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KI-PROJEKTMANAGEMENT SMART WORK DIGITALE UNTERNEHMENSVERANTWORTUNG Von Anfang an die richtigen Jetzt sind die CIOs gefragt Fragen stellen Europa hat die Chance voranzugehen Eine Sonderveröffentlichung von Euroforum Deutschland JANUAR 2021 | WWW.HANDELSBLATT-JOURNAL.DE FUTURE IT Single Point of Truth Medienpartner
2 INHALT | IMPRESSUM Die Themen dieser Ausgabe Tech for Good: 9 Zieldimensionen für ein erfolgreiches Durch die digitale Transformation KI-Projektmanagement 14 die Welt ein Stückchen besser machen 3 von Prof. Dr. Jana Koehler, Universität des Saarlandes, von Judith Gerlach, Prof. Dr. Walter Brenner und Prof. Dr. Benjamin van Bayerische Staatsministerin für Digitales Giffen, Universität St. Gallen Kontinuierlicher Wandel Digitalisierung über das Offensichtliche heißt die neue Konstante 4 hinaus: Wie eine leistungsstarke IT Interview mit Rupert Lehner und Santosh Wadwa, die Kraft der Digitalisierung nutzt 17 Fujitsu (Adv.) von Dr. Annette Hamann, Beiersdorf AG Corporate Digital Responsibility: Haftungsfalle Cybersecurity: Wie Unternehmen digitale Verant– Was muss das Management tun, um Risiken wortung jetzt mitdenken müssen 6 für das Unternehmen zu vermeiden? 19 von Lena-Sophie-Müller, Initiative D21 von Dr. Thomas Jansen, Heuking Kühn Lüer Wojtek (Adv.) Digitalisierung in einem Immobilienunternehmen: Auf in die Cloud: 17 Gut ist, was wirtschaftlich nützt 9 Mit Mut zum Erkenntnisgewinn 20 von Karsten Rech, Vonovia SE von Damian Bunyan, Uniper SE KI für mehr Effizienz und Kundenähe 11 Remote Work wird sich durchsetzen: 20 von Ulrich Coenen, Fiducia & GAD IT AG (Adv.) Wie können CIOs die Herausforderung annehmen? 22 Smart Work: Mit Technologie von Lakshmi Hanspal, Box (Adv.) zum bedarfsgerechten Arbeiten 12 von Dr. Michael Müller-Wünsch, OTTO Innovationen entstehen erst in einer offenen Unternehmenskultur 13 von Stefanie Chiras, Red Hat (Adv.) IMPRESSUM Herausgeber Projektleitung (V.i.S.d.P.) Art Direction & Layout Titelbild Euroforum Deutschland GmbH Christiane Daners, Solutions by Handelsblatt Getty Images Toulouser Allee 27 Handelsblatt GmbH Media Group GmbH 40211 Düsseldorf c.daners@handelsblattgroup.com Toulouser Allee 27 • 40211 Düsseldorf Medienpartner Fotos: Getty Images (3) Tel.: +49 (0)211.88743-3829 solutions-hmg.com www.handelsblatt-journal.de Redaktionsleitung Nicola Csepella, Druck Handelsblatt GmbH Süddeutscher Verlag n.csepella@handelsblattgroup.com Zeitungsdruck GmbH, München Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
GRUSSWORT 3 Tech for Good Durch die digitale Transformation die Welt ein Stückchen besser machen Digitale Teilhabe ist das Gebot der Stunde. Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales von Judith Gerlach D as Jahr 2020 liegt hinter uns. Ein Jahr, das Betroffene und Experten zusammen, um hier Ideen und Nun haben wir zum Glück immer mehr erneuerbare ganz im Eindruck der Corona-Pandemie Projekte zu entwickeln. Energien. Dabei gilt: Je früher die zu erwartende Ener- stand. Wir haben in dieser Zeit viele Lösun- Für mich ist wichtig, dass wir immer die Augen offen gieproduktion bekannt ist, desto besser für den Ener- gen gefunden, um mit der schwierigen Situ- halten für vielversprechende Ansätze, die uns Menschen giemarkt. Wettervorhersagen, die mittels Einsatz von ation besser umzugehen. Und viele dieser helfen, ein leichteres, besseres und auch nachhaltigeres Künstlicher Intelligenz berechnet werden, sind dabei Ansätze sind digital – sei es der Videochat mit den Groß- Leben zu führen. Denn ich bin überzeugt, dass uns etwa den statistischen Modellen in der Genauigkeit deutlich eltern, das Arbeiten von zu Hause oder digitaler Unter- auch bei den Herausforderungen des Klimawandels di- überlegen. Und wenn es darum geht, die Energie von richt. Vieles, was früher undenkbar war, wird jetzt ein- gitale Lösungen helfen können. Schauen wir nur einmal hunderttausenden Dächern aus Privathaushalten ins fach gemacht. Diese Herangehensweise darf gerne auch auf den Energiesektor, der wesentlich zum Klimaschutz Netz einzuspeisen, braucht es ebenfalls digitale Hilfe. nach Corona bestehen bleiben. Denn das ist das richtige beitragen kann. Früher wurde Strom überwiegend in Die Berechnung so eines komplexen Systems mit Milli- Mindset. Es kann uns helfen, die Herausforderungen der großen Kraftwerken mit Atom, Kohle oder Gas erzeugt. onen Parametern ist prädestiniert für Quantencompu- Zukunft zu meistern und die Welt durch ethisch gelei- ter. Digitale Ansätze bringen uns so bei der Energiewende tete Digitalisierung und Technologie ein Stückchen bes- weiter. Für mich ist deshalb klar, dass wir die beiden Me- ser zu machen: Tech for Good. gathemen unserer Zeit, Digitalisierung und Umweltschutz, Zum Beispiel für Menschen mit Behinderung: Je mehr sich in der digitalen Welt abspielt, desto wichtiger ist, Wir müssen die bei- unbedingt zusammendenken müssen. Der Durchbruch bei Zukunftstechnologien wie Quan- dass niemand davon ausgeschlossen wird. Digitale Teil- tencomputing kommt vielleicht erst in den nächsten 10 habe ist das Gebot der Stunde! Deshalb ist mir wichtig, den Megathemen bis 20 Jahren. Aber: Den Grundstein dafür legen wir schon dass Menschen mit Behinderungen sich möglichst bar- heute. In Bayern investieren wir mit der Hightech Agenda rierefrei in der digitalen Welt bewegen können. Beste- unserer Zeit, Digitali- und der Hightech Agenda Plus in den nächsten Jahren hende Hürden in der digitalen Welt will ich weiter ab- rund 3,5 Milliarden Euro unter anderem in Technolo- bauen und verhindern, dass neue überhaupt erst ent- stehen. Barrierefreie Digitalangebote sind hier ein sierung und Umwelt- gien wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und CleanTech. Das ist eine bundesweit einzigartige Tech- wichtiger Baustein, zur digitalen Teilhabe gehört aber noch viel mehr: Im Feld der Medizin gibt es vielverspre- schutz, unbedingt nologieoffensive. Wesentlich für den Weg zu „Tech for Good“ wird sein, dass wir in Deutschland den Techno- chende Ansätze. Beispielsweise intelligente Prothesen, logietransfer in Unternehmen und Startups vorantrei- die durch ständiges Datensammeln dazulernen, was der zusammen denken. ben. Wir brauchen marktfähige Produkte und müssen Patient gerade machen möchte, und assistieren. Die dank unsere eigene Industrie ausbauen, um die Wertschöp- Sensoren erkennen können, ob ein Stift oder ein Glas fung bei uns zu halten – und dies nicht allein den USA Wasser gegriffen werden soll. Die Fortschritte in diesen oder Asien zu überlassen. Dank der digitalen Transfor- Bereichen sind Gold wert. Ich glaube aber, dass wir auch mation stehen wir vor der historischen Chance, unsere Foto: StMD jenseits von wissenschaftlichem Forschungsdrang viel Welt ein Stückchen besser zu machen und so zu gestal- bewegen können. Dazu starten wir im Sommer 2021 den ten, dass sie auch für die kommenden Generationen le- Hackathon #codebarrierefrei. Wir bringen Entwickler, benswert bleibt. Diese Chance müssen wir nutzen! ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
4 ADVERTORIAL Kontinuierlicher Wandel heißt die neue Konstante Wie viele Unternehmen der Branche blickt der Tech-Konzern Fujitsu mit gemisch- ten Gefühlen auf das Jahr 2020 zurück, hat jedoch ein klares Bild von der Zukunft. Hierüber sprach die Handelsblatt Redaktion mit Rupert Lehner, dem Chef, und Santosh Wadwa, dem Channel-Chef von Fujitsu DACH. Welche Veränderungen hat die Pandemie für Ihr Un- allen Unternehmen deutlich, wo technologisch nachjus- 3. Welche IT-Lösungen und Services braucht es, um diese ternehmen mit sich gebracht? tiert werden muss. Themen abbilden zu können? Lehner: Wir alle wurden von den plötzlichen und für Die zentralen Fragen, mit denen Unternehmen sich Foto: Getty Images uns alle neuen Gegebenheiten überrascht. Als IT-Firma auseinandersetzen müssen, um auch morgen noch wett- Nehmen Sie beispielsweise die Meeting-Kultur, die sich konnten wir uns sehr zügig auf die neue Situation ein- bewerbsfähig zu sein, sind meines Erachtens: über Nacht verändert hat, und überwiegend nur noch stellen und das Arbeiten aus dem Homeoffice für den 1. Wie schnell können wir auf Veränderungen reagieren? online stattfindet. Oder die Masse an Daten, die konti- Großteil unserer Mitarbeiter realisieren, was bei vielen 2. In welche Segmente müssen wir investieren, um im nuierlich und rapide ansteigt, da Prozesse digitalisiert anderen nicht auf die Schnelle möglich war. Corona zeigt „New Normal“ bestehen zu können? werden. Unternehmen stehen hier vor großen Heraus- Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
5 ADVERTORIAL Insellösungen sind ner der Welt – bis hin zu Brückentechnologien zum Quan- ten-Computing wie dem Digital Annealing. Dieses wird heute schon bei der Lösung komplexer Berechnungen eine der größten eingesetzt – auch von deutschen Unternehmen. Daneben geht der Trend verstärkt hin zum flexiblen Hemmschwellen Bezug von IT-Services. Um dieses Bedürfnis zu adressie- ren, haben wir kürzlich mit dem Fujitsu Service Hub eine bei der digitalen einzigartige Plattform initiiert, mit der wir unseren Kun- den hochstandardisierte und automatisierte Services Transformation zur Verfügung stellen. Das reicht von SAP-Services über Cloud-Dienste – auch anderer Hersteller – bis hin zum von Unternehmen. Support für den einzelnen Anwender. Gefragt sind wir in diesem Zusammenhang nicht nur Rupert Lehner, als IT-Hersteller oder IT-Dienstleister, sondern in einer Corporate Executive Officer, Head of Central and umfassenderen Rolle als Berater, Anbieter und Integra- Eastern Europe & Products Europe, Fujitsu tor auch von Lösungen anderer IT-Anbieter. Dies ermög- licht es uns, unsere Kunden mit branchenspezifischen Portfolios zu unterstützen: Seien es Smart City-Lösun- gen, maßgeschneiderte Pakete für die Digitalisierung von Schulen, Industrie 4.0-Angebote für die Fertigungsindus- forderungen, diese Themen sowohl infrastrukturseitig Und natürlich damit einhergehend der erhöhte Be- trie oder ein Komplettportfolio für den Handel. Letzte- als auch mit den richtigen Sicherheitsaspekten abzubil- darf an der sehr schnellen und flexiblen Bereitstellung res umfasst unter anderem auch eine Loss-Prevention- den und wettbewerbsfähig zu bleiben. von Diensten – aus der Cloud, aber auch von der haus- Lösung auf Basis von SAP, um Betrugsversuche in Echt- eigenen IT. zeit zu erkennen und zu unterbinden. Dies ist ein Beispiel Und wie kreieren Unternehmen angesichts dieser dafür, wie wir Technologien und Services bündeln. Denn Herausforderungen wirtschaftliche Resilienz? Wie Wie möchte Fujitsu diesen Anforderungen gerecht nur im Zusammenspiel können diese ihre volle Wirkung sollte das „New Normal“ aussehen? werden? Welche Technologien spielen für Sie dabei entfalten. Wadwa: Einzelne Branchen sind von den Auswirkun- eine Rolle? gen der Pandemie ganz unterschiedlich stark betroffen. Lehner: Entscheidend für eine erfolgreiche Digitali- Und doch gibt es Erfahrungen, die branchenübergrei- sierung ist das nahtlose Zusammenspiel der unterschied- fend und global für alle gültig sind: lichen Technologien und IT-Services. Denn separate, Wir sind im Zeitalter Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad nicht untereinander interagierende Insellösungen sind können besser in Krisen reagieren als ihre Wettbewer- eine der größten Hemmschwellen bei der digitalen Trans- des ‚Wirs‘ angekom- ber. Dies zeigen sowohl unsere Erfahrungen als auch eine formation von Unternehmen. Deshalb setzen wir bei Fu- kürzlich durchgeführte Befragung des IFO-Instituts un- ter Entscheidern. Hinzu kommt, dass vieles, was bisher jitsu auf ein breites, Industriestandard-basiertes Portfo- lio sowie ein großes Ökosystem an Technologiepartnern, men. Co-Creation-An- digital unmöglich schien, plötzlich doch ganz schnell und einfach umsetzbar war. um unsere Kunden aus einer Hand bedienen zu können. Die Bandbreite reicht dabei von klassischen IT-Infrastruk- sätze sichern die Wett- Die Veränderungen betreffen nicht nur Prozesse und Tools, sondern auch die Unternehmens- und Führungs- turen über Supercomputer – der gemeinsam mit dem japanischen Forschungsinstitut RIKEN entwickelte „Fu- bewerbsfähigkeit. kultur sowie die Art und Weise, wie gearbeitet und vor gaku“ ist derzeit der mit Abstand schnellste Großrech- allem zusammengearbeitet wird. Unternehmen, die sich hier schnell umstellen können, sind eindeutig auf der Gewinnerseite. Denn eines ist sicher: Eine vollständige Rückkehr zum Status vor der Pandemie wird es nicht geben. Die neue Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Aspekt, Normalität wird zweifelsohne geprägt sein von stetigem um in Zukunft erfolgreich zu sein? Wandel. Oder anders formuliert: Kontinuierlicher Wan- Lehner: Mittlerweile sollte jedem klar sein, dass die del wird die neue Konstante sein. Digitalisierung ein entscheidender Faktor ist, um Krisen meistern zu können. Aber wir sehen auch, dass nur we- Welche Trends sehen Sie daraus resultierend für die nige Unternehmen alle Kompetenzen komplett und au- Zukunft? tark abbilden können. Wir sind im Zeitalter des „Wirs“ Wadwa: Diese „Trends“ lassen sich am besten anhand angekommen. Co-Creation Ansätze, bei denen Lösun- der veränderten Rahmenbedingungen unserer Kunden gen gemeinsam erarbeitet werden, sind zeitgemäßer Fotos: Christoph Vohler, Yves Krier ablesen: denn je und sichern Profitabilität und Wettbewerbsfä- Da ist zum einen das Thema „mobiles Arbeiten“ – wo- higkeit für die Zukunft. ■ bei mobil nicht mehr nur das Arbeiten an unterschied- lichen Orten, sondern auch die Arbeit von zu Hause ein- www.fujitsu.com/de schließt. Im Bildungsbereich ist es analog dazu das viel- diskutierte „Homeschooling“. Die zweite Anforderung ist der zunehmende Einsatz Santosh Wadwa, von verschiedenen Cloud Services – meist im Rahmen Head of Product Channel Sales Central Europe, von Hybrid-IT. Fujitsu Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021
6 Corporate Digital Responsibility Wie Unternehmen digitale Verantwortung jetzt mitdenken müssen Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
7 Statt auf Regeln und Vorgaben zu warten, können Unternehmen den digitalen Wandel bzw. seine Rahmenbedingungen verantwortungsvoll mitgestalten. von Lena-Sophie Müller R outenführung per Smartphone, Einkaufen mik und Geschwindigkeit in vielen Fällen schwierig zu mit Sprachassistenten oder Kundenservice erfüllen. Selbstverständlich ist es Aufgabe der Politik, per Chatbot – algorithmische Systeme und KI die gesellschaftliche Diskussion zu führen. Doch die ge- begleiten uns heute bereits auf vielfältige setzliche Regulierung stößt im digitalen Zeitalter mitun- Weise. Der technologische Fortschritt geht ter an ihre Grenzen: Innovationen sind heute oft schnel- weiter – schnell und unumkehrbar. Neue Technologien ler und dynamischer, als Politik und Zivilgesellschaft re- wie Künstliche Intelligenz haben großes Potenzial und flektieren, Positionen finden und handeln können. Und bergen viele Handlungsoptionen, deren Umsetzung die wie detailliert können und sollen Gesetze zum Beispiel Gesellschaft prägen und verändern wird. Das wirft auch die verschiedensten Einsatzfelder – von Foto-Tagging in ethische Fragen auf: Welche Aufgaben übertragen wir Social Media bis zur Gesichtserkennung im Supermarkt zum Beispiel an Maschinen, welche an die Menschen? – regeln? Oft fehlt es an ausreichenden Erfahrungswer- Wie prägen Technologien den zukünftigen Wohlstand ten, auf denen konkrete und klare Rechtsvorschriften von Gesellschaft und Unternehmen und wer partizipiert? gründen könnten. Und so führt das Spannungsfeld da- Daraus erwächst eine neue Verantwortung für Unter- zwischen, einerseits Entwicklungen durch Innovationen nehmen: die Corporate Digital Responsibility (CDR). nicht unnötig zu begrenzen und andererseits klare Leit- planken zu erlassen, teils zu einem Regelungsvakuum. Sechs Gedanken zum Thema Dies können Unternehmen aber auch als Chance begrei- digitale Verantwortung: fen: Statt auf Regeln und Vorgaben zu warten, können sie den digitalen Wandel bzw. seine Rahmenbedingun- 1. Es ist Zeit für mehr Reflexion. gen verantwortungsvoll mitgestalten. In jüngster Zeit löste vor allem der Einsatz von KI-Tech- nologien bei der automatisierten Gesichtserkennung 3. CDR ist ein Strategiethema für die eine Debatte aus. Diese in der Massenanwendung noch Führungsetage. eher neue Technologie zeigt, wie weit und vielfältig ein Neben dem Einhalten von verpflichtenden gesetzlichen Anwendungsfeld sein kann: Zum einen kann ein Blick Mindeststandards lohnt es sich für Unternehmen, aus auf das Smartphone das Handy entsperren oder eine eigenem Antrieb stärkere digitale Verantwortung zu über- Bezahlung auslösen – praktisch. Die Technologie kann nehmen. Führungskräfte mit Weitblick können jetzt vo- auch helfen, seltene Erkrankungen schneller zu diag- rausgehen und Maßstäbe setzen, indem sie aus ihrem nostizieren oder vermisste Personen zu finden. Was aber, eigenen Unternehmen heraus Leitbilder, Regeln und wenn Staaten die Technologie bei Protesten einsetzen, Empfehlungen entwickeln oder konkrete CDR-Maßnah- wie vor kurzem in den USA im Rahmen der #BlackLives- men in der Praxis ausprobieren. Auf diese Weise ver- Matter-Bewegung geschehen, und viele dort Bürgerrechte schaffen sie sich heute sowohl einen zeitlichen Vorsprung bedroht sehen? Einige Anbieter beendeten deswegen als auch einen Wettbewerbsvorteil: Da das Thema vorübergehend die Zusammenarbeit mit der Polizei. Was bleibt, ist die Frage: Wollen wir in unserer Gesellschaft Gesichtserkennung im öffentlichen Raum zulassen und wenn ja, unter welchen Rahmenbedingungen? Das Bei- spiel zeigt: Gefährlich ist nicht eine Technologie, son- Auch im Wettbe- dern ihre Anwendung. In Diskussionen wird oft entwe- der ein dystopisches oder ein utopisches Zukunftssze- werb um die besten nario gezeichnet. Es gibt aber viele Grautöne dazwischen, über die wir reflektieren müssen – und zwar nicht allein Nachwuchs- und in Experten-Blasen, sondern gesamtgesellschaftlich: Wie wollen wir als digitale Gesellschaft leben? Was ist das Fachkräfte wird Gute und Richtige im Digitalzeitalter? CDR eine große Foto: Getty Images 2. Regulierung stößt an Grenzen. Besonders die automatisierte Gesichtserkennung machte Rufe nach Regulierung laut. Der Wunsch von Unterneh- Rolle spielen. men nach gesetzlichen Vorgaben und Orientierung ist verständlich, aber aufgrund der technologischen Dyna- Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
8 digitale Verantwortung für alle Menschen künftig an Be- schulprojekt „Digital Future Challenge“ die junge Gene- Europa. Der EU-Binnenmarkt ist der größte gemeinsame deutung gewinnen wird, können Unternehmen mit kla- ration nach gutem und richtigem Unternehmenshan- Wirtschaftsraum der Welt. Wenn es gelingt, hier eine eu- rem CDR-Profil sowohl extern gegenüber ihrer Kund- deln im digitalen Zeitalter. Studierende werden mit kon- ropäische digitale Ethik gemeinsam zu gestalten, zu eta- schaft und anderen Stakeholdern punkten als auch in- kreten Fallbeispielen aus der Unternehmenspraxis vor blieren und vorzuleben, hätte dies durchaus einen glo- tern gegenüber ihren Beschäftigten. Das zwingend die Herausforderung gestellt, die Unternehmensverant- balen Impact und könnte zum Vorbild werden. Europa notwendige „V“ wie Verpflichtung wird ergänzt um ein wortung im und durch den digitalen Wandel zu analy- hat die Chance, bei diesem Thema voranzugehen und zweites freiwilliges „V“ für Verantwortung. Erste Unter- sieren, mit UnternehmerInnen, NGOs und Wissenschaft- zur digitalen Wertegemeinschaft zu werden. Deutsch- nehmen erarbeiten sich bereits ethische Orientierung lerInnen zu diskutieren und Lösungskonzepte zu erar- land hat seine EU-Ratspräsidentschaft 2020 u.a. dafür für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, etablie- beiten. Im letzten Jahr reichten die Lösungsskizzen von genutzt, die digitalen Wertefragen mit hoher Priorität ren CDR-Aktivitäten als festen Bestandteil ihrer Unter- Siegeln, die den verantwortungsbewussten unterneh- auf die europäische Agenda zu setzen. Mit der „Berliner nehmenskultur oder bieten ihren KundInnen Transpa- merischen Umgang mit Daten bescheinigen, über eine Erklärung zur digitalen Gesellschaft und wertebasier- renz über Daten und Vorgänge weit über das gesetzlich Lernumgebung für Kinder, um notwendige Digitalkom- tem Digital Government“ postuliert Deutschland, dass vorgeschriebene Maß hinaus. Auch im Wettbewerb um petenzen zu vermitteln, bis zu einer Plattform zur Steu- der digitale Wandel in Europa auf demokratischen Wer- die besten Nachwuchs- und Fachkräfte wird CDR in Zu- erung des persönlichen Datenflusses – Ansätze, die es ten und ethischen Prinzipien basieren muss, und legt kunft eine große Rolle spielen. Strategisch gehören Über- wert sind, sie in der Praxis zu erproben. Im kommen- dafür sieben konkrete Leitplanken zum Wohle der Ge- legungen, wie ein Unternehmen sich in digitalen Wer- den Jahr werden die Studierenden sich der Corporate sellschaft vor. Darunter u.a. die Förderung von Grund- tefragen positioniert, daher in die Führungsetage – sei Digital Responsibility in den Themenfeldern „Digital rechten und demokratischen Werten in der digitalen es beim CEO oder durch die neue Position eines Chief Literacy“ und „Digital Sustainability“ widmen. Sphäre, die Schaffung wertorientierter, auf den Menschen Digital Responsibility Officer (CDRO). ausgerichteter KI-Systeme sowie die Förderung von Re- 6. Ein europäischer Wertekompass silienz und Nachhaltigkeit. Für Unternehmen können 4. Kontinuierliche Verantwortung von Anfang an Die Effekte des Einsatzes digitaler Technologien insbe- diese Leitplanken als wertebasierter Kompass dienen, im Prozess sondere bei weltweit agierenden Konzernen sind so glo- um der Frage nachzugehen, welchen Beitrag sie im di- In der digitalisierten Welt sind es privatwirtschaftliche bal, dass wir supranationale Regulierungen bräuchten gitalen Wandel leisten können. Akteure, die neue Technologien in den Alltag der Men- – auch, da heutzutage nicht mehr nur die großen Unter- Der Zeitpunkt ist auch in Deutschland gut: Die Mehr- schen bringen, Innovationen erzeugen und große gesell- nehmen weltweit und damit in unterschiedlichen Rechts- heit der deutschen Bevölkerung steht den Veränderun- schaftliche Veränderungen auslösen – wie beispielsweise räumen agieren. Die Antwort und die Chance liegen in gen, die sie durch die Digitalisierung in den kommen- die Gesichtserkennung. UnternehmerInnen sind es aber den Jahren erwarten, positiv gegenüber. Dies ist ein Er- auch, die ihren Innovationsgeist einbringen können, um gebnis der Studie „D21-Digital-Index“. Das Pandemie-Jahr das Potenzial neuer Technologien zur Lösung großer 2020 hat ferner einen Digitalisierungsschub in der Ar- Probleme der Menschheit wie den Klimawandel anzu- Europa hat die beits- sowie Lebenswelt der Menschen gebracht. Diese gehen. Warum sollten daher nicht auch Unternehmen Stimmung in der Bevölkerung und das große Potenzial den gesellschaftlichen Reflexionsprozess vordenken und Chance, voranzu- durch CDR sind eine Chance für die Wirtschaft: Jetzt gilt sich aktiv einbringen? Beim Einsatz von Gesichtserken- es, sich mit den relevanten Fragen zum digitalen Wan- nung könnte ein Beitrag zum Beispiel sein, darüber auf- zuklären und transparent zu machen, was die eingesetz- gehen und zur del auseinanderzusetzen und eine Vorreiterrolle in Sa- chen digitaler Unternehmensverantwortung zu über- ten Technologien und Dienste können, und einen Dia- log zu initiieren, was potenzielle Folgen sind. Beim Thema digitalen Werte– nehmen, um so einen Beitrag für die Gesamtgesellschaft zu leisten. Klar muss aber auch sein: Wenn die Wirtschaft Digital Sustainability könnten es UnternehmerInnen sein, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht voraus- die die Interdependenz von Digitalisierung und Nach- gemeinschaft schauend nachkommt, können die Entwicklungen der haltigkeit, und damit zwei wesentliche Entwicklungs- kommenden Jahre ein enormes Potenzial haben, Ver- prozesse der heutigen Zeit, kombiniert betrachten. zu werden. trauen der Bevölkerung in die digitale Entwicklung zu Der Reflexionsprozess sollte idealerweise die gesamte zerstören. ■ Produktentwicklung kontinuierlich begleiten und im- mer wieder hinterfragen: Welche Vor- oder auch Nach- teile bringt die eingesetzte Technologie den Menschen, die sie anwenden? Welche langfristigen Folgen könnte das Produkt auf die Gesellschaft haben und was sind mögliche Folgen zweiter und dritter Ordnung? Welche Möglichkeiten und Verbesserungen, aber auch Fehler- quellen, Bias und Risiken könnte der Einsatz mit sich bringen? 5. Eine Aufgabe für alle Branchen Die Corporate Digital Responsibility ist für viele noch Neuland, aber alle Branchen und Bereiche werden vom digitalen Wandel betroffen sein. Auf www.corporate- digital-responsibility.de werden verschiedene Ansätze von der Gesundheitsbranche über den IT-Dienstleister bis zu einem Branchenverband veröffentlicht, um zu die- sem Erfahrungsaustausch beizutragen und die Entwick- Foto: Tobias Koch/Initiative D21 lung zu begleiten. Der Stand der Wissenschaft sowie der Diskussionen zeigt: Es gibt keine fertigen Antworten, ge- nerellen Lösungen oder Patentrezepte. Mit Blick auf die Dynamik der Technologien wird dies auch so bleiben: Es gilt, ständig weiter zu lernen, sich umzuschauen und zuzuhören. Immer wichtiger wird ein branchenübergrei- fender Erfahrungsaustausch. Um Ideen und Input zu erhalten, fragen die Initiative Lena-Sophie-Müller, Geschäftsführerin, Initiative D21, und Mitglied im Beirat Junge Digitale Wirtschaft beim Bundesmi- D21 und die Deloitte-Stiftung im interdisziplinären Hoch- nisterium für Wirtschaft und Energie Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
9 Digitalisierung in einem Immobilienunternehmen Gut ist, was wirtschaftlich nützt von Karsten Rech G Foto: Getty Images estern analog, heute digital – die technolo- samten Alltag. Auch in einem Immobilienunternehmen unabhängige Arbeiten. Digitale Plattformen und Kolla- gische Entwicklung ist in vollem Gang. Der wie Vonovia. Die Digitalisierung prägt die Arbeit und das borationstools, die Chats, Besprechungen, Notizen und Wandel ist rasant. Er verändert die Art, wie Miteinander in allen Unternehmensbereichen tiefgrei- Anhänge kombinieren, werden zunehmend stärker ge- wir uns informieren, wie wir kommunizie- fend. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch nutzt. Aber es geht um mehr als nur die Verlagerung von ren, wie wir konsumieren. Kurz: unseren ge- einmal beschleunigt. Das gilt insbesondere für das orts- Arbeit ins Home-Office. Die Digitalisierung eröffnet Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
10 Wirtschaftlichkeit, Kundenzufrieden- heit, Prozessopti- mierungen – wir gestalten unsere IT der Zukunft entlang dieser Maxime. ein breites Feld von Anwendungsmöglichkeiten. Doch flüsse und Transaktionen aus den Geschäftsbereichen durch den verbesserten SAP-Standard ersetzen oder aber nicht alles, was technisch möglich ist, muss auch von der Vonovia zusammen. Um die speziellen Anforderun- in spezialisierte Marktlösungen verlagern und innova- Vorteil sein. Vielmehr ist jede Innovation auf ihre Wirt- gen unseres Kerngeschäftes abzubilden, haben wir Pro- tive Plattformen schaffen. Durch Konsolidierung und Ab- schaftlichkeit zu prüfen. Dieser Beitrag skizziert, welche zesse innerhalb des SAP-ERP-Systems im Laufe der Zeit lösung von Eigenentwicklungen erhalten wir unsere Fä- IT-Themen die Zukunft des größten europäischen Im- stark individualisiert und automatisiert. So ist zum Bei- higkeit, auch zukünftig leicht zu skalieren (z. B. durch mobilienunternehmens bestimmen werden. spiel die Anlage von Reparaturaufträgen im Kundenser- Integration von Neuakquisitionen). Durch digitale Platt- vice speziell an wohnungswirtschaftliche Besonderhei- formen wird es uns möglich, unsere Innovationsfähig- Innovation für Mehrwert ten angepasst. keit zu steigern (z. B. neue datengetriebene Use Cases Es ist wie bei einem magischen Dreieck: Die Digitalisie- Infolge des dynamischen Wachstums unseres Unter- und Geschäftsmodelle basierend auf Cloud und Mobili- rung muss mehreren Zielen genügen, die möglicherweise nehmens, zu dem immer wieder auch Übernahmen und tät). Wir verstehen es als wichtige Aufgabe der IT, diese untereinander konkurrieren. So sollen idealerweise neue, Zukäufe beitragen, kann es jedoch kurzfristig zu Redun- Potenziale auch und insbesondere vor dem Hintergrund innovative Lösungen das Tagesgeschäft der Fachberei- danzen in den Systemen und Anwendungen kommen. des Wirtschaftlichkeitsgebots zu erkennen und zu he- che erleichtern, die Kundenzufriedenheit erhöhen und Zudem kann auch ein SAP-ERP-System nicht alle ge- ben. Oder, im besten Fall, durch enge Abstimmungen im gleichzeitig wirtschaftlich sein. Analog gegen digital zu wünschten Anforderungen bestmöglich abbilden. Für Vorfeld, Komplexität und Redundanz zu verhindern. tauschen und stets auf dem neuesten technologischen die komplexen Anforderungen etwa im Bereich der so- Stand zu sein, ergibt somit nur Sinn, wenn es für das Un- genannten Value-Add-Dienstleistungen (wie z.B. Mess- S/4 Hana – Upgrade: ternehmen einen nachhaltigen Mehrwert bedeutet. Ein Services, Energie Services, Multimedia) können in man- Aus der Not eine Tugend machen Beispiel für eine innovative Lösung, die mehrere Ziele chen Fällen Drittsysteme Mehrwerte bieten, die in ih- Die größte anstehende Veränderung in der Anwendungs- erfüllt, ist die Gebäudetechnik: Hier nutzen wir die Mög- rem Bereich zum Teil weit über die Funktionalitäten des landschaft der Vonovia ist aktuell die Vorbereitung auf lichkeiten des „Internet of Things“ bereits seit längerer SAP-ERP-Systems hinausgehen. die Migration von SAP ERP zu S/4HANA. Diese Migration Zeit. So haben wir Heizungsanlagen und Aufzüge unse- Vor diesem Hintergrund haben wir uns bei Vonovia nehmen wir nicht nur zum Anlass, unser SAP auf dem rer Immobilien an die zentralen IT-Systeme angebun- in der IT drei Ziele gesetzt: Wir möchten die Systemland- neusten Stand zu halten. Wir gehen darüber hinaus und den. Die generierten Daten analysieren wir mit Hilfe von schaft konsolidieren, komplexe Eigenentwicklungen analysieren im Rahmen eines IT-Strategie-Projekts un- Künstlicher Intelligenz und gewinnen so wertvolle In- sere Anwendungsarchitektur ganzheitlich, um sie auf formationen für die Früherkennung von Störungen so- die Steigerung der Innovationsfähigkeit und Skalierbar- wie die prädiktive Wartung. Ergebnis: Heizungen und keit auszurichten. Aufzüge fallen seltener aus und können effizienter ge- Mit S/4HANA existiert ein Nachfolgeprodukt zu SAP- steuert werden, was sowohl die Kundenzufriedenheit ERP, das durch schnellere Datenverfügbarkeit und hö- steigert als auch zur energetischen Effizienz unseres Port- here Flexibilität in der Anbindung von spezialisierten folios beiträgt. Auch im Kundenservice gibt es Anwen- Marktlösungen unsere Innovationsfähigkeit erhöht. In dungsbereiche, bei denen KI-Lösungen überzeugende Vorbereitung auf die eigentliche Migration erarbeiten Ergebnisse liefern. So setzen wir bei Vonovia erfolgreich wir eine Roadmap, die den Migrationsprozess zu S/4HANA Systeme zur automatischen Kategorisierung von Kun- über die nächsten drei bis fünf Jahre beschreibt. Mit die- denanfragen sowie das daran anschließende Routing ser Roadmap wollen wir eine beherrschbare und kos- zum verantwortlichen Sachbearbeiter ein. Damit sind teneffiziente S/4HANA Umstellung vorbereiten. Um die wir in der Lage, schneller und präziser auf Anfragen un- eigentliche Migration weniger komplex zu machen und serer Kunden zu reagieren. Ergebnis ist auch hier eine die Skalierbarkeit zu verbessern, legen wir gemäß unse- Fotos: Simon Bierwald, Getty Images höhere Kundenzufriedenheit, eine Vereinfachung der ren Zielen in der Vorbereitung ein Augenmerk auf die internen Abläufe und damit eine verbesserte Wirtschaft- Konsolidierung der Systemlandschaft sowie die Reduk- lichkeit. tion der Eigenentwicklungen. Dabei lagern wir, wenn möglich und sinnvoll, Aktivitäten vor. Gleichzeitig stre- Anwendungsarchitektur kontinuierlich anpassen ben wir eine höchstmögliche Flexibilität an, um weiter- Was versteckt sich unter der Haube dieser innovativen hin schnell reagieren zu können. Lösungen? Herzstück ist ein integriertes und auf Effizi- Ein weiterer zentraler Bestandteil dieses vorgelager- enz getrimmtes SAP-ERP-System, auf das nahezu alle Un- ten Strategie-Projekts ist die Analyse wesentlicher Un- ternehmensbereiche zugreifen. Hier laufen alle Werte- Karsten Rech, CIO, Vonovia SE ternehmensprozesse im Hinblick auf drei Fokusthemen: Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
11 ADVERTORIAL KI für mehr Effizienz und Kundenähe Datenhaltung, Nutzung von Eigenentwicklung sowie Re- Ulrich Coenen, Vorstand für Digitale Lösungen bei der Fiducia & GAD, porting. Was das bedeutet, sehen wir an drei Beispielen erläutert im Gespräch mit der Handelsblatt Journal Redaktion, welche bezogen auf die für unsere Branche typischen gebäude- beziehungsweise quartiersbezogenen Investitionspro- Bedeutung Cognitive Computing, Smart Data & Co. für den Wettbewerbs- zesse (Neubau, energetische Modernisierung und alters- erfolg der Volks- und Raiffeisenbanken haben. gerechter Umbau von Wohnungen): Gebäudebezogene Investitionsprozesse Alle gebäudebezogenen Investitionsprozesse laufen in Herr Coenen, Ihr Unternehmen hat sich KI auf ähnlichen Schritten ab, aber ihre Planung und Durch- die strategische Fahne geschrieben. Warum hat führung wird von unterschiedlichen Unternehmensbe- dieses Thema für den IT-Dienstleister der reichen verantwortet. Die Folge: einige Daten werden Genossenschaftsbanken einen derart hohen mehrfach vorgehalten. Um das künftig zu vermeiden, Stellenwert? evaluieren wir im Rahmen des Projekts eine zentral ko- Weil wir damit die Effizienz signifikant steigern und ordinierte Datenhaltung mit Hilfe eines Metadatenmo- die Kundenorientierung der Banken nachhaltig stär- dells unserer Gebäude. Zudem möchten wir eine Single ken können. Denn heute sind die Zeiten der fixen Ziel- Version of Truth für Finanzdaten aufbauen. Auf diese gruppensegmentierung mit einem starren Lebenspha- Weise lässt sich zum einen die Qualität der Prozesse ver- senraster definitiv vorbei. In einer individualisierten bessern. Zum anderen reduziert die Aggregation von Da- Gesellschaft wie unserer müssen Banken künftig in der ten in Investitionskalkulationen manuellen Arbeitsauf- Lage sein, auch den Kundenbedarf individuell zu er- wand. Durch eine neue Datenhaltung und standardisierte kennen und mit passgenauen Angeboten sofort dar- Schnittstellen können Datenanalysen für weitere Ge- auf zu reagieren. Letztlich geht es darum, Mehrwerte schäftsprozessverbesserungen sowie die Entwicklung an der digitalen Kundenschnittstelle zu schaffen. Das neuer Services wirtschaftlich realisiert werden. geht nur mit Smart-Data-Lösungen, die aus vorhande- Ulrich Coenen, Des Weiteren sehen wir beispielsweise, dass sich die nen Daten neue Einsichten gewinnen und daraus Im- Vorstand Digitale Lösungen, Fiducia & GAD IT AG Vorbereitung und Kalkulation von Investitionsvorhaben pulse für die jeweils beste Vertriebsaktion automatisch stark auf isolierte Eigenentwicklungen stützt. Um hier generieren. zu einer höheren Standardisierung zu kommen, neh- men wir Verbesserungsvorschläge der Fachbereiche auf. Können Sie uns ein Umsetzungsbeispiel hierfür gelücke im Alter oder die Möglichkeit, durch gezielte Wenn möglich, planen wir dann die Integration in Stan- nennen? Änderungen im Ausgabeverhalten den finanziellen dard unter SAP S/4HANA, beziehungsweise eine Über- In der Bank führen künftig Algorithmen diverse In- Spielraum zu vergrößern. Auf diese Weise ermöglicht führung in spezialisierte Marktlösungen. formationen aus unterschiedlichen Datenpools zusam- KI eine stärkere Bedarfsorientierung und sorgt somit Zuletzt planen wir beim Reporting der Investitions- men, etwa Konto- und Depottransaktionen, Wertpa- letztlich für mehr digitale Kundennähe. Der Schlüssel prozesse eine verstärkte Nutzung von SAP BW und FIORI pierkurse und Immobilienpreise, aber auch kunden- für begeisternde Kundenerlebnisse liegt aber auch in Apps. Im Sinne eines Echtzeit-Reportings von der Bau- bezogene Nutzungsprofile für die verschiedenen einfachen Dingen: vom Knopf für den Excel-Export im stelle zur Zentrale werden Machbarkeitsstudien für die Vertriebskanäle. Durch intelligente Aggregation und Online-Banking über die Push-Nachricht zur fälligen Nutzung von BI Tools wie zum Beispiel SAC oder Tab- Analysen kommen nun Datenmuster zum Vorschein, Mietzahlung bis zur proaktiven Hilfestellung per Chat. leau erstellt. die individuellen Bedarf aufzeigen – etwa eine Vorsor- Die drei Beispiele zeigen: Vonovia gestaltet die IT der Sie sprachen eingangs über höhere Effizienz … Zukunft aus unterschiedlichen Perspektiven. Einerseits Lassen Sie mich diesen Aspekt an einem Beispiel gibt es in vielen Bereichen bereits innovative Lösungen, aus unserem IT-Support für Bankmitarbeiter veran- die das Tagesgeschäft erleichtern, die Arbeitseffizienz schaulichen: Dort ahmt ein Chatbot namens Botto erhöhen und Kunden zufriedener machen. Andererseits Mehrwerte an menschliches Denken nach. Er liest sich durch diverse muss die IT auf technische Neuerungen reagieren, wie technische Handbücher und Dokumentationen, zer- zum Beispiel die Migration auf S/4HANA und die Anbin- der digitalen Kun- legt sie in kleine semantische Bausteine und erzeugt dung von spezialisierten Marktlösungen (zum Beispiel daraus eine stichwortbasierte Wissensbasis. Schon in mobiloptimiert und aus der Cloud). denschnittstelle der Erprobungsphase beantwortete Botto Supportan- fragen im Schnitt um drei Minuten schneller als seine Die Chancen der Digitalisierung nutzen Wirtschaftlichkeit, Kundenzufriedenheit, Prozessopti- werden nur durch menschlichen Kollegen. Höhere Help-Desk-Effizienz geht also Hand in Hand mit steigender Servicequali- mierungen – wir gestalten unsere IT der Zukunft verant- tät für Bankmitarbeiter. Technisch gesehen nutzt das wortlich entlang dieser Maxime. Die genannten Beispiele Smart-Data-Lösun- System übrigens die Cognitive Services der Microsoft zeigen, wie Änderungen in den Systemlandschaften als Azure Cloud. ■ Gestaltungschancen für weitere nachhaltige Verbesse- gen geschaffen. rungen maximal ausgeschöpft werden. www.fiduciagad.de Foto: Pavel Becker Ob Künstliche Intelligenz, Internet of Things oder Cloud, auch die „immobile Branche“ befindet sich mit- ten im digitalen Umbruch; einem Umbruch, der uns den Weg in eine wirtschaftlichere, kundenzentriertere und effizientere Zukunft ebnet. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021
12 Smart Work Mit Technologie zum bedarfsgerechten Arbeiten Unsere FutureWork- Annahmen basieren auf drei Säulen: activity based working, digital office und culture. Dr. Michael Müller-Wünsch, CIO,OTTO von Dr. Michael Müller-Wünsch L isa Wegmann (38) ist Abteilungsleiterin in un- tung des OTTO-Parkhauses wird ihr eine passende Art während der Lockdown-Phasen die Zeit produktiv zu serer IT. Ihr Wecker klingelt jeden Morgen zwei der Anreise empfohlen. Weil es heute regnen soll und nutzen und ihr Zuhause zu renovieren, den Balkon neu- Stunden vor ihrem ersten Termin. Direkt nach das Parkhaus dementsprechend gut gefüllt sein wird, zugestalten, Schränke zu ordnen oder das Haus zu ver- dem Aufstehen erhält sie von der OTTO-App ordert Lisa ein OTTO-Shuttle per Sprachsteuerung. Fürs netzen. Sprich: Ihr privates Umfeld gestalten Menschen einen Tagesbericht über ihre anstehenden Ter- Frühstück bleibt keine Zeit, die IT-Expertin bucht es da- nach ihren Vorlieben – damit sie sich wohlfühlen. Wa- mine, die Teilnehmenden und personalisierte Neuigkei- her von unterwegs und bezahlt per App. rum tun wir nicht das Gleiche mit unserem Arbeitsplatz? ten. Weil heute einige Personalgespräche anstehen, fährt Lisa Wegmann wechselte 2024 zu OTTO, weil das Un- sie ins Büro, anstatt von zu Hause zu arbeiten. Wir gestalten unser Zuhause selbst – warum nicht ternehmen frühzeitig auf die Entwicklung einer Emp- Bevor sich die zweifache Mutter auf den Weg macht, unseren Arbeitsplatz? loyee Journey setzte und so eine fachbereichsübergrei- informiert sie die App über den optimalen Weg zur Ar- Während der Corona-Pandemie 2020 entwickelte das fende Sicht auf alle relevanten Touchpoints für Innova- beit. Da sich die App auf Lisas Wunsch auch mit ihrem Team „Business Support Services“ in einem partizipati- tionen im Arbeitsalltag schaffte. Foto: OTTO privaten Terminkalender synchronisiert, kalkuliert sie ven Prozess ein Zukunftskonzept, wie modernes und be- Während es damals noch üblich war, die Customer den Weg zur Schule ihrer Kinder in die Routenfindung darfsgerechtes Arbeiten bei OTTO aussehen könnte. An- Journey akribisch zu analysieren, weil der wirtschaftli- gleich mit ein. Je nach Wetter, Verkehrslage und Auslas- gelehnt an den Trend und das Bedürfnis der Menschen, che Erfolg davon abhing, erkannte OTTO, dass es sich Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
13 ADVERTORIAL Innovationen entstehen erst in einer offenen lohnt, das Gleiche mit der Employee Journey zu machen. Warum sollte nicht jede*r seinen Arbeitsplatz gestalten Unternehmenskultur können, wie er*sie es braucht, um maximal produktiv Nachhaltige Innovationen entfalten sich am besten in einer offenen Unterneh- zu sein? Davon hängt der wirtschaftliche Erfolg von Un- ternehmen in gleichem Maße ab. menskultur, in der Vielfalt großgeschrieben wird, und jede einzelne Stimme zählt. Die Basis dafür sind die klassischen Open-Source-Prinzipien Zusammen- Alle Touchpoints sind miteinander vernetzt. arbeit, Offenheit, Transparenz, Inklusivität und Vertrauen. Sobald Lisa Wegmann den Campus betritt, registriert die App automatisch ihre Ankunftszeit und schlägt ihr auf Basis ihres heutigen Arbeitskontextes drei optimale Sitzplätze vor. Bereits 2017 startete OTTO die Initiative von Stefanie Chiras M FutureWork, die basal für die Entwicklung einer Emp- loyee Journey war. Unsere FutureWork-Annahmen ba- it der Digitalisierung wächst der Druck sieren dabei auf drei Säulen: activity based working, di- auf Unternehmen und Organisationen: gital office und culture. Kurz gesagt: FutureWork verhilft Wie schafft man es, den sich ständig än- allen, ihre individuellen Aufgaben bestmöglich zu erle- dernden Marktanforderungen gerecht digen. Und zwar zu jeder Zeit, von jedem Ort – ob im Mo- zu werden und trotzdem innovative Ideen bile Office oder an unterschiedlichen Orten auf dem Cam- hervorzubringen? Gleichzeitig ist es längst eine Bin- pus – und unabhängig vom Endgerät. senweisheit: Vorhaben scheitern an Menschen und Es steht ein IT-Strategie-Meeting an und Lisa Weg- nicht an fehlenden Methoden und Instrumenten. Herr- mann wählt als optimalen Arbeitsort ein lärmgeschütz- schen starre Regeln, Abteilungsdenken und hierarchi- tes Think Tank in der Nähe ihres Teams. Vorher holt sie sche Führungsstile vor, wird gerade die Unternehmens- ihr vorbestelltes Frühstück im Bistro ab. Sobald sie das kultur schnell zu einem wahren Killer und die Verant- Think Tank betritt, stellt sich das Licht automatisch auf wortlichen stehen auf verlorenem Posten. Offen und Lisas voreingestellte Präferenzen ein. Während die Ter- flexibel sollte deshalb der Ansatz sein, mit dem Unter- minorganisation 2020 für sie noch zu den lästigen Auf- nehmen neue Projekte angehen. gaben gehörte, unterstützen OTTOs IT-Systeme sie heute Was das heißt, lässt sich am besten anhand des Red dabei, in nur wenigen Minuten Termine für viele Teil- Hat Open Decision Framework, das aus einer Samm- nehmende zu planen. Es genügt, den Zeitraum, Teilneh- lung von Best Practices besteht, erklären. Das Frame- mer*innen und Art und Dauer des Termins anzugeben. work zeigt, wie man offene Prozesse, Kultur und Tech- Das System empfiehlt ihr den optimalen Zeitpunkt, an nologie in die Arbeitsweise von Teams integriert, Pro- dem alle Teilnehmenden verfügbar sind, und gibt eine bleme so schneller lösen und kreative Ideen entwickeln Empfehlung für zwei passende Räume. Mit einem Klick kann. UNICEF zum Beispiel hat mit Hilfe von Red Hat Stefanie Chiras, Senior Vice President and General Manager, lässt sich ein Catering dazu buchen. Auch die Zu- und das School Mapping Project vorangetrieben. Kompli- Red Hat Enterprise Linux Business Unit, Red Hat Absagen werden bei der Raumbuchung berücksichtigt zierte Technologie-Projekte stehen beim Kinderhilfs- und dynamisch angepasst. So wird verhindert, dass ein werk der Vereinten Nationen nicht im Fokus, vielmehr Termin in einem Raum für zwölf Personen stattfindet, einfach umzusetzende und dennoch innovative Lö- Längst hat sich der Open-Source-Gedanke zu einer obwohl nur fünf anwesend sind. Anschließend öffnet sungen gegen Hunger, mangelnde Schulbildung oder Art und Weise des Arbeitens entwickelt, die über die sich automatisch die aktuelle Präsentationsvorlage, über schlechte medizinische Versorgung. Im Rahmen des reine Softwareproduktion hinausgeht: die offene Un- die intelligente Suche werden alle zu diesem Thema re- School Mapping Project wird jede Schule auf der Welt ternehmenskultur. In ihr werden Veränderungen als levanten Dateien angezeigt. kartografiert, um so weiße Flecken zu identifizieren Chance gesehen. Die Aufgabe von Unternehmen ist es, In 20 Minuten steht ihr nächster Termin an. Lisa Weg- und Regierungen bei der Umsetzung von Bildungsmaß- die Leidenschaft ihrer Mitarbeiter auf ein Ziel hin zu manns digitale*r Weiterbildungsassistent*in erinnert sie nahmen zu unterstützen. kanalisieren, sie in Entscheidungsprozesse einzubin- daran, dass sie die gewonnene Zeit nutzen könnte, um den und eine angstfreie Atmosphäre zu schaffen. Wer- ihren Low-Code-Kurs fortzusetzen. den Ideen nicht von oben abgeschmettert, sondern Der Mensch im Mittelpunkt Die Open-Source- gefördert – wir sprechen von einer Meritokratie –, ha- ben Menschen viel eher den Mut, sie anzusprechen. Dieser kleine Einblick in eine mögliche Employee Jour- Wenn Mitarbeiter zudem frei sind zu experimentie- ney verdeutlicht, wie viele Chancen auf Unternehmen Prinzipien sind ren, betrachten sie Probleme auf eine neue Art und warten. Genauso ist sie ein bildhaftes Beispiel dafür, wel- Weise. Die Open-Source-Prinzipien Zusammenarbeit, ches Potenzial mithilfe von Technologie gehoben wer- Innovations- Offenheit, Transparenz, Inklusivität und Vertrauen wer- den kann. IT steckt nicht nur in Prozessen, die wenig den damit zum Innovationstreiber für jedes Unterneh- wahrgenommen werden. Technologie ist das Mittel, das unser Leben in vielen Facetten bereichern kann. Als treiber für jedes men, unabhängig von der Branche. ■ Kund*innen durch maßgeschneiderte Angebote, als Mit- arbeiter*innen durch zielführende Prozesse, vor allem Unternehmen. www.redhat.com Foto: Geoff Wood aber als Menschen. Denn darum geht es: Den Menschen mithilfe von Technologie in den Mittelpunkt zu stellen und seine Arbeitswelt Stück für Stück besser zu ma- chen. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021
14 Zieldimensionen für ein erfolgreiches KI-Projektmanagement Foto: Getty Images/iStockphoto Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
15 von Prof. Dr. Jana Koehler, Prof. Dr. Benjamin van Giffen und Prof. Dr. Walter Brenner K ünstliche Intelligenz bietet zahlreiche Mög- men. Die technologische Machbarkeit ist oft gegeben, lichkeiten, innovative Produkte, Prozesse und während sich die Machbarkeit aus Sicht des angedach- Services zu entwickeln. Die entsprechenden ten Geschäftsmodells oder der vorhandenen Fähigkei- MANAGER*INNEN Projekte zum Erfolg zu führen, wird einfacher, ten des Unternehmens als schwierig herausstellt. Ist es lebensfähig? wenn von Anfang an die richtigen Fragen ge- Deshalb lohnt es sich, die drei Zieldimensionen Mach- stellt und Bausteine eingesetzt werden, die helfen, schnell barkeit, Erwünschtheit und Lebensfähigkeit aus der Per- zuverlässige Antworten zu finden. spektive der involvierten Manager*innen, Ingenieur*in- Die Entwicklung intelligenter Systeme birgt zahlrei- nen und unterschiedlichen Nutzer*innen, d.h. nicht nur che Herausforderungen. Trotz ihrer Komplexität sollten der Endkunden-Perspektive, zu beleuchten (vgl. Tabelle solche Systeme für die Entwickler leicht zu warten und INGENIEUR*INNEN in Abbildung 2). Dies stellt eine Abkehr vom traditionel- Ist es machbar? weiter zu entwickeln sein. Die Interaktion mit den Nut- len Projektmanagement dar. Neu ist, dass die Zieldimen- NUTZER*INNEN zer*innen sollte einfach und intuitiv erfolgen und die Ist es erwünscht? sionen aus der Perspektive jeder Anspruchsgruppe ad- Integration in die Unternehmensarchitektur muss über- ressiert werden. So kann jede Anspruchsgruppe einen schaubar und kostengünstig bleiben. Um passende und wesentlichen Beitrag zum Erfolg des KI-Projekts leisten. elegante Lösungen zu finden, die diesen Herausforde- rungen gewachsen sind, werden die gewünschten An- Abbildung 1: Die klassische Interpretation der Manager*innen beurteilen und entscheiden über KI als forderungen und Systemqualitäten systematisch analy- wichtigsten Zieldimensionen im Projektmanagement eine disruptive Technologie im Spannungsfeld von Ver- siert. Dabei zeigt sich, dass etablierte Methoden unter antwortung und Innovationsdruck unter Einbezug be- dem Blickwinkel von KI-Technologien und KI-Anwen- trieblicher Zielsetzungen. Damit dies erfolgreich gelingt, dungen neu interpretiert werden müssen. müssen Manager eine klare Vorstellung der Möglichkei- entwicklungen durch das Geschäftsmodell finanziert ten von KI entwickeln und eine Vision erarbeiten. Ihre Drei Zieldimensionen des Projektmanagements werden? Vision zeigt auf, welche Potenziale KI für die Unterneh- Für das Management von Projekten hat es sich bewährt, Aus dem Design Thinking heraus hat vor allem die mens- bzw. Bereichsstrategie eröffnet und wie diese re- sich an den drei Dimensionen Machbarkeit, Erwünscht- Dimension der Erwünschtheit aus Perspektive der End- alisiert werden sollen. Damit können Manager*innen heit und Lebensfähigkeit zu orientieren. Abbildung 1 kunden eines Produktes oder Services in den letzten kommunizieren, wie sie KI in ihrem Unternehmensbe- zeigt diese Dimensionen, wie sie im klassischen Projekt- Jahren an Bedeutung gewonnen. Welche Produkte und reich ausgestalten wollen. management interpretiert werden. Services wünschen sich die Kunden, trifft das neue Pro- Ingenieur*innen verstehen die Technologien, Prozesse Die Frage nach der Machbarkeit wird mit der tech- dukt wirklich auf ein Bedürfnis oder kann es ein neues und Anwendungsdomänen. Sie bringen ihre Expertise nologieorientierten Perspektive von Ingenieur*innen Bedürfnis erfolgreich kreieren? als Prozessingenieure, Data Scientists oder auch IT-Ex- verbunden und fokussiert vor allem auf die technische perten in die Planung und Realisierung des KI-Projekts Machbarkeit. Ist das Problem mit dem Stand der Tech- Eine erweiterte Betrachtung durch Anspruchs- ein. Neben der technologischen Umsetzung stellen sie nik lösbar oder nicht? gruppen in KI-Projekten sicher, dass die von ihnen entwickelte KI-Lösung nicht Die Frage nach der Lebensfähigkeit wird eher aus Häufig scheitern KI-Projekte an unzureichenden Ant- nur eine relevante Aufgabe löst, sondern auch erfolg- Perspektive der Manager*innen, des wirtschaftlichen Be- worten auf die Frage nach der technologischen Lebens- reich an den die Nutzer*innen übergeben werden kann. triebs und des angedachten operativen Geschäftsmo- fähigkeit im Sinne der nachhaltigen Etablierung einer Nutzer*innen haben meist ein sehr gutes Verständnis dells beantwortet. Wie kann sich eine Innovation län- Technologie oder der Erwünschtheit durch bestimmte der KI-gestützten Aufgabe und interagieren direkt mit gerfristig im Markt behaupten und wie können Weiter- Nutzergruppen, z.B. durch Mitarbeitende im Unterneh- dem System bzw. dessen Ergebnissen. Sie sind es Zieldimension/ Lebensfähigkeit Erwünschtheit Machbarkeit Anspruchsgruppe Investitionsbedarf Wettbewerbsfähigkeit und Manager*innen Wirtschaftlichkeit und Fähigkeiten strategischer Fit der Organisation Technische Robustheit und Reifegrad und Integrations Ingenieur*innen Risiko und Problemrelevanz Skalierung fähigkeit Nutzer*innen Bedürfnisorientierung Akzeptanz Kompetenz Abbildung 2: Betrachtung der Zieldimensionen durch alle Anspruchsgruppen Sonderveröffentlichung zum Thema „FUTURE IT“ | Januar 2021 HandelsblattJournal
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