"I don't think I am trying to commit suicide" Performance Now - Universalmuseum Joanneum

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Kunsthaus Graz                                         Deutsch

„I don’t think I am
 trying to commit
 suicide“
 Performance Now
31.05. – 01.06.2019

 Kunsthaus Graz, Universalmuseum Joanneum
 Lendkai 1, 8020 Graz
 T +43–(0)316/8017–9200, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
 kunsthausgraz@museum-joanneum.at, www.kunsthausgraz.at
Theater wird gespielt, Performance gelebt. Als sich Chris Burden,
von dem das titelgebende Zitat stammt, 1971 für Shoot mit
einem Gewehr in den linken Arm schießen ließ, war dies der
Anfang einer Reihe von Performances, in denen Burden seinen
Körper gefährlichen Situationen aussetzte. Doch wie weit wäre
Burden gegangen? Hätte er sein Leben riskiert? Vermutlich nicht
(wie er selbst anmerkte).

Zweifellos beeinflusste das Ausloten und Überschreiten von
Grenzen, wie es Burden und viele andere in den 1960er- und
1970er-Jahre praktizierten, spätere Generationen von Künst-
lerinnen und Künstlern nachhaltig. In der Performance geht
es um das Hier und Jetzt in Echtzeit, wie es Marina Abramovi­ć
ausdrückte. Befeuert von einer „Experience Economy“, in der
das Handeln mit erinner- und erzählbaren Erfahrungen zum
Wirtschaftszweig wurde, erfährt dieses Format heute im Kunst­
betrieb eine enorme Popularität. In dem gemeinsamen Projekt
„I don’t think I am trying to commit suicide.“ Performance Now
untersuchen die interuniversitären Kunstwissenschaften
(KUWI Graz) – eine Kooperation der Karl-Franzens-Universität
Graz, Kunstuniversität Graz und Technischen Universität Graz –
und das Kunsthaus Graz anhand der Begriffe Körper, Raum und
Ökonomie, was Performance für die heutige Kunstpraxis so inter-
essant macht.

„I don’t think I am trying to commit suicide.“ Performance Now
ist ein In-Between-Projekt, das zum einen in den Phasen des
Ausstellungsumbaus stattfindet. Zum anderen bewegt sich
das Programm bewusst zwischen den Sparten der Künste und
präsentiert Künstler/innen, die sich durch ihre Praxis weder
ausschließlic­h der bildenden noch der darstellenden Kunst
zuordnen lassen.
Ron Athey und boychild                 dem er innerhalb eines projizier-     „I feel like I can express myself    formances sind wie die Überfüh-
Auszüge aus pistol poem,               ten Rasters immer wieder willkür-     and speak a language with my         rung des japanischen Butoh ins
Genesis P-Orridge EsoTerrorist         lich bis fünf zählt und die Vergan-   body that I can’t with words.“ Die   digitale Zeitalter auf Grundlage
and Geometric – flourishes, 2019       genheit und Gegenwart faschis­-       Anfänge von boychild finden sich     von Donna Haraway­s Cyborg
                                       tischer Strukturen evoziert.          in der Dragszene von San Fran-       Manifesto.
„There is nothing sane about                                                 cisco. Den Namen nimmt sie um
                                       Ron Athey, geb. 1961 in Groton        das Jahr 2011 an, nachdem sie für    boychild lebt in L. A. (Kalifornien, US)
making performance art.“ Ron           (Connecticu­t, US), lebt in L. A.
Athey tritt erstmals in der Punk-      (Kalifornien, US)                     das Tanzprojekt eines Freundes
szene der frühen 1980er-Jahre in                                             zu Heilern, Schamanen und
Los Angeles in Erscheinung. Er                                               Hexen, aber auch zur Rolle von
wird schnell bekannt durch seine                                             Narren und Clowns in der Gesell-
radikalen, selbstverletzenden und                                            schaft recherchiert. Im Zentrum
opernhaften Performances, in                                                 ihrer Performances steht dement-
denen er die Rollen von Heiligen                                             sprechend auch die Erkundung
und Märtyrern einnimmt. Obwohl                                               und Darstellung jener teils subti-
die Rezeption seines Werkes                                                  len, teils kraftvollen physischen
geprägt ist von Falschdarstellun-                                            und emotionalen Verbindung, die
gen, Vorverurteilungen und einer                                             sich zwischen Körpern herstellen
Soziologie des Skandals, geht es                                             lässt. Obwohl sie sich in ihren
in seiner Arbeit nicht um Provoka-                                           Performances als fluides
tion, sondern um die Bewältigung                                             Geschlecht inszeniert, ist die
existenzieller Erfahrungen und                                               Auseinandersetzung mit Gender
intensiver Emotionen. Seit nun-                                              in ihrer Arbeit nur sekundär. Es
mehr fast vier Jahrzehnten the-                                              geht nicht um symbolische Ges-
matisiert er die vielfältigen Facet-                                         ten, sondern um einen symboli-
ten und Ebenen von Identitäts-                                               schen Austausch, eine Kommuni-
politiken, Archetypen, Körper-                                               kation mit dem Publikum, um das
kunst, Sexpraktiken, Ritualen und                                            Teilen von gemeinsamen Räumen.
der sozipolitischen Gemengelage                                              Kahlgeschoren, mit kolorierten
von Aids, Religion und der Pole-                                             Kontaktlinsen, Ganzkörperbema-
mik des Blutes. Ausgehend von                                                lung und einem Stroboskop in
seiner Performance Acephalus                                                 ihrem Mund bewegt sie sich hyp-
Monster wird er in Graz eine von                                             notisch und wie fremdgesteuert
Brion Gysin inspirierte Version des                                          zu oftmals dunklen, elektroni-
„Pistolengedichtes“ aufführen, bei                                           schen Rhythmen. boychilds Per-
Katharina Diem                        ehrliches Bild zeigen. Das Projekt     Klitclique
                                                                                                                   Klitclique leben und arbeiten in
                                      Lieblingsmakel stellt gesell-                                                Wien (AT)
Lieblingsmakel. Welchen Makel                                                untitled body of work, 2019           www.klitclique.com
liebst du an dir?, 2019               schaftliche Rollenbilder und den
Eine Kooperation zwischen der FH      menschlichen Körper ins Zentrum        „Is it art? Is it music?“ Eine Ant-
Joanneum und dem Kunsthaus Graz       der Betrachtung und plädiert für       wort auf diese Fragen findet man
                                      einen ehrlichen Umgang – in den        weder auf Klitcliques Website (der
„Ich liebe mein Stottern“ oder        sozialen Medien, mit anderen und       diese Fragestellung entnommen
„I love my very shy breasts“ sind     sich selbst. Denn letztlich verlei-    ist) noch in den Live-Performances
Antworten, die Diem auf ihre          hen uns erst Makel, wie Diem es        des Künstlerinnen-Duos. Ihre Ver-
Frage „Welchen Makel liebst du        ausdrückt, „das Unverwechsel-          weigerung, sich einer Sparte zuzu-
an dir?“, die sie über die sozialen   bare, das uns nicht in einer nach      ordnen, liegt einer Kritik an der
Medien streute, erhielt und die       Idealen genormten Menschen-            männlich dominierten Kunstwelt
nun abwechselnd mit stilisierten      masse verschwinden lässt”.             und deren Zugänglichkeit zum
Körperbildern über die BIX-Fas-                                              Markt für Frauen zugrunde. In den
                                      Katharina Diem, geb. 1994 in Bregenz
sade laufen. Auf Instagram oder                                              feministischen Texten, die die
                                      (AT), lebt in Feldbach (AT)
Facebook finden sich zahlreiche       https://katharinadiem.com              Wahlwienerinnen $chwanger und
Profile „perfekter“, gutaussehen-                                            G-udit in männlich dominierter
der Menschen (nicht selten mit                                               Hip-Hop-Manier zum Besten
ansehnlichen Kindern, süßen                                                  geben, und in ihren mit Requisiten
Haustieren und schönen Wohnun-                                               (wie dem aus lackiertem Karton
gen). Doch was wird nicht                                                    bestehenden Mischpult Menstrua-
gezeigt? Welche Bilder einer                                                 tor PMS 2000) angereicherten
Gesellschaft hinterlassen wir für                                            Inszenierungen liegt bitterer
kommende Generationen? Was                                                   Humor, der auf den (österreichi-
sagen diese Bilder über unseren                                              schen) Kunstbetrieb und seine
Zeitgeist aus? Wie wahr sind                                                 marktorientierten Hierarchien
diese Bilder?                                                                anspielt. Frech und selbstironisch
Zwischen all den „perfekten“                                                 performen Klitclique ohne
Bilder­n mag es ungewohnt sein,                                              Anspruch auf musikalische Raffi-
seine Jumbo-Ohren oder schiefen                                              nesse, jedoch mit hohem Enter-
Zähne auf Instagram zu posten –                                              tainment-Faktor, der nicht zuletzt
Selbstdarstellungen, die mög­                                                auf das Improvisationstalent der
licherweise keinen westeuropäi-                                              beiden Akademie-Absolventinnen
schen Schönheitsidealen entspre-                                             zurückzuführen ist.
chen, dafür aber ein erfrischend
Georg Kroneis                         2019 in der WABE Berlin. Die Näh-         Michikazu Matsune                    Gütern, der unseren Planeten
Fetish Black Box – A Haptic           und Polsterarbeiten sind von              States of Being, 2019                scheinbar auf die Größe einer
Performance, 2019                     Maria Koblhirt ausgeführt.                Performer/innen: Jasmin Hoffer,      Orange schrumpfen lässt.
Design und Performance:                                                         Raul Maia
                                      Georg Kroneis, geb. 1980 in Graz (AT),    Fotografin: Elsa Okazaki             Michikazu Matsune, geb. 1973 in
Georg Kroneis
                                      lebt in Graz (AT)                                                              Kobe (JP), lebt in Wien (AT)
Polster- und Näharbeit:               www.georgkroneis.com                                                           www.michikazumatsune.info
Maria Koblhirt                                                                  Die Arbeiten des japanischen, in
                                      Dieses Projekt wird vom Land Steiermark   Wien lebenden Künstlers und
Einzelperformance mit Anmeldung       gefördert.
                                                                                Choreografen Michikazu Matsune
unter T +43-316/8017-9200                                                       bewegen sich an der Schnittstelle
                                                                                von Tanz, Performance und bil-
Die Fetish Black Box ist ein 2,4                                                dender Kunst und zeichnen sich
Kubikmeter großer Kubus, dessen                                                 oftmals durch absurde Zugänge
Aluminiumkonstruktion mit einer                                                 und einen subtilen Humor aus.
Hülle aus Molton, schalldämmen-                                                 Seine Arbeiten reflektieren The-
dem Schaumstoff und schwarzem                                                   men, die um das Verhältnis zwi-
Lederimitat bezogen ist. Der                                                    schen Körper und Objekten,
Innenraum bietet die Gelegenheit                                                Bewegung und Bild oder Ort und
zur Immersion. Als Biosphäre für                                                Handlung kreisen. In der Duratio-
eine haptische Performance,                                                     nal Performance State of Being
abgeschlossen von den Blicken                                                   agieren zwei Tänzer/innen auf und
und den Urteilen der Gesellschaft,                                              um Museumspodeste, die im
entsteht ein Ort, um die wesen-                                                 Raum verteilt sowohl als Bühnen
hafte Seite eines Objekts als „Ich-                                             als auch als Sockel für vergäng­
versus Objekterfahrung“ auch im                                                 liche Kunstobjekte – unterschied-
Wortsinn zu begreifen. Eine hapti-                                              liche Früchte, die in kräftigen
sche Performance überführt aus                                                  Farben wie Globen bemalt wurden
dem alltäglichen Umgang ent-                                                    – fungieren. Im ständigen Wechsel
nommene Berührungen und                                                         zwischen konkret und abstrakt
Handlungen in die Kunstform:                                                    spielt Michikazu Matsun­e in State
Wechselseitige Kommunikation in                                                 of Being mit unserem Blick auf die
Form von Berührung, Bewegung                                                    heutige Welt, mit Fragestellungen
und Begegnung entfaltet sich im                                                 über globale Zustände, über ver-
Moment. Die Fetish Black Box                                                    breitete soziale Werte und über
feierte Premiere am Karfreitag                                                  den allgegenwärtigen Handel mit
Navaridas & Deutinger                   Im Spannungsfeld von Wirklich-            Flora N. Galowitz                    mit ihm die Wahrnehmung seiner
Speaking of Which, 2013                 keit und Fiktion, Existenz und            (aka Flora Neuwirth)                 Autorin in seinem jeweiligen Kon-
Konzept, Performance:                   Simulation stellt Speaking of             undankbar, 2019                      text: Vom Rednerpult/der Desig-
Alex Deutinger, Marta Navaridas         Which des in Graz beheimateten            fnsystems, Pulte, 2000               nerin zum Ausstellungsobjekt/der
Komposition, Klangregie:                Künstler/innenpaars den Blick in          Courtesy Artelier Contemporary       Künstlerin und schließlich zur
Stephan Sperlich                        ein Dazwischen von digitalem                                                   nutzbaren und bewirteten Bar und
Outside Eye: Helmut Köpping             Raum und Live-Präsenz. Durch              fnsystems ist der Werkstoff von      der Gastgeberin: undankbare Bar
Dank an Hanna Hollmann,                 ihre Verdoppelung auf der Bühne           Flora N. Galowitz (aka Flora         als Rollenbildertest.
Krassimira Kruschkova                   stellen sich Navaridas und                Neuwirt­h). Das eingefärbte Acryl-
                                        Deutinge­r in unterschiedlichen                                                Flora Neuwirth, geb. 1971 in Graz (AT),
                                                                                  glas in verschiedenen Farben und
 Marta Navaridas und Alexander                                                                                         lebt in Wien (AT)
                                        Zuständen des Seins den Heraus-           Stärken wurde von 1998 bis 2010      www.floraneuwirth.at
 Deutinger entwickeln seit 2008
                                        forderungen des gegenwärtigen             in Standardformaten als künstle-
 gemeinsam textbasierte Choreo-
                                        Lebens.                                   risches Objekt zur Adaptierung
 grafien. Ihr Fokus liegt – stringent
                                                                                  und Nutzbarmachung den Käufe-
 herzuleiten aus dem ihnen              Marta Navaridas, geb. 1979 in San
                                                                                  rinnen und Käufern bzw. Sammle-
 gemeinsamen Ausbildungsweg             Sebastiàn (ES) und Alexander Deutinger,
                                        geb. 1976 in Salzburg (AT), leben und     rinnen und Sammlern freigege-
 als Übersetzer/in und Tänzer/in –
                                        arbeiten in Graz (AT)                     ben. Als Signature Material ist es
 auf verbaler und nonverbaler           http://navaridasdeutinger.com             auch Grundstoff verschiedener
 Sprache, der die Konstruktion
                                                                                  eigener (dys)funktionaler Objekte.
 unserer Gesellschaft zugrunde
                                                                                  Auf einem bewusst verschleierten
 liegt. In ihrer Lecture Performance
                                                                                  Grat zwischen Aneignung, Mar-
 Speaking of Which bewegen sich
                                                                                  kenbildung und Partizipation wer-
 die beiden Künstler/innen und
                                                                                  den Begriffe von feministischer
 ihre mittels Video eingespielten
                                                                                  Autorschaft, Skulptur, Performanz
 Verdoppelungen zwischen virtuel-
                                                                                  des Objekts und relationale
 lem und physischem Raum.
                                                                                  Ästhetik auf ihre Alltagstauglich-
„There is a theory that says that a
                                                                                  keit überprüft. Unter anderem
 programmer from the future
                                                                                  bekannt für ihre „Künstlerbar-
 designe­d our reality“, erzählt
                                                                                  Küche-Raum für aktuelle Kunst“
 Deutinger im Trailer zum Stück –
                                                                                  clubblumen (2008–2011) in Wien,
 eine von vielen Behauptungen zu
                                                                                  deren Interieur 2015 in der Halle
 unserer gegenwärtigen Realität,
                                                                                  für Kunst und Medien zur skulptu-
 die von scheinbar unzusammen-
                                                                                  ralen Installation wurde, testet
 hängenden Gesten der beiden
                                                                                  Neuwirth für das transformierbare
Tänzer/innen begleitet werden.
                                                                                  Werk undankbar das Objekt und
Franz Reimer                           für das Reenactment durch die             Respondenzen                            anhand der Auseinandersetzung
The Situation Room, 2013               Betrachter/innen. Die Problematik         Studierende der Kunstuniversität Graz   mit historischer Performance Art
Closed-Circuit-Installation,           des berühmten Pressefotos wird                                                    dazu angeregt, ihre eigenen
verschiedene Materialien               unmittelbar erfahrbar, indem uns          Eine Respondenz ist eine künstle-       künstlerischen Positionen kritisch
                                       die Installation vor Augen führt,         rische Antwort auf eine histori-        und reflektiert zu entwickeln.
The Situation Room des deut-           was die Macht dieses Bildes aus-          sche Arbeit. Die Respondenz
schen Medienkünstlers Franz            macht: Es ist nichts zu sehen –           unterscheidet sich vom                  Zu sehen sind:
Reimer besteht aus einer begeh-        weder Täter noch Opfer, Tatort            Reenactment durch die Selbst-           Sandra Eilks/Annou Reiners, o.T.
                                       oder Leiche –, außer unserer eige-                                                (Joseph Beuys, Ja Ja Ja Ja Ja, Nee Nee
baren Video-Installation, in der                                                 ständigkeit der entwickelten Per-
                                       nen Spiegelung.                                                                   Nee Nee Nee, 1969)
die Besucher/innen zum                                                           formances. Sie basiert nicht auf
                                                                                                                         Albert Gitschthaler, Ausschnitt
Reenactment einer historischen                                                   dem Prinzip der Wiederholung,           (Friederike Pezold, Die neue
                                       Franz Reimer, geb. 1977 in Berlin (DE),
Situation aufgefordert werden:                                                   sondern auf einem Prozess der           leibhaftige Zeichensprache, 1971/75,
                                       lebt und arbeitet in Berlin (DE)
Als Barack Obama und sein              www.franzreimer.de                        individuellen Auseinanderset-           Sammlung Neue Galerie Graz)
nationale­s Sicherheitsteam am                                                   zung, einem dialogischen „Sich-         Magdalena Kosch/Viet Anh Alexander
1. Mai 2011 die Tötungsaktion des                                                Abarbeiten“. Dabei gilt es, mit         Tran, o.T. (Urs Lüthi, Ohne Titel, 1973,
Al-Quaida-Anführers Osama bin                                                    eigenen künstlerischen Aus-             Sammlung Neue Galerie Graz)
Laden live über einen Monitor                                                    drucksmitteln, d. h. in der eigenen     Lukas Schmidt, Eheschließung (Franz
verfolgten, entstand – aufgenom-                                                 Sprache und vor dem jeweiligen          Kapfer, Liebeserklärung, 2001,
                                                                                                                         Sammlung Neue Galerie Graz)
men vom White-House-Fotogra-                                                     historischen und sozio-kulturellen
                                                                                                                         Hanh Mai Thi Tran, Heimatliebe
fen Pete Souza – ein ikonisches                                                  Hintergrund, mit dem gewählten
                                                                                                                         (Marina Abramović, Rhythm 0, 1974)
Pressebild. Die Kulisse, die Reimer                                              Werk in seiner Andersartigkeit in
nach Vorlage dieser Fotografie                                                   Kommunikation zu treten.
nachgebildet hat, besteht aus
Rigipswänden, Holzfoliendekor                                                    Die im Rahmen des Performance-
und Papprequisiten. Eine Video­                                                  Festivals gezeigten Responden-
kamera filmt den Raum exakt im                                                   zen resultieren aus der Lehrveran-
gleichen Ausschnitt und aus der-                                                 staltung Performance Theorie, die
selben Perspektive, die Souza                                                    in den Sommersemestern 2018
eingenommen hatte. Die Kamera                                                    und 2019 an der Kunstuniversität
überträgt ihr Bild in Echtzeit auf                                               Graz unter der Leitung von Ass.-
einen Screen an jener Stelle im                                                  Prof.in Dr.in Rosemarie Brucher
Raum, an der die US-Regierung im                                                 stattgefunden hat. Dabei wurden
echten Situation Room die Tötung                                                 Studierende aus unterschied­
von bin Laden verfolgen konnte.                                                  lichen Fächern (Schauspiel, Büh-
Die Installation ist die freie Bühne                                             nenbild, Orgel, Sound Design)
Barbis Ruder                           ral, ein Produkt und nicht poli-       Milica Tomić                            verschiedene Perspektiven
#likemetoo, 2018                       tisch. Sie ist nicht bestechlich,      Performing At the Trowel’s Edge,        zulässt. So auch das Memorial in
                                       doch finanziell beeinflussbar. Als     2019                                    Becoming (*2013/17, ein geplan-
Team Graz: Barbis Ruder, Eva Perner,   Retro-Virus hackt sie sich durch       Lecture Performance                     tes performatives „Denkmal“ auf
Laura Steinl, Mette Kristensen,        soziale Netzwerke, analoge             Milica Tomić zusammen mit               dem Gelände des ehemaligen
Andreas Riegler                        Räume und Bühnen. Während              Dzana Ajanović, Ajna Babahmetović,      steirischen KZ-Außenlagers in
Konzept, Performance, Musik, Video,    Barbis Ruder in einer großen           Anousheh Kehar, Lidija Radojević,       Aflenz (1944–1945), das Erinnern
Schnitt: Barbis Ruder                  Fake-Kampagne, die auf (pseudo)        Andrea Peković, Nelly Sanjta,           als lebendigen Forschungsprozess
Videos-Team, künstlerische Beratung:   demokratische Einmischung              Philipp Sattler, Dubravka Sekulić und   der Aktualisierung und der Akti-
Ewa Stern                                                                     Raphael Thurnher.
                                       pocht, die Rollen aller Beteiligten                                            vierung von Wissen in der Gegen-
Dramaturgische Betreuung:
Andrea Salzmann
                                       durcheinanderwirbelt, wird das                                                 wart betrachtet.
                                       Publikum vor Ort aufgefordert,         Die Arbeit von Milica Tomić kon-
Kostüm: Peter Holzinger                                                       zentriert sich auf die Erforschung,
Foto: Helmut Prochart                  mit seinen Smartphones die Live-                                               Performing At the Trowel’s Edge
                                       Performance zu streamen. Die in        Aufdeckung und öffentliche Dis-         widmet sich der von Tomić vollzo-
Produktion: Eva Perner
Maske: Andreas Riegler                 Wien lebende Künstlerin stellt mit     kussion von Themen, die mit poli-       genen Abkehr und dem Prozess
Bühne: P. Michael Schultes,            dieser (Fake-)„Mitmacharbeit“          tischer und wirtschaftlicher            von der individuellen zur kollekti-
Carolin Lotz experimonde               nicht zuletzt das Erfolgsrezept für    Gewalt, Traumata und sozialer           ven künstlerischen Praxis, die auf
Weitere Performerinnen:                eine aktuelle Kultureinrichtung        Amnesie in Zusammenhang                 Diskurs, Prozess und aktives
Mette Kristensen #MissMarketing,       aus, für die schnell geklickte Likes   stehe­n. Sie ist Gründungsmitglied      gesellschaftspolitisches Engage-
Laura Steinl #CustomerCare                                                    der „Grupa Spomenik/Monument
                                       aufgrund ihrer Messbarkeit wert-                                               ment setzt.
                                       voller sind als „analoges“ Feed-       Group“ (*2002) sowie Initiatorin
Die Kampagne und Performance                                                  des interdisziplinären Projekts         Milica Tomić, geb. 1960 in Belgrad (YU),
                                       back.
#likemetoo von Barbis Ruder                                                   „Four Faces of Omarska“ (*2010)         lebt in Belgrad (RS), Berlin (DE) und
demaskiert und öffnet den künst-                                                                                      Graz (AT)
                                       Barbis Ruder, geb. 1984 in             und der gleichnamigen Arbeits-
                                                                                                                      https://milicatomic.wordpress.com
lerischen Schaffensprozess und         Heidelberg (DE), lebt in Wien (AT)     gruppe. Diese Kollektive verbin-
die Realität von Künstlerinnen         www.barbisruder.com
                                                                              den Kunstpraxis und -theorie und
und Künstlern als Kleinunterneh-       Eine Koproduktion von MEOW ephemere    versuchen auf verschiedenen
mer/innen. Mittels Crowdfunding        Vorhaben und donaufestival. Mit        Ebenen – Forschung, Publika­
soll eine besonders gefällige Per-     freundlicher Unterstützung des         tionen, Performance, Ausstellun-
                                       Bundeskanzleramt Österreich,
formance geschaffen werden, bei        Universität für angewandte Kunst,      gen – einen gegenöffentlichen
der sich alle mit eigenem Content,     Crowdfunder’s HUB, experimonde,        Diskurs über die Jugoslawien-
Werbung oder als Person einbrin-       superated und Samstag Shop.            kriege der 1990er-Jahre zu för-
gen können. Host dieser „kleinen                                              dern. Sie schlagen einen prozess-
Kapitalismus-Horrorshow“ ist die                                              orientierten Ansatz eines
Figur INFLUENCA. Sie ist neolibe-                                             Erinnerns und Gedenkens vor, der
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                       1 Flora Neuwirth 2 Franz Reimer 3 Georg Kroneis 4 Michikazu Matsune
                       5 Franz Reimer (Künstlergespräch) 6 Klitclique 7 Barbis Ruder
                       8 Respondenzen 9 Milica Tomić 10 Michikazu Matsune (Künstlergespräch)
                       11 Ron Athey und boychild 12 Navaridas & Deutinger 13 Katharina Diem
Fr., 31.05.                         Sa., 01.06.                         An der BIX-Medienfassade von
                                                                        20.05. bis 18.06.2019,
16 Uhr, Space04                     12–18 Uhr, Space01                  21–23:30 Uhr:
Auftakt, Begrüßung                  Michikazu Matsune, State of
                                                                        Katharina Diem, Lieblingsmakel.
                                    Being
16–21 Uhr, gesamtes Kunsthaus                                           Welchen Makel liebst du an dir?
Flora Neuwirth, undankbar           12–21 Uhr, Space01
                                    Franz Reimer, The Situation
16–21 Uhr, Space01
                                    Room
Franz Reimer, The Situation
Room                                12–21 Uhr, gesamtes Kunsthaus       → Veranstaltungshinweis
                                    Flora Neuwirth, undankbar           KUWI Graz Vortragsreihe:
16:30–21 Uhr, Foyer/Café
                                                                        Performativität in den Künsten:
Georg Kroneis, Fetish Black Box –   12:30–19 Uhr, Foyer/Café
                                                                        13.06.2019, 19 Uhr, HS 01.22
A Haptic Performance                Georg Kroneis, Fetish Black Box –
                                                                        (Universitätsplatz 3/2)
                                    A Haptic Performance
17–21 Uhr, Space01                                                      Nicole Haitzinger (Universität
Michikazu Matsune, State of         13–15 Uhr, gesamtes Kunsthaus       Salzburg): Iokastes Töchter in
Being                               Respondenzen                        den szeni­schen Künsten der
                                    Studierende der Kunstuniversität    Gegenwart. Zu performativen
18 Uhr, Space04
                                    Graz                                Akten des Sterbens auf der Bühne
Künstlergespräch mit Franz
                                                                        und anderswo
Reimer und Joana Theuer             15–17 Uhr, Space04
                                    Milica Tomić, Performing at the
19 Uhr, Needle
                                    Trowel’s Edge
Klitclique, untitled body of work
                                    17 Uhr, Needle
20:30 Uhr, Space04
                                    Künstlergespräch mit Michikazu
Barbis Ruder, #likemetoo
                                    Matsune und Barbara Steiner
                                    18 Uhr, Space01
                                    Ron Athey und boychild, Auszüge
                                    aus pistol poem, Genesis
                                    P-Orridge EsoTerrorist und
                                    Geometric – flourishes
                                    19:30–21 Uhr, Space04
                                    Navaridas & Deutinger, Speaking
                                    of Which
Ein Projekt von Kunsthaus Graz und KUWI Graz

Kuratorisches Team: Rosemarie Brucher (Kunstuniversität Graz),
Sabine Flach (Karl-Franzens-Universität Graz), Anselm Wagner
(Technische Universität Graz), Roman Grabner (BRUSEUM/Neue Galerie Graz),
Katrin Bucher Trantow, Katia Huemer, Barbara Steiner (Kunsthaus Graz)
Projekt: Katia Huemer (Leitung), Thomas Schweitzer (Koordination)
Booklet: Alexandra Trost (Redaktion), Jörg Eipper-Kaiser (Korrektorat),
Karin Buol-Wischenau (Layout), Aldo Giannotti (Kunsthausplan, adaptiert)
Kunsthaus Graz
Universalmuseum
Joanneum
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