Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Festrede zur Verabschiedung der Absolventen
     des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg
                       14.04.2007

                      Prof. Dr. Gerhard Strunk

                    Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Absolventinnen und Absolventen,
liebe Angehörige und Studenten,
sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrter Herr Dekan,
sehr geehrte Damen und Herren,

Ihnen liebe Absolventinnen und Absolventen, herzlichen Dank für Ihre
Einladung zu Ihrer Verabschiedung. Mit Freude habe ich die Einladung
angenommen und bin gerne zu Ihnen in die altehrwürdige Reichs- und
Handelsstadt Regensburg gekommen, deren Charme mich auch heute
noch nach eineinhalb Jahren Abstinenz fasziniert. Hoffentlich konnten
auch Sie während ihres sehr arbeitsintensiven Maschinenbaustudiums
die Annehmlichkeiten dieser Stadt hinreichend genießen.

Herzlichen Glückwunsch und Gratulation zur bestandenen Diplom-
prüfung. Sind sie stolz auf das Erreichte und blicken Sie voller
Optimismus in die Zukunft, denn die Berufsaussichten für Maschinen-
bauingenieure sind zur Zeit sehr gut. Da sie jetzt mit einem lachenden
Auge und einem weinenden Auge diese Stadt verlassen, in der sie fast
eine halbe Dekade studiert haben, wollen wir noch einen Abschieds-
rundgang durch die Altstadt machen. Sie verlassen Regensburg mit
einem lachenden Auge deshalb, weil sie erfolgreich ihr Studium zum
Abschluss gebracht und damit allen Stress hinter sich gelassen haben.
Mit einem weinenden Auge, weil Abschied nehmen auch Trennung
heißt, von lieben Kommilitonen, von der FH, etc. (Bilder 1-19 von
Regensburg).

Erlauben Sie mir während des Vortrages nach allen Richtungen zu
sehen, ja auch rückwärts zu schauen. Ab und an auch zur Sensibilitäts-
steigerung mit kritischen gesellschafts- und bildungspolitischen Bemer-
kungen. Dies kann natürlich aufgrund der Kürze der Vortragszeit nur ein
Überblick sein.

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Sie haben es selbst erfahren, ein Maschinenbaustudium ist ein
arbeitsintensives Studium und erfordert viel Fleiß und persönlichen
Einsatz, der sich aber hinsichtlich des erreichten Zieles gelohnt hat. Zu
Beginn ihres Studiums werden viele von ihnen die ersehnte studentische
Freiheit vermisst haben. Sie sind mit schulischen Stundenplänen und
Prüfungsplänen durchs Studium geleitet worden. Diese scheinbar
freiheitsraubenden Reglementierungen und damit verbundenen
Restriktionen mögen vielen antiquiert und lästig vorgekommen sein.
Wenige wurden damit aber auch in ihrer Bequemlichkeit unterstützt.
Diese Pläne tragen aber zur Effizienz eines Studiums bei. Der Erfolg der
früheren Ingenieurschulen, den Vorläufern der Fachhochschulen,
bestand in dem noch strengeren "Schulsystem". Auch an den meisten
Technischen Universitäten finden in ingenieurwissenschaftlichen
Studiengängen die Vorlesungen und Prüfungen nach abgestimmten
Plänen statt. Im Gegensatz dazu ist dies in vielen nichtingenieur-
wissenschaftlichen Studiengängen nicht der Fall. Hier gehen oft einige
Semester wegen Orientierungslosigkeit zu Studienbeginn und wegen
fehlender abgestimmter Stunden- und Prüfungsplänen verloren. So
werden Pflichtvorlesungen wochentags zeitgleich oder an Spätnach-
mittagsstunden an Freitagen nach persönlichem Belieben der Professo-
ren angeboten. Prüfungen werden von studentischen Hilfskräften
beaufsichtigt, während sich der zuständige Professor auf angeblicher
Dienstreise im Ausland befindet. Fünfzehn Minuten werden gebraucht,
um die Sitzordnung herzustellen; für Fragen bei Unklarheiten in der
Aufgabenstellung steht niemand zur Verfügung. Die Reihe der
Negativbeispiele könnte fortgesetzt werden. Erlauben sie mir deshalb
meine Anmerkung, dass die Politik den Hochschulen nicht die von
diesen oft eingeforderte absolute Autonomie einräumen darf. Durch
mehr Kontrolle und Reglementierung kann das Studium effizienter
gestaltet und damit die Studiendauer verkürzt werden. Wir resümieren,
dass Sie an der FH Regensburg ein privilegiertes und qualifiziertes
Studium genossen haben.

In den Grundvorlesungen Technische Mechanik, Festigkeitslehre,
Mathematik, Thermodynamik, Maschinenelemente, Werkstoffkunde, etc.
wird das Grundwissen für das weitere Studium nach dem Vordiplom
dargeboten. Insgesamt aber vermittelt das Studium das Grundwissen für
den späteren Beruf und sollte damit als Basiswissen und nicht als
Halbwertzeit-Wissen verstanden werden. Im folgenden Beruf muss dann
notwendigerweise weiteres spezifisches Wissen aufgesattelt werden.
Deshalb hat sich der Begriff des "Lifelong Learning" fest etabliert. Damit
sind Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen mathematisch an einem
Sattelpunkt in ihrem Leben angekommen.

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Bevor wir jetzt jedoch den weiteren Kurvenverlauf jenseits des
Sattelpunktes betrachten, wollen wir einen allgemeinen Rückblick in die
Vergangenheit werfen. Die letzten fünfzig Jahre waren in jeder
Beziehung besonders schnelllebig, umwälzend und von enormem
technischem Fortschritt geprägt, zu dem die Ingenieure maßgeblich
beigetragen haben. Einige Beispiele der neuen Techniken in diesem
Zeitfenster sind: Computerentwicklung vom Zuse-Röhrencomputer über
Großrechenanlagen zum PC und Laptop; die gesamte Kommunikations-
technik mit weltweiter Internetvernetzung; die politisch umstrittene
Reaktortechnik (möchte ich auch nennen). Für die Menschen sehr
bedeutend und sehr nützlich sind auch die Entwicklungen und Fort-
schritte in der Medizintechnik mit Herzlungenmaschine, Kernspinto-
mograf, Prothesentechnik, etc.

Die Computerentwicklung habe ich selbst während des Studiums und
des anschließenden Berufslebens miterlebt. Für Berechnungen während
des Studiums wurde in den sechziger Jahren noch der Rechenschieber
benutzt, bis dieser dann durch den Taschenrechner abgelöst wurde.
Meinen ersten Taschenrechner (HP 45) hatte ich 1973, schon im Beruf
stehend, in den USA erworben. Er kostete dort umgerechnet ca. 800 DM
und war damit 500 DM billiger als bei uns. In der Mitte der sechziger
Jahre musste ich als Student während des Ingenieurstudiums für eine
Kleinrechenanlage eine Stückkalkulation erstellen, bei der die Multiplika-
tion noch aufwendig programmiert werden musste. An der TH-Darm-
stadt, an der ich dann weiter studiert habe, gab es Ende der sechziger
Jahre noch kein Fach Informatik im Maschinenbaustudiengang. Man
erlernte damals die gängige Ingenieurprogrammiersprache Fortran in
einem 14-tägigen Kurs neben dem Studium. Plotroutinen mit den
simpelsten Anweisungen mussten selbst programmiert werden. Gerech-
net wurde auf einer IBM-Großrechenanlage. Um möglichst viele Rechen-
läufe an einem Tag durchzubringen, erfolgte die Programmeingabe auch
noch um Mitternacht.

Bei allem technischen Fortschritt, auch an Berechnungsmethoden, z.B.
der Einführung der Finiten-Elemte an Hochschulen und Universitäten
Ende der sechziger Jahre, sind die Grundlagen nicht überholt. Die fol-
genden Bilder zeigen die über hundert Jahre alte Marienbrücke (Bild 20)
und die Müngstener Eisenbahnbrücke (Bild 21), die in diesem Jahr ihr
hundertjähriges Jubiläum feiert. Letztere bestimmt ein technisches Inge-
nieurkunstwerk.

Die Marienbrücke (Bild 22) hat Ludwig II 1866 erbauen lassen, der von
vielen Bayern und von Japanischen Touristen hoch verehrte und innig

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geliebte "Kini". Er ruht in der Jesuitenkirche St. Michael in München und
sein Herz wird in der Gnadenkapelle von Altötting aufbewahrt. Er war der
Enkel von Ludwig I, dem Erbauer der Befreiungshalle in Kehlheim, der
Walhalla donauabwärts von Regensburg und des ersten Rhein-Main-
Donau-Kanals.

Die Stabkräfte dieser Fachwerkbrücken wurden vor über hundert Jahren
meist grafisch mit dem Cremonaplan ermittelt, den sie aus historischen
Gründen im ersten Semester auch noch kennen gelernt haben. Es
erscheint seltsam (?), dass diese Bauwerke heute noch ihre Funktion
erfüllen, während dreißig Jahre alte Tragkonstruktionen von Gebäuden
und Brücken in den letzten Jahren schon frühzeitig ihren "Geist" aufge-
geben haben.

Nun zur Veränderung der Hochschullandschaft, die sie selbst in den
letzten Jahren noch hautnah miterlebt haben, auch wenn es sie nicht
mehr direkt berührt hat: Die Einführung der Bachelor- und Master-
studiengänge. In der "Sorbonne-Erklärung" von 1998 und der sich
hierauf beziehenden "Bologna-Erklärung" von 1999 der Europäischen
Bildungsminister wurde nochmals abschließend bekräftigt, die verschie-
denen europäischen Bildungssysteme mit ihren Abschlüssen anzuglei-
chen. Dem europäischen Gedanken verpflichtet, unterliegt die Politik
natürlich einem gewissen Zwang. An der FH Regensburg wurde die
Einrichtung eines Studienganges im Fachbereich Maschinenbau mit
diesen Abschlüssen schon 1997 vom Senat beschlossen. Ob die
Einführung dieser Abschlüsse und die sukzessive Verabschiedung vom
"alten Diplomingenieur" für die deutsche Hochschullandschaft insgesamt
das Nonplusultra ist, wird sich zeigen. Auf keinen Fall darf die Schere
zwischen Ausbildung und späteren Anforderungen im Beruf aus-
einanderklaffen. Es darf keine Niveauabsenkung eintreten. (Nach
eigener Lösung der letzten TM- und FL- Diplomvorprüfungsaufgaben
kann ich sagen, dass der Standard zumindest in diesen Fächern an der
FH-Regensburg gehalten wurde.) Als rohstoffarmes Land liegt unsere
einzige Chance in der Forschung und Entwicklung und in der Herstellung
von Hightech-Produkten. Noch eine Anmerkung zum Bachelorabschluss:
Er entspricht in den USA in etwa dem deutschen Technikerabschluss.
Da sich aber an dem Grad des Abschlusses das Einstiegsgehalt
orientiert, empfehle ich den jetzigen Studenten auf den Bachelor noch
den Master zu packen. Außerdem werden dadurch die Karriereaus-
sichten gesteigert. Auch in dieser politisch gewollt geänderten Hoch-
schullandschaft meine ich, dass der Schwerpunkt bei den Fachhoch-
schulen unbedingt auf der Lehre und nicht auf der Forschung liegen
sollte. Die Argumente, mit denen man die neuen Abschlüsse

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
bildungspolitisch propagiert hat, waren nicht immer einleuchtend und
zwingend logisch. So z.B. das Argument, dass bei der Verleihung von
international anerkannten Abschlüssen die Zahl der ausländischen
Studenten an deutschen Hochschulen wieder steigen würde. Die
sinkende Zahl ausländischer Studenten hat mannigfaltige Ursachen, oft
sogar ganz einfache und nahe liegende. Zum Beispiel hängt das auch
mit der Schließung von Goetheinstituten im Ausland zusammen. (Ein
ausländischer Unternehmer, der in seinem Heimatland selbst ein
Goethe-Institut besucht hat, schickt in der Regel seine Kinder zum
Studium nach Deutschland und kauft auch bei uns seine Maschinen und
Produkte ein.)

Aber auch politisch waren die letzten fünfzig Jahre von bedeutenden
Ereignissen geprägt. Im März wurden wir an die Gründung der
Europäischen Union vor fünfzig Jahren erinnert, die das Zusammen-
wachsen von Europa einleitete. Für Deutschland war die Wiedervereini-
gung 1989 ein sehr wichtiges Ereignis.

Was mir bei aller Schnelllebigkeit in der jetzigen Zeit Sorgen macht, ist
die kurzfristige Denkweise und auch Unglaubwürdigkeit von Politikern.
Sie denken und handeln in Legislaturperioden. Viele beherrschen die
Kunst zu reden und nichts zu sagen. Wer die Berliner Erklärung vom 25.
März liest, wird feststellen, dass sie sich sehr enthusiastisch liest, aber in
Teilen eine mit Floskeln gespickte Absichtserklärung ist. Dringend
notwendige Reformen, die unser Land braucht, werden darin nicht
angesprochen, damit auch nicht angepackt oder wenn, nur halbherzig
durchgeführt. Viele Politiker äußern sich oft ohne Sach- und Fachwissen
zu anstehenden Themen und Problemen. Wer weiß bei den dringend zu
lösenden Umweltaufgaben außer den Ingenieuren, dass z.B. ein 1000
MW-Kohlekraftwerk in der Stunde ca. 950 Tonnen CO2 in die Atmos-
phäre ausstößt und durch ungefähr 50 Flusskraftwerke oder 300 bis 500
Windkraftanlagen zu ersetzen ist. Unbegreiflich und unverantwortlich ist,
dass bei dieser Zahl von 950 Tonnen weitere Braunkohlekraftwerke
geplant sind und in naher Zukunft sukzessive ans Netz gehen sollen (30
an der Zahl). Zu der langfristigen Energieversorgung und zum Klima-
schutz hat die Politik keine glaubwürdigen strategischen Antworten.
Preiswerte Verfügbarkeit von Energie ist aber notwendig für Wohlstand
bzw. den derzeitigen Lebensstandard und Klimaschutz ist notwendig fürs
Überleben der Menschen. Ich erinnere daran, dass Anfang der siebziger
Jahre in Deutschland auf die Energiekrise phasenverschoben eine
Arbeitslosenwelle folgte.

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
In Großunternehmen und auch Banken orientiert sich oft die Denk- und
Handelsweise bei Vorständen am Jahreszyklus der Aktionärshauptver-
sammlungen, ja sogar an den Quartalszahlen. Im Vordergrund steht das
Shareholder Value. Der Mensch bleibt auf der Strecke und in Betrieben
der Arbeitnehmer durch Stellenabbau. Die Unternehmen in Deutschland
sollten erkennen, dass Investitionen in Aus- und Fortbildung ihrer
Fachkräfte und Ingenieure das Unternehmenskapital und den Wett-
bewerbsfaktor steigern, also insgesamt eine Effizienzsteigerung fürs
Unternehmen sind. Die soziale Verantwortung der Politiker und Manager
im heutigen so genannten "Turbokapitalismus" wird nach meiner
Meinung sträflich vernachlässigt. Bei Vorständen drängt sich manchmal
der Eindruck auf, dass es darauf anlegt wird, schon vor Vertragsablauf
mit einer hohen Abfindung von ihrem Posten entbunden zu werden, um
danach in den Aufsichtsrat des eigenen Unternehmens oder anderweitig
in einen hoch dotierten Posten zu wechseln.

Nun die erfreuliche Botschaft für sie, liebe Diplomingenieurinnen und
Diplomingenieure. Ihre Berufsaussichten sind durch die positive
konjunkturelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt so gut wie lange nicht
zuvor. Der Mangel an Ingenieuren nimmt nach Aussagen des VDI
monatlich zu. 22000 Ingenieurstellen konnten Ende 2006 nicht besetzt
werden (Bild 23). Davon mit 3890 offenen Ingenieurstellen liegt Bayern
hinter Nordrhein-Westfalen an zweiter Stelle (Bild 24). Erfreulich ist, dass
die Absolventinnenzahlen angestiegen sind (Bild 25). Allerdings hat kein
vergleichbares Land einen so geringen Frauenanteil in Ingenieurberufen
wie Deutschland. Volkswirtschaftlich leiten die unbesetzten Ingenieur-
stellen Arbeitsmarkt- und Einkommenseffekte ab (Bild 26). Jede nicht
besetzte Ingenieurstelle zieht 2,3 nicht realisierte Arbeitsplätze in
Forschung und Entwicklung (1,8) und im Handel (0,5) nach sich. Die
offenen Stellen dieser drei Sparten mit den jeweiligen durchschnittlichen
Jahreseinkommen multipliziert, ergibt eine fehlende Wertschöpfung von
insgesamt 3,74 Milliarden. Ein weiterer Wertschöpfungsverlust von
ungefähr 8 Milliarden liegt nach Angabe des Instituts der deutschen
Wirtschaft Köln (IW) in der Umsetzung von Patenten in Produkte.
Deutschland zählt mit über 23000 Patentanmeldungen pro Jahr zu den
innovativsten Ländern in Europa. Jedoch wird bei uns nur jedes vierte
reife Patent in Produkte umgesetzt. Bei den mittleren Unternehmen
scheitert die Umsetzung meist an fehlenden finanziellen Mittel.

Die Zahl der Absolventen in den ingenieurwissenschaftlichen Studien-
gängen reicht momentan aber gerade einmal aus, um den Ersatzbedarf
zu decken. Alarmierend ist, dass die Zahl der Studienanfänger im
Maschinenbau laut Statistischem Bundesamt gesunken ist, obwohl die

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Anzahl der Studierenden insgesamt angestiegen ist. Hier ist dringend
eine rasche Abhilfe erforderlich. Nur, Bildungssysteme verhalten sich wie
Regelstrecken mit "Totzeiten". Ein Regeleingriff macht sich erst nach
einer gewissen Zeit bemerkbar, im Bildungssystem erst nach Jahren.
Allgemein die Technik und speziell der Ingenieurberuf müssen an
Attraktivität wieder zunehmen. Ein Land ohne Technik ist ein Armen-
haus, lautete eine Zeitungsartikelüberschrift in den VDI-Nachrichten. Um
eine Zunahme zu erreichen, sind folgende Ansatzpunkte denkbar (Bild
27):
o Technikfeindlichkeit in der Gesellschaft abbauen
o Technikfaszination wecken
o Technikrelevanz in Schulen fördern
o Einführung eines Faches "Technik" in Schulen
o Qualität der Ausbildung in Schulen erhöhen, damit ein Ingenieur-
  studium mit seinen spezifischen Anforderungen ohne große Rei-
  bungsverluste in kürzester Zeit absolviert werden kann
o Begeisterung von mehr weiblichen Schulabgängern für den Ingenieur-
  beruf
o Steigerung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Ingenieure durch
  diese selbst, das heißt Einbringung und Einbindung in gesellschaft-
  liche Prozesse und auch in die Politik

Die Hochschulen selbst haben in der Vergangenheit durch öffentliche
Präsentation, wie Tage der offenen Tür und Internetauftritte, schon
frühzeitig einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Damit
den jungen Leuten, die sich für ein Ingenieurstudium entscheiden, der
Alltag an der Hochschule nicht zu trist wird, rufe ich allen Lehrenden zu:
Lassen Sie trotz übergestülpter bildungspolitischer Reformen und
zunehmender Bürokratie den Funken der Begeisterung in der Lehre auf
die Studentinnen und Studenten überspringen. Beruf sollte Berufung
bedeuten. Kurze Abschweifer z.B. zu aktuellen Tagesthemen lockern die
Vorlesung auf und öffnen den Horizont über das Fachliche hinaus. Von
einer motivierten Zuhörerschaft kommt als Feedback viel Positives und
Freude zurück. Die Studentinnen und Studenten nehmen es dankend an
und werden sich im späteren Berufsleben gerne an ihre eigene
Studienzeit zurückerinnern.

Liebe Diplomingenieurinnen und Diplomingenieure, vom eben erwähnten
Sattelpunkt beginnt für sie jetzt ein neuer Lebensabschnitt, dem sie
aufgrund ihrer guten Ausbildung zuversichtlich entgegensehen können.

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Mit ihrem praxisbezogenen Studium sind sie den beruflichen Heraus-
forderungen gewachsen. Sie haben es gelernt, kreativ und innovativ für
Aufgaben, Konstruktionen und Projekte unter Wahrung aller Neben- und
Randbedingungen technischer, ökonomischer und ökologischer Art eine
optimale Lösung in einer vorgegebenen Zeit zu finden. Die Aufgaben-
felder, die auf sie warten, sind mannigfaltig. Packen sie das Neue, das
auf sie zukommt, optimistisch an. So kann auch z.B. die in der letzten
Zeit wieder oft genannte und eben erwähnte drohende Klimaverän-
derung als Herausforderung für Ingenieure angesehen werden, ebenso
die zukünftigen Energiefragen. Ob diese für die Überlebensnotwendig-
keit der Menschheit so wichtigen Aufgaben je gelöst werden, ist aller-
dings fraglich.

Denjenigen, die eine Führungsposition im mittleren oder oberen Mana-
gement anstreben, wünsche ich gutes Gelingen. Auch in der Politik sind
dringend Ingenieure von Nöten, die mit ihren Erfahrungen, ihrer Um-,
Vor-, Weit- und Neusicht Akzente in der verkrusteten Politaristokratie
setzen können. Egal wo sie auf der Karriereleiter stehen, bleiben sie
menschlich, verformen sie sich nicht und lassen sie sich nicht verformen.
Sind sie selbstbewusst ohne überheblich zu sein. Haben sie Mut zu
Neuem und sind sie kritisch. Vertreten sie eine eigenständige und
wertbezogene Meinung. Richten sie ihr Tun und Handeln stets so aus,
dass sie nicht erpressbar werden, weder im Kleinen noch im Großen.
(Hier noch ein Hinweis: Wenn es sie beruflich in oder durch die
Vorstandsetagen großer Firmen führt, halten sie ihre Taschen zu.)

Ihnen liebe Diplomingenieurinnen und Diplomingenieure wünsche ich
privat und auf ihrem zukünftigen Berufsweg alle Gute, viel Erfolg und
persönliches Glück. Greifen sie mit beiden Händen nach den Sternen.
Möge ihnen der Regensburger Dom mit seinen in den "Himmel"
zeigenden beiden Türmen hierfür allzeit ein Symbol sein und in
Erinnerung bleiben (Bild 28).

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Festvortrag zur Verabschiedung
der Absolventen des Fachbereichs
          Maschinenbau
       der FH Regensburg

                14.04.2007

     Es gilt das gesprochene Wort!

Bild 1: Bismarckplatz mit Südseite des Theaters

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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
Bild 2: Gesandtenstraße, "Bücher-Pustet" / "Alte Tabakfabrik"

 Bild 3: Gesandtenstraße mit Neupfarrkirche im Hintergrund

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Bild 4: "Neupfarrkirche"

Bild 5: Neupfarrplatz mit überdeckelten Überresten des mittelalterischen
                           jüdischen Stadtkerns

                                                                      11
Bild 6: Innenansicht der "Maria-Langkapelle" in der Pfauengasse

 Bild 7: Domvorplatz mit "Haus Heuport" und "Hotel Kaiserhof"

                                                                  12
Bild 8: Türme (Höhe 105 m) des Regensburgers Doms "St. Peter"
                  (Bauzeit ca. 1250 bis 1525)

                  Bild 9: "Hotel Bischofshof"

                                                                13
Bild 10: Blick durch den Eingangstorbogen (Im Sommer gemütlicher
                Biergarten mit historischer Ambiente)

Bild 11: Blick von der historischen Wurstbratküche auf die "Steinerne
                     Brücke" (Bauzeit 1135-1146)

                                                                        14
Bild 12: Nördliches Stadttor mit Auffahrt zur "Steinernen Brücke"
         Rechts ein Teil der Westfassade des "Salzstadels"

        Bild 13: "David und Goliath" in der Goliathstraße

                                                                    15
Bild 14: Goliathstraße mit Blick zum "Kohlenmarkt" und "Altem Rathaus"

Bild 15: "Altes Rathaus". Tagungsort des immerwährenden Reichstages
                             von 1663-1806

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Bild 16: Haidplatz mit "Hotel Arch"

Bild 17: Haidplatz mit " Renaissance-Brunnen" (1659) und Haus "Neue
                                Waag"

                                                                  17
Bild 18: Ende der Ludwigstraße mit Arnulfsplatz

Bild 19: Bismarckplatz mit bischhöflichem Gebäude

                                                    18
Bild 20: Marienbrücke (erbaut 1866)

Bild 21: Müngstener Eisenbahnbrücke (hundertjähriges Jubiläum)

                                                                 19
Bild 22: Marienbrücke mit "Schloss Neuschwanstein"

         Beruf und Gesellschaft

         Fachkräftemangel für Ingenieure steigt an
         Durchschnittliche Anzahl offener Ingenieur-Stellen*
25.000
                                                                    22.086

20.000
               16.603
                                                 17.143

                                  13.616
15.000

10.000

 5.000

    0
               2003                2004          2005               2006
                                                                                             Quelle: Bundesagentur für Arbeit / VDI

                          *ausgehend von einer Dunkelziffer von 1:1 zu gemeldeten Stellen,
                           gemessen jeweils Dezember-November

            Bild 23: Fachkräftemangel an Ingenieuren

                                                                                                                                      20
Beruf und Gesellschaft
                    Offene
                                                                                                       +56%
                Ingenieurstellen                                                                        521                                 +1%
                                                                                                          Schleswig-Holste in
                                                                                                          Schleswig-Holstein
                                                                                                                                             253
              nach Bundesländern                                                                                                Mecklenburg-Vorpo mmern
                                                                                                                                Mecklenburg-Vorpommern
             Durchschnitt pro Monat                                                                         Hamburg
                                                                                                            Hamburg
             von Dezember 2005 bis November 2006
                                                                                     +66%                              1.308                         +61%
                                                                                                                                           Brande nburg
                                                                                                                                           Brandenburg
                                                                                      434
                                                                                                    Bremen
                                                                                                    Bremen                 -25%                       304
                                                                                                             Niedersachsen
                                                                                                             Niedersachsen
                                                                                                                                                  Be rlin
                                                                                                                                                  Berlin
                                                                                                               +54%                 +62%                    +58%
     Bundesweit gab es
                                                                                                               1.395                                         464
     im Schnitt pro Monat                                                                                                             383
     22.086* offene                                                       +47%                                                  Sachsen-Anhalt
                                                                                                                                Sachsen-Anhalt

     Ingenieurstellen.                                                     4.188                                                                 Sachsen
                                                                                                                                                 Sachsen
                                                                        No rd rhein-Westfalen
                                                                        Nordrhein-Westfalen                                  +38%                    +47
                                                                                                    +26%                       454                     896
                                                                                                                        Thüringen
                                                                                                                        Thüringen
                                                                                                     1.415
                                                                                                He ssen
                                                                                                Hessen
                                                                         504
                                                                            +9%                                                                                  +/-%
                                                                             Rheinland-Pfalz
                                                                             Rheinland-Pfalz                                                                 Veränderung im
                                                                        Saarland
                                                                        Saarland
                                                                                                                                                             Jahresvergleich
                                                                         +51%                                                       +13%
                                                                        165                                                          3.890
                                                                                                +26%                                   Bayern
                                                                                                                                       Bayern
                                                                                                 3.777
                                                                                        Baden-Württemberg
                                                                                        Baden-Württemberg

    *inklusive 1.736 in Deutschland ausgeschriebenen
    Ingenieurstellen im Ausland.                                                                                                                            Grafik: VDI

     Bild 24: Offene Ingenieurstellen nach Bundesländern

             Beruf und Gesellschaft

             Absolventinnen und Absolventen der
             Ingenieurdisziplinen
                  60.000                                                                                            10.000

                                                                                                                    9.000
                                                                                                               8.668
                  50.000   49.278   49.028                                                           8.331
                                                                                            8.052                   8.000
                               7.564       44.441               7.552              7.678
                                       7.411            7.350
                                                   42.335                 7.324
                                               7.183
                                                                                                          39.407
                                                                                                                    7.000
                  40.000                                   39.270
                                                                    37.056                      37.257
                                                                              36.147 36.702
                                                                                                                    6.000

                                                                                                                                     Absolventen und Absolventinnen ingesamt
                  30.000                                                                                            5.000            Absolventinnen

                                                                                                                    4.000

                  20.000
                                                                                                                    3.000

                                                                                                                    2.000
                  10.000

                                                                                                                    1.000

                      0                                                                                             0
                           1996     1997     1998   1999   2000     2001      2002     2003     2004       2005

 Quelle: www.vdi.de/monitor-ing, Grunddaten: Statistisches Bundesamt

Bild 25: Ingenieurabsolventinnen und Ingenieurabsolventen

                                                                                                                                                                               21
Beruf und Gesellschaft

     Einkommenseffekte durch Ingenieurmangel

                              Gehalt p.a. in Euro   Zahl offener / nicht   Kumulierte Werte

                                                    geschaffener Stellen

      Ingenieure              65.000 €              22.000                 1.430.000.000 €

      Technische Berufe       47.000 €              39.600                 1.861.200.000 €
      (FuE-Personal)

      Kaufmännische           41.000 €              11.000                   451.000.000 €
      Berufe (Handel)

      Summe                                                                3.742.200.000 €

  Bild 26: Einkommenseffekte durch Ingenieurmangel

  • Technikfeindlichkeit in der Gesellschaft abbauen

  • Technikfaszination wecken

  • Technikrelevanz in Schulen fördern

  • Einführung eine Faches "Technik“ in Schulen

  • Erhöhung der Ausbildungsqualität in Schulen

  • Begeisterung von mehr weiblichen
    Schulabgängern für den Ingenieurberuf

  • Steigerung der gesellschaftlichen Wahrnehmung
    der Ingenieure durch diese selbst

Bild 27: Attraktivitätsansatzpunkte für den Ingenieurberuf

                                                                                              22
Bild 28: Regensburger Domtürme als Symbol für Erfolg und Glück auf
                   dem zukünftigen Berufsweg

                                                                 23
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