Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...

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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Nr. 107 / August 2020

                     Unregelmässig erscheinende Hauszeitschrift für interessierte Personen

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
                                         Der alljährliche Ausflug des Altersheims Ruhesitz musste
                                         dieses Jahr, auf Grund der Corona-Kriese, leider gestri-
                                         chen werden. Doch selbstverständlich nicht ersatzlos!
                                         Frau Vögeli und Frau Schwaninger von der Aktivierung
                                         zauberten einen Plan B aus dem Zylinder.
                                         Hinter dem «Haus Frühling» wurde ein gemütlicher Fest-
                                         platz mit Feuerstelle, Partyzelt, Grill und bequemen Stüh-
                                         len aufgebaut.
                                         Gruppenweise wurde das Mittagessen zum abwechslungs-
                                         reichen Brätel-Plausch. Am Morgen bereiteten die jewei-
                                         ligen Bewohnerinnen und Bewohner zuerst die Beilagen
                                         selber vor. Fleissig wurden Kartoffeln und Salat gerüstet.
                                         Auch die Tischdekoration wurde von den Bewohnerinnen
                                         und Bewohnern selber gestaltet. Viele kleine Sträusslein
                                         aus frischen Wiesenblumen wurden gebunden.
                                         Gegen Mittag trudelten alle beim grossen Feuer ein. Für
                                         musikalische Unterhaltung sorgte Frau Klingler mit ihrer
                                         Handorgel. Es ertönten altbekannte Volkslieder.
                                         Wer Lust hatte, konnte sich selber einen Cervelat am
                                         Stecken über dem Feuer grillieren. Unter dem Partyzelt
                                         wurde ausgiebig getafelt. Selber Zubereitetes schmeckt
                                         einfach immer köstlich. Mit Wein, Bier und Tee pros-
                                         teten wir einander zu und sangen fröhlich das Beringer
                                         Randenlied und viele andere.
                                         Zum Dessert wurden feine Schokoladen-Bananen in der
                                         Glut zubereitet und rundeten so geschmackvoll das fröh-
                                         liche Beisammen sein ab.
                                                                                  Felix Maurer
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                        Nr. 107     August 2020                                            Seite 2

Das Jahr 2019 – Bericht des Heimleiters
«Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen Ich beobachte in meinem Arbeitsfeld leider die Tenden-
wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir zen, dass unsere Arbeit effizient organisiert wird, sich
kämen, wenn wir gingen.» Kurt Marti (1921–2017) jedoch nicht effektiv an den Bedürfnissen der betroffe-
                                                         nen Menschen orientiert. Vorgaben des Krankenversi-
Was erwartet uns am Ende unse-                           cherungsgesetzes, in der Theorie erarbeitete Konzepte
res Weges? Erst wenn ich mich                            oder Vorgaben zu Ausbildungsabschlüssen und mess-
auf den Weg mache, werde ich                             bare Personalschlüssel stehen im Vordergrund. Bei vie-
es erfahren. Mein Weg im Ruhe-                           len QM-Systemen ist es nicht wichtig, dass die richti-
sitz dauert bereits über 25 Jahre                        gen Personen anwesend sind, sondern dass die richtige
und hat schon viele Etappen                              Anzahl von Personen mit den richtigen Ausweisen und
erreicht. Wohin wir noch kom-                            Zertifikaten abgehakt werden kann.
men werden – darauf bin ich                              Ich werde die Vermutung nicht los, dass in unserer derart
gespannt.                                                zahlengläubigen Welt all das, was sich nicht in Zahlen
Mit Zuversicht erwarte ich, dass die letztjährigen Ent- ausdrückt, zum Störfaktor wird. Der Wert der Menschen
scheidungen und die aufgebrachte Energie zugunsten oder viele Handlungen von Pflege und Betreuung sind
des Zentrums für Altersfragen Früchte tragen werden. nicht messbar und bilden somit bei QM-Systemen einen
Dafür stehen die Vorzeichen gut und die Perspektive ist Störfaktor. Sogar der Schweizer Ökonomieprofessor
greifbar. So gab sich der Gemeindepräsident von Berin- Matthias Binswanger schreibt: «Man glaubt den Zah-
gen, Hansruedi Schuler, gegenüber der Schaffhauser len – selbst wenn sie nicht stimmen. Dabei verwechselt
Nachrichten anfangs Januar 2020 erwartungsvoll: Er man die Indikatoren, die man messen kann, mit Quali-
hofft, dass im Verlauf dieses Jahres nicht nur der Quar- tät. Echte Qualität kann man nie messen.» So wird der
tierplan vom Kanton bewilligt wird, sondern auch das Mensch als unberechenbare Grösse zum Unterbrecher
Bauprojekt. All das ist ein Ergebnis intensiver Arbeit eines ansonsten gut funktionierenden Systems. Bei aller
während des Berichtsjahrs. Ich bin gespannt, wo wir im Kritik an den QM-Systemen: Sie sind nicht ersetzbar.
nächsten Jahr hinkommen.                                 Denn das Problem sind nicht diese Systeme und deren
                                                         Instrumente. Das Problem liegt in der Annahme, dass
Sich mit der Qualität der Arbeit auseinanderzusetzen, sie eine umfassende Qualität garantieren können, was
ist eine meiner Hauptaufgaben. Dabei beobachte ich, nicht der Fall ist. Die Sozialarbeiterin und Buchautorin
dass der von vielen geforderte Qualitätswettbewerb im Judith Giovannelli-Blocher drückt das Dilemma rund
Gesundheitswesen zunehmend auf Kritik stösst, insbe- um das Thema Qualität wie folgt aus: «Das Leben kann
sondere von Verantwortungsträgern in der Pflege. Die man nicht in einem Punktesystem abhaken. Es ist unbe-
Kritik besagt, dass sich Qualität im Gesundheitswesen rechenbar und unmessbar. Ebenso alle Menschen, die
gar nicht quantitativ messen lässt. Qualitätsmanage- in diesen Berufen tätig sind, in denen es zentral um das
mentsysteme verlangen aber gerade messbare Krite- geht, was im Erfassungsformular gar nicht abhakbar ist,
rien, die aus Zielen und Prozessen abgeleitet werden. im Qualitätssystem, das heute in all den Institutionen so
Die Ableitung ist in vielen Fällen jedoch schwierig. Die viel Zeit wegfrisst, dass man keine Zeit mehr hat zum
Qualitätskriterien − vor allem im Bereich der Ergebnisse Lachen und Spazieren und Zusammensitzen mit den
− sind künstlich und erscheinen weit hergeholt. Trotz- Menschen. Um das geht es aber eigentlich. Und darum
dem müssen sie dann erhoben, evaluiert und diskutiert dürfen alle Menschen, die in diesen Berufen tätig sind,
werden.                                                  stolz sein. Wir können stolz sein, dass wir etwas vertre-
                                                         ten, das nicht messbar ist – aber zu tun hat mit echter,
Wir organisieren unsere Arbeiten möglichst effizient,
                                                         lohnender Lebensqualität.»
denn das können wir messen und hoffen, damit Quali-
tät abzubilden. Nun stellen Sie sich jedoch einmal Fol- Zeitgemässe Führung besteht darin, einen Sinn in einer
gendes vor: Sie wollen eine Leiter hochklettern und Sie Aufgabe zu wecken, ja sogar den Mitarbeitenden die-
beginnen zu überlegen, wie Sie möglichst schnell nach sen Sinn aufzudecken, was wiederum ihre Motivation
oben gelangen. Sie kommen auf die Idee, zwei Leiter- steigert. Führen heisst im Ruhesitz: Sinn stiften. Nicht
sprossen aufs Mal zu nehmen. Auch könnten Sie durch Führung durch Gehorsam, sondern Führung durch Dis-
zusätzliches körperliches Training die Leistungsfähig- ziplin führt zum Ziel. Mit anderen Worten heisst das,
keit erhöhen – Sie werden damit schneller. Nun klettern Menschen in ihre eigene Disziplin, oder anders ausge-
Sie also diese Leiter hoch und merken am Ende, dass drückt, in ihre eigene Verantwortung zu führen. Im hie-
sie an der falschen Stelle steht. Na super! Dabei waren rarchischen Führungsmodell gab es einen Leader. Er
Sie zwar effizient, doch keineswegs effektiv – das Ziel war ganz oben auf dem Organigramm und sagte stets,
wurde verfehlt!                                          wo es lang geht und wie es gemacht werden muss – und
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                          Nr. 107     August 2020                                              Seite 3

das wurde von den Untergebenen so ausgeführt. Das ist        len und Grafiken geben Ihnen Einblick in das Funkti-
nicht mehr zeitgemäss – denn die Eigenmotivation und         onieren des Ruhesitzes. Die Personalkosten bilden wie
somit auch das Verantwortungsbewusstsein von Mitar-          üblich den Hauptteil unserer Ausgaben.
beitenden kann man nur steigern, wenn man ihnen einen
Sinn, ja gar eine Vision vermittelt.                         Ein grosses Dankeschön gebührt dem Ehepaar Kehl,
                                                             welches uns bei der Gestaltung unserer Hauszeitung
Einen grossen Dank spreche ich unseren Kadermitarbei-        unterstützt. Im November 2003 ging die erste Informa-
tenden aus. Sie helfen mit, das bereits erstellte Grundge-   tionszeitung im Ruhesitz in den Druck. Ein Jubiläum
rüst mit einer hohen Qualität aufrechtzuhalten. Zusam-       durften wir im April 2019 mit der hundertsten Ausgabe
men mit unseren zahlreichen weiteren Mitarbeitenden          unserer Zeitung feiern. Bei der Durchsicht der ersten
leisten sie sehr viel – denn wir wollen bewusst nicht        Exemplare ist mir bewusst geworden, dass wir grosse
nur dem «Mainstream» folgen. Danke an alle für den           Wegstrecken zurückgelegt haben. Zum Glück haben wir
motivierten Einsatz und alles Sinn stiften. Im Speziellen    vieles gewagt und wissen jetzt, «wo wir hingekommen
danke ich allen für das Übernehmen von Verantwortung         sind, weil wir gegangen sind».
– in der Ausübung ihres Berufs, aber auch auf der zwi-
schenmenschlichen Ebene.                                     Wir im Ruhesitz wollen weiterhin den Mut aufbrin-
                                                             gen, um vorwärtszugehen und auch eine möglichst
Unterstützt werden wir dabei durch die Bevölkerung           hohe Effektivität zu erreichen. Das Ziel bleibt dasselbe:
der Zweckverbandsgemeinden. Sowohl die finanziel-            Die Schaffung einer hohen Lebensqualität für unsere
len Unterstützungen als auch die Ermunterungen und           Bewohnerinnen und Bewohner. Diesen Mut wünsche
Zusprüche, welche uns erreichen, motivieren uns bei          ich auch Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser.
unserer Arbeit. Im Speziellen möchte ich an dieser Stelle
den vielen Personen danken, welche mit einer Spende          Die grosszügigen Spenden, welche wir im Jahr 2019
mithelfen, die Weiterentwicklung des Ruhesitzes und          erhalten haben, tragen dazu bei, den Bewohnern im
seinen Dienstleistungen zu ermöglichen.                      Ruhesitz eine angenehme Wohnumgebung zu schaffen;
                                                             herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Wir betrachten
Wiederum durften wir vielen Menschen eine gute               die Zuwendungen als Zeichen der Wertschätzung und
Lebensqualität im Alter bieten. Dank der hohen Nach-         Bestätigung für unsere Arbeit.
frage und der guten Nutzung unserer Angebote erleben
wir finanziell eine stabile Situation. Die folgenden Zah-    Beringen, im März 2020		                   Daniel Gysin

Jahresrechnung 2019
Dank der guten Belegung und der Unterstützung vieler Spender im Berichtsjahr durften wir die Jahresrechnung erfolg-
reich abschliessen. Herzlichen Dank!
 Aufwand                                                         Ertrag
 Personalkosten                               5’848’286.42       Pensionstaxen                          3’268’710.00
 Medikamente und Pflegematerial                 115’309.65       Betreuungstaxen                          789’091.00
 Lebensmittel und Getränke                      324’341.63       Pflegetaxen Versicherer                1’717’956.00
 Textilien und Textilersatz                      16’547.85       Pflegetaxen Bewohner                     694’144.80
 Haushaltsartikel                                55’449.49       Pflegetaxen Gemeinde                   1’682’320.90
 Wasch- und Reinigungsmittel                     27’342.40       Ertragsminderung                          – 9’186.60
 Hauswirtschaftliche Fremdleistungen            309’872.45       Pflegematerial, diverse Verkäufe         108’144.70
 Investitionen/Unterhalt Immobilien              57’852.37       diverse Einnahmen                          23’905.00
 Abonnemente                                     34’755.50       Kapitalzinsertrag                           4’000.00
 Investitionen in Mobilien                       22’928.89       Umsatz Cafeteria                           90’920.25
 Unterhalt/Reparaturen Mobilien                  38’579.32       Verpflegung, Leistungen an Dritte        149’641.15
 Werkstattmaterial                                6’193.25       Liegenschaftsergebnis                      46’880.95
 Unterhalt/Betrieb Fahrzeuge                      5’257.75
 Strom/Fernheizung/Wasser                       187’411.90       Gewinn                                    34’406.19
 Abschreibungen/Rückstellungen/Miete          1’262’389.30
 Büromaterial/EDV/Diverses                      112’878.07
 Auslagen für Heimbewohner                       39’084.77
 Versicherungen/Abwasser/Deko                    67’610.95
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            Am 31. Dezember 2019 lebten
      86 Bewohnerinnen und Bewohner
     im Ruhesitz. Im Diagramm erkennen
     Sie die Verteilung nach Herkunftsort.

Am 31. Dezember 2019 belief sich die
Aufenthaltsdauer auf durchschnittlich
3 Jahre, 8 Monate und 2 Tage.
Ende 2002 dauerte ein durchschnittli-
cher Aufenthalt 3 Jahre und 9 Monate.
                                                                   Das Durchschnittsalter betrug Ende 2019
                                                                   87 Jahre und 15 Tage. 2002 war es etwas tiefer
                                                                   und lag bei 86 Jahren, 8 Monaten und 4 Tagen.

                                           BESA-Einstufungen
                                    Je mehr Hilfe benötigt wird,
                                    desto höher die BESA-Stufe

       Unsere 61 Vollzeitstellen wurden
               von 95 Personen besetzt.
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Das Jahr 2019 – Bericht des Stiftungsratspräsidenten
                                                       Wie im April 2018 anlässlich der Leistungsschau in
                                                       Beringen vorgestellt, sollten 2019 in Bezug auf das
                                                       Zentrum für Altersfragen nachfolgende Meilensteine
                                                       verankert werden:
                                                          die Verabschiedung der finanziellen Verbindlich-
                                                           keiten zwischen der Stiftung Ruhesitz und den Ver-
                                                           bandsgemeinden
                                                          die Projekteingabe zwecks behördlicher Freigabe
                                                          die Erstellung des Quartierplans und die eventuelle
                                                           Umzonung von Flächen und Grundstücken
Das Jahr 2019 sollte in vielerlei Hinsicht ein wegwei- Einige dieser genannten Etappen haben wir im Laufe
sendes Jahr werden!                                    des Berichtsjahres vorantreiben und gar verabschieden
    ein 25-jähriges Dienstjubiläum                     können. So wurde im frühen Sommer das Vorprojekt
                                                       um die ersten behördlichen Rückmeldungen ergänzt
   verschiedene Entscheidungen im Zusammenhang und konnte so Mitte Juli 2019 beim Gemeinde­              rat
    mit dem Neubauprojekt Frühling                     eingereicht werden. Nach der Genehmigung des Vor-
                                                       projektes durch den Gemeinderat wurde in der Kon-
2019 – ein vielversprechendes Jahr!                    sequenz die Ausarbeitung des Bauprojektes sowie die
                                                       Entwicklung des Quartierplans in Auftrag gegeben.
Jubiläum                                               Die Projektentwicklung sieht Ende 2019 einen leich-
Am 1. August 1994 durfte Daniel Gysin die Heim- ten zeitlichen Verzug auf der geplanten Zeitachse vor
leitung des Alters- und Pflegeheims Ruhesitz über- – alle involvierten Verantwortlichen sind aber zuver-
nehmen und am 1. August 2019 sein 25-jähriges sichtlich, dass 2021 mit der ersten Bauetappe gestartet
Dienstjubiläum feiern! Als Stiftungsrat haben wir werden kann.
uns anlässlich unserer Sitzung vom 23. Oktober 2019
sehr gefreut, dieses Ereignis zu feiern. 25 Jahre lei- Ende November – anlässlich des Mitarbeiter-Weih-
denschaftliches Engagement in die Altersarbeit, in nachtsessens – wurde einmal mehr sichtbar, welch
die Weiterentwicklung eines Alters- und Pflegeheims wertschätzendes und respektvolles Betriebsklima
und 25 Jahre persönliche Investition zugunsten älterer den «Ruhesitz» prägt. Allen Mitarbeitenden wurde es
Mitmenschen! Herzlichen Dank, Daniel Gysin.            ermöglicht, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Ein
                                                       Jahresabschluss, der durch verschiedenste Beiträge –
Zentrum für Altersfragen / Projekt Frühling            musikalisch und in Worten – Dankbarkeit widerspie-
Im September 2012 wurde es der Stiftung Alters- gelte.
und Pflegeheim Ruhesitz ermöglicht, die Parzelle
«Frühling» zu erwerben. Die Überzeugung, dadurch Ganz persönlich
die wachsenden und angepassten Bedürfnisse und Wir stehen als Stiftungsrat und als gesamte
Erkenntnisse einer zeitgemässen und wertschätzen- «Ruhesitz»-Mannschaft vor grossen Herausforderun-
den Altersbetreuung sicherstellen zu können, war gen. Die nächsten Etappen wollen wir mit viel Elan,
vom Stiftungsrat in jeder Hinsicht gegeben. Sieben Überzeugung und Gottvertrauen angehen. Und weil
Jahre später sollten endlich erste sichtbare Schritte wir uns weiter gemeinsam dafür hingeben und einset-
dieser Überzeugung folgen. Dank einem guten Jahres­ zen, werden wir diese «unter die Füsse» nehmen kön-
abschluss 2018 konnten sodann auch die finanziellen nen. Ich danke der gesamten «Ruhesitz»-Mannschaft,
Grundlagen dafür geschaffen werden. Anlässlich der der Heimleitung, den Stiftungsratskolleginnen und
Stiftungsratssitzung vom 18. März 2019 konnte der -kollegen für ihr Commitment!
Stiftungsrat einen erfreulichen Jahresabschluss ver- Lohn, im April 2020
abschieden. Dieser ermöglichte es, weitere Rückstel-
lungen für die geplanten Investitionen in das Neubau­                                             Ralf Oberli
projekt zu bilden.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                       Nr. 107   August 2020                                              Seite 6

Abschlussfeier Lernende 2020
Die Abschlussfeiern 2020 sind gezeichnet von            die Feier begleitet. Seine «Message» an die vier erfolg-
der Corona-Pandemie. Es gibt weder grosse Feste         reichen Absolventen hat er in einen Rap verpackt und
noch feierliche Zusammenkünfte. Trotzdem ist ein        brachte die Anwesenden sogar dazu, mitzutanzen.
Abschluss auch in diesem Jahr etwas wert – viel
                                                        Daniel Gysin lobt während seiner Rede ebenfalls die
sogar, denn er markiert den Übergang zu einem neuen
                                                        Berufsbildnerinnen, welche mit gros­sem Engagement
Lebensabschnitt. Daher wollten wir den erfolgreichen
                                                        die Lernenden begleitet und ausgebildet haben. Er
                                   Abschluss      der
                                                        erwähnt auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
                                   Absolventinnen
                                                        welche Zeit und Energie in die Lernenden investiert
                                   und des Absol-
                                                        haben, damit der Ruhesitz qualitativ gut ausgebildete
                                   venten mit einer
                                                        Fachpersonen beschäftigen kann. Was ihn besonders
                                   kleinen Feier im
                                                        freut, ist, dass alle vier weiterhin im Ruhesitz tätig
                                   Ruhesitz würdi-
                                                        sein werden und er sie als Berufskolleginnen und
                                   gen. Am Mitt-
                                                        Berufskollegen begrüs­sen darf.
                                   woch, 1. Juli, war
                                   es soweit. Die     Burim und Vlora stellen sich neuen Herausforde-
Absolventen, ihre Berufsbildner und wenige Gäste      rungen. Sie machen einen Wechsel! Vlora arbeitet
treffen sich im Mehrzwecksaal für eine kleine Feier.  zukünftig in der Funktion einer ausgebildeten Fach-
                                                      frau Gesundheit und nicht mehr als Pflegehelferin.
Daniel Gysin betont während seiner Ansprache, dass
                                                      Die Qualifikation von Burim Bahtijari entspricht
die vier etwas Grossartiges geleistet haben und sie
                                                      einem HF-Absolventen. Selina und Leonora treten als
stolz darauf sein können. Mit der kleinen Feier wolle
                                                      Fachfrauen Gesundheit ins Berufsleben ein.
er dies würdigen und auf sie anstossen.
                                                      Daniel Gysin stellt den Anwesenden folgende Fragen:
                                                      Was ist unser Ziel im Beruf? Welchen Sinn verfolgen
                                                      wir?
                                                        Sinn in der Arbeit zu finden, ist viel wichtiger als viel
                                                        Geld oder Ansehen. Mit «sinnerfüllten Aufgaben»
                                                        brennt man weniger aus – das ist erwiesen. Die beste
                                                        Burn-out-Prophylaxe: sinnvolle Arbeit! Er regt mit
                                                        folgender Geschichte zum Nachdenken an:
                                                        «Drei Mitarbeiter sind dabei, einem älteren Menschen
                                                        bei der Körpertoilette zu helfen. Der erste Mitarbeiter
                                                        wird gefragt: «Was tun Sie da?» «Ich wasche einen
Nebst der schönen musikalischen Einleitung durch
                                                        Menschen!», brummt der und sieht dabei nicht ein-
Thomas Braun und seiner Tochter Rahel konnten
                                                        mal auf. «Was machen Sie?», wird der zweite Mit-
die Anwesenden einen zusätzlichen Leckerbissen
                                                        arbeiter gefragt. Seufzend antwortet der: «Ich muss
geniessen. Patrick Portmann hat zusammen mit zwei
                                                        Geld verdienen, um meine grosse Familie ernähren zu
jugendlichen Sängerinnen und einem weiteren Sänger
                                                        können!» Schliesslich wird auch der dritte Mitarbeiter
                                                        gefragt: «Und was tun Sie?» Der blickt auf den Fra-
                                                        genden, dann auf den älteren Menschen und sagt leise:
                                                        «Ich versuche, einem Menschen eine gute Lebensqua-
                                                        lität zu bieten. Es ist die gleiche Antwort, aber es sind
                                                        ganz verschiedene Motive.» (Diese Geschichte finden
                                                        Sie auch im Artikel «Vom Sinn der Arbeit» von Daniel
                                                        Gysin.)
                                                        Welche Motive oder welchen Sinn prägen unser Han-
                                                        deln? Lebensqualität zu ermöglichen und dass man
                                                        Sinn in der Arbeit findet und der Arbeitsalltag immer
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                        Nr. 107     August 2020                                            Seite 7

                                                      gabe von Blumen und je einem Gutschein für einen
                                                      wohlverdienten Brunch im Schloss Laufen sowie fürs
                                                      El Bertin und lädt nach dem musikalischen Ausklang
wieder durch «sinnhafte Arbeit» gefüllt wird. In die- von Thomas und Rahel Braun alle Anwesenden zu
sem Sinne entlässt Daniel Gysin die erfolgreichen einem leckeren Apéro ein.
Absolventinnen und den Absolventen nach der Über-                                           Doris Frosini

Carte Blanche: Zu viele Köche verderben den Brei
Wenn bei den Qualitätsvorgaben für die Pflegeheime Bundesrat festgelegte Qualitätsziele und Empfeh-
nicht mehr klar ist, wer wofür zuständig ist, geht dies lungen der neuen Eidgenössi­schen Qualitätskommis-
zu Lasten der Heimbewohner.                             sion umzuset­zen. Diese Neuerungen gelten auch für
                                                        Behinderteneinrichtungen, die Pflege­leistungen über
                      Oberstes Ziel der Dienstleister
                                                        das KVG abrechnen. Das führt zu einem Governance-
                      für Men­  schen mit Unterstüt-
                                                        Prob­lem: Welches sind genau Aufgaben, Kompeten-
                      zungsbedarf ist die Lebensqua-
                                                        zen und Verantwortung von Kantonen, Bundesrat,
                      lität der Menschen, die sie pfle-
                                                        Qualitätskom­mission, Krankenversicherern und Leis-
                      gen, betreuen und begleiten. Für
                                                        tungserbringern bei der Festlegung von Qualitätsvor-
                      die Pflegeheime ist dieses Ziel
                                                        gaben? Wer ist für wel­che Qualitätsfragen zuständig?
                      im nationa­ len Qualitätsbericht
                                                        Selbst wenn diese Fragen beantwortet sind, ist nicht
                      des BAG ausdrück­lich genannt.
                                                        sichergestellt, dass die Akteure über ein gemeinsames
                      Um eine gute individuelle
                                                        Qualitätsver­ständnis verfügen. Wie kann sicherge­
                      Lebensqualität zu erreichen,
                                                        stellt werden, dass die Qualitätsvorgaben der Akteure
benötigen die Heime einen umfassenden Ansatz auf
                                                        inhaltlich kompatibel sind und sich am übergeordne-
betrieblicher Ebene, der verschie­denste Lebensbedin-
                                                        ten Ziel der Lebensqualität ausrichten?
gungen berücksich­tigt: Sicherheit, soziale Zugehörig-
keit und Selbstbestimmung.                              Absehbar ist zurzeit eine einseitige Ausrichtung an der
                                                        medizinischen Ver­sorgungssicherheit, ein wachsender
Zwei Verordnungsänderungen, die der Bundesrat in
                                                        ad­ministrativer Aufwand für weitere Indi­katoren und
eine Vernehmlassung ge­    geben hat, gefährden die-
                                                        immer weniger Zeit für das Pflege- und Betreuungs-
sen integralen Ansatz. Aktuell erlassen die Kantone
                                                        personal, sich den betroffenen Menschen direkt zuzu­
als Aufsichtsbehörden Qualitätsvorga­    ben. Gestützt
                                                        wenden. Das schmälert die Attraktivi­tät für Berufe,
auf das KVG erheben die Pflegeheime seit letztem
                                                        bei denen wir mit einem Fachkräftemangel konfron-
Jahr zudem medizinische Qualitätsindikatoren. Neu
                                                        tiert sind. Und es trägt definitiv nicht zu einer besseren
will der Bundesrat den Kantonen de­taillierte Quali-
                                                        Lebensqualität bei. Curaviva Schweiz setzt sich vehe-
tätskriterien vorschrei­ben, die für die Aufnahme in
                                                        ment dafür ein, dass es nicht so weit kommt.
die kan­tonale Pflegeheimliste gelten sollen. Zudem
sollen die Verbände der Kran­kenversicherer und der                                                 Daniel Höchli
Leistungser­ bringer Verträge abschliessen, um vom                               Direktor von Curaviva Schweiz
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                       Nr. 107    August 2020                                             Seite 8

Vom Sinn der Arbeit in der Corona-Krise
                           Eine Sonderprämie             Die gleiche Geschichte könnte im Ruhesitz so lauten:
                           für Corona-Zeiten.            Drei Mitarbeiter sind dabei, einem älteren Menschen
                             Macht das Sinn?             bei der Körpertoilette zu helfen. Der erste Mitarbeiter
                                                         wird gefragt: «Was tun Sie da?» «Ich wasche einen
Die Corona-Krise hat alle in einem nie erwarteten Aus-   Menschen!», brummt der und sieht dabei nicht ein-
mass getroffen. Es sind grosse Herausforderungen,        mal auf. «Was machen Sie?», wird der zweite Mit-
die wir meistern müssen.                                 arbeiter gefragt. Seufzend antwortet der: «Ich muss
Diese Gedanken schreibe ich Ende Juni nieder. Ich bin    Geld verdienen, um meine grosse Familie ernähren zu
gespannt, welche Entwicklung ich bis zum Drucken         können!» Schliesslich wird auch der dritte Mitarbei-
der Hauszeitung im August 2020 erfahren werde.           ter gefragt: «Und was tun Sie»? Der blickt auf den
                                                         Fragenden, dann auf den älteren Menschen und sagt
Es wurden Entscheidungen getroffen, welche die           leise: «Ich versuche, einem Menschen gute Lebens-
Lebensqualität der Bewohner/innen, der Mitarbeiter/      qualität zu bieten.» Es ist die gleiche Arbeit, aber es
innen und auch der Angehörigen beeinflusste. Rück-       sind ganz verschiedene Motive.
blickend haben wir im Ruhesitz vieles richtig – aber
bestimmt auch Fehler gemacht.                           Welche Motive oder welchen Sinn prägen mein Han-
                                                        deln?
Alle in der Not getroffenen Anordnungen und Mass-
nahmen wurden erlassen, weil diese Entscheidungen Ich wünsche uns, dass wir Sinn in der Arbeit finden
für uns Sinn gemacht haben. Leider war es oftmals und ich wünsche uns, dass unser Arbeitsalltag weniger
nicht möglich, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. durch ergebnislosem Dokumentationswahn bestimmt
Dieser Realität bin ich mir bewusst.                    wird und wir nicht unsere Energie dafür aufwenden
                                                        müssen, den Forderungen der Rechtfertigung nachzu-
Der Ruhesitz basiert auf einer Grundhaltung, die auf rennen. Wir wollen Lebensqualität mit Sinn fördern
Liebe aufbaut, Individualität zulässt und gegenseiti- können. In der Corona-Notzeit erlebte ich nebst der
gem Respekt. Die Liebe gilt somit als eine tragende grossen Anspannung eine Reduktion der administrati-
Säule. Die Haltung, Liebe zu leben, das ist es, was mir ven Aufgaben. Das Controlling durch Krankenkassen
Sinn gibt und mich glücklich macht. Ich weiss es und z.B. wurde reduziert. Im Ruhesitz erlebte ich, dass wir
spüre es auch in meinem Herzen und doch – im All- uns verstärkt «an den Bedürfnissen der Menschen»
tag hinke ich manchmal hinterher. Trotz diesem zeit- orientiert haben. Nebst aller Anspannung, der Angst
weiligen Scheitern lohnt es sich, diese Grundhaltung und dem Druck erlebte ich auch viele «schöne Begeg-
zu leben. Ich erlebe es als förderlich, dass ich trotz nungen».
Rückschlägen immer wieder den Sinn meiner Arbeit
erkenne.
                                                                                  Eine Sonderprämie
                                                                                      für Corona-Zeiten.
Folgende Geschichte regte mich zum Nachdenken an:
                                                                                        Macht das Sinn?
Drei Bauarbeiter sind dabei, Steine zu schleppen, als
ein Vorübergehender sie anspricht. Er fragt den ers- Noch wichtiger als Geld sollte meiner Meinung nach
ten Arbeiter: «Was tun Sie da?» «Ich trage Steine!», eine gute Arbeitsatmosphäre sein und eine Arbeit, die
brummt der und sieht dabei nicht einmal auf. «Was Sinn macht.
machen Sie?», fragt er den zweiten Arbeiter. Seufzend
antwortet der: «Ich muss Geld verdienen, um meine                                           Daniel Gysin
grosse Familie ernähren zu können!» Schliesslich wird
auch der dritte Arbeiter gefragt: «Und was tun Sie»?
Der blickt auf den Fragenden, dann auf das Bauwerk
und sagt leise: «Ich baue mit an einem Krankenhaus!»
Es ist die gleiche Arbeit, aber es sind ganz verschie-
dene Motive.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                       Nr. 107    August 2020                                           Seite 9

Essen in Gesellschaft und Mahlzeitendienst
Immer mehr ältere Menschen leben in der Schweiz.        An 365 Tagen im Jahr bringt Ihnen ausserdem unser
Viele davon bleiben so lange wie möglich im eige-
nen Heim. Damit das möglich ist, braucht es einige      Mahlzeitendienst
Vorkehrungen. Unter anderem ist eine gute Ernährung     das Mittagessen nach Hause. Transportiert werden die
sehr wichtig. Der Ruhesitz ist ein Kompetenzzentrum,    Mahlzeiten fertig gekocht in einem speziellen Kunst-
welches sich seit der Gründung mit allen Belangen       stoffbehälter. Sie müssen die Speisen nicht mehr
des Alterns auseinandersetzt und ein optimales Leben    zusätzlich aufwärmen und benötigen daher weder
für unsere Gäste, Bewohner des Ruhesitzes sowie die     einen Mikrowellenherd noch eine andere Vorrichtung.
Senioren der drei Dörfer anstrebt. Dazu gehört auch     Dieser Service gewährleistet eine kontinuierliche Mit-
eine gute und ausgewogene Ernährung.                    tagsmahlzeit und kann für Sie eine zusätzliche Sicher-
Eine Möglichkeit ist, sich bei uns im Ruhesitz zu heit darstellen, da Ihnen unser Fahrer das Essen bis an
verpflegen. Jeden Monat, ausser im Dezember, tref- die Haustüre bringt.
fen sich Bewohner des Ruhesitzes und Senioren aus Sollten Sie im Notfall Hilfe benötigen, kann unser
Beringen, Siblingen sowie Guntmadingen zu einem Fahrer die nötigen Schritte einleiten.
gemeinsamen
                                                        Die Mahlzeiten werden in der Regel zwischen 11.00
Senioren-Mittagstisch im Ruhesitz                       und 11.45 Uhr ausgeliefert. Sie können diesen Service
Nach längerer Pause wegen der Corona-Pandemie fin- täglich, nur an einzelnen Wochentagen oder zeitlich
den diese Mittagstische seit 4. August wieder statt.    befristet in Anspruch nehmen. Sollten Sie einmal die
                                                        Mahlzeit nicht benötigen, können Sie sich bis ca. 9.30
Das Mittagessen wird um 11.45 Uhr serviert. Die
                                                        Uhr telefonisch bei uns abmelden.
Siblinger treffen sich am ersten Dienstag im Monat,
die Beringer am Mittwoch der Folgewoche und die Der Ausbruch der Corona-Pandemie hatte auch auf
Löhninger und Guntmadinger ebenfalls am Mittwoch, diesen Bereich unserer Dienstleistungen ihren Ein-
eine Woche später. Die genauen Daten werden jeweils fluss: Wie vom Bund im März 2020 vorgegeben,
auf der Homepage publiziert und liegen im Eingangs- sollten Menschen über 65 und Menschen mit Vor­
bereich des Ruhesitzes auf. So ist es möglich, sich mit erkrankung nicht mehr unter die Leute gehen, und im
Freunden, Bekannten und Nachbarn ungezwungen bei Ruhesitz wurde ein Besuchsverbot verhängt. Dies war
uns zu treffen und die Geselligkeit zu pflegen.         der Auslöser für einen Aufruf nach freiwilligen Hel-
                                                        fern für den Auslieferdienst, den wir im Coop Berin-
Wir bieten aber auch die Möglichkeit, das               gen ausgehängt hatten.
Mittagessen in der Cafeteria                         Die Resonanz auf den Aufruf war beeindruckend, und
des Ruhesitzes zu geniessen. Das Mittagessen wird schnell haben 10 Helfer den Fahrdienst selbständig
jeweils um 11.30 Uhr serviert, und Sie können diesen mit Hilfe einer WhatsApp-Gruppe koordiniert. Dies
Service täglich, nur an einzelnen Wochentagen oder bedeutete für uns eine grosse Entlastung, und wir
zeitlich befristet in Anspruch nehmen.               möchten uns hiermit bei allen freiwilligen Helfern
                                                     bedanken, die sich während der letzten drei Monate
                                                     für den Ruhesitz engagiert haben.
                                                        Sind Sie interessiert an einem oder mehreren unserer
                                                        Angebote? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme
                                                        unter Telefon 052 685 16 51.
                                                        Unseren Menüplan finden Sie auf unserer Homepage
                                                        www.pflegeheim-ruhesitz.ch.
                                                        Wir hoffen, mit dieser Veröffentlichung unsere Mahl-
                                                        zeiten-Dienstleistung zeitgemäss zu ergänzen und
                                                        freuen uns jederzeit über Rückmeldungen.
                                                                                          Dominique Fischer
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ...
Ruhesitz-News                            Nr. 107    August 2020                                               Seite 10

Interview mit Frau Heidi Zurfluh
                                                               ser Zeit vier Jahre alt. Wir besuchten sie noch einen Tag
                                                               vor ihrem Tod im Spital und brachten ihr Orangen und
                                                               Bananen, die sie so sehr mochte. Nach dem Tod mei-
                                                               ner Mutter war mein Vater mit uns vier Kindern auf sich
                                                               gestellt. Dazu kam, dass er arbeitslos war. Das war keine
                                                               einfache Zeit für uns alle. Wir ernährten uns mehr oder
                                                               weniger von Fischen, die er im Rheinfallbecken angeln
                                                               durfte, und von Kaninchen, die wir im Garten hielten.
                                                               Ich mochte die Kaninchen sehr und durfte sie jeweils
Heute stellen wir Ihnen                                        mit Möhren oder Brot füttern oder was sonst vorhanden
Frau Heidi Zurfluh vor.                                        war. Mich stimmte es immer traurig, wenn es dann wie-
Sie wohnt seit dem 31. Mai                                     der Kaninchen zum Essen gab. Deshalb habe ich bis vor
2006 im Ruhesitz.                                              kurzem kein Kaninchenfleisch mehr gegessen.
                                                               Mein Vater hat später eine Witfrau geheiratet. Leider war
i Wie geht es Ihnen Frau Zurfluh?                             unser Verhältnis nicht so gut.
Mehr oder weniger recht. Manchmal habe ich wegen
                                                               Nach 9 Jahren Schulzeit, die ich allesamt in Neuhausen
dem Rheuma starke Schmerzen, dann gibt es Tage, die
                                                               absolviert habe, reiste ich mit 15 Jahren für ein Haus-
besser sind. Ich fühle mich hier sehr gut umsorgt; es geht
                                                               haltsjahr nach Porrentruy auf einen Bauernhof. Ich hatte
mir soweit gut.
                                                               mich um den Haushalt und die fünf Kinder zu kümmern.
iE
  rzählen Sie uns doch von Ihrem Werdegang, Frau              Ich habe bei der Familie auch im Stall mitgearbeitet,
 Zurfluh. Wo sind Sie aufgewachsen?                            hatte aber nach einem Zwischenfall mit einer Kuh keine
                                                               Freude mehr daran. Eine der Kühe hat mir mit dem
Ich wuchs in Neuhausen in der «Villa Fürchterlich» an          Schwanz um den Kopf geschlagen …
der Neubergstrasse 14 (s. Bild) auf. Das Wohngebäude
wurde so genannt, weil es für die damalige Zeit mit sei-       Ich mochte es sehr, während dem Betten- und Sauber-
nen fünf Stockwerken das höchste Haus in Neuhausen             machen zu singen und zu jodeln. Das habe ich seit mei-
war. Die Toilette befand sich im Treppenhaus, war sozu-        ner frühen Kindheit immer gerne getan, zumal mein
sagen öffentlich. Um in die Waschküche zu gelangen,            Vater mich dazu animiert hat; er hat sogar den Jodelclub
mussten wir nach draussen und ums Haus herum gehen.            Schaffhausen gegründet. Da ich eine ziemlich kräftige
Selbstverständlich besassen wir damals noch keine              Stimme hatte, hörte man mich in der Gärtnerei unterhalb
Waschmaschine, d.h. wir wuschen die Wäsche mühsam              des Hofes und auch im Sanatorium oberhalb. Ich wurde
von Hand auf dem Waschbrett.                                   eingeladen, im Sanatorium zu singen und auch da und
                                                               dort an Anlässen. Elsie, die Frau des Hauses, hat mich
                                                               einmal heimlich an einen Gesangswettbewerb angemel-
                                                               det und für mich eine schöne Tracht gemietet. Ich war
                                                               überrascht, als ich bei einem vermeintlichen Unterhal-
                                                               tungsabend aufgerufen wurde zum Singen. Nach kurzer
                                                               Nervosität sang ich «Det enne am Bergli am Trueb» und
                                                               gewann den 1. Preis!! Sogar das Radio «Sottens» war
                                                               mit dabei. So kam es, dass ich recht oft an Anlässen sang,
                                                               und dabei wurde getanzt und Kuchen genossen. Es war
                                                               einen schöne Zeit in Porrentruy; leider lernte ich nicht
                                                               so gut Französisch, da die Frau der Familie von Eschenz
                                                               kam und mit mir eher Deutsch als Französisch sprach.
Das Haus Sonnenheim war mit seinen fünf Stockwer-              Schön war, dass ich ein tolles Verhältnis mit der Familie
ken Anfang des 20. Jahrhunderts eines der höchsten             hatte. Lange Zeit blieben wir schriftlich in Kontakt; sie
Wohngebäude in Neuhausen. Keine 100 Meter entfernt             baten mich auch immer wieder um Besuche bei ihnen.
soll nun auf dem RhyTech-Areal bis zu 75 Meter hoch            Nach zwei Jahren im schönen Porrentruy kam ich nach
gebaut werden.                                                 Neuhausen zurück. Leider konnte ich keinen Beruf erler-
Ich wuchs mit drei Geschwistern auf. Meine Mutter              nen, da das Geld dazu fehlte. Dafür half ich bei meiner
starb leider, als sie erst 40 Jahre alt war. Ich war zu die-   Stiefmutter überall mit, sei es in der Kantine der SIG
Ruhesitz-News                          Nr. 107     August 2020                                              Seite 11

oder im Garten. Meinen Mann habe ich dann in der Kan-        i Wie erleben Sie das Leben im Ruhesitz?
tine der SIG kennengelernt. Ich kannte ihn zwar schon        Für mich ist das Altersheim Ruhesitz meine Heimat
vor meiner Zeit in Porrentruy, da er bei meiner Stief-       geworden. Ich wurde schnell heimisch, und ich finde,
mutter in der Pension übernachtete, wenn er als «Visi-       dass sich alle Mühe mit den Bewohnerinnen und Bewoh-
teur» zur SIG kam. Wir «schätzelten» miteinander als         nern geben.
ich 21 Jahre alt war und verlobten uns bald. Leider hatte
ich plötzlich Probleme mit einer Niere und begab mich        i Wie erleben Sie das Älterwerden?
in Behandlung zu Herrn Professor Schellenberg, einem
damals bekannten Spezialisten in Zürich. Er musste mich      Ich habe immer wieder grosse Schmerzen, was manch-
schwer enttäuschen, denn wegen der kranken Niere,            mal auf das Gemüt schlägt.
meinte er, könne ich keine Kinder bekommen. Ich war
sehr traurig, aber trotzdem so froh, dass ich einen lieben   i Wie sieht heute ein normaler Tagesablauf aus?
Mann an meiner Seite hatte. Er meinte nur, dass wir ja       Um 6.30 Uhr ist bei mir Tagwache, dann werde ich
auch Kinder adoptieren könnten. Wir heirateten im Jahr       gewaschen und mir wird geholfen, die Kleider anzuzie-
1951 in Erstfeld. Zu Beginn der Ehe arbeitete ich bei der    hen. Danach frühstücke ich. Später lege ich mich noch-
Schaffhauser Wolle. Eines Tages brach ich bei der Arbeit     mals hin, höre Musik oder Hörspiele. Ich mache auch
zusammen; da kam heraus, dass ich schwanger war. Der         jeden Tag meine Übungen. Mein Sohn kommt sehr oft
Professor aus Zürich hat mir das nicht geglaubt, da ich      zu Besuch, was ich sehr geniesse. Manchmal bringt
ja wegen der Niere keine Kinder bekommen würde. Er           er mir einen Schübling oder Schwartenmagen, die ich
meinte dann, mein heranwachsendes Kind sei ein Wun-          genüsslich verspeise.
derkind, und ich solle mich sehr schonen, was ich natür-
lich auch befolgte.                                          i Sind Sie politisch aktiv? Informieren Sie sich über das
                                                                Weltgeschehen?
Ernst, unser Sohn kam als Frühgeburt im Jahr 1952 zur
Welt und die Tochter Regula im Jahr 1957.                    Ich bin weder politisch aktiv, noch daran interessiert. Da
                                                             ich nicht fernsehen kann, höre ich mir Sendungen am
Mein Sohn wohnt heute in Beringen, was natürlich sehr
                                                             Radio an.
schön ist, da er keinen grossen Weg zurücklegen muss,
um mich zu besuchen.                                         i Was denken Sie über die Digitalisierung und die
Mein Mann hatte einen Bruder, der etwas speziell war. Er        moderne Technik?
schaute ihm gut, aber leider verstarb mein Mann mit 64       Ich kann damit nicht viel anfangen, da ich ja schon so
Jahren, d.h. vor ca. 30 Jahren. So kam es, dass ich mich     lange nichts mehr sehe.
dem Seppli während vieler Jahre widmete. Irgendwann
wurde die Belastung für mich zu stark, und er siedelte       i Was hatte bei Ihnen Tradition?
ins Altersheim Rabenfluh über, wo es ihm gut gefallen
hat. Er war sehr dankbar, dass ich immer für ihn da war.     Von Kindheit an habe ich gejodelt und gesungen. Mein
                                                             Vater machte es mir vor, da er selber ein passionierter
iW
  ann und warum entschlossen Sie sich, in den Ruhe-         Jodler war.
 sitz einzutreten?
                                                             i Gab es einen glücklichsten Moment in Ihrem Leben?
Ich konnte leider nicht wählen, da ich von einem Tag auf
den anderen erblindete. Ich wohnte nämlich noch lange        Die Geburt der Kinder war für mich natürlich etwas
an der Badischen Bahnhofstrasse in Neuhausen, wo es          ganz besonderes, da ich gemäss Professor Schellenberg
mir sehr gut gefiel. Nach einer Knieoperation wurde es       wegen meiner angeschlagenen Niere eigentlich keine
recht schwierig für mich, immer in die 5. Etage zu stei-     Kinder bekommen konnte.
gen.                                                         Später war ich immer am glücklichsten, wenn ich nach
Eines Tages bekam ich tränende Augen und suchte glei-        einer der OPs nach Hause gehen durfte. Einmal hatte
chentags den Augenarzt auf, um ein Medikament dage-          ich einen Thrombose-Notfall und landete auf der Inten-
gen zu verlangen. Er gab mir Tropfen, welche ich gleich      sivstation. Herr Daniel Gysin hat mich schon am ersten
anwendete. Ich begab mich anschliessend zum Friedhof,        Tag auf der Intensivstation besucht; das fand ich einfach
besuchte noch die Messe, um mich dann auf dem Balkon         wunderbar.
auf den Liegestuhl zu legen, als ich plötzlich ein Gefühl
                                                             Herzlichen Dank für das Gespräch mit Ihnen! Ich wün-
hatte, eine Faust schlage mir ins Auge. Ich konnte innert
                                                             sche Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit.
weniger Tage nichts mehr sehen, und so wurde ich not-
gedrungen in den Ruhesitz gebracht, wo ich seither lebe.                                                Doris Frosini
Ruhesitz-News                        Nr. 107     August 2020                                             Seite 12

Mitarbeiter/innen des Monats
                                                         Das Team Zelg hat im Juni 2020 seine drei Lernenden als
                                                         Mitarbeiter des Monats vorgeschlagen. Gerne greifen wir
                                                         diesen Vorschlag auf und erweitern ihn auf alle Ruhesitz-
                                                         Lernenden.
                                                         Die vergangenen Monate haben auch unsere Lernenden
                                                         besonders gefordert. Trotz mehr Präsenz im Betrieb schu-
                                                         lisch am Ball bleiben zu können, forderte viel Selbstdiszi-
                                                         plin in der «schulfreien» Zeit.
                                                         Wir nehmen unsere Lernenden als sehr verantwortungs-
                                                         bewusst, teamorientiert und wertschätzend wahr. Sie
                                                         meisterten diese Mehrarbeit sehr gut, sind mit Elan und
                                                         Herz dabei, auch wenn es manchmal strenger ist. Sie sind
                                                         immer bereit, Dienste zu übernehmen oder zu tauschen,
                                                         wenn Not am Mann oder an der Frau ist.
                                                         Wir wissen dies sehr zu schätzen und freuen uns, allen
                                                         Lernenden als kleines Dankeschön einen Gutschein für
                                                         ein feines «El Bertin»-Glacé zu überreichen.
                                                                                               Dominique Fischer

                                       Eintritte Bewohner
                                       Wir freuen uns,
                                       Herrn Hans Ulrich Egli                  im Ruhesitz begrüs­sen zu ­dürfen
                                       Herrn Hans Gmür                         und heissen Sie herzlich will-
                                       Herrn Eugen Wüger                       kommen. Schön, dass Sie bei uns
                                       Frau Hanni Roost                        ­wohnen, respektive als Ferien-
                                       Herr Werner Brandenberger                oder Tagesgast bei uns sind.

                                       Austritt Personal                       Pema eine neue Herausforderung.
                                       Pema Ratutsang per 31.7.2020            Wir bedauern, dass eine fröhliche
                                                                               und hilfsbereite Mitarbeiterin
                                       Nach beinahe fünf Jahren Mithilfe       weiterzieht und wünschen Pema
                                       bei der Gestaltung einer guten          auf ihrem weiteren Lebensweg
                                       Lebensqualität im Ruhesitz sucht        viel Freude.

  =
                                     Traurig nehmen wir Abschied von
                                     Herrn Rocco Centrone              =   24.06.2020
         ABSCHIED                    Herrn Eduard Ramel                =   27.06.2020
                                     Frau Verena Pfister               =   01.07.2020
                                     Frau Emmy Schwaninger             =   05.07.2020
                                     Frau Lily Emma Wettstein          =   20.07.2020
  «Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht
  verloren werden, sondern das weige Leben haben.» (Johannes 3, 16)
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