Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007
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Festrede zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007 Prof. Dr. Gerhard Strunk Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Absolventinnen und Absolventen, liebe Angehörige und Studenten, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Dekan, sehr geehrte Damen und Herren, Ihnen liebe Absolventinnen und Absolventen, herzlichen Dank für Ihre Einladung zu Ihrer Verabschiedung. Mit Freude habe ich die Einladung angenommen und bin gerne zu Ihnen in die altehrwürdige Reichs- und Handelsstadt Regensburg gekommen, deren Charme mich auch heute noch nach eineinhalb Jahren Abstinenz fasziniert. Hoffentlich konnten auch Sie während ihres sehr arbeitsintensiven Maschinenbaustudiums die Annehmlichkeiten dieser Stadt hinreichend genießen. Herzlichen Glückwunsch und Gratulation zur bestandenen Diplom- prüfung. Sind sie stolz auf das Erreichte und blicken Sie voller Optimismus in die Zukunft, denn die Berufsaussichten für Maschinen- bauingenieure sind zur Zeit sehr gut. Da sie jetzt mit einem lachenden Auge und einem weinenden Auge diese Stadt verlassen, in der sie fast eine halbe Dekade studiert haben, wollen wir noch einen Abschieds- rundgang durch die Altstadt machen. Sie verlassen Regensburg mit einem lachenden Auge deshalb, weil sie erfolgreich ihr Studium zum Abschluss gebracht und damit allen Stress hinter sich gelassen haben. Mit einem weinenden Auge, weil Abschied nehmen auch Trennung heißt, von lieben Kommilitonen, von der FH, etc. (Bilder 1-19 von Regensburg). Erlauben Sie mir während des Vortrages nach allen Richtungen zu sehen, ja auch rückwärts zu schauen. Ab und an auch zur Sensibilitäts- steigerung mit kritischen gesellschafts- und bildungspolitischen Bemer- kungen. Dies kann natürlich aufgrund der Kürze der Vortragszeit nur ein Überblick sein. 1
Sie haben es selbst erfahren, ein Maschinenbaustudium ist ein arbeitsintensives Studium und erfordert viel Fleiß und persönlichen Einsatz, der sich aber hinsichtlich des erreichten Zieles gelohnt hat. Zu Beginn ihres Studiums werden viele von ihnen die ersehnte studentische Freiheit vermisst haben. Sie sind mit schulischen Stundenplänen und Prüfungsplänen durchs Studium geleitet worden. Diese scheinbar freiheitsraubenden Reglementierungen und damit verbundenen Restriktionen mögen vielen antiquiert und lästig vorgekommen sein. Wenige wurden damit aber auch in ihrer Bequemlichkeit unterstützt. Diese Pläne tragen aber zur Effizienz eines Studiums bei. Der Erfolg der früheren Ingenieurschulen, den Vorläufern der Fachhochschulen, bestand in dem noch strengeren "Schulsystem". Auch an den meisten Technischen Universitäten finden in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen die Vorlesungen und Prüfungen nach abgestimmten Plänen statt. Im Gegensatz dazu ist dies in vielen nichtingenieur- wissenschaftlichen Studiengängen nicht der Fall. Hier gehen oft einige Semester wegen Orientierungslosigkeit zu Studienbeginn und wegen fehlender abgestimmter Stunden- und Prüfungsplänen verloren. So werden Pflichtvorlesungen wochentags zeitgleich oder an Spätnach- mittagsstunden an Freitagen nach persönlichem Belieben der Professo- ren angeboten. Prüfungen werden von studentischen Hilfskräften beaufsichtigt, während sich der zuständige Professor auf angeblicher Dienstreise im Ausland befindet. Fünfzehn Minuten werden gebraucht, um die Sitzordnung herzustellen; für Fragen bei Unklarheiten in der Aufgabenstellung steht niemand zur Verfügung. Die Reihe der Negativbeispiele könnte fortgesetzt werden. Erlauben sie mir deshalb meine Anmerkung, dass die Politik den Hochschulen nicht die von diesen oft eingeforderte absolute Autonomie einräumen darf. Durch mehr Kontrolle und Reglementierung kann das Studium effizienter gestaltet und damit die Studiendauer verkürzt werden. Wir resümieren, dass Sie an der FH Regensburg ein privilegiertes und qualifiziertes Studium genossen haben. In den Grundvorlesungen Technische Mechanik, Festigkeitslehre, Mathematik, Thermodynamik, Maschinenelemente, Werkstoffkunde, etc. wird das Grundwissen für das weitere Studium nach dem Vordiplom dargeboten. Insgesamt aber vermittelt das Studium das Grundwissen für den späteren Beruf und sollte damit als Basiswissen und nicht als Halbwertzeit-Wissen verstanden werden. Im folgenden Beruf muss dann notwendigerweise weiteres spezifisches Wissen aufgesattelt werden. Deshalb hat sich der Begriff des "Lifelong Learning" fest etabliert. Damit sind Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen mathematisch an einem Sattelpunkt in ihrem Leben angekommen. 2
Bevor wir jetzt jedoch den weiteren Kurvenverlauf jenseits des Sattelpunktes betrachten, wollen wir einen allgemeinen Rückblick in die Vergangenheit werfen. Die letzten fünfzig Jahre waren in jeder Beziehung besonders schnelllebig, umwälzend und von enormem technischem Fortschritt geprägt, zu dem die Ingenieure maßgeblich beigetragen haben. Einige Beispiele der neuen Techniken in diesem Zeitfenster sind: Computerentwicklung vom Zuse-Röhrencomputer über Großrechenanlagen zum PC und Laptop; die gesamte Kommunikations- technik mit weltweiter Internetvernetzung; die politisch umstrittene Reaktortechnik (möchte ich auch nennen). Für die Menschen sehr bedeutend und sehr nützlich sind auch die Entwicklungen und Fort- schritte in der Medizintechnik mit Herzlungenmaschine, Kernspinto- mograf, Prothesentechnik, etc. Die Computerentwicklung habe ich selbst während des Studiums und des anschließenden Berufslebens miterlebt. Für Berechnungen während des Studiums wurde in den sechziger Jahren noch der Rechenschieber benutzt, bis dieser dann durch den Taschenrechner abgelöst wurde. Meinen ersten Taschenrechner (HP 45) hatte ich 1973, schon im Beruf stehend, in den USA erworben. Er kostete dort umgerechnet ca. 800 DM und war damit 500 DM billiger als bei uns. In der Mitte der sechziger Jahre musste ich als Student während des Ingenieurstudiums für eine Kleinrechenanlage eine Stückkalkulation erstellen, bei der die Multiplika- tion noch aufwendig programmiert werden musste. An der TH-Darm- stadt, an der ich dann weiter studiert habe, gab es Ende der sechziger Jahre noch kein Fach Informatik im Maschinenbaustudiengang. Man erlernte damals die gängige Ingenieurprogrammiersprache Fortran in einem 14-tägigen Kurs neben dem Studium. Plotroutinen mit den simpelsten Anweisungen mussten selbst programmiert werden. Gerech- net wurde auf einer IBM-Großrechenanlage. Um möglichst viele Rechen- läufe an einem Tag durchzubringen, erfolgte die Programmeingabe auch noch um Mitternacht. Bei allem technischen Fortschritt, auch an Berechnungsmethoden, z.B. der Einführung der Finiten-Elemte an Hochschulen und Universitäten Ende der sechziger Jahre, sind die Grundlagen nicht überholt. Die fol- genden Bilder zeigen die über hundert Jahre alte Marienbrücke (Bild 20) und die Müngstener Eisenbahnbrücke (Bild 21), die in diesem Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. Letztere bestimmt ein technisches Inge- nieurkunstwerk. Die Marienbrücke (Bild 22) hat Ludwig II 1866 erbauen lassen, der von vielen Bayern und von Japanischen Touristen hoch verehrte und innig 3
geliebte "Kini". Er ruht in der Jesuitenkirche St. Michael in München und sein Herz wird in der Gnadenkapelle von Altötting aufbewahrt. Er war der Enkel von Ludwig I, dem Erbauer der Befreiungshalle in Kehlheim, der Walhalla donauabwärts von Regensburg und des ersten Rhein-Main- Donau-Kanals. Die Stabkräfte dieser Fachwerkbrücken wurden vor über hundert Jahren meist grafisch mit dem Cremonaplan ermittelt, den sie aus historischen Gründen im ersten Semester auch noch kennen gelernt haben. Es erscheint seltsam (?), dass diese Bauwerke heute noch ihre Funktion erfüllen, während dreißig Jahre alte Tragkonstruktionen von Gebäuden und Brücken in den letzten Jahren schon frühzeitig ihren "Geist" aufge- geben haben. Nun zur Veränderung der Hochschullandschaft, die sie selbst in den letzten Jahren noch hautnah miterlebt haben, auch wenn es sie nicht mehr direkt berührt hat: Die Einführung der Bachelor- und Master- studiengänge. In der "Sorbonne-Erklärung" von 1998 und der sich hierauf beziehenden "Bologna-Erklärung" von 1999 der Europäischen Bildungsminister wurde nochmals abschließend bekräftigt, die verschie- denen europäischen Bildungssysteme mit ihren Abschlüssen anzuglei- chen. Dem europäischen Gedanken verpflichtet, unterliegt die Politik natürlich einem gewissen Zwang. An der FH Regensburg wurde die Einrichtung eines Studienganges im Fachbereich Maschinenbau mit diesen Abschlüssen schon 1997 vom Senat beschlossen. Ob die Einführung dieser Abschlüsse und die sukzessive Verabschiedung vom "alten Diplomingenieur" für die deutsche Hochschullandschaft insgesamt das Nonplusultra ist, wird sich zeigen. Auf keinen Fall darf die Schere zwischen Ausbildung und späteren Anforderungen im Beruf aus- einanderklaffen. Es darf keine Niveauabsenkung eintreten. (Nach eigener Lösung der letzten TM- und FL- Diplomvorprüfungsaufgaben kann ich sagen, dass der Standard zumindest in diesen Fächern an der FH-Regensburg gehalten wurde.) Als rohstoffarmes Land liegt unsere einzige Chance in der Forschung und Entwicklung und in der Herstellung von Hightech-Produkten. Noch eine Anmerkung zum Bachelorabschluss: Er entspricht in den USA in etwa dem deutschen Technikerabschluss. Da sich aber an dem Grad des Abschlusses das Einstiegsgehalt orientiert, empfehle ich den jetzigen Studenten auf den Bachelor noch den Master zu packen. Außerdem werden dadurch die Karriereaus- sichten gesteigert. Auch in dieser politisch gewollt geänderten Hoch- schullandschaft meine ich, dass der Schwerpunkt bei den Fachhoch- schulen unbedingt auf der Lehre und nicht auf der Forschung liegen sollte. Die Argumente, mit denen man die neuen Abschlüsse 4
bildungspolitisch propagiert hat, waren nicht immer einleuchtend und zwingend logisch. So z.B. das Argument, dass bei der Verleihung von international anerkannten Abschlüssen die Zahl der ausländischen Studenten an deutschen Hochschulen wieder steigen würde. Die sinkende Zahl ausländischer Studenten hat mannigfaltige Ursachen, oft sogar ganz einfache und nahe liegende. Zum Beispiel hängt das auch mit der Schließung von Goetheinstituten im Ausland zusammen. (Ein ausländischer Unternehmer, der in seinem Heimatland selbst ein Goethe-Institut besucht hat, schickt in der Regel seine Kinder zum Studium nach Deutschland und kauft auch bei uns seine Maschinen und Produkte ein.) Aber auch politisch waren die letzten fünfzig Jahre von bedeutenden Ereignissen geprägt. Im März wurden wir an die Gründung der Europäischen Union vor fünfzig Jahren erinnert, die das Zusammen- wachsen von Europa einleitete. Für Deutschland war die Wiedervereini- gung 1989 ein sehr wichtiges Ereignis. Was mir bei aller Schnelllebigkeit in der jetzigen Zeit Sorgen macht, ist die kurzfristige Denkweise und auch Unglaubwürdigkeit von Politikern. Sie denken und handeln in Legislaturperioden. Viele beherrschen die Kunst zu reden und nichts zu sagen. Wer die Berliner Erklärung vom 25. März liest, wird feststellen, dass sie sich sehr enthusiastisch liest, aber in Teilen eine mit Floskeln gespickte Absichtserklärung ist. Dringend notwendige Reformen, die unser Land braucht, werden darin nicht angesprochen, damit auch nicht angepackt oder wenn, nur halbherzig durchgeführt. Viele Politiker äußern sich oft ohne Sach- und Fachwissen zu anstehenden Themen und Problemen. Wer weiß bei den dringend zu lösenden Umweltaufgaben außer den Ingenieuren, dass z.B. ein 1000 MW-Kohlekraftwerk in der Stunde ca. 950 Tonnen CO2 in die Atmos- phäre ausstößt und durch ungefähr 50 Flusskraftwerke oder 300 bis 500 Windkraftanlagen zu ersetzen ist. Unbegreiflich und unverantwortlich ist, dass bei dieser Zahl von 950 Tonnen weitere Braunkohlekraftwerke geplant sind und in naher Zukunft sukzessive ans Netz gehen sollen (30 an der Zahl). Zu der langfristigen Energieversorgung und zum Klima- schutz hat die Politik keine glaubwürdigen strategischen Antworten. Preiswerte Verfügbarkeit von Energie ist aber notwendig für Wohlstand bzw. den derzeitigen Lebensstandard und Klimaschutz ist notwendig fürs Überleben der Menschen. Ich erinnere daran, dass Anfang der siebziger Jahre in Deutschland auf die Energiekrise phasenverschoben eine Arbeitslosenwelle folgte. 5
In Großunternehmen und auch Banken orientiert sich oft die Denk- und Handelsweise bei Vorständen am Jahreszyklus der Aktionärshauptver- sammlungen, ja sogar an den Quartalszahlen. Im Vordergrund steht das Shareholder Value. Der Mensch bleibt auf der Strecke und in Betrieben der Arbeitnehmer durch Stellenabbau. Die Unternehmen in Deutschland sollten erkennen, dass Investitionen in Aus- und Fortbildung ihrer Fachkräfte und Ingenieure das Unternehmenskapital und den Wett- bewerbsfaktor steigern, also insgesamt eine Effizienzsteigerung fürs Unternehmen sind. Die soziale Verantwortung der Politiker und Manager im heutigen so genannten "Turbokapitalismus" wird nach meiner Meinung sträflich vernachlässigt. Bei Vorständen drängt sich manchmal der Eindruck auf, dass es darauf anlegt wird, schon vor Vertragsablauf mit einer hohen Abfindung von ihrem Posten entbunden zu werden, um danach in den Aufsichtsrat des eigenen Unternehmens oder anderweitig in einen hoch dotierten Posten zu wechseln. Nun die erfreuliche Botschaft für sie, liebe Diplomingenieurinnen und Diplomingenieure. Ihre Berufsaussichten sind durch die positive konjunkturelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt so gut wie lange nicht zuvor. Der Mangel an Ingenieuren nimmt nach Aussagen des VDI monatlich zu. 22000 Ingenieurstellen konnten Ende 2006 nicht besetzt werden (Bild 23). Davon mit 3890 offenen Ingenieurstellen liegt Bayern hinter Nordrhein-Westfalen an zweiter Stelle (Bild 24). Erfreulich ist, dass die Absolventinnenzahlen angestiegen sind (Bild 25). Allerdings hat kein vergleichbares Land einen so geringen Frauenanteil in Ingenieurberufen wie Deutschland. Volkswirtschaftlich leiten die unbesetzten Ingenieur- stellen Arbeitsmarkt- und Einkommenseffekte ab (Bild 26). Jede nicht besetzte Ingenieurstelle zieht 2,3 nicht realisierte Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung (1,8) und im Handel (0,5) nach sich. Die offenen Stellen dieser drei Sparten mit den jeweiligen durchschnittlichen Jahreseinkommen multipliziert, ergibt eine fehlende Wertschöpfung von insgesamt 3,74 Milliarden. Ein weiterer Wertschöpfungsverlust von ungefähr 8 Milliarden liegt nach Angabe des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in der Umsetzung von Patenten in Produkte. Deutschland zählt mit über 23000 Patentanmeldungen pro Jahr zu den innovativsten Ländern in Europa. Jedoch wird bei uns nur jedes vierte reife Patent in Produkte umgesetzt. Bei den mittleren Unternehmen scheitert die Umsetzung meist an fehlenden finanziellen Mittel. Die Zahl der Absolventen in den ingenieurwissenschaftlichen Studien- gängen reicht momentan aber gerade einmal aus, um den Ersatzbedarf zu decken. Alarmierend ist, dass die Zahl der Studienanfänger im Maschinenbau laut Statistischem Bundesamt gesunken ist, obwohl die 6
Anzahl der Studierenden insgesamt angestiegen ist. Hier ist dringend eine rasche Abhilfe erforderlich. Nur, Bildungssysteme verhalten sich wie Regelstrecken mit "Totzeiten". Ein Regeleingriff macht sich erst nach einer gewissen Zeit bemerkbar, im Bildungssystem erst nach Jahren. Allgemein die Technik und speziell der Ingenieurberuf müssen an Attraktivität wieder zunehmen. Ein Land ohne Technik ist ein Armen- haus, lautete eine Zeitungsartikelüberschrift in den VDI-Nachrichten. Um eine Zunahme zu erreichen, sind folgende Ansatzpunkte denkbar (Bild 27): o Technikfeindlichkeit in der Gesellschaft abbauen o Technikfaszination wecken o Technikrelevanz in Schulen fördern o Einführung eines Faches "Technik" in Schulen o Qualität der Ausbildung in Schulen erhöhen, damit ein Ingenieur- studium mit seinen spezifischen Anforderungen ohne große Rei- bungsverluste in kürzester Zeit absolviert werden kann o Begeisterung von mehr weiblichen Schulabgängern für den Ingenieur- beruf o Steigerung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Ingenieure durch diese selbst, das heißt Einbringung und Einbindung in gesellschaft- liche Prozesse und auch in die Politik Die Hochschulen selbst haben in der Vergangenheit durch öffentliche Präsentation, wie Tage der offenen Tür und Internetauftritte, schon frühzeitig einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Damit den jungen Leuten, die sich für ein Ingenieurstudium entscheiden, der Alltag an der Hochschule nicht zu trist wird, rufe ich allen Lehrenden zu: Lassen Sie trotz übergestülpter bildungspolitischer Reformen und zunehmender Bürokratie den Funken der Begeisterung in der Lehre auf die Studentinnen und Studenten überspringen. Beruf sollte Berufung bedeuten. Kurze Abschweifer z.B. zu aktuellen Tagesthemen lockern die Vorlesung auf und öffnen den Horizont über das Fachliche hinaus. Von einer motivierten Zuhörerschaft kommt als Feedback viel Positives und Freude zurück. Die Studentinnen und Studenten nehmen es dankend an und werden sich im späteren Berufsleben gerne an ihre eigene Studienzeit zurückerinnern. Liebe Diplomingenieurinnen und Diplomingenieure, vom eben erwähnten Sattelpunkt beginnt für sie jetzt ein neuer Lebensabschnitt, dem sie aufgrund ihrer guten Ausbildung zuversichtlich entgegensehen können. 7
Mit ihrem praxisbezogenen Studium sind sie den beruflichen Heraus- forderungen gewachsen. Sie haben es gelernt, kreativ und innovativ für Aufgaben, Konstruktionen und Projekte unter Wahrung aller Neben- und Randbedingungen technischer, ökonomischer und ökologischer Art eine optimale Lösung in einer vorgegebenen Zeit zu finden. Die Aufgaben- felder, die auf sie warten, sind mannigfaltig. Packen sie das Neue, das auf sie zukommt, optimistisch an. So kann auch z.B. die in der letzten Zeit wieder oft genannte und eben erwähnte drohende Klimaverän- derung als Herausforderung für Ingenieure angesehen werden, ebenso die zukünftigen Energiefragen. Ob diese für die Überlebensnotwendig- keit der Menschheit so wichtigen Aufgaben je gelöst werden, ist aller- dings fraglich. Denjenigen, die eine Führungsposition im mittleren oder oberen Mana- gement anstreben, wünsche ich gutes Gelingen. Auch in der Politik sind dringend Ingenieure von Nöten, die mit ihren Erfahrungen, ihrer Um-, Vor-, Weit- und Neusicht Akzente in der verkrusteten Politaristokratie setzen können. Egal wo sie auf der Karriereleiter stehen, bleiben sie menschlich, verformen sie sich nicht und lassen sie sich nicht verformen. Sind sie selbstbewusst ohne überheblich zu sein. Haben sie Mut zu Neuem und sind sie kritisch. Vertreten sie eine eigenständige und wertbezogene Meinung. Richten sie ihr Tun und Handeln stets so aus, dass sie nicht erpressbar werden, weder im Kleinen noch im Großen. (Hier noch ein Hinweis: Wenn es sie beruflich in oder durch die Vorstandsetagen großer Firmen führt, halten sie ihre Taschen zu.) Ihnen liebe Diplomingenieurinnen und Diplomingenieure wünsche ich privat und auf ihrem zukünftigen Berufsweg alle Gute, viel Erfolg und persönliches Glück. Greifen sie mit beiden Händen nach den Sternen. Möge ihnen der Regensburger Dom mit seinen in den "Himmel" zeigenden beiden Türmen hierfür allzeit ein Symbol sein und in Erinnerung bleiben (Bild 28). Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 8
Festvortrag zur Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Maschinenbau der FH Regensburg 14.04.2007 Es gilt das gesprochene Wort! Bild 1: Bismarckplatz mit Südseite des Theaters 9
Bild 2: Gesandtenstraße, "Bücher-Pustet" / "Alte Tabakfabrik" Bild 3: Gesandtenstraße mit Neupfarrkirche im Hintergrund 10
Bild 4: "Neupfarrkirche" Bild 5: Neupfarrplatz mit überdeckelten Überresten des mittelalterischen jüdischen Stadtkerns 11
Bild 6: Innenansicht der "Maria-Langkapelle" in der Pfauengasse Bild 7: Domvorplatz mit "Haus Heuport" und "Hotel Kaiserhof" 12
Bild 8: Türme (Höhe 105 m) des Regensburgers Doms "St. Peter" (Bauzeit ca. 1250 bis 1525) Bild 9: "Hotel Bischofshof" 13
Bild 10: Blick durch den Eingangstorbogen (Im Sommer gemütlicher Biergarten mit historischer Ambiente) Bild 11: Blick von der historischen Wurstbratküche auf die "Steinerne Brücke" (Bauzeit 1135-1146) 14
Bild 12: Nördliches Stadttor mit Auffahrt zur "Steinernen Brücke" Rechts ein Teil der Westfassade des "Salzstadels" Bild 13: "David und Goliath" in der Goliathstraße 15
Bild 14: Goliathstraße mit Blick zum "Kohlenmarkt" und "Altem Rathaus" Bild 15: "Altes Rathaus". Tagungsort des immerwährenden Reichstages von 1663-1806 16
Bild 16: Haidplatz mit "Hotel Arch" Bild 17: Haidplatz mit " Renaissance-Brunnen" (1659) und Haus "Neue Waag" 17
Bild 18: Ende der Ludwigstraße mit Arnulfsplatz Bild 19: Bismarckplatz mit bischhöflichem Gebäude 18
Bild 20: Marienbrücke (erbaut 1866) Bild 21: Müngstener Eisenbahnbrücke (hundertjähriges Jubiläum) 19
Bild 22: Marienbrücke mit "Schloss Neuschwanstein" Beruf und Gesellschaft Fachkräftemangel für Ingenieure steigt an Durchschnittliche Anzahl offener Ingenieur-Stellen* 25.000 22.086 20.000 16.603 17.143 13.616 15.000 10.000 5.000 0 2003 2004 2005 2006 Quelle: Bundesagentur für Arbeit / VDI *ausgehend von einer Dunkelziffer von 1:1 zu gemeldeten Stellen, gemessen jeweils Dezember-November Bild 23: Fachkräftemangel an Ingenieuren 20
Beruf und Gesellschaft Offene +56% Ingenieurstellen 521 +1% Schleswig-Holste in Schleswig-Holstein 253 nach Bundesländern Mecklenburg-Vorpo mmern Mecklenburg-Vorpommern Durchschnitt pro Monat Hamburg Hamburg von Dezember 2005 bis November 2006 +66% 1.308 +61% Brande nburg Brandenburg 434 Bremen Bremen -25% 304 Niedersachsen Niedersachsen Be rlin Berlin +54% +62% +58% Bundesweit gab es 1.395 464 im Schnitt pro Monat 383 22.086* offene +47% Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Ingenieurstellen. 4.188 Sachsen Sachsen No rd rhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen +38% +47 +26% 454 896 Thüringen Thüringen 1.415 He ssen Hessen 504 +9% +/-% Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Veränderung im Saarland Saarland Jahresvergleich +51% +13% 165 3.890 +26% Bayern Bayern 3.777 Baden-Württemberg Baden-Württemberg *inklusive 1.736 in Deutschland ausgeschriebenen Ingenieurstellen im Ausland. Grafik: VDI Bild 24: Offene Ingenieurstellen nach Bundesländern Beruf und Gesellschaft Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurdisziplinen 60.000 10.000 9.000 8.668 50.000 49.278 49.028 8.331 8.052 8.000 7.564 44.441 7.552 7.678 7.411 7.350 42.335 7.324 7.183 39.407 7.000 40.000 39.270 37.056 37.257 36.147 36.702 6.000 Absolventen und Absolventinnen ingesamt 30.000 5.000 Absolventinnen 4.000 20.000 3.000 2.000 10.000 1.000 0 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: www.vdi.de/monitor-ing, Grunddaten: Statistisches Bundesamt Bild 25: Ingenieurabsolventinnen und Ingenieurabsolventen 21
Beruf und Gesellschaft Einkommenseffekte durch Ingenieurmangel Gehalt p.a. in Euro Zahl offener / nicht Kumulierte Werte geschaffener Stellen Ingenieure 65.000 € 22.000 1.430.000.000 € Technische Berufe 47.000 € 39.600 1.861.200.000 € (FuE-Personal) Kaufmännische 41.000 € 11.000 451.000.000 € Berufe (Handel) Summe 3.742.200.000 € Bild 26: Einkommenseffekte durch Ingenieurmangel • Technikfeindlichkeit in der Gesellschaft abbauen • Technikfaszination wecken • Technikrelevanz in Schulen fördern • Einführung eine Faches "Technik“ in Schulen • Erhöhung der Ausbildungsqualität in Schulen • Begeisterung von mehr weiblichen Schulabgängern für den Ingenieurberuf • Steigerung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Ingenieure durch diese selbst Bild 27: Attraktivitätsansatzpunkte für den Ingenieurberuf 22
Bild 28: Regensburger Domtürme als Symbol für Erfolg und Glück auf dem zukünftigen Berufsweg 23
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