Was hielt Jesus am Kreuz?

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Was hielt Jesus am
                  Kreuz?
Liebe Gäste,
liebe Gemeindeglieder,

neulich war ich beim Augenarzt. Für eine bestimmte Untersuchung wurden meine Pupillen extrem
geweitet, also besonders lichtempfindlich gemacht, und dann leuchtete der Arzt minutenlang mit
einer speziellen, sehr hellen Lampe erst in das eine und dann in das andere Auge. Für mich war das
äußerst unangenehm, aber ich mußte dabei ganz stillsitzen und die Augen weit geöffnet lassen.

Das war nicht etwa eine Art Folter, sondern wegen der Untersuchung unbedingt notwendig, und
deshalb habe ich es natürlich auch über mich ergehen lassen wie jeder andere Patient auch. Es wäre
ja schließlich furchtbar dumm, sein Augenlicht zu riskieren, nur, weil man nicht bereit ist, einmal
etwas Unangenehmes zu ertragen.

Etwas Anderes wäre es natürlich, wenn es darum ginge, Schmerzen auf sich zu nehmen, von denen
man selbst überhaupt nicht profitiert, sondern andere. Vor allem, wenn diese anderen an ihren
Problemen selbst schuld sind und wenn man wegen ihnen unbeschreibliche, stundenlange
körperliche und seelische Qualen auf sich nehmen müßte, die schließlich sogar zum Tod führen. Wer
von uns würde so etwas gerne machen?

Der Herr Jesus hat es gemacht! Wenn wir heute an Sein Leiden und Sterben denken, dann wollen
wir uns die Frage stellen, was Ihn eigentlich dort am Kreuz gehalten hat. Ich möchte uns wieder neu
bewußt machen, daß Er freiwillig und absichtlich für uns gestorben ist.

GLIEDERUNG:

1) Es war nicht
a) Hilflosigkeit
b) Schwäche
2) sondern
a) Sein Gehorsam Gott gegenüber
b) unsere Sünden
c) Seine Liebe zu uns

1) Es war nicht

a) Hilflosigkeit

Schon lange vor der Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung Jesu hat es viele Versuche gegeben,
Ihn umbringen; mindestens 19mal sind solche Ereignisse erwähnt , wobei es sich natürlich z.T. um
Wiederholungen handelt:

       kurz nach Seiner Geburt (Matthäus. 2, 3 - 18);
       die Bewohner Nazareths wollten Ihn von Berg hinabstürzen (Lukas 4, 29 - 30);
       die Juden in Jerusalem wollten Ihn töten (Johannes 5, 18/ 7, 1/ 8, 37/ 11, 53);
       die Hohenpriester und Schriftgelehrten wollten Ihn töten (Markus 14, 1/ Lukas 19, 47/ 20, 19/
       22, 2);
       die Pharisäer wollten Ihn töten (Matthäus 12, 14/ 21, 46/ 26, 4/ Johannes 5, 16)
       die Juden in Jerusalem wollten Ihn steinigen - zweimal! (Johannes 8, 58 - 59/ 10, 31)
       die Juden in Jerusalem versuchten, Ihn zu greifen - dreimal! (Johannes 7, 30. 44/ 10, 39).
Alle diese Versuche sind fehlgeschlagen. Einmal wird berichtet, daß Er mitten durch die Menschen
hindurchging, die Ihn töten wollten. Erst, als Seine Zeit gekommen war, wartete Er im Garten
Gethsemane auf Seine Verhaftung. Es war also nicht Hilflosigkeit, was Ihn am Kreuz hielt. Bei Seiner
Gefangennahme lief es so ab:

Mtatthäus 26, 51 - 53
51 Und siehe, einer von denen, die mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert und
schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. 52 Da spricht Jesus zu ihm: Stecke
dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert
umkommen. 53 Oder meinst du, daß ich nicht meinen Vater bitten könne und er mir jetzt mehr als
zwölf Legionen Engel stellen werde?

Die beiden mitgekreuzigten Verbrecher wurden nach eigener Aussage zu Recht hingerichtet. Sie
konnten sich diesen Qualen und diesem schrecklichen Tod nicht entziehen - sie hätten es todsicher
getan, wenn es möglich gewesen wäre! Der Herr Jesus dagegen war unschuldig; Er nahm das alles
freiwillig auf sich und hätte Sein Leiden jederzeit abbrechen können. Aber Er tat es nicht.

Im Alten Testament ist das schon angekündigt worden:

Jesaja 53, 4 - 5. 7 (Übersetzung "Hoffnung für Alle")
4 Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten
ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten,
daß Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte. 5 Doch er wurde blutig geschlagen, weil
wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns
bestraft - und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. 7 Er wurde
mißhandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur
Schlachtung führt. Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles
widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage.

Nur war Er alles andere als hilf- und wehrlos wie ein Schaf, sondern Er war der Sohn des lebendigen
und allmächtigen Gottes, der die Macht hatte, Wasser in Wein zu verwandeln, mit fünf Broten und
zwei Fischen tausende von Menschen satt machen, dem Sturm und den Wellen zu gebieten, alle
Krankheiten zu heilen, Dämonen auszutreiben, Tote aufzuerwecken und aus einem geldgierigen,
rücksichtslosen und betrügerischen Zöllner einen großzügigen, freigiebigen Menschen machen.
Diese Macht setzte der Herr Jesus ein, um Gott zu dienen und zu gehorchen und um anderen
Menschen zu helfen, aber nicht, um sich die schier unvorstellbaren Leiden des Kreuzes zu ersparen,
obwohl Er der einzige Mensch war, der sie absolut nicht verdient hat.

Der Herr Jesus ist freiwillig und absichtlich für uns gestorben.

b) Es war NICHT Schwäche

Johannes 10, 17 - 18
17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. 18 Niemand
nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe
Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.

Kein Mensch hätte Ihn gegen Seinen Willen töten können!

Diese Kreuzigungsszene, die Mathias Grünewald auf dem Isenheimer Altar gemalt hat, ist ein Bild
des Jammers. Jemand schrieb dazu:

Über dem Ganzen liegt die Farbe der Verwesung. Der Körper ist gespickt mit Dornen. Wir wissen,
woher Grünewald seine Vorbilder hatte. Er holte sie aus den Leichenkammern des Isenheimer
Spitals, wo Hautkranke und Syphiliskranke lagen. Nach dem Modell solcher Menschen, ja als so
einen Menschen malte Grünewald seinen Gekreuzigten.1

Wahrscheinlich ist das sehr realistisch. So ähnlich wird es tatsächlich ausgesehen haben. Heute ist
das Kreuz in mancher Hinsicht kein Ärgernis mehr - aus dem Hinrichtungsinstrument hat man ein
Schmuckstück gemacht. Aber der Tod am Kreuz war eine der qualvollsten, jämmerlichsten und
schändlichsten Arten, zu sterben. Wenn jmd. erst einmal am Kreuz hing, dann war sein Leben keinen
Pfifferling mehr wert. Und dann wurde er auch noch verspottet wie der Herr Jesus:
Matthäus 27, 39 - 44
39 Die Leute, die vorbeigingen, beschimpften und verspotteten Jesus: 40 «Du also wolltest den
Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen! Dann rette dich doch jetzt selbst! Komm vom
Kreuz herunter, wenn du wirklich der Sohn Gottes bist!» 41 Auch die Priester, Gesetzeslehrer und die
Führer des Volkes machten sich über ihn lustig: 42 «Anderen hat er geholfen, aber sich selber kann
er nicht helfen. Wenn er wirklich der König Israels ist, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen. Dann
wollen wir an ihn glauben! 43 Er hat sich doch immer auf Gott verlassen; jetzt wollen wir sehen, ob
Gott sich zu ihm bekennt und ihm hilft. Hat er nicht gesagt: `Ich bin Gottes Sohn'?» 44 Ebenso
beschimpften ihn die beiden, die mit ihm gekreuzigt worden waren.

Aber beim Herrn Jesus war dieses Bild der Schwäche eine gewaltige Täuschung! M.E. kostete es Ihn
viel mehr Kraft, am Kreuz zu bleiben und das unsagbare Leiden bewußt und freiwillig auszuhalten,
als wenn Er dem grausamen Spiel ein Ende gesetzt hätte - ein einziges Stoßgebet hätte genügt, und
Gott hätte Ihm tausende von Engeln zur Hilfe geschickt (s.o.).

In unserer Familie sind wir alle sehr kitzelig. Trotzdem hat eins unserer Kinder früher oft freiwillig die
Arme hochgehalten, um sich einige Sekunden lang durchkitzeln zu lassen. Ich habe diese
Willenskraft immer bewundert. Aber wieviel mehr Kraft hat der Herr Jesus einsetzen müssen, um am
Kreuz zu bleiben bis zum Schluß!

Der Herr Jesus ist freiwillig und absichtlich für uns gestorben.

Was war es denn, was Ihn - außer Seiner Willenskraft - am Kreuz hielt?

2) Es war

a) Sein Gehorsam Gott gegenüber

Matthäus 26, 39. 42. 44
39 Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn
es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du .
42 Wiederum, zum zweiten Mal, ging er hin und betete und sprach: Mein Vater, wenn dieser 
nicht vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 44 Und er ließ sie, ging
wieder hin, betete zum dritten Mal und sprach wieder dasselbe Wort.

Sein Wunsch war:
Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!

Er wußte genau: das war leider nicht möglich. Er war ja gerade zu dem Zweck Mensch geworden,
um den Kelch des Leidens und des Zorns Gottes wegen der Schuld der ganzen Menschheit zu
trinken. Und dennoch bittet Er: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!

Das zeigt, daß Er nicht nur ganz Gott, sondern auch ganz Mensch war: Er hatte Angst vor dem
schrecklichen Leiden, das Ihm bevorstand. Ein Ausleger schreibt dazu:

       Jesus bittet darum, nicht leiden zu müssen. Es ist die Todesangst und die
       Gewissensangst der ganzen Menschheit, die sich auf ihn niedersenken. Er gehört nicht
       zu denen, die das Martyrium stolz oder krankhaft suchen. Er gehört nicht zu den
       Gleichgültigen, denen es egal ist, ob sie leben oder sterben. Er gehört auch nicht zu
       den Helden, die ihrem Ich leben. Sondern er ist ein Mensch geworden, der den Tod als
       grauenvolle Strafe und Gott als gerechten Richter vor sich hat. Wer an der
       Wahrhaftigkeit der Evangelien zweifelt, der lese diesen durch und durch wahrhaftigen
       Bericht von Gethsemane. Aber - und das ist es, was Jesu Gebet auszeichnet und zum
       Vorbild aller Christen macht - Jesus verzichtet darauf, seinen eigenen Willen
       durchzusetzen.2

Gehorsam ist nicht Willenlosigkeit, sondern Unterordnung des eigenen Willens unter Gottes Willen,
der eigenen Wünsche unter Gottes Wunsch und der eigenen Ziele unter Gottes Ziel.

Wie oft sind wir Gott ungehorsam - in kleinen und manchmal auch in großen Dingen! Wenn der Herr
Jesus hier nur ein einziges Mal Seinem Vater nicht gehorcht hätte, wären wir alle unrettbar,
hoffnungslos und unabänderlich auf ewig verloren!!

Der Herr Jesus ist freiwillig und absichtlich für uns gestorben.

b) Es waren unsere Sünden

Jesaja 53, 5
Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die
Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.

Dies wird im Neuen Testament zitiert:

1. Petrus 2, 24
der unsere Sünden an seinem Leib selbst an das Holz hinaufgetragen hat, damit wir, den Sünden
abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch dessen Striemen ihr geheilt worden seid.

"Unsere Sünden": dieser Ausdruck steht für die Last der Schuld aller Menschen, die jemals zu
irgendeiner Zeit irgendwo auf der ganzen Welt gelebt haben bzw. noch leben werden und vielleicht
noch gar nicht geboren sind, lag auf dem Herrn Jesus, als Er dort am Kreuz hing. Jeder neidische,
hochmütige, lieblose, gleichgültige, schmutzige, bittere, gotteslästerliche, boshafte und haßerfüllte
Gedanke, der in Jahrtausenden gedacht worden ist und noch gedacht werden wird; jede Lüge, die
jemals ausgesprochen worden ist und noch gesagt werden wird, auch alle "Notlügen" und
Halbwahrheiten; jeder Mord, jeder Ehebruch, jede andere sexuelle Ausschweifung und Perversion,
jeder Betrug, jeder Diebstahl, jeder Raub, jede Unterdrückung, Ausbeutung und Mißhandlung
anderer Menschen, jede sonstige Beugung des Rechts sowie jede Gotteslästerung war wie einer von
Milliarden und Abermilliarden (oder vielleicht noch viel mehr?) Felsblöcken, die Ihn schier erdrückten,
als Er dort am Kreuz hing. Ich glaube, daß Er nicht an Seinen körperlichen Leiden gestorben ist,
sondern daß die Last unserer Sünden Ihn buchstäblich erdrückt hat.

Wir müssen hier auch berücksichtigen, was Paulus dazu schreibt:

2. Korinther 5, 21
Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit
würden in ihm.

Keinen Menschen hätte dies härten treffen können als Ihn: Sünde hatte Er immer nur bei anderen
erlebt; Er selbst hatte zwar immer wieder Versuchungen erlitten, aber Er hatte ihnen - Gott sei Dank!
- nie nachgegeben. Er wußte nicht aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man ein schlechtes
Gewissen hat, wenn man sein Versagen bereut ("Hätte ich das doch nur nicht getan!"). Er wußte
nicht, wie es ist, wenn man traurig ist über seine Schuld. Er hatte auch nie eine belastete Beziehung
zu Gott gehabt.

Deshalb war diese ungeheure, unvorstellbare und unermeßlich große Last unserer Sünde
wahrscheinlich eine ganz starke Versuchung, vom Kreuz herabzusteigen. Aber gleichzeitig war sie
ein genauso starker Ansporn, genau das auf keinen Fall zu tun, denn sonst würde niemand für auch
nur eine einzige "kleine" Sünde Vergebung erlangen, egal, was er für religiöse Anstrengungen,
finanzielle Opfer oder Dienste für andere Menschen bringen würde; die ganze Menschheit würde
unweigerlich in der Hölle landen - und das völlig zu Recht und verdientermaßen.

Der Tod Jesu am Kreuz war die schwerste, größte und segensreichste Leistung, die in der ganzen
Menschheitsgeschichte je vollbracht worden ist und vollbracht werden wird. Deswegen ärgert es
mich, wenn bzgl. menschlicher Leistungen gesagt oder geschrieben wird: "Es ist vollbracht". Das ist
letztlich, wenn auch meist unbeabsichtigt, Gotteslästerung.

Wenn jemand eine Lösung fände für das Problem der Umweltschäden, das Problem der
Überbevölkerung, das Problem des Hungers in der Welt oder das Problem der z.T. unheilbaren
Krankheiten wie Krebs, Alzheimer, AIDS oder Gelbfieber oder für das Problem der Kriege in der Welt,
dann wäre das ohne jede Einschränkung eine tolle Leistung und ein ganz großer Segen für die
Menschheit. Aber sie vergleichsweise unbedeutend gegen den stellvertretenden Opfertod Jesu am
Kreuz; denn diese Leistungen würden eine - wenn auch enorme - Verbesserung der Lebensqualität
für höchstens paar Jahrzehnte bewirken Seine Leistung schenkt uns Bewahrung vor unvorstellbaren
Qualen, die die ganze Ewigkeit lang nie aufhören werden.
Es ist ja erstaunlich, welche schlimmen Schmerzen und Leiden man aushalten kann, wenn sie nicht
allzu lange andauern. Das könnten sicherlich einige von uns aus Erfahrung bestätigen. Aber die Bibel
nennt die Hölle einen Ort, "wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlischt" (Markus 9, 48) und
"den Feuersee, der mit Schwefel brennt" (Offenbarung 19, 20), und sie sagt über die Hölle: "und sie
werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit" (Offenbarung 20, 10). Um uns
das zu ersparen, hat der Herr Jesus die Last unserer Schuld auf sich genommen.

Ein Bauer fand eines Tages eine Glucke tot auf ihren quicklebendigen Küken sitzen. Eine Wunde an
ihrem Kopf zeigte ihm, woran sie gestorben war: ein Wiesel hatte ihr alles Blut aus dem Körper
gesaugt, und sie hatte bis zum Tod stillgehalten, um ihre Jungen zu retten. Wenn sie sich nur einmal
bewegt hätte, dann hätte das Raubtier die Küken entdeckt. Das ist ein Bild für das, was Jesus für uns
getan hat. Er ist für uns durch die Hölle gegangen, um uns die ewige Verdammnis zu ersparen!

Der Herr Jesus ist freiwillig und absichtlich für uns gestorben.

c) Es war Seine Liebe zu uns

Wir haben gesehen: die Last unserer Sünde war eine Versuchung für Ihn, vom Kreuz
herabzusteigen. Aber die Größe unserer Sünde (niemand sonst konnte dieses Problem lösen) hielt
Ihn daran fest. Es gibt noch weitere wichtige diesbezügliche Faktoren: die Dummheit und die
Gemeinheit unserer Sünde.

Gott hat die Menschen immer vor den schlimmen Folgen der Sünde gewarnt

1. Mose 2, 16 - 17 (HfA)
16 Dann schärfte er ihm ein: «Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, 17 nur nicht von dem
Baum, der dich Gut und Böse erkennen läßt. Sobald du davon ißt, mußt du sterben!»

Römer 6, 23
Der Lohn der Sünde ist der Tod ...

Gott hat darüber hinaus Seine Maßstäbe in unser Gewissen gelegt:

Römer 2, 14 - 15 (Schlachter- Übersetzung)
14 Denn wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz
verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz; 15 da sie ja beweisen, daß
des Gesetzes Werk in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre
Überlegungen, welche sich untereinander verklagen oder entschuldigen.

Obwohl wir das alles wissen, setzen wir uns immer wieder über Seine guten Gebote und Ordnungen
hinweg. Das ist doch eigentlich sehr, sehr dumm! Der Herr Jesus hätte uns also mit Fug und Recht
unserem verdienten Schicksal überlassen können. In einem Zeitungsbericht las ich diese Woche,
daß eine Frau am Steuer ihres Autos saß, als sie unterwegs eine SMS auf ihrem Handy bekam (eine
Kurzbotschaft auf dem kleinen Bildschirm). Als sie diese Nachricht lesen wollte, verlor sie die
Kontrolle über ihr Fahrzeug, und es überschlug sich. Natürlich tut es mir leid, daß sie sich dabei
vielleicht verletzt hat und daß ihr Auto wohl schrottreif ist. Aber Mitleid mit ihr hält sich in Grenzen,
weil sie selbst schuld daran ist. Sie hat ein durchaus sinnvolles Gesetz übertreten und hat darüber
hinaus sich selbst und andere gefährdet. Wenn sie eine Vollkaskoversicherung hat, wird die wird
wahrscheinlich nicht zahlen, weil sie grob fahrlässig gehandelt hat und es der Solidargemeinschaft
der Versicherten nicht zuzumuten, für diesen Schaden aufzukommen. Genausowenig war es dem
Herrn Jesus zuzumuten, die Qualen des Kreuzes auf sich nehmen, nur, weil wir so dumm sind, uns
immer wieder über Gottes Gebote hinwegsetzen.

Ein weiterer Faktor ist die Gemeinheit der Sünde. Schon auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir:

1. Mose 6, 5
Und der HERR sah, daß die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der
Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.

Und der Prophet Micha spricht vom gerechten Zorn Gottes über unsere Sünde:
Micha 7, 9
Das Zürnen des HERRN will ich tragen - denn ich habe gegen ihn gesündigt ...

Jede Sünde ist ja nur eine Übertretung eines Gebotes Gottes, sondern in Seinen Augen auch ein Akt
der Rebellion gegen Gott, eine feindselige Handlung gegen Ihn und sogar eine "Kriegserklärung" (in
Römer 5, 10 steht, daß wir von Natur aus Feinde Gottes sind).

Jesus Christus ist Gottes Sohn, ja, Gott selbst. Unsere "Kriegserklärungen" treffen Ihn. Was konnte
Ihn wohl dazu bewegen, diesen schändlichen, qualvollen und grausamen Tod am Kreuz auf sich zu
nehmen ausgerechnet um derer willen, die Ihn mit ihren Sünden immer wieder verletzen, beleidigen
und erzürnen? Die Antwort lautet: LIEBE! Diese Liebe war und ist alles andere als blind, romantisch,
Verliebtheit oder Gefühlsduselei, sondern sie ist ganz praktisch die objektiv im Grunde unbegründete,
unverständliche und widersinnige Entscheidung, sich für uns zu opfern.

Johannes 15, 13
Größere Liebe hat niemand als die, daß er sein Leben hingibt für seine Freunde.

Galater 2, 20
... was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben,  an den Sohn
Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Epheser 5, 2
Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat ...

Jesu Liebe zu uns erwartet keine Vorleistungen und spekuliert auch nicht auf Gegenleistungen. Ein
jungverheirateter Mann fragte seine Frau: "Hättest du mich auch geheiratet, wenn mein Vater mir
nicht ein Vermögen hinterlassen hätte?" Sie antwortete: "Liebling, ich hätte dich sowieso geheiratet,
ganz egal, wer dir ein Vermögen hinterlassen hätte."So ist Jesu Liebe zu uns nicht! Sie ist eher so:
Ein sechsjähriges Mädchen lag im Koma im Krankenhaus, und der Vater besuchte sie jeden Tag. Er
brachte manchmal Blumen mit, und immer erzählte er ihr etwas über die wunderbare Welt draußen
oder auch Geschichten. Aber seine Tochter blieb bewußtlos und zeigte absolut keine Reaktion. Eines
Tages sagte eine Krankenschwester zu ihm: "Es muß schwer sein, soviel Liebe zu geben, wenn sie
nicht erwidert wird!" Der Vater antwortete: "Ich werde auch weiterhin zu meiner Tochter kommen, ihr
Blumen bringen und ihr Geschichten erzählen, weil ich meine Tochter liebe, auch, wenn sie nicht
darauf reagiert." So ist die Liebe Jesu zu uns!

Der Herr Jesus ist freiwillig und absichtlich für uns gestorben.

Was den Herrn Jesus trotz Seiner unvorstellbaren körperlichen, seelischen und geistlichen Qualen
am Kreuz festhielt, waren nicht die Nägel in Seinen Händen und Füßen; es war nicht Hilflosigkeit
oder Schwäche, sondern es war Sein Gehorsam Gott gegenüber, es waren unsere Sünden, und es
war Seine unendlich große, völlig unbegreifliche und absolut unverdiente Liebe zu uns.

Diese Liebe gilt auch Dir und mir; sie gilt jedem von uns, obwohl wir auch in dieser Woche wieder
Seine Gebote übertreten haben, Ihm ungehorsam gewesen sind und Ihn mit unseren Sünden traurig
gemacht, beleidigt und zu recht erzürnt haben.

Manchmal kommen uns aber verständlicherweise Zweifel an Seiner Liebe: Wenn Er mich wirklich
liebhat, warum mutet Er mir diese Krankheit, diese Depressionen, diese Schwierigkeiten mit anderen
Menschen, diesen Leistungsdruck und Streß, diese Einsamkeit zu? Warum erhört Er meine Gebete
nicht? Warum greift Er nicht ein? Warum sieht Er scheinbar tatenlos und gleichgültig zu, wie ich
leide?

Ich abe keine letzten Antworten auf diese Frage (manchmal bewegt sie mich selbst auch). Ich kann
nur eins sagen: schau Jesus an mit Deinen geistlichen Augen - die furchtbaren Nägelmale in Seinen
Händen, die tiefe Narbe in Seiner Seite vom Speer des römischen Soldaten beweisen nicht nur Seine
leibliche Auferstehung, sondern auch Seine Liebe zu Dir!

Er hat nur gesagt: "Größere Liebe hat niemand als die, daß er sein Leben hingibt für seine Freunde".
Das ist ja nichts Besonderes. Er hat das auch in die Tat umgesetzt - auch um deinetwillen! Niemand
hat Dich je so selbstlos, rein, konsequent, ausdauernd und intensiv geliebt wie der Herr Jesus - und
niemand wird Dich je so lieben wie Er!
AMEN.

                                            Detlev Fleischhammel

1 Schäfer, Heinz: In Bildern reden, S. 92

2 Edition C - Bibelkommentar
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