Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"

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Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
3•2021
               DAS MAGAZIN
               DER AWO BAYERN
               75. Jahrgang des „Helfer“

               DIE AWO IN NIEDER-
               BAYERN / OBERPFALZ

               Interview
               Zum Wohlbefinden
               beitragen.
Weil wir       Familie
eine Familie   Musik verbindet uns.

sind.
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
WIR IN BAYERN                                        WIR IN NIEDERBAYERN UND DER OBERPFALZ
Aus der AWO                                      3   Editorial                                   11
Veranstaltungstipps aus dem Projekt AWO l(i)ebt      Interview mit Küchenchef                   12
Demokratie + WIR verlost drei Festschriften +        Neuwahlen beim Kreisverband Passau         14
Bayerisches Trio für Berlin+ Neuer Landesvorstand    25 Jahre Kindergarten Kunterbunt           19
stellt sich vor + 100-Tage-Bilanz der Doppelspitze
                                                     Im Gespräch mit MdB Florian Pronold        23
Unser Thema: Die AWO – Eine Familie              6   Eine Ära geht zu Ende                      25
Weil wir eine Familie sind + Bundestagswahl          Musik verbindet Familien                   28
2021: Was können Familien erwarten? + Inter-         Kreuzworträtsel/Impressum                  30
view: Familienpolitik als strategisches Thema der
Neuen Rechten + Die mit der Brückenfunktion

Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen der AWO,

weil wir eine Familie sind, lautet das Thema der aktuellen WIR-Ausgabe. Und das aus gleich
drei Gründen: Die AWO ist der Ort für alle, die sich gemeinsam engagieren möchten für eine
Gesellschaft, in der nicht das Ich, sondern das Wir ganz oben steht. Zweitens bietet die AWO
als sozialer Dienstleister eine Menge für die ganze Familie: ob Kita, Ganztagsbetreuung, Fe-
rienangebote, Jugendclubs, Familienberatung und -bildung oder ein breitgefächertes Ange-
bot für Senior*innen. Schließlich setzt die AWO sich auf allen politischen Ebenen dafür ein,
die Lebenssituation von Familien zu verbessern. Wir schauen hin und machen auf Probleme
aufmerksam. Und wir entwickeln Lösungen und Vorschläge, was die Politik tun kann, um
den Alltag von Familien zu erleichtern.

Es ist der perfekte Zeitpunkt, dieses Thema zu setzen. Denn in knapp vier Wochen ist
­Bundestagswahl. Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen gefragt, was Familien von
 ihnen und ihren Parteien erwarten können. Unsere Landesfachreferentin Stephanie Haan stellt
 vor, was wir als bayerische AWO uns von der Politik wünschen. Mit Prof. Dr. Rainer Fretschner
 haben wir darüber gesprochen, warum und wie einige Akteure versuchen, das Rad in der
 Familienpolitik wieder zurückzudrehen. Außerdem stellt die AWO Schulkinderbetreuung Trost-
 berg ihre Arbeit vor. Stellvertretend für viele AWO-Einrichtungen in ganz Bayern.

Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und freuen uns darauf, mit Euch gemeinsam
dafür zu sorgen, dass allen in unserer Gesellschaft wieder bewusster wird, dass wir eine
Familie sind.

Eure

Nicole Schley                                                                    Stefan Wolfshörndl
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Veranstaltungstipps

                                               Foto: AWO Bundesverband
                                                                                        2. Oktober 2021
                                                                                        Lange Nacht der Demokratie

                                                                                                                                          AUS DER AWO
                                                                                        In ganz Bayern findet am 2. Oktober auch
                                                                                        unter Beteiligung einiger AWO-Einrich-
                                                                                        tungen und -Gliederungen die „Lange
AWO-Kampagne zur Bundestagswahl                                                         Nacht der Demokratie“ statt. In München
                                                                                        bietet das AWO l(i)ebt Demokratie-Pro-
Mit Optimismus und Entschlossenheit die Zukunft sozial                                  jektteam zum Beispiel im Riesenrad im
gestalten – das fordert die AWO von der zukünftigen                                     Münchner Werksviertel eine Demokratain-
Bundesregierung. Unter dem Hashtag #DuKannstDas                                         ment-Gondel an – Demokratie trifft auf
läuft seit Anfang Juli 2021 die große Kampagne des                                      Entertainment. Brillieren Sie mit Ihrem
Bundesverbands. Jede Woche widmet sich einem ande-                                      Wissen im Demokratiequiz oder diskutie-
ren Schwerpunktthema, das aus unterschiedlichen                                         ren Sie demokratische Werte während
Perspektiven in einer Vielzahl von Formaten beleuchtet                                  eines Stapelturmspiels! Besonderes High-
wird. Erstmals gibt es einen AWO-Podcast, in dem Prak-                                  light: In einem unterhaltsamen Gedächt­-
tiker*innen aus der Sozialen Arbeit zu Wort kommen.                                     nis­training wird Gedächtnis-Weltmeis-
In den nächsten vier Wochen geht es um ein soziales                                     terin Christiane Stenger Demokratie-
Europa, Antirassismus, Bürgerschaftliches Engagement                                    Wissen so vermitteln, dass Sie sie es
und Demokratie sowie Nachhaltigkeit. Damit möglichst                                    garantiert nie wieder vergessen werden!
viele Menschen von den Forderungen erfahren, teilt
und liket die Beiträge bitte fleißig auf Social Media!                                  20. November 2021
  Weitere Infos zur Kampagne gibt es unter
                                                                                        Online-Fachtag gegen
awo.org/bundestagswahl-2021.                                                            Extremismus
                                                                                        Das Netzwerk der bayerischen „Zusam-
                                                                                        menhalt durch Teilhabe“-Projekte ver­
                                                                                        anstaltet am Samstag, 2­ 0. November
                                                                                        2021, wieder den jährlichen digitalen
Neue Referatsleitung                                                                    Fachtag „Engagement braucht Vielfalt“,
                                                                                        diesmal zum Themenkomplex Extremis-
Seit April 2021 leitet Christa Landsberger das                                          mus. Dabei können sich die Teilneh-
Referat Vorstand, Verbandsarbeit und Grundsatz-                                         mer*innen nach einem einführenden
fragen beim Landesverband. Die Germanistin,                                             Überblicksvortrag in fünf verschiedenen
Politik- und Sozialwissenschaftlerin übernimmt                                          Online-Workshops zu aktuellen Heraus-
gemeinsam mit Pressesprecherin Alexandra                                                forderungen und zu der Frage, wie man
Kournioti auch die WIR-Redaktion von Isabel                                             diesen begegnen kann, weiterbilden.
Krieger, die aufgrund einer neuen beruflichen
Perspek­tive diese Tätigkeit beendet hat.                                                  Die Teilnahme an den Veranstaltungen
                                                                                        steht allen Interessierten offen und ist
Frau Landsberger war zuvor bei der Bayern-                                              kostenlos.
SPD-Landtagsfraktion und beim Paritätischen in
Bayern beschäftigt. „Als Kind des Ruhrgebiets ist                                       Kontakt: AWO Landesverband Bayern e.V.,
mir die AWO von klein auf vertraut. Mein neuer                                          Aktionsbüro Demokratie,
Job ist ein bisschen wie Nach­hausekommen.                                              Edelsbergstraße 10, 80686 München,
Die neue Doppelspitze hat eine Menge vor                                                Telefon 089 / 546754–140,
und ich freue mich darauf, sie dabei zu                                                 zdt@awo-bayern.de,
unterstützen!“                                                                          www.demokratie.awo.org
                                                                         Foto: privat

                                                                                               awodemokratie

                 Christa Landsberger

                                                                                                   WIR • Das Magazin der AWO Bayern   3
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Bayerisches Trio für Berlin
                                                          DIE „WIR-REDAKTION“                    Sie wird als die erste Präsidentin in die
                                                                                                 Geschichte der Arbeiterwohlfahrt eingehen:
                                                          Sie haben Anregungen, Lob oder         Kathrin Sonnenholzner, ehemalige SPD-
                                                          Kritik? Ihre Anmerkungen zum           Landtagsabgeordnete und bis April 2021
                                                          aktuellen Heft nehmen wir gerne auf.   stellvertretende AWO-Landesvorsitzende. Die
                                                          Sie erreichen uns hier:                65-jährige Ärztin und der SPD-Bundestags-
                                                                                                 abgeordnete Michael Groß sind die neuen
AUS DER AWO

                                                          Arbeiterwohlfahrt                      Präsidiumsvorsitzenden des AWO-Bundes-
                                                          Landesverband Bayern e.V.              verbands. Stefan Wolfshörndl, Bürgermeister
                                                          Edelsbergstraße 10, 80686 München      von Gerbrunn und AWO-Co-Landesvorsitzen-
                                                          Telefon 089 546754–0                   der, wurde zum stellvertretenden Präsidiums-
                                                          redaktion@awo-bayern.de                vorsitzenden gewählt. Für eine dritte Periode
                                                                                                 haben die Delegierten Karin Hirschbeck als
                                                                                                 Präsidiumsmitglied bestätigt. Die Juristin
                                                                                                 ist auch Vorsitzende des Fürther AWO-Kreis-
                                                                                                 verbands.

                                                                                                 Kathrin Sonnenholzner, Stefan Wolfshörndl,
                                                                                                 Karin Hirschbeck (von oben nach unten)
              Foto: Gebr. Geiselberger GmbH

                                                                                                 Stellvertretende Landes­
                                                                                                 vorsitzende stellen sich vor
                                                                                                 Name: Bernhard Feuerecker
                                                                                                 Alter: 52 Jahre
                                                                                                 Beruf: Architekt
                                                                                                 Ziele für die Vorstandsarbeit:
                                              WIR verlost drei Festschriften                     Verbundenheit untereinander und zur
                                                                                                 AWO durch Aufgeschlossenheit und Ver-
                                              Sie ist ein Geschenk der AWO in Bayern an alle,    trauen fördern; Verlässlichkeit bieten, wirt-
                                              die für ein soziales Bayern einstehen: die Fest-   schaftliche Konsolidierung weiterführen.
                                              schrift zum 100. Geburtstag. 25 Autor*innen        Hobbys: Schreinern, Gartenarbeit
                                              geben Antworten auf aktuelle Herausforde-
                                              rungen für die Wohlfahrtspflege – vom sozial-      Name: Brigitte Helga Protschka
                                              politischen Auftrag über die Modernisierung        Alter: 62 Jahre
                                              des Mitgliederverbandes, von Nachhaltigkeit        Beruf: Bankkauffrau, selbständige
                                              und Digitalisierung bis hin zu den Wirkungen       Unternehmerin
                                              der Corona-Krise. Für die historische Perspek-     Ziele für die Vorstandsarbeit:
                                              tive bürgt Mitherausgeber Professor Hermann        Nachhaltigkeit in allen Bereichen der
                                              Rumschöttel, langjähriger Generaldirektor der      Verbandsarbeit verankern, Gleichstellungs-
                                              Staatlichen Archive Bayerns.                       arbeit, Aufwertung der Pflegeberufe.
                                                                                                                                                 v.o. Fotos: privat/AWO

                                                                                                 Hobbys: Naturschutz, Pflege meiner
                                                Teilnahme an der Verlosung per Mail mit          Streuobstwiese, Lesen und Kochen
                                              Namen und Anschrift an petra.dreher@
                                              awo-bayern.de oder per Postkarte an den            Name: Rudolf Schober
                                              AWO Landesverband, Edelsbergstraße 10,             Alter: 72 Jahre
                                              80686 München. Stichwort „100 Jahre                Beruf: Rentner, zuvor Jurist
                                              AWO Bayern“.                                       Ziele für die Vorstandsarbeit:
                                                                                                 Neue Mitglieder mit zeitgemäßen
                                                 Das Buch kann auch online unter                 Angeboten gewinnen, die AWO wieder
                                              verlag.geiselberger.de bestellt werden             zu einer politischen Akteurin machen.
                                                                                                 Hobbys: Relaxen, Reisen, Lesen,
                                                                                                 vorzugsweise Krimis

                                              4   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Foto: AWO Bayern
„Geteiltes Leid
ist halbes Leid
und geteilte
Freude doppelte

                                                                                                                                                   AUS DER AWO
Freude“
Die AWO-Doppelspitze ist seit über 100 Tagen im Amt.
Für die WIR hat sie eine erste Bilanz gezogen.
                                                                                       Nur wenige Termine konnten bisher in
Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse und Begegnungen                                Präsenz stattfinden wie der Austausch
in den ersten 100 Tagen als AWO-Doppelspitze?                                          der AWO-Landesvorsitzenden mit
Nicole Schley: Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Unmit­                              Landes­geschäftsführer Andreas Czerny
telbar nach der Landeskonferenz hatten wir schon die                                   in München.
ersten Termine und Veranstaltungen – leider überwie-
gend online. Wichtig war uns ein schnelles Treffen des
engeren Landesvorstands und ein schnelles Kennenlernen
des Teams der Landesgeschäftsstelle, was leider bis auf         Wie gestaltet sich die Arbeit in einer Doppelspitze?
Gespräche im kleinen Führungskreis bisher nur virtuell          Nicole Schley: Wir arbeiten als Doppelspitze sehr gut
möglich war.                                                    zusammen. Das Zwischenmenschliche passt, wir tauschen
                                                                uns über alle möglichen Kommunikationswege aus, infor-
Die anderen bayerischen Wohlfahrtsverbände haben uns            mieren uns gegenseitig über unsere Schwerpunktbereiche
„mit offenen Armen“ begrüßt. Es fanden bereits Spitzen-         und sprechen uns regelmäßig mit dem Landesgeschäfts-
gespräche mit Bayerischem Bezirketag und Bayerischem            führer und dem Vorstand ab. Und wie es im Leben so
Landkreistag statt. Auch mit der Landespolitik sind wir in      ist – geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude
Kontakt getreten, zum einen bei Video-Konferenzen, wie          doppelte Freude.
mit der Sozialministerin sowie dem Gesundheitsminister
und Verbänden wie dem BUND und der KAB, zum anderen             Ist das Amt so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
mit unserem neuen Format „Walk & Talk“ – bei einem              Stefan Wolfshörndl: Ob man das nach 100 Tagen schon
Spaziergang mit Politiker*innen einfach locker über             sagen kann? Wir glauben es nicht. „Unsere“ AWO-Familie
soziale Themen reden. Diesen Austausch bieten wir übri-         in Bayern kennen wir ja schon gut durch unsere Tätigkeit
gens auch den AWO-Gliederungen an. Denn die Vernet-             auf Bezirksebene. Die Vielzahl von neuen Kontakten und
zung innerhalb des Verbandes ist uns ein ebenso großes          Terminen benötigt allerdings viel vorbereitende interne
Anliegen wie die externen Kontakte.                             Abstimmung. Und auch sich im doch sehr weiten Feld
                                                                der sozialen Arbeit in Bayern zurecht zu finden, ist eine
Wo sehen Sie jeweils die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit?   Herausforderung. Dank der tollen Unterstützung und
Stefan Wolfshörndl: Zum einen teilen wir uns die Termine        der fachlichen Begleitung unseres Teams in der Landes-
regional auf – Nicole ist für Südbayern und ich bin für         geschäftsstelle gelingt es uns gut, das alles zu meistern.
Nordbayern zuständig. Inhaltlich kümmert sich Nicole um         Jedenfalls sind wir voller Optimismus unterwegs und
den großen Bereich Familie, von Kindern und Jugendli-           erleben viel Zustimmung – und auch Neugierde, wer wir
chen über Gleichstellung bis hin zu Senior*innen. Ein           sind und wie wir so ticken – auch außerhalb der AWO.
besonderer Schwerpunkt ist das Thema Armut und die
große Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaf-              Bei Interesse an einem Walk & Talk mit der neuen
fen. Ich bin für die Pflege zuständig: Wie sichern wir          Doppelspitze können AWO-Gliederungen sich gerne bei
eine menschenwürdige Pflege in Zeiten des Fachkräfte-           Petra Dreher melden: petra.dreher@awo-bayern.de,
mangels und demografischen Wandels? Weitere große               089 / 54 67 54 – 114
Themen sind Digitalisierung, Demokratie und die
Zukunft des Sozialstaats.

                                                                                                            WIR • Das Magazin der AWO Bayern   5
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Weil wir eine
DIE AWO – EINE FAMILIE

                         Familie sind
                         Familie ist dort, wo generationenübergreifende Gemein­
                         schaften „dauerhaft füreinander Verantwor­tung über-
                         nehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken.“ So
????????

                         formuliert es die AWO in ihrem Grundsatzprogramm und
                         trägt damit der gesellschaftlichen Realität Rechnung.

                         Text: Stephanie Haan, Referentin Kinder- und
                         Jugendhilfe des AWO-Landesverbands

                         Familie ist nicht nur Vater-Mutter-Kind(er), sondern es
                         gibt vielfältige Formen des Zusammenlebens: Familien
                         mit alleinerziehenden Elternteilen, gleichgeschlecht-
                         lichen Elternpaaren oder Patchwork-Konstellationen.       Familien brauchen passende Bedingungen,

                                                                                                                                               Foto: AdobeStock
                         Doch in unserer Gesellschaft herrscht noch immer eine     um ihren Alltag zu meistern
                         deutliche Schieflage. Nicht allen Familienmodellen        Familien stehen vor vielfältigen Aufgaben: Um das Fami-
                         und -mitgliedern werden politisch gleichberechtigte       lieneinkommen zu sichern, benötigen sie Lösungen zur
                         Chancen zuerkannt. Verschärft und verstärkt sichtbar      Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eltern tragen die
                         wurde dieser Missstand während der Corona-Pandemie.       Verantwortung für das gute Aufwachsen und eine quali-
                         Die Bundestagswahl bietet die Chance für einen            tätsvolle Bildung ihrer Kinder. Auch die Pflege von Ange-
                         politischen Richtungswechsel. Aus Sicht der AWO ist       hörigen gehört in vielen Familien zum Alltag.
                         ein solcher gerade auch in der Familienpolitik nötig.
                                                                                   Damit Familien diese Herausforderungen meistern, dabei
                                                                                   selbstbestimmt leben und füreinander da sein können,
                                                                                   ist es Aufgabe von Politik, hierfür passende Bedingungen
                                                                                   zu schaffen.

                                                                                   Ein Steuersystem für alle Familienmodelle
                                                                                   Nach wie vor begünstigt der Staat durch das Ehegatten-
                                                                                   splitting die klassische Ehe, obgleich der Anteil der
                                                                                   Alleinerziehenden wächst und inzwischen zahlreiche
                                                                                   Paare auch ohne Trauschein zusammenleben. Vor allem
                                                                                   für die Ehefrauen kann sich dies im Alter negativ aus-
                                                                                   wirken. Die AWO fordert eine Reform des Steuersystems,
                                                                                   von der alle Familienmodelle profitieren und die Eltern-
                                                                                   teile gleichermaßen absichert. Einsparungen aus dem
                                                                                   Wegfall des Ehegattensplittings müssten dabei direkt
                                                                                   den Familien zugutekommen.

                                                                                   Vorfahrt für partnerschaftliche Arbeitsteilung
                                                                                   Wir brauchen familienpolitische Maßnahmen, die eine
                                                                                   gleichberechtigte Rollenverteilung fördern. Dass beson-
                                                                                   ders Mütter während der Corona-Pandemie die zusätz-
                                                                                   liche Sorgearbeit und die Begleitung des Homeschoolings
                                                                                   übernahmen, zeigt, wie gewonnene Errungenschaften
  Foto: shutterstock

                                                                                   rasch wieder rückgängig gemacht sind. Oder dass wir
                                                                                   noch gar nicht so weit sind, wie wir vielleicht dachten.
                                                                                   Damit sich Väter verstärkt zu Hause einbringen können,
                                                                                   muss eine familienfreundliche Personalpolitik in

                         6   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Bundestagswahl 2021
                                                             Was können Familien

                                                                                                                                DIE AWO – EINE FAMILIE
                                                             erwarten?
Unternehmen politisch vehement eingefordert werden.          Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen aller
Übrigens ein Wunsch, den viele Väter haben. Die gleich-      demokratischen Parteien, die in Bundes- und/oder
berechtigte Aufteilung der Elternzeitmonate darf Arbeit-     Landtag vertreten sind, gefragt, was sie von drei familien-
nehmenden beruflich nicht schaden und sollte durch           politischen Maßnahmen halten. Unser Votum ist klar:
mehr nicht übertragbare Partnermonate sowie eine             Kindergrundsicherung einführen, Ehegattensplitting
höhere Lohnersatzrate für Geringverdiener*innen attrak­      abschaffen und eine bezahlte Auszeit vom Beruf

                                                                                                                                ????????
tiver gemacht werden. Und last but not least: Typische       für pflegende Angehörige ermöglichen. Hier sind die
„Frauenberufe“, wie im Sozial- und Gesundheitswesen,         Antworten der Parteien:
müssen besser bezahlt werden. Denn dann ist es nicht
mehr logisch, wenn Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren           negative Position
und Männer für das Familien­einkommen sorgen.                   positive Position
                                                                neutrale Position
Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei der Pflege
von Angehörigen
In Bayern wird fast jede*r zweite Pflegebedürftige
                                                                      ND-
von einem*r Angehörigen betreut. Auch die Pflege von        KINDERGRU
                                                            SICHERUNG
Angehörigen ist häufig Frauensache. Das darf keine
beruflichen Nachteile und Verdienstausfälle mit sich
bringen. Es braucht einen Rechtsanspruch auf fami­-
liäre Pflege, realisiert etwa über einen staatlich finan-        CSU Wir bekennen uns klar zur Unterstützung
zierten Lohnersatz für pflegende Angehörige analog           von Kindern aus einkommensschwachen Familien
dem Elterngeld.                                              mit Kinderzuschlag, Bildungs- und Teilhabepaket
                                                             und dem Schulstarterpaket. Zudem wollen wir das
Die häufig Vergessenen: Kinder und Jugendliche               Kindergeld weiter erhöhen.
Familienpolitik muss nach den Monaten der Pandemie
verstärkt auch die Kinder und Jugendlichen in den Blick          FDP Wir wollen ein Kinderchancengeld, das finan-
nehmen. Die nun bereitgestellten Aufholmaßnahmen             zielle Unterstützung aber vor allem konkrete Bildungs-
dürfen keine kurzfristigen Wahlkampfgeschenke sein,          und Teilhabe-Leistungen bietet. Es garantiert einfa-
sondern müssen langfristig greifen und Kinder und Jugend-    chen, digitalen Zugang und echte Aufstiegschancen.
liche ganzheitlich in den Blick nehmen. Psychische und
physische Gesundheit gehören hier ebenso dazu wie                 FREIE WÄHLER Die Grundsicherung muss so ge-
(digitale) Teilhabechancen und die Garantie auf einen        staltet werden, dass den Bedürfnissen der Kinder
Ausbildungsplatz.                                            Rechnung getragen wird und dass ihnen volle Teil-
                                                             habemöglichkeiten und gleiche Bildungschancen
Damit endlich weniger Kinder in Deutschland in Armuts-       gegeben werden.
lagen aufwachsen, ist die Einführung einer einkom-
mensabhängigen Kindergrundsicherung unerlässlich.                 GRÜNE Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst
Eine unbürokratische, gerechte und weniger diskrimi-         in Armut auf. Mit der Kindergrundsicherung wollen
nierende Inanspruchnahme von Leistungen könnte               wir allen Kindern faire Chancen geben und dort ent-
hierdurch eingeführt werden.                                 lasten, wo es besonders gebraucht wird – ohne kom-
                                                             plizierte Antragsverfahren.
Gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft notwendig                                           LINKE Kinderarmut muss der Vergangenheit ange-
Wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an            hören! Dafür erhöhen wir das Kindergeld auf 328 Euro
einem Strang ziehen, können sozial gerechte und zeit-        pro Monat und führen einen unbürokratischen Zuschlag
gemäße Bedingungen für Familien geschaffen werden.           von bis zu 302 Euro für Kinder aus armen Familien ein.
Hierfür setzt sich die AWO politisch sowie mit ihren
Angeboten und Diensten – beispielsweise Familien-                SPD Höheres einkommensabhängiges Kindergeld
stützpunkten – ein.                                          über 500 Euro monatlich plus bessere soziale Teilhabe
                                                             durch zum Beispiel beitragsfreie Kitas, ein Ganztagsan-
                                                             gebot für Schulkinder, kostenlosen ÖPNV und so weiter.

                                                                                         WIR • Das Magazin der AWO Bayern   7
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
DIE AWO – EINE FAMILIE

                                                                                                                                 R
                                                                                              R U F L I C H E  AUSZEIT FÜ
                                                                                          B E
                               E H E G AT T E N
                                                -
                                                                                                      N  D E  A  N G E HÖRIGE MIT
                                                                                          PFLEGE
                               SPLITTING
                                                                                              A A T L I C H  F I N A N Z I E RT E M
                                                                                           ST
                              CSU Wir halten am Ehegattensplitting fest und stre-          L O H N E R S AT Z
????????

                         ben den Einstieg in ein Kindersplitting an. Gleichzeitig
                         wollen wir Alleinerziehende entlasten und den Entlas-
                         tungsbetrag auf 5.000 Euro anheben.
                                                                                          CSU Wir halten an der von uns umgesetzten sechs­
                             FDP Am Splittingverfahren für Ehe- und Lebenspart-       monatigen Pflegezeit fest. Darüber hinaus haben wir
                         nerschaften halten wir fest. Mit höheren Freibeträgen        das Pflegeunterstützungsgeld in Höhe von 90 Prozent
                         und einer Reform der Einkommensteuer wollen wir die          des Nettoentgelts eingeführt und damit die Bedingun-
                         Menschen insgesamt stärker ent- statt belasten.              gen für Pflegende deutlich verbessert.

                              FREIE WÄHLER Wir sind für den Erhalt des Ehegatten-          FDP Wir wollen ein Freiraumkonto für zusätzliche
                         Splittings. Wir wollen jedoch besonders Familien durch       Freistellungen zu den bestehenden Pflegezeitangeboten,
                         eine neue Steuerklasse „Familie“ und kurzfristig durch       bei dem man individuell Rücklagen bilden kann aus
                         Aufstockung der steuerlichen Freibeträge entlasten.          Einkommen, Boni, Überstunden und Urlaubstagen.

                             GRÜNE Das Ehegattensplitting fördert nicht Familien,         FREIE WÄHLER Für Familienangehörige muss mehr

                                                                                                                                                     Fotos: Parteien, Stefan Kaminski (C. Roth), CSU im Bundestag/Alexander Zilbner (A. Dobrindt)
                         sondern ein bestimmtes Lebensmodell. Familie ist, wo Kin-    unbürokratische und individuelle Hilfe abrufbar werden,
                         der sind oder gepflegt wird – unabhängig vom Trauschein.     ebenso sind eine finanzielle Entschädigung und die
                         Wir wollen ein Steuerrecht, das alle Familien unterstützt.   Anerkennung der Pflegezeit bei der Altersrente erfor­
                                                                                      derlich.
                              LINKE DIE LINKE will geschlechtergerechte Steuermo-
                         delle für alle Lebensgemeinschaften mit Kindern. Denn            GRÜNE Verantwortung zu übernehmen für Angehörige,
                         das Ehegattensplitting bevorteilt seit 1958 nur Eheschlie-   Nachbar*innen oder Freund*innen, verdient Unterstützung.
                         ßung und benachteiligt Frauen im Beruf.                      Ähnlich wie beim Elterngeld wollen wir einen Teil- oder
                                                                                      Vollausstieg finanziell abfedern – mit der PflegeZeit Plus.
                             SPD Steuervorteil bildet gesellschaftliche Realität
                         nicht mehr ab, da es vor allem Alleinverdiener-Ehepaare          LINKE Wir fordern bei privater Pflege den vollen arbeit-
                         mit hohem Einkommen unabhängig von der Kinderzahl            geber- und steuerfinanzierten Lohnausgleich. Grund-
                         begünstigt. Das werden wir für neu geschlossene Ehen         sätzlich muss die solidarische Pflege-Vollversicherung
                         ändern und ein Wahlrecht für bestehende Ehen einführen.      kommen, um Millionen Angehörige zu entlasten.

                                                                                          SPD Wir wollen 15 Monate Anspruch auf Lohnersatz bei
                                                                                      einer Arbeitszeitreduzierung für jeden nahen Angehörigen
    Die bayerischen Spitzenkandidat*innen:                                            ab Pflegegrad 2, auf mehrere Pflegepersonen aufteilbar
    Alexander Dobrindt (CSU), Daniel Föst (FDP),                                      mit einer Mindestarbeitszeit von 15 bis 20 Stunden.
    Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Claudia Roth
    (Grüne), Nicole Gohlke (Linke), Uli Grötsch (SPD)

                         8   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
Prof. Dr. Rainer Fretschner (51)

                                                                                    Foto: privat
                                                                                                       lehrt Soziale Arbeit an der ASH
INTERVIEW                                                                                              Berlin. Mit der Ideologie und den

Familienpolitik als
                                                                                                       Strategien der Neuen Rechten

                                                                                                                                                  DIE AWO – EINE FAMILIE
                                                                                                       setzt er sich verstärkt auseinander,
                                                                                                       seit ein Nazi-Kader bei ihm als

strategisches Thema                                                                                    Student auftauchte, damals noch
                                                                                                       an der FH Kiel.

der Neuen Rechten
Interview: Christa Landsberger

                                                                                                                                                  ????????
Vater, Mutter und zwei Kinder – Das       Die Familienpolitik ist eine Klammer,
war lange Zeit das Idealbild einer        die alle drei zusammenhält. Die Vor-
Familie. Was hat sich verändert?          stellung einer homogenen Volksge-
Gar nicht so viel. Immerhin 70 Prozent    meinschaft baut auf der bürgerlichen
leben nach wie vor in einer bürgerli-     Kleinfamilie als Keimzelle auf. Der
chen Kleinfamilie. Aber die Familien-     Neoliberalismus setzt auf unbezahlte
konzepte haben sich ausdifferenziert.     Carearbeit in der Familie. Und der
Es gibt Stieffamilien, Pflegefamilien,    christliche Fundamentalismus sieht                       zipatorisch empfinden, auf frucht-
Patchwork- und Regenbogenfamilien.        die heilige Familie als Vorbild für das                  baren Boden. Viele haben sich dem
Und immer mehr Alleinerziehende.          Zusammenleben. So unterschiedlich                        Thema Emanzipation verschrieben
Auch die bürgerliche Kleinfamilie         diese Strömungen sind, können sie                        und leben das in ihren Partner-
wird unterschiedlich ausbuchstabiert.     sich auf zwei Dinge einigen: auf ein                     schaften. Bis das erste Kind kommt.
Das Golden Age of Marriage der Nach-      traditionelles Familienbild und auf                      Dann rutschen auch diese Paare
kriegszeit ist vorbei, wenn man sich      antimuslimischen Rassismus.                              wieder in ein traditionelles Familien-
die Scheidungsraten anschaut. Kon-                                                                 bild. Aber nicht, weil sie nicht mehr
zepte wie serielle Monogamie, pluri-      Welche Agenda verfolgen diese Kräfte?                    an den Wert der Emanzipation glau-
lokale Familien, also getrenntlebende     Was treibt sie an?                                       ben, sondern weil der Arbeitsmarkt,
Eltern, die sich das Sorgerecht teilen,   Die Neue Rechte nutzt das Thema                          die Form der sozialen Sicherung und
oder auch Lebensgemeinschaften            Familienpolitik strategisch, um ihre                     vieles andere auf dem Modell des
verbreiten sich.                          eigentlichen Ziele durchzusetzen. Das                    männlichen Alleinernährers und der
                                          Thema ist sehr anschlussfähig, bis                       Frau, die zuständig für Kinder und
Die gesellschaftliche Realität ist also   in die Mitte der Gesellschaft. Gerade                    Haushalt ist, aufbaut. Damit wird
bunter und vielfältiger geworden. Ist     in Krisenzeiten, wie jetzt während                       die rechte Ideologie der traditionel-
das allgemein akzeptiert oder gibt es     Corona, können sich viele dem tra-                       len Familie und des Antifeminismus
noch eine Norm, in welcher Form           ditionellen Rollenverständnis an-                        anschlussfähig für bürgerliche oder
Menschen zusammenleben sollten?           schließen, die mit der Ideologie der                     sogar linksliberale Personen, die ei-
Die Norm der bürgerlichen Kleinfa-        Neuen Rechten nichts zu tun haben.                       gentlich ganz anders leben wollen.
milie gibt es nach wie vor. Das liegt     Weil das Bild der Kleinfamilie Si-
auch an der Art, wie wir wirtschaften,    cherheit verspricht. Und es lässt sich                   Was kann man tun, um dem Rollback
wie wir Arbeits- und Familienleben        wunderbar emotionalisieren. Wir                          etwas entgegenzusetzen?
organisieren. Und es gibt eine Bewe-      alle kennen Familie, haben unsere                        Die vielfältigen Formen des Zusam-
gung, die das Modell wieder zur allei-    Erfahrungen und Vorstellungen.                           menlebens sichtbar machen. Dass
nigen Norm erheben will. Diese Bewe-      Wenn so etwas wie Sexualpädagogik                        es nicht nur das eine Modell gibt –
gung kennzeichnet auch ein starker        hinzukommt, lässt sich das Thema                         im Übrigen selbst bei Spitzenpersonal
Antifeminismus und Homophobie.            zusätzlich skandalisieren. Nicht zu-                     der Neuen Rechten. Und die Rahmen-
                                          letzt geht es auch darum, Besitz-                        bedingungen verändern. Es gibt
Was sind das für Akteur*innen, die        stände zu wahren. Deswegen ko-                           gute Versuche der Politik wie Eltern-
eine Rolle rückwärts im Familien- und     chen die Emotionen häufig hoch.                          zeit für Väter. Aber die Versuche schei-
Genderdiskurs anstreben?                                                                           ten an der ökonomischen Realität.
Sie kommen vor allem aus der so           Ist es also ein Kalkül der Neuen Rech-                   Daran, dass Männer nach wie vor
genannten Neuen Rechten. Die Neue         ten, mit diesem Thema in die bürger-                     mehr verdienen als Frauen. Dass
Rechte besteht aus drei Strömungen:       liche Mitte vorzudringen?                                der Wiedereinstieg für Frauen nach
völkisch-nationalistisch, neoliberal      Ja, das glaube ich. Es fällt auch bei                    der Elternzeit häufig noch schwierig
und christlich-fundamentalistisch.        Leuten, die sich eigentlich als eman-                    ist. Hier müssen wir ansetzen.

                                                                                                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   9
Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
In Trostberg wird Gestalten
                                                                                                                                                    an der frischen Luft großgeschrieben.
DIE AWO – EINE FAMILIE

                                                                                                                                                    ihr Team unterschiedliche Familien-
                                                                                                                                                    bildungsangebote. Dazu gehören Näh-
                                                                                                                                                    kurse, Kinobesuche, offenes Mutter-

                                                                                                         Foto: AWO-Schulkinderbetreuung Trostberg
                                                                                                                                                    Kind-Café, Vater-Kind-Wochenende
                                                                                                                                                    oder Fachvorträge wie „Kinder erziehen
                                                                                                                                                    und trotzdem chillen“ oder „Kinder
                                                                                                                                                    brauchen Grenzen – Eltern auch“ –
                                                                                                                                                    was immer Familien stützt.
????????

                                                                                                                                                    Brückenfunktion in die Regeldienste
                                                                                                                                                    Darüber hinaus hat der Familienstütz-
                                                                                                                                                    punkt auch eine Brückenfunktion:
                                                                                                                                                    Muthmann und ihr Team kennen die
                                                                                                                                                    Familien und die Herausforderungen,
                                                                                                                                                    vor denen diese stehen, begreifen

                         Die mit der                                                                                                                sich als niedrigschwelliges Angebot,
                                                                                                                                                    das Kontakt zu Regeldiensten wie

                         Brückenfunktion
                                                                                                                                                    Erziehungsberatungsstelle oder
                                                                                                                                                    Frauenhaus herstellt. Auch mit Ver-
                                                                                                                                                    einen besteht enger Austausch, denn
                                                                                                                                                    „uns interessiert natürlich auch,
                         Text: Alexandra Kournioti                                                                                                  was mit den Kindern nach 17.15
                                                                                                                                                    Uhr und am Wochenende passiert“.
                         Im Fachdienstraum steht ein Keyboard       sich, nicht nur wegen der räumlichen
                         und eines Tages fragte eine Sechst-        Nähe, „sondern auch weil die Kinder                                             Manchmal sind die Anliegen der Rat-
                         klässlerin Gabi Muthmann, Leiterin         nicht in jedem Angebot mit neuen Be-                                            suchenden gleich zu beantworten,
                         der AWO-Schulkinderbetreuung in            zugspersonen konfrontiert werden, wir                                           wie das nach der nächstgelegenen
                         Trostberg, ob sie auf dem Ins­trument      arbeiten einrichtungsübergreifend“.                                             Krabbelgruppe. Oft ist Muthmanns
                         spielen dürfe. Durfte sie und kaum                                                                                         Vermittlung komplexer und erfordert
                         war die erste Melodie verklungen,          165 Kinder, zehn Nationalitäten                                                 Feingefühl, wie im Fall einer allein-
                         fragte Muthmann die Schülerin, wo          Aktuell werden 165 Kinder im Alter von                                          erziehenden Mutter, die ihr Kind
                         sie so gut zu musizieren gelernt habe.     sechs bis zwölf Jahren aus insgesamt                                            nicht im Hort anmelden wollte, weil
                         Das habe sie sich selbst beigebracht,      zehn Nationalitäten betreut; jedes                                              sie fürchtete, Gebühren nicht zahlen
                         lautete die Antwort. „Für mich war         dritte Kind hat einen Migrationshinter-                                         zu können. Muthmann unterstützte
                         klar, so ein Talent muss gefördert         grund und jedes einzelne hat ein Mit-                                           die Frau, die Kostenübernahme beim
                         werden. Also habe ich die Musikschule      spracherecht. „Partizipation wird bei                                           zuständigen Amt zu beantragen.
                         kontaktiert“, erzählt Muthmann. Dort       uns großgeschrieben“, sagt Muth-
                         erhielt das Mädchen vier Jahre Klavier-    mann. Vor allem in der Kinderkonfe-                                             Dass das Verhältnis zu den Kindern,
                         unterricht, finanziert von einer Privat-   renz können die Minderjährigen ihre                                             die oft über Jahre die Angebote wahr-
                         person. „Schülerin und Förderer            Ideen vorstellen. Oft werden solche,                                            nehmen, ein enges ist, liegt auf der
                         waren beide glücklich“, erinnert           die die Mehrheit überzeugen, reali-                                             Hand. Nicht selten überdauert es die
                         sich die Pädagogin.                        siert, beispielsweise Hochbeete und                                             Schulzeit. „Wenn ehemalige Kinder
                                                                    eine Hütte. „Unser Anliegen ist es,                                             zu uns kommen, um uns ihre erste
                         Einrichtungsübergreifendes Arbeiten        die Kinder auch in Bereichen zu stär-                                           Freundin vorzustellen oder ihren
                         Beispiele wie diese kennt Muthmann         ken, die über die Schule hinausgehen.                                           Führerschein zu zeigen, dann ist die
                         viele. Bei der Trostberger Schulkinder-    Sportlich, musikalisch und handwerk-                                            Freude riesengroß“, sagt Muthmann
                         betreuung handelt es sich um eine          lich zum Beispiel“, sagt Muthmann.                                              und ergänzt lachend: „Manchmal
                         besondere Einrichtung, denn sie ver-                                                                                       erzählen sie auch, was sie früher al-
                         eint unter einem Dach mehrere Ange-        Anlaufstelle für die ganze Familie                                              les angestellt haben.“ Was das war,
                         bote: offene Ganztagsschule, integra-      Bei alledem sei es wichtig, jedes Kind                                          verrät sie natürlich nicht.
                         tiven Kinderhort, Schulbegleitung,         dort abzuholen, wo es steht, und die
                         Mittagsbetreuung und Familienstütz-        Angehörigen miteinzubeziehen. Damit                                               schulkinderbetreuung@
                         punkt. Das bringe viele Vorteile mit       das gelingt, gestalten Muthmann und                                             awo-trostberg.de

                         10   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO IN                                      Entsprechende Kontoverbindungen finden

                                                                                                                     AUS DEM BEZIRKSVERBAND
                                                    Sie im Infokasten. Bereits jetzt ein herzliches
                                                    „Vergelt‘s Gott“.

NIEDERBAYERN/                                       Neben diesen existenziellen Herausforderun-
                                                    gen unseres Verbandes, soll eine abschließende

OBERPFALZ                                           Randnotiz darauf eingehen, dass meine Person,
                                                    die seit dem Jahr 2010 im Verband tätig ist,
                                                    mit Wirkung zum 1. März dieses Jahres zum
Liebe AWO-Freundin, lieber AWO-Freund,              Bezirksgeschäftsführer und zum gesetzlichen
                                                    Vertreter der gemeinnützigen Tochtergesell-
nach Monaten der Corona-Pandemie, deren             schaften unseres Verbandes bestellt wurde. Ich
Länge und Ausprägung sich keiner vorher vor-        freue mich auf diese verantwortungsvolle Auf-
stellen vermochte, ist im Jahr 2021 der Sommer      gabe, die Zusammenarbeit mit den vielen mo-
der Freiheit und Fröhlichkeit leider noch nicht     tivierten Menschen und die Begegnungen mit
vollständig zurückgekommen. Viel mehr be-           Ihnen, liebe AWO-Freund*innen, bei denen ich
schäftigt uns das Leid und die immensen Aus-        mich und meine Arbeit Ihnen vorstellen werde.
wirkungen des Hochwassers in ganz Deutsch-
land. Auch in Südbayern, vor allem aber in          Ich verbleibe hoffnungsvoll mit dem intensiven
Mitteldeutschland, in NRW und Rheinland-Pfalz       Wunsch für unsere AWO in Deutschland, dass
sind unzählige Tote zu beklagen, und auch           aus der in Kürze anstehenden Bundestagswahl
Sachschäden in bisher nicht da gewesenem            eine uns und unseren Werten nahe, starke und
Umfang sind zu verzeichnen. Es wurden auch          sozialpolitische Fürsprache hervorgehen wird,
Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt zerstört        die die Schwachen in dieser Gesellschaft im
und Menschen, die dort ihr Zuhause hatten,          Auge hat.
mussten evakuiert werden. Dies alles macht
unsere AWO-Familie - jeden von uns - sehr           Passen Sie auf sich auf, herzlichst
betroffen.                                          Ihr Alexander Trapp
                                                    Im Juli 2021
Welche Krise auch immer unsere Gesellschaft
herausfordert, Solidarität, „Zusammen ste-
hen“ und gegenseitige Hilfe wird uns durch die
schwere Zeit bringen.

Die Arbeiterwohlfahrt ist traditionell in der Ka-
tastrophenhilfe im In- und Ausland stark enga-
giert.

Sofern Sie beabsichtigen, mit Ihrer Gliede-
rung oder persönlich finanzielle Hilfe leisten zu
wollen, bestehen für Sie drei Möglichkeiten der          INFO
Hilfe:
                                                         Spendenkonto Aktion Deutschland Hilft
Einerseits über das Aktionsbündnis ADH „Aktion           IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30
Deutschland hilft“, in der sich Wohlfahrtsver-           Bank für Sozialwirtschaft
bände zusammen organisiert haben.                        Kennwort Hochwasser Deutschland
Zweitens hilft die Arbeiterwohlfahrt auch direkt
mit ihrer Organisation „AWO International“, die          Spendenkonto AWO International
                                                         IBAN: DE83 1002 0500 0003 2211 00
selbstverständlich auch im innerdeutschen Ka-
                                                         Bank für Sozialwirtschaft
tastrophenfall intensiv wertvolle Hilfe leistet.
                                                         Kennwort Hochwasser Deutschland

Als letzte Option Ihrer Unterstützung hat der            Spendenkonto AWO Bundesverband e.V.
Bundesverband selbst unter Hochdruck ein                 IBAN: DE36 3702 0500 0006 0225 05
Spendensammelkonto organisiert und ist in en-            Bank für Sozialwirtschaft
gem Kontakt mit betroffenen Gliederungen und             Kennwort: Hochwasserhilfe
Mitgliedern.

                                                                             WIR • Das Magazin der AWO Bayern   11
Wir möchten zum Wohlbefinden
            beitragen
            Blick über den Tellerrand: Küchenteam
INTERVIEW

            kocht leidenschaftlich für Bewohner
            Im AWO-Seniorenheim Frontenhausen wird täglich
????????

            frisch gekocht. Auf dem Speiseplan von Küchenchef
            Erich Steinberger stehen deftige Speisen ebenso wie
            leichte Kost. Für Abwechslung ist gesorgt. Der Küchen-
            chef verantwortet mit seiner Stellvertreterin Irmgard
            Winberger, ebenfalls einer gelernten Köchin, die
            Küche des Hauses. Mit ihrem Team sind sie für das
            leibliche Wohl der Bewohner*innen zuständig.

            Worauf kommt es beim Kochen in einem Seniorenheim an?
            Erich Steinberger: Im Vordergrund steht, dass wir alle
            mit dem Essen zufriedenstellen. Essen ist enorm wich-
            tig, denn die Mahlzeiten geben den Bewohnern eine
            Struktur im Alltag und die Möglichkeit zur Kommunika-
            tion. Wir gehen, soweit es möglich ist gerne auf Wün-
            sche ein. Diese werden bei Bewohnerbefragungen er-
            mittelt. Im Großen und Ganzen können wir diese auch
            erfüllen und setzen sie gerne um. Da ist für jeden Gau-
            men etwas dabei. Selbstverständlich sind auch die Hy-
            gienevorschriften strikt einzuhalten. Zu meiner Aufgabe
            gehört das Schreiben der Dienstpläne und Bestellungen.
            Zur Sicherstellung der Qualität der Dienstleistung erfol-
            gen regelmäßige Kontrollen und Dokumentationen auf
            den einzelnen Prozessstufen, so zum Beispiel Kontrolle      Erich Steinberger ist Koch mit Leib und Seele.
            der Kühl- und Tiefkühllagertemperatur, Kontrolle der
            Kerntemperatur beim Garprozess, Dokumentation der           wir zweimal wöchentlich, die kommen immer gut an.
            Reinigung und Desinfektion, etc. Alle Mitarbeiter neh-      Zum Einsatz kommen weitestgehend saisonale, gesunde
            men regelmäßig an Hygieneschulungen teil, die in            Lebensmittel aus der Region. Ich habe mit den einhei-
            einem speziellen Hygieneschulungskonzept festge-            mischen Lieferanten beste Erfahrungen gemacht, auch
            schrieben sind.                                             preislich.

            Gibt es besondere Vorlieben bei den Senioren?               Würden Sie sich als leidenschaftlichen Koch bezeichnen?
            Erich Steinberger: Wir kochen in der Hauptsache klassi-     Erich Steinberger: Ich bin jetzt seit 43 Jahren Koch und
            sche, aber auch moderne Gerichte, benennen diese aber       ich habe meinen Beruf immer mit großer Leidenschaft
            nicht bei ihren Namen, denn zu viel Neues oder Unbe-        ausgefüllt. Ich stamme aus einer Wirtsfamilie, da wurde
            kanntes schürt Unsicherheit bei den Senioren. Die Lieb-     mir der Beruf sozusagen schon in die Wiege gelegt.
            lingsessen sind Wiener Schnitzel, gebratene Hähnchen        Einer meiner Brüder ist ebenfalls Koch, einer ist Kellner.
            und Mehlspeisen. Inzwischen bieten wir auch immer           Seit meiner Kindheit hatte ich nur diesen einen Berufs-
            öfter vegetarische Gerichte an, heute gab‘s zum Beispiel    wunsch. In der 6. Klasse war ich der einzige Junge unter
            Gemüsegulasch. Insgesamt ist die Kost nicht mehr so         Mädchen in der Hauswirtschaft, weil mir klar war: Ich
            Fleisch lastig wie noch vor einigen Jahren. Die Bewoh-      werde Koch. Meine gesamte Familie hat mir, wegen der
            ner können die Menge ihrer Mahlzeiten selbst bestim-        Arbeitszeit am Wochenende und an den Feiertagen da-
            men. Wir bieten immer zwei Menülinien an, eines mit         von abgeraten. Ich habe meine Berufswahl aber nie
            Fleisch und ein fleischloses Gericht. Mehlspeisen kochen    bereut.

            12   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
INTERVIEW/VERBANDSARBEIT
Fühlen Sie sich in der Seniorenheimküche wohl?
Erich Steinberger: Ich wollte immer in die Gemein-             INFO
schaftsverpflegung und bin jetzt da wo ich eigentlich
hinwollte. Man kann hier wirtschaftlich arbeiten ohne
Kostendruck und ich kann völlig selbständig entschei-
den. Wir haben mit der AWO einen sehr guten Arbeitge-
ber und mit Corinna Hartmann eine sehr gute Chefin.

Wie gestalten sich die Mahlzeiten?
Erich Steinberger: Es gibt jeden Tag sechs Mahlzeiten:
Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen, Kaffee und
Kuchen, Abendessen und eine Spätmahlzeit. Im Aufent-
halts- und Esszimmer der Wohnbereiche wird das Früh-
stück serviert. Daneben können die Bewohner auch auf
ihrem Zimmer frühstücken. Mittags erwartet die Bewoh-
ner ein Drei-Gänge-Menü an den gedeckten Tischen in
der Cafeteria oder in ihren Wohnbereichen. Täglich ste-
hen zwei Gerichte zur Wahl. Daneben überrascht das
Küchenteam die Bewohner mit besonderen Aktionen,             Ronja Niedenführ (Mitte, sitzend) bei der
oder festlichen Buffets zu besonderen Anlässen. Abends       Unterzeichnung des Arbeitsvertrages mit (v.l.)
gibt es immer zu den Tagesangeboten eine große Aus-          stv. Bezirksvorsitzenden Olga Wesselsky,
wahl an Alternativen. Grundsoßen und Suppen werden           Bezirksgeschäftsführer Alexander Trapp und
bei uns grundsätzlich selbst angesetzt. Es ist uns ein       Bezirksvorsitzenden Bernhard Feuerecker.
Anliegen, soweit es möglich ist, frisch zu kochen. Fünf-
mal wöchentlich backen wir entsprechend der Jahreszeit
Kuchen, einmal wöchentlich Hefezöpfe, wobei meine
Kollegin Irmgard Winberger hier die große Spezialistin       Ronja Niedenführ neue Organisations-
ist. An Weihnachten backen wir Plätzchen, es muss also
nichts zugekauft werden. Natürlich gibt es auch ver-         referentin beim AWO Bezirksverband
schiedene Kostformen, z. B. für Bewohner mit Kau- und        Die Nachfolge von Fabian Kopp konnte nun gere-
Schluckbeschwerden.                                          gelt werden. Ronja Niedenführ ist seit 01.08.2021
                                                             neue Organisationsreferentin des AWO Bezirksver-
Ist es bei sechs Mahlzeiten täglich möglich, kostendeckend   bandes Niederbayern/Oberpfalz.
arbeiten?
                                                             „Die aktuelle Lage hat einmal mehr gezeigt, wie
Erich Steinberger: Neben den Gerichten für die Einrich-      unverzichtbar das Ehrenamt für unsere Gesell-
tung bringt Hausmeister Robert Oswald jeden Mittag           schaft ist. Als Teil der Arbeiterwohlfahrt freue ich
noch Essen in die Kindertagesstätte, den Kinderhort und      mich künftig ehrenamtliche Projekte zu initiieren
in die Schule. Außerdem werden zusätzlich Menüs für          und bereits bestehende unterstützen zu können.“,
externe Abholer zubereitet. Die gute Belegung durch          so Niedenführ bei der Unterzeichnung des Arbeits-
Bewohner und die zusätzlichen Kunden helfen, kosten-         vertrages.
deckend zu arbeiten.
                                                             Ronja Niedenführ ist in der Bezirksgeschäftsstelle
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?                            Regensburg zu erreichen:

Erich Steinberger: Ich arbeite jetzt seit 20 Jahren mit
den meisten meiner Kollegen zusammen. Das macht              Referat Organisation
einen Riesenspaß. Menschlich und fachlich gibt es            Ronja Niedenführ
wahrscheinlich kein vergleichbares Team. Wir sind zwei       Telefon 0941 466288-38
Vollzeitkräfte und acht Teilzeitkräfte, darunter zwei        ronja.niedenfuehr@awo-ndb-opf.de
Köche und eine Hauswirtschaftsmeisterin. Als Verant-
wortliche für die Verpflegung älterer Menschen tragen
wir entscheidend zu deren Wohlbefinden bei. Wir
möchten mit unserem Einsatz unsere Wertschätzung
zeigen.
(Bild und Text: Anna Unterholzer)

                                                                                      WIR • Das Magazin der AWO Bayern   13
Neuwahlen bei der AWO Passau:
         Alois Fraunholz läutet nach
         17 Jahren Generationenwechsel ein
PASSAU

         v.l.: Katja Reitmaier, Renate Krieg, Antonie Meier-Weinzierl, Monika Höglinger, Bürgermeister Florian Gams,
         Bürgermeister Stefan Lang, Gerlinde Saller, Konrad Grillmeyer, Johannes Just, Judit Hieringer, stv. Landrat
         Klaus Jeggle, Alois Fraunholz, Eva Weithmann

         Bei der Konferenz des Kreisverbandes Passau wurde der      chen Bericht geleistet und neben der finanziell hoch
         gemeinsame Grundstein für eine weiterhin erfolgreiche      soliden und vertrauensvollen Führung des Verbandes
         Zukunft gelegt. Bei bestem Wetter und anschließendem       vor allem das Soziale in den Mittelpunkt gestellt. Die Ar-
         gemeinsamen Grillen fanden sich die Delegierten der        beiterwohlfahrt steht in der Region für einen verlässli-
         Ortsvereine Passau-Hacklberg, Passau-Heining, Hau-         chen Arbeitgeber in zahlreichen Einrichtungen und als
         zenberg, Vilshofen, Fürstenstein, Aicha und Ortenburg      Stütze des Gemeinwesens und hat sich doch ein gutes
         zur Kreiskonferenz ein.                                    und geselliges Vereinsleben erhalten. Ob im Rahmen
         Unter den Augen von Bürgermeister Stefan Lang, dem         von Ausflügen, Zeltlagern, oder Seniorenfreizeiten, die
         stellvertretenden Landrat Klaus Jeggle und dem Vilsho-     AWO hat auch stets spannende Angebote für die Mit-
         fener Bürgermeister Florian Gams hatte Alois Fraunholz,    glieder geboten und gute Gemeinschaft gepflegt. Der
         der den Kreisverband seit 2004 führt, einen ausführli-     Vorsitzende bricht das Erfolgsrezept auf eine griffige

         14   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Formel herunter: „Ein Wohlfahrtsverband muss stark           fen fortan Ingrid Holzhammer und Josefine Jochum als
sein, wenn er den Schwachen verlässlich helfen will!“        Revisorinnen.
Seinen großen Anteil, dass es sich bei der Passauer          Als Delegierte zur Bezirkskonferenz wurden entspre-
Arbeiterwohlfahrt um einen solchen starken Verband           chend der Stimmenanzahl Johannes Just, Konrad Grill-
handelt, attestierten Mitglieder und Gäste Alois Fraun-      meyer, Monika Höglinger, Antonie Meier-Weinzierl und
holz gleichermaßen. Klaus Jeggle betonte in seinem           Renate Krieg entsandt. Katja Reitmaier, Gerlinde Saller
Grußwort den „Wirtschaftsfaktor AWO“ in der Region:          und Gertraud Fuchsberger-Zirbs fungieren als Ersatz-
„Mit über 700 Arbeitsplätzen und einem breiten Ange-         delegierte.
bot – von frühkindlichen Bildungsangeboten und KiTas
                                                             Im Rahmen der Kreiskonferenz wurden auch Ehrungen
über Mittagsbetreuung an zahlreichen Schulen, hinzu
                                                             vorgenommen. Besonders hervorzuheben ist sicherlich
Lern- und Nachhilfe, Flüchtlingsarbeit, bis zu den
                                                             die Würdigung von Alois Fraunholz für Monika Höglin-

                                                                                                                                PASSAU
Altenpflegeeinrichtungen, Tagespflegen und Essen-auf
                                                             ger, die für ihr jahrelanges Engagement bei der Organi-
-Räder-Programmen – ist die AWO unverzichtbar im
                                                             sation von Ausflügen und Seniorenfreizeiten, aber auch
Passauer Land. Dafür gebührt der Arbeiterwohlfahrt im
                                                             wegen ihren großen Verdiensten um die Integration
Allgemeinen und Alois Fraunholz im Besonderen auch
                                                             von Geflüchteten, geehrt wurde. Die alte wie neue Vor-
der Dank des Landkreises Passau.“
                                                             standschaft ist froh, dass Monika Höglinger ihr segens-
Bürgermeister Stefan Lang wiederum hob den Stellen-          reiches Wirken auch weiterhin für die AWO einsetzt.
wert der Arbeiterwohlfahrt für die Kommunen in be-           (Bild und Text: AWO Kreisverband Passau)
sonderem Maße heraus: „Bei der AWO wird beste Arbeit
im Interesse unserer Mitmenschen geleistet, davon kann
man sich bei uns in Ortenburg und anderswo täglich
überzeugen. Hier steht nicht der Gewinn an erster Stel-
le, man fühlt sich für Bürgerinnen und Bürger aller
gesellschaftlichen Schichten verantwortlich. Als Bürger-
meister bin ich gott-froh um die Arbeiterwohlfahrt und
vertraue auch mit der neuen Vorstandschaft auf beste
Zusammenarbeit.“
Die Delegierten wählten im Anschluss und auf Vorschlag
von Alois Fraunholz den 26-jährigen Leiter des Vilsho-
fener AWO-Heims Johannes Just zu seinem Nachfolger,
der somit in den nächsten vier Jahren die Geschicke
des Verbands leiten darf. Just betonte in seiner Vorstel-
lungsrede die historische und soziale Bedeutung der Ar-
beiterwohlfahrt und die wichtigen Aufgaben des Wohl-
fahrtsverbands. Durch seine ehren- und hauptamtliche
Erfahrung für die AWO, begleitendes Engagement in Po-
litik und Vereinswesen – Just ist in Passau für die SPD
und diverse Vereine aktiv – sieht er sich für die Aufgabe
gut gerüstet: „Sicherlich hinterlässt Alois Fraunholz rie-
sige Fußstapfen und das Amt mahnt zur Demut. Doch
durch das gute Miteinander und den ein oder anderen
guten Rat meines Vorgängers werden wir den erfolgrei-
chen Weg weiter gemeinsam begehen.“
Als stellvertretende Vorsitzende wurden Eva Weithmann
(OV Ortenburg) und Judit Hieringer (OV Hauzenberg)
gewählt. Die Kasse führt weiterhin verlässlich Konrad
Grillmeyer (OV Vilshofen) und das Schriftwesen steuert
fortan Julia Irgmeier (OV Ortenburg). Als Beisitzer*innen
komplettieren Alexandra Zippe (OV Heining), Renate
Krieg (OV Hauzenberg), Uli Buchberger (OV Ortenburg),
Monika Höglinger (OV Fürstenstein), Antonie Meier-
Weinzierl (OV Aicha v. Wald), Katja Reitmaier (OV Hackl-
berg), Jonathan Krieg (OV Hacklberg) und Gertraud
Drasch (OV Vilshofen) die Vorstandschaft. Die Kasse prü-

                                                                                        WIR • Das Magazin der AWO Bayern   15
Erfolgreiche Fortbildungen
                Das Thema Aus- und Fortbildungen wird im Senioren-
                zentrum „Alfons Gerstl“ in Vilshofen großgeschrieben.
                Und so haben heuer – neben einigen Ausbildungen in
EINRICHTUNGEN

                Pflege und Verwaltung – auch drei junge Mitarbeiterin-
                nen erfolgreich die Fortbildung zur Betreuungskraft ab-
                solviert und unterstützen künftig mit noch größerer Ex-
                pertise und Fachwissen den Sozialdienst der Einrichtung
                unter der Leitung von Christine Stöckl. Im Rahmen der
????????

                Fortbildung an der Berufsakademie in Passau haben die
                Mitarbeiterinnen Samantha Gsänger, Fatbarha Hasani
                und Bianca Hickisch ihre Kenntnisse tiefgehend erwei-
                tert und wertvolle Kompetenzen in der Betreuung pfle-
                gebedürftiger Menschen erworben. Hierfür waren so-
                wohl die Bereiche Kommunikation und Interaktion,
                Biographiearbeit, aber auch Möglichkeiten der attrakti-
                ven Freizeitgestaltung und sogar rechtliche und gesetz-
                liche Grundlagen von entscheidender Relevanz.
                Alle Beschäftigten haben die Fortbildung erfolgreich ab-
                solviert und wurden in die Stammbelegschaft des Seni-
                orenzentrums übernommen. Einrichtungsleiter Johan-
                nes Just dankt den Mitarbeiterinnen recht herzlich für
                ihr Engagement: „Wir freuen uns, den Damen Hickisch,
                Gsänger und Hasani mit dem Fortbildungsangebot eine        reich den Weg von stetiger Qualifikation unseres
                wertvolle Qualifikation für ihre berufliche Zukunft ver-   Personals und nicht zuletzt auch der guten, generatio-
                schaffen und künftig von ihrem angeeigneten Fachwis-       nenübergreifenden Zusammenarbeit in unserem Haus.“
                sen profitieren zu können. So gehen wir weiter erfolg-     (Bild und Text: AWO Seniorenzentrum Vilshofen)

                Ehrung langjähriger
                Mitarbeiter*innen
                                                                                      Das Seniorenheim Hemau ehrte in einer
                                                                                      kleinen Feier Mitarbeiter*innen für lang-
                                                                                      jährige Treue und Betriebszugehörigkeit. Es
                                                                                      ist ein schönes und ein gutes Zeichen,
                                                                                      wenn Mitarbeiter*innen so lange in einer
                                                                                      Firma sind – dies zeigt den guten Team-
                                                                                      geist, der im Betrieb herrscht. Aufgrund der
                                                                                      Einschränkungen durch Corona mussten die
                                                                                      Ehrungen von 2020 auf dieses Jahr ver-
                                                                                      schoben werden. Im Garten der Einrichtung
                                                                                      wurden den 14 Mitarbeiter*innen die Be-
                                                                                      triebszugehörigkeitsurkunden mit einem
                                                                                      kleinen Präsent überreicht.
                                                                                      (Bild und Text: AWO Seniorenheim Hemau)
                AWO Hemau mit einem Teil der geehrten Mitarbeiter

                16   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Die Arbeiterwohlfahrt, Ortsverein Etzelwang-
 Neukirchen, trauert um ihre langjährige ehemalige
 Vorsitzende

              HANNELORE STEGER
 Der Ortsverein verliert eine persönlich engagierte
 Frau, die ihre ehrenamtliche Tätigkeit als 1. und
 2. Vorsitzende sowie als Beisitzerin mit viel Herzens-

                                                                   NACHRUF
 wärme, Optimismus und Pflichtbewusstsein ausge-

                                                                   ????????
 übt hat. Als Mitglied seit 1989 hat sie das Ver-
 einsgeschehen des Ortsverbandes mit Leben erfüllt.
 Gern schauen wir zurück auf Versammlungen, Aus-
 flüge und Veranstaltungen, die sie mit viel Engage-
 ment geleitet und begleitet hat, gern auch mit fröh-
 lichen Liedern.
 Bedingt durch ihre fortschreitenden Erkrankungen
 sowie den Einschränkungen des Corona-Jahres
 konnte sie, wie so viele, am allgemeinen Leben
 nicht mehr teilnehmen.
 Die Erinnerung an sie bleibt lebendig.
 Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie
 AWO Ortsverein Etzelwang-Neukirchen
 Ute Höhlein
 1. Vorsitzende

Der AWO-Ortsverein Vilsbiburg trauert um sein
langjähriges Vorstandsmitglied

           THERESA BERGWINKL
Theresa Bergwinkl hat über viele Jahre hinweg
die Ziele der Arbeiterwohlfahrt engagiert und in
liebenswerter Weise bis zu ihrem Tode vorgelebt.
Die Kinder- und Jugendarbeit im Ortsverein waren
ihr ein besonderes Anliegen.
Im Mai ist Theresa Bergwinkl im Alter von 58 Jahren,
nach schwerer Krankheit, viel zu früh gestorben.
In Gedanken wird unsere AWO-Freundin immer in
unserer Mitte sein.
Hanns Martin
AWO-Ortsvorsitzender

                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   17
Mitgliederehrungen
         Der AWO-Ortsverein Weiden ehrte sehr viele Mitglieder für ihre langjährige Treue. Ihnen gilt unserer besonderer
         Dank.
WEIDEN

         Vorsitzende Hilde Zebisch und ihr Stellvertreter Hans Anklam ehrten u. a. für 50-jährige Mitgliedschaft Bürgermeier
         Lothar Höher (linkes Bild Mitte) und MdB a. D. und Ehrenbürger der Stadt Weiden Ludwig Stiegler. (Bild rechts)

         2020 für 50 Jahre:
         Girke Peter, Ebenschwanger Ruth, Stiegler Ludwig, Schaller Helmut, Binner Babette, Höher Lothar, Meissner Irma
         (verstorben), Harlak Waltraud, Lang Reinhold, Würschinger Resi, Wittmann Franziska, Bauriedl Josefine,
         Gmeiner Berthold

         2020 für 25 Jahre:
         Krain Bernhard, Schriml Irmgard, Brenner Gabriele, Leitmeier Hannelore, Hastler Irma, Thuy Helga,
         Hüttner Hildegard, Kett Caroline, Hese Reinhard, Alt Heidi, Fiddelke Lydia, Lugert Daniela, Wiendl Maria

         2021 für 65 Jahre:
         Weinert Helene

         2021 für 60 Jahre:
         Hauer Hildegard, Rados Martha, Wolfram Alois, Helm Brigitte, Späth Ludwig

         2021 für 50 Jahre:
         Riedel Gertrud, Franz Wolf-Rüdiger, Albrecht Ingrid, Regler Anna

         2021 für 25 Jahre:
         Mayer Mathilde, Mörtl Christian, Conrad Renate, Reng Rosemarie, Franke Petra

         18   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
25 Jahre Kindergarten Kunterbunt
Der AWO Kindergarten Kunterbunt feierte sein 25 -jäh-
riges Jubiläum mit einer Festwoche nur für die Kinder
der Einrichtung vom 05. bis 09.07.21.
Am Montag eröffnete Vorsitzende Hilde Zebisch die
Festwoche und gratulierte für 25 Jahre Kita-Kunterbunt.
Sie überreichte der Leiterin Jana Apfelbacher in Vertre-
tung für alle Mitarbeiterinnen einen großen Blumen-

                                                                                                                             WEIDEN
strauß. Die Kinder überraschte sie mit einem neuen
Doktorkoffer für die Puppenecke sowie weitere Ge-
schichten für das Kamishibai.

Das Team hatte sich jeden Tag etwas Besonderes ausge-
dacht. Zuerst wurden die Kinder zu Piraten. Sie suchten
                                                           einen Stempel. Als Höhepunkt der Festwoche kam am
den Piratenschatz. Im Sandkasten fanden sie Münzen
                                                           Donnerstag der Zauberer vom Hexenberg zu den Kin-
und Edelsteine, später dann im Garten eine Truhe mit
                                                           dern. Er begeisterte sie mit einer tollen Mitmach-Show
einem „essbaren“ Schatz.
                                                           und Luftballonmodellage. Am Ende gab es noch für je-
Am nächsten Tag warteten bei warmem Sommerwetter           des Kind ein Luftballontier zum Mitnehmen. Am Freitag
verschiedene Wasserspiele auf die Kinder. Auch Seifen-     fand die Festwoche mit einem gemeinsamen Picknick
blasen waren mit dabei. Da es am Mittwoch regnete,         ihr Ende. Dabei freuten sich die Kinder besonders über
wurde aus der geplanten Jolinchen Olympiade ein Jolin-     die Geburtstagstorte (bestehend aus vielen kleinen
chen Training. Dafür gab es verschiedene sportliche        Muffins) mit 25 Geburtstagskerzen.
Stationen im Haus. Für jede absolvierte Übung gab es       (Bilder und Texte: AWO Weiden)

                                                                                     WIR • Das Magazin der AWO Bayern   19
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