WALE - IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT - EIN WDC-BERICHT 2021 - Der Grüne Wal - Whale & Dolphin ...

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WALE – IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT
EIN WDC-BERICHT
2021

                            Der
                            Grüne
                            Wal
WALE - IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT - EIN WDC-BERICHT 2021 - Der Grüne Wal - Whale & Dolphin ...
WALE – IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT

                                                 © WDC 2021

Für den Inhalt verantwortlich: James, V.C., Asmutis-Silvia, R., Ritter, F., Reyes, V., Iñíguez, M., und Fuchs, A.
                           Wale – Ihre Zukunft ist unsere Zukunft. Ein WDC-Bericht.

                                      Titelbild: Pottwal © Andrew Sutton

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WDC ist als Wohlfahrtsverband in England und Wales (Nr. 1014705) und in Schottland (SC040231) registriert.
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      WDC ist die weltweit führende gemeinnützige Organisation zum Schutz von Walen und Delfinen.
    Wir arbeiten global und national, unabhängig und wissenschaftlich und setzen uns mit Kampagnen,
Forschungsarbeit, Feld- und Schutzprojekten sowie Bildungsarbeit für Wale und Delfine und den Schutz ihrer
                                Lebensräume – der Meere und Flüsse – ein.
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WALE – IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT

Einleitung
Laut dem Weltwirtschaftsforum1 gehört
das Versäumnis, den Klimawandel zu
mildern und sich an ihn anzupassen,
zu den größten globalen Risiken für
unseren Planeten, mit erheblichen Aus-
wirkungen für die Umwelt, Wirtschaft
und Gesundheit. Während internatio-
nale Abkommen, darunter sowohl das
Kyoto-Protokoll2 von 1997 als auch das
Pariser Abkommen3 von 2015, sich mit
der weltweiten Verringerung der Koh-
lenstoffemissionen befassen, haben die
globalen Bemühungen bisher kaum be-
rücksichtigt, welche Bedeutung die Oze-
ane als Kohlenstoffsenke und welche                             WDC Paten-Buckelwal “Salt” mit Nachwuchs. © WDC
ökologische Rolle Wale bei der Eindäm-
mung des Klimawandels spielen. Auch ist weitgehend missachtet worden, welche verheerenden Auswirkungen
die absichtliche Entfernung von Walen aus dem Ökosystem mit sich bringt.

Die Bedeutung der Wälder bei der Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre ist anerkannt (Pan
et al., 2011), doch die Ozeane sind bei weitem die größte Kohlenstoffsenke der Welt. Die Ozeane absorbieren
25 Prozent der atmosphärischen Kohlenstoffemissionen (Heinze, 2015), wobei etwa 90 Prozent des globalen
Kohlenstoffdioxids im Kohlenstoffkreislauf durch die Ozeane gespeichert werden (Nellemann et al., 2009).
Schätzungen zufolge entspricht die jährliche Kohlenstoffabscheidung und -speicherung durch die Ozeane mehr
als 1,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid (Rogers et al., 2014).

Die Rolle der Wale im Nährstoffkreislauf der Ozeane sowie bei der Kohlenstoffspeicherung stellt ein relativ neues
Forschungsfeld dar; die bisherigen Studienergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Wale eine entscheidende
Rolle bei der Erhaltung gesunder mariner Ökosysteme spielen können. Wale fungieren als Ökosystem-Ingenieure
sowohl durch den Transport von Nährstoffen innerhalb der Wassersäule und über Breitengrade hinweg, als auch
durch die Sequestrierung von Kohlenstoff sowie durch die Tatsache, dass ihre Kadaver wichtige Lebensräume
für Tiefseeorganismen (sogenannte „Whale Falls“) darstellen.

Während sie Nährstoffe durch die Ozeane transportieren, düngen Wale das Phytoplankton im Meer – dadurch
steigern sie die Produktivität des Ökosystems und tragen entscheidend zum Fischreichtum bei (Lavery et al., 2014,
Roman et al., 2014). Darüber hinaus gilt es inzwischen als bewiesen, dass es keine substanziellen Anhaltspunkte
dafür gibt, dass Wale dem Fischreichtum abträglich sind (Morissette et al., 2010, 2012; Corkeron, 2008; Young,
2000). Die Mehrheit der Beutearten, die von Walen verzehrt werden, sind wirbellose Tiere, einschließlich
Zooplankton wie Krill (Euphausiacea) und Tintenfisch (Teuthoidea) (Morissette et al., 2012). Darüber hinaus
sind die von Walen konsumierten Fischarten für kommerzielle Fischer*innen wenig bis gar nicht interessant
(Morissette et al., 2012; Corkeron, 2008; Lavigne und Fink, 2001).

1 World Economic Forum. 2020. Global Risks Report. Geneva: World Economic Forum. https://www.weforum.org/reports/the-global-risks-report-2020
2 1997 Kyoto Protocol to the UN Framework Convention on Climate Change (UNFCCC). http://unfccc.int/kyoto_protocol/items/2830.php
3 United Nations / Framework Convention on Climate Change (2015) Adoption of the Paris Agreement, 21st Conference of the Parties, Paris: United
  Nations. http://unfccc.int/paris_agreement/items/9485.php

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WALE – IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT

Die wesentliche Rolle, die Wale in einem gesunden marinen Ökosystem spielen, wird in der wissenschaftlichen
Welt zunehmend diskutiert und angerechnet. Die Internationale Walfangkommission (IWC) hat auf ihrer 66.
Tagung die potenzielle Bedeutung von Walen als Ökosystem-Ingenieure durch die Annahme der Resolution 2016-3
„Resolution on Cetaceans and their Contribution to Ecosystem Functioning“4 anerkannt. In dem Beschluss wurde
sowohl die wichtige Rolle der Wale beim Transport von Nährstoffen durch die Ozeane und bei der Steigerung der
Produktivität der Ökosysteme als auch die Bedeutung der „Whale Falls“ hervorgehoben. Walkadaver bieten einen
einzigartigen Lebensraum für Tiefseearten, von denen viele nur dort zu finden sind; sie liefern auch wichtige
Daten über die Rolle toter Wale im Ökosystem, die ausschließlich durch „Whale Falls“ und gestrandete Tiere
erhoben werden können (Smith und Baco, 2003).

       DIE OZEANE SIND BEI WEITEM DIE GRÖSSTE KOHLENSTOFFSENKE DER WELT:
       SIE ABSORBIEREN 25% DER ATMOSPHÄRISCHEN KOHLENSTOFFEMISSIONEN

Nährstoffaustausch und erhöhte marine Produktivität
                                                                             Viele Walarten fressen in tieferen Meeresschichten,
                                                                             setzen ihre nährstoffreichen Ausscheidungen
                                                                             jedoch frei, wenn sie an die Oberfläche zurückkehren
                                                                             (Roman et al., 2014, 2016). Diese Freisetzung von
                                                                             Nährstoffen fördert eine erhöhte Primärproduktion
                                                                             durch Phytoplankton und damit die Aufnahme von
                                                                             gelöstem Kohlenstoffdioxid (Roman et al., 2014,
                                                                             2016). Durch ihre saisonalen Wanderungen über
                                                                             große Entfernungen ermöglichen Wale zudem
                                                                             den Transport von Nährstoffen von kalten in (oft
                                                                             oligotrophe) warme Gewässer, die geografisch weit
                                                                             voneinander entfernt liegen (Roman et al., 2014,
                                                                             2016). Dieser Mechanismus wird auch „Walpumpe“
                                                                             genannt: Dabei transportieren Wale Nährstoffe
                                                                             sowohl vertikal, zwischen Tiefe und Oberfläche als
                                                                             auch horizontal über Ozeanbecken und fördern so
                                                                             die Fixierung von atmosphärischem Kohlenstoff
                                                                             (Roman und McCarthy, 2010; Roman et al., 2014).

                                                                             Als wandernde Tierart, die durch die verschiedenen
                                                                             Ozeanbecken reist, bringen Wale Nährstoffe über
                                                                             ihren Urin, ihre Plazenta, Kadaver und abgeschlif-
                                                                             fene Haut von hochproduktiven Futterplätzen in
                                                                             niedrigere Breiten mit reduzierter Nährstoffverfüg-
© WDC                                                                        barkeit ein (Roman et al., 2014).

So transportieren Blauwale derzeit schätzungsweise 88 Tonnen Stickstoff pro Jahr zu ihren Geburtsgründen.
Im Vergleich dazu waren es geschätzte 24.000 Tonnen, die sie vor dem kommerziellen Walfang transportierten
(Roman et al., 2014). Der Urinausstoß in den Geburtsgründen der Wale scheint eine bedeutende Stickstoffquelle
zu sein (Roman et al., 2014).

4 https://archive.iwc.int/pages/search.php?search=%21collection72&k=

                                                                       {4}
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WALE – IHRE ZUKUNFT IST UNSERE ZUKUNFT

Eine zusätzliche Möglichkeit, Wasser zu mischen und damit zu einer breiteren Verteilung von Nährstoffen und
Sauerstoff im Wasser beizutragen, ergibt sich aus der physischen Bewegung von Lebewesen in der Wassersäule.
Dies schließt Organismen ein, die sich in der Regel in tieferen Gewässern („tiefe Streuschichten“) aufhalten,
aber auch Fische und vor allem größere Lebewesen wie Wale. Da diese als Lungenatmer auf die Oberfläche
angewiesen sind, kann dies insbesondere innerhalb der oberen Schicht, d.h. der euphotischen Zone sowie der
darunter liegenden Schicht zu einer signifikanten vertikalen Vermischung führen (Lavery et al., 2012).

Laut Nicol et al. (2010) ist der begrenzende Mikronährstoff für die antarktische Meeresumwelt Eisen, von dem
etwa 24 Prozent in Populationen von Krill gebunden sind. Das Eisen wird durch Bartenwale metabolisch aus
dem Krill aufgenommen und durch anschließende Ausscheidung wieder in die euphotische Zone zurückgeführt
(Nicol et al., 2010). Die Erholung der Großwale im Südlichen Ozean könnte daher die Produktivität des
Ökosystems steigern, indem die Wale gespeichertes Eisen wieder freisetzen, sodass es als lösliches Eisen die
Phytoplanktonblüte (Nicol et al., 2010) und folglich die sekundäre Produktivität unterstützen kann.

Roman und McCarthy (2010) schätzen, dass Wale und Robben im Golf von Maine für die Freisetzung von etwa
2,3×104 Tonnen Stickstoff pro Jahr in die euphotische Zone verantwortlich sind.

                                                    Walkot an der Meeresoberfläche © [wildestanimal] / stock.adobe.com

Lavery et al. (2014) kamen zu dem Schluss, dass die reichen Nährstoffe, die von den Ausscheidungen der Wale
freigesetzt werden, dazu beitragen, den Fischreichtum zu erhalten, Fischen Nahrung liefern und die Meerespro-
duktivität in den Nahrungsgründen fördern. Blauwale im Südlichen Ozean düngen ihre eigenen Futterplätze mit
den Nährstoffen, die zur Erhaltung des Wachstums ihrer Beute benötigt werden (Lavery et al., 2014).

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Klimawandel und Kohlenstoffbindung
                                                                      Die Zunahme des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids
                                                                      verursacht einen messbaren Anstieg der globalen
                                                                      Klimatemperaturen: 2016 war das wärmste Jahr seit
                                                                      Beginn der offiziellen Aufzeichnungen und das dritte Jahr
                                                                      in Folge, in dem ein neuer Hitzerekord aufgestellt wurde5.
                                                                      Die Kohlenstoffbindung (die Entfernung von Kohlenstoff
                                                                      aus der Atmosphäre) stellt eine zentrale Abschwächung
                                                                      des Klimawandels dar. Hierbei können Wale eine
                                                                      bedeutende Rolle spielen.

                                                                      Wale tragen nicht nur zur Freisetzung und Zirkulation von
                                                                      Nährstoffen bei, die das Wachstum des Phytoplanktons
                                                                      stimulieren – sie speichern auch große Mengen an
                                                                      Kohlenstoff in ihren Körpern und entfernen diesen so aus
                                                                      der Atmosphäre. Nach ihrem Tod sinken Wale meist auf
                                                                      den Meeresboden und werden zu sogenannten „Whale
© WDC
                                                                      Falls“(Lutz und Martin, 2014).

Die Kohlenstoffbindung durch die Walkadaver ist erheblich. Sinkt der Kadaver eines Wals auf den Meeresboden,
transportiert er den im Körper gespeicherten Kohlenstoff dorthin (Lutz und Martin, 2014). Smith (2006) kam
zu dem Schluss, dass die Kadaver großer Wale die größte und reichhaltigste Form organischen Abfalls auf
dem Meeresboden sind. Die Schlussfolgerung für die ozeanische Kohlenstoffbindung ist, dass die Erholung und
die Erhaltung gesunder Walpopulationen den Kohlenstofftransfer in die Tiefsee durch „Whale Falls“ (Lutz und
Martin, 2014) erhöhen wird; dies möglicherweise in einem größeren Umfang, als bisher angenommen.

                                                                                             Die enorme Menge an Nährstoffen, die
                                                                                             Wale aus tiefen Wasserschichten an die
                                                                                             Oberfläche transportieren und dort dem
                                                                                             Phytoplankton zur Verfügung stellen,
                                                                                             wird durch die „Whale Falls“ ergänzt
                                                                                             und kann die Kohlenstoffbindung des
                                                                                             Meeres dramatisch verbessern. Nicol et
                                                                                             al. (2010) schätzen, dass der Anteil von
                                                                                             freiem Eisen in den Ausscheidungen der
                                                                                             Wale 10 Millionen Mal größer ist als in
                                                                                             den Umgebungswerten des Meerwas-
                                                                                             sers und die Ausscheidungen somit die
                                                                                             Plaktonblüte enorm anregen. Das Ab-
                                                                                             sinken der Blüten könnte anschließend
                                                                                             200.000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr
                                                                                             aus der Atmosphäre entfernen (Lavery
                                                                                             et al., 2010).
Marines Plankton © [tonaquatic] / stock.adobe.com

5 National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA). National Centers for Environmental Information. Global Analysis 2016.
  https://www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/201613 im März 2021 abgerufen.

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                DIE ERHOLUNG DER WALPOPULATIONEN IST EINE SIGNIFIKANTE
                    STRATEGIE ZUR ABSCHWÄCHUNG DES KLIMAWANDELS

Whale Falls als Tiefseeoasen
                                                       Neben der langfristigen Entfernung von Kohlenstoff
                                                       aus der Atmosphäre (Lutz et al., 2007) schaffen „Whale
                                                       Falls“ einzigartige kleine Ökosysteme, in denen viele
                                                       endemische Arten leben (Smith und Baco, 2003).
                                                       Außerdem liefern sie wichtige Informationen über die
                                                       Rolle toter Wale im Ökosystem.

                                                       „Whale Falls“ findet man in der Regel entlang der
                                                       Wanderrouten der Wale sowie in ihren Nahrungs-
                                                       und Paarungsgründen. Dort bilden die Kadaver
                                                       am Meeresboden einen dauerhaften, organischen
                                                       und sulfidreichen Lebensraum und sind zugleich
Brydewal-Skelette am Meeresgrund                       Nahrungsquelle für viele Arten (Smith et al., 2015). Smith
© Sineenuch J / Shutterstock.com                       et al. (2015) beschreiben, dass sich an den Walkadavern
                                                       Organismen aus vier verschiedenen Zersetzungsstadien
                                                       ansiedeln: Dazu zählen mobile Aasfresser, die dazu
                                                       beitragen, die Walbiomasse in die umliegenden Gebiete
                                                       zu verteilen. Dies führt zu einer verstärkten Anreicherung
                                                       von Nährstoffen in diesen Gebieten.

                                                       Die extreme Nahrungsknappheit in der Tiefsee führte zur
                                                       Entwicklung einer vielfältigen und spezialisierten „Whale
                                                       Fall“-Fauna, zu der Knochenfresser und anorganische
                                                       Verwerter gehören (Smith et al., 2015). Das zeigt,
                                                       welche zusätzliche Bedeutung „Whale Falls“ für das
                                                       Funktionieren der Tiefsee haben.

Auswirkungen des Walfangs
Allein im 20. Jahrhundert wurden durch den kommerziellen Walfang fast 3.000.000 Wale getötet, wodurch einige
Populationen um bis zu 99 Prozent dezimiert wurden (Clapham, 2016). Schätzungen zeigen, dass die derzeitigen
Populationen von großen Bartenwalen 9.1×106 Tonnen weniger Kohlenstoff speichern als vor dem Walfang
(Pershing et al., 2010). Die vollständige Erholung der Walpopulationen würde dazu führen, dass jährlich 1,6×105
Tonnen Kohlenstoff durch „Whale Falls“ entfernt würden, was etwa 110.000 Hektar Wald entspricht – eine Fläche
von der Größe des Rocky Mountain National Park (Pershing et al., 2010).

Vor dem industriellen Walfang waren beispielsweise Pottwalpopulationen deutlich größer als heute (Baker und
Clapham, 2004). Die Erholung der Walpopulationen auf ein Niveau wie vor dem Walfang könnte erheblich dazu
beitragen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu verringern (Clapham, 2016). Lavery et al. (2010)
schätzen, dass durch eine Erholung der Pottwalpopulationen jedes Jahr weitere 2.000.000 Tonnen Kohlenstoff

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entfernt werden könnten. Nährstoffe, die in den Fäkalien von Nordatlantischen Glattwalen in der Bay of Fundy
freigesetzt werden, stimulieren nachweislich das Phytoplanktonwachstum, doch die Walart ist selten – 2019
waren es nur noch 366 Individuen. Ehemals zählte die Population jedoch ca. 14.000 Wale, die wahrscheinlich
eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf einnahmen (Roman et al., 2016).

Schlussfolgerung
Wie die aufgeführten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, steht die Erforschung der Funktionen, die Wale
im Ökosystem Meer innehaben sowie ihres Beitrags zur Kohlenstoffbindung noch am Anfang. Studien haben
aber bereits dargelegt, dass Wale einen wesentlichen Beitrag zu gesunden Meeresökosystemen, gesunden
Fischvorkommen und der Bindung von Kohlenstoff leisten – und damit den Auswirkungen des zunehmenden
Klimawandels entgegenwirken.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wirkt sich der Klimawandel heute auf jedes einzelne Land, auf jedem
Kontinent aus. Er wirkt sich sowohl auf das Leben von Einzelpersonen und Gemeinschaften, als auch auf die
wirtschaftliche Entwicklung aus. Infolgedessen sollte die Erhaltung und Erholung der Walpopulationen auf ein
Niveau vor dem kommerziellen Walfang, als globale Klimaschutzstrategie zur Bekämpfung des Klimawandels,
angenommen werden.

Tabla 1: Especies de cetáceos mantenidas en cautiverio en el mundo.

Der Grüne Wal: Walschutz ist Klimaschutz. © [prochym] / stockadobe.com

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Quellen
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