniewien.at). Betrieb. Und es gebe noch so viele Be- der Stadtdiakonie evangelische Pfarr- Im Rahmen unserer Aktionen Wärmequell anderen Seite sind wir wieder dankbar, (Stand Ende August) an der Aktion beteiligt reiche, in denen wir uns gerne engagieren gemeinden, um die Pfarrgemeindemit- und Schulanfang beispielsweise läuft die wenn uns Pfarrgemeinden mit ihrer diako- und Schulsachen gekauft oder eine Spende In der Beratung setzt Zimmermann gemein- würden – aber mit vier hauptamtlichen glieder besser kennenzulernen und um die Kooperation sehr gut«, freut sich Zimmer- nischen Tätigkeit sowie im ›´s Häferl‹ beim für die Aktion überwiesen. »Wir wollen, dass sam mit Sozialarbeiterin Claudia Wettel auf Mitarbeiter*innen und zwei Zivildienern ist gemeinsame Zusammenarbeit zu vertiefen. mann. Kochen und Essenservieren unterstützen alle gleiche Chancen und Möglichkeiten Nachhaltigkeit. Die Beratungen sind Hilfe die Kraft begrenzt.« Dankbar ist Zimmer- »Nach den Pfarrgemeindewahlen im Früh- können. Dieses Miteinander bringt so viel haben und dass das Einkommen der Eltern zur Selbsthilfe. »Wir beraten und begleiten, mann für die Spender*innen, die die Arbeit jahr 2018 wird sich sicher wieder einiges Aufeinander Rücksicht nehmen: Gibt es Positives mit«, sagt Jitka Zimmermann. nicht schon am ersten Schultag die Kinder machen aufsuchende Sozialarbeit, aber die unterstützen, und die vielen Ehrenamtlichen, verändern, manches aber bestehen bleiben. auch eine Herausforderung in der Zusam- selektiert«, sagt Zimmermann. Klient*innen müssen selbst aktiv werden.« die sich bei der Stadtdiakonie oder in den Wir sind gespannt!«, sagt Stadtdiakonie- menarbeit? »Jeder Diakoniekreis arbeitet Themen sind Armut, Langzeitarbeitslosigkeit Diakoniekreisen der evangelischen Pfarrge- Geschäftsführerin Jitka Zimmermann. unterschiedlich und hat auch unterschied- Neben solcher Akuthilfe bilden Beratung oder Demenz. Finanzielle Unterstützung meinden engagieren. »Durch die Wahlen im liche Ziele. Da ist es für uns manchmal und Prävention die tragenden Säulen des werde nur einmalig angeboten, so Zimmer- Frühjahr gibt es in einigen Pfarrgemeinden Diakoniebeauftragte & Stadtdiakonie: herausfordernd, einen aktuellen Überblick Werkes der Evangelischen Kirche A.B. in mann. »Wir klären dann genau auf, woher neue Diakoniebeauftragte. Ich freue mich Zweimal im Jahr organisiert die Stadtdi- zu behalten«, so Zimmermann. Wien. Zur Prävention gehört zum Beispiel das Geld kommt und warum wir nur ein- schon, die Neuen im Herbst kennenzulernen das seit Jahren gut laufende Projekt »Lernen malig unterstützen.« Seit dem Frühjahr 2018 und die erneut Beauftragten wiederzusehen.« 14 15
BERICHT BERICHT DA SEIN FÜR EURE ALTEN MENSCHEN IN NOT WERDEN TRÄUMEN Diakonie Katastrophenhilfe hilft vor Ort in Syrien, Somalia und Bangladesch Behelf für Seelsorger*innen: Gebete, Segensworte, Liturgievorschläge In großen blauen Buchstaben steht die Mission der Diakonie Katastrophenhilfe am Plakat: »Nahnu huna ma´aa Ekhuanna fi Suria.« - Wer die Plakate in Wien schon entdeckt oder den TV-Spot gesehen hat, weiß, dass darunter die Übersetzung steht: »Das bedeutet da sein für die Menschen in Syrien.« Mit ihrer »Hilft vor Ort«-Kampagne wirft die Diakonie das Schlaglicht nicht nur auf Syrien, auch auf Somalia und Bangladesch. »Sieben Jahre Krieg in Syrien, wiederkehrende Dürre- perioden in Somalia, Überschwemmungen in den für die Helfer*innen im Netzwerk der lokalen Diakonie-Partnerorganisationen. Seelsorge ist Begleitung und Seelsorge braucht Begleitung: Mit Flüchtlingslagern in Bangladesch. In und nach Katastro- Sie sind lokal verankert, sprechen die örtliche Sprache derer, denen sie Unter- »Eure Alten werden träumen« bekommen Seelsorger*innen Gebete, phen sind Menschen vor Ort angewiesen auf unsere stützung zukommen lassen. Segensworte und Liturgievorschläge an die Hand, die besonders für Solidarität«, betont Michael Chalupka, der bis Ende die Seelsorge an älteren Menschen gedacht sind. »Es geht darum, August Direktor der Diakonie Österreich war. Er In Syrien bauchen die Menschen neben der Versorgung mit Lebensmitteln und Menschen zu unterstützen bei Besuchen von Menschen im Alter und kritisiert: »Politische Versprechungen und leere Wort- Trinkwasser vor allem Unterstützung dabei, ihr Leben trotz der schwierigen mit Demenz in verschiedenen Kontexten«, sagen Krankenhausseel- hülsen machen nicht satt. Im Wahlkampf wurde Lebensumstände wieder selbst in die Hand zu nehmen. Dort wo der Krieg ruht, sorgerin Margit Leuthold und Geriatriereferentin Katharina Schoene. eine Steigerung des Auslandskatastrophen-Fonds ver- kehren Familien langsam zurück, um ihre Häuser und Wohnungen wieder Die beiden haben mit einigen anderen Seelsorgerinnen Texte aus ihrer sprochen, danach das Versprechen sofort gebrochen bewohnbar zu machen. Praxis gesammelt und nun als Buch herausgegeben: »Viele dieser und der Katastrophenfonds sogar gekürzt.« Texte haben Menschen, die wir begleiten durften, viel Freude, Mut, In Somalia herrscht seit mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg. Hinzu kommen Zutrauen und Trost geschenkt. Wir möchten diese Texte gerne mit Mit der Aktion »Hilft vor Ort« soll den Menschen in Wetterextreme wie Dürre und Überflutungen, die den Menschen ihre letzte anderen teilen«, so Leuthold und Schoene. Die Gebete und Segens- Katastrophengebieten eine Stimme gegeben werden. Lebensgrundlage nehmen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes fehlt worte dienen aber auch der eigenen Stärkung, wie sie betonen. Sie spricht für all jene, denen geholfen wird, aber auch es an fast allem: Nahrung, Wasser, Sicherheit und Zukunftsperspektiven. Die Diakonie ist eine der wenigen Hilfsorganisationen, die trotz der angespannten Eure Alten So heißt es in der Einführung zum Segen im Buch: Ein Segenswort Weite Wege zum Wasser im Flüchtlingscamp: Die 45-jährige Khothbanu ist eine geflüchtete Rohingya. Sicherheitslage im Land kontinuierliche Hilfe leistet. werden träumen ... oder eine Segensgeste kann das Innerste eines Menschen berühren. Die Bibel beschreibt von Beginn an, dass über der ganzen Schöpfung In Bangladesch liegt seit 2017 das größte Flüchtlingscamp der Welt. Es ist Segen steht. Bereits im Schöpfungsbericht segnet Gott den Menschen. Zufluchtsort für mehr als 700.000 Menschen, die auf engstem Raum in notdürf- In der Bibel steht der Segen oft in Zusammenhang mit älteren Men- tigen Zeltverschlägen unter katastrophalen hygienischen Bedingungen leben. schen. Sie haben viel Segen und Verheißung in ihrem Leben erhalten Altersfreundliche Gebete, Segen und kleine Rituale Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft vor Ort mit sauberem Trinkwasser, Essen und geben das Gute, das sie erfahren haben, an die Nachwelt weiter. und sicheren Behausungen, denn mit dem Beginn der Monsunzeit sind die Heute bedeutet der Segen den Menschen noch immer viel: Sie stellen Menschen den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. sich unter den Segen Gottes und wünschen mit dem Segen eine schüt- zende Macht über ihre Zukunft und in schweren Zeiten. Auch im Zuge der Soforthilfe, wie nach den schweren Erdbeben Anfang August auf der Insel Lombok (Indonesien), helfen die lokalen Partnerorganisationen Der Behelf für In »Eure Alten werden träumen« finden sich unter anderem Beiträge zu den Themen »Auf der Diakonie Katastrophenhilfe vor Ort. Mit Wassertanks, Wasserfilter, Planen Seelsorger*innen dem Weg zum Besuch«, »Gebete durch die Zeit«, »Gebete und Segen für Paare, Männer und erscheint im Oktober. und Matratzen wurde auf Lombok überlebenswichtige Nothilfe geleistet. Frauen«, »Lebensrückblick und Veränderungen« oder »Rituale und Verabschiedungshilfen«. Das Vaterunser und Psalm 23 sind in 14 Sprachen abgedruckt, unter anderem in Englisch, Die Diakonie bittet mit der Aktion »Hilft vor Ort« nicht nur um Spenden, son- Japanisch oder Ungarisch. In »leichter Sprache« gibt es Liturgievorschläge. Die Textsamm- dern lädt ein, selbst Teil der Aktion zu werden: mit Gottesdiensten und eigenen lung ist illustriert mit vielen eindrucksvollen Zeichnungen von Ursula Gärtner-Heßdörfer, Spendenaktionen. Materialien dafür sind im Sommer an die Pfarrgemeinden die auch das Titelbild gestaltet hat. geschickt worden und stehen weiterhin auf der Website zur Verfügung. »Eure Alten werden träumen. Altersfreundliche Gebete, Segen und kleine Rituale« im Weitere Informationen unter www.hilftvort.at Format DIN A5 hat 137 Seiten, ist spiralgebunden und ab Oktober zum Preis von 14,- Euro Spendenkontonummer: u.a. im Shop auf www.evang.at (ISBN 978-85073-327-4) erhältlich. IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333, BIC: GIBAATWWXXX (Kennwort: »Hilft vor Ort«) Text: Pfarrer Mag. Marco Uschmann, er ist u.a. Chefredakteur der Evangelischen Kirchenzeitung für Österreich »SAAT«. 16 17
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