WEGE ZUM THEATER - #9 - die junge bühne
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das junge T heat ermagazin der Deutschen Bühne #9 Spielzeit 2015/2016 9. Jahrgang Neu: mit Rätsel WEGE ZUM THEATER REPORTAGE Vorsprechen an Schauspielschulen PORT RÄT Elevin am Ballettinternat NACHGEFRAGT Bei Schauspielerin Anna Drexler
Ausbildung für die Zukunft des Theaters SchauSpiel MuSiktheater/OperngeSang MuSical regie – MuSiktheater und SchauSpiel draMaturgie – SchauSpiel und MuSiktheater BühnenBild und -kOStüM MaSkenBild – theater und FilM theater-, FilM- und FernSehkritik www.th e ate ra ka d emi e.d e P r i n zrege ntent h eater M ü n c h en
EDITORIAL #9 ----------------------------------- ------------------------------------ foto: bettina weber die Wege dorthin. Grundsätzlich kann eine drehen’s mal um und sagen: »Kunst Ausbildung natürlich nicht schaden, im macht viel Arbeit, ist aber vor allem Gegenteil, für eine Tänzerlaufbahn zum schön.« In diesem Sinne wünschen wir Beispiel ist sie sogar unabdingbar. Doch ein euch viel Freude mit der neuen Ausgabe! Garant dafür, dass man danach mit Enga- gements überhäuft wird, ist auch sie nicht. Im aktuellen Heft zeigen wir euch junge Sicherlich hat sich der ein oder andere von Künstler, die alle Mühen auf sich genom- Elisa Giesecke euch schon gefragt, wie er es anstellen soll, men haben, ihren Berufswunsch in die Tat wenn er eine künstlerische Laufbahn am umzusetzen. Sie alle eint nicht nur Talent, P.S. Übrigens haben wir das Heft um zwei Theater einschlagen möchte. Wie schön sondern vor allem Disziplin, Ausdauer, neue Rubriken erweitert, das Rätsel (S. 66) wäre es doch, einen Leitfaden zu haben, Nervenstärke und der unbedingte Wille, und »Nachgefragt« (S. 78). Gefallen sie 03 der einem genau zeigt, was zu tun ist. nichts anderes im Leben sein zu wollen, als euch oder sagt ihr, das geht gar nicht? JUNGE BÜHNE Dazu lässt sich nur sagen, einen Regelkata- Künstler. Das klingt anstrengend? Ist es Eure Meinung (auch generell zum Heft) log gibt es (leider) nicht. Denn so individu- auch. Schon Karl Valentin wusste: »Kunst ist uns wichtig, daher schreibt uns an: ell wie das Künstlerleben selbst, sind auch ist schön, macht aber viel Arbeit.« Wir info@die-junge-buehne.de.
Musical | Oper | Operette | Tanz | Theater trifft Schule | Musiktheater mobil | Theaterpädagogik Probenbesuche | Premierenklassen | Kinderchor | Workshops | Newsletter | Theaterpaten und vieles mehr erwartet Sie im Staatstheater am Gärtnerplatz! Neugierig? Sie wollen mehr erfahren? Lernen Sie uns kennen! Wir freuen uns auf Sie! Besuchen Sie unsere Homepage www.gaertnerplatztheater.de/junges-gaertnerplatztheater
IM Inhalt #9 PRESS UM #9 Herausgeber: Ganz persönlich vorsprechen → 06 Deutscher Bühnenverein Porträt von vier Jugendlichen, die auf Bundesverband der die Schauspielschule wollen Theater und Orchester Warten auf den Durchbruch → 14 www.buehnenverein.de Zwei Erfolgsgeschichten junger Künstler in Berlin → 06 Redaktion: Die Deutsche Bühne Augen zu und durch → 22 Vorsprechen an (verantw.: Detlef Ein junger Schauspieler berichtet Brandenburg) Online-Stück → 26 Schauspielschulen www.junge-bühne.de Vorschau auf eine interaktive Schreib- Dr. Detlev Baur werkstatt der jungen bühne Mitarbeit: Elisa Giesecke, Dank an: die Hauptge- »Einen Plan B habe ich nicht« → 28 → 28 schäftsstelle des Deutschen Der Alltag einer Ballettelevin Bühnenvereins, die Mitar- Nicht nachmachen! → 34 Porträt beiterinnen der Redaktion Aus einer WhatsApp-Kritik der Deutschen Bühne, die 05 Schauspieler Aram Tafreshian → 36 ballettelevin Ratgeber von Inspiring JUNGE BÜHNE Network, Vera Scory- Interview mit dem Schauspieler vom Engels, Bettina Weber Berliner Maxim Gorki Theater Theater macht süchtig → 40 → 78 Grafik und Realisation: Bilder und Stimmen zu den vier Felix Braden, Jugendclubs am Theater Paderborn NACHGEFRAGT Mitarbeit: Polina Pysmenna www.mwk-koeln.de Thank you for the Music → 50 Bei Anna Drexler Über ein Jugendprojekt am Musiktheater Druck: im Revier in Gelsenkirchen www.moellerdruck.de Stimmen zur »Odyssee« → 56 Beteiligte eines Projekts an den Landes- Anzeigen: bühnen Sachsen berichten MWK GmbH Tel. +49(0)221/123435 Ich im Theater → 58 kontakt@mwk-koeln.de Einen Monat Dauergast am www.mwk-koeln.de Saarländischen Staatstheater Rätselhaft → 66 Titelbild: Unser neues Theaterrätsel Michael Marks www.herrmarks.de Eine Produktion entsteht → 68 »Siegfried« am Münchner Volkstheater Fotos rechts: Krass und Kurios → 77 Victoria Schmidt, Martin Sigmund, Nachgefragt → 78 Federico Pedrotti Bei der Schauspielerin Anna Drexler Die junge bühne ist eine kostenlose Theaterzeitschrift für Zuschauer und Aktive ab 14 Jahre. Sie erscheint einmal im Jahr als Heft und ist ständig aktuell im Internet → www.junge-bÜhne.dE
VORSPRECHEN 01 01+ 02 Naima Laube (22) N Wie bereite ich mich am besten auf das Vorsprechen an einer Schauspielschule vor? 02 06 JUNGE BÜHNE »Für mich ist nichts inspirierender als mir einen tollen Theaterabend an- zuschauen. Es ist neben dem selbst Spielen das größte High.« Alle Fotos: Victoria Schmidt Naima
Ganz persOnlich vorsprechen 07 JUNGE BÜHNE Julia Opitz, die Autorin des Victoria Schmidt, die für diesen Beitrag fotografierte, Artikels, ist Theater- und Erzie- studiert und ist Spielerin der intergroup des JUNGEN hungswissenschaftlerin und RESI am Residenztheater in München. Gerne, und am arbeitet zur Zeit am JUNGEN RESI, liebsten so gut wie immer, beobachtet sie ihre Residenztheater München. Mitmenschen durch die Linse ihrer Kamera. Vorsprechen an Schauspielschulen – ein außergewöhnlich span- nendes, fürs Ego aber auch riskantes Vorhaben. Unsere Autorin Julia Opitz sprach mit vier jungen Menschen aus München und Salzburg, die den Beruf des Schauspielers ergreifen wollen von Julia Opit z ----------------- Emil (18) steckt gerade mitten im Abitur, Sie alle wagten und wagen immer wieder Lisa (20) und Frieder (20) studieren Thea- neu, sich der Situation des Vorsprechens terwissenschaft an der Ludwig-Maximili- an einer fremden (oder bereits bekannten) ans-Universität in München und Naima Schule in einer fremden (oder bereits (22) ist nach zwei Jahren Vorsprechen und bekannten) Stadt zu stellen. Alle vier einem halben Jahr an der Privatschule berichteten mir darüber, was diesen Weg ADK Bayern in Regensburg nun seit März ausmacht, an welche persönlichen Heraus- am Thomas Bernhard Institut des Mozarte- forderungen sie gelangen, welche posi- um in Salzburg im Studiengang Schauspiel tiven Begegnungen und Empfindungen sie aufgenommen. motivieren, dranzubleiben, und was es für sie bedeutet, wenn es am Ende heißt: »Sorry, es hat leider nicht gereicht.«
vorsprechen 03 --- Vorsprechen — wie funktioniert das eigentlich? F Junge Menschen reisen also zu Vorspre- sagen, dass jedes Vorsprechen eine wich- chen, manchmal viele Stunden, um ihre tige Erfahrung war, aber mein endgültiger erarbeiteten Monologe in maximal zehn Erfolg am Mozarteum wäre möglicherwei- Minuten zu präsentieren. »Vorsprechen se ohne das halbe Jahr an einer Privatschu- funktionieren unspektakulärer als man le nicht möglich gewesen.« denkt. Oft sehr schnell. Man spielt seine Alle vier jungen Leute wollen. Das Monologe. Wenn man Glück hat, unterbre- merke ich ihnen während unserer Unter- chen sie dich und arbeiten mit dir an der haltung ganz deutlich an. Und genau Rolle. Das ist eigentlich immer ein gutes darum geht es: Ohne wenn und aber, ohne Zeichen. Wenn man weiterkommt, spielt Punkt und Komma, aus vollem Herzen zu man in der zweiten Runde seine Monologe wollen. Dennoch und zum Glück, wie ich vor einer größeren Kommission. Besteht finde, gibt es Wünsche, Vorstellungen und man diese Runde, kommt man in die Ideale dazu, wie die ersten Schritte inner- Endrunde, die manchmal mehrere Tage halb dieser außergewöhnlichen beruflichen dauert, manchmal auch nur zehn Minuten. Laufbahn aussehen sollen. »Also ich Wenn man Pech hat, ist ein Vorsprechen verstehe die häufige Arroganz nicht. Ich nach der ersten Runde beendet. Dann hört meine, man bewirbt sich ja, um vier Jahre 08 man ein kurzes, sehr hartes ›Leider nein‹«, zu studieren und nicht, um sich vier Jahre so beschreibt Frieder, der schon einige lang anzugiften. Mir fehlt ein humaner JUNGE BÜHNE Vorsprech-Erfahrungen gemacht und Umgang. Ich meine, die Leute fahren da bereits mehrere Endrunden durchlaufen teilweise quer durch Deutschland, geben hat, die anspruchsvolle Situation des unglaublich viel Geld aus dafür, dass sie Sich-Präsentierens vor Expertenkommissi- dann nicht einmal angeguckt werden. Das onen. Und die nächste Schlussrunde steht nervt mich«, äußert Emil. ihm bereits bevor: im Juli geht es für Frieder nach Graz. Emils nächste Stationen sind Leipzig und Wien, Lisa spricht an der Otto-Fal- »Ich hab mich dann da hingestellt, in ckenberg-Schule in München vor. Und meinem pinken Kleid, und es ganz nach Naima? Sie ist begeistert von den ersten Wochen in Salzburg und froh, an einer Gefühl einfach frei herausgespielt.« staatlich anerkannten Schule aufgenom- men zu sein. »Im Nachhinein kann ich Frieder --- Vorsprechen Lied, ein Gedicht, ein selbstverfasster vorbereiten Monolog/Text, das Ganze je nach Schule variabel.« Weniger klar ist allerdings das gestalte- Was für ein Vorsprechen vorbereitet rische Wie. Lisa, Naima, Emil und Frieder werden muss, ist klar, und Naima kann verfolgen alle ein ähnliches Prinzip: Immer davon ein Lied singen: »Formales: fristge- versuchen sie, sich selbst zu vertrauen, recht die Bewerbung abschicken, mit sich in den Austausch miteinander zu Lebenslauf, Bild, Attest, Beleg der gezahl- begeben und nicht zu sehr an Experten- ten Gebühren (meist um die 30 Euro), meinungen festzuhalten. wenn gefordert, ein Motivationsschreiben. »Viel lesen! Viel gucken gehen! Gerade 03+ 04+ 05 Inhaltlich: Zwei bis vier Monologe aus Letzteres ist für mich bei der Vorbereitung Frieder Langenberger (20) modernen und klassischen Werken. Ein immer Inspiration und Ansporn zugleich.
vorsprechen Dadurch habe ich auch anfangs ein Gespür dafür bekommen, was mir überhaupt an Texten und Ästhetiken gefällt oder viel- leicht liegen könnte.«, beschreibt Lisa. Für Emil ist der emotionale Zugang zu Texten in der Vorbereitung seiner Monologe etwas sehr Essentielles: »Zunächst liest man viele Texte, bis dann einer da ist, der gut ist, bei dem man sich schon beim Lesen vorstellt, was man machen könnte auf der Bühne, bei dem man Gänsehaut bekommt, den man immer wieder lesen kann. Das ist er dann, der Monolog!« Frieder, der eng mit Emil befreundet ist, ergänzt: »Emil und ich gehen manchmal zusammen auf die Probebühne vom Resi. Dann zeigen wir uns gegenseitig unsere Rollen und sagen einfach, was uns auffällt, sind Anspielpart- ner füreinander oder sprechen über die Situation, in der sich die Figur befindet. Das ist sehr gut und bringt mich weiter.« 10 --- Umgang JUNGE BÜHNE mit Kritik und Enttäuschung Was aber innerlich losgeht, wenn nach Vorsprechen ein ›Leider nein‹ kommt, hängt von unzählbar vielen situativen Faktoren und auch vom inneren Gemüts- zustand ab. »Ich glaube, man kann das Gefühl abgelehnt zu werden, mit dem des Verlassenwerdens vergleichen. Da steckt so viel von mir, meinem Gefühl, meiner Arbeit an der Rolle drin, dass es sich doch teilweise anfühlt, wie ein ›Nein‹ zu meiner Person, anstatt nur zu dem, was ich da so auf der Bühne veranstalte. Trotzdem: aufstehen, weitermachen!«, schildert Lisa. Frieder betont, dass es vor allem in Endrunden hart ist raus zu fliegen, »dass der Beruf aber mit so viel Enttäuschung E und Glück verbunden ist, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist, auch so etwas auf seinem Weg zu spüren.« Naima beschreibt, dass für sie anfäng- lich jede Kritik etwas zum Mitnehmen und Lernen war, nur dass dann irgendwann der Punkt kam, an dem sie merkte, dass jede Schule ihre eigenen Kritikpunkte hatte und es einer der größten Fehler war, Kritik von der einen Schule an die nächste
06 06+ 07 P R E M I E R E N 2 01 5 | 16 Emil Borgeest (18) Frankenstein (DSE) Dear, 19.9.2015 Das beste aller möglichen Leben (UA) Haidle, 2.10.2015 Ich habe nichts zu verbergen – Mein Leben mit Big Data (UA) Schmidt-Rahmer, 3.10.2015 „Kunst“ Reza, 10.10.2015 Anton, das Mäusemusical Pigor, Pigor, Fritsch, 15.11.2015 Caspar Hauser nach Wassermann, 4.12.2015 My Fair Lady nach Shaw, Pascal, 5.12.2015 Top Dogs Widmer, 26.2.2016 Die Kopien Churchill, 3.3.2016 Stück auf! Autorentage vom 4. bis 5.3.2016 Ein König zu viel Pigor, 16.4.2016 Der gute Mensch von Sezuan Brecht, Dessau, 29.4.2016 Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse nach Nöstlinger, 30.4.2016 Maria Stuart Schiller, 25.6.2016 Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de WERTE 07 Z Ä H LE N mitzunehmen. »Mit jedem Rauswurf erlebt man Frustration und Schmerz. Das Ein- zige, was bleibt, ist der Glaube an einen selbst und das Wissen, dass es irgend- wann, irgendwo einfach passen muss.« Naima und das Mozarteum haben nun gepasst! »Wenn man ins Theater geht, soll man am selben Abend lachen und weinen können.« Emil Dass das Bewerben aber auch großen Spaß macht, selbst wenn es nicht klappt, äußert Emil im Laufe unseres Gesprächs immer wieder: »Man reist herum, zeigt, was man sich erarbeitet hat und geht dann wieder. Irgendwie eine schöne Art und Weise, in fremde Städte zu reisen.« DD_Schauspiel Essen_Junge Bühne_15-16_94x245mm.indd 1 17.06.2015 14:00:31
VORSPRECHEN 08 --- Lebenswege Schon früh kamen alle vier mit Theater in Berührung. Lisa spielte in der Schule. »Mit 16 etwa kam mir in den Sinn, dass ich das, was ich da die ganze Zeit mit unglaub- licher Faszination und Hingabe tue, auch zum Beruf machen kann. Diese Idee verfestigte sich immer mehr in das gute Gefühl von ›Ich muss das machen‹.« Nach dem Abitur, während einiger Hospitanzen in Stuttgart, begann sie dann vorzuspre- chen. Emil war lange im Jugendclub des Münchner Volkstheaters und kam dann zur intergroup des jungen resi am Resi- »Ich probiere es so lange, denztheater. Frieder spricht über seine bis mich einmal im richtigen Großmutter als Wegbegleiterin. »Sie hat mich schon früh für Literatur begeistert. Moment die richtigen Augen sehen.« Mit ihr spreche ich heute nicht mehr über Grimm’sche Märchen, aber über Schiller, Lisa 09 Programm 2015 2016 lutzhagen neugierig seit 2001 Hey Boss, hier bin ich! Der Messias Bewerbungstraining von Werner Hahn Weihnachtskomödie von Patrick Barlow Gaks und Giks Lucy-Trilogie Schauspiel mit Musik von Umweltstücke von Werner Hahn und Thorsten Bihegue Hans Steinmeier Krähe und Bär Ein Helm Stück von Martin Baltscheit Monolog von Finn-Ole Heinrich Heute Abend – entfällt Projekt Hagen (AT) Komödie von Ulla Jugendstück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz Gericke Gegen die Mauern der Enge Hiob Jugendstück von Werner Hahn Stück nach dem Roman Fest Verankert von Joseph Roth Inputtheater von Werner Hahn Elberfelder Straße 65 · 58095 Hagen · Telefon 0 23 31 / 207 - 32 18 · www.theaterhagen.de
Goethe und Kleist.« Über ein FSJ-Kultur Sie wollen, und sie werden es schaffen, am jungen resi gelangte er dann auch an auch wenn der gewählte Weg ein alles die intergroup, dessen Mitglied er heute andere als leichter sein wird. Ich wünsche ist. Und Naima wurde quasi in den Beruf ihnen allen von Herzen Glück für ihre beruf- hineingeboren, wie sie selbst sagt: »Mein lichen und persönlichen Wege und bedanke Vater ist auch Schauspieler, meine Mutter mich für den inspirierenden Austausch. Musical-Darstellerin. Ich bin sozusagen im »Mal sehen, was kommt. Das Leben ist Theater aufgewachsen.« schön.« wirft Emil mit einem entspannten Lisa ist derzeit am jungen resi als Lächeln auf den Lippen ein und ergänzt: Spielerin in »Die Klasse« nach François »Ich glaube, man muss man selbst bleiben, L Bégaudeau zu sehen. Naima, Frieder und damit die Dozenten einen selbst sehen.« Emil spielen aktuell in »Frühlings Erwa- chen! live fast – die young« von Nuran Dieser Artikel ist im Frühjahr 2015 entstanden. David Calis nach Frank Wedekind eben- Frieder Langenberger ist inzwischen an der falls am jungen resi. Regie führte in Kunstuniversität Graz angenommen und wird beiden intergroup-Produktionen Anja dort ab Oktober 2015 Schauspiel studieren. Sczilinski. Emil Borgeest ist nun an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« im Studiengang Schauspiel Information des Deutschen Bühnenvereins über die angenommen und wird ab September 2015 in Ausbildung mit Adressen der Schauspielschulen: Leipzig studieren. www.buehnenverein.de/de/jobs-und-ausbildung/ berufe-am-theater-einzelne.html?view=38 08+09 Lisa Kohler (20) : THEATER FUR JUNGES PUBLIKUM 8+ DER NUSSKNACKER 13+ - WAS IM LEBEN WICHTIG IST 3+ TOPOLINA MACHT WETTER DIE ARABISCHE PRINZESSIN THE WHO’S TOMMY TOPOLINA UND MAKI AUF TOURNEE HÄNSEL UND GRETEL DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK DER KLEINE & King a - Eine Ode an jedes Ritterherz THEATERSPORT 5+ DAS BIEST (ÖE) FRANZGESCHICHTEN (UA) SPIELZEIT 10+Plötzlich Monster 14+ DER TALISMAN 2015/2016 LYNX, DER LUCHS THEATERSPORT 10+ Rad ikal (UA) INTO THE WOODS – AB IN DEN WALD 6+ DIE SCHÖNE UND DAS TIER 16+ HEDWIG AND THE ANGRY INCH 12+ WWW.UHOF.AT WWW.FACEBOOK.COM/UHOFLANDESTHEATERLINZ/
nachwuchskünst ler 14 JUNGE BÜHNE foto: Arno Declair
15 WARTEN JUNGE BÜHNE 01 AUF DEN DURCHBRUCH
nachwuchskünst ler Zwei Erfolgsgeschichten aus Berlin – mit Anlauf 02 foto: Arno Declair 16 JUNGE BÜHNE foto: Iko Freese/DRAMA Bianca Praetorius, die Autorin dieses Beitrags, lebt in Berlin. Sie schreibt regelmäßig für die junge bühne und die Deutsche Bühne und gibt Theaterkurse für netzaffine Menschen. Seit 2014 leitet sie den Blog des Berliner Theatertreffens. Feedback, Likes & Shitstorm gerne an Twitter @bancia oder auf www.biancapraetorius.com von Bianca Praetorius ----------------------------- Berlin ist die Stadt der Künstler und derer, Berlin. Die Stadt mit dem Überschuss an Wer hier ist, will nicht weg, wer hier nicht die es gerne werden wollen. An vielleicht Sehnsüchten, gelebten Träumen, gesuchter ist, kommt zu Besuch und wünscht sich keinem anderen Ort der Welt sind so viele Lieben, gelassenen Verflossenen, gefun- dann hier zu leben. Soviel ist erst mal wahr. Schauspieler, Regisseure oder Autoren zu denen Selbsten und vielen zauberhaft Glaube ich. finden, die auf ihren Durchbruch warten. ausgeleierten, aber nicht weniger zauber- Ich mache mich auf die kleine Mission, Unsere Autorin Bianca Praetorius begab sich haften Klischees. Bei Sprechen über Berlin SpielerInnen des Schachbretts Berlin/ für die junge bühne in die freie Szene und hagelt es Stereotypen, beim Durchspazieren Theaterszene zu treffen. Junge Künstler sprach mit einem Regisseur und zwei erweisen sich die Hälfte davon als wahr. und Künstlerinnen um die 30, in der freien Schauspielerinnen, die inzwischen den Wenn man sich mit seinem Leben und und festen Szene, in mehr oder weniger ersten Schritt geschafft haben. seinen Zukunftsideen in die Nähe von freien Projekten. Theater begibt – sei es Regie, Schauspiel, Ich treffe Sascha Hargesheimer. Er ist Schreiben oder Dramaturgie – Berlin ist Autor. Sein Stück »Polen ist mein Italien« Wunschort und Zirkus der Möglichkeiten. gewinnt im Jahr 2013 den Münchner
04 foto: Franz Grünewald 03 UNERMESSLICH / UA Eine Koproduktion von foto: Arno Declair THEATER AN DER PARK AUE und Wissenschaft im Dialog, der Initiative der deutschen Wissenschaft Regie: Carlos Manuel DER KLEINE RITTER TRENK von Kirsten Boie Regie: Katrin Hentschel TIGERMILCH von Stefanie de Velasco Regie: Joanna Praml BERLIN-FRIEDRICH- STRASSE 20.53 UHR / UA Regie: Marcus Lobbes 01 + 02 + 03 N ATH A N DE R WE I S E »Archiv der von Gotthold Ephraim Lessing Regie: Kay Wuschek Erschöpfung« von Sascha WINTERAKADEMIE 10 Hargesheimer in Sagen wir wir haben Recht der Inszenierung von Friederike DAS UNMÖGLICH MÖGLICHE HAUS / DE Heller am Deutschen Eine Produktion von Forced Theater Berlin Entertainment und Barbican (UK) Production in Koproduktion mit dem THEATER AN DER PARK AUE 04 Regie: Tim Etchells Sascha Hargesheimer HERR FRITZ VOM GEHEIMDIENST / UA von David Lindemann Regie: Katrin Hentschel S TA R / UA nach dem Roman von Salah Naoura Regie: Sylvia Sobottka örderpreis für deutschsprachige Dramatik, F frage hängen bleiben. Sascha ist Anfang 30, 2014 wird das Nachfolgestück »Archiv der ich treffe ihn in den Kreuzberger Prinzessin- DIE TOTEN SEELEN Erschöpfung/In Salz« mit dem Osnabrücker nengärten. Einem Ort in Berlin, der noch vor von Nikolai Gogol Kooperation der JTW Spandau Dramatikerpreis ausgezeichnet und 2015 im ein paar Jahren Brachland war und heute ein mit dem THEATER AN DER PARK AUE Rahmen der Autorentheatertage am Deut- blühender Wald ist. Ein Ort, der stets davon Regie: Carlos Manuel schen Theater Berlin uraufgeführt. Das liest bedroht ist, dass ein Investor sich entscheidet, DER PFAD DER sich nicht schlecht. Klingt nach Glanz und dort jetzt doch das Licht zu wechseln und ein ORANGENSCHALEN / »wichtig« und nach goldenem Ticket. Der Bürogebäude hinzupflanzen. Wenn man auf UA Sascha ist ganz heiß. Er hat’s geschafft. Oder der Suche nach einer Antwort ist, wimmelt es nach Nachum Gutman Regie: Hannan Ishay so. Was das alles in Wahrheit bedeutet, wird in der eigenen Wahrnehmung ja stets von man vielleicht erfahren, wenn man den Metaphern für das Gesuchte. So geht es mir Bildern über Berlin auf die Schliche kommt. auch hier. Mit den Prinzessinnengärten und WWW.PARK AUE.DE Bilder, die für immer in der Beleuchtungs- der deutschen Theaterwelt im Allgemeinen.
nachwuchskünst ler Sascha ist Dramatiker und damit erfolg- mal sehen. Aber doch, ja, läuft gut.« Unter reich. Das war aber nicht immer so. Auch Theaterschaffenden scheint eine Angst er kennt die freie Szene, kennt das Fest- davor zu herrschen, sich anzustecken, am-Haus-Sein, kennt ein Dazugehören wenn es nicht läuft. Vom Status »Mitten- und ein Nicht-mehr-dabei-Sein. Er war 23 drin« bis »erweiterter Gast« sind es nur als er in Frankfurt am Main die Landungs- zwei Wimpernschläge. Unbehagen frisst brücken mitgründete. Ein Theater aus Leichtigkeit und Zurückhaltung frisst eine einer leeren Lagerhalle gebastelt, hinter herzliche Umarmung. einem Elektro- & Reggae-Tanzschuppen in der äußeren Peripherie des Bahnhofsvier- tels. Trotz löchriger Dächer, kalten Wintern und Technobeats zum Schlussapplaus, Alle rufen an, die vorher gelingt Sascha und seinem Team das zu beschäftigt waren Heraufziehen eines Kulturortes. Um zu leben, arbeitet er in einer Jugendherberge seine Bewerbungen zu am Main. Heute sind die Landungsbrü- beantworten. cken ein etablierter Spielort der freien Theaterszene in Frankfurt. Um aber auch das »richtige« Theater kennenzulernen, Sascha arbeitet wieder mit Reisenden. folgen Regiehospitanzen am Schauspiel Diesmal arbeitet er in einem Hostel in Frankfurt bei Armin Petras, der ihn dann Berlin Mitte. Mitte, Ende Zwanzig. Was überraschend nach Berlin mitnimmt, fest jetzt? Szenisches Schreiben, UDK. Sascha als Assistent. bewirbt sich und er wird genommen. 18 Unter hunderten Bewerbern wird er genommen. Obwohl er schon über 25 ist. JUNGE BÜHNE Obwohl es sein erstes Stück ist. »Ob er sich Unter Theaterschaffenden sicher sei, dass er das auch wolle«, wird er scheint eine Angst beim Aufnahmegespräch gefragt. Er lügt und sagt ja. Erst Jahre später wird er davor zu herrschen, sich merken, dass das Ja mehr als nur ein anzustecken, wenn es bisschen richtig war. Szenenwechsel. Gräfekiez, eine Espresso- Also Reset. Doch nochmal Studium, bar. Es gibt sehr guten Espresso mit sehr nicht läuft. viel, viel Schreiben. Dann, der erste Preis. gutem Espressoschaum. Selbstgedrehte Seitdem ist er drin, tiefer als je zuvor, Zigaretten und Vogelgezwitscher. Ich mittiger als je zuvor. Man kennt seinen treffe Melanie Schmidli und Anne Haug. Also, auf nach Berlin. Zwei Jahre Gorki: Namen. Verlage reißen sich um ihn, zu Anne und Melanie sind Schauspiele- Regieassistenzen am nicht stillstehenden Recht. Alle rufen an, die vorher zu beschäf- rinnen. Sie sind beide aus der Schweiz. Band und eigene kleine Regieerfolge. Es tigt waren seine Bewerbungen zu beant- Das ist nicht wichtig, gehört aber der läuft. Voller Zuversicht wechselt Sascha in worten. Und man sitzt davor und muss Vollständigkeit halber irgendwie dazu. die freie Szene. Nochmal Regie studieren? fast drüber lachen. Nimmt es einem die Ihre Vorgeschichte ist schnell erzählt: Beide »Tut uns leid, Sie sind einfach schon zu Ängste? Was ist der Unterschied zwischen kennen sich aus dem Theaterjugendclub, weit.« Aber Berlin ist nicht immer Club frei und gekrönt? Soviel ist so einfach wie haben schon zusammen gespielt und an Mate und Cortado: Es folgen zwei harte klar: Es entscheidet über Leben und freien Produktionen gearbeitet. Dann, das Jahre für Sascha. Freie Projekte in sehr Zustandsbeleuchtung. Sascha scheint wie Ziel Schauspielschule – Vorsprechmara- kleinen Spielstätten, unfinanzierte angekommen, und man gönnt es ihm. thon. Nach elf Vorsprechen landet Melanie Schwimmversuche. Die Menschen in der Tulpen, die aus Scherben wachsen. Es schließlich an der UDK in Berlin. Zwei Stadttheaterkantine, mit denen er vor entsteht ein Bild in mir und es passt Jahre später landet Anne, gleichfalls nach wenigen Wochen noch gemeinsam auf der irgendwie zu Berlin. elf Vorsprechen, auch genau dort. Nach Probe saß und die ihn stets mit Umar- der Schule geht Melanie ein Jahr ans mungen empfangen würden, grüßen jetzt Berliner Ensemble und dann drei Jahre nur noch flüchtig. Smalltalk beginnt mit nach Leipzig ans Centraltheater. Anne einem freundlich-besorgten »Und, wie Archiv der Erschöpfung von Sascha spielt zwei Jahre in Jena am Theaterhaus. läuft’s?« und wird mit einem de-eskalie- Hargesheimer ist im Oktober am Deutschen Viel Spielen nach der Uni ist alles, aber der renden »Ja, gut, doch gut.« beantwortet. Theater Berlin und am 22.09 & 07.10.2015 Preis ist hoch: Einsamkeit in einer Stadt »Ich mach grad zwei spannende Projekte, am Theater Osnabrück zu sehen. und ein soziales Theater-Only-Umfeld.
SEIN ODER 05 NICHTSEIN foto: Kay Wido Meyer NACH ERNST LUBITSCH / REGIE: MINA SALEHPOUR AB 24 SEPT 2015 KARTEN 089.5 23 46 55 www.muenchner-volkstheater.de Spielzeit Kinder- 2 0 1 5 –– 1 6 06 und Jugendtheater foto: videostill 10.10.2015 Huck Finn von Max Eipp | nach Mark Twain inszenierung Dieter Klinge ∆ ab 10 18.11.2015 eine WeiHnAcHTsgeisTergescHicHTe nach der Erzählung von Charles Dickens »A Christmas Carol« i n s z e n i e r u n g Dieter Klinge ∆ ab 6 07.02.2016 DePOrTATiOn cAsT von Björn Bicker inszenierung Gustav Rueb ∆ ab 15 03.04.2016 Die gescHicHTe VOM OnkeLcHen von Thomas von Brömssen 05 i n s z e n i e r u n g Dieter Klinge ∆ ab 3 Melanie Schmidli und Anne Haug kArTenTeLeFOn: 0561 . 1094 -222 06 WWW.sTAATsTHeATer-kAsseL.De Video-Still aus Schooriil, Folge »Gegen die Natur – Girls« ad_jungebühne1516.indd 1 26.06.15 11:04
nachwuchskünst ler 07 10 fotos: videostill 2011 sind Anne sowie Melanie wieder frei, beide inzwischen ausgestattet mit großen Fragezeichen in der Brust, ob das Stadtthe- atersystem überhaupt das Richtige für sie ist. Also nach Berlin. Wir sprechen über Berlin-Mythen. Berlin verspricht, dass man 08 11 alle Regisseure und Dramaturgen ständig im Café und in der Bar nebenan trifft und sich so dann neue Projekte ergeben. »Au- ßerdem, ist das Zweitengagement bei Frauen auf dem Theatermarkt sowieso ein Problem. Das ist kein Geheimnis, sagt Anne. Ich brauche diese Statistiken nicht mal sehen, um zu wissen, dass sie Recht 09 12 hat. Die »absolute Warteposition« ist für eine/n Schauspieler/in aber Gift und so entsteht das »Projekt Schooriil«. Wer »frei« ist, muss lernen sich zu vermarkten. Vermarkten jedoch, ist das Gegenteil von Kunst und wird an kaum einer Schauspiel- schule gelehrt. Das erste, was man als SchauspielerIn dafür braucht, ist ein Demoband, ein Showreel: Ein Video das 07 + 08 + 09 10 + 11 + 12 20 erzählen soll, wie Du bist, wie Du spielst, Video-Stills aus Video-Stills aus was Du sein kannst. Und authentisch. Es Schooriil, Folge: »Au- Schooriil, Folge: JUNGE BÜHNE muss unbedingt »authentisch« sein… Aber thentisches Interview »Authentisches diese Videos sind mehr als nur Mittel zum 2015« mit Anne Haug Interview 2015« mit Zweck: Showreels entwickeln eine eigene Melanie Schmidli Sehnsuchtsmelodie im Freischwimmerbe- cken. Ängste und Wünsche werden auf die komische Weise sichtbar, im Schaulaufen wurde zum Beispiel im richtigen Leben ganz normalen, völlig absurden, schreck- der Schokoladenseiten deutscher Schau- von einer Agentin ernsthaft empfohlen, lich komischen Leben von Schauspielern, spieler im Internet. Anne und Melanie ihre Zahnlücke operativ zu vergrößern. die frei und gebunden sind, in Berlin und erfinden eine Webserie, in der sie sich Solche Erlebnisse schreien danach, spiele- überall sonst. Und natürlich geht es heim- selbst auf die spielerische Schlachtbank risch zerlegt zu werden. In der Webserie lich noch um viel mehr als das: Es geht um legen und damit der poetisch-brutalen »Projekt Schooriil« loten Anne und Mela- Feminismus, Machtstrukturen und Gesell- Szenerie der »Authentischen Selbstdarstel- nie aus, welche Zutaten dazu gehören. schaft. Durch die Lupe des Versuchs der lung« ein Gesicht geben. Erfolgreich, im Internet. »authentischen Selbstdarstellung« von Und dann kamen plötzlich die So- Schauspielern. phiensaele. Es gibt eine klare Hierarchie Berlin. Die Stadt mit dem Überschuss Dein Typ wird zerlegt, zwischen den Spielorten der freien Szene in Berlin. Und die Sophiensaele gehören an Sehnsüchten und Träumen. Stereotypen und Klischees verschwinden immer dann, in die b ösesten Stücke. zu den Akzeptierten. Es dient wie ein wenn man genauer hinsieht. In Berlin ist Siegel und ein Siegel hilft. Sie bewarben alles immer im Wandel. So wie überall sich mit einer Bühnenversion von »Projekt sonst auch, nur eben etwas doller. Es Wahr, und unfassbar witzig. Sie spielen auf Schooriil« bei dem Format »Blind Date« existiert immer nur der Ist-Zustand und dem schmalen Grenzstreifen der Ausstel- und bekamen schließlich das Angebot, ein die Beleuchtungsfrage der Baustelle. Aber lung eigener Ohnmacht und der Wucht serielles Format zu produzieren. Virtuos wo, wenn nicht in Berlin, hat man gelernt: des speziellen Humors, die entsteht, wenn und mit sieben Eimern scharfem Humor Auf Baustellen muss man tanzen. man sich selbst mal von Außen ansieht. Es sezieren sie die Machtverhältnisse auf der gibt Szenen zu verwerten, die kaum Bühne und dem Weg dorthin. Was sie an geschrieben hätten werden können. Zum sich selbst erleben, erleben viele: Das Das nächste Projekt Schooriil läuft Schauspieler sein gehört es auch, mit »Projekt Schooriil« ist inzwischen zum in den Sophiensaelen am Freitag, Castingagenturen zu sprechen. Dein Typ Szenetreffen von Theater- und Fimschaf- 16. Oktober 2015 um 21h. wird zerlegt, in die bösesten Stücke: Anne fenden geworden. Es erzählt von dem www.vimeo.com/projektschooriil
PREMIEREN 2015 / 16 ORLANDO 08.11.15, BALLHOF EINS Jugendproduktion mit Musik von AB 14 JAHREN Georg Friedrich Händel u a. Siegmund Weinmeister / Martin G. Berger MOBY DICK (UA) 22.01.16, BALLHOF EINS Musiktheater von Mischa Tangian AB 10 JAHREN Benjamin Reiners | Sebastian Welker DER GESTIEFELTE KATER 07.04.16, BALLHOF ZWEI Märchenoper von César A. Cui AB 6 JAHREN Kaling Khouw | Zuzana Masaryk WIEDERAUFNAHMEN OH, WIE SCHÖN IST PANAMA 26.09.15, BALLHOF ZWEI Musiktheater von Stefan Johannes Hanke AB 5 JAHREN Benjamin Reiners / Kaling Khouw | Tobias Ribitzki GOLD 08.10.15, BALLHOF ZWEI Musiktheater von Leonard Evers AB 4 JAHREN Markus Michael Tschubert MÜNCHHAUSEN 25.05.16, BALLHOF EINS Musiktheater von Jan Masanetz AB 9 JAHREN Siegmund Weinmeister | Beverly Blankenship BI-BA-BUTZEMANN! HERBST 2015, BALLHOF ZWEI/ Eine Volkslieder-Kinderlieder-Reise MOBILE PRODUKTION von Jonathan Seers und Dorothea Hartmann AB 4 JAHREN Friederike Karig www.oper-hannover.de 16 5/ Kommunionkinder 01 von Jörg-Menke Peitzmeyer t2 Regie: Antje Siebers Say it loud – Stories from the Uraufführung brave new world ei lz Fr, 25.9.2015 Projekt mit Flüchtlingen ie Regie: Andreas Wrosch Sp Uraufführung Das Gespenst von Canterville Fr, 3.6.2016 Weihnachtsmärchen von Andreas Gruhn nach Oscar Wilde Liebt Euch, aber dalli Regie: Andreas Gruhn Jugendclubproduktion im Rahmen von Uraufführung pottfiction Do, 26.11.2015 Uraufführung Fr, 24.6.2016 Als die Musik vom Himmel fiel Projekt von Andreas Gruhn und Peter Kirschke Wilhelm Tell Karten und Infos unter Regie: Andreas Gruhn von Friedrich Schiller 0231/50 27 222 Uraufführung Regie: Johanna Weißert kjt.theaterdo.de Fr, 11.9.2015 Fr, 26.2.2016 www.facebook.com/kjtdortmund Gespenstermädchen Infinity von Christine Köck und von Charles Way Rieke Spindeldreher Koproduktion mit dem mobile Produktion Consol Theater Gelsenkirchen Regie: Veronika Metz Regie: Andrea Kramer V E R S I C H E R U N G E N Fr, 18.9.2015 Uraufführung Fr, 20.5.2016
Vorhang SCHAUSPIELERLEBEN 22 JUNGE BÜHNE Augen zu 01 Benjamin Martin (links) in »Der Bär« am Landestheater Niederösterreich
auf 01 Der Schauspieler Benjamin Martin foto: d. freynschlag über das freie Schauspielerleben in Berlin VON BENJAMIN MART IN ------------------------ An einem Samstagvormittag sitze ich in einem kleinen, gemüt- lichen Berliner Café und warte auf einen Regisseur, der mich noch in Wien auf der Bühne gesehen hat und mich nun in seiner Inszenierung von »Romeo und Julia« als Escalus, den Prinzen von Verona, besetzten möchte. Ich mag dieses Stück sehr und freue mich riesig über das Angebot, zumal meine letzte Rolle eine Meerkatze in Goethes »Faust« war und sich auf das Umrühren des Hexenkessels beschränkte. 23 Plötzlich geht die Tür auf und ein schlurfender Mittdreißiger JUNGE BÜHNE steuert auf mich zu, setzt sich an meinen Tisch und dröhnt unü- berhörbar in den Raum: »Andi!« »Bist der Benny, nich?«, fragt er dann und reicht mir seine Hand. (Das ältere Ehepaar am Nach- bartisch fühlt sich durch Andis lauten Ton so gestört, dass es ein wenig nach links rutscht.) Andis Händedruck fühlt sich an wie ein feuchter Wischlappen. »Benjamin.«, sage ich. »Weißt de, Benny, wir trinken jetzt mal was auf den ollen Shakespeare und unser Projekt!«, säuselt Andi. »Ich muss nämlich um eins in der Kantine sein. Schnucki! Zwei Gläser Rotkäppchen für den Benny und mich!« »Nimm erst mal ein dummes Pulver!«, sagt meine Oma immer. »Und dann kannst du den Mund aufmachen!« Und da ich immer tue, was meine Oma mir sagt, beschränke ich mich auf’s Zuhören. Nach dem dritten Glas Sekt und mehreren undurchsichtigen foto: ulrike rindermann Geschichten aus Andis Familienleben und über seinen Selbstfin- dungstrip durch Visakhapatnam beginnt er mir schließlich mit großen, untermalenden Gesten sein Regiekonzept zu erklären: »Benny, ich hab mir das so vorgestellt: Der William das war ja auch so ein ziemlich durchgeknallter Typ, nich? Da will ich mal ganz dranbleiben. Also, die Fritzi, die is jetzt im dritten Monat schwanger, das is unsere Bühnenbildnerin, die is gerade dabei und baut uns eine riesengroße Fischflosse, so groß wie die Bühne. Brecht hätte diese Verfremdung geliebt! Das soll Verona sein. Benjamin Martin, der Autor dieses Textes, wurde 1989 in Sachsen geboren. Er studierte bis 2014 Schauspiel am Max Reinhardt Seminar und war zuletzt im Wiener Burgtheater in »Der böse Geist Lumpazivagabundus« zu sehen. Er lebt als freier Schauspieler und Schriftsteller in Berlin.
SCHAUSPIELERLEBEN Gleichzeitig is das Teil aber auch ne Insel, auf der die Schauspieler Badehose runter. Pause. Pause. Pause. Du wartest auf die zwölf gefangen sind. Da machen wir für euch ne supertolle Spielwiese Jungfrauen, deine Nixen, die schickt Fritzi auf Lichtzeichen hin draus. Die Capulets wohnen auf der rechten Flossenhälfte und die rein und tauchst wieder ab ins Meer. Du bist ja der Machthaber anderen auf der anderen. Das hat aber nix mit Nazis zu tun, nich hier! Du bist ja der Prinz, nich? Zack, Status gewonnen! Crazy, ja. dass du das denkst. Der Scheitel in der Mitte der Flosse is die Aber Peter Stein hat damals auch so Sachen gemacht nur eben Grenze. Steht für das Schicksal. Fritzi meint, dass das Schicksal anders.« mit Pflanzen und Schlamm und Tang ausgekleidet werden soll. Andi grinst mich erwartungsvoll an. »Naja und wie sieht denn Manchmal hat man ja zu Hause so Zeug rumstehen, was man das so mit der Gage aus?«, will ich von Andi wissen, ohne in einfach nich mehr braucht. Immer her damit! Theater is so kom- irgendeiner Weise auf sein Konzept einzugehen. »Gage, klar, klar! plex! Was man da alles im Kopf haben muss! Ort, Zeit, Handlung! Is das schon eins?«, fragt er abrupt. »Du, ich muss los! Zeit ist Wahnsinn! Weißt du eh, mach ich mir keine Sorgen bei dir. Ok. Ich Geld! Nich, dass der Fritzi noch in der Kantine die Fruchtblase weiß, ich weiß, das mag jetzt alles irgendwie erst mal ein bisschen platzt!« verwirrend klingen, aber wirst sehen, das lohnt sich! Kannst de »Benny, meine Nummer hast de! Fein! Übernächsten Montag mir vertrauen! Ich pass schon auf dich auf!« geht’s los. Leseprobe. Alles fein. Wenn de Requisitengerümpel hast, für’s Schicksal, mitbringen nicht vergessen. Komm, lass dich drücken.« Hastig kippt Andi die letzten Tropfen aus seinem Glas hinter, klopft mir auf die Schulter und sprintet aus dem Café. »Nimm erst mal ein dummes Pulver!«, Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, rückt das ältere Ehepaar sagt meine Oma immer. »Und dann wieder etwas näher. Augen zu. Auf. Andi weg. Tja, da hat man vier Jahre lang Schauspiel studiert um dann kannst du den Mund aufmachen!« nackt mit zwölf Nixen in »Romeo und Julia« auf einer spielwie- seartigen Flosse zu stehen, die Verona heißt, und Text zu »ma- chen«. Andi hat mich hier nicht entjungfert, solche Begegnungen Regungslos, sprachlos, wie versteinert sitze ich vor meinem hatte ich in zigfacher Ausfertigung. Es kommt mir irgendwie so 24 ausgeperlten Glas und versinke in einen schwummrigen Trance- vor, als hätten wir im deutschsprachigen Theaterraum fast verges- zustand, in dem jedes Wort von Andi dumpfer und dumpfer sen »warum« wir Theater spielen. Haben wir verlernt, wie wir JUNGE BÜHNE verhallt. »Träumerlein! Jetzt kommen wir mal zu dir!«, monologi- Geschichten erzählen, wie wir Menschen berühren können? siert Andi munter weiter. »Dein erster Auftritt, der is ja ziemlich Onkel Bertolts Verfremdungseffekt ist oft schon so zur Unkennt- existenziell, da hab ich lange dran gesessen. Wie machen wir das, lichkeit verfremdet, dass mitunter der Teil des Publikums, der hab ich mich gefragt und natürlich auch die Fritzi. Kopf zerbro- nicht vorher das Stück gelesen hat, genau so ahnungslos aus der chen, nochmal überlegt, bis ich mir dann gedacht habe: Du Vorstellung herausspaziert wie er hineingegangen ist. »Unver- tauchst einfach auf! Du tauchst auf, aus dem Meer, gehst auf die ständlichkeit ist noch lange kein Beweis für tiefe Gedanken.«, Flosse, fängst an Text zu machen und streifst damit langsam deine nörgelte Marcel Reich-Ranicki einmal. Schade, dass heute so viele BEWEG WAS. SPIEL MIT. Schauspiel studieren an der Alanus Hochschule Diplomstudiengang Schauspiel Informationen zum Studiengang und den Bewerbungsmöglichkeiten unter „www.alanus.edu/studium-schauspiel Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter bei Bonn/Köln 02222 93 21 1245 schauspiel@alanus.edu
02 03 foto: d. freynschlag foto: monika forster Tja, da hat man vier Jahre lang Schauspiel studiert um dann nackt mit zwölf Nixen in »Romeo und Julia« auf einer spielwieseartigen Flosse zu stehen, die Verona heißt, und Text zu »machen«. Künstler in genaue diese Falle tappen. Wie viele Regisseure verbraten Ihre Schauspieler und wie viele Schauspieler lassen sich widerstandslos verbraten. Andis Abgang zufolge wird die Bezahlung für diesen Mumpitz wohl kaum ins Unermessliche steigen, aber hoffentlich für die Miete und den Kühlschrank reichen. »Kann ich das abräumen?«, fragt mich die hübsche Kellnerin dieses Mal freundlich. Ich nicke und sie drapiert nach und nach meine Kaffeetasse und die Sektglä- 25 ser auf ihr Tablett. »Du bist also Theaterregisseur, was? Cool! Ich JUNGE BÜHNE hab ja jetzt nur so ein paar Brocken mitbekommen. Dein Kollege war ja gut zu verstehen. Stützt echt gut. Super Stimme! Ich bin 02 03 eigentlich Schauspielerin, weißt du, und ich dachte mir vielleicht »Ein Sommer- Benjamin Martin ...« »Nein, nein!«, falle ich ihr gleich ins Wort. Ihr Parfüm riecht nachtstraum« mit (links) in »Der Bär« frisch wie der Frühling. »Er war der Regisseur. Ich bin der Sch....« Benjamin Martin am Landestheater »Ach so.«, brummt sie mit wieder genervtem Ton und legt mir (Mitte) im Schloss- Niederösterreich enttäuscht die Rechnung vor die Nase: »Na, dann. Elfzwanzig.« theater Schönbrunn TheaTer Baden-Baden 2015 / 2016 Kinder- und jugendtheater die kleine hexe die unGlauBliche GeschichTe Otfried Preußler, ab 5 Jahren des Mädchens, das leTzTe wurde dse die ersTaunlichen aBenTeuer Carla Guimarães, ab 13 Jahren der Maulina schMiTT Finn-Ole Heinrich, ab 8 Jahren nichTs. was iM leBen wichTiG isT Theater im LKW Janne Teller, ab 14 Jahren Jugendclub U22 hans iM Glück Eine Produktion von Kassetten- pocahonTas 2015 (show MusT kind, ab 9 Jahren Go on) ua, Eva Rottmann, ab 15 Jahren superGuTe TaGe oder die sonderBare welT des www.theater-baden-baden.de chrisTopher Boone Mark Haddon, Bühnenfassung Illustration: Dominik Probst Simon Stephens, ab 12 Jahren Anzeige junge Bühne_neu2.indd 1 03.08.2015 11:27:21
JUNGE BÜHNE ONLINE Online- Ab Oktober 2015 verwandeln sich die Twitter- und Facebook-Seiten der jungen bühne in eine interaktive Schreibwerkstatt 26 JUNGE BÜHNE Das Projekt: grafiken: lars werner Der junge Autor Lars Werner wird sein Stück »Le Petit In einer Schreibwerkstatt des Ensembles der P14 (der Jugendbüh- Bourgeois« für ein Experiment zur Verfügung stellen, das ne der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin) überneh- die Welt der sozialen Medien mit einer konkreten Proben- men die Teilnehmer die Rollen des Stückes »Le Petit Bourgeois« arbeit am Theater verbindet. Von Oktober bis Ende De- und gestalten sie um. Diese Entwicklung wird vom Stückautor zember findet diese spielerische Entwicklung statt auf: Lars Werner drei Monate lang im Social Media-Bereich der jungen bühne moderiert. Dafür richtet er pro Rolle ein eigenes Profil ein, das online selbst agiert, antwortet und twittert, so dass eine Art www.twitter.com/junge_buehne Mass-Multiplayer-Szenario/Rollenspiel entsteht. Aus den Ergeb- www.facebook.com/jungebue nissen entwickelt das Theater (unter Leitung von Vanessa Unzalu- Troya) zusammen mit der Puppenspielerin Tanja Wehling dann eine Aufführung, die im Februar 2016 an der Volksbühne Premie- re haben wird.
Tigermilch | 14+ Stefanie de Velasco Die Schneekönigin | 6+ Familienstück von Hans Christian Andersen Netboy | 12+ Petra Wüllenweber foto: privat Der Untertan | 15+ Heinrich Mann Verstehen nicht verstehen UA | 6+ Lars Werner, der Stückautor und »Bespieler« der Online- Hanna Hegenscheidt Kanäle der jungen bühne, wurde 1988 in Dresden geboren Unser Lehrer ist ein Troll | 8+ und zog 2007 nach Leipzig. Im Zeitraum von 2009-2013 Dennis Kelly betrieb er mit Freunden die Kunsträume »Goldener Buerger- Aus dem Leben eines Taugenichts | 15+ steig« und »nullunendlich«. Seit 2010 studiert er Medien- Joseph von Eichendorff Koproduktion mit dem Jungen Theater kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Göttingen Zusammen mit Kiron Guidi gründete er 2011 die Künstler- Erster KussUA | 16+ gruppe many people. Seit 2013 ist er zudem Mit-Organisator Martin Thamm des »Lindenow«-Kunstraum-Rundganges im Leipziger MutUA | 10+ Westen. Seit April 2014 ist Lars Werner Student des Studien- Theo Fransz gang »Szenisches Schreiben« an der Universität der Künste Großer Wolf & kleiner Wolf | 4+ in Berlin und der Fachklasse »expanded cinema« an der Nadine Brun-Cosme und Olivier Tallec Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. Lars Werner Plisch und PlumUA | 6+ lebt und arbeitet in Berlin. Hanna Hegenscheidt Das Stück: Hauptfigur in »Le Petit Bourgeois und die Reise zum Ursprung der Welt« ist ein Junge, dem es eigentlich ziemlich gut geht. Seine Mutter ist zwar oft unterwegs, kinder.indd 1 02.07.15 aber sie sorgt mit vielen Angeboten dafür, dass der kleine Spielzeit 2015/2016 Bourgeois immer beschäftigt ist und sich entfalten kann. Eines Tages kommt sein Cousin wegen eines Jobs nach Junges Theater Berlin zu Besuch; auf dem Nachhauseweg geraten die Regensburg beiden in eine Demonstration von Hausbesetzern. Es ist das erste Mal, dass der kleine Bourgeois Gewalt und GEHÖRT DAS SO ! – DIE GESCHICHTE offene Wut erlebt, das verunsichert ihn sehr. Aber was die VON ELVIS [4+] | Peter Schössow | R: Jule Kracht 3.10.2015 Realität nicht kann, können manchmal Träume. Le Petit wird im Traum zum Kommandanten über ein wahnsin- DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL [6+] niges Gefährt, das auf die andere Seite der Erde reisen Uli Jäckle | R: Maria-Elena Hackbarth | 21.11.2015 kann; zusammen mit seinem Leutnant Cousin macht er DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK [14+] sich auf den Weg zum Ursprung der Wut. Mono-Oper von Grigori Frid | ML: Satomi Nishi, R: Eva-Maria Eiberger | 9.12.2015 DIE PRINZESSIN UND DER PJÄR [9+] Was mit dem Stück geschehen wird: Milena Baisch | R: Christian Müller | 27.2.2016 I’M AFRAID OF WHAT YOU DO IN THE NAME OF YOUR GOD [12+] | Recherche zu „Nathan der In »Le Petit Bourgeois« wird immer wieder die Fremdbe- Weise“ | R: Maria-Elena Hackbarth | 15.4.2016 stimmung durch Erwachsene karikiert und kritisiert. HOMEVIDEO [14+] | Jan Braren | R: Mia Constantine Dabei ist der Text an vielen Stellen aber genauso Teil des 30.5.2016 Problems, da er behauptet für Jugendliche Antworten zu FREMD IST DER FREMDE NUR IN DER FREMDE [14+] wissen und ihre Gefühle zu kennen. Um dieses Dilemma Jugendclub Theater Regensburg aufzulösen, sollen junge AutorInnen in der jungen Leitung: Mia Constantine, Claudia Weidenbeck, bühne-Schreibwerkstatt den Plot des Stückes »kapern«, Ludwig Hohl | 21.7.2016 die Figuren umschreiben und aus dem Fremdstück ein 34. BAYERISCHE THEATERTAGE eigenes machen. ›WILDES BAYERN‹ | 28.5. – 10.6.2016 Tel 0941 / 507 24 24 www.theaterregensburg.de
BALLET T ELEVIN Einblicke in den Alltag einer Ballettelevin »Einen Plan B habe ich 28 JUNGE BÜHNE nicht« 02 Auch Feenkleider müs- sen mal gewaschen wer- den. Eva im Videoraum der John-Cranko-Schule, in dem von Zeit zu Zeit Tutus zwischen- gelagert werden
foto: bettina weber Elisa Giesecke, die Autorin dieses Artikels, 01 ist redaktionelle Mitarbeiterin des Deutschen Bühnenvereins. Sie ist u.a. mitverantwort- fotos: martin sigmund lich für die junge bühne und kümmert sich um deren Webseite und Präsenz in den sozialen Netzwerken. Von Elisa Giesecke --------------------- Viele Mädchen träumen davon, Ballerina zu werden. Doch was auf der Bühne so leicht und mühelos aussieht, ist das Ergebnis jahrelanger harter körperlicher und mentaler Arbeit. Wir haben eine angehende Tänzerin begleitet. Von der Haltestelle Neckartor sind es zu Fuß nur wenige Minuten bis zur Stuttgarter John-Cranko-Schule. Eine leichte Steigung 29 hinauf und noch einmal rechts in die JUNGE BÜHNE Urbanstraße abgebogen, schon hat man das Gebäude erreicht. Ein wenig skeptisch blickt man an der gräulich-blassen Fassade hinauf, hinter der sich auch das Einwoh- nermeldeamt befinden könnte. Hier soll tatsächlich Ballettmagie entstehen? Außer einem kleinen Schild mit der Aufschrift »John-Cranko-Schule – Staatliche Balletta- kademie« weist nichts darauf hin, dass man vor einer der renommiertesten Ballettschu- len der Welt steht. »Manchmal habe ich mir gewünscht, zwei Leben zu haben. Eines, in dem ich ein ganz normaler Teenager sein kann und eines, in dem ich für das Ballett lebe ...« Eine, die es geschafft hat, in diesen beson- deren Kosmos aufgenommen zu werden, ist Eva. Geboren in Deutschland, aber aufgewachsen in Schweden, absolviert die 16-Jährige ihre Ausbildung seit einem Jahr in Stuttgart. Mit neun Jahren hat sie mit der Ballettausbildung begonnen; in drei Jahren wird sie, wenn alles gut geht, die Akademie
BALLET T ELEVIN 02 30 JUNGE BÜHNE »Wenn ich nicht trainiere, funktioniert mein Körper nicht mehr normal, da denke ich nur noch an Ballett. Man wird davon abhängig, einfach aufzu- als staatlich geprüfte klassische Tänzerin verlassen. Ein Weg der Entbehrungen, den 02 Kurze Verschnaufpause, hören würde überhaupt das zartgliedrige, hochgewachsene Mäd- bevor es auf die Spitze geht nicht funktionieren.« chen inzwischen mit klarem Ziel verfolgt. »Manchmal habe ich mir gewünscht, zwei 03 … und weiter geht es … Leben zu haben. Eines, in dem ich ein ganz normaler Teenager sein kann und eines, in Im Internat, in dem Eva lebt, und das sich anderen Mädchen teilt, ist klein, aber dem ich für das Ballett lebe. Aber man hat im selben Gebäude wie die Ballettschule gemütlich. Fotos ihrer Familie säumen die eine Entscheidung getroffen und am Ende befindet, sorgen insgesamt neun Erziehe- Wand über dem Bett. »Wenn ich Heimweh ist es eben so«, analysiert sie ihre Situation rinnen und Erzieher dafür, dass sich die habe, höre ich schwedische Musik«, sagt fast ein wenig trotzig. Für ihren Traum Eleven geborgen fühlen können. Bereits sie. Ein Stückchen Schweden in Schwaben. musste Eva früh Prioritäten setzen, etwa der Treppenaufstieg zum Wohnbereich Wie wichtig ein geschützter Rückzugs- das Reiten und Klavierspielen aufgeben – lässt, anders als der nüchtern gestaltete raum für die Schüler sein muss, lässt sich und, viel schlimmer, ihre Familie samt Tanztrakt, Behaglichkeit erkennen: Überall angesichts des Pensums, das sie täglich Katzen in Schweden zurücklassen. Zwar hängen selbstgebastelte Fotocollagen der abzuleisten haben, erahnen. Während der fühle sie sich mittlerweile auch in Stuttgart Schüler und zwischendrin prangt der Grundausbildung, auf deren letzter Stufe zuhause, aber leicht sei es nicht, so ganz lebensgroße Schattenriss einer Ballerina. Eva sich befindet, wird sechs Mal wö- ohne die Nähe der Eltern und Geschwister. Evas Zimmer, das sie sich mit einem chentlich 90 bis 190 Minuten trainiert.
JUNGE BÜHNE 31 03
BALLET T ELEVIN 32 JUNGE BÜHNE 04 Dazu gehören zweimal täglich Balletttrai- nicht trainiere, funktioniert mein Körper dung geschuldet sein, in der das Zauber- ning, außerdem je nach Altersstufe: Pas de nicht mehr normal, da denke ich nur noch wort heißt: Disziplin, Disziplin und noch deux, Zeitgenössischer Tanz, Improvisati- an Ballett. Man wird davon abhängig, einmal Disziplin. on und Spanischer Tanz. Hinzu kommt einfach aufzuhören würde überhaupt nicht In Formvollendung zu erleben ist diese noch das normale Schulpensum. Eva hat funktionieren.« Ein Leben ohne Ballett Selbstkontrolle vor allem im Unterricht. gerade ihren Realschulabschluss gemacht, kann sie sich gar nicht vorstellen. Darüber, Während des Trainings herrscht höchste nächstes Jahr folgt die Aufnahmeprüfung was wäre, wenn sie wegen eines Unfalls Konzentration. Fast ehrfurchtsvoll blicken für die zweijährige Ballettakademie. Da ihre Karriere aufgeben müsste, denkt sie die sieben Schülerinnen zu ihrer Lehrerin, heißt es, Zähne zusammenbeißen. Doch lieber nicht zu sehr nach. »Einen Plan B Vera Potashkina, auf, die in russisch wer es einmal so weit geschafft hat wie sie, habe ich nicht wirklich. Es kann natürlich gefärbtem Englisch strenge Anweisungen gibt nicht mehr leicht auf. Zu viele Hürden immer passieren, dass man sich verletzt, erteilt und die Nase rümpft, wenn ihr hat man überwunden; der Körper kann aber dann muss man das halt akzeptie- etwas nicht gefällt. »This is not dance«, ohne Tanz gar nicht mehr bestehen. Die ren.« Wie Eva das sagt, klingt es be- schimpft sie das ein oder andere Mal in angehende Ballerina erklärt: »Wenn ich herrscht. Das mag ihrer strengen Ausbil- den Raum. Eva lässt sich davon nicht aus
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