WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof

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WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
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                                                                                          22

                                         F Ü R     S T A D T K U L T U R

                      ABDELKARIM
                      Wir beruhigen uns
                      JAZZAHEAD!
                      All that Jazz

  WÖRTER
SÄTZE
    Junge Literatur
    in Bremen

 GESCHICHTEN                  T HE M A       Ha l b z e i t w i s s e n   Fre i z e i t
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
inhalt                                                                                                                                   editorial
                                   AUS’M                                                                                                                           THEMA                                    FÜR STADTKULTUR
                                   HAUS              VON ELENA TÜTING

                                                                                                               04                   Wörter Sätze Geschichten
                        Der Start ins neue Jahr                   hat sich erschre-                                              4 ›Man braucht ein dickes Fell‹
                        ckend ähnlich angefühlt wie letztes Jahr, denn im Januar                                                   | Interview mit Jens Laloire
                        und Februar mussten wir so gut wie alle Veranstaltungen                                                  6 Die Bar | Alicia Möller
                        absagen oder verschieben. Auch wenn die Situation eine                                                     Wasser | Noa Moldovanu

                                                                                      Foto: Thomas Schaefer
                        ganz andere ist und Kulturveranstaltungsorte nicht ge-                                                   7 Die Schneekugel | Laura Moltzahn
                        schlossen wurden, führte die Beschränkung der Besucher-                                                  8 Geschichte vom Träumen | Madlene Oepping
                        zahl auf 250 und die rasant steigende Corona-Inzidenz                                                    9 Sehnsucht | Vivien Catharina Altenau / Ahmad Ata
                        dazu, dass die meisten Veranstaltungen nicht stattfinden
                        konnten. Was also tun, um unter den gegebenen Um-
                        ständen trotzdem ein kleines Kulturangebot zu schaffen?
                                                                                                                                                                   HALBZEIT
                        Darauf haben wir drei verschiedene Antworten gefunden:
                           In Kooperation mit dem ›Lugger‹ haben Susanna aus
                        der Medienwerkstatt und Karina aus der Theaterwerkstatt                                                                                                                     ›Empfindsam zu schreiben, dazu ist mehr nötig als Tränen und Mondschein.‹
                        die Veranstaltungsreihe ›Momente der Glückseligkeit‹ mit                              10                 10 Writer’s corner
                                                                                                                                                                                                Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), der Autor dieser Zeile, war
                        künstlerischen Performances im Miniformat organisiert.                                                      ›Afropessimismus‹ von Frank B. Wilderson III
                        Sonntags von 15–19 Uhr können die Besucher*innen                                                            | Benjamin Moldenhauer                                      Physiker, Naturforscher, Mathematiker, Schriftsteller und der erste deutsche
                        im Lugger bei leckerem Kaffee und Kuchen musikalische                                                    11 Viewer's corner
                                                                                                                                                                                                Professor für Experimentalphysik. Lichtenberg war aber auch Begründer des
                        Häppchen genießen. Mit dabei sind u.a. die Folkband                                                         ›Wunderschön‹ von Karoline Herfurth
                                                                                      Foto: Thomas Schaefer

                        ›Giesbert und der Hase‹ und das Duo ›Zwei Haushalte‹.                                                       | Victoria Steinmetz                                        deutschsprachigen Aphorismus, seine Sudelbücher sind bis heute beliebte
                        Zusätzlich gibt es die Ausstellung ›SLEEPING VOLCANOES‹                                                                                                                 Forschungsobjekte. Der kleine verwachsene Professor aus Göttingen war
                        des Findorffer Künstlers Peter Holz zu bestaunen.
                           Die Auszubildenen für Veranstaltungstechnik Arne,                                                                                                                    ein Universalgelehrter und führte eine lebhafte Korrespondenz mit anderen
                                                                                                                                                                   FREIZEIT
                        Vincent und Fabian haben ein Streamingprojekt unter                                                                                                                     Gelehrten seiner Zeit, unter anderem mit Forster, Heyne, Goethe, Kant und
                        dem Titel ›Live aus dem Kessel‹ entwickelt. Gemeinsam
                        mit Kooperationspartnern aus anderen Kultur- und                                                                                                                        Herder.
                        Veranstaltungshäusern wollen sie Nachwuchsbands die
                                                                                                              12                    März / April                                                    Dass habilitierte Physiker*innen Gedichte veröffentlichen, ist heute eher
                        Möglichkeit geben, mit Hilfe von Videotechnik digital auf                                                12 Caveman | Abdelkarim | Mighty Oaks |
                        der Bühne der Kesselhalle aufzutreten. Eine klassische                                                   13 Northrock Festival | ZSK                                    ungewöhnlich. Aber auch schade, denn wenn man sich Lichtenberg anschaut,
                        Win-Win-Situation für alle, denn die Azubis können sich                                                     | Heinz Strunk | 14 Maybebop |
                                                                                                                                                                                                sieht man, dass man sowohl für das Schreiben wie auch für das Forschen
                        dadurch mit der aktuell sehr gefragten Streaming-Technik                                                    Jazzahead! | Frei raus Film-Workshop |
                        vertraut machen und die Bands können professionell                                                          TagTräume Kindertheater-Werkstatt |                         eine genaue Beobachtungsgabe braucht. So kann das eine auch das andere
                        inszeniert auftreten und sogar ein Promovideo mit nach                                                   15 Kindertheater
                                                                                                                                                                                                befördern. Und so ist es sehr zu begrüßen, dass es heute noch Schreibkurse
                        Hause nehmen.
                                                         Mit dem Audiokurs                                                                                                                      an den Universitäten gibt, die den Student*innen aller Fachbereiche offen-
                                                         ›Ohrenfutter‹ und                                                                                                                      stehen.
                                                         dem Theaterprojekt
                                                         ›TagTräume‹ können wir                                                                                                                     Für diese Ausgabe über junge Literatur aus Bremen haben wir um bisher
                                                         gleich zwei neue wöchent-                                                                                                              unveröffentlichtes Material gebeten, wovon wir einige Beispiele in diesem
                                                         lich stattfindende Kurse                                                                                  KULTURGUT
                                                                                                              Zu Worten werden                                                                  Magazin präsentieren. Dazu gibt es ein ausführliches Interview mit Jens
                                                         für Kinder anbieten.
                                                                                                              von Bjørg Rühs
                                                         Die Teilnehmer*innen                                                                                                                   Laloire, dem Geschäftsführer des Literaturkontors, einer der ersten Adressen
                                                         können sich in verschie-
                                                         denen Rollen auspro-                                                                                                                   und Anlaufstellen für (angehende) Schriftsteller*innen in dieser Stadt.
                                                         bieren, ein Hörspiel oder                                                                                                              Ob dort oder an der Uni, es gibt verschiedene Werkstätten, in denen man                                     zett@
                                                         eine Radioreportage
                                                         produzieren oder im                                                                                                                    lernen kann, jenseits von Mondschein und Tränen empfindsam zu schreiben.                                 schlachthof-
                                                         Schauspiel die vielen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           bremen.
                                                                                                                                                                                                    Gudrun Goldmann (Chefredakteurin)                                                                         de
                                                         Facetten der eigenen
Foto: Marina Makarova

                        Persönlichkeit zum Vorschein bringen. Wir freuen uns auf
                        die neuen Gesichter im Schlachthof!
                           Mit kreativen Ideen kommen wir also auch noch durch
                        die letzten Wochen dieses Coronawinters und sind
                        bereits sehr hoffnungsvoll, dass sich unser Programm
                        ab Mitte März wieder füllen kann!

                                                                                                                                                                                                                                  Bei dem 7. und 8. ICMA International Creative Media Award wurde
                                                                                                                                                                                                                                  das Z-Magazin für das grafische Konzept und für die Covergestaltung
                                                                                                                                                                                                                                  mit den Awards of Excellence ausgezeichnet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Foto: Thomas Schaefer
                                                                                                                                                                                      HERAUSGEBER          Vi si t
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
THE         4                                                                                                                                                                                                                                                                      5
          MA                  I N T E RV I E W: B E N JA M I N M O L D E N H AU E R

                            ›Man braucht ein
                                                                                                                                                      berühren. Es gibt aber auch Leute, die vor allem das Bedürfnis         Apropos, wie geht ihr denn mit Textkritik in den Werk-
                                                                                                                                                      haben, in erster Linie eine Geschichte zu erzählen, zum Beispiel       stätten um?
                                                                                                                                                      unter den jungen Autor:innen im Fantasy-Bereich. Da geht es                Wenn man bislang die Erfahrung gemacht hat, dass man auf

           dickes Fell‹
                                                                                                                                                      dann eher ums Genre, aber auch da ließen sich wahrscheinlich           den eigenen Kanälen Texte veröffentlichen kann, wie man lustig
                                                                                                                                                      biografische Bezüge finden.                                            ist, ist das für manche ungewohnt und erst einmal unange-
                                                                                                                                                                                                                             nehm, wenn einem andere sagen, was an dem eigenen Text
                                                                                                                                                      Die machen es ja auch nicht kleiner. Man wird kaum eine                nicht stimmt und anders gemacht werden sollte.
                                                                                                                                                      große Autorin, einen großen Autor finden, der komplett
                                                                                                                                                      ohne autobiographische Bezüge schreibt.                                Das ist ja auch schwierig, sich das anzuhören, bei einer
                                                                                                                                                         Vermutlich ist das so. Bei manchen ist es halt nicht                Sache, die einem gerade am Anfang noch so nahe ist.
                                                                                                                                                      offensichtlich und steht nicht im Vordergrund ihres Schreibens.           Ja, gerade wenn ein Text sehr persönlich ist. Es ist für viele
                                                                                                                                                                                                                             am Anfang oft schwierig zu unterscheiden, dass es bei der
                                                                                                                                                      Ihr bietet Schreibkurse und -werkstätten für junge                     Kritik jetzt nicht um die Erfahrung geht, die der Text beschreibt,
                                                                                                                                                      Autor:innen an. Wie definiert ihr ›jung‹ in diesem Zusam-              sondern um die Form. Aber die meisten kommen in die Werk-
                                                                                                                                                      menhang?                                                               stätten, weil sie an ihren Texten arbeiten wollen, und sind
                                                                                                                                                          So grob U35. Wir haben auch eine Werkstatt für Vierzehn-           dementsprechend auch offen für Kritik.
                                                                                                                                                       bis Neunzehnjährige und offene Werkstätten, die für alle
                                                                                                                                                       da sind, da sitzen dann Zwanzigjährige neben Fünfzigjährigen.         Gibt es in Bremen ausreichend Orte, an denen jungen
                                                                                                                                                                                                                             Autor:innen präsent sein können?
                                                                                                                                                      Die Texte, die wir für diese Z-Ausgabe bekommen haben,                     Es kann immer mehr geben. Es gibt Orte, es gibt Formate
                                                                                                                                                      sind alle von Autorinnen. Entspricht das deiner Erfahrung              im Literaturkontor, unsere MiniLit-Reihe, die Werkstätten
                                                                                                                                                      aus den Werkstätten?                                                   und Workshops. Auf Initiative des Kontors und des virtuellen
                                                                                                                                                         Ja, und das war auch meine Erfahrung aus den Schreibkur-            Literaturhauses hat sich das Kollit gegründet, ein Kollektiv
                                                                                                                                                      sen an der Universität Bremen, die ich gegeben habe. Unter             von jungen Literat:innen (siehe Kasten). Da können sich junge
                                                                                                                                                      35 sind es viel mehr Autorinnen als Autoren. Auch das Bremer           Autor:innen melden, wenn sie Austausch suchen. Darüber
                                                                                                                                                      Nachwuchsstipendium ist zweimal an Autorinnen gegangen.                hinaus gibt es in der Stadt viele Schreibgruppen und Werkstät-
                                                                                                                                                      Am Anfang sind es überwiegend junge Frauen, die schreiben,             ten, und es gibt Orte, die offen für junge Literatur sind, zum
                                                                                                                                                      und je etablierter, erfolgreicher es wird, desto mehr dominieren       Beispiel das Kukoon in der Neustadt. Mein Wunsch ist, dass
                                                                                                                                                      die Autoren. Ein ähnliches Phänomen wie an den Universitäten:          junge Leute mit Ideen auf uns zukommen, wenn sie Unterstüt-
                                                                                                                                                      Es gibt mehr Studentinnen als Studenten, aber in der Professo-         zung bei der Umsetzung brauchen.
                                                                                                                                                      renschaft ist dann der Männeranteil höher. Wir versuchen der
                                                                                                                                                      Entwicklung mit verschiedenen Projekten entgegenzuwirken.              Was würdest du jungen Autor:innen raten, aus deiner
                                                                                                                                                      Aber die Literaturszene scheint sich da insgesamt seit einigen         eigenen Erfahrung als Schreibender heraus?
                                                                                                                                                      Jahren in eine positive Richtung zu bewegen. Immer mehr                   Viel ausprobieren, nicht nur allein für sich rummuckeln,
                                                                                                                                                      Autorinnen sind in der Öffentlichkeit präsent und die Dominanz         sondern in Austausch gehen mit vielen Leuten. Das sind die
                                                                                                                                                      der Männer schwindet, und das ist auch gut so, schließlich             Sachen, die mir damals geholfen haben – zum Beispiel auf die
                                                                                                                                                      hatte diese Dominanz nichts mit literarischer Qualität zu tun,         Slam-Bühne zu gehen und zu merken, okay, das war es jetzt
Seit 2019 leitet der Bremer Autor Jens Laloire                                                                      Fo to s: T h o m as S chae fe r   sondern mit den Strukturen im Literaturbetrieb.                        doch noch nicht. Oder Texte auf Lesungen auszuprobieren, man
                                                                                                                                                                                                                             merkt dann, was funktioniert und was nicht. Man hat einfach
das Literaturkontor, initiiert und organisiert                                                                                                        Was sind die Hürden, die es jungen Autor:innen schwer-                 wahnsinnig viele blinde Flecken in der
Lesungen sowie Workshops und Schreibwerk-                                                                                                             machen können und vielleicht dazu führen, dass man das                 eigenen Arbeit.
stätten. Außerdem gibt er die Publikationsrei-                                                                                                        Schreiben aufgibt?                                                        Ohne Kritikfähigkeit geht es nicht, wer
                                                                                                                                                         Die wichtigste Frage ist, ob es einen Raum für die eigenen          sich von außen zu seinen Texten nichts
he MiniLit heraus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit                                                                                                      Texte gibt, ein Forum. Gibt es Austausch, Möglichkeiten zum            sagen lassen will, bekommt schnell ein
ist die Förderung und Vernetzung von jungen                                                                                                           Veröffentlichen, Bühnen, auf denen man seine Texte vorstellen          Problem. Wer mehr möchte, als einfach
Bremer Autor:innen.                                                                                                                                   kann? Vernetzung ist essenziell. Zumindest wenn man Schrei-            nur was zu schreiben und ab und zu
                                                                                                                                                      ben nicht als Selbstzweck betreibt, und das machen ja die              mit den Texten rauszugehen, braucht ein
                                                                                                                                                      wenigsten. Man will wissen, ob das, was man da beschreibt,             dickes Fell.
Was war dein Impuls, dich literarisch zu äußern und das            Texten, hin zu längeren Geschichten. Wobei mein Anspruch                           von anderen nachvollzogen und geteilt werden kann, ob das
dann auch veröffentlichen zu wollen?                               immer war, dass die Sachen auch vorgelesen funktionieren                           anderen auch wichtig sein könnte. In der Öffentlichkeit ent-
   Der erste Impuls war tatsächlich, mich schreibend mit           sollen. Ich habe viel mehr Lesungen gemacht als Texte                              scheidet sich erst, ob das auch für andere einen Wert hat, was
meinen eigenen Befindlichkeiten auseinanderzusetzen. Das           irgendwo untergebracht, habe selten welche eingeschickt und                        ich da mache. Das kann natürlich eine harte Erfahrung sein.
konnte der eigene Liebeskummer oder Weltschmerz sein, aber         immer lieber vorgelesen.
auch darüber hinaus mein Verhältnis zur Gesellschaft. Daraus                                                                                          Was hat sich denn bei schreibenden jungen Menschen
sind Geschichten und Texte entstanden, und der Impuls damit       Diese Linie, die du beschreibst – zuerst die eigenen                                heute geändert? Hat zum Beispiel Social Media einen
rauszugehen, kam einfach aus dem Wunsch nach Resonanz –           Befindlichkeiten, dann größere Themen und als dritter                               Einfluss auf die Textproduktion? Das sind ja alles eher
also zu gucken, ob das funktioniert. Auf der Bühne ausprobiert    Schritt der Versuch, mit der Sprache selbst was machen zu                           kurze Formate.
habe ich meine Texte zum ersten Mal während des Studiums          wollen –                                                                                Kanäle wie Instagram oder die Möglichkeit eines eigenen
                                                                                                                                                                                                                                                            Kollit
beim Slam-Poetry-Abend von Meister Propper im Lagerhaus.          findest du die bei den jungen Autor:innen wieder, mit                               Blogs werden viel genutzt, um Texte in die Öffentlichkeit zu                                          Das junge Kollektiv für Literatur ist ein Zusammen-
Ich bin froh, dass damals noch nicht alles aufgezeichnet wurde,   denen du im Literaturkontor zu tun hast?                                            bringen. Es ist heute viel leichter, seine Texte zu veröffentlichen.                                  schluss von jungen Autor:innen aus Bremen und
am Anfang waren da bestimmt auch Fremdscham-Momente                   Ich glaube, der erste Impuls ist oft noch immer, von sich                       Trotzdem ist der Wunsch bei den meisten nach wie vor, ein                                             Umgebung mit dem Ziel, neue Räume für den
dabei. Aber beim dritten Mal habe ich dann den Slam gewon-         selbst auszugehen, aber eben auch von Themen, die einen                            gedrucktes Buch herauszubringen. Bei Literaturzeitschriften                                           literarischen Nachwuchs zu schaffen und junge
nen. Da entstand auch der Impuls, mit der Sprache Dinge            berühren. Wenn du zum Beispiel in einem queer-feministischen                       gilt das Gleiche: Eigentlich wollen alle in einer gedruckten                                          Autor:innen miteinander zu vernetzen. Seit 2021 gibt
auszuprobieren und performative Elemente reinzunehmen.             Kollektiv wie den Ros*innen arbeitest, wird es in den Texten um                    Zeitschrift landen. Online hat ja jeder die Möglichkeit, Texte                                        das Kollit die Zeitschrift Koller heraus.
Irgendwann ist der Anspruch gestiegen – weg von kürzeren           Themen gehen, die die Mitglieder des Kollektivs direkt                             rauszuhauen, ohne jedes Lektorat.                                                                     Weitere Infos: https://kollit.de.
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
THE        6                                                                                                                                                                                     7
            MA                              Alicia Möller

                                                                                                                                           Laura Moltzahn
                                                                                                                                                                              den einzigen ungebetenen Gästen lediglich
                                                                                                                                                                              Rehe oder Füchse gehörten. Im Inneren des
                                                                                                                                                                              Hauses brodelte ein Kaminfeuer, vor dem sich
                                                                                                                                                                              der rabenschwarze Kater ausgestreckt hatte
                                                                                                                                                                              und döste. Die junge Frau schälte sich aus den
                                                                                                                                                                              Gummistiefeln und begann, aus dem Inhalt des
                                                                                                                                                                              Korbs eine Suppe zu kochen. Das ganze Haus
                                                                                       Noa Moldovanu                                                                          wurde erfüllt von einem köstlichen Duft nach
                                                                                                                                                                              Wildkräutern – ja, so köstlich, ich konnte ihn so-
                                                                                                                                                                              gar riechen, bis hierher.
                                                                                                                                                                       Mit einem starken Schütteln wurde die Idylle auf ein-
                                                                                                                                                                       mal gestört, das Häuschen zitterte und vibrierte und
                                                                                                                                                                       die junge Frau wurde aus ihren Pantoffeln geworfen.
Niemand hörte zu.                                                                                                                                                      Der Kater schlug die müden Augen auf und schreckte
Niemand hörte zu, als ich aus dem chaotischen Draußen in das so                                                                                                        von seinem Sitzplatz auf. Bilder fielen von den Wänden,
      geordnete Drinnen trat. Ich war durch die nächstgelegene Tür                                                                                                     die Rahmen zerschlugen auf dem Boden, ein Bücherre-
      dem Chaos entflohen, um den Menschen drinnen mitzuteilen,                                                                                                        gal geriet ins Wanken, der Kochtopf drohte überzulau-
      was draußen vor sich ging – sie dabei regelrecht anzuschreien,                                                                                                   fen … als wieder plötzliche Stille einkehrte. Vorsichtig
      weil es so grausam war.                                                                                                                                          blickten sich die Frau und der Kater in ihrem Heim um.
Es war eine Bar, die sich hinter dieser besagten Tür verbarg. Von au-                                                                                                  Alles sah aus wie vorher. Zügigen Schrittes bewegte
      ßen schien es gar nicht so. Vielleicht hatte ich vor lauter Schock                                                                                               die Frau sich auf eines der Fenster zu, beinahe riss sie
      auch einfach ein so typisches Neonschild im Fenster schlicht-                                         Ein kalter Wind brauste um die hohen Tannen am Fuße        den Vorhang beiseite. Und es war wieder geschehen.
      weg übersehen. Mag sein.                                                                              des Berges. Es war die Zeit im Jahr, in der sich der       Es tut mir leid.
Auf einem kleinen Fernsehapparat lief ein Fußballspiel. Sie spielten                                        Herbst, wie die Blätter von ihren Bäumen, verabschie-             Kleine, große, grazile, unförmige, dicke, prächti-
      immer noch Fußball? Trotz des Chaos? Womöglich zeigte der                                             dete und dem Winter Platz machte. Frösche versteck-               ge Schneeflocken fielen vom Himmel und hüll-
      Barbesitzer auch lediglich ein altes Spiel. Unter dem Fernseh-       brausend blubbernd               ten ihre Köpfe unter Seerosenblättern, Eichhörnchen               ten den Wald in eine weiße Decke. Sie tanzten
      gerät stand ein verstaubtes VHS-Kassetten-Laufwerk. Wäre es                                           lugten aus Baumhöhlen.                                            durch die Luft, sie vollführten die schönsten
      tatsächlich ein altes Spiel, hätte es wohl kaum einer bemerkt.       ich blau bewundernd                     Ihre Füße steckten in viel zu großen Gummistie-            Tänze, bevor sie sich niederlegten. Die Frau öff-
      Wer nicht auf sein neues, funkelndes Smartphone starrte, saß                                                 feln und der Wollschal verdeckte das Gesicht               nete das Fenster, eine der Flocken landete auf
      mehr oder minder besoffen am Tisch. Sie hatten fast alle ein         dich blau bedichten                     der jungen Frau, die sich durch den dichten                ihrer Nasenspitze und zerfloss wenige Sekun-
      Smartphone in der Hand, aber keiner von ihnen hatte von dem                                                  Wald schob, bis zur roten Nasenspitze. Unter               den später zu Wasser. Von ihrem anfänglichen
      Chaos gehört? Niemand? Oder war ihnen mittlerweile selbst            mir selbst zu berichten                 ihren gelben Stiefeln knirschten die einst bun-            Schrecken gelöst, musste sie anfangen zu la-
      das schon vollkommen egal?                                                                                   ten Blätter, die sich nun mehr und mehr braun              chen. Das Lachen, das ich so liebte …
In dieser Bar fühlte ich mich wie in einem schlechten Film. Als hätte      wie wundersam fließt                    färbten und langsam mit dem Matsch eins wur-        ›Benjamin?‹ Meine Mutter schob die Tür auf, ohne an-
      man Handys in die 70er-Jahre geschickt und in jedem Men-                                                     den. An ihrem Arm baumelte ein Korb, dessen         zuklopfen. Sie wusste, dass mich das ärgerte. ›Wir wol-
      schen in der Bar eines in die Hand gedrückt. Das war falsch,         wie Balsam, heilsam                     Unförmigkeit den Anschein erweckte, seine Be-       len doch gleich los und du bist immer noch nicht ange-
      das war alles ganz falsch.                                                                                   sitzerin hätte ihn selbst aus ein paar Ästen ge-    zogen‹, schimpfte sie im selben Atemzug.
Ich schrie erneut, doch wieder hörte mir niemand zu.                       du dich über mich ergießt               flochten. Ein paar Blumenstängel und Pilzköpfe             Still nickte ich mit dem Kopf, obwohl ich am
Legte jemand das Smartphone mal aus der Hand, dann nur um aus                                                      ragten aus seinem Inneren hinaus.                          liebsten protestiert hätte. Ich wollte weiterspie-
      dem Glas vor der Nase zu trinken oder um sich das Glas wieder        leuchtend schimmernd             Summend lief sie durch den Wald, manchmal rannte                  len. Meine Mutter ging zu meinem Kleider-
      befüllen zu lassen.                                                                                   sie. Doch nicht aus Angst, aus Lebensfreude. Wie ru-              schrank und hielt mir wortlos ein paar Klei-
Der Besitzer der Bar wischte den Tresen ab, nachdem ein älterer Herr       strahlend glitzernd              hig war es hier, wie schön wurde sie von den im Wind              dungsstücke entgegen, die sie für angemessen
      seinen Schnaps verschüttet hatte. ›Heute geht’s aufs Haus‹,                                           wippenden Tannenästen willkommen geheißen. Der                    hielt. Bevor sie das Zimmer wieder verließ, hielt
      sagte der Mann hinter der Bar und füllte den Schnaps nach, ehe       dunkel matt                      Name der jungen Frau? Ich wusste ihn nicht, ich kann-             sie inne. Ihr Blick fiel auf den Gegenstand, der
      er sich zu mir wandte. ›Ich hab dich gehört‹, sagte er. Ich sah                                       te sie nicht persönlich. Ich kannte nur ihre dichten ro-          sich in meinen Händen befand, den ich seit Ta-
      ihn erschrocken an. Dann traurig … panisch … verzweifel t… hil-      oder grün, blau satt             ten Locken, die Sommersprossen, die sich über das                 gen weigerte loszulassen. Er war meine liebste
      fesuchend …                                                                                           ganze Gesicht ausbreiteten, und ihr Talent zum Tanzen.            Beschäftigung.
›Sie wissen es alle, aber es interessiert sie nicht. Ich weiß es auch,                                      Abends, wenn man ganz genau hinhörte, konnte man           ›Und leg doch endlich mal die blöde Schneekugel weg!‹
      aber ich habe niemanden, der auf mich wartet. Die Bar war im-                                         leise Musik aus der Hütte vernehmen. Und warf man
      mer meine Familie und so soll es auch enden. Aber du hast            In deinem unendlich              einen Blick hinein, sah man sie ausgelassen tanzen
      doch bestimmt jemanden, der dich vermisst oder den du ver-                                            und lachen. Ihr Lachen, ja, das verzauberte mich im-
      misst? Lauf nach Hause bevor es zu spät ist, Kleine‹, sagte er.      unerschütterlichen Dasein        mer wieder aufs Neue.
      Ohne ein Wort zu sagen, umarmte ich den Mann. Wenn es                                                        Die Sonne senkte sich mit jeder vergehenden
      schlecht lief – was aber durchaus wahrscheinlich war – dann          Möchte ich für immer Kind sein          Minute näher dem Horizont und es wurde Zeit,
      war es die letzte Umarmung, die ich spüren sollte. Seine letzte                                              zurück nach Hause zu kehren. Die kleine Holz-
      Umarmung war es ganz bestimmt.                                       möchte ich für immer Kindsein           hütte lag tief hinter den dichten Tannen verbor-
Ich trat wieder durch die Tür hinaus ins Chaos – in den wortwörtli-                                                gen, abgesondert von der Außenwelt, sodass zu
      chen Weltuntergang und lief … ich lief und lief und …
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
THE       8                                                                                                                                                                   9
 MA

                                                                                                                           Vivien Catharina Altenau
                                                                                                                                                                            Ahmad Ata
                                                                                     Madlene Oepping
                                                                                 Sehnsucht                                                                                   ‫ﺷﻮق‬
                                                                                 Suchen wir zu sehen,                                                         ‫آﯾﺎ ﺑﺪﻧﺒﺎل دﯾﺪار ھﺴﺘﯿﻢ‬
                                                                                 oder sehnen wir die Leidenschaft?                                            ‫ﯾﺎ ھﻮس ﻋﺸﻖ ﻣﯿﮑﻨﯿﻢ؟‬
                                                                                 Vermisst ist das,
›Kann nicht aufhör’n, ihn anzuschau’n

                                                                                                                                                              ٬‫دﻟﺘﻨﮕﯽ ﺑﺮای آن اﺳﺖ‬
Wake up, es war nur ein Traum
 Vom babyblauen Hoodie mit dem gelbem Saum‹*

                                                                                 was süchtig macht.
      Aufstehen. Und dann anziehen. Danach gibt es – was anziehen? Gestern war es kalt.

                                                                                                                                                                .‫ﮐﮫ اﻋﺘﯿﺎد آور اﺳﺖ‬
      Aber hab’ geschwitzt im Büro.
      ›So meinte ich es doch gar nicht.‹ ›Ach nein!? Und wie meintest du es dann?‹

                                                                                 Weil wir uns verzehren,
       Aufhören. Nicht dran denken. Anziehen. Nein, kein Hoodie. Kein Hoodie. Strickjacke.                           Sehnsucht
       Schwarze Jeans. Sieht gut aus. Oder zumindest angezogen. Das ist schon gut. Kein
       Hoodie.                                                                                                       Suchen wir zu sehen,                    ٬‫ﭼﻮن دﻟﺘﻨﮓ ھﻢ ھﺴﺘﯿﻢ‬
                                                                                 nach demjenigen,
  ›Kann nicht aufhör’n, ihn anzuschau’n
  Wake up, es war nur ein Traum                                                                                      oder sehnen wir die Leidenschaft?
   Vom babyblauen Hoodie mit dem gelbem Saum‹
                                                                                                                     Vermisst ist das,                               ٬‫دﻧﺒﺎل آن ﯾﮑﯽ‬
                                                                                 der uns auffordert,
        Kaffee kochen. Und ihn dann trinken. Danach ist’s besser. Fünf Löffel, Wasser, Start.
        ›Erklär es mir!‹ ›Hab ich. Zig Mal.‹ ›Nein!‹ ›Du willst es nicht verstehen.‹ ›Ich kann’s                     was süchtig macht.
         nicht.‹                                                                                                                                                 ٬‫ﮐﮫ از ﻣﺎ ﻣﯿﺨﻮاھﺪ‬
                                                                                 uns mit geschlossenen Augen
         Kopfschmerzen. Aufhören damit. Besser zur Arbeit laufen. Kaffee unterwegs trinken.                          Weil wir uns verzehren,
         Frische Luft hilft. Wo sind meine Kopfhörer? Nicht umsehen. Nicht auf’s Sofa schau-
          en. Da – Spotify an. Lauter. Mütze über die Ohren. Tür zuziehen.                                           nach demjenigen,          ٬‫ﺑﺎ ﭼﺸﻤﺎن ﺑﺴﺘﮫ ھﻤﺪﯾﮕﺮ را ﻧﮕﺎه ﮐﻨﯿﻢ‬
      ›Kann nicht aufhör’n, ihn anzuschau’n
      Wake up, es war nur ein Traum                                              anzusehen,                          der uns auffordert,
       Vom babyblauen Hoodie mit dem gelbem Saum‹
                                                                                                                     uns mit geschlossenen Augen                           .‫و ﺑﺮوﯾﻢ‬
                                                                                 und loszugehen,
          Durchatmen. Tief. Sonne scheint. Ein bisschen. Links gehen. Nicht an der
          Hauptstraße. ›Versuch es zu verstehen!‹ ›Warum?‹ ›Es gehören zwei dazu.‹ ›Nein!‹                           anzusehen,
          Gedankenkarussell. Stopp. Heute Präsentation. Reden über Wasserversorgung.
                                                                                                                                                                ٬‫ﺑﺮای آﻧﭽﮫ ﻣﯿﺨﻨﺪی‬
                                                                                 für das, was lacht,
          Kann nicht. Rechts abbiegen. Am Büro vorbei. Weitergehen.                                                  und loszugehen,
       ›Kann nicht aufhör’n, ihn anzuschau’n
       Wake up, es war nur ein Traum
        Vom babyblauen Hoodie mit dem gelbem Saum‹
                                                                                 weil es das Herz entfacht.
                                                                                                                     für das, was lacht,
                                                                                                                                                           .‫ﭼﻮن دل را روﺷﻦ ﻣﯿﮑﻨﺪ‬
                                                                                                                     weil es das Herz entfacht.
              Kein Traum. Auf dem Sofa. Ein Hoodie. Ein babyblauer. Nicht meiner.
              ›Wir sind gescheitert! ›Ja.‹ ›Es tut mir leid.‹ ›Mir auch.‹ ›Wirklich?‹
                                                                                 Also lass dich leiten,
               Gescheitert. Gemeinsam. Nicht geredet. Nicht zugehört. Zu stolz. Zu straight.
                                                                                                                     Also lass dich leiten,           ٬‫ رﻧﺞ ﺑﮑﺸﯽ‬٬‫ﺑﮕﺬار ھﺪاﯾﺖ ﺷﻮی‬
               Zu alles.                                                                                             leiden und halten,
         ›Und ich dreh’ mich im Kreis, weil ich nicht genau weiß
          Ob ich träum’ und ich schrei’ gegen die Wand‹*                         leiden und halten,                  lass Sehnsucht walten.                          ٬‫و ﻧﮕﮫ ﺑﺪاری‬
               Rauslassen. Tränen kommen. Kann nicht aufhören. Whatsapp öffnen. Letzte

                                                                                 lass Sehnsucht walten.
               Nachricht. Endgültig. Heute Nacht. Wake up. Kein Traum. Weitermachen.
                                                                                                                                                         .‫ﺑﮕﺬار اﯾﻦ ﺷﻮق ﭘﯿﺮوز ﺷﻮد‬
          *Zitate aus ›Flat White‹ von Verifiziert
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                  F Ü R S TA D T K U LT U R

                                                                                            WRITER’S                                                                                                           VIEWER’S
  b e n j a m i n m o l d e n h au e r                                                      CORNER                   victoria steinmetz                                                                        CORNER
  Frank B. Wilderson III: ›Afropessimismus‹                                                                          ›Wunderschön‹
  Frank B. Wilderson III hat in seinem Buch ›Afropessi-     Andere braucht, um fortbestehen zu können – als          Ein schlanker Mann kann sich nicht in eine vermeint-     gezeigt, sondern auch ungeschminkt, mit Dehnungs-
  mismus‹ eine radikal-pessimistische Rassismustheorie      Projektionsfläche wie als Objekt der eigenen Gewalt.     lich dicke Frau verlieben. Die Mutter bleibt nach der    streifen am Körper und Tränen im Gesicht.
  geschrieben, die ihre Überzeugungskraft nicht aus den     Der Schwarze ist in der zornigen Perspektive des         Geburt des Kindes zu Hause und der Mann geht                Die emotionalen Bilder des Films werden mit pas-
  klassischen Verfahren der Theoriebildung (Prämisse,       Afropessimismus immer Objekt. Blackness und              arbeiten. Als Model muss man dünn und einzigartig        sender Musik unterstützt, die von ruhigtraurig bis
  Argument und so weiter) bezieht, sondern aus der          Slaveness sind nach wie vor identisch, schreibt          sein. Diese Vorurteile spricht Karoline Herfurth in      lautfröhlich reicht und so jede Träne und jede Anzieh-
  eigenen Erfahrung, der eigenen Geschichte. Der größte     Wilderson.                                               ihrem neuen Film ›Wunderschön‹ an und versucht,          ung perfekt unterstreicht.
  Teil dieses unter anderem während eines Forschungs-          Das wirkt in den Augen vieler Nicht-Betroffener       eine Welt denkbar zu machen, in der Aussehen eine           Die für mich bewegendste Geschichte ist die von
  stipendiums an der Universität Bremen entstandenen        ohne Frage übertrieben, und was übertrieben ist,         untergeordnetere Rolle spielt.                           Julie, dem Model, die nicht auf ihren Körper hört
  Textes ist autobiografisch.                               kann dann nicht wahr sein. Natürlich kann man               Während Sonja (Karoline Herfurth) nach zwei           und ihn bis an sein Maximum bringt, indem sie kaum
     Auf Erinnerungen an die wie selbstverständlich sich    immer alles differenzieren. Augen öffnend aber ist,      Geburten ihren Körper hasst und eigentlich selber        etwas isst und übermäßig viel Sport treibt. Das Berüh-
  vollziehende, gnadenlose Markierung des Schwarzen         dass Frank B. Wilderson, und auch das wird in            arbeiten gehen möchte, versteht ihr Mann Milan           rende daran ist ihr Wille. Sie möchte unbedingt auf
  als Anderen in der weißen Siedlung, in der Wilderson      ›Afropessimismus‹ beschrieben, auf über die Maßen        (Friedrich Mücke) ihre Vorwürfe nicht, er kümmere        den Laufsteg, koste es, was es wolle. Sie merkt selbst,
  mit seinen Eltern als Kind gelebt hat, folgen schlag-     heftige affektive Reaktionen stößt, wenn er seine        sich zu wenig um die Kinder. Die junge Erwachsene        wie sehr sie sich selbst schadet, hört aber dennoch
  lichtartige Szenen aus einem Leben als schreibender       Überlegungen zur Diskussion stellt. Das deutet dar-      Julie (Emilia Schüle) kämpft währenddessen hart um       nicht auf zu kämpfen. Auf Warnungen anderer oder
  Literaturwissenschaftler und als Professor der African    auf hin, dass in der Übertreibung hier ein Schlüssel     einen Job auf dem Laufsteg, für den sie ihre Gesund-     die Hilferufe ihres Körpers hört sie nicht. Doch
  American Studies. Wilderson war schon früh politischer    zur Erkenntnis und eben auch zur Selbsterkenntnis        heit noch weiter an ihre Grenzen bringen muss.           schließlich muss sie lernen, auf ihre Gesundheit zu
  Aktivist. Zuerst in der amerikanischen Bürgerrechts-      für nicht-Schwarze Leser:innen liegt (und in der         Die Teenagerin Leyla (Dilara Aylin Ziem) fühlt sich      hören und ihren Körper zu akzeptieren, wie er ist.
  bewegung, in den Neunzigerjahren emigrierte er nach       heftigen Reaktion eben eine Abwehr von Erkenntnis).      unwohl in ihrem Körper und glaubt nicht daran, dass         Mit ihrem dritten Film überzeugt Karoline
  Südafrika, um dort für die Aufhebung der Apartheid zu     Und Selbsterkenntnis bedeutet in diesem Fall die         sich jemals ein Junge in sie verlieben könnte. Als die   Herfurth mit emotionalen, ehrlichen Szenen und
  kämpfen, war Mitglied einer Guerilla-Gruppe und später    Erkenntnis der Gewaltgeschichte der eigenen Gruppe,      langverheiratete Frauke (Martina Gedeck) mit ihrem       starken Charakteren, in die sich jede*r hineinverset-
  Abgeordneter im African National Congress.                der fortdauernden Präsenz dieser Gewalt. All das         Mann Wolfgang (Joachim Król) einen Tanzkurs ma-          zen kann. Die Identifikation mit den Figuren wird
     Wilderson beschreibt in seinem brillant geschriebe-    geht über viele andere Rassismustheorien hinaus;         chen möchte, reagiert dieser nur mit ›So ein Quatsch!‹   vereinfacht durch die Generationenvielfalt innerhalb
  nen, spannenden und manchmal bitterkomischen Text         Theorien, die Begriffe zur Beschreibung und Analyse      Und Vicky (Nora Tschirner) ist eine selbstbewusste       des Casts, die es Personen unterschiedlichen Alters
  das, was man rassistische Mikroaggressionen nennt,        von Rassismus entwickelt und seine Erfahrung dabei,      Lehrerin, die ihre Schüler*innen über Körperbilder       ermöglicht, sich in dem Film wiederzufinden. Der
  aber auch drastische, nicht-alltägliche Gewalterfahrun-   vielleicht zwangsläufig, abstrahiert haben. Das erfah-   und deren Unwichtigkeit aufklärt, während sie der        Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin
  gen. In den autobiografischen Passagen werden alle        rungsgesättigte, vor keinem unauflösbaren Antago-        wahren Liebe abgeschworen hat und sich mit One-          Karoline Herfurth gelingt es, die Themen Aussehen,
  diese unterschwelligen oder direkten Bedrohungen und      nismus zurückschreckende Schreiben von Frank B.          Night-Stands vergnügt.                                   Rollenbilder und Optimierungsdruck so darzustellen,
  Diskriminierungen zu einer Theorie zusammengezogen,       Wilderson III ist sozusagen ein Gegengift gegen             Innerhalb der 131 Minuten des Films wird jeder        dass den Zuschau-er*innen deren Relevanz verdeut-
  die im Wesentlichen davon ausgeht, dass sich am Ver-      den Impuls, es sich in all diesen Fragen als Nicht-      einzelnen Figur Zeit und Raum gegeben, eine persön-      licht wird und sie gleichzeitig mit einem Lächeln aus
  hältnis zwischen Schwarzen und Weißen seit der Zeit       Betroffener einfach zu machen.                           liche Entwicklung zu erleben und sich selbst in ihrem    dem Kino gehen.
  der Sklaverei nichts Grundlegendes geändert hat.             Frank B. Wilderson III: Afropessimismus. Berlin:      Körper und Geist neu zu erfinden.                           Wunderschön (Deutschland 2022. Regie: Karoline
  Schwarze Menschen sind laut Wilderson konstitutiv            Matthes & Seitz 2021. 415 Seiten. 28 Euro.               Die starke Besetzung wird ausnahmsweise nicht            Herfurth. Mit: Karoline Herfurth, Nora Tschirner,
  für die Herrschaftsverhältnisse in einer Welt, die das                                                             nur von ihrer schönen, vermeintlich perfekten Seite         Emilia Schüle)

Foto: T h omas Sch aefer
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
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                        0 4 M RZ FR / / S C H L A C H T H O F   Willkommen im Neandertal                                                                                    23 M R Z MI / / S C H L A C H T H O F   NorthRock Festival
                                                                CAVEMAN                                                                                                                                             B E L O W Z E R O / S H E LT E R / I N S O M N I A / H A L F T I M E

                                                                ›Männer sind Jäger und Frauen sind Sammlerinnen!‹ Warum also betrachten wir nicht                                                                   The Kids sind – nicht immer, aber nach wie vor meist – alright, und wer viel Zeit im
                                                                Frauen und Männer einfach als zwei völlig unterschiedliche Kulturen? Mit dieser erst                                                                Proberaum verbringt und seine Energie dort los wird, ist vor einigen bösen Schick-
                                                                einmal nicht originellen, dann aber wundervoll ausgeführten und auf die Spitze                                                                      salen schon einmal gefeit. Zum Beispiel vor einem BWL-Studium oder auch vor
                                                                getriebenen These im Gepäck hat der amerikanische Autor Rob Becker eine One-                                                                        Schlimmerem. Vier Bands für fünf Euro, das ist schon mal eine super Sache. Die
                                                                Man-Show absolviert, die bereits Millionen Zuschauer:innen in aller Welt begeistert                                                                 Konzertgruppe ›Friesenian Concersts‹ des Freizi Friese hat gemeinsam mit den auf-
                                                                hat. Caveman gilt in den USA als erfolgreichstes Solo-Broadway-Programm aller                                                                       tretenden Bands den Abend im Rahmen eines Workshops geplant und organisiert.
                                                                Zeiten und sorgt auch nach 22 Jahren noch immer für ausverkaufte Theatersäle.                                                                       Es spielen Below Zero, Shelter, Insomnia und Halftime auf der Bühne, auf der zum
                                                                Auch international ist ›Caveman‹ ein Dauerbrenner: In Deutschland wird das Publi-                                                                   Beispiel schon Motorpsycho, EA80, Slime und Fugazi standen. Und die haben auch
                                                                kum seit 2000 vom ewigen Höhlenmann zum Lachen gebracht. Im Schlachthof wird                                                                        irgendwann mal angefangen. Über die einzelnen Bands ist im Netz noch nicht viel zu
                                                                die Inszenierung des Theaters Mogul zu sehen sein. Das Lachen über den Monolog                                                                      finden, es gibt also viel zu entdecken. Und vielleicht sieht man den einen oder die
                                                                ist nicht nur vergnüglich, sondern auch erkenntnisträchtig – man kann überprüfen,                                                                   andere, die beim NorthRock Festival über die Bühne toben, in ein paar Jahren dann
                                                                wie viel Neandertal in der eigenen Beziehung steckt.                                                                                                als Headliner irgendwo. Remember where you heard it first...
                                                                                                                                MARTIN STEINERT                                                                                                                                             HANS AST
                                                                ➟ Kesselhalle, 20 Uhr                                                                                                                              ➟ Kesselhalle, 19 Uhr

                        06 MRZ SO / / S C H L A C H T H O F     Wir beruhigen uns                                                                                           25 M R Z FR / / S C H L A C H T H O F   Das Ende der Welt
                                                                ABDELKARIM                                                                                                                                          ZSK

                                                                Wer er sei? ›Marokkaner oder Deutscher, je nachdem, wer gerade vor der Tür steht‹,                                                                  2019 spielten ZSK noch als Support der Politpunk-Legende Slime in der Kesselhalle.
                                                                erklärt Abdelkarim, der aus Bielefeld kommt. Die Verkrampfungen zwischen Bio-                                                                       Jetzt sind sie als Headliner wieder da. Der melodiöse Skatepunk der Göttinger Band
                                                                Deutschen und Migranten bieten genügend Stoff für Comedy. Ob man Witze über                                                                         klingt so frisch wie eh und je, und auf dem aktuellen Album ›Ende der Welt‹ haben
                                                                den Islam machen darf? Natürlich, versichert Abdelkarim. ›Die Frage ist nur, ob man                                                                 ZSK ein paar der eingängigsten Songs ihrer nun auch schon fast 25 Jahre währenden
                                                                dann noch genug Zeit hat, um die Pointe zu erklären.‹ Und generell gilt: ›Warum                                                                     Karriere versammelt. Hommagen an Greta Thunberg und Christian Drosten (›Ich
                                                                kleine Ziele, wenn man auch mit großen scheitern kann?‹ Das ist alles sehr lustig,                                                                  habe Besseres zu tun‹) machen klar, wer die Guten und wer die Doofen sind – alles
                                                                zugleich aber sind Abdelkarims Monologe ungemein klärend. Urdeutsche, die sich                                                                      nicht verbissen erklärt oder ins Mikro geschrien (obwohl, das manchmal schon), son-
                                                                von der Einwanderung und der Welt im Allgemeinen überfordert fühlen, können sich                                                                    dern mit Charme und vielen Melodien dargeboten. Skatepunk halt, die Sommer-
                                                                vertrauensvoll in den Schlachthof begeben: ›Ich bin euer Ansprechpartner.‹ Das ak-                                                                  musik unter den zahllosen Punk-Subgenres. Der Titelsong zum Beispiel ist eine der
                                                                tuelle Programm trägt den schönen Titel ›Wir beruhigen uns‹. Abdelkarims Motto                                                                      durchschlagendsten Hymnen der Bandgeschichte, in dem NoFX-artige Energie mit
                                                                durchdringt alle Scherze: ›Wenn wir uns alle nicht zu ernst nehmen, und                                                                             Hochgeschwindigkeit (im Refrain) und schönen Midtempo-Moshpit-Soundtrack (da-
                                                                wenn wir alle mehr miteinander reden anstatt übereinander, kriegen wir das alles                                                                    zwischen) aufs Vortrefflichste zusammengeht.
                                                                gebacken.‹
Foto: Guido Schroeder

                                                                                                                                                                                                                                                                                  MARTIN STEINERT
                                                                                                                                MARTIN STEINERT                                                                     ➟ Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                ➟ Kesselhalle, 20 Uhr

                        22 M RZ DI / / S C H L A C H T H O F    Sanft und prägnant                                                                                          17 APR S O / / S C H L A C H T H O F    Es ist immer so schön mit dir
                                                                MIGHT Y OAKS
                                                                                                                                                                                                                    HEINZ STRUNK
                                                                Treffen sich drei Menschen aus unterschiedlichen Ländern (USA, England, Italien)                                                                    Das Kompliment geben wir gerne zurück: Schön war es immer mit Heinz Strunk im
                                                                in Berlin und entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft für Folkmusik. Das Ergebnis                                                                    Schlachthof. Die Lesung aus seinem Serienmörder-Roman ›Der goldene Hand-
                                                                ist, nein, keine Pointe, aber eines der schönsten Folk-Alben, die hierzulande entstan-                                                              schuh‹, die Telefonstreiche mit Studio Braun, die ganzen anderen Lesungen aus
                                                                den sind. ›Howl‹ erschien 2014 und ging gleich durch die Decke. Indiefolk war da-                                                                   den inzwischen doch recht zahlreichen Büchern. Man muss immer wieder laut la-
                                                                mals das große Ding, Bon Iver und Mumford & Sons überall. Die Mighty Oaks müs-                                                                      chen, wenn Strunk die Schrecklichkeit der Welt vor einem ausbreitet. Aber mit
                                                                sen sich hinter den großen Namen nicht verstecken und haben auf ihren inzwischen                                                                    diesem Lachen verschwindet das Schreckliche nicht, sondern bleibt irritierend prä-
                                                                vier Alben einen sehr eigenen Stil gefunden: sanfter, aber prägnanter Folk-Indiepop,                                                                sent. In diesem Sinne verschaffen einem diese Texte sehr gemischte Gefühle. Nun
                                                                der keine Angst vor den großen Emotionen hat und Nick Drake in- und auswendig                                                                       hat Heinz Strunk seinen ersten Liebesroman geschrieben, eben ›Es ist immer so
                                                                kennt, aber gerne auch üppig instrumentiert drauflos spielt. Das neue Album, ›Mexi-                                                                 schön mit dir‹. ›Das Buch fasst alle meine Erfahrungen aus 40 Jahren Liebesleben
                                                                ko‹, ist unter erschwerten Bedingungen entstanden (Corona-Ausbruch im Studio)                                                                       zusammen – plus das, was ich bei anderen Leuten beobachtet habe‹, sagt Strunk.
                                                                und klingt, obwohl die eigentliche Heimat dieser Band hörbar die Bühne ist, so be-                                                                  Da kann man schon mal provisorisch in Deckung gehen.
                                                                schwingt und lebendig wie kein Mighty-Oaks-Album zuvor.                                                                                                                                                          MARTIN STEINERT
                                                                                                                                MARTIN STEINERT                                                                     ➟ Kesselhalle, 20 Uhr
Foto: Marco Fischer

                                                                                                                                                         Foto: Katja Ruge

                                                                ➟ Kesselhalle, 20 Uhr
WÖRTER GESCHICHTEN SÄTZE - Schlachthof
14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    15

                   21 APR DO / / S C H L A C H T H O F                                  2 8 APR B I S 01 MAI / / D I V E R S E O R T E                                                                           Kindertheater im Schlachthof und anderswo
                                                                                                                                                                                                                 | S O N N T A G S 15 U H R | E I N T R I T T : € 7, –
                                                                                                                                                                                                                       0 6 MRZ MARTIN LUTHER GEMEINDE                                                                 13 MRZ MARTIN LUTHER GEMEINDE
                                                                                                                                                                                                                                                             Die Nordseepiraten                                                                                 Wie der Elefant zu
                                                                                                                                                                                                                                                             Kindertheater SCHNURZe-                                                                            seinem Rüssel kam
                                                                                                                                                                                                                                                             PIEPe                                                                                                Theater Tom Teuer
                                                                                                                                                                                                                                                             Die Piraten Möwen-Martha und                                                                         Es gab einmal eine Zeit, da hatte
                                                                                                                                                                                                                                                             Krabben-Kalle träumen davon,                                                                         der Elefant noch keinen Rüssel.
                                                                                                                                                                                                                                                             die See zu erobern und gefürch-                                                                      Damals lebte in Afrika ein Elefan-

                                                                                                                                                                                  Foto: © M3B GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                             tet zu sein, wie einst ihr Vorbild                                                                   tenkind, das platzte beinahe vor

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Foto: T. Teuer
                                                                                                                                                                                                                                                             Klaus Störtebeker. Doch dafür                                                                        unersättlicher Neugierde. Es
                                                                                                                                                                                                                                                             brauchen sie ein Schiff! Am                                                                          stellte Fragen über alles, was es
                                                                                                                                                                                                                                                             liebsten so ein prächtiges wie                           sah oder hörte, roch, spürte oder anfasste. Eines schönen Morgens stellte
Ziel:los!                                                                      All that Jazz!                                                                                                                                                                die ›Flotte Flunder‹, die direkt                         das neugierige Elefantenkind eine Frage, die es noch niemals gestellt hatte.
M AY B E B O P                                                                 JAZZAHEAD! 2022                                                                                                                                                               im Hafen vor Anker liegt. Um                             Es fragte: ›Was speist das Krokodil zu Mittag?‹ Alle seine Onkel und Tanten
                                                                                                                                                                                                                                                             das nötige Gold für das Schiff                           riefen laut und erschreckt: ›Pst! pst! pst! pst!‹ und zogen ihm für seine
Das zehnte Bühnenprogramm in 17 Bandjahren. Und noch immer geht das            Der Jazz, er ist lebendiger denn je. Und das sowohl im Kernland des Jazz,                                                                                                     aufzutreiben, verkaufen die                              neugierige Frage eins über – das war damals so üblich. Doch trotzdem
alles ohne Instrumente, zumindest dann, wenn man mit so begnadeten             den USA, wie auch bei der Musik aus den Regionen, die nur selten in den                                                                 Beiden am Nordseestrand alles, was sie in die Finger bekommen                                  machte sich das Elefantenkind auf eine abenteuerliche Reise, quer durch
Stimmorganen gesegnet ist wie die vier Herren – Countertenor, Tenor/           Fokus rücken. Wie zum Beispiel Kanada, dem diesjährigen Länderschwer-                                                                   können. Doch wer darf die ›Flotte Flunder‹ als Käpt’n steuern, wenn                            Afrika, zum großen graugrüngrützigen Limpopostrom, in dem das Krokodil
Vocal Percussion, Bariton, Bass – von Maybebop, der nach den Comedian          punkt der Jazzahead!, der nach wie vor größten ausschließlich dem Jazz                                                                  es so weit ist? Ein Wettstreit zwischen den Piraten beginnt … Ein                              wohnte, um die Antwort auf seine Frage selbst zu finden.
Harmonists wohl bekanntesten A-cappella-Formation des Landes. Und die          gewidmeten Messe weltweit. Den Anfang macht am Donnerstag, 28. April,                                                                   Piratenabenteuer über Mut, Langeweile, Streitkultur, Geschlechter-                                 ➟ Für Kinder ab 4 Jahren
Harmonists gibt es schon seit 1935 nicht mehr, die Stelle war also ein paar    die Canadian Night mit acht Beiträgen, darunter das François Bourassa                                                                   rollen, Mannschaftsgeist und das wilde, unverwechselbare
Jahre lang offen. Seit 1992 tourt das Quartett in wechselnder Besetzung        Quartet und Larnell Lewis, der Schlagzeuger von Snarky Puppy. Am Freitag,                                                               Piratenleben. ➟ Für Kinder ab 3 Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      2 4 APR THEATER IM VOLKSHAUS
um das Gründungsmitglied Oliver Gies durch den deutschsprachigen Raum          29. April, geht es weiter mit dem European Jazz Meeting. Am Samstag,
und verschönert eben diesen mit glasklarem Gesang. Ziel:los! ist wieder        30. April, findet die German Jazz Expo statt und am gleichen Tag die Over-                                                               2 0 MRZ KESSELHALLE                                                                                                             Die drei Schweinchen
unberechenbar – mal berührend tiefgründig, mal herrlich albern und mit         seas Night. Das Jazzahead!-Festival startet bereits am 14. April. Weitere                                                                                             Was macht die Maus                                                                                 und der Wolf
dem Finger in den kleinen und großen Wunden der Gegenwart.                     Informationen zum Programm und zu den dann geltenden Bestimmungen                                                                                                     im Frühling?                                                                                       Hermannshoftheater
                                                               HANS AST       sind unter www.jazzahead.de zu finden.               MARTIN STEINERT                                                                                                  Gebrüder Jehn                                                                                      Eine lustige Geschichte übers Häusle-
➟ Kesselhalle, 20 Uhr                                                         ➟ Diverse Orte in Bremen, u.a. die Kesselhalle                                                                                                                       In diesem Konzert packen die Ge-                                                                   bauen nach einem alten englischen
                                                                                                                                                                                                                                                     brüder Jehn zusammen mit den                                                                       Märchen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Foto: A. Zukanowa
                                                                                                                                                                                                                                                     Kindern die Liederkiste der Maus aus,                                                                  Max Meyer ist auf dem Weg zum Jahr-
     0 4– 0 8 APR MO –FR / / S C H L A C H T H O F                                 AB 07 M RZ // S C H L A C H T H O F
                                                                                                                                                                                                                                                     um zu erfahren, mit welchen Liedern,                                                               markt. In seinem Wagen schlummern
                                                                                                                                                                                                                                                     Spielen, Tänzen und Wortspielereien                                                                viele wunderbare Geschichten. Heute
                                                                                                                                                                                                                                                     die weit gereiste, welterfahrene,                                erzählt er seine Lieblingsgeschichte von den drei kleinen Schweinchen und
                                                                                                                                                                                                                                                     berühmte, hochmusikalische, schnick-                             dem struppigen Wolf, der die Schweinehäuschen am liebsten wegpusten
                                                                                                                                                                                                                                                     schnackredende Maus aus dem                                      möchte. Im Schweinsgalopp flüchten die Schweine Heidi und Karl zu ihrem
                                                                                                                                                                                                                                                     Hause Jehn sich im Frühling vergnügt.                            Bruder Eduard. Sie entkommen dem Wolf um Ringelschwanzlänge. Wie gut,

                                                                                                                                                                                                     Foto: Hielscher
                                                                                                                                                                                                                                                     ➟ Für Kinder ab 3 Jahren                                        dass Eduard gleich ein paar mehr Zimmer in seinem soliden Steinhaus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      eingerichtet hat. Ja, Schweine sind wunderbare Wesen!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ➟ Für Kinder ab 3 Jahren /

                                                                                                                                                           Foto: Jörg Landsberg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       FRAUEN LITERATUR
 Frei raus                                                                      TagTräume                                                                                                                                                                                                                              Abgewertet, vergessen,
 F I L M - W O R K S H O P F Ü R K I N D E R I M A LT E R                       K I N D E R T H E AT E R - W E R K STAT T
 V O N E L F B I S 13 J A H R E N                                                                                                                                                                                                                                                                                      wiederentdeckt
 Die Teilnehmer:innen lernen während der fünf Tage die verschiedenen             Wovon träumst du? Wer bist du, wer willst du sein? Egal, ob du
 Tätigkeiten des Filmschaffens kennen, von der Idee bis zum fertigen             Superheld*in, Pirat*in, Tänzer*in, König*in der Welt oder Bösewicht in                                                                                                                                                                Lesung mit Nicole Seifert
 Film: Wie man eine spannende Geschichte erfindet, ein kleines Dreh-             einem Actionfilm sein willst – deiner Fantasie sind keine Grenzen ge-                                                                                                                                                                 Mi., 23. März 2022, 19.30 Uhr
 buch schreibt, Kamera und Regie führt sowie eine Rolle spielt. Das alles        setzt. In diesem Workshop kannst du sein, wer du willst und was du                                                                                                                                                                    Kultursaal der Arbeitnehmerkammer,
 erfahren die Teilnehmer:innen bei der gemeinsamen Produktion eines              willst. Gemeinsam mit der Kursleiterin Anna Rödiger improvisieren wir,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Bürgerstraße 1, 28195 Bremen
 Kurzfilms, der am Ende des Workshops Premiere vor Publikum feiern               tragen Ideen zusammen und erwecken eure Träume zum (Bühnen)
 wird. Spätestens dann merken auch die Eltern, Geschwister und                   Leben. Du hast Spaß am Schauspiel und bist zwischen 9 und 12 Jahre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Eintritt frei.
 Freund:innen, wie viel Spaß die jungen Filmemacher:innen hatten und             alt? Dann bist du herzlich eingeladen, dabei zu sein! Der Kurs beginnt                                                                                                                                                                Anmeldung erforderlich unter:
 dass sehens-werte Filme nicht nur von Profis gemacht werden. Der                am 07. März und findet dann immer montags von 16.30 bis 18 Uhr                                                                                                                                                                           kultur@arbeitnehmerkammer.de
 Workshop findet täglich von 10 bis 16 Uhr statt. Die Teilnahmegebühr be-        statt. Die Teilnahmegebühr liegt bei 25 Euro im Monat (und in den                                                                                                                                                                        0421.3 63 01-987
 trägt 70 bis 120 Euro (nach Selbsteinschätzung) und ermäßigt 40 Euro. Bitte     Schulferien findet der Kurs nicht statt). Anmelden könnt ihr euch unter
 meldet euch bis zum 11. März an (unter medien@schlachthof-bremen.de,            kindertheater@schlachthof-bremen.de
 Tel. 0421/3 77 75 33).                               MARTIN STEINERT                                                             MARTIN STEINERT                                                                                                                                                                      Foto: Sabrina Adeline Nagel
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MÄRZ/APRIL 2022                                                                    schlachthof
                                                                         R ay Wilson 18 /0 3

                                                                                                                   MÄRZ
                                                                                                        Fr 04 Caveman | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       Sa 05 Die Unfassbaren
                                                                                                             Magie- und Hypnose-Show | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 06 Die Nordseepiraten
                                                                                                             Kindertheater | Saal Martin-Luther-Gemeinde, 15 Uhr
                                                                                                             Abdelkarim | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       Mi 09 Till Reiners | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 13 Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam
                                                                                                             Kindertheater | Saal Martin-Luther-Gemeinde, 15 Uhr
                                                                                                        Fr 18 Ray Wilson & Band |Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 20 Was macht die Maus im Frühling
                                                                                                             Kindertheater | Kesselhalle, 15 Uhr
                                                                                                        Di 22 Mighty Oaks | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       Mi 23 NorthRock Festival
                                                                                                             Konzert mit Below Zero/Shelter/ Insomnia/Halftime
                                                                                                             Kesselhalle, 19 Uhr
                                                                                                        Fr 25 ZSK| Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 27 Violetta und der Graue Klaus| Kindertheater
                                                                                                             Theater im Volkshaus, 15 Uhr
                                                                                                             Konrad Stöckel | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                        Di 29 NightWash Live | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr

                                                                                                                   APRIL
                                                                                                       So 03 Sixties an Bord | Musical | Kesselhalle, 19 Uhr
                                                                                                        Fr 08 Antilopen Gang | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 17 Heinz Strunk| Lesung | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       Do 21 Maybebop | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       Sa 23 Legat & Pick
                                                                                                             Fußball-Podcast | Kesselhalle, 20 Uhr
                                                                                                       So 24 Die drei kleinen Schweinchen | Kindertheater
                                                                                                             Theater im Volkshaus, 15 Uhr
Foto: Ina Jahn
                                                                                                 Do 28 bis Jazzahead! | Gastland: Kanada
                                                                                                 Sa 01/05 Kesselhalle und weitere Orte in Bremen

         // I M P R E S S U M
                                                                                                                                                                                 Schlachthof
      Hera usgebe r : Kulturzentrum Schlachthof e.V., Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 04 21/37 77 50, Fax: 3 77 75 11, zett@schlachthof-bremen.de,
      Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de Re d a k t i on : Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.) c/o. Kulturzentrum Schlachthof e.V., Findorffstraße 51, 28215 Bremen,
      Jörg Möhlenkamp, Benjamin Moldenhauer, Marlis Schuldt G ra f i s ch e G e stalt ung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt B e i t r ä ge : Hans Ast, Alicia Möller, Noa Moldovanu,
      Vivien Catharina Altenau, Ahmad Ata, Laura Moltzahn, Madlene Oepping, Martin Steinert, Victoria Steinmetz F o t o s / I l l u st r a t i o n : Thomas Schaefer (Titel), Bjørg Rühs (Kulturgut),
      Dennis Dirksen, Marco Fischer, Markus Hanselmann, Jörg Landsberg, Hielscher, Marina Makarova, M3B GmbH, Katja Ruge, Guido Schroeder, T. Teuer, A. Zukanowa
      | Die Bildrechte liegen, wenn nicht anders vermerkt, bei den Künstlern/Veranstaltern/Urhebern Nament lich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die
      Meinung der Redaktion wieder. D r u c k : Girzig & Gottschalk GmbH, Hannoversche Straße 64, 28309 Bremen
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