Währungsunion: Impulse für Stabilität richtig setzen! - Netzwerk EBD
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STANDPUNKTE '(5&+()92/.6:,57( Währungsunion: Impulse für Stabilität richtig setzen! Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finnanzgruppe begrüßen, dass die EU mit Juni 2017 LKUHP5HÀH[LRQVSDSLHUGLH5HLKHYRQ,PSXOVSDSLHUHQ]XU=XNXQIWGHU(8XQG Autoren: GHU(XURSlLVFKHQ:lKUXQJVXQLRQ ::8 IRUWVHW]W'DV=HLWIHQVWHUIU5HIRU- Uwe Burkert - LBBW men ist günstig, und sollte daher genutzt werden, um Europa den Bürgerinnen Uwe Dürkop - Berliner Sparkasse und Bürgern wieder näher zu bringen. Folker Hellmeyer - Bremer Landesbank Jochen Intelmann - Haspa Die EU-Kommission betont in ihrem Papier richtigerweise die Bedeutung von Dr. Ulrich Kater - DekaBank Reformen in den einzelnen Mitgliedstaaten zur Erhöhung der Wettbewerbs- Dr. Jürgen Michels - BayernLB fähigkeit. Auch wenn eine vorgeschlagene Verknüpfung von Reformmaßnah- Dr. Cyrus de la Rubia - HSH Nordbank PHQPLWGHU$XVVFKWWXQJYRQ(6,)RQGVVRUJIlOWLJ]XSUIHQLVWLVWGLHVHLQ Dr. Gertrud Traud - Helaba Lösungsansatz zur Verbesserung der Stabilitätsgrundlagen der WWU. Denn Prof. Dr. Carsten Wesselmann Eigenverantwortung und Kontrolle sowie die regionale Vielfalt werden gestärkt. - Kreissparkasse Köln Torsten Windels - NORD/LB Die EU-Kommission strebt mit einer „echten Finanzunion“ die Vollendung nicht nur der Banken-, sondern auch der Kapitalmarktunion an. Angesichts der Lage Koordinator in Europa sind die Schritte auf dem Weg dorthin aber abgewogen und in der Dr. Reinhold Rickes richtigen Reihenfolge zu setzen. Auf eine vollvergemeinschaftete Europäische Reinhold.Rickes@dsgv.de (LQODJHQVLFKHUXQJXQGHLQH¿VNDOLVFKH/HW]WVLFKHUXQJLVW]XYHU]LFKWHQ²GHU Co-Koordinatoren Umgang mit den zum Teil sehr hohen Beständen an leistungsgestörten Krediten Georg Huber in Bankbilanzen ist vordringlich zu klären, da ansonsten alle weiteren Schritte Georg.Huber@dsgv.de behindert werden. Wolfgang Neumann Wolfgang.Neumann@dsgv.de
Währungsunion: Impulse für Stabilität richtig setzen! 'LH(8.RPPLVVLRQKDWDP0DLHLQVRJHQDQQWHV5HÀH[LRQVSDSLHU]XU =XNXQIWGHU:LUWVFKDIWVXQG:lKUXQJVXQLRQ ::8 YRUJHOHJW'LHGDULQ ]XU'LVNXVVLRQJHVWHOOWHQ9RUVFKOlJHKDEHQXQWHUDQGHUHPGDV=LHOGLH WWU nachhaltig zu stabilisieren. Es ist uneingeschränkt zu begrüßen, dass die EU-Kommission die Reihe YRQ,PSXOVSDSLHUHQEHUGLH=XNXQIWGHU(8XQGGHV(XURUDXPVIRUW- setzt. Die Mahnung zu Reformen der EU und des Euroraumes ist nicht nur Politisches und ökonomisches LQ.ULVHQ]HLWHQZLFKWLJVRQGHUQDXFKLQ=HLWHQGLH²ZLHDNWXHOO²YRQ Momentum für Reformen nutzen! relativer Stabilität geprägt sind. Für die Umsetzung müssen die Vorschlä- JHDEHUQRFKZHVHQWOLFKVWlUNHUDXIGDV=LHOHLQHVZHWWEHZHUEVIlKLJHQ (XURSDVDXVJHULFKWHWZHUGHQ,QGHU7DWVFKHLQWGDV=HLWIHQVWHUIUQHXH Reformen günstig: Konjunkturell ist der Euroraum in einer vergleichswei- VHJXWHQ9HUIDVVXQJ'LH(=%GUIWHPLWLKUHUXOWUDH[SDQVLYHQ*HOGSROLWLN auch noch zumindest bis 2020 für vergleichsweise günstige geldpoliti- sche Konditionen sorgen. Auch wenn die Staatsschuldenkrise noch nicht überwunden ist und die politische Lage in einigen Ländern (insbesondere ,WDOLHQ VFKZLHULJEOHLEWXQGGLHHXURSlLVFKHQ,QVWLWXWLRQHQPLWGHP %UH[LWVFKZLHULJHDQGHUHSROLWLVFKH7KHPHQ]XEHZlOWLJHQKDEHQJLEW es positive politische Entwicklungen. Hier bestehen insbesondere die &KDQFHQGDVVVGLHSROLWLVFKH=XVDPPHQDUEHLW]ZLVFKHQ%HUOLQXQG3DULV wieder erstarkt. Schließlich dürfte die anhaltend drohende protektionisti- sche Handelspolitik der USA vielen Mitgliedsländern deutlich die Vorteile eines gemeinsamen Auftretens der EU vor Augen führen. Ankerpunkte für Weiterentwicklungen des Euroraums %HYRUDXIGLHHLQ]HOQHQ3XQNWHGHV5HÀH[LRQVSDSLHUVHLQJHJDQJHQZLUG soll zunächst kurz rekapituliert werden, wo grundsätzlich in der WWU Handlungsbedarf besteht. Vor diesem Hintergrund werden dann die Vor- schläge zur Weiterentwicklung und Stabilisierung der WWU erörtert. 1. Eine WWU ist nur so stabil wie ihr Bankensektor. Es ist daher not- wendig, Maßnahmen zu ergreifen, die zu einem nachhaltig stabilen Bankensektor führen. 2. Für eine stabile WWU sind gesunde öffentliche Finanzen erforderlich, so dass auch in konjunkturellen Schwächephasen die Staaten hand- lungsfähig bleiben und Ansteckungseffekte vermieden werden, die YRQ¿QDQ]VFKZDFKHQ6WDDWHQDXVJHKHQN|QQHQ)UGLH6WDDWHQGLHLQ der Vergangenheit trotz der Überwachungsmachanismen der Europäi- schen Kommission in Bezug auf die öffentlichen Finanzen vom Pfad der 2
Tugend abgekommen sind, müssen Wege gefunden werden, um die Ver- schuldung wieder auf ein nachhaltiges Niveau zurückzuführen. Dazu ist es unabdinglich, die selbst gesetzten Regeln, die nach der Krise auf ein stabiles neues Fundament gesetzt wurden, auch tatsächlich einzuhalten. 3. ,QGHU::8N|QQHQasymmetrische Schocks nationale Volkswirtschaf- Risiko des Moral Hazard vermeiden WHQGHVWDELOLVLHUHQ,KUH:LUNXQJLVWSRWHQWLHOOQRFKVWlUNHUDOVLQGHQ vorherigen Währungssystemen, in denen der Wechselkurs noch in begrenztem Umfang zur Verarbeitung von Schocks fungiert hat. Neue ,QVWLWXWLRQHQXQGDOWHUQDWLYH0HFKDQLVPHQ]XU$EIHGHUXQJYRQ6FKRFNV dürfen kein moralisches Risiko des „sich Hängenlassens“ auf Kosten anderer (Moral Hazard) enthalten und Eigenverantwortung und Kontrolle LQV*OHLFKJHZLFKWEULQJHQ 4. ,QHLQHU::8ZLUGHVLPPHU3URGXNWLYLWlWVXQWHUVFKLHGHJHEHQVRZLH es in jedem Land auch regionale Produktivitätsunterschiede gibt. Die- se sektoralen Unterschiede führen zu Anpassungsprozessen und können damit das Wachstum beleben. Daher sind die regionale Vielfalt und der WettbewerbHQWVFKHLGHQG=XP3UREOHPZHUGHQGLHVH3URGXNWLYLWlWV- unterschiede, wenn sich die Lohnentwicklung von ihnen abkoppelt und die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Länder beeinträchtigt wird. ,QGLHVHQ)lOOHQNRPPWHVKlX¿J]XHLQHUK|KHUHQ9HUVFKXOGXQJXQG zu Ungleichgewichten in Form von überdurchschnittlichen Leistungsbi- ODQ]GH¿]LWHQ'LHEHWURIIHQHQ/lQGHUVLQGNULVHQDQIlOOLJHUDOV/lQGHUPLW HLQHUJHULQJHUHQ*HVDPWYHUVFKXOGXQJ0DQDKPHQ]XU(UK|KXQJGHU Produktivität und der Wettbewerbsfähigkeit auf Ebene der Mitgliedstaa- ten sind daher notwendig, wenn man den Euroraum krisenresistenter PDFKHQZLOO'DKHUPXVVDXFKGHQ/HLVWXQJVELODQ]GH¿]LWOlQGHUQPHKU Steigerung der Produktivität und Wett- strukturpolitische Aufmerksamkeit geschenkt werden als den Über- bewerbsfähigkeit bleibt entscheidend schussländern. 5. Einkommensunterschiede müssen im Sinne der Einheit in Vielfalt in einer WWU dazu genutzt werden, Wachstumsprozesse im Sinne von Nachholprozessen zu nutzen. Übermäßige Unterschiede bergen jedoch auf Dauer das Potential politischer Spannungen. Maßnahmen zum Abbau eines zu starken Wohlstandsgefälles durch die Stärkung der :HWWEHZHUEVIlKLJNHLWEHLDQ$XÀDJHQJHEXQGHQHQ8QWHUVWW]XQJHQ wie bspw. im Rahmen der Kohäsionspolitik erscheinen daher sinnvoll. Dabei sind auch die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Überlegungen zur Sozialunion im Sinne einer Beachtung von sozialen Standards beim Wettbewerb im Binnenmarkt zu beachten. 6. ,QHLQHU::8PLWHLQHU.RRUGLQLHUXQJGHUQDWLRQDOHQ:LUWVFKDIWV Finanz- und Sozialpolitik hat die Zentralbank eine besondere Verantwor- WXQJIUGLH6WDELOLVLHUXQJGHU.RQMXQNWXU'LH=HQWUDOEDQNLVWDOOHUGLQJV 3
überfordert, die oben erwähnten Aufgaben von Wettbewerbsstärkung XQGGHU¿QDQ]LHOOHQ$EVLFKHUXQJGHU6WDDWHQ]XJHZlKUOHLVWHQ'LHVLVW QLFKW$XIJDEHGHU*HOGSROLWLNZLHGLHVDXFKGLH(XURSlLVFKH.RPPLVVLRQ HUVWPDOLJLP5HÀH[LRQVSDSLHUEHVFKUHLEW8QGLQVRIHUQZLUGHVLPPHU wichtiger, dies auf europäischer Politikebene zu einer erklärten Prämisse zu erheben. Bewertung der Vorschläge der Europäischen Kommission Echte Finanzunion – vorrangig notleidende Kredite abbauen Die EU-Kommission spricht sich für eine „echte Finanzunion“ aus und möchte damit vor allem die nachhaltige Stabilisierung des Bankensektors vorantreiben, aber auch die „Kapitalmarktunion“ fördern. Notleidende Kredite im Euroraum und im internationalen Vergleich 40 Euroraum, Durchschnitt 36,30 Deutschland 35 Frankreich 30 ,WDOLHQ 25 Spanien *ULHFKHQODQG 20 USA 17,50 15 Japan 10 9,59 5,64 4XHOOH,0)*OREDO)LQDQFLDO6WDELOLW\ 5 3,92 2,00 Report (2017): Notleidende Kredite 0 1,47 im Verhältnis zu allen Krediten eines 2008 2010 2012 2014 2016 Landes (NPL- Quote) Richtigerweise stellt die EU-Kommission fest, dass der hohe Anteil not- leidender Kredite die Ertragskraft des Bankensektors der WWU in Mitlei- GHQVFKDIW]LHKWXQGGHQ6HNWRUZHLWHUKLQDQIlOOLJIU6FKRFNVPDFKW=X begrüßen ist, dass entsprechende Maßnahmen zur Reduktion der notlei- denden Kredite vor Ort umgesetzt und Priorität eingeräumt werden soll. Die Kommission sieht sich dabei offenbar in einer koordinierenden Funktion. ,Q(XURSDVLQGQHXH5HJHOQIUGLH$EZLFNOXQJOHLVWXQJVJHVW|UWHU.UHGLWH mit zahlreichen neuen Regulierungen für Banken und Sparkassen vereinbart worden. Daher sollten neue regulatorische Lasten, die mit dem Aufbau einer zentral angelegten Abbaubank („Bad Bank“) verbunden sind, vermieden ZHUGHQ²DEJHVHKHQYRQGHQUHFKWOLFKHQ6FKZLHULJNHLWHQHLQHVGHUDUWLJHQ .RQVWUXNWV=HQWUDOHV$UJXPHQWEOHLEWKLHUGDVV$OWVFKXOGHQYRUHLQHUJH- Abbau notleidender Kredite hat meinsamen Kontrolle des europäischen Bankenwesens nicht gemeinschaft- Priorität für die Stabilität des lich aufgelöst werden können. Bankensektors 4
Parallel zur Bereinigung der Bankbilanzen möchte die EU-Kommission ein vollvergemeinschaftetes Europäisches Einlagensicherungssystem (',6 ]XVDPPHQPLWHLQHU¿VNDOLVFKHQ/HW]WVLFKHUXQJ GLHVRZRKOIUGLH(LQODJHQ- sicherung als auch für die Bankenabwicklung gilt) aufbauen. Angestrebt wird, diese Einrichtungen bis 2019 zu beschließen und bis 2025 voll einsatzfähig zu haben. 'LH*ODXEZUGLJNHLWGHV(LQODJHQVLFKHUXQJVV\VWHPVKlQJWYRQGHUJHSODQ- ESM nicht für Europäisches Einlagen- WHQ¿VNDOLVFKHQ/HW]WVLFKHUXQJDE'DIUVFKOlJWGLH(8.RPPLVVLRQHLQH sicherungssystem (EDIS) missbrauchen Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) vor. Unseres Erachtens sollte der ESM - wie ursprünglich konzipiert - auf die Stützung von 6WDDWHQIRNXVVLHUWZHUGHQ1DFKGHQQHXHVWHQGHP*HLVWGHU(XURSlLVFKHQ Bankenunion widersprechenden Ausnahmeregelungen für einzelne Banken ist es strikt abzulehnen, hier schon weitere Diskussionen über neue Verge- meinschaftungen dann auch noch über den ESM zu führen. Daher bleibt mit Blick auf die Bankenunion die vorrangige Aufgabe sicher zu stellen, dass die Bankensektoren mit nationalen Haushaltsmitteln und/oder privatwirtschaftlichen Lösungen von den Altbeständen leistungsgestörter Kredite entlastetZHUGHQ'LHVH%HVWlQGHVWDPPHQDXV=HLWHQRKQHJHPHLQ- VDPH.RQWUROOHXQGN|QQHQJHPlGHP*HERWGHU=XVDPPHQIKUXQJYRQ Verantwortung und Kontrolle nicht gemeinschaftlich gelöst werden. =XHLQHU)LQDQ]XQLRQ]lKOWGLH(8.RPPLVVLRQDXFKGLHangestrebte Kapital- 'LYHUVLßNDWLRQYRQ)LQDQ]LHUXQJV marktunion'DVHUNOlUWHXQG]XXQWHUVWW]HQGH=LHOLVWHVKLHUQDFKKDOWLJH quellen nicht auf Bank- versus Kapital- PDUNWßQDQ]LHUXQJUHGX]LHUHQ XQGGLYHUVL¿]LHUWH)LQDQ]LHUXQJVTXHOOHQEHUHLW]XVWHOOHQ$OOHUGLQJVWHLOHQ wir nicht die Auffassung, dass der europäische Finanzmarkt zu „abhängig“ vom Bankkredit“ sei. Denn mit dem klassischen Bankkredit sind erhebliche 6WDELOLWlWVZLUNXQJHQYHUEXQGHQ6LFKHUOLFKVROOWHQ8QWHUQHKPHQLKUH5H¿- QDQ]LHUXQJVP|JOLFKNHLWHQGLYHUVL¿]LHUHQN|QQHQ$OOHUGLQJVPXVVVLFKGLHV NHLQHVZHJVLQHLQHP*HJHQVDW]YRQ%DQN¿QDQ]LHUXQJYHUVXV.DSLWDOPDUNW- ¿QDQ]LHUXQJPDQLIHVWLHUHQ(LQ8QWHUQHKPHQGDVPLWXQWHUVFKLHGOLFKHQ %DQNHQ]XVDPPHQDUEHLWHWGLHLKUHUVHLWVXQWHUVFKLHGOLFKH*HVFKlIWVPRGHOOH KDEHQ UHJLRQDOYHUVXVEHUUHJLRQDOLQWHUQDWLRQDOWlWLJH,QVWLWXWH HUUHLFKW auch dadurch bereits erhebliche 'LYHUVL¿]LHUXQJVHIIHNWH. Allein die Tatsache, dass das amerikanische System stärker kapitalmarktbasiert ist, während das kontinentaleuropäische stärker die traditionelle Kreditvergabe präferiert, gibt keine Auskunft darüber, welches System stabiler ist. Empirische Studien sind in dieser Frage nicht eindeutig. ,QGLHVHP=XVDPPHQKDQJYHUZHLVWGDV3DSLHUGDUDXIGDVVGLH.RPPLVVLRQ derzeit einen Vergleich der Regelungen zur Darlehensvollstreckung durch- IKUWLQGHP%HVWUHEHQGLH5LVLNHQQDFKKDOWLJ]XVHQNHQXQGGHQ=XJDQJ]X Finanzmitteln zu fördern. Eine vollständige Harmonisierung der Darlehens- vollstreckungVRZLHGHV,QVROYHQ]UHFKWVDXIGHU(EHQHDOOHU::80LWJOLHGHU 5
bleibt unerwünscht, lediglich die Angleichung der Darlehensvollstreckung LVWHUZQVFKWXP%DQNHQPLWEHUUHJLRQDOHU5HLFKZHLWHPHKU*HVFKlIWV- möglichkeiten zu eröffnen. Die Segmentierung der Kreditmärkte würde reduziert. Dies könnte auch ein Weg sein, um asymmetrische Schocks in der WWU besser zu absorbieren. Es wäre zu begrüßen, wenn die EU-Kommission an dieser Stelle mit noch mehr Nachdruck agiert. =LHOIKUHQGHUDOVHLQH(UVHW]XQJYRQNUHGLWEDVLHUWHQ)LQDQ]LHUXQJHQGXUFK Markt für Risiko- und Beteiligungs- Wertpapiere anzustreben, erscheint uns das Anliegen der EU-Kommission, kapital stärken GHQ=XJDQJ]X5LVLNRXQG%HWHLOLJXQJVNDSLWDO]XYHUEHVVHUQ*HPl.I: wurden in den USA im Jahr 2014 etwa sieben Mal so viele Venture Capital ,QYHVWLWLRQHQJHWlWLJWDOVLQ'HXWVFKODQG MHZHLOVJHPHVVHQLP9HUKlOWQLV ]XP%,3 (LQH(QWZLFNOXQJGLHVHV0DUNWHVLVWYRQJURHU:LFKWLJNHLWXP GLH,QQRYDWLRQVNUDIWGHV(XURUDXPV]XVWlUNHQ Als konkreteste Maßnahme zur Verwirklichung der Kapitalmarktunion bringt Zusätzliche regulatorische Bürden die EU-Kommission die Einführung einer einheitlichen europäischen Kapi- vermeiden! tal-marktaufsicht ins Spiel. Man will damit ein „wahrlich integriertes“ )LQDQ]LHUXQJVXPIHOGVFKDIIHQ*UXQGVlW]OLFKVDJHQZLUDQGLHVHU6WHOOH.HL- ne neuen regulatorischen Lasten für die Finanzdienstleistungsunternehmen! Banken und Sparkassen sind vollauf damit beschäftigt die neue Regulie- rungswelt nach der Finanzkrise zu bewältigen. Ob eine neue Aufsichtsinsti- tution zu einem besseren Funktionieren des Kreislaufs von Ersparnissen und Kapitalnachfrage führen würde, ist sehr fraglich. Eine Koordinierungsstelle IUGLHQDWLRQDOHQ$XIVLFKWHQUHLFKWGDEHLDXV:LFKWLJLVWHVKLHULP*HJHQ- teil sicherzustellen, dass Finanzmarktprodukte, die sich in bestimmten Län- GHUQGXUFKJHVHW]WKDEHQLP=XJHYRQ+DUPRQLVLHUXQJVEHPKXQJHQQLFKW ÄZHJKDUPRQLVLHUW´ZHUGHQGDGLHVIUGLHEHWURIIHQHQ/lQGHULP=ZHLIHO kontraproduktiv wirkt. Schließlich sieht die EU-Kommission die Notwendigkeit, eine sichere An- lage in Form von staatsanleihebesicherten Wertpapieren bzw. Sovereign Bond-Backed Securities (SBBS) zu entwickeln. Vorgesehen ist eine Struktur, die eine Vergemeinschaftung von Schulden der Mitgliedsländer ausschließt. 0LWGLHVHQ%RQGV²VRGLH,GHH²VROOGDV3UREOHPGHU9HUÀHFKWXQJHQ]ZL- schen Staaten und Banken angegangen werden, da Banken gemäß empiri- scher Befunde einen überproportionalen Teil ihrer Anlagen in Staatsanleihen ihres Herkunftslandes investiert haben. Außerdem soll auch hier eine desta- ELOLVLHUHQGH.DSLWDOÀXFKWYRQ¿QDQ]VFKZDFKHQ]X¿QDQ]VWDUNHQ/lQGHUQ YHUPLQGHUWZHUGHQLQGHPHLQHVLFKHUH$VVHWNODVVHLP(XUR²lKQOLFKGHU DPHULNDQLVFKHQ6WDDWVDQOHLKHQ²JHVFKDIIHQZLUGDQGHUDOOH0LWJOLHGVOlQ- der beteiligt sind. Es ist richtig, dass das Problem der in der Krise beobachteten Abwärts- spirale]ZLVFKHQ%DQNHQXQG6WDDWVYHUVFKXOGXQJ ZLHHWZDLQ,UODQGXQG 6
Spanien) angegangen werden muss. Auch die beobachtete Überforderung GHU(XURSlLVFKHQ=HQWUDOEDQNDOVÄ/HQGHURI/DVW5HVRUW´IU%DQNHQXQG 6WDDWHQVWHKWKLHUPLWLP=XVDPPHQKDQJ0LWGHU9HUVFKlUIXQJGHU5HJX- lierung und der Eigenkapitalvorschriften ist dazu auch bereits ein Beitrag geleistet worden. SBBS scheinen auf den ersten Blick geeignet, dieses Prob- lem weiter zu vermindern. Es stellt sich allerdings die Frage, warum es diese Anleihen nicht bereits gibt. Denn grundsätzlich können Banken schon heute derartige Anleihen strukturieren. Die Tatsache, dass dies nicht geschieht, ist wohl einer mangelnden Nachfrage nach derartigen Papieren sowie deren re- gulatorischen Nachteilen geschuldet. Die Aussichten, die Entwicklung dieses Marktes durch Änderungen eben dieser Regulatorik zu fördern, erscheinen uns nicht zielführend. Wir teilen hier die Kritik des wissenschaftlichen Bei- rats beim Bundesministerium der Finanzen. Ein vielversprechenderer Ansatz dürfte eher sein, Nachranganleihen bzw. Accountability Bonds so genannte Accountability Bonds für Staaten einzuführen, auch wenn zielführender als SBBS damit aus Schuldnersicht aktuell mit Blick auf die Niedrigzinsphase kaum ZLUWVFKDIWOLFKH9RUWHLOHHU]LHOWZHUGHQN|QQWHQ*HPlGLHVHV0RGHOOV von Johannes Becker und Clemens Fuest würde jeder Euromitgliedstaat YHUSÀLFKWHWVHLQVWUXNWXUHOOH%XGJHWGH¿]LWHGLHEHUGHV%,3KLQDXV- JHKHQPLW1DFKUDQJDQOHLKHQ]X¿QDQ]LHUHQ6ROOWHGDV/DQGHLQ(603UR- gramm in Anspruch nehmen müssen, wäre die Voraussetzung für die ,QDQVSUXFKQDKPHGHQ6FKXOGHQGLHQVWIUGLH1DFKUDQJDQOHLKHQHLQ]XVWHO- len. Die erstrangigen Staatsanleihen blieben hingegen von dieser Regelung unberührt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Marktdisziplin würde auf die (PLWWHQWHQZLUNHQXQGGLH(=%GHUGHU$QNDXIYRQ1DFKUDQJDQOHLKHQYHUER- WHQZlUHZUGHQLFKWLQHLQH¿VNDOLVFKH5ROOHJHGUlQJWZHUGHQ 6FKOLHOLFKYHUZHLVWGDV5HÀH[LRQVSDSLHULP.RQWH[WGHU)LQDQ]XQLRQQRFK auf die Möglichkeit, die regulatorische Behandlung von Staatsanleihen (bislang: keine Eigenkapitalunterlegung im Standardansatz bspw. für den (XURUDXP ]XYHUlQGHUQ=LHOGLHVHU0DQDKPHZlUHHEHQIDOOVGHQ1H[XV zwischen Staaten und Banken zu vermindern. Solche Maßnahmen können DEHUQLFKWQXUGLH6WDDWHQ¿QDQ]LHUXQJVRQGHUQJHUDGHDXFKGLH)LQDQ]LH- rung des Mittelstands als Antreiber des Aufschwungs in Europa gefährden, da das Banksystem beträchtliche Summen an Eigenkapital zusätzlich gene- rieren muss, die unter Umständen nicht mehr für die Darlehensvergabe an Unternehmen zur Verfügung stehen. Um eine Destabilisierung der Finanz- märkte zu vermeiden, müssten hier sehr lange Übergangsfristen vereinbart ZHUGHQ=XGHPPVVWHHLQH'LIIHUHQ]LHUXQJQDFKGHP6FKXOGHQVWDQGMHGHV /DQGHVVRZLHLQQHUKDOEGHU0LWJOLHGVWDDWHQMHQDFK$XIEDXGHV*HVDPWVWDD- Eingenkapitalunterlegung von Staats- tes die innerstaatliche Verbundenheit erfolgen. Auf die Notwendigkeit einer anleihen nur unter verschiedenen globalen Regelung verweist richtigerweise die EU-Kommission zumindest in Bedingungen sinnvoll Ansätzen. 7
Wirtschaftliche und soziale Konvergenz: Wettbewerbsfähigkeit nicht vergessen 'LH(8.RPPLVVLRQEHWRQWLQLKUHP5HÀH[LRQVSDSLHUGLH%HGHXWXQJGHU wirtschaftlichen und sozialen Konvergenz. Diese ist, so die Kommission, am EHVWHQEHUHLQH9HUWLHIXQJGHUZLUWVFKDIWOLFKHQ,QWHJUDWLRQ]XHUUHLFKHQ 'HU%LQQHQPDUNW IUHLHU*WHU'LHQVWOHLVWXQJVXQG.DSLWDOYHUNHKUVRZLH )UHL]JLJNHLWGHU$UEHLWVNUlIWH VROOGDEHLÀDQNLHUWZHUGHQYRQHLQHPVR genannten digitalen Binnenmarkt, einer Energieunion sowie einer Banken- und Kapitalmarktunion. 'HU|NRQRPLVFKH*HGDQNHKLQWHUGLHVHUhEHUOHJXQJOLHJWDXIGHU+DQG(V geht um die optimale Allokation der Produktionsfaktoren innerhalb der EU E]ZGHU::8-HWLHIHUGLH,QWHJUDWLRQGHVWRVWlUNHUNDQQVLFKGDV:DFKV- tumspotential der Union entfalten. Vor allem soll durch die Konvergenz die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Mitgliedsländer gegenüber Schocks erhöht werden. ,QGLHVHP=XVDPPHQKDQJVLHKWGLH(8.RPPLVVLRQHLQHQYHUVWlUNWHQ%H- darf der wirtschaftspolitischen Koordination. Eine wichtige Rolle wird dem Europäischen Semester zugesprochen, mit dessen Hilfe wirtschaftspoliti- sche Maßnahmen koordiniert werden und die Überwachung der Haushalts- regeln sowie des Stabilitäts- und Wachstumspaktes erleichtert werden soll. Das Europäische Semester soll zudem in einer Weise ergänzt werden, dass produktivitätserhöhende Reformen in den einzelnen Mitgliedsländern bes- ser umgesetzt werden. Hier wird aber leider nicht die Bedeutung regionaler :LUWVFKDIWVNUHLVOlXIHKHUYRUJHKREHQ=XGHPVROOWHDXFKDOV)RUWVFKULWW bezeichnet werden, dass mittlerweile durch die intensiven Dialoge LQGHQ/lQGHUQGLH/lQGHUVSH]L¿VFKHQ(PSIHKOXQJHQLQGHQOHW]WHQ-DKUHQ deutlich an Wert gewonnen haben. Uns erscheinen die Vorschläge für „mehr Konvergenz“ sehr ad hoc und Das Prinzip der Subsidiarität muss mit wenig durchdacht. Konvergenz im Sinne der Angleichung von Pro-Kopf-Ein- Leben gefüllt werden kommen ist hier nicht mehr gemeint, sondern es geht um die Konvergenz von Wirtschaftspolitik bis hin zur Angleichung von Verwaltungsmecha- nismen. Es ist eine fundamentale Frage, wie der Begriff der Subsidiarität praktisch auf das vielfältige Wirtschaftsleben angewendet werden soll. Vor der Einführung von Angleichungsmechanismen wünschen wir uns eine konzeptionelle Diskussion darüber, auf welchen Gebieten eine solche Angleichung sinnvoll ist und wo die Vorteile der europäischen Vielfalt LKUH1DFKWHLOHDXIZLHJHQ=XGHPLVWHVXQNODUDXIZHOFKHQ3XQNWKLQGLH Politiken der einzelnen Länder konvergieren sollten. Es fehlt in Europa eine wirtschaftspolitische Konzeption, wie sie etwa in den Mitgliedstaaten in *HVWDOWGHU6R]LDOHQ0DUNWZLUWVFKDIWIU'HXWVFKODQGRGHUGHU3ODQL¿FDWLRQ IU)UDQNUHLFKYRUOLHJHQXQGDQGHQHQVLFKZLUWVFKDIWVSROLWLVFKH*UXQGVDW- zentscheidungen, wie etwa die der Angleichung von Rahmenbedingungen orientieren können. 8
=XGHPPXVVGHU(LQZDQGHUQVWJHQRPPHQZHUGHQGDVVeuropäische Empfehlungen oder auch Regeln, etwa beim Stabilitäts- und Wachstum- VSDNWRKQHKLQQLFKWHLQJHKDOWHQZUGHQ,QGHU7DWYHUVWLHHQYLHOH/lQGHU mehrere Jahre in Folge gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt. Wertlos ist er dadurch aber nicht. Vielmehr muss er revitalisiert werden. Nehmen wir HLQ%HLVSLHODXVGHP6WUDHQYHUNHKU=ZDUEHUWUHWHQYLHOH$XWRIDKUHUHLQ Tempolimit von 120 km/h und fahren stattdessen 140 oder 150 km/h. Aber HVJLEWQXUZHQLJHGLHPLWNPKIDKUHQ,QVJHVDPWWUlJWGDV7HPSROLPLW daher dazu bei, die Autobahnen sicherer zu machen. Die Tatsache, dass bei zu schnellem Fahren ein Führerscheinentzug (220 km/h) oder drastische *HOGVWUDIHQ NPK GURKHQLVWDOOHUGLQJVDXFKHLQ+LQZHLVGDUDXIGDVV man in Europa über wirksame und ökonomisch sinnvolle Sanktionsmecha- nismen nachdenken sollte. So stellt sich schon die Frage, mit wie vielen Ausnahmetatbeständen die Sanktionsmechanismen belastet werden sollen (120 km/h, außer es „scheint die Sonne“ ... etc.) und wer diese Sanktionen umsetzt. ,Q5FNJULIIDXIGHQ%HULFKWGHUIQI3UlVLGHQWHQYRP-XQLVFKOlJWGLH EU-Kommission die Schaffung von Standards für öffentliche Ausgaben, Bil- dungsinvestitionen, Wettbewerb sowie Steuer- und Sozialversicherungssys- teme vor. Auch soziale Mindeststandards werden in die Diskussion gebracht. *HJHQEHUUHLQHQStandards ist Skepsis angesagt, Benchmarking hinge- Benchmarking ist gegenüber reinen gen ist fruchtbar. Wenn ein Land es versteht, seine Bildungsinvestitionen Standards zu bevorzugen besonders produktiv einzusetzen, dann können andere Länder davon lernen. 'DVJOHLFKHJLOWIUHLQHHI¿]LHQWDUEHLWHQGH9HUZDOWXQJRGHUGDVGXDOH Ausbildungssystem in Deutschland. Deutlich schwieriger ist dies bei den Steuer- und Sozialversicherungssystemen. So sind die Höhe der Steuern XQG$EJDEHQVWHWVLQHLQHP=XVDPPHQKDQJPLWGHQGDUDXVUHVXOWLHUHQGHQ öffentlichen Leistungen zu sehen. Je nach der Struktur und den Kompe- WHQ]HQGHU*HELHWVN|USHUVFKDIWHQGHUHLQ]HOQHQ/lQGHUHUJHEHQVLFKJDQ] unterschiedliche Systeme, die eine Angleichung auf Standards sehr schwie- rig machen und auch mit Blick auf die angestrebte Einheit in Vielfalt nicht erstrebenswert sind. ,Q%H]XJDXIGDV$QOLHJHQSURGXNWLYLWlWVHUK|KHQGHReformen umzusetzen, schlägt die Kommission vor, die Verwendung von EU-Mitteln (EU-Struktur- XQG,QYHVWLWLRQVIRQGV VWlUNHUPLWGHQ8PVHW]XQJVHUIROJHQEHL5HIRUPHQ]X verknüpfen. Derzeit sind die Mitgliedsländer aufgefordert, die Länderspe- ]L¿VFKHQ(PSIHKOXQJHQGHU(8.RPPLVVLRQLQGLH*HVWDOWXQJGHUYRQGHQ (6,)RQGV¿QDQ]LHUWHQ3URJUDPPHHLQÀLHHQ]XODVVHQ'DV9RUHQWKDOWHQ YRQ0LWWHOQIDOOVGLH*HJHQOHLVWXQJIHKOWLVWELVODQJQLFKWYRUJHVHKHQ Eine derartige Vorgehensweise ist zu begrüßen, wenn es dabei strikt um Maßnahmen geht, die nicht unter das Subsidiaritätsgebot fallen, sondern offensichtlich für die Vertiefung der Integration innerhalb der EU bzw. der 9
WWU von wesentlicher Bedeutung sind. Der Ausbau von Strom- und von Breitbandnetzen gehört dazu zweifellos genauso wie der Ausbau von gren- züberschreitenden Verkehrswegen für LKW, PKW und Bahn. Dabei sind ge- PHLQVDPHHXURSlLVFKH,QWHUHVVHQ]XEHJUQGHQGLHGDQQLQGHU8PVHW]XQJ die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken. (XURSDPXVVJHPHLQVDPH0DUNWUHJHOQLP6LQQHHLQHV´OHYHOSOD\LQJ¿HOGµ È/HYHOSOD\LQJßHOGÆEHLGHU weiter ausbauen. So sind Gewinnverschiebungen nur durch die Ausnutzung Unternehmensbesteuerung anstreben YRQ8QWHUVFKLHGHQLQGHU6WHXHUJHVHW]JHEXQJ]XEHJUHQ]HQ=XU9HUPHL- dung dieser Strategien können sich Mindestbesteuerungssätze als sinnvoll erweisen. Makroökonomische Stabilisierungsfunktion: EU nicht überfordern Als dritten Punkt schlägt die EU-Kommission vor, dass für die WWU eine ma- kroökonomische StabilisierungsfunktionHLQJHIKUWZLUG=ZHL,QVWUXPHQWH ZHUGHQLQV*HVSUlFKJHEUDFKW(LQ,QVWUXPHQW]XP6FKXW]GHU|IIHQWOLFKHQ ,QYHVWLWLRQVWlWLJNHLWXQGHLQHEuropäische Arbeitslosenrückversicherung. Außerdem werden ein gemeinsamer Finanzminister und ein gemeinsames Budget diskutiert. ,Q%H]XJDXIGLHEHLGHQ,QVWUXPHQWHÄ6FKXW]GHU|IIHQWOLFKHQ,QYHVWLWLRQVWl- tigkeit“ und „Europäische Arbeitslosenrückversicherung“ liefert die Kom- PLVVLRQNDXP'HWDLOV]XU$XVJHVWDOWXQJ²DXIJHQDXGLHVH'HWDLOVNRPPWHV KLHUDOOHUGLQJVDQ=XU(XURSlLVFKHQ$UEHLWVORVHQYHUVLFKHUXQJNXUVLHUHQ]ZDU einige Modelle, es wird aber nicht deutlich gemacht, wie die Eigenverantwor- tung zum Abbau der Arbeitslosigkeit in den Ländern gestärkt werden soll. Arbeitslosigkeit im Euroraum und internationalen Vergleich 30 Euroraum, Durchschnitt Deutschland 25 Frankreich 23,6 ,WDOLHQ 20 19,6 Spanien *ULHFKHQODQG 15 USA 11,7 Japan 10 10,1 10,0 4,9 5 4,1 3,1 Quelle: Eurostat (2017): Anteil der Ar- 0 beitslosen an allen Erwerbspersonen 2008 2010 2012 2014 2016 eines Landes 10
*UXQGVlW]OLFKN|QQWHHLQHArbeitslosenversicherung als automatischer Europäische Arbeitslosenversicherung Konjunkturstabilisator funktionieren, ohne dass über Ausgabenkürzungen als automatischer Stabilisator unter bestimmten Voraussetzungen möglich und -erhöhungen debattiert werden muss. Denn im Aufschwung sinken die Staatsausgaben für Arbeitslose und wirken wachstumsdämpfend und im Abschwung wird die Rezession durch die Mehrausgaben für den Arbeits- markt gemildert. Dass sie auch auf europäischer Ebene diskutiert werden kann, zeigen die USA. Dort gibt es neben den Versicherungssystemen auf der Bundesstaatenebene zusätzlich eine zentrale Arbeitslosenversicherung in Washington, die in Krisen als Stabilisator wirken kann und damit hilft, asym- metrische Schocks abzufedern. Befürchtungen, dass Euroländer mit überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit EHVRQGHUVSUR¿WLHUHQZUGHQN|QQWH]ZDUHLQ5LHJHOYRUJHVFKREHQZHUGHQ indem mit der Europäischen Arbeitslosenversicherung die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes relativ kurz gestaltet wird, so dass in den Mitgliedslän- dern ein Anreiz besteht, die Arbeitslosen wieder schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Langzeitarbeitslose bzw. die strukturelle Arbeitslosigkeit PVVWHZHLWHUKLQYRQGHQ1DWLRQDOVWDDWHQ¿QDQ]LHUWZHUGHQ=X$EJUHQ- zungsproblemen zur nationalen Arbeitslosenversicherung könnte es mög- licherweise dennoch kommen. Die Europäische Kommission legt nicht dar, was sie mit einer Rückversicherung konkret meint. Hier könnte nur eine Fazilität gemeint sein, die bei besonders schweren, nur auf eines oder wenige Länder treffenden Schocks die Arbeitslosenversicherungen dieser Länder unterstützt, und damit lediglich die konjunkturelle Arbeitslosigkeit temporär auffangen hilft. Die Teilnahme an einem solchen System sollte jedoch ebenso wie bei allen anderen Umverteilungsmechanismen mit Reformen zu einem leistungsfähigen Arbeitsmarkt verknüpft werden. Entscheidend bleibt somit bis auf weiteres, dass die Verantwortung für die Bekämpfung der Arbeitslo- sigkeit auf nationaler Ebene angesiedelt ist, und damit nur mit der nationalen politischen Verantwortlichkeit Hand in Hand geht. Ein weiterer Vorschlag ist, ein Schatzamt für den Euroraum einzuführen. Diesem Schatzamt wäre nach der Vorstellung der EU-Kommission die wirt- schafts- und haushaltspolitische Überwachung, eine Fiskalkapazität für die makroökonomische Stabilisierungsfunktion (beispielsweise die Europäische Arbeitslosenversicherung), die Ausgabe einer möglichen sicheren Anlage (SBBS) sowie der ESM bzw. ein zu schaffender Europäischer Währungsfonds XQWHUVWHOOW,P=XVDPPHQKDQJPLWGHPJHPHLQVDPHQ6FKDW]DPWZLHGHUKROW GLH(XURSlLVFKH.RPPLVVLRQDXFKGLH,GHHHLQHQgemeinsamen Finanzmi- nister]XLPSOHPHQWLHUHQGHU²VRGLH(8.RPPLVVLRQ²GHU9RUVLW]HQGHGHU (XURJUXSSHE]ZGHV(FR¿Q5DWVZlUH *UXQGVlW]OLFKEOHLEHQKLHUZLFKWLJH)UDJHQZLHGLHQDFKGHUdemokratische Legitimation bzw. der Einnahmeseite des Schatzamtes unbeantwortet, die 11
aber unseres Erachtens essentiell sind. So bleibt ungeklärt, wie ein gemein- *HPHLQVDPHU)LQDQ]PLQLVWHURKQH VDPHU)LQDQ]PLQLVWHUSROLWLVFK²]%GXUFKGDV(XURSlLVFKH3DUODPHQWRGHU Neuverhandlungen der Europäischen Verträge nicht möglich XQGGHQ(XURSlLVFKHQ5DW²OHJLWLPLHUWZHUGHQVROO'DUEHUKLQDXVZlUHGLH Schaffung des Amtes eines gemeinsamen Finanzministers mit einer Neuver- handlung der Europäischen Verträge verbunden. Denn ein gemeinsamer Fi- nanzminister für die WWU müsste auch eine Einnahmekompetenz haben, d.h. eigene Steuern erheben. Das geben aber die Europäischen Verträge nicht her. *OHLFK]HLWLJEHVWQGHPLWHLQHPJHPHLQVDPHQ)LQDQ]PLQLVWHUGLH&KDQFH VLFKDXILQWHUQDWLRQDOHU%KQHPLWHLQHPJU|HUHQ*HZLFKWLQ7KHPHQHLQ]X- bringen wie beispielsweise Finanzmarktregulierung und Steuergesetzgebung (Stichwort: Steueroasen). 'LH,GHHGHQ(60LQHLQHQEuropäischen Währungsfonds umzuwandeln, der dann im Krisenfall nach einem konkreten Mechanismus eingreifen kann, dürf- WHGLH::8EHLDXVUHLFKHQGHU$XVVWDWWXQJGLHVHV)RQGVVWlUNHQ,Q%H]XJ auf die Art und das Volumen dieses ESM müsste dann auch das Europäische Parlament einbezogen und der Vorbehalt des Deutschen Bundestages gesi- chert bleiben. Damit wäre ein weiterer Schritt hin zur Stärkung der Stabilisie- rungsfunktion für Europa, seine Mitgliedsländer und Regionen erreicht. Fazit ,QVJHVDPWYHUVWHKHQZLUGDV5HÀH[LRQVSDSLHUGHU(8.RPPLVVLRQ]XU 9HUWLHIXQJGHU::8DOVHLQH$QWZRUWDXIGLH9HUXQVLFKHUXQJGLHDXV%UH[LW XQGGHPKRKHQ=XVSUXFK]XSRSXOLVWLVFKHQ%HZHJXQJHQLQQHUKDOEGHU(8 UHVXOWLHUW'HU=HLWSXQNWIUGLHVH'HEDWWHLVWMHW]WQDFKGHQ3DUODPHQWVZDK- len in Frankreich günstig gewählt, da durch den Machtwechsel in Frankreich die politische Arbeit vor einem Neuanfang steht und dies den Euroraum und Europa insgesamt voranbringen kann. Die meisten Vorschläge und Forderungen der Europäischen Kommission sind Das Momentum nutzen, um die hinreichend offen formuliert, damit die Mitgliedsländer und die sie tragenden Währungsunion richtig voranzubringen ,QVWLWXWLRQHQLKUHHLJHQHQ9RUVWHOOXQJHQHLQEULQJHQN|QQHQ*OHLFK]HLWLJLVW GLH5LFKWXQJNODU'LH,QWHJUDWLRQVROOYRUDQJHWULHEHQZHUGHQ'DVVLQGLHVHP Prozess die Eigenverantwortung der Mitgliedsländer eine entscheidende Rolle spielt, ist zu betonen und es ist positiv, dass dies durch die Kommission aufgegriffen wurde. Lässt sich jetzt das Momentum generieren, die Wäh- rungsunion richtig voranzubringen, könnte dies die Mitgliedsländer in den nächsten Monaten und Jahren gegenseitig zu noch mehr Anstrengungen animieren. Aus ordnungspolitischer Sicht müssen dabei übergreifende euro- SlLVFKH,QVWLWXWLRQHQXQG5HJHOQGXUFKGLH6FKDIIXQJYRQPHKU7UDQVSDUHQ] und Belohnungssystemen als Katalysator fungieren. Das ist eine gute Chance, die Europäische Soziale Marktwirtschaft in Europa zu verwirklichen, die die besten Elemente der nationalen Erfahrungen vereint. 12
Disclaimer Das vorliegende Positionspapier der Chefvolkswirte entspricht nicht notwendigerweise der Haltung der DekaBank oder der Haltung der jeweiligen Landesbanken und Sparkassen. Impressum Herausgeber Verantwortlich 'HXWVFKHU6SDUNDVVHQXQG*LURYHUEDQG Pia Jankowski ²'6*9 Abteilung Volkswirtschaft und Finanzmärkte Leitung Abteilung Volkswirtschaft, Finanzmärkte Charlottenstraße 47 und Wirtschaftspolitik 10117 Berlin 3LD-DQNRZVNL#'6*9'( Telefon: 030 20225-5303 '6*99RONVZLUWVFKDIW#'6*9GH Dr. Reinhold Rickes ²'6*9 ZZZ'6*9GH /HLWHUGHU*UXSSH9RONVZLUWVFKDIW5HIHUDW(XURSlLVFKH Wirtschatfts- und Währungspolitik, Finanzstabilität Redaktionsschluss dieser Ausgabe 5HLQKROG5LFNHV#'6*9'( 19. Juni 2017 Hinweis Gestaltung $OOH3XEOLNDWLRQHQGLHVHU5HLKH¿QGHQ6LHXQWHU Franz Metz, Berlin http://www.dsgv.de/de/fakten-und-positionen/ Standpunkte_Chefvolkswirte.html Bildnachweis Seite 1: Plainpicture/Sabine Vielmo ISSN 2509-3851 13
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