Aschermittwoch der Frauen - Texte und Materialien

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Aschermittwoch
der Frauen
Texte und Materialien
Aschermittwoch – ein Tag für Grenzgänge. Ein Zeichen dieser
Grenzerfahrung ist das Aschenkreuz, das uns an diesem Tag
erinnert, dass wir Menschen sterblich sind und unser Leben
begrenzt ist. Wir laden am Beginn der Fastenzeit ein, die
unterschiedlichen Grenzen unseres Lebens zu erkennen und zu
erfahren und sie auf Ostern hin – auf Gott hin – zu weiten.

Ausschreibungstext aus dem Programmheft „Angebote. Katholische Frauenpastoral
im Erzbistum Köln“. Es ist zu beziehen über www.frauenseelsorge-koeln.de und
www.kfd-koeln.de
Aschermittwoch der Frauen | 

„Meine engen Grenzen …“
 Grenz-Erfahrungen

           Waltraud Grießer, Ohne Öffnung sind wir eingesperrt (farbige Abbildung auf der beiliegenden CD)
           aus: W. Brunders et al., Wechselndes Licht oder das Fenster im Kasten, Düsseldorf 2004, S. 31
 | Aschermittwoch der Frauen

                                Inhaltsverzeichnis

                                Vorwort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
                                Beispiel für ein Faltblatt für die Teilnehmerinnen des Tages  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6
                                „Meine engen Grenzen…“ – G R E N Z - E R F A H R U N G E N –  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
                                Ablauf und Impulse des Tages .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
                                Gesprächs- und Arbeitsgruppen
                                   AG I: „Erst der Einbezug von Grenzen eröffnet den Raum der Möglichkeiten.“
                                   > Eine Annäherung an positive Aspekte von Grenzen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 11
                                   AG II: „Auf eine offene Tür zu – Leben mit Sterbenden“
                                   > Film mit anschließendem Gespräch zum
                                   Umgang mit dem Tod eines nahen Angehörigen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  13
                                   AG III: „GrenzWorte – WortGrenzen“
                                   > Literarische Impulse .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  15
                                   Texte zu AG III .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  16
                                   AG IV: „Meine engen Grenzen“
                                   > Mein Weg zu mir durchs Labyrinth  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19
                                   AG V: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22)
                                   > Gebet zwischen Klage und Lobpreis .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  25
                                Themen und Orte für den „Grenzparcours“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  28
                                Anhang/Links .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 29
                                   GRENZERFAHRUNG: Krankheit .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  29
                                   GRENZERFAHRUNG: schuldig werden .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  30
                                   GRENZERFAHRUNG: kraftvoll in meinen Grenzen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 31
                                   GRENZERFAHRUNG: eingebunden in die Geschichte  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  32
                                   GRENZERFAHRUNG: Rückzug in die Einsamkeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  33
                                   GRENZERFAHRUNG: „Hungern nach Gott“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  34
                                   GRENZERFAHRUNG: Anruf und Antwort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  35
                                   Die „GRENZÜBERSCHREITERIN“ Edith Stein .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  36
                                   GRENZERFAHRUNG: Aufstieg und Gipfel .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38
                                   GRENZERFAHRUNG: Tod – und was kommt dann? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  39
                                Vorschlag für einen Gottesdienst zum Abschluss des Tages  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  40
                                Impressum .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  42
Aschermittwoch der Frauen | 

Vorwort

Liebe Leser/innen,                                Mit all diesen so wichtigen Aspekten mensch-
                                                  lichen Seins hat sich der Aschermittwoch
Gerade in der österlichen Bußzeit geraten wir     der Frauen 2009 beschäftigt und Grenz-
oft an unsere körperlichen Grenzen, wenn wir      Erfahrungen möglich gemacht.
ganz bewusst auf Lebens- und Genussmittel zu
mindestens für den Augenblick der Fastenzeit      Programm
verzichten.                                       Loslassen – Neuwerden – Annehmen heißt
                                                  es in einer Übung des Aschermittwochs der
Aber, was sind Hunger und Durst oder der Kick     Frauen 2009. Gleichsam ist in diesen drei
auf das süße Stückchen Schokolade gegenü-         Worten das Programm des Tages aufgehoben.
ber den echten, den tiefen Grenz-Erfahrungen
menschlichen Lebens.                              Loslassen, um freizuwerden, Neuwerden, um
                                                  zu entfalten und Annehmen, um heil zu werden.
Menschen, die vor zwanzig Jahren ganz be-
wusst den Mauerfall erlebt haben und aus der      Aschermittwoch der Frauen vor Ort
Enge der DDR erstmals die Luft der Freiheit       Wir möchten Sie auch mit dieser zwei-
atmen durften, können uns vielleicht erzählen,    ten Ausgabe einladen und ermutigen,
was Ihnen Grenzen bedeuten, nämlich               vor Ort in Ihrem Seelsorgebereich, einen
Enge, Unüberwindlichkeit, Beklommenheit,          Aschermittwoch der Frauen durchzuführen.
Aus­weglosigkeit, Starre, Abgrenzung,             Das thematische Angebot unserer Broschüre
Einschränkung, Eingeschlossensein.                möge Ihnen viele Anregungen geben, einen
                                                  solchen Tag oder einen Einkehrtag in der
Frauen und Männer, die eine schwere               Fastenzeit zu gestalten.
Erkrankung erfahren haben, wissen um die
„BeGrenzung“ der eigenen Existenz.                Zur inhaltlichen Gestaltung des Tages stellen wir
                                                  Ihnen unsere praxiserprobten Materialien zur
Menschen, die einen lieben Menschen, ein          Verfügung, die Sie auch im Internet herunterladen
eigenes Kind, den Ehemann durch Tod verlo-        können unter folgenden Adressen:
ren haben, wissen um die Extreme, die diese       www.frauenseelsorge-koeln.de und
Ereignisse ins eigene Leben bringen.              www.kfd-koeln.de.
                                                  Eine CD mit allen Texten, Abbildungen und Liedern
Aber oft setzen wir uns selber Grenzen, be-       finden Sie am Ende des Heftes.
grenzen unser „Ich“, lassen zu, dass unsere
Seele eingegrenzt und unsere Lebenskraft          Wir wünschen Ihnen wieder viel Freude
beschränkt wird. In diesen Stunden der            bei der Planung und Durchführung Ihres
Dunkelheit sind wir so allein wie Christus im     Aschermittwochs der Frauen, gute und heil-
Garten von Gethsemane, wo er mit dem eige-        same Grenz-Erfahrungen und das Erleben
nen Vater ringt und sich allein gelassen fühlt.   eines neuen Morgens!

Und dann gibt es auch noch die andere Seite       Köln, im November 2009
der Medaille: Wir Menschen müssen uns
manchmal auch selber Grenzen setzen, um
das Leben nicht zu verlieren. Manchmal sind
Einschränkungen und Abgrenzungen wichtig,
um sich selber nicht zu aufzugeben.

                                                  Monika Kurth               Eva-Maria Will
                                                  Diözesanvorsitzende        Leiterin des Referates
                                                  der kfd Köln               Frauen- und Männer­seelsorge
                                                                             im Erzbistum Köln
 | Aschermittwoch der Frauen

                                Beispiel Faltblatt

                                Den Teilnehmerinnen des Tages hilft es,
                                wenn Sie Ihnen am Beginn der Veranstaltung
                                ein Faltblatt mit dem Ablauf des Tages und
                                Angaben zu den einzelnen Angeboten
                                (Thema, Raum etc.) an die Hand geben.

                                Die Vorlage finden Sie auf der beiliegenden CD.
Aschermittwoch der Frauen | 

„Meine engen Grenzen…“
  –GRENZ-ERFAHRUNGEN–
    Ablauf und Impulse                             2. Begrüßung
    des Tages
                                                   Die Leiterin begrüßt die anwesenden Frauen,
Idee, inhaltliche und organisatorische             gibt einen kurzen Impuls zum Thema des
Verantwortung: Gertrud Ganser und Astrid Overath   Tages und stellt den Ablauf vor, z. B. mit
                                                   folgenden Worten:
1. Vorbereitung
                                                   „Ganz herzlich begrüße ich Sie heute, an
Im Raum ist ein Stuhlkreis gestellt. Die Mitte     diesem Aschermittwoch, den wir zusammen
wird gestaltet z. B. durch grüne Tücher, eine      verbringen werden. Ich freue mich, dass Sie
Schale mit alten Palmzweigen, drei unter-          sich entschieden haben zu kommen und hoffe,
schiedlich große Kerzen, einfaches Kreuz,          dass es für Sie ein Tag wird, der Ihnen Impulse
und eine aufgeschlagene Bibel.                     und Anstöße geben kann.

An Stellwänden sind die Buchstaben                 Unser Thema lautet heute „Meine engen
G R E N Z - E R F A H R U N G befestigt.           Grenzen…“, und es wird um unsere per­
                                                   sönlichen Erfahrungen mit Grenzen gehen.
Diese 15 Buchstaben – auch der                     Grenzerfahrungen können ganz unterschied­
Bindestrich – werden entsprechend der              lich sein, manche sind Ihnen vielleicht
Teilnehmerinnenzahl auf Papier in unter-           vertraut, andere völlig fremd.
schiedlichen Farben kopiert, und unter
die Stühle im Raum verteilt, so dass jede          Sie sind immer mit Unruhe und Spannung
Teilnehmerin ein Blatt erhält.                     verbunden und künden Neues an. Grenz­
                                                   erfahrungen verändern uns und lassen uns
Stifte, Moderationskarten, CD Player, eine CD      manches Mal an Gott zweifeln und nach
für den Schwellentanz (z. B.: „Traumtänze, Gott    einem Sinn fragen. Oft wissen wir nicht, wie
in unserer Mitte finden“ von Jonny Lamprecht),     es weitergehen kann. Aber sie können auch
eine Klangschale und Kopien der weiter unten       „durchsichtig“ für Gott sein, gerade in ihnen
vorgestellten Stationenblätter liegen bereit.      können wir Gott erfahren, ihm begegnen.

                                                   Ich wünsche uns allen einen guten Verlauf
                                                   des Tages, an dem etwas von Gottes
                                                   wohlwollender Anwesenheit spürbar wird.
 | Aschermittwoch der Frauen

                                Zum Ablauf des Tages: Im Mittelpunkt              5. Informationen zum „Grenzparcours“
                                des Vormittags wird die persönliche Aus­
                                einandersetzung mit einzelnen Erfahrungen         „Sie erhalten gleich ein Blatt, das 10
                                stehen. Dazu laden wir sie gleich ein, sich auf   Themenbereiche benennt, die alle aus un­
                                den Weg zu machen zu ausgewählten Orten.          serem diesjährigen Titel des Aschermittwochs
                                Genaueres erfahren Sie nach dem hinführen­        „Meine engen Grenzen“ abgeleitet sind.
                                den, gemeinsamen Tun in diesem Kreis.             Wir haben uns gefragt, an welche Grenzen
                                ­­­­Am Nachmittag bieten wir Ihnen verschiedene   Menschen in ihrem Leben stoßen können.
                                Arbeitsgruppen zur Auswahl an. Der Tag endet      Zehn solcher Grenzerfahrungen haben wir
                                mit dem Gottesdienst (siehe Anhang/CD).           für heute ausgewählt und ihnen Orte der
                                                                                  Auseinandersetzung und Besinnung zugeord­
                                Nun zum ersten Impuls und zu den Buchstaben       net. Es sind Orte, die einen besonderen Zugang
                                unter Ihren Stühlen und an der Stellwand.“        zum Thema ermöglichen können.

                                3. Gemeinsames Singen des Lieds                   Wir laden Sie ein, sich ein, zwei oder drei dieser
                                „Meine engen Grenzen…“                            Themen auszusuchen und sich dann alleine
                                                                                  auf den Weg zu machen. An den ausgewähl­
                                4. Impuls im Plenum                               ten Orten finden Sie jeweils ein Textblatt als
                                                                                  Anregung für persönliche Auseinandersetzung,
                                „Sie finden an ihrem Platz einen Buchstaben       Besinnung oder Gebet. Setzen Sie sich bitte
                                aus dem Wortpaar G R E N Z – E R F A H R U N G    nicht das Ziel, alle Orte zu besuchen, sondern
                                (14 Buchstaben und ein Bindestrich in unter­      nehmen Sie sich Zeit, sich in Ruhe ein, zwei
                                schiedlichen Farben).                             oder drei Themenbereichen zu öffnen.

                                Finden Sie sich mit dem gleichen Buchstaben       Sollte Sie ein Thema aus der Innenstadt von
                                in entsprechenden Gruppen zusammen.               Siegburg interessieren, Sie aber nicht dorthin
                                Sammeln Sie Assoziationen zum Thema Grenz-        gehen können oder wollen, erhalten Sie das
                                Erfahrung, die mit „Ihrem Buchstaben“ begin­      dazu gehörige Textblatt von uns, um sich hier
                                nen und tauschen Sie sich dazu aus.               an einem ruhigen Ort damit zu beschäftigen.

                                Einigen sie sich als Gruppe auf 3 Begriffe und    Für das Aufsuchen der Orte, für die
                                schreiben Sie diese auf Moderationskarten.        Auseinandersetzung und Besinnung haben
                                Sie haben dazu ca. 15 Minuten Zeit.“              Sie Zeit bis zum Mittagessen. Für alle, die das
                                                                                  Bedürfnis haben, sich auszutauschen, bieten
                                Anschließend werden alle Assoziationen            wir eine halbe Stunde vor dem Mittagessen
                                vorgetragen und unter dem betreffenden            in den Räumen der Arbeitsgruppen die
                                Buchstaben an der Stellwand angebracht.           Gelegenheit dazu.

                                Die Leiterin liest zum Abschluss alle Begriffe    Zu Ihrer Orientierung erhalten Sie nun das
                                zum Wortpaar „Grenz – Erfahrung“ langsam          Blatt mit Orten und Themen.
                                vor, wie eine Klangcollage.
                                                                                  Den Übergang aus diesem Raum zu den Orten
                                                                                  der persönlichen Auseinandersetzung möch­
                                                                                  ten wir durch einen Schwellentanz gestalten.“

                                                                                  Die Kopiervorlagen mit Skizze, Orten und
                                                                                  Themen werden verteilt (siehe Anlage/CD).
Aschermittwoch der Frauen | 

6. Hinführung zum Schwellentanz                 Es ist auch möglich folgenden Text vorzulesen:

Schwellen – Grenz-Tanz                          An der Schwelle

Über Schwellen – neue Räume beschreiten.        Ich möchte wohnen dürfen,
                                                zu Hause sein
Vorsicht Schwelle – weist ein Schild auf eine   und daheim.
Bodenerhebung hin. Nicht stolpern!              Ich möchte mich lassen dürfen,
                                                ausatmen
Achtung, wohin gehst du?                        und ausruhen.

Grenzen – Schwellen – Türschwellen:             Du rufst mich immer neu heraus,
sie grenzen eindeutig Raum von Raum.            dass ich aufbreche
                                                und gehe,
Draußen und drinnen: Schutz oder Hemmnis?       dass die Zukunft
                                                Ziel bleibt
Mit der Tür ins Haus fallen                     und die Schwelle
                                                mein Ort.
„Zwischen Tür und Angel“ kennen wir als
Sprichwort.                                     Du rufst mich immer neu
                                                in dein Haus.
Schwelle als Grenze – Ort dazwischen. Die       Zu Hause möchte ich sein bei dir.
Türschwelle ist der Ort des Übergangs.
                                                Und ich werde.
Betrete ich einen neuen Raum, so verlasse ich
zugleich den, aus dem ich komme.                7. Schwellentanz

Raum der Entscheidung!                          8. Individuelle Beschäftigung
                                                mit ausgewählten Stationen des
Wir laden Sie jetzt ein, sich Zeit zu nehmen    „Grenzparcours“
und ihre Grenzthemen zu wählen und dann
bewusst über die Schwelle zu gehen – hier       Hierfür sollten etwa 1 ½ bis 2 Stunden zur
konkret aus dem Raum.                           Verfügung stehen.

Schön wäre es, dies gemeinsam zu tun.           (Textblätter Grenzerfahrungen im Anhang/CD)

Die Größe der Gruppe lässt uns die prak­
tischen Grenzen erfahren. Wir können dies
nicht gemeinsam tun!

Gehe jede von Ihnen ihren Weg über ihre
Schwelle.
10 | Aschermittwoch der Frauen

                                 9. Möglichkeit zum Austausch über                  11. Gesprächs- und Arbeitsgruppen­
                                 gemachte Erfahrungen in Kleingruppen               angebote am Nachmittag
                                 Diejenigen, die über ihre Erfahrungen spre-        Für die Dauer von 75 Minuten werden
                                 chen möchten, haben dazu Gelegenheit.              Gesprächs-/Arbeitsgruppen angeboten,
                                 Die Gruppen sollten von einer Moderatorin          die sich auf je andere Art und Weise einem
                                 geleitet werden, die darauf achtet, dass alle,     Teilaspekt des Tagesthemas nähern. Fünf
                                 die möchten, zu Wort kommen und dass die           verschiedene Möglichkeiten sind im Anhang
                                 geschilderten Erfahrungen wertschätzend            beschrieben. Bei den folgenden Modellen
                                 aufgenommen werden. 30 Minuten Zeit sind           kann es sinnvoll sein, jeweils aus der Fülle
                                 ausreichend.                                       der Elemente auszuwählen und dafür zu sor-
                                                                                    gen, dass die Gruppen etwa gleich groß sind
                                 10. Mittagessen und Pause                          und dennoch die Frauen möglichst an ihrer
                                                                                    Wahlgruppe teilnehmen können. Sofern ein
                                 Es wird eine einfache Fastensuppe gereicht.        Priester zur Verfügung steht, kann parallel
                                 Wenn die Möglichkeit besteht, sollten zwei         zu den Arbeitsgruppen die Möglichkeit zum
                                 Räume zur Verfügung stehen, so dass das Essen      Beichtgespräch angeboten werden.
                                 in einem der beiden Räume im Schweigen ein-
                                 genommen werden kann. Erfahrungsgemäß              12. Aschermittwochsliturgie
                                 wird diese Möglichkeit von etwa zwei Drittel
                                 der Frauen genutzt. 1 ½ Stunden für Essen, evtl.   Den Tagesabschluss bildet die Feier der
                                 Stehkaffee und Pause sind empfehlenswert.          Aschermittwochsliturgie.

                                                                                    (Vorschlag für einen Gottesdienst zum
                                                                                    Abschluss des Tages siehe Anhang/Links)
Aschermittwoch der Frauen | AG I | 11

                                                     Gesprächs-/Arbeitsgruppe I

                                                     „Erst der Einbezug von Grenzen eröffnet den Raum der Möglichkeiten.“1
                                                          > Eine Annäherung an positive Aspekte von Grenzen

                                                     von Gertrud Ganser

                                                     Material:                                         3. Auswertung des „Stummen Dialogs“

                                                     ·   Großes Papierstück (ca. 2 x 3 Meter)          Im ersten Schritt geht es darum, Verständnis­
                                                     ·   dicke Filzstifte                              fragen zu den Texten auf dem Plakat oder
                                                     ·   Textblatt                                     Missverständnisse zu klären. Danach wird
                                                     ·   evtl. Briefpapier, Umschläge und Stifte       das Gespräch über den Prozess des stummen
                                                                                                       Aufschreibens und auf die Inhalte gelenkt.
                                                                                                       Mögliche Fragen sind dabei:
                                                     Ablauf:                                           Wie war es für Sie stumm zu bleiben? Welche
                                                                                                       Themenschwerpunkte finden sich auf dem
                                                     1. Einführung                                     Plakat? Was davon möchten sie gerne vertie-
                                                                                                       fen? Was ist Ihnen besonders wichtig? Fehlt
                                                     Die Teilnehmerinnen kommen in den vorberei-       aus Ihrer Sicht noch etwas?
                                                     teten Raum mit Stuhlkreis. Im Inneren liegt das
                                                     große Papierstück, auf dem in der Mitte – so
                                                     dass noch viel Platz rundherum ist – der Titel    4. Schreiben eines Briefes
                                                     der Arbeitsgruppe steht. Dicke Stifte liegen         an sich selbst
                                                     bereit. Die Leiterin begrüßt die Anwesenden          (falls genügend Zeit zur Verfügung steht)

                                                                                                       Die Teilnehmerinnen werden eingeladen, einen
                                                     2. „Stummer Dialog“                               Brief an sich selbst zu schreiben, in dem sie
                                                                                                       die Gedanken für sich selbst bündeln und mit
                                                     Der Titel der Arbeitsgruppe wird vorgelesen.      der eigenen momentanen Lebenssituation in
                                                     Dann werden alle aufgefordert­­­­­ aufzustehen    Verbindung bringen. Der Brief wird verschlos-
                                                     und ihre Assoziationen dazu auf die freie         sen, an sich selbst adressiert und der Leiterin
                                                     Fläche zu schreiben. Dabei ist es möglich,        gegeben. Diese versendet den Brief nach etwa
                                                     immer wieder auf schon Geschriebenes mit          4 bis 8 Wochen. Es ist wichtig, darauf hinzu-
                                                     einem eigenen Text zu reagieren, es schriftlich   weisen, dass es ein Brief werden soll, den man
                                                     zu kommentieren, zu verstärken oder auch zu       gerne in Empfang nehmen wird und auf den
                                                     befragen. Während der ganzen Zeit wird ge-        man sich freut.
                                                     schwiegen. Die Leiterin beendet diese Phase
                                                     nach etwa 20 bis 30 Minuten und bittet die
                                                     Teilnehmerinnen nochmals um das Plakat zu         5. Abschluss mit einem Text
                                                     gehen und wahrzunehmen, was alles niederge-       Es ist schön, die Gruppenarbeit mit dem
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     schrieben wurde.                                  Verlesen eines passenden Textes zu beenden
                                                                                                       und diesen auch den Teilnehmerinnen in Kopie
                                                                                                       mitzugeben. Auf der Rückseite finden Sie eine
                                                                                                       Auswahl:

                                                                                                       1) Zitat aus B. Gussone und G. Schiepek, Die „Sorge um
                                                                                                          sich“. Burnout-Prävention und Lebenskunst in helfenden
                                                                                                          Berufen (Tübingen; dgtv 2000), S. 95
12 | Aschermittwoch der Frauen

                                 a) „Ich bin mir gegeben worden.“                  d) NIEMAND SUCHT AUS
                                     Romano Guardini
                                                                                       Man sucht sich das Land seiner Geburt
                                                                                       nicht aus,
                                 b) Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat,         und liebt doch das Land, wo man geboren
                                    wie ich bin,                                       wurde.
                                    ich glaube an seine Kraft,
                                    die in meiner Seele liegt.                         Man sucht sich die Zeit nicht aus, in der
                                                                                       man die Welt betritt,
                                     Ich glaube, dass Gott meine Freiheit will,        aber muss Spuren in seiner Zeit
                                     die Entfaltung meiner Kräfte,                     hinterlassen.
                                     die Entwicklung meiner Möglichkeiten,
                                     meine Art zu sein.                                Seiner Verantwortung kann sich niemand
                                                                                       entziehen.
                                     Ich glaube, dass Gott mich begleitet,
                                     mich wachsen und reifen lässt,                    Niemand kann seine Augen verschließen,
                                     mich fördert – und fordert,                       nicht seine Ohren, stumm werden und sich
                                     sein Werkzeug zu sein.                            die Hände abschneiden.

                                     Ich glaube, dass Gott mich liebt,                 Es ist die Pflicht von allen zu lieben,
                                     durch mich wirken will,                           ein Leben zu leben,
                                     an sein Ja zu mir,                                ein Ziel zu erreichen.
                                     das ich nicht verdienen kann.
                                                                                       Wir suchen den Zeitpunkt nicht aus, zu
                                     Ich glaube an die unermessliche                   dem wir die Welt betreten,
                                     Weisheit Gottes,                                  aber gestalten können wir diese Welt,
                                     die mir Grenzen setzt                             worin das Samenkorn wächst,
                                     und das Vertrauen schenkt,                        das wir in uns tragen.
                                     gehalten und geborgen zu sein.                    aus: Gioconda Belli, Wenn du mich lieben willst
                                                                                       Peter Hammer Verlag Wuppertal, 2000
                                     Ich glaube,
                                     das lässt mich leben.
                                     aus: Jeden Augenblick segnen.                 e) Gut geeignet ist auch das Bild von
                                     Segensworte für jeden Tag des Jahres,            Joachim Kögel „Orientierung“ mit dem
                                     © Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG,      interpretierenden Text von Patrik Scherrer.
                                     Eschbach/Markgräflerland, 2. Auflage 2008
                                                                                      Sie finden es im Internet unter
                                 c) WUNSCH AN DAS LEBEN                               www.bildimpuls.de

                                     Zu sein, wer ich bin,
                                     nicht mehr aber auch nicht weniger
                                     und ganz,
                                     um da zu sein für die, die ich liebe.
                                                                                                                                         ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                     Catarina Carsten
Aschermittwoch der Frauen | AG II | 13

                                                     Gesprächs-/Arbeitsgruppe II

                                                     „Auf eine offene Tür zu – Leben mit Sterbenden“
                                                             > Film mit anschließendem Gespräch zum Umgang mit dem Tod
                                                               eines nahen Angehörigen
                                                     von Dr. Hedwig Lamberty-Zielinski

                                                     Den vorgenannten Film kann man in der                      Einführung
                                                     Medienzentrale des Erzbistums Köln
                                                     (Kardinal-Frings-Str. 1-3, 50668 Köln,                     Ich begrüße Sie hier zum Film „Auf eine offene
                                                     Tel.: 0221/16 42 33 33) als Video ausleihen.               Tür zu“. Wir werden ihn zusammen anschauen
                                                                                                                und dann darüber sprechen.
                                                     Wichtiger Hinweis
                                                                                                                Der Film handelt von einer etwa 40-jährigen
                                                     Bevor Sie den Film zeigen, schauen Sie sich                Frau, die im Rückblick den Krankheitsverlauf
                                                     ihn mindestens zweimal selbst an, damit Sie                ihres Mannes, sein Sterben und ihr Leben
                                                     mit dem Inhalt und einzelnen Szenen vertraut               danach beschreibt. Der Mann ist an einem
                                                     sind. Außerdem ist das Thema sehr existentiell:            Gehirntumor erkrankt und hat nur noch einige
                                                     Ein ca. 40-jähriger Mann stirbt an einem                   Monate zu leben. Als er stirbt, hinterläßt
                                                     Gehirntumor und hinterläßt Frau und 3 Kinder.              er neben seiner Frau drei noch minder-
                                                     Erzählt wird die Geschichte, wie die Frau mit              jährige Kinder.
                                                     der Krankheit und dem Tod ihres Mannes
                                                     umgeht. Es ist eine hoffnungsvolle Geschichte,             Der Film ist sehr bewegend, da er sich mit
                                                     da die Frau diesen Schicksalsschlag aus ihrem              der schwierigsten Situation des Menschen
                                                     Glauben heraus annehmen und nach dem                       beschäftigt – mit dem Tod. Deshalb ist er hier
                                                     Tod ihres Mannes wieder Mut zum Leben                      zum Thema „Kreuz“ bewußt ausgewählt - Das
                                                     fassen kann.                                               Kreuz als „Ärgernis“, aber auch als „Leben“.

                                                     Der Film ist von 1982, d.h. bereits etwas älter – er ist   Der Film ist ein hoffnungsvoller Film, bei aller
                                                     aber in seiner Grundbotschaft zeitlos.                     Trauer. Lassen Sie ihn zunächst einfach auf
                                                                                                                sich wirken.

                                                                                                                Filmvorführung

                                                                                                                Gespräch

                                                                                                                Lassen Sie nach dem Film Raum, dass alle
                                                                                                                das sagen können, was sie in der ersten
                                                                                                                Betroffenheit sagen möchten (nichts bewer-
                                                                                                                ten – alles darf sein). Vielfach ruft der Film
                                                                                                                Erinnerungen an ähnlich gelagerte Schicksale
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                                                                                im Familien- oder Freundeskreis wach. Hier
                                                                                                                Raum lassen für Erinnerungen.
14 | Aschermittwoch der Frauen | AG II

                                 Besprechen Sie in einem zweiten Schritt ein-
                                 zelne Szenen/Themen – z.B.:

                                 •       Krankheitsbeginn und Verlauf – und dazu
                                         die Gedanken und das Verhalten der Frau
                                 •       Tod und die Wochen danach – und dazu
                                         die Gedanken und das Verhalten der Frau
                                 •       Die Frage nach dem „Warum“ – Warum
                                         stirbt dieser noch so junge Mann und hin-
                                         terlässt Frau und Kinder?
                                         (Die Frage ist kaum zu beantworten, muss
                                         aber benannt werden, da sie sehr bedrän-
                                         gend sein kann)
                                 •        Die Bedeutung der Kinder
                                 •       Die Bedeutung von Menschen, die die
                                         Familie/Frau begleiten
                                 •       Umgang der Witwe mit ihrer Trauer – wo
                                         findet sie Trost und Hilfe
                                 •       Der neue Lebensmut der Witwe
                                 •       …

                                 Versuchen Sie im Gespräch immer wieder,
                                 gerade die hoffnungsvolle Botschaft des
                                 Films heraus zu stellen: Unser Glaube an die
                                 Auferstehung kann und will uns Kraft geben,
                                 solche Schicksalsschläge anzunehmen.

                                 > Weitere Anregungen für das Gespräch
                                 finden Sie auch im Begleitmaterial zum Film.        ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.
Aschermittwoch der Frauen | AG III | 15

                                                     Gesprächs-/Arbeitsgruppe III

                                                     „GrenzWorte – WortGrenzen“
                                                            > Literarische Impulse

                                                     von Hildegard Müller-Brünker

                                                     Material:                                         Schule. Es geht darum, sich von den Texten
                                                     · Raumgestaltung: Stuhlkreis ohne Tische          inspirieren und ansprechen zu lassen, aufkom­
                                                     · Zur Gestaltung der Mitte ein Tuch, evtl.        mende Gefühle wahrzunehmen, Gedanken der
                                                       Blumen oder eine Pflanze, Kerze                 anderen Teilnehmerinnen zu hören und dann
                                                     · Material mit dem Sie eine Grenze darstellen     diese Texte in den Bezug zum eigenen Leben
                                                       können oder Fotos/Bilder von Grenzen            setzen.
                                                     · Blatt mit den kopierten Texten (siehe
                                                       Arbeitsblatt)                                   Auch die kritische Auseinandersetzung mit
                                                                                                       dem Text ist fruchtbar, sogar ablehnende
                                                                                                       Aussagen können weiterbringen.

                                                     Vorbereitung:                                     Die Texte sind immer subjektive Sichtweisen
                                                                                                       der jeweiligen Autorin oder des jeweiligen
                                                     Kopieren Sie die Texte, die Sie bearbeiten        Autors, es besteht eine Eigenheit der Dichtung,
                                                     wollen und stellen Sie sie als kleines Textheft   die mitunter eigenen Erfahrungen entgegen­
                                                     zusammen.                                         steht.

                                                     Begrüßung:                                        Ablauf:

                                                     Ich begrüße Sie zu diesem Gesprächskreis          1. Lesen Sie als Leiterin das Gedicht laut vor
                                                     GrenzWorte – WortGrenzen. Schon dieses
                                                     Wortspiel zeigt deutlich, dass der Arbeitskreis   2. Lassen Sie die Teilnehmerinnen assoziieren:
                                                     sich mit Worten, aber auch mit den Grenzen,       Welche Worte fallen auf? Warum fallen diese
                                                     die Worte nun einmal sind, auseinander setzen     Worte auf? Welche Gedanken oder Gefühle
                                                     wird. Worte können Grenzen aufzeigen, aber        kommen auf? Welche Bilder verbinden Sie
                                                     Grenzen können auch durch Worte überwun­          damit? Was könnte das bedeuten?
                                                     den werden. Und manchmal setzt die Sprache
                                                     uns Grenzen, weil wir nicht die passenden         3. Sammeln Sie als Leiterin diese Aussagen
                                                     Worte finden, Gedachtes, Gefühltes, Erlebtes      ggf. auf einem Papier und achten Sie unbedingt
                                                     auszudrücken.                                     darauf, dass Aussagen nicht bewertet werden,
                                                                                                       alles darf gesagt werden. Es gibt keine fertige
                                                     Ich habe Texte von Dichterinnen und Dichtern      Interpretation. Fassen Sie ggf. Gesagtes zu-
                                                     aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts       sammen.
                                                     ausgewählt, die diese Thematik in mehr oder
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     weniger verschlüsselten Bildern enthält.          4. Für den Zeitrahmen von ca. 1,5 Stunden ma-
                                                     Manche Gedichte mögen auf den ersten              ximal 3 – 4 Gedichte nehmen. Die Entscheidung
                                                     Blick schwer verständlich und wenig anspre­       für die Auswahl hängt auch von den
                                                     chend sein. Aber im gemeinsamen Lesen und         Erfahrungen der TN ab.
                                                     Interpretieren der Texte werden sie sich er­
                                                     schließen.

                                                     Es geht hier im Arbeitskreis nicht um eine
                                                     richtige oder falsche Interpretation der Texte.
                                                     Alles darf gesagt werden, und es gibt keine
                                                     Noten für eine Gedichtinterpretation wie in der
16 | Aschermittwoch der Frauen

Arbeitsblatt für die Teilnehmerinnen

Texte zu AG III

Als ich über die Schwelle trat                   Credo                                         Mysterium

Als ich über die Schwelle trat                   Ich glaube an Gott                            Die Seele der Dinge
heute                                            aber ich weiss nicht                          lässt mich ahnen
spürte ich den Segen der Erde                    glaubst                                       die Eigenheiten
unter mir                                        Du Geliebter                                  unendlicher Welten
                                                 ich glaube an Dich
Sei fest verankert                               sprechen wir nicht mehr                       Beklommen
Sei tief gegründet                               davon                                         such ich das Antlitz
Tochter von Mutter Erde                          aber wie ist es denn                          eines jeden Dinges
Und deshalb                                      wer dringt denn                               und finde in jedem
wage den Sprung                                  durch meine Latten                            ein Mysterium
Schreite weit aus                                herein
Überschreite die Schwelle!                       lichtflüssiges                                Geheimnisse reden zu mir
                                                 Gottesnichts                                  eine lebendige Sprache
Brigitte Enzer-Probst,                           über die Herdasche her
Aus der Fülle Leben, S. 59
Claudius Verlag, München                         worinnen ich liege                            Ich höre das Herz des Himmels
                                                 wer ist denn das                              pochen
                                                 wer anderes                                   in meinem Herzen
Ich weiß nicht                                   Glauben
                                                 sprechen wir nicht mehr                       Rose Ausländer, aus: dies., Wieder ein Tag aus
                                                                                               Glut und Wind. Gedichte 1980 – 1982.
Ich weiß nicht wie ich                           davon                                         © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1986
vom heutigen Ufer                                gestehe es
ans Ufer von morgen gelangen soll.               mein Erlöser
                                                 du nahmst mich                                Traumsicher
Der Fluss entführt inzwischen                    mitsamt meiner Hütte
die Wirklichkeit dieses Abends                   mit                                           An der Regengrenze
in Meere ohne Hoffnung.                          nach Hause                                    Augenblicksworte
                                                 Amen
Ich blicke nach Osten, nach Westen.                                                            Stolpernd
Ich blicke nach Süden und nach                   Silja Walter                                  über den Schatten
Norden…                                                                                        über die flüchtige Brücke
Die ganze goldene Wahrheit,                                                                    gehen wir
die meine Seele umgab –                          Kurzes Gebet                                  traumsicher
gleich einem vollendeten Himmel –                                                              Mensch an Mensch an Mensch
fällt, zerbrochen und falsch.                    Herr, lass mich werden, der ich bin
                                                 In jedem Augenblick.                          Lichtstrategie
… Ich weiß nicht, wie ich                        Und gib, dass ich von Anbeginn
                                                                                               Rose Ausländer, aus: dies., Und preise die
                                                                                                                                                ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

vom heutigen Ufer                                Mich schick in mein Geschick.
                                                                                               kühlende Liebe der Luft. Gedichte 1983 – 1987.
ans Ufer von morgen gelangen soll.                                                             © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1988
                                                 Ich spür, dass eine Hand mich hält
aus: Juan Ramón Jiménez Herz, stirb oder singe   Und führt, - bin ich auch nur
Copyright © 1958 Diogenes Verlag AG Zürich
                                                 Auf schwarzem oder weißem Feld
                                                 Die stumme Schachfigur.

                                                 Mascha Kaléko: In meinen Träumen läutet es
                                                 Sturm. © 1977 Deutscher Taschenbuch Verlag,
                                                 München.
Aschermittwoch der Frauen | AG III | 17

                                                     Gegen den Strom                                  Ziehende Landschaft                              Auf Wolkenbürgschaft

                                                     Schwimm                                          Man muß weggehen können                          Ich habe Heimweh nach einem Land
                                                     gegen den Strom                                  und doch sein wie ein Baum:                      in dem ich niemals war,
                                                                                                      als bliebe die Wurzel im Boden,                  wo alle Bäume und Blumen
                                                     Der Strom schwimmt                               als zöge die Landschaft und wir stän-            mich kennen,
                                                     gegen den Himmel                                 den fest.                                        in das ich niemals geh,
                                                                                                      Man muß den Atem anhalten,                       doch wo sich die Wolken
                                                     Seine                                            bis der Wind nachläßt                            meiner
                                                     verschlossenen Türen                             und die fremde Luft um uns zu kreisen            genau erinnern,
                                                     sind offen                                       beginnt,                                         ein Fremder, der sich
                                                                                                      bis das Spiel von Licht und Schatten,            in keinem Zuhause
                                                     Rose Ausländer, aus: dies., Und preise die       von Grün und Blau,                               ausweinen kann.
                                                     kühlende Liebe der Luft. Gedichte 1983 – 1987.
                                                     © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1988   die alten Muster zeigt
                                                                                                      und wir zuhause sind,                            Ich fahre
                                                                                                      wo es auch sei,                                  nach Inseln ohne Hafen,
                                                     Viele Vögel flattern auf                         und niedersitzen können und uns an-              ich werfe die Schlüssel ins Meer
                                                                                                      lehnen,                                          gleich bei der Ausfahrt.
                                                     Viele Vögel flattern auf,                        als sei es an das Grab                           Ich komme nirgends an.
                                                     verzückt im Flügelschlag –                       unserer Mutter.                                  Mein Segel ist wie ein Spinnweb im
                                                                                                                                                       Wind,
                                                     Ich habe gewartet,                               Hilde Domin, aus: dies., Gesammelte Gedichte.    aber es reißt nicht.
                                                                                                      © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1987
                                                     meine maßlosen Sinne zerbrechend,                                                                 Und jenseits des Horizonts,
                                                     und saß viele Stunden, gebeugt                                                                    wo die großen Vögel
                                                     über das Ausgestrecke meiner Hände.              Über die Grenze gehen                            am Ende ihres Flugs
                                                     Aber du riefst nicht.                                                                             die Schwingen in der Sonne trocknen,
                                                                                                      Wer einen Menschen                               liegt ein Erdteil
                                                     Bis an diesem Abend                              Wieder zum Lachen bringt,                        wo sie mich aufnehmen müssen,
                                                     sich dein Wort warf                              der schließt ihm das Himmelreich auf.            ohne Paß,
                                                     in mein horchendes Zimmer,                       Wer einem Menschen Geduld schenkt,               auf Wolkenbürgschaft.
                                                     jäh, wie ein fallender Stern.                    der infiziert ihn mit Hoffnung.
                                                                                                      Wer einen Menschen aufnimmt,                     Hilde Domin, aus: dies., Gesammelte Gedichte.
                                                                                                                                                       © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1987
                                                     Nun jagen über die Grenzen des                   so wie er selber
                                                     Himmels                                          von Christus aufgenommen ist,
                                                     die Schreie meiner Freude,                       der löst ihm die Zunge zum Loben.                Neue Wege
                                                     und der Weg zu dir
                                                     wandelt sich zum Choral,                         Lasst uns ausziehen                              Neue Wege möchte ich finden
                                                     wiedergebend die Melodie meiner                  Aus unseren Gewohnheiten,                        schmerzhaft ungegangene
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     Füße.                                            um an der Bibel das Hoffen zu lernen.            vom Du zum Ich.
                                                                                                      Lasst uns ausziehen
                                                     Eine Welt lag in schweren Gewändern,             Und über die Grenze gehen,                       Keine Handbreit an mir
                                                     bis deine Stimme,                                um das Leben mit Hoffnung zu infizie-            die deinem Eintritt
                                                     lächelnde Allmacht,                              ren.                                             widersteht.
                                                     die Schwere nahm.                                Lass uns keine Grenze mehr achten;
                                                                                                                                                       Hilde Domin, aus: dies., Gesammelte Gedichte.
                                                                                                      Sondern nur noch den,
                                                                                                                                                       © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M. 1987
                                                     Paula Ludwig, in: Gedichte                       der die Grenze öffnet.

                                                                                                      Jürgen Moltmann, in: Frauen vor Gott
18 | Aschermittwoch der Frauen | AG III

Mild und leise                            Gebet                                         Weltflucht

Wenns auch nur anhebt                     Ich suche allerlanden eine Stadt,             Ich will in das Grenzenlose
anhebt, mild und leise,                   Die einen Engel vor der Pforte hat.           Zu mir zurück,
                                          Ich trage seinen großen Flügel                Schon blüht die Herbstzeitlose
Seht ihr’s Freunde, seht                  Gebrochen schwer am Schulterblatt             Meiner Seele,
ihr’s nicht? Denn                         Und in der Stirne seinen Stern als            Vielleicht – ist’s schon zu spät zurück!
                                          Siegel.                                       O, ich sterbe unter Euch!
wer möchte leben,                                                                       Da Ihr mich erstickt mit Euch.
wenn er zu Atmen                          Und wandle immer in die Nacht ...             Fäden möchte ich um mich ziehn –
nicht hat, das schwarze                   Ich habe Liebe in die Welt gebracht –         Wirrwarr endend!
Segel immer aufgezogen                    Dass blau zu blühen jedes Herz                Beirrend,
                                          vermag,                                       Euch verwirrend,
Wer möchte leben                          Und hab ein Leben müde mich                   Um zu entfliehn
wenn er nicht zu Atmen hat,               gewacht,                                      Meinwärts!
das schwarze Segel immer                  In Gott gehüllt den dunklen
aufgezogen.                               Atemschlag.                                   Else Lasker-Schüler, in: Sämtliche Gedichte

den Tag nur eine Nacht
die Nacht nur Tag,                        O Gott, schließ um mich deinen
wenn alles geht und                       Mantel fest;                                  Mein Herz ruht müde
nicht mehr kommt und                      Ich weiß, ich bin im Kugelglas
nie mehr kommen wird.                     der Rest,                                     Mein Herz ruht müde
                                          Und wenn der letzte Mensch                    Auf dem Samt der Nacht
Am Tag, die Wüstenei                      die Welt vergießt,                            Und Sterne legen sich auf meine
geliebt noch so gehassten.                Du mich nicht wieder aus der                  Augenlide…
                                          Allmacht läßt
Ingeborg Bachmann, aus dem Verlagswerk    Und sich ein neuer Erdball um                 Ich fließe Silbertone der Etüde –
„Ich weiß keine bessere Welt“; S. 97
                                          mich schließt.                                Und bin nicht mehr and doch
                                                                                        vertausendfacht.
                                          Else Lasker-Schüler, in: Sämtliche Gedichte   Und breite über unsere Erde: Friede.

                                                                                        Ich habe meines Leben Schlußakkord
                                                                                        vollbracht –
                                                                                        Bin still verschieden – wie es Gott in
                                                                                        mir erdacht:
                                                                                        Ein Psalm erlosender – damit die Welt
                                                                                        ihn übe.

                                                                                        Else Lasker-Schüler, in: Sämtliche Gedichte
                                                                                                                                      ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.
Aschermittwoch der Frauen | AG IV | 19

                                                     Gesprächs-/Arbeitsgruppe IV

                                                     „Meine engen Grenzen“
                                                            > Mein Weg zu mir durchs Labyrinth

                                                     von Astrid Overath

                                                     Materialien:                                      leicht nach vorne, hinten, oben, unten und las­
                                                     • Legen des Labyrinthes: Blumen, Pflanzen,        se sie dann einfach hängen. Die Hände kann
                                                       Tücher, Seile, Schalen, Steine, Kreuz           ich wie eine offene Schale ineinander legen.
                                                       Klangschale, Spiegelscherben, Scherben
                                                       eine Tontopfes, Sand, Muscheln, Federn,         Ich überprüfe meine Kopfhaltung und bringe mein
                                                       Edelsteine, Schale mit Wasser…                  Kinn noch etwas in Richtung Brustbein. Meine
                                                     • In der Mitte des Labyrinthes: Kerze, Kreuz,     Lippen und Zähne liegen locker aufeinander.
                                                       Bibel, Blume (siehe Foto)                       Eventuell muss ich meine Sitzhaltung nochmals
                                                     • Außerdem bitte noch folgendes bereithalten:     verändern, um möglichst entspannt zu sitzen.
                                                       · Streichhölzer
                                                       · Regenbogenteelichte                           Nun versuche ich, meinen ATEM wahrzu­
                                                       · Farbiges DINA 4 Papier für Fußabdruck         nehmen, möglichst ohne ihn zu beeinflussen
                                                       · Stifte                                        – einfach zu spüren, wie er von selbst kommt.
                                                       · Scheren                                       Es atmet mich.
                                                       · Kopie vom Labyrinth (Arbeitsblatt S. 23)
                                                       · Kopie vom Labyrinth aus Helfta mit Gebet      Zunächst widme ich meiner Ausatmung.
                                                       · CD-Player                                     Ich spüre, wie mein Atem „tief nach unten“
                                                       · CD: Tänze zum Labyrinth                       ausströmt. Mit jeder Atemwelle gebe ich ver­
                                                                                                       brauchte Luft ab und kann vielleicht etwas von
                                                                                                       meinen Spannungen loslassen. Nur wenn ich
                                                                                                       loslasse, aus mir herausgehe, abgebe, kann
                                                     1. Übung zum Ankommen                             ich etwas Neues aufnehmen.

                                                     Einfach Da – sein – ganz einfach?
                                                     Ich lade Sie ein, sich einen guten Platz auf
                                                     Ihrem Stuhl zu suchen. Nehmen Sie Ihren
                                                     Stuhl in Besitz. Legen Sie alles bei Seite und
                                                     ver­suchen Sie sich auf sich selbst zu konzen­
                                                     trieren. Vielleicht mögen Sie mal die Augen
                                                     schließen und sich selber wahrnehmen.

                                                     Spüren Sie den Kontakt zur Sitzfläche Ihres
                                                     Stuhls. Wie bin ich auf diesem Stuhl? Setzen
                                                     Sie sich möglichst aufrecht, das geht am bes­
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     ten, wenn Sie auf dem vorderen Drittel Ihres
                                                     Stuhles sitzen. Legen Sie die Hände flach auf
                                                     die Oberschenkel. Der Beckenraum ist die
                                                     MITTE meines Körpers. Meine Knie und Füße
                                                     sind etwa hüftbreit auseinander. Ich bewege
                                                     die Fußzehen ein wenig, kralle und spreize sie,
                                                     versuche wahrzunehmen, wo meine Fußsohlen
                                                     aufliegen und wie ich Kontakt zum Boden habe.

                                                     Dann richte ich vom Beckenraum aus meinen
                                                     Oberkörper auf. Ich bewege meine Schulter
Nach dem Ausatmen entsteht eine kurze              2. Malen der Umrisse des Fußes der
„schöpferische Pause“, meine Lunge ist jetzt       Teilnehmerinnen auf farbiges DIN A4 Papier,
fast luftleer, und ich bin ganz bei mir selbst.    ausschneiden und den Namen in den Fuß
Kann ich spüren, wie ohne großes Zutun wie­        schreiben.
der ein neues Atem einsetzt?                       Anschließend sich mit dem Symbol des gemal-
                                                   ten Fußes kurz vorstellen.
Ich verfolge den Weg der Luft, wie sie in meine
Nase oder durch meinen Mund einströmt, wie         3. Impulse zum Labyrinth
sie am Gaumen vorbei durch die Bronchien in        Labyrinth bezeichnet ein auf einen
die Lunge strömt, wie sich mein Brustkorb und      Mittelpunkt ausgerichtetes System von
mein Bauch weiten und zurückgehen.                 Linien oder Wegen, das durch zahlreiche
                                                   Richtungsänderungen ein Verfolgen oder
Ich weiß, dass der Sauerstoff mein Blut anrei­     Abschreiten des Musters zu einem Rätsel
chert und so mein ganzer Körper mit Wärme          macht. Labyrinthe können als Bauwerk,
und Energie versorgt wird. Mit jedem Atemzug       Ornament, Mosaik, Pflanzung (wie in Helfta),
wird mir neues Leben geschenkt. Ich lasse          Steinsetzung, als Zeichnung oder Felsritzung
die Gedanken kommen und gehen, wie sie mir         ausgeführt sein. Auch in gedruckter Form exis-
gerade einfallen, ohne sie festzuhalten.           tieren Abbildungen labyrinthischer Muster.

Wenn ich zu grübeln beginne, versuche ich          Darüber hinaus wird der Begriff im übertragenen
wieder, mein Aus- und Einatmen mit drei            Sinne verwendet, um einen Sachverhalt als ver-
Worten, die Grundvollzüge des Lebens zu be­        worren, schwierig und begrenzt zu kennzeichnen.
nennen:
                                                   Das Wort Labyrinth (griechisch
LOSLASSEN beim Ausatmen                            labyrinthos: Irrgarten; wahrscheinlich abge-
                                                   leitet von labrys: Doppelaxt; Haus der Labrys).
NEUWERDEN in der Atempause                         Seine ursprüngliche Bedeutung ist nicht mehr
                                                   genau nachvollziehbar. Es ist allgemein be-
ANNEHMEN beim Einatmen                             kannt durch die Theseus-Sage. Labyrinthe gibt
                                                   es außerhalb Europas vereinzelt auch auf an-
Atem ist Bewegung und Ruhe in einem.               deren Kontinenten der Nordhalbkugel.
Atmen ist ein Geschenk Gottes: Gott haucht
dem Menschen seinen Atem ein und er wurde          Im heutigen Sprachgebrauch werden das
lebendig...                                        Labyrinth und der Irrgarten meist miteinander
                                                   gleichgesetzt und verwechselt. Ein Irrgarten
Sagen mir solche Gedanken etwas über das           ist ein verschlungenes Netz von Wegen, das
Geheimnis meines Atmens – meines Lebens?           vor immer neue Wahlmöglichkeiten stellt, die
Ich darf vor Gott dasitzen und mich annehmen,      jeweils in die Irre, an Grenzen führen können
so wie ICH nun einmal bin.                         – so dass der Ausweg nur gefunden wer-
                                                   den kann, wenn man zurückgeht und neue
Er schaut mich liebevoll an und gibt mir immer     Möglichkeiten ausprobiert.
wieder neue Kraft, jeder von uns egal ob ich
Mann oder Frau bin, egal für welches Leben – für   Ein Labyrinth dagegen ist ein kreuzungsfreier,
                                                                                                     ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

welche Lebensform ich mich entschieden habe.       einliniger Weg, der niemals zur Entscheidung
                                                   zwingt, sondern auf eine Mitte – dem Ende des
Ich bin einmalig und unwiderruflich in Gottes      Weges hinführt.
Hand geschrieben. Atmen wir diese Gedanken.
                                                   Das Labyrinth wird durch eine Öffnung be-
Kommen wir wieder langsam in                       treten, der Weg führt dann durch zahlreiche
unseren Kreis zurück. Räkeln und                   Umwege – die sich nicht umgehen oder über-
strecken Sie sich. Atmen Sie tief durch und        springen lassen – von der Peripherie zur Mitte.
gähnen Sie(es darf auch hörbar sein).
Aschermittwoch der Frauen | AG IV | 21

                                                     4. Übung mit dem Labyrinth (auf dem                   6. Rundgespräch:
                                                     Arbeitsblatt S. 23)                                   Was bedeutet für mich das Gehen im
                                                                                                           Labyrinth?
                                                     Gehen Sie zunächst den Weg des Labyrinthes            Welche Erfahrungen habe ich jetzt mitge-
                                                     nur mit den Augen.                                    bracht?
                                                                                                           Jedes Labyrinth hat einen Eingang. Er öffnet
                                                     Erfahrungsaustausch: Wie ist es mir dabei             sich für das Unerwartete.
                                                     ergangen?                                             Trete ich ein?
                                                                                                           Bleibe ich lieber zurück?
                                                     Gehen Sie den Weg des Labyrinthes dann mit
                                                     einem Finger oder Stift.                              Zunächst führt der Weg einfach geradeaus:
                                                                                                           Dann wird der Weg gebogen, hier und da eine
                                                     Erfahrungsaustausch: War es unter                     Kurve, Kehrtwende. Es wird unübersichtlich
                                                     Zuhilfenahme des Fingers/ Stiftes einfacher?          und der Weg scheint sehr lang. Ich begegne
                                                                                                           Frauen, mal nah, mal weit weg.
                                                     5. Sich dem Treiben entziehen
                                                       Es ist notwendig,                                   Kann ich Nähe und Distanz zu lassen?
                                                       manchmal anzuhalten,
                                                       auszusteigen,                                       Bin ich auf dem richtigen Weg? Wer sagt mir,
                                                       sich dem Treiben zu entziehen,                      ob diese Richtung stimmt?
                                                       selbst wenn es noch gut geht,
                                                       selbst wenn es noch läuft,                          Warum dieses Hin und Her?
                                                       selbst wenn ich noch produktiv bin.
                                                                                                           Kein Weg ist gradlinig, sondern meistens kom-
                                                       Ich will anhalten,                                  pliziert, verzweigt, begrenzt.
                                                       meinen Atem spüren,
                                                       mir in die Augen sehen,                             Gehe ich nicht plötzlich in die entgegen gesetz-
                                                       meine inneren Bilder leuchten lassen.               te Richtung? Es kommt mir vor, als ob ich dort
                                                                                                           angelangt bin, wo ich am Anfang war. Weg von
                                                       Ich muss anhalten,                                  der Mitte, der ich mich schon so nah glaubte.
                                                       zur Ruhe kommen,
                                                       zu mir kommen,                                      Oder habe ich mich getäuscht?
                                                       damit ich anderen begegnen kann.
                                                       (Max Feigenwinter: Martin Schmeisser, Monika und    Was erwartet mich am Ende? Was ist eigent-
                                                       Andreas Pfeffer (Hg.): Lass meine Seele aufatmen,   lich das Ziel?
                                                       Verlag am Eschbach. 2. Auflage 1998)

                                                                                                           Das Labyrinth ist schon in den ersten christ-
                                                     Jede Frau geht mit ihren eigenen Gedanken ih-         lichen Jahrhunderten in die Symbolwelt des
                                                     ren je eigenen Weg durchs Labyrinth auf dem           Christentums integriert worden. Leicht ließ
                                                     Boden und legt ihren gemalten Fuß an den Ort          sich seine Ursymbolik auf das Geheimnis des
                                                     ab, der für sie jetzt von Bedeutung ist!              Glaubens hin umdeuten: auf den Tod und die
                                                                                                           Auferstehung Jesu Christi. Christus konnte
                                                     - Zeit lassen bis alle wieder auf ihren Plätzen       sogar als der neue Theseus gedeutet werden,
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                       sitzen!                                             der die Unterwelt besiegt hat und endgültig
                                                                                                           das neue Leben hervorgebracht hat. Wer sich
                                                                                                           mit ihm auf den Weg des Labyrinths einlässt
                                                                                                           als einem Weg, der mit dem eigenem Tod und
                                                                                                           der Todverfallenheit der ganzen Schöpfung
                                                                                                           konfrontiert, findet schließlich in der Mitte den
                                                                                                           Ort der Gnade, des Erbarmens und wird mit
                                                                                                           Christus zu einem neuen Leben geboren.
22 | Aschermittwoch der Frauen | AG IV

                                 Labyrinthe sind Zeichen für den Weg, den
                                 Umkehr-Weg:
                                 - vom Tod zur Auferstehung
                                 - von der Trauer zu neuer Lebensfreude
                                 - von schwierigen Lebensphasen zur Erlösung
                                 - von der Enge, den Grenzen in die Freiheit
                                 - vom Abschied zum Neubeginn
                                 - von der Begegnung mit sich selbst und der
                                   gewandelten Rückkehr ins Leben.

                                 7. Gebet im Labyrinth (siehe Arbeitsblatt S. 24)
                                 Das Gebet wird gemeinsam gesprochen. Jede
                                 Frau bekommt ein Regenbogenteelicht.

                                 8. Gemeinsames Gehen im Labyrinth
                                 mit Regenbogenteelicht
                                 (dazu Musik von der CD im Hintergrund,
                                 Tänze zum Labyrinth)

                                 Die Frauen stellen ihre Kerzen an den Ort im
                                 Labyrinth, der jetzt zu ihrem Lebenslabyrinth
                                 passt.

                                 9. Zum Abschluss beten alle das Vater unser
                                 mit geöffneten Händen.

                                                                                    Helge Burggrabe/ Christof Fankhauser, Klänge
                                                                                    des Labyrinths (Köselverlag)

                                                                                    An der Schwelle, Marie-Luise Langwald :
                                                                                    Hannelie Jestädt, Traumtänze –
                                                                                    Gott in unserer Mitte finden
                                                                                    (Chorosverlag, Viersen 2004), 110.

                                                                                                                                   ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.
Aschermittwoch der Frauen | AG IV | 23

                                                     Arbeitsblatt für die Teilnehmerinnen

                                                     „Meine engen Grenzen“
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.
24 | Aschermittwoch der Frauen | AG IV

Gebet im Labyrinth                              Alles erscheint in einem neuen Licht.

Gott meines Lebens,                             In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines
ich bin unterwegs auf dem Weg durch mein        neuen Tages, sagt man, und ich spüre die
Lebenslabyrinth.                                Wahrheit in diesen Worten und die Kraft, die
                                                von ihnen ausgeht.
Niemand hat mich gefragt, ob ich es betreten
will, aber nun gehe ich Schritt für Schritt.    Manchmal verliere ich völlig die Orientierung
                                                und weiß nicht mehr, bin ich unterwegs zur
Manchmal ist der Blick frei auf die Mitte,      Mitte oder auf dem Weg zum Rand?
dann hat alles seinen Sinn, ein Ziel,
                                                Der Boden unter den Füßen gerät ins Wanken.
mein Leben ist erfüllt und reich,
es lohnt sich, zu leben.                        Wer sagt mir, wie es weitergeht?

Manchmal allerdings führt der Weg wieder an     Wer sagt mir, wie ich mich richtig entscheide?
den Rand, alles scheint sinnlos zu sein,
niedergeschlagen und mutlos stelle ich die      Gott meines Lebens, auf dem Weg durch das
Frage, was das alles noch soll.                 Labyrinth bist du bei mir als Begleiter und Ziel.

Vergessen sind die Augenblicke auf die Mitte,   Ich glaube an dich. Ich hoffe auf dich. Ich
und Trostworte kommen nicht an.                 vertraue dir.
                                                Aus: Angedacht; Klauke/Brockmann, Grünewald
Und dann, ganz am Rand, wenn alles nicht
mehr schlimmer kommen kann,
kommt plötzlich eine Wende.

                                                                                                    ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.
Aschermittwoch der Frauen | AG V | 25

                                                     Gesprächs-/Arbeitsgruppe V

                                                     „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22)
                                                            > Gebet zwischen Klage und Lobpreis

                                                     von Eva-Maria Will

                                                     Material:                                         Zum Ablauf der Gesprächseinheit:
                                                     • CD-Player und eine CD mit meditativer Musik     Zunächst werde ich Ihnen den kompletten,
                                                     • Din A 4 Blätter mit ausgewählten                sehr langen Psalm vortragen. Danach möchte
                                                       Psalmversen                                     ich mit Ihnen einzelne Verse und die darin auf­
                                                     • andersfarbige Papierstreifen mit                scheinenden verschiedenen Dimensionen des
                                                       Stichworten, die die einzelnen Psalmverse       Psalms betrachten und besprechen. Zum bes­
                                                       charakterisieren                                seren Verständnis werde ich Ihnen dann einige
                                                     • Unbeschriebene Papierstreifen und               Hintergrundinformationen zum Psalm geben.
                                                       dicke Stifte                                    Bei allem sind Sie eingeladen, sich selbst in
                                                     • Zahlreiche Gegenstände (Steine,                 Beziehung zu diesem Psalm zu bringen“.
                                                       Strohhalme, Scherben, Strick, Messer,
                                                       Kerzenwachs, Glasmurmeln, Perlen, Samen,        2. Die L trägt den langen Ps 22 einmal komplett
                                                       Spiegel, Kreuz, Rosenkranz etc.)                vor. Die TN haben den Text noch nicht vorlie-
                                                     • Kopie mit dem kompletten Psalm für die TN       gen, sondern hören nur zu.

                                                                                                       3. Anschließend legt die L mit einigen aus-
                                                                                                       gewählten Psalmversen (auf insgesamt 9 Din
                                                     Gestaltung des Raumes:                            A4-Blättern notiert) hintereinander einen Weg:
                                                     • Die Stühle stehen in einem Oval. An einem       von einem Oval bis zum anderen Ende (Ziel:
                                                       Ende des Ovals liegen eine brennende Kerze,     brennende Kerze, Bild und Bibel/siehe Foto).
                                                       ein Christusbild und eine geöffnete Bibel.
                                                       Von diesem Ende des Ovals bis zum anderen
                                                       Ende ist genügend Raum, um später einen
                                                       Weg mit Blättern (s.u.) und ggf. ein paar
                                                       Teelichten zu gestalten.

                                                     Ablauf:

                                                     1. Die TN setzen sich und die Leiterin (L)
                                                        begrüßt sie:
                                                     „Ich begrüße Sie herzlich in dieser Runde.
                                                     Ich möchte mit Ihnen ein sehr altes Gebet
                                                     betrachten, das ein Gemisch von Gefühlen
                                                     widerspiegelt, die vom tiefsten Schrei der
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     Verzweiflung bis zum Ausdruck höchsten
                                                     Glücks, oder wie Nelly Sachs sagt, vom
                                                     „Äon gebrochener Herzen“ bis zum „Äon
                                                     seidener Schmetterlinge“ reichen. Während
                                                     der Anfangsvers von Psalm 22 noch manchem
                                                     von uns vertraut ist, so kennen viele den voll­
                                                     ständigen Psalm nicht mehr. Ich möchte gern
                                                     mit Ihnen die Vielschichtigkeit dieses alten
                                                     Gebetes entdecken und für uns persönlich
                                                     fruchtbar werden lassen.
26 | Aschermittwoch der Frauen | AG V

                                   „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich          7. Austausch: Die L fragt, was den TN bei die-
                                  verlassen, bist fern meinem Schreien, den           sem Psalmenweg im Zusammenhang mit den
                                  Worten meiner Klage?“ (V. 1)                        charakterisierenden Stichworten aufgefallen
                                                                                      ist und wie sich der Psalm entwickelt, wo er
                                  „Dir haben unsere Väter/Mütter vertraut, sie        ansetzt und wo er endet (Hinweis: von der
                                  haben vertraut, und du hast sie gerettet“ (V. 5).   Klage zum Lob). Die L fragt, wie der Psalm nun
                                                                                      auf sie wirkt.
                                  „Alle, dich mich sehen, verlachen mich, ver­
                                  ziehen die Lippen, schütteln den Kopf“ (V. 8).      8. Information: Die L trägt die folgenden
                                                                                      Erläuterungen zu Psalmen im allgemeinen sowie
                                  „Von Geburt an bin ich geworfen auf dich,           zu Ps 22 im besonderen (Zum Hintergrund) vor:
                                  vom Mutterleib an bist du mein Gott“ (V. 11).

                                  „Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, und
                                  niemand ist da, der hilft“ (V. 12).                 Zum Hintergrund:

                                  „Ich bin hingeschüttet wie Wasser, gelöst           Die Psalmen
                                  haben sich alle meine Glieder. Mein Herz ist
                                  in meinem Leib wie Wachs zerflossen“ (V. 15).       Die 150 Psalmen sind ein herausragendes
                                                                                      Beispiel für das biblische Beten. Sie werden
                                  „Ich will deinen Namen meinen Brüdern/              zu Recht auch „Gottesdichtung“ (Theopoesie)
                                  Schwestern verkünden, inmitten der                  genannt, denn in ihnen geht es nicht um
                                  Gemeinde dich preisen“ (V. 23).                     Randfragen des Lebensalltags, sondern um
                                                                                      Gott als den Grund und Sinn allen Lebens.
                                  „Denn er (= Gott) hat nicht verachtet, nicht
                                  verabscheut das Elend des Armen“ (V. 25).           Seine heutige Gestalt hat der Psalter
                                                                                      (= Sammlung der Psalmen) in einem langen
                                  „Vom Herrn (=Gott) wird man dem künftigen           Entstehungsprozess gefunden. Die Dichter
                                  Geschlecht erzählen, seine Heilstat verkün­         sprechen in den Psalmen sehr unterschied­
                                  det man dem kommenden Volk; denn er hat             liche Lebensrealitäten an und bringen sie in
                                  das Werk getan“ (V. 31f).                           Form von Dank, Klage und Bitte vor Gott. Im
                                                                                      Judentum ist der Psalter das Gebetbuch für
                                4. Die TN werden gebeten, den Weg der                 den Gottesdienst und auch für das Beten der
                                Psalmenverse langsam bei meditativer Musik            Einzelnen. Als frommer Jude hat auch Jesus
                                abzuschreiten und den einzelnen Versen nach-          selbst die Psalmen gebetet.
                                zuspüren.
                                                                                      Das von Jesus gesammelte neutestamentliche
                                5. Danach fragt die L, was die TN bei dieser          Gottesvolk übernimmt dann die Psalmen als
                                Übung beobachtet haben. Dabei werden die              Gebetbuch für den Gottesdienst und für das
                                TN sicher auch die Tatsache benennen, dass            persönliche Gebet. Die Männer und Frauen der
                                die Verse ganz unterschiedliche Gefühle und           Kirche betrachten nun die Psalmen auf dem
                                                                                                                                       ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                Haltungen wiedergeben.                                Hintergrund von Jesu Tod und Auferstehung
                                                                                      in der Erwartung seiner Wiederkunft. Damit
                                6. Die TN werden nun gebeten, charakterisie-          führt die Kirche die Gebetstradition des
                                rende Stichworte (auf insgesamt 9 andersfar-          jüdischen Volkes weiter, das zu bestimmten
                                bigen Papierstreifen notiert) den Psalmversen         Stunden des Tages feste Gebetszeiten kannte.
                                entsprechend zuzuordnen:                              In den christlichen Gemeinden entwickelt
                                                                                      sich so das Tagzeitengebet (= Stundengebet),
                                Klage (zu V. 1), Vertrauensbekenntnis (zu             in dem Frauen und Männer Gott für das Heil
                                V. 5), Klage (zu V. 8), Vertrauensbekenntnis          in Christus preisen und sich gegenseitig im
                                (zu V. 11), Bitte (zu V. 12), Klage (zu V. 15),       Glauben bestärken. Die Wiederentdeckung der
                                Lobversprechen (zu V. 23), Dank der Armen (zu         Psalmen und des Tagzeitengebetes ist für viele
                                V. 25), Endzeitliches Lob (zu V. 31f).                Gemeinden heute ein großer Gewinn.
Aschermittwoch der Frauen | AG V | 27

                                                     Psalm 22                                           dreitägigen Feier von Karfreitag, Karsamstag
                                                                                                        und Ostersonntag wider, die die Kirche jedes
                                                     Psalm 22 gehört zu den klassischen                 Jahr begeht. Die Feier der Auferstehung am
                                                     Klagepsalmen. In der Klage werden die              Ostersonntag ist nicht zu haben ohne die Feier
                                                     Gefühle (Leid, Schmerz, Trauer) zur Sprache        des Karfreitags, ohne das Gedächtnis von
                                                     gebracht, die der Beter/die Beterin durch den      Leiden und Tod Jesu Christi. Dies kann auch
                                                     Einbruch von Unerwartetem im Leben erlei­          uns helfen, die dunklen Seiten in unserem all­
                                                     det, der zur Krise führt (Krankheit, ein Unfall,   täglichen Leben nicht auszublenden, sondern
                                                     Gewalterfahrung, Kriegsfolgen, Tod eines ge­       diese auszuhalten und anzunehmen in dem
                                                     liebten Menschen usw.). Uns heute ist vielfach     Sinn: „Was nicht angenommen wird, kann
                                                     die Fähigkeit zur Klage abhanden gekommen,         nicht geheilt werden“ (Gregor von Nazianz,
                                                     weil wir Leid gar nicht erst wahrnehmen und/       Ep. 101,32).
                                                     oder die Linderung von Leid denen überlassen,
                                                     die professionell dafür zuständig sind. Wer
                                                     aber Leid sieht und angesichts dessen klagen
                                                     und weinen kann, setzt sich damit auseinander,     9. Rundgespräch: Die L lässt Rückfragen zu
                                                     lernt es anzunehmen und seine Einstellung          und geht auf sie ein. Sie fragt die TN, was sie
                                                     zum eigenen Leid und Schmerz zu verändern.         bei diesem Psalm persönlich angesprochen
                                                     Dadurch können allmählich Vertrauen und            hat, womit sie möglicherweise Schwierigkeiten
                                                     Zuversicht wachsen, die bei der Bewältigung        haben und ob sie diesen Psalm so beten
                                                     von Leid helfen.                                   könnten.

                                                     In Ps 22 wird exemplarisch vorgeführt, wie sich    10. Die L lädt die TN ein, sich aus den zahl-
                                                     eine Klagesituation vollziehen kann: Von der       reichen ausliegenden Gegenständen (Steine,
                                                     Klage, dem Widerstand über die Hoffnung zur        Strohhalme…) welche auszusuchen, die sie
                                                     Zuversicht, Annahme und zum Lobpreis Gottes.       bei einem weiteren meditativen Abschreiten
                                                     Dies ist jedoch kein Automatismus, der sich        des Psalmes an den entsprechenden Versen
                                                     innerhalb einer einzigen Gebetszeit einstellt,     niederlegen möchten. Wer keinen passenden
                                                     sondern ein Prozess, der sich über Wochen,         Gegenstand findet, kann auch auf einen
                                                     Monate und Jahre entwickeln kann, wenn in          Papierstreifen ein Stichwort notieren (Zorn,
                                                     der Wiederholung des Gebetes allmählich die        Trauer, Verzweiflung, Zuversicht, Heilung…).
                                                     Zuversicht und die Erhörungsgewissheit des
                                                     Beters/der Beterin wächst. Insofern ist Ps 22      11. Zum Schluss liest die L noch einmal den
                                                     zwar ein Klagepsalm, der aber in der festen        kompletten Psalm vor und händigt allen TN
                                                     Zuversicht auf Gottes Hilfe und Rettung endet.     diesen als Kopie aus. Die L beschließt dankend
                                                                                                        die Runde.
                                                     Die Anfangszeilen von Ps 22 sind uns aus den
                                                     Passionsevangelien bekannt (vgl. Mt 27,46;
                                                     Mk 15,34). In seiner Verzweiflung und Not klagt
                                                     Jesus Gott an und meldet seinen Widerstand
                                                     an; er fragt nach dem Warum seins Leidens
ggfs. ausschneiden und als Kopiervorlage benutzen.

                                                     und Sterbens. In dem Schrei seiner                 -----------------
                                                     Gottverlassenheit ist kein Platz für die Anrede    Weitere Literatur zum Thema:
                                                     „abba“ (= lieber Vater). Ist dies Ausdruck man­    - Ulrike Bechmann, „Mein Gott, mein Gott, warum hast
                                                     gelnden Glaubens? Der Blick auf den gesamt­          du mich verlassen?“, in: FrauenBibelArbeit Band
                                                                                                          8=Frauentrauer (2002), S. 44-51.
                                                     en Psalm hat gezeigt, dass dieser zwar mit der     - Frank-Lothar Hossfeld, in: Ders./Erich Zenger,
                                                     Klage beginnt, aber dort nicht endet, sondern        Die Psalmen I. Psalm 1-50=Die neue Echter
                                                     dass er in einer Spannung zwischen Klage             Bibel. Kommentar zum Alten Testament mit der
                                                                                                          Einheitsübersetzung (Würzburg: Echter 1993), S. 144-151.
                                                     und Lobpreis Gottes steht. Diese Spannung          - Erich Zenger, Die Psalmen, in: Stuttgarter Altes
                                                     von Verzweiflung, Zorn und Zuversicht, die           Testament. Einheitsübersetzung mit Kommentar und
                                                     Jesus in den Stunden seines Leidens und              Lexikon, hrsg. von Erich Zenger (Stuttgart: Kath.
                                                                                                          Bibelanstalt 2. Auf., 2004), S. 1036-1040.
                                                     Sterbens durchlebt, spiegelt sich auch in der
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