Musculus - Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest - Steirische Gesellschaft für Muskelkranke
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Steirische Gesellschaft für Muskelkranke musculus Dezember / 2016 Nr. 56 / 14. Jahrgang Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr. musculus – Dezember 2016 1
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................... 3 Hex Hex – Mutter sein mit Behinderung........................................................................... 4 Wie und warum strebt der Mensch nach Optimierung seiner selbst?........................... 7 Bündnis fordert Menschenrecht auf inklusive Bildung für alle...................................... 9 Sterbehilfe – Ein Update..................................................................................................... 14 Die verschwiegenen und vergessenen Probleme der Mindestsicherung.................... 16 Das Recht zu wählen und die Pflicht, dies zu unterstützen.......................................... 19 Die Welt hält den Atem an: Donald Trump ist neuer US-Präsident............................. 21 Meine Reise nach Amsterdam............................................................................................ 22 Steiermark: Bescheide sollen verständlicher werden!.................................................... 24 Parlament spricht sich für selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderung aus........................................................................................ 25 Persönliche Assistenz muss ebenso im Pflegefonds integriert sein.............................. 26 Erfahrungsaustausch mit Selbstbestimmt Leben Steiermark........................................ 27 Benefiz-Basar „Bunter Herbst“.......................................................................................... 28 Tipps und Hinweise............................................................................................................. 29 Nützliche Adressen.............................................................................................................. 30 Ausstellung im GrazMuseum............................................................................................ 32 Gedicht................................................................................................................................... 32 Unsere Termine für 2017: Stehen noch nicht fest. Schwarz Wir möchten unsere Gruppentreffen Schwarz auf samstags verlegen, damit auch die berufstätigen Mitglieder Gelegenheit haben zu kommen. wie die Nacht und unsere Außerdem möchten wir Liebewie zurdie „Schwarzen Nacht undKunst“ unsere regional abwechseln. Liebe zur „Schwarzen Kunst“ Termin und Ort werden jeweils rechtzeitig bekannt gegeben. 22. Juni 2017: Sommerfest im Gansrieglhof ? 4. November: www.rehadruck.at 2017: Benefiz-Basar ? www.rehadruck.at
Vorwort Liebe Freundinnen und Freunde, „Auf dem Bundeskongress „Eine für alle Weihnachten steht vor der Tür; das Jahr – die inklusive Schule für die Demokra- neigt sich dem Ende zu. tie“ am 26./27.9. in Frankfurt hat ein Wir planen Neues: Vielleicht halten Sie Bündnis aus sieben Veranstaltern die den musculus in dieser Form als Druck- politische Verwirklichung eines men- ausgabe zum letzten Mal in Ihren schenrechtsbasierten und demokrati- Händen, vielleicht gibt es ihn im näch- schen Schulsystems gefordert“, berichtet sten Jahr nur noch als PDF-Datei und Brigitte Schumann. Es geht den Veran- wird Ihnen per E-Mail zugeschickt. staltern um einen Paradigmenwechsel Auch für unsere Gruppentreffen su- in der Bildungstheorie, um Inklusion als chen wir nach einer neuen Struktur, „Vielfalt in der Einheit“ zu ermöglichen. damit mehr Mitglieder die Möglichkeit Marianne Karner schreibt über besorg- haben zu kommen. niserregende neue Entwicklungen in der Ein Experiment ist schon geglückt: Der Sterbehilfe in Belgien und den Nieder- traditionelle Weihnachtsbasar wurde in landen wie auch in der Schweiz. einen Benefiz-Basar „Bunter Herbst“ Katharina Müllebner macht sich Gedan- verwandelt und fand mit großem Er- ken darüber, was die Wahl Donald folg am 5. November statt. Werner Trumps für Minderheitenrechte in den Kleinschuster berichtet und bedankt USA bedeuten könnte; und Harald sich bei allen, die zum Gelingen dieses Schmerlaib lässt uns an seiner Reise Festes beigetragen haben. Der Basar im nach Amsterdam teilnehmen. Herbst und das Sommerfest Ende Juni Die Forderung nach selbstbestimmtem sollen auch im nächsten Jahr Fixpunkte Wohnen für Menschen mit Behinder- bleiben. Ungewiss ist noch, wie wir des ung sowie die Verankerung der PA im 30jährigen Jubiläums unseres Vereins Pflegefonds sind weitere Themen in gedenken werden. diesem Heft. Mutter sein mit Behinderung: Dazu Mit einem herzlichen Dank an alle, die gehört viel Mut, wie uns Elisabeth Löff- zum Gelingen des musculus beigetragen ler in ihrem Artikel vermittelt. haben, wünsche ich Das menschliche Streben nach Optimie- uns eine besinn- rung war Thema der 5. Internationalen liche Adventszeit, Hartheimkonferenz in Schloss Hart- frohe Weihnachten heim. Zur Sprache kam dabei auch „die und ein gutes riskante Allianz von Technik und Disa- Neues Jahr. bility“ sowie die „Verwendung von PID als Ausleseinstrument“, wie im Bericht Barbara Streitfeld von Angela Wegscheider zu lesen ist. Redaktion musculus – Dezember 2016 3
Hex Hex – Mutter sein mit Behinderung „Ja, ich will“, antwortete ich schnip- derung. Vielleicht wird daraus auch ein pisch, um die eigene Unsicherheit und Persönliches Budget, natürlich. Angst nicht hochkommen zu lassen und Die unterstützte Entscheidungsfindung der Frage meiner Mutter, warum ich mir löst die Sachwalterschaft ab und auch das auch noch antun möchte, keine Frauen mit Lernschwierigkeiten kön- weitere folgen zu lassen. Die Reaktion nen sich für eine Mutterschaft entschei- meiner Mutter hat mich weder verwun- den. Und bevor ich als unrealistische dert noch kam sie unerwartet. Träumerin abgestempelt werde, möch- Ich war damals 39, körperlich behindert te ich auf die UN-Behindertenrechts- ohne Aussicht auf eine längerfristige konvention, Artikel 23 verweisen, die Partnerschaft oder Alimente und Sozialminister Dr. Erwin Buchinger im außerdem gewollt, geplant und glück- März 2007 unterzeichnet hat. lich schwanger. Der Artikel 23 der UN-Behinderten- Seit vielen Jahren wünschte ich mir ein rechtskonvention verpflichtet die Ver- Kind und als sich bis Ende 30, keine tragsstaaten wirksame und geeignete Beziehung ergeben hatte, in der ein Maßnahmen zu treffen, um die Diskri- Kind auch seinen Platz finden konnte, minierungen von Menschen mit Behin- entschied ich mich für einen eher un- derungen auf der Grundlage der konventionellen Weg, und mit einiger Gleichberechtigung mit anderen in Planung und viel Glück konnte ich mir Fragen der Ehe, Familie, Elternschaft den Wunsch nach einem Kind erfüllen. und Partnerschaft zu beseitigen. Meine Tochter ist mittlerweile 6 ½ Jah- Die rechtliche Lage ist klar – es geht re alt und weiß, was Barrierefreiheit jetzt nur noch darum, diese Rechte auch bedeutet, besonders wenn diese nicht umzusetzen. gegeben ist. Denn dann müssen wir warten, bis eine „richtige U-Bahn „Wer ist für Sie zuständig?“ kommt“ – eine, wo die Mama auch In Internetforen finden sich einige we- hinein kann. Dann zaubern wir ge- nige Artikel von Müttern mit Behinde- meinsam wie Bibi Blocksberg, aber das rung. Auffallend ist dabei, dass diese funktioniert nicht immer. oft einem bestimmten Schema folgen. Am Beginn der Kinderwunsch der HEX, HEX möchte ich sagen Frauen, die Kraft dieser Frauen, sich Dann gibt es sie, die bedarfsgerechte, diesen Wunsch, trotz mehr oder weni- bundesweit einheitliche Persönliche ger offener Widerstände zu erfüllen. Assistenz für alle Menschen mit Behin- Dann eine kurze Beschreibung der an- 4 musculus – Dezember 2016
fänglichen Schwierigkeiten – wobei es rer zu erfüllen, rückte erst durch das weniger um die persönlichen als um Leben mit Persönlicher Assistenz in bauliche und Unsicherheiten sowie Un- greifbare Nähe. wissenheit der nichtbehinderten Mehr- Meine praktische, jahrelange Erfahrung heit geht – und wie sie und ihre Kinder mit selbstbestimmtem Leben mit Persön- diesen im Kindergarten- und Schulalltag licher Assistenz, sowie die Bestärkung mit Wort und Tat entgegen wirken. durch einzelne Personen in meinem Schließlich das HAPPY END: Glück- privaten Umfeld gaben für mich letztlich liche Mutter, glückliches Kind und ein den Ausschlag, diesen Weg zu wagen. verständnisvolles Umfeld. Auch gegen den Widerstand von ande- Dabei wird in Wirklichkeit das Wohl ren, weit weniger unterstützenden des Kindes gern vorgeschoben, um die Personen, gegen die meist von Geher- Rechte der Mutter mit Behinderung zu Innen ausgedrückte „Skepsis“. ignorieren. Verwandte, beste FreundInnen, aber Eine meiner größten Ängste war, dass auch entferntere Bekannte, bis hin zu mir das Spital oder das Jugendamt das Unbekannten auf der Straße – alle fühl- Kind wegnehmen wird. Daraus folgte ten sich berufen, mir zu erklären, wie der innere Druck, die beste, perfektes- schwierig es doch sein würde, und te Mutter mit dem gesündesten Kind immer wieder die Frage: „Wieso willst sein zu müssen, sonst passiert das du dir das auch noch antun?“ Befürchtete. Ja, der Alltag mit Kind und mit der Und tatsächlich war gleich die erste eigenen Behinderung kann schwer Frage der Sozialarbeiterin, als ich we- sein – und ja, selbstverständlich sind gen Komplikationen früher als geplant, solche Schwierigkeiten zu bewältigen. ins Spital musste: „Wer denn für mich Passende Unterstützung ist dafür ein zuständig sei und sich um das Kind Schlüsselelement – Persönliche Assi- kümmern würde, wenn wir wieder zu stenz das praktische Modell dazu. Hause sind“. So landete ich wieder einmal in der Die Fragen bleiben – Rolle der „Lehrbeauftragten“, die der Rechtfertigungsdruck auch über Selbstbestimmt Leben, Persön- „Bist du sicher, dass du das schaffst?“ liche Assistenz und Menschenrechte „Wer soll sich wirklich um das Kind referiert. kümmern?“ „Hat er dich verlassen?“ „Bist du vergewaltigt worden?“ „Willst Doch zurück zum Wunsch, du das Kind behalten?“- all diesen der Mutter der Tat! Fragen wollen wir Einhalt gebieten, Mein Kinderwunsch stand schon in und treten deshalb öffentlich so auf, als sehr jungen Jahren fest, die reale Mög- würden wir alles schaffen. lichkeit, ihn mir auch unabhängig vom Wir können das, und wir sind auch Einverständnis oder Wohlwollen ande- immer glücklich dabei. Zweifel können musculus – Dezember 2016 5
da keinen Platz finden, nicht zuletzt, Möglichkeit oder gar das Recht auf weil es ja nicht mehr nur um uns geht: Elternschaft damit noch weiter in die Spielplätze, Kindergärten und Schulen, Ferne rückt. die nicht barrierefrei sind, zeigen auch Inklusion ist definiert als gleichberech- unseren Kindern: Da passt was nicht. tigte Teilhabe von Frauen und Männern Sie hören: „Deine Mama ist arm, die ist mit Behinderung. Der Begriff ist inzwi- im Rollstuhl.“ Ich helfe dir gern in der schen in aller Munde, die Behinderten- Sandkiste, deine arme Mama kann ja rechtskonvention ist unterschrieben, nicht dazu.“ Ganz ehrlich, welches nur: Papier ist geduldig. Kind hat gern eine arme Mama? Inklusion heißt auch, dass meine Toch- Wir Betroffenen waren es lange genug. ter nicht erklärt bekommt, dass ihre Keine Spenden, keine Modellprojekte, Mama arm sei, sondern dass die Er- kein Warten mehr. Wir fordern die wachsenen ihre eigenen Bilder von Umsetzung unserer Rechte. Jetzt! Glück und Unglück beiseite stellen und sich von ihr und anderen Kindern von Elisabeth Löffler Müttern mit Behinderung erklären lassen, wie cool es sein kann, mit einer Mama im Rollstuhl an all den anderen vorbei zu flitzen. Inklusion heißt auch, dass das Konzept der Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen konkreten Nieder- schlag in den Ausbildungen von Kin- dergartenpädagogInnen, LehrerInnen, Gesundheitspersonal, Sozialarbeiter- Innen, MedizinerInnen etc. findet. Wir wollen nicht mehr hexen müssen Elisabeth LÖFFLER: Meine Tochter hext, und ich versuche, Performancekünstlerin und Lebens- die Zauberkraft in die politischen und Sexualberaterin in Wien. Hat die Kämpfe mitzunehmen. Ich fordere, Peer-Beratungsstelle Zeitlupe von gemeinsam mit anderen AktivistInnen Ninlil mit aufgebaut und war die erste der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung, Leiterin. Sie ist Vorstandsmitglied bei Persönliche Assistenz. BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimm- Kann nicht fassen, dass Menschen mit tes Leben. Lernschwierigkeiten noch immer von dieser Unterstützungsform ausge- (Quelle: Elisabeth Löffler in BIZEPS schlossen sind, und dass für sie die vom 29.09.2016) 6 musculus – Dezember 2016
Wie und warum strebt der Mensch nach Optimierung seiner selbst? Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim Die 5. Internationale Hartheimkonfe- Jahrhunderte alter Diskurs über renz setzte sich am 18. und 19. No- die „Verbesserung“ des Menschen vember 2016 unter dem Titel „Die In ihrem Eröffnungsvortrag verwie- Optimierung des Menschen“ mit sen der Schriftsteller und begnadete einem alten Traum der Menschheit Geschichtenerzähler Michael Köhl- auseinander – der „Verbesserung“ meier und sein philosophischer Ge- bzw. „Vervollkommnung“ des Men- fährte Konrad Paul Liessmann auf die schen. uralte Vision des Menschen, Makel zu überwinden. In der Moderne wurden die theore- tischen Grundlagen der „Selbstevo- Sie erörterten Grundfragen der Thema- lution“ des Menschen, ihrer Möglich- tik der Konferenz mit Hilfe der Inter- keit und Notwendigkeit, geschaffen. pretation von Geschichten aus der Bibel Die neuen wissenschaftlichen und und der Antike, welche vor allem durch technischen Möglichkeiten des späten Optimierungsübungen sowie bereits 20. und des 21. Jahrhunderts be- den Einsatz von Technik den Menschen schleunigen diese Entwicklung. Sie verbessern wollten. liefern die Werkzeuge auf diesem, scheinbar so vielversprechenden und Nachzulesen sind ihre Ausführungen, heilsbringenden Pfad zur „Optimie- die das breite Themenfeld in allge- rung“ des Menschen. meinverständlicher und dennoch musculus – Dezember 2016 7
tiefgehender Weise eröffneten, in ihrer Warum dieses Thema an jüngsten Publikation „Wer hat dir diesem Ort? gesagt, dass du nackt bist, Adam?“ Die insgesamt vier Panels der zweitä- (2016). gigen Veranstaltung zeigten auch, dass das Projekt der „Verbesserung“ des Riskante Problemlagen für Menschen im 21. Jahrhundert nicht Menschen mit Behinderungen mehr hauptsächlich durch den Staat Am zweiten Tag der Konferenz ging oder eine übergeordnete Instanz, son- Karin Harrasser von der Kunstuniver- dern durch das Individuum betrieben sität Linz auf die riskante Allianz von werden soll. Anders als in früheren Technik und Disability ein, insbeson- Zeiten stehen nicht mehr Zwangsmaß- dere auf die Inszenierung von Prothe- nahmen im Vordergrund. sen und deren VerwenderInnen. Optimierungskonzepte begegnen uns Sie beschäftigte sich mit der weit verbrei- heute vor allem als individuelle Ver- teten Vorstellung, dass Technik die Lö- pflichtungen, „das Beste aus sich zu sung zur Überwindung von Nachteilen machen.“ Der Einzelne ist dazu ver- und vermeintlichen Defiziten sei – um pflichtet, sich fit, gesund und leistungs- alles andere brauche man sich dann nicht fähig zu halten – und dies solle natür- mehr zu kümmern. Interessant waren lich auch für seine (potentiellen) ihre Ausführungen über die Inszenie- Nachkommen gelten. rung von behinderten Sportler/innen als „super humans“ oder als „human 2.0“. Das Publikum und auch die Vortra- genden waren von ihrem beruflichen Auf großes Interesse stieß weiters auch Background sowie im Hinblick auf das Eva-Maria Bachingers Vortrag „Wahl- Alter sehr bunt gemischt. Bis auf weni- kind durch PID“. Die Autorin und ge Ausnahmen waren die Vorträge in Journalistin verwies eindrücklich auf gut verständlicher Sprache gehalten. die Verwendung von PID als Auslese- instrument. Der Begriff „Diagnostik“ Zahlreiche Fragen und Wortmeldungen verschleiere, dass die Folge nicht The- aus dem Publikum zeigten, dass die rapie sondern Auslese sei. Thematik große Relevanz besitzt und Diskussionsbedarf aufzeigt. Im Jahr 2017 Es sei auch nicht wahr, dass Embryonen soll auch ein Tagungsband erscheinen, in ausgesiebt würden, die sonst nicht le- dem die Vorträge bzw. Inhalte der Kon- bensfähig seien – es leben ja sehr viele ferenz nachgelesen werden können. Menschen, deren Behinderung oder chronische Erkrankung einen Indikator Mit dieser Veranstaltung wurde der für eine etwaige Aussortierung hätte Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim darstellen können. seinem Anspruch gerecht, sich nicht nur 8 musculus – Dezember 2016
dem Gedenken an die Opfer der NS- Euthanasiemorde zu widmen, sondern auch als Ort der Reflexion und Diskus- sion gegenwärtiger Entwicklungen in den Bereichen Ethik, Biotechnologie oder Disability zu fungieren – Entwick- lungen, die menschliches Leben einer Bewertung unterziehen und in ein enges Raster von Normalität, Konformität und Leistungsfähigkeit pressen wollen. Phänomen Behinderung/en. Ihre Ar- Angela Wegscheider beitsthemen sind Disability Studies, Hi- story & Research, Gesundheit- und Sozi- Dr.in Angela WEGSCHEIDER: alpolitik. Sie fühlt sich der Selbstbestimmt Sie arbeitet am Institut für Gesellschafts- Leben Bewegung sehr verbunden. und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität Linz. Sie beschäftigt sich aus (Quelle: Dr.in Angela Wegscheider in verschiedenen Perspektiven mit dem BIZEPS vom 25.11.2016) Bündnis fordert Menschenrecht auf inklusive Bildung für alle Auf dem Bundeskongress „Eine für alle len des gemeinsamen Lernens (GGG), – die inklusive Schule für die Demokra- die Gewerkschaft Erziehung und tie“ am 26./27.9. in Frankfurt hat ein Wissenschaft (GEW), das NRW-Bünd- Bündnis aus sieben Veranstaltern die nis „Eine Schule für alle“, der Verein politische Verwirklichung eines men- „Politik gegen Aussonderung – Koali- schenrechtsbasierten und demokrati- tion für Integration und Inklusion“ schen Schulsystems gefordert. (PogA) und das Erziehungswissen- In ihrer Erklärung verpflichten sich die schaftliche Institut der Frankfurter sieben Mitglieder, „an der Überwin- Goethe-Universität. dung des gegliederten Schulwesens Ausgangspunkt für die gemeinsame mitzuarbeiten und dafür gesellschaft- Selbstverpflichtung ist die grundsätz- liche Mehrheiten zu gewinnen“. liche Unvereinbarkeit des selektiven Zum Bündnis gehören die Aktion Hu- allgemeinen Schulwesens und des mane Schule (AHS), der Grundschul- Sonderschulwesens mit dem Gleich- verband (GSV), der Verband für Schu- heitsgebot des Grundgesetzes, der musculus – Dezember 2016 9
Kinderrechtskonvention und der Be- vor gut 100 Jahren begonnenen Grund- hindertenrechtskonvention. schulreform werden, heißt es in der Erklärung. Die „vielen positiven Bei- Mit inklusiver Bildung gegen spiele gemeinsamen Lernens in inte- gesellschaftliche Spaltung grativ und inklusiv arbeitenden Schu- Für das Bündnis ist nur ein inklusives len“ sind dem Bündnis „eine Ermuti- Schulsystem demokratietauglich und gung auf dem Weg zur Überwindung zukunftsfähig, weil es der zuneh- selektiver Strukturen“. menden gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirkt und auf gleichberech- Recht auf inklusive Bildung für tigte soziale Teilhabe und Chancen- alle gleichheit zielt. Einer der wichtigen Mahner für einen In der Erklärung heißt es: „Das gemein- Systemwechsel war Prof. Vernor Mu- same Leben und Lernen in einer Schu- noz, ehemaliger Sonderberichterstatter le für alle fördert das Verständnis und der Vereinten Nationen für das Recht die Verantwortungsbereitschaft fürei- auf Bildung. In seiner Eröffnungsrede nander, das friedliche Zusammenleben stellte er vor mehr als 400 Teilneh- innerhalb der Gesellschaft und die menden u.a. heraus, dass die vor gut Kultur einer demokratischen Teilhabe.“ zehn Jahren von ihm festgestellten Es passt sich den Erfordernissen einer Defizite des deutschen Schulsystems demokratisch gestalteten Migrations- nach wie vor bestehen. gesellschaft an, die „gegenwärtig und Die Leistungsverbesserung bei PISA zukünftig herausgefordert ist, geflüch- könne nicht über die andauernde sozi- tete Menschen aufzunehmen und zu ale Ungleichheit und die hohe Abhän- integrieren“. gigkeit der Bildungschancen von der Dagegen befördert „das auf Sortie- sozialen Herkunft hinwegtäuschen. rung und soziale Auslese hin ausge- Inklusive Bildung als Menschenrechts- richtete“ Schulsystem „die sozial, modell sei kein beliebiger Modetrend kulturell und regional bedingten oder eine bloße Organisationsform, die Unterschiede in der Bildungsteilhabe man dem bestehenden System einfach von Kindern und Jugendlichen“. hinzufüge. Sie könne nicht in einem „Junge Menschen mit Beeinträchti- selektiven System erfüllt werden, das gung und Behinderung werden durch den Wettbewerb höher bewerte als strukturelle Segregation diskriminiert Gleichheit und Zusammenhalt, be- und nachhaltig beschädigt.“ tonte Munoz. „Es bedarf einer Schule für alle – ohne Als Menschenrecht für alle, auch für äußere Gliederung und Auslese.“ Das Schülerinnen und Schüler des Gymna- gemeinsame Lernen aller Kinder bis siums, erfordere Inklusion einen Para- zum Ende der Schulpflicht muss des- digmenwechsel in der Bildungstheorie, halb die konsequente Fortsetzung der der Bildungspolitik und der Bildungs- 10 musculus – Dezember 2016
praxis. Dies sei die politisch einzufor- Elternwahlrecht – eine Barriere für dernde Staatenverpflichtung, die auch inklusive Bildung für Deutschland gelte. Würde er heute Das war das Resümee von Prof. Ewald gefragt werden, was verändert werden Feyerer, vom Institut Inklusive Pädago- müsste, sagte Munoz, dann wäre die gik an der Pädagogischen Hochschule Antwort: „Nur ein bisschen, nämlich in Linz. In seinem Vortrag, der die Ent- alles. Todo.“ wicklung des österreichischen Schulsy- stems eingehend nachzeichnete und Inklusive Bildung für die Demo- analysierte, stellte er eines heraus: Das kratie Elternwahlrecht habe in einem zweig- Mit einem Blick über die Grenzen nach liedrigen allgemeinen Schulsystem mit Norwegen zeigte die Stellvertretende einem ausdifferenzierten Sonderschul- Generalsekretärin der Bildungsinter- system lediglich zu weniger Segregation nationale, Haldis Holst, den Zusam- geführt. Inklusion sei das aber nicht. menhang zwischen Demokratie, Die notwendige äußere Schulreform zu Menschenrechten und inklusiver Bil- einer „Schule für alle“ werde mit dem dung auf. Miteinander leben zu kön- Elternwahlrecht verhindert. Die zweite nen, das sei Auftrag und Ziel für eine Säule der Hauptschule müsse Kinder mit demokratische Gesellschaft und müs- Behinderungen fördern, während die se unbedingt gelernt werden. Deshalb Allgemeine Höhere Schule, das österrei- müsse die Schule die Unterschiedlich- chische Gymnasium, sich davon befreien keit der Kinder in der Gesellschaft dürfe. Die defizitorientierte pädago- vollständig abbilden und das Men- gische Praxis mit der Einteilung der schenrecht auf inklusive Bildung in Schülerschaft in behindert und nichtbe- einer Schule für alle erfüllen. hindert und dem Gebrauch der äußeren Holst verwies auf OECD-Studien, die Differenzierung ist laut Feyerer vorherr- zeigten, dass Gleichheit und Qualität schend. Im Bewusstsein der Lehrerinnen im Bildungswesen keine Gegensätze und Lehrer werde Inklusion als zusätz- seien. Das norwegische Schulsystem, liche Belastung wahrgenommen. ein Gesamtschulsystem von Klasse 1 Den deutschen Teilnehmerinnen und bis 10 ohne Sonderschulen, sei zwar Teilnehmern des Kongresses kam die nicht perfekt, es habe jedoch ein hohes Beschreibung des Ist-Zustands in Ös- Maß an Gleichheit verwirklicht und terreich mehr als bekannt vor. läge in der PISA-Wertung für den Kom- petenzerwerb nur geringfügig hinter Blockade durch Bildungspolitik Deutschland, das hingegen eine auffäl- In einer Podiumsdiskussion mit Ralph lig große Leistungsspreizung zwischen Fleischhauer, Vorsitzender des Schulaus- den leistungsstärksten und leistungs- schusses der Kultusministerkonferenz schwächsten Schülerinnen und Schü- und Abteilungsleiter im nordrhein- lern aufweise. westfälischen Schulministerium, zeigte musculus – Dezember 2016 11
sich deutlich, dass die Bildungspolitik auf bemerkte der Schülervertreter im Po- der Bremse steht und die Entwicklung zu dium, Andre Ponzi von der Landes- einem inklusiven Schulsystem blockiert. schülerInnenvertretung Hessen, tro- Es gibt in der KMK keine gemeinsame cken: Hier werde ein typisch deutsches Vorstellung von Inklusion und erst recht Problem verhandelt, das niemand von keine, die sich an dem Menschenrechts- seinen Freunden in Italien nachvollzie- modell einer Schule für alle orientiert. hen könne. Dort habe man schon lange Der Vertreter der KMK empfahl, die ein inklusives Schulsystem ohne Son- Zunahme des gemeinsamen Lernens derschulen. Mit dem Schulabschluss durch weniger Mehrgliedrigkeit und würden die Schülerinnen und Schüler die Inklusion von Kindern mit Behin- selber entscheiden, welchen Ausbil- derungen in allgemeinen Schulen, auch dungsweg sie gehen wollten. in Gymnasien, als wichtige Entwick- lungsschritte nicht kleinzureden: gera- Wichtige Klarstellung und berech- de vor dem Hintergrund des Hambur- tigte Empörung ger Volksentscheids, der die Verlänge- Eine Klarstellung aus rechtlicher Sicht rung der Grundschulzeit um zwei nahm am Ende der Veranstaltung Dr. Jahre zu Fall gebracht habe. Reinald Eichholz vor, ehemaliger Kin- Dieser Argumentation mochten weder derbeauftragter des Landes NRW und Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mitglied der National Coalition für die Podiums noch des Plenums folgen. Dr. Umsetzung der Kinderrechtskonventi- Sigrid Arnade, Geschäftsführerin der on in Deutschland. Er schickte seinen Interessenvertretung „Selbstbestimmt Ausführungen die Bemerkung voraus, Leben e.V.“, hielt mit der Staatenver- dass es ersichtlich die Wut über Unge- pflichtung Deutschlands dagegen und rechtigkeit sei, die in Teilen der Bevöl- erinnerte an die Empfehlungen des UN- kerung zur Ablehnung des demokrati- Fachausschusses im Zusammenhang mit schen Systems führe. Insofern habe der der Staatenprüfung Deutschlands. Thi- Kampf um Demokratie begonnen, wie mo Witting, Leiter der Hamburger Stadt- eine Zeitschrift getitelt habe. Er emp- teilschule Bergedorf, konnte anhand der fahl, anstelle von Wut Empörung zu Schulentwicklung in Hamburg verdeut- kultivieren, um positive gesellschaft- lichen, dass die innere Schulreform in den liche Kräfte zu entfalten. Stadtteilschulen durch die äußere Reform Es sei durchaus gerechtfertigt, sich zu einer „Schule für alle“ ergänzt werden darüber zu empören, wie die KMK und muss, wenn Inklusion gewollt ist. die Politik den Gedanken der Inklusion Als die Podiumsdiskussion zu der zur Unkenntlichkeit zerlege, betonte Frage abdriftete, ob die Schule darauf Eichholz. Beispielsweise durch die verzichten könne, über vergleichbare Reduktion des Inklusionsanspruchs auf Abschlüsse Berechtigungen für die Menschen mit Behinderungen, obwohl weiteren Bildungswege zu verteilen, dies ein Menschenrecht für alle sei. Das 12 musculus – Dezember 2016
Schulsystem müsse die Vielfalt in der und Veranstaltern mit auf den Weg, das Einheit ermöglichen statt in vielfältigen gemeinsame Lernen nicht auf die segregierten Schulformen. schmale Basis des gemeinsamen Unter- Die menschenrechtliche Inklusionsver- richts einzuengen. Es käme darauf an, pflichtung erfordere einen Systemwech- Lern-und Lebenszusammenhänge in der sel, der nicht nur die Abschaffung des Schule zu schaffen, die das subjektive Sonderschulsystems, sondern auch die Gefühl der Zugehörigkeit auf vielfältige Abschaffung des Regelschulsystems mit Weise erfahrbar machten. seinem „verkorksten“ Leistungsbegriff erforderlich mache. Leistung zu stan- Brigitte Schumann dardisieren würde verhindern, dass Leistung sich aus der individuellen Bi- Dr.in Brigitte ografie des Kindes entwickeln kann. SCHUMANN: Scheitern und Verlust von mensch- „Ich wurde 1946 in lichem Entwicklungspotenzial seien Westdeutschland häufige Folgen. geboren, war 16 Jahre Lehrerin am Inklusion über den Unterricht Gymnasium und 10 hinaus Jahre Mitglied des Eichholz widersprach mit dem Hinweis Landtags von Nordrhein-Westfalen, auf den allgemeinen Kommentar des arbeite heute als freie Bildungsjournali- UN-Fachausschusses der KMK-Vorstel- stin. Meine Dissertation ist 2007 unter lung, es gäbe ein Recht auf elterliche dem Titel „Ich schäme mich ja so! Die Schulwahl. Nur in der Übergangszeit Sonderschule für Lernbehinderte als mit parallelen Angeboten existiere eine Schonraumfalle“ veröffentlicht worden. „unfreie“ Elternwahl, in der sie sich entscheiden müssten. (Quelle: Dr. Brigitte Schumann in Als wichtigen Hinweis gab er Plenum BIZEPS vom 02.10.2016) musculus – Dezember 2016 13
Sterbehilfe – Ein Update Es hat sich in der letzten Zeit so einiges recht: „Wo blieben die Proteste? Was getan in Sachen „Sterbehilfe“. Aufhor- kommt als Nächstes? Das Töten von chen ließen etwa internationale Schlag- Behinderten? Wird das bald zur Norma- zeilen über neue Entwicklungen in lität in Europa?“ Belgien und den Niederlanden. Auch Eugen Brysch (Vorstand der Deut- Andererseits gab es aber auch von der schen Stiftung Patientenschutz) äußerte Öffentlichkeit weniger wahrgenom- sich in der Sächsischen Zeitung folgen- mene Vorgänge und Diskussionen in dermaßen: „Die Tötung auf Verlangen Österreich. Und schließlich zeigt auch von Kindern hat nichts mit würdigem ein kurzer Blick in die Schweiz, dass Sterben zu tun“ und: „Damit verlässt „aktive Sterbehilfe“ alles andere als eine der Beneluxstaat die menschenrecht- Randerscheinung ist. lichen Standards der EU. Aber die euro- päischen Institutionen schweigen.“ Belgien: Erster Fall „von aktiver Alternative Antworten zu „Tötung auf Sterbehilfe“ für einen minderjäh- Verlangen“ und „assistiertem Suizid“ rigen Jugendlichen auch bei extremen Schmerzen und In Belgien gibt es bereits seit dem Jahr scheinbar unbeherrschbaren Sym- 2002 ein Sterbehilfe-Gesetz für tod- ptomen findet die Palliativmedizin. Das kranke, aber auch chronisch schwer Buch „Leben bis zuletzt“ von Sven kranke Menschen, die „anhaltend, Gottschling (Zentrum für Palliativme- unerträglich und unlinderbar“ leiden. dizin und Kinderschmerztherapie am Seit 2014 ist die aktive Sterbehilfe auch Uniklinikum des Saarlands) bzw. ein bei Minderjährigen (mit Zustimmung Artikel über die Arbeit des Arztes in der der Eltern) legal. „Welt“ geben Einblicke. Im September 2016 starb nun ein 17jäh- riger Jugendlicher auf diesem Weg. Niederlande: Sterbehilfe für alte Details zur Erkrankung und zu den Menschen? Lebensumständen des Jugendlichen Brandaktuell sind die Medienberichte wurden nicht veröffentlicht. Belgien ist über das Vorhaben der niederlän- das einzige Land weltweit, dass bei der dischen Regierung, aktive Sterbehilfe „aktiven Sterbehilfe“ keine Altersbe- auch für alte Menschen – man beachte: schränkung hat. auch ohne Vorliegen einer schweren Proteste kamen in erster Linie vom Va- Erkrankung – zu ermöglichen. So be- tikan bzw. der katholischen Kirche. So richtet etwa N-TV: „Auch ohne eine zeigte sich in Österreich Kardinal Chri- schwere Krankheit könnten Menschen stoph Schönborn in seiner „Heute“- ‚unerträglich und aussichtslos leiden‘, Kolumne „erschüttert“ und fragt zu erklärte die Regierung in Den Haag.“ 14 musculus – Dezember 2016
„Dutchnews“ schreibt dazu: „People korrespondenz hat dazu mehrmals who feel their ‘life has been completed’ kurz informiert. should get the legal right to die with Der Petitionsausschuss hat vom Justiz- the help of a specialist care worker, ministerium und Gesundheitsministe- health minister Edith Schippers and rium Stellungnahmen eingefordert. justice minister Ard van de Steur have Diese fallen zurückhaltend aus. Im told MPs in a briefing.“ Strenge Krite- Petitionsausschuss wurde nach wei- rien, eine gründliche Überprüfung und terer Diskussion beschlossen, die Cau- entsprechende Rahmenbedingungen sa an den parlamentarischen Justiz- sollen Missbräuche ausschließen. Ausschuss zuzuweisen. In der Parla- Es soll ein Gesetzesentwurf ausgearbei- mentskorrespondenz vom 12. 10. 2016 tet und in der Gesellschaft breit disku- wird die Kritik von Wolfgang Gerstl tiert werden. Alte Menschen, die den (ÖVP) wiedergegeben: „Für eine Ge- Wunsch äußern, sterben zu wollen und setzesänderung sieht er keinen Bedarf. dies „gut“ überlegt hätten, könnten z.B. Anhand aktueller Zahlen aus den Nie- eine „Pille“ von ihrem Hausarzt ver- derlanden, wo Töten auf Verlangen schrieben bekommen. erlaubt ist, warnte er vor Fehlentwick- In den Niederlanden ist die aktive Ster- lungen. Dort würden täglich durch- behilfe seit 2002 legal. Auch für Kinder schnittlich 14 Personen mit fremder ab dem 12. Lebensjahr. Hilfe getötet.“ In der juristischen Fachwelt geht die Österreich: Entkriminalisierung Auseinandersetzung freilich weiter. Die des assistierten Suizids? Zeitschrift „Recht der Medizin“ hat im Über die Arbeit der Parlamentarischen Frühjahr 2016 einen ausführlichen Arti- Enquete-Kommission zum Thema kel von Dr. Alois Birklbauer unter dem „ W ü rd e a m E n d e d e s L e b e n s “ Titel „Die Kriminalisierung des assistier- (2014/2015) hat BIZEPS wiederholt ten Suizids (§ 78 StGB): Eine (un)not- berichtet. Die Empfehlungen der Kom- wendige Strafbestimmung zum Schutz mission, allen voran der Ausbau im des Lebens?“ veröffentlicht. Palliativbereich, wurden bis dato mehr ignoriert als weiterverfolgt. Schweiz: Besorgniserregender Stattdessen wurde eine Petition an das Boom Parlament gerichtet, und zwar unter Unter dem Titel „Sterbehilfe – eine pro- dem Titel „Prüfung der Möglichkeit blematische Erfolgsgeschichte“ infor- und Konsequenzen der Entkriminali- miert „Der Bund“ über aktuelle Zahlen sierung von assistiertem Suizid“. An- und Trends. Im Jahr 2014 haben 742 hand eines tragischen Einzelschicksals Menschen Sterbehilfe in Anspruch ge- hat Wolfgang Obermüller (Mitglied des nommen. Die Sterbeorganisation „Exit“ Vereins DIGNITAS) diese Petition über hat an die 100.000 Mitglieder und nimmt die NEOS eingebracht. Die Parlaments- eine entsprechend hohe Summe an musculus – Dezember 2016 15
Mitgliedsbeiträgen ein. Sterbehilfe kön- werten Option. Es ist ein längerfristiger nen auch Menschen mit psychischen Prozess, der aber immer problemati- Erkrankungen in Anspruch nehmen. schere Züge annimmt. Der Autor, Daniel Foppa, kritisiert: Daniel Foppa spricht schließlich noch „Gerade die Sterbebegleitung depres- von einem „subtilen Druck“ auf alte siver Menschen ist problematisch, kann und kranke Menschen in unserer Lei- doch der Sterbewunsch bei einer psy- stungsgesellschaft. „Und der wird zu- chischen Erkrankung temporär sein.“ nehmen, je stärker die Pflegekosten Auch in der Schweiz läuft eine Diskus- steigen, die Rationierungsdiskussionen sion über mögliche Sterbehilfe für alte, zunehmen und die Sterbehilfe zur „lebensmüde“ Menschen. Normalität wird.“ Der Suizid entwickelt sich immer mehr von einer Ausnahme zur überlegens- Marianne Karner Mag.a Marianne gung. Diverse ehrenamtliche Tätig- KARNER: keiten im Behindertenbereich, zum Studium der Beispiel: Sensibilisierungsworkshops Evangelischen in Schulen zum Thema „Behinderung“. Theologie. Beruf- Einer meiner Schwerpunkte: Themen liche Tätigkeiten der medizinischen Ethik (z.B. auf Uni Wien, Sterbe„hilfe“diskussion – betreibt den Schule, im Jugendarbeit- und im Sozi- Blog uebersleben.net), Multiple Sklerose albereich, Übertritt zum Buddhismus. und Medizin, „der selbstbestimmte Im Laufe des Berufslebens: Diagnose Patient / die selbstbestimmte Patientin“. Multiple Sklerose. Seit 2014 Mitarbeiterin bei BIZEPS – Seit vielen Jahren im Rollstuhl mobil. Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Mit Persönlicher Assistenz lebend. Ausbildung im Peer-Counseling für (Quelle: Mag.a Marianne Karner in BI- behinderte Menschen nach Grundsät- ZEPS vom 16.10.2016) zen der Selbstbestimmt-Leben-Bewe- Die verschwiegenen und vergessenen Probleme in der Mindestsicherung Reformbedarf bei Mindestsicherung: „Wer sieht unsere Ängste und Sorgen?“, Prävention, Behinderung, fehlende fragen Menschen, die von Armut betrof- Soforthilfe, Gesundheit, Vollzug, leist- fen sind. Es gibt zahlreiche Probleme in bares Wohnen, Unterhalt neu. der Mindestsicherung, die sich nicht nach 16 musculus – Dezember 2016
den Kampagnen der Parteibüros richten: zungen in der Wohnung – Alltagserle- Fehlende Soforthilfe, Aufwand bei Men- digungen, für die ein Mensch mit Beein- schen mit Behinderungen, veralteter trächtigungen vielfach externe Unter- Unterhalt, schlechter Vollzug, mangelnde stützung benötigt. Hilfe bei Gesundheitsproblemen, nicht leistbares Wohnen. Nach einem Jahr Fehlende Soforthilfe Debatte wäre es jetzt Zeit, sie in den Blick Wann immer es keine effektive Sofort- zu nehmen“. hilfe gibt, ist das dramatisch. In exis- tenziellen Notlagen sind drei Monate Reform bei Menschen mit erheb- Warten auf eine Entscheidung auch zu licher Behinderung lange: wovon in der Zwischenzeit Was in der Diskussion oft untergeht: gleichzeitig die Miete zahlen und Nah- In den meisten Bundesländern kommt rungsmittel und vieles andere Notwen- der Mindestsicherung auch die Rolle dige kaufen? Diese Bestimmungen sind zu, ein finanzielles Existenzmini- im konkreten Vollzug aber häufig keine mum für Menschen mit so genannter gelebte Praxis. „Überbrückungshilfen“ erheblicher Behinderung, wenn sie in sind vielerorts eher die Ausnahme Privathaushalten leben, sicherzustel- denn die Regel. Sofern sie gewährt len. Auf deren besondere Bedürfnisse werden, ist die Form und oder Höhe – wie z.B. ein gegenüber anderen oft völlig unzureichend. Personen erhöhter Regelbedarf – hat die Mindestsicherung derzeit keine Mangelnde Hilfe bei Gesundheits- Antwort. Menschen mit Beeinträchti- problemen gungen haben höhere Lebenshaltungs- Gibt es seitens der Unterstützungs- kosten, erhalten aber im Rahmen der fonds der Krankenkassen keine oder BMS in der Regel keine zusätzlichen nur bescheidene Unterstützung, sind Hilfestellungen. etwa Therapien, Brillen, Schuheinlagen oder Hörgeräte nicht finanzierbar. Sel- Für die benötigte Unterstützung bei der biges gilt für Zahnersatz und andere Besorgung von Einkäufen, der Reini- notwendige Zahnbehandlungen. Diät- gung der Wohnung, der persönlichen kost bei Diabetes wird zum unleist- Unterstützung bei Körperpflege und baren „Luxus“. Ernährung etc. werden Soziale Dienste benötigt, ebenso für die persönliche Werden BMS-BezieherInnen über die Begleitung und Unterstützung. BMS in die Krankenversicherung einbe- zogen, müssen sie zwar keine Kosten- Darüberhinausgehende Hilfeleistungen anteile selbst tragen, sehr wohl aber können nicht zugekauft werden: bei- Selbstbehalte für Heilbehelfe und Hilfs- spielsweise für kleine Reparaturarbeiten mittel. Auch die Befreiung vom Kosten- im Haushalt, laufende Instandset- beitrag für Anstaltspflege gilt zwar für musculus – Dezember 2016 17
die regulär Versicherten, nicht aber für als geprüft“, so die Armutskonferenz. mitversicherte Angehörige – und damit Viele der Klagsaufforderungen der in aller Regel nicht für die Kinder in Ämter sind rechtlich äußerst fragwür- BMS-Haushalten. Eine Nicht-Inan- dig. Hier braucht es eine zeitgemäße spruchnahme kann wiederum dazu Definition der „vorrangigen Leistun- führen, dass notwendige Behandlungen gen Dritter“: oder Untersuchungen nicht durchge- führt werden und sich gesundheitliche Unterhaltsverpflichtungen zwischen Probleme dadurch verschärfen. erwachsenen Kindern und ihren Eltern bzw. sogar zwischen Enkeln und ihren Sonderbedarf: Wohn- Großeltern. Die derzeitigen Regel- und Lebensbedarf ungen sind mit einem modernen So- Das wären Sonderbedarf -Kosten für zialstaatsverständnis nicht zu verein- Bedarfe, die nicht als Kosten des täg- baren. lichen Lebens gewertet werden können. Stichwörter sind: Geburt eines Kindes, Mehr Prävention Reparaturen, Kautionen für Wohnungs- Wenn die Mindestsicherung steigt, anmietungen, etc. Auch die Delogie- stimmt in anderen Bereichen der Gesell- rungsprävention ist in einigen Bundes- schaft etwas nicht. Erwerbsarbeit und ländern als Zusatzleistung geregelt und Versicherungsleistungen können Ein- sollte jedenfalls verbindlich österreich- kommensarmut zunehmend weniger weit als verpflichtendes Leistungsange- verhindern. Es genügt also nicht, über bot aufgenommen werden. die Mindestsicherung allein zu sprechen – die Vermeidung von Einkommensar- Neu-Regelung bei mut wäre zentrale Aufgabe. Unterhaltspflichten Sozialämter fordern Antragstelle- „Die Mindestsicherung kann nicht der rInnen pauschal dazu auf, ihre Eltern „Staubsauger“ für alle strukturellen bzw. volljährigen Kinder auf Unterhalt Probleme sein, die in der Mitte der zu klagen. Auch dann, wenn es keiner- Gesellschaft angelegt sind: Arbeitslo- lei Hinweise darauf gibt, dass die sigkeit, Pflegenotstand, prekäre Jobs, Selbsterhaltungsfähigkeit (noch) nicht nicht leistbares Wohnen, mangelnde erlangt worden bzw. verloren gegan- soziale Aufstiegschancen im Bildungs- gen wäre. system.“, macht die Armutskonferenz aufmerksam. Besser ist es präventiv zu Was viele Betroffene nicht wissen: verhindern, dass Leute in die Mindest- Zwischen Eltern und ihren erwachse- sicherung fallen. nen Kindern bestehen nur im Ausnah- mefall tatsächlich auch Unterhalts- (Quelle: Armutskonferenz in BIZEPS pflichten. „Hier wird mehr behauptet vom 29.08.2016) 18 musculus – Dezember 2016
Das Recht zu wählen und die Pflicht, dies zu unterstützen Die Aufregungen rund um die Wieder- österreichischen Gesetzen, noch mit holung der Bundespräsidenten-Stich- wichtigen Menschenrechtsaspekten. wahl dominierten einen Großteil der medialen Innenpolitik-Debatte und der Mit Ausgrenzung Politik gemacht juristischen Fachdiskussion der letzten Ohne konkret zu werden, wird diffus Monate. eine Wahlrechtsänderung als notwen- diges politisches Anliegen in den Raum Die Anfechtungsgründe für die Stich- gestellt. So wird mit Ausgrenzung wie- wahl waren verschiedenste vermutete der Politik gemacht. Rechtswidrigkeiten, denen der Verfas- sungsgerichtshof (VfGH) in zumindest In Österreich ist das Wahlrecht für Men- zwei Bereichen folgte und die viel kri- schen mit Beeinträchtigungen nicht tisierte Wiederholung der Stichwahl eingeschränkt. Das hat uns international anordnete. bei der letzten Staatenüberprüfung des Kontrollmechanismus der UN-Behin- Unregelmäßigkeiten wurden bei Wahl- dertenrechtskonvention (UN-BRK) karten-Stimmen von Menschen, für die großes Lob eingebracht. vom Gericht ein Sachwalter bestellt ist, ebenso vermutet, wie bei Wahlkarten in Denn auch die gerichtliche Bestellung Seniorenheimen. In beiden Fällen blieb eines Sachwalters, schränkt das Wahl- es bei unbelegten Vermutungen und recht nicht ein. Diese Klarheit verdanken damit bei Unterstellungen, die der wir einer VfGH-Entscheidung aus dem VfGH nicht näher beurteilen musste. Jahr 1987, mit der das Höchstgericht den Der VfGH hat aber sehr wohl eine Klar- Ausschluss aus der Wählerevidenz we- stellung über die Anforderung der gen Gleichheitswidrigkeit aufhob. Wahlkarten für nötig erachtet, die alle Wählerinnen und Wähler an das Prinzip Das Wahlrecht und das Recht der Teil- der persönlichen Ausübung des Wahl- habe am politischen und öffentlichen rechts erinnert. Dies beginnt bei der Leben werden auch durch Artikel 29 Anforderung einer Wahlkarte und um- der UN-BRK abgesichert. Dieser legt fasst insbesondere die Stimmabgabe. fest, dass der Zugang zur Wahl zu ge- Höchst problematisch ist das von der währleisten ist. Dazu sind entspre- Wahlkarten-Debatte ausgehende In- chende Vorkehrungen zu treffen. Diese fragestellen des Wahlrechtes für Men- reichen von barrierefreien Informatio- schen mit Behinderungen. Das steht nen und Wahllokalen bis zu entspre- weder im Einklang mit bestehenden chenden Hilfsmitteln. musculus – Dezember 2016 19
Auch das Wahlverfahren und die Wahl- Subtile Unterstellung der Unfähig- materialen sind in geeigneter Weise keit zur richtigen Anwendung des barrierefrei zu gestalten. Sie müssen Wahlrechts leicht zu verstehen und zu handhaben Durch die UN-BRK wird die Weiterent- sein. Österreich wird diesen Anforde- wicklung des barrierefreien Zugangs als rungen der UN-BRK noch nicht voll- gesellschaftliches Ziel definiert. Was ständig gerecht, wie die komplexen durch die aktuelle Diskussion des In- Bestimmungen zur Wahl mittels Wahl- fragestellens vorerst bleibt, ist die subtile karte belegen. Unterstellung der Unfähigkeit zur rich- tigen Anwendung des Wahlrechts. Die- Ziel: Menschenrechte und Grund- sem Vorwurf muss mit Transparenz und rechte abzusichern und zu fördern Aufklärung entgegen getreten werden. Die UN-BRK setzt sich zum Ziel, für Es ist nicht die Frage, ob jemand seinen Menschen mit Behinderungen Men- Namen aussprechen kann oder formale schenrechte und Grundrechte abzusi- Bildung besitzt. Entscheidend ist der chern und zu fördern. Bei der Definiti- persönliche Entschluss des Menschen mit on des Personenkreises wird eine sehr Beeinträchtigung, sein Wahlrecht ausü- weite Auslegung gewählt: Umfasst ben zu wollen. Und dieser Entschluss ist sind Menschen, die langfristig körper- durch die in der UN-BRK vorgesehenen liche, psychische, intellektuelle oder Maßnahmen zu unterstützen. Sinnesbeeinträchtigungen haben. Dass Doch der notwendige Perspektivwech- damit auch Seniorinnen und Senioren sel ist noch nicht weit verbreitet. Das hat vom Schutz umfasst sind, wird oft nicht die aktuelle Debatte zur Bundespräsi- bedacht. dentschaftswahl deutlich gezeigt. Der bei der Wahlanfechtung formu- Norbert Krammer lierte Verdacht, dass bei Seniorenein- richtungen Sammelbestellungen von Mag. Norbert Wahlkarten erfolgten, wurde als un- KRAMMER: zulässig vom VfGH gerügt. Jetzt be- Hauptberuflich tätig steht die Gefahr, dass durch eine re- bei Vertretungsnetz striktive Auslegung die benötigte Sachwalterschaft und Unterstützung nicht mehr gewährlei- als Bereichsleiter zu- stet und so der Zugang zum Wahlrecht ständig für Standorte erschwert wird. in Salzburg und Oberösterreich. Diplo- Derzeit ist das formale Wahlrecht für mierter Sozialarbeiter und Studium Po- alle österreichischen Staatsbürgerinnen litikwissenschaft, Soziologie, Pädagogik. und Staatsbürger, also auch für alle Menschen mit Beeinträchtigungen, (Quelle: Mag. Norbert Krammer in BI- rechtlich abgesichert. ZEPS vom 05.11.2016) 20 musculus – Dezember 2016
Die Welt hält den Atem an: Donald Trump ist neuer US-Präsident Viele hätten es nicht für möglich gehal- denen er sich alles erlauben könne, weil ten, doch seit 9. November 2016 ist es er ein Star sei, schockierten die Öffent- amtlich: Der Republikaner Donald lichkeit. Trump scheint alles und jeden Trump ist neuer Präsident der USA. anzugreifen, auch vor Menschen mit Kaum ein anderer Präsidentschaftskan- Behinderung hat er keinen Respekt. didat hat so irritiert und die Wähler- Im November 2015 machte sich Trump schaft so gespalten wie er. Sogar in bei einem öffentlichen Auftritt über einen seiner eigenen Partei gab es Leute, die Journalisten mit Behinderung lustig, in- ihn nicht gewählt haben. Doch trotz- dem er seine Körperbewegungen nach- dem hat er gewonnen. äffte. Es steht für behinderte Menschen In Amerika wählt man den Präsidenten einiges auf dem Spiel und es ist zu be- nicht direkt, sondern über die sogenann- zweifeln, ob die Antidiskriminierungsre- ten Wahlmänner. Die Zahl der Wahl- gelungen in den USA so weiter Bestand männer hängt von der Bevölkerungs- haben werden, äußerte sich Ottmar Mi- dichte des Bundesstaates und den Sitzen les-Paul noch gestern besorgt in einem im Kongress ab. In diesem Jahr waren Artikel der kobinet-Nachrichten. es 538 Wahlmänner. Ein Kandidat braucht mindestens 270 Wahlmänner, Die Weltöffentlichkeit ist schockiert um zu gewinnen. Donald Trump konn- Wirft man einen Blick in die Medien, te diese Marke deutlich überspringen. so herrscht bei vielen Unglauben und Schockzustand. „Wer kann Trump jetzt Brechen dunkle Zeiten für Min- noch stoppen?“, so titelt ZEIT Online, derheiten an? „Sieg des Zerstörers“, heißt es in einem Viele waren heute nicht nur über- Kommentar von Spiegel Online, „The rascht, sondern auch ratlos. Man fragt US has elected its most dangerous sich, wie es vor allem für Minderheiten leader. We all have plenty to fear“, in Amerika weitergeht, denn immer schreibt der Guardian. wieder schockierte Trump mit An- Doch es gibt nicht nur Gegenstimmen, sichten wie zum Beispiel, eine Mauer sondern sogar Gratulanten. Der rus- an der Grenze zu Mexiko bauen zu sische Staatschef, Wladimir Putin, wollen. Mexikaner bezeichnete er als gratuliert Trump zu seinem Sieg, auch Vergewaltiger und Verbrecher. die Chefin des Front National, Marine Aber er hetzt nicht nur gegen Immi- Le Pen, übersandte Glückwünsche. granten und Minderheiten, seine zutiefst Rechtsdenkende Politiker scheinen sexistischen Aussagen über Frauen, bei sich also die Hände zu reiben. musculus – Dezember 2016 21
Angela Merkel hingegen erinnert psychoanalytische Pä- Trump an demokratische Grundwerte dagogik. Bisherige be- wie Freiheit und den Respekt vor dem rufliche Tätigkeiten: Recht und der Würde des Menschen, Mitarbeiterin im Be- diese macht sie zu einer Bedingung für reich Öffentlichkeitsar- die Zusammenarbeit. beit der Bibliothek der Die spannendste und längste Wahl- WU und diverse freischaffende, jour- nacht ist jetzt zu Ende, man fragt sich: nalistische Tätigkeiten. Wird es für Amerika und den Rest der Seit 2013 bin ich außerdem ehrenamtliche Welt ein böses Erwachen geben? Was Redakteurin für den inklusiven Online- wird er tun, der neue Präsident? Welche Radiosender Freak Radio und moderiere Auswirkungen wird seine Präsident- dort u.a. das Radiokultur Café. Ich bin schaft für uns alle haben? Rollstuhlfahrerin und meistere meinen Alltag seit 2012 mit Unterstützung mei- Katharina Müllebner ner persönlichen Assistentinnen. Seit April 2016 bin ich für BIZEPS – Zentrum Mag.a Katharina MÜLLEBNER: für Selbstbestimmtes Leben tätig. Seit 2012 bin ich ausgebildete Heil- und integrative Pädagogin mit Schwer- (Quelle: Mag.a Katharina Müllebner in punktsetzung auf Gender Studies und BIZEPS vom 09.11.2016) Meine Reise nach Amsterdam Ende August unternahm ich mit meinem lichkeiten in die Innenstadt zu gelan- Assistenten Gerhard eine Reise nach gen. Taxi: Ist bei mir die letzte Wahl. Da Amsterdam. Die Reise war auf drei volle lernt man eine Stadt nicht richtig ken- Tage ausgelegt. Wir starteten schon um nen. Bus: Normalerweise benutze ich 3 Uhr morgens in Leoben, da der Flug in ihn sehr oft. Die Endstation lag für mein Wien-Schwechat ca. um 7 Uhr war. Wie gewähltes Hotel aber nicht so ideal. gewohnt stellten wir das Auto am Park- Ich nahm den Zug. Dieser fuhr bis zur platz C ab. Das Parken am Flughafen ist Zentralstation in der Innenstadt. Was ich in der Regel recht teuer, für Rolli Fahrer nicht einkalkulierte, war, dass man die gibt es aber eine 50% Ermäßigung. Fahrt voranmelden muss. Das kostete Der Check-In und die Sicherheitskon- mich fast eine Stunde Zeit. Der Einstiegs- trolle am Flughafen verliefen problem- service war pünktlich und legte klapp- los. Nach dem planmäßigen Start um 7 bare, bewegliche Rampen aus. Schaut Uhr landeten wir 2 Stunden später am zwar ungewöhnlich aus ist aber variabel Amsterdamer Flughafen Schipol. Vom einsetzbar und funktionierte gut. Beim dortigen Flughafen hat man drei Mög- Aussteigen in Central Station wartete 22 musculus – Dezember 2016
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