Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Deutscher Journalisten-Verband                                                  ISSN 1861-9517
             Landesverband Hessen e. V.                                                          Ausgabe 4
             Gewerkschaft der Journalisten                                                             2019

                                                                Hackordnung:
                                                                Hessens Foto
                                                                  des Jahres

Jungjournalistentag:         Verbandsleben:                 70 Jahre FAZ:          Tätowiermagazin:
Berufseinsteigern            Vorsitzender Zilian            Herausgeber d‘Inka     Stichhaltiges auf
Appetit gemacht              zieht Jahresbilanz             über neue Strategien   Hochglanzpapier
                            Seite 1                4/2019
Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                     Nachrichten                    Medien                                Internes                                 Personalien

                                            Aus dem Inhalt
                                            Editorial:
Organ des Landesverbandes                   Pressefreiheit couragiert verteidigen ............................................................ 3
Hessen (Rheinbahnstraße 3, 65185
                                            Jungjournalistentag:
Wiesbaden) und des Deutschen
Journalisten-Verbandes e. V., Ge-           Illustre Gäste und lebhafte Debatten ............................................................ 4
werkschaft der Journalisten.                Presse Foto Hessen-Thüringen:
30. Jahrgang, Dezember 2019                 „Teil der Daseinsfürsorge” ............................................................................. 7
Herausgeber:                                Jahresrückblick:
Deutscher Journalisten-Verband              Bewahrung und Aufbruch ........................................................................... 10
Landesverband Hessen e. V.
                                            Bundesverbandstag:
V. i. S. d. P.:
Knud Zilian
                                            Mika Beuster überraschend in Bundesvorstand gewählt ......................... 12

Redaktion:                                  Weiterbildung:
Dr. Christine Dressler (dre),               Eigener Stimme Gehör verschaffen . ........................................................... 14
Jens Brehl (bre),
                                            Seminarprogramm:
Andreas Lang (ala),
                                            Positive Resonanz auf neue Formate ......................................................... 16
Koordination:
Andreas Lang                                25 Jahre Tätowiermagazin:
                                            Jede Menge stichhaltige Argumente ........................................................... 17
Schlussredaktion:
Andreas Lang, Maik Schulz                   Rezension:
Titelbild:                                  Abrechnung mit Claas Relotius ................................................................... 19
Bodo Schackow
                                            FAZ:
Anzeigen:                                   Leitmedium seit 70 Jahren ........................................................................... 20
Axel Häsler
                                            Hörfunk:
Anschrift der Redaktion:                    Neuer Comedy-Sender nimmt Betrieb auf ................................................. 21
Rheinbahnstraße 3
65185 Wiesbaden                             Kolumne:
Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24                 Plädoyer für Innovationsfreudigkeit ........................................................... 22
Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30
                                            Porträt:
E-Mail: info@djvhessen.de
Homepage: www.djvhessen.de                  Axel Häsler will Bürgermeister werden ....................................................... 24

Erscheinungsweise:                          Siebenpfeiffer-Preis:
viermal jährlich                            Anja Reschke für couragierte Positionierung geehrt . ................................ 26
Für Mitglieder im DJV Hessen ist der        Ortsverband Wiesbaden:
Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthal-       Chancen und Risiken des linearen Fernsehens . ....................................... 27
ten.
                                            „Deutschland spricht”:
ISSN 1861-9517
                                            Gesprächsfäden in Paulskirche geknüpft ................................................... 28
Gestaltung und Herstellung:
                                            Interkultureller Mediendialog:
MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha
                                            Gesprächsbedarf auch nach 50 Runden .................................................... 29
                                            Jahr der Freien:
Veröffentlichungen, die nicht
                                            Was sich der Landesfachausschuss für 2020 vornimmt .......................... 30
ausdrücklich als Stellungnahme
des DJV-Vorstandes gekennzeich-
net sind, stellen die persönliche
Meinung des Verfassers dar. Für un-
verlangt eingesandte Manuskripte
kann keine Haftung übernommen
werden. Nachdruck, auch auszugs-
weise, nur mit Genehmigung des
Herausgebers.

  Achtung:
  Texte für die nächste „Blickpunkt“-
  Ausgabe müssen an maxala@
  online.de eingereicht werden.

                                  Seite 2                 4/2019
Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                    Nachrichten                                    Medien                  Internes                 Personalien

Nur wer sich präsentiert,
wird auch gehört
E   s geht dem Jahresende zu, da wird man be-
    sinnlich und zieht Bilanz (siehe Interview auf
Seite 10 und 11)
                                                                      sagen darf; darüber hatte ich mich schon im letz-
                                                                      ten „Blickpunkt” kurz ausgelassen. Verteidigt die
                                                                      Pressefreiheit, wo immer sie angegriffen wird.

W      ar das ein gutes Jahr für den
       Journalismus in Hessen? Ich
denke schon, denn wir haben als
                                                                                      D
                                                                                ann brauchen wir auch en-
                                                                                gagierte Mitglieder, welche
                                                                           sich zum Beispiel um unsere
Verband einiges angestoßen und                                             Fotoausstellung aus dem Foto-
einiges erreicht. Aber Stillstand ist                                      wettbewerb Hessen/Thüringen
Rückschritt, also müssen wir weiter-                                       kümmern. Der Bericht zur Preis-
machen. Was könnt Ihr, was können                                          verleihung findet sich auf den
Sie als Mitglieder tun? Zum einen                                          Seiten 7 bis 9. Wir wollen diese
brauchen wir immer helfende Hände,                                         Ausstellung noch an weiteren
ehrenamtliche Hände die                                                    Orten in Hessen präsentieren.
uns unterstützen bei Ak-

                                                                                      I
tionen und Events. Denn        Knud Zilian, Landesvorsitzender               ch weiß, dass die meisten von
                               DJV Hessen
nur wer sich in der Öf-                                                      euch viel zu tun haben, im Job
                                   (Foto: Wolfgang Kühner)
fentlichkeit präsentiert,                                           und/oder Familie. Aber, da wir ja nur
wird auch gehört.                                                   eine kleine Geschäftsstelle mit einem
                                                         kleinen Stab Hauptamtlicher haben, ist ehren-

J  edes Mitglied sollte immer wieder die Presse- amtliche Unterstützung notwendig und immer
   freiheit verteidigen. Denn auch hier bei uns gerne gesehen.
in Deutschland und in Hessen gibt es Vertreter,
die meinen, dass die in der gelebten Form nicht
wichtig ist und zum Beispiel der öffentlich-recht-
liche Rundfunk abgeschafft gehört.
                                                                      I
                                                           ch wünsche euch/Ihnen allen ein frohes Fest,
                                                           besinnliche Tage und einen guten Start ins
                                                         neue Jahr.

D    as sind die, die laut schreien, dass man in
     unserem Land ja seine/ihre Meinung nicht                                                        Euer Knud Zilian  

And the Oscar goes to:                                                                            Fuldaer Zeitung

Der Weltverband der Zeitungen (Wan-Ifra)                                                         bestimmen immer öfter Beiträge mit Be-
hat Anfang Oktober die Fuldaer Zeitung mit                                                       zug auf Osthessen die Schlagzeilen statt
dem „Print Innovation Award 2019“ ausge-                                                         Inhalte der dpa.
zeichnet. Insgesamt hatten sich 61 Projekte
aus 23 Ländern beworben. In der Kategorie                                                        Gerne hätte der „Blickpunkt” mit den
„Redesign“ konnte sich die Fuldaer den zwei-                                                     Verantwortlichen der Fuldaer Zeitung
ten Platz und damit Silber sichern.                                                              ein ausführliches Interview auch zu die-
                                                                                                 sem Aspekt geführt. Schafranek teilte
Den in der Branche auch als „Zeitungs-Os-                                                        jedoch schriftlich mit: „Wir haben mo-
                                                   Foto: AdobeStock

car“ bekannten Preis nahmen auf der Berlin                                                       mentan kein Interesse an einem solchen
Publishing Night der stellvertretende Chef-                                                      Interview.“ Mehrere Nachfragen nach
redakteur Thomas Schafranek und Artdirek-                                                        den Gründen blieben bis zum Redak-
torin Hiltrud Thöne entgegen. Das Ende Mai                                                       tionsschluss unbeantwortet.
gestartete neue Konzept hatte die Jury über-
zeugt: Modernes Design, mehr Meinungen                                                                                        Jens Brehl
und Fokus auf regionale Themen. Seitdem

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
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In der Übergangsphase
Aufmerksame Zuhörer und lebhafte Debatten bei Jungjournalisten­tag
des DJV Hessen – Ingo Zamperoni begehrter Interviewpartner
Einblicke in den journalistischen Alltag
von Tagesthemen-Moderator Ingo Zam-
peroni, abgesenkte Einstiegsschwellen
in den Beruf vom Wiesbadener Chefre-
dakteur Stefan Schröder, Ermutigungen
zum Seitenwechsel von Pressespreche-
rin Alice Engel, praktikable Tipps gegen
Hatespeech und Trolle im Netz vom
Leiter der digitalen Medien bei phoe-
nix, Gregor Mayer – mit einer Menge
Einschätzungen und Empfehlungen
konnten die über 80 Besucher des Jung-
journalistentages des DJV Hessen im
November wieder von der Hochschule
für Medien, Kommunikation und Wirt-
schaft (HMKW) abreisen.

Dort hatte ihnen Landesvorsitzender                                             Aufschlag zum fünften Durchgang: Ingo Zamperoni, Alice
Knud Zilian in seiner Begrüßung in Aus-                                         Engel, Oliver Quiring und Moderator Stefan Schröder (von
sicht gestellt, tiefer in den Alltag eines                                      rechts) auf dem Eröffnungspodium.     Foto: Axel Häsler
Berufs schnuppern zu können, den sie
möglicherweise ergreifen wollen. War-
um dieser nicht nur ein erfüllender, son-         Zamperoni in seinem Impuls aus. In           Stöckchen springen, das uns hingehal-
dern ein notwendiger sei, führte Ingo             einer „Kakophonie von Informationen“         ten wird; ob wir jeder Sau hinterherren-
                                                                      hielten die Zu-          nen, die über die medialen Dörfer getrie-
                                                                      schauer und Le-          ben wird“, forderte Zamperoni zu einer
                                                                      ser Aussicht nach        differenzierenden Berichterstattung und
                                                                      Leucht türmen,           nüchterner Distanz auf. Vielmehr soll-
                                                                      die bei der Einord-      ten zwischen dem Schwarz und Weiß
                                                                      nung und Alltags-        der Positionen die vielen interessanten
                                                                      bewältigung Ori-         Grautöne herausgearbeitet und den Me-
                                                                      entierung geben.         diennutzern vorgelegt werden.

                                                                       Mit der Digitali-       Für einen gesunden Umgang mit dem
                                                                       sierung und der         aufkeimenden Phänomen der einsei-
                                                                       Zunahme popu-           tigen Polemik und brachialen Medien-
                                                                       listischer Parolen      schelte gebe es keine Blaupause. „Wir
                                                                       sei diese Dienst-       ringen täglich in unseren Konferenzen
                                                                       leistung nicht nur      und Abnahmen von Beiträgen um das
                                                                       komplexer gewor-        rechte Maß.“ Maßstab bei den Tages-
                                                                       den. Erschwerend        themen bleibe jedenfalls, gemeinsame
                                                                       sei der Druck auf       Nenner zu definieren und zu vermit-
                                                                       Journalistinnen         teln, ohne zu belehren oder zu mis-
                                                                       und Journalisten        sionieren. Zamperoni beschwor auch
                                                                       gestiegen, ökono-       gegenüber dem jungen Publikum be-
                                                                       misch wie durch         währte journalistische Tugenden: auf-
                                                                       die      Lautstärke     decken was relevant ist; einordnen
                                                                       systemkritischer        ohne Schaum vor dem Mund oder
                                                                       Minderheiten.           vorgesetzte Filter; ausgewogen und
  Mac h t Volon t är en Ho f f n un g : d er W ies b ad en er          „Wir sollten ge-        seriös berichten. Um der von Hannah
  Chefredakteur Stefan Schröder.          Foto: Axel Häsler           nau abwägen, ob         Arendt sinngemäß definierten Falle zu
                                                                       wir über jedes          entgehen, dass prinzipiell misstraui-

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                     Nachrichten                      Medien                       Internes                Personalien

sche Mediennutzer irgendwann nie-
mandem mehr etwas abnehmen, und
Populisten in diese Bresche allgemei-
ner Verdrossenheit springen, um da-
hinter tun zu können, was sie wollen.

   Abgeschlossenes Studium
       noch zwingend?

In der anschließenden Diskussion
war sich der Anchorman der ARD mit
Alice Engel und Kommunikationswis-
senschaftler Oliver Quiring einig, dass
Journalismus durchaus noch ein loh-
nender Beruf ist. Mindestens seiner
gesellschaftlichen Relevanz nach; und          Gut besuchte Foren: Der journalistisch interessierte
                                               Nachwuchs hatte jede Menge Fragen.  Foto: Axel Häsler
je nach Branche auch finanziell. Eine
der Fragen, die sich wie ein roter Faden
durch den Jungjournalistentag zog, galt
der Einstiegsqualifikation: Muss ich ein      mittlerweile stellvertretende Lokalchefin.    ins hessische Sozialministerium ge-
abgeschlossenes Studium vorweisen,            Eine ihrer Vorteile für den neuen Beruf:      wechselt ist, gab erhellende Einblicke in
um mich in einem Verlag oder Sender           Menschenkenntnis und Praxiserfahrung.         ihren neuen beruflichen Alltag – von der
für ein Volontariat bewerben zu können?                                                     hausinternen Akzeptanz der „Neuen“
                                              Und auch an einer zweiten Stelle wei-         im direkten Dunstkreis des Ministers bis
Was noch eine Journalistengeneration          chen journalistische Prinzipien auf, wur-     hin zur Herausforderung, Nachrichten
zuvor in Stein gemeißelt war, wird – auch     de in der Diskussion deutlich: der lange      so zu vermitteln und zu platzieren, dass
wegen des Mangels an Nachwuchs – auf-         in der Branche argwöhnisch beäugte            die gewünschte Botschaft ankommt.
geweicht. So berichtete Chefredakteur         Wechsel aus einem Verlag oder Sender
Schröder mit leisem Stolz, eine gelernte      in eine Pressestelle. Wenn solche Posten       Kommunikationswissenschaftler Qui-
Tierarzthelferin als Volontärin eingestellt   in der Öffentlichkeitsarbeit mit Aussicht      ring sieht eine Verschiebung der Mei-
zu haben. Eine frühere Kassiererin im         auf angemessenere Bezahlung nicht von          nungsführerschaft, die klassische Medi-
Supermarkt, so führte er später in sei-       vorn herein schon angesteuert werden.          en nicht mehr für sich gepachtet haben.
nem Forum ein weiteres Beispiel an, ist       Alice Engel, die im Frühjahr von hr-Info       Zwei Drittel der Hochschulabsolventen
                                                                                                             zögen eine PR-Agentur
                                                                                                             jedenfalls einem Verlag
  Die Foren                                           mit seinen optimistischen Prognosen zum Bedarf
                                                      an Volontären, für die aufgrund stark rückläufiger
                                                                                                             vor. „Lieber halbwegs
                                                                                                             anständig bezahlte Un-
  In mehreren Werkstattgesprächen griffen Profis      Bewerberzahlen „goldene Zeiten“ angebrochen            ternehmenskommuni-
  aus verschiedenen Branchen die Thesen aus           seien.                                                 kation als eine prekäre
  dem Plenum am Vormittag auf. So stellte Stefan                                                             Aussicht als Journalist,
                                                      Ins gleiche Horn stieß Stefan Schröder, der
  Schröder, Chefredakteur von Wiesbadener Kurier                                                             womöglich noch als
                                                      Mut machte, sich auch ohne abgeschlossenes
  und Wiesbadener Tagblatt, unter der Überschrift                                                            freier“, so die pragma-
                                                      Studium zu bewerben. Erst recht, wenn man
  „Von der Zeitung classic zur Zeitung live“ den                                                             tische Überlegung bei
                                                      Lebenserfahrung und Menschenkenntnis
  Wandel vom Printprodukt zum multimedialen                                                                  der Auswahl des Arbeit-
                                                      mitbringt. Mit „VRM Stories“, interaktiven und
  Gesamtpaket in der VRM-Gruppe vor. Stanley Vitte                                                           gebers. Wenn Quali-
                                                      multimedialen Dossiers zu einer Thematik,
  vom Journalismus-Lab der nordrhein-westfälischen                                                           tätsjournalismus nicht
                                                      stellte er neue Formatentwicklungen in seiner
  Landesanstalt für Medien führte in einem gut                                                               zu viel kosten dürfe
                                                      Gruppe vor, bei denen der gedruckte Artikel nur
  besuchten Labor vor, wie Podcasts ohne großen                                                              und für die eigene Le-
                                                      noch ein Baustein ist. Das Kalkül: User länger
  Aufwand und dennoch professionell produziert                                                               bensgestaltung      zum
                                                      auf der Seite zu halten, Klickzahlen zu generieren
  werden können. Gregor Mayer demonstrierte,                                                                 Vabanque-Spiel    werde,
                                                      und zusätzliche Einnahmen aus Digitalabos und
  wie man „Stress mit dem Trollhaus“ reduzieren                                                              falle die Entscheidung
                                                      Vermarktung zu erzielen.
  kann, indem man mit griffigem rhetorischen                                                                 leichter.
  Gegengift auf Hatespeech reagiert. Wolfgang         In solchem crossmedialen Storytelling sieht auch
  Kiesel gab aus seiner langjährigen Erfahrung        Fauth die Zukunft des Journalismus. Das gelte          Die PR-Agenturen hät-
  Tipps, wie man sich als Freier behaupten kann,      auch und insbesondere für Inhalte in den Social        ten damit zwar keinen
  ohne sich unter Wert zu verkaufen. Und Andreas      Media und auf Internetportalen wie Youtube.            Fachkräftemangel, wohl
  Fauth, Chefredakteur der Multimediaredaktion der    „Mediatheken sind ein Übergangskonstrukt“, so          träfen sie aber auf an-
  Hörfunkschule, überraschte die jungen Zuhörer       seine Prognose.                               ala     spruchsvollere      und
                                                                                                            reflektierende Verbrau-

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                   Nachrichten                    Medien                     Internes                   Personalien

cher. Die Nutzer und User seien in vie-    Gut eineinhalb Stunden lang verfolgten
lerlei Hinsicht kritischer geworden, was   die jungen Zuhörer die Debatte in der
auch in der Öffentlichkeitsarbeit zu der   HMKW-Aula aufmerksam und kon-
Einsicht geführt habe, transparenter zu    zentriert. Danach nahm eine ganze
werden und stärker zu interagieren.        Reihe Zamperonis Angebot zu fach-
                                           lichen Einzelgesprächen wahr. Auch
         Viele Nachfragen                  wenn die morgendliche Uhrzeit nach
                                           seinen Angaben so gar nicht seiner
          an Zamperoni                     Arbeitsgewohnheit entspreche („der
                                           Rhythmus ist um glatte zwölf Stunden
Der Professor an der Mainzer Johan-        vorverlegt“), so stand der Italo-Hesse,
nes-Gutenberg-Universität sieht die        wie er sich selbst scherzhaft verorte-
Medienbranche in einer Übergangs-          te, doch geduldig und freundlich Rede
phase, in der die Bedeutung von se-        und Antwort. Und machte dem Nach-
riösem Journalismus wachse, es aber        wuchs Appetit auf Journalismus.
vielerorts an Geschäftsmodellen feh-
le, um komplexeren und multimedia-         Den Jungjournalistentag hat der DJV
len Journalismus zu finanzieren. Der       Hessen zum fünften Mal organisiert.
öffentlich-rechtliche Rundfunk werde       Unterstützt worden ist er dabei von
diese Durststrecke dank seiner abge-       sieben Partnern: der Jugendpresse
sicherten Finanzierung überstehen.         Hessen, dem Presseclub Wiesbaden,
Bei den Verlagen, vor allem den regio-     der Hörfunkschule Frankfurt, der
nalen, ist sich Quiring weniger sicher.    HMKW, der Medienanstalt Hessen
Zumal diese auch noch mit erheb-           LPR, dem Frankfurter Presseclub und          Rollenwechsel: Ingo Zamperoni
lichen Problemen beim Vertrieb kon-        dem Verband Hessischer Zeitungsver-          wurde seinerseits mit Fragen
frontiert seien.                           leger.                                       gelöchert. Foto: Andreas Lang
                                                                  Andreas Lang

                                   Kommentar

                                   EINE FRAGE DER GLAUBWÜRDIGKEIT
                                   Es war den beträchtlichen organisatorischen Aufwand wert: Der fünfte Jungjournalistentag
                                   war ein Erfolg. Der in den wenigsten Fällen direkt in neue Mitgliedschaften beim DJV
                                   Hessen umgemünzt werden konnte. Aber der Verband ist wieder in vielerlei Munde. Vor
                                   allem in Mündern des Nachwuchses. An die hundert hatten im Vorfeld Interesse bekundet.
                                   Über 80 waren tatsächlich an einem Samstag nach Frankfurt kommen, eine ganze Reihe
                                   auch aus Nordhessen. Für sie, wie für den Spätschichtler Ingo Zamperoni, war es früh, um
                                   sich grundsätzlichen Fragen des Berufsbildes zu widmen. Aber sie taten es konzentriert,
                                   ernsthaft und realistisch.
                                   „Das größte Gut ist letztlich unsere Glaubwürdigkeit“, hielt Zamperoni den vielfältigen
                                   Herausforderungen durch Marktdruck, digitale Transformation, Populismus und
                                   Interaktionen mit den Lesern als ehernes Prinzip entgegen. Der gebürtige Wiesbadener
                                   nutzte sein Gastspiel in der Heimatregion auch, um seine „Sendung mit dem blauem
                                   Hintergrund“ beim Publikum in Erinnerung zu halten, wenn nicht bekannt zu machen. Eine
                                   der Gründe übrigens, warum Kurzausgaben der Tagesthemen von nur wenigen Minuten in
                                   Fußball-Halbzeitpausen gesendet werden.
                                   Das Prinzip der Glaubwürdigkeit bleibt, auch wenn andere aufzuweichen drohen. Etwa ein
                                   Studium als zwingende Voraussetzung für ein Volontariat. Dass es nicht nur Akademiker
                                   sein müssen, sondern talentierte Praktiker in den Verlagen immer willkommener sind,
                                   gehörte ebenso zu den positiven Botschaften wie die gestiegenen Aussichten auf ein
                                   Volontariat. Wenn da nicht die prekäre Bezahlung bei der steigenden Zahl von Verlagen
                                   ohne Tarifbindung wäre. Und die unsichere Aussicht auf die lange Arbeitszeit für zu wenig
                                   Geld und Freizeitausgleich danach.
                                   Aber beim Jungiournalistentag sollte ja erst mal Spaß an diesem – zumindest für die
                                   Referenten – schönsten Beruf von allen gemacht werden ...           Andreas Lang

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
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Die lachende Dritte
Bodo Schackow hat das „Foto des Jahres“ aufgenommen – Preisverleihung in
sechs weiteren Kategorien – Mahnende Worte von mdr-Landesfunkhausdirektor
Die Anweisung der Partei-       Jury des Wettbewerbs Presse-     eine ganz andere Geschich-          ge Wochen später auf dem
regie hat ja geradezu heraus-   Foto Hessen-Thüringen der        te. Merz, leicht im Abseits,        CDU-Parteitag bekannterma-
gefordert zu visuellen Inter-   DJV-Landesverbände Hessen        freut sich mit seinem schel-        ßen zeigen sollte); Spahn ist
pretationen: Bevor sich die     und Thüringen das „Foto des      mischen Lächeln zu früh             in unfreiwilliger Verrenkung
drei Bewerber um den CDU-       Jahres“ gemacht. Anfang De-      (wie das Wahlergebnis weni-         vor AKK kaum zu erkennen
Vorsitz auf acht Regionalkon-   zember ist der selbstständige
ferenzen vorstellen konnten,    Fotojournalist aus Gera dafür
musste basisdemokratisch        im Thüringer Landtag ausge-
ausgelost werden, in welcher    zeichnet worden.
Reihenfolge sie das Wort er-
greifen durften. Und natür-     Schackows Aufnahme ist
lich verleitete die gezogene    vielschichtig: Auf den ersten
Nummer zur Vorwegnahme          Blick hat Friedrich Merz die
des künftigen Wahlergeb-        Nummer eins in der Hand,
nisses. Einen dieser kuriosen   Jens Spahn die Karte mit
Momente bei der Vergabe des     der zwei, und für Annegret
Rederechts hat Bodo Scha-       Kramp-Karrenbauer       bleibt
ckow im Thüringer Wartburg-     folglich nur Bronze. Aber
kreis festgehalten. Und mit     wenn man mit dem heuti-
seiner symbolträchtigen Mo-     gen Kenntnisstand auf diese
mentaufnahme aus einem in-      Szene zurückblendet und
nerparteilichen Machtkampf      die Körpersprache der drei              Der stellvertretende Landesvorsitzende Jörg Steinbach (links)
um die Nachfolge von Angela     Protagonisten auf sich wir-             gratuliert Gewinner Bodo Schackow. F
                                                                                                            oto: Hans Dieter Erlenbach
Merkel nach Einschätzung der    ken lässt, erzählt das Bild

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                       Nachrichten                       Medien                    Internes                    Personalien

und die vermeintlich Letzte
in ihrer vornehmen Zurück-
haltung wird schließlich doch
die Erste sein.

  Präzise und relevant
Ein Foto, das laut Laudator
Matthias Haupt, Leiter der
Kommunikation und Infor-
mation des Hauptsponsors,
der Sparkassen-Finanzgruppe
Hessen-Thüringen, die Kri-
terien des Fotowettbewerbs
mustergültig erfüllt: hand-
werkliche Präzision und poli-
tische Relevanz. Dass dafür
seit 13 Jahren nach wie vor
eine Fülle eindrucksvoller und
preisverdächtiger Belege von          An der Schmerzgrenze: Das Siegerbild in der Kategorie „Sport + Freizeit”.
                                                                                     Foto: Karina Heßland-Wissel
Fotografinnen und Fotografen
aus Hessen und Thüringen
eingereicht worden sind, sei        Seniorenwohnheim bereits die        In sechs weiteren Kategorien      Thüringer Landtagspräsiden-
einer der Gründe, warum die         beste Serie abgeliefert. Bei sei-   sind Preise verliehen worden      tin Birgit Keller mit ein Gruß-
Gruppe diesen Wettbewerb            ner Studie der drei CDU-Gran-       (siehe Kasten). Zudem ist der     wort eröffnet, in dem sie den
nach wie vor fördere.               den, die mit 2000 Euro prämiert     freie Thüringer Landtagskor-      Journalismus als „unverzicht-
                                    worden ist, ist ihm zwar auch       respondent Sebastian Haak         bare Säule unserer freiheitli-
Der Meisterfotograf selbst ist      das offensichtliche Zerwürfnis      mit dem Journalistenpreis des     chen Gesellschaftsordnung“
nach eigenen Angaben über-          unter diesen ins Auge gesprun-      DJV Thüringen ausgezeichnet       bezeichnet hatte. Zusammen
rascht von seiner Überzeu-          gen. Prophetische Gaben, wie        worden. Die beiden Ehrungen       mit ihrem hessischen Kol-
gungskraft. Vor Jahren hat der      sie ihm der Laudator zugeschrie-    sind erstmals in einer Veran-     legen Boris Rhein hatte sie
selbstständige Bildjournalist mit   ben hat, beansprucht er aber        staltung zusammengeführt          die Schirmherrschaft für den
einer Fotoreportage aus einem       nicht für sich.                     worden. Diese hatte die neue      Pressefoto-Wettbewerb über-

  Die Preisträger in den Kategorien
   BESTE SERIE:                                         Rhein-Main-Region, Symbolbild zum Schutz
                                                        der Privatsphäre
   Paul-Philipp Braun, freier Fotojournalist, Erfurt,
   Impressionen von einer Fledermausnacht               TECHNIK UND VERKEHR:
   SPORT UND FREIZEIT:                                  Boris Roessler, Fotojournalist bei der dpa,
                                                        Frankfurt, verhüllte Fahrzeugmodelle bei der
   Karina Heßland-Wissel, freie Fotojournalistin,
                                                        IAA
   Erfurt, schmerzhafte Torraumszene
                                                        Alle prämierten Bilder f inden sich im
   UMWELT UND NATUR:
                                                        Ausstellungskatalog, den der DJV Hessen und
   Boris Roessler, Fotojournalist bei der               DJV Thüringen zum Wettbewerb produziert
   dpa, Frankfurt, Drohnen-Aufnahme von                 haben und der auch online abrufbar ist.
   den Aufschüttungen einer unterirdisch
   explodierten Weltkriegsbombe
   KULTUR UND GESELLSCHAFT:
   Jens Meyer, freier Fotojournalist, Erfurt,
   Lichtinstallation an der Fassade des
   Deutschen Nationaltheaters in Weimar
   MENSCHEN UND MOMENTE:
   Niklas Feil, freiberuflicher Journalist in der

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                       Nachrichten                        Medien                      Internes                      Personalien

nommen, dessen Gewin-                                                                                              gen („wenn eine Lokal-
ner abwechselnd in einem                                                                                           redaktion einmal dicht
der beiden Landtage prä-                                                                                           gemacht worden ist,
sentiert werden.                                                                                                   macht sie keiner mehr
                                                                                                                   auf“) und Verlagshäu-
Der Direktor des mdr-Lan-                                                                                          ser zu stabilisieren, „ehe
desfunkhauses Thüringen,                                                                                           sich noch mehr aus dem
Boris Lochthofen, warb                                                                                             Geschäft zurückziehen“.
in einer eindringlichen
Rede um Unterstützung                                                                                              Für diese Forderungen
zum Erhalt eines starken                                                                                           bekam er auch Zustim-
Lokaljournalismus. Ange-                                                                                           mung vom stellvertre-
sichts der Marktdominanz                                                                                           tenden     Vorsitzenden
von Google und Facebook                                                                                            des DJV Hessen, Jörg
seien deutsche Verlage                                                                                             Steinbach, der die Ver-
mittlerweile „nicht mehr                                                                                           anstaltung moderierte.
Tchibo, sondern nur noch                                                                                           Dass der Landesverband
Bohnenproduzent. Und es                                                                                            Mitveranstalter des Fo-
wird noch nicht einmal fair                                                                                        towettbewerbs ist, ging
gehandelt“.                                                                                                        in den offiziellen Reden
                                                                                                                   beinahe unter.
Die Erlöse aus der Werbe-
vermarktung hätten sich                                                                                          Ziel von „Presse-Foto
– vor allem in Folge der                                                                                         H e s s e n -T h ü r i n g e n“
Digitalisierung – binnen                                                                                         bleibt es, die „Arbeit
20 Jahren dramatisch ver-                                                                                        fotografierender, haupt-
schoben und bei den klas-                                                                                        beruflicher       Journalis-
sischen Verlagen zu mas-                                                                                         tinnen und Journalisten
siven Verlusten geführt.                                                                                         der Öffentlichkeit nahe
„Das ist eine Herausforde-                                                                                       zu bringen und das ak-
rung für unsere gesamte                                                                                          tuelle Geschehen zu
Zunft“, zeigte sich der Ver-                                                                                     dokumentieren“. Oder,
treter des öffentlich-recht-     Hinter vorgehaltener Hand: Das Siegerbild in der Kategorie                      wie es Matthias Haupt
lichen Senders solidarisch       „Menschen + Momente”.                   Foto: Niklas Feil                      prägnant paraphrasier-
mit den Verlegern und den                                                                                       te: zu zeigen, dass deren
Redakteuren in der Region.                                                                                      professionelle Arbeit Da-
                                  stützen und perspektivisch           zu demokratisieren, Förder-          seinsfürsorge ist.
Um flächendeckenden und           zu erhalten, forderte Loch-          programme zum Erhalt der
kleinteiligen Journalismus zu     thofen, das Datenvermögen            regionalen Vielfalt aufzule-                             Andreas Lang

               Angeleuchtet: Das Siegerbild in der Kategorie „Kultur                    Pulverisiert: Das Siegerbild in der Kategorie „Umwelt
               + Gesellschaft”.                   Foto: Jens Meyer                     + Natur”.                         Foto: Boris Roessler

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Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
Meinung                   Nachrichten                      Medien                  Internes                  Personalien

„Dann seid auch Verleger!”
Landesvorsitzender Knud Zilian über die Beschäftigungssicherung
im Hessischen Rundfunk und neuen Schwung in den Ortsverbänden
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit,     Was schlägt der
Bilanz zu ziehen. Was hat sich der Lan-     Landesvorsitzende
desverband für 2019 vorgenommen und         und hr-Gesamtper-
was hat er erreicht? Welche Entwicklun-     sonalratsvorsitzen-
gen hat er im Sinne seiner derzeit rund     de stattdessen vor?
2.350 Mitglieder beeinflussen können        Ich favorisiere ein
und von welchen ist er überrascht wor-      Indexmodell, was
den? Darüber haben wir mit dem Lan-         aber von der Politik
desvorsitzenden Knud Zilian gespro-         in den Ländern lei-
chen.                                       der kaputtgeredet
                                            worden ist.
Aus aktuellem Anlass: Die Kommission
zur Ermittlung des Finanzbedarfs der        Der hr hat dank des
Rundfunkanstalten (KEF) empfiehlt           Engagements des
den Ländern, den Rundfunkbeitrag ab         DJV aber auch posi-
2021 um 86 Cent auf dann 18,36 Euro         tive Schlagzeilen
pro Haushalt zu erhöhen. Ist das aus-       produziert. Die Be-
reichend, um Qualität in den öffentlich-    schäftigung gerade
rechtlichen Sendern zu finanzieren?         von langjährigen
Das reicht hinten und vorne nicht. Wes-     freien Mitarbeitern
halb wir unmittelbar nach Bekanntwer-       ist gesichert wor-
den der Kalkulation an die Mitglieder       den. Wie ist das ge-
                                                                     In der Führungsrolle: Knud Zilian beim Tanz mit
des Hessischen Landtags appelliert ha-      lungen?                  der sächsischen Landesvorsitzenden Ine Dippmann
ben, ihren Einfluss geltend zu machen,      Das ist der Tarif-       auf dem Bundesverbandstag.             Foto: ala
um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk      gemeinschaft DJV,
so auszustatten, dass er seinem vom         Verdi und Deut-
Bundesverfassungsgericht bestätigten        scher Orchestervereinigung zu verdan- oder Kameraleute, deckeln wir diese
Auftrag gerecht werden kann. Eine fakti-    ken. Letztlich aber der Tatsache, dass Anzahl bewusst nicht. Ihnen stünde ja
sche Erhöhung des Beitrags um gerade        der DJV zwei KollegInnen bei deren auch der Klageweg offen.
mal zwei Cent sichert angesichts der In-    Statusklagen unterstützt hat, die sie
flation ja noch nicht mal den Bestand.      vorm Landesarbeitsgericht gewonnen Mit dem Jungjournalistentag und der
                                            haben. An diesem Beispiel wird deut- zweiten Vergabe der „Feder für die Pres-
Die KEF hat doch aber 86 Cent ausge-        lich, wie wichtig eine Mitgliedschaft im sefreiheit“ hat der DJV Hessen zweimal
rechnet, nicht zwei.                        DJV-Hessen ist, denn ohne unseren über die Branche hinaus auf sich auf-
Ja, aber dabei ist zu berücksichtigen,      Rechtsschutz hätte das für die beiden merksam gemacht. Werden diese Forma-
dass bereits der aktuelle Beitrag von       eine teure Angelegenheit mit unsiche- te Fixpunkte im Veranstaltungskalender
17,50 Euro schon lange nicht mehr aus-      rem Ausgang werden können. Das LAG bleiben?
reicht, um alle Verpflichtungen zu erfül-   hat zwei richtungsweisende Urteile ge- Ja, denn beide sind intern wie extern auf
len. Und von diesem, im Frühjahr 2015       fällt, auf das sich feste freie Mitarbeiter eine beachtliche Resonanz gestoßen.
um 48 Cent verringerten Betrag muss-        berufen können.                                 Der Jungjournalistentag war mit über
ten auch noch Rückstellungen auf Sperr-     Wir sind danach aber nicht in Triumph- 80 Teilnehmern nicht nur quantitativ ein
konten gebildet werden, aus denen sich      geschrei ausgebrochen, sondern ha- Erfolg – auch wenn sich das nicht unmit-
die Anstalten bedienen müssen. Dies,        ben konstruktiv einen Weg entwickelt, telbar in neuen Mitgliedschaften nieder-
die Umverteilung ans ZDF und den            wie wir im Interesse der vielen Freien geschlagen hat. Auch qualitativ waren
Deutschlandfunk sowie die Mehrwert-         im hr mit dieser grundsätzlichen Ent- die Debatten auf einem bemerkens-
steuer-Abgabe hochgerechnet kommen          scheidung umgehen. Das Ergebnis sind werten Niveau. Dazu hat neben all den
wir heute schon auf einen faktischen Be-    zwei neue Verträge zur Sicherung des kompetenten Referenten Tagesthemen-
darf von 18,34 Euro. Und für künftig zwei   Bestandsschutzes. In der Redaktion Moderator Ingo Zamperoni beigetragen.
Cent mehr sollen wir Qualitätsjournalis-    werden in den nächsten fünf Jahren 250 Mit seinen Impulsen und Einschätzun-
mus liefern und unsere Glaubwürdigkeit      Kolleginnen und Kollegen einen festen gen in der Einführung, aber auch mit
erhöhen. Das muss und wird zu Lasten        Bestandsschutzvertrag erhalten, für die seiner charmanten und unprätentiösen
des Programms gehen.                        Mitarbeiter in der Technik, etwa Cutter Art in den Einzelgesprächen, für die er

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sich viel Zeit genommen hat. Das For-         lebendiger werden und mehr Aktivi-              nicht viel mehr sind als ein Tropfen auf
mat wird 2020 definitiv fortgesetzt.          täten entfalten. Umso dankbarer bin             den heißen Stein.
                                              ich für Vorbilder wie in Frankfurt oder
Ingo Zamperoni ist dem DJV Hessen             Wiesbaden, wo Ina Knobloch und Syl-             Wie stark sind Journalistinnen und Jour-
auch über die „Feder für Pressefreiheit“      via Kuck sowohl medienpolitisch wie             nalisten in Hessen von öffentlicher Seite
verbunden, die am Tag der Pressefreiheit      gesellschaftlich attraktive Formate ent-        bedrängt worden? Musste der DJV helfen,
am 3. Mai zum zweiten Mal verliehen           wickeln, zu denen nicht nur prominen-           Vorwürfe wie den der Lügenpresse oder
worden ist.                                   te Gesprächspartner kommen, sondern             der Verbreitung von Fake News abzuweh-
Damit senden wir ein wichtiges Signal:        auch Mitglieder.                                ren – wie etwa gegen die AfD Hochtau-
nach innen, dass diese Freiheit alles                                                         nus?
andere als selbstverständlich ist; und        Der DJV-Bundesverband ist in diesem             Das sind glücklicherweise Einzelfälle ge-
nach außen, dass wir uns nicht allein         Jahr 70 Jahre alt geworden. Wie definiert       blieben. Mein Eindruck ist, dass die Glaub-
auf uns und unsere Herausforderungen          der hessische Landesfürst das Verhältnis        würdigkeit der Medien wieder im Steigen
fokussieren. Mit dem freien Journalisten      zum Bund?                                       ist. Eine kritischer gewordene Öffentlich-
und Blogger Ismail Iskandarani, der in        Der Bundesverband ist und bleibt unse-          keit glaubt nicht mehr jedem wilden Post
Ägypten wegen unliebsamer Bericht-            re bedeutsame Dachorganisation. Und             in den Social Media, hinterfragt solche
erstattung zu zehn Jahren Haft verurteilt     die Basis bilden starke Landesverbände,         Positionen bewusster, distanziert sich
worden ist, rufen wir einen Kollegen          die in der Region verankert sind. Von           von Hasskommentaren. Die Medien hel-
in Erinnerung, der unsere Solidarität         dort kommen unsere Mitglieder, dort             fen dabei, dies alles einzuordnen. Dieses
braucht. Die Vergabe dieser Feder, die        müssen wir sie erreichen und betreuen.          Angebot wird zunehmend wieder ange-
auf eine Initiative unserer                                                                                 nommen und fördert deren
Schatzmeisterin Gabi Blum-                                                                                  Glaubwürdigkeit.
schein zurückgeht, wird
2020 fortgesetzt. Ingo Zam-                                                                               Was hat sich der Landesver-
peroni wird noch genügend                                                                                 band für 2020 über das Stan-
Kollegen vor Augen haben,                                                                                 dardprogramm hinaus vorge-
denen dieser Schulterschluss                                                                              nommen?
Hoffnung machen wird.                                                                                     Wir arbeiten an der Umset-
                                                                                                          zung einer Idee von Mika
Mit Mika Beuster, der in                                                                                  Beuster, digital besser er-
den Bundesvorstand ge-                                                                                    reichbar zu sein und mehr
wählt worden ist, und dem                                                                                 Service anzubieten, etwa
Vize-Landesvorsitzenden Jörg                                                                              mit einer Art virtueller Ge-
Steinbach, der seit Anfang                                                                                schäftsstelle. Es ist gerade
der LPR-Versammlung vor-                                                                                  mit Blick auf digital natives
steht, hat der Landesverband                                                                              wichtig, Online-Plattformen
dieses Jahr seinen Einfluss an        Galant er Gas tgeber : Knud Zilian auf dem                          stärker zum Dialog mit Mit-
medienpolitisch relevanten            Jung journalistentag mit Ingo Zamperoni und                         gliedern zu nutzen.
Stellen stärken können. Wie           Ministeriumssprecherin Alice Engel. Foto: A. Häsler
kann dieser genutzt werden?                                                                   Ein weiterer Ansatz, um Nachwuchs zu
Mit Mika Beuster haben wir                                                                    gewinnen. Ist der auch analog noch zu
den richtigen Mann an der richtigen Stel- In Berlin nimmt der Bundesverband als               erreichen?
le platziert. Er ist das freundliche Gesicht gefragter und geachteter Gesprächspart-          Über solche digitalen Kommunikations-
Hessens im Bundesvorstand, ideenreich, ner übergeordnete journalistische Inter-               wege und Formate hinaus bleiben per-
eloquent und beharrlich. Jörg Steinbach essen wahr. Vor Ort sitzen das Know-                  sönliche Kontakte das A und O. Das ist
kann und wird seinen Einfluss sowie sei- how und die alltägliche Begleitung.                  nicht antiquiert. Über den Nutzen und
ne Erfahrung bei der Gestaltung der Ar-                                                       den Mehrwert einer Mitgliedschaft kann
beitsbedingungen im privaten Rundfunk Wie steht die Medienszene in Hessen am                  man immer noch am besten überzeu-
geltend machen. Und er wird uns immer Ende dieses Jahres da? Ist es noch attrak-              gen, wenn man darüber ins Gespräch
wieder daran erinnern, mit der Forderung tiv, für diese journalistisch zu arbeiten?           kommt. Wer kann die Vorzüge eines
nach einem Sitz für den DJV im Rund- Wir sehen Licht und Schatten, gestie-                    Verbands besser darstellen, als jemand
funkrat des hr nicht locker zu lassen.          genen Druck und dennoch motivierte            der davon bereits profitiert hat? Wer
                                                Kolleginnen und Kollegen. Mein Appell         kann den Mehrwert eines kompetenten
Auch in manche Ortsverbände ist fri- an die Verleger: Seid auch Verleger und                  und freundlichen Services durch die Ge-
scher Schwung gekommen. Etwa in den nicht renditeverliebte Unternehmer!                       schäftsstelle oder eines praxisbezogenen
mit Abstand größten für Frankfurt, wo Denkt nicht nur an den klassischen Ver-                 und dazu noch kostenlosen Seminars
Umberto Biagioni den Staffelstab an Ina trieb, sondern entwickelt attraktive Pay-             plastisch darstellen? Damit können wir
Knobloch weitergereicht hat. Wie leben- Modelle für den digitalen Vertrieb! Dann              Mitglieder gewinnen und die Zukunft des
dig sind die Ortsverbände?                      braucht es keine Almosen des Staates          Verbandes sichern.
So mancher Ortsverband könnte noch für die flächendeckende Zustellung, die                            Die Fragen stellte Andreas Lang.

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 Neuer Frontmann: Mika Beuster ist als Beisitzer in
 den Bundesvorstand gewählt worden. Im Hintergrund                 Geschlossene Reihe: Die Delegierten des DJV Hessen.
 spricht Gastredner Georg Mascolo.        Foto: ala                                            Foto: Wolfgang Minich

Neue Töne, neue Gesichter
16 Delegierte aus Hessen bei Bundesverbandstag in Berlin – Mika Beuster
überraschend in Bundesvorstand gewählt – Kritische Töne zum Jubiläum
Der DJV-Bundesverbands-           Aus hessischer Sicht am        mussten sich weitere Kan-          bleiben. Zu den Aufsehen
tag Anfang November war           überraschendsten und zu-       didaten finden. Beuster, der       erregenden zählte das Inter-
überraschend anders. Über-        gleich erfreulichsten war      bereits Vorsitzender des Be-       view von Tilo Jung, Blog-
raschend      meinungsstark,      die Wahl von Beisitzer Mika    zirksverbands Lahn-Dill und        ger und Moderator des mit
überraschend selbstkritisch       Beuster in den Bundesvor-      Beisitzer im Landesvorstand        dem Grimme Online Award
und mit überraschenden            stand. Bei seiner Anreise      ist, wurde am Rande der            ausgezeichneten Internet-
Wahlergebnissen.      Damit       hatte noch nicht einmal der    70-Jahr-Feier im Roten Rat-        Formats „Jung und Naiv“,
hat sich die Jahreshaupt-         nordhessische      Tageszei-   haus gut zugeredet, seinen         während der Jubiläumsfeier
versammlung       wohltuend       tungsredakteur selbst auf      Hut in den Ring zu werfen.         im Roten Rathaus. Nachdem
emanzipiert von reinen Ak-        dem Radar, dass er den Ver-    Es hat komfortabel gereicht.       der Regierende Bürgermeis-
klamationsrunden und Ab-          bandstag als Mitglied der      Der 40-Jährige ist einer von       ter Michael Müller dem DJV
stimmungsmarathons, für           DJV-Führungsspitze verlas-     gleich vier „Neuen“ im Bun-        noch höflich, aber nicht un-
die sich der Bundesvorstand       sen würde. Möglich wurde       desvorstand. Dort will er          kritisch zum 70. gratuliert
in der Vergangenheit reich-       dieser „Aufstieg“ durch die    sich nun erst mal orientie-        hatte, las der Jungjournalist
lich Kritik eingehandelt hat.     nicht minder überraschende     ren und dann konkretisieren,       dem Verband die Leviten.
Nach der zeitgemäßen Neu-         Ablehnung des satzungsver-     welchen journalistischen Be-       Besonders seine geharnisch-
ausrichtung voriges Jahr in       ändernden Antrags auf eine     reich er schwerpunktmäßig          te Kritik an der Öffentlich-
Dresden hat auch die Folge-       Verkleinerung der Bundes-      betreuen will.                     keitsarbeit und seine un-
veranstaltung in der Bundes-      spitze von sieben auf fünf                                        verblümte Forderung nach
hauptstadt gezeigt, dass der      Mitglieder.                    Diese Personalie sollte nicht      personellen Konsequenzen
DJV mehr kann als Regula-                                        die einzige Überraschung           zog am nächsten Morgen
rien und Rituale.                 Gewissermaßen über Nacht       in den drei Sitzungstagen          eine unplanmäßige Debatte

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                                                                                                  verwahrt und gewehrt. Mit
  Anträge aus Hessen                           zog der Landesverband aus taktischen
                                               Überlegungen zurück.
                                                                                                  Erfolg: Nach lebhaften und
                                                                                                  leidenschaftlichen Redebei-
  Der Landesverband Hessen stellte 16 der
                                               Unmittelbar vor Beginn des Verbandstags            trägen können die Mitglie-
  insgesamt knapp 220 Delegierten, an ihrer
                                               hatte der Landesverband auf Wunsch seiner          der nun wieder als Fachaus-
  Spitze Landesvorsitzender Knud Zilian. Im
                                               Delegierten zwei Dringlichkeitsanträge             schuss tagen und planen.
  Vorfeld hatten die Hessen zwei Anträge
                                               eingereicht. Angenommen wurde die
  gestellt: einen zu einer ausgewogenen
                                               Aufforderung an den Verbandstag, sich              Aufmerksamkeit im besten
  Darstellung aller wesentlichen Standpunkte
                                               entschieden zu distanzieren von anhaltenden        Sinne erregt haben auch
  in Mitteilungen des DJV; und einen
                                               Schmähungen und Feindseligkeiten des DJV           die Bildjournalisten. Mit
  zur Stärkung des Wissenschafts- und
                                               Berlin-Brandenburg. „Dieser stellt sich weit       einer cleveren und unkom-
  Umweltjournalismus‘. Über Ersteren, der
                                               abseits des konsensualen Wertekanons.“             plizierten Kampagne ha-
  in Folge des Umgangs mit dem Video des
                                                                                                  ben sie auf den Wert ihrer
  Influencers Rezo entstanden war, wurde       Die Dringlichkeit des zweiten Antrags,
                                                                                                  Arbeit und die Kosten ihrer
  mit dem erfolgreichen Antrag auf Übergang    eine Revision des Berufsbilds nicht im
                                                                                                  Ausrüstung      aufmerksam
  zur Tagesordnung zwar nicht abgestimmt.      Gesamtvorstand, sondern im Plenum zu
                                                                                                  gemacht. Ihre Botschaft
  Bundesvorsitzender Frank Überall sicherte    besprechen, hatte sich durch den Verlauf der
                                                                                                  konnten sie in Berlin so
  aber zu, das generelle Anliegen künftig      anschließenden Debatte ebendort erledigt.
                                                                                                  griffig vermitteln, dass sie
  „stärker mitzudenken“. Den zweiteren                                               (ala)
                                                                                                  vor Ort aufgegriffen wer-
                                                                                                  den soll, kündigten Vertre-
                                                                                                  ter aus ersten Landesver-
                                                                                                  bänden an.
im Plenum nach sich. So viel   sie doch jahrelang für die-      Strukturreform von einem
Klartext war manchem De-       se Aktualisierung gekämpft       Fachausschuss zu einer            Beschlossen wurde schließ-
legierten dann doch zu viel    und konnte auf diesem Ver-       Kommission ohne eigenes           lich auch eine Schnupper-
des Kritischen.                bandstag nicht nur einen         Antragsrecht herabgestuft         mitgliedschaft,  während
                               Haken hinter ihre Amtszeit       worden. Dagegen haben sie         der die Vorteile der Ver-
    Berufsbild neu             setzen, sondern auch hinter      sich auf dem Verbandstag          bandszugehörigkeit    her-
                               ihr Projekt.
       definiert
                               In dem Berufsbild finden
Die Erläuterung des Bundes-    sich auch die Pressespre-
vorsitzenden Frank Überall,    cher wieder, über deren Da-
warum sich die Organisato-     seinsberechtigung im DJV in
ren für diese freche Stimme    schöner Regelmäßigkeit und
entschieden hatten, stimm-     kontrovers gestritten wird.
te nicht minder nachdenk-      Tilo Jung hatte diese Berech-
lich: Solche Töne, auch ver-   tigung bei seinem Auftritt
bandsinterne, hart an der      am Vorabend flapsig-zynisch
Schmerzgrenze seien gerade     in Frage gestellt. Am Morgen
in den sozialen Netzwerken     danach hatte sich eine Spre-
an der Tagesordnung; „die-     cherin der nordrhein-westfä-
sen Flügel im DJV können       lischen Landesregierung im
wir nicht wegdiskutieren“.     Plenum energisch und emo-
                               tional dagegen verwahrt. Im
Ungleich konstruktiver – zu-   nun verabschiedeten Leitbild
mindest über weite Strecken    haben die Öffentlichkeitsar-
– verliefen die Debatten zum   beiter ihren angestammten
traditionell umfangreichen     Platz.
Antragspaket. Dabei wurde
in einem zähen, aber fairen        „Jahr der Freien“
Ringen das Berufsbild des
Journalisten en détail no-             gestartet
velliert. Der scheidenden
stellvertretenden Bundes-      Den haben sich auf ihre
vorsitzenden Kathrin Konyen    Art auch die Mitglieder er-
(Baden-Württemberg) war        kämpft, die im DJV auf Chan-
nach der finalen Abstim-       cengleichheit und Diversität       Vorsitzende unter sich: Landesvorsitzender Knud
mung die Erleichterung ins     achten. Wie die „Europäer“         Zilian gratuliert dem Bundesvorsitzenden Frank
                                                                  Überall zur Wiederwahl.                Foto: ala
Gesicht geschrieben, hatte     sind diese bei der jüngsten

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ausgestellt werden können.        gingen auf – etwa die für
Der Bund und die Landes-          ein zweites Mandat für die
verbände haben sich auf           Kassenprüferin, Hessens
eine faire Aufteilung des         Schatzmeisterin Gabriela
stark reduzierten „Jubi-          Blumschein. Manche Ab-
läumsbeitrags“ von 9,90           läufe sind auch nach dem
Euro geeinigt.                    x-ten Anlauf noch nicht zur
                                  Routine geworden, etwa
Mit der Übergabe von Staf-        die Wahl des Vorsitzenden
felstäben an die Landesver-       Frank Überall, die aus büro-
bände wurde das „Jahr der         kratischen Gründen um ein
Freien“ ausgerufen. 2020          Haar hätte wiederholt wer-
soll mit einem Bündel an          den müssen. Aber am Ende
Aktionen und Kampagnen            wurde auch diese Hürde ge-
auf die prekäre Situation der     nommen. Und die 70-Jahr-
Freien hingewiesen werden.        Feier konnte mit einem
Und darauf, wie der Journa-       ordnungsgemäß berufenen
lismus ohne sie aussehen          DJV-Chef beginnen.
würde – oder eben nicht.
                                  Die Feierlaune war gestie-
Fazit: Der Verbandstag war        gen. Bis der junge Festred-
über weite Strecken erfri-        ner das Wort ergriff …
schend diskussionsfreudig,        
innovativ und unkonventio-                                           Stimme Hessens: Delegierter Umberto Biagioni bei
nell. Nicht alle Rechnungen                     Andreas Lang        der Antragsbegründung.  Foto: Wolfgang Minich

Geschmeidigen Ton anschlagen
Aus dem Seminarangebot des DJV Hessen: hr-Hörfunkjournalist
Stefan Pommerenke gibt Tipps, um die eigene Stimme effektvoll zu erheben
Den Mund aufmachen – das          Seminar „Sprechen im Radio“      ger Stimme oder zu schnel-        vorzubereiten hat der Profi
ist in manchen Situationen an-    des DJV Hessen im Oktober        lem Sprechtempo.                  praktische Tipps der Sprach-
gebracht. Doch wie macht man      beim Landessportbund in                                            erziehung parat, die er auch
sich verständlich? Wie trans-     Frankfurt gegeben.               Dazu braucht es vielleicht et-    nach Jahren der Berufserfah-
portiert man die Nachricht so,                                     was Selbstüberwindung und         rung noch anwendet: mit der
dass sie nicht nur akustisch      Pommerenke steht seit über       Grenzüberschreitung, etwa         Zunge den Mundraum erfor-
beim Empfänger ankommt,           20 Jahren vorm Mikrofon.         wenn man einem Baum im            schen, um sich aufzuwärmen;
sondern die Botschaft auch        Zunächst bei Radio FFH,          Wald eine stimmgewaltige          gähnend zu sprechen, um die
verstanden wird? Und wie          seit 2005 für den Hessischen     Liebeserklärung macht oder        Stimmbänder zu kräftigen;
gibt man seiner Stimme einen      Rundfunk. Anfangs als Re-        ein Gedicht von Rilke vorm        oder schokoladig zu sprechen,
so angenehmen Klang, dass         gionalkorrespondent, aktuell     Spiegel bewusst überbetont.       um sich geschmeidiger zu ar-
man gerne hin- und zuhört?        ist er verantwortlich für den    Aber solche Experimente           tikulieren.
Fragen, die sich besonders        redaktionellen Anteil der        sind ja Mittel zum Zweck,
– aber nicht nur – Radiomo-       Frühsendungen von hr1, be-       um die Stimme auszureizen.        Bei all dem, so bringt Pomme-
deratoren stellen müssen. Sie     reitet Wortbeiträge vor und      Oder um es – wie Pomme-           renke immer wieder in Erinne-
beschäftigt auch diejenigen,      nimmt solche ab. Sprechen        renke im Seminar – philoso-       rung, geht es darum, dem Zu-
die jenseits ihrer klassischen    kann man lernen, so sein         phischer auszudrücken: um         hörer einen Hörgenuss zu
(Print-)Produktionen für multi-   Credo. Wie in so jeder ande-     die Seele aus der Stimme he-      bereiten. Die Worte nicht nur
mediale Dossiers Beiträge ver-    ren Branche auch kann man        rauszuhören.                      zu verstehen, sondern auf sich
tonen und etwa online stellen.    die Grundvoraussetzung – in                                        wirken zu lassen. Was dem
Hilfreiche Tipps auch dafür hat   diesem Fall die Artikulation     Um die Stimmbänder auf            schreibenden Journalisten die
Stefan Pommerenke auf dem         – trainieren. Auch mit brüchi-   ihren Einsatz vorm Mikrofon       Wortakrobatik, ist dem spre-

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chenden der Ausdruck, das
Timbre. Was sich nicht nur auf
den Klang beschränkt, sondern
der in der Moderation auch
mit überraschenden Begleittö-
nen erzeugt werden kann. „Ge-
räusche erzeugen Bilder“, weiß
die Sprachforschung. Wer der
eigenen Stimme Nachdruck
verleihen will, kann Hilfsmittel
einsetzen, etwa Gegenstände
zum Klingen, Rauschen, Vib-
rieren bringen. Auch das löst
sensorische Erlebnisse und Er-
fahrungen beim Zuhörer aus.

All das wurde bei dem kurzwei-
ligen Seminar in Frankfurt ge-
übt, indem die Teilnehmer etwa
wort- und klangreich einen           Ton läuft: Stefan Pommerenke beim Sprachtraining mit Seminarteilnehmerinnen.  Foto: Andreas Lang
Locher oder einen Müsliriegel
beschreiben sollten. Am Ende
haben sie eine kleine Modera-      grafie zum Trotz im entschei-       Ende des Tages jedenfalls er-       deratoren brauchen, sondern
tion im virtuellen Nachrichten-    denden Moment improvisiert          reicht: vertraut zu werden mit      auch das Besprechen eines
studio gesprochen. Und wa-         werden musste, war stillschwei-     der eigenen Stimme, Selbst-         Podcasts oder die Integra-
ren überrascht, wie sicher ihre    gend eingepreist. Und, so versi-    sicherheit zu entwickeln, die       tion einer Audio-Datei in den
Stimme klang – trotz des Lam-      cherte der Referent, kommt bei      richtigen Worte zu finden,          Online-Auftritt professiona-
penfiebers, das auch in diesem     den besten Profis vor.              auf den Punkt zu kommen.            lisieren – damit die User mit
geschützten Rahmen aufkam.                                             Fähigkeiten und Fertigkei-          Genuss und mit Gewinn hin-
Dass der einstudierten Choreo-     Das Ziel des Seminars war am        ten, die nicht nur Radiomo-         hören.         Andreas Lang

                                                                                                                       – Anzeige –

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   fotolia/ivanko80

                       Sicherheit für Journalisten                                      0711 2056 244
                       www.presse-versorgung.de                                         info@presse-versorgung.de

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Vielfalt statt Eintönigkeit
Bilanz der Seminare des DJV Hessen – Vorschau auf 2020
Bunt gemischt und viele Ideen: 2019        (Eigen-) Vermarktung von Kalendern und
fanden 17 Seminare statt, davon zwölf      das Schreiben für Zeitschriften, welche
vollkommen neue Angebote. Neu waren        von PR-Verlagen herausgegeben werden.
auch einige Referenten/Referentinnen.      Sicher ist, dass es für uns nicht langweilig
Das Themenspektrum umfasste u.a. die       wird.
Radio-Show, Informantenschutz, Filme
schneiden und Resilienz-Training. Die      Bei der Weiterbildung gibt es das eine
Resonanzen waren sehr gut bis gut, mit     große Thema nicht mehr, auch nicht
Betonung auf sehr gut.                     die zwei großen Themen. Deshalb bie-
                                           ten wir weiterhin verstärkt „Nischen-
Die Seminare sind ein Spiegelbild der      themen” an.
immer vielfältiger und komplizierter
werdenden journalistischen Welt            Auch 2020 gibt es wieder die „bunte Mi-          Will immer mehr Nischen füllen:
                                           schung” von Rechtsfragen, Fotowissen,            Seminarkoordinator Rolf Skrypzak.
Die Selbst-Vermarktung von freien Jour-    Radio-Know-how und journalistischen
nalistinnen und Journalisten wird immer    Konzepten. Unser Angebot ist so viel-            minare nicht zu überladen werden, um
wichtiger. Außerdem wird zumeist von       fältig wie unser Beruf.                          Zeit für ausführliche Diskussionen zu
uns erwartet, ein „Gesamtpaket” zu lie-                                                     lassen. Denn das haben die Referenten
fern. Fotografieren und Filmen gehört zu   Unser Seminarkonzept ist, bei aller              in allen Seminaren gelernt: Der persön-
den Aufgaben von Printjournalisten prak-   Wandlung, weiterhin sehr erfolgreich.            liche fachliche Austausch ist für Journa-
tisch dazu. Besonders spannend ist, wie    Dabei stehen innerhalb der Seminare              listinnen/Journalisten entscheidend. 
sich durch die neue Nachfrage auch neue    Beispiele, Übungen und Praxisnähe im
Chancen ergeben. Dazu gehört u.a. die      Vordergrund. Gleichzeitig dürfen die Se-                                    Rolf Skrypzak

                          „Ich bin etwa neun Jahre lang Mitglied beim DJV
                       Hessen und habe in dieser Zeit einige Seminare besucht.

                Diese sind für mich in erster Linie Fortbildungen, die ich mir ganz
                  konkret für mein Berufsspektrum aussuchen kann – aber auch
                Möglichkeiten, mich in neuen Themen fortzubilden und so meine
                Angebotspalette zu erweitern. Bislang habe ich von jedem Seminar
                                        profitieren können.

                Nicht zu unterschätzen ist auch der Vernetzungsaspekt, wenn man
                  andere Kollegen trifft, von ihren Erfahrungen hört und sich in
                           zwangloser Atmosphäre austauschen kann.“

                                                     Anika Fabijanić

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Stichhaltige Argumente
Seit 25 Jahren greift das Tätowiermagazin Trends auf und schaut
über die Studios hinaus – Redaktionsteam in Südhessen beheimatet
„Vom Untergrund-Heft zum Ma-                                                                             Nachfrage nach Tätowierungen
gazin der Tattoo-Community“ – so                                                                         in seriösen Settings kein special
bringt die Redaktion die Entwick-                                                                        interest mehr, sondern vielmehr
lung des Tätowiermagazins in der                                                                         general interest. Eine Konsequenz
Jubiläumsausgabe auf den Punkt.                                                                          für die publizistische Begleitung
Seit 25 Jahren porträtiert die ge-                                                                       in diesem Segment: Die Kunden-
druckte Ausgabe monatlich auf                                                                            betreuung, das Marketing, die
um die 100, reichlich bebilderten                                                                        Entwicklung neuer Online-Format
Seiten Tattookünstler und ihre viel-                                                                     nehmen ihn so sehr in Anspruch,
seitigen Werke, ordnet traditionelle                                                                     dass er kaum noch zum Schreiben
Motive und Riten indigener Völker                                                                        kommt.
ein, kürt den Nachwuchs-Täto-
wierer des Jahres und beobachtet                                                                          Das muss er gezwungenermaßen
die Szene mit ihren maßgeblichen                                                                          dem Redaktionsteam, federfüh-
Events, überwiegend im deutsch-                                                                           rend Jula Reichard, überlassen, das
sprachigen Raum. Zwischen den                                                                             Monat für Monat Titelgeschichten
Drucklegungen wird fortlaufend                                                                            entwickelt, Tätowierer porträtiert,
online und in den social media pu-                                                                        Mediziner, Ethnologen oder Psy-
bliziert, via Instagram, Facebook                                                                          chologen interviewt, die Herkunft
oder Podcasts beispielsweise.             Seit drei Jahren Chefredakteur des Täto­w ier­                   und Bedeutung indigener Muster
                                          magazins: Boris Glatthaar.         Foto: ala                    erläutert, Pro- und Contra-Posi-
Im dritten Jahr ist Boris Glatthaar                                                                        tionen sammelt oder bei Bun-
(39) Chefredakteur des Tätowier-                                                                           destagsabgeordneten zu einem
magazins; zwei Jahre länger bereits ver-          eingestellt werden musste, blieb Glatthaar     Schutz des Berufsbildes nachfragt. Ähnlich
antwortet er das zweimonatlich erschei-           bei diesem Arbeitgeber und entwickelte         wie der Journalist ist der Tätowierer kein ge-
nende Schwestermagazin Tattoo Erotica.            für ihn digitale Auftritte.                    schützter Beruf. „Tattoos im Gesicht – vom
Beide erscheinen im Huber-Verlag, der in                                                         Tabu zum Trend“ oder „Frauen im Tattoo-
Mannheim seinen Sitz hat. Nach Verlags-           Die widmeten sich – zunächst eher als          Business – zwischen Fortschritt und Vor-
angaben haben die gedruckten Ausgaben             Randerscheinung in der Biker-Szene – Tat-      urteil“ sind dann Header, die aus solchen
im Schnitt rund 30.500 Leser. Die digitale        toos, einem Segment, auf das Glatthaar         Recherchen für die Titelseite entstehen.
Reichweite via App, Readly und e-Paper            sich seit 2015 aber fokussierte. Zunächst
wird mit durchschnittlich 3870 Nutzen             mit Tattoo Erotica, das von Anfang an          „Sie sollen Plädoyers sein für anspruchs-
pro Ausgabe gemeldet. Die gesamte Re-             den Anspruch ästhetischer Darstellungen        volles und qualitätsvolles Tätowieren“, so
daktion – neben Glatthaar Redakteurin             und professioneller Inszenierungen von         Glatthaars Anspruch. Von Blackwork über
Jula Reichard und ein Volontär – wohnt in         Models erhoben hat. Einen Markt hat die        Tribal Ornamentik bis hin zu tierischen
Südhessen. Das Team ergänzen zwei Lay-            deutsche Ausgabe jedenfalls gefunden.          oder floralen Motiven. Hauptsache sie
outer, zwei Anzeigenberater, eine Auszu-          Und auch international kennt Glatthaar         werden sauber und professionell gesto-
bildende sowie ein Stab freier Mitarbeiter,       keine vergleichbare Publikation.               chen. Was in den Anfangsjahren autodi-
vor allem Fotografen.                                                                            daktisch angesetzt wurde, ist heute längst
                                                               Kein special                      nicht mehr schmuddelig und dilettantisch,
Der „Chef“ hatte bei der Westdeutschen                                                           sondern clean und präzise. Auf Grund der
Zeitung in Düsseldorf volontiert, ist da-                     interest mehr                      gesellschaftlichen Akzeptanz – stimuliert
nach mit seinem Wunsch, stärker multi-                                                           durch prominente Fußballer und Socie-
medial veröffentlichen zu wollen, auf den         Im Gegensatz dazu muss sich das Täto-          ty-Größen – hat sich in den vergangenen
Verlag im Badischen gestoßen, wo er sich          wiermagazin im Zeitschriftensegment be-        Jahren ein beträchtlicher Markt entwickelt.
einen Traum erfüllen und ein special-inte-        haupten. Da reicht es nicht, vor 25 Jahren     Andererseits tummeln sich dort immer
rest-Produkt für Liebhaber von Oldtimern          als erstes Journal seiner Art auf den Markt    noch eine Menge Quacksalber, die Neu-
entwickeln konnte. Der Titel des von ihm          gekommen zu sein. Aber es hilft bei der        kunden schnell eine Zeichnung minderer
entwickelten und gelaunchten Heftes über          Bewertung und Einordnung von Trends            Qualität unterjubeln wollen, die schnell
Oldtimer, Youngtimer und Custom Cars:             und Moden. Die gesellschaftliche Einstel-      verwischen kann. In der Pionierzeit des Tä-
Motor Maniacs – The Authentic Car Ma-             lung zu Kunst auf nackter Haut heutzuta-       towierens, als erste harte Rocker sich nach
gazine. Nachdem dieses aus wirtschaft-            ge hat den Avantgardisten Recht gegeben.       einschlägigen Erfahrungstrips in den USA
lichen Gründen nach gut 20 Ausgaben               Heute, so findet der Chefredakteur, ist die    zurück in der Heimat Bekenntnisse zu ihren

                                       Seite 17                   4/2019
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