"Wat Nu?" - Demografischer Wandel im Wattenmeer-Raum: Ein Rückblick auf das Projekt
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„Wat Nu?“ – Demografischer Wandel im Wattenmeer-Raum: Ein Rückblick auf das Projekt Bewertung, Methoden, Erfahrungen und Erkenntnisse Vortrag von: Ernst Schäfer, Kirsten Zander, Nora Mehnen Anlass: Wat Nu?-Abschlussveranstaltung: „Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft - Wege zu einer lebenswerten Zukunft der ländlichen Gemeinden im Wattenmeer-Raum.“ Datum: 11.04.2019, Haus des Gastes, Horumersiel
Agenda • Einleitung & Hintergrund • Prozess, Formate und Methoden • Erfahrungen, Erkenntnisse & Ergebnisse
Einleitung • Wattenmeer: Weltweit einmalige Natur- und Kulturlandschaft, wirtschaftlicher Intensivraum, wachsende Nutzungskonflikte, tief greifende Prozesse des Wandels, hohe Vulnerabilität • Räumlicher Fokus: Touristisch geprägte Gemeinden mit der Lage im bzw. am Schutzgebiet • Transformationsprozesse gehen mit komplexen Herausforderungen einher – Steigender Handlungsbedarf • Fokus: demografischer Wandel und seine Ausprägungen im Wattenmeer- Raum
Der niedersächsische Wattenmeer-Raum Quellen: CWSS, https://www.nationalpark- wattenmeer.de/nds/nationalpark/karte
Funktionen & Nutzungen des Wattenmeer-Raumes Windenergie Industrie und Häfen Fischerei Förderung und Abbau (Erdgas, Erdöl,...) Aquakultur Bioenergie Lebens- qualität Tourismus Landwirtschaft Naturschutz Küstenschutz Quelle: Young Wadden Academy 2017
Globale Trends, externe Einflüsse und interne Faktoren im Wattenmeer-Raum Natur Wirtschaftliche Veränderungen Energiewende Sicherheit Demografischer Wandel Klimawandel Globalisierung Quelle: Young Wadden Academy 2017 und Digitalisierung
Unterschiedliche raumstrukturelle Bedingungen Wangerland: Disperse Siedlungsstruktur, Nähe zu größeren Städten (Berufspendler), Küstenorte mit touristischer Monostruktur, differenzierte Wirtschaftsstruktur des Hinterlandes (Landwirtschaft, Energie, etc.) Norden: Mittelzentrum, vergleichsweise gute Infrastrukturqualität, nach wie vor auch landwirtschaftlich geprägt, Norddeich als touristischer Hotspot (Fährhafen) Inseln: Touristische Monostruktur, Stichwort „Overtourism“, hohe Saisonalität, Schutzgebiete mit Nutzungs- und Akzeptanzkonflikten, Flächendruck
Der demografische Wandel in den Kommunen Aus Sicht der kommunalen Verbundpartner Wangerland Norden Spiekeroog Juist Generell geringer Anteil an Einwohnern / Rückläufige X X X Demografie, Bevölkerungsstruktur Einwohnerzahlen Geringer Anteil an jungen Menschen X Abwanderung von jungen Menschen X X X Zuzug von älteren Menschen (60+) X Zuzug von Flüchtligen kann den demografischen Wandel X wahrscheinlich nicht aufhalten Landflucht in bestimmten Ortsteilen X Lage im Nationalpark Flächendruck X X Land Niedersachsen verkauft keine Flächen mehr an die Kommunen X Fachkräftemangel X X X X Wirtschaft Dominanz des Tourismussektors X X X Generell zuwenig attraktive X X X Arbeitsplätze
Der demografische Wandel in den Kommunen Aus Sicht der kommunalen Verbundpartner Wangerland Norden Spiekeroog Juist Gesundheit Daseinsvor Ärztemangel X swesen Gesellschaft/Zusa sorge: Fehlende stationäre Pflegeeinrichtungen X X Versorgung der Inseln: Rettungsdienste X X Abnahme des Ehrenamtes X mmenleben Zahl der Vereine nehmen ab X Lokales Wissen geht verloren X Bürgerbeteiligung muss gestärkt werden: Hilfe zur Selbsthilfe X Angesichts Festländer kümmern der sich nicht um das vielfältigen Herausforderungen müssen Inselleben X Infrastruktur nicht auf demografischen Wandel angepasst X individuelle und lokal-spezifische Lösungen für die Autofreie Inseln für ältere Menschen problematisch X Gemeinden Hoher Investitionsbedarf, aber fehlende Investitionen entwickelt werden X Infrastruktur/Ausstattung Angespannte Finanzlage der Kommunen X X X X Probleme bei der Sicherung der Schullandschaft als Folge des X demografischen Wandels Hohe Bildungswanderung X X Bessere Verteilung schnelleres Internet X Wohnraumknappheit insbesondere für junge Familien X X Denkmalgeschütze Häuser stehen oft leer X Zunahme der Zweitwohnsitzen X X X X Leerstand im Hinterland/einigen Ortsteilen X X Erhalt der Natur, Landschaft & Landschaftsbildes wichtig X X X X ÖPNV fast ausschließlich Schülerverkehr X Mobilität Ausbau und Verbesserung von Radwegen nötig X Generationsübergreifende Mobilität gewünscht X
Die Idee hinter „Wat-Nu?“ • Wesentliche Ziele: Niederländische • Identifizierung wesentlicher Handlungsfelder Kommunen • Nutzung & Erprobung von Methoden der Ko-Kreation Exogen • Endogenes & exogenes Potenzial aktivieren und Wissenschaft nutzbar machen • Vorhandene Ansätze identifizieren und nutzen Überregionale Akteure Laufzeit: Fans 06/2016-05/2019 Endogen Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung Regionale Akteure Projektträger: Projektträger Jülich (PtJ) Begleitung: Kommunen Deutsches Institut für Urbanistik, Raum & Energie Programm: Lokale Akteure Kommunen innovativ
Die Struktur hinter “Wat Nu?” Aktivierung des endogenes Potenzial Nutzung exogener Potenziale Fans der Gemeinden (z. B. Touristen) Konzepte, Formate & Methoden Wissenschaft- Vernetzung Exkursionen licher Austausch Studentische Arbeiten Endogenes Potenzial Konzepte und Bürgerinnen und Bürger Politik & Verwaltung Maßnahmen Stakeholder Recherchen und Analysen Auswertung von Statistiken, Erreichbarkeitsanalysen, Befragungen, Evaluation etc.
Die Akteure Menschen, die das Projekt Gemeinden als konkrete organisieren und begleiten Handlungsorte Positive, nachhaltige Entwicklung der Lebensorte Menschen, die in den Gemeinden leben, arbeiten, sich erholen und verweilen
Prozess, Verfahren, Formate, Methoden z. B. Bestandsanalyse z. B. Bürgerwerkstätten z. B. statistische Auswertung, z. B. Gruppendiskussion Stakeholderanalyse z. B. Interviews Gespräche z. B. Videointerview z. B. Online Beteiligung z. B. Asset-Mapping/Green- z. B. Auftaktveranstaltung Mapping z.B. Hafen der Möglichkeiten/ Vortrag Verfahren Formate (Quelle: in Anlehnung an IPG, 2017) Methoden Prozess
Baustein 1: Kontextualisierung und Problemidentifikation - Vorgehen Involvieren & aktivieren lokaler Akteure August 2016 Oktober 2016 März 2017 Juni 2017 Koordinationstreffen auf Politisches Zukunftsgespräch Demografie-Café 1. Bürgerwerkstatt im Juist im Rathaus Hohenkirchen Auftaktveranstaltung Wangerland Juni 2017 Juni/Juli 2017 April bis November 2017 Beteiligung Mit Hilfe von Mental Maps Beteiligung über Interviews Beteiligung über Fotografie Dokumentation der Masterarbeiten Arbeiten von Studentisches Kurzfilm Veranstaltungen inkl. studentischen Gruppenprojekt „Wat Nu? im Wangerland?“ Handlungsempfehlungen Bachelorarbeiten Hilfskräften Wissenschaftliche Aufarbeitung & Begleitung
Baustein 2: Experimente entwickeln und implementieren – Vorgehen Involvieren & aktivieren lokaler Akteure Dezember 2017 März 2018 Juni 2018 November 2018 Bürgerwerkstatt „Mobilität & Bürgerwerkstatt „Ein CarSharing auf dem Land – Präsentation Umfrage- Nahversorgung“ Bürgerbus für das Wie geht das?“ ergebnisse „Benötigen wir Wangerland?“ einen Bürgerbus“ Kleingruppenarbeiten Juni 2018 Bürgerbus Kennenlern-Tour Dokumentation der Veranstaltungen inkl. Fachkonferenzen und Tagungen Handlungsempfehlungen Good Practice Analyse Haushaltsbefragung zur Studentisches Arbeiten von studentischen Bedarfsermittlung nach einem Masterarbeiten Bachelorarbeiten Gruppenprojekt Hilfskräften Bürgerbus Wissenschaftliche Aufarbeitung & Begleitung
Baustein 3: Verstetigung und Evaluation Involvieren & aktivieren lokaler Akteure Januar 2019 März bis Mai 2019 April 2019 Gründung des Durchführung der Evaluation Abschlussveranstaltung Mobilitätsvereins Wangerland des Projektes Kleingruppenarbeiten Evaluation des Prozesses Experiment zur Finanzierung von Projekten Wissenschaftliche Aufarbeitung & Begleitung
Ergebnisse Was wir geschafft haben • Erprobung verschiedener Methoden & Ko-Kreationstechniken • 6 Bürgerwerkstätten • 143 Partizipateure (Min: 13 Personen / Max: 50 Personen) • Aufdecken zentraler Handlungsfelder und Schwerpunktthemen • Fokus auf Mobilität und Nahversorgung • Haushaltsbefragung zum Bürgerbus (n=450) • Mobilitätsgewohnheiten • Potenzielle Strecken • Zahlungsbereitschaft • Bereitschaft zum Engagement • Verstetigung der Mobilitätsinitiative • Gründung des Mobilitätvereins Wangerland • 1. Projekt: Bürgerbus • Ausstrahlungseffekte in die Gemeinde • Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Einheimischen & Zugezogenen • Befragung durch Dorfgemeinschaft Waddewarden • Durchführung einer Bestandanalyse • Auswertung von gute Praxis Beispielen • Studentische Projekte & Masterarbeiten
Erkenntnisse Bezogen auf die Projektstruktur • Bezogen auf das Verfahren- und den Prozess • Juist, Spiekeroog & Norden „nur“ assoziierte Partner • Keine feste Andockstelle für das Projekt bei diesen Kommunen • Dadurch: Aktivierungsaufwand bei diesen Kommunen sehr hoch • Projektteam zu klein, um alle Gemeinden adäquat zu betreuen • Bezogen auf den Ort • Auf Spiekeroog & Juist zahlreiche Partizipations- und Forschungsaktivitäten • Bereits aktive, stark eingebundene Orte schwierig zu motivieren für weitere Projekte (Hemmfaktor „Überpartizipation“) • Interessenskonflikt bezogen auf die zeitliche Verfügbarkeit der Partizipateure bzw. zwischen den Projekten • Bezogen auf die Region • Gemeinde Wangerland: Struktur wie eine Region (176 km² / 16 Ortsteile)! • Erreichbarkeit der Inseln sehr schwierig (hoher Reiseaufwand) • Disperse Konstellation der Gemeinden
Erkenntnisse Bezogen auf die Akteure „Progressiv „Repressiv „Schläfer“ „Inaktive“ Aktive“ Aktive“ Beteiligen sich regelmäßig Beteiligen sich regelmäßig Werden von sich aus nicht an Projekten und an Projekten und aktiv und müssen geweckt Haben grundsätzlich kein Arbeitskreisen und stehen Arbeitskreisen, stehen werde, aufgrund räumlicher, Interessen an aktiver Veränderungen positiv jedoch Veränderungen eher zeitlicher, örtlicher, Beteiligung und Mitwirkung gegenüber negativ gegenüber persönlicher Barrieren • Aktivierung durch • Aktivierung durch • Aktivierung durch • Aktivierung durch hohe regelmäßige Treffen und regelmäßige Treffen und partizipative Anreize oder Verpflichtung d. Möglichkeit, konkret d. Möglichkeit, bei Interventionen oder • Selbst dann keine etwas bewirken oder Veränderungen dabei zu aufsuchende Beteiligung Garantie zur Teilnahme gestalten zu können oder sein, diese nicht zu dabei zu sein verpassen oder diese zu verhindern Aktivierungsaufwand Eher Gering Gering bis mittel Hoch bis sehr hoch Sehr hoch Quelle: Schäfer 2017
Erkenntnisse Aktivierung der Akteure • Aktivierung • Methoden-Mix ist erforderlich • Zeit und Kontinuität • Adäquate Vorbereitung der Formate wird hoch bewertet (Partizipateure fühlen sich abgeholt und wertgeschätzt) • Es ist nicht (immer) erforderlich, möglichst viele Partizipateure zu haben • Möglichkeit zum Ein-/Aus-/Einsteigen muss gegeben sein • Vorhandene endogene Potentiale ausnutzen • Aktivierung von Impulsgebern wichtig, um den Zustand der reinen Deliberation zu überwinden • Projektname: einprägsam und identitätsstiftend („Wat Nu?“) • Haltung und Resonanz zum Vorhaben, zu den Partizipateuren und zur Idee • Mit den Partizipateuren, der Kommune, dem Prozess in Beziehung treten • Grenzen des Ehrenamtes und zeitliche Ressourcen berücksichtigen • Auf Wünsche und Sensibilitäten eingehen • Neutrale Haltung ggü. den Organisatoren erforderlich • Didaktik von Beteiligung/Partizipation • Fehlertoleranz/Erwartungen nicht aus der persönliche beruflichen Praxis
Erkenntnisse Politik/Verwaltung • Politische Unterstützung ist wichtig (nicht nur für das Verfahren (Legitimation) sondern auch für die Wahrnehmung und Akzeptanz durch die Partizipateure) • Andockstelle bzw. feste Bezugs- und Organisationsperson erforderlich (sonst ist man immer Außenstehender), der Prozess wird im Alltag nicht verfolgt bzw. spielt keine Rolle und droht zu verpuffen (keine politische Akzeptanz der Maßnahmen bzw. Ergebnisse) • Prozesse müssen endogen gewollt und getrieben sein • Gefahr: Politische Vereinnahmung des Prozesses, sodass das Verfahren „nur“ einer politischen Agenda folgt Verfahrenstechnisch und methodisch an die politischen Wünsche angepasster Prozess Hohe Akzeptanz in Politik/Verwaltung aber geringe Akzeptanz bei den Partizipateuren
Erkenntnisse Kommunikation • Methoden-Mix erforderlich • Zielgruppenspezifische Einladung/Ansprache erforderlich • Homepage nicht ausreichend (nicht bekannt, kein Anreiz zum Besuch) • Sehr gute Pressearbeit ist wichtig • Lokale/regionale Zeitungen, die den Prozess dauerhaft begleiten und über diesen berichten • Themenspezifische Beiträge in lokaler/regionaler Zeitung zur Sensibilisierung • Reichweite der (einzelnen) regionalen/lokalen Medien oft überschätzt • „Nur“ weil es in der Zeitung steht, wird es vom Leser noch lange nicht wahrgenommen Aktivierung der Wahrnehmung kann sehr langwierig sein und viel Zeit in Anspruch nehmen
Erkenntnisse Regionale / Kommunale Entwicklung • Einbettung in regionale/kommunale Strategien • Stärkung des ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Engagements • Stärkere Einbettung/Einbindung in kommunale Prozesse • Stärkere Wertschätzung des Engagements • Entwicklung/Festlegung einer Ehrenamts-/Engagementstrategie • Schaffung einer (Schnitt-)Stelle für Kommune Ehrenamt • Schaffung und Verstätigung von Innovationsräumen • (Re-)Etablierung einer Unternehmer-/Macherkultur im ländlichen Raum • (Re-)Etablierung einer Ökonomie des ländlichen Raumes • Gründerzentren im und für den ländlichen Raum • Soziale, technische, organisatorische Innovations-Labore • Stärkere Nutzung des exogenen Potentials • Stärkung der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen „Einheimischen“ und „multilokal“ lebenden Bewohnern • Wattenmeer-Region als attraktive lebenswerte Landschaft, mit der sich viele Menschen auch außerhalb der Gemeinde identifizieren • Zusammenarbeit zwischen Stadt/Land und wissenschaftlichen Einrichtungen stärken • Nutzung des Potenzials wissenschaftlicher Einrichtungen • Ländlicher Raum als Reallabor für (junge) Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen • Stärkung der Identifikation von jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen mit der Region
Vielen Dank! … Fragen?
Kontakt Ernst Schäfer Dr. Nora Mehnen Dipl.-Ing.; M.A. Dipl.-Umweltwiss. Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Oldenburg ARSU GmbH AG Angewandte Geographie und Escherweg 1 Umweltplanung 26121 Oldenburg Kirsten Zander Ammerländer Heerstr. 114-118 Dipl.-Ing. 26129 Oldenburg f.: +49 441 97174 - 96 Kommunale Projektkoordinatorin m.: schaefer@arsu.de f.: +49 441 798 - 2824 w.: arsu.de m.: nora.mehnen@uol.de Gemeinde< Wangerland w.: uol.de Helmsteder Straße 1 26434 Wangerland f.: +49 4463 989 - 101 m.: k.zander@wangerland.org w.: wangerland.org
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