WHY PATTERNS? MUSIK DER ZEIT 8 - WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL

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WHY PATTERNS? MUSIK DER ZEIT 8 - WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL
NEUE MUSIK

 MUSIK DER ZEIT [8]
WHY PATTERNS?
   WDR SINFONIEORCHESTER
        PETER RUNDEL
   SAMSTAG 22. JUNI, 20.00 UHR
 FUNKHAUS WALLRAFPLATZ, KÖLN
WHY PATTERNS? MUSIK DER ZEIT 8 - WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL
MUSIK DER ZEIT [8]
WHY PATTERNS?
SA 22. JUNI 2019
19:00 EINFÜHRUNG MIT VITO ŽURAJ UND
      JUSTĖ JANULYTĖ

20:00 KONZERT
FUNKHAUS WALLRAFPLATZ,
KLAUS-VON-BISMARCK-SAAL, KÖLN

ENSEMBLE FÜR EXPERIMENTELLE IMPROVISATION
PAULO ÁLVARES, MARIA SHYKYRINSKA,
PEDRO SPERANDIO, ANTON GERZENBERG / E-Orgel
RAMÓN GARBELLA / Maracas
SERGEJ MAINGARDT / Klangregie
PAULO ÁLVARES / Leitung

MARCUS WEISS / Saxophon
DANIEL GOTTSCHLICH / Koch-Performer
WDR SINFONIEORCHESTER
PETER RUNDEL / Leitung
MARTINA SEEBER / Moderation

SENDUNG
WDR 3
8. Juli 2019, 20.04 Uhr
in stereo und 5.1. surround   ZUM NACHHÖREN IM
Videostream auf wdr3.de       WDR 3 KONZERTPLAYER
WHY PATTERNS? MUSIK DER ZEIT 8 - WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL
PROGRAMM   3

STEVE REICH
Four Organs (1970)
für vier elektrische Orgeln und Maracas
16'

JUSTĖ JANULYTĖ
The Colour of Water (2017)
für Saxophon und Kammerorchester
Deutsche Erstaufführung
16'

VITO ŽURAJ
Hors d'œuvre (2018–19)
nach einem Skript von Patrick Hahn
für Koch-Performer und Orchester
Kompositionsauftrag des WDR
Uraufführung
18'

Pause

MORTON FELDMAN
The Turfan Fragments (1980)
für Kammerorchester
27'
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4   MUSIK DER ZEIT [4]
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WHY PATTERNS?
Muster begegnen uns nicht nur auf Textilien, in der bildenden
Kunst, der Natur oder in sozialen Verhaltensweisen. Auch die
Musik setzt seit jeher auf Wiederholung und Regelmäßigkeit, auf
das Wiederkehren von Abfolgen, das Ineinandergreifen gleich­
förmiger Strukturen. Ob mehrstimmige Gesänge von Pygmäen
in Zentralafrika oder die rund fünfhundert Jahre alte franko-
flämische Polyphonie; ob elektronische Tanzmusik des 21. Jahr­
hunderts oder auch die Minimal Music, wie sie sich seit den
1960er-Jahren in den USA entwickelt hat: Muster in Musik faszi­
nieren. Sie schaffen Ordnung und Orientierung, aber ebenso
können sie durch Veränderung oder Überlagerung zu vielschich­
tigen Klanggebilden heranwachsen. Nicht selten werden musika­
lische Muster als per se ästhetisch aufgefasst.

Die Kunstform Musik – mit akustischen Instrumenten von Men­
schen erzeugt – sieht in der Regel keine mechanischen Wieder­
holungen vor. Jede Repetition einer Struktur ist zugleich eine
Variante ihrer selbst. Kehrt ein Material oder Ereignis ein zweites,
drittes, viertel Mal wieder, ist es seiner Ausgangsversion höchs­
tens ähnlich, nicht aber exakt gleich. Und genau darin liegt das
Geheimnis der Lebendigkeit von Musik. So sieht es auch Steve
Reich, der in seinem 1970 ent­standenen Stück »Four Organs«
einen wiederkehrenden Akkord kontinuierlich heranwachsen
lässt, bis aus alten Mustern neue werden. Das Ohr sucht sich
im Laufe der Zeit seine eigenen, immer wieder anderen Gruppie­
rungen von Tönen und Klängen. Auch in Justė Janulytės 2017
entstandenem Saxophonkonzert »The Colour of Water« stehen
verschiedene, sich stetig entwickelnde Bewegungsmuster im
Zentrum. Die gebürtige Litauerin rekurriert musikalisch auf das
Element des Wassers und seine Eigenheiten.
Einen gänzlich anderen Zugriff auf Muster und Musterhaftigkeit
bietet die neue Komposition des Sloweniers Vito Žuraj: In »Hors
d’œuvre« für Orchester und Koch-Performer treffen Techniken,
Routinen und Rituale der Kochkunst auf Farben, Formen und Tex­
turen eines Orchestersatzes. Auch Morton Feldman bezieht sich
mit seinem 1980 entstandenen Kammer­orchesterstück auf ein
außermusikalisches Musterkonzept: In »The Turfan Fragments«
übersetzt er die eigentümliche Farbgestaltung geknüpfter Orient­
teppiche in ein musikalisches Gefüge.
WHY PATTERNS? MUSIK DER ZEIT 8 - WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL
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    STEVE REICH
    FOUR ORGANS (1970)

    Als ich 1969 von einem Auftritt im Whitney Museum mit meinem
    »Phase Shifting Pulse Gate« in mein Studio zurückkehrte, packte
    ich das Gerät nicht sofort aus. Ich ließ es in seinem Koffer. [Das
    »Phase Shifting Pulse Gate« ist eine Art automatische elektroni­
    sche Orgel, die graduelle rhythmische Phasenverschiebungen
    erzeugen kann.] Ein Grund, weshalb ich zögerte, war, dass ich die
    rhythmische »Perfektion« des Gates (wie auch die jedes anderen
    elektronischen Sequencers oder Rhythmusgeräts) als unmusika­
    lisch empfand. Denn in jeder von Menschen erzeugten Musik, die
    auf stetigen Pulsen beruht – so wie meine eigene – gibt es immer
    Mikrovariationen im Metrum. Sobald ein Mensch ein Instrument
    spielt oder singt, wird die Musik lebendig – einfach aufgrund der
    minimalen rhythmischen Ungenauigkeiten. Zu dieser Erkenntnis
    war ich also nun gelangt: Musik über das Drehen von Knöpfen zu
    generieren, anstatt mit den Händen oder dem ganzen Körper, war
    letztlich nicht zufriedenstellend für mich.
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So kam ich etwa drei Monate später, im August 1969, auf eine Idee:
Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn eine Gruppe von Tönen als
stetig wiederholter Akkord einen Puls bilden würde (ähnlich wie zu
Beginn meines Stückes »Pulse Music«), wobei einer der Töne bei
jeder Wiederholung ein klein wenig länger würde. Diese sukzessive
Verlängerung der Tondauer würde irgendwann zu einer Art »Zeit­
lupen-Musik« werden. Zu Beginn der Stückes wären die Töne also
einstimmig zu hören, in einem pulsierenden Akkord. Nach und
nach würde sich das Klanggeschehen verbreitern, wie in einem
horizontalen grafischen Balkendiagramm mit immer größeren Bal­
ken. Mir schwebte dafür konkret ein wiederholter Akkord auf einer
elektrischen Orgel vor, bei dem erst ein einzelner und dann mehre­
re Tasten immer länger von den Spielern heruntergedrückt werden.
So ergeben sich für die entsprechenden Töne nach und nach länge­
re Dauern. Und anstatt für die Zeitmessung eine digitale Uhr zu
verwenden, dachte ich an einen zusätzlichen Musiker, der einen
stetigen Puls auf einer Rassel dazu spielt. Auf diese Weise wären
die Musiker in der Lage, gemeinsam mitzuzählen und die Kontrolle
über ihre Verlängerung der Tondauern zu behalten.

Für mehrere Monate sah ich mich dann nicht wirklich in der Lage,
mit der Komposition zu beginnen. So wurde es schließlich Januar
1970, als ich die Arbeit an dem neuen Stück »Four Organs« für vier
elektrische Orgeln und Maracas abschloss.

Steve Reich
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8   MUSIK DER ZEIT [8]

    JUSTĖ JANULYTĖ
    THE COLOUR OF WATER (2017)

    »The Colour of Water« ist der dritte Teil meiner »Lettischen
    Trilogie«, zusammen mit den Stücken »Elongation of Nights«
     (2009) für Streichorchester und »Observation of Clouds« (2012)
     für Stimmen, Bläser und Streicher. In der jüngsten der drei Kom-
     ­positionen von 2017 verfolge und vertiefe ich einige Entdeckun­
     gen, die ich während des Schreibens der beiden ersten Stücke
     gemacht habe. So ist »The Colour of Water« ein Versuch, die illu­
     sionäre Farbe von Wasser – die natürlich nicht wirklich existiert
    – zu greifen, sie zu beleuchten. Mit musikalischen Metaphern,
      die das Feld von Reflexion, Spiegelung, Widerschein umkreisen,
     suche ich nach Antworten. Das kompositorische Material gene­
      riere ich durch Spiegelungen, die sowohl die Makro- als auch die
     Mikroebene des Stückes betreffen.
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Der Solopart des Saxophonisten setzt sich aus einem geradezu
obsessiven Oszillieren zwischen tiefen und hohen Tönen zusam­
men, deren Abstände im Laufe der Zeit immer größer werden.
In der Folge wird der Raum zwischen diesen beiden Polen mit
mehr und mehr musikalischer »Flüssigkeit« gefüllt – etwa mit
wechselnden Harmonien und Klangfarben. Irgendwann ist dann
der gesamte klangliche Container randvoll mit Flüssigkeit; bis er
schließlich überfüllt ist.

Die Streicher sind so auf der Bühne platziert, dass der Klang
sich im Kreis – oder vielmehr: in einem hypnotischen Wirbel –
bewegt. Auf diese Weise wird das Pendeln zwischen den gegen­
sätzlichen Polen des Soloparts aufgefangen und umrahmt. Der
Saxophonist ist umgeben von riesigen, sich auftürmenden Wellen,
in die er immer tiefer hineingezogen wird. Irgendwo in der Tiefe
hält schließlich sein Atmen an, und die Spannung zwischen den
beiden Polen löst sich endgültig auf.

Justė Janulytė

Ich hatte erwartet, ganz unten am Grund eine vollkommene
Dunkelheit vorzufinden. Doch zu meiner Überraschung sah der
Meeresboden hell und strahlend transparent aus.

Jacques Piccard, Schweizer Tiefseeforscher

… und süß dünkt Schiffbruch mich in diesem Meere.

Giacomo Leopardi
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10 MUSIK DER ZEIT [8]

  VITO ŽURAJ
   HORS D’ŒUVRE (2018–19)

   Süß, sauer, salzig, bitter, fett und umami – diese sechs Ge­
   schmacks­qualitäten prägen das Menü des Kölner Zwei-Sterne-
   Restaurants »Ox & Klee«, dessen Chef und Inhaber Daniel
   Gottschlich als Solist vor dem Orchester ein Küchen-Drumset
   bespielt, um für das Publikum eine Speise vorzubereiten – das
   »Hors d’œuvre«. Es wird geschnitten, geschält, geschlagen,
   gerieben, gehört und genossen. Sowohl das Ohr, das Auge als
   auch die Zunge werden dabei stimuliert. Und das nicht nur durch
   Zwiebeln …

   Vito Žuraj
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Die Ästhetisierung aller Lebensbereiche hat längst auch die
Kochtöpfe erreicht: Die Kreationen mancher »Chefs« treten un­
umwunden in Wettstreit mit Werken der bildenden Kunst. Fern
davon, Leib und Seele durch Eiweiß, Fett und Kohlehydrate zu­
sammen zu halten, sind kulinarische Genüsse heute oft faszinie­
rende synästhetische Erlebnisse, anspruchsvoll nicht nur für Gau­
men und Sinne, sondern auch Abenteuerreisen für den Intellekt.
Mozart haderte einst damit, dass er an der Tafel den Platz bei den
Köchen zugewiesen bekam. Wäre nicht heute genau dort sein
Platz?

In einem modularen Kochstück wird ein fulminantes Menü für
alle Sinne kreiert. In mehreren Gängen – amuses-Oreilles ein­
geschlossen – werden à la minute präparierte Ohrenfreuden,
gewagte Kreationen und dekonstruierte Klassiker serviert. Luxu­
riöse produktorientierte Gerichte stehen ebenso zu Gebote wie
die Neuerungen der akustischen Molekularküche.

Gemeinsam mit dem Zwei-Sternekoch Daniel Gottschlich wurde
eine theatralisch-synästhetische Speisekarte erarbeitet, die nicht
nur auf Erlebnisse für Augen und Ohren abgestimmt ist, sondern
alle Sinne anspricht: Mit Gerüchen und Geschmäckern, Farben
und Formen, Tönen, Texturen und Temperaturen. Knusprige Quin­
ten und cremige Harmonien, scharfe Dissonanzen und gepfefferte
Rhythmen werden zu einem vitaminreichen Menü gemixt. Eine
Tafelmusik für das 21. Jahrhundert.

»Experience Taste« ist die Maxime von Daniel Gottschlichs erleb­
nisorientierter Küche, mit der er seine Gäste im Kölner Rhein­
auhafen begeistert. Großzügig haben er und seine Brigade die
Künstler nicht nur an seinen Kochkünsten, sondern auch am
Kochvorgang selbst teilhaben lassen. Interessanterweise spielt
auch Musik im Leben Daniel Gottschlichs eine wichtige Rolle: In
seiner Freizeit, und oft auch nach getaner Arbeit, greift er zu den
Drumsticks und frönt seiner Leidenschaft für die Rockmusik am
Schlagzeug. »Hors d’œuvre« stellt die sechs Geschmackssinne
ins Zentrum und präsentiert sie jeweils in Miniaturform – die
Essenz von süß, sauer, salzig, bitter, umami und fett. Eine zweite
Ebene rückt die Herstellung des Essens ins Zentrum und nimmt
Beobachtungen unserer Küchen-Hospitationen auf: von Arbeits­
vorgängen, aber auch wiederkehrenden akustischen Elementen.

Patrick Hahn
12 MUSIK DER ZEIT [8]

   MORTON FELDMAN
  THE TURFAN FRAGMENTS (1980)

   Eine Reihe von archäologischen Expeditionen nach Ostturkestan,
   die Sir Aurel Stein zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternahm,
   förderte verschiedene Fragmente geknüpfter Teppiche aus dem
   dritten bis sechsten Jahrhundert zutage. Obwohl diese Fragmen­
   te zu klein waren, um ihre Gesamtoptik erahnen oder etwa ihre
   Herkunft erkennen zu lassen, stehen sie beispielhaft für eine
   lange Tradition des Teppichwebens. Und genau darin liegt eine
   Metapher für meine Komposition: nicht der Verweis auf ein tat­
   sächlich vollendetes »Kunstwerk«, sondern die Geschichte der
   westlichen Musik, Klänge und Instrumente miteinander zu kombi­
   nieren.
WHY PATTERNS?         13

Bei älteren Orientteppichen wurden die Farbstoffe in kleinen
Mengen hergestellt. So kommt es vor, dass die Teppiche Unein­
heitlichkeiten innerhalb eines Farbtons aufweisen; etwas, das
man schnell als Mangel bezeichnen könnte. Allerdings muten die
Teppiche gerade deshalb – und vor allem bei Lichteinfall auf diese
unstimmigen Stellen – besonders apart an. Musikalisch gedacht,
begreife ich dieses Phänomen (bei Teppichen »Abrasch« genannt)
als leichte Verstimmung bzw. Umstimmung von Tonhöhen.

In meiner Musik war der Umgang mit Farbe immer vergleichs­
weise simpel. Und die Beschäftigung mit der Kunst der Teppich­
weberei hat mich dazu veranlasst, über musikalisches Material
generell nachzudenken sowie die Art und Weise seiner Verwen­
dung zu hinterfragen. Was also könnte ich verwenden, um auf
einfache Weise mit musikalischen Farben und Farbnuancen zu
arbeiten? Muster. Und der für mich interessante Aspekt im
Hinblick auf das Komponieren mit Mustern, mit musikalischen
Patterns, ist das Nichtvorhandensein von »vorteilhaften« und
»nachteiligen« Prinzipien. Kein Organisationsprinzip ist »besser«
als das andere – möglicherweise, da kein einziges Muster jemals
so etwas wie Vorrang vor einem anderen hat.

Morton Feldman
14 MUSIK DER ZEIT [8]

   Paulo Álvares                      Daniel Gottschlich

   Paulo Álvares
   1960 in Brasilien geboren, Studium an der Universität São Paulo.
   Klavier bei Caio Pagano. Initiator von Konzerten und Symposien
   mit neuer Musik. 1985 Übersiedlung in die USA. Studium in Fort
   Worth/Texas, Klavier und Kammermusik (u. a. bei Steven de
   Groote). Magisterprüfung. DAAD-Stipendium. Weitere Studien
   bei Aloys Kontarsky (Klavier) und Hans Ulrich Humpert (Kompo­
   sition) in Köln. Seminare am IRCAM in Paris. Auszeichnungen:
   1990 Kranichsteiner Musikpreis in Darmstadt, Golden Amadeus
   beim Wettbewerb Musik Kreativ. Rundfunkproduktionen u. a.
   beim WDR.
   CDs (Auswahl): Gerhard Stäbler »Traum« 1/9/92 (cpo),
   Mauricio Kagel Klavierwerke (cpo).

   Ensemble für experimentelle Improvisation
   gegründet von Paulo Álvares. Mit Studierenden der Klassen
   von Prof. Paulo Álvares und Prof. Carlos Tarcha der Hochschule
   für Musik und Tanz Köln. Gemeinsame Projekte und Konzerte mit
   experimentellen Werken und improvisatorischen Konzepten.

   Morton Feldman
   1926 in New York geboren, 1987 in Buffalo gestorben. Studierte
   Komposition bei Wellingford Riegger und Stefan Wolpe. 1950
   Begegnung und Freundschaft mit John Cage. Häufige Aufenthalte
   in Europa, zuletzt in Darmstadt (1986) und Middelburg (1987).
   Professor an der State University of New York in Buffalo.
   Werke (Auswahl): »Projection 1–5« (1950–51), »Intermission 1–6«
   für Klavier(e) (1950–53), »Extensions 1–4« (1951–53), »Atlantis« für
   Orchester (1959), »Durations 1–5« (1960–61), »Vertical Thoughts
BIOGRAFIEN       15

1–5« (1963), »Chorus and Instruments I-II« (1963/67), »Between
Categories« für Ensemble (1969), »Chorus and Orchestra I-II«
(1971–72), »Cello and Orchestra« (1972), »Instruments I-III« für
Ensemble (1974–77), »Piano and Orchestra« (1975), »Oboe and
Orchestra« (1976), »Neither« (Oper, 1977), »String Quartet II«
(1983), »For Bunita Marcus« für Klavier (1985), »Violin and String
Quartet« (1985), »Coptic Light« für Orchester (1985–86), »Palais
de Mari« für Klavier (1986), »For Stefan Wolpe« für Chor und
zwei Vibraphone (1986), »Piano, Violin, Viola, Cello« (1987), »For
Samuel Beckett« für Kammerensemble (1987).

Daniel Gottschlich
geboren 1982 in Troisdorf. Gelernter Energieanlagenelektroniker,
Ausbildung zum Koch im Steigenberger Grandhotel Petersberg
in Königswinter. Danach Souschef im Brauhaus Früh in Köln.
Rock’n’Roll-Schlagzeuger. 2010 gründete er das Restaurant
Ox & Klee in Köln. Seit 2019 zwei Sterne (Guide Michelin).

Justė Janulytė
1982 in Vilnius, Litauen geboren. Studium (Komposition) an
der litauischen Akademie für Musik und Theater, am Milaner
»Guiseppe-Verdi«-Konservatorium und in diversen Meisterklas­
sen. 2004 wurde ihr Werk »White Music« als bestes Kammer­
orchesterstück litauischer KomponistInnen ausgezeichnet. 2009
mit »Aquarell« erster Preis beim Internationalen Rostrum of
Composers in Paris in der Kategorie KomponistInnen unter 30.
Werke (Auswahl): »White Music« für 15 Streicher (2004),
»Endings« für Saxophonquartett (2005), »Silence oft the Falling
Snow« für 2 Klaviere (2006), »Eclipses« für 4 Streicher und
Glas (Installation, 2007), »Textile« für Sinfonieorchester (2008),
»Pendulums« für Solo-Streichquartett und Streichorchester
(2011), »Psalms« für 8 Flöten (2014), »Plonge« für Violoncello
und 12 Stimmen (2015), »The Colour of Water« für Saxophon solo
und Kammerorchester (2017). »Was there a Swan?« für Orgel
und Orchester (2019).
justejanulyte.com
16 MUSIK DER ZEIT [8]

   Peter Rundel                       Martina Seeber

   Steve Reich
   1936 in New York geboren. 1953–61 Studium der Philosophie an
   der Cornell University, dann Komposition an der Juilliard School
   of Music New York bei William Bersma und Vincent Persichetti.
   1961–63 Kompositionsstudium am Mills College in Oakland/Kali­
   fornien bei Darius Milhaud und Luciano Berio. Zusammenarbeit
   mit dem Filmemacher Robert Nelson am San Francisco Tape
   Center von 1963–65. 1966 Gründung eines eigenen Studios in
   New York. Promotion zum Magister Artium. 1970 Stipendium für
   ein Studium westafrikanischer Trommeltechniken in Ghana. 1974
   Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin.
   Lebt in New York.
   Werke (Auswahl): »It’s Gonna Rain« für Tonband (1965), »Piano
   Phase« für zwei Klaviere (1967), »Violin Phase« für Violine und
   Tonband (1967), »Pendulum Music« für Mikrophone, Verstärker
   und Lautsprecher (1968), »Clapping Music« für zwei klatschende
   Musiker (1972), »Music for 18 Musicians« (1974–76), »The Desert
   Music« für verstärkten Chor und Orchester (1984), »Electric
   Counterpoint« für E-Gitarre und Tonband (1987), »The Four Sec­
   tions« für Orchester (1987), »Different Trains« für Streichquartett
   und Tonband (1988), »The Cave« (Musiktheater mit Video, 1990–
   93), »City Life« für Ensemble (1995), »Three Tales« (Videooper,
   2002), »Variations for Vibes, Pianos and Strings« (2005), »WTC
   9/11« für Streichquartett (2010), »Quartet« für 2 Vibraphone und
   2 Klaviere (2013–14).
   stevereich.com
BIOGRAFIEN        17

Peter Rundel
geboren 1958 in Friedrichshafen. Ausbildung als Geiger bei Igor
Ozim, Werner Heutling und Ramy Shevelor in Köln, Hannover
und New York. Danach Privatunterricht in New York bei dem
Komponisten Jack Brimberg sowie Dirigierausbildung bei Michael
Gielen in Salzburg und bei Peter Eötvös in Szombathely. Von
1984 an Geiger beim Ensemble Modern. 1987 Debüt als Dirigent.
Regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern, dem
ensemble recherche und dem Klangforum Wien. Auftritte bei
internationalen Festivals, Gastdirigent vieler Orchester und En­
sembles. Gemeinsam mit Philippe Herreweghe und Walter Weller
seit 1998/99 in Antwerpen Chefdirigent des Königlich Philharmo­
nischen Orchesters von Flandern. Übernahm 2005 die Leitung
des Remix Ensemble Casa da Música in Porto. Gründung der dor­
tigen Academy für Ensemblemusiker und Dirigenten. Zahlreiche
Preise für seine Aufnahmen mit Musik des 20. Jahrhunderts, da­
runter mehrmals Preis der deutschen Schallplattenkritik.
CDs (Auswahl): Luigi Nono »Prometeo« (EMI), Frank Zappa »The
Yellow Shark« (Zappa Records), Hanspeter Kyburz Ensemblewerke
(Kairos/Migros), Heiner Goebbels »La Jalousie« (ECM), Heiner
Goebbels »Schwarz auf Weiß« (BMG), Heiner Goebbels »Sur­
rogate Cities« (ECM), Pierre Boulez »le marteau sans maître«
(CordAria), Steve Reich (BMG), Erich Wolfgang Korngold »Sex­
tett« (arte nova), Jean Barraqué (cpo), Morton Feldman »Violin
and String Quartet« (hat[now]ART), Morton Feldman »Violin and
Orchestra/Coptic Light« (col legno), Bernhard Lang (col legno),
Luciano Berio (Wergo), Manuel Hidalgo (Winter& Winter), Claude
Vivier (Kairos).
de.karstenwitt.com/peter-rundel

Martina Seeber
geboren 1967 in Wattenscheid. Nach einem Aufenthalt in Paris
Studium (Musikwissenschaft, Romanistik und Philosophie) in
Köln. Journalistenausbildung an der Deutschen Hörfunkakademie
in Dortmund. Freie Autorin und Moderatorin vor allem für die
Kultur- und Musikprogramme von WDR, BR, SWR und Deutsch­
landfunk. Präsentation von Live-Konzerten. Radio-Features über
zeitgenössische Musik.
18 MUSIK DER ZEIT [8]

   Marcus Weiss

   Marcus Weiss
   1961 in Basel geboren. Studierte Saxophon an der Musikakademie
   Basel bei Iwan Roth und in Chicago bei Frederick L. Hemke. 1989
   Solistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Internatio­
   nale Tätigkeit als Solist und Kammermusiker. Spielt in mehreren
   Ensembles (u. a. xasax, Trio Accanto). Seit über zehn Jahren Do­
   zent bei den Darmstädter Ferienkursen für neue Musik und bei
   der Ensemble-Akademie IMPULS in Graz. Professor für Saxophon
   und Kammermusik an der Musikhochschule Basel. Leitet dort
   zusammen mit Jürg Henneberger und Michael Svoboda den Mas­
   ter-Studiengang für zeitgenössische Musik.
   CDs (Auswahl): »Conquest of Melody« (hat[now]ART), »saxopho­
   ne ars subtilior« (hat[now]ART), »Counterpoise« (hat[now]ART),
   Hanspeter Kyburz »cells« (Migros), Giacinto Scelsi »Kya«
   (hat[now]ART), Giorgio Netti »Necessità d’interrogare il cielo«
   (durian), Salvatore Sciarrino »Pagine« (Zig-Zag), »Trio x 3« (hato­
   logy).

   Vito Žuraj
   1979 in Maribor, Slowenien geboren. Studierte Komposition bei
   Marko Mihevc in Ljubljana, Lothar Voigtländer in Dresden und
   Wolfgang Rihm in Karlsruhe sowie Musikinformatik bei Thomas
   A. Troge. 2009–10 Student an der IEMA Frankfurt, 2010–12
   Stipendiat der Akademie Musiktheater heute. Meisterkurse bei
   Brian Ferneyhough, Wolfgang Mitterer, Toshio Hosokawa, Micha­
   el Jarrell und Johannes Schöllhorn. Seit 2015 Professor für Kompo­
   sition und Musiktheorie an der Universität Ljubljana sowie Lehr­
   auftrag in Karlsruhe.
BIOGRAFIEN         19

Neuere Werke: »Orlando.Schloss« (Oper, 2012–13), »Übürall« für
Sopran und Instrumentalgruppen (2013), »Fired-Up« für Ensemb­
le (2013), »Matrix« für Disklavier und Elektronik (2013), »Hawk-
eye« für Horn und Orchester (2014), »La Femme 100 Têtes« für
Sopran und Kontrabass (2015), »Moonballs« für Bläserquintett
und Ensemble (2015), »After-touch« für Ensemble (2015),
»Schub’rdy G’rdy« für Sopran, Viertelton-Accordion, Schlagzeug
und Klavier (2015), »Etouffée« für Klavier (2016), »Ueaueoi« für
sechs Männerstimmen (2016), »i-Formation« für zwei Orchester
(2016), »Ubuquité« für Sopran und Instrumentalgruppen (2013/
2017), »Time-Out« für Gitarre und Elektronik (2017), »Stand up«
für Orchester (2017), »Interfret« für Gitarre (2017), »Der Verwand­
ler« für gemischten Kammerchor und Orchester (2018).
vitozuraj.com

WDR Sinfonieorchester Köln
1947 vom damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk als WDR-
eigenes Orchester gegründet. Zusammenarbeit und Aufnahmen
mit namhaften Dirigenten wie Otto Klemperer, Sir Georg Solti,
Dimitri Mitropoulos, Herbert von Karajan, Claudio Abbado und
anderen. Pro Saison rund vierzig Konzerte in der Philharmonie
und im Sendegebiet des WDR. Konzertreisen in Europa und nach
Fernost. 1990–91 als erstes deutsches Orchester unter Gary Ber­
tini Aufführung aller Mahler-Sinfonien in Tokio und Osaka. Neben
klassisch-romantischem Repertoire Pflege der Musik des 20. und
21. Jahrhunderts. Ur- und Erstaufführungen mit Werken von Hans
Werner Henze, Mauricio Kagel, Luciano Berio, Luigi Nono, Bernd
Alois Zimmermann und Karlheinz Stockhausen. Chefdirigent ist
Jukka-Pekka Saraste.
20 VORSCHAU

  SA 5. OKTOBER 2019, 20:00
  FUNKHAUS, KLAUS-VON-BISMARCK-SAAL
  MUSIK DER ZEIT [1] DUE DIMENSIONI
  19:15 Einführung mit Johannes Boris Borowski und Matthias Krüger
  Michael Faust / Flöte
  Florence Millet / Klavier
  WDR Sinfonieorchester
  Elena Schwarz / Leitung
  JOHANNES BORIS BOROWSKI »Eternity« (2018–19)
  für Kammerorchester UA
  BRUNO MADERNA »Musica su due dimensioni« (1958/63)
  für Flöte und Tonband
  GEORGE BENJAMIN »Duet« (2008)
  für Klavier und Kammerorchester
  MATTHIAS KRÜGER »Bellygoat Boom« (2019)
  für Kammerorchester UA

  FR 25. OKTOBER 2019, 20:00
  KÖLNER PHILHARMONIE
  19:00 Einführung mit Jan Esra Kuhl
  SO 27. OKTOBER 2019, 20:00
  PHILHARMONIE ESSEN
  19:30 Kunst des Hörens mit Jan Esra Kuhl

  MUSIK DER ZEIT [2] : TRANSITION / NOW!
  Sylvain Cambreling / Leitung
  Katrien Baerts / Sopran
  Kora Pavelić / Mezzosopran
  Bernhard Haas / Orgel
  WDR Sinfonieorchester
  BRUNO MADERNA »Aura« (1972) für großes Orchester
  JAN ESRA KUHL »Dýnamis« (2019) für Orchester UA
  BRIAN FERNEYHOUGH »De Ira: Parables of Lucid Dreaming II« (2019)
  für Orgel UA (in Essen)
  GÉRARD GRISEY »L’Icône paradoxale« (1993–95)
  »Hommage à Piero della Francesca«
  für zwei Frauenstimmen und großes Orchester in zwei Gruppen
AKTUELLE WDR-PRODUKTIONEN AUF CD                      21

           MARK ANDRE
           »hij 1« (2008/10) für Orchester
           WDR Sinfonieorchester
           Mariano Chiacchiarini / Leitung
           »hij 2« (2010/12) für 24 Stimmen
           und Elektronik
           SWR Experimentalstudio,
           SWR Vokalensemble
           Marcus Creed / Leitung
           CD Wergo WER 7379 2

           EMMANUEL NUNES
           »Musivus« (1998/2002) für Orchester
           »Minnesang« (1975/76)
           für 12 gemischte Stimmen a capella
           SWR Vokalensemble und
           WDR Sinfonieorchester
           Emilio Pomàrico / Leitung
           CD Wergo WER 7378 2
           Preis der deutschen Schallplattenkritik,
           Bestenliste 2/2019

           JEAN-PHILIPPE RAMEAU
           »Pièces de Clavecin« und
           »Hommages« von Johannes Schöll-
           horn, Fabio Nieder, Nadir Vassena,
           Brice Pauset, Xavier Dayer,
           Eun-Hwa Cho für Akkordeon
           Teodoro Anzellotti / Akkordeon
           Winter & Winter 910 254-2

           GÉRARD PESSON
           »Cantate égale pays« für Stimmen,
           Ensemble und Elektronik
           Exaudi, L’Instant Donné
           James Weeks / Leitung
           IRCAM
           CD NoMadMusic NMM 052
22 IMPRESSUM
  Herausgeber                              Team
  Westdeutscher Rundfunk Köln              Stephan Hahn / Tonmeister,
  Anstalt des öffentlichen Rechts          Mark Hohn, Lutz Rameisel,
  Marketing                                Klaus Niegsch, Uwe Sabirowsky / Technik
                                           Anke Pressel / Koordination
  Redaktion
                                           Sabine Müller / Produktionsassistenz
  Harry Vogt
                                           Siegwald Bütow / Orchestermanagement
  Bildnachweis                             Susanne Heyer / Orchesterdisposition
  Titel © public domain                    Lothar Momm, Pierre Bleckmann,
  S. 4 © public domain                     Martin Schmitz / Orchesterinspizienz
  Steve Reich @ INTERTOPICS                Harald Ziegler / Notenarchiv
  Justė Janulytė © Dmitrij Matvejev
                                           Programmheft
  Vito Žuraj © Tone Stojko
                                           Harry Vogt, Leonie Reineke
  Morton Feldman © WDR / INTERFOTO
  WDR Sinfonieorchester © WDR/Kost         Juni 2019
  Paulo Álvares © Tessa Pinto              Änderungen vorbehalten
  Daniel Gottschlich © Vito Žuraj
  Peter Rundel © Henrik Jordan
  Martine Seeber © Heidi Scherm
  Marcus Weiss © Heike Liss

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