Weites Herz - offene Augen! - Begleitheft mit Impulsen Erstkommunion 2023
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALT MOTIV-DOWNLOAD Das MOTIV UND WEITERE MATERIALIEN zur nicht kommerziellen Nutzung im Rahmen der Erstkommunionvorberei- tung in der Gemeinde stehen zum Download bereit unter: IN DIESEM HEFT www.bonifatiuswerk.de/ erstkommunion-downloads Vorwort .........................................................................................................................................................................................3 Einführung in das Jahresthema Weites Herz – offene Augen! – Gedanken zum Jahresthema und zur Bibelstelle...................................................4 „Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich!“ – Mutig sein wie Bartimäus............................................................................8 „Wie bei Bartimäus braucht es viel Kampfgeist …“ – Interview mit Margrita Appelhans................................. 10 Bartimäus heute – Oder: Über einen sinnvollen Umgang mit Blindenheilungen in den Evangelien........... 12 Katechetische Bausteine Spüren, erleben, verstehen – Glauben ins Spiel bringen........................................................................................... 14 Was willst du, dass ich dir tue? Diakonisches Engagement in der Kommunionvorbereitung ........ ��������������� 16 Mit Bartimäus aus der Dunkelheit zum Licht – Schritte auf dem Weg der Versöhnung .................................. 18 Liturgische Bausteine Liturgische Bausteine zum Jahresthema „Weites Herz – offene Augen!“.............................................................. 20 „Offene Augen, weites Herz“ – Mottolied...................................................................................................................... 23 Die Projekte der Kinder- und Jugendhilfe Mithelfen durch Teilen ............................................................................................................................................... 24 Das Beispielprojekt 2023: Start ins Leben – Wohngruppe der Salesianer Don Boscos hilft Kindern zu gelingendem Leben ...................................................................................................................... 24 Materialien und Geschenkideen Neue Artikel zum Jahresmotiv 2023 ............................................................................................................................... 26 Geschenke zur Erstkommunion........................................................................................................................................ 28 Buchempfehlungen zur Erstkommunion....................................................................................................................... 30 Impressum ...................................................................................................................................................................................... 31 2
VORWORT Liebe Verantwortliche in der Erstkommunionvorbereitung 2023, „Weites Herz – offene Augen!“ – So lautet das Leitwort unserer Erstkommunionaktion im Jahr 2023. Das Motto und das Motiv verweisen dabei auf die Begegnung des blinden Bettlers Bartimäus mit Jesus, von der im Markusevangelium (Kapitel 10, Verse 46-52) berichtet wird. Ein weites Herz und offene Augen – das hatte auch Bartimäus. Zunächst lebte er im Dunkeln, doch was um ihn herum geschah, das wusste Bartimäus ganz genau. Alles, was er über Jesus gehört hatte, berührte sein Herz, seine Existenz. Auch von den Leuten, die ihn zum Schweigen bringen wollten, ließ er sich nicht einschüchtern. Bartimäus‘ Herz war weit für Jesus – so weit, dass ihm schließlich die Augen geöffnet wurden, ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein (Augen-)Licht aufging! Ich wünsche Ihnen, liebe Verantwortliche, dass auch Sie immer wieder im Laufe der Erstkommunion- vorbereitung die Erfahrung weiter Herzen und offener Augen machen. Bleiben Sie – trotz aller Dunkel- heiten und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft – zuversichtlich und hoffnungsfroh in Ihrer Arbeit mit den Erstkommunionkindern! Von Herzen danke ich Ihnen für Ihren Mut und Ihren Einsatz und sicherlich auch Ihre Freude, die Erstkommunionkinder und deren Familien auf dem Weg zum Tisch des Herrn zu begleiten. Gleichzeitig gilt mein aufrichtiger Dank auch allen, die auf vielfältige Weise an diesem Heft mitgearbeitet haben. In guter Tradition sammeln die Erstkommunionkinder auch im Jahr 2023 für die Kinder- und Jugend- hilfe des Bonifatiuswerkes. Damit unterstützen wir in der ost- und norddeutschen Diaspora sowie in Nordeuropa, Estland und Lettland Initiativen und Aktionen, die zur Bildung christlicher Gemeinschaft und zur Weitergabe des Glaubens an die junge Generation in einer extremen Minderheitensituation not- wendig sind. Auch diakonische Projekte sind ein wesentlicher Schwerpunkt der Kinder- und Jugendhilfe. Auf den Seiten 24-25 stellen wir Ihnen beispielhaft für die vielen Projekte vor, wohin die Gabe der Erstkommunionkinder 2023 geht: an das Don Bosco Jugend-Werk Sachsen. Für Rückfragen und Rückmeldungen zu den Materialien stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung. Für Ihre Arbeit mit den Erstkommunionkindern 2023 wünsche ich Ihnen gutes Gelingen und Gottes reichen Segen! Ihr Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes Bleiben Sie auf dem Laufenden! Erstkommunion-Newsletter - Praxistipps, Infos und Anregungen - vier Ausgaben im Jahr WWW.BONIFATIUSWERK.DE/NEWSLETTER 3
EINFÜHRUNG IN DAS JAHRESTHEMA Weites Herz – offene Augen! Gedanken zum Jahresthema und zur Bibelstelle J esus ist auf dem Weg nach Jerusalem, er ist diese Überschrift genauso gut wie „Weites Herz – fast da. Jericho, wo er gleich Bartimäus treffen offene Augen“ passen. Weil wir gleich merken wird, ist nur noch eine Tagesreise von der werden, dass mit Bartimäus und Jesus zwei mit Heiligen Stadt entfernt. Und viele ziehen mit, dem Herzen Sehende aufeinandertreffen. Und die sind mit ihm auf den Weg. Aber wissen sie, auf Geschichte zeigt uns auch, wo Blindheit herrscht, welchem? Nein, das können sie nicht wissen, und nämlich dort, wo Herzlosigkeit regiert. Und Herzlo- wir können es ihnen auch nicht zum Vorwurf ma- sigkeit ist nicht nur eine Versuchung der Menschen chen. Aber wir können von der Geschichte etwas zur Zeit Jesu. Sie ist auch heute sehr verbreitet. lernen. Nämlich, dass Sehende ganz schön blind Aber lesen wir zuerst die Geschichte: und Blinde ganz schön sehend sein können. In der weltberühmten Geschichte „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry steht der weltberühmte Satz: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Zur Begegnung des blinden Bartimäus mit Jesus würde 6-52 NACH ER Z Ä HLT M A R K US 10,4 Unglaublich, was da gestern passiert ist. Ich kann kommenden um eine kleine Gabe gebeten. „Bitte, das noch gar nicht richtig fassen. Es geschehen gebt mir eine Kleinigkeit, dass ich Brot kaufen tatsächlich noch Zeichen und Wunder. Seit so vie- kann“, hat er gesagt. Einzelne sind stehen geblie- len Jahrhunderten stehe ich hier nun schon, kann ben, viele einfach vorbeigegangen. mich noch an die alten Zeiten erinnern, als ich Teil der Stadtmauer von Jericho war, bevor sie zerstört Aber gestern war dann alles anders. Schon worden ist. Jetzt gibt es nur noch ein paar Reste lange, bevor ich die Leute sehen konnte, haben davon. Und so etwas wie gestern habe ich noch nie wir sie gehört: Eine große Menschenmenge war erlebt. da unterwegs. Das war vielleicht ein wildes Stim- mengemurmel. Welch eine Aufregung! Und alle Bis gestern saß hier immer der blinde Bartimä- schienen sich auf einen Mann in ihrer Mitte zu us. Er hat sich so gern an mich angelehnt, wenn er konzentrieren. Mir fiel er sofort auf. In alldem am Stadtausgang Richtung Jerusalem ausgeharrt Getöse strahlte er Ruhe und Gelassenheit aus. Als hat. Tagein, tagaus saß er hier und hat die vorbei- die Menge näherkam, konnten wir auch Gesprächs- kommenden Leute um ein bisschen Geld gebeten. fetzen aufschnappen. Bartimäus war ganz Ohr Für Blinde gibt es hier einfach keine Arbeit, was geworden und lauschte aufmerksam. Plötzlich rief können die auch schon tun? Sie können sich das Bartimäus dann: „Jesus, Sohn Davids, unser Retter, Lebensnotwendige nicht verdienen. Bartimäus hilf mir!“ Ich weiß immer noch nicht genau, wie war immer ganz Ohr, wenn er hier saß, und hat Bartimäus mitbekommen hat, dass der Mann in auf die Leute gelauscht. Hin und wieder hat er vor der Mitte der Menschenmenge Jesus von Nazareth sich hin gemurmelt. „Ach, das höre ich schon, dass war … Und was haben die Leute gesagt: „Sei still! ich gar nicht erst fragen muss. Wer es so eilig hat, Lass Jesus in Ruhe!“ Davon hat sich Bartimäus aber bleibt nicht stehen, um mir etwas zu geben“, hat nicht beeindrucken lassen. Er hat noch viel lauter er manchmal gesagt. Manche Leute haben mit ihm geschrien: „Jesus, hilf mir!“ Da ist Jesus stehen geschimpft und haben versucht, ihn zu vertreiben. geblieben und hat gesagt: „Ruft ihn her!“ Das ha- Aber Bartimäus ist jedes Mal hartnäckig sitzen ge- ben die Leute dann auch gemacht. Plötzlich waren blieben. Immer ganz freundlich hat er die Vorbei- sie ganz freundlich: „Hab nur Mut, steh auf. Jesus 4
ILLUSTR ATOR GIULIANO FERRI geboren 1965 in Pesaro/Italien, ist Absolvent der Kunstakade- mie von Urbino. Seit mehreren Jahren schreibt und illustriert er Kinderbücher, die er bei Verla- gen in der ganzen Welt veröf- fentlicht. Seine Illustrationen wurden in zahlreichen Ausstel- lungen und Museen ausgestellt, unter anderem auch auf der in- ternationalen Kinderbuchmesse in Bologna und der Biennale der Illustrationen Bratislava. Neben seiner Tätigkeit als Illustrator arbeitet er am Theater als Re- gisseur, als Drehbuchautor und Schauspieler. Mit seiner Familie lebt er in Pesaro. ruft dich.“ Und was soll ich euch sagen? Das hat nach allen Seiten drehte und wendete. Da hatte ich sich Bartimäus nicht zweimal sagen lassen. Er hat es begriffen: Bartimäus konnte tatsächlich sehen! seinen Mantel, jawohl, seinen Mantel, sein wert- Welch ein Strahlen von ihm ausging, solch eine vollstes Kleidungsstück, von sich geworfen und ist Freude! Das war zum Steine-Erweichen. Jesus ist aufgesprungen. Zielgenau ist er auf Jesus zugelau- dann mit der ganzen Menschenmenge weitergegan- fen. Ich weiß nicht, wie er das angestellt hat, da gen auf dem Weg nach Jerusalem. Und Bartimäus? er doch nichts sehen konnte. Es war, als hätte es Der ist Jesus nachgefolgt. Ganz zielstrebig mitge- eine unsichtbare Verbindung zwischen ihm und gangen. Einfach so. Aber ich konnte ihm ansehen, Jesus gegeben. Als Bartimäus dann vor Jesus stand, dass er voller Vertrauen und Überzeugung mit hörte ich diesen fragen: „Was willst du, dass ich für Jesus mitgegangen ist. Tja, Bartimäus werde ich dich tue?“ Das war irgendwie eine blöde Frage. Das wohl nicht wiedersehen. Ich bin immer noch ganz liegt doch auf der Hand, was ein Blinder will, oder fasziniert von dem, was da gestern passiert ist. nicht? „Meister, ich möchte sehen können“, hat Wie Bartimäus sich so zielstrebig und hartnäckig Bartimäus dann auch geantwortet. Jesus hat nichts an Jesus gewandt hat und vertrauensvoll auf ihn weiter gemacht, nur gesagt: „Geh! Dein Glaube hat zugelaufen ist … Als hätte er trotz seiner Blindheit dich gerettet!“ In demselben Augenblick fiel mir mehr sehen können als andere … auf, wie Bartimäus seine Augen weit aufriss, sich 5
EINFÜHRUNG IN DAS JAHRESTHEMA Bartimäus – ein Blinder hat den Kurz und knapp Durchblick Bartimäus ist es egal, was Menschenmenge in der Am Beginn der Geschichte sitzt Bartimäus an der Geschichte so treibt. Er springt auf, schleudert Stadtmauer. Er sitzt nicht zufällig dort, es gibt seinen Mantel, sein altes Leben von sich und geht vieles, was einen Blinden wie eine Mauer von der schnurstracks zu Jesus. „Was willst Du, dass ich dir Welt der Sehenden trennt. Und er ist darauf ange- tue?“ wiesen, dass er von den Sehenden, die diese Mauer nicht wahrnehmen, Almosen bekommt. Aber die Warum diese Frage? Das müsste Jesus doch vermeintlich Sehenden nehmen auch anderes nicht wissen! Aber eigentlich ist diese Frage viel wichti- wahr. Für sie ist der Blinde nur eine Randgestalt, ger für all die Umstehenden. Denn Bartimäus weiß die nicht so recht dazugehört. längst, was er will: „Rabbuni, ich möchte sehen können.“ Bartimäus denkt nun gar nicht daran, diese Rolle an diesem besonderen Tag weiterzuspielen. Er legt Kurz und knapp steckt in diesem Wunsch sein seine ganze Hoffnung auf Jesus. Von ihm hatte er ganzes Glaubensbekenntnis: Jesus, Du bist der Mes- gehört, dass er Lahme, Taube, Blinde und Aussätzi- sias. Du kannst mich sehend machen, daran glaube ge heilt, ja, dass er sogar Tote auferweckt. ich tief und fest. Und das versteht Jesus sofort, auch wenn Bartimäus den letzten Satz überhaupt nicht Als Jesus tatsächlich an ihm vorbeiläuft, ruft ausspricht. Den versteht er mit dem Herzen. er laut: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner.“ Er ist der Erste, der Jesus als Sohn Davids „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen“. Jesus anspricht. Woher weiß er das? Sohn Davids ist legt ihm nicht die Hand auf, berührt nicht seine die Bezeichnung des Messias. Es ist eine perfekte Augen. Für dieses Wunder reicht der Glauben des Überraschung: Bartimäus kennt das Geheimnis Blinden, der bereits weiter und heller sieht als alle des Menschensohnes. Die Menschen um ihn herum um ihn herum. Auch Jesus macht es kurz und kennen es nicht und versuchen, Bartimäus zur knapp. Weil diejenigen, die mit dem Herzen sehen, Ruhe zu bringen. Sie wollen, dass er einfach den nicht viele Worte brauchen. Mund hält. Ist Jesus nicht zu ihnen gekommen, zu den guten Menschen auf dem rechten Weg? Er kommt doch nicht zu denen, die im Abseits sitzen, Weiterlesen für die Großen: Für wen ist oder? Denn die haben sie selbst ja nicht im Blick. Auf diesem Auge sind sie blind. Jesus da? Für uns Große ist es hilfreich, noch ein wenig ins Umfeld der Bibelstelle zu schauen, was da passiert. Bartimäus traut Jesus was zu Direkt bevor der blinde Bartimäus erscheint, haben wir nämlich schon einmal eine ähnliche Situation Bartimäus denkt aber gar nicht daran, seinen in der Bibel, in der im Unterschied zum „sehenden Mund zu halten. Der Moment ist für ihn existen- Blinden“ Bartimäus die Sehenden „blind“ sind, ziell. Er sitzt schon so viele Jahre blind in seinem nämlich Jesu Jünger (Markus 10,32-45). Der Evan- Leben, dass er den Moment, der ihm die Rettung, gelist Markus zeigt damit zwei Wege auf, mit der die Erlösung bringen kann, um Himmels willen Botschaft Jesu umzugehen. Wege, die es auch heute nicht verpassen will. noch gibt. Doch zuerst die Vorgeschichte. Jesus bleibt tatsächlich stehen. Bei all den Zwei der Jünger nehmen Jesus beiseite, sie „Fans“, die ihn begeistert umgeben, nimmt er den haben ein wichtiges Anliegen. Jesus stellt ihnen die außergewöhnlichen Hilferuf wahr. „Ruft ihn her“, gleiche Frage wie Bartimäus: „Was wollt ihr, dass fordert er die Masse auf. Und dieselben Leute, die ich für euch tue?“ Bartimäus eben noch zum Schweigen verdonnern wollten, rufen ihn nun mit ermutigenden Wor- Gönnen Sie sich vor dem Weiterlesen einen ten herbei: „Hab nur Mut und steh auf. Jesus ruft kurzen Moment des Innehaltens. „Sollte Jesus Sie dich!“ Plappern sie das einfach nur so daher? Rufen fragen, was wäre Ihre Antwort? Von Bartimäus sie das, was gerade dran ist? Mal hü und mal hott, kennen wir sie bereits. „Rabbuni, ich möchte sehen heute hosianna und morgen „Kreuzige ihn“? können.“ 6
IMPULSE Die beiden Jünger haben allerdings einen ganz aus dem Blick zu verlieren, sich nicht über die zu anderen Wunsch: „Dürfen wir später im Himmel erheben, deren Glaube anders ist als unserer. Denn die Ehrenplätze an deiner linken und rechten Seite das Beispiel Jesu zeigt, dass gerade dort, wo wir bekommen?“ Für Jesus ist das wohl eine ausgespro- Ausschlusskriterien aufbauen, seine Zuwendung chen törichte Frage, und er antwortet außergewöhn- ganz besonders ist. lich scharf: „Ihr wisst nicht, was ihr bittet, könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke? Außerdem“, fährt Jesus fort, „ich kann da gar nichts machen. Es Weiterlesen für die Kleinen: ist Gott selbst, der die Plätze da oben vergibt.“ Die anderen Jünger bekommen die Geschichte der bei- Einfach mal den Mund nicht halten den enttäuschten Apostel um die besten Plätze mit Über seinen Glauben zu reden ist schwer. Dafür und sind nun ebenfalls gekränkt. Sie hatten doch musst du manchmal ganz schön mutig sein. Zu so gehofft, dass ihr Einsatz für Gottes Himmel- Hause, in der Schule, bei Freunden. Oft wissen auch reich auch belohnt wird. Jesus muss ihnen deutlich Erwachsene nicht so richtig, wie sie ihren Glauben machen, um was es bei seiner Nachfolge geht: „Wer ausdrücken sollen. Worte zu finden ist da oft nicht unter euch groß sein will, der soll euer Diener leicht. sein. Wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist Also seid mutig und traut euch. Die Kommunion nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern schenkt euch dabei die Kraft und erinnert uns alle dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für daran, dass Jesus mit uns auf dem Weg ist. viele.“ Die Jünger können das an dieser Stelle nicht verstehen, sie sind, salopp gesagt, über weite Stre- Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, können cken sehend blind. Wie anders dagegen Bartimäus. wir an vielen Stellen diese Welt besser machen, Der hat Vertrauen in Jesus, lässt sich nicht beirren als sie ist. Weil wir gelernt haben, nicht nur mit und macht den Jüngern vor, wie es geht, sein Ver- unseren Augen, sondern auch mit unseren Herzen trauen voll und ganz auf Jesus zu setzen. zu sehen. Denn als Jesus ihn heilt und deutlich macht, dass es der Glaube des Bartimäus ist, der ihm gehol- fen hat, folgt Bartimäus ihm völlig selbstverständ- INGA SCHMIT T lich sofort nach. Inmitten der vielen Menschen, die Pastoralreferentin, Referentin Jesus folgen, die mal „hosianna“ und mal „Kreuzigt für Glaubenskommunikation ihn“ schreien werden, sieht Bartimäus durch und und Leiterin des Teams macht sich mit Jesus auf den Weg. Direkt auf die Liturgie & Kirchenmusik, beiden biblischen Geschichten, die der blinden Bistum Osnabrück Apostel und die des sehenden Bartimäus, folgt der Einzug Jesu in Jerusalem. Beide Geschichten stehen sehr bewusst vor dem Beginn der Passion, die die existenzielle Antwort auf die Frage Jesu „Was wollt GUIDO ERBRICH ihr, dass ich tue?“ ist. Theologe, Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim Wir Großen können den Kleinen dabei helfen, Mitteldeutschen Rundfunk mehr mit dem Herzen zu schauen. Niemanden (MDR), Buchautor 7
EINFÜHRUNG IN DAS JAHRESTHEMA „Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich!“ Mutig sein wie Bartimäus E in Leben am Rand, das führt der blinde Die richtigen Worte finden Bartimäus. Wortwörtlich sitzt er am Stra- Als Bartimäus hört, dass Jesus ihn ruft, springt er ßenrand von Jericho und bettelt. Im weiteren vor Freude auf und läuft zu ihm. Jesus fragt ihn Sinne wird Bartimäus aber auch an den Rand der ganz direkt, was er von ihm möchte. Bartimäus Gesellschaft gedrängt. Statt die Sehkraft für ihn zu antwortet klar, ohne lange Vorrede, Umschweife übernehmen, wird er von allen übersehen, ja sogar oder Verzierungen: „Ich möchte sehen!“ Er traut bewusst direkt aus dem Bild gedrängt. sich, Jesus in seinen Worten seine ganz persönliche Doch dann hört Bartimäus, dass es Jesus sei, der da Bitte vorzutragen. gerade mit einer großen Menschenmenge auf der Straße an ihm vorbeigeht. Er erkennt, dass dieser In der Katechese ist es wichtig, Kinder zu Moment seine Chance ist. Mutig und aus voller ermutigen, mit Jesus ins Gespräch zu kommen. Das Kehle ruft er Jesus. bedeutet zuerst ein einfaches Rufen des Namens Jesu, ihres Freundes. Besonders in der Vorbereitung auf die Erstkommunion bietet sich die Möglichkeit, Den Mut finden dass Kinder erlernen, den Glauben und die Gebete In diesem Moment zeigt sich deutlich, warum in ihrer Sprache und Sprechweise auszudrücken. Bartimäus ein mutiger Mann ist. Er will mit Jesus Sie dürfen Jesus frei sagen, was sie von ihm erbit- sprechen. Er weiß, dass er meist übersehen wird ten. Als Katechetinnen und Katecheten geben wir und viele ihn nicht beachten. Doch er weiß auch, ihnen dabei den Zuspruch, dass sie vor Gott nichts dass Jesus anders ist. Also erhebt er seine Stimme. Falsches sagen können. Es bedarf zuweilen unseres Bartimäus ruft Jesus nicht nur, er schreit förm- Mutes als Erwachsene, diese Art des freien Betens lich, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Menschen um ihn herum weisen ihn zurecht und wollen ihn zum Schweigen bringen. Doch er wird umso lauter! Der mutige Mann will etwas gegen sein Schicksal als Außenseiter unternehmen und hat die Hoffnung, dass Jesus ihm helfen kann. Sein Einsatz wird belohnt. Jesus hört seine Stimme und will mit ihm reden. Jesu Jünger sagen zu Bartimä- us: „Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.“ Mutig zu sein und Jesus direkt anzusprechen, das zeichnet Bartimäus aus und macht ihn zu ei- nem besonderen Menschen. Mutig zu sein und mit Jesus in Verbindung zu treten: So zeigen sich auch alle Kinder, die zur Erstkommunion gehen. Für die meisten Kinder ist dieses Sakrament einer der ers- ten und wichtigsten Momente, in denen sie sich am Altar offen zu Jesus bekennen. Der Mut der Kinder wird hier auf ganz unterschiedliche Weise deutlich. Für einige, besonders für Kinder in der Diaspora, kann er sich schon darin zeigen, überhaupt zum Religionsunterricht und zur Erstkommunion zu gehen. Andere können mutig über Jesus sprechen und sagen, warum sie an ihn glauben. Alle Erst- kommunionkinder sind Glaubenszeugen, die sich mit ihrem Mut im Großen und Kleinen zu Jesus bekennen und so Teil seiner Gemeinschaft werden. 8
zu fördern und dort mit Worten auszuhelfen, wo entdecken. Das erfordert auch Mut von uns, die Unsicherheit besteht. Dabei geht es nicht darum, Freiräume zu nutzen, die eine Erstkommunionka- das „richtige Reden“ mit Gott in einer bestimmten, techese gegenüber dem Schulunterricht und dem vielleicht hochkirchlichen Sprache zu erlernen, Sonntagsgottesdienst bietet. In diesen Freiräumen sondern darum, die Kommunikation der Kinder können wir uns auch von den Kindern überraschen mit Gott zu fördern. Sie sollen wie Bartimäus Mut lassen: Den Glauben und die Kirche durch ihre Au- haben, mit ihm zu reden, wie sie es können. Die gen zu sehen, lässt uns vielleicht auch etwas über eigene Kommunikation mit Jesus macht Kinder unseren eigenen Glauben lernen. sprachfähig in ihrem Glauben und lässt diesen wachsen. Die Veränderung sehen Für Bartimäus liegt in der Begegnung mit Jesus der Den Mut ermöglichen Ursprung eines neuen Lebensabschnitts. Er hat zu- Als Jesus Bartimäus zu sich bittet, gehen einige nächst den Mut, dem Widerstand einiger Menschen Menschen auf den Rufenden zu. „Hab nur Mut, steh zum Trotz Jesus laut zu rufen. Mutig ist er dann auf, er ruft dich“, sprechen sie ihn an. Dieser Satz auf eine andere Art, als er sich von Jesus anspre- kann gut zum Leitbild einer Katechese mit Kindern chen und sich durch ihn verändern lässt. werden. Die Bartimäus-Erzählung bietet nicht nur zahlreiche Beispiele für den Mut des blinden Man- Durch Beispiele wie das des Bartimäus entde- nes, sie ist auch Vorlage für ein Ermöglichen von cken Kinder in sich selbst Eigenschaften, die sie Glaubenserfahrungen. In der Ausgestaltung einer mit den Personen der Erzählung verbinden und Katechese können wir Kinder dazu ermuntern, sich die sie in ihre Beziehung zu Jesus einfließen lassen von Jesus ansprechen zu lassen – wie Bartimäus. können. Wie für Bartimäus beginnt auch für Kin- Wir können sie dazu ermutigen, auf Jesus zuzuge- der durch die Feier der Erstkommunion ein neuer hen – wie Bartimäus. Wir können sie darin bestär- Abschnitt ihrer Gottesbeziehung. Dieser Verände- ken, dass Jesus immer für sie da ist und ihre Rufe rung beizuwohnen und sie in der Katechese zu för- hört – wie Bartimäus es erlebt. So wird die Kate- dern, kann auch für den persönlichen Glauben der chese zu einem Raum, in dem sich Kinder auspro- Katechetinnen und Katecheten eine Bereicherung bieren und Gott auf ganz unterschiedliche Arten sein. Ermöglicht wird die Veränderung, indem wir Kindern zutrauen, Jesus in ihrer Lebenswelt zu be- gegnen und ihn anzusprechen; indem wir sie darin bestärken, zu ihrem Glauben zu stehen und ihn zu leben. Denn nur durch solch mutige Erfahrungen können Kinder lernen, dass Jesus ihre Gebete und ihr Rufen hört. Dass er sie auf ihrem Lebensweg be- gleitet und sie, wie im Empfang der heiligen Kom- munion, immer wieder bestärkt. All das trägt dazu bei, dass Kinder wie Katechetinnen und Katecheten mit einem weiten Herzen und offenen Augen Mut im Glauben zeigen. JUDITH LIDZBA Bildungsreferentin im Bereich Kinder und Jugend im Seelsorgeamt Erfurt JULIAN HANSTEIN Bildungsreferent im Bereich Kinder und Jugend im Seelsorgeamt Erfurt 9
EINFÜHRUNG IN DAS JAHRESTHEMA „Wie bei Bartimäus braucht es viel Kampfgeist …“ A RGR ITA A P P E L H A NS IN T ER V IEW M IT M Frau Appelhans, Sie sind als Seelsorgerin für Sehgeschädigte, also blinde und sehbehinder- te Menschen, im Bistum Hildesheim tätig. Wie sieht Ihre Arbeit ganz konkret aus? Es ist eine Aufgabe, die sich auf Menschen bezieht, die ganz verstreut im Bistum leben. So gibt es zwar regionale Begegnungsnachmittage mit Got- tesdienst, Kaffeetrinken und einem thematischen Schwerpunkt, viele von Sehschädigung Betroffene erreiche ich aber nur über meine Medienarbeit. Blinde, sehbehinderte und lesebeeinträchtigte SEELSORGERIN Interessenten können „Kirche im Norden“, ein Hör- MARGRITA APPELHANS magazin mit ausgewählten Artikeln aus den drei ist mit knapp fünf Jahren erblin- norddeutschen Kirchenzeitungen, oder „Kirche im det. Seit 1990 ist sie als Seelsor- Norden +“, eine Auswahl von „Internetfunden“ von gerin im Dienst des Bistums Gottesdiensten, Impulsen und informativen Texten, Hildesheim aktiv. Im Interview kostenlos abonnieren. Hier geht es also um den mit dem Bonifatiuswerk Zugang zu Angeboten, auf die sehende Menschen spricht sie über die Seelsorge ohne weiteres Zugriff haben. Und dann gibt es den für sehgeschädigte Menschen telefonischen Kontakt, mit wenigen auch per Mail. und verrät, welche Parallelen Hinzu kommen die Vernetzung im eigenen Fachbe- es zwischen Bartimäus und reich und mit Kollegen und Kolleginnen in anderen der Situation sehgeschädigter Bistümern oder offizielle Anfragen von Einrichtun- Menschen heute gibt. gen oder Angehörigen. 10
Was unterscheidet die Seelsorge für Menschen im Umgang oft groß. Beruflich gibt es nur einige mit Sehbehinderung von der allgemeinen Seel- wenige Perspektiven, so finden z. B. blinde Akade- sorge? miker kaum eine Anstellung, die ihrer Ausbildung Inhaltlich nicht viel. Der große Unterschied entspricht. Und nur jeder Dritte im arbeitsfähigen ist die spezielle Diaspora. Ich muss katholisch Alter erhält einen Arbeitsplatz; vielen Arbeitge- sein (von einigen Ausnahmen abgesehen), mich bern fehlt die Idee, was sehgeschädigte Menschen für religiöse Angebote interessieren und von leisten können. Wie bei Bartimäus braucht es viel einer Sehschädigung betroffen sein, um mich auf Kampfgeist, Gehör zu finden und einen Platz in der das Angebot hin zu melden, das mir vom Bistum Gemeinschaft zu erringen. Hildesheim gemacht wird. Das sind eine Menge Vo- raussetzungen, damit ein Kontakt zustande kommt. Bei Veranstaltungen gilt es zu organisieren: Wie Was können wir aus der Geschichte von Barti- kommen alle an Ort und Stelle, haben sie eine mäus für unseren Umgang mit sehgeschädigten Begleitung, oder brauchen sie eine vermittelnde Menschen lernen? Unterstützung? Beim Gottesdienst gibt es Lied- Fragt wie Jesus: „Was brauchst du? Wobei zettel in Blindenschrift und in Großdruck. Einige brauchst du Hilfe, damit du dich einbringen altersblinde Personen können keine Schrift mehr kannst, damit du deinen Platz in der Gemeinschaft lesen; also heißt es bei der Auswahl der Lieder: Wir ausfüllen kannst?“ Jesus traut Bartimäus zu, selber nehmen möglichst bekannte. denken und für sich sprechen zu können, bietet ihm aber auch die Hilfe, die nötig ist. Wo gibt es aus Ihrer Sicht noch Nachholbedarf in der Kirche, wenn es um die Inklusion sehgeschä- Wie kann eine gelingende Erstkommunionvorbe- digter Menschen geht? reitung für sehgeschädigte Kinder aussehen? Sie sind, wie gesagt, unauffällig, wenig im Be- Ich bin in Hamburg groß geworden, nahm als wusstsein – obwohl Sehschädigung als Altersphä- mit fünf Jahren erblindetes Kind am damals noch nomen ständig zunimmt. In der Nordmetropolie üblichen außerschulischen Religionsunterricht teil. bin ich inzwischen allein, weshalb ich auch Hörer Der Kaplan hatte Nachbarskinder gebeten, mich meiner Medien im gesamten Norden habe, zeitwei- jeden Dienstag mitzunehmen. Die Texte las er vor. se sogar eine Ordensschwester in Dänemark. Einige Mehr brauchte es nicht. Ich fuhr mit auf Wochen- Bistümer haben keine Blindenseelsorger mehr oder enden, nach Rom, Assisi und Malmö. Freundschaf- hatten sie nie. Die katholische Selbsthilfe (das Deut- ten fürs Leben sind daraus erwachsen. Heute kann sche Katholische Blindenwerk) versucht. diesem man Materialien auch als Druckauftrag in der Mangel zu begegnen. So sind das Gotteslob, das Blindenschrift-Druckerei in Bonn umsetzen lassen. Lektionar, die neue Einheitsübersetzung in Eigen- initiative und mithilfe der eigenen Einrichtungen in Blindenschrift übertragen worden. Gleiches gilt Können Sie sich noch an den Tag Ihrer eigenen für das Gotteslob in Großdruck. Ich wünschte mir Erstkommunion erinnern? Und wenn ja, wie war auch mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit dieser Tag für Sie? Behinderung generell in unseren Gremien. Warum Da mir mit knapp fünf Jahren eine nicht un- nicht bei den nächsten Wahlen einmal nach einem gefährliche Augenoperation bevorstand, durfte Kandidaten schauen, der diese Thematik vertritt ich zur Frühkommunion gehen am Rande einer und Berührungsängste abbauen hilft? hl. Messe in einem hübschen, aber einfachen blauen Kleidchen. Trotzdem weiß ich, mir war der Moment enorm kostbar, und ich fühlte mich Die Erstkommunionaktion 2023 dreht sich unter wertgeschätzt und sehr ausgezeichnet – auch in dem Leitwort „Weites Herz – offene Augen!“ um den Augen Gottes. die Geschichte vom blinden Bartimäus. Erkennen Sie Parallelen zwischen dem blinden Bartimäus und der Situation sehgeschädigter Menschen in Was wünschen Sie den Erstkommunionkindern unserer Gesellschaft heute? 2023? Die Lebensumstände blinder Menschen, welt- Ich wünsche ihnen, dass sie spüren, Jesus weit gedacht, ähnelt mancherorts noch immer schaut jeden von uns aufmerksam an. Er will exakt denen von Bartimäus. Von den Familien wissen, was uns bewegt, was wir brauchen. Er hört versteckt, kein Zugang zur Bildung, keine Arbeits- uns zu, auch wenn andere nicht für bedeutsam möglichkeiten, Betteln und Prostitution. Aber auch halten, was wir zu sagen haben. Und wenn wir auf hierzulande, wo Wissenschaft und Technik enorme ihn warten, kommt er und bleibt bei uns stehen. Fortschritte gemacht haben, fehlt in weiten Kreisen der Gesellschaft die Erfahrung im Umgang mit sehgeschädigten Menschen. Die Hilflosigkeit ist Das Interview führte Julian Heese, Bonifatiuswerk. 11
EINFÜHRUNG IN DAS JAHRESTHEMA Bartimäus heute Oder: Über einen sinnvollen Umgang mit Blindenheilungen in den Evangelien O ft werde ich gebeten, etwas zu den Blin- wenige) berufstätig sind und Familie haben, blinde denheilungen in den Evangelien zu sagen. alte Menschen materiell gut versorgt sind. Es gibt Viele meinen wohl, dass für mich als Blinde genügend Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern. In diese Geschichten besonders wichtig seien. Ich tue Deutschland muss niemand, der blind ist, betteln. mich schwer mit dieser Anfrage. Warum ist es für In meiner katechetischen Beschäftigung mit den andere Menschen so wichtig, was ich über Blin- Blindenheilungen ist es mir wichtig, das immer denheilungen im Neuen Testament denke? Genau darzustellen! Oft habe ich den Kindern erklärt, wie so könnten Kinder etwas zur Kindersegnung oder es dem Bartimäus ging als Bettler am Straßenrand, Folteropfer etwas zur Kreuzigung sagen. Oft höre ohne Schutz dem Wetter ausgeliefert, von den ich auch die Formulierung: „Für dich als Betrof- anderen Menschen bemitleidet und verspottet, von fene sind das doch wichtige Erzählungen.“ Ja, ich ihnen und ihrem Wohlwollen abhängig. Jeder in bin blind. Meine Situation heute ist aber in keiner dieser Situation würde sich wohl wünschen, sehen Weise zu vergleichen mit der von Bartimäus oder zu können! Jesus heilt ihn und befreit ihn von die- den anderen Blinden in der Bibel. In der Antike ser Abhängigkeit. Diese ist nämlich viel schlimmer lebten blinde Menschen am Rand der Gesellschaft. als die Blindheit selbst. Ich sehe es als Betroffene in Sie verdienten ihren Lebensunterhalt überwie- diesem Zusammenhang durchaus kritisch, wenn gend mit Betteln. Ansonsten lebten sie in völliger man am Beispiel der Bartimäusgeschichte versucht, Abhängigkeit von ihren sehenden Mitmenschen. Kindern das Gefühl der Blindheit näherzubringen. Hilfsmittel oder Bildung für sie gab es nicht. Neben Natürlich ist es nett, wenn Kinder einen Eindruck diesem Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe davon bekommen, was es heißen könnte, blind zu waren sie auch isoliert durch das, was ihre Umwelt sein. Es hat aber mit dieser Geschichte nichts zu über ihre Erblindung dachte. In der Antike sah tun. Die Blindenheilungen sind nicht erzählt wor- man Erblindung oft als Strafe für eine Schuld an, den, um Blindheit zu thematisieren, sondern um welche die Blinden oder ihre Eltern nicht gesühnt die grenzenlose Zuwendung Jesu zu den Menschen hatten. Mit solchen Menschen wollte keiner etwas zu zeigen. Dass die, denen er sich zuwandte, blind zu tun haben. Deshalb ist schon allein die Tatsache, sind, spielt in diesem Zusammenhang für mich dass sich Jesus diesen Menschen zuwendet, ein keine Rolle. Eine Akzeptanz der Behinderung ohne Paradigmenwechsel. Er fragt nicht nach Ursachen, Heilungswunsch war für die Evangelisten nicht kommentiert die Blindheit nicht. Den Bartimäus, denkbar. Würde das Evangelium heute geschrieben, der ihn ganz aktiv um Hilfe gebeten hat, fragt er: könnten die Blinden Jesus auch mit ihrer Blindheit „Was möchtest du, dass ich dir tue“. Jesus erklärt folgen. Heute stehen ja auch viele unterschiedliche nicht, kommentiert nicht, schreibt der Blindheit Menschen mit ihren Behinderungen, Schwächen keinen Sinn zu. oder manchmal auch mit ihren Lebenslügen in seiner Nachfolge. Deshalb finde ich es auch sehr Doch dann hört Bartimäus, dass es Jesus sei, schmerzlich, wenn in einem Kommunionbuch der der da gerade mit einer großen Menschenmenge Gegenwart das Kapitel über die Blindenheilung mit auf der Straße an ihm vorbeigeht. Er erkennt, dass „Heil und Unheil“ überschrieben ist. Was suggeriert dieser Moment seine Chance ist. Mutig und aus das für Bilder und letztlich auch Gottesbilder? Wer voller Kehle ruft er Jesus. sagt denn, dass blinde Menschen „unheil“ sind, nur weil sie nicht sehen? Was die Blinden der Bibel „un- heil“ gemacht hat, waren doch nur die gesellschaft- Grenzenlose Zuwendung Jesu lichen Folgen ihrer Blindheit! Hören wir also bitte Leider ist das Leben vieler blinder Menschen in auf mit einem Hell-Dunkel-Denken! Die meisten Afrika und Asien heute nicht so sehr unterschied- Blinden wollen nicht geheilt, sondern anerkannt lich von dem blinder Menschen in der Antike. werden, wie sie sind. Sie wünschen sich, dass man Wir leben aber in Deutschland, wo blinde Kinder sie und damit auch das wertschätzt, was die Blind- Schulen besuchen, blinde junge Leute Berufe heit mit ihrem Leben macht. Auf diesem Hinter- lernen und studieren, viele Blinde (leider noch zu grund ist es sinnvoll, mit Kindern über Blindheit zu 12
XXX sprechen, aber auch hier bitte nicht schwarz-weiß! Vertrauen auf Gottes Zusage Nicht alle Blinden hören besonders gut oder sind musikalischer als andere Menschen. Als blinde Christin wünsche ich mir, dass die Blin- denheilungen als das erzählt werden, was sie sind: Geschichten von der umfassenden, bedingungslo- sen Zuwendung Jesu zu den Menschen. Weiterhin Begegnung auf Augenhöhe wünsche ich mir, dass Blinde vor allem in unserer Besonders wichtig ist mir, dass wir im Zusammen- Kirche als das behandelt werden, was sie sind: hang mit Behinderungen über unser Gottesbild in erster Linie Menschen, die mit einer Behinde- nachdenken. Wenn wir an einem „Gott von oben“ rung leben, die zu ihnen gehört, die manchmal hängen, von dem wir annehmen, dass er keine nervt, aber auch viel Gewinn im Leben bringt. Ich Behinderungen will, dann lesen wir die Heilungs- wünsche mir, dass wir alle ein Bewusstsein dafür geschichten auf dem Hintergrund „geschädigte entwickeln, wo wir Menschen mit Behinderungen Schöpfung“. Diese Bildüberschrift wurde einmal ausschließen und verletzen, auch durch positive in einer Publikation der evangelischen Kirche über Diskriminierung. Orientieren wir uns dabei an ein Bild mit einer contergangeschädigten Frau Jesus. Vertrauen wir auf die Zusage Gottes für uns gesetzt. Die Überschrift steht symbolisch für einen alle in Jesaja 42,16: „Blinde führe ich auf Wegen, paternalistischen Umgang mit Behinderung über die sie nicht kennen, auf unbekannten Pfaden lasse viele Jahrhunderte bis in die Gegenwart hinein. Die ich sie wandern. Die Finsternis vor ihren Augen Kirchen haben mit dieser Interpretation und die- mache ich zu Licht; was krumm ist, mache ich sem Gottesbild, das ihren Umgang mit behinderten gerade. Das sind die Taten, die ich vollbrachte, und Menschen prägte, in der Tat viel Unheil angerichtet. ich lasse davon nicht mehr ab.“ Wenn die Behinderten schon nicht heilbar waren (das kann ja nur Jesus), dann war es wichtig, im Na- men Christi die gesammelte christliche Barmher- zigkeit über diese armen Wesen auszugießen. Eine Vorschlag für die Praxis Begegnung auf Augenhöhe – wie bei Jesus – war Wenn neben meinen Anregungen zum Umgang nicht gewollt und nicht möglich. Eine Folge dieses mit der Bartimäusgeschichte noch eine Anregung Denkens ist unter anderem auch die vielfache für die Praxis benötigt wird, empfehle ich ein Misshandlung behinderter Kinder in kirchlichen Vertrauensspiel: Ein Kind steht mit verbundenen Heimen gewesen. Heute denken viele anders. Bei Augen im geschlossenen Kreis anderer Kinder und Gott hat alles Platz, auch das, was uns fremd ist, wird von ihnen hin -und hergeschaukelt. Es kommt was wir nicht erklären können. Bei Gott ist es auch dabei darauf an, dass das Kind den anderen Kin- möglich, dass wir genau in diesem, unter anderem dern vertraut und dass diese gut mit dem Vertrau- auch in einer Behinderung wie der Blindheit, Chan- en umgehen. Das ist auch ein wichtiger Aspekt des cen für das Leben erkennen, auch für das Leben Vertrauens, das Blinde zu Sehenden haben. derer, die nicht blind sind. Da darf es dann auch sein, dass Blinde von diesem Gott erzählen, davon, wie sie ihn spüren. BEATE SCHULTES Religionspädagogin und Krankenhausseelsorgerin im Erzbistum Köln 13
K ATECHETISCHE BAUSTEINE Spüren, erleben, verstehen Glauben ins Spiel bringen VORÜBERLEGUNGEN Die Botschaft Jesu ist wie die Sonne. Sie ist hell, wärmt die Herzen und macht unser Leben hell. Das Ziel von Wahrnehmungsübungen liegt dar- Heute lernen wir Bartimäus kennen. Er kann zwar in, die einzelnen Sinne der Kinder anzusprechen, seine Augen öffnen, das Licht, die Menschen und damit diese ihre Umwelt aktiv und bewusst erleben die Dinge um ihn herum sieht er aber nicht. können. Sie ermöglichen, mit allen fünf Sinnen Spüren wir, wie es Bartimäus damit ergeht. die eigene Lebenswirklichkeit zu begreifen. Diese Spiele fördern Empathie, Neugier, Fairness und Solidarität. ÜBUNGEN: Durch bewusste Konzentration auf bestimmte Sinne oder bewusstes Verzichten lernen Kinder die Bedeutung ihrer Sinne besser kennen. Zusätzlich Führungsübungen – sich verlassen auf erleben sie, dass sie trotz des Verlusts eines oder andere mehrerer Sinne in der Lage sind, eine an sie gestell- Die Kinder suchen sich eine Partnerin oder te Aufgabe meistern zu können. einen Partner. Jeweils eine oder einer der beiden bekommt die Augen verbunden. Eine spielerische Annäherung kann mensch- Das sehende Kind führt das „blinde Kind“. liche Erfahrungen mit Gott, von denen die Bibel Interessant wäre ein möglichst vielfältiger Weg, erzählt, vertiefen. Gott wird „be-greif-bar“. der das „blinde Kind“ vor ein paar Herausforde- rungen stellt: Hindernisse überqueren, zwischen Sträuchern hindurchgehen, an Geräuschquellen vorbei ... EINSTIEG: Nach einiger Zeit werden die Rollen getauscht, und das andere Kind wird blind geführt. Den Unterschied von Hell und Dunkel erfahren Fühlen – Alltagsgegenstände erkennen Als ihr heute Morgen aufgewacht seid oder als euch Schaut heute mal alle Menschen an, die hier heute Morgen Mama oder Papa aufgeweckt hat, versammelt sind. habt ihr sicher als Erstes die Augen aufgemacht. Jetzt schließt die Augen: Wer sitzt neben mir? Hell ist es da meistens schon und nicht mehr so Welche Farbe hat sein / ihr Pulli? dunkel wie am Abend davor. Manchmal zwickt Die Kinder antworten auf die Fragen. Sie können sich man die Augen zusammen, weil das Licht blendet, auch eigene Fragen ausdenken. manchmal ist man noch müde, und man macht die Augen schnell noch einmal zu. Wenn man die Augen schließt, kann man Diesem Unterschied zwischen Licht und Dunkel- nichts mehr sehen. Man kann nicht die Menschen heit wollen wir heute nachspüren. sehen, die mit einem im Raum sind. Man sieht nicht den Raum, man sieht nicht … Die Kinder schließen die Augen. Sie spüren die Die Kinder ergänzen. Dunkelheit. Es gibt Menschen, die nichts sehen können. Sie Katecheten, Eltern oder Erzieher legen die Hände auf sind blind. Sie hören genau hin und können so den die Schultern und wecken das Kind auf und sagen: Raum wahrnehmen, sie riechen genauer, sie fühlen „Es ist hell, wach auf!“ und versuchen, sich mit Tasten zu helfen. „Wach auf, heute ist ein neuer Tag!“ In einem Korb sind Alltagsgegenstände (Teller, Besteck „Augen auf – heut gibt es viel zu sehen und zu …) verborgen. Die Kinder fassen mit der Hand hinein erleben!“ und versuchen, zu erraten, welcher Gegenstand es ist. 14
Wir können ertasten, welchen Gegenstand wir ABSCHLUSS: in der Hand halten, aber wir kennen nicht seine Farbe oder das Muster. Wenn Jesus in ein Dorf kommt, geschehen manchmal wunderbare Dinge. Kranke werden gesund, Traurige werden froh. Sinne schulen – mit allen Sinnen sehen Im heutigen Evangelium hören wir von einem Jesus schenkt durch seine Taten Hoffnung, neuen Menschen, bei dem nichts hell wurde, wenn er am Lebensmut und Freude über das, was es auf der Morgen seine Augen aufgemacht hat. Welt zu sehen und zu erleben gibt. Sehen konnte der Mann nicht, aber die Dinge um ihn herum konnte er mit seinen Sinnen ganz Was Jesus zu Bartimäus gesagt hat, das wissen wir deutlich spüren. Das wollen wir mal ausprobieren. nicht. Ich bin mir aber sicher, dass Jesus nicht nur die Augen des Mannes berührt hat, sondern auch Die Kinder schließen die Augen. sein Herz. Die Kinder hören einen Ton (Zimbel oder eine gespielte Melodie einer Flöte) und erraten, was es war, welcher Auch wir wollen uns jetzt berühren lassen, wenn Sinn angesprochen wurde. wir den Segen Gottes erbitten. Die Kinder schließen wieder die Augen. Die Kinder berühren ihre Augen, Ohren usw. zum Die Kinder riechen etwas (Blume, Mandarine). Segenstext. Die Kinder erraten, was es ist, welcher Sinn angespro- chen wurde. Der heilende Gott segne uns. Die Kinder schließen wieder die Augen. Er segne unsere Augen, damit wir die Menschen Die Kinder bekommen ein kleines Stückchen Brot in die sehen, die mit uns durchs Leben gehen. Hand, essen es und erraten, was es war. Das restliche Brot wird auf das Tuch gelegt. Er segne unsere Ohren, damit wir hören, wenn jemand in Not ist. Die Kinder schließen wieder die Augen. Jedes Kind bekommt einen Stein oder eine Feder in die Er segne unseren Mund, damit wir Gutes sagen. Hand gelegt, es erfühlt den Gegenstand und errät, was es ist. Er segne unser Herz und erfülle uns mit großer Liebe zu Gott und den Menschen. Der Mann aus der biblischen Geschichte konnte das auch alles. Er hat seine anderen Sinne genutzt, Er segne unsere Hände, damit wir dort anpacken, um sich in seinem Dorf zurechtzufinden. Aber er wo unsere Hilfe gebraucht wird. träumte davon, das alles, was er hören, riechen, schmecken und ertasten konnte, auch zu sehen. Er segne unsere Füße, damit wir mit Jesus gehen. Da hörten die Menschen, die mit dem blinden Mann zusammenlebten, dass Jesus in das kleine So segne uns der liebende Gott, der Vater und der Dorf kommt. Sohn und der Heilige Geist. Amen. BIBELTEXT: Markus 10,46-52 DEUTUNG: Was soll ich dir tun? – Wünsche äußern Bartimäus ruft nach Jesus, das haben wir im Bibeltext gerade gehört. Jesus hört Bartimäus und holt ihn zu sich. STEFANIE PENKER Wenn Jesus zu dir kommen würde – was würdest Fachreferentin für du dir von ihm wünschen? Wobei kann er dir Kinderpastoral im Erzbistum helfen? Was brauchst du von ihm? München und Freising Die Kinder erzählen. 15
K ATECHETISCHE BAUSTEINE Was willst du, dass ich dir tue? Diakonisches Engagement in der Kommunionvorbereitung K irche und auch unser Glaube werden drei- 1. GRUPPENSTUNDE: fach lebendig und erfahrbar: indem wir ihn AKTIONSPLANUNG feiern (Liturgie), indem wir ihn bezeugen (Martyrie) und indem wir aus ihm heraus han- deln, insbesondere im Dienst an unseren Nächs- Ankommen ten (Diakonie). Dabei sind wir als Getaufte durch Falls es das gibt, startet die Gruppenstunde mit Jesus Christus verbunden in der Gemeinschaft der dem gewohnten Gruppenritual. Ansonsten erfol- Glaubenden (Koinonie). In der Kommunionvorberei- gen eine Begrüßung und eine Ankommrunde, evtl. tung spiegeln sich vor allem die beiden ersten sog. ergänzt durch ein Lied, zum Beispiel das Mottolied. Grunddimensionen des Kircheseins wider. Die folgenden Anregungen möchten die diakoni- sche Dimension mit den Kommunionkindern ins Spielend einsteigen Spiel bringen. Die Kinder können auf diese Weise Lieblingsspiel der Kinder und/oder ein Spiel, bei erfahren, wie sie auf den Spuren Jesu wandeln kön- dem ein Kind einem anderen Kind oder der Gruppe nen, indem sie anderen etwas Gutes tun. etwas Gutes tut, beispielsweise in einer Variante Für eine solche thematische Einheit müssen min- des Spiels „Flaschendrehen“. destens zwei Gruppenstunden eingeplant werden: Die erste Gruppenstunde dient dazu, eine soziale Aktion zu wählen und vorzubereiten. Die zweite Von Jesus hören Gruppenstunde dient der Umsetzung der sozialen Die Kinder hören die Geschichte von der Heilung Aktion. des blinden Bartimäus (Markus 10,46-52): als freie Erzählung (zum Beispiel: Nacherzählung in die- Zeitlich lässt sich diese Aktion gut rund um den sem Heft auf S. 4-5), als Erzählung mit biblischen 6. Dezember ansiedeln, den Festtag des hl. Nikolaus, Erzählfiguren, als Erzählung mit Bildern (mithilfe der als Bischof da war, wo Hilfe gebraucht wurde. eines Erzähltheaters und entsprechender Bildkar- ten), aus einer geeigneten Kinderbibel oder in einer anderen passenden Form. TAT.ORT.NIKOL AUS „Was willst du, dass ich dir tue?“ Mit der Aktion „Tat.Ort.Niko- In der Erzählung von der Heilung des blinden Bartimäus laus: Gutes tun – kann jeder.“ stellt Jesus dem Bartimäus eine Frage: möchte das Bonifatiuswerk „Was willst du, dass ich dir tue?“ das Anliegen des heiligen Wenn Jesus euch diese Frage stellen würde, was würdet Nikolaus ganz konkret in der ihr antworten? heutigen Zeit umsetzen und Orte aufspüren, an denen Gu- Die Kinder erzählen, was Jesus für sie tun tes passiert. Als Einzelperson, könnte. Je nachdem, was die Kinder sich wünschen, Gruppe, Schulklasse, Einrichtung oder Gemein- muss ggf. sensibel mit ihren Aussagen umgegangen de ermutigen wir Sie, selbst aktiv zu werden werden. Vielleicht können ernste Sorgen der Kin- und gute Taten zu vollbringen. der in Form eines Bittgebets am Ende der Gruppen- stunde Gott/Jesus ans Herz gelegt werden. Ob Sie jemandem eine kleine Freude machen, Hilfsbereitschaft zeigen, anderen Menschen Jesus lebt nicht mehr unter uns Menschen, sondern bei Zeit schenken oder sich gegen Ungerechtigkei- Gott, seinem Vater. Deshalb wird es nicht passieren, dass ten einsetzen, machen Sie mit und schaffen er selbst diese Frage – „Was willst du, dass ich dir tue?“ – auch Sie einen guten „Tat.Ort.Nikolaus“. in unserer Zeit an eine Person richten wird. Aber Jesus hat www.weihnachtsmannfreie-zone.de uns. Wir können diese Frage stellen und, so gut es geht, 16
Bevor wir auseinandergehen tun, was Jesus getan hat bzw. tun würde. Genau das wol- Als Spur in die Familie können die Kinder angeregt len wir beim nächsten Mal, wenn wir uns treffen, machen. werden, ein Familienmitglied ausdrücklich zu In seiner Zeit ist Jesus vor allem zu Menschen gegangen, fragen, was es diesem Gutes tun kann. die Unterstützung oder Zuwendung brauchten. So haben es auch viele Heilige getan wie der heilige Nikolaus oder Es können z. B. alle gemeinsam für die Anlie- der/die neilige N. (sofern passend, hier den/die Namenspa- gen der Kinder beten, die sie als Antwort auf die tronin der Pfarrei oder der Kirche einfließen lassen). Was Frage „Was willst du, dass ich dir tue?“ erhalten meint ihr, zu wem würde Jesus heute gehen bzw. welche haben. Zum Abschluss wird ein Lied gesungen, bei- Menschen würden sich an Jesus wenden? Wen können wir spielsweise „Selig seid ihr“ (Gotteslob Nr. 458 / 459), fragen: „Was willst du, dass ich dir tue?“ und Gottes Segen für die Kinder und ihre Familie erbeten. Zusammen mit den Kindern wird zusammen- getragen, welchen Einzelpersonen, Gruppen oder Einrichtungen Hilfe angeboten werden könnte. 2. GRUPPENSTUNDE: Beispiele: Seniorenwohnheim / Tagespflege, Senio- AKTIONSDURCHFÜHRUNG rengruppe in der Pfarrei, Nachbarschaft, Einrich- tung für Menschen mit Behinderung, Tafel. Grund- sätzlich soll die Zielperson/-gruppe gefragt werden, In der oder einer folgenden Gruppestunde wird die was die Kinder ihr Gutes tun können. Ergänzend geplante Aktion durchgeführt. können die Kinder jedoch auch bereits überlegen, was sie anbieten können, zum Beispiel: Einkaufs- Zum Abschluss der Aktion tauschen die Kinder dienst, Gartenarbeit, Gehweg fegen, einen Besuchs- miteinander aus, was sie erlebt haben, was ihnen nachmittag gestalten. gut getan hat. Sie werden hoffentlich feststellen, dass Helfen zwar Arbeit macht, dass sie dabei aber Wenn die Aktion, die die Kinder als Gruppe auch Freude haben können und ihnen viel Dank- entwickeln, nicht zu der Gruppenstundenzeit statt- barkeit entgegengebracht wird. finden kann, sind entsprechende Absprachen mit den Eltern zu treffen. Diese können auch einbezo- Wenn während der Aktionsphase in Abstim- gen werden, sodass eine gemeinsame Eltern-Kin- mung mit den Beteiligten Fotos gemacht werden, der-Aktion entsteht. Auch Kooperationen mit Pfar- kann für den Pfarrbrief oder die Homepage der reigruppen wie der Pfarrcaritas, kfd oder KAB sind Pfarrei ein Bericht erstellt werden nach dem Motto: denkbar. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Tu Gutes und erzähl davon. Wir tun einander Gutes INGA SCHMIT T Wenn die Kinder darin geübt sind, achtsam Pastoralreferentin, Referentin miteinander umzugehen, kann an dieser Stelle für Glaubenskommunikation ein Massagespiel angeleitet werden, zum Beispiel: und Leiterin des Teams Wettermassage, Pizza-Backen oder Klopfmassage Liturgie & Kirchenmusik, (Anleitungen finden sich im Internet). Bistum Osnabrück 17
K ATECHETISCHE BAUSTEINE Mit Bartimäus aus der Dunkelheit zum Licht Schritte auf dem Weg der Versöhnung F ür Kinder und Erwachsene sind die Jahre der Vielleicht können die Kinder ihren Familien die Pandemie eine anstrengende, belastende Zeit, Geschichte erzählen, wenn sie diese bereits kennen. in der sich viele allein fühlen. Selbst Familien, Danach kann das Mottolied gesungen werden. An- die sich sonst am Gemeindeleben beteiligten, blie- schließend machen sich die Familien auf den Weg. ben weg. Die angespannte Situation macht sich auch in der Kommunionvorbereitung bemerkbar. Eine Willkommenskultur der Gemeinden ist deshalb STATION doppelt hilfreich, damit Familien, die in der Kirche verwurzelt sind, und Familien, die aus Anlass der Bartimäus sieht alles schwarz und grau Kommunionvorbereitung neu dazukommen, sich in Mit grauen und schwarzen Tüchern ist eine einer herzlichen Atmosphäre treffen können. Landschaft gestaltet. Dazu liegen kleine Kar- ten, Stifte und ein Impulstext aus: Wenn wir uns mit den Kommunionkindern • Bartimäus hat vor ungefähr 2000 Jahren und ihren Familien auf den Weg durch die Ge- gelebt und war von Geburt an blind. schichte des blinden Bartimäus machen, begeg- • Wo erlebe ich Dunkelheit? nen wir Jesus. Er hat in seinem Leben, durch sein • Wie fühle ich mich im Dunkeln? Sterben, seinen Tod und seine Auferweckung den • Sprecht darüber, schreibt eure Gedanken Frieden und die Versöhnung von Himmel und Erde auf Karten und legt sie auf die Tücher. gebracht. Mit Bartimäus finden wir zum Licht. • Das Lied „Unfriede herrscht auf der Erde“ passt zur Situation von Bartimäus und Versöhnung zu erfahren heißt, die Dunkelheit zu dem, was wir erleben. Hört es euch an, im eigenen Leben wahr- und anzunehmen. Es bevor ihr weitergeht. bedeutet, die Liebe Gottes und sein Licht zu entde- cken und zu bejahen. Das Thema Versöhnung ist Papst Franziskus ein Herzensanliegen. Er betont, dass die „Dinge Gottes uns immer durch die Ver- mittlung menschlicher Erfahrungen erreichen“. STATION An verschiedenen Stationen, die sich draußen, Ein Lichtschein: Bartimäus hört, in der Kirche oder in den Gemeinderäumen befin- dass Jesus kommt, und ruft ihn den, können die Kinder und ihre Familien einen Diese Station befindet sich an einem Kerzen- Raum der Glaubenserfahrung erleben. Gleichzeitig ständer oder einem Tisch mit Tee- oder kann der Weg ein grundlegendes Verständnis von Opferlichtern nahe der brennenden Osterker- Versöhnung wecken und somit ein Element der ze. Daneben liegt folgender Text: Bußkatechese bilden, auf das die Beichtvorberei- tung aufbauen kann. Bartimäus sitzt wie jeden Tag vor dem Stadt- tor und bettelt. Alles ist dunkel wie immer, Die Lieder könnten vorab von der Kirchenmusi- doch heute hört er, dass Jesus in der Stadt ist. kerin / dem Kirchenmusiker aufgenommen und an Bartimäus freut sich. In seinem Herzen geht den jeweiligen Stationen abgespielt werden. ein kleines Licht auf. Er ruft: „Jesus, hilf mir!“ • Wenn es in uns dunkel ist, wenn wir Angst haben, alleine oder traurig sind, können Start: Bartimäus – ein blinder Bettler wir beten und Jesus um Hilfe bitten. • Wir können dazu ein kleines Licht an begegnet Jesus der Osterkerze, dem Zeichen für Jesus, Zunächst hören alle die biblische Geschichte aus anzünden und dabei das Lied „Im Dunkel dem Markusevangelium. Das kann entweder in der unsrer Nacht“ hören. Großgruppe oder an einer ersten Station geschehen. 18
Sie können auch lesen