Werkstattbericht zum Projekt "Transformationspfade Wärmesektor"
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Werkstattbericht zum Projekt „Transformationspfade Wärmesektor“ Teilbericht Norman Gerhardt Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE https://www.iee.fraunhofer.de/de/projekte/suche/laufende/transformationspfade-im-waermesektor.html Parlamentarischer Abend des VKU “Wärmewende braucht Wärmenetze”, Berlin, 13. März 2019 N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 1
Fragestellungen der Studie Gebäudewärme stellt aufgrund der Größe und der Langlebigkeit der Infrastrukturen eine zentrale Herausforderung und einen entscheidenden Hebel für Klimaschutzmaßnahmen dar. Emissionen dezentr. Gebäudew. HH+GHD Rolle Wärmenetze vs. [Mio. t CO2-Äqui.] internationaler Verkehr 250 dezentrale Versorgung Historisch Ziel 2030 2050 LULUCF Versorgung der Netze mit EE 200 Energiesektor -55% -80% -95% 1990 2005 2010 2014 CO2-Emissionen [Mio. t] Rückwirkungen Sanierung 1400 Verkehr (national) 1200 150 dezentrale Biomasse und Gebäude (dezentral) PtX-Importe 1000 Energiewirtschaft 100 800 Wärmenetze im Industrie-Energie 600 Transformationspfad - Industrie-Prozesse 50 früher Ausbau bei langfristig 400 Landwirtschaft sinkender Nachfrage 200 Abfall 0 0 -43% -66% -100% WP im Sanierungspfad nicht-energiebedingte Emissionen -200 1990 2014 2030 2050 einzelner Gebäude Rückkopplung mit Gesamtsystem wetterabhängiges Energiesystem aus Wind, PV, … und saisonaler Wärmelast N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 2
Modell Sektorübergreifende Zubau- und Einsatzoptimierung „SCOPE“ SCOPE Scenario Development Eingangsgrößen Ergebnisse (SCOPE SD) – wird zur Ermittlung Brennstoffkosten Optimaler Strommix kostenoptimierter Europa und/oder DE Technologiekosten Optimaler Wärmemix Zielszenarien des zukünftigen Potenziale/ Restriktionen Kosten- Optimaler Verkehrsmix Systems unter Emissionszielen Zeitreihen für minimierung Energiemengengerüst genutzt Energiebedarfe (Strom, und installierte Leistung – erfasst große Bandbreite an unter Einhaltung Wärme, Verkehr) von Klimazielen CO2-Preis Technologiekombinationen … … Märkte: Technologieneutraler Ansatz Wärmemärkte Mobilitätsmärkte Strommarkt (unt. Haustypen Gasmarkt (unt. Größenklassen CO2-Markt der geringsten CO2- und Temperaturen) und Fahrleistungen) Vermeidungskosten Power-to-X Importe Technologieportfolio: Windkraft, PV Stromspeicher Power-to-Gas BEV-Pkw/Lkw PHEV/REEV-Pkw/Lkw Wasserkraft KWK Klimatisierung Kessel Oberleitungs-Lkw Kondensations-KW Power-to-Heat Wärmepumpen Solarthermie Geothermie N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 3
Modell Sektorübergreifende Zubau- und Einsatzoptimierung „SCOPE“ 2030 2050 Deutschland eingebunden in Europa Restriktionen im Markthochlauf auf Basis Zielsystem 2050 1 historisches Wetterjahr (2012), 8760 Stunden Europäischer Emissionshandel ETS Nicht-ETS (
Langfristige Strategie - Gebäudewärme Ergebnis der Sensitivitäten zur Biomasse: Biomasse sollte in der Fernwärme, in Hochtemperaturanwendungen in der Industrie und in der stofflichen Nutzung genutzt werden statt in Heizungen. Eine Beibehaltung der dezentralen Biomassenutzung hingegen würde Anreize für den notwendigen Markthochlauf von Wärmenetzen und Wärmepumpen reduzieren. Beispiel - dekarbonisiertes Energiesystem 2050 bei Ausstieg dez. Biomasse und moderater Sanierung: Im Massenmarkt Einfamilienhaus vor allem Luftwärmepumpe, teilweise Hybrid-WP und Sonden-WP (Summe 62%) Ausbau Wärmenetze von heute 11% auf 37% Vor allem Großwärmepumpen Aber auch Solarthermie, Geothermie, Abwärme, Müll N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 5
Langfristige Strategie - Wärmenetze Es gibt ausreichend EE-Wärme zur Versorgung dieser Netze Die Einbindung bedingt 16 oftmals eine andere Netzstruktur 2030 2050 Trend 2050 Ambitioniert Fernwärmeerzeugung [GW] 14 Hohe Temperaturabsenkung Solar Großwärmepumpen 12 Den Bau langer 10 Anbindeleitungen vom geringe technische Stadtrand 8 (Solarthermie, Klärwerk, …) Restriktionen 6 Die innerstädtische Bestands- Ab- Geoth. 4 Netzverstärkung für anlagen wärme 2 zentrale EE-Quellen 0 (Standtrand, Geothermie, …) Erhöhung des Massenflusses bei Temperaturabsenkung der Netze N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 6
Langfristige Strategie - Strom Steigerung der Stromnachfrage von heute ca. 560 TWh auf 833 TWh (hohe Effizienz) bis 890 TWh (moderate Effizienz) Strombilanz hohe Effizienz moderate Effizienz Wind + Photovoltaik, 1000 1000 1000 1000 aber nur noch geringe Erzeugungsanteile Power-to-X EE-Abregelung von KWK 900 900 900 900 Bahn/ÖPNV Netto-Import 157 bis 205 TWh 800 800 800 800 E-Lkw Stromverbrauch für Gas-KWK 700 700 700 700 E-Pkw Gebäude- und Industriewärme Gas-Kond. 600 600 600 600 Strom [TWh/a] Strom [TWh/a] Strom [TWh/a] Strom [TWh/a] Klimatisierung Keine dezentralen Gas- oder Müll, Klärgas 500 500 500 500 Öl-Kessel auf PtX-Basis, dez.WP Laufwasser 400 400 400 400 Spitzenlastkessel in der Fernwärme PtH/Groß-WP auf Basis Holz oder PtG Wind-Offshore 300 300 300 300 Speicherverluste 200 200 200 200 Wind-Onshore Netzverluste 100 100 100 100 PV Herkömml. Verbrauch 0 0 0 0 Erzeugung Verbrauch Erzeugung Verbrauch Zusätzlich hohe PtX-Importe für internationalen Verkehr, Range-Extender im Straßenverkehr, chemische Industrie, u.a.) N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 7
Der Ausbau der Wärmenetze muss jetzt und mit Kraft beginnen Ausbau differenziert nach Gemeindegröße: Wärmenetzanteill 2030/2050 an Endenergie 2030 140 60% urban rural 120 50% Endenergie [TWh/a] 100 40% FW-Anteil 80 30% Einzelheizung 60 FW-Neu 20% 40 FW-Verdichtung 20 10% FW-Bestand 0 0% FW-Anteil Quelle: BBSR Quelle: Eigene Analysen auf Basis Beuth/ifeu 2017 N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 8
Der Ausbau der Wärmenetze muss jetzt und mit Kraft beginnen Um das Wärmenetzpotenzial zu erschließen, ist ein möglichst weiter Ausbau der Wärmenetze bereits bis zum Jahre 2030 notwendig. Vereinfachend ergibt sich ein notweniger zusätzlicher Netzausbau von 85.000 km und 5,7 Mio. Hausanschlüsse um in 12 Jahren von 11 % auf 37 % Endenergieanteil durch Wärmenetze zu kommen. Dies stellt eine Steigerung um den Faktor 6 bis 7 gegenüber dem bestehenden Netzausbau dar. Auch wenn langfristig der Gebäudebestand bei sehr hohen Sanierungsraten nur noch einen geringen Energiebedarf aufweisen sollte, ist dieser frühzeitige ambitionierte Netzausbau wirtschaftlich. N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 9
Durch den starken Ausbau von großen Wärmenetzen kann das Sektorziel Gebäude 2030 leichter erreicht werden Das Sektorziel für Gebäudewärme kann sowohl durch den starken Ausbau von großen Wärmenetzen (Verlagerung von Emissionen in den ETS-Bereich) als auch den Einsatz von dezentraler Biomasse (Allokation eines begrenzten Potenzials im Gebäudesektorbereich) in seinem Ambitionsniveau stark reduziert werden, ohne damit implizit den Ausbau von EE-Wärme zu berücksichtigen. Generell ist eine Beibehaltung der dezentralen Biomassenutzung aber nicht notwendig um das Sektorziel zu erreichen. Sonde-WP Gebäudewärme wenig Bio Gebäudewärme viel Bio Luft-WP 0% Hybrid-WP Strom direkt 1% Biomasse 7% 0% 3% Gaskessel 0% 7% 8% 34% 4% Ölkessel 35% 4% KWK-Bestand 36% 31% 8% KWK+PtH 12% 11% 8% KWK+GWP 14% KWK+Solarthermie 6% 10% 5% 7% 4% 0% 4% 0% 4% Kessel+WP 2% 2% 0% Heizwerk+Solarthermie 0% Geothermie Müll+IndustrieAW N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 10
Problem – diese mittelfristig stark ansteigende Wärmenachfrage in Netzen kann nur zu begrenzten Anteilen mit KWK versorgt werden Ein frühzeitiger starker Wärmenetzausbau führt mittelfristig zu sehr hohen thermischen Nachfragen aus der Summe der Wärmenetze in Deutschland. Die Höhe und Dauer der Stromlücke die sich durch den Windkraft- und Photovoltaikausbau, den europäischen Stromhandel oder den Kohleausstieg noch ergeben ist deutlich kleiner als die Wärmenachfrage. KWK (mit Fokus große BHKW) mit geringer Leistungsauslegung in Bezug zur Wärmehöchstlast Ein frühzeitiger EE-Wärmeausbau ist notwendig. Problem: Stromkosten Großwärmepumpe moderate Sanierung hohe Sanierung Anteil Fernwärme an Gebäudewärme 900 900 dezentral dezentral 800 800 zentral zentral 700 700 Endenergie [TWh/a] Endenergie [TWh/a] 600 600 500 500 400 400 300 300 200 200 100 100 0 0 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 2042 2044 2046 2048 2050 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 2042 2044 2046 2048 2050 N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 11
Für den Ausbau der Wärmenetze ist der frühzeitige Abbau der Hemmnisse für den Einsatz von Großwärmepumpen entscheidend Beispiel: Förderung Wärmenetze 4.0 (50% EE-Mindestanteil) Umsetzung in der 2. Phase sehr schleppend Strompreisbestandteile (Arbeit) Großwärmepumpe Hohe Strompreisbestandteile 180 Stromsteuer bis in die 30er-Jahre hinein, 160 AbLaV-Umlage insbesondere EEG-Umlage 140 19,3 17,9 Netzentgelte KWKG-Umlage Zusätzlich Leistungspreise 20,5 Strompreis (€/MWh) Leistungspreise Offshore-Umlage für Netzentgelte 120 16,6 bei 4.000h/a §19-(2)-StromNEV-Umlage 100 64,9 59,7 15,4 EEG-Umlage 80 63,5 41,6 14,3 Konzessionsabgabe Gegenüber Gaskessel ist Strom 13,2 12,3 21,7 7,0 viel zu teuer, die Wärmepumpen 12,3 11,3 Netzentgelte Arbeitspreis 60 13,9 12,7 12,3 wird nicht eingesetzt. 14,0 14,2 Strombeschaffung, Vertrieb und Marge inklusive CO2-Kosten Diese Nachteile kann eine 40 13,4 Investitionsförderung nicht 47,1 50,2 51,4 52,6 53,7 54,4 20 28,7 44,8 kompensieren! 0 2016 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Jahr N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 12
CO2-Preis reicht nicht aus. Zusätzlich ist eine Verlagerung Stromkosten Gas-/Öl-Kosten notwendig, um Sektorkopplung zu ermöglichen. Im Rahmen der Anlagenförderung im Markthochlauf sind arbeitspreisbezogene Förderungen und Reduktion von EEG- Umlagen/Netzentgelten zu diskutieren um den grenzkostenbasierten Anlageneinsatz zu verbessern, so dass für Großwärmepumpen ein Fremdstrombezug immer wirtschaftlich möglich wird. Eine ambitionierte CO2-Bepreisung (z.B. 75 €/t 2030) reicht hierfür kurz- bis mittelfristig als alleinige Maßnahme nicht aus. 5,0 COP mit CO2-Preis COP ohne CO2-Preis 4,0 Strompreis vs. Wärmepreis auf Gasbasis 3,0 Noch hohe Netztemperaturen in der nächsten Dekade 2,0 1,0 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 2042 2044 2046 2048 2050 N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 13
Weitere zentrale Ergebnisse finden Sie in der Management Summary 1. Im Massenmarkt Einfamilienhaus ist die Luft-Wärmepumpe die zentrale Heizungstechnologie 2. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von EE-Wärme ist ein verlässlicher regulativer Rahmen für eine zielgerichtete Preisentwicklung für CO2 und Strom 3. Der Ausbau der Wärmenetze muss jetzt und mit Kraft beginnen 4. Potenzial an Wärmenetzen und EE-Wärme kann eine lediglich moderate Gebäudesanierung kompensieren 5. Hemmnisse für die Erschließung der EE-Wärmenetzpotenziale abbauen 6. Hemmnisse für den Einsatz von Großwärmepumpen in Wärmenetzen abbauen 7. Durch den starken Ausbau von großen Wärmenetzen kann das Sektorziel Gebäude 2030 leichter erreicht werden 8. Biomasse sollte in der Fernwärme, in Hochtemperaturanwendungen in der Industrie und in der stofflichen Nutzung genutzt werden statt in dezentralen Kesseln 9. In Verbindung mit einem sehr ambitionierten deutschlandweiten Wärmenetzausbau nehmen neue Gas-KWK-Anlagen als große BHKW eine geringere anteilige Leistung in der Wärmeversorgung vor Ort ein 10. Langfristig ist eine vollständige Dekarbonisierung der Gebäudewärme mit einem Mix verschiedener Technologien möglich https://www.iee.fraunhofer.de/de/projekte/suche/laufende/transformationspfade-im-waermesektor.html N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 14
Ausblick auf den weiteren Projektverlauf Systemvergleich Miko - Makro Kostenoptimierte Transformationspfaden von Beispielnetzen unter Prämissen zur Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens (Mikro-Sicht) Im Vergleich dazu Transformationspfade des Gesamtsystem (Makro-Sicht) Projektabschluss Sommer 2020 N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 15
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Norman Gerhardt Leiter Energiewirtschaft und Systemanalyse E-Mail: norman.gerhardt@iee.fraunhofer.de Tel.: 0561 7294-274 Fraunhofer IEE Königstor 59 34119 Kassel N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 16
Klimaziele 2030 Strombilanz Deutschland EE-Abregelung 700 Netto-Import Europäische Erhöhung der Klimaziele von -40% auf -45% Gas-KWK nur Verschärfung der ETS-Ziele Erzeugung [TWh/a] 500 Gas-Kond. Sektorziele in Deutschland für den Nicht-ETS-Bereich Steinkohle 300 Braunkohle Sektorziel Verkehr Müll, Klärgas Sektorziel Gebäudewärme Biomasse 100 Laufwasser 250 Stromhandel Wind-Offshore 2030 200 -100 Wind-Onshore PV CO2-Emissionen [Mio. t] Verbrauch [TWh/a] 150 Power-to-Gas -300 Bahn/ÖPNV 100 E-Lkw -500 E-Pkw 50 Klimatisierung dez.WP 0 -700 PtH/Groß-WP -43% -66% -100% wenig Bio viel Bio Speicherverluste 1990 2014 2030 2050 mittlere Sanierung Netzverluste Hoher Anstieg des Sektorkopplungs-Stromverbrauch Herkömml. Verbrauch N. Gerhardt Berlin, 13. Mai 2019. 17
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