VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis

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VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
AUSGABE 21      DEUTSCHLAND 4,80 EUR | ÖSTERREICH 5,60 EUR | SCHWEIZ 9,20 CHF   www.backstein-magazin.de

VOR TEILE
  DAS BACKSTEIN-MAGAZIN

   RAHMEN UND BÜHNE
   Die neue Arbeitskultur-Redakteurin Christina
   Gräwe spricht mit William Mann über
   die neue Arbeitskultur und welchen Beitrag
   Architektur dazu leistet.

  DIE BESTEN BÜRO-
  UND GEWERBEBAUTEN
  AUS BACKSTEIN
   Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
INHALT

   4      RAHMEN UND BÜHNE                                                               28        DIE FARBE DES FEUERS
		         orteile-Redakteurin Christina Gräwe
          V                                                                              		        HAPPEL CORNELISSE VERHOEVEN
          im Gespräch mit William Mann                                                   		        Fire Station Wilrijk, Antwerpen

10        ZUKUNFTSFÄHIGE INDUSTRIEKULTUR                                                 32        ARCHITEKTURGEFLECHT
		        ERNST NIKLAUS FAUSCH PARTNER AG                                                		        LRO LEDERER RAGNARSDÓTTIR OEI
		Umbau und Aufstockung eines Industriedenkmals                                         		        Unternehmenszentrale für den
                                                                                         		        dm-drogeriemarkt in Karlsruhe

16                                                                                       34
          IM ZEICHEN DER HANSE
                                                                                                   DER REIZ DES ORNAMENTS
		        F ELGENDREHER OLFS KÖCHLING
           ARCHITEKTEN                                                                             Knoche Architekten:
                                                                                         		        Finanzamt Zwickau – Erweiterung
       	Johann Jacobs Haus
                                                                                         		        Casper Mueller Kneer Architects:
                                                                                         		        Céline Flagshipgebäude Cheongdam
20        DETAILREICHER BLICKFÄNGER                                                      		        Hooba design: Kohanceram central office
		        BUREAU VAN EIG
		        Bridgekeeper’s house ’t Melkhuisje                                             40        ARCHITEKTUR IM GEWAND
                                                                                                   Durbach Block Jaggers Architects,
22 		     MITTELSMANN AM FLEET                                                           		        John Wardle Architects:
		        TCHOBAN VOSS ARCHITEKTEN                                                       		        Phoenix Central Park

		        Große Bleichen 19, Hamburg                                                     		Olafur Eliasson und Sebastian Behmann
                                                                                            mit Studio Olafur Eliasson:
                                                                                         		 Fjordenhus
26 		     MASSE UND AUFLÖSUNG                                                            		        behet bondzio lin architekten:
		        CORINNA MENN UND MARK AMMANN                                                   		        Neubau Verwaltungsgebäude
		        Bürogebäude Unterstrasse St. Gallen                                            		        Textilverband in Münster

                                                                                         51        DIE SIEGER IM ÜBERBLICK

IN KOOPERATION MIT                            UND

IMPRESSUM
Herausgeber Zweischalige Wand Marketing e. V., Reinhardtstraße 12-16, 10117 Berlin, T 030 / 5 20 09 99–0, F 030 / 5 20 09 99–28, zwm@ziegel.de, www.backstein.com
Verlag Kopfkunst, Agentur für Kommunikation GmbH, Am Mittelhafen 10, 48155 Münster, T 0 251 / 9 79 17­– 640, F 0 251 / 9 79 17–77, info@kopfkunst.net, www.kopfkunst.net
Chefredaktion Jens Kallfelz, Redaktion Ines Hartmeyer, Art Direction Sonja Kappenberg, Satz Kristina Ebert, Produktion Dirk Knepper, Auflage 35.000 Stück
© 2021 KopfKunst, Münster
ISSN (Print) 2629–5032, ISSN (Online) 2629–5040

Titelmotiv: Umbau und Aufstockung eines Industriedenkmals, Ernst Niklaus Fausch Partner AG, Foto © Johannes Marburg, Genf
Winner Silver beim Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
LIEBE LESERINNEN UND LESER,

die neue Arbeitskultur fordert die Architektur auf,
mehr als ein Rahmen zu sein. Gefragt sind nach­
haltige Antworten auch in kultureller Hinsicht: Wie
geht man um mit vorgefundenen Orten, mit alten
Fabrik- und Industriekulturen, wie gelingt die städ-
tebauliche Einbindung, die Vereinbarkeit von Woh-
nen und Arbeiten, wo ist die Schnittstelle zwischen
Funktion und Flexibilität?

Büro- und Gewerbebauten sind heute mehr denn je
auch Lebensraum. Wo der klassische Arbeitsplatz
immer stärker hinterfragt wird, wo die Arbeiten­den
flexibler werden und sich Arbeitsplätze zum Wohl-
fühlen wünschen, muss Architektur zum Mittler
werden und dieser „Arbeitswelt plus“ Raum geben.

 Welche wertvolle Basis der physische Arbeitsort mit
 einer Materialität aus Backstein bildet, während er
 zugleich eine flexible Arbeitskultur schafft, zeigen
 die besten Büro- und Gewerbebauten des Fritz-­
 Höger-Preises 2020 für Backstein-Architektur: In
 die­ser VORTEILE-Ausgabe finden Sie beeindrucken­de
 Beispiele aus Backstein, die langlebig und robust
 sind und den Wissensaustausch fördern – vom
„New London Vernacular“ bis hin zum fließenden
 Gewand aus 3D-generierten Backsteinen. Lassen
 Sie sich inspirieren.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre
dieser VORTEILE-Ausgabe!

Ernst Buchow
1. Vorsitzender
Initiative Zweischalige Wand –
Bauen mit Backstein

                                                        BÜRO- UND GEWERBEBAU   3
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
WINNER GOLD

                   ORT
 London, Großbritannien

                BAUHERR
      The Workspace Group

            ARCHITEKT
Witherford Watson Mann
              Architects

GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
          2.842 m2

        BEBAUTE FLÄCHE
               1.898 m2

       NUTZUNGSFLÄCHE
              5.397 m2

       UMBAUTER RAUM
             34.019 m3

   ANZAHL GESCHOSSE
                  5

       ENERGIEEFFIZIENZ
       LEED-Gold-Zertifikat

                 BAUZEIT
               2014 - 2019

              BAUKOSTEN
               28 Mio. EUR

                                       Das Brickfields Business Centre ist eine Reminiszenz an
                                         die Nachbarschaft und hat zugleich europäische Bezüge.

  4            BÜRO- UND GEWERBEBAU
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
© Philipp Ebeling
                                                                                                                    WITHERFORD WATSON MANN ARCHITECTS
                                                                                                                    Christopher Watson (l.), William Mann (m.) und
                                                                                                                    Stephen Witherford (r.) haben Brickfields konzipiert.

                    RAHMEN UND BÜHNE
                    Schinkel, Höger, Döllgast: William Mann, einer von drei Partnern des Londoner
                    Architekturbüros Witherford Watson Mann, kennt die Baugeschichte und hat
                    sie beim Entwerfen ebenso im Blick wie den jeweiligen städtebaulichen Kontext.
                    Das Büro hat reiche Erfahrungen mit Backsteinbauten. Astley Castle gehört zu
                    den bekanntesten Entwürfen; dem Projekt wurde 2014 der Fritz-Höger-Preis in
                    Gold zugesprochen. 2020 gab es wieder Gold in der Kategorie Büro- und Gewer-
                    bebauten für das Brickfields Business Centre im Londoner Stadtteil Hoxton.

                    Mit England assoziiert man Backstein in vielerlei Fa- einem großen Wohnungsbauunternehmen gearbei-
                    cetten: Backstein-Idylle auf dem Land, geklinkerte tet, dort war man der dauernden Wartungsarbeiten
                    Reihenhäuser in den Vororten und rote Industrie- überdrüssig. Sie entschieden sich für die wesentlich
                    bauten am Stadtrand. Welche Bedeutung hat das einfachere Bauweise in Backstein. Einige sprechen
                    Material für Großbritannien, speziell London?         wegen dieser Haltung vom „New London Vernacular“.
                    William Mann (WM): Das ist eine sehr tiefe emotio- Wegen der Energiestandards wird Backstein aller-
                    nale Verbindung. Man muss dabei auch in die Ge- dings zunehmend als schützende Haut wahrgenom-
                    schichte schauen: Der Backstein kam auf wegen des men, nicht mehr wie bei Schinkel im 19. Jahrhundert
                    Großen Feuers von London 1666,                                          als schmückende Schale. Es ist heu­
                    als vier Fünftel der Stadt neu auf- „B ACKSTEIN HAT EMOTIONALE         te eine große Herausforderung,
                    gebaut werden mussten. Zusam- QUALITÄT, IST ZEICHEN UND                 Backstein nicht als reine Hülle zu
                    men mit dem holländischen Ein- NICHT REINES RAHMENWERK.“ verwenden. Bei Brickfields haben
                    fluss hat das zu einer regional        William Mann                     wir ihn für 21 Zentimeter starke,
                    ausgeprägten Bauweise geführt:                                          selbsttragende Wände eingesetzt.
                    klassische Proportionen, große Fenster, Wände, die Generell aber gilt: Backstein ist wieder beliebt, er
                    manchmal Säulen gleichen, Harmonie ohne Orna- besticht durch seine Robustheit, er braucht wenig
                    ment. In einem Buch über die Architektur der Repub- Pflege. Die Balance zwischen Ökonomie und Dauer-
                    lik des 17. Jahrhunderts fand ich die interessante haftigkeit stimmt. Er hat eine emotionale Qualität,
                    Zusammenfassung: Puritanischer Minimalismus. Und ist Zeichen und nicht reines Rahmenwerk.
                    zur neueren Geschichte: Wenn ich hier in Ost-London
                    aus dem Fenster schaue, sehe ich 19. Jahrhundert ne- Das Durchblättern Ihrer Projekte zeigt, dass Back-
                    ben frühem und späten 20. Jahrhundert, immer wie- stein auch für Ihre Arbeit sehr wichtig ist. Ein promi-
© David Grandorge

                    der Backstein. Vor allem im Wohnungsbau war und nentes Beispiel ist Astley Castle.
                    ist Backstein beliebt. Holz oder Putz sieht nach zehn WM: Das ist richtig. Die Frage bei Astley Castle war
                    Jahren nicht immer noch gut aus. Wir haben mit nicht so sehr, was wir dort tun durften, sondern,

                                                                                                                                   BÜRO- UND GEWERBEBAU                     5
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
© David Grandorge
                                                                    In Astley Castle erfüllt der Backstein
                                                                  eine doppelte Funktion: Er stabilisiert,
                                                                       verdeutlicht aber auch die Grenze
                                                                                  zwischen Alt und Neu. u

                                                 was wir tun mussten, denn die Ruine drohte zusam- Was mir auffällt und ich zunehmend beachte, ist,
                                                 menzubrechen. Unsere Backstein-Interventionen sind wie Gebäude altern. London ist eine schmutzige
                                                 dazu da, die Überreste des Wasserschlosses zu stabi­ Stadt, also müssen die Wände geschützt werden.
                                                 lisieren. Wir haben Ziegel verwendet, weil er günsti- Dafür verwenden wir Mauerabdeckungen, die ein
                                                 ger ist als Naturstein, aber vor allem wegen seiner Stück vorstehen – old school also. Und dann eben die
                                                 Farbe und haptischen Qualitä-                                           harten Zie­gel, die nicht unbe-
                             © Philipp Ebeling

                                                 ten. Die unterschiedlichen Struk­ „W IR ÜBERLEGEN BEI DEN              dingt typisch für London sind,
                                                 tu­ren der Oberfläche verdeut­li­      MEISTEN AUFGABEN, OB             aber ein guter Schutz gegen
                                                 chen sehr schön den Unterschied        BACKSTEIN EINE MÖGLICHE          Nässe und Verschmutzung. Un-
                                                 zwischen Alt und Neu, die Kom­         ANTWORT IST.“                    ser Amnesty­- ­Ge­­­bäude ist jetzt
    WILLIAM MANN                                 bination von Kontinuität und          William Mann                      16 Jahre alt und noch genauso
    Partner WWMA                                 Nicht-Kontinuität.                                                      schön wie zur Fertigstellung. Es ist
    William Mann studierte                       Wir überlegen bei den meisten Aufgaben, ob Back- un­glaublich gut gealtert, dank des harten Backsteins.
    Architektur an an der                        stein eine mögliche Antwort ist. Zwei unserer Projek-
    University of Cambridge,                     te in London, eines aus den Anfangszeiten unseres Ich möchte einen Satz Ihrer Website zitieren: „We
    wo er 1991 seinen Abschluss
    machte, sowie in Harvard.                    Büros und eines aus der jüngsten Vergangenheit, sind expand, reinforce and complement the characte­
    Nach der Arbeit an archäo­­-                 einander sehr verwandt: ein Bau für Amnesty Inter- ristics of existing spaces with focused and crafted
    logischen Stätten in Rom                     national auf einem ehemaligen Klosterareal und das additions.“ Das findet sich beim Spaziergang zu
    und Ägypten sammelte er
    Berufserfahrung in London                    Brickfields Business Centre. In beiden Fällen haben Brickfields auf Google Earth wieder: Sie sehen
    und Flandern, u. a. bei                      wir „fire clay” verwendet. Das ist ein blaubrauner genau hin, wie Ihre Gebäude mit der Umgebung
    Tim Ronalds Architects.                      Stein, der eine sehr harte und leicht reflektierende umgehen; der Backstein ist hier auch eine Reminis-
    Seit der Gründung von
    Witherford Watson Mann                       Oberfläche hat. Für Brickfields wollten wir ein noch zenz an die Nachbarschaft.
    Architects hat er als Pro-                   weiteres Feld an Farben. Zusammen mit der Reflek­ WM: Sie haben Recht, und wir sind speziell in dieser
    jekt­­­leiter an einer Reihe                 tionsfähigkeit macht es das Gebäude sehr lebendig, Gegend sehr verwurzelt. Ich habe dort zum ersten
    von öffentlichen Projek­-
    ten gearbeitet.                              denn die Sonne wandert um das Haus und lässtes Mal 1988 gearbeitet. Unser Büro ist zehn Minuten
                                                 bei jedem Licht anders erscheinen.

6   BÜRO- UND GEWERBEBAU
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
© David Grandorge

                                                                                                                                                     © Hélène Binet
                  Ein Vorgänger des Brickfields Business Centre ist der                                  Der fire clay, ein blaubrauner Stein,
                    inzwischen 16 Jahre alte Bau für Amnesty International                                   erzeugt im Tagesverlauf immer neue
                    im benachbarten Stadtteil Shoreditch.                                                    Lichtstimmungen.
© Philip Vile

                    von Brickfields entfernt. Der Amnesty-Bau und Brick­- WM: Das Arbeiten geschieht heute kleinteiliger,
                    fields stehen in benachbarten Vierteln, in Shore­ditch flexibler, fließender, ortsungebundener – ein Trend,
                    und Hoxton, beide sind stark geprägt von Fabriken, der natürlich durch die Pandemie enorm verstärkt
                    Showrooms, Lagerhäusern aus der ehemaligen wur­de. Im Moment gibt es sehr viel Platz in den Bü-
                    Möbelindustrie und natürlich von dem Eisenbahn- ros. Die Menschen kommen jetzt zwar allmählich
                    viadukt. Die alte Römerstraße                                               in die Büros zurück, vermutlich
                    führt hier durch. Daran erkennt „DAS ARBEITEN GESCHIEHT                    aber nicht mehr so regelmäßig
                    man, dass die Architekten des          HEUTE KLEINTEILIGER,                 und durchgängig wie in Vor-­­
                    18. und 19. Jahrhunderts viel über     FLEXIBLER, FLIESSENDER,              Co­vid-Zeiten.
                    Ur-Städte wie Rom und Venedig          ORTSUNGEBUNDENER.“
                    nachdachten. Wir tun das auch;         William Mann                         Wie muss Architektur reagieren
                    natürlich kann man etwa das Echo                                            oder anderes: Wie kann Archi­
                    des Chile­- Hauses von Fritz Höger in Hamburg ver- tektur diese Veränderungen unterstützen?
                    nehmen. Ist Ihnen an Brickfields die Detailarbeit an WM: Interessante Frage. Für mich sind Gebäude
                    den Flächen unterhalb der Fenster aufgefallen, die eigentlich untimely, was Nietzsche unzeitgemäß
                    Korbmuster? Das sieht man auch an Projekten von nennt. Sie reagieren langsam, haben eine problema-
                    Egon Eiermann in Berlin. Backstein ist ein universel- tische Beziehung zur Gegenwart. Weil sich unsere
                    les Material, mindestens europaweit. Wir bemühen Nutzungsarten und Anforderungen ständig wan-
                    uns Gebäude zu bauen, die lokale, aber auch europäi- deln, brauchen wir Gebäude, die elastisch sind, die
                    sche Bezüge haben.                                     nach Bedarf wachsen oder schrumpfen können –
                                                                           aber das widerspricht ihrem Wesen. Damit sich das
                    Brickfields hat beim jüngsten Fritz-Höger-Preis ändert, muss sofort etwas passieren, und zwar nicht
                    Gold in der Kategorie Büro- und Gewerbebauten nur physisch, sondern auch politisch. Die Freude,
                    gewonnen. Lassen Sie uns über Arbeitsplätze spre- Architekt zu sein, kommt auch daher, dass die Effekte
                    chen. Wie hat sich das Arbeiten verändert?             von Veränderungen eher indirekt geschehen, man

                                                                                                                                          BÜRO- UND GEWERBEBAU         7
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
© David Grandorge
                              M
                                it Staffelungen schafft das Brickfields
                                  Übergang zu den anliegenden, kleineren
                                  Gebäuden.

                                  beobachtet und reagiert dann. Es ist interessant zu haben sich die europäischen Stadtplaner lange orien-
                                  spekulieren – gerade große, immer dichtere Städte tiert. Das ging aber in den 1980er-Jahren zurück;
                                  brauchen Ideen, beispielsweise gemischtere Lebens- jetzt scheint es kein Gegengewicht mehr zu der
                                  formen und weniger Pendelei zwischen Arbeits- und magne­tischen Macht explodierender Bodenpreise zu
                                  weit außerhalb liegenden Wohnorten. Was uns zum geben. Nicht im darwinistischen London, aber auch
                                  Hauptproblem der Metropolen führt: die überteuer- nicht in anderen europäischen Städten.
                                  ten Bodenpreise. Aber es gibt interessante Über­
                                  legungen zur Polyzentralität. Wa-                                        Kommen wir noch einmal zu­rück
                                  rum etwa nicht auch in den „G EBÄUDE SIND RAHMEN                        zu Brickfields. Sie sagen, Gebäu-
                                  Vor­orten Fabrikareale verdichten,    UND AUCH BÜHNE FÜR                 de sind eigentlich zu langsam,
                                  reparieren und Arbeitsplätze an- IHRE NUTZER.“                           um adäquat auf sich ändern­­-
                                  bieten? Wir haben dazu gerade         William Mann                       de Anforderungen zu reagieren.
                                  eine Studie gemacht.                                                     Aber dieses Haus ist doch eine
Lageplan
                                                                                        überzeugende Antwort darauf, was der Bauherr
                                  Wie beurteilen Sie die sozialen Veränderungen, eigentlich ausdrücken wollte?
                                  die der Umbau, die Umnutzung und Aufwertung WM: Vielleicht sollte ich etwas über den Bauherrn
                                  von Stadtarealen mit sich bringen? Nicht alle sehen erzählen. Work Space sind mit dem Kauf von Indust-
                                  das positiv.                                          riegrundstücken im gesamten Londoner Stadtgebiet
                                  WM: Städte ändern sich nun mal, das kann man nicht ins Geschäft eingestiegen. Ich möchte betonen, dass
                                  aufhalten. Sie kennen Ebenezer Howard, und ich sie Langzeitbesitzer sind, also keine Spekulanten,
                                  meine jetzt nicht seine gestalterische, sondern sei- die kaufen, rasch entwickeln und teurer wieder ver­
                                  ne politische Rolle. Er war Anarchist und stellte die kaufen. Seit rund zehn Jahren bauen sie jetzt diese
                                  Bodenpreise und Verteilung von Grundstücken in neuen Business Centres. Unser Auftrag war, auf
                                  Stadtzentren in Frage. An seinem Modell, Stadtzent- dem Grundstück eine moderat verdichtete Nutzung
                                  ren zu entflechten und die Stadtränder zu stärken, herzustellen, genug, um das Projekt finanzieren zu

    8      BÜRO- UND GEWERBEBAU
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
© David Grandorge

                                                                                                                                              ƒ Der Lichthof hat sich schnell
                                                                  © Philip Ebeling                                                              zur informellen Begegnungs-
                                                                                                                                                 fläche entwickelt und wird
                                                                                                                                                 auch zum Arbeiten genutzt.
V
  on neu zu verwittert: Auch der Backstein
   schlägt Brücken zum prägenden Material
   des Londoner Ostens.

  können, aber ohne einen massiven Einschnitt in der                                  erinnert an die in einer öffentlichen Bibliothek. Wir
  Umgebung vorzunehmen. Heute gibt es auf der Flä-                                    haben zunächst auf Akustikelemente verzichtet, und
  che 50 Prozent mehr Arbeitsplätze als zuvor. Wir ha-                                es zeigte sich, dass es ohne gut funktioniert. Denn
  ben den Altbau abgerissen, aber dessen Fundamente                                   die Menschen verhalten sich ruhig und rücksichts-
  weiterverwendet. Deshalb haben wir uns für eine                                     voll dort. Einige arbeiten sogar lieber im Atrium
  leichte Stahlkonstruktion entschieden. Das Volumen                                  als im Büro.
  sollte die Dimensionen vor Ort berücksichtigen, ist
  deshalb zwischen drei bis sechs Stockwerken gestaf-                                 Was uns wieder zu dem Aspekt bringt, wie Archi-
  felt; die 90 Meter lange Fassade verläuft geknickt.                                 tektur das, was später in ihr stattfindet, unter-
  Ins Innere sollte viel Tageslicht fallen. Die Büroräume                             stützen kann.
  rangieren zwischen zwölf und 400 Quadratmetern.                                     WM: Exakt. Ich lasse den Begriff Architektur allmäh-
  Sie liegen um ein Atrium mit Oberlichtern herum.                                    lich aus meinem Wortschatz verschwinden. Gebäu-
  Dieser Lichthof ist mit sechs Metern einschließlich                                 de ist konkreter. Gebäude können einen Vorschlag
  der Laufstege recht schmal, wird aber gut und gerne                                 machen, nicht alles bestimmen. Sie sind Rahmen
  als informelle Begegnungsfläche und sogar zum Ar-                                   und auch Bühne für ihre Nutzer. Sorgfältig geplant,
  beiten genutzt. Dem Bauherrn war bewusst, dass die                                  können sie face-to-face-Kommunikation und ständi-
  Menschen dazu neigen, lieber in alten, den heutigen                                 gen Wandel unterstützen. Das Verständnis dafür,
  Anforderungen angepassten Gebäuden zu arbeiten.                                     was Gebäude tun, aber auch dafür, was sie nicht leis-
  Wir haben also ein zeitgemäßes Haus mit den Quali-                                  ten können, und zwar konstruktiv und sozial, ist für
  täten eines Altbaus gebaut, etwa recht hohe Decken.                                 Architekten fundamental.

  In den 98 Einheiten arbeiten sehr verschiedene Be-                                  Zum Abschluss: Welches Ihrer realisierten Gebäude
  rufsgruppen. Gibt es regen Austausch (außerhalb                                     ist ihr favorisiertes?
  der Pandemiezeiten)?                                                                WM: Vermutlich ist das Lieblingsgebäude immer das,
  WM: Ja, es gibt recht viel Interaktion. Die Atmosphäre                              das als nächstes kommt.
                                                                                                                                                u fritz-hoeger-preis.com/wwm-architects

                                                                                                                                               BÜRO- UND GEWERBEBAU               9
VORTEILE DAS BACKSTEIN-MAGAZIN - RAHMEN UND BÜHNE - Fritz-Höger-Preis
BÜRO- UND
GEWERBEBAU
Sie orientieren sich an Funktionalität
und Wirtschaftlichkeit: gewerblich
genutzte Bauten. Darüber hinaus
zeigen unsere Siegerprojekte, wie
die Pflicht zur Kür werden kann: Mit
Hilfe des Baustoffs Backstein ist
es den Planern gelungen, Zweck und
Ästhetik idealtypisch zu vereinen.

VORGESTELLTE PROJEKTE
UMBAU UND AUFSTOCKUNG EINES
INDUSTRIEDENKMALS
JOHANN JACOBS HAUS
BRIDGEKEEPER’S HOUSE ’T MELKHUISJE
GROSSE BLEICHEN 19, HAMBURG
BÜROGEBÄUDE UNTERSTRASSE ST. GALLEN
FIRE STATION WILRIJK, ANTWERPEN
UNTERNEHMENSZENTRALE FÜR DEN
DM-DROGERIE MARKT IN KARLSRUHE
DER REIZ DES ORNAMENTS
Finanzamt Zwickau – Erweiterung
Céline Flagshipgebäude Cheongdam
Kohanceram central office
ARCHITEKTUR IM GEWAND
Phoenix Central Park
Fjordenhus
Neubau Verwaltungsgebäude
Textilverband in Münster

                                          Der Blick auf die Westfassade offenbart das Spiel
                                            mit dem Klinker: Die bestehende Fassade wurde saniert,
                                            die aufgestockten Obergeschosse setzen Akzente.

   10           BÜRO- UND GEWERBEBAU
Bertram Ernst

ZUKUNFTSFÄHIGE
INDUSTRIEKULTUR
Nach Umbau und Aufstockung der unter Denk-
malschutz stehenden ehemaligen Maggi-
Fabrik ist der markante Backsteinbau bestens
gerüstet, den Bogen vom Industriedenkmal
in eine moderne Arbeitswelt zu schlagen.

WIEDERBELEBUNG DES MAGGI-AREALS
Das ehemalige Industrieareal der Firma Maggi liegt
entlang der Bahnlinie zwischen Winterthur und Zü-
rich. Das Areal gilt mit seiner einheitlichen und mar-
kanten Backsteinarchitektur von Anfang des 20.
Jahrhunderts als wichtiger Zeuge der industriellen
Geschichte der Schweiz und ist als schützenswer­-
tes Ortsbild ISOS Typ A klassifiziert. Das Areal wird
wiederbelebt, geöffnet und zu einem hochwertigen
Arbeitsplatzgebiet ausgebaut.

                                                         BÜRO- UND GEWERBEBAU     11
WINNER SILVER

                     ORT
          Zürich, Schweiz

              BAUHERR
            Givaudan AG

             ARCHITEKT
     Ernst Niklaus Fausch
               Partner AG

GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
          3.015 m2

      BEBAUTE FLÄCHE
             1.100m2

     NUTZUNGSFLÄCHE
            4.040 m2

     UMBAUTER RAUM
           24.000 m3

 ANZAHL GESCHOSSE
                5

     ENERGIEEFFIZIENZ
     LEED-Gold-Zertifikat

               BAUZEIT
             2017 - 2019

           BAUKOSTEN
           28,7 Mio. EUR

                                                                                                            Die zweigeschossige Aufstockung führt die
                                                                                                              Grundstruktur weiter. Die eingeschossigen
                                                                                                              Räume sind ins Gebäudeinnere verlagert.

                            Ernst Niklaus Fausch Partner AG haben für das ehema-    Bereits 1940 wurde das Gebäude von den gleichen
                            lige Maggi-Areal den neuen Masterplan erstellt und      Architekten um zwei Geschosse aufgestockt. Dabei
                            darauf aufbauend den Gestaltungsplan entwickelt.        wurden neben dem prägenden Material – einem
                                                                                    hellen Klinker aus Pfungen – auch die Proportionen
                            EINE GESCHICHTE DER AUFSTOCKUNG                         und die Statik des bestehenden Baus aufgenommen
                            Das unter kantonalem Denkmalschutz stehende Ge-         und weitergeführt. Dies zeigt sich unter anderem
                            bäude Nr. 1246 – die ehemalige Suppenabfüllerei und     am Wechsel von Stützen mit Kapitellen im Erdge-
                            Kistennaglerei von Maggi – ist ein markanter Back-      schoss zu eigentlichen Pilzstützen in den oberen
                            steinbau mit eckbetonenden Treppenhauskernen.           Geschossen und an der – im Gegensatz zum Erdge-
                            1931 wurde das Gebäude von Debrunner+Blankart           schoss – vertikal modulierten Fassade der beiden
                            Architekten, welche als eigentliche „Hausarchitekten”   Obergeschosse. Innenräumlich ist das Gebäude
                            einen Großteil des gesamten Maggi-Areals geplant        geprägt durch überhohe Geschosse mit Galerien,
                            haben, als Kistennaglerei erstellt.                     welche den Produktionsprozess widerspiegelten –

12           BÜRO- UND GEWERBEBAU
ƒ Das gesamte Areal wird
                                                                                                    geöffnet und wiederbelebt
                                                                                                    und zu einem hochwertigen
                                                                                                    Arbeitsensemble ausgebaut.

                                                        Die Backsteingebäude entlang der
                                                          Bahngleise sind wichtige Zeugen
                                                          der Industriegeschichte der Schweiz.

                        Lageplan

die Zulieferung des Materials auf den Galerien oben    Treppenhauskerne neu erstellt. Die bauphysikalisch
und das Abfüllen in den Hallen unten.                  notwendige Wärme- und Akustikdämmung wurde
                                                       über eine innere Verkleidung gewährleistet. So
NEUE ARBEITSWELTEN                                     konnten die gesamten Räume technisch auf den
Diese einzigartige Struktur und die Fassaden zu        neuesten Stand gebracht und trotzdem die Fassade
erhalten und zu stärken, war die architektonische      im ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten wer-
Herausforderung für den Umbau und die Aufsto-          den. Der prägende Raumeindruck bleibt erhalten.
ckung des Gebäudes für 200 hochinstallierte Arbeits-   Eigens zusammen mit der Innenarchitektin Verena
plätze. Heizung, Lüftung, Kühlung, Kommunikation       Frey und Zumtobel Licht AG entwickelte textile Ku-
und Elektro wurden horizontal in einem extra ent-      gelleuchten nehmen Bezug auf die ursprünglichen
wickelten Brüstungselement geführt und die komp­       Leuchten und stärken so anschaulich den hallen­
lette vertikale Haustechnik-Erschliessung und Erd­     ähnlichen Raumeindruck.
bebenaussteifung wurde im Umriss der bestehenden

                                                                                                                 BÜRO- UND GEWERBEBAU   13
ƒ Die überhohen Räume bieten
                                                                                                      Platz für eine Orangerie.
                                                                                                      Ein hallenähnliches Raum­
                                                                                                      erlebnis schaffen die einzelnen
                                                                                                      Geschosse im Inneren mit
                                                                                                      Open-Space-Charakter.

                                                                    AD             AD          AD

             Querschnitt                       Grundriss EG

                            Die Nutzung orientiert sich an der räumlichen Struk-        struktur des Gebäudes weiter. An den Fassaden lie-
                            tur des Gebäudes. In den Hallen sind kompakte               gen die überhohen und im Innern des Gebäudes die
                            Arbeitsplätze in Clusterbüros angeordnet, unter den         eingeschossigen Räume. Die überhohen Räume sind
                            Galerien die unmittelbar dienenden Strukturen und           als Orangerien mit für die Aromaproduktion relevan-
                            auf den Galerien die Orte des informellen Kontak­-          ten Pflanzen ausgeführt – hier ist der Ort für infor-
                            tes und Rückzugs. Die zweigeschossige Aufstockung           mellen Kontakt und Austausch, während im Innern
                            beherbergt die Cafeteria mit Tagungszentrum und             des Gebäudes zwei einzelne Geschosse die Sitzungs-
                            die Räume der Geschäftsleitung.                             bereiche und die Open-Space-Räume der Geschäfts-
                                                                                        leitung aufnehmen.
                            MATERIAL UND RAUM
                            Die Materialisierung der Räume stellt das Raum­-            Die bestehenden Fenster waren in einem nicht mehr
                            er­lebnis in den Vordergrund. Schattierungen von            sanierbaren Zustand und wurden mit originalen Be-
                            Grau prägen die Räume – vom dunkleren Grau der              schlägen und Gläsern sowie in einer farbarchäolo-
                            PU-Beläge über die hellen Grautöne der Holzverklei-         gisch ermittelten Farbigkeit in Holz nachgebaut. Da-
                            dungen bis hin zu den roh belassenen und beinahe            bei dienen diese Fenster nun als Vorfenster, welche
                            weiß gestrichenen Betondecken und Stützen.                  den neuen textilen Sonnenschutz aufnehmen und
                                                                                        die Innenräume vor dem Lärm der Autobahn schüt-
                            STRUKTUR UND PROPORTION                                     zen. Im Innern interpretieren dreifach verglaste Holz-
                            Die zweigeschossige Aufstockung führt die Grund-            fenster die Proportionen des Bestandes.

14   BÜRO- UND GEWERBEBAU
ƒ Der Klinker im Bereich der
                                                                                                                              Aufstockung greift die
                                                                                                                              Proportionen auf. Um 45  Grad
                                                                                                                              gedreht und vertikal moduliert,
                                                                                                                              erzeugt er ein interessantes
                                                                                                                              Licht- und Schattenspiel.

                                                                                             Fotos © Johannes Marburg, Genf

                                                                                                                                                                                            © Maurice K. Grünig, Zürich
                                                                                                                                            ERNST NIKLAUS FAUSCH PARTNER AG

                                                                                                                                            Ernst Niklaus Fausch Partner AG wurde 1997
                                                                                                                                            gegründet. Die Firma wird heute von den
                                                                                                                                            drei GründungspartnerInnen Bertram Ernst,
                                                                                                                                            Erich Niklaus und Ursina Fausch zusammen
                                                                                                                                            mit Lena Jung und Sabine Herzog mit
VERTIKALITÄT ALS PRINZIP                                und andererseits durch den vertikal und um 45 Grad                                  Niederlassungen in Zürich, Aarau und Wien
Im Rahmen der Fassadensanierung wurden ur-              abgedreht versetzten Klinker, welcher im Sonnen-                                    geführt. Mit einem Team von rund 30
sprünglich vorgesehene und dann zugemauerte             licht ein vertikales Schattenspiel entstehen lässt.                                 MitarbeiterInnen bearbeiten sie architek­­-
                                                                                                                                            to­nische, planerische und städtebauliche
Fenster wieder geöffnet oder die Brüstung runterge-     So wird die Vertikalität der ersten Aufstockung                                     Projekte in der Schweiz und Europa und
schnitten und Spuren des letzten Umbaus teilweise       verstärkt – die Geschichte der Aufstockung wird                                     sind als ExpertInnen und DozentInnen
zurückgebaut. Die Fenster der ehemaligen Treppen-       weitererzählt.                                                                      tätig. Bei den Projekten – seien sie städte­-
                                                                                                                                            baulich oder architektonisch, Neu- oder
häuser wurden in Beton abgegossen und spiegeln                                                                                              Umbauten – bildet die Auseinanderset-
nun die dahinter liegende massive Erdbebenwand                             Ernst Niklaus Fausch Partner AG                                  zung mit bestehenden Strukturen den
wider. Die Fenster und Pfeiler der Aufstockung bauen                                                                                        Ausgangspunkt der Arbeit. Diese Struk­-
                                                                                                                                            turen sind dabei nicht Behinderung,
auf den Grundmassen, Proportionen und der Mate­                                                                                             sondern Inspiration.
rialisierung des Bestandes auf. Dies einerseits durch
die Weiterführung der modulierten Pfeiler und die
deutliche Zweigeschossigkeit der Fensteröffnungen
                                                                                                                                            u fritz-hoeger-preis.com/enf-partner

                                                                                                                                            BÜRO- UND GEWERBEBAU                   15
 Der gestaffelte Baukörper nimmt
                               präzise die Bezüge der Umgebung auf.

16   BÜRO- UND GEWERBEBAU
WINNER BRONZE

                                                                ORT
                                                               Berlin

                                                         ARCHITEKT
                                           Felgendreher Olfs Köchling
                                                  Architekten GmbH

                                             GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
                                                         392 m2

                                                   BEBAUTE FLÄCHE
                                                            308 m2

                                                 NUTZUNGSFLÄCHE
                                                        1.935 m2

                                                  UMBAUTER RAUM
                                                         9.850 m3

                                               ANZAHL GESCHOSSE
                                                              8

                                                           BAUZEIT
                                                         2018 - 2020

                                                                         Der Stadtgrundriss macht die Besonderheit
                                                                           der Lage deutlich: Die Dreiseitigkeit war
                                                                           Herausforderung und Chance zugleich.

IM ZEICHEN DER HANSE
In Bremen knüpft das Johann Jacobs Haus an die Backstein-
Tradition im Zeichen der Hanse und der Weser-Renaissance
an. Verschiedenartige Fragmente und vielschichtige bauzeitliche                                                                               Lageplan

Bezüge verschmelzen zu einem zeitgenössischen Stadthaus
neuen Typs.                                                                                                  Felgendreher Olfs Köchling

Als erster Baustein einer innerstädtischen Quartiers­
entwicklung ersetzt das neue Johann Jacobs Haus
das alte Stammhaus des Kaffeeunternehmens Ja-
cobs aus der Zeit des Wiederaufbaus. Es zeigt sich
als selbstverständlicher Baustein der Stadt. Das Be-
sondere an seiner Lage im Stadtgrundriss ist seine
Dreiseitigkeit. So staffelt sich der Baukörper zu drei
Seiten und vermittelt präzise zwischen den Trauf-
kanten der historischen Baudenkmäler. Plastizität
und Dreiteilung der Fassade vereinzeln das Gebäude
in der Reihe und stellen Bezüge zu hanseatischen
Stufengiebeln her.

                                                                                                                       BÜRO- UND GEWERBEBAU        17
ƒ Loggia und Treppenhaus
                                                                                                  stellen den Bezug zur
                                                                                                  Struktur hanseatischer
                                                                                                  Lagerhäuser her.

               REDUZIERUNG AUFS WESENTLICHE                            NEU MIT HISTORISCHEM BEZUG
               Das dreidimensionale Betonscheibentragwerk prägt        Bogenförmige Schaufenster leiten die Passanten
               maßgeblich die Gestalt des Hauses. Es ermöglicht        von der Einkaufsstraße über die Treppe in der Gasse
               Stützenfreiheit und somit langfristige Flexibilität.    zum neuen Quartiersplatz. Das hofseitige Portal der
               Erschließung und Konstruktion sind zugunsten der        Stadtwaage wurde denkmalgerecht restauriert und
               offenen und dreiseitig belichteten Räume auf das        zum neuen Platz geöffnet. Ähnlich wie die Stadt-
               Wesentliche reduziert. Die Materialität und Farbig-     waage als historisches Baudenkmal Weser-Renais­
               keit der Altstadt findet sich in der Vormauerung mit    sance und Wiederaufbau zu einem homogenen
               erdfarbenen Wasserstrichziegeln und sandfarbenen        Ganzen vereint, so transformiert auch der Neubau
               Fugen wieder. Die Sandsteinfiguren des Vorgänger-       ortstypische Motive und bauzeitliche Bezüge zu
               baus sind in die Fassade des Neubaus integriert.        einem zeitgenössischen Bremer Stadthaus.

                                                                                   Felgendreher Olfs Köchling Architekten

               Ansicht Nord                             Ansicht West                                Ansicht Süd

18   BÜRO- UND GEWERBEBAU
ƒ Die versetzten Außenwände
                                                                            überspannen die offenen
                                                                            Verkaufsräume als wand­-
                                                                            ar­tige Träger.

                                                  Fotos © Philip Heckmann

                                                                                                                                          © Arne & Chi Le Felgendreher
                                                                                         FELGENDREHER OLFS KÖCHLING
                                                                                         ARCHITEKTEN GMBH

                                                                                         Felgendreher Olfs Köchling ist ein Architek­­-
                                                                                         turbüro mit Sitz in Berlin. Es wurde 2015
                                                                                         von Christian Felgendreher, Johannes Olfs
                                                                                         und Christina Köchling gegründet. Das Büro
                                                                                         bearbeitet Bauvorhaben für private und
                                                                                         öffentliche Auftraggeber in der Schweiz
                                                                                         und in Deutschland. Neben dem Johann
                                                                                         Jacobs Haus hat das Büro eine Primarschule
                                                                                         in Azmoos, Ostschweiz, und einen Werkhof
                                                                                         bei Zürich realisiert. Derzeit befinden
                                                                                         sich unter anderem Wohnungsbauten
                                                                                         in Bremen und Berlin in Planung.

Grundriss EG mit sanierter Stadtwaage   Schnitt
                                                                                        u fritz-hoeger-preis.com/fok-architekten

                                                                                        BÜRO- UND GEWERBEBAU                     19
DETAILREICHER BLICKFÄNGER
     Wo Brückenhaus und Milchbrücke verschmelzen, ist in Haarlem
     „’t Melkhuisje“ entstanden. Das „Milchhaus“ vereint Trafostation und
     Brückenposten und zieht mit viel Sinn für Details die Blicke auf sich.

     Die Milchbrücke von 1886 mitten in der Altstadt von    besondere Oberfläche, die sich durch die unter-
     Haarlem überspannt die Spaarne. Das bestehen­-         schiedliche Wechselwirkung zwischen Licht und
     de Brückenwärterhaus war eine Box aus Stahl mit        Schatten im Laufe des Tages ändert. Das Relief stellt
     Paneelen aus dem Jahr 1960. Nach einem Brand im        außerdem ein Hindernis für wildes Plakatieren und
     Keller schrieb die Gemeinde einen Wettbewerb aus       Graffitis dar. Das kleine Gebäude ist freistehend und
     für den Entwurf eines neuen städtischen Wahrzei-       sieht von jeder Seite anders aus, wobei die Fassaden
     chens an dieser Stelle.                                auf natürliche Weise ineinander übergehen.

     UMGEBUNG BESTIMMT DIE FORM                             Im Erdgeschoss befindet sich der Transformator-
     Das „Melkhuisje“ stellt eine Variation des archety­    raum von Liandon. Daneben liegt der Eingang für
     pischen Hauses dar. Die Form wird durch die äuße-      den Brückenwärter, mit einem Zugang von der
     ren Umstände beeinflusst. Ein großzügiger Dach-        Terrasse. Im Vorraum befindet sich eine Theke.
     überstand dient dem Sonnenschutz, den größten          Über ein großes Fenster in der Ecke hat man eine
     Teil des Erdgeschosses nimmt der Transformatoren-      schöne Aussicht auf das Wasser. Die Treppe führt
     raum in Anspruch.                                      hinauf in den Brückenwärterraum, die großzügigen
                                                            Fenster an drei Seiten bieten einen hervorragen­-
     RELIEF AUS KLINKERN                                    den Ausblick in alle Richtungen. Ein paar Stufen
     Das Gebäude wurde in Klinkermauerwerk errichtet        höher ist eine kleine Küchenzeile untergebracht.
     und stellt dadurch eine Erweiterung der Umgebung,      Das Gebäude ist flexibel: Sollte zukünftig die Funk-
     der ebenfalls in Klinker ausgeführten Kais und Häu-    tion des Brückenwärters entfallen, kann es in eine
     ser, dar. Klinkermauerwerk altert schön. Die Klinker   Ferienwohnung umgewandelt werden.
     werden im Relief gemauert, dadurch entsteht eine
                                                                                                 Bureau Van Eig

                                                                                                                       Mit seiner markanten
                                                                                                                        Silhouette wird das
                                                                                                                            Haus zum neuen
                                                                                                                      Wahrzeichen der Stadt. „

                                                                                                   ƒ In Klinker ausgeführt,
                                                                                                      stellt das Gebäude
                                                                                                      eine Erweiterung zur
                                                                                                      Umgebung dar.

20   BÜRO- UND GEWERBEBAU
SPECIAL MENTION

                                                                                       ORT
                                                                                       Haarlem, Niederlande

                                                                                       BAUHERR
                                                                                       Gemeente Haarlem:
                                                                                       Martin Busker

                                                                                       ARCHITEKT
                                                                                       Bureau Van Eig

                                                                                       GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
                                                                                       30 m2

                                                                                       BEBAUTE FLÄCHE
                                                                                       37,5 m2

                                                                                       NUTZUNGSFLÄCHE
                                                                                       30 m2

                                                                                       UMBAUTER RAUM
                                                                                       130 m3

                                                                                       ANZAHL GESCHOSSE
                                                                                       2

                                                                                       ENERGIEEFFIZIENZ
                                                                                       1500 kWh/Jahr

                                                                                       BAUZEIT
                                                                                       2015

                                                                                       BAUKOSTEN
                                                                                       225.000 EUR

                      „The house has an intriguing
                       silhouette that surprises its
                       visitor while approaching it.“
                                        Bureau Van Eig
                                                         Fotos © Allard van der Hoek

                                                                                                                                                       © Hans Reitzema
                                                                                                        BUREAU VAN EIG

                                                                                                        Bureau Van Eig gestaltet Originalschau­-
                                                                                                        plätze mit einem Auge für Details. Dafür
                                                                                                        studieren die Planer sorgfältig die Umge­-
                                                                                                        bung und nutzen die gegebenen Vorzüge.
                                                                                                        Dabei arbeiten sie mit Bezügen und
                                                                                                        Archetypen aus dem täglichen Umfeld,
                                                                                                        die sie als Invest in die Zukunft weiterent­
                                                                                                        wickeln. Die Projekte fügen sich subtil in
                                                                                                        den jewei­ligen Kontext ein. Sie zeichnen
                                                                                                        sich durch die besondere Form, sorgsame
                                                                                                        Detailarbeit und solide Materialien aus.
                              Lageplan

                                                                                                        u fritz-hoeger-preis.com/bureauvaneig

Schnitt   Grundriss

                                                                                                        BÜRO- UND GEWERBEBAU                   21
EKKEHARD VOSS
           TCHOBAN
           VOSS ARCHITEKTEN

           TCHOBAN VOSS ARCHITEKTEN
           entwerfen, planen und
           bauen für nationale wie
           internationale Auftrag­-
           ge­ber im öffentlichen und
           privaten Sektor. Mit über
           160 hochqualifizierten,
           interdisziplinären Mitarbei-
           tern und einer langjährigen
           Erfahrung bietet das Büro
           mit seinen Standorten
           in Hamburg, Berlin und
           Dresden architektonisch
           und funktional nachhal­-
           tige Lösungen für unter-
                                          © Daniel Sumesgutner

           schiedliche Bauaufgaben
           im In- und Ausland.

22   BÜRO- UND GEWERBEBAU
Lageplan

                                                                                p Das Gebäude vermittelt geschickt
                                                                                   zwischen seinen Nachbarn Alte Post
                                                                                   und Galleria Hamburg.

MITTELSMANN AM FLEET
Eine 80 Meter tiefe und nur 14 Meter breite Baulücke füllt das
Geschäftshaus „Große Bleichen 19“ gekonnt im historischen Kontext.
Der Trick: Linienfortführung und eine plastische Staffelung.

Direkt am denkmalgeschützten Gebäude der Alten        Neubaus wieder. Raumhohe Fenster mit dezenten
Post am belebten Bleichenfleet in der Hamburger       Rahmen aus eloxiertem Aluminium strukturieren die
Innenstadt entstand das Geschäftshaus „Große          Oberflächen. In den Obergeschossen werden zusätz-
Bleichen 19“ mit Einzelhandelsnutzung. Der sechsge-   lich dezente Glasbrüstungen als Elemente französi-
schossige Neubau füllt eine 80 Meter tiefe und nur    scher Fenster eingeführt.
14 Meter breite Baulücke und fügt sich nahtlos in
die Umgebung ein.                                     Die Einzelhandelsflächen der Nachbarbauten im Erd-
                                                      und ersten Obergeschoss konnten nun sowohl zur
GESCHICKTER VERMITTLER                                Straße als auch zum Wasser durchgehend verbun­den
Das Gebäude vermittelt geschickt zwischen seinen      werden. Vom zweiten bis zum fünften Oberge-
Nachbarn Alte Post und Galleria Hamburg, die seit     schoss entstanden kleinteilige sowie zusammen­
kurzem ebenfalls unter Denkmalschutz steht: Die       hängend vermietbare Büroflächen, die im Mittelteil
unterschiedlichen Traufhöhen werden weiterge-         durch Lichthöfe belichtet werden.
führt und durch abgewinkelte Abschnitte in der Fas-
sade vereint. Das Straßenbild bleibt stimmig, wäh-    VIELFÄLTIGE ANFORDERUNGEN
rend der eigenständige Gebäudecharakter durch         Die Anforderungen für das Bauprojekt waren viel-
Staffelungen hervorgehoben wird. Die reiche Archi-    schichtig. Einerseits sollte sich der Neubau in das
tektursprache der Umgebung mit ihren traditionel-     Gesamtbild der Einkaufsmeile einfügen und zwi-
len Backsteinbauten findet sich in den Fassaden des   schen den unterschiedlich hohen Nachbargebäuden

                                                                                              BÜRO- UND GEWERBEBAU      23
SHORTLIST

                                                                                                                                                ORT
                                                                                                                                                Hamburg, Deutschland

                                                                                                                                                BAUHERR
                                                                                                                                                Aachener Grundvermögen
                                                                                                                                                Kapitalverwaltungsgesell-
                                                                                                                                                schaft mbH, Köln

                                                                                                                                                ARCHITEKT
                                                                                                                                                TCHOBAN VOSS
                                                                                                                                                ARCHITEKTEN

                                                                                                                                                GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
                                                                                                                                                1.174 m2

                                                                                                                                                BEBAUTE FLÄCHE
                                                                                                                                                1.174 m2
     © Markus Tollhopf

                                                                                                                                                NUTZUNGSFLÄCHE
                                                                                                                                                5.644 m2

                                                                                                                                                UMBAUTER RAUM
                                                                                                                                                27.783 m3

                                                                                                                                                ANZAHL GESCHOSSE
                                                                                                                                                1 Teil-UG,
                                                                                                                                                2 Retailgeschosse,
                                                                                                                                                4 Bürogeschosse

                                                                                                                                                ENERGIEEFFIZIENZ
                                                                                                                                                DGNB-Zertifizierung
                         „Für den architektonischen Brückenschlag                                                                              (Bronze)

                           zwischen Alt und Neu wurde mit Klinker                                                                               BAUZEIT
                           ein Fassadenmaterial gewählt, das sich                                                                               2014 - 2018
                           in Kombination mit zeitgemäßer Formen-
                           sprache harmonisch in die bestehende
                           Baustruktur einfügt."
                                                      Ekkehard Voss
                                                                                                                            © Markus Tollhopf

                                                                               p Die unterschiedlichen Traufhöhen werden
                                                                                 weitergeführt und durch abgewinkelte
                                                                                 Abschnitte in der Fassade vereint.

                         vermitteln, andererseits sollte er durch eine präg-      Herstellung der wassergestrichenen Kohlebrandzie-
                         nante Gestaltung einen weiteren wichtigen Stadt-         gel spiegeln die Verarbeitungsmethoden aus der Zeit
                         baustein in der Hamburger Innenstadt bilden.             wider, als sie noch von Hand gefertigt wurden. Durch
                                                                                  das Brennen der Ziegel mit Kohle entsteht ein indi­
                         LEBENDIGE FASSADE                                        viduelles Farbenspiel in hellen und dunklen Nuan­-
                         Für die Fassade wurde mit Klinker ein für Hamburg        cen. Kein Stein ist wie der andere, was für lebendige
                         typisches, traditionelles Baumaterial gewählt, das       Fas­saden sorgt. Die Art der Fertigung verleiht dem
                         auch das Straßenbild der Große Bleichen prägt. Bei       Ton eine optimale Textur mit Kapillaren und Poren.
                         der Auswahl des Klinkers entschieden sich Bauherr        Eindringendes Wasser, das zu Eis gefriert, kann sich
                         und Planer für einen Ziegel im Dänischen Normalfor-      ausdehnen, ohne den Stein zu zerstören. Somit be-
                         mat DNF 228 x 108 x 54 mm. Der Hersteller verarbei-      steht kein Risiko für Frostschäden durch die ermög-
                         tet vor allem Ton aus der unmittelbaren Umgebung         lichte Wasseraufnahme.
                         des Ziegelwerks. Die eingesetzten Techniken für die
                                                                                                         TCHOBAN VOSS ARCHITEKTEN

24                       BÜRO- UND GEWERBEBAU
© Markus Tollhopf
                  © Axel Neubauer

                                    p Das Straßenbild bleibt aufgrund der
                                      Staffelungen trotz des eigenständigen
                                      Gebäudecharakters stimmig.

Längsschnitt

Grundriss 2. OG

                                                     u fritz-hoeger-preis.com/tchoban-voss
Grundriss EG

                                                     BÜRO- UND GEWERBEBAU                          25
SHORTLIST

                                                                                                 ORT
                                                                                                 St. Gallen, Schweiz

                                                                                                 BAUHERR
                                                                                                 Asga Pensionskasse AG
                                                                                                 und Namics AG

                                                                                                 ARCHITEKT
                                                                                                 Corinna Menn und Mark
                                                                                                 Ammann (Arge), Zürich

                                                                                                 GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
                                                                                                 835 m2

                                                                                                 BEBAUTE FLÄCHE
                                                                                                 675 m2

                                                                                                 NUTZUNGSFLÄCHE
                                                                                                 4.100 m2

                                                                                                 UMBAUTER RAUM
                                                                                                 17.500 m3

                                                                                                 ANZAHL GESCHOSSE
                                                                                                 7

                                                                                                 ENERGIEEFFIZIENZ
                                                                                                 Äquivalent Minergie

                                                                                                 BAUZEIT
                                                                                                 2015 - 2017

                                                                                                 BAUKOSTEN
                                                                                                 11,8 Mio. EUR

                                                                                  © Roger Frei

                                                                                                     Detail des Pfeilerversprungs
                                                                                                     mit Formstein
                            p Die tektonische Backsteinfassade verankert den
                              Bau in der Pfeilertypologie des Straßenraumes und
                              in der Materialität des Quartiers.

26   BÜRO- UND GEWERBEBAU
Lageplan

MASSE UND AUFLÖSUNG
Die Pfeilerfassade aus hellem Sichtklinker ist selbsttragend
und struktiv eng an das sich nach oben hin ausdünnende Beton­
tragwerk gebunden.

Der Baukörper ist ein schlichter Stadtbaustein mit                       BEWUSSTE ZURÜCKHALTUNG
zurückgesetzter Attika am Rand des denkmalge-                            Die Fassade aus hellem Sichtklinker ist ein eigenstän-
schützten Stickereiquartiers. Viele der Bauten, die                      diges Tragwerk, das struktiv eng gebunden ist an
während der Blüte der St. Galler Textilindustrie um                      das innere Betontragwerk. Sie ist selbsttragend ohne
1910 entstanden, wurden hinter den Natursteinfas-                        Abfangkonsolen über die gesamte Gebäudehöhe von
saden vom Beton-Pionier Robert Maillart als Stahlbe-                     22 Meter gemauert und lediglich gegen Windkräfte
ton-Skelettbauten erstellt. Dieser Kunstgriff gewähr-                    rückverankert. Die gestuften, vollsteintiefen Pfeiler
leistete Nutzungsfreiheit und optimale Belichtung.                       tragen die halbsteintiefen Brüstungsfelder, die über
                                                                         dem Fertigteilsturz ebenfalls vor Ort gemauert sind.
ZWISCHEN TRADITION UND FUNKTIONALITÄT                                    Die Pfeiler sind im Blockverband, die Brüstungen im
An diese strukturelle Tradition des Ortes anknüp­-                       Läuferverband ausgebildet.
fend und das Bedürfnis höchster Nutzungsflexibili-
tät der Firma Namics AG aufgreifend, ist der Bürobau                     Der Klinker ist bewusst „industriell“. Er hat ein feines
als Tragwerksentwurf in vorgespanntem Beton kon-                         Farbspiel, das stark genug ist, um die Fläche zu bele-

                                                                                                                                                        © Franz Rindlisbacher

                                                                                                                                                                                     © Beat Baschung
zipiert. Die tektonische Backsteinfassade verankert                      ben und ist gleichzeitig zurückhaltend genug, um
den Bau in der Pfeilertypologie des Straßenraums                         den scharf gezeichneten Ausdruck der plastisch ge-
und in der Materialität des Quartiers. Der kleinteilige                  stuften Pfeiler nicht zu verunklären.
Verbund des Mauerwerks erzeugt eine monolithi-
sche und gleichermaßen textile Qualität.                                             Corinna Menn und Mark Ammann (Arge)            CORINNA MENN UND MARK AMMANN

                                                                                                                                    Corinna Menn und Mark Ammann haben
                                                                                                                                    das Projekt, das 2013 aus einem Wett-
                                                                                                                                    bewerb hervorgegangen ist, als Gemein-
                                                                                                                                    schaftsarbeit mit dem Tragwerksinge­-
                                                                                                                                    nieur Andrea Pedrazzini entworfen und
                                                                                                                                    realisiert. Corinna Menn führt ihr Büro
                                                                                                                                    seit 2000 in Chur und Zürich. Sie unter­-
                                                                                                                                    richtet an der Universität Liechtenstein
                                                                                                                                    und ist zur Zeit Gastdozentin an der ETH
                                                                                                                                    Zürich. Mark Ammann führt sein Büro
                                                                                                                                    seit 2005 in Zürich; seit 2018 gemeinsam
                                                                                                                                    mit der Partnerin Anne Hangebruch.
                                                                                                                                    Er unterrichtet an der ArchitekturWerk-
                                                                                                                                    statt in St. Gallen und wurde dort 2020
                                                                                                                                    zum Professor berufen.
                                                          © Roger Frei

                                                                          Längsschnitt
                                                                                                                                    u fritz-hoeger-preis.com/menn-ammann

                                                                                                                                    BÜRO- UND GEWERBEBAU                        27
„Der monochrome Charakter sorgt für
                              eine erkennbare Identität innerhalb des
                             Stadtteils, eine architecture parlante,
                             wobei Form und Erscheinungsbild augen-
                             scheinlich an die Funktion des Gebäudes
                             und die Aufgabe seiner Nutzer erinnern.“
                                           Happel Cornelisse Verhoeven

              NOMINEE

                   ORT
Antwerpen, Niederlande

             BAUHERR
        Brandweer Zone
            Antwerpen

           ARCHITEKT
       Happel Cornelisse
             Verhoeven

GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
          2.021 m2

      BEBAUTE FLÄCHE
               700 m2

     NUTZUNGSFLÄCHE
              878 m2

     UMBAUTER RAUM
            4.423 m3

 ANZAHL GESCHOSSE
                3

     ENERGIEEFFIZIENZ
                23 K-Peil
       (Belgische Norm)

               BAUZEIT
             2017 - 2019

           BAUKOSTEN
            2,5 Mio. EUR

28           BÜRO- UND GEWERBEBAU
Lageplan

                                                    DIE FARBE DES FEUERS
                                                    Mehr Signalwirkung geht kaum! Ein Solitär aus kirschrot
                                                    glasierten Ziegeln verkündet weithin sichtbar, wer der
                                                    Hausherr dieses Gebäudes ist: die Antwerpener Feuerwehr.

                                                    Im Rahmen einer allgemeinen Umstrukturierung ih-        GARAGE, HAUS UND TURM
                                                    rer Feuerwachen hat die Feuerwehr Antwerpen im          Über der zweigeschossigen Garage befindet sich
                                                    Bezirk Wilrijk eine neue Feuerwache errichtet. Hap-     das Hauptgeschoss mit allen Aufenthaltsräumen.
                                                    pel Cornelisse Verhoeven wurde von AG Vespa be-         An der Gebäudeecke wurde ein sogenannter Dach­
                                                    auftragt, an der Gaston Fabrélaan, einer verkehrsrei-   turm errichtet, in dem die Technikräume unterge-
                                                    chen Ausfallstraße im Süden der Stadt, eine neue        bracht sind. Diese Erhöhung bildet einen städte­-
                                                    Feuerwache zu entwerfen. Die neue Feuerwehr ist         bau­lichen Akzent direkt an einer stark befahrenen
                                                    eine rund um die Uhr besetzte Feuerwache und um-        Ver­kehrskreuzung. Die weißen Buchstaben sind als
                                                    fasst eine Garage für die Lösch- und Leiterfahrzeuge,   weißes Relief auf rotem Hintergrund ausgeführt.
                                                    Büros und Aufenthaltsräume, sowie Umkleide- und         Dazu hat der Grafiker Reynoud Homan eine subtile
                                                    Schlafräume für die Feuerwehrleute. Alle Funktionen     Abänderung der Schriftart „Universe“ von Adrian
                                                    sind über die gesamte Breite des Gebäudes überein-      Frutiger durchgeführt, um die allgemeine Funktion
                                                    ander gestapelt und im Abstand zu den angrenzen-        der Feuerwache hervorzuheben.
                                                    den Gebäuden errichtet.

                                                                                                   Modell

 Der monochrome Charakter sorgt für eine
   erkennbare Identität innerhalb des Stadtteils.

                                                                                                                        BÜRO- UND GEWERBEBAU             29
 Wichtiger Gestaltungsfaktor ist die
                tektonische Lesbarkeit der Fassaden.

                ARCHITECTURE PARLANTE                                 Die Garage und der Arbeitsbereich im Erdgeschoss
                Besondere Aufmerksamkeit wurde der tektonischen       wurden in Übereinstimmung mit der Funktion in ro-
                Lesbarkeit der Fassaden geschenkt, in denen die ty-   bustem Sichtbeton ausgeführt. Die Obergeschosse
                pologische Stapelung von Garage, Aufenthaltsberei-    mit den Büros und Aufenthaltsräumen sind zur Be­
                chen und Turm zum Ausdruck gebracht wird. Die         tonung des häuslichen Charakters in Brettsperrholz
                Höhe der gestapelten Funktionen nimmt proportio-      ausgeführt. Die einheitliche farbliche Gestaltung
                nal nach oben zu ab, und durch einen Rücksprung       der Türen und Türrahmen, Sockelleisten und Ein­
                der Fassade um zehn Zentimeter wird die Stapelung     bauschränke verleiht den Räumen eine besondere
                zusätzlich akzentuiert. Die Pilasterfassaden wurden   Ausstrahlung.
                aus rot glasierten Ziegeln in verschiedenen Forma­-
                ten errichtet und werden durch die rot lackierten     SICHTBARE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT
                Fassadenbänder und die weinroten Fensterrahmen        Die neue Feuerwache hat alle Eigenschaften eines
                rhythmisch unterbrochen. Der monochrome Charak-       nachhaltigen Gebäudes, mit optimaler Nutzung
                ter sorgt für eine erkennbare Identität innerhalb     erneuerbarer Energien durch eine thermische Solar­
                des Stadtteils, eine „architecture parlante“, wobei   anlage, Wärmepumpe, Photovoltaikmodule auf dem
                Form und Erscheinungsbild augenscheinlich an die      Dach und verschiedene Techniken zur Sammlung
                Funktion des Gebäudes und die Aufgabe seiner          des Regenwassers zur Nutzung als Feuerlöschwas­-
                Nutzer erinnern.                                      ser. Aufgrund ihrer natürlichen, feuchtigkeitsregulie-
                                                                      renden Eigenschaften hat die Holzkonstruktion einen
                HYBRIDE KONSTRUKTION                                  positiven Einfluss auf das Innenraumklima und den
                Das Gebäude besteht aus einer hybriden Tragkon­       Energieverbrauch des Gebäudes.
                struktion mit einer zentralen Treppe, die die ver­
                schiedenen Geschosse miteinander verbindet und im                            Happel Cornelisse Verhoeven
                Einsatzfall für eine reibungslose Abwicklung sorgt.

30   BÜRO- UND GEWERBEBAU
ƒD
                    ie Pilasterfassaden
                     wurden aus rot
                     glasierten Ziegeln
                     in verschiedenen
                     Formaten errichtet.

                                                                                     Fotos © Karin Borghouts

                                                                                                                    © Willem de Kam
                                                         HAPPEL CORNELISSE VERHOEVEN

                                                         Happel Cornelisse Verhoeven betreut ein
                                                         breites Portfolio, bestehend aus öffent­
                                                         lichen Gebäuden, Sanierungen, Wohnge­
                                                         bäuden und öffentlichen Innenräumen.
                                                         Aufgrund des ausgeprägten Interesses des
Grundriss 2. OG
                                                         Unternehmens an der kulturhistorischen
                                                         Entwicklung von Städten und Gebäuden
                                                         bewegen sich die meisten Projekte an der
                                                         Schnittstelle zwischen Alt und Neu.

                                                         Der praktische Ansatz setzt auf regenera­
                                                         tive Synthese: Er stellt Vergangenheit und
                                                         Gegenwart so gegenüber, dass sie sich
                                                         gegenseitig verstärken. Jedes Projekt geht
                                                         von seinem eigenen materiellen Ausdruck
                                                         aus und zeichnet sich durch die Verwen-
                                                         dung bekannter Typologien und eine Vor­-
                                                         liebe für lokale, robuste Materialien aus.

Grundriss EG                               Querschnitt

                                                         u fritz-hoeger-preis.com/hcv

                                                         BÜRO- UND GEWERBEBAU                                  31
ARCHITEKTURGEFLECHT
     Wiederverwendete Abbruchsteine, gartenähnliche Innenhöfe, weder
     typische Flure noch eine Chefetage und ein Restaurant mit Terrasse
     am Wasser: Ganz neue Wege geht dieser Verwaltungsbau.

     Die Fassade besteht aus einer Ziegelschale aus ge-        EIN ORT, DEN MAN GERN BESUCHT
     brauchten Abbruchsteinen. Beim Innenausbau domi-          Die einzelnen Arbeitsbereiche sind stützenfrei aus­
     nieren Holzoberflächen und in der Eingangsebene           gebildet. Jeder einzelne Innenhof hat eine eigene
     der unregelmäßig verlegte Naturstein, sogenannte          Gartengestaltung. Das Grundstück liegt in knapper
     Solnhofener Platten. Die flur- und stützenfreie Aus-      Entfernung zur A5 und der Autobahnauffahrt von
     bildung der Büroflächen sichert eine beidseitige Be-      Karlsruhe-Durlach. Ein Parkhaus schützt das Haupt-
     lichtung. Die davorliegenden Balkone verschatten die      gebäude vor Lärm. Entgegen den für Autobahnkreu-
     Fassaden und ergeben ein angenehmes Raumgefühl.           ze typischen Architekturen von Unternehmen und
                                                               Einkaufszentren sollte hier ein Kontrapunkt gesetzt
     WEITGEHEND HIERARCHIELOS                                  werden: ein Ort, den man gerne besucht.
     Das Gebäude sollte eine weitgehend hierarchielose
     Struktur bekommen. Das Volumen wurde auf drei bis         NACHHALTIGKEIT IM BLICK
     vier Geschosse ausgelegt, die wabenförmige Struk-         Im Vordergrund standen die Dauerhaftigkeit und
     tur mit den Innenhöfen bildet ein Netz von Arbeits-       das Bemühen um gute Werte bei den Lebenszy­-
     flächen, die ohne die für einen Verwaltungsbau ty­        klus­kosten. Beispiel: dezentrale Belüftung der Bü-
     pischen Flure auskommt. Die Treppenhäuser sind            ro­flächen. Der Firmensitz dürfte eines der ersten
     als eigenständige Kommunikationsbereiche dezent-          größeren Bürogebäude sein, das mit pulsierenden,
     ral angelegt. Rückgrat ist eine zentrale Magistrale, an   de­zen­tralen Lüftungsgeräten ausgestattet ist.
     der die inneren Treppenräume liegen. Sie verbindet
     das Eingangsfoyer auf der Westseite mit dem Be-                                LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei
     triebsrestaurant, das sich mit einer Terrasse und einer
     angestauten Wasserfläche nach Osten öffnet.

                                                                                                                     ƒ Die wabenförmige
                                                                                                                       Struktur mit den Innen­-
                                                                                                                       höfen bildet ein Netz
                                                                                                                       von Arbeitsflächen.

                                                                                                                                                  Fotos © Roland Halbe, Stuttgart

32   BÜRO- UND GEWERBEBAU
Lageplan

                             NOMINEE

                                   ORT
                 Karlsruhe, Deutschland

                             BAUHERR
                      dm-drogeriemarkt
                        GmbH + Co. KG

                            ARCHITEKT
               LRO Lederer Ragnarsdóttir
                     Oei GmbH & Co. KG

                GRUNDSTÜCKSFLÄCHE
                          26.587 m2                               LRO LEDERER
                                                                  RAGNARSDÓTTIR OEI
                      BEBAUTE FLÄCHE
                            10.475 m2                             Das Schaffen eines Ortes
                                                                  ist von entscheidender
                    NUTZUNGSFLÄCHE                                Bedeutung für die Projekte
                           24.056 m2                              von LRO. Dazu aber wird
                                                                  Architektur nicht zwanghaft
                     UMBAUTER RAUM                                neu erfunden. Vielmehr
                          181.409 m3                              versuchen die Architekten,
                                                                  aus der langen Geschichte
                  ANZAHL GESCHOSSE                                des Bauens zu lernen – ohne
                               3-4                                dabei einem Historismus zu
                                                                  verfallen. Sie definieren Orte,
                    ENERGIEEFFIZIENZ                              deren Räume durch ihre
                   KfW Effizienzhaus 55                           körperhaften und taktilen
                                                                  Eigenschaften überzeugen.
                              BAUZEIT                             Um dies zu erreichen, hin­-
                            2016 - 2019                           ter­fragen sie Qualitäten
                                                                  bestehender Bauten und

                                                                                                         © Zooey Braun, Stuttgart
                                                                  überführen diese in eine
                                                                  moderne Formensprache.
                                                                  Das Vertraute wirkt so neu.

                                           Längsschnitt

Grundriss EG
                                                          u fritz-hoeger-preis.com/lro

                                                          BÜRO- UND GEWERBEBAU                      33
DER REIZ DES
                            ORNAMENTS
                            Backstein-Ornamente sind in der modernen Architektur zu
                            einem zentralen Gestaltungselement geworden. Ihr Geheim-
                            nis: ihre Vielfältigkeit. Sie gliedern geschlossene Gebäudehül-
                            len, modellieren aufregende, dreidimensionale Fassaden und
                            durchbrechen mit Loch- und Filtermauerwerk Strukturen.

34   BÜRO- UND GEWERBEBAU
p Souveräner Baukörper: Mit fein differen-
  ziertem Mauerwerk macht er Architektur
  in ihrer Reinform erfahrbar.

                                              BÜRO- UND GEWERBEBAU   35
p D er Neubau nimmt mit zeitgenössi-
                                                                                                             schen Mitteln gekonnt auf den großen
                                                                                                             Detailreichtum der historischen Nach­-
                                                                                                             barfassaden Bezug.

     FINANZAMT ZWICKAU – ERWEITERUNG
     FORTSETZUNG MIT RAFFINIERTEN DETAILS

     Der Baukörper versteht sich als ergänzender Baustein      NACHHALTIGKEIT MIT STIL
     in der bestehenden Stadtstruktur, er fügt sich daher      Die kompakte Ausbildung des Baukörpers ist vorteil-
     hinsichtlich seines Volumens, der Höhenentwicklung,       haft im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Energiekon-
     Dachform, Farbigkeit und Materialität selbstbewusst,      zept, sodass die Umsetzung des gewählten Passiv-
     aber sensibel in die Nachbarschaft ein. Er fungiert zu-   hausstandards begünstigt wird.
     dem als Komplettierung des Gesamtensembles für
     das Finanzamt, das aus sehr individuellen, teilweise      GEKONNTER BRÜCKENSCHLAG
     denkmalgeschützten Gebäuden besteht, die aus un-          Die Fassaden werden geprägt von der streng funktio-
     terschiedlichen Zeiten von 1900 bis 2000 stammen.         nal gereihten Anordnung stehender Öffnungen und
     Der Übergang zum Bestand erfolgt durch einen Zwi-         der fein detaillierten Ziegelverkleidung aus hellocker-
     schenbau, der sich durch seine geometrische Ausbil-       farbenen Steinen. Durch die Ziegelfassade wird das
     dung und abweichende Materialität zurücknimmt.            örtlich stark verbreitete Baumaterial aufgenommen
                                                               und gleichzeitig eigenständig interpretiert. Die An-
     KLAR UND FUNKTIONAL                                       ordnung der fein differenzierten Ziegeltexturen in
     Die Gestaltung der Innenräume ist geprägt von             Bändern, die an den Gebäudecken in der Höhenlage
     einem klaren und funktionalen Grundriss. Die drei-        verspringen, sorgt für ein flächiges und abstraktes
     spännige Anordnung ermöglicht Büroräume an den            Erscheinungsbild des Gebäudes. So wird mit zeitge-
     Außenwänden und Aktenarchive in der Mitte. Das            nössischen Mitteln auf den großen Detailreichtum
     Dach­geschoss nimmt Bezug auf die Umgebung.               der historischen Nachbarfassaden Bezug genommen.

36   BÜRO- UND GEWERBEBAU
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