WHITEPAPER - Digitalisierung im Firmenkundengeschäft GEGENWART, LÖSUNGEN, CHANCEN - Star Finanz
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1 In Kürze: MANAGEMENT SUMMARY Einleitung: 2 VON DER TRANSFORMATION ZUR DISRUPTION 3 Überblick: DIGITALISIERUNG IM FINANZMANAGEMENT Situation der Banken: 4 STEIGENDE ERWARTUNGEN, CHANCEN AUF EFFIZIENZGEWINNE Lösungsansätze: 5 VON DER TRANSFORMATION ZUR PLATTFORMLÖSUNG Die Sparkassen-Finanzgruppe: 6 DIGITALE LÖSUNGSLANDSCHAFT FÜR DAS FIRMENKUNDENGESCHÄFT 7 Ausblick: CHANCEN DER DIGITALISIERUNG 3
1 In Kürze: MANAGEMENT SUMMARY Kaum eine technische Entwicklung verändert Wirtschaft Angesichts steigender Kundenanforderungen und schär- und Gesellschaft so stark wie die Digitalisierung. Was mit feren Wettbewerbs ist es entscheidend, dass die Banken der Umwandlung von analogen in digitale Daten und mit ihrerseits die digitalen Innovationen vorantreiben. Dabei deren Vernetzung über das Internet begann, hat mit im- geht es längst nicht mehr um Insellösungen, Apps und mer leistungsfähigeren Computern, mit Analyse- und Aus- digitale Leuchtturmprojekte. Es geht auch nicht mehr nur wertungsmöglichkeiten und mit der Einführung von mobi- um die Digitalisierung und Automatisierung von Kernpro- len Geräten eine völlig neue Dimension erreicht. Heute ist zessen und -produkten im Firmenkundenbanking. Gefor- nicht nur der Kontostand jederzeit per Smartphone abruf- dert ist vielmehr, Produkte, Prozesse und Daten so zu ver- bar, auch sogenannte Smarthomes und Smart Factories netzen, dass intelligente Lösungslandschaften entstehen, kommunizieren mittels künstlicher Intelligenz längst auto- die einfach mehr bieten: mehr Information, mehr Transpa- nom mit ihren Besitzern, Kunden und Dienstleistern. renz und mehr Werte für die anspruchsvollen Firmenkun- den von heute und morgen. Solche Plattformen können Das hat auch die Wirtschaft insgesamt verändert, denn mit nicht nur Kernbankleistungen besser und effizienter ma- den neuen technischen Möglichkeiten entstanden nicht chen, sondern auch sogenannte Near- und Beyond-Ban- nur neue Vertriebskanäle, Produkte und Dienstleistungen, king-Leistungen wie Buchhaltung, Versicherungen und sondern ganz neue Geschäftsmodelle. Auch das Firmen- selbst Mobilitätsleistungen integrieren. kundengeschäft der Banken ist von dieser Entwicklung massiv betroffen. Denn Unternehmens- und Firmenkun- Gerade die Sparkassen haben die Chance, sich durch den treiben die Kernprozesse ihrer Wertschöpfungskette intelligente und nutzerzentrierte digitale Angebote vom bereits mit digitalen Innovationen voran und entwickeln Wettbewerb abzuheben. Schon heute verfügen die In- ihre Abläufe und Infrastrukturen in Richtung Industrie 4.0. stitute mit SFirm, StarMoney Business, dem Finanz- Finanzinstitute stecken dagegen eher noch in der ersten cockpit und der Unterschriftenmappe nicht nur über vier Phase dieser Entwicklung, in der digitalen Transformation. intelligente Produkte, die den Kunden die Abwicklung Sie sind dabei, ihre klassischen Prozesse zu digitalisieren bestimmter Standardprozesse ermöglichen. Zusammen und zu automatisieren. Dabei wünschen sich die Firmen- mit der geplanten Plattformlösung speziell für Geschäfts- kunden heute längst komfortablere, schnellere und mobi- und Gewerbekunden handelt es sich um Bausteine, mit lere Lösungen, von der einfachen Zahlungsabwicklung bis denen Firmenkunden unterschiedlichster Größe eine zu komplexen Finanzierungs- und Factoring-Angeboten. echte digitale Lösungslandschaft angeboten werden soll. Die Lücke zwischen Angebot, technischen Möglichkei- Diese bildet nicht nur die internen Workflows ab und kann ten und Kundenerwartungen im Banking hat längst neue Informationen mobil und in Echtzeit verfügbar machen. Wettbewerber angelockt: Große Tech-Giganten wie Ama- Besonders die in Planung befindliche Lösung für Ge- zon, Google oder Alibaba, spezialisierte FinTechs wie Hol- schäfts- und Gewerbekunden kann auch Anknüpfungs- vi oder Funding Circle und selbst etablierte Anbieter von punkte bieten, um die Kunden mit weiteren Angeboten Buchhaltungssoftware dringen mit neuen Konzepten und entlang der Wertschöpfungskette rund um Zahlungen, teils exzellenter Nutzererfahrung in das Firmenkunden- das Finanzmanagement und Buchhaltungsfunktionen an segment vor. die Sparkassen zu binden und deren lokale Stärke wir- kungsvoll zu unterstreichen. Insbesondere die Zielgruppe der Geschäfts- und Gewerbe- kunden mit Umsätzen zwischen 30.000 Euro und 2,5 Millionen Euro im Jahr ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von FinTechs, Banken und Tech-Giganten gerückt. Diese Selbstständigen, Freiberufler und kleinen Handwerks- und Gewerbebetriebe stellen rund 60 % der deutschen Unternehmen und sind traditionell eine der Hauptzielgruppen der Sparkassen. 5
Einleitung: 2 VON DER TRANSFORMATION ZUR DISRUPTION Digitalisierung im ursprünglichen Sinne bedeutet die Um- griff: 2007 stellt Steve Jobs das revolutionäre iPhone vor, wandlung von analogen zu digitalen Daten: von der Schall- nur elf Jahre später nutzen allein in Deutschland bereits platte zur CD, vom gesprochenen Wort zum getippten Chat, 57 Millionen Menschen ein Smartphone.2 Der nun mögli- vom papierhaften Beleg im Aktenordner zur digitalen Abla- che mobile Zugriff auf das Internet ist ein weiterer Treiber ge in der Cloud. Zu den Meilensteinen dieser technikge- radikaler Veränderungen: Inzwischen verwenden die Deut- triebenen Entwicklung gehören zum Beispiel der Versand schen Smartphones und Tablets nicht nur zum Telefonieren der ersten E-Mail durch Ray Tomlinson im Jahr 1971, die (75%), zur Produktrecherche (53%) und zum Einkaufen Vorstellung des ersten Personal Computers von IBM 1981 (28%). 25% der Männer und 21% der Frauen erledigen und die kommerzielle Entwicklung des Internets zu Beginn auch ihre Bankgeschäfte heute mobil von unterwegs.3 der 1990er-Jahre. Die Idee der jederzeit im Netz verfügba- ren Information ist noch gar nicht so alt: 1993, also vor 25 Jahren, waren insgesamt erst 130 Websites online, im Jahr 2018 2015 waren es bereits rund 863 Millionen.1 Heute versteht man unter dem Schlagwort Digitalisierung vor allem die vielen neuen Möglichkeiten, die durch die Transformation in digitale Daten und durch deren Vernet- +185 % zung überhaupt erst entstanden sind. Informieren, Kon- sumieren, Organisieren und Kontakthalten wird nicht nur Anstieg mobiler Internetnutzung einfacher, schneller, komfortabler und individueller. Die Di- auf Smartphone/Tablet seit 2012 gitalisierung ermöglicht auch völlig neue Geschäftsmodelle, deren disruptive Kraft ganze Branchen auf den Kopf stellt 2012 und etablierte Anbieter in Bedrängnis bringt. Im privaten Be- Quelle: Star Finanz reich zeigt sich diese Entwicklung zum Beispiel in der Form von Streamingdiensten wie Netflix oder Spotify, Urlaubsbu- Einige der heute größten Technologieunternehmen haben chungen über Reiseplattformen wie Expedia oder Airbnb die Chancen von Digitalisierung und Vernetzung früh er- und das Bezahlen kleiner Beträge mit dem Smartphone, kannt. Schon 1995 geht der Online-Händler Amazon an über PayPal oder Anwendungen wie Kwitt. den Start, 1996 wird die Suchmaschine Google entwickelt und 1998 startet mit PayPal der erste Zahlungsanbieter für Auch im geschäftlichen Umfeld hat die Digitalisierung be- Einkäufe im Internet. Viele der heute selbstverständlichen reits zu erheblichen Veränderungen geführt. Hier ermög- Angebote, Algorithmen und Applikationen haben diese Un- licht die cloudbasierte Vernetzung von Daten eine schnelle- ternehmen mitentwickelt. So steht zum Beispiel Amazon re und effizientere Steuerung von Unternehmensprozessen für ein stark kundenzentriertes Geschäftsmodell, für eine wie zum Beispiel Produktentwicklung, Vertrieb, Lagerhal- intuitive Bedienbarkeit und Nutzerführung, für individu- tung und Buchhaltung über Länder, Zeitzonen und Konti- alisierte Produktempfehlungen auf der Basis bisheriger nente hinweg. Einkäufe und für die professionelle Implementierung der Plattformidee. Denn Amazon ist nicht nur selbst Händler, Einen weiteren Sprung machte die Digitalisierung zuletzt sondern vor allem die zentrale Schnittstelle zu Millionen durch den Ausbau leistungsstarker Datenfunknetze und von Kunden für andere Anbieter, die ihre Produkte über durch die Entwicklung mobiler Geräte für den Online-Zu- diese Plattform verkaufen können. 1 Statista 2018. 2 Bitkom Research Statista 2018. 3 FAW Statista 2018. 6
Bis heute gehören die sogenannten GAFAs, also die Tech- Übernachtungsangeboten bei Airbnb über Taxidienstleistun- nologiegiganten Google, Apple, Facebook und Amazon, gen bei Uber bis hin zu Krediten über Crowdfunding- und zu den wichtigen Treibern der Digitalisierung. Und das gilt -lending-Plattformen. Diese Aufweichung der Rollen hat das nicht nur in ihrem ursprünglichen Kerngeschäft. Firmen wie Potenzial, ganze Branchen zu transformieren, und stellt für Amazon und Google nutzen ihre Marktmacht und ihre Inf- etablierte Unternehmen aus dem Hotel- und Taxigewerbe rastruktur auch für das Wachstum in neue Geschäftsfelder weltweit erhebliche Risiken dar. Diese Internetplattformen und Branchen hinein. So expandiert Amazon aktuell nicht monopolisieren durch ihre Reichweite auch die Schnittstelle nur ins Geschäft mit Lebensmitteln und baut seinen eige- zum Kunden – eine Marktmacht, die sie sich durch Provisio- nen Lieferdienst auf. Auch im Banking ist der Online-Händ- nen auf alle Transaktionen vergüten lassen. ler längst aktiv. Das Ziel: Händlern und Kunden alle für das Geschäft notwendigen und nützlichen Dienstleistungen aus Am sichtbarsten ist der digitale Wandel bisher zwar im einer Hand zu bieten, um den Umsatz weiter zu erhöhen. Privatkundenbereich. Aber auch der deutsche Mittelstand investiert kräftig in die Digitalisierung. Aktuell nutzen Unter- Amazon hat in den USA, Großbritannien und Japan seit nehmen die neuen technischen Möglichkeiten vor allem zur 2011 bereits über 3 Milliarden US-Dollar als Kredit an Klein- Vernetzung der Wertschöpfungsketten (33%), zur adminis- unternehmer vergeben, allein zwischen Juni 2016 und Juni trativen Optimierung (32%), für neue Produktionsformen 2017 belief sich das Kreditvolumen auf rund 1 Milliarde (27%), neue Geschäftsmodelle (19%) und um weitere Ef- US-Dollar. Und mit Produkten wie Amazon Pay, Amazon fizienzpotenziale zu heben (17%).4 Dafür investieren 30% Lending, Amazon Cash oder Amazon Protect bietet das Un- der gewerblichen Unternehmen über 10% ihres Umsatzes, ternehmen von Payment über Finanzierung bis zu Versiche- 11% der befragten Firmen investieren immerhin 6 bis 10% rungen fast die gesamte Wertschöpfungskette der Banking- und 42% der Firmen stecken 1 bis 5% ihres Umsatzes in leistungen an. Den Firmenkunden von Amazon kommt das den Auf- und Ausbau digitaler Prozesse, Produkte und entgegen, denn Bankdienstleistungen sind nur ein kleiner Dienstleistungen.5 Den Einsatz der Unternehmen mit Blick Teil ihrer kaufmännischen Prozesse und diese sind nur ein auf die Digitalisierung zeigt auch der Deutsche Industrie 4.0 kleiner Teil des gesamten Betriebs. Auch die anderen gro- Index der Unternehmensberatung Staufen, der im August ßen Player bewegen sich in diese Richtung, auch Google 2018 erstmals die 50%-Marke übersprang. Demnach ha- bietet längst Finanzierungs- und Versicherungslösungen an. ben 52% der befragten Firmen aus Branchen wie Maschi- nen- und Anlagenbau, Elektro- oder Automobilbranche die Noch weiter entwickelt sind Baidu, Alibaba und Tencent, die Digitalisierung einzelner oder aller Prozesse operativ umge- sogenannten BATs. Die Tech-Giganten aus Asien bieten in setzt. Im Jahr 2014 waren es erst 15%.6 ihren Heimatmärkten längst eigene FinTechs für Privat- und Geschäftskonten und greifen mit diesen Lösungen im Be- reich der Privat- und Geschäftskunden wie beispielsweise WeChat und Alipay direkt im Kerngeschäftsfeld der Banken an. All dies sind gezielte Schritte auf dem Weg, dem Kunden vom Einkauf über die Versicherung und das Investment bis zum Payment ein komplettes digitales Ökosystem zu schaf- fen, das er nicht mehr verlassen muss. Diese sogenannte Plattformökonomie ist eine echte, dis- ruptive Veränderung im Vertrieb, die durch die Digitalisierung erst möglich gemacht wurde: Beispiele dafür sind nicht nur Amazon oder Vergleichsplattformen wie CHECK24. Noch weiter gehen Anbieter wie Airbnb und der Taxidienst Uber. Ihre Geschäftsmodelle heben die Grenze zwischen Produ- zent und Konsument auf und führen zu einer völlig neuen Rollenverteilung. In der sogenannten Sharing Economy kann jeder zum Anbieter werden: Das Spektrum reicht von 4 Commerzbank: Digitalisierung im Mittelstand (S. 4). 5 Ebd. 6 Staufen AG: Deutscher Industrie 4.0 Index 2018. 7
Auch wenn der Digitalisierungsgrad nach Unternehmens- tiert, die optimale Menge an Düngemitteln automatisiert größe und -branche noch variieren mag, bleibt die Erkennt- berechnet und verteilt oder erzeugte Milchmengen über nis, dass bei den Firmenkunden die Umstellung auf intel- Melkroboter erfasst, verarbeitet und gegebenenfalls an ligente, automatisierte und vernetzte Systeme auf breiter die zuständigen Förder- und Meldestellen weitergeleitet. Front Einzug gehalten hat: Im Bereich der Logistik und Und in der Industrie führt die Vernetzung von Maschinen, Hafenlogistik können zum Beispiel Container digital nach- Sensoren, Wartungs- und Bestellsystemen zu immer effizi- verfolgt, Auslastungen intelligent optimiert und Lieferungen enteren Wartungszyklen, bei denen Verschleißteile just in automatisiert konfektioniert, verpackt und bis zum Empfän- time von der Maschine selbst bestellt oder am Computer ger getrackt werden. In der Landwirtschaft werden die Aus- entworfene Bauteile mittels Robotertechnik automatisiert saat und Ernte mit GPS-gesteuerten Maschinen dokumen- gefräst werden können. 8
3 Überblick: DIGITALISIERUNG IM FINANZMANAGEMENT 3.1 Digitale Angebote: Dafür nutzen Kunden ihre im Privatkundensegment schon Standard Banking-App Die erste Welle der Digitalisierung hat auch bei den Themen Bankgeschäfte, Bezahlfunktionen und Finanzmanagement längst Einzug gehalten. Bereits 1980 startete die Deutsche Bundespost in Bonn einen Bildschirmtext-Feldversuch. 97% 83% Neben den Versandhäusern Otto, Quelle und Neckermann waren unter anderem TUI und die Verbraucherbank, die heutige Norisbank, daran beteiligt. 200 Kunden in der Test- region Neuss/Düsseldorf konnten das Angebot nutzen und unter *300# ihre Überweisungen online durchführen. Bei Umsätze Kontostand Sparkassen war die Lösung ab 1983 im Einsatz. einsehen prüfen Ab 1999 folgte dann die schrittweise Einführung des Inter- net-Bankings, wie wir es heute kennen. Und die Privatkun- den haben das flexible, jederzeit zugängliche digitale An- gebot über die Jahre gut angenommen. 2017 erledigten 57% 38% schon 56% der Deutschen ihre täglichen Bankgeschäfte ganz selbstverständlich in der Online-Filiale, das ist eine Steigerung von 24 Prozentpunkten im Vergleich zu 2006.7 Damit liegen die Deutschen im Europavergleich sogar nur im Mittelfeld, deutlich hinter Dänemark (88 %) oder Eng- Den nächsten Geldautomaten/ Überweisungen land (64 %).8 Die Deutschen nutzen Online-Banking vor al- die nächste Filiale in der tätigen Nähe lokalisieren lem, um den Kontostand zu prüfen (99%), für Überweisun- gen (92 %) und Daueraufträge (72 %). Eine Beratung zu Quelle: YouGov, Horizont (2017) privaten Finanzthemen über Livechats und E-Mail fragen dagegen bisher nur rund 17 % der Nutzer nach.9 Interessant ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Mit der Ausbreitung der Smartphones und Tablets hat Selbstverständlichkeit, mit der digitales Banking mitt- sich nicht nur der Zugriff über mobile Geräte und Ange- lerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. bote deutlich erweitert. Allein bei den Sparkassen nutzen Wichtiger ist fast, dass sich in den letzten Jahren auch die mittlerweile über sechs Millionen Privatkunden die On- Akzeptanz und Adoptionsgeschwindigkeit von neuen digi- line-Banking-App der Sparkassen auf ihrem Handy. Auch talen Angeboten rasant erhöht hat. Dies betrifft vor allem die Nutzungsintensität hat seit der Einführung mobiler die Angebote der FinTechs, die in der zweiten Welle der Banking-Apps erheblich zugenommen. Statt nur einmal Digitalisierung mit ihren innovativen und nutzerzentrierten pro Woche einen Kontoauszug zu ziehen, prüfen App-Nut- Produkten und Services auf den Markt drängen. Neben zer heute mehrfach am Tag ihre Umsätze. Dieser Trend dem Online-Zahlungsabwickler PayPal und TransferWise, zum mobilen Zugriff hat sich über alle Banken hinweg einem Anbieter für internationale Überweisungen, gehören durchgesetzt. dazu Banking-Apps wie Numbrs, rein Smartphone-basierte Kontolösungen wie N26, digitale Vermögensmanager wie Liqid und Roboadvisors wie Scalable. 7 Eurostat /Statista 2018. 8 Ebd. 9 Bitkom 2018 /Statista 2018. 9
Nach einer Ernst-&-Young-Studie von 2017 hatte bereits schon heute aktive Kunden bei fünf oder mehr der jungen jeder dritte Privatkunde (33 %) innerhalb von sechs Mo- Anbieter digitaler Finanzdienstleistungen.10 naten zwei oder mehr solcher innovativen FinTech-Ange- bote aus dem Bereich Payment, Finanzplanung, Sparen, 3.2 Firmenkunden: Finanzierung und Versicherungen in Anspruch genom- Private Erfahrungen lassen Anspruch steigen men. In einer 18 Monate früher veröffentlichten Umfrage von Ernst & Young waren es noch weniger als die Hälfte Bedeutend für das Firmenkundengeschäft der Banken (16 %). Besonders aufgeschlossen sind die Verbraucher sind diese Zahlen vor allem deshalb, weil auch die Ent- für innovative Angebote von FinTechs im Zahlungsver- scheider bei den Firmenkunden in ihrer Rolle als Privat- kehr: 50% nutzen solche Apps, 65 % können sich dies person diese Services längst und ganz selbstverständlich für die Zukunft vorstellen. Immerhin 13 % der Nutzer sind in Anspruch nehmen. Wie schnell sich die Lücke zwischen Das sind die zehn globalen FinTech-Trends Zahlungsabwicklung, Alternative versicherungs- Kartenentwickler, technische Ansprüche, Software-Tools für Vertrieb, Maklerplattformen die Abrechnung Zahlungs- verkehr Versicherung Verkaufs- und Tools, um persönliche Handelsanalyse, Personal Kapital- Infrastruktur-Tools Finanzen zu verwalten Finance märkte für Finanzinstitute Management (PFM) Regtech Vermögens- Investment- Audit-, Risiko- verwaltung und Vermögens- und Compliance- verwaltungs- 2018 Software plattformen und Analyse-Tools FINTECH-TRENDS- REPORT Blockchain /Crypto Geldtransfer Unternehmen, die Blockchain-Technolo- Internationaler gien für Finanzdienst- Geldtransfer leistungen nutzen Immobilien und Immobilien- Finanzierung finanzierung P2P-Finanzierung und alternative Finanzierung, Finanzierungsmarktplätze Digitalisierungs- und und Plattformen Finanzierungsplattformen Quelle: CB Insights FinTech Trends 2018 10 EY FinTech Adoption Index 2017 (S. 6). 10
privater und geschäftlicher Nutzung von Online-Banking Dazu kommt: Die Erwartungshaltung der Unternehmer schließt, zeigt die 2017 erschienene Studie zum Corpora- und Fachverantwortlichen bei den Firmenkunden ist zwi- te Banking von Roland Berger. Demnach ist den Firmen- schen 2016 und 2018 mit zunehmender Nutzung von kunden schon heute der digitale Zugang zu ihrer Bank mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones deutlich sehr wichtig. 72 % der Kunden aus dem Mittelstand nutzen gestiegen. Sie wollen Angebote, die den Komfort, die Ge- häufig Online-Banking, bei kleineren Firmenkunden und schwindigkeit und den Mehrwert von digitalen Prozesse Gewerbekunden sind es sogar 80 %.11 Und wie die 2018 im privaten Umfeld für das Firmenkundengeschäft repli- erschienene Studie „Digitale Wünsche der Firmenkunden zieren. Das betrifft nicht nur die Kontaktaufnahme über im Banking von Morgen“ von BearingPoint zeigt, erfolgt digitale Kanäle wie die Banking-App (+13 % auf 36 %), die Verlagerung der Bankgeschäfte zum Selfservice im einen Videochat (+ 6 % auf 16 %) und – ganz neu – über Online-Banking zum Teil ergänzend, aber durchaus auch Chatbots (19 %).14 Zugenommen hat auch die Erwartung anstelle des persönlichen Kontakts mit dem zuständigen an die Automatisierung und Geschwindigkeit von einfa- Bankberater.12 chen und auch komplexen Banking-Dienstleistungen. Nur noch 14 % der Firmenkunden haben 2018 Verständ- Der digitale Zugang wird auch von Firmenkunden vor al- nis dafür, wenn eine Kontoeröffnung länger als einen Tag lem für die Abwicklung des täglichen Zahlungsverkehrs dauert, 75 % der Kunden erwarten, dass dieser Prozess genutzt: Am wichtigsten ist ihnen eine digitale Lösung für innerhalb von einer Stunde abgeschlossen ist. Und auch Überweisungen (90 %) und Lastschriften (88 %) sowie für bei Betriebsmittel- und Investitionskrediten erwarten rund den Zugang zu den Firmenkreditkarten (72 %). Aber auch die Hälfte der Firmenkunden eine Bearbeitung innerhalb in den Bereichen Kredit, Finanzierung und Vorsorge wird von einer Stunde, nur noch 35 % der Unternehmen ha- der digitale Zugang für Firmenkunden immer wichtiger. ben Verständnis dafür, wenn die Zusage für einen Inves- 2018 gaben bereits mehr als die Hälfte der Firmenkun- titionskredit länger als einen Tag dauert.15 den an, sie wünschten sich einen digitalen Prozess für Sachversicherungen (57 %), gewerbliche Finanzierungen Nicht überraschend ist es entsprechend, dass auch Fin- (52 %), betriebliche Altersvorsorge (52 %) sowie Leasing Techs das Firmenkundengeschäft bereits für sich entdeckt und Factoring (51 %). Noch nicht so stark nachgefragt wird haben. Dazu gehören nicht nur Anbieter von Speziallö- die digitale Lösung bei Themen rund um Geldanlage und sungen wie Working Capital Optimization, Supply Chain Investitionen, allerdings schließt sich auch hier die Lücke: Financing und Lending, sondern auch die sogenannten 49 % wollen ein volldigitales Sparkonto, 45% ein digitales Neo-Challenger-Banken, die mit intelligenten Geschäfts- Wertpapier- und 42 % ein Währungsangebot.13 konten für kleine Geschäfts- und Gewerbekunden zuneh- mend in das Kerngeschäft der Banken vordringen. Das Besondere an den Neo-Challenger-Banken: Sie integrie- ren regelmäßig auch Near-Banking-Leistungen wie Finan- zierung und Factoring, Versicherungen oder kaufmänni- sche Prozesse wie die Buchhaltung. Auch Lösungen im Beyond-Banking-Bereich sind echte Innovationstreiber in diesem Segment. Ein Beispiel für den Erfolg dieser digitalen Herausforde- rer ist der Finanzierer CRX Markets, ein digitalisierter und weitgehend automatisierter Marktplatz für die Finanzie- 80% rung von Lieferketten. Der Spezialanbieter vermittelt nicht nur den Verkauf von Forderungen, Unternehmen können auch ihre Verbindlichkeiten über diese Plattform meist- bietend an kurzfristig anlegende Investoren wie Versiche- rungen, Family Offices und Pensionsfonds veräußern. der kleinen Unternehmen und Gewerbekunden Das Leistungsversprechen der Münchner ist typisch für nutzen Online-Banking die modernen FinTechs, er punktet mit Schnelligkeit und Quelle: Roland Berger 2017 11 Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 18). 12 BearingPoint: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen (S. 6). 13 BearingPoint: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen (S. 16-18). 14 BearingPoint: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen (S. 6). 15 BearingPoint: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen (S. 24). 11
FinTechs mit Mehrwertdienstleistungen in den Bereichen Insurance, Mobilität, E-Commerce oder Kommunikation sind Innovationstreiber SME Near Banking FinTech Beyond Banking Trends InsurTechs Mahnwesen Finanzierung Buchhaltung E-Commerce Kommunikation Mobilität und Factoring Quelle: Star Finanz komfortablen Prozessen: Schon jetzt hat sich das junge Un- Solche Lösungen kommen an: Firmenkunden zeigen sich ternehmen bei Konzernen wie der Deutschen Lufthansa, zunehmend aufgeschlossen, den jungen FinTechs be- Vattenfall oder Nestlé gegen die Konkurrenz der traditio- stimmte Banking-Prozesse anzuvertrauen. 68 % der von nellen Banklösungen durchgesetzt. Roland Berger befragten Firmenkunden gaben an, dass sie sich vorstellen können, bestimmte Produkte zukünftig Für Freiberufler sowie klein- und mittelständische Firmen auch von Nichtbanken und FinTechs zu beziehen. Dabei bietet das 2016 gegründete FinTech Finiata eine Wor- waren besonders Betriebsmittelkredite (28 %), Zahlungs- king-Capital-Finanzierung. Unternehmen können sich ein- verkehr und Cash Management (26 %) sowie Leasing malig bei den Berlinern registrieren und einen festgelegten (24 %) für die befragten Firmenkunden interessant.16 Finanzierungsrahmen vereinbaren. Alle weiteren Prozes- Schon im Vergleich zu 2016 zogen die Marktanteile von se laufen automatisiert ab: Über die online hochgeladene FinTech-Dienstleistungen im Jahr 2018 spürbar an. Rechnung gibt es in Minuten eine Finanzierungszusage, die Auszahlung erfolgt ebenfalls automatisiert innerhalb Die meisten Firmenkunden sehen FinTech-Angebote eher von 24 Stunden. Die finanzierten Rechnungen lassen sich als Ergänzung (37 %), nicht als Alternative (29 %), aber nur übersichtlich im Online-Konto überwachen, sodass die noch 22 % der Unternehmen lehnen die Nutzung von Fin- Unternehmerin oder der Geschäftsführer jederzeit Volu- Techs grundsätzlich ab.17 men und Fälligkeiten der Kredite im Blick hat. 16 Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 27). 17 BearingPoint: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen 2018 (S. 31). 12
Für diese Bankgeschäfte nutzen Firmenkunden heute FinTechs 40 % Zahlungsverkehr 30 % 35 % Konten und Karten 26 % Kredite/ 26 % Finanzierung 15 % Vorsorge/ 24 % Versicherung 13 % 24 % 2018 Investitionen/ Anlage 14 % 2016 Quelle: BearingPoint 2018 13
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Situation der Banken: 4 STEIGENDE ERWARTUNGEN, CHANCEN AUF EFFIZIENZGEWINNE Mittlerweile hat sich zwar herausgestellt, dass die etab- und der Innovationsdruck durch den Wettbewerb wird wei- lierten Banken von den FinTechs doch nicht so schnell zur ter zunehmen. Und auch wenn manche Start-ups im Ban- Seite geschoben werden konnten wie ursprünglich von king scheitern – erst im August 2018 gerieten zwei Peer- den Digitalisierungsenthusiasten vorhergesagt. FinTechs to-Peer-Payment-Anbieter ins Straucheln, einer von Ihnen werden auch von den Banken heute eher als Ergänzung gab inzwischen auf –, werden andere doch zu großen und als strategische Partner wahrgenommen, die das ei- Playern im Markt. Erst Anfang September 2018 rückte mit gene Angebot erweitern oder für Effizienzsteigerungen in Wirecard der erste junge Finanzdienstleister in die Riege den Prozessen sorgen können. der DAX-Unternehmen auf – und zwar auf den Platz, den die Commerzbank frei machen musste.20 Doch von solchen Kooperationen profitieren nur die Ban- ken, die selbst ihre Kernprozesse digitalisieren, um den 4.1 Die Gegenwart: Firmenkunden in Zukunft auch die entsprechenden An- Wie sieht die Infrastruktur derzeit aus? gebote zu machen. Nach einer Untersuchung von BCG schneiden heute schon die Bankdienstleister wirtschaft- Aktuell sind die etablierten Banken ebenso wie die Spar- lich am besten ab, die bereit waren, Budgets von nicht kassen hinsichtlich der Digitalisierung im Firmenkundenge- wettbewerbsfähigen Standardprodukten abzuziehen und schäft eher schwach aufgestellt. Dieser Aussage stimmten die frei gewordenen Mittel in die Entwicklung neuer Pro- 2017 ganze 60% der von SCC Management befragten Füh- zesse und innovativer Angebote umzuleiten. Zu diesen rungskräfte im Bankensektor zu.21 Mit den Angeboten aus Best Practices gehört insbesondere auch, gezielt in digi- der Frühzeit der Digitalisierung, zum Beispiel Schnittstellen tale Prozesse, dazu passende digitale Produkte wie Apps, wie HBCI, EBICS und SWIFT, können Firmenkunden der- in technische Ausstattung wie Tablets sowie in die digitale zeit zwar ihre Konten mit professionellen Buchhaltungssys- Kompetenz der Mitarbeiter zu investieren.18 BCG geht da- temen ansteuern, um etwa Zahlungsdaten zur Überweisung von aus, dass in fünf Jahren, also bis 2023, bereits 30 % zu senden und Kontobewegungen abzurufen. Mit den heu- des Umsatzes im Firmenkundengeschäft mit digitalen An- tigen Möglichkeiten und Erwartungen der Firmenkunden hat geboten und über digitale Kanäle erwirtschaftet werden.19 dies, wie gezeigt, jedoch nicht mehr viel zu tun. Entsprechend gibt es keinen Grund, sich entspannt zu- Das haben auch die Banken selbst verstanden. Laut der Stu- rückzulehnen. Der Druck steigender Kundenerwartungen die von BCG denken 86% der befragten Führungskräfte im Corporate Banking, dass die Digitalisierung die Wirtschaft- lichkeit und den Wettbewerb im Firmenkundengeschäft dra- matisch verändern wird. Gleichzeitig sagen jedoch nur 43% der Befragten, dass ihre Bank bereits über eine konkrete Di- gitalisierungsstrategie und klare Schritte für die Umsetzung verfüge. Und nur 19% fanden, dass ihre Bank mit ihren digi- talen Produkten und Dienstleistungen das Zeug zum Markt- 30 % führer hätte.22 Dabei geht es nicht allein um die nicht ausrei- In fünf Jahren werden chend digitalisierten Produkt- und Leistungsangebote. Auch die Infrastruktur selbst ist nicht mehr zeitgemäß, wodurch der Einkünfte von Banken mit Firmenkunden aus neue Produkte nicht entwickelt und auch nicht auf die Wün- digitalen Angeboten und Kanälen generiert sche der unterschiedlichen Kundengruppen zugeschnitten werden können.23 Quelle: Boston Consulting Group 2018 18 Boston Consulting Group: Global Corporate Banking 2018 (S. 7). 19 Boston Consulting Group: Global Corporate Banking 2018 (S. 8–9). 20 https://www.capital.de/geld-versicherungen/5-fragen-zu-wirecard/3 21 Handelsblatt: Deutsche Bank will Firmenkundengeschäft digitaler machen (12.07.2018). 22 Boston Consulting Group: Global Corporate Banking 2018 (S. 9). 23 Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 20). 16
Im Retail-Banking gehören nach einer Studie von Roland Berger die End-to-End-Digitalisierung (98 %), die Ent- Priorität der Banken bei wicklung von digitalen Plattformen (96 %) und das Thema Instant Payments (90 %) zu den wichtigsten Innovations- der Digitalisierung im trends. Die Monetarisierung der vorhandenen Daten, auf Firmenkundenvertrieb der digitalen Agenda auf Platz sechs, wurde von erst 32 % der Banken beschlossen oder schon begonnen, 46 % der Befragten haben es zumindest als Teil ihrer langfristigen Entwicklung von Zusatz-Services 65 % Strategie für die Zukunft vorgesehen.24 Auch im Firmenkundengeschäft gibt es bereits Digitalisie- rungsinitiativen, jedoch sind die Produkte in diesem Seg- ment im Verhältnis zum Privatkundengeschäft deutlich Datenbasierte Kundenanalyse 58 % komplexer, beratungsintensiver und auch stärker von he- terogenen Kundenanforderungen geprägt. Während der Zahlungsverkehr auch im Firmenkundengeschäft heute Aufbau der digitalen weitestgehend digitalisiert wurde, gibt es insbesondere Kundenberatung 52 % noch starken Nachholbedarf in den Feldern Kreditvergabe und Finanzierung, Geldanlage, Vorsorge und Versicherung sowie in der Kommunikation zwischen Berater und Kunde. Ausbau der Wertschöpfung entlang der Spezialistenfunktion 50 % Nach einer Befragung von Horváth & Partners von 2017 sehen die befragten Banken bis 2020 vor allem das The- ma digitale Prozesse und Steuerung (+ 9 % auf 50 %) und Quelle: Horváth & Partner 2017 die digitale Kundenberatung (+ 7 % auf 59 %) wichtiger werden, wobei Letzteres neben neuen Kanälen wie dem Videochat auch auf künstlicher Intelligenz basierend Tech- spiel die Bereitschaft, für eine schnellere Abwicklung mehr niken wie Chatbots sowie die komplette Digitalisierung der Geld zu zahlen, bei Firmenkunden um 6% auf jetzt 51%. Beratung durch Robo-Advisory-Lösungen beinhaltet.25 Insgesamt stieg die Zahl der Firmenkunden, die für das Kon- tokorrentkonto Gebühren zahlen, um 10% auf über 60%.26 In der konkreten Umsetzung waren die Digitalisierungsbe- mühungen im Firmenkundenbereich bisher eher von indi- 4.2 Der Wettbewerb: viduellen Experimenten und Einzellösungen geprägt. Um neue Angebote im Firmenkundengeschäft den Kunden jedoch auch mittel- bis langfristig ein innovati- ves, wettbewerbsfähiges Angebot zu machen, sollten sich Der zunehmende Wettbewerb um die Firmenkunden zeigt die Bemühungen in der Zukunft konsequenter an dem tat- sich aktuell besonders in den Digitalisierungsbemühungen sächlichen Bedarf der Kunden, an den neuen technischen deutscher Banken und Sparkassen. Sie alle konzentrieren Möglichkeiten der Digitalisierung und am Wettbewerb sich zurzeit verstärkt auf den Auf- und Ausbau eigener orientieren. Insbesondere wird es entscheidend sein, die Firmenkundenplattformen. Die Zielgruppe: kleine und mit- Lösungsangebote so zu beschleunigen, zu vernetzen und telständische Firmen-, Geschäfts- und Gewerbekunden, entlang der Wertschöpfungskette zu erweitern, dass dem die derzeit öfter noch die klassische Online-Filiale nutzen, Kunden echter Mehrwert geboten und der Zugang zum die eher für die Privatkunden gedacht und auf deren Be- Firmenkunden und deren Entscheidern nicht nur gehalten, dürfnisse ausgelegt ist. Mit den neuen Plattformlösungen sondern auch gestärkt werden kann. zielen die Banken darauf, die Kundenbindung zu stärken und die jeweilige Bank als zentralen Ansprechpartner Für diese Leistungen sind die Firmenkunden nach der für Firmenkunden zu etablieren. Zu den neu eingeführ- 2018er-Umfrage von BearingPoint auch bereit, höhere Ge- ten Services der letzten Monate gehört zum Beispiel die bühren zu akzeptieren: Im Vergleich zu 2016 stieg zum Bei- Möglichkeit, bankenübergreifend alle Konten eines Kunden 24 Roland Berger: Halten Finanzdienstleister Schritt mit der Digitalisierung? (S. 6). 25 Horváth & Partner: Die Zukunft des Corporate Banking 2017 (S. 3). 26 Bearin Point: Digitale Wünsche der Firmenkunden im Banking von Morgen 2018 (S. 27–28). 17
Big Techs wie Google, Amazon und Apple drängen in den Banking-Markt Banking 1.0 Konkurrenzdruck durch FinTechs Banking 2.0 Banking 3.0 Banking 1.0 = Klassisches Banking Banking 2.0 = Near Banking und digitale Services = bereits erreicht Banking 3.0 = Beyond Banking und digitale Services = noch ausstehend Quelle: Star Finanz in das eigene Online-Banking der eigenen Bank zu integrie- Und auch an der Einbindung weiterer Partner wird bereits ren und so die Verwaltung von Zahlung und Liquiditätsma- gearbeitet. nagement im eigenen Angebot zusammenzufassen. Neuer im Wettbewerb um den zentralen Kundenzugang Ebenfalls neu sind Anwendungen wie zum Beispiel der im Firmenkundengeschäft sind Anbieter von Finanz- und CashRadar der Commerzbank. Hier können Kunden Re- Buchhaltungslösungen. So bietet zum Beispiel die DA- ports generieren, Zahlungsein- und ausgänge grafisch TEV, der genossenschaftliche Dienstleister der Steuer- darstellen, automatisiert bestimmten Kategorien zuord- berater, seit Kurzem einen Online-Zugang nicht nur für nen und daraus Prognosen für die zukünftige Ertrags- die eigenen Genossen, sondern auch für deren Firmen- situation und die Liquiditätsentwicklung ableiten. Diese kunden an. Hier können Unternehmen etwa ihre Ein- und Beispiele verdeutlichen, welche Möglichkeiten Banken Ausgangsrechnungen hochladen, speichern, automati- schon jetzt zur Verfügung stehen, wenn sie die entspre- siert auslesen und als Zahlungsanweisung an die Bank chenden digitalen Werkzeuge entwickeln. Denn all diese versenden. Im Kern dient diese Lösung dem komfortab- Informationen liegen im Rahmen der Buchungsvorgänge leren, digitalen Austausch von Belegen – Kunden können auf den Konten jeweils vor. Hier geht es nur noch darum, so den Postweg zum Steuerberater umgehen, auch ein- diese für den Kunden in einem neuen Format, visuell an- fache kaufmännische Prozesse – Rechnungen vorberei- sprechend und einfach zugänglich zu machen. ten, den Konten zuordnen und die digitale Lohnbuchhal- tung – werden hier schon abgebildet. Die rechtssichere Einen weiteren komplexen Ansatz verfolgt die Deutsche Archivierung aller Belege wird gleich mit angeboten. Für Bank mit der Firmenkundenplattform BluePort, die erstmals die Kunden kann das komfortabel sein, denn mit dem auch Kooperationspartner aus der FinTech-Welt in das ban- Steuerberater müssen sich die meisten Gewerbetreiben- keigene Umfeld integriert. Aktuell können BluePort-Kunden den ohnehin austauschen. Für die Banken ist dies jedoch auch Angebote wie SMACC für die Prozessautomatisie- nicht unproblematisch. Denn hier wird das Banking von rung der eigenen Finanzabteilung oder FastBill als Buch- der Bank entkoppelt und der regelmäßige Kontakt zwi- haltungslösung für Kleinbetriebe zu vergünstigten Konditio- schen Bank und Kunde geht verloren. nen nutzen. Zwar wird hier der Plattformgedanke noch nicht im vollen Umfang umgesetzt, da die Nutzer derzeit von der In der Zusammenarbeit zwischen FinTechs und Firmen- Plattform an die Kooperationspartner weitergeleitet werden. kunden konzentriert sich ein Teil der jungen Anbieter Die zentrale Idee, Mehrwerte um die Kernleistung des Ban- derzeit auf das Segment der kleinen Gewerbe- und Ser- kings herum anzubieten, zielt jedoch in die richtige Richtung. vicekunden, also die kleinen Soloselbstständigen und 18
Kleinunternehmen mit wenigen Mitarbeitern. Diese Kun- Kombination aus Buchhaltung und Finanzlösung die dengruppen sind für Banken meist wenig ertragreich, da Möglichkeit, alle administrativen Prozesse über eine sie in der persönlichen Betreuung Aufwand verursachen, Plattform abzuwickeln. Und auch der im Privatkundenbe- aber kaum oder keine beratungsintensiven oder margen- reich schon bekannte Anbieter N26 bietet bereits ein rein starken Leistungen in Anspruch nehmen. Ihnen bieten Smartphone-basiertes Firmenkundenkonto an. die FinTechs digitale Firmenkonten mit speziell auf sie zugeschnittenen Features an. Dies ist umso leichter, als Noch einen Schritt weiter geht der bereits 2011 in Finn- der Schritt vom Privatkundenkonto zum Angebot für Solo- land gegründete Anbieter Holvi, einer der Best-Practice- selbstständige recht klein ist. Cases, bei dem das Konto selbst zahlreiche Mehrwerte anbietet: Über die Holvi-App lassen sich digitale Rech- Ein Beispiel für eine solche individuelle Kontolösung ist nungen erstellen und archivieren, eingehende Zahlungen der im Februar 2017 gestartete Anbieter Kontist, der sich werden automatisch mit den Rechnungen abgeglichen, an Freelancer richtet und dessen Konto von allen Zah- Kreditkartenbelege lassen sich über Handyfotos erfassen, lungseingängen automatisiert die fälligen Einkommens- auch unterschiedliche Reports kann das Konto erzeugen. und Umsatzsteuern abziehen und auf entsprechende Intelligent ist auch die neueste Kooperation von Holvi mit Unterkonten buchen kann. Kontist kooperiert zudem der Mobilitätsplattform Uber in Skandinavien: Neue Fahrer mit der Buchhaltungssoftware Debitoor, aus der heraus für Uber, typische Soloselbstständige der neuen Plattfor- Rechnungen gestellt und Zahlungen angewiesen wer- mökonomie, bekommen nun automatisch ein Holvi-Fir- den können. Die Haufe Group, mit ihrer Marke Lexware menkonto angeboten, mit dem sie ihre Zahlungen und die im Bereich Unternehmensführung und Buchhaltung für Buchhaltung ihrer Taxidienstleistung managen können. kleine und mittlere Unternehmen aktiv, hat sich Anfang Auch hier vernetzen sich Anbieter unterschiedlicher Ser- Oktober 2018 an Kontist beteiligt und bietet durch die vices zu einem integrierten, nutzerzentrierten Ökosystem. Mehrwertdienstleistungen wie automatisierte Buchhaltung sind längst Commodity für Neo-Challenger-Banken Near Banking: Buchhaltung Mehrwertdienstleistungen geplant Versicherung Factoring * geplant Beyond Banking: E-Commerce (Webshop) Beratung (z.B. Personal- vermittlung, Rechtsberatung) App Nutzung Weblösungen geplant Zielgruppe KMU /Selbstständig / Freelancer /Start-ups / / / / / / / / / / / / / / / / / / *Über den Marktplatz mit Premium-Konto. Stand: Oktober 2018 /Quelle: Star Finanz 19
Die Beispiele zeigen, wie die eigentlichen Bankdienstleis- tungen nicht nur geschickt auf spezifische Zielgruppen zugeschnitten werden. Die besten Ideen integrieren und automatisieren längst die täglichen bank- und buchhal- tungsnahen Prozesse und verlängern dadurch das Leis- tungsangebot für den Kunden entlang der Wertschöp- fungskette durch das Konto selbst. Das ist nicht nur für Firmen- und Gewerbekunden attraktiv. Auch für FinTechs sind diese Angebote lohnend, denn wenn die Program- mierung einmal steht und eine Mindestanzahl an Nutzern gewonnen wurde, ist der Aufwand für jeden weiteren Kun- den vernachlässigbar. Analog zur kundenindividuellen Massenproduktion, bei der sich mittels digital vernetzter Produktions- und Fer- tigungsstraßen die Mindestmenge in der Produktion auf eins reduzieren lässt, können digitale Dienstleistungen zudem verhältnismäßig einfach modifiziert und erweitert werden, um den Kunden perspektivisch ein hohes Maß an Individualität und Flexibilität sowie auf ihre jeweili- ge Branche zugeschnittene Komponenten anzubieten.27 Attraktiv ist dies insbesondere, wenn man die Skaleneffek- te mit einbezieht: Je stärker die Nutzerzahlen steigen, des- to kostengünstiger lassen sich die Leistungen erbringen. Dies macht digitale Lösungen gerade für große, aber in ihren Anforderungen sehr heterogene Gruppe wie die Ge- schäfts- und Servicekunden zu einem wertvollen Angebot. 27 Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 12). 20
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Lösungsansätze: 5 VON DER TRANSFORMATION ZUR PLATTFORMLÖSUNG 5.1 Firmenkunden: der Nutzungskomfort, ein gutes Reporting sowie automati- heterogene Anforderungen der Zielgruppe sierte Unterstützungsleistungen eine größere Rolle. Firmenkunden sind eine ausgesprochen heterogene Darüber hinaus unterscheiden sich die Anforderungen Zielgruppe. Das macht die Digitalisierungsansätze für der Kunden stark nach Branchen. Ein international täti- Bankdienstleistungen anspruchsvoll. Denn Firmenkun- ger Produzent von hoch spezialisierten Maschinen oder den unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Größe, der bran- Bauteilen hat einen anderen Produkt- und Servicebedarf chenspezifischen Anforderungen an Beratung, Produktex- als zum Beispiel ein deutschlandweit agierender Lebens- pertise und auch mit Blick auf die internen Kompetenzen, mittelhersteller, ein erfolgreicher Webshop, ein regionaler Tools und Prozesse, die die Kunden für die Erledigung Bauträger oder der lokale Buchladen. Nicht zuletzt durch ihrer bankbezogenen Geschäfte einsetzen. die Digitalisierung haben es die Banken aber auch immer stärker mit sogenannten hybriden Kunden zu tun, deren Ein Kriterium für die Ansprüche und der Bedarf der wechselhaftes Nachfrageverhalten nicht mehr einseitig Kunden ist die Größe des Unternehmens. Große Un- auf Leistung, Preis oder Service zurückgeführt werden ternehmenskunden ab einem Jahresumsatz von 20 Mil- kann.29 lionen Euro aufwärts haben zum Teil einen komplexen Beratungs- und Finanzierungsbedarf, benötigen aber in 5.2 Die digitale Transformation abschließen jedem Fall ausgeprägte und anspruchsvolle Dienstleis- tungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Förder- Für die Banken ist angesichts des steigenden Wettbe- mittel und Risikokapital, Forderungsmanagement und werbs vor allem wichtig, mit der Digitalisierung von Stan- Supply Chain Finance, Factoring und Leasing sowie Au- dardprozessen voranzukommen und Prozesse und Pro- ßenhandels- und Versicherungsprodukte. Zudem bilden dukte so weit in die digitale Welt zu überführen, dass die diese Kundengruppen ihre internen Organisations- und Geschwindigkeits- und Komfortansprüche heutiger Fir- Buchhaltungsprozesse oft bereits um eine professionelle menkunden erfüllt und bei den Banken selbst auch Effi- Enterprise-Resource-Planning-Software wie SAP herum zienzpotenziale gehoben werden können. Insbesondere ab oder nutzen eine professionelle Banking-Software wie SFirm, in der sich auch komplexere Aufgaben und Rollen zuweisen lassen. Firmenkunden aus dem Mittelstand mit einem Jahresum- satz ab 2,5 Millionen Euro sowie Gewerbekunden mit einem Umsatz von 0,5 bis 2,5 Millionen Euro und teilweise auch größere Geschäfts- und Gewerbekunden benötigen in der Regel eher weniger strukturierte Lösungen, sind aber offen für Beratung und brauchen in Kernbankleistungen durchaus kompetente Unterstützung bei komplexen bankbezogenen Lösungen. 84% der mittelständischen Kunden suchen wei- terhin häufig den persönlichen Kontakt. Bei den Großkunden sind es dagegen nur noch 54%.28 Für die Gruppe der kleinen gewerblichen Servicekunden dagegen spielen in der Regel Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 18). 28 BearingPoint: Digitale Wünsche des Firmenkunden im Banking 29 von Morgen 2018 (S. 2). 22
wird es entscheidend sein, hier multikanalfähige Prozesse Diese Entwicklung auch im Firmenkundengeschäft zu re- aufzusetzen, also einen Wechsel von Tablet zu Desktop zu alisieren, wie es bereits im Privatkundengeschäft getan Smartphone bis hin zum Vor-Ort-Termin mit dem Firmen- wurde, ist keine Frage mehr von ob, sondern vielmehr kundenberater möglich zu machen, ohne dass beim Wech- von wann. Bisher hat sich jenseits der Tech-Giganten sel von einem Kanal zum anderen Daten verloren gehen. noch kein erkennbarer Wettbewerber herausgeschält, der die komplexen Anforderungen im Firmenkundengeschäft Ebenfalls wichtig ist es, dass automatisiert und weitest- über einzelne Anwendungsfelder hinweg besetzen kann. gehend fallabschließend gearbeitet werden kann: Wie ge- Und selbst Amazon, Google oder PayPal bieten jenseits zeigt, wollen Kunden nicht mehr auf die Bewilligung oder spezialisierter Lösungen noch keine voll funktionsfähigen Umsetzung von einfachen und selbst komplexeren Pro- Firmenkonten an. zessen warten. Eine Kontoeröffnung, die Erhöhung von Kontokorrentkrediten und das Ein- und Austragen neuer Relevant ist der Plattformgedanke aber schon heute in der Kontobevollmächtigter muss heute online möglich sein, Form, dass sich Banken auch im Firmenkundengeschäft ohne dass noch Unterlagen ausgedruckt, per Post ver- darüber Gedanken machen, wie sehr die eigenen Plattfor- schickt oder händisch von Formularen wieder zurück ins men den modernen Anforderungen und Nutzungsgewohn- System getippt werden müssen. heiten entsprechen: Gibt es überhaupt einen auf die Ziel- gruppe zugeschnittenen digitalen Raum und lässt er sich Als wichtige Hürden auf diesem Weg nennen die Banken an die Anforderungen der Unternehmensgröße und der selbst vor allem die bereits vorhandenen, unflexiblen Le- Branche anpassen? Wie steht es um die Nutzerfreundlich- gacy-Systeme (95 %), Investitionsbeschränkungen und keit und den Komfort, gibt es eine intelligente Auswertung andere Geschäftsprioritäten (88%) sowie die mangelnde und Aufbereitung von Daten, eine ansprechende grafische Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter (84 %). Dass Gestaltung und die Möglichkeit zur Mobilität, Vernetzung diese Veränderungen dennoch notwendig sind, ist bei der und Bereitstellung in unterschiedlicher Form und an unter- Mehrzahl der Banken angekommen. Nur noch 14 % der schiedliche Zielgruppen? Banken glauben, ein unklarer Business Case sei ein kriti- sches Risiko für solche Investitionen, nur 8 % glauben an Ebenfalls wichtig ist es im Zeitalter der digitalen Innovati- eine zu geringe Aufmerksamkeit im Management und nur on, sich bei der Entwicklung des eigenen Angebotes nicht 5 % der Banken berichten von einem fehlenden Sharehol- allein mehr auf die Kernbankleistungen zu verlassen. der-Support für den Ausbau digitaler Services.30 Stattdessen gilt es, die Idee von Mobilität, Vernetzung und Kundennutzen ernst zu nehmen und – gemeinsam 5.3 Plattformlösungen und disruptive mit den Firmenkunden selbst – ein Verständnis für die Geschäftsmodelle konkreten, täglichen und wesentlichen Herausforderun- gen der Kunden zu entwickeln. Nur so können die Banken Auch im Bankensektor prognostizieren manche Bera- Lösungen anbieten, die den Firmenkunden das Leben tungshäuser und Brancheninsider ein Vordringen der leichter machen. Plattformökonomie. Ausgehend von Anbietern wie Ver- gleichsplattformen, Zinsportalen und den großen Playern Aber auch weiter gehende Dienstleistungen sind vorstell- wie Google und Amazon erwarten die Experten auch für bar: Ein Portal könnte den Firmenkunden als zusätzlichen Bankdienstleistungen das Vordringen von Online-Platt- Service zum Beispiel anbieten, deren Lieferanten samt formen, die sich zur zentralen Schnittstelle zum Kunden Konditionen zu verwalten. So könnten Zahlungen nicht nur entwickeln. Demnach müssten sich Banken neu positio- ausgeführt, sondern Zahlungstermine einfacher gemanagt nieren: Als Relationship-Experte, der mit besonderer Kun- und damit die Liquidität optimiert werden. Zudem kann und dennähe und Fachkenntnissen punkten kann, als Produkt- sollte das eigene Angebot ergänzt und das eigene Portal experte, der sich auf bestimmte, besonders effiziente und als zentrale Anlaufstelle auch für weiter gehende Angebote wettbewerbsfähige Produkte konzentriert, oder die Ban- Dritter geöffnet werden. Dies können spezialisierte Dienst- ken müssten selbst zum technischen Anbieter werden, leistungen aus dem Banking, andere Anbieter für Bankpro- der wiederum andere Dienstleister und Produktanbieter dukte und sogar Lösungen für angrenzende Bereiche wie mit vertreibt.31 Buchhaltung, Bestands- und Bestellwesen sein. 30 Roland Berger: Halten Finanzdienstleister Schritt mit der Digitalisierung? (S. 14) 2018. 31 Roland Berger: Corporate Banking 2020 (S. 3). 23
Eines zeigt die Wettbewerbsanalyse bereits heute sehr 5.4 Ausblick: deutlich: Solche Ideen haben sich nicht nur im Privatkun- neue Technologien im Blick behalten densegment schon weit verbreitet, sie gewinnen gerade in diesem Moment auch im Firmenkundengeschäft erheblich Weitere bahnbrechende Veränderungen entstehen in die- an Bedeutung. Erste Schritte wie BluePort der Deutschen sem Moment durch den rasanten technischen Fortschritt Bank, Angebote der Commerzbank und auch Initiativen in Feldern wie Robotik, Automatisierung und Vernetzung der Genossenschaftsbanken zeigen in diese Richtung. von Sensoren und Geräten (Internet of Things), durch Und auch die Sparkassen haben über ihre IT- und Digi- künstliche Intelligenz und neue Interfaces wie die sprach- talisierungsspezialisten hier den Kurs auf die Zukunft basierten Schnittstellen zum Computer (Voice Interface, gesetzt. Die nächsten ein bis zwei Jahre werden zeigen, Chatbots), Blockchain-Technologie sowie die Analyse und welche Bankdienstleister hier ihre Poleposition gegen Auswertbarkeit großer Datenmengen (Big Data, Analytics). die Herausforderer aus der Riege der amerikanischen Auch diese Innovationen haben das Potenzial, das Leben und asiatischen Tech-Giganten sowie gegen die jungen der Kunden einfacher und die Interaktion mit den Banken Neo-Challenger-Banken verteidigen können. komfortabler und nutzwertiger zu machen, wenn die Finan- zinstitute jetzt Ideen entwickeln, welche intelligenten Mehr- werte sich mit diesen Technologien erzeugen lassen. 24
Die Sparkassen-Finanzgruppe: 6 DIGITALE LÖSUNGSLANDSCHAFT FÜR DAS FIRMENKUNDENGESCHÄFT 6.1 Digitale Innovationen ausrollen hinaus können auch alle Umsätze sowie die fälligen, auto- risierten und auch die vorgemerkten Zahlungen einzeln be- Im Wettbewerb um Firmenkunden haben Sparkassen trachtet werden. Die mobile Anwendung informiert Unter- einen großen Vorteil, denn die von den Sparkassen ent- nehmer per individuell konfigurierbaren Push-Nachrichten wickelten Angebote können längst, was die FinTechs und proaktiv über alle firmenrelevanten Vorgänge rund um die Bankportale heute als neu präsentierten: mehrere Konten Geschäftskonten und ist daher ein perfekter Begleiter im in einem Programm zusammenführen, interne Workflows Büroalltag eines Unternehmers. Zudem ermöglicht die App beim Kunden abbilden sowie zentrale Reportings von den Nutzern, direkt aus der Anwendung heraus Kontakt Kennzahlen erstellen. Über das Banking-Programm SFirm zum Firmenkundenberater der Sparkasse aufzunehmen. für Unternehmens- und Firmenkunden sowie StarMoney Die App bezieht ihre Daten aktuell aus SFirm, alle Konto- Business lassen sich zum Beispiel schon heute verschie- und Zahlungsdaten, die in SFirm verfügbar sind, werden so dene Mitarbeiter in unterschiedlichen Rollen in das Fi- jederzeit, mobil und nahezu in Echtzeit dem Vorstand oder nanzmanagement eines Unternehmens einbinden. Und der Geschäftsführung zugänglich gemacht. Voraussetzung über diese Zugänge können Nutzer vom Firmenkunden hierfür ist ein Bankzugang wie EBICS oder FinTS/HBCI. bis zum Selbstständigen Konten und Buchungsvorgänge Im nächsten Schritt sollen weitere Datenquellen wie Star- im Blick behalten, Liquiditäts- und Budgetplanungen vor- Money Business an das Finanzcockpit anbindbar sein, an nehmen und Zahlungsvorgänge auslösen. einer digitalen Lösung für Geschäfts- und Gewerbekunden der Sparkassen wird bei der Star Finanz bereits gearbeitet. Diese Programme kommen bei den Firmenkunden der Sparkassen gut an. Bei den Firmenkunden gibt es derzeit Das Finanzcockpit ist dabei nicht nur für die Entscheider im etwa 200.000 Nutzer von SFirm; StarMoney Business ist Unternehmen eine intelligente und zentrale Informations- aktuell bei rund 140.000 Selbstständigen und Gewerbetrei- einheit, die erstmals jederzeit und an jedem Ort Informa- benden im Einsatz. Doch diese Programme allein schöpfen tionen zur finanziellen Situation der Firma komfortabel zur die Vorteile noch nicht aus, die mit den technischen Möglich- Verfügung stellt. Gerade für die Sparkassen bietet dieser keiten heute darstellbar sind. Das betrifft vor allem die drei digitale Kanal eine große Chance. Denn mit der App verfü- zentralen Mehrwerte, mit denen gerade FinTechs punkten: gen die Institute jetzt über einen direkten Zugang nicht nur mit Mobilität, Echtzeit-Informationen und Vernetzung. zur Buchhaltung und zu den Abwicklern von Zahlungsvor- gängen im Unternehmen. Sie sind darüber als kompeten- 6.2 Das Finanzcockpit: ter Banking-Partner auch dauerhaft auf dem Tablet oder Kennzahlen auf den digitalen Smartphone der Geschäftsführerin oder des Vorstands Schreibtisch bringen präsent und damit auf dem digitalen Schreibtisch der Un- ternehmensleitung, der immer wichtiger wird. Diese mo- Mit dem Finanzcockpit haben die Sparkassen kürzlich bile Verfügbarkeit stärkt nicht nur die Wahrnehmung der eine echte digitale Innovation auf den Markt gebracht, die Sparkassen und damit die Bindung der Entscheider an das das Potenzial der Digitalisierung, also die Analyse und jeweilige Institut. Auch als Kommunikationskanal zwischen Bereitstellung von entscheidungsrelevanten Daten durch Unternehmensleitung und Firmenkundenberater lässt sich intelligente Vernetzung, ermöglicht und so für die Unter- diese App nutzen. In den kommenden Ausbaustufen wird nehmenskunden einen echten Mehrwert generiert. Denn unter anderem darüber nachgedacht, neben Chats mit der das Finanzcockpit, als App für das Smartphone und für Bank auch die Anbindung des E-Postfachs zu ermöglichen. Tablets verfügbar, bündelt alle Kontobewegungen über alle Unternehmenskonten hinweg zu übersichtlichen Re- Das Finanzcockpit verzeichnet bereits mehrere tausend ports für die Unternehmensleitung. Verfügbar sind derzeit Downloads und ist bei vielen Firmenkunden im Einsatz. nicht nur aggregierte Summen für die Zahlungsein- und Dass Reports jetzt jederzeit und an jedem Ort auf dem ausgänge, die aktuelle Liquiditätssituation, die Kreditlinie aktuellsten Stand der Buchungen erstellt werden können, sowie Monatssalden für alle hinterlegten Konten. Darüber wird von den Kunden als echter Mehrwert wahrgenommen. 25
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