Leitlinien für eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Notfallseelsorge in Deutschland - START

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Leitlinien für eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Notfallseelsorge in Deutschland

                                                        Mit der Unterstützung von
NOTFALLSEELSORGE

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Leitlinien für eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Notfallseelsorge in Deutschland - START
IMPRESSUM                      INHALT                                                                2

Herausgeber:                  Einleitung3
Akademie des Versicherers
im Raum der Kirchen            Einsatzbezogene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                4
in Zusammen­arbeit mit der
Konferenz Evangelische         ƒ Vorbereitung für ein Interview                                 8
Notfallseelsorge in der EKD    ƒ Besondere Situationen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit   10
und der Bundeskonferenz
Katholische Notfallseelsorge   Allgemeine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                    11
V.i.S.d.P.:                    ƒ RichtlinienMentions für die Arbeit mit den sozialen Medien    14
Justus Münster
                               Ergänzende Informationen und Adressen                           16
Design/Layout:
magascreen.com                 Liste hilfreicher Literatur                                     18
Herausgabe:                    Pressekodex (Fassung vom 11. September 2019)                    19
1. Neuauflage 2021

NOTFALLSEELSORGE
Leitlinien für eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Notfallseelsorge in Deutschland - START
3

Einleitung

Notfallseelsorge ist ein seelsorgliches Angebot der Kirchen   Für die Menschen, die der Notfallseelsorge anvertraut sind,
für Menschen in existenziellen Krisensituationen.             werden die Nähe und die Menschenfreundlichkeit Gottes
Kon­frontiert mit dem nahen und plötzlichen Tod erfahren      spürbar. Um diesen Dienst bekannt zu machen, nutzt die
sie durch die Notfallseelsorge Beistand und Trost.            Notfallseelsorge die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit den
Notfallseel­sorger*innen sind bei den Menschen. Sie halten    verschiedenen zur Verfügung stehenden Kanälen.
das Schweigen aus und sie versuchen, eine Perspektive
für einen möglichen weiteren Weg in den kommenden
Minuten und Stunden zu öffnen.

NOTFALLSEELSORGE
4

Einsatzbezogene Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit

An vielen und vor allem größeren Einsatzstellen, zu denen       Im Vorfeld zu einer einsatzbezogenen Presse- und
die Notfallseelsorge gerufen wird, treffen die Notfallseel­     Öffentlichkeitsarbeit gilt es ein paar Dinge zu beachten:
sorger*innen auf Medienvertreter*innen. Sie tun dort ihren
Dienst, indem sie Informationen für ihre Berichterstattung      ƒ Die Zuständigkeit für einsatzbezogene und allgemeine
sammeln. Als Informationsquellen kommen dafür die                 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Informations­wege
Einsatzkräfte in Betracht; damit auch die eingesetzten            im eigenen Notfallseelsorgeteam sind geklärt. Das muss
Notfallseelsorger*innen.                                          nicht zwangsläufig die Teamleitung übernehmen.

Die Notfallseelsorge arbeitet gerne innerhalb der Systeme,      ƒ Im Bereich der Landeskirche/des Bistums gibt es eine
                                                                  zuständige Abteilung für Presse- und Öffentlichkeits­arbeit,
in die sie eingebunden ist. Die Zuständigkeiten beachtet sie
                                                                  mit der eine eigene einsatzbezogene und auch allgemeine
selbstverständlich. Primär sind die sich vor Ort befindlichen
                                                                  Presse- und Öffentlichkeitsarbeit selbst­verständlich abge-
Einsatzorganisationen wie Feuerwehr oder Polizei für eine
                                                                  stimmt wird. Ein Kennenlernen im Vorfeld empfiehlt sich.
allgemeine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
                                                                ƒ Nach FwDV/DV 100 ist die/der Einsatzleiter*in für die
                                                                  Pressearbeit an der Einsatzstelle verantwortlich. Dort wird
                                                                  auch beschrieben, dass in einem Führungsstab diese
                                                                  Verantwortung vom Sachgebiet S5 wahrgenommen wird.

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EINSATZBEZOGENE PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT                                                                   5

Aufgaben von Notfallseelsorge in Bezug auf eine            Aufgaben von Notfallseelsorge in Bezug auf eine
Pressearbeit im Einsatzgeschehen                           Pressearbeit über die eigene Arbeit

ƒ Notfallseelsorger*innen be- und verhindern niemals       ƒ Notfallseelsorger*innen geben über die eigene Arbeit
     eine Berichterstattung.                                 und Zuständigkeit Auskunft. Konkrete Auskünfte zum
                                                             Geschehen/Einsatz erfolgen grundsätzlich über eine
ƒ Notfallseelsorger*innen reagieren freundlich auf           Abstimmung mit der zuständigen Einsatzorganisation.
     Medienanfragen.
                                                           ƒ Notfallseelsorger*innen nennen keine Namen oder
ƒ Notfallseelsorger*innen bieten grundsätzlich einen         Adressen von Betroffenen.
     Schutz für Betroffene an, auch vor unerwünschten
     Kontakten zu Medienvertreter*innen. Die Autonomie     ƒ Notfallseelsorger*innen sprechen über Fakten, sie
     der Betroffenen wird gewahrt.                           beteiligen sich nicht an Spekulationen.

ƒ Notfallseelsorger*innen wissen um die Belastungen        ƒ Notfallseelsorger*innen deuten ein Gesamtgeschehen,
     für Betroffene in ihrer momentanen Situation.           nicht aber die Situation einer*s Betroffenen.
     Sie erklären Betroffenen die Situation und mögliche
     Folgen eines Interviews.                              ƒ Notfallseelsorger*innen vermitteln grundsätzlich
                                                             keinen Kontakt zu Betroffenen.
ƒ Notfallseelsorger*innen begleiten unter Umständen
  Betroffene bei Kontakten zu Medienvertreter*innen.

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Eine einsatzbezogene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist   ƒ Wird das eigene Hilfsangebot realistisch, ohne auf
eine gute Chance, den segensreichen Dienst der Notfall­        Emotionen zielende Dramatik aber empathisch
seelsorge öffentlich darzustellen. Dabei geht es immer um      dargestellt?
die Sache; nicht um die eigene Person. Es ist ein gutes
Zeichen der Qualitätssicherung, wenn sich Notfallseel­       ƒ Ist sichergestellt, dass es nur eine Ansprechperson
                                                               aus der Notfallseelsorge für Kontakte zu Medien­
sorger*innen im Fall eines Interviews folgende Prüffragen
                                                               vertreter*innen gibt?
immer wieder stellen:
                                                             ƒ Werden die eigene Struktur (Alarmierungswege usw.)
                                                               und das eigene Hilfsangebot (mit personellen und
                                                               zeitlichen Einschränkungen) klar ausgewiesen?

                                                             ƒ Ist sichergestellt, dass Details zur Betreuung von
                                                               Betroffenen, deren Erfahrung/Leid sowie Emotionen
                                                               nicht ungewollt angesprochen werden?

                                                             ƒ Können sich Betroffene darauf verlassen, dass die
                                                               seelsorgliche Verschwiegenheit eingehalten wird?

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Folgende Bausteine könnten dabei Bestandteil
von Antworten in einem Interview sein:

ƒ Notfallseelsorge ist Erste Hilfe für die Seele,    ƒ Notfallseelsorge gilt allen Menschen, unabhängig
     Beistand in existenziellen Notsituationen.        von Weltanschauung und Religion.

ƒ Notfallseelsorger*innen hören zu, geben Beistand   ƒ Notfallseelsorger*innen sind gut ausgebildet.
     und Sicherheit.
                                                     ƒ Notfallseelsorge gibt gerne über die eigene Arbeit
ƒ Erreichbarkeit der Notfallseelsorger vor Ort und     Auskunft.
  Besonderheiten im System.
                                                     ƒ Notfallseelsorge achtet die seelsorgliche
ƒ Notfallseelsorge ist ein (ökumenisches) Angebot      Verschwiegenheit.
  der Kirchen.
                                                     ƒ Notfallseelsorge achtet den Datenschutz.
ƒ Notfallseelsorge ist bundesweit nahezu flächen­
  deckend verfügbar.

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Vorbereitung für ein Interview

Ein Interview wird dann gelingen, wenn es aus freien             Für eine gute Vorbereitung ist es wichtig, auch auf das
Stücken gegeben wird. Notfallseelsorger*innen entscheiden        eigene Erscheinungsbild zu achten.
selbst vor Ort, ob, was und wann sie etwas sagen wollen.
Trotz Zeitdruck in der Einsatzsituation legen die Notfallseel-   ƒ Was soll mit dem eigenen Erscheinungsbild ausgedrückt
sorger*innen selbst fest, wann sie für ein Gespräch zur            werden? In der Öffentlichkeit sollen Notfallseel­
Verfügung stehen. Sie geben gut vorbereitet und zu einem           sorger*innen als solche optisch und inhaltlich durch
verabredeten Termin das Interview. Es ist hilfreich, die eige-     ihre Einsatzkleidung erkennbar sein.
nen Kontaktdaten schriftlich zur Verfügung zu haben.
                                                                 ƒ Wenn keine Einsatzkleidung getragen wird, kann die
                                                                   Zugehörigkeit zur Notfallseelsorge über ein Abzeichen
                                                                   oder Sticker deutlich gemacht werden.

                                                                 ƒ Vor welchem Hintergrund findet das Interview statt,
                                                                   welche Szenerie befindet sich im Hintergrund (Einsatz­
                                                                   geschehen mit Blaulicht, ruhiger Hintergrund o. ä.)

                                                                 ƒ Sind es Film oder Fotoaufnahmen? Blick in die Kamera
                                                                   oder nicht?

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                                                                                                   Link zum
                                                                                                   Presseausweis
                                                                                                    presseausweis.org
Ebenfalls ist es wichtig, auf das eigene Sprachbild
zu achten

ƒ Kirchliche, psychologische oder einsatzbezogene
     Fachbegriffe wirken immer distanzierend und stören                                            © Deutscher Presserat
     das Bild der Notfallseelsorger*innen, nahe am
     Menschen zu sein.                                    Notfallseelsorger*innen lassen sich von Medien­ver­tre­
ƒ Vorbereitete Standardantworten helfen, bei Standard­    ter*innen immer die Kontaktdaten geben. Die Art und Weise
  fragen als glaubwürdig wahrgenommen zu werden.          des Interviews sowie mögliche Fragen sollten im Vorfeld
  (Fragen zum Team, Organisation, Zugehörigkeit zur       be­spro­chen werden. Medienvertreter*innen haben einen
  Einsatzstelle s.o.)                                     Presseausweis, den sie auf Bitten gerne vorzeigen.

ƒ Drei vorher überlegte Kernaussagen zum konkreten        Bei längeren Wortlautinterviews zur Person kann vereinbart
     Einsatz und zur Arbeit grundsätzlich liegen in       werden, dass eine Autorisierung der wörtlichen Zitate erfolgt;
     Gedanken parat.                                      ein Recht darauf gibt es nicht. Es kann vereinbart werden,
                                                          dass das Interview nicht archiviert wird oder Bausteine des
                                                          Interviews nicht anderweitig verwendet werden dürfen. Die
                                                          Vereinba­rung muss auf jeden Fall vorher oder nachträglich
                                                          schriftlich dokumentiert werden.

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Besondere Situationen der                                     Betroffene haben ein Interesse an:
                                                              ƒ öffentlicher Verarbeitung und Wahrnehmen des
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                                 Geschehenen
                                                              ƒ   Beistand durch politisch handelnde Personen
                                                              ƒ   Trost durch gottesdienstliches Handeln
Gerade bei größeren Schadenslagen und/oder Unglücken
                                                              ƒ   Zeichen setzen
gibt es im Nachgang oft öffentliche Trauer- bzw. Gedenk­
veranstaltungen oder Gottesdienste. Eine Beteiligung der      ƒ   Ermöglichen von Teilhabe und Anteilnahme
Notfallseelsorge an den Planungen und der Durchführung
hat sich in der Vergangenheit bewährt. Diese Veranstaltun-    Daneben gibt es auch Interessen von Außenstehenden, die
gen erzielen häufig durch die breite Berichterstattung eine   es zu berücksichtigen gilt. Politisch handelnde Personen
große Wirkung in der Öffentlichkeit.                          wollen ebenfalls ein Zeichen setzen mit ihrer Teilnahme und
                                                              Anteil­nahme. Unternehmen wollen zeigen, dass sie sich
Notfallseelsorger*innen sind grundsätzlich offen für ent­     ihrer Verantwortung stellen.
sprechende Anfragen seitens der Betroffenen oder Außen-
stehender (Politik, Einsatzorganisationen und/oder Unter-     Alle Interessenlagen haben ihre Berechtigung und dürfen
nehmen) nach Formen eines adäquaten Gedenkens. Dies           nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie werden
kann das Auslegen und Gestalten eines Kondolenzbuches         miteinander besprochen, abgewogen und gewichtet.
oder das Planen und Durchführen als Partner von größeren      Dabei nehmen Notfallseelsorger*innen tendenziell zuerst
Gedenkveranstaltungen sein; auch im öffentlichen Raum.        die Perspektive der Betroffenen ein.

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11

Allgemeine Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit

Die Arbeit der Notfallseelsorge wird nicht nur einsatz­      Standardisiertes Material erleichtert die Arbeit. Flyer und
bezogen, sondern auch außerhalb von Einsätzen bekannt        Broschüren zur Arbeit der Notfallseelsorge können von den
gemacht. Dies dient dem Anwerben von Mitarbeitenden,         Verantwortlichen in den Landeskirchen und Bistümern
der weiteren Akzeptanz der Arbeit der Notfallseelsorge in    bezogen werden. Auch eigenes Material zur regionalen
der Öffentlichkeit und bei den Einsatzorganisationen.        Besonderheit ist nützlich und kann erstellt werden. Dabei
Eine Kooperation mit Partnern aus Kirche, Politik und den    können auch verschiedene Zielgruppen in den Blick genom-
Einsatzorganisationen wie Polizei, Feuerwehr und Rettungs-   men werden (Einsatzorganisationen, breitere Öffentlichkeit
dienst ist hier hilfreich.                                   bei Tagen der Offenen Tür, Kirchensteuerzahler*innen,
                                                             Spender*innen, weitere Multiplikator*innen der Arbeit,
                                                             Kooperationspartner*innen in der Arbeit). Das bundes­
                                                             einheitliche Logo der Notfallseelsorge (als Wort-Bild-Marke
                                                             patentrechtlich geschützt) darf und soll stets verwendet
                                                             werden. Der Claim „Erste Hilfe für die Seele“ sorgt für eine
                                                             Wiedererkennbarkeit der Arbeit der Notfallseelsorge.

NOTFALLSEELSORGE
ALLGEMEINE PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT                                                                           12

Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit:                    ƒ öffentliche Übergabe von Dienstfahrzeugen für
                                                              die Arbeit der Notfallseelsorge
ƒ Flyer und Broschüren zur Arbeit
                                                            ƒ Rundfunkgottesdienste der Notfallseelsorge
ƒ Social Media wie Facebook, Twitter, Instagram usw. nach
  den Richtlinien der eigenen Organisation                  ƒ aktives Anbieten von Notfallseelsorger*innen
                                                              in Einsatz­situationen als Interviewpartner*innen
ƒ aktuelle Homepage mit Informationen zur eigenen Arbeit,     an alle Medien
     die regelmäßig gepflegt wird

ƒ eigenes Filmmaterial auf YouTube o.ä. über die            Die aktive und konstruktive Zusammenarbeit mit den
     eigene Arbeit                                          eigenen Pressestellen (regionale Organisationsform,
                                                            Landes­kirche/Bistum) öffnet dabei Chancen, die Arbeit
ƒ öffentliches Begehen und Feiern von Jubiläen              und die Anliegen von Notfallseelsorge in die Öffentlich­
ƒ öffentlichkeitswirksame Kampagnen zum Bekanntmachen       keit zu tragen.
     der eigenen Arbeit
                                                            Eine kontinuierliche eigene Fortbildung im Bereich des
ƒ öffentliche Einführung von neuen Mitarbeitenden           Umgangs mit Medien wird empfohlen, vor allem für
     in der Notfallseelsorge
                                                            Notfallseelsorger*innen mit Führungsfunktion an der
                                                            Einsatzstelle. Überregionale Angebote für ein Medien­
                                                            training können bei den konfessionellen bundesweiten
                                                            Konferenzen erfragt werden.
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Eine Einladung zu einem Teamtreffen stärkt die Verbindung    Manchmal wenden sich auch Redaktionen mit konkreten,
zu den örtlichen Redaktionen, vor allem von Zeitungen, bei   anlassbezogenen Anfragen an die Mitarbeitenden der Not-
der die Arbeit der Notfallseelsorge erläutert wird. Analog   fallseelsorge. Die Medienvertreter*innen vermuten bei Not-
dazu kann auch ein breiteres, sogenanntes Hintergrund­       fallseelsorger*innen eine besondere Kompetenz im Umgang
gespräch geführt werden. Bei diesen Gelegenheiten lassen     mit Leid oder Grenzsituationen der menschlichen Existenz.
sich die Arbeitsbedingungen, das Selbstverständnis und das   Nach Rücksprache mit der zuständigen Pressestelle kann
Menschenbild notfallseelsorglichen Handelns beleuchten.      eine Absicht und der Kontext des Erbetenen eruiert werden.
Die Unterstützung von Fundraisingaktivitäten kann hier       Dabei wird ebenfalls beleuchtet, ob die Anfrage das Anlie-
ebenfalls besprochen werden.                                 gen der Notfallseelsorge befördert oder beeinträchtigt.

Eine kontinuierliche, offene und verbundene Presse- und      Es wird empfohlen, eine Autorisierung der Texte im Print­
Öffentlichkeitsarbeit sorgt dafür, dass die Begegnung        bereich/Onlinebereich zu besprechen. Ein Recht auf Autori-
mit bereits bekannten und vertrauten Medienvertreter*in-     sierung gibt es nicht. Es kann besprochen werden, ob eine
nen an der Einsatzstelle das einsatzbezogene Geschehen       Archivierung des gemachten Bildmaterials mit einer Sperre
erleichtert.                                                 für eine mögliche Wiederverwendung belegt wird. Diese
                                                             Absprachen müssen vorher schriftlich erfolgen.

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Richtlinien/Mentions für die                                   müssen. Unsicherheiten und Unklarheiten in der Nutzung
                                                               von sozialen Medien in direkter Verbindung zum Ehrenamt
Arbeit mit den sozialen Medien                                 sollen damit beseitigt werden. Damit ist vor allem gemeint,
                                                               dass natürlich Notfallseelsorger*innen sich privat auf
                                                               sozialen Kanälen bewegen. Für eine Verwendung in der
                                                               Ausübung des Ehrenamts müssen jedoch besondere Regeln
Für viele Notfallseelsorger*innen gehören die Zugänge zu       gelten. Dies soll und wird auf keinen Fall den Gebrauch der
Facebook, Twitter, Instagram etc. inzwischen zum Alltag.       sozialen Medien außerhalb des eigenen Engagements in
Informationen zu privaten und gesellschaftlichen Ereignissen   der Notfallseelsorge einschränken oder beschneiden.
und Geschehen lassen sich schnell darüber beziehen. Viele
Notfallseelsorger*innen rezipieren dabei nicht nur, sondern    Die Notfallseelsorger*innen sind sich dabei ihrer und anderer
stellen auch aktiv Inhalte zur Verfügung. Es gibt dazu gute    Privatsphäre und den Grenzen derselben immer bewusst.
Beispiele auf Twitter und Facebook von Notfallseelsorge­       Ebenso ist den Notfallseelsorger*innen bewusst, dass jeder
teams, die sich dort präsentieren. Es wird eine gute Reich­    Inhalt, der im Internet veröffentlicht wird, unter Umständen
weite bei Einsatzkräften und Journalist*innen generiert.       einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Dabei werden
Daher ist eine gute und unaufgeregte Arbeit in den sozialen    Inhalte und u. U. auch Urheberrechte auf Plattformen
Medien für die Bekanntheit der Notfallseelsorge bedeutsam.     berührt. Inhalte, die Notfallseelsorger*innen möglicherweise
                                                               aus einer spontanen Eingebung heraus veröffentlichen sind
Im Umgang in der Verbindung von sozialen Medien und            auch noch lange Zeit später verfügbar und auffindbar.
dem eigenen Engagement in der Notfallseelsorge müssen          Tweets und Posts können auch als Screenshot gespeichert
jedoch besondere Regeln gelten, die abgestimmt sein            werden und sind dann Löschversuchen entzogen.

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Richtlinien für die Arbeit mit den sozialen Medien:

ƒ Es werden nur Inhalte aus der Arbeit der Notfallseelsorge        ƒ Private Äußerungen zu einem Geschehen in Form von
     gepostet, wenn es schon eine Öffentlichkeitsarbeit dazu         Kritik, Emotionen oder anderweitigen Anmerkungen
     gibt. So kann beispielsweise ein Zeitungsartikel online         werden als solche gekennzeichnet. Kanäle von Teams
     verlinkt werden, der auf ein Ereignis hinweist, bei dem die     werden nicht für private Äußerungen verwendet. Für die
     Notfallseelsorge eine Betreuung aufgenommen hat.                Notfallseelsorge sprechen nur die vorher verabredeten
                                                                     Vertreter*innen sowie die zuständigen Stellen für Presse-
ƒ Bilder, Texte, Berichte oder andere Inhalte aus Einsätzen,         und Öffentlichkeitsarbeit.
     die bislang noch nicht öffentlich behandelt worden sind,
     werden nicht veröffentlicht. Die seelsorgliche Verschwie-     ƒ Dienstliche Dokumente oder personenbezogene Daten
     genheit in Bezug auf alles, was mit den Einsätzen der           gehören zu keiner Zeit auf soziale Medien.
     Notfallseelsorge zu tun hat, ist ein hohes Gut.
                                                                   ƒ Urheberrechte werden unbedingt gewahrt. Dazu kann die
ƒ Inhalte zur Arbeit der Notfallseelsorge werden anonymi-            Veröffentlichung von Bildern, Filmen und kopierten Texten
  siert und mit Respekt und Höflichkeit veröffentlicht.              oder anderen Medien gehören.

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Ergänzende Informationen
und Adressen                                               Konferenz Evangelische Notfallseelsorge
                                                           Vors. Pfarrer Justus Münster
                                                           Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
                                                           Notfallseelsorge Berlin
Bei der Notfallseelsorge/Krisenintervention Berlin kann    Georgenkirchstraße 69/70, 10249 Berlin
ein Merkblatt für Betroffene zum Umgang mit Medien         E-Mail: j.muenster@ekbo.de
erfragt und bestellt werden. Das Merkblatt verbleibt bei
den Betroffenen.                                           Bundeskonferenz Katholische Notfallseelsorge
                                                           Konferenz der Diözesanbeauftragten
Link zum Bestellen des Flyers:                             in den katholischen (Erz-) Bistümern
 www.notfallseelsorge-berlin.de/medienflyer               Deutsche Bischofskonferenz, Bereich Pastoral
                                                           Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
                                                           Telefon: 0228 103-0
                                                           E-Mail: notfallseelsorge@dbk.de

                                                           Versicherer im Raum der Kirchen
                                                           Akademie GmbH
                                                           Geschäftsführung: Dr. Georg Hofmeister
                                                           Kölnische Straße 108–112, 34119 Kassel
                                                           Telefon: 0561 70341-3011
                                                           E-Mail: akademie@vrk.de

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ERGÄNZENDE INFORMATIONEN UND ADRESSEN                                                     17

Informationen zur Notfallseelsorge      Deutscher Journalisten-Verband
 notfallseelsorge.de                   DJV-Geschäftsstelle Berlin
                                        Torstraße 49, 10119 Berlin
Bundeskongress Notfallseelsorge und      www.djv.de
Krisenintervention
 nfs-kit.de                            Pressekontakte der Landeskirchen in Deutschland
                                         www.ekd.de/14532.htm
Deutscher Presserat
Fritschestraße 27/28, 10585 Berlin      Pressekontakte der Bistümer in Deutschland
 www.presserat.de                       www.dbk.de/katholische-kirche/bistumskarte

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Liste hilfreicher Literatur

Joachim-Storch, Doris (Hg.) (2014): In großer Not. Gottes-
dienste nach traumatischen Ereignissen, Frankfurt am Main:
Zentrum Verkündigung der EKHN.

Schneider Hanns-Heinrich, van der Heyden Bianca, Werth
Folkhard, Winkler Pia (Hg.) (2020), Liturgisches Handeln
im öffentlichen Raum. Eine Handreichung für Mitarbeitende
in der Polizeiseelsorge, verschiedene: Books on Demand.

Kranemann, Benedikt, Benz, Brigitte (Hg.) (2016):
Trauer­feiern nach Großkatastrophen. Theologische und
sozial­wissenschaftliche Zugänge, Neukirchen-Vluyn,
Würzburg: Neukirchner Verlagsgesellschaft GmbH,
Echter Verlag.

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Pressekodex
(Fassung vom 11. September 2019)

PRÄAMBEL

Die im Grundgesetz der Bundesrepublik verbürgte Presse­        Die Regelungen zum Redaktionsdatenschutz gelten für die
freiheit schließt die Unabhängigkeit und Freiheit der Infor-   Presse, soweit sie personenbezogene Daten zu journalis-
mation, der Meinungsäußerung und der Kritik ein. Verleger,     tisch-redaktionellen Zwecken erhebt, verarbeitet oder nutzt.
Herausgeber und Journalisten müssen sich bei ihrer Arbeit      Von der Recherche über Redaktion, Veröffentlichung, Doku-
der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer       mentation bis hin zur Archivierung dieser Daten achtet die
Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewusst sein.         Presse das Privatleben, die Intimsphäre und das Recht auf
Sie nehmen ihre publizistische Aufgabe fair, nach bestem       informationelle Selbstbestimmung des Menschen.
Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen
Interessen und sachfremden Beweggründen wahr.                  Die Berufsethik räumt jedem das Recht ein, sich über die
                                                               Presse zu beschweren. Beschwerden sind begründet, wenn
Die publizistischen Grundsätze konkretisieren die Berufs­      die Berufsethik verletzt wird.
ethik der Presse. Sie umfasst die Pflicht, im Rahmen der
Verfassung und der verfassungskonformen Gesetze das            Diese Präambel ist Bestandteil der ethischen Normen.
Ansehen der Presse zu wahren und für die Freiheit der
Presse einzustehen.

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PRESSEKODEX                                                                                                             20

Ziffer 1                                                     Ziffer 3
WAHRHAFTIGKEIT UND ACHTUNG DER MENSCHENWÜRDE                 RICHTIGSTELLUNG
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschen-      Veröffentlichte Nachrichten oder Behauptungen, insbe­
würde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit   sondere personenbezogener Art, die sich nachträglich
sind oberste Gebote der Presse. Jede in der Presse tätige    als falsch erweisen, hat das Publikationsorgan, das sie
Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die        gebracht hat, unverzüglich von sich aus in angemessener
Glaubwürdigkeit der Medien.                                  Weise richtigzustellen.

Ziffer 2                                                     Ziffer 4
SORGFALT                                                     GRENZEN DER RECHERCHE
Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer    Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten,
Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in    Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen
Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen        keine unlauteren Methoden angewandt werden.
gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und
wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bear-     Ziffer 5
beitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt   BERUFSGEHEIMNIS
noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte     Die Presse wahrt das Berufsgeheimnis, macht vom
und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.         Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und gibt Informanten
Symbolfotos müssen als solche kenntlich sein oder erkenn-    ohne deren ausdrückliche Zustimmung nicht preis. Die
bar gemacht werden.                                          vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.
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Ziffer 6                                                        Ziffer 8
TRENNUNG VON TÄTIGKEITEN                                        SCHUTZ DER PERSÖNLICHKEIT
Journalisten und Verleger üben keine Tätigkeiten aus, die die   Die Presse achtet das Privatleben des Menschen und seine
Glaubwürdigkeit der Presse in Frage stellen könnten.            informationelle Selbstbestimmung. Ist aber sein Verhalten
                                                                von öffentlichem Interesse, so kann es in der Presse erörtert
Ziffer 7                                                        werden. Bei einer identifizierenden Berichterstattung muss
TRENNUNG VON WERBUNG UND REDAKTION                              das Informationsinteresse der Öffentlichkeit die schutz­
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit       würdigen Interessen von Betroffenen überwiegen; bloße
gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch     Sensationsinteressen rechtfertigen keine identifizierende
private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch        Berichterstattung. Soweit eine Anonymisierung geboten ist,
persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen      muss sie wirksam sein. Die Presse gewährleistet den redak­
und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redak-        tionellen Datenschutz.
teure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine
klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffent-      Ziffer 9
lichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen,        SCHUTZ DER EHRE
die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses      Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen
erkennbar sein.                                                 Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu
                                                                verletzen.

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Ziffer 10                                                        Ziffer 13
RELIGION, WELTANSCHAUUNG, SITTE                                  UNSCHULDSVERMUTUNG
Die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder   Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Straf­
sittliche Überzeugungen zu schmähen.                             verfahren und sonstige förmliche Verfahren muss frei
                                                                 von Vorurteilen erfolgen. Der Grundsatz der Unschulds­
Ziffer 11                                                        vermutung gilt auch für die Presse.
SENSATIONSBERICHTERSTATTUNG, JUGENDSCHUTZ
Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle        Ziffer 14
Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse          MEDIZIN-BERICHTERSTATTUNG
beachtet den Jugendschutz.                                       Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unan­
                                                                 gemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die
Ziffer 12                                                        unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser
DISKRIMINIERUNGEN                                                erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung         frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen
oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen,       oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden.
sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.

NOTFALLSEELSORGE
PRESSEKODEX                                                23

Ziffer 15
VERGÜNSTIGUNGEN
Die Annahme von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein
könnten, die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redak-
tion zu beeinträchtigen, ist mit dem Ansehen, der Unab­
hängigkeit und der Aufgabe der Presse unvereinbar.
Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von
Nachrichten bestechen lässt, handelt unehrenhaft und
berufswidrig.

Ziffer 16
RÜGENVERÖFFENTLICHUNG
Es entspricht fairer Berichterstattung, vom Deutschen
Presserat öffentlich ausgesprochene Rügen zu veröffent­
lichen, insbesondere in den betroffenen Publikations­
organen bzw. Telemedien.

NOTFALLSEELSORGE
Miteinander
Antworten finden
Die Akademie des VRK engagiert sich in den
Themen von Kirchen, Caritas und Diakonie:

ƒ Wir organisieren Veranstaltungen und kooperieren
  in Netzwerken eng mit unseren kirchlichen Partnern.

ƒ Wir fördern den Austausch zu kirchlichen Themen
  und finden gemeinsame Antworten auf zentrale
  Fragestellungen.

ƒ Wir setzen Schwerpunkte beispielsweise im
  Arbeitsfeld der Notfallseelsorge.

www.vrk-akademie.de
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