Hackordnung: Hessens Foto des Jahres - DJV Hessen
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Deutscher Journalisten-Verband ISSN 1861-9517 Landesverband Hessen e. V. Ausgabe 4 Gewerkschaft der Journalisten 2019 Hackordnung: Hessens Foto des Jahres Jungjournalistentag: Verbandsleben: 70 Jahre FAZ: Tätowiermagazin: Berufseinsteigern Vorsitzender Zilian Herausgeber d‘Inka Stichhaltiges auf Appetit gemacht zieht Jahresbilanz über neue Strategien Hochglanzpapier Seite 1 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Aus dem Inhalt Editorial: Organ des Landesverbandes Pressefreiheit couragiert verteidigen ............................................................ 3 Hessen (Rheinbahnstraße 3, 65185 Jungjournalistentag: Wiesbaden) und des Deutschen Journalisten-Verbandes e. V., Ge- Illustre Gäste und lebhafte Debatten ............................................................ 4 werkschaft der Journalisten. Presse Foto Hessen-Thüringen: 30. Jahrgang, Dezember 2019 „Teil der Daseinsfürsorge” ............................................................................. 7 Herausgeber: Jahresrückblick: Deutscher Journalisten-Verband Bewahrung und Aufbruch ........................................................................... 10 Landesverband Hessen e. V. Bundesverbandstag: V. i. S. d. P.: Knud Zilian Mika Beuster überraschend in Bundesvorstand gewählt ......................... 12 Redaktion: Weiterbildung: Dr. Christine Dressler (dre), Eigener Stimme Gehör verschaffen . ........................................................... 14 Jens Brehl (bre), Seminarprogramm: Andreas Lang (ala), Positive Resonanz auf neue Formate ......................................................... 16 Koordination: Andreas Lang 25 Jahre Tätowiermagazin: Jede Menge stichhaltige Argumente ........................................................... 17 Schlussredaktion: Andreas Lang, Maik Schulz Rezension: Titelbild: Abrechnung mit Claas Relotius ................................................................... 19 Bodo Schackow FAZ: Anzeigen: Leitmedium seit 70 Jahren ........................................................................... 20 Axel Häsler Hörfunk: Anschrift der Redaktion: Neuer Comedy-Sender nimmt Betrieb auf ................................................. 21 Rheinbahnstraße 3 65185 Wiesbaden Kolumne: Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24 Plädoyer für Innovationsfreudigkeit ........................................................... 22 Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30 Porträt: E-Mail: info@djvhessen.de Homepage: www.djvhessen.de Axel Häsler will Bürgermeister werden ....................................................... 24 Erscheinungsweise: Siebenpfeiffer-Preis: viermal jährlich Anja Reschke für couragierte Positionierung geehrt . ................................ 26 Für Mitglieder im DJV Hessen ist der Ortsverband Wiesbaden: Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthal- Chancen und Risiken des linearen Fernsehens . ....................................... 27 ten. „Deutschland spricht”: ISSN 1861-9517 Gesprächsfäden in Paulskirche geknüpft ................................................... 28 Gestaltung und Herstellung: Interkultureller Mediendialog: MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha Gesprächsbedarf auch nach 50 Runden .................................................... 29 Jahr der Freien: Veröffentlichungen, die nicht Was sich der Landesfachausschuss für 2020 vornimmt .......................... 30 ausdrücklich als Stellungnahme des DJV-Vorstandes gekennzeich- net sind, stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für un- verlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Nachdruck, auch auszugs- weise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Achtung: Texte für die nächste „Blickpunkt“- Ausgabe müssen an maxala@ online.de eingereicht werden. Seite 2 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Nur wer sich präsentiert, wird auch gehört E s geht dem Jahresende zu, da wird man be- sinnlich und zieht Bilanz (siehe Interview auf Seite 10 und 11) sagen darf; darüber hatte ich mich schon im letz- ten „Blickpunkt” kurz ausgelassen. Verteidigt die Pressefreiheit, wo immer sie angegriffen wird. W ar das ein gutes Jahr für den Journalismus in Hessen? Ich denke schon, denn wir haben als D ann brauchen wir auch en- gagierte Mitglieder, welche sich zum Beispiel um unsere Verband einiges angestoßen und Fotoausstellung aus dem Foto- einiges erreicht. Aber Stillstand ist wettbewerb Hessen/Thüringen Rückschritt, also müssen wir weiter- kümmern. Der Bericht zur Preis- machen. Was könnt Ihr, was können verleihung findet sich auf den Sie als Mitglieder tun? Zum einen Seiten 7 bis 9. Wir wollen diese brauchen wir immer helfende Hände, Ausstellung noch an weiteren ehrenamtliche Hände die Orten in Hessen präsentieren. uns unterstützen bei Ak- I tionen und Events. Denn Knud Zilian, Landesvorsitzender ch weiß, dass die meisten von DJV Hessen nur wer sich in der Öf- euch viel zu tun haben, im Job (Foto: Wolfgang Kühner) fentlichkeit präsentiert, und/oder Familie. Aber, da wir ja nur wird auch gehört. eine kleine Geschäftsstelle mit einem kleinen Stab Hauptamtlicher haben, ist ehren- J edes Mitglied sollte immer wieder die Presse- amtliche Unterstützung notwendig und immer freiheit verteidigen. Denn auch hier bei uns gerne gesehen. in Deutschland und in Hessen gibt es Vertreter, die meinen, dass die in der gelebten Form nicht wichtig ist und zum Beispiel der öffentlich-recht- liche Rundfunk abgeschafft gehört. I ch wünsche euch/Ihnen allen ein frohes Fest, besinnliche Tage und einen guten Start ins neue Jahr. D as sind die, die laut schreien, dass man in unserem Land ja seine/ihre Meinung nicht Euer Knud Zilian And the Oscar goes to: Fuldaer Zeitung Der Weltverband der Zeitungen (Wan-Ifra) bestimmen immer öfter Beiträge mit Be- hat Anfang Oktober die Fuldaer Zeitung mit zug auf Osthessen die Schlagzeilen statt dem „Print Innovation Award 2019“ ausge- Inhalte der dpa. zeichnet. Insgesamt hatten sich 61 Projekte aus 23 Ländern beworben. In der Kategorie Gerne hätte der „Blickpunkt” mit den „Redesign“ konnte sich die Fuldaer den zwei- Verantwortlichen der Fuldaer Zeitung ten Platz und damit Silber sichern. ein ausführliches Interview auch zu die- sem Aspekt geführt. Schafranek teilte Den in der Branche auch als „Zeitungs-Os- jedoch schriftlich mit: „Wir haben mo- Foto: AdobeStock car“ bekannten Preis nahmen auf der Berlin mentan kein Interesse an einem solchen Publishing Night der stellvertretende Chef- Interview.“ Mehrere Nachfragen nach redakteur Thomas Schafranek und Artdirek- den Gründen blieben bis zum Redak- torin Hiltrud Thöne entgegen. Das Ende Mai tionsschluss unbeantwortet. gestartete neue Konzept hatte die Jury über- zeugt: Modernes Design, mehr Meinungen Jens Brehl und Fokus auf regionale Themen. Seitdem Seite 3 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien In der Übergangsphase Aufmerksame Zuhörer und lebhafte Debatten bei Jungjournalistentag des DJV Hessen – Ingo Zamperoni begehrter Interviewpartner Einblicke in den journalistischen Alltag von Tagesthemen-Moderator Ingo Zam- peroni, abgesenkte Einstiegsschwellen in den Beruf vom Wiesbadener Chefre- dakteur Stefan Schröder, Ermutigungen zum Seitenwechsel von Pressespreche- rin Alice Engel, praktikable Tipps gegen Hatespeech und Trolle im Netz vom Leiter der digitalen Medien bei phoe- nix, Gregor Mayer – mit einer Menge Einschätzungen und Empfehlungen konnten die über 80 Besucher des Jung- journalistentages des DJV Hessen im November wieder von der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirt- schaft (HMKW) abreisen. Dort hatte ihnen Landesvorsitzender Aufschlag zum fünften Durchgang: Ingo Zamperoni, Alice Knud Zilian in seiner Begrüßung in Aus- Engel, Oliver Quiring und Moderator Stefan Schröder (von sicht gestellt, tiefer in den Alltag eines rechts) auf dem Eröffnungspodium. Foto: Axel Häsler Berufs schnuppern zu können, den sie möglicherweise ergreifen wollen. War- um dieser nicht nur ein erfüllender, son- Zamperoni in seinem Impuls aus. In Stöckchen springen, das uns hingehal- dern ein notwendiger sei, führte Ingo einer „Kakophonie von Informationen“ ten wird; ob wir jeder Sau hinterherren- hielten die Zu- nen, die über die medialen Dörfer getrie- schauer und Le- ben wird“, forderte Zamperoni zu einer ser Aussicht nach differenzierenden Berichterstattung und Leucht türmen, nüchterner Distanz auf. Vielmehr soll- die bei der Einord- ten zwischen dem Schwarz und Weiß nung und Alltags- der Positionen die vielen interessanten bewältigung Ori- Grautöne herausgearbeitet und den Me- entierung geben. diennutzern vorgelegt werden. Mit der Digitali- Für einen gesunden Umgang mit dem sierung und der aufkeimenden Phänomen der einsei- Zunahme popu- tigen Polemik und brachialen Medien- listischer Parolen schelte gebe es keine Blaupause. „Wir sei diese Dienst- ringen täglich in unseren Konferenzen leistung nicht nur und Abnahmen von Beiträgen um das komplexer gewor- rechte Maß.“ Maßstab bei den Tages- den. Erschwerend themen bleibe jedenfalls, gemeinsame sei der Druck auf Nenner zu definieren und zu vermit- Journalistinnen teln, ohne zu belehren oder zu mis- und Journalisten sionieren. Zamperoni beschwor auch gestiegen, ökono- gegenüber dem jungen Publikum be- misch wie durch währte journalistische Tugenden: auf- die Lautstärke decken was relevant ist; einordnen systemkritischer ohne Schaum vor dem Mund oder Minderheiten. vorgesetzte Filter; ausgewogen und Mac h t Volon t är en Ho f f n un g : d er W ies b ad en er „Wir sollten ge- seriös berichten. Um der von Hannah Chefredakteur Stefan Schröder. Foto: Axel Häsler nau abwägen, ob Arendt sinngemäß definierten Falle zu wir über jedes entgehen, dass prinzipiell misstraui- Seite 4 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien sche Mediennutzer irgendwann nie- mandem mehr etwas abnehmen, und Populisten in diese Bresche allgemei- ner Verdrossenheit springen, um da- hinter tun zu können, was sie wollen. Abgeschlossenes Studium noch zwingend? In der anschließenden Diskussion war sich der Anchorman der ARD mit Alice Engel und Kommunikationswis- senschaftler Oliver Quiring einig, dass Journalismus durchaus noch ein loh- nender Beruf ist. Mindestens seiner gesellschaftlichen Relevanz nach; und Gut besuchte Foren: Der journalistisch interessierte Nachwuchs hatte jede Menge Fragen. Foto: Axel Häsler je nach Branche auch finanziell. Eine der Fragen, die sich wie ein roter Faden durch den Jungjournalistentag zog, galt der Einstiegsqualifikation: Muss ich ein mittlerweile stellvertretende Lokalchefin. ins hessische Sozialministerium ge- abgeschlossenes Studium vorweisen, Eine ihrer Vorteile für den neuen Beruf: wechselt ist, gab erhellende Einblicke in um mich in einem Verlag oder Sender Menschenkenntnis und Praxiserfahrung. ihren neuen beruflichen Alltag – von der für ein Volontariat bewerben zu können? hausinternen Akzeptanz der „Neuen“ Und auch an einer zweiten Stelle wei- im direkten Dunstkreis des Ministers bis Was noch eine Journalistengeneration chen journalistische Prinzipien auf, wur- hin zur Herausforderung, Nachrichten zuvor in Stein gemeißelt war, wird – auch de in der Diskussion deutlich: der lange so zu vermitteln und zu platzieren, dass wegen des Mangels an Nachwuchs – auf- in der Branche argwöhnisch beäugte die gewünschte Botschaft ankommt. geweicht. So berichtete Chefredakteur Wechsel aus einem Verlag oder Sender Schröder mit leisem Stolz, eine gelernte in eine Pressestelle. Wenn solche Posten Kommunikationswissenschaftler Qui- Tierarzthelferin als Volontärin eingestellt in der Öffentlichkeitsarbeit mit Aussicht ring sieht eine Verschiebung der Mei- zu haben. Eine frühere Kassiererin im auf angemessenere Bezahlung nicht von nungsführerschaft, die klassische Medi- Supermarkt, so führte er später in sei- vorn herein schon angesteuert werden. en nicht mehr für sich gepachtet haben. nem Forum ein weiteres Beispiel an, ist Alice Engel, die im Frühjahr von hr-Info Zwei Drittel der Hochschulabsolventen zögen eine PR-Agentur jedenfalls einem Verlag Die Foren mit seinen optimistischen Prognosen zum Bedarf an Volontären, für die aufgrund stark rückläufiger vor. „Lieber halbwegs anständig bezahlte Un- In mehreren Werkstattgesprächen griffen Profis Bewerberzahlen „goldene Zeiten“ angebrochen ternehmenskommuni- aus verschiedenen Branchen die Thesen aus seien. kation als eine prekäre dem Plenum am Vormittag auf. So stellte Stefan Aussicht als Journalist, Ins gleiche Horn stieß Stefan Schröder, der Schröder, Chefredakteur von Wiesbadener Kurier womöglich noch als Mut machte, sich auch ohne abgeschlossenes und Wiesbadener Tagblatt, unter der Überschrift freier“, so die pragma- Studium zu bewerben. Erst recht, wenn man „Von der Zeitung classic zur Zeitung live“ den tische Überlegung bei Lebenserfahrung und Menschenkenntnis Wandel vom Printprodukt zum multimedialen der Auswahl des Arbeit- mitbringt. Mit „VRM Stories“, interaktiven und Gesamtpaket in der VRM-Gruppe vor. Stanley Vitte gebers. Wenn Quali- multimedialen Dossiers zu einer Thematik, vom Journalismus-Lab der nordrhein-westfälischen tätsjournalismus nicht stellte er neue Formatentwicklungen in seiner Landesanstalt für Medien führte in einem gut zu viel kosten dürfe Gruppe vor, bei denen der gedruckte Artikel nur besuchten Labor vor, wie Podcasts ohne großen und für die eigene Le- noch ein Baustein ist. Das Kalkül: User länger Aufwand und dennoch professionell produziert bensgestaltung zum auf der Seite zu halten, Klickzahlen zu generieren werden können. Gregor Mayer demonstrierte, Vabanque-Spiel werde, und zusätzliche Einnahmen aus Digitalabos und wie man „Stress mit dem Trollhaus“ reduzieren falle die Entscheidung Vermarktung zu erzielen. kann, indem man mit griffigem rhetorischen leichter. Gegengift auf Hatespeech reagiert. Wolfgang In solchem crossmedialen Storytelling sieht auch Kiesel gab aus seiner langjährigen Erfahrung Fauth die Zukunft des Journalismus. Das gelte Die PR-Agenturen hät- Tipps, wie man sich als Freier behaupten kann, auch und insbesondere für Inhalte in den Social ten damit zwar keinen ohne sich unter Wert zu verkaufen. Und Andreas Media und auf Internetportalen wie Youtube. Fachkräftemangel, wohl Fauth, Chefredakteur der Multimediaredaktion der „Mediatheken sind ein Übergangskonstrukt“, so träfen sie aber auf an- Hörfunkschule, überraschte die jungen Zuhörer seine Prognose. ala spruchsvollere und reflektierende Verbrau- Seite 5 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien cher. Die Nutzer und User seien in vie- Gut eineinhalb Stunden lang verfolgten lerlei Hinsicht kritischer geworden, was die jungen Zuhörer die Debatte in der auch in der Öffentlichkeitsarbeit zu der HMKW-Aula aufmerksam und kon- Einsicht geführt habe, transparenter zu zentriert. Danach nahm eine ganze werden und stärker zu interagieren. Reihe Zamperonis Angebot zu fach- lichen Einzelgesprächen wahr. Auch Viele Nachfragen wenn die morgendliche Uhrzeit nach seinen Angaben so gar nicht seiner an Zamperoni Arbeitsgewohnheit entspreche („der Rhythmus ist um glatte zwölf Stunden Der Professor an der Mainzer Johan- vorverlegt“), so stand der Italo-Hesse, nes-Gutenberg-Universität sieht die wie er sich selbst scherzhaft verorte- Medienbranche in einer Übergangs- te, doch geduldig und freundlich Rede phase, in der die Bedeutung von se- und Antwort. Und machte dem Nach- riösem Journalismus wachse, es aber wuchs Appetit auf Journalismus. vielerorts an Geschäftsmodellen feh- le, um komplexeren und multimedia- Den Jungjournalistentag hat der DJV len Journalismus zu finanzieren. Der Hessen zum fünften Mal organisiert. öffentlich-rechtliche Rundfunk werde Unterstützt worden ist er dabei von diese Durststrecke dank seiner abge- sieben Partnern: der Jugendpresse sicherten Finanzierung überstehen. Hessen, dem Presseclub Wiesbaden, Bei den Verlagen, vor allem den regio- der Hörfunkschule Frankfurt, der nalen, ist sich Quiring weniger sicher. HMKW, der Medienanstalt Hessen Zumal diese auch noch mit erheb- LPR, dem Frankfurter Presseclub und Rollenwechsel: Ingo Zamperoni lichen Problemen beim Vertrieb kon- dem Verband Hessischer Zeitungsver- wurde seinerseits mit Fragen frontiert seien. leger. gelöchert. Foto: Andreas Lang Andreas Lang Kommentar EINE FRAGE DER GLAUBWÜRDIGKEIT Es war den beträchtlichen organisatorischen Aufwand wert: Der fünfte Jungjournalistentag war ein Erfolg. Der in den wenigsten Fällen direkt in neue Mitgliedschaften beim DJV Hessen umgemünzt werden konnte. Aber der Verband ist wieder in vielerlei Munde. Vor allem in Mündern des Nachwuchses. An die hundert hatten im Vorfeld Interesse bekundet. Über 80 waren tatsächlich an einem Samstag nach Frankfurt kommen, eine ganze Reihe auch aus Nordhessen. Für sie, wie für den Spätschichtler Ingo Zamperoni, war es früh, um sich grundsätzlichen Fragen des Berufsbildes zu widmen. Aber sie taten es konzentriert, ernsthaft und realistisch. „Das größte Gut ist letztlich unsere Glaubwürdigkeit“, hielt Zamperoni den vielfältigen Herausforderungen durch Marktdruck, digitale Transformation, Populismus und Interaktionen mit den Lesern als ehernes Prinzip entgegen. Der gebürtige Wiesbadener nutzte sein Gastspiel in der Heimatregion auch, um seine „Sendung mit dem blauem Hintergrund“ beim Publikum in Erinnerung zu halten, wenn nicht bekannt zu machen. Eine der Gründe übrigens, warum Kurzausgaben der Tagesthemen von nur wenigen Minuten in Fußball-Halbzeitpausen gesendet werden. Das Prinzip der Glaubwürdigkeit bleibt, auch wenn andere aufzuweichen drohen. Etwa ein Studium als zwingende Voraussetzung für ein Volontariat. Dass es nicht nur Akademiker sein müssen, sondern talentierte Praktiker in den Verlagen immer willkommener sind, gehörte ebenso zu den positiven Botschaften wie die gestiegenen Aussichten auf ein Volontariat. Wenn da nicht die prekäre Bezahlung bei der steigenden Zahl von Verlagen ohne Tarifbindung wäre. Und die unsichere Aussicht auf die lange Arbeitszeit für zu wenig Geld und Freizeitausgleich danach. Aber beim Jungiournalistentag sollte ja erst mal Spaß an diesem – zumindest für die Referenten – schönsten Beruf von allen gemacht werden ... Andreas Lang Seite 6 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Foto: Bodo Schackow Die lachende Dritte Bodo Schackow hat das „Foto des Jahres“ aufgenommen – Preisverleihung in sechs weiteren Kategorien – Mahnende Worte von mdr-Landesfunkhausdirektor Die Anweisung der Partei- Jury des Wettbewerbs Presse- eine ganz andere Geschich- ge Wochen später auf dem regie hat ja geradezu heraus- Foto Hessen-Thüringen der te. Merz, leicht im Abseits, CDU-Parteitag bekannterma- gefordert zu visuellen Inter- DJV-Landesverbände Hessen freut sich mit seinem schel- ßen zeigen sollte); Spahn ist pretationen: Bevor sich die und Thüringen das „Foto des mischen Lächeln zu früh in unfreiwilliger Verrenkung drei Bewerber um den CDU- Jahres“ gemacht. Anfang De- (wie das Wahlergebnis weni- vor AKK kaum zu erkennen Vorsitz auf acht Regionalkon- zember ist der selbstständige ferenzen vorstellen konnten, Fotojournalist aus Gera dafür musste basisdemokratisch im Thüringer Landtag ausge- ausgelost werden, in welcher zeichnet worden. Reihenfolge sie das Wort er- greifen durften. Und natür- Schackows Aufnahme ist lich verleitete die gezogene vielschichtig: Auf den ersten Nummer zur Vorwegnahme Blick hat Friedrich Merz die des künftigen Wahlergeb- Nummer eins in der Hand, nisses. Einen dieser kuriosen Jens Spahn die Karte mit Momente bei der Vergabe des der zwei, und für Annegret Rederechts hat Bodo Scha- Kramp-Karrenbauer bleibt ckow im Thüringer Wartburg- folglich nur Bronze. Aber kreis festgehalten. Und mit wenn man mit dem heuti- seiner symbolträchtigen Mo- gen Kenntnisstand auf diese mentaufnahme aus einem in- Szene zurückblendet und nerparteilichen Machtkampf die Körpersprache der drei Der stellvertretende Landesvorsitzende Jörg Steinbach (links) um die Nachfolge von Angela Protagonisten auf sich wir- gratuliert Gewinner Bodo Schackow. F oto: Hans Dieter Erlenbach Merkel nach Einschätzung der ken lässt, erzählt das Bild Seite 7 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien und die vermeintlich Letzte in ihrer vornehmen Zurück- haltung wird schließlich doch die Erste sein. Präzise und relevant Ein Foto, das laut Laudator Matthias Haupt, Leiter der Kommunikation und Infor- mation des Hauptsponsors, der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen, die Kri- terien des Fotowettbewerbs mustergültig erfüllt: hand- werkliche Präzision und poli- tische Relevanz. Dass dafür seit 13 Jahren nach wie vor eine Fülle eindrucksvoller und preisverdächtiger Belege von An der Schmerzgrenze: Das Siegerbild in der Kategorie „Sport + Freizeit”. Foto: Karina Heßland-Wissel Fotografinnen und Fotografen aus Hessen und Thüringen eingereicht worden sind, sei Seniorenwohnheim bereits die In sechs weiteren Kategorien Thüringer Landtagspräsiden- einer der Gründe, warum die beste Serie abgeliefert. Bei sei- sind Preise verliehen worden tin Birgit Keller mit ein Gruß- Gruppe diesen Wettbewerb ner Studie der drei CDU-Gran- (siehe Kasten). Zudem ist der wort eröffnet, in dem sie den nach wie vor fördere. den, die mit 2000 Euro prämiert freie Thüringer Landtagskor- Journalismus als „unverzicht- worden ist, ist ihm zwar auch respondent Sebastian Haak bare Säule unserer freiheitli- Der Meisterfotograf selbst ist das offensichtliche Zerwürfnis mit dem Journalistenpreis des chen Gesellschaftsordnung“ nach eigenen Angaben über- unter diesen ins Auge gesprun- DJV Thüringen ausgezeichnet bezeichnet hatte. Zusammen rascht von seiner Überzeu- gen. Prophetische Gaben, wie worden. Die beiden Ehrungen mit ihrem hessischen Kol- gungskraft. Vor Jahren hat der sie ihm der Laudator zugeschrie- sind erstmals in einer Veran- legen Boris Rhein hatte sie selbstständige Bildjournalist mit ben hat, beansprucht er aber staltung zusammengeführt die Schirmherrschaft für den einer Fotoreportage aus einem nicht für sich. worden. Diese hatte die neue Pressefoto-Wettbewerb über- Die Preisträger in den Kategorien BESTE SERIE: Rhein-Main-Region, Symbolbild zum Schutz der Privatsphäre Paul-Philipp Braun, freier Fotojournalist, Erfurt, Impressionen von einer Fledermausnacht TECHNIK UND VERKEHR: SPORT UND FREIZEIT: Boris Roessler, Fotojournalist bei der dpa, Frankfurt, verhüllte Fahrzeugmodelle bei der Karina Heßland-Wissel, freie Fotojournalistin, IAA Erfurt, schmerzhafte Torraumszene Alle prämierten Bilder f inden sich im UMWELT UND NATUR: Ausstellungskatalog, den der DJV Hessen und Boris Roessler, Fotojournalist bei der DJV Thüringen zum Wettbewerb produziert dpa, Frankfurt, Drohnen-Aufnahme von haben und der auch online abrufbar ist. den Aufschüttungen einer unterirdisch explodierten Weltkriegsbombe KULTUR UND GESELLSCHAFT: Jens Meyer, freier Fotojournalist, Erfurt, Lichtinstallation an der Fassade des Deutschen Nationaltheaters in Weimar MENSCHEN UND MOMENTE: Niklas Feil, freiberuflicher Journalist in der Seite 8 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien nommen, dessen Gewin- gen („wenn eine Lokal- ner abwechselnd in einem redaktion einmal dicht der beiden Landtage prä- gemacht worden ist, sentiert werden. macht sie keiner mehr auf“) und Verlagshäu- Der Direktor des mdr-Lan- ser zu stabilisieren, „ehe desfunkhauses Thüringen, sich noch mehr aus dem Boris Lochthofen, warb Geschäft zurückziehen“. in einer eindringlichen Rede um Unterstützung Für diese Forderungen zum Erhalt eines starken bekam er auch Zustim- Lokaljournalismus. Ange- mung vom stellvertre- sichts der Marktdominanz tenden Vorsitzenden von Google und Facebook des DJV Hessen, Jörg seien deutsche Verlage Steinbach, der die Ver- mittlerweile „nicht mehr anstaltung moderierte. Tchibo, sondern nur noch Dass der Landesverband Bohnenproduzent. Und es Mitveranstalter des Fo- wird noch nicht einmal fair towettbewerbs ist, ging gehandelt“. in den offiziellen Reden beinahe unter. Die Erlöse aus der Werbe- vermarktung hätten sich Ziel von „Presse-Foto – vor allem in Folge der H e s s e n -T h ü r i n g e n“ Digitalisierung – binnen bleibt es, die „Arbeit 20 Jahren dramatisch ver- fotografierender, haupt- schoben und bei den klas- beruflicher Journalis- sischen Verlagen zu mas- tinnen und Journalisten siven Verlusten geführt. der Öffentlichkeit nahe „Das ist eine Herausforde- zu bringen und das ak- rung für unsere gesamte tuelle Geschehen zu Zunft“, zeigte sich der Ver- dokumentieren“. Oder, treter des öffentlich-recht- Hinter vorgehaltener Hand: Das Siegerbild in der Kategorie wie es Matthias Haupt lichen Senders solidarisch „Menschen + Momente”. Foto: Niklas Feil prägnant paraphrasier- mit den Verlegern und den te: zu zeigen, dass deren Redakteuren in der Region. professionelle Arbeit Da- stützen und perspektivisch zu demokratisieren, Förder- seinsfürsorge ist. Um flächendeckenden und zu erhalten, forderte Loch- programme zum Erhalt der kleinteiligen Journalismus zu thofen, das Datenvermögen regionalen Vielfalt aufzule- Andreas Lang Angeleuchtet: Das Siegerbild in der Kategorie „Kultur Pulverisiert: Das Siegerbild in der Kategorie „Umwelt + Gesellschaft”. Foto: Jens Meyer + Natur”. Foto: Boris Roessler Seite 9 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien „Dann seid auch Verleger!” Landesvorsitzender Knud Zilian über die Beschäftigungssicherung im Hessischen Rundfunk und neuen Schwung in den Ortsverbänden Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit, Was schlägt der Bilanz zu ziehen. Was hat sich der Lan- Landesvorsitzende desverband für 2019 vorgenommen und und hr-Gesamtper- was hat er erreicht? Welche Entwicklun- sonalratsvorsitzen- gen hat er im Sinne seiner derzeit rund de stattdessen vor? 2.350 Mitglieder beeinflussen können Ich favorisiere ein und von welchen ist er überrascht wor- Indexmodell, was den? Darüber haben wir mit dem Lan- aber von der Politik desvorsitzenden Knud Zilian gespro- in den Ländern lei- chen. der kaputtgeredet worden ist. Aus aktuellem Anlass: Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Der hr hat dank des Rundfunkanstalten (KEF) empfiehlt Engagements des den Ländern, den Rundfunkbeitrag ab DJV aber auch posi- 2021 um 86 Cent auf dann 18,36 Euro tive Schlagzeilen pro Haushalt zu erhöhen. Ist das aus- produziert. Die Be- reichend, um Qualität in den öffentlich- schäftigung gerade rechtlichen Sendern zu finanzieren? von langjährigen Das reicht hinten und vorne nicht. Wes- freien Mitarbeitern halb wir unmittelbar nach Bekanntwer- ist gesichert wor- den der Kalkulation an die Mitglieder den. Wie ist das ge- In der Führungsrolle: Knud Zilian beim Tanz mit des Hessischen Landtags appelliert ha- lungen? der sächsischen Landesvorsitzenden Ine Dippmann ben, ihren Einfluss geltend zu machen, Das ist der Tarif- auf dem Bundesverbandstag. Foto: ala um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gemeinschaft DJV, so auszustatten, dass er seinem vom Verdi und Deut- Bundesverfassungsgericht bestätigten scher Orchestervereinigung zu verdan- oder Kameraleute, deckeln wir diese Auftrag gerecht werden kann. Eine fakti- ken. Letztlich aber der Tatsache, dass Anzahl bewusst nicht. Ihnen stünde ja sche Erhöhung des Beitrags um gerade der DJV zwei KollegInnen bei deren auch der Klageweg offen. mal zwei Cent sichert angesichts der In- Statusklagen unterstützt hat, die sie flation ja noch nicht mal den Bestand. vorm Landesarbeitsgericht gewonnen Mit dem Jungjournalistentag und der haben. An diesem Beispiel wird deut- zweiten Vergabe der „Feder für die Pres- Die KEF hat doch aber 86 Cent ausge- lich, wie wichtig eine Mitgliedschaft im sefreiheit“ hat der DJV Hessen zweimal rechnet, nicht zwei. DJV-Hessen ist, denn ohne unseren über die Branche hinaus auf sich auf- Ja, aber dabei ist zu berücksichtigen, Rechtsschutz hätte das für die beiden merksam gemacht. Werden diese Forma- dass bereits der aktuelle Beitrag von eine teure Angelegenheit mit unsiche- te Fixpunkte im Veranstaltungskalender 17,50 Euro schon lange nicht mehr aus- rem Ausgang werden können. Das LAG bleiben? reicht, um alle Verpflichtungen zu erfül- hat zwei richtungsweisende Urteile ge- Ja, denn beide sind intern wie extern auf len. Und von diesem, im Frühjahr 2015 fällt, auf das sich feste freie Mitarbeiter eine beachtliche Resonanz gestoßen. um 48 Cent verringerten Betrag muss- berufen können. Der Jungjournalistentag war mit über ten auch noch Rückstellungen auf Sperr- Wir sind danach aber nicht in Triumph- 80 Teilnehmern nicht nur quantitativ ein konten gebildet werden, aus denen sich geschrei ausgebrochen, sondern ha- Erfolg – auch wenn sich das nicht unmit- die Anstalten bedienen müssen. Dies, ben konstruktiv einen Weg entwickelt, telbar in neuen Mitgliedschaften nieder- die Umverteilung ans ZDF und den wie wir im Interesse der vielen Freien geschlagen hat. Auch qualitativ waren Deutschlandfunk sowie die Mehrwert- im hr mit dieser grundsätzlichen Ent- die Debatten auf einem bemerkens- steuer-Abgabe hochgerechnet kommen scheidung umgehen. Das Ergebnis sind werten Niveau. Dazu hat neben all den wir heute schon auf einen faktischen Be- zwei neue Verträge zur Sicherung des kompetenten Referenten Tagesthemen- darf von 18,34 Euro. Und für künftig zwei Bestandsschutzes. In der Redaktion Moderator Ingo Zamperoni beigetragen. Cent mehr sollen wir Qualitätsjournalis- werden in den nächsten fünf Jahren 250 Mit seinen Impulsen und Einschätzun- mus liefern und unsere Glaubwürdigkeit Kolleginnen und Kollegen einen festen gen in der Einführung, aber auch mit erhöhen. Das muss und wird zu Lasten Bestandsschutzvertrag erhalten, für die seiner charmanten und unprätentiösen des Programms gehen. Mitarbeiter in der Technik, etwa Cutter Art in den Einzelgesprächen, für die er Seite 10 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien sich viel Zeit genommen hat. Das For- lebendiger werden und mehr Aktivi- nicht viel mehr sind als ein Tropfen auf mat wird 2020 definitiv fortgesetzt. täten entfalten. Umso dankbarer bin den heißen Stein. ich für Vorbilder wie in Frankfurt oder Ingo Zamperoni ist dem DJV Hessen Wiesbaden, wo Ina Knobloch und Syl- Wie stark sind Journalistinnen und Jour- auch über die „Feder für Pressefreiheit“ via Kuck sowohl medienpolitisch wie nalisten in Hessen von öffentlicher Seite verbunden, die am Tag der Pressefreiheit gesellschaftlich attraktive Formate ent- bedrängt worden? Musste der DJV helfen, am 3. Mai zum zweiten Mal verliehen wickeln, zu denen nicht nur prominen- Vorwürfe wie den der Lügenpresse oder worden ist. te Gesprächspartner kommen, sondern der Verbreitung von Fake News abzuweh- Damit senden wir ein wichtiges Signal: auch Mitglieder. ren – wie etwa gegen die AfD Hochtau- nach innen, dass diese Freiheit alles nus? andere als selbstverständlich ist; und Der DJV-Bundesverband ist in diesem Das sind glücklicherweise Einzelfälle ge- nach außen, dass wir uns nicht allein Jahr 70 Jahre alt geworden. Wie definiert blieben. Mein Eindruck ist, dass die Glaub- auf uns und unsere Herausforderungen der hessische Landesfürst das Verhältnis würdigkeit der Medien wieder im Steigen fokussieren. Mit dem freien Journalisten zum Bund? ist. Eine kritischer gewordene Öffentlich- und Blogger Ismail Iskandarani, der in Der Bundesverband ist und bleibt unse- keit glaubt nicht mehr jedem wilden Post Ägypten wegen unliebsamer Bericht- re bedeutsame Dachorganisation. Und in den Social Media, hinterfragt solche erstattung zu zehn Jahren Haft verurteilt die Basis bilden starke Landesverbände, Positionen bewusster, distanziert sich worden ist, rufen wir einen Kollegen die in der Region verankert sind. Von von Hasskommentaren. Die Medien hel- in Erinnerung, der unsere Solidarität dort kommen unsere Mitglieder, dort fen dabei, dies alles einzuordnen. Dieses braucht. Die Vergabe dieser Feder, die müssen wir sie erreichen und betreuen. Angebot wird zunehmend wieder ange- auf eine Initiative unserer nommen und fördert deren Schatzmeisterin Gabi Blum- Glaubwürdigkeit. schein zurückgeht, wird 2020 fortgesetzt. Ingo Zam- Was hat sich der Landesver- peroni wird noch genügend band für 2020 über das Stan- Kollegen vor Augen haben, dardprogramm hinaus vorge- denen dieser Schulterschluss nommen? Hoffnung machen wird. Wir arbeiten an der Umset- zung einer Idee von Mika Mit Mika Beuster, der in Beuster, digital besser er- den Bundesvorstand ge- reichbar zu sein und mehr wählt worden ist, und dem Service anzubieten, etwa Vize-Landesvorsitzenden Jörg mit einer Art virtueller Ge- Steinbach, der seit Anfang schäftsstelle. Es ist gerade der LPR-Versammlung vor- mit Blick auf digital natives steht, hat der Landesverband wichtig, Online-Plattformen dieses Jahr seinen Einfluss an Galant er Gas tgeber : Knud Zilian auf dem stärker zum Dialog mit Mit- medienpolitisch relevanten Jung journalistentag mit Ingo Zamperoni und gliedern zu nutzen. Stellen stärken können. Wie Ministeriumssprecherin Alice Engel. Foto: A. Häsler kann dieser genutzt werden? Ein weiterer Ansatz, um Nachwuchs zu Mit Mika Beuster haben wir gewinnen. Ist der auch analog noch zu den richtigen Mann an der richtigen Stel- In Berlin nimmt der Bundesverband als erreichen? le platziert. Er ist das freundliche Gesicht gefragter und geachteter Gesprächspart- Über solche digitalen Kommunikations- Hessens im Bundesvorstand, ideenreich, ner übergeordnete journalistische Inter- wege und Formate hinaus bleiben per- eloquent und beharrlich. Jörg Steinbach essen wahr. Vor Ort sitzen das Know- sönliche Kontakte das A und O. Das ist kann und wird seinen Einfluss sowie sei- how und die alltägliche Begleitung. nicht antiquiert. Über den Nutzen und ne Erfahrung bei der Gestaltung der Ar- den Mehrwert einer Mitgliedschaft kann beitsbedingungen im privaten Rundfunk Wie steht die Medienszene in Hessen am man immer noch am besten überzeu- geltend machen. Und er wird uns immer Ende dieses Jahres da? Ist es noch attrak- gen, wenn man darüber ins Gespräch wieder daran erinnern, mit der Forderung tiv, für diese journalistisch zu arbeiten? kommt. Wer kann die Vorzüge eines nach einem Sitz für den DJV im Rund- Wir sehen Licht und Schatten, gestie- Verbands besser darstellen, als jemand funkrat des hr nicht locker zu lassen. genen Druck und dennoch motivierte der davon bereits profitiert hat? Wer Kolleginnen und Kollegen. Mein Appell kann den Mehrwert eines kompetenten Auch in manche Ortsverbände ist fri- an die Verleger: Seid auch Verleger und und freundlichen Services durch die Ge- scher Schwung gekommen. Etwa in den nicht renditeverliebte Unternehmer! schäftsstelle oder eines praxisbezogenen mit Abstand größten für Frankfurt, wo Denkt nicht nur an den klassischen Ver- und dazu noch kostenlosen Seminars Umberto Biagioni den Staffelstab an Ina trieb, sondern entwickelt attraktive Pay- plastisch darstellen? Damit können wir Knobloch weitergereicht hat. Wie leben- Modelle für den digitalen Vertrieb! Dann Mitglieder gewinnen und die Zukunft des dig sind die Ortsverbände? braucht es keine Almosen des Staates Verbandes sichern. So mancher Ortsverband könnte noch für die flächendeckende Zustellung, die Die Fragen stellte Andreas Lang. Seite 11 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Neuer Frontmann: Mika Beuster ist als Beisitzer in den Bundesvorstand gewählt worden. Im Hintergrund Geschlossene Reihe: Die Delegierten des DJV Hessen. spricht Gastredner Georg Mascolo. Foto: ala Foto: Wolfgang Minich Neue Töne, neue Gesichter 16 Delegierte aus Hessen bei Bundesverbandstag in Berlin – Mika Beuster überraschend in Bundesvorstand gewählt – Kritische Töne zum Jubiläum Der DJV-Bundesverbands- Aus hessischer Sicht am mussten sich weitere Kan- bleiben. Zu den Aufsehen tag Anfang November war überraschendsten und zu- didaten finden. Beuster, der erregenden zählte das Inter- überraschend anders. Über- gleich erfreulichsten war bereits Vorsitzender des Be- view von Tilo Jung, Blog- raschend meinungsstark, die Wahl von Beisitzer Mika zirksverbands Lahn-Dill und ger und Moderator des mit überraschend selbstkritisch Beuster in den Bundesvor- Beisitzer im Landesvorstand dem Grimme Online Award und mit überraschenden stand. Bei seiner Anreise ist, wurde am Rande der ausgezeichneten Internet- Wahlergebnissen. Damit hatte noch nicht einmal der 70-Jahr-Feier im Roten Rat- Formats „Jung und Naiv“, hat sich die Jahreshaupt- nordhessische Tageszei- haus gut zugeredet, seinen während der Jubiläumsfeier versammlung wohltuend tungsredakteur selbst auf Hut in den Ring zu werfen. im Roten Rathaus. Nachdem emanzipiert von reinen Ak- dem Radar, dass er den Ver- Es hat komfortabel gereicht. der Regierende Bürgermeis- klamationsrunden und Ab- bandstag als Mitglied der Der 40-Jährige ist einer von ter Michael Müller dem DJV stimmungsmarathons, für DJV-Führungsspitze verlas- gleich vier „Neuen“ im Bun- noch höflich, aber nicht un- die sich der Bundesvorstand sen würde. Möglich wurde desvorstand. Dort will er kritisch zum 70. gratuliert in der Vergangenheit reich- dieser „Aufstieg“ durch die sich nun erst mal orientie- hatte, las der Jungjournalist lich Kritik eingehandelt hat. nicht minder überraschende ren und dann konkretisieren, dem Verband die Leviten. Nach der zeitgemäßen Neu- Ablehnung des satzungsver- welchen journalistischen Be- Besonders seine geharnisch- ausrichtung voriges Jahr in ändernden Antrags auf eine reich er schwerpunktmäßig te Kritik an der Öffentlich- Dresden hat auch die Folge- Verkleinerung der Bundes- betreuen will. keitsarbeit und seine un- veranstaltung in der Bundes- spitze von sieben auf fünf verblümte Forderung nach hauptstadt gezeigt, dass der Mitglieder. Diese Personalie sollte nicht personellen Konsequenzen DJV mehr kann als Regula- die einzige Überraschung zog am nächsten Morgen rien und Rituale. Gewissermaßen über Nacht in den drei Sitzungstagen eine unplanmäßige Debatte Seite 12 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien verwahrt und gewehrt. Mit Anträge aus Hessen zog der Landesverband aus taktischen Überlegungen zurück. Erfolg: Nach lebhaften und leidenschaftlichen Redebei- Der Landesverband Hessen stellte 16 der Unmittelbar vor Beginn des Verbandstags trägen können die Mitglie- insgesamt knapp 220 Delegierten, an ihrer hatte der Landesverband auf Wunsch seiner der nun wieder als Fachaus- Spitze Landesvorsitzender Knud Zilian. Im Delegierten zwei Dringlichkeitsanträge schuss tagen und planen. Vorfeld hatten die Hessen zwei Anträge eingereicht. Angenommen wurde die gestellt: einen zu einer ausgewogenen Aufforderung an den Verbandstag, sich Aufmerksamkeit im besten Darstellung aller wesentlichen Standpunkte entschieden zu distanzieren von anhaltenden Sinne erregt haben auch in Mitteilungen des DJV; und einen Schmähungen und Feindseligkeiten des DJV die Bildjournalisten. Mit zur Stärkung des Wissenschafts- und Berlin-Brandenburg. „Dieser stellt sich weit einer cleveren und unkom- Umweltjournalismus‘. Über Ersteren, der abseits des konsensualen Wertekanons.“ plizierten Kampagne ha- in Folge des Umgangs mit dem Video des ben sie auf den Wert ihrer Influencers Rezo entstanden war, wurde Die Dringlichkeit des zweiten Antrags, Arbeit und die Kosten ihrer mit dem erfolgreichen Antrag auf Übergang eine Revision des Berufsbilds nicht im Ausrüstung aufmerksam zur Tagesordnung zwar nicht abgestimmt. Gesamtvorstand, sondern im Plenum zu gemacht. Ihre Botschaft Bundesvorsitzender Frank Überall sicherte besprechen, hatte sich durch den Verlauf der konnten sie in Berlin so aber zu, das generelle Anliegen künftig anschließenden Debatte ebendort erledigt. griffig vermitteln, dass sie „stärker mitzudenken“. Den zweiteren (ala) vor Ort aufgegriffen wer- den soll, kündigten Vertre- ter aus ersten Landesver- bänden an. im Plenum nach sich. So viel sie doch jahrelang für die- Strukturreform von einem Klartext war manchem De- se Aktualisierung gekämpft Fachausschuss zu einer Beschlossen wurde schließ- legierten dann doch zu viel und konnte auf diesem Ver- Kommission ohne eigenes lich auch eine Schnupper- des Kritischen. bandstag nicht nur einen Antragsrecht herabgestuft mitgliedschaft, während Haken hinter ihre Amtszeit worden. Dagegen haben sie der die Vorteile der Ver- Berufsbild neu setzen, sondern auch hinter sich auf dem Verbandstag bandszugehörigkeit her- ihr Projekt. definiert In dem Berufsbild finden Die Erläuterung des Bundes- sich auch die Pressespre- vorsitzenden Frank Überall, cher wieder, über deren Da- warum sich die Organisato- seinsberechtigung im DJV in ren für diese freche Stimme schöner Regelmäßigkeit und entschieden hatten, stimm- kontrovers gestritten wird. te nicht minder nachdenk- Tilo Jung hatte diese Berech- lich: Solche Töne, auch ver- tigung bei seinem Auftritt bandsinterne, hart an der am Vorabend flapsig-zynisch Schmerzgrenze seien gerade in Frage gestellt. Am Morgen in den sozialen Netzwerken danach hatte sich eine Spre- an der Tagesordnung; „die- cherin der nordrhein-westfä- sen Flügel im DJV können lischen Landesregierung im wir nicht wegdiskutieren“. Plenum energisch und emo- tional dagegen verwahrt. Im Ungleich konstruktiver – zu- nun verabschiedeten Leitbild mindest über weite Strecken haben die Öffentlichkeitsar- – verliefen die Debatten zum beiter ihren angestammten traditionell umfangreichen Platz. Antragspaket. Dabei wurde in einem zähen, aber fairen „Jahr der Freien“ Ringen das Berufsbild des Journalisten en détail no- gestartet velliert. Der scheidenden stellvertretenden Bundes- Den haben sich auf ihre vorsitzenden Kathrin Konyen Art auch die Mitglieder er- (Baden-Württemberg) war kämpft, die im DJV auf Chan- nach der finalen Abstim- cengleichheit und Diversität Vorsitzende unter sich: Landesvorsitzender Knud mung die Erleichterung ins achten. Wie die „Europäer“ Zilian gratuliert dem Bundesvorsitzenden Frank Überall zur Wiederwahl. Foto: ala Gesicht geschrieben, hatte sind diese bei der jüngsten Seite 13 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Kolumne ausgestellt werden können. gingen auf – etwa die für Der Bund und die Landes- ein zweites Mandat für die verbände haben sich auf Kassenprüferin, Hessens eine faire Aufteilung des Schatzmeisterin Gabriela stark reduzierten „Jubi- Blumschein. Manche Ab- läumsbeitrags“ von 9,90 läufe sind auch nach dem Euro geeinigt. x-ten Anlauf noch nicht zur Routine geworden, etwa Mit der Übergabe von Staf- die Wahl des Vorsitzenden felstäben an die Landesver- Frank Überall, die aus büro- bände wurde das „Jahr der kratischen Gründen um ein Freien“ ausgerufen. 2020 Haar hätte wiederholt wer- soll mit einem Bündel an den müssen. Aber am Ende Aktionen und Kampagnen wurde auch diese Hürde ge- auf die prekäre Situation der nommen. Und die 70-Jahr- Freien hingewiesen werden. Feier konnte mit einem Und darauf, wie der Journa- ordnungsgemäß berufenen lismus ohne sie aussehen DJV-Chef beginnen. würde – oder eben nicht. Die Feierlaune war gestie- Fazit: Der Verbandstag war gen. Bis der junge Festred- über weite Strecken erfri- ner das Wort ergriff … schend diskussionsfreudig, innovativ und unkonventio- Stimme Hessens: Delegierter Umberto Biagioni bei nell. Nicht alle Rechnungen Andreas Lang der Antragsbegründung. Foto: Wolfgang Minich Geschmeidigen Ton anschlagen Aus dem Seminarangebot des DJV Hessen: hr-Hörfunkjournalist Stefan Pommerenke gibt Tipps, um die eigene Stimme effektvoll zu erheben Den Mund aufmachen – das Seminar „Sprechen im Radio“ ger Stimme oder zu schnel- vorzubereiten hat der Profi ist in manchen Situationen an- des DJV Hessen im Oktober lem Sprechtempo. praktische Tipps der Sprach- gebracht. Doch wie macht man beim Landessportbund in erziehung parat, die er auch sich verständlich? Wie trans- Frankfurt gegeben. Dazu braucht es vielleicht et- nach Jahren der Berufserfah- portiert man die Nachricht so, was Selbstüberwindung und rung noch anwendet: mit der dass sie nicht nur akustisch Pommerenke steht seit über Grenzüberschreitung, etwa Zunge den Mundraum erfor- beim Empfänger ankommt, 20 Jahren vorm Mikrofon. wenn man einem Baum im schen, um sich aufzuwärmen; sondern die Botschaft auch Zunächst bei Radio FFH, Wald eine stimmgewaltige gähnend zu sprechen, um die verstanden wird? Und wie seit 2005 für den Hessischen Liebeserklärung macht oder Stimmbänder zu kräftigen; gibt man seiner Stimme einen Rundfunk. Anfangs als Re- ein Gedicht von Rilke vorm oder schokoladig zu sprechen, so angenehmen Klang, dass gionalkorrespondent, aktuell Spiegel bewusst überbetont. um sich geschmeidiger zu ar- man gerne hin- und zuhört? ist er verantwortlich für den Aber solche Experimente tikulieren. Fragen, die sich besonders redaktionellen Anteil der sind ja Mittel zum Zweck, – aber nicht nur – Radiomo- Frühsendungen von hr1, be- um die Stimme auszureizen. Bei all dem, so bringt Pomme- deratoren stellen müssen. Sie reitet Wortbeiträge vor und Oder um es – wie Pomme- renke immer wieder in Erinne- beschäftigt auch diejenigen, nimmt solche ab. Sprechen renke im Seminar – philoso- rung, geht es darum, dem Zu- die jenseits ihrer klassischen kann man lernen, so sein phischer auszudrücken: um hörer einen Hörgenuss zu (Print-)Produktionen für multi- Credo. Wie in so jeder ande- die Seele aus der Stimme he- bereiten. Die Worte nicht nur mediale Dossiers Beiträge ver- ren Branche auch kann man rauszuhören. zu verstehen, sondern auf sich tonen und etwa online stellen. die Grundvoraussetzung – in wirken zu lassen. Was dem Hilfreiche Tipps auch dafür hat diesem Fall die Artikulation Um die Stimmbänder auf schreibenden Journalisten die Stefan Pommerenke auf dem – trainieren. Auch mit brüchi- ihren Einsatz vorm Mikrofon Wortakrobatik, ist dem spre- Seite 14 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien chenden der Ausdruck, das Timbre. Was sich nicht nur auf den Klang beschränkt, sondern der in der Moderation auch mit überraschenden Begleittö- nen erzeugt werden kann. „Ge- räusche erzeugen Bilder“, weiß die Sprachforschung. Wer der eigenen Stimme Nachdruck verleihen will, kann Hilfsmittel einsetzen, etwa Gegenstände zum Klingen, Rauschen, Vib- rieren bringen. Auch das löst sensorische Erlebnisse und Er- fahrungen beim Zuhörer aus. All das wurde bei dem kurzwei- ligen Seminar in Frankfurt ge- übt, indem die Teilnehmer etwa wort- und klangreich einen Ton läuft: Stefan Pommerenke beim Sprachtraining mit Seminarteilnehmerinnen. Foto: Andreas Lang Locher oder einen Müsliriegel beschreiben sollten. Am Ende haben sie eine kleine Modera- grafie zum Trotz im entschei- Ende des Tages jedenfalls er- deratoren brauchen, sondern tion im virtuellen Nachrichten- denden Moment improvisiert reicht: vertraut zu werden mit auch das Besprechen eines studio gesprochen. Und wa- werden musste, war stillschwei- der eigenen Stimme, Selbst- Podcasts oder die Integra- ren überrascht, wie sicher ihre gend eingepreist. Und, so versi- sicherheit zu entwickeln, die tion einer Audio-Datei in den Stimme klang – trotz des Lam- cherte der Referent, kommt bei richtigen Worte zu finden, Online-Auftritt professiona- penfiebers, das auch in diesem den besten Profis vor. auf den Punkt zu kommen. lisieren – damit die User mit geschützten Rahmen aufkam. Fähigkeiten und Fertigkei- Genuss und mit Gewinn hin- Dass der einstudierten Choreo- Das Ziel des Seminars war am ten, die nicht nur Radiomo- hören. Andreas Lang – Anzeige – Berufsunfähig – es kann jeden treffen! Mit der Berufsunfähigkeitsrente der Presse-Versorgung sichern sich Journalisten zu günstigen Beiträgen gegen finanzielle Risiken ab. fotolia/ivanko80 Sicherheit für Journalisten 0711 2056 244 www.presse-versorgung.de info@presse-versorgung.de Seite 15 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Vielfalt statt Eintönigkeit Bilanz der Seminare des DJV Hessen – Vorschau auf 2020 Bunt gemischt und viele Ideen: 2019 (Eigen-) Vermarktung von Kalendern und fanden 17 Seminare statt, davon zwölf das Schreiben für Zeitschriften, welche vollkommen neue Angebote. Neu waren von PR-Verlagen herausgegeben werden. auch einige Referenten/Referentinnen. Sicher ist, dass es für uns nicht langweilig Das Themenspektrum umfasste u.a. die wird. Radio-Show, Informantenschutz, Filme schneiden und Resilienz-Training. Die Bei der Weiterbildung gibt es das eine Resonanzen waren sehr gut bis gut, mit große Thema nicht mehr, auch nicht Betonung auf sehr gut. die zwei großen Themen. Deshalb bie- ten wir weiterhin verstärkt „Nischen- Die Seminare sind ein Spiegelbild der themen” an. immer vielfältiger und komplizierter werdenden journalistischen Welt Auch 2020 gibt es wieder die „bunte Mi- Will immer mehr Nischen füllen: schung” von Rechtsfragen, Fotowissen, Seminarkoordinator Rolf Skrypzak. Die Selbst-Vermarktung von freien Jour- Radio-Know-how und journalistischen nalistinnen und Journalisten wird immer Konzepten. Unser Angebot ist so viel- minare nicht zu überladen werden, um wichtiger. Außerdem wird zumeist von fältig wie unser Beruf. Zeit für ausführliche Diskussionen zu uns erwartet, ein „Gesamtpaket” zu lie- lassen. Denn das haben die Referenten fern. Fotografieren und Filmen gehört zu Unser Seminarkonzept ist, bei aller in allen Seminaren gelernt: Der persön- den Aufgaben von Printjournalisten prak- Wandlung, weiterhin sehr erfolgreich. liche fachliche Austausch ist für Journa- tisch dazu. Besonders spannend ist, wie Dabei stehen innerhalb der Seminare listinnen/Journalisten entscheidend. sich durch die neue Nachfrage auch neue Beispiele, Übungen und Praxisnähe im Chancen ergeben. Dazu gehört u.a. die Vordergrund. Gleichzeitig dürfen die Se- Rolf Skrypzak „Ich bin etwa neun Jahre lang Mitglied beim DJV Hessen und habe in dieser Zeit einige Seminare besucht. Diese sind für mich in erster Linie Fortbildungen, die ich mir ganz konkret für mein Berufsspektrum aussuchen kann – aber auch Möglichkeiten, mich in neuen Themen fortzubilden und so meine Angebotspalette zu erweitern. Bislang habe ich von jedem Seminar profitieren können. Nicht zu unterschätzen ist auch der Vernetzungsaspekt, wenn man andere Kollegen trifft, von ihren Erfahrungen hört und sich in zwangloser Atmosphäre austauschen kann.“ Anika Fabijanić Seite 16 4/2019
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Stichhaltige Argumente Seit 25 Jahren greift das Tätowiermagazin Trends auf und schaut über die Studios hinaus – Redaktionsteam in Südhessen beheimatet „Vom Untergrund-Heft zum Ma- Nachfrage nach Tätowierungen gazin der Tattoo-Community“ – so in seriösen Settings kein special bringt die Redaktion die Entwick- interest mehr, sondern vielmehr lung des Tätowiermagazins in der general interest. Eine Konsequenz Jubiläumsausgabe auf den Punkt. für die publizistische Begleitung Seit 25 Jahren porträtiert die ge- in diesem Segment: Die Kunden- druckte Ausgabe monatlich auf betreuung, das Marketing, die um die 100, reichlich bebilderten Entwicklung neuer Online-Format Seiten Tattookünstler und ihre viel- nehmen ihn so sehr in Anspruch, seitigen Werke, ordnet traditionelle dass er kaum noch zum Schreiben Motive und Riten indigener Völker kommt. ein, kürt den Nachwuchs-Täto- wierer des Jahres und beobachtet Das muss er gezwungenermaßen die Szene mit ihren maßgeblichen dem Redaktionsteam, federfüh- Events, überwiegend im deutsch- rend Jula Reichard, überlassen, das sprachigen Raum. Zwischen den Monat für Monat Titelgeschichten Drucklegungen wird fortlaufend entwickelt, Tätowierer porträtiert, online und in den social media pu- Mediziner, Ethnologen oder Psy- bliziert, via Instagram, Facebook chologen interviewt, die Herkunft oder Podcasts beispielsweise. Seit drei Jahren Chefredakteur des Tätow ier und Bedeutung indigener Muster magazins: Boris Glatthaar. Foto: ala erläutert, Pro- und Contra-Posi- Im dritten Jahr ist Boris Glatthaar tionen sammelt oder bei Bun- (39) Chefredakteur des Tätowier- destagsabgeordneten zu einem magazins; zwei Jahre länger bereits ver- eingestellt werden musste, blieb Glatthaar Schutz des Berufsbildes nachfragt. Ähnlich antwortet er das zweimonatlich erschei- bei diesem Arbeitgeber und entwickelte wie der Journalist ist der Tätowierer kein ge- nende Schwestermagazin Tattoo Erotica. für ihn digitale Auftritte. schützter Beruf. „Tattoos im Gesicht – vom Beide erscheinen im Huber-Verlag, der in Tabu zum Trend“ oder „Frauen im Tattoo- Mannheim seinen Sitz hat. Nach Verlags- Die widmeten sich – zunächst eher als Business – zwischen Fortschritt und Vor- angaben haben die gedruckten Ausgaben Randerscheinung in der Biker-Szene – Tat- urteil“ sind dann Header, die aus solchen im Schnitt rund 30.500 Leser. Die digitale toos, einem Segment, auf das Glatthaar Recherchen für die Titelseite entstehen. Reichweite via App, Readly und e-Paper sich seit 2015 aber fokussierte. Zunächst wird mit durchschnittlich 3870 Nutzen mit Tattoo Erotica, das von Anfang an „Sie sollen Plädoyers sein für anspruchs- pro Ausgabe gemeldet. Die gesamte Re- den Anspruch ästhetischer Darstellungen volles und qualitätsvolles Tätowieren“, so daktion – neben Glatthaar Redakteurin und professioneller Inszenierungen von Glatthaars Anspruch. Von Blackwork über Jula Reichard und ein Volontär – wohnt in Models erhoben hat. Einen Markt hat die Tribal Ornamentik bis hin zu tierischen Südhessen. Das Team ergänzen zwei Lay- deutsche Ausgabe jedenfalls gefunden. oder floralen Motiven. Hauptsache sie outer, zwei Anzeigenberater, eine Auszu- Und auch international kennt Glatthaar werden sauber und professionell gesto- bildende sowie ein Stab freier Mitarbeiter, keine vergleichbare Publikation. chen. Was in den Anfangsjahren autodi- vor allem Fotografen. daktisch angesetzt wurde, ist heute längst Kein special nicht mehr schmuddelig und dilettantisch, Der „Chef“ hatte bei der Westdeutschen sondern clean und präzise. Auf Grund der Zeitung in Düsseldorf volontiert, ist da- interest mehr gesellschaftlichen Akzeptanz – stimuliert nach mit seinem Wunsch, stärker multi- durch prominente Fußballer und Socie- medial veröffentlichen zu wollen, auf den Im Gegensatz dazu muss sich das Täto- ty-Größen – hat sich in den vergangenen Verlag im Badischen gestoßen, wo er sich wiermagazin im Zeitschriftensegment be- Jahren ein beträchtlicher Markt entwickelt. einen Traum erfüllen und ein special-inte- haupten. Da reicht es nicht, vor 25 Jahren Andererseits tummeln sich dort immer rest-Produkt für Liebhaber von Oldtimern als erstes Journal seiner Art auf den Markt noch eine Menge Quacksalber, die Neu- entwickeln konnte. Der Titel des von ihm gekommen zu sein. Aber es hilft bei der kunden schnell eine Zeichnung minderer entwickelten und gelaunchten Heftes über Bewertung und Einordnung von Trends Qualität unterjubeln wollen, die schnell Oldtimer, Youngtimer und Custom Cars: und Moden. Die gesellschaftliche Einstel- verwischen kann. In der Pionierzeit des Tä- Motor Maniacs – The Authentic Car Ma- lung zu Kunst auf nackter Haut heutzuta- towierens, als erste harte Rocker sich nach gazine. Nachdem dieses aus wirtschaft- ge hat den Avantgardisten Recht gegeben. einschlägigen Erfahrungstrips in den USA lichen Gründen nach gut 20 Ausgaben Heute, so findet der Chefredakteur, ist die zurück in der Heimat Bekenntnisse zu ihren Seite 17 4/2019
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