COMMON GROUND #3 - Kleine Humboldt Galerie
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COMMON COMMON GROUND #3 WHERE THE CIRCLES INTERSECT GROUND Zeitgenössische Kunst im Lichthof Ost des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin Öffnungszeiten: Mi - Sa, 12 - 18 Uhr #3 Ausstellungsdauer: 20. Juni - 18. Juli 2017 20. Juni, 19 Uhr Vernissage 24. Juni, 18 - 20 Uhr Führungen der Künstlerinnen und Kurator*innen zur Langen Nacht der Wissenschaften 26. Juni, 14 - 16 Uhr Künstlerinnengespräch innerhalb der Veranstaltungsreihe “Transregional Gender and Media Studies” des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften 04. Juli, 18 - 20 Uhr WHERE THE CIRCLES INTERSECT Podiumsdiskussion mit Monica Juneja, Eva Ehninger und Jamila Adeli 18. Juli, 19 Uhr Finissage Kuratorin: Rebecca John © 2017 Kleine Humboldt Galerie Berlin, Kuratorisches Team: Marie-Sophie Dorsch, Johanna die Künstler*innen und Autor*innen Heyne, Viktor Hömpler, Anna Leonie Hofmann, Veronica Leali, Alicja Schindler, Monika Simm www.kleinehumboldtgalerie.de Ausstellungsfotografie: Daniel Rodríguez info@kleinehumboldtgalerie.de Ausstellungsarchitektur: Romano Deglow Technik: Detlef Damis, Michael Rambow, Lothar Brink, www.common-ground.in Kersten Thomas Herausgeber: Kleine Humboldt Galerie Layout und Gestaltung: Johanna Heyne Texte: Rebecca John Lektorat und Übersetzung: Marie-Sophie Dorsch, Anna Leonie Hofmann, Alicja Schindler, Monika Simm Druck: Sprintout Berlin
COMMON COMMON GROUND GROUND #3 #3 Die Kleine Humboldt Galerie freut sich, COMMON GROUND mon grounds“ muss der räumliche Kontext von Kunstwerken #3 – Where the Circles Intersect zu präsentieren. Die Aus- und ihrer Präsentation neu verhandelt werden: Wie kann stellung bringt Arbeiten von sechs Künstler*innen zusammen, zeitgenössische Kunst außerhalb der Konstruktion von nati- WHERE THE die verschiedene Lokalitäten auf dem indischen Subkontinent onalen Zuschreibungen und der Dichotomie von Zentrum und WHERE THE als ihr Zuhause oder als eines von vielen bezeichnen. Dabei Peripherie beschrieben werden? Wie ist das Verhältnis von CIRCLES wird das Konzept des „common ground“ als Ort von geteil- Lokalität und Globalität in Zeiten der Migration von Kunstwer- CIRCLES INTERSECT tem Wissen und Grundlage von Verständigung erkundet. So ken und Künstler*innen zu verstehen? Gibt es Möglichkeiten, INTERSECT wird der Blick auf Gemeinsamkeiten und Vertrautes gelenkt: aus einer translokalen Perspektive auf Kunst zu blicken, In ihren Arbeiten befassen sich die Künstler*innen mit der anstatt in abgeschlossenen Einheiten zu denken? Diese und universellen Thematik des Zuhauses und spielen mit Erinne- andere Fragen werden in der Ausstellung aufgeworfen und in rungen an Alltagssituationen und an bekannte Objekte des einem umfangreichen Rahmenprogramm weiter erörtert. häuslichen Lebens. Sie untersuchen das Private und seine Grenzbereiche, gegenwärtige Konstruktionen von Häuslich- Die Kleine Humboldt Galerie definiert sich als eine studen- keit sowie Sprache und Schrift als gemeinschaftsstiftende tische Initiative, deren Mitglieder an verschiedenen Univer- Kommunikationsmedien. sitäten Berlins studieren und deren kuratorische Arbeit eine COMMON GROUND #3 ist der Höhepunkt einer dreiteiligen praxisbezogene Erweiterung des kunsthistorischen Lehrplans Ausstellungsserie, die ihren Anfang 2015 in Bangalore und darstellt. Als Plattform für kuratorisches Experimentieren Bombay genommen hatte. Während der vorangegangenen ist es der Kleinen Humboldt Galerie ein Anliegen, instituts- zwei Ausstellungen wurden die künstlerischen Positionen aus und universitätsübergreifend zu agieren, und durch ihre Bangalore und Bombay bereits in der jeweils anderen Stadt Ausstellungsprojekte Vernetzungen und Austauschprozesse ausgestellt und die Künstler*innen miteinander vernetzt. Im herzustellen, die für die Disziplin Kunstgeschichte und ihre Finale der dreiteiligen Serie in Berlin vergrößert sich der Nachbardisziplinen eine Bereicherung darstellen. „common ground“ nun um ein weiteres Stück. Geometrisch Besonderer Dank gilt Dr. Angelika Keune, Dagmar Oehler, Dr. gesprochen wird hierbei nicht nur die Schnittmenge zweier Steffen Hofmann und Ines Bartsch-Huth. lokaler Kunstszenen Indiens errechnet, die noch nie zuvor gemeinsam ausgestellt haben, sondern auch die Überschnei- Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die großzügige Un- dung mit der Berliner Kunstszene. terstützung der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, des Se- minars für Südasienstudien, des Vereins zur Förderung des Die Frage nach dem „common ground“ meint den Akt des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Univer- Diskurses – im Sinne Foucaults das in einem bestimmten sität zu Berlin e.V., der Kultur-, Sozial- und Bildungswissen- Kontext Sag- und Denkbare – und das Verhandeln eines ge- schaftlichen Fakultät, des studierendenWERK BERLIN, des meinsamen Wissensraumes. Der Wissensraum, der in der Auswärtigen Amts, der Stiftung Brandenburger Tor, der GLS Kleinen Humboldt Galerie entsteht, führt die beiden univer- Treuhand e.V. sowie durch alle, die sich an unserer Crowdfun- sitätseigenen Institute der Südasienwissenschaften und der ding-Aktion beteiligt haben. Kunst- und Bildgeschichte zusammen, um dem Phänomen des Spatial Turn näherzukommen. Im digitalen Zeitalter mit seinen weltweiten Netzwerken und sich ausbreitenden „com-
COMMON COMMON GROUND GROUND #2 #2 12.11. − 30.11.2015, Clark House Initiative Bombay dem sie dem Vogel Material anbot, das sie in verschiedenen mit Arbeiten von Nihaal Faizal, Ragini Bhow und Tara Kelton Stellen der Stadt gefunden hatte. Tara Keltons Arbeiten hin- terfragen unsere visuelle Wahrnehmung nach dem Digital ON SPACES Der zweite Teil der Serie COMMON GROUND war eine In- Turn. Ihre in Bombay ausgestellten „Cell phone rubbings“ ON SPACES tervention innerhalb von Yogesh Barves Einzelausstellung (2015) erinnerten an eine Zeit vor dieser Revolution: Die AND THE „Explaining could be exploiting“ in Clark House Initiative in in Frottage-Technik hergestellten „Abriebe“ von analogen AND THE IN BETWEEN Bombay. Auf der Basis von Großzügigkeit und dem Wunsch Mobiltelefonen wurden zum nostalgischen Archiv einer ver- IN BETWEEN nach Austausch stellte Barve den Raum zur Verfügung, um gangenen Zeit, in der Tasten noch nicht durch Skeuomor- Arbeiten von Ragini Bhow, Nihaal Faizal und Tara Kelton phismen ersetzt wurden. Ihre Serie „Unsharp mask“ (2015) zwischen oder anstatt seiner Werke zu zeigen. So ergaben involvierte die Zusammenarbeit mit Angestellten in Fotostu- sich viele neue Verbindungen und Schnittstellen, welche die dios, die sich auf digitale Fotobearbeitung spezialisieren – Themen von Räumlichkeit und dem Dazwischen thematisier- normalerweise das „Verschönern“ von Familienfotos. Ihnen ten, die nun in Berlin weiter ausgearbeitet werden. Nihaal gab Kelton verschiedene digitale Versionen von Gerhard Faizal zeigte zwei Videoarbeiten auf Fernsehern, auf denen Richters Foto-Malereien mit dem Auftrag, die Unschärfen zuvor Barves Arbeiten zu sehen waren. „Best of Donald – zu „korrigieren“. Während Richter sich visuell weg von der Collection 1“ (2013) ist eine Reflexion über die Leerstelle Spur des Handwerklichen bewegte, interessiert sich Kelton als fruchtbares Element der Narration: Faizal digitalisierte gerade für das Handwerk der digitalen Arbeiter*innen. ein Disney Videotape seiner Kindheit und entfernte daraus alle Einstellungen, in denen lebende Figuren zu sehen waren, um den bewegten Objekten neuen Raum zu geben. „Perfor- mance for Surveillance“ (2014) zeigte eine Performance, in welcher der Künstler eine Art Versteckspiel mit der Überwa- chungskamera auf dem Vorplatz des historischen „Rex Ci- nema“ in Bangalore inszenierte – ein Ort zwischen Realität und Fantasie. Ragini Bhow kreierte in ihrer Lichtinstallation „disc“ (2015) eine schwarze Scheibe aus Acryl, unter der das Licht einer kreisförmig gebogenen Neonröhre so hervor schien, als sei es eine Kombination aus Neumond und Son- nenfinsternis. Gleichzeitig ließ die mysteriös changierende schwarze Oberfläche an schwarze Löcher im All denken, deren Gravitationseffekte unsere Vorstellung von Räumlich- keit an ihre Grenzen bringen. Ihre Arbeit „bird nest“ (2014) hingegen war eine sehr irdische Zusammenarbeit mit einem Vogel, der vor ihrem Fenster ein Nest zu bauen begann. Die Fluchtgrenze des Tieres respektierend testete die Künstlerin aus, inwiefern sie sich an dem Nestbau beteiligen konnte, in-
COMMON GROUND #1 05.11. − 10.11.2015, G.159 Bangalore mit Arbeiten von Yogesh Barve, Amol Patil und Poonam Jain ON CIRCLES Der erste Teil der Ausstellungsserie COMMON GROUND startete in G.159, einem alternativen Kunstraum in Banga- AND lore, den der Künstler Nihaal Faizal 2013 in seiner Wohn- gemeinschaft gegründet hatte. Hier wurden zum ersten REVOLUTIONS Mal in Bangalore Werke des Künstlerkollektivs Shunya aus Bombay gezeigt. Die Idee des Austauschs manifestierte sich in den verschiedenen künstlerischen Arbeiten in Form des Kreises und der Revolution. Amol Patils Foto-Dokumentation der kollektiven Performan- ce „Khus-bus“ (2015) zeigte, wie ein weißes Hemd von Kör- per zu Körper wanderte und dessen Innenseite dabei jeweils von innen nach außen gekehrt wurde. Die Arbeit erforschte das soziologische Konzept des Ringtauschs vor einem Hin- tergrund globaler Migration: Was passiert, wenn Objekte Besitzer*innen und Kontexte wechseln, wenn Ideen in ihr Gegenteil verkehrt werden? Poonam Jains filigrane wand- füllende Zeichnung „Celestial Economy“ (2015) bestand aus aneinandergereihten Zahlenketten, die zirkuläre Netzwerke bildeten. Die Künstlerin ging von dem Ursprung des Wortes Revolution aus dem lateinischen revolutio (Umdrehung) aus, das im 15. Jahrhundert als Fachwort in der Astronomie auf- kam und erst im 18. Jahrhundert, als révolution umgedeutet, politischen Umsturz bedeutete. In Yogesh Barves Videoar- beiten „Simulation“ (2012) gewann das Filmbild durch me- chanische Drehung der Handykamera derart an kreisender Geschwindigkeit, dass sich der Raum in Farben und Pixel auflöste. Hier wurde vor Augen geführt, was Paul Virilio die parallel zur sozialen Revolution laufende „dromokratische Revolution“ nannte: Beschleunigung, Vergnügen und Gewalt gehen Hand in Hand.
YOGESH BARVE is fake is real is fake is real is … Charakteristisch für die Arbeiten von Yogesh is left is right is left is right is … Barve ist seine intensive Beschäftigung mit is east is west is east is west is … Sprache, Schrift und anderen Formen der Folie auf Glasfenster, 2017 Kommunikation. Häufig kombiniert er found objects und digitale Medien, um so Gegen- satzpaare und Differenzen zu thematisieren, die der menschlichen Wahrnehmung zu- grunde liegen. Die von ihm digital verzerrten Schriftzüge empfangen die Besuchenden auf den großen Glasfenstern der Kleinen Hum- boldt Galerie und spielen mit Raumwahr- nehmung und Perspektive, sowie – einmal entschlüsselt – mit einem philosophischen Grundsatz der Logik. Denn hier gilt A = B an- statt A = A. Das Leibnitz’sche Prinzip der Iden- tität, das auf die Ununterscheidbarkeit iden- Yogesh Barve (*1989, Bombay) lebt und arbeitet in Bombay. Er studierte dort an der Rachna Sansad Academy of Fine Arts and Crafts und ist seit 2012 Mitglied des Künstlerkollektivs „Shunya“, das im Projektraum Clark House Initiative in Bombay arbeitet, sowie weltweit an Ausstellungsprojekten beteiligt ist. 2015 und 2016 wur- de er für Residency Projekte nach Paris (Google Cultural Institute) und Hong Kong tischer Dinge zurückgeht, wird ins Gegenteil verkehrt, indem vermeintlich Gegensätzliches als identisch angenommen wird. Dabei setzt der Künstler zusätzlich das Stilmittel der Wie- derholung in übersteigerter Form ein, um die Konstruktion von Dualismen wie Realität und Fiktion ad absurdum zu führen. Die globale Wohnungsnot der benachteilig- ten Bevölkerungsgruppen auf der einen und die sich ausbreitende Gentrifizierung auf der anderen Seite sind für Barve Zeichen der Utopie, die sich in Zeiten von globalisiertem Kapitalismus an die Idee des „Home“ knüpft: (Things that can Happen) eingeladen. Das Wort Utopie bedeutet zu griechisch ou = nicht und tópos = Ort, also “Nicht-Ort“ oder http://clarkhouseinitiative.org „Nirgendwo“.
RAGINI BHOW Palm Meadows Ragini Bhow beschäftigt sich in ihren künst- mehrteilige Installation, 2017 lerischen Arbeiten mit dem Verhältnis von Mensch und Natur im digitalen Zeitalter. Da- für kombiniert sie artifizielle Materialien wie Spiegel, Acrylglas und Neonröhren mit natür- lichen Materialien wie Holz, Pflanzensamen oder Vogelfedern. Die daraus resultierenden reduziert filigranen Installationen verbindet sie häufig mit Foto-, Videoarbeiten oder Per- formances. Für „Palm Meadows“ kombiniert Ragini Bhow Videostills und Skulptur. Sie untersucht auf diese Weise die kultivierten Naturszenerien einer der ersten Gated Communities in Ban- galore, die auch der Arbeit ihren Namen gibt. Hier verbrachte die Künstlerin einen Großteil Die Künstlerin (*1991, Minnesota) studierte an der University of Minnesota nicht nur Bildende Kunst, sondern auch Biologie. Nach ihrer Rückkehr nach Bangalore war sie in Einzelausstellungen G.159 und 1Shanthiroad vertreten. Darüber hinaus nahm sie an zahlreichen Gruppenausstellungen und Residency-Projecten in Indien (The Story of Light in Goa, Khoj International Artists’ Association in Delhi, 1Shanthiroad in Ban- galore) und den USA (The Soap Factory in Minneapolis) teil. 2017 wird sie neben in München vertreten sein, die am 28. Juni eröffnet. Ragini Bhow lebt und arbeitet „COMMON GROUND #3“ mit einer Arbeit in der Gruppenausstellung „Double Road“ ihrer Jugend, hin- und hergerissen zwischen der Position der Insiderin und Outsiderin. Betritt man diese luxuriöse Wohnhausanla- ge, fühlt man sich in eine US-amerikanische Vorstadtsiedlung versetzt. Diesem Hoch- glanzimage wirkt die Künstlerin durch den Gebrauch einer Amateur-Handkamera und der damit verbundenen Ästhetik bewusst ent- gegen, um Brüche und Ironien in dieser Uto- pie des von der Außenwelt abgeschlossenen Wohnens hervortreten zu lassen. Diese Form des Wohnquartiers hat es in- zwischen bis in die deutsche Hauptstadt geschafft: Neben den Prenzlauer Gärten in http://cargocollective.com/ragini Friedrichshain und dem Townhouse-Quartier am Friedrichswerder wurde 2013 auch das so genannte „Urban Village Marthashof“ in der Schwedter Straße fertiggestellt, gegen das eine Anwohnerinitiative unter dem Slogan „antisoziale Plastik“ erfolglos angegangen in Bangalore. war.
NIHAAL FAIZAL Hotel ABAD Nihaal Faizal benutzt in seinen Arbeiten Kurzfilm, 12:47 min, 2016 bereits existierendes Filmmaterial aus Vi- deokassetten, Stockvideos, Überwachungs- kameras sowie Bildmaterial aus privaten Fotoarchiven. Indem er das Material neu arrangiert und mit Kommentaren versieht, entsteht eine alternative Narration. Sein Kurzfilm „Hotel ABAD“ untersucht die Zusammenhänge zwischen seiner Biogra- fie und dem Hotelgewerbe seiner Familie mütterlicherseits. Der Raum des Hotels wird dabei als Raum zwischen Privatheit und Öffentlichkeit dargestellt. Die langsam komponierten Bilder aus Familienalben und Überwachungskameras des Hotels unterlegt er mit Interviewpassagen aus dem Off, die Nihaal Faizal (*1994, Kochi) lebt und arbeitet in Bangalore. Er studierte am Srish- ti Institute of Art, Design and Technology in Bangalore. Dort initiierte er den stu- dentischen Projektraum G.159, in dem 2015 der erste Teil der Ausstellungsserie COMMON GROUND gezeigt wurde. 2014 und 2016 kuratierte er Ausstellungen im Rahmen der Kochi Muziris Biennale („3BHK“, „Ummijaan: Making Visible a World Within“). 2017 wird er neben „COMMON GROUND #3“ mit einer Arbeit in der Grup- Gesprächen mit Familienmitgliedern ent- penausstellung „Double Road“ in München vertreten sein, die am 28. Juni eröffnet. nommen sind: Seine jüngere Cousine spricht von Wünschen und Zielen für ihre Zukunft, seine Mutter erzählt von Exklusion aus dem Familienunternehmen und sein Großvater betont die Bedeutung der Familie. Auf die- se Weise entwickelt sich eine Erzählung, die das Hotel als ein Zuhause des Künstlers und seiner Cousine beschreibt, das jedoch wegen des patrilinearen Erbrechts immer im Besitz ihrer Onkel und Großonkel bleiben wird. Von der lokalen Familiengeschichte in Südindien ausgehend wird auf diese Weise die globa- le Thematik der Verknüpfung von Religion, Gender und Rechtsprechung angesprochen. http://nihaalfaizal.com/
OLIVER HUSAIN Moth Maze Oliver Husains Arbeiten gehen aus einem Video, 6 min, 2012 interdisziplinären Ansatz hervor: Er arbeitet Kamera IRIS NG sowohl im Bereich Performance und Kon- Setdesign BOJANA STANCIC zepttheater, sowie mit Experimentalfilm, Produktionsassistenz SAIF AZMI, MATT 3D-Animationen und Installationen. Die Schauplätze und Bilder, die er kreiert, sind SMITH ein Zusammenspiel von dokumentarischen Kerala Crew/ Kamera und Produktion Realitäten und fiktiven Welten. Dabei kom- AMITH SURENDRAN biniert er häufig computergenerierte Cho- reografien mit gefilmten Realitäten. In der Videoarbeit „Moth Maze“ thematisiert er die Konstruktionen von Häuslichkeit und deren zugrundeliegenden Gegensatz von Kultur und Natur: Im Zeitraffer umschwirrt die Kamera aus der Perspektive einer Motte zunächst verschiedene erleuchtete Stehlam- Oliver Husain (*1969, Frankfurt) studierte an der University of Baroda (Indien) und der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und lebt seit 2006 in Toronto. Seine Arbeiten wurden weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen sowie im Rahmen von zahlreichen Filmfestivals gezeigt (Toronto International Film Festival, London Film Festival, Experimena India, Film Festival Rotterdam u.a.). 2003 bekam sein Video „Q“ den Deutschen Kurzfilmpreis und sein Film „Item Number“ gewann den Preis für den besten deutschen Film auf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen. 2017 wurde seine Videoinstallation „Isla Santa Maria 3D“ im Rahmen der Berlinale an der pen in einer Fabrik in Toronto. Bei Einbruch der Dunkelheit überlagern sich diese Bilder im Stroboskop-Effekt mit einer kreisenden Kamerafahrt durch einen Wald im südindi- schen Kerala, in welchem Hängelampen aus den Bäumen herauszuwachsen scheinen. Die flimmernde visuelle Überlagerung von Loka- litäten innerhalb der Arbeit entspricht der Translokalität von Künstler*innenbiografien wie seiner eigenen. Dadurch wird die Absur- dität nationaler Zuschreibung von Kunst und Akademie der Künste, Hanseatenweg gezeigt. Künstler*innen in Zeiten von Migration vor Augen geführt. http://husain.de/
POONAM JAIN Letter to Me: Shrine Die Künstlerin Poonam Jain setzt sich in fi- Gips, Klebstoff, ligranen Zeichnungen, Künstlerbüchern und Regalkonstruktion, 2017 Installationen mit den Zusammenhängen von Architektur, menschlicher Interaktion und Raum auseinander. Ihre Installation „Letter to Me“ spielt mit dem Medium der Sprache und ihrer Verschriftlichung auf räumliche Weise. Auf schwarzen Regalbrettern reihen sich kreisförmig um eine Säule angeordnet kleine weiße Gipsskulpturen wie Uhren, Äpfel und Kleiderbügel aneinander und bilden einen Poonam Jain (*1989, Bangalore) lebt und arbeitet in Bombay. Sie studierte an der Rachna Sansad Aca- demy of Fine Arts and Crafts in Bombay und ist seit 2012 Mitglied des Künstlerkollektivs „Shunya“, das im Projektraum Clark House Initiative in Bombay arbeitet, sowie weltweit an Ausstellungsprojekten beteiligt ist. Neben zahlreichen Gruppenausstellungen (kürzlich “Home as an Irrevocable Condition” in Sapar Contemporary, New York) hatte sie bereits Einzelausstellungen in Bombay (Asia Art Projects, codierten Text. Beim Umschreiten und Entzif- fern der jeweiligen Alltagsobjekte erkennen die Betrachtenden eine Logik, die an Kinder- rätsel erinnert: Die Regalleisten werden zu Zeilen einer Buchseite und die Objekte zu den Clark House Initiative), Hong Kong (C&G Artpartment), sowie Dubai (1x1 Art Gallery). Buchstaben eines geheimen Gedichts. Das kreisförmige Umwandern eines architektoni- schen Elements erinnert an Rituale verschie- dener Religionen. Meist ist es das Zentrum des „Haus Gottes“, das mehrmals umrundet wird – sei es bei der rituellen Umschreitung einer buddhistischen Stupa, des Heiligtums in einem Hindu- oder Jain-Tempel oder die sie- benmalige Umrundung der Kaaba in Mekka, der Tawaf. Der Inhalt von Jains Gedichts ist http://www.saparcontemporary.com/poonamjain/ http://www.1x1artgallery.com/artist/details/54 jedoch rein weltlicher Natur. Es handelt vom Propagieren eines erstrebenswerten Lebens- stils, der mit Konsum und immer steigenden Lebenshaltungskosten verbunden ist. Die Mall wird zum neuen Tempel und das eigene http://clarkhouseinitiative.org Zuhause zu einem Ort, an dem Wohlstand ob- jekthaft zur Schau gestellt wird.
TARA KELTON Still Life with a Curtain Tara Keltons Arbeiten beschäftigen sich mit Digitaldruck-Serie, 2015 der durch das digitale Zeitalter veränderten menschlichen Wahrnehmung, sowie unserem Umgang mit virtuellen Räumen. Für ihre Serie „Still Life with a Curtain“ arbeitete Kelton mit zwei verschiedenen Gruppen von Angestell- ten: Zunächst beauftragte sie anonyme „Me- chanical Turks“, Arbeitssuchende des Amazon Marktplatzes für Gelegenheitsarbeiten. Diese sollten schriftliche Beschreibungen ein und desselben Stilllebens des europäischen Im- pressionismus anfertigen. Die zweite Gruppe von Angestellten, 3D-Visualisierer aus Ban- galore, produzierten anhand dieser Texte ver- schiedene digitale Neuinterpretationen dieser häuslichen Szene. Das Resultat des Überset- wo sie neben London, Bombay und Delhi bereits mehrere Einzelausstellungen hatte. Tara Kelton (*1981, Arlington, Texas) studierte an der Parsons School of Design in 2013 rief sie in Bangalore das T-A-J Residency Projekt ins Leben, an dem unter an- Gruppenausstellungen wurden ihre Arbeiten 2014 im Rahmen der Kochi Muziris New York und der Yale University School of Art. Sie lebt und arbeitet in Bangalore, deren auch der Künstler Oliver Husain teilnahm. Neben zahlreichen internationalen Biennale ausgestellt und 2016 in der Gruppenausstellung „New Sensorium“ im zungsprozesses von Bild zu Text, und vom Text zurück zum Bild scheint von jeglicher geografischer und historischer Kontextuali- sierung befreit zu sein. In dieser neuen, digi- talen Kondensierung überlagern sich Vorstel- lungen von Häuslichkeit aus verschiedenen Orten und Zeiten. Ähnlich wie die Gattung des Interieurs ist das klassische Stillleben hoch artifiziell komponiert und zeigt nur vermeint- lich einen Einblick ins Private. Diese Illusion von Privatheit wird in den digitalen Stillleben Keltons jedoch erst gar nicht suggeriert. Hier gleicht eine artifizielle Orange der anderen http://cargocollective.com/tarakelton und der Raum versucht keinen Kontext oder Tiefenwirkung herzustellen. Dennoch verbirgt sich hinter der Künstlichkeit und Glattheit der Oberfläche dieser Nicht-Räume eine Ge- schichte von Austausch und Imagination. Karlsruher ZKM.
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