COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie

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COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
COMMON                             COMMON GROUND #3
                                   WHERE THE CIRCLES INTERSECT

GROUND
                                   Zeitgenössische Kunst im Lichthof Ost
                                   des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität
                                   zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin

                                   Öffnungszeiten: Mi - Sa, 12 - 18 Uhr

    #3
                                   Ausstellungsdauer: 20. Juni - 18. Juli 2017

                                   20. Juni, 19 Uhr
                                   Vernissage
                                   24. Juni, 18 - 20 Uhr
                                   Führungen der Künstlerinnen und Kurator*innen zur Langen Nacht der Wissenschaften
                                   26. Juni, 14 - 16 Uhr
                                   Künstlerinnengespräch innerhalb der Veranstaltungsreihe “Transregional Gender and Media Studies” des
                                   Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften
                                   04. Juli, 18 - 20 Uhr

     WHERE THE CIRCLES INTERSECT
                                   Podiumsdiskussion mit Monica Juneja, Eva Ehninger und Jamila Adeli
                                   18. Juli, 19 Uhr
                                   Finissage

                                   Kuratorin: Rebecca John                                              © 2017 Kleine Humboldt Galerie Berlin,
                                   Kuratorisches Team: Marie-Sophie Dorsch, Johanna                        die Künstler*innen und Autor*innen
                                   Heyne, Viktor Hömpler, Anna Leonie Hofmann,
                                   Veronica Leali, Alicja Schindler, Monika Simm                                 www.kleinehumboldtgalerie.de
                                   Ausstellungsfotografie: Daniel Rodríguez                                     info@kleinehumboldtgalerie.de
                                   Ausstellungsarchitektur: Romano Deglow
                                   Technik: Detlef Damis, Michael Rambow, Lothar Brink,                                www.common-ground.in
                                   Kersten Thomas

                                   Herausgeber: Kleine Humboldt Galerie
                                   Layout und Gestaltung: Johanna Heyne
                                   Texte: Rebecca John
                                   Lektorat und Übersetzung: Marie-Sophie Dorsch, Anna
                                   Leonie Hofmann, Alicja Schindler, Monika Simm
                                   Druck: Sprintout Berlin
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
COMMON                                                                                                                                       COMMON
GROUND                                                                                                                                       GROUND
    #3                                                                                                                                       #3
              Die Kleine Humboldt Galerie freut sich, COMMON GROUND         mon grounds“ muss der räumliche Kontext von Kunstwerken
              #3 – Where the Circles Intersect zu präsentieren. Die Aus-    und ihrer Präsentation neu verhandelt werden: Wie kann
              stellung bringt Arbeiten von sechs Künstler*innen zusammen,   zeitgenössische Kunst außerhalb der Konstruktion von nati-
  WHERE THE   die verschiedene Lokalitäten auf dem indischen Subkontinent   onalen Zuschreibungen und der Dichotomie von Zentrum und         WHERE THE
              als ihr Zuhause oder als eines von vielen bezeichnen. Dabei   Peripherie beschrieben werden? Wie ist das Verhältnis von
    CIRCLES   wird das Konzept des „common ground“ als Ort von geteil-      Lokalität und Globalität in Zeiten der Migration von Kunstwer-   CIRCLES
  INTERSECT   tem Wissen und Grundlage von Verständigung erkundet. So       ken und Künstler*innen zu verstehen? Gibt es Möglichkeiten,      INTERSECT
              wird der Blick auf Gemeinsamkeiten und Vertrautes gelenkt:    aus einer translokalen Perspektive auf Kunst zu blicken,
              In ihren Arbeiten befassen sich die Künstler*innen mit der    anstatt in abgeschlossenen Einheiten zu denken? Diese und
              universellen Thematik des Zuhauses und spielen mit Erinne-    andere Fragen werden in der Ausstellung aufgeworfen und in
              rungen an Alltagssituationen und an bekannte Objekte des      einem umfangreichen Rahmenprogramm weiter erörtert.
              häuslichen Lebens. Sie untersuchen das Private und seine
              Grenzbereiche, gegenwärtige Konstruktionen von Häuslich-      Die Kleine Humboldt Galerie definiert sich als eine studen-
              keit sowie Sprache und Schrift als gemeinschaftsstiftende     tische Initiative, deren Mitglieder an verschiedenen Univer-
              Kommunikationsmedien.                                         sitäten Berlins studieren und deren kuratorische Arbeit eine
              COMMON GROUND #3 ist der Höhepunkt einer dreiteiligen         praxisbezogene Erweiterung des kunsthistorischen Lehrplans
              Ausstellungsserie, die ihren Anfang 2015 in Bangalore und     darstellt. Als Plattform für kuratorisches Experimentieren
              Bombay genommen hatte. Während der vorangegangenen            ist es der Kleinen Humboldt Galerie ein Anliegen, instituts-
              zwei Ausstellungen wurden die künstlerischen Positionen aus   und universitätsübergreifend zu agieren, und durch ihre
              Bangalore und Bombay bereits in der jeweils anderen Stadt     Ausstellungsprojekte Vernetzungen und Austauschprozesse
              ausgestellt und die Künstler*innen miteinander vernetzt. Im   herzustellen, die für die Disziplin Kunstgeschichte und ihre
              Finale der dreiteiligen Serie in Berlin vergrößert sich der   Nachbardisziplinen eine Bereicherung darstellen.
              „common ground“ nun um ein weiteres Stück. Geometrisch        Besonderer Dank gilt Dr. Angelika Keune, Dagmar Oehler, Dr.
              gesprochen wird hierbei nicht nur die Schnittmenge zweier     Steffen Hofmann und Ines Bartsch-Huth.
              lokaler Kunstszenen Indiens errechnet, die noch nie zuvor
              gemeinsam ausgestellt haben, sondern auch die Überschnei-     Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die großzügige Un-
              dung mit der Berliner Kunstszene.                             terstützung der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, des Se-
                                                                            minars für Südasienstudien, des Vereins zur Förderung des
              Die Frage nach dem „common ground“ meint den Akt des          Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Univer-
              Diskurses – im Sinne Foucaults das in einem bestimmten        sität zu Berlin e.V., der Kultur-, Sozial- und Bildungswissen-
              Kontext Sag- und Denkbare – und das Verhandeln eines ge-      schaftlichen Fakultät, des studierendenWERK BERLIN, des
              meinsamen Wissensraumes. Der Wissensraum, der in der          Auswärtigen Amts, der Stiftung Brandenburger Tor, der GLS
              Kleinen Humboldt Galerie entsteht, führt die beiden univer-   Treuhand e.V. sowie durch alle, die sich an unserer Crowdfun-
              sitätseigenen Institute der Südasienwissenschaften und der    ding-Aktion beteiligt haben.
              Kunst- und Bildgeschichte zusammen, um dem Phänomen
              des Spatial Turn näherzukommen. Im digitalen Zeitalter mit
              seinen weltweiten Netzwerken und sich ausbreitenden „com-
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
COMMON                                                                                                                                       COMMON
GROUND                                                                                                                                       GROUND
    #2                                                                                                                                       #2
              12.11. − 30.11.2015, Clark House Initiative Bombay              dem sie dem Vogel Material anbot, das sie in verschiedenen
              mit Arbeiten von Nihaal Faizal, Ragini Bhow und Tara Kelton     Stellen der Stadt gefunden hatte. Tara Keltons Arbeiten hin-
                                                                              terfragen unsere visuelle Wahrnehmung nach dem Digital
  ON SPACES   Der zweite Teil der Serie COMMON GROUND war eine In-            Turn. Ihre in Bombay ausgestellten „Cell phone rubbings“       ON SPACES
              tervention innerhalb von Yogesh Barves Einzelausstellung        (2015) erinnerten an eine Zeit vor dieser Revolution: Die
    AND THE   „Explaining could be exploiting“ in Clark House Initiative in   in Frottage-Technik hergestellten „Abriebe“ von analogen
                                                                                                                                             AND THE
 IN BETWEEN   Bombay. Auf der Basis von Großzügigkeit und dem Wunsch          Mobiltelefonen wurden zum nostalgischen Archiv einer ver-      IN BETWEEN
              nach Austausch stellte Barve den Raum zur Verfügung, um         gangenen Zeit, in der Tasten noch nicht durch Skeuomor-
              Arbeiten von Ragini Bhow, Nihaal Faizal und Tara Kelton         phismen ersetzt wurden. Ihre Serie „Unsharp mask“ (2015)
              zwischen oder anstatt seiner Werke zu zeigen. So ergaben        involvierte die Zusammenarbeit mit Angestellten in Fotostu-
              sich viele neue Verbindungen und Schnittstellen, welche die     dios, die sich auf digitale Fotobearbeitung spezialisieren –
              Themen von Räumlichkeit und dem Dazwischen thematisier-         normalerweise das „Verschönern“ von Familienfotos. Ihnen
              ten, die nun in Berlin weiter ausgearbeitet werden. Nihaal      gab Kelton verschiedene digitale Versionen von Gerhard
              Faizal zeigte zwei Videoarbeiten auf Fernsehern, auf denen      Richters Foto-Malereien mit dem Auftrag, die Unschärfen
              zuvor Barves Arbeiten zu sehen waren. „Best of Donald –         zu „korrigieren“. Während Richter sich visuell weg von der
              Collection 1“ (2013) ist eine Reflexion über die Leerstelle     Spur des Handwerklichen bewegte, interessiert sich Kelton
              als fruchtbares Element der Narration: Faizal digitalisierte    gerade für das Handwerk der digitalen Arbeiter*innen.
              ein Disney Videotape seiner Kindheit und entfernte daraus
              alle Einstellungen, in denen lebende Figuren zu sehen waren,
              um den bewegten Objekten neuen Raum zu geben. „Perfor-
              mance for Surveillance“ (2014) zeigte eine Performance, in
              welcher der Künstler eine Art Versteckspiel mit der Überwa-
              chungskamera auf dem Vorplatz des historischen „Rex Ci-
              nema“ in Bangalore inszenierte – ein Ort zwischen Realität
              und Fantasie. Ragini Bhow kreierte in ihrer Lichtinstallation
              „disc“ (2015) eine schwarze Scheibe aus Acryl, unter der
              das Licht einer kreisförmig gebogenen Neonröhre so hervor
              schien, als sei es eine Kombination aus Neumond und Son-
              nenfinsternis. Gleichzeitig ließ die mysteriös changierende
              schwarze Oberfläche an schwarze Löcher im All denken,
              deren Gravitationseffekte unsere Vorstellung von Räumlich-
              keit an ihre Grenzen bringen. Ihre Arbeit „bird nest“ (2014)
              hingegen war eine sehr irdische Zusammenarbeit mit einem
              Vogel, der vor ihrem Fenster ein Nest zu bauen begann. Die
              Fluchtgrenze des Tieres respektierend testete die Künstlerin
              aus, inwiefern sie sich an dem Nestbau beteiligen konnte, in-
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
COMMON
GROUND
    #1
               05.11. − 10.11.2015, G.159 Bangalore
               mit Arbeiten von Yogesh Barve, Amol Patil und Poonam Jain

  ON CIRCLES   Der erste Teil der Ausstellungsserie COMMON GROUND
               startete in G.159, einem alternativen Kunstraum in Banga-
         AND   lore, den der Künstler Nihaal Faizal 2013 in seiner Wohn-
               gemeinschaft gegründet hatte. Hier wurden zum ersten
 REVOLUTIONS   Mal in Bangalore Werke des Künstlerkollektivs Shunya aus
               Bombay gezeigt. Die Idee des Austauschs manifestierte sich
               in den verschiedenen künstlerischen Arbeiten in Form des
               Kreises und der Revolution.
               Amol Patils Foto-Dokumentation der kollektiven Performan-
               ce „Khus-bus“ (2015) zeigte, wie ein weißes Hemd von Kör-
               per zu Körper wanderte und dessen Innenseite dabei jeweils
               von innen nach außen gekehrt wurde. Die Arbeit erforschte
               das soziologische Konzept des Ringtauschs vor einem Hin-
               tergrund globaler Migration: Was passiert, wenn Objekte
               Besitzer*innen und Kontexte wechseln, wenn Ideen in ihr
               Gegenteil verkehrt werden? Poonam Jains filigrane wand-
               füllende Zeichnung „Celestial Economy“ (2015) bestand aus
               aneinandergereihten Zahlenketten, die zirkuläre Netzwerke
               bildeten. Die Künstlerin ging von dem Ursprung des Wortes
               Revolution aus dem lateinischen revolutio (Umdrehung) aus,
               das im 15. Jahrhundert als Fachwort in der Astronomie auf-
               kam und erst im 18. Jahrhundert, als révolution umgedeutet,
               politischen Umsturz bedeutete. In Yogesh Barves Videoar-
               beiten „Simulation“ (2012) gewann das Filmbild durch me-
               chanische Drehung der Handykamera derart an kreisender
               Geschwindigkeit, dass sich der Raum in Farben und Pixel
               auflöste. Hier wurde vor Augen geführt, was Paul Virilio die
               parallel zur sozialen Revolution laufende „dromokratische
               Revolution“ nannte: Beschleunigung, Vergnügen und Gewalt
               gehen Hand in Hand.
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
YOGESH BARVE
  is fake is real is fake is real is …                                                                                               Charakteristisch für die Arbeiten von Yogesh
  is left is right is left is right is …                                                                                             Barve ist seine intensive Beschäftigung mit
 is east is west is east is west is …                                                                                                Sprache, Schrift und anderen Formen der
         Folie auf Glasfenster, 2017                                                                                                 Kommunikation. Häufig kombiniert er found
                                                                                                                                     objects und digitale Medien, um so Gegen-
                                                                                                                                     satzpaare und Differenzen zu thematisieren,
                                                                                                                                     die der menschlichen Wahrnehmung zu-
                                                                                                                                     grunde liegen. Die von ihm digital verzerrten
                                                                                                                                     Schriftzüge empfangen die Besuchenden auf
                                                                                                                                     den großen Glasfenstern der Kleinen Hum-
                                                                                                                                     boldt Galerie und spielen mit Raumwahr-
                                                                                                                                     nehmung und Perspektive, sowie – einmal
                                                                                                                                     entschlüsselt – mit einem philosophischen
                                                                                                                                     Grundsatz der Logik. Denn hier gilt A = B an-
                                                                                                                                     statt A = A. Das Leibnitz’sche Prinzip der Iden-
                                                                                                                                     tität, das auf die Ununterscheidbarkeit iden-
             Yogesh Barve (*1989, Bombay) lebt und arbeitet in Bombay. Er studierte dort an
             der Rachna Sansad Academy of Fine Arts and Crafts und ist seit 2012 Mitglied des
             Künstlerkollektivs „Shunya“, das im Projektraum Clark House Initiative in Bombay
             arbeitet, sowie weltweit an Ausstellungsprojekten beteiligt ist. 2015 und 2016 wur-
             de er für Residency Projekte nach Paris (Google Cultural Institute) und Hong Kong

                                                                                                                                     tischer Dinge zurückgeht, wird ins Gegenteil
                                                                                                                                     verkehrt, indem vermeintlich Gegensätzliches
                                                                                                                                     als identisch angenommen wird. Dabei setzt
                                                                                                                                     der Künstler zusätzlich das Stilmittel der Wie-
                                                                                                                                     derholung in übersteigerter Form ein, um die
                                                                                                                                     Konstruktion von Dualismen wie Realität und
                                                                                                                                     Fiktion ad absurdum zu führen.
                                                                                                                                     Die globale Wohnungsnot der benachteilig-
                                                                                                                                     ten Bevölkerungsgruppen auf der einen und
                                                                                                                                     die sich ausbreitende Gentrifizierung auf
                                                                                                                                     der anderen Seite sind für Barve Zeichen der
                                                                                                                                     Utopie, die sich in Zeiten von globalisiertem
                                                                                                                                     Kapitalismus an die Idee des „Home“ knüpft:
             (Things that can Happen) eingeladen.

                                                                                                                                     Das Wort Utopie bedeutet zu griechisch ou =
                                                                                                                                     nicht und tópos = Ort, also “Nicht-Ort“ oder
                                                                                                   http://clarkhouseinitiative.org

                                                                                                                                     „Nirgendwo“.
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
RAGINI BHOW
                      Palm Meadows                                                                                             Ragini Bhow beschäftigt sich in ihren künst-
       mehrteilige Installation, 2017                                                                                          lerischen Arbeiten mit dem Verhältnis von
                                                                                                                               Mensch und Natur im digitalen Zeitalter. Da-
                                                                                                                               für kombiniert sie artifizielle Materialien wie
                                                                                                                               Spiegel, Acrylglas und Neonröhren mit natür-
                                                                                                                               lichen Materialien wie Holz, Pflanzensamen
                                                                                                                               oder Vogelfedern. Die daraus resultierenden
                                                                                                                               reduziert filigranen Installationen verbindet
                                                                                                                               sie häufig mit Foto-, Videoarbeiten oder Per-
                                                                                                                               formances.
                                                                                                                               Für „Palm Meadows“ kombiniert Ragini Bhow
                                                                                                                               Videostills und Skulptur. Sie untersucht auf
                                                                                                                               diese Weise die kultivierten Naturszenerien
                                                                                                                               einer der ersten Gated Communities in Ban-
                                                                                                                               galore, die auch der Arbeit ihren Namen gibt.
                                                                                                                               Hier verbrachte die Künstlerin einen Großteil
 Die Künstlerin (*1991, Minnesota) studierte an der University of Minnesota nicht nur
 Bildende Kunst, sondern auch Biologie. Nach ihrer Rückkehr nach Bangalore war sie
 in Einzelausstellungen G.159 und 1Shanthiroad vertreten. Darüber hinaus nahm sie
 an zahlreichen Gruppenausstellungen und Residency-Projecten in Indien (The Story
 of Light in Goa, Khoj International Artists’ Association in Delhi, 1Shanthiroad in Ban-
 galore) und den USA (The Soap Factory in Minneapolis) teil. 2017 wird sie neben

 in München vertreten sein, die am 28. Juni eröffnet. Ragini Bhow lebt und arbeitet
 „COMMON GROUND #3“ mit einer Arbeit in der Gruppenausstellung „Double Road“

                                                                                                                               ihrer Jugend, hin- und hergerissen zwischen
                                                                                                                               der Position der Insiderin und Outsiderin.
                                                                                                                               Betritt man diese luxuriöse Wohnhausanla-
                                                                                                                               ge, fühlt man sich in eine US-amerikanische
                                                                                                                               Vorstadtsiedlung versetzt. Diesem Hoch-
                                                                                                                               glanzimage wirkt die Künstlerin durch den
                                                                                                                               Gebrauch einer Amateur-Handkamera und
                                                                                                                               der damit verbundenen Ästhetik bewusst ent-
                                                                                                                               gegen, um Brüche und Ironien in dieser Uto-
                                                                                                                               pie des von der Außenwelt abgeschlossenen
                                                                                                                               Wohnens hervortreten zu lassen.
                                                                                                                               Diese Form des Wohnquartiers hat es in-
                                                                                                                               zwischen bis in die deutsche Hauptstadt
                                                                                                                               geschafft: Neben den Prenzlauer Gärten in
                                                                                           http://cargocollective.com/ragini

                                                                                                                               Friedrichshain und dem Townhouse-Quartier
                                                                                                                               am Friedrichswerder wurde 2013 auch das
                                                                                                                               so genannte „Urban Village Marthashof“ in
                                                                                                                               der Schwedter Straße fertiggestellt, gegen
                                                                                                                               das eine Anwohnerinitiative unter dem Slogan
                                                                                                                               „antisoziale Plastik“ erfolglos angegangen
 in Bangalore.

                                                                                                                               war.
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
NIHAAL FAIZAL
                  Hotel ABAD                                                                                          Nihaal Faizal benutzt in seinen Arbeiten
    Kurzfilm, 12:47 min, 2016                                                                                         bereits existierendes Filmmaterial aus Vi-
                                                                                                                      deokassetten, Stockvideos, Überwachungs-
                                                                                                                      kameras sowie Bildmaterial aus privaten
                                                                                                                      Fotoarchiven. Indem er das Material neu
                                                                                                                      arrangiert und mit Kommentaren versieht,
                                                                                                                      entsteht eine alternative Narration. Sein
                                                                                                                      Kurzfilm „Hotel ABAD“ untersucht die
                                                                                                                      Zusammenhänge zwischen seiner Biogra-
                                                                                                                      fie und dem Hotelgewerbe seiner Familie
                                                                                                                      mütterlicherseits. Der Raum des Hotels
                                                                                                                      wird dabei als Raum zwischen Privatheit
                                                                                                                      und Öffentlichkeit dargestellt. Die langsam
                                                                                                                      komponierten Bilder aus Familienalben und
                                                                                                                      Überwachungskameras des Hotels unterlegt
                                                                                                                      er mit Interviewpassagen aus dem Off, die
    Nihaal Faizal (*1994, Kochi) lebt und arbeitet in Bangalore. Er studierte am Srish-
    ti Institute of Art, Design and Technology in Bangalore. Dort initiierte er den stu-
    dentischen Projektraum G.159, in dem 2015 der erste Teil der Ausstellungsserie
    COMMON GROUND gezeigt wurde. 2014 und 2016 kuratierte er Ausstellungen im
    Rahmen der Kochi Muziris Biennale („3BHK“, „Ummijaan: Making Visible a World
    Within“). 2017 wird er neben „COMMON GROUND #3“ mit einer Arbeit in der Grup-

                                                                                                                      Gesprächen mit Familienmitgliedern ent-
    penausstellung „Double Road“ in München vertreten sein, die am 28. Juni eröffnet.

                                                                                                                      nommen sind: Seine jüngere Cousine spricht
                                                                                                                      von Wünschen und Zielen für ihre Zukunft,
                                                                                                                      seine Mutter erzählt von Exklusion aus dem
                                                                                                                      Familienunternehmen und sein Großvater
                                                                                                                      betont die Bedeutung der Familie. Auf die-
                                                                                                                      se Weise entwickelt sich eine Erzählung, die
                                                                                                                      das Hotel als ein Zuhause des Künstlers und
                                                                                                                      seiner Cousine beschreibt, das jedoch wegen
                                                                                                                      des patrilinearen Erbrechts immer im Besitz
                                                                                                                      ihrer Onkel und Großonkel bleiben wird. Von
                                                                                                                      der lokalen Familiengeschichte in Südindien
                                                                                                                      ausgehend wird auf diese Weise die globa-
                                                                                                                      le Thematik der Verknüpfung von Religion,
                                                                                                                      Gender und Rechtsprechung angesprochen.
                                                                                           http://nihaalfaizal.com/
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
OLIVER HUSAIN
                          Moth Maze                                                                           Oliver Husains Arbeiten gehen aus einem
                  Video, 6 min, 2012                                                                          interdisziplinären Ansatz hervor: Er arbeitet
                       Kamera IRIS NG                                                                         sowohl im Bereich Performance und Kon-
           Setdesign BOJANA STANCIC                                                                           zepttheater, sowie mit Experimentalfilm,
 Produktionsassistenz SAIF AZMI, MATT                                                                         3D-Animationen und Installationen. Die
                                                                                                              Schauplätze und Bilder, die er kreiert, sind
                               SMITH
                                                                                                              ein Zusammenspiel von dokumentarischen
  Kerala Crew/ Kamera und Produktion                                                                          Realitäten und fiktiven Welten. Dabei kom-
                   AMITH SURENDRAN                                                                            biniert er häufig computergenerierte Cho-
                                                                                                              reografien mit gefilmten Realitäten.
                                                                                                              In der Videoarbeit „Moth Maze“ thematisiert
                                                                                                              er die Konstruktionen von Häuslichkeit und
                                                                                                              deren zugrundeliegenden Gegensatz von
                                                                                                              Kultur und Natur: Im Zeitraffer umschwirrt
                                                                                                              die Kamera aus der Perspektive einer Motte
                                                                                                              zunächst verschiedene erleuchtete Stehlam-
    Oliver Husain (*1969, Frankfurt) studierte an der University of Baroda (Indien) und
    der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und lebt seit 2006 in Toronto. Seine
    Arbeiten wurden weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen sowie im Rahmen von
    zahlreichen Filmfestivals gezeigt (Toronto International Film Festival, London Film
    Festival, Experimena India, Film Festival Rotterdam u.a.). 2003 bekam sein Video
    „Q“ den Deutschen Kurzfilmpreis und sein Film „Item Number“ gewann den Preis für
    den besten deutschen Film auf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen. 2017
    wurde seine Videoinstallation „Isla Santa Maria 3D“ im Rahmen der Berlinale an der

                                                                                                              pen in einer Fabrik in Toronto. Bei Einbruch
                                                                                                              der Dunkelheit überlagern sich diese Bilder
                                                                                                              im Stroboskop-Effekt mit einer kreisenden
                                                                                                              Kamerafahrt durch einen Wald im südindi-
                                                                                                              schen Kerala, in welchem Hängelampen aus
                                                                                                              den Bäumen herauszuwachsen scheinen. Die
                                                                                                              flimmernde visuelle Überlagerung von Loka-
                                                                                                              litäten innerhalb der Arbeit entspricht der
                                                                                                              Translokalität von Künstler*innenbiografien
                                                                                                              wie seiner eigenen. Dadurch wird die Absur-
                                                                                                              dität nationaler Zuschreibung von Kunst und
    Akademie der Künste, Hanseatenweg gezeigt.

                                                                                                              Künstler*innen in Zeiten von Migration vor
                                                                                                              Augen geführt.
                                                                                          http://husain.de/
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
POONAM JAIN
                           Letter to Me: Shrine                                                                                                            Die Künstlerin Poonam Jain setzt sich in fi-
                                Gips, Klebstoff,                                                                                                           ligranen Zeichnungen, Künstlerbüchern und
                       Regalkonstruktion, 2017                                                                                                             Installationen mit den Zusammenhängen von
                                                                                                                                                           Architektur, menschlicher Interaktion und
                                                                                                                                                           Raum auseinander. Ihre Installation „Letter
                                                                                                                                                           to Me“ spielt mit dem Medium der Sprache
                                                                                                                                                           und ihrer Verschriftlichung auf räumliche
                                                                                                                                                           Weise. Auf schwarzen Regalbrettern reihen
                                                                                                                                                           sich kreisförmig um eine Säule angeordnet
                                                                                                                                                           kleine weiße Gipsskulpturen wie Uhren, Äpfel
                                                                                                                                                           und Kleiderbügel aneinander und bilden einen
  Poonam Jain (*1989, Bangalore) lebt und arbeitet in Bombay. Sie studierte an der Rachna Sansad Aca-
  demy of Fine Arts and Crafts in Bombay und ist seit 2012 Mitglied des Künstlerkollektivs „Shunya“,
  das im Projektraum Clark House Initiative in Bombay arbeitet, sowie weltweit an Ausstellungsprojekten
  beteiligt ist. Neben zahlreichen Gruppenausstellungen (kürzlich “Home as an Irrevocable Condition” in
  Sapar Contemporary, New York) hatte sie bereits Einzelausstellungen in Bombay (Asia Art Projects,

                                                                                                                                                           codierten Text. Beim Umschreiten und Entzif-
                                                                                                                                                           fern der jeweiligen Alltagsobjekte erkennen
                                                                                                                                                           die Betrachtenden eine Logik, die an Kinder-
                                                                                                                                                           rätsel erinnert: Die Regalleisten werden zu
                                                                                                                                                           Zeilen einer Buchseite und die Objekte zu den
  Clark House Initiative), Hong Kong (C&G Artpartment), sowie Dubai (1x1 Art Gallery).

                                                                                                                                                           Buchstaben eines geheimen Gedichts. Das
                                                                                                                                                           kreisförmige Umwandern eines architektoni-
                                                                                                                                                           schen Elements erinnert an Rituale verschie-
                                                                                                                                                           dener Religionen. Meist ist es das Zentrum
                                                                                                                                                           des „Haus Gottes“, das mehrmals umrundet
                                                                                                                                                           wird – sei es bei der rituellen Umschreitung
                                                                                                                                                           einer buddhistischen Stupa, des Heiligtums in
                                                                                                                                                           einem Hindu- oder Jain-Tempel oder die sie-
                                                                                                                                                           benmalige Umrundung der Kaaba in Mekka,
                                                                                                                                                           der Tawaf. Der Inhalt von Jains Gedichts ist
                                                                                                          http://www.saparcontemporary.com/poonamjain/
                                                                                                          http://www.1x1artgallery.com/artist/details/54

                                                                                                                                                           jedoch rein weltlicher Natur. Es handelt vom
                                                                                                                                                           Propagieren eines erstrebenswerten Lebens-
                                                                                                                                                           stils, der mit Konsum und immer steigenden
                                                                                                                                                           Lebenshaltungskosten verbunden ist. Die
                                                                                                                                                           Mall wird zum neuen Tempel und das eigene
                                                                                                          http://clarkhouseinitiative.org

                                                                                                                                                           Zuhause zu einem Ort, an dem Wohlstand ob-
                                                                                                                                                           jekthaft zur Schau gestellt wird.
COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
TARA KELTON
              Still Life with a Curtain                                                                                         Tara Keltons Arbeiten beschäftigen sich mit
             Digitaldruck-Serie, 2015                                                                                           der durch das digitale Zeitalter veränderten
                                                                                                                                menschlichen Wahrnehmung, sowie unserem
                                                                                                                                Umgang mit virtuellen Räumen. Für ihre Serie
                                                                                                                                „Still Life with a Curtain“ arbeitete Kelton mit
                                                                                                                                zwei verschiedenen Gruppen von Angestell-
                                                                                                                                ten: Zunächst beauftragte sie anonyme „Me-
                                                                                                                                chanical Turks“, Arbeitssuchende des Amazon
                                                                                                                                Marktplatzes für Gelegenheitsarbeiten. Diese
                                                                                                                                sollten schriftliche Beschreibungen ein und
                                                                                                                                desselben Stilllebens des europäischen Im-
                                                                                                                                pressionismus anfertigen. Die zweite Gruppe
                                                                                                                                von Angestellten, 3D-Visualisierer aus Ban-
                                                                                                                                galore, produzierten anhand dieser Texte ver-
                                                                                                                                schiedene digitale Neuinterpretationen dieser
                                                                                                                                häuslichen Szene. Das Resultat des Überset-
  wo sie neben London, Bombay und Delhi bereits mehrere Einzelausstellungen hatte.
  Tara Kelton (*1981, Arlington, Texas) studierte an der Parsons School of Design in

  2013 rief sie in Bangalore das T-A-J Residency Projekt ins Leben, an dem unter an-

  Gruppenausstellungen wurden ihre Arbeiten 2014 im Rahmen der Kochi Muziris
  New York und der Yale University School of Art. Sie lebt und arbeitet in Bangalore,

  deren auch der Künstler Oliver Husain teilnahm. Neben zahlreichen internationalen

  Biennale ausgestellt und 2016 in der Gruppenausstellung „New Sensorium“ im

                                                                                                                                zungsprozesses von Bild zu Text, und vom
                                                                                                                                Text zurück zum Bild scheint von jeglicher
                                                                                                                                geografischer und historischer Kontextuali-
                                                                                                                                sierung befreit zu sein. In dieser neuen, digi-
                                                                                                                                talen Kondensierung überlagern sich Vorstel-
                                                                                                                                lungen von Häuslichkeit aus verschiedenen
                                                                                                                                Orten und Zeiten. Ähnlich wie die Gattung des
                                                                                                                                Interieurs ist das klassische Stillleben hoch
                                                                                                                                artifiziell komponiert und zeigt nur vermeint-
                                                                                                                                lich einen Einblick ins Private. Diese Illusion
                                                                                                                                von Privatheit wird in den digitalen Stillleben
                                                                                                                                Keltons jedoch erst gar nicht suggeriert. Hier
                                                                                                                                gleicht eine artifizielle Orange der anderen
                                                                                        http://cargocollective.com/tarakelton

                                                                                                                                und der Raum versucht keinen Kontext oder
                                                                                                                                Tiefenwirkung herzustellen. Dennoch verbirgt
                                                                                                                                sich hinter der Künstlichkeit und Glattheit
                                                                                                                                der Oberfläche dieser Nicht-Räume eine Ge-
                                                                                                                                schichte von Austausch und Imagination.
  Karlsruher ZKM.
COMMON   COMMON
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