WALDKINDERGARTEN - Ergänzung zur pädagogischen Konzeption des Kinderdörfels - AWO Viernheim
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2 Inhaltsverzeichnis Vorwort Das Leitungsteam des Kinderdörfels 05 Wie unsere Waldgruppe entstand 06 Bedingungen in der Waldgruppe 07 Unsere Partnerschaft mit den Eltern 08 Aufnahme und Verabschiedung 10 Was im Wald benötigt wird 12 Gefahren im Wald und Gegenmaßnahmen 13 Ein gewöhnlicher Tag im Wald 14 Das Lernen in der Waldgruppe 16 Unser Umgang mit kindlicher Sexualität 32 Unsere Häschenschule 34 Feste und Feiern im Jahreslauf 36 Weiterentwicklung des Erzieherteams 37 Zusammenarbeit mit dem Kinderdörfel 38 Zusammenarbeit mit anderen Institutionen 40 Erfahrungen mit dem Waldkindergarten 41 Fachliteratur und Internet 42 Beschwerdemanagement 43 Begrüßungsbrief 44 Erzieherteam 45 Im Folgenden wird aus Einfachheitsgründen von Erziehern oder Praktikanten gesprochen. Selbstverständlich sind die weiblichen Kollegen mit bedacht. © Dezember ♧ 2019
3 Vorwort Dies wird in vielem deutlich. So sehen wir mit Befriedigung gerade im Wald und Feld abertausende von Dingen, Ereignisse und sich verändernde Zustände, die es Kindern Liebe Eltern, erlauben, fast unentwegt ihre Neugier mit die meisten von Ihnen, die ihr Kind bei uns Erkenntnissen und Erfahrungen zu befriedi- zum Kindergarten anmelden, haben selbst gen. Erfahrungen mit irgendeinem Kindergarten, Dass die Motorik Ihres Kindes durch die vie- den Sie in Ihrer eigenen Kindheit besucht ha- len Bewegungserfordernisse im Freien geför- ben. dert wird, liegt auf der Hand. Dass die Ge- Aber! In einem Waldkindergarten waren Sie sundheit Ihres Kindes durch die Bewegung sicher noch nicht. im Freien und zu allen Jahreszeiten enorm Diese Pädagogische Konzeption gibt es aller- gestärkt wird, ist bewiesen. dings schon seit einigen Jahren, bei uns in Übrigens nicht nur bei Ihrem Kind! Auch das Viernheim genau seit 2002. betreuende Personal erfährt diese Stabilität Die Grundauffassungen zur Sicht auf das der Gesundheit. Wir können Ihnen belegen, Kind, Situationsansatz usw. sind genau die dass die Leiterin der Gruppe null Fehltage gleichen wie im Kinderdörfel (siehe Pädago- im letzten Jahr hatte. Dass es dort auch Ge- gische Konzeption des Kinderdörfels). fährdungen gibt, wollen wir Ihnen nicht vor- Die Praxis allerdings ist in Vielem notwendi- enthalten. Wie und womit Sie Ihr Kind vor gerweise anders. Wie und warum, das wol- solchen Gefahren schützen können, erfahren len wir Ihnen im Folgenden zeigen. Sie auf den folgenden Seiten. Sollten Ihnen Davor aber noch einige grundsätzliche Ge- die Beispiele dieser Schrift nicht vollständig danken zur frühkindlichen Bildung, welche genug erscheinen, erfahren Sie im direkten ja seit einigen Jahren immer wieder in den Gespräch mit unseren Fachkräften vor Ort al- Medien thematisiert wird. Die AWO hat les Weitere. schon bevor dieses öffentliche Interesse auf- kam, in ihren Einrichtungen Grundsätzliches Wir freuen uns auf Ihr Kind und auf Sie als zu diesem Thema erarbeitet. Eltern. Das Wichtigste: Neugier ist keine Charakter- schwäche, sondern die notwendige Voraus- Viernheim, im Juli 2009 setzung für jede Art von Bildung. Neugier zu Frithjof Besser wecken ist viel wichtiger, als sie zu dämpfen. für den Vorstand der Arbeiterwohlfahrt in Neugierig sind Kinder schon ab ihrer Geburt. Viernheim © Dezember ♧ 2019
4 Vorwort Warum der Waldkindergarten zum AWO- die Erlebnisse und Erfahrungen, die die Kin- Kinderdörfel gehört der selbst im Umgang mit ihrer Umwelt ma- chen. Die übergeordneten Ziele sind Selbst- Genau genommen handelt es sich beim bestimmung, Solidarität, Sach- und Lern- Waldkindergarten um die Waldkindergar- kompetenz. tengruppe des Kinderdörfels. Für diese Zu- gehörigkeit zu der Kindertagesstätte der Die Leitlinien der Arbeiterwohlfahrt: AWO in der Nordweststadt gibt es gute Kinder brauchen Kinder. Ihr Lernen und Gründe: ihre Bildung finden nicht in künstlichen Zu- sammenhängen statt, sondern im Zusam- Die Entstehungsgeschichte: mensein mit anderen Kindern, in der sozia- Der Waldkindergarten ging aus der Wan- len Gemeinschaft der Gruppe. Und Familien dergruppe des AWO-Kinderdörfels hervor brauchen Unterstützung. Wir wollen sie in (Näheres auf der folgenden Seite). Er wurde den Einrichtungen der AWO nach Kräften in vom Landesjugendamt im Jahr 2002 geneh- ihrer Verantwortung und ihrer Kompetenz migt und als sechste Gruppe in die Betriebs- bei der Erziehung der Kinder stärken. erlaubnis des Kinderdörfels aufgenommen. Auf dieser gemeinsamen Grundlage gibt es im AWO-Kinderdörfel drei Arbeitsbereiche: Das gemeinsame Bild vom Kind: Kindergarten, Familiengruppen und den Kinder sind von Geburt an mit einer natürli- Waldkindergarten. Diese haben jeweils un- chen Neugier, Wissensdurst und Entde- terschiedliche Arbeitsbedingungen, die ver- ckungsfreude ausgestattet und streben da- schiedene Arbeitsformen zur Folge haben. nach, sich ihre Welt anzueignen. Wir begeg- nen jedem Einzelnen von ihnen mit Achtung Im Waldkindergarten gibt es beispielsweise und Wertschätzung seiner individuellen eine naturpädagogische und eine musikpä- Persönlichkeit, seinen Stärken und Fähigkei- dagogische Schwerpunktsetzung. ten. Wir möchten eine vertrauensvolle Bezie- Was das in der Praxis bedeutet, darüber in- hung zu ihm aufbauen, die ein gemeinsames formiert Sie diese Broschüre. Leben und Lernen zulässt. Dies ist die Basis einer positiven Entwicklungsmöglichkeit. Viernheim, im Dezember 2009 Die Pädagogik des Situationsansatzes: Peter Lichtenthäler Wir gehen aus von der Lebenssituation der Leiter Kinderdörfel Kinder und ihrer Familien und machen den Alltag zum Gegenstand von Lern- und Bil- dungsprozessen. Entscheidend sind dabei © Dezember ♧ 2019
5 2017 - Das Leitungsteam des Kinderdörfels Seit April 2017 gibt es im Kinderdörfel zwei verschiedene, eigenständige Einrichtungsteile mit jeweils eigener Leitung, die partnerschaftlich miteinander kooperieren. Susanne Strickler Andrea Daniel Leiterin des Kinderdörfels Leiterin Waldkindergarten Die täglichen Arbeitsformen sind u.a. aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und der jeweiligen Betreuungsangebote sehr unterschiedlich, was zu dieser Entscheidung geführt hat. Beide Einrichtungsteile haben als Grundlage die pädagogische Konzeption des Kinderdörfels. Für den Waldkindergarten gilt zusätzlich diese naturpädagogische Ergänzung. © Dezember ♧ 2019
6 WIE UNSERE WALDGRUPPE ENTSTAND Die Waldkindergärten entstanden unter an- derem aus der Erkenntnis, dass Kindern häu- fig der Bezug zur Natur fehlt, es ihnen an ei- nem späteren verantwortungsvollen Umwelt- bewusstsein mangelt, dass Kinder stark von Medieneinflüssen wie der Fernseh- und Com- puterwelt und von Spielzeug überflutet sind. Die Kinder bewegen sich zu wenig. Aus den Interessen und den gewonnenen Er- fahrungen der Erzieher und Kinder der Wan- dergruppe entwickelte sich die Idee zusätz- Kinderdörfel lich zu den bereits bestehenden Familien- und Kindergartengruppen eine feste Wald- Die Waldkindergartengruppe des Kinderdör- gruppe zu bilden, um so dem Bildungsideal fels entstand im August 2002. der Naturpädagogik zu entsprechen. Es gab bereits im Vorfeld eine gruppenüber- Im Jahr 2002 fehlten in Viernheim Kindergar- greifende Wandergruppe aus ca. 20 Kindern tenplätze. So stimmte die Stadt dem Vor- und 2 Erziehern, die den Wald vom Kinder- schlag der AWO zu, eine Waldgruppe zu er- dörfel aus einmal in der Woche besuchten. öffnen. Es folgte die Suche nach einem geeig- neten Grundstück für den Bauwagen. Das Erzieherteam des Kinderdörfels kam auf einigen Fortbildungen wie der „Psychomoto- Am 18. August 2002 startete die Waldkinder- rik“ mit einem Dokumentarfilm „Spielzeug gartengruppe zuerst auf dem Gelände der zerbricht - Erlebnisse sind unsterblich“ mitei- „Hundefreunde“. nander in Kontakt und erhielt dort einen Ein- druck von den ersten Waldkindergärten in Im Mai 2004 zog die Waldgruppe dann in die Deutschland. Weiterhin hospitierten einige „Walachei“ um. Erzieher in Waldkindergärten und waren be- geistert von den glücklichen Kindern und den Tagesabläufen. © Dezember ♧ 2019
7 BEDINGUNGEN IN DER WALDGRUPPE machen, kann die Waldkindergartengruppe ihren Standort wechseln. Auf unserem aktuellen Grundstück in der Walachei gibt es ein Tipi, ein Gemüse- und ein Blumenbeet sowie eine Feuerstelle, wel- che zum Abschied von ehemaligen Waldkin- dern angelegt wurde. Weiterhin besitzen wir einen Lehmbackofen und ein Insektenhotel, die an zwei „Freiwilligentagen der Stadt Viernheim“ entstanden sind. Auch Kanin- chen gehören zu unserer Waldgruppe. Im Wald haben wir gemeinsam mit den Kin- dern 2 Plätze ausgesucht und ein Geburts- tags- und Festplatz. Auf dem Tannenplatz, befindet sich ein „Waldsofa“, Tipis und eine Klangstraße. In die Waldgruppe werden bis zu 20 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren aufgenommen. Etwas weiter entfernt befindet sich der Reh- Sie werden von zwei Erziehern und einem platz, der hauptsächlich zum Schaukeln und Anerkennungspraktikanten betreut. Klettern einlädt. Die Plätze unterscheiden sich, wie bereits an ihren Namen zu erken- Unsere Öffnungszeiten und der aktuelle Kin- nen ist, deutlich voneinander. dergartenbeitrag befindet sich im Anhang des Konzeptes. Nun etwas zum Standort: Der Bauwagen befindet sich derzeit auf ei- nem angemieteten Gartengrundstück im Nordosten von Viernheim, am „Pariser Weg“. Der Wald rund um die Gemarkung Viernheim zeichnet sich durch relativ große Vielfalt der Geländeformationen und des Ve- getationsbestandes aus. Um diesen Umstand für die Erfahrungen der Kinder nutzbar zu © Dezember ♧ 2019
8 UNSERE PARTNERSCHAFT MIT DEN ELTERN und ihnen die nötige Unterstützung zu ge- ben. Nach einem halben Jahr findet ein Elternge- spräch zur Eingewöhnung des Kindes statt. Weiterhin gibt es jährliche Folgegespräche zum Entwicklungsstand und Verhalten. Diese Gespräche haben regelmäßige Be- obachtungen und Reflexionen im Team als Grundlage. Zusätzlich können die Eltern bei Bedarf auch Gesprächstermine vereinbaren. Bei Schwierigkeiten bieten wir an, gemein- sam mit den Eltern uns Unterstützung von außerhalb des Kindergartengruppe zu holen. Im letzten Kindergartenjahr findet ein Ge- spräch zur Schulfähigkeit des Kindes und ein Abschlussgespräch mit den Eltern statt. Zweimal im Jahr findet ein Elternabend statt, auf dem einmal der Elternbeirat gewählt wird, wir die aktuelle Situation darstellen Wie für die Kinder, soll die Waldkindergar- tengruppe auch ein Ort sein, an dem die El- tern willkommen sind, akzeptiert und mit ih- ren Anliegen und Problemen ernst genom- men werden. Da wir die Eltern und uns als kompetente Partner mit unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshintergründen sehen, ist uns die intensive Zusammenarbeit für den Erfolg un- serer Arbeit sehr wichtig. Es ist uns ein gro- ßes Anliegen, die Eltern und somit die Fami- lien in ihren Kompetenzen zu stärken © Dezember ♧ 2019
9 und die Eltern einen Einblick erhalten, was Im Rahmen der Elternmitarbeit können die wir mit den Kindern zur Zeit machen. Zu- Eltern ihre Fähigkeiten und Interessen ein- sätzlich referieren wir über pädagogische bringen und dadurch unsere tägliche Arbeit Themen. Die Eltern der Waldgruppe wählen unterstützen. Diese Unterstützung zeigt sich ihre Vertreter, die im Elternbeirat des Kin- durch die Mitarbeit bei Festen und Feiern, derdörfels vertreten sind. der Mithilfe bei Planung und Durchführung von Projekten, beim Mitlaufen im Wald, bei Beim Niederschreiben des Waldkonzeptes handwerklichen Arbeiten auf dem Gelände waren uns die Meinungen der Eltern wichtig. und bei den Fahrgemeinschaften. Auf den Elternabenden und an den Stamm- Sehr bedeutsam ist uns die Transparenz un- tischen haben die Eltern die Möglichkeit sich serer pädagogischen Arbeit. Hierzu dienen in Fotoalben und in Videos über Gruppenak- Tür- und Angelgespräche. Weiterhin schrei- tivitäten und über ihre Kinder zu informie- ben wir einen Wochenrückblick, den die El- ren. Außerdem sind die Eltern gern eingela- tern per E-Mail erhalten. den, einen Tag mit uns und den Kindern im Wald mitzuerleben. © Dezember ♧ 2019
10 AUFNAHME IN DEN WALDKINDERGARTEN Schneckenkind vor. Wir verfassen gemeinsam einen Begrüßungsbrief mit einem aktuellen Gruppenfoto. Weiterhin stellt sich ein älteres Kind als Pate zur Verfügung. Der Pate be- gleitet die erste Zeit das Kind, übernimmt so Verantwortung und gibt Unterstützung. Als Geschenk bastelt der Pate für das Kind und für sich Armbänder. Für das Aufnahmegespräch bieten wir als Be- sonderheit den Eltern an, zu ihnen nach Hause zu kommen. Dieses Gespräch dient dazu, uns gegenseitig außerhalb des Kinder- gartens näher kennenzulernen, Fragen und Unklarheiten der Eltern zu beantworten. Wir Der Eintritt in den Kindergarten ist für das möchten mit Hilfe eines Fragebogens den Kind ein großes Ereignis. Es kann Freude, bisherigen Entwicklungsverlauf des Kindes Stolz, Angst und Verunsicherung auslösen. nachvollziehen, um uns so behutsam und in- Dessen sind wir uns bewusst! Wir sehen dividuell auf das Kind einstellen zu können. diese Einschnitte für das Kind als Möglich- Das Kind wird natürlich mit einbezogen und keit, an veränderten Lebenssituationen zu bemalt während unseres Besuches seinen wachsen. Wir bieten interessierten Eltern und Stoffbeutel für die Wechselwäsche im Kin- deren Kindern Schnuppertage im Wald an, dergarten. Bisher wurde unser Angebot gern an denen sie uns einen Vormittag begleiten angenommen und wir fühlten uns stets herz- können. Nach dem sich die Eltern für die lich willkommen. Waldgruppe entschieden haben, wünschen Wenn der große Tag der Aufnahme gekom- wir uns, dass sie mit den Kindern bis zum men ist, können die Eltern ihr Kind bereits Eintritt in den Kindergarten öfter bei uns vor dem Abschlusskreis an einem vorher vorbeischauen. So entsteht bereits im Vorfeld ausgemachten Platz abholen, damit die erste der Anfang einer gemeinsamen Beziehung. Zeit nicht so anstrengend ist und das Kind Für die neuen Eltern findet bei Kaffee und sich auf den nächsten Tag wieder freut. In Kuchen ein Infonachmittag im Kindergarten den ersten Wochen führen wir bei Bedarf statt, an dem sich mit den Inhalten unseres viele Tür- und Angelgespräche, um so den Praxisheftes auseinandergesetzt wird und Eltern Sicherheit und Vertrauen in uns zu ge- die Kinder betreut werden. ben. Nach einem halben Jahr findet dann ein Wenn dann der Tag der Aufnahme naht, be- offizielles Eingewöhnungsgespräch statt. reiten wir uns mit der Gruppe auf das neue © Dezember ♧ 2019
11 VERABSCHIEDUNG AUS DEM WALDKINDERGARTEN Von einigen ehemaligen Waldkindern müs- sen wir uns nicht sofort trennen. Sie haben mitunter noch jüngere Geschwister in der Waldgruppe, die sie dann in den Kin- dergarten mit begleiten oder abholen. Auch bei ihren Eltern können wir uns noch lange nach ihnen erkundigen. Wir freuen uns sehr, wenn ehemalige Wald- kinder in ihren Schulferien bei uns in der Waldgruppe vorbeischauen. Oft kommen die Kinder auch mit ihren Schulklassen zu uns in den Wald und ver- bringen mit der Gruppe gemeinsame Stun- den. Den Körperabdruck im Wald hinterlassen Wenn uns Kinder und Eltern verlassen, sei es wegen Umzug oder Einschulung, sind wir traurig uns trennen zu müssen, aber auch glücklich, die Kinder ein Stück auf ihrem Weg begleitet und für den nächsten Lebens- abschnitt gestärkt zu haben. Die Verabschiedung von den Kindern und deren Familien findet in der Regel am letzten Tag nach ihrer Übernachtung im Waldkin- dergarten im Begrüßungskreis mit dem „Waldstaub ausklopfen“ und Abschiedsge- schenken wie dem persönlichen Kindergar- tenordner statt. Ehemalige Waldkinder in der Schule © Dezember ♧ 2019
12 WAS IM WALD BENÖTIGT WIRD Rucksack mit Brusttragegurt und Sitzkissen, eine Brot- dose mit einem ausgewogenen Frühstück (keine Süßigkeiten); im Sommer eine durch- sichtige Trinkflasche mit einem zuckerfreien Getränk (wegen der Wespen), im Winter eine Thermosflasche mit einem warmen Getränk; Papiertaschentücher zum Säubern; Arbeits- handschuhe. Witterungsgerechte Kleidung morgens bereits dem jeweiligen Wetter ange- passt; Wanderschuhe oder Gummistiefel, Regenjacke mit Kapuze und Regenhosen; bei Regenhosen mit Latz bitte die Hosen über die Regenjacke ziehen, so brauchen sich die Kinder bei Regen beim Toilettengang nicht entkleiden. Wichtig im Sommer Kopfbedeckung Wichtig im Winter Handschuhe und warme Kopfbedeckung Kennzeichnung Die gesamte Ausrüstung der Kinder muss mit dem NAMEN gekennzeichnet werden! © Dezember ♧ 2019
13 GEFAHREN IM WALD UND GEGENMASSNAHMEN Tetanus (Wundstarrkrampf) Kleidung und dass die Socken über die Ho- Tetanuserreger sind im Waldboden und im sen gezogen werden. Wegen der Impfung ge- Darm von Mensch und Tier verbreitet. Des- gen FSME empfehlen wir, sich von dem halb ist ein effektiver Impfschutz gegen Te- Hausarzt beraten zu lassen. Nach jedem tanus unbedingt notwendig. Waldaufenthalt müssen die Kinder trotzdem von den Eltern am gesamten Körper auf Ze- Fuchsbandwurm cken abgesucht werden, um diese so schnell Die Eier des Fuchsbandwurmes werden wie möglich zu entfernen. hauptsächlich durch Fuchskot verbreitet. Das Händewaschen im Wald ist deshalb beson- An der Zecken-Problematik wird deutlich, ders wichtig, um eine eventuelle Infektion wie die Kinder bei uns im Waldkindergarten mit dem Fuchsbandwurm vorzubeugen. Bee- lernen mit Gefahren umzugehen, sie zu er- ren werden von uns erst in einer Höhe von 1 kennen und Ruhe zu bewahren. Meter gesammelt und vor dem Verzehr ge- waschen oder gekocht. Auch Kräuter werden gereinigt. Tollwut (Viruserkrankung) Um eine Infektion mit Tollwut zu vermeiden, soll niemals ein aufgefundenes Tier angefasst werden. Zur Infektion kann es durch Biss o- der Kratzen eines Tieres kommen. Auch Impfköder dürfen nicht angefasst werden. Zecken Um den Kindern während des Kindergarten- tages sichtbare Zecken entfernen zu dürfen, bitten wir die Eltern bei Aufnahme des Kin- des um ihr Einverständnis, die Zecken ent- fernen zu dürfen. Die Einstichstelle wird von uns mit Kugelschreiber gekennzeichnet, da- mit sie einige Tage auf Rötung beobachtet werden kann. Damit die Kinder möglichst ohne Zecken wieder nach Hause kommen, achten wir auch im Sommer auf lange Zecke (Bildquelle: Wikipedia) © Dezember ♧ 2019
14 EIN GEWÖHNLICHER TAG IM WALD Die ersten Kinder wessen Name mit die- treffen morgens um sem Buchstaben be- 8.00 Uhr am Bauwa- ginnt. Das bereitet den gen ein. Bis zum Be- Kindern große Freude. grüßungskreis kön- nen sich die Kinder Im Anschluss wird im Bauwagen mit von der „Person des Basteln, Malen, Ge- Vortages“ die „Person sellschaftsspielen o- des Tages“ mit Hilfe der auf dem Gelände von Holznamenschil- beschäftigen. Weiter- dern gezogen und auf hin wird in dieser Äußerlichkeiten hin Zeit mit Kindern der beschrieben. Die „Per- Handwagen mit Ma- son des Tages“ hisst terialien für den Waldaufenthalt (Erste-Hilfe- die Gruppenfahne, wählt ein Begrüßungslied Tasche, Toilettenkiste und Waschwasser, und ein Spiel aus. Anschließend wird von Forscher- und Bücherkiste, Seile, Decken, dieser Person das aktuelle Datum und der Hängematte…) gepackt. Anfangsbuchstabe seines Auch werden die Kanin- Vornamens an der Datums- chen gesäubert und mit wand aufgehängt. Nach- Futter versorgt. Zusätzlich dem diese Person einen un- gibt es auf dem Gelände ei- serer Plätze ausgewählt und nen Gemüse- und einen die Kinder gezählt hat, ma- Blumengarten, um die wir chen wir uns ca. 9.30 Uhr uns mit den Kindern in mit unseren Rucksäcken dieser Zeit sorgen. Wenn und dem Handwagen auf alle Kinder eingetroffen den Weg in den Wald. Da- sind, beginnen wir ca. 9.15 bei gibt es viel zu entde- Uhr mit dem Begrüßungs- cken. Zuerst führt unser kreis. Zuerst wird die An- Weg an bestellten Feldern wesenheit aller Gruppen- (z.B. Kartoffeln, Bohnen mitglieder auf unterschied- oder Mais) vorbei. lichste Art und Weise überprüft. Zum Beispiel werden Buchstaben hoch- gehalten. Es wird gefragt, © Dezember ♧ 2019
15 teilen und Gespräche zu führen. Die Kinder entscheiden selbst wie viel sie essen möchten. Uns ist es wichtig, dass die Kinder ihr eige- nes Hunger- und Sättigungsgefühl entwi- ckeln. An das Trinken werden die Kinder von uns regelmäßig erinnert. Außer im Win- ter, bereiten wir mit den Kindern einmal wö- chentlich ein Buffet zu. Sind die ersten 2 Kin- der fertig, beginnt die schönste Zeit – das Freispiel. Hier suchen sich die Kinder ihre Spielpartner, ihre Spielecke, ihr Material und ihren Spielinhalt aus. Für den Toilettengang gibt es extra Stelle wie Auch wunderschöne Blumen und Kräuter einen gekennzeichneten Baum. wachsen am Feldrand. Die „Person des Ta- Um ca. 11.45 Uhr wird von der „Person des ges“ kümmert sich um den Tischschmuck Tages“ zum Abschlusskreis geläutet. Alle und darf Blumen pflücken. Ansonsten dür- Kinder kommen aus ihren Spielecken wie fen Blumen freitags auf dem Heimweg und kleine Ameisen gelaufen. Einige helfen uns bei Geburtstagen gepflückt werden. Auch beim Packen des Handwagens. Im Ab- Tiere werden beobachtet, Stöcke entdeckt schlusskreis werden aktuelle Themen wie be- und Spielpartner für den Tag gefunden. Der vorstehende Feste und Feiern, „Tier des Mo- Weg bis zu den Waldplätzen hat mehrere nats“, aktuelle Gruppensituationen bespro- „Haltestellen“, an denen wir auf Nachzügler chen und naturpädagogisch mit den Kindern der Gruppe warten. Ein besonderes Erlebnis gearbeitet. Der Kreis endet mit einem Ab- ist das Vorbeikommen an den großen schiedslied ca. 12.15 Uhr. Im Anschluss ma- Matschpfützen. Nach diesem gemütlichen chen wir uns auf den Heimweg. Nach die- Morgenspaziergang treffen wir ca. 09.50 Uhr sem erlebnisreichen Vormittag treffen wir am ausgewählten Waldplatz ein. um ca. 12.45 Uhr wieder am Bauwagen ein. Da die Kinder am Morgen schon zu Hause Ab jetzt können die Kinder bis spätestens gefrühstückt haben, folgt nun im Wald das 2. 14.00 Uhr abgeholt werden. Wer noch etwas kleine Frühstück. Die Kinder suchen sich ei- zu essen hat, kann dieses jetzt zu sich neh- nen Sitzplatz und im Anschluss werden die men. Die restliche Zeit wird ähnlich wie am Hände mit Bioseife, Wasser und Papierhand- Morgen mit Spielen und Basteln verbracht. tüchern gereinigt. Nachdem wir dann einen Dieser Tagesablauf mit seinen Ritualen guten Appetit gewünscht haben, lieben es gibt den Kindern Orientierung, Sicherheit die Kinder, miteinander das Frühstück zu und schafft ihnen Gemeinschaftserlebnisse. © Dezember ♧ 2019
16 DAS LERNEN IN DER WALDGRUPPE (Bildungsbereiche) Wir ermutigen die Kinder, sich selbst, die anderen und die Welt zu entdecken. Die Grundlage unserer pädagogischen Lebenswelt der Kinder und ihrer Familien, Arbeit ist der Hessische Bildungs- und Situationen aufzugreifen, mit denen sich die Erziehungsplan. Weiterhin richten wir uns Kinder beschäftigen oder tragen Themen an nach dem Leitfaden zur Bildung der die Kinder heran, die für ihr Hineinwachsen Viernheimer Arbeiterwohlfahrt. in die Gesellschaft unerlässlich sind. Dazu ist es uns wichtig, unseren Lernort Wald auch Unter Bildung verstehen wir, den Kindern zu verlassen und Angebote, Institutionen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln, und Organisationen außerhalb zu nutzen. welche für einen optimalen Schulstart und Da ein Kind von Geburt an mit einer natürli- für ein gutes Zurechtkommen mit sich, mit chen Neugier, Wissensdurst und Entde- der Gesellschaft und den Anforderungen der ckungsfreude ausgestattet ist, strebt es da- Welt notwendig sind. nach, sich seine Welt anzueignen. Hierbei geht es uns nicht um ein isoliertes Spielend, forschend und entdeckend erwer- Trainieren von bestimmten Fähigkeiten und ben die Kinder im Wald Fertigkeiten und Fä- Fertigkeiten. higkeiten wie Eigeninitiative, Kreativität, Wir fördern unsere Kinder in unterschiedli- Lernbereitschaft, Urteils- und Handlungsfä- chen Bildungsbereichen. Wir versuchen in higkeiten, Teamgeist und Fähigkeiten Kon- der Waldgruppe unter Berücksichtigung der flikte zu lösen. © Dezember ♧ 2019
17 Unser lebenspraktischer Ansatz: Wetterkunde und Verhalten bei Gewitter, Sturm u.s.w. Die Kinder können für erworbe- In der Waldgruppe befähigen wir die Kinder, nes Wissen und Fähigkeiten Diplome wie ein in ihren Lebensraum Kindergarten Aufgaben Werkzeug-, ein Kletter-, ein Gärtner und ein zu bewältigen, die sich aus dem Zusammen- Kaninchendiplom erwerben. leben und den Bedürfnissen aller ergeben. Das im Waldkindergarten erworbene Wissen Das heißt, dass Arbeiten bewusst nicht aus- und die erlernten Fähigkeiten stärken das gelagert werden, da dies einen Erfahrungs- Selbstbewusstsein der Kinder, geben ihnen und Lernverlust der Kinder für ihr weiteres Sicherheit und die Möglichkeit, diese Erfah- Leben bedeutet. Zum Leben gehört auch vor rungen auf andere Lebenssituationen zu allem die Arbeit, die echte Arbeit, die getan übertragen. werden muss und dem Kind vermittelt: Ich kann helfen und werde gebraucht. Zum Begriff des Lebenspraktischen Ansat- Im Waldkindergarten sammeln die Kinder zes siehe auch das Buch von Ingrid Miklitz: Erfahrungen, die sie in ihrem häuslichen Der Waldkindergarten. Dimensionen eines Umfeld in diesem Umfang nicht kennen ler- pädagogischen Ansatzes. Cornelsen Verlag. nen würden. Da es im Waldkindergarten kein en Strom gibt, erfahren die Kinder, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Kuchen oder Pizza zu backen, um so für die Versor- gung bei Festen zu sorgen. Wir haben unse- ren Standort auf einem Gartengrundstück, welches auch gepflegt werden muss. Die Kinder erlernen den kompetenten Umgang mit Hilfsmitteln und Geräten wie dem Ra- senmäher. Darüber hinaus erfahren die Kin- der Wissen über die Pflege und Reparatur von Gegenständen wie dem Werkzeug, Sei- len und dem Bollerwagen. Auch die Herstel- lung von Nahrungsmitteln aus der Natur und aus unserem Kräuter-, Gemüse- und Obstgarten erweitern die lebenspraktischen Fähigkeiten der Kinder. Beim täglichen Auf- enthalt im Waldkindergarten lernen die Kin- der Gefahren erkennen und darauf angemes- sen zu reagieren: Giftpflanzen erkennen, Feuer sachgerecht entzünden und löschen, sich vor Kälte schützen, Umgang mit Zecken, © Dezember ♧ 2019
18 Sprache und Kommunikation: Für die Sprachentwicklung der Kinder ver- In unseren täglichen Begrüßungskreisen be- fügt die Waldgruppe über sehr gute Bedin- schreibt die „Person des Vortages“ seinen gungen. Wir sind eine kleine Kindergarten- Nachfolger. gruppe und können uns so individuell jedem Viel Freude bereitet den Kindern das Silben- Kind zuwenden. Wir bieten viele Möglich- klatschen (z.B. ihrer Namen bei der Überprü- keiten an, Sprache einzusetzen. Im Freispiel fung der Anwesenheit). Auch das freie stehen den Kindern Bücher zur Verfügung. Schreiben erster Worte und Texte wie in Ein- Wir lesen gern und viel vor. ladungen zu Festen ist bei uns üblich. Da die Lieder, Fingerspiele und Reime sind weitere Kinder im Wald über kein herkömmliches Bestandteile unseres Tagesablaufes. Spielzeug verfügen, müssen sie sich mehr © Dezember ♧ 2019
19 miteinander unterhalten, nicht nur, wer mit wem spielt, sondern auch, womit. Häufig werden Rollenspiele von den Kin- dern gewählt; diese auch bereits von den Jüngsten. Dabei drücken die Kinder Erlebtes und Erfahrungen sprachlich aus. Außerdem ist es uns wichtig, bei den Kin- dern die Neugier auf fremde Sprachen zu wecken. Dazu nutzen wir Lieder und Spiele. © Dezember ♧ 2019
20 Unser soziales und kulturelles Leben: Diese Regeln dienen den Kindern zur Sicher- Es ist uns wichtig, dass alle in der Gruppe so- heit auf Grund von bestehenden Gefahren im zial miteinander umgehen. So übernimmt ein Wald und auch zur Orientierung innerhalb älteres Kind eine Patenschaft über einen der Gruppe. Neuankömmling. Das jüngere Kind erfährt Zuwendung und Unterstützung und das äl- Hier unsere Waldregeln: tere wächst an seiner Verantwortung und Fürsorge. 1. Kein Schlagen! Deutlich „Stopp“ sagen! Die Fahrgemeinschaften unter den Eltern för- 2. Stock nicht länger als Körpergröße! dern neben dem täglichen Aufenthalt im 3. Händewaschen vor dem Essen (Fuchs- Wald Freundschaften unter den Kindern, die bandwurm)! auch noch nach dem Kindergartentag weiter- 4. Nicht außer Sichtweite! geführt werden. 5. An den „Haltestellen“ auf Nachzügler Auch unter Spielfreunden kommt es zu Mei- warten! nungsverschiedenheiten. Es müssen Kom- 6. Keine toten Tiere anfassen! promisse eingegangen werden und Ausein- andersetzungen fair gelöst werden. Wir er- 7. Keine Pflanzen, die unbekannt sind, be- rühren oder essen! mutigen die Kinder und geben Unterstüt- zung, ihre Konflikte selbstständig über die 8. Notdurft nur an Toilettenbäumen verrich- Sprache lösen zu können. ten! In unserer Waldgruppe gibt es Regeln, die in 9. Mit Werkzeug nur auf dem Werkplatz ar- der Gruppe mit den Kindern erarbeitet wur- beiten! den. 10. Nur auf dicke Bäume klettern! 11. In Pfützen nur mit Gummistiefel und keinen nass spritzen! In unserer Gruppe gibt es viele Situationen, in denen die Kinder gefordert sind, ihre Mei- nungen einzubringen und den Gruppenall- tag mit zu bestimmen. Es ist uns wichtig, dass die Kinder ihre Feste selbst gestalten o- der bei Konflikten gemeinsam in der Gruppe Lösungswege suchen. Für die Persönlichkeitsentwicklung des Kin- des ist Selbsterfahrung und Erwerb von Selbstkompetenz notwendig. © Dezember ♧ 2019
21 Bürotag Die Kinder erhalten bei uns Diplome für er- langte Fertigkeiten und Fähigkeiten wie ein Rucksack-, ein Toiletten-, ein Kletter-, ein Werkzeug-, ein Mut-, ein Gärtner-, ein Ka- ninchen-, ein Patenschafts- und ein Helfer- diplom. Wir dokumentieren darüber hinaus Lerngeschichten der Kinder in persönlichen Die interessante Anspitzmaschine Briefen, die den Kindern aufzeigen, was und wie sie Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wissen erlernt haben. Diese Geschichten fördern die Freude am Lernen und das Selbstvertrauen. Diese Lerngeschichten und vieles mehr wer- den in persönlichen Ordnern, den „Ich-Ord- nern“, die mit den Kindern gemeinsam ge- staltet werden, gesammelt. Jedes Kind hat die Möglichkeit in einem Schaukasten für eine Woche etwas auszustellen. Damit erhält die Gruppe einen Einblick über gesammelte Eindrücke und Erlebnisse des Kindes. Urlaubsaustellung © Dezember ♧ 2019
22 Umwelt und Naturkunde: Dies fördert die Fein- und Grobmotorik, die Phantasie und Kreativität. Diese gesammel- ten Erfahrungen sind Voraussetzung für eine gesunde seelische Entwicklung. Die Kinder erleben die Jahreszeiten unmittel- bar: Frühling, Sommer, Herbst und Winter in ihren unterschiedlichen Qualitäten. Wind und Wetter ausgesetzt zu sein, härtet ab und fördert die Gesundheit. Ein täglicher Aufent- halt in der Natur ermöglicht den Wir arbeiten in der Waldgruppe naturpäda- gogisch. Das heißt, dass wir die Kinder un- terstützen, eine persönliche Beziehung, die von Nachhaltigkeit geprägt ist, zur Natur aufzubauen. Ein aktives Lernen in der Natur ist die Voraussetzung, um im späteren Leben Verantwortung für unsere Umwelt und Zu- kunft zu tragen. Das tägliche Erleben fördert die Wahrnehmung der Kinder. So wird ein toter Hirschkäfer im Laub entdeckt. Die Kin- der sammeln Erfahrungen mit allen Sinnen. Eine Brennnessel kann auf der Haut brennen, aber ihre Blätter schmecken in der Suppe sehr gut und sind gesund. Die Pflanze bietet auch Schutz für Tiere. Also ist die Brennnes- sel wertvoll und die Kinder achten sie. Nicht nur das Zubereiten von Speisen mit Pflanzen und Kräutern fördert bei den Kin- dern das Naturbegreifen, auch das Arbeiten mit Naturmaterial. Die Kinder können auf dem Werkzeugplatz Stöcke mit Sägen, Messern, Feilen bearbeiten. © Dezember ♧ 2019
23 Kindern sich Wissenswertes über die Jahres- Im Wald erleben wir den Naturkreislauf zeiten hautnah, z.B. hören die Kinder den Ruf des und das Wetter anzueignen und Verhaltens- Kuckucks wieder zum ersten Mal im Jahr maßnahmen abzuleiten. Tägliche Wetterzei- und erfahren, dass das ein Zeichen für den chen wie die Art der Wolken, die Bildung Einzug des Frühlings ist. von Nebel im Herbst und Winter, wie ge- schlossene oder geöffnete Kiefernzapfen, wie Die Elemente Erde, Wasser und Luft umge- das Verhalten von Spinnen u.a. geben Hin- ben uns tagtäglich. Es ist uns wichtig, dass weise auf sich anbahnende Wetterverände- die Kinder den Umgang mit dem Element rungen. Altes Volkswissen und Bauernregeln Feuer kompetent erlernen. Deshalb können sind ein Wissensschatz, den wir an die Kin- die Kinder kontrolliert an der Feuerstelle auf der weitergeben wollen. Mit diesem Wissen dem Grundstück Erfahrungen sammeln, in- und selbst gesammelten Erfahrungen kann dem wir gemeinsam Stockbrot grillen, das die Gruppe vorzeitig auf bestehende Gefah- Feuer „füttern“ oder uns auch an ihm wär- ren wie Gewitter und Sturm reagieren und so men. sich an einem sicheren Ort aufhalten. © Dezember ♧ 2019
24 Körper und Bewegung: Neugierde ist für die Kinder eine wichtige Ressource fürs weitere Leben. Auch ein Per- Wie keine andere Kindergartenform bietet spektivenwechsel vom Baum herabblickend der Waldkindergarten die vielfältigsten Be- oder unter einem Baum liegend - trägt dazu wegungsanreize. Im Naturraum hat jedes bei, dass Kinder sich anders wahrnehmen, einzelne Kind einen Platz, den es braucht, Neues entdecken und so eine andere Sicht um eigene Erfahrungen zu sammeln. Platz der Dinge gewinnen. Zusätzlich zu dem, was zum Rennen, Anlauf nehmen, Klettern, der Wald als natürliche Bewegungsanreize Springen, Rutschen, Balancieren, Versteckten bietet, nehmen wir Seile und Bälle mit. Es etc. Dieser Raum ist nicht stolperfrei und das entstehen mitunter Seilkonstruktionen wie ist gut so. Schaukeln, Spinnennetze und Seilbahnen, die Denn wer stolpert, der lernt auch fallen und den Kindern besondere Erlebnisse ermögli- wer fallen kann, der ist weniger verletzungs- chen. Auch für die Entwicklung der Feinmo- gefährdet, lernt seinen Körper einzuschätzen torik bieten wir viele Anreize. Die Kinder und kann im Ernstfall auf erlernte Bewe- können in der Bring- und Abholzeit im Bau- gungsabläufe zurückgreifen. Gerade der wagen malen und schneiden. Auch beim Pa- Aufenthalt im Wald fördert das Neugierver- cken ihres Rucksackes, beim Öffnen ihrer halten der Kinder. Neugier erfordert Beweg- Brotbüchse, beim Benutzen von Werkzeug lichkeit. Wenn ein Kind sich für einen be- und beim Umgang mit Naturmaterialien, die stimmten Ort interessiert, muss es vielleicht gesammelt und verarbeitet werden, üben die Kraft aufwänden, um dort hinzugelangen. Kinder ihre Finger- und Handkoordination. © Dezember ♧ 2019
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26 Sägen hält warm Musikpädagogik: Wir stellen mit den Kindern auch Instru- Auch die Musik ist uns in der Waldgruppe mente aus Naturmaterialien und Alltagsge- sehr wichtig. genständen her. Damit verfügen wir stets Bei der musikalischen Erziehung werden über eine Auswahl an unterschiedlichen Mu- Kinder auf spielerische Weise an die Bereiche sikinstrumenten, mit denen Lieder begleitet Singen, Sprechen, Bewegung und Instrumen- werden können. tenkunde herangeführt. Es wird nicht nur in den Begrüßungs- und Abschlusskreisen ge- sungen und getanzt, sondern das gemein- same Singen begleitet uns den gesamten Waldtag über. Die musikalische Begleitung mit einer Gitarre unterstützt das Erlernen des Rhythmusgefühls. Zu pädagogische Themen wie „Das aktuelle Tier“ werden passende Lieder selbst kompo- niert. Da das Singen mit Instrumenten noch mehr Spaß macht, hat sich die Gruppe auf einem Waldplatz eine Klangstraße gebaut. Schwimmen im Winter © Dezember ♧ 2019
27 Sowohl der Wald als auch das Gartengrund- stück bieten viele Möglichkeiten, Gegen- stände als Musikinstrumente zu benutzen. So verwenden die Kinder ein altes, weggeworfe- nes Motorrad im Wald als Schlagzeug oder einen Sandeimer als Rassel. Das Musizieren macht allen Kindern sehr viel Spaß und unterstützt sie nicht nur beim Tun, sondern auch beim Zuhören. Ein besonders wichtiger Aspekt in der Mu- sikpädagogik ist: Es gibt keine unmusikalischen Kinder - es ist alles nur eine Sache der Übung! Daher ist das gemeinsame Musizieren ein wichtiger Be- standteil unserer pädagogischen Arbeit. © Dezember ♧ 2019
28 Mathematische und Naturwissenschaft- suchen, die lang und stark genug sind. Auch liche Grunderfahrungen: eine Wippe zu bauen erfordert Kenntnisse, Es ist uns wichtig, dass Kinder ein mathema- damit sie in der Mitte kippt. Um einen Kreis tisches und naturwissenschaftliches Grund- für ein Mandala ziehen zu können, benötigt verständnis entwickeln können. man einen Zirkel, der im Wald aus zwei Stö- Deshalb schaffen wir im Tagesablauf Mög- cken und einer Schnur gebaut wird. Auch lichkeiten, damit die Kinder Zahlen und Zei- Naturmaterial, wie z.B. Blätter und Früchte, ten kennenlernen. Dies geschieht bei uns z.B. wird von uns nach Form, Farbe und Material beim morgendlichen Aufhängen des Da- zugeordnet. tums. Die „Person des Tages“ zählt die an- wesenden Kinder, bevor es in den Wald geht. Manchmal erhält ein Kind eine Armbanduhr und darf dann zum Abschlusskreis läuten, wenn der kleine Zeiger fasst auf der 12 steht und der große Zeiger sich auf der 8 befindet. Die Kinder sammeln im Wald Erfahrungen mit dem eigenen Körper, z.B. wenn sie auf Bäume klettern wollen und überlegen müs- sen, wie sie auf den ersten Ast kommen. Wenn die Kinder über einen Graben balan- cieren wollen, müssen sie geeignete Äste © Dezember ♧ 2019
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30 Lernformen in der Waldgruppe: motorischen Fähigkeiten wie Balancieren, Springen, Klettern usw. Mädchen und Jun- Beobachtungen gen ein vergleichbares Maß an Können zei- Wir Erzieher nutzen häufig die entspannte gen. ruhige Zeit des Freispieles zum gezielten Be- obachten der Kinder. Die Bewegungen von Jungen sind mit kör- Das Beobachtete nutzen wir, um die Kinder perlichen Anstrengungen verbunden. Jungen in einzelnen Entwicklungsbereichen gezielt sind risikofreudiger. Damit Mädchen auch fördern zu können und auch für die schrift- Grenzerfahrungen erleben und so ihren Kör- lich fixierten Lerngeschichten. per in schwierigen Situationen wahrnehmen können, schaffen wir auch Möglichkeiten wie Die natürliche Neugier und Entdeckungs- das Klettern in einer Mädchengruppe. freude der Kinder nutzend, gestalten wir de- Im Spiel nehmen Mädchen häufig die Rolle ren Bildung ganzheitlich. Bildung entsteht der Verkäuferin, Ärztin, Mutter oder Köchin aus Erkenntnis, Gefühlen, Beziehungen zu ein. Jungen wählen eher grobe Tätigkeiten anderen und aus eigenem Tun. und Rollen wie Bauarbeiter, Räuber, Pirat Folgende Lernformen nutzen wir: usw. Es kam jedoch auch schon vor, dass ein Junge die Mutter spielte. Freispiel Hier haben die Kinder die Möglichkeit zu entscheiden, mit wem, was und wo sie in ei- ner vom Tagesablauf begrenzten Zeit spielen möchten. Gerade der Wald, wo kein übliches Spielzeug vorhanden ist, bietet viel Raum. Im freien Spiel vertiefen sich die Kinder häufig in Rollenspiele. So entsteht eine Wohnung für vier Freunde, die sauber gehalten werden muss, die Möbel braucht und natürlich auch ein Klingelschild. Weitere Kinder beschäftigen sich auf der Werkdecke und bearbeiten mit Werkzeug Naturmaterial. Wieder andere Kinder entde- cken die Umgebung mit Utensilien aus der Forscherkiste, andere ziehen sich auf Bäume zurück. Im Hinblick auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen konnten wir über die Jahre hinweg beobachten, dass bei den © Dezember ♧ 2019
31 vorbereitet. Wir pflegen sie täglich und besu- chen mit ihnen auch den Tierarzt. Diese Pflege hat kein absehbares Ende. Wir sehen die Haltung von Tieren als Bereicherung für die Gruppe an. Bedarfsgerechte Angebote Im Freispiel bieten wir den Kindern Ange- bote an wie z.B. Bastelarbeiten zu den aktuel- len Themen, die die Gruppe beschäftigen. Es Projektarbeit werden Stifte, Papier und Scheren mit in den Diese Bildungsform ist auch bei uns zu fin- Wald genommen. Diese freiwilligen Ange- den, wie u.a. die jährliche Häschenschule oder bote dienen den Kindern u.a zur Förderung das Osterprojekt „Woche des Eies“. Jährlich der Feinmotorik, zur Wissenserweiterung findet auch das Abschlussprojekt der Berufs- und zur Entwicklung der Kreativität. praktikanten statt. So interessierte sich 2009 eine Gruppe von Kindern für das Element Themenbezogene didaktische Einheiten Wasser und verfolgte dies mit Neugierde im In den vier Jahreszeiten beobachten und erle- Projekt „Wasser ist mehr als nur nass“. ben wir in der Gruppe Naturvorgänge wie das Blühen eines Baumes im Frühling. Dar- aus entwickeln wir Erzieher dann eine didak- tische Einheit, die in einigen nacheinander folgenden Abschlusskreisen durchgeführt wird. Wir beschäftigen uns dann z.B. damit wie sich aus einer herabfallenden Buchecker eine neue Buche entwickelt. Kleingruppenarbeit Die Gruppe hat sich für die Pflege von Ka- ninchen entschieden. Die Kinder wurden im Vorfeld auf diese neuen Gruppenmitglieder © Dezember ♧ 2019
32 UNSER UMGANG MIT KINDLICHER SEXUALITÄT Kindliche Sexualität Wir geben den Kindern Raum, ihren Körper Kinder müssen den selbstbestimmten Um- wahrzunehmen und sich in Rollenspielen gang mit sich und ihrer Sexualität noch ler- wie „Mutter, Vater, Kind“, „Friseur“ und nen. Die kindliche Sexualität bedeutet ein „Arzt“ auszuprobieren. ganzheitliches Körpergefühl, ist nicht auf Ge- schlechtsteile beschränkt und unterscheidet Es gibt klare Regeln für diese Rollen- und sich wesentlich von der erwachsenen Sexua- Doktorspiele. lität. Lustempfinden und Sexualität sind für Kinder gleichgesetzt. Lustsuche ist egozent- ▪ Jedes Kind bestimmt selbst, mit wem risch und nicht beziehungsorientiert. es wie lange spielt. ▪ Der Altersunterschied sollte höchs- Kindliche Sexualität wird durch Spontanei- tens zwei Jahre betragen. tät, Neugier und Unbefangenheit gelebt. ▪ Die Spiele sind gegenseitig, gleichbe- Kinder kennen keine Trennung zwischen rechtigt und niemandem darf weh Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und genitaler Sexu- getan werden. alität. Sie nutzen alle Gelegenheiten um schöne Ge- Ergänzend bieten wir viele Möglichkeiten für fühle zu bekommen und dabei ihren Körper eine umfassende Sinnesschulung der Kinder wahrnehmen. wie z.B. Spielen mit Matsch, Malen mit Fin- gerfarben, Massagen, Laufen auf dem Bar- Unser Umgang damit fußpfad etc. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens (Schutz- auftrag SGB VIII §8a) unterstützen wir die Kinder ihre Geschlechtsidentität zu entwi- ckeln, mit der sie sich wohl fühlen. Dabei ist es uns wichtig, dass die Kinder ein Bewusstsein für ihre persönliche Intimsphäre entwickeln. Dazu gehört auch, dass sie ler- nen gegenüber anderen Grenzen zu setzen und NEIN sagen. © Dezember ♧ 2019
33 Eine ärztliche Untersuchung Küssen Besuch beim Arzt © Dezember ♧ 2019
34 UNSERE HÄSCHENSCHULE Eine gute Vorbereitung auf die Schule hat ei- Um die Freude auf nen hohen Stellenwert in unserer täglichen die Schule zu we- Arbeit mit den Kindern. Wir beobachten, cken, erhalten die dass dies auch für die Eltern zunehmend an Kinder einen Bedeutung gewinnt, gerade weil deren Kin- Schulpass, in dem der eine Waldgruppe besuchen. sie auf spielerische Art und Weise be- Da wir uns als Aufgabe gestellt haben, die stimmte Fähigkei- Kinder in allen Bereichen zu fördern, beginnt ten, Fertigkeiten dies in der Waldgruppe bereits am ersten und Wissen im Tag, den die Kinder im Kindergarten ver- Kindergarten üben bringen. können. Es ist nicht nur wichtig, dass die Kinder kog- Wenn Kinder mit 3 Jahren zu uns kommen, nitive Fähigkeiten erwerben, sondern Eigen- sind sie die Schnecken. Später, mit 4 Jahren, verantwortung erlangen, Dingen durch Hin- werden sie zu Füchsen. Unsere „Großen“ terfragen und Begreifen auf den Grund ge- freuen sich, die Alten Hasen zu sein. Die hen und so Zusammenhänge herstellen kön- Häschenschule in der Waldgruppe startet stets nen. Ebenfalls ist ein gutes Sozialverhalten im Januar mit einem ersten Treffen der „Gro- wichtig. ßen“. Wir überlegen gemeinsam, was im letz- ten Halbjahr stattfinden soll. Um die Schulfähigkeit zu überprüfen, führen wir zum Beginn des neuen Kindergartenjah- res mit jedem werdenden Schulkind ein Ge- spräch, in dem das Kind selbst und auch wir kognitive, sprachliche und soziale Fähigkei- ten und Fertigkeiten einschätzen. Im An- schluss informieren wir die jeweiligen Eltern über das Gespräch und halten gemeinsam fest, was ihr Kind eventuell noch für den Schulstart benötigt. © Dezember ♧ 2019
35 Die Häschenschule findet dann in der Regel einmal wöchentlich statt. Dieses Projekt ermöglicht den Kindern sich als „Große“ zu sehen und an einem gemein- samen Thema zu wachsen, in dem sie sich mit einbringen, ihr Wissen und ihre Erfah- rungen erweitern. Es endet mit einem Fest für die Alten Hasen und deren Familien und dem Höhepunkt für die „Großen“, der Übernachtung im Bauwa- gen. Bisherige gewählte Themen der Kinder wa- ren: „Steinzeit“, „Forscher“, „Die kleine Ret- tungstruppe“, „Sport und Ernährung“ und „Musik“. © Dezember ♧ 2019
36 FESTE UND FEIERN IM JAHRESLAUF Unsere Festanlässe innerhalb der Gruppe können sein: Frühlings -, Herbst -, Kinderdörfel -, Begrü- ßungsgrill -, Geburtstags- und Osterfeste, Sommertagumzüge, Abschiedsfeste für die Schulkinder und deren Eltern, St. Martin, Halloween, Nikolaus, Waldweihnachtsfeiern, Fasching, Bazare und „Tag der offenen Tür“. Jedes Jahr wechselt unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Feste und Feiern. Wir binden die Kinder mit in die Entscheidung ein, wel- ches Fest dieses Jahr besonders hervorgeho- Bei anderen Anlässen wie Begrüßungsgrilla- ben werden soll, wie der „Tag des Baumes“ benden, Zelten, Weihnachtsfeiern, Ab- oder „Halloween“ usw. Hier ist es uns wich- schlussprojekten und dem Kaffeeklatsch in tig, Erfahrungsbereiche der Kinder zu erwei- der Walachei finden wir es schön, diese ge- tern und zu vertiefen. meinsam mit Kindern und Eltern vorzuberei- ten und zu feiern. Dabei unterstützen uns stets die Eltern. Damit können sie am Erleben ihrer Kinder innerhalb der Gruppe teilhaben. Die Kinder freuen sich und diese Erlebnisse verbinden und fördern die Beziehungen. © Dezember ♧ 2019
37 WEITERENTWICKLUNG DES ERZIEHERTEAMS Dem Träger der AWO und uns Erziehern ist Für die Weiterentwicklung des Waldteams eine ständige Auseinandersetzung mit der ist uns auch eine konstruktive Kritik der El- Pädagogik sehr wichtig, um den gesetzlichen tern wichtig. Deshalb schaffen wir Möglich- Bildungsauftrag zu erfüllen. keiten zum Austausch wie Tür- und Angel- gespräche, Stammtische und Elternabende. Wir nehmen regelmäßig an Veranstaltungen im Kinderdörfel teil, wie den monatlichen Wir überprüfen in unseren Dienstbespre- Arbeitskreisen und den jährlichen Planungs- chungen den Ist-Zustand der Gruppe und tagen. formulieren gezielt Schritte zur Weiterent- wicklung. Dazu gehört auch die fortlaufende Weiterhin tauschen wir uns alle 3 Monate Weiterentwicklung unserer Arbeit. mit anderen Waldkindergärten zu unter- schiedlichen Themenbereichen aus. Auch Hospitationen von Mitarbeitern, Insti- tutionen oder Organisationen begrüßen wir Darüber hinaus ist uns Erziehern wichtig, in der Waldgruppe, denn dieser Blick „von unsere persönlichen Profile zu schärfen. außen“ dient ebenfalls dem Austausch und der Selbstreflektion. Dies sind zum einen die Naturpädagogik und zum anderen die Musikpädagogik. Dazu wählen wir Fortbildungsangebote aus und setzen uns ständig mit der aktuellen Fachliteratur auseinander. Der Dachverband „Bund der Natur- und Waldkindergärten“ dient uns als Ansprech- partner und unterstützt unsere pädagogische Arbeit in Form von Fortbildungen und Ge- sprächskreisen. Wir begrüßen es, eine Ausbildungsstätte für Praktikanten der Fachschulen für Sozial-pä- dagogik zu sein, da dies eine Bereicherung für die Kinder ist und der pädagogischen Weiterentwicklung des Teams dient. © Dezember ♧ 2019
38 ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KINDERDÖRFEL Das Kinderdörfel und damit auch die Wald- setzen uns mit neuen Entwicklungen oder gruppe haben als Grundlage ihrer pädagogi- aktuellen Problemen auseinander. schen Arbeit den Hessischen Bildungs- und Auch bei der Ausarbeitung des Waldkon- Erziehungsplan und den Leitfaden zur Bil- zeptes gab es mit dem Kinderdörfelteam ei- dung in den Kindergärten der Viernheimer nen Austausch zu den Inhalten. Arbeiterwohlfahrt. Unsere besonderen Bedingungen im Wald erfordern im Vergleich zum Regelkindergar- ten andere Methoden und Wege um diese gemeinsamen Ziele zu erreichen. Die Basis dafür finden wir in der Naturpädagogik. Dieses Praxisheft stellt somit eine Konkreti- sierung des Kapitels „Die Waldkindergarten- gruppe“ der Pädagogischen Konzeption des Kinderdörfels dar. Seit der Eröffnung der Waldgruppe 2002 ist uns die Zusammenarbeit mit dem Kinder- dörfel wichtig. Alle 6 Wochen findet in der Einrichtung eine Dienstbesprechung statt, einmal im Monat ein gemeinsamer Arbeits- kreis und einmal im Jahr die gemeinsamen Darüber hinaus begrüßen wir es, dass Prakti- Planungstage. kanten und Erzieher des Kinderdörfels uns gelegentlich mit ihren Gruppen besuchen. Bei diesen Zusammenkünften tauschen wir uns über pädagogische Themen aus und Die Kinder der Vorschulgruppen vom Kinderdörfel und von der Waldgruppe tref- fen sich mitunter zu gemeinsamen Aktionen wie den Schulbesuchen oder der Schulweg- prüfung. © Dezember ♧ 2019
39 Die Eltern der Waldgruppe arbeiten mit den Elternvertretern des Kinderdörfels im Eltern- beirat zusammen, unterstützen und beraten gemeinsam den Kindergarten zum Wohle je- des Kindes. Auch durch Feste, Feiern und Flohmärkte sind wir mit dem Kinderdörfel verbunden wie z.B. durch das jährliche Dörfelfest, wel- ches gemeinsam gestaltet wird. © Dezember ♧ 2019
40 ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN INSTITUTIONEN 2009: Sommerfest im Kinderdörfel Im Krankenwagen der Johanniter Bei der Tierärztin Projekt: „Alt trifft Jung“ Ein Märchenerzähler zu Besuch © Dezember ♧ 2019
41 ERFAHRUNGEN MIT DEM WALDKINDERGARTEN © Dezember ♧ 2019
42 FACHLITERATUR UND INTERNETQUELLEN LITERATUR INTERNET PÄDAGOGISCHE KONZEPTION des Kin- Bundesverband der Waldkindergärten derdörfels www.bundesverband-waldkinder.de BILDUNG VON ANFANG AN. Bildungs- Landesverband der Wald- und Naturkinder- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 gärten Hessen Jahren in Hessen. www.waldkindergaerten-hessen.de MIKLITZ, Ingrid, 2004: Der Waldkindergar- Zum Thema kindliche Sexualität: ten. ZARTBITTER e.V. Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes. www.zartbitter.de Neuwied & Berlin: Lichterhand. 3., aktuali- sierte und erw. Aufl. KALFF, Michael, 2001: Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik. Theoretische Grundlegung und praktische Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständ- nis. Günter Albert Ulmer Verlag, Tuningen. 2. Auflage CORNELL, J., 1997: Mit Kindern die Natur erleben. Gorges, R., 2000: Waldkindergartenkinder im ersten Schuljahr - eine empirische Untersu- chung. © Dezember ♧ 2019
43 Beschwerdemanagement Meinungsäußerungen von Eltern werden von uns wertgeschätzt und sind ausdrücklich er- wünscht. Uns ist es wichtig, dass Beschwerden und Kritik von Eltern zeitnah, offen und direkt ge- äußert werden. Dies ist für uns die Voraussetzung für eine gegenseitige vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit mit Euch Familien. Beschwerden und Kritik sollen in unserer Einrichtung ebenso selbstverständlich geäußert werden wie Lob, Zufriedenheit und Anregun- gen. Diese Rückmeldungen dienen uns unsere Qualität zu hinterfragen und zu sichern. 1. Anliegen, Beschwerden/Kritik von Eltern über andere Kinder und andere Eltern ▪ Gegenseitiges Gespräch (Eltern untereinander) suchen, ▪ Elternbeirat als Unterstützung aufsuchen, ▪ „Runden Tisch“ mit Erziehern einberufen. 2. Anliegen, Beschwerde/Kritik von Eltern über ein Waldteammitglied ▪ Zeitnah und direkt mit dem betroffenen Teammitglied Thema klären, ▪ Das betroffene Teammitglied informiert die Leitung zum Thema, ▪ Die Leitung führt, falls nötig, Gespräch mit allen betroffenen Parteien. 3. Anliegen, Beschwerde/Kritik von Eltern über die Kindergartenleitung ▪ Zeitnah und direkt das Gespräch mit der Leitung suchen. 4. Anliegen, Beschwerde/Kritik über den Elternbeirat ▪ Zeitnah und direkt Beschwerde/Kritik an den Elternbeirat richten, ▪ Eventuell zum Rund-Tisch-Gespräch das Waldteam einladen. 5. Bei Anliegen an den AWO- Vorstand an folgende Anschrift wenden: Geschäftsstelle Wasserstraße 18 Tel.: 06204-705395 Internet: www.AWO-Viernheim.de Wir wünschen uns mit allen Familien eine gute Zusammenarbeit! Je wertschätzender wir mit einander umgehen, um so optimaler können die Kinder begleitet werden und umso glücklicher verläuft ihre Kindergartenzeit! Vielen Dank für Euer Verständnis und für Eure Unterstützung! © Dezember ♧ 2019
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