WECHAT 2.0. ÜBERLEGUNGEN ZUM KOMMUNIKATIVEN POTENZIAL DER APPLIKATION ANGESICHTS AKTUELLER TENDENZEN VON MESSENGER-KOMMUNIKATION - DE GRUYTER
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Interkult. Forum dtsch.-chin. Kommun. 2022; 2(1): 23–44 Michael Szurawitzki* WeChat 2.0. Überlegungen zum kommunikativen Potenzial der Applikation angesichts aktueller Tendenzen von Messenger-Kommunikation Reflections on WeChat 2.0’s Communitive Potential among Current Messenger Communication Trends https://doi.org/10.1515/ifdck-2022-0001 Zusammenfassung: Im Beitrag werden Überlegungen zum kommunikativen Potenzial der chinesischen Messaging-Applikation WeChat angesichts aktueller Tendenzen von Messenger-Kommunikation angestellt. Es werden die wesent lichen funktionalen Änderungen/Ergänzungen gegenüber der ersten Beschrei- bung im germanistisch-linguistischen Kontext (Szurawitzki 2019b) in den Blick genommen. Nach der Einführung folgt ein Abschnitt zum Forschungsstand, in dem sich auf einschlägige Arbeiten zu WeChat fokussiert wird. In Ergänzung von Szurawitzki (2019b) werden nachfolgend Bemerkungen zu neueren Funktionali- täten von WeChat getätigt, die so bisher in der Germanistischen Linguistik noch nicht beschrieben worden sind, aber mit Blick auf die Fragestellung und das kom- munikative Potenzial der Applikation Beachtung finden (müssen). Im Anschluss daran plädiere ich für terminologische Neuerungen im Bereich der Erforschung von Chat- und Messengerkommunikation, da die sich ändernde mediale Umge- bung mit noch mehr multimodalen Möglichkeiten existierende Termini zwar nicht obsolet macht, diese Termini aber meines Erachtens die kommunikativen Konstellationen in ihrer Komplexität nicht mehr abdecken. Auf der Basis des bis dahin Gesagten schließt der Beitrag mit einem Abschnitt ab, in dem die Zukunft von WeChat und Messengerkommunikation vor dem Hintergrund von Trends anderer populärer Applikationen wie z. B. Discord, das ursprünglich ein Tool für Gamer:innen war, auch interkulturell reflektiert wird. Stichwörter: WeChat, Messengerkommunikation, Chat, Terminologie, Multimo dalität *Korrespondenzautor: Prof. Dr. Michael Szurawitzki, School of Foreign Languages, Beijing Institute of Technology (BIT), 5 Zhongguancun St., Haidian District, 100811 Beijing, China. E-Mail: bit@szurawitzki.de Open Access. © 2022 Michael Szurawitzki, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
24 Michael Szurawitzki Abstract: The article deals with reflections on the communicative potential of the Chinese messaging application WeChat in the light of current trends in messen- ger communication. The main changes/additions compared to the first descrip- tion in the Germanic linguistics context (Szurawitzki 2019b) are focused on. The introduction is followed by a section on the state of research, which focuses on relevant work on WeChat. Complementing Szurawitzki (2019b), I then comment on the most recent functionalities of WeChat, which have not yet been described in Germanic linguistics, but which (must) be taken into account with regard to the communicative potential of the application. Subsequently, I argue for termi- nological innovation in the field of chat and messenger communication, since the changing media environment with even more multimodal possibilities does not make existing terms obsolete, however, in my opinion, they no longer cover the communicative constellations in their complexity. Finally, based on what has been said, the paper concludes with a section reflecting on the (also intercul- tural) future of WeChat and messenger communication against the background of trends in other popular applications such as Discord, which was originally a tool for gamers. Key Words: WeChat, messenger communication, chat, terminology, multimodal- ity 1 Einführung und Erkenntnisinteresse Ein interessiertes Publikum auf YouTube konnte bereits 2016 anhand eines ein- drücklichen Video-Berichts der Tageszeitung The New York Times verfolgen (Kessel/Mozur 2016), welche gesellschaftliche und Vernetzungs-Omnipotenz die chinesische Messenger-App WeChat anstrebt. Über zwei Millionen User:innen haben bis November 2021 dieses knapp sechsminütige Video angeschaut; dies klingt aus der westlichen Perspektive vielleicht nach einer hohen Anzahl von Klicks. Angesichts der Tatsache, dass WeChat aber über eine Milliarde User:innen hat, sieht diese Zahl verhältnismäßig gering aus, und im deutschsprachigen Kontext fand der Clip so gut wie keine Beachtung. In das Bewusstsein einer grö- ßeren medialen Öffentlichkeit gelangte WeChat einige Jahre später in Deutsch- land in einem anderen Kontext: Im September 2020 kündigte die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten im Zuge einer Auseinandersetzung mit China um Datenschutzfragen an, Downloads der populären Applikationen TikTok und WeChat in den Vereinigten Staaten zu blockieren. Letztlich blieb es bei rhetori- schen Drohgebärden (Brand 2020), aber die Rezipient:innen der Tagesschau- Nachrichten der ARD hatten nun zumindest den Namen WeChat einmal gehört.
WeChat 2.0 25 WeChat wurde zunächst eher in den journalistischen Medien im deutschsprachi- gen Raum wahrgenommen: Belege hierfür sind etwa Zand (2016), Wurzel (2017), Kirchner (2018) sowie Hirn (2018). Letzterer vergleicht die Applikation mit dem global gesehen verbreiteteren WhatsApp und kommt zu einem klaren Urteil: „Der Lehrling hat seinen Lehrmeister überholt. WeChat ist besser als WhatsApp […]“ (Hirn 2018: 169); „es hat viel mehr Funktionen“ (Hirn 2018: 184). In die gleiche Richtung geht die Einschätzung des bereits über 20 Jahre in China beheimateten Korrespondenten Frank Sieren: „WeChat […], das technologisch viel besser ist als WhatsApp und gerade dabei ist, die Welt zu erobern“ (Sieren 2018: 77). Was aber ist an der Applikation anders, besser und vielleicht innovativer? In einer sich stetig weiter entwickelnden Welt machen die Innovationen auch vor dieser an sich schon als fortschrittlich wahrgenommenen App-Technologie nicht halt. Der vorliegende Artikel möchte zur weitergehenden Kontextualisierung von WeChat beitragen, die über meinen bisherigen schwerpunktmäßigen Zugriff im Rahmen der Untersuchung der Nutzung von WeChat durch Deutschsprachige in China (Szurawitzki 2020b) hinausgeht und neue Aspekte zur einschlägigen Forschung beisteuert. Die in der vorliegenden Studie zu beantwortenden Forschungsfragen sind daher die folgenden: 1. WeChat unterliegt in der Weiterentwicklung seiner Funktionalitäten Ände- rungen. Was sind die wesentlichen Änderungen/Ergänzungen gegenüber der ersten Beschreibung im germanistisch-linguistischen Kontext (Szurawitzki 2019b)? 2. Warum reichen bisher gebräuchliche Termini zur Beschreibung der Chat- Konstellationen innerhalb von WeChat nicht mehr aus? 3. Wie könnte sich WeChat, auch mit Blick auf andere populäre Applikationen, weiterentwickeln und gegebenenfalls andere Features in seine kommunika- tiven Möglichkeiten integrieren? Welche Strömungen üben hierbei besondere Einflüsse aus? 4. Welche linguistischen, kommunikativen sowie interkulturellen Aspekte sollten in einer Follow-Up-Studie zur WeChat-Nutzung durch Deutschspra- chige im Untersuchungsdesign (als Konsequenz) Berücksichtigung finden? Um die Forschungsfragen möglichst nachvollziehbar zu entwickeln und zu beant- worten, ist der vorliegende Beitrag wie folgt aufgebaut: Nach der Einführung steht ein Abschnitt zum Forschungsstand, in dem sich auf einschlägige Arbeiten zu WeChat fokussiert wird. In Ergänzung von Szurawitzki (2019b) folgen danach Bemerkungen zu neueren Funktionalitäten von WeChat, die so bisher in der Ger- manistischen Linguistik noch nicht beschrieben worden sind, aber mit Blick auf die Fragestellung und das kommunikative Potenzial der Applikation Beachtung
26 Michael Szurawitzki finden (müssen). Im Anschluss daran plädiere ich für terminologische Neuerun- gen im Bereich der Erforschung von Chat- und Messengerkommunikation, da die sich ändernde mediale Umgebung mit noch mehr multimodalen M öglichkeiten als bisher existierende Termini zwar nicht obsolet macht, diese Termini aber meines Erachtens die kommunikativen Konstellationen in ihrer Komplexität nicht mehr abdecken. Auf der Basis des bis dahin Gesagten schließlich steht zum Schluss des Beitrages ein Abschnitt, in dem die auch interkulturell geprägte Zukunft von WeChat und Messengerkommunikation vor dem Hintergrund von Trends anderer populärer Applikationen wie z. B. Discord, das ursprünglich ein Tool für Gamer:innen war, reflektiert wird. 2 Forschungsstand und eigene (Vor-)Arbeiten Gu (im Druck) illustriert die Geschichte von WeChat (siehe auch Chen et al. 2018: 19–45) mittels der nachfolgend abgedruckten Abbildung. Es wird deutlich, dass spätestens mit der Überschreitung der Schwelle von einer Milliarde Nutzer:innen WeChat nicht mehr aus dem Alltag der Chinesinnen und Chinesen wegzudenken ist (Abb. 1). Abb. 1: Die Geschichte und Entwicklung von WeChat (Gu, im Druck) Insgesamt ist der Forschungsstand zu WeChat im linguistischen Kontext im weiteren Sinne systematisch von Szurawitzki (2020b: 69–77) aufgearbeitet worden. In der Folge werden im gegebenen Spannungsfeld nur solche Studien
WeChat 2.0 27 näher betrachtet, die entweder (un)mittelbar linguistisch relevant sind, aus dem deutschsprachigen Umfeld stammen und/oder seit Szurawitzki (2020b) erschienen sind. Dies geschieht auch aus Umfangsgründen. Zhou/Hentschel/ Kumar (2017) beschäftigen sich etwa mit der Frage, wie Emoji-Kommunikation in China vonstatten geht. Dieses Thema ist auch an die Germanistische Linguis- tik anschlussfähig, wie über die Rezeption z. B. von Szurawitzki (2016), Pappert (2017) sowie Beißwenger/Pappert (2019), die jeweils die Emoji-Kommunikation in den Fokus stellen, deutlich wird. Die Studie von Kuang (2018 [2014]) befasst sich mit sozialen Medien in China und widmet WeChat einen eigenen Abschnitt (189–199). Er nennt Vorteile, die WeChat gegenüber anderen Kommunikations- medien besitze: WeChat is changing the way of interpersonal communication quietly and has incomparable advantages over the other media. It is free of charge and, relative to short messaging, its voice and video dissemination functions make both information disseminators and receiv- ers more direct and real, and highly reachable. (Kuang 2018 [2014]: 190) Che/Ip (2018) heben die Bedeutung hervor, die WeChat v. a. im Vergleich gegen- über WhatsApp gewonnen hat, weil die Applikation über die Weiterentwicklung (in unserem Kontext eine zentrale Frage, vgl. unten, v. a. Kapitel 4 und 5), mit zusätzlichen Funktionen und den sogenannten Miniprogrammen nicht mehr nur ein hauptsächlicher Messenger ist: WhatsApp’s simplistic design remains focused on core IM [Instant Messaging; MSZ] func- tions whilst WeChat, despite possessing similar features during its initial release, has evolved into an expanded ecosphere for a vast range of services such as finding locals, WeChat Pay and taxi ordering. IM apps that are similar to WhatsApp in terms of simplicity and comparable functionalities have since been eliminated in the Chinese market due to the lack of expansion and innovative features. Thus, WhatsApp’s poor performance in China is due in large part to its inability to provide distinct and improved elements relative to its competitors in the region. (Che/Ip 2018: 41) Liu (2018) legt die erste deutschsprachige Monographie zum Thema WeChat vor und fokussiert auf Social Media-Marketing. Günthner (2018, 2021, im Druck a, im Druck b) forscht zu Praktiken von Selbstreferenz in Chat-Interaktionen, die u. a. auch im Medium WeChat stattfinden. Liu (2021) untersucht die Sprachenwahl der WeChat-Postings mehrsprachiger User:innen mit Blick auf die Auswahl der Gruppen von Rezipient:innen. Meine eigenen Arbeiten zu WeChat entstanden zumeist im Umfeld einer Studie zur WeChat-Nutzung deutschsprachiger Expatriates in China (Szurawitzki 2020b, 2022). Vorher jedoch weise ich bereits darauf hin, dass WeChat einen nicht unerheblichen Stellenwert im (v. a. digitalen) Alltag in China innehat: „[I]n China
28 Michael Szurawitzki […] werden die Grenzen der digitalen Durchdringung des Alltags in privater wie öffentlicher, meist mobiler, Kommunikation ständig verschoben (v. a. über das multifunktionale soziale Netzwerk WeChat)“ (Szurawitzki 2018: 139–140). Hierbei ist zu beachten, dass terminologisch wie faktuell die Grenzen zwischen sozialem Netzwerk und Messenger verschwimmen und nicht abschließend – auch vor dem Hintergrund ständiger Weiterentwicklungen (vgl. unten) – entschieden werden soll, welcher Terminus für WeChat passender wäre. Im Kontext linguistischer Erforschung wird hier jedoch der Terminus Messenger präferiert. Im Kontext von Szurawitzki (2020b) habe ich Teilergebnisse bzw. Zwischenstände bei der Erforschung der WeChat-Kommunikation Deutschsprachiger an verschiede- nen Stellen publiziert (Szurawitzki 2019a, 2019b, 2020c, 2020d) sowie die For- schungsdaten öffentlich zugänglich gemacht (Szurawitzki 2020a). Im Kontext betreuter Abschlussarbeiten am Beijing Institute of Technology liegen aus dem Sommersemester 2021 die Arbeiten von Shang (2021) zum Spannungsfeld Text, Bild und Hypertext in der Momente-Funktion von WeChat sowie Zhang (2021) zur Emoji-Kommunikation in WeChat vor. Die wesentlichen empirisch-basierten Erkenntnisse aus Szurawitzki (2020b: 103–177) beziehen sich auf eine zwischen November 2018 und April 2019 online durchgeführte Erhebung, an der sich insgesamt 208 Informant:innen mit voll- ständig beantworteten Umfragen beteiligten (vgl. zum Design der Umfrage Szurawitzki 2020b: 93–102; zur Verfügbarkeit der Forschungsdaten vgl. 2020b: 185). Die wesentlichen Metadaten zu den Befragten sind in Szurawitzki (2020b: 103–110) ausgewertet und können dort im Detail nachgelesen werden. Als prototypisches Informant:innenprofil lässt sich festhalten, dass die Befragten zumeist männlich, mittleren Alters und deutsche Muttersprachler sind, keine weitere Sprache auf L1-Niveau sprechen, sich seit dem Zeitraum vor 2015 in China befinden und Angestellte zumeist internationaler Firmen sind. Die Ergeb- nisse hinsichtlich der Nutzung von WeChat durch die Befragten können wie folgt zusammengefasst werden: Es gibt sehr häufige Chat-Nutzung, Gruppenchats werden häufig genutzt. Momente verfassen-Funktionen werden verhältnis- mäßig wenig benutzt, stattdessen wird das Lesen/Liken von Postings öfter ver- wendet. Ca. ein Drittel der Befragten verwendet häufig oder sehr häufig Sprach- nachrichten. Fotos und/oder Selfies werden von den Befragten mit WeChat kaum aufgenommen, sondern eher weitergeleitet; Fotos werden häufiger als Selfies versendet. Videos aufzunehmen oder zu versenden geschieht nach Auskunft der Informant:innen selten. Voice-Telefonate werden etwas häufiger genutzt als Videotelefonie. (Live-)Standort-Funktionen sind insgesamt populär: Über 60 Befragte nutzen sie gelegentlich, knapp 40 häufig/sehr häufig; 30 Infor- mant:innen nutzen die Echtzeit-Standort-Funktion häufig bis sehr häufig. Die typisch chinesische Rote-Umschläge-(Hongbao)-Geldgeschenkfunktion wird
WeChat 2.0 29 wenig verwendet, etwas häufiger werden solche Geldsendungen empfangen. 82 Befragte überweisen häufig oder sehr häufig Geld im Chat, das Empfangen ist demgegenüber weniger ausgeprägt. Die Bezahlfunktion WeChat Pay ist populär: 119 Befragte nutzen sie häufig oder sehr häufig. Kontaktkarten werden von 71 Befragten häufig bis sehr häufig versendet, die Personensuche wird hingegen aufgrund der zumeist chinesischsprachigen Suchergebnisse kaum verwen- det. Hauptsprache in Gruppenchats ist Englisch, gefolgt vom Deutschen und Chinesischen. Analog verhält sich die Konstellation für die Sprachenwahl bei Sprachnachrichten. Internetsprache wie lol etc. wird relativ selten verwendet, Emojis hingegen umso häufiger (Sticker deutlich seltener als Emojis). Stickern wie Emojis ist eine primär kommentierende/ausschmückende Funktion gemein, eher im Positiven als im Negativen. Die verwendete Chatsprache wird von den Informant:innen klar mehr am Schriftlichkeits- denn am Mündlichkeitspol ori- entiert eingeschätzt. 3 N eue Features von WeChat seit Szurawitzki (2019b) In Szurawitzki (2019b) habe ich die grundlegenden Funktionalitäten von WeChat erstmals im Kontext der Germanistischen Linguistik ausführlicher beschrieben. Die Applikation unterliegt jedoch – wie so viele andere Apps auch – einer stetigen Weiterentwicklung. Es sind seit dieser ersten Beschreibung einige neue, mit Blick auf unsere Fragestellungen relevante Features hinzugekommen, die im Folgen- den näher beschrieben werden sollen. Dies dient der Beantwortung der in der Einleitung formulierten ersten Forschungsfrage. Was war der alte Status Quo, und was bietet WeChat mittlerweile Neues? Che/ Ip (2018) bieten eine Übersichts-Grafik, um die Funktionen von WeChat zu ver- anschaulichen (Abb. 2). Ausgehend von der Beschreibung in Szurawitzki (2019b) erfolgt in Szura- witzki (2020b: 79–92) eine v. a. um Literatur erweiterte Analyse von WeChat als Kommunikationstool. Im Wesentlichen deckt diese Analyse die auch schon in der Abbildung 2 aufgenommenen Bereiche ab und vertieft die Betrachtungen zur Chat-Oberfläche, in der man wesentliche Funktionen wie Chats, Gruppenchats, Kamera, Anrufe, Sprachnachrichten, Weiterleitungs-, (Live-)Standortfunktionen, Überweisungen, Geldgeschenke etc. vorfindet (mittlerweile findet sich auch eine Funktion zum Versenden einzelner Dateien). Im Bereich Kontakte wird auf die Möglichkeit hingewiesen, neben den hinzuzufügenden individuellen Kontakten auch offiziellen Konten (Newsfeeds) zu folgen. In Ergänzung zu der Beschreibung
30 Michael Szurawitzki Abb. 2: Funktionen von WeChat (Che/Ip 2018: 50) der Newsfeeds in Szurawitzki (2020b: 82) lässt sich zum Folgen dieser Newsfeeds anmerken, dass analoge Funktionen bereits bei Twitter und zuletzt v. a. auch bei Instagram in den Fokus gerückt sind. Der sich an dieser Stelle manifestierende Unterschied beim Following ist bei WeChat, dass die offiziellen Konten in einem separaten Bereich erfasst und abgelegt werden, während bei Twitter und Insta-
WeChat 2.0 31 gram keine Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Konten gemacht werden und diese auf denselben Hierarchie- bzw. Darstellungsebenen innerhalb der Apps rezipiert werden. Vor allem die in der westlichen Welt populäre Applikation Instagram scheint die Weiterentwicklung der WeChat-Kommunikationsfeatures beeinflusst zu haben. Während meine Beschreibung des Momente-Posting-Bereiches in Szu- rawitzki (2020b: 85–86) hauptsächlich vor der Folie der individuellen Startseite des Posting-Bereiches innerhalb von Facebook erfolgt, so lässt sich mit Blick auf Instagram feststellen, dass die Ähnlichkeit zwischen den WeChat-Momenten und der kommunikativen Schnittstelle von Instagram noch stärker ausgeprägt ist als bei WeChat und Facebook. Dies hat im Besonderen mit der Bild-Basiertheit der Momente-Postings zu tun, da man das Posting an sich mit der Auswahl eines Bildes beginnen muss (mit einem Klick auf ein Kamera-Icon). Wie aber in Szura- witzki (2020c) beschrieben, lässt sich das Einbinden eines Bildes überspringen, und die Eingabe von Texten, Links, Emojis etc. ohne ansonsten dominantes Bild wird möglich. Neben dieser skizzierten Ähnlichkeit zu Instagram im Bereich der Momente, in denen sich neben Fotos natürlich auch Videos posten lassen, besitzt WeChat seit Januar 2020 mit den Kanälen (Channels) ein besonderes neues Feature, das auf seine Weise Instagram und dessen Posting-Funktionen ähnelt und gleich- zeitig die Popularität von TikTok (Douyin) in China und weltweit durch ähn- liche Funktionalitäten reflektiert. Was ist neu an der Kanäle-Funktion? Sie kann im selben Bereich, nämlich Entdecken, angewählt werden wie die Momente1 (Abb. 3). Bei der Beschreibung der Kanäle-Funktion stütze ich mich im Folgenden auf die Ausführungen der Website www.wechatwiki.com (WeChatWiki 2021). Die erste Besonderheit dieser Funktion ist, dass sie nicht ohne weiteres bezie- hungsweise nur nach gesonderter Registrierung zugänglich ist. Inhaltlich kann der Bereich Kanäle wie folgt beschrieben werden: „It’s a dedicated space which looks like a video feed for content creators, brands, businesses and individuals to reach a (new) audience beyond their circles of WeChat friends/followers“ (WeChatWiki 2021). Im Prinzip finden wir also eine Videoplattform innerhalb von WeChat vor, über die an die Follower:innen dieser Konten Videos von bis zu einer Stunde Länge (dies ist ein signifikanter Unterschied zu den WeChat- Momenten, auf denen für aus dem eigenen Album gepostete Videos die Begren- zung von 15 Sekunden implementiert ist) oder eine Serie von bis zu neun Fotos (vergleichbar der Instagram-Story) gepostet werden können. Interessant ist in 1 Die Screenshots stammen aus meinem eigenen WeChat-Account [MSZ].
32 Michael Szurawitzki Abb. 3: Auswahl der Kanäle-Funktion (Quelle: Tencent Holdings Ltd. 2022) diesem Zusammenhang, dass keine gesonderte Funktion für besonders kurze Videos wie bei TikTok reserviert ist, vielleicht auch aufgrund der genannten existierenden Begrenzung innerhalb der Momente. Die Postings in der Kanäle- Funktion können mit m ehreren thematischen Hashtags versehen werden (Hashtags werden auf den Momenten bisher nicht unterstützt, man könnte sie eingeben, ohne aber die gewünschte Intertextualität und Verbindungen zu ähnlichen Inhalten zu erhalten), ein Geo-Tagging ist möglich, ebenso wie die Verbindung mit einem offiziellen WeChat-Account, etwa von bekannten In fluencer:innen. Postings sind aber sowohl mit privaten wie offiziellen Accounts möglich, nur dass – wie oben erwähnt – eine vorherige separate Registrierung erfolgen muss.
WeChat 2.0 33 Analog zu Tiktok werden die Inhalte in einer Spalte dargestellt, durch man sich scrollen kann, und ist ein Videoinhalt erreicht, so beginnt das Abspielen auto- matisch. Seit Juni 2020 gibt es drei am oberen Bildschirmrand wesentliche Filter, die auch auf dem nachstehenden Screenshot zu erkennen sind, nämlich Folgen, Freunde sowie Hot (besonders im Trend liegende Videos) (Abb. 4). Abb. 4: Kanäle-Oberfläche (Quelle: Tencent Holdings Ltd. 2022) Am unteren Bildrand sind auch von anderen Applikationen wie Instagram, TikTok etc. bekannte Interaktions-, Like- sowie Kommentarmöglichkeiten vor- handen. Videoinhalte können von dem Kanäle-Bereich ausgehend aber auch in die individuellen Chatebenen (Einzel- sowie Gruppenchats) wie auch in die Momente integriert bzw. gepostet/verschickt werden. Vom Bereich Kanäle aus können Inhalte auch weitergehend geteilt und verbreitet werden:
34 Michael Szurawitzki From Channels, WeChat users are able to explore content and follow users that are not in their contact and WeChat Official Accounts that they are not following. So this is considered as a new trajectory to increase discovery on WeChat, which has been a rather closed ecosystem by principle (in terms of privacy settings and discoverabi- lity) from the beginning. For example, the other WeChat user feed called Moments is only visible to the user’s social circle. (WeChatWiki 2021; Hervorhebungen im Original) Wie aus dem obigen Zitat deutlich wird, können somit einflussreiche Inhalte trotz der auf der individuellen Ebene vergleichsweise scharfen vordefinierten Datenschutzeinstellungen (Interaktion nur mit den eigenen Kontakten) weiter- gehend und kontaktbereichsübergreifend geteilt werden. Dies lese ich ebenfalls als Annäherung an westliche Applikationen wie Twitter, Instagram oder ähn- liche, bei denen Beschränkungen wie die genannten nie existiert haben. Medial erfolgt eine Fokussierung auf bildbasierte Inhalte, die natürlich mit Musik und/ oder Sprache unterlegt sein können; ebenso ist es denkbar, dass im Sinne von Sehflächen nach Schmitz (2011) textuelle Inhalte in die Videodateien/Fotofolgen integriert sind. Laut WeChatWiki (2021) werden die Kanäle innerhalb von WeChat als besonders gute Möglichkeit aufgefasst, um Online-Marketing zu betreiben, wenngleich meines Erachtens eine ebenso gute Plattform für Einzelpersonen geboten wird, sich und seine relevanten zu distribuierenden Inhalte in Szene zu setzen. Auf der Basis der bestehenden und neuen Features von WeChat (hiermit ist die erste Forschungsfrage beantwortet) komme ich im folgenden Abschnitt zur Beantwortung der Frage, warum es an der Zeit ist, innerhalb der Erforschung von Chat- und Messengerkommunikation bisherige Begrifflichkeiten zu erweitern. 4 Z ur Notwendigkeit neuer Terminologie bei der Erforschung von Chat-Kommunikation Die dem vorliegenden Abschnitt innewohnende Frage (aufgeworfen erstmals in Szurawitzki 2021, sukzessive Szurawitzki im Druck2) nach dem Bedarf für neuere Terminologie innerhalb der Erforschung von Chatkommunikation bei Messen- gern wie WeChat ist inspiriert von der analog gelagerten Fragestellung, ob nicht die Notwendigkeit für einen neuen Textbegriff bestehe. Diese wurde gestellt (Fix et al. 2002), als die damals Neuen Medien Grenzverschiebungen von Textdefi- nitionen, u. a. eine stärkere Fokussierung auf Diskurse (Warnke 2002), notwen- 2 Wir folgen hier eng letzterer Darstellung (Szurawitzki im Druck; vgl. auch Szurawitzki 2021: 166–167).
WeChat 2.0 35 dig machten. Ich plädiere entsprechend vor der Folie eines rein sprachlich-inter- aktionsorientierten Chatbegriffs für eine Erweiterung desselben. Angesichts der komplexeren Möglichkeiten, die WeChat konkret, im Chat situiert, bietet, und die über v. a. WhatsApp hinaus gehen, scheint mir eine neue Perspektivierung ange- bracht. Diese erfolgt vor der Folie der Zusammenfassung relevanter Vorarbeiten, wie sie Beißwenger/Pappert für die WhatsApp-Kommunikation liefern: WhatsApp bringt die Struktur ‚klassischer‘ Chat-Anwendungen […] mit der Mobilität von SMS-Dialogen und der Nutzung des Smartphones als Endgerät zusammen. […] Vom klassi- schen Chat unterscheidet sich die WhatsApp-Kommunikation weiterhin durch die Möglich- keit zum graduellen Wechsel zwischen einer asynchronen und synchronen Orientiertheit der Beteiligten auf das Kommunikationsgeschehen. Die persistente Verfügbarkeit des schriftlichen Verlaufsprotokolls entbindet die Nutzerinnen und Nutzer, sich für ihren Aus- tausch zu »Chat-Sitzungen« zu verabreden; entsprechend kann jede/r Beteiligte Beiträge lesen und eigene neue Beiträge zur Kommunikation versenden, wann ihr oder ihm dies passend erscheint und genehm ist. (Beißwenger/Pappert 2020: 92) Dies stellt an sich schon eine substanzielle Erweiterung eines traditionellen Chat- begriffs dar, wie er etwa auf mediensprache.net einsehbar ist (mediensprache. net 2009). Beide Perspektiven eint die Fokussierung auf Sprache bzw. Text, wie bei Beißwenger/Pappert (2020: 93) speziell über die die oben zitierten Ausführun- gen zusammenfassende Tabelle 1 deutlich wird. Tab. 1: Merkmale der Kommunikationsform WhatsApp Zeichentyp Geschriebene Sprache; gesprochene Sprache; Bild; Video Kommunikationsrichtung Dialogisch Kommunikationsstruktur Sequenziell Anzahl der Kommunikations- Frei wählbar partner Räumliche Dimension Distanz Zeitliche Dimension Kommunikationsbeiträge werden persisent protokolliert; das Kommunikationsprotokoll ist allen Beteiligten jederzeit zugäng- lich, wodurch die Beteiligung an der und der Zugriff auf die Kommunikation für die einzelnen Nutzer*innen individuell wählbar ist; entsprechend kann die Orientiertheit der Beteilig- ten auf die Teilhabe am Kommunikationsgeschehen graduell zwischen ,asynchron‘ und ,synchron‘ variieren. Beteiligungsrollen Möglichkeit zum individuellen Wechsel der Beteiligungsaktivi- täten (Produzieren – Rezipieren) Kommunikationsmedium (Endgerät:) Smartphone (mobil) (Software:) App >>WhatsApp
36 Michael Szurawitzki Sowohl mit Blick auf WhatsApp und seine Features, wie auch auf WeChat und die oben beschriebenen Möglichkeiten, was alles Teil von Chats sein kann, scheint mir eine Erweiterung der hier skizzierten Perspektive unbedingt notwendig. Es müsste für eine Betrachtung, die rein auf WhatsApp fokussiert, die Frage beant- wortet werden, wie man mit den in die Chatoberfläche integrierten Funktionen umgeht, mit denen man Dokumente versenden (zumeist haben diese noch textba- sierte Zeichentypen, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bevor auch andere Dateien versendet werden können) oder seinen Standort mitteilen kann (statisch oder live); spätestens hier werden mit GPS-Informationen andere Zeichentypen gebraucht. Landkarten sind, wenn man so will, dynamische Kombinationen aus geschriebener Sprache und Bildern/Ikonen/Symbolen. In Tabelle 1 scheint es so, als seien die Zeichenmodalitäten getrennt, was sie natürlich nicht sind, ein erläu- ternder Zusatz wäre nützlich gewesen. Problematischer in der Umsetzung scheint mir unten in Tabelle 1 im Bereich „Kommunikationsmedium“ das „Realisierungs- format für Beiträge“, das mit „Textformen“ benannt wird. Während dies mindes- tens auf der Basis der Standortinformationen für WhatsApp ein problematischer Begriff ist, tut sich hier nun für den Transfer in Richtung WeChat eine große Chance auf. Dort kommen wir mit „Textformen“ nicht weiter. In WeChat können Chats Standortdaten (statisch und live), Geldgeschenke (Rote Umschläge), Kon- taktkarten, Überweisungen und Dateien integriert werden, hierfür reichen „Text- formen“ nicht mehr aus. Ob Sprachnachrichten als Textform im oben genannten Sinne gelten können, scheint fraglich und müsste jeweils individuell aufgrund der Beschaffenheit der einzelnen Kommunikate eingeschätzt werden. Die Kom- plexität solcher Kommunikate zeigt auch die nachfolgende Abbildung (Abb. 5). Daher möchte ich, um die Komplexität der in Chats integrierbaren Zeichen- typen über sprachlich-bildliche hinaus mit abbilden zu können, den Begriff der Chatform oder Chat Shape einführen, damit entsprechend anschaulich über die technischen Möglichkeiten, die sich in WeChats Chatoberfläche bieten, gespro- chen werden kann. Chatform bzw. Chat Shape beziehen sich entsprechend auf die wahlbaren Zeichentypen/Chatelemente. Die im Rahmen von Chats in WeChat so potenziell entstehenden semiotisch gegenüber bisherigen Messengerchats komplexeren Gebilde möchte ich Polychats nennen. Durch diese Begriffswahl kann meines Erachtens verdeutlicht werden, dass innerhalb von WeChat (und potenziell auch anderen Messengern wie Discord; vgl. Kapitel 5 unten) Chats nicht mehr nur sprachlich-bildliche Kommunikate, sondern auch andere und neue (Misch-)Formen der Distribution von Informationen umfassen können.
WeChat 2.0 37 Abb. 5: Polychat in WeChat mit Texteingabe, Videotelefonat, Überweisung, Emoji-Verbindung, Bilddatei (Quelle: Tencent Holdings Ltd. 2022) 5 Q uo vadis, WeChat? Reflektionen zur Entwicklung des Messengers angesichts der Einflüsse neuer Applikationen wie Discord etc. Auf der Basis des bereits Gesagten ergibt sich abschließend für den vorliegenden Beitrag zunächst noch die Frage nach zukünftigen auch interkulturellen Entwick- lungsschritten, was das technische und kommunikativ-mediale Potenzial der Applikation WeChat angeht. Es ist versucht worden zu zeigen, dass die App sich von einer mehr chatbasierten kommunikativen Schnittstelle hin zu mehr Multi- modalität bewegt, und dass diese Multimodalität (speziell im Bereich Kanäle)
38 Michael Szurawitzki nicht mehr ausschließlich über das Chat-Interface erschlossen werden kann, sondern sich User:innen mehr und damit komplexere Interaktionsmöglichkeiten bieten. Diese quasi getrennten Sphären, mit den praktisch für sich separat (teils in verschiedenen Sprachen) existierenden und anwählbaren Kanälen, unter- scheidet WeChat deutlich von auch im deutschsprachigen Raum mittlerweile einflussreichen Applikationen wie Twitch3 oder Discord, die eigentlich aus dem Gaming-Bereich stammen. Discord wird in einer Studie der Vodafone-Stiftung zu Messengerkommunikation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland folgendermaßen beschrieben: Discord ist ein Chat- und Sprachprogramm, das für die parallele Nutzung während des Spielens von Computerspielen entwickelt wurde. Discord ermöglicht private Kommunika- tion über Gruppen, Chats, Telefonate und Videoanrufe. Sogenannte Discord-Server sind für die Nutzung einer größeren Gruppe oder Community ausgelegt. Innerhalb eines Servers lassen sich themenbasierte Kanäle anlegen, zu denen andere Nutzer:innen eingeladen und verschiedene Rollen und Berechtigungen vergeben werden können. Mit den Servern und Kanälen weist Discord ähnlich wie Telegram Funktionen auf, die denen von sozialen Medien ähneln. Betreiber von Discord ist eine gleichnamige Firma mit Sitz in den Vereinig- ten Staaten. (Vodafone-Stiftung 2021: 29) Zur Illustrierung sei nachstehend ein Screenshot aus einer Discord-Konversation4 gezeigt (Abb. 6). Discord nimmt bereits einen signifikanten Rang bei den meistverwendeten Apps ein, wie die Auswertungen zeigen (Vodafone-Stiftung 2021: 10). Insgesamt ist Discord die fünftpopulärste Messaging-Applikation unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland, mit einer ähnlichen Verbreitung/ Nutzung wie Telegram, aber z. B. deutlich häufiger genutzt als Signal. Bei Discord fließen, wie aus Abbildung 6 deutlich wird, alle Funktionalitäten über dasselbe Interface ineinander, ähnlich wie bei WeChat vor der Einführung der Kanäle. Vielleicht wäre bei WeChat einerseits mit der Integration der Kanäle in die Chat- oberfäche eine gewisse Überfrachtung an Features erreicht, andererseits bietet Discord in der Summe ebenfalls zahlreiche, teils anders gelagerte Funktionen als WeChat, die sich möglicherweise als so zukunftsgewandt erweisen könnten, 3 Ich danke Juho Szurawitzki für den Hinweis auf Twitch, das hier nicht näher betrachtet wird, da a) die Nutzungshäufigkeit trotz steigender Popularität nicht die Werte von Discord erreicht und b) Twitch im Gegensatz zu Discord, das sich über das Gaming hinaus etabliert hat, noch schwerpunktmäßig von Gamer:innen genutzt wird. 4 Ich danke Dorota Szurawitzki für die Erstellung des Screenshots [23.11.2021]. Die Bilddatei wurde dahingehend bearbeitet, dass alle Namen (Klarnamen wie Alias) getilgt wurden.
WeChat 2.0 39 Abb. 6: Discord-Konversation mit Kanalwahl in der linken Spalte, Kanal-Chat in der Mitte sowie Rollenprofilen oben rechts (unten rechts Anzeige der Offline-Kontakte) (Quelle: Discord Inc. 2022) dass sie potenziell auch für die Macher:innen von WeChat interessant werden. Hierbei könnte ein Untersuchungsfeld zukünftiger interkultureller, speziell auch deutsch-chinesischer, Forschungen darin liegen, wie in multimodalen mehr- sprachigen Diskursen die funktionale Gewichtung der verwendeten Sprachen und Medialitäten beschaffen ist. Im Folgenden werden somit (in Beantwortung der dritten eingangs formulierten Forschungsfrage) einige der Kern-Features von Discord vorgestellt; dies geschieht auf der Basis der Darstellung auf der eigenen Website der Betreiber:innen (Discord Inc. 2021). Discord ist nur über eine persönliche Einladung zugänglich. Ist man ent- sprechend von Kontakten angefragt, beizutreten, so gelangt man auf einen sog. Server, ein virtuelles „Zuhause für deine Freunde oder Community“ (Discord Inc. 2021). Diese Server vereinen Text- und Sprachkanäle. Die Textkanäle unterschei- den sich funktionell nicht wesentlich von den technischen Möglichkeiten, die WeChat über sein eigenes Interface bietet, das grafische Layout ist mit mehreren simultan geöffneten Fenstern allerdings anders. Größere Unterscheidungen sind im Bereich der Mündlichkeit angesiedelt: Gesprochene Sprache wird in der Mes- sengerkommunikation tendenziell wichtiger, seit WeChat (vgl. Szurawitzki 2020b: 125–126) und WhatsApp (vgl. Bosshart 2021: 39) Sprachnachrichten, die auf- genommen und versendet werden können, in ihre Features integriert haben und Plattformen wie Clubhouse (eine Social-Network-Audio-Plattform mit „Räumen“, in denen miteinander über Moderator:innen gesprochen wird, ähnlich wie Hosts
40 Michael Szurawitzki von Zoom-Meetings)5. Discord reicht an dieser Stelle weiter, da Live-Sprache über- tragen wird, per Audio und/oder Video. Diese eigentlichen Telefoniefunktionen werden inspiriert durch Software wie Zoom durch Funktionen zum simultanen Bildschirmteilen ergänzt. Dieses Screensharing war ursprünglich zum Live-Ver- folgen von Gaming vorgesehen, mit einer potenziell mit übertragenen zweiten Audio-Ebene, über die z. B. auch die Stimme der Spielenden neben den Sound- effekten der Spiele wiedergegeben werden könnte. Damit sind die Möglichkeiten der Übertragung gesprochener Sprache innerhalb von Discord komplexer als in WeChat und ließen sich für die Zukunft zumindest technisch als Erweiterung für WeChat denken (dies ist wiederum aus der Perspektive der Sprachverwendung ein potenzielles Untersuchungsobjekt, speziell auch im interkulturellen Spannungs- feld Deutsch-Chinesisch, da Gaming natürlich längst ein globalisiertes Phäno- men darstellt). Ob angesichts chinesischer Bestrebungen, das Gaming v. a. bei Kindern und Jugendlichen zeitlich und inhaltlich zu begrenzen (Kirchner 2021a, b), diese Umsetzung realistisch ist, wird zu beobachten sein; es gibt aber welt- weit, so auch in China, Millionen Erwachsene, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen – von daher muss die Antwort nicht zwangsläufig negativ sein. Schließlich muss noch die Frage beantwortet werden, inwiefern sich neue interkulturelle Perspektiven für Studien zur Verwendung der Applikation WeChat durch Deutschsprachige in China ergeben. Hierzu kann gesagt werden, dass die neu in die App integrierten Features unbedingt Beachtung finden müssen, speziell mit Blick auf die sogenannten Kanäle, da potenziell komplexere Mög- lichkeiten der Sprachwendung gegeben sind. Hierdurch – und durch die oben skizzierten Möglichkeiten und Ähnlichkeiten, die sich potenziell zu Discord ergeben – kann die Weiterentwicklung adäquat weiter erforscht werden. Die Funktion der Kanäle ist aber nicht nur aus Discord bekannt, sondern mit ihrer Multimodalität und Fokussierung auf das Visuelle auch aus Instagram und TikTok. Entsprechend müssten in die Erforschung der Nutzungsgewohnheiten auch Fragen nach der Nutzung der hier genannten Applikationen in E rgänzung zu WeChat genannt werden. Mit mindestens diesen Schritten ließe sich eine Follow-Up-Studie sinnvoll realisieren. In Anbetracht sich zukünftig sicher noch weitergehend vollziehender Änderungen sollten die hier vorgebrachten Vorschläge als Status Quo verstanden werden, der bei jedem substanziell die Features von WeChat erweiternden Update gegebenenfalls weiteren Überprü fungen und Ergänzungen unterliegen muss. Das Thema einer auch im Westen alles dominierenden Super-App, wie wir WeChat für China gewiss nennen 5 https://www.clubhouse.com [28.11.2021]. Ich danke Christa Dürscheid (Zürich) für den Hin- weis auf Clubhouse.
WeChat 2.0 41 können, wird bereits in den Medien des deutschen Sprachraumes wie der Süd- deutschen Zeitung (am Beispiel der Bezahl-App Klarna aus Schweden) an diskutiert (Kläsgen/Wischmeyer 2021), noch hinken die Vergleiche aber, da die Funktionalitäten innerhalb von Klarna im Vergleich zu WeChat sehr limitiert sind. Dies wird sich jedoch vermutlich ändern, und damit einhergehen könnte auch für die deutschsprachige User:innen-Community ein noch ausgeprägteres Interesse an den (interkulturell-)kommunikativen und darüber hinausgehenden Möglichkeiten, die WeChat bietet. Literaturverzeichnis Beißwenger, Michael/Pappert, Steffen. 2019. Handeln mit Emojis. Grundriss einer Linguistik kleiner Bildzeichen in der WhatsApp-Kommunikation. Duisburg: Universitätsverlag Rhein-Ruhr. Beißwenger, Michael/Pappert, Steffen. 2020. Der Beitrag von Emojis zur digitalen Alltags- kommunikation. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 50. S. 89–114. https://link.springer.com/article/10.1007/s41244-020-00160-5(zuletzt aufgerufen am 07.01.2021). Bosshart, Linda. 2021. WhatsApp, iMessage und E-Mail. Ein Vergleich des technisch Möglichen mit dem tatsächlich Realisierten. In: Brommer, Sarah/Dürscheid, Christa (Hrsg.): Mensch. Maschine. Kommunikation. Beiträge zur Medienlinguistik. Tübingen: Narr. S. 31–68. Brand, Katrin. 2020. Letzte Chance für TikTok. tagesschau.de, 18.09.2020. https://www. tagesschau.de/ausland/tiktok-wechat-usa-verbot-101.html (zuletzt aufgerufen am 03.11.2020). Che, Xianhui/Ip, Barry. 2018. Social Networks in China. Cambridge, MA, United States: Chandos Publishing. Chen, Yujie/Mao, Zhifei/Qiu, Jack L. 2018. Super-sticky WeChat and Chinese Society. Bingley: Emerald Publishing. Discord Inc. 2021. Discord Anfängerleitfaden. https://support.discord.com/hc/de/articles/ 360045138571-Discord-Anfängerleitfaden (zuletzt aufgerufen am 28.11.2021). Discord Inc. 2022. Discord. Version für macOS 10.11 (El Capitan) oder höher. Privater Account (anonymisiert). Fix, Ulla/Adamzik, Kirsten/Antos, Gerd/Klemm, Michael (Hrsg.). 2002. Brauchen wir einen neuen Textbegriff? Antworten auf eine Preisfrage. Frankfurt a. M.: Peter Lang. Gu, Wei. Im Druck. Interaktion in WhatsApp und WeChat. Eine kontrastive Untersuchung zum Deutschen und Chinesischen. Zürich: Universität Zürich (Dissertation). Günthner, Susanne. 2018. Perspektiven einer sprach- und kulturvergleichenden Interak- tionsforschung: Chinesische und deutsche Praktiken nominaler Selbstreferenz in SMS-, WhatsApp- und WeChat-Interaktionen. In: Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 19. S. 478–514. http://www.gespraechsforschung-online.de/ fileadmin/dateien/heft2018/ga-guenthner.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Günthner, Susanne. 2021. Personenreferenz in chinesischen und deutschen Chat- Interaktionen: Die kommunikative Konstruktion von Kulturalität. In: Interkulturelles
42 Michael Szurawitzki Forum der deutsch-chinesischen Kommunikation 1(1). S. 1–21. https://doi.org/10.1515/ ifdck-2021-2003 (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Günthner, Susanne. Im Druck a. Practices of Person Reference in Chinese and German Interactions: A Contrastive Analysis of ‚Third Person Reference Forms‘ in SMS, WhatsApp, and WeChat communication. In: Baumgarten, Nicole/Vismans, Roel Vismans (Hrsg.): Forms of Address in Contrastive Contexts. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins. Günthner, Susanne. Im Druck b. Kommunikative Praktiken und Kulturalität – Namentliche Selbstreferenzen in deutschen und chinesischen SMS-, WhatsApp- und WeChat- Interaktionen. In: Zhao, Jin (Hrsg.): Kulturalität der Sprache und Sprachlichkeit der Kultur. Frankfurt a. M.: Peter Lang. Hirn, Wolfgang. 2018. Chinas Bosse. Unsere unbekannten Konkurrenten. Frankfurt a. M.: Campus. Kessel, Jonah M./Mozur, Paul. 2016. How China is Changing Your Internet. The New York Times, YouTube Channel. https://www.youtube.com/watch?v=VAesMQ6VtK8 (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Kirchner, Ruth. 2018. Vom Mikroblog zur Überwachungs-App – soziale Medien in China. In: Informationen zur politischen Bildung 337. S. 60. Kirchner, Ruth. 2021a. China beschränkt Videospielzeit für Kinder. tagesschau.de, 30.08.2021. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-computerspiele-101.html (zuletzt aufgerufen am 28.11.2021). Kirchner, Ruth. 2021b. „Unmännliche Inhalte“ werden verboten. tagesschau.de, 30.08.2021. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-online-spiele-101.html (zuletzt aufgerufen am 28.11.2021). Kläsgen, Michael/Wischmeyer, Nils. 2021. Eine App, die Angst macht. Süddeutsche Zeitung, 24.11.2021. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/klarna-paypal-super-app-1.5471248 (zuletzt aufgerufen am 27.11.2021). Kuang, Wenbo. 2018 [2014]. Social Media in China. Singapore: Palgrave Macmillan. Liu, Yinyuan. 2018. Social Media Marketing in China mit WeChat. Einsatzmöglichkeiten, Funktionen und Tools für ein erfolgreiches Mobile Business. Wiesbaden: Springer Gabler. Liu, Kaiwen. 2021. Language Choices as Audience Design Strategies in Chinese Multilingual Speakers‘ Wechat Posts. In: Global Media and China 6(4). S. 391–415. DOI: 10.1177/20594364211035201 (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). mediensprache.net. 2009 [2006]. Chat/Sprache, 23.06.2009 [18.09.2006]. https://www.mediensprache.net/de/websprache/chat/sprache/index.aspx (zuletzt aufgerufen am 07.01.2021). Schmitz, Ulrich. 2011. Sehflächenforschung. Eine Einführung. In: Diekmannshenke, Hajo/ Klemm, Michael (Hrsg.): Bildlinguistik. Theorien – Methoden – Fallbeispiele. Berlin: Erich Schmidt. S. 23–42. Shang, Ke. 2021. Das Spannungsfeld Text, Bild und Hypertext bei der Momente-Funktion in der Messaging-Applikation WeChat. Beijing: Beijing Institute of Technology (Bachelorarbeit). Sieren, Frank. 2018. Zukunft? China! Wie die neue Supermacht unser Leben, unsere Politik, unsere Wirtschaft verändert. München: Penguin. Szurawitzki, Michael. 2016. Zur Kulturspezifik von Emojis. In: Der Sprachdienst 2. S. 64–66. Szurawitzki, Michael. 2018. Bürokratie und organisationale Schriftlichkeit. In: Habscheid, Stephan/Müller, Andreas/Wilton, Antje (Hrsg.): Sprache in Organisationen. Berlin/ Boston: de Gruyter. S. 126–144.
WeChat 2.0 43 Szurawitzki, Michael. 2019a. Researching Digital Communication Practices among German- Speaking Expats in China: Study Design. In: Modern Language Studies and Modern Humanities 1(1). S. 22–29. https://languagestudies.ru/index.php/main/article/view/5 (zuletzt aufgerufen am 23.01.2020). Szurawitzki, Michael. 2019b. WeChat – Funktionsweise, technische Möglichkeiten und Emoji-Kommunikation. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 49(4). S. 673–695. Szurawitzki, Michael. 2020a. Dataset: Chinese Mobile Application WeChat Used by German- Speaking Expatriates in China (Survey 2018–19). DOI: 10.5281/zenodo.3747164 (zuletzt aufgerufen am 23.01.2020). Szurawitzki, Michael. 2020b. Die chinesische Messaging-Applikation WeChat als virtuelle Sprachinsel. Studien zur Nutzung von WeChat durch deutschsprachige Expatriates in China. Tübingen: Narr Francke Attempto. https://elibrary.narr.digital/ book/99.125005/9783823393122 (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Szurawitzki, Michael. 2020c. Schreiben und (viel) mehr – WeChat-Kommunikation in China. In: Literaturstraße. Chinesisch-deutsche Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft 21(1). S. 213–227. Szurawitzki, Michael. 2020d. The Chinese Messaging App WeChat Used by German-speaking Expatriates in China. In: Vorontsova, Tatyana Ivanovna (Hrsg.): Herzen’s Readings. Foreign Languages. Saint Petersburg: Herzen University Publishing House. S. 30–34. Szurawitzki, Michael. 2021. Die chinesische Messaging-App WeChat. Überlegungen zu einer Erweiterung des Chatbegriffs für Messenger, zur Sammlung von Nutzungsdaten und der Rolle der Applikation in der Coronakrise in China 2020/21. In: Der Sprachdienst 5. S. 161–172. Szurawitzki, Michael. 2022. The Chinese Messaging Application WeChat as Used by German Speakers in China. Usage Practices, Multilingual Environments, Emojis, and Beyond. In: Linguistik Online 113(1). S. 111–152. https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/ view/8329 (zuletzt aufgrufen am 17.02.2022). Szurawitzki, Michael. Im Druck. Die chinesische Messaging-App WeChat genutzt durch Deutschsprachige in China. Praktiken, Herausforderungen, Chancen – und eine Erweiterung bestehender Chatkonzepte. In: Zhang, Yong/Szurawitzki, Michael (Hrsg.): Sprache, Kultur und Technik. Akten des Internationalen Online-Symposiums Juni 2021 am Beijing Institute of Technology. Würzburg: Königshausen & Neumann. Tencent Holdings Ltd. 2022. WeChat. Version 8.0.17 für das Betriebssystem iOS. Privater Account von Michael Szurawitzki. Vodafone-Stiftung. 2021. Generation Messenger. Eine repräsentative Befragung junger Menschen zur Nutzung von Messengerdiensten. Düsseldorf: Vodafone-Stiftung. https:// www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2021/03/Studie_Vodafone-Stiftung_ Generation-Messenger_2021.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Warnke, Ingo. 2002. Adieu Text – bienvenue Diskurs? Über Sinn und Zweck einer post- strukturalistischen Entgrenzung des Textbegriffs. In: Fix, Ulla/Adamzik, Kirsten/Antos, Gerd/Klemm, Michael (Hrsg.): Brauchen wir einen neuen Textbegriff? Antworten auf eine Preisfrage. Frankfurt a. M.: Peter Lang. S. 125–141. WeChatWiki. 2021. WeChat Channels: a Comprehensive Guide. https://wechatwiki.com/wechat- resources/wechat-channels-short-video-feature-complete-guide/ (zuletzt aufgerufen am 24.11.2021). Wurzel, Steffen. 2017. WeChat gefällt Apple gar nicht.
44 Michael Szurawitzki http://www.tagesschau.de/ausland/we-chat-101.html (zuletzt aufgerufen am 16.06.2017). Zand, Bernhard. 2016. Das totale Netzwerk. DER SPIEGEL 41. Tablet-Version. Zhang, Mingshan. 2021. Emoji-Kommunikation in WeChat: Interkulturelle Praktiken und Heraus- forderungen Deutsch-Chinesisch. Beijing: Beijing Institute of Technology (Bachelorarbeit). Zhou, Rui/Hentschel, Jasmine/Kumar, Neha. 2017. Goodbye Text, Hello Emoji: Mobile Communication on WeChat in China. http://www.tandem.gatech.edu/wp-content/ uploads/2017/01/CHI17-Zhou-GoodbyeTextHelloEmoji.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.11.2021). Angaben zur Person Michael Szurawitzki, Dr. phil. habil. Seit 2020 Full Professor für Germanistische Linguistik am Beijing Institute of Technology. Forschungsschwerpunkte: Fachsprachenforschung, Medien- linguistik, Interkulturelle Linguistik. 2014–2017 Full Professor für Germanistische Linguistik, Tongji-Universität Shanghai, dort 2015 Organisationschef IVG-Weltkongress Germanistik. Vertretungsprofessuren u. a. 2018–2020 Universität Duisburg-Essen, 2017–2018 Universität Hamburg, 2012–2013 Ludwig-Maximilians-Universität München. Website: www.szurawitzki.de. ORCID-ID: https://orcid.org/0000-0002-7356-1410.
Sie können auch lesen