Was sind dissoziative Agens (Handelnde)? - Video 3 e-Akademie Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022

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Was sind dissoziative Agens
       (Handelnde)?
         Video 3 e-Akademie

          Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022   1
Wie unterscheiden sich dissoziative Agens von
nicht-dissoziativen Formen des Seins und Werdens?

• Um diese Frage zu beantworten, müssen wir folgendes definieren:

   • Was ist Integration?

   • Was ist Dissoziation?

                             Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022        2
Leben schließt ein Maß an Integration
und Differenzierung ein
• Synthese
• Personifikation
• Präsentifikation
• Symbolisierung
• Realisierung

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Handlung und Ergebnis
• Jede Handlung impliziert ein Ergebnis
• Jedes Ergebnis impliziert eine Handlung

• Fühlen – ein Gefühl
• Denken – eine Gedanke
• Erinnern – eine Erinnerung

                               copyright E. Nijenhuis, 2020   4
Synthetisieren / Synthese (synchron)
• Handlungen: hervorbringen - enagieren = eine Komposition

   • Wahrnehmen (Propriozeption/Berührung/Kinästhesie/Zeit), sehen, hören, riechen,
     schmecken, bewegen, fühlen (Verlangen/Emotion), tun (Verhalten), denken
   • Zusammen bringen, verbinden, koppeln
   • Differenzieren

• Das Verlangen bestimmt, was ein lebender Organismus synthetisiert.

• Synthetisieren ist ein Streben.
                                    Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                   5
Unterschiedliche Verlangen, unterschiedliche Synthesen

    Perception    Cognition   Behavioral Action                   Verlangen 1
                   Affect

     Perception   Cognition   Behavioral action                   Verlangen 2
                   Affect

     Perception   Cognition   Behavioral action                   Verlangen 3
                   Affect

                                                Hurley, S.L., (1998). Conciousness in action.
                                                London, England: Harvard University Press.
                              Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                                   6
Einige Verlangen und Synthesen passen gut zusammen

 Perception   Cognition   Behavioral Action                 Verlangen: Einen Apfel
               Affect                                              zu essen

 Perception   Cognition   Behavioral action
                                                             Verlangen: Eine Blume
               Affect                                            zu bewundern

 Perception   Cognition   Behavioral action
                                                             Verlangen: Erholsame
               Affect                                         Musik zu geniessen

                                                  Hurley, S.L., (1998). Consciousness in action.
                                                   London, England: Harvard University Press.
                          Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                                          7
Einige Verlangen und Synthesen
                   passen nicht gut zusammen

Perception   Cognition   Behavioral Action                           Verlangen: Einen Apfel
              Affect                                                        zu essen

Perception   Cognition   Behavioral action              Verlangen: Einen Missbraucher’s
              Affect                                      Stimmung genau zu spüren

Perception   Cognition   Behavioral action
                                                                Verlangen: Sich an dem
              Affect                                            Missbraucher zu binden

                                                            Hurley, S.L., (1998). Consciousness in action.
                                                             London, England: Harvard University Press.
                                   Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                                           8
Personifizieren / Personifikation
• Wer synthetisiert?

• Die Handlung des Wahrnehmens und des Wissens, dass "ich" sehe, fühle, höre, mich bewege,
  usw.

• Es heißt also nicht "einen Apfel essen", sondern "ich esse einen Apfel".

• "Ich" oder "Selbst" kann stehen für

    • den gesamten Organismus

    • das "Ich" als Teil eines Organismus ("Der Fühlende, Wissende, Bewegende")

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Personifikation und Person - Perspektiven
(1)
• Erste - Person - Perspektive (1PP)
   • Phänomenales Selbst "Ich"

• Quasi - Zweite - Person - Perspektive (q2PP)
   • "Ich" bezogen auf “Mich", "Mein(e)", “Ich selbst"
   • Phänomenale Beziehung

• Zweite - Person - Perspektive (2PP)
   • "Ich" bezogen auf "Du"
   • Phänomenale Beziehung
                                 Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022   10
Personifikation und Person - Perspektiven
(2)
• Dritte – Person - Perspektive (3PP)

   • "Ich" bezogen auf die "Dinge"
   • Die "Dinge" als Objekte erleben/kennen

   • Die 3 PP ist mehr als die 1PP, Q2PP und 2PP eine physische / technische
     Beziehung

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Selbst
• Organismisches Selbst: der gesamte Organismus

• Das phänomenale Selbst: die enagierte Selbst-Erfahrung und Selbst-
  Konzeption

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Welt
• Die "objektive" Welt: Illusion.

• "Die Welt" (oder Aspekte davon): Es gibt keinen Blick aus dem
  Nirgendwo

• Die phänomenale Welt: Die Welt als erlebt, gewusst, gelebt

                               Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022    13
Phänomenales Selbst und phänomenale
Welt
• Das Enagieren eines Organismus
   • eines phänomenalen Selbst (ps)
   • einer phänomenalen Welt (pw)
   • dieses phänomenalen Selbst als Teil dieser Welt (psw)

• Dieses Enagieren manifestiert sich in einem erfahrenen, konzipierten und gelebten
  phänomenalen Selbst und einer phänomenalen Welt

• Wir halten unser phänomenales Selbst oft für die Ursache und nicht für das Ergebnis
  unseres organismischen Selbst.

• Wir halten unsere phänomenale Welt oft für die (objektiv existierende) Welt
                                        Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                 14
Probleme der Synthese
• Erfahrung/Wahrnehmung ist von Natur aus selektiv: weniger, nicht
  mehr

• Fehlende Synthese
   •   z. B. Anästhesie (visuell, propriozeptiv, kinästhetisch, auditiv, Analgesie, usw.)
   •   motorisch
   •   affektiv
   •   Verlangen

                                     Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022                        15
Probleme der Personifizierung
• "Existiere ich?" (schwache 1PP)

• Es gibt ein Gefühl, einen Gedanken, eine Bewegung usw., aber es
  gehört nicht zu mir (schwache q2PP)

• "Ich erlebe/kenne "mich" nicht in Beziehung zu "Dir") (schwache 2PP)

• "Die Dinge kommen mir unwirklich vor" (schwache 3PP)

                             Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022             16
Über eine Zeitspanne Synthetizieren
Diachrone Synthese
• Kopplung der phänomenalen Erfahrung und des Selbstverständnisses
  über die Zeit

  • Integration und Differenzierung

• q2PP, 2PP und 3PP über phänomenale Zeiten/Situationen/Phasen
  hinweg

                                Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022      17
Präsentifizieren / Präsentifikation
• Eine Form der diachronen Synthese

• Meine Gegenwart in Bezug zu meiner Vergangenheit und Zukunft

• Die Erfahrung und das Wissen, dass "der gegenwärtige Moment"
  realer ist als die Vergangenheit und Zukunft

                           Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022       18
Symbolisieren / Symbolisierung
• Erfassen gegenwärtiger, vergangener und/oder zukünftiger
  Erfahrungen und Erkenntnisse in Symbolen:

   •   Worte/Geschichten
   •   Zeichnungen/Gemälde
   •   Statuen
   •   Musik

• Symbolisieren: sammeln und koppeln (Kon-zept/Kon-zeption), und
  distanzieren
                             Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022       19
Realisieren / Realisation
• Sich der (positiven/negativen) Implikationen der eigenen Erfahrungen
  und Erkenntnisse bewusst werden und sich von diesem Bewusstsein
  leiten lassen.

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Sinnstiften / Sinnstiftung
• Die integrativen und differenzierenden Handlungen der Synthese, der
  Personifizierung usw. sind Enaktionen: Die Person bringt sie hervor.

• Sie betreffen die Sinnstiftung.

• Sinnstiftung ist absolut notwendig, und das Verlangen nach Sinnstiftung
  ist im Prinzip unvermeidlich.

• Mehr dazu in einem späteren Video.
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Widersprüchliche Modi des Verlangens
und Strebens

• Ich will dies und ich will das, aber das und das passt nicht zusammen.
   •   Z.B.,
   •   Ich möchte einkaufen gehen, aber es ist gefährlich da draußen.
   •   Ich möchte reich sein, aber ich möchte nicht viel arbeiten.
   •   Verlass mich nicht, komm mir nicht zu nahe.

                                   Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022         22
Widersprüchliche Modi des Verlangens
und Strebens
• einbeziehen
  • widersprüchliche Synthesen
     • z. B. dieses Gefühl, jenes Gefühl;
     • die Welt ist so und die Welt ist so
  • ziemlich stabile Personifikation
     • Das phänomenale Selbst, die 1PP ist ziemlich stabil
     • z. B. "Ich fühle dies, ich fühle das
  • widersprüchliche Präsentifikationen
     • z. B.: Ich will die morgige Prüfung bestehen (ich erinnere mich daran, dass ich in der
       Vergangenheit nach einer Party nicht bestanden habe), ich will heute Abend feiern gehen
       (vergiss die Vergangenheit, wen interessiert schon das Morgen?)

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Modi des Verlangens und Strebens versus
dissoziative Agens

• Die Modi des Verlangens und Strebens umfassen
   • eine singuläre phänomenale Erfahrung und Vorstellung des Selbst
   • Eine singuläre 1PP

• Dissoziative “Agens” enagieren ihr eigenes phänomenales Selbst/ihre
  eigene phänomenale Welt, ihre eigenen 1PP

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Dissoziative Agens:
Organisierte Gruppierungen von Handlungen und Leiden

     ANP                                  EP
                     Handlungen, die
                     ANP und EP
                     gemeinsam haben
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Dissoziative Agens
• Ganzes !      dissoziativer Agens 1 v dissoziativer Agens 2
   • G!      dA1 v dA2

• Dissoziativer Agens 1 !     psw 1
   • dA1 !     psw1
• Dissoziativer Agens 2 !     psw 2
   • dA2 !     psw2

•G!     dA1(psw1) v dA2(psw2)
                                Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022   26
Spektrum der Dissoziation (in
Prototypen)
• Einfache PTBS

• Komplexe PTBS

• Partielle DIS

• DIS
                  © Nijenhuis 2022   27
Dissoziation: Vier Kernmerkmale
• Strukturell
   • Teilsysteme eines Gesamtsystems

• Dynamisch
   • Diese Teilsysteme sind dynamische Strebungen

• Teleologisch
   • Sie lassen sich in erster Linie von ihrem eigenen Verlangen leiten

• Phänomenologisch
   • Sie enagieren ihr eigenes Selbst/ihre eigene Welt: 1PP, q2PP, 2PP, 3PP
                                         © Nijenhuis 2022                     28
Siehe:
• Nijenhuis, E.R.S. (2015). Die Trauma-Trinität: Ignoranz, Fragilität und
  Kontrolle. Band I und Band II. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

• Nijenhuis, E.R.S. (2017). Die Trauma-Trinität: Ignoranz, Fragilität und
  Kontrolle. Band III. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

                                 © Nijenhuis 2022                           29
Nächstes Video
• Zu welchem Ganzen gehören die dissoziativen Agents?

• Dissoziative Symptome

                           Urheberrecht E. Nijenhuis, 2022   30
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