WIE DIE "NEUE RECHTE" MIT DER AFD HADERT - ZUR PARTEI- UND ORGANISATIONSFRAGE DER RADIKALEN RECHTEN

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Finkbeiner, Florian (2021): „Wie
                                                                        Wie die „Neue
                                                                        Rechte“ mit der
     die „Neue Rechte“ mit der
     AfD hadert. Zur Partei- und

                                                                        AfD hadert
     Organisationsfrage der radi-
     kalen Rechten.“ In: Demokra-
     tie Dialog 9 (2021) S.78–89.
     doi: 10.17875/gup2021-1776

                                                                        Zur Partei- und
                                                                        Organisationsfrage der
                                                                        radikalen Rechten

                                                                        Florian Finkbeiner

     D
                           ie radikale Rechte ist im              AfD im Parteienspektrum und der derzeitigen
                           politischen „Mainstream“1              Stagnation in Wählerumfragen, sogar dem teil-
                           angekommen, dies ist laut              weisen Rückgang der Wahlergebnisse (mit Aus-
                           dem Rechtsextremismus-                 nahme von Ostdeutschland), wirkt das Verhält-
                           forscher Cas Mudde der                 nis dieser „Neuen Rechten“ zur AfD zunehmend
                           zentrale Unterschied im                angespannt. Ein entscheidender Bruch zeigt sich
                           Vergleich zu früheren Phä-             hierbei in der Auseinandersetzung um die weitere
                           nomenen und Phasen der                 Entwicklung der AfD und deren politisch-ideo-
     extremen und radikalen Rechten seit 1945. Die                logische Ausrichtung. Um die Bedeutung dieses
     Alternative für Deutschland (AfD) ist inzwischen             Konfliktes einschätzen zu können, untersucht der
     in der Geschichte der Bundesrepublik die erfolg-             vorliegende Beitrag exemplarisch das neurech-
     reichste Partei am rechten Rand. Einen entschei-             te Verhältnis zur Partei- und Organisationsfrage.
     denden Anteil für diesen Siegeszug hat die so-               Hierzu wird das aktuelle neurechte Hadern mit der
     genannte „Neue Rechte“ geleistet, der sich große             AfD in die historischen Traditionslinien und die
     Teile des formal aufgelösten „Flügels“ um Björn              Transformationsphasen der radikalen Rechten in
     Höcke verpflichtet fühlen. Mit der Etablierung der           der Bundesrepublik eingeordnet. Pointiert for-
                                                                  muliert: Ist die AfD als Parteiformation überhaupt
                                                                  das lang ersehnte Ziel der „Neuen Rechten“?
     1   Mudde, Cas: Rechtsaußen. Extreme und radikale Rech-
         te in der heutigen Politik weltweit, Bonn 2021, S. 36.

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Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

Die Transformationsphasen der radikalen                           1960er Jahre gründeten ehemalige und frustrierte
Rechten                                                           DRP-Mitglieder die NPD (Nationaldemokratische
                                                                  Partei Deutschlands), die schnell zur nationalen
Die radikale Rechte gehört, wie immer man dies                    Sammlungspartei rechts der CDU/CSU wurde und
bewerten mag, doch seit 1949 untrennbar zur                       erste beachtliche Erfolge bei mehreren Landtags-
Geschichte der Bundesrepublik. Ihre politischen                   wahlen verbuchen konnte. Infolge der knappen
Ausdrucksformen wechselten historisch zwischen                    Wahlniederlage der NPD bei der Bundestagswahl
Parteien, politischen Organisationen und sozialen                 1969, bei der sie mit 4,3 Prozent knapp den Einzug
Bewegungen. Die Geschichte der radikalen Rech-                    in den Bundestag verpasste, war die zweite Phase
ten lässt sich in der Bundesrepublik in vier Pha-                 von 1969 bis 1989 bestimmt durch eine antiparla-
sen einteilen, die jeweils etwa 20 Jahre andauer-                 mentarische Stoßrichtung der radikalen Rechten.
ten.2 In der ersten Phase der Neuformierung von                   Die unerwartete NPD-Niederlage führte zu einem
1949 bis 1969 sammelte sich die politische Rechte                 parteipolitischen Verdruss und zur „Dissoziation“4
in heterogenen Gruppierungen, Vereinigungen                       bei ihrer Klientel, was diese Organisationsformie-
und Parteien neu. Die verschiedenen Strömungen                    rung für das rechte Lager für lange Zeit unattrak-
suchten sich selbstständig neue Betätigungsfel-                   tiv werden ließ. Die Folge war eine Desintegration
der, organisierten sich in neuen Verbänden und                    und Ausdifferenzierung der radikalen Rechten,
gründeten entsprechende Publikationsorgane.                       die sich in viele verschiedene neue Strukturen
So bildete sich eine parteipolitische Parzellierung               und Strömungen aufspaltete, neue Strategien er-
aus mehreren konkurrierenden rechtsradikalen                      probte und sich teilweise – wie die Kühnen-Be-
Parteien von GB/BHE (Gesamtdeutscher Block/                       wegung und die Freiheitliche Deutsche Arbei-
Bund der Heimatvertriebenen und Entrechte-                        terpartei (FAP) – radikalisierte.5 Daher gab es bis
ten) und DRP (Deutsche Reichspartei) bis zur SRP                  Mitte der 1980er Jahre nur schwache parteiförmi-
(Sozialistische Reichspartei) heraus, die allesamt                ge Organisationsversuche mit geringer Integrati-
relative Erfolge neben konservativ-bürgerlichen                   onsdichte und nur eingeschränkten Wahlerfolgen
Parteien wie CDU/CSU und FDP erzielten. Diese                     der NPD oder der DVU (Deutsche Volksunion)
Situation änderte sich erst durch das Verbot der                  bzw. kurzzeitigen Landtagswahlerfolgen der Re-
SRP 1952 und die später einsetzenden Integra-                     publikaner. Die deutsche Vereinigung leitete die
tionsprozesse der Wählerschaft anderer rechter                    dritte Phase ab 1989 ein, die ungefähr bis 2010
Parteien in die Christdemokratie, die sich erst                   bzw. 2013 anhielt. Infolge der in den 1990er Jahren
in den 1950er Jahren von der Honoratioren- zur                    einsetzenden Diversifikation und Informalisierung
überkonfessionellen Massen- und später dann                       in verschiedene subkulturelle Szenen wie die neu
zur Volkspartei weiterentwickelte.3 Mitte der                     entstehenden Freien Kameradschaften und der
                                                                  daraufhin einsetzenden Verbote einiger Vereini-
                                                                  gungen wie der Wiking-Jugend stieg erneut das
2   Vgl. Kopke, Christoph: Die Aktion Widerstand 1970/71:         Bedürfnis der radikalen Rechten nach einem par-
    Die „nationale Opposition“ zwischen Sammlung und
    Zersplitterung, in: Livi, Massimiliano/Schmidt, Daniel/
    Sturm, Michael (Hrsg.): Die 1970er Jahre als schwarzes
    Jahrzehnt. Politisierung und Mobilisierung zwischen           4   Vgl. Schmollinger, Horst W.: Die Nationaldemokrati-
    christlicher Demokratie und extremer Rechter. Frank-              sche Partei Deutschlands, in: Stöss, Richard (Hrsg.):
    furt a. M./New York 2010, S. 249–262; Botsch, Gideon:             Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik
    Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutsch-                 Deutschland 1945–1980, Bd. 4, Opladen 1986, S. 1922–
    land 1949 bis heute, Darmstadt 2012.                              1994, hier S. 1928.

3   Zur Wählerentwicklung der Parteien der radikalen              5   Vgl. Zimmermann, Ekkart/Saalfeld, Thomas: The Three
    Rechten v. a. in den 1950er und 1960er Jahren, vgl. Kal-          Waves of West German Right-Wing Extremism, in:
    tefleiter, Werner: Wirtschaft und Politik in Deutschland.         Merkl, Peter H./Weinberg, Leonard (Hrsg.): Encounters
    Konjunkturen als Bestimmungsfaktor des Parteiensys-               with the Contemporary Radical Right, Oxford 1993,
    tems, Köln 1968, S. 134 ff.                                       S. 50–74, hier S. 54.

                                                                                                                                  79
Demokratie-Dialog 9-2021

                          Neuformierung                               Desintegration und Ausdifferenzierung               Reintegration und

                                                                  Dissoziation und
            parteipolitische                                      antiparlamentarische                            Diversifikation und
            Parzellierung                                         Stoßrichtung                                    Informalisierung
            (GB/BHE, DRP,                                         (Kühnen-Bewegung,                               (Freie Kameradschaften,
            SRP)                                                  ANS, NF, FAP)                                   Wiking-Jugend)

         1949                  1. Phase                        1969                 2. Phase                 1989                   3. Phase

                                          NPD als nationale                                           schwache
                                          Sammlungspartei                                Organisationsversuche                              Dac
                                            mit elektoralen                                 und eingeschränkte
                                                   Erfolgen                                  Erfolge (NPD, DVU,                                (j
                                                                                                           REP)                             Erfo

     teipolitischen Anschluss – in Form der NPD. So                     Phase, die bis heute anhält. Die Charakteristika
     waren die 1990er Jahre bestimmt durch eine (Re)                    dieser aktuellen Phase sind noch nicht genau zu
     Integration des gesamten Lagers, das sich ver-                     bestimmen, gleichwohl sie doch dominiert ist von
     stärkt an der NPD orientierte.6 Diese wiederum                     einer Zentralisierung und parteipolitischen Etab-
     suchte als neue Dachorganisation aktiv die Öff-                    lierung der AfD. Zunächst war die radikale Rechte
     nung zum neonazistischen Spektrum. Diese in-                       – nachdem die NPD Ende der 2000er Jahre ihre
     nere (Re)Integration der radikalen Rechten fand                    Führungsrolle wieder eingebüßt hatte – orga-
     in den Nullerjahren somit zum Preis der Isolation                  nisatorisch zerstreut in viele verschiedene neu
     nach außen statt; nennenswerte elektorale Erfol-                   auftretende Parteien (von Die Rechte und Der III.
     ge konnte sie entgegen ihres Anspruchs abseits                     Weg bis zur AfD), neue soziale Bewegungen (wie
     vereinzelter ostdeutscher Länder nicht mehr er-                    Pegida und die sogenannten Pro-Bewegungen)
     zielen.7 Die Gründung der AfD 2013 und die ersten                  und neue politische Organisationen wie die Iden-
     Dresdner Aufmärsche der Patriotischen Europäer                     titäre Bewegung (IB). Entscheidend für die vierte
     gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pe-                       Phase ist, dass es der AfD als erster Rechtsaußen-
     gida) 2014 markierten den Beginn einer vierten                     partei in der Bundesrepublik gelungen ist, sowohl
                                                                        lagerübergreifend zu integrieren als auch elek-
                                                                        torale Wahlerfolge zu erzielen und sich partei-
     6    Vgl. Kopke: Die Aktion Widerstand 1970/71, S. 251.            politisch-parlamentarisch zu etablieren, also im
     7    Vgl. Jesse, Eckhard: Das Auf und Ab der NPD, in: Aus          Mainstream (Cas Mudde) anzukommen.
          Politik und Zeitgeschichte, H. 42/2005, S. 31–38.

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Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

                                                                                                    Zentralisierung und
und Ausdifferenzierung                  Reintegration und Isolierung                            parteipolitische Etablierung

                                                                                         organisatorische Streuung
he                            Diversifikation und                                        (von NPD; Die Rechte, Der
                              Informalisierung                                           III.Weg und AfD bis zu
g,                            (Freie Kameradschaften,                                    Pegida, Pro-Bewegungen
                              Wiking-Jugend)                                             und Identitäre Bewegung)

2. Phase                 1989                     3. Phase                            2013                  4. Phase

                  schwache                                                 NPD als                                lagerübergreifende
     Organisationsversuche                                Dachorganisation ohne                                Integration durch AfD
        und eingeschränkte                                       elektorale Erfolge                              und parteipolitisch-
         Erfolge (NPD, DVU,                                  (jenseits vereinzelter                                 parlamentarische
                       REP)                               Erfolge in ostdeutschen                                         Etablierung
                                                                          Ländern)

                 Schaubild: Transformationsphasen der radikalen Rechten in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949
                 Eigene Darstellung in Anlehnung an Schmollinger: Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands; Botsch: Die extreme
                 Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute; Kopke: Die Aktion Widerstand 1970/71; Finkbeiner, Florian/Trittel,
                 Katharina/Geiges, Lars: Rechtsradikalismus in Niedersachsen. Akteure, Entwicklungen und lokaler Umgang, Bielefeld 2019,
                 S. 37–85.

                 In der international vergleichenden Forschung                    FPÖ gab es Deutschland seit den Nullerjahren
                 wird in diesem Zusammenhang auch von vier                        keine vergleichbare erfolgreiche Rechtsaußen-
                 Wellen gesprochen. Diese Wellen sind nicht ganz                  partei.9
                 deckungsgleich mit dem Phasenmodell, was sich
                 dadurch erklären lässt, dass die Bundesrepublik
                 gerade in Bezug auf die aktuelle Welle einen Son-
                 derstatus einnimmt.8 Denn anders als in Frank-                   Die „Neue Rechte“ und das Institut für
                 reich mit dem Rassemblement National (RN, ehe-                   Staatspolitik
                 mals Front National) oder der österreichischen
                                                                                  Die sogenannte „Neue Rechte“ entstand in den
                                                                                  1970er Jahren in der Phase der Desintegration
                 8    Vereinzelt wurde das Wellen-Modell auch zur Konzep-         und Ausdifferenzierung im Zuge der parteipoli-
                      tualisierung der Erklärungsfaktoren von Rechtsaußen-        tischen Frustration. Sie war zunächst eine kleine
                      parteien genutzt. Im Unterschied zum Phasen-Modell
                      setzt das Wellen-Modell die Wahlerfolge der Parteien
                      in Beziehung zu den jeweils vorher bestehenden Ko-
                      alitionsregierungen, sodass sich die zeitlichen Eintei-     9     Vgl. Beyme, Klaus von: Right-Wing Extremism in Wes-
                      lungen der Wellen von den hier beschriebenen Pha-                 tern Europe, in: West European Politics, Jg. 11 (1988), H.
                      sen-Einteilungen unterscheiden, vgl. Zimmermann/                  2, S. 1–18; Die vierte Welle beginnt laut Mudde (Rechts-
                      Saalfeld: The Three Waves of West German Right-Wing               außen, S. 23 f., 207) international um die Jahrtausend-
                      Extremism.                                                        wende.

                                                                                                                                                     81
Demokratie-Dialog 9-2021

     Gruppierung französischer Aktivisten um Alain                    ständnisse, die wiederum teilweise auch quer zu
     de Benoist, die als Nouvelle Droite bekannt wurde                medialen Debatten liegen. Allen Begriffsverwen-
     und in Deutschland rund um das Personennetz-                     dungen gemeinsam ist, dass sie das Personenge-
     werk von Henning Eichberg und Armin Mohler                       flecht rund um das Institut für Staatspolitik (IfS)
     relativ schnell Nachahmer fand. Diese Strömung                   als Nukleus der „Neuen Rechten“ ansehen.12 Die
     unterschied sich vor allem in zwei Punkten vom                   vorliegende Analyse verwendet den Begriff daher
     tradierten politischen Lager der radikalen Rech-                 zur Charakterisierung dieses Netzwerkes und ord-
     ten: Erstens suchten die jungen Rechten neue,                    net es in Anlehnung an Cas Mudde und Richard
     subkulturell-aktivistische Wege jenseits der                     Stöss ideologisch unter der „radikalen Rechten“
     aus ihrer Sicht erfolglosen Parteistrategie. Diese               ein.13 Vor dem Hintergrund der Transformations-
     neue Taktik wurde als „Metapolitik“ bezeichnet.10                phasen der radikalen Rechten ist die Entwick-
     Zweitens modernisierten die jungen antiparla-                    lung der „Neuen Rechten“ als flexibel taktische
     mentarischen Rechten das politisch-ideologi-                     Abgrenzungsbewegung zu sehen – je nachdem
     sche Rüstzeug, um an die Grundvorstellungen                      welchen gesellschaftspolitischen Status die Part-
     der Mehrheitsgesellschaft anschlussfähig zu wer-                 eifrage innerhalb der radikalen Rechten im histo-
     den. Die bis heute wohl erfolgsreichste Strategie                rischen Moment besitzt.
     ist die Erfindung des sogenannten „Ethnoplura-
     lismus“, der als Leiterzählung die des tradierten                Wenn auch die „Neue Rechte“ in Deutschland
     „alten Rassismus“ abgelöst hat. In der ethnoplu-                 maßgeblich durch Armin Mohler geprägt wurde,
     ralistischen Argumentation gibt es keine höher-                  führte genau dieser die Gruppierung im Laufe der
     wertigen Rassen oder Völker mehr, alle Völker                    1990er Jahre bis zum Nischendasein ohne nen-
     seien hingegen insofern gleich, als dass sie alle                nenswerte Bedeutung. Zwar konnte sein Schüler
     am meisten davon profitierten, wenn ihre jewei-                  Karlheinz Weißmann kurze Zeit öffentliche Auf-
     lige kulturelle Homogenität gewahrt werde. Diese                 merksamkeit genießen mit Werken wie „Rück-
     beiden Momente – Antiparlamentarismus und                        ruf in die Geschichte“ und „Weg in den Abgrund“
     Ethnopluralismus – sind bis heute prägend für die                in der Propyläen-Reihe „Geschichte Deutsch-
     neurechten Protagonisten. Armin Mohler etwa hat                  lands“14, doch auch er zog sich politisch erfolglos
     zwar immer wieder versucht, Parteien rechts der                  Ende der 1990er Jahre zurück. Aufgrund der po-
     Mitte wie Die Republikaner in den 1980er Jahren                  litischen Isolation änderten Weißmann und seine
     politisch-ideologisch zu beeinflussen, scheiterte                Anhänger die Strategie. Mit einer „Zitadellenpo-
     aber letztlich.11                                                litik“15 sollten Kadernetzwerke aufgebaut werden,
                                                                      die nach Vorbild des Hamburger Instituts für So-
     Bis heute ist die „Neue Rechte“ als analytische
     Kategorie umstritten. Es gibt keinen Konsens in
     der Forschung, wer oder was damit gemeint ist                    12   Vgl. Backes, Uwe: Zum Weltbild der Neuen Rechten in
     und wer damit wann eingeschlossen ist. Es kon-                        Deutschland, Analysen & Argumente Nr. 321, Konrad
     kurrieren verschiedene politisch-ideologische,                        Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin/Berlin 2018.
     historische und funktionalistische Begriffsver-                  13   Vgl. Mudde: Rechtsaußen, S. 43; Stöss, Richard: Der
                                                                           rechte Rand des Parteiensystems, in: Niedermayer, Os-
                                                                           kar (Hrsg.): Handbuch Parteienforschung, Wiesbaden
                                                                           2013, S. 563–618, hier S. 567.
     10   Vgl. Waldstein, Thor: Metapolitik. Theorie, Lage, Aktion,
          Schnellroda 2015, S. 10.                                    14   Weißmann, Karlheinz: Rückruf in die Geschichte. Die
                                                                           deutsche Herausforderung. Alte Gefahren – Neue
     11   Vgl. Finkbeiner, Florian: Armin Mohler und die Frühge-
                                                                           Chancen, Berlin/Frankfurt a. M. 1993; Weißmann, Karl-
          schichte der „Neuen Rechten“ in der Bundesrepublik
                                                                           heinz: Der Weg in den Abgrund. Deutschland unter Hit-
          Deutschland. Zum Wandel von Konservatismus, Natio-
                                                                           ler 1933–1945, Frankfurt a. M. 1995.
          nalismus und Rechtsextremismus, in: Pfahl-Traughber,
          Armin (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus- und Terroris-          15   Weißmann, Karlheinz: Kurze Geschichte der konserva-
          musforschung 2015/2016 (I), Brühl 2016, S. 209–233.              tiven Intelligenz nach 1945, Schnellroda 2011, S. 74.

82
Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

zialforschung (HIS) politischen wie kulturellen                  neue Partei vor allem mit Pegida zu vernetzen.18
Einfluss auf die Gesellschaft ausüben sollten. Das               Jedoch kam es bereits in der Anfangsphase der
HIS hatte zuvor mit der Wehrmachtsausstellung                    AfD zu Verwerfungen zwischen Weißmann und
ab 1995 die medialen Debatten entscheidend                       Kubitschek. Grund dafür waren neben persön-
mitbestimmt. Weißmann urteilte daraufhin, dass                   lichen Auseinandersetzungen vor allem unter-
sich ein politisches Projekt nur durch die politi-               schiedliche strategisch-taktische Ausrichtungen
sche Beeinflussung der Öffentlichkeit realisieren                und divergierende Vorstellungen von einem Par-
ließe. Dieser gegenkulturelle, antiparlamentari-                 teikonzept für die AfD: Weißmann favorisierte
sche Impuls bestimmte nun den politisch-orga-                    eine rechtskonservativ-bürgerliche Ausrichtung
nisatorischen Gehalt des neurechten Projektes,                   der Partei, die sie langfristig koalitionsfähig ma-
das sich mit dieser metapolitischen Ausrichtung                  chen sollte. Kubitschek forderte stattdessen eine
von Parteipolitik grundlegend distanzierte. Nach                 zunehmende nationalrevolutionäre Radikalisie-
Vorbild des HIS sollte das 2000 gegründete IfS,                  rung der Partei, die sich entschieden gegen den
dessen Leitung Weißmann zusammen mit Götz                        vereinnahmenden Druck der Parteistrukturen
Kubitschek übernahm, die Arbeit der kulturellen                  wie auch gegen eine Institutionalisierung weh-
Prägung übernehmen – Dieter Stein, Chefredak-                    ren müsse.19 Für das neurechte IfS um Kubitschek
teur der Jungen Freiheit, nannte es deshalb ein                  stand die Bewegung über der Partei. Deshalb plä-
„Reemtsma-Institut ,von rechts‘“16.                              dierten Kubitschek, Höcke und André Poggenburg
                                                                 dafür, dass die AfD der parlamentarische Arm von
                                                                 Pegida sein müsse.20 Weißmann hingegen warnte
                                                                 in der Jungen Freiheit vor einer zu engen Bindung
Die AfD zwischen neurechtem Anspruch und                         an Pegida und folglich einer Radikalisierung der
Aversion                                                         AfD, die sonst zu einer „Lega Ost“ verkomme und
                                                                 politisch ohne Einfluss bleibe. Die Vordenker einer
In den 2000er Jahren hatte das Institut für Staat-               solchen Parteiausrichtung verortete Weißmann
spolitik mit seinem Vorhaben lediglich beschei-                  eben im IfS. Während er seinen ehemaligen Schü-
denen Erfolg – was aber auch für andere Gruppie-                 ler Kubitschek dafür kritisierte, dass dieser einen
rungen und Organisationen rechts der Mitte gilt.                 existenzialistischen Kampfmythos pflege und
Erst mit dem Aufstieg und den sukzessiven po-                    seine Positionen radikalisiert habe, distanzierte
litischen Suchbewegungen der AfD begann sich                     sich Kubitschek umgekehrt von seinem Lehrer,
diese Situation zu ändern. Das neurechte Netz-                   weil sich dieser in seiner Ausrichtung „geändert“21
werk unterstützte von Beginn an die AfD: Kubit-                  habe. Die früheren Weggefährten, die trotz inne-
schek wollte zunächst selbst in die Partei eintre-               rer Spannungen immerhin gemeinsame Ziele und
ten, was jedoch an der Intervention Bernd Luckes                 Gegner hatten, haben sich mittlerweile überwor-
scheiterte. Dennoch wirkte die AfD wie ein Kata-                 fen und gehen politisch getrennte Wege.22
lysator, der die lose nebeneinander bestehenden
Strukturen des rechten Lagers zusammenführte,
was die neuen Rechten ausdrücklich begrüßten.17                  18   Vgl. Waldstein: Metapolitik, S. 49 f.
Deshalb setzten diese sich früh dafür ein, die
                                                                 19   Vgl. Kubitschek, Götz: Die Spurbreite des schmalen
                                                                      Grats 2000–2016, Schnellroda 2016, S. 136 f.

                                                                 20 Vgl. Weiß, Volker: Die autoritäre Revolte. Die Neue
                                                                    Rechte und der Untergang des Abendlandes, Stuttgart
16   Stein, Dieter: „Ein politisches Kolleg als Vision“. Ge-
                                                                    2017, S. 144.
     spräch mit Karlheinz Weißmann über die Bedeutung
     wissenschaftlicher Arbeit, in: Junge Freiheit 45/1999,      21   Kubitschek: Die Spurbreite des schmalen Grats, S. 120.
     S. 3.
                                                                 22   Vgl. Weiß: Die autoritäre Revolte, S. 85. Die Wogen zwi-
17   Wagner, Thomas: Die Angstmacher. 1968 und die Neu-               schen Weißmann und Kubitschek scheinen sich bis
     en Rechten, Berlin 2017, S. 176.                                 heute nicht geglättet zu haben. So hat Kubitschek zwar

                                                                                                                                 83
Demokratie-Dialog 9-2021

     Auch mit Unterstützung des neurechten Netz-                  die AfD ihre Wahlergebnisse relativ konstant hal-
     werks konnte sich der „rechte Flügel“ der AfD –              ten. Seither stehen die verschiedenen innerpar-
     ein Begriff, der zumindest zu diesem Zeitpunkt               teilichen Machtblöcke mehr oder weniger lose
     für die politisch-ideologische Parteitektonik noch           nebeneinander in einer Art Pattsituation. Zwar
     halbwegs semantisch passte – mit dem program-                gab es immer wieder Versuche, gegen Höcke ein
     matischen Appell der sogenannten „Erfurter Re-               Ausschlussverfahren einzuleiten bzw. ihn par-
     solution“ 2015 im innerparteilichen Machtkampf               teilich zu disziplinieren, doch scheiterten die-
     durchsetzen, sodass Lucke auf dem Essener Bun-               se ebenso wie die gegenläufigen Versuche des
     desparteitag gestürzt wurde, woraufhin dieser mit            Flügels, Jörg Meuthen als letzten symbolischen
     seinem Unterstützerkreis aus der Partei austrat              Flügel-Kontrahenten innerparteilich zu isolieren.
     – und mit ihnen etwa ein Viertel der damaligen               Denn Meuthen hat parteistrategisches Machtge-
     Parteimitglieder.23 Dieser innerparteiliche Sieg             spür und entscheidende Posten in der Partei be-
     markierte zugleich den vorläufigen Höhepunkt                 setzt, um entsprechende (Kampf-)Abstimmun-
     des IfS, das durch den Machtgewinn des Flügels               gen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Dieses
     an Bedeutung gewann. Noch nie zuvor wurden die               Parteigeschick hat Höcke keineswegs, der sich viel
     mysteriösen und daher für die Medien besonders               mehr auf sein Charisma verlässt und das Bad in
     interessanten Protagonisten auf ihren ostdeut-               der Menge genießt. Solange die Wählerbasis sta-
     schen Rittergütern interviewt, ihre Reden und                bil war und keine neuen Kandidatenaufstellungen
     Botschaften, die sie auf den Straßen von Dresden             für Wahlen anstanden, schien es nach außen zu-
     und Leipzig hielten, breit gestreut und in Zeitun-           mindest so, als ob ein Burgfrieden zwischen den
     gen thematisiert. In den politisch aufwühlenden              Lagern herrschte. Doch dann trafen zwei zuvor
     Jahren 2014 bis 2016, im Zuge der sogenannten                lose parallel verlaufende Entwicklungen zusam-
     „Flüchtlingskrise“, erhielten neurechte Themen-              men und führten 2020 zum eruptiv ausbrechen-
     setzungen wie beispielsweise die Erzählung von               den Machtkampf rund um die Personalie Andreas
     der „Islamisierung“ oder die vom „Großen Aus-                Kalbitz: Einerseits arbeitete der Flügel an einer
     tausch“ wohl so viel Aufmerksamkeit wie selten               weiteren programmatischen Radikalisierung, was
     zuvor. Das IfS ist daraufhin zum „Zentrum neu-               lange Zeit nur schleppend voranging, dann aber
     rechter Theoriebildung“24 avanciert.                         auf dem Braunschweiger Parteitag Ende 2019
                                                                  gelang.25 Andererseits wurden die Reihen hinter
     Selbst nach dem Sturz Frauke Petrys 2017 und                 Meuthen immer lichter, da der Exodus der Wirt-
     den weiteren innerparteilichen Konflikten kann               schafts- und Nationalliberalen seit dem Austritt
                                                                  Luckes 2015 anhielt.

                                                                  Obwohl sich diese Entwicklungen mit Kubitscheks
         kürzlich wieder eine Programmschrift von Weißmann
                                                                  Agenda decken, plant dieser nicht mehr in die
         im Verlag Antaois neu aufgelegt, aber wie es im Vor-
                                                                  AfD einzutreten, sondern vielmehr als Stratege
         wort von Kubitschek dazu heißt, habe Weißmann trotz
         Angebot des Verlages „an einer Überarbeitung kein
                                                                  im Hintergrund den Flügel zu beraten. Die Partei
         Interesse“ gehabt, siehe Weißmann, Karlheinz: Nati-      müsse seiner Auffassung nach vollständig auf
         on. Eine Begründung, Neuauflage, Schnellroda 2020        Fundamentalopposition ausgerichtet werden,
         [2001], S. 8.                                            um die „Erweiterung des Aktionsraums“ und die
     23 Jesse, Eckhard: Das Aufkommen der Alternative für
                                                                  „Ausweitung der Kampfzone“ voranzubringen.26
        Deutschland. Deutschland ist kein Ausnahmefall mehr,
        in: Brinkmann, Heinz Ulrich/Panreck, Isabelle-Christine
        (Hrsg.): Rechtspopulismus in Einwanderungsgesell-         25 Vgl. Funke, Hajo: Die Höcke-AfD. Vom gärigen Haufen
        schaften, Wiesbaden 2019, S. 97­–132, hier S. 115.           zur rechtsextremen „Flügel“-Partei, Hamburg 2020,
                                                                     S. 42 f.
     24 Salzborn, Samuel: Angriff der Antidemokraten. Die völ-
        kische Rebellion der Neuen Rechten, Weinheim 2017,        26 Beide Zitate nach Kellershohn, Helmut: Systemkritik
        S. 79.                                                       oder politischer Pragmatismus?, in: Der rechte Rand

84
Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

Dieser nationalrevolutionäre Ansatz präferiert                    wenn wir nicht in Spenglerscher Fellachisierung
eine AfD, die ihre Daseinsberechtigung darin fin-                 [d. h. Unkultur, Anm. F.F.] verkommen wollen. So
det, organisatorische, personelle und finanzielle                 könnten wir zwar überleben, aber auf einem sehr
Ressourcen zu liefern, um eine lagerübergreifen-                  niedrigem kulturellen Niveau.“30 Damit rekurriert
de Bündnispolitik mit rechtsradikalen Bewegun-                    Höcke auf ein zentrales Grundmotiv der Weima-
gen auf der Straße aufzubauen, wie dies vor al-                   rer Rechtsintellektuellen und schließt sich ihrer
lem in ostdeutschen Landesverbänden auch der                      Vision der nationalen Erlösung an. Die „Parteiop-
Fall ist.27 In seinem Buch „Nie zweimal in densel-                position“ ist für Höcke nur Mittel zum Zweck, um
ben Fluss“ artikuliert Höcke diese Strategie erst-                den „Elitenwechsel“, der sich „über eine längere
mals offen. Das parteipolitische wie parlamenta-                  Zeit hinziehen“ werde, voranzubringen, wie er es
rische „Kleinklein“ lehnt er ab. Er kandidiert nicht              selbst ganz offen als Ziel formuliert.31
einmal zur Bundestagswahl und bleibt lieber in
Thüringen. Das Risiko ist für ihn in Berlin wohl                  Die Junge Freiheit plädiert konträr im Frühjahr
zu groß, seinen Mythos zu verlieren. Denn Höcke                   2021 für das Meuthen-Lager und lässt dabei Wer-
träumt vielmehr von einer „Volksopposition“, in                   ner Patzelt zu Wort kommen, der ebenfalls zur
die er alle zur Verfügung stehenden Kräfte und                    Mäßigung der Partei aufruft.32 Auch Weißmann
Gruppen integrieren möchte, denn nur die Kraft                    hält weiterhin an dem Anspruch fest, dass die
der Bewegung könne das „Altparteienkartell“ zer-                  AfD auf Dauer nur erfolgreich sein könne, wenn
schlagen und sich gegen die „global-kapitalisti-                  sie sich parteipolitisch konsolidieren und profes-
schen Verwüstungen und das neoliberale Migra-                     sionalisieren werde, um am politischen „Tagesge-
tionsdogma“ stemmen. Die AfD spielt in diesem                     schäft teilzunehmen“33. Er kritisiert ausdrücklich
Szenario der Machtübernahme nur eine unter-                       den Weg einer „Fundamentalopposition“34 von
geordnete Rolle, wenn es im Anschluss über die                    Kubitschek und Höcke und plädiert für eine real-
Volksopposition beiläufig heißt: „[Z]u der ich auch               politische Opposition. Daraufhin bläst Kubitschek
die AfD als Parteiformation zähle“.28 Höcke geht                  zum Generalangriff gegen Junge Freiheit, Patzelt
es um einen geschichtlichen Kampf gegen die                       und die „Mäßiger“ rund um Meuthen, die letztlich
vermeintliche Dekadenz, um nichts weniger als                     Verräter an der Sache seien.35 Denn diese würden
einen „Bürgerkrieg“29; es gebe „keine andere Wahl,                laut Kubitschek daran arbeiten, die Partei zu ei-
                                                                  ner reinen „für [die] Gegner akzeptable[n] AfD zu
                                                                  formen“ und zu einem „erträgliche[n] Abweichler
                                                                  […], [zum] angekommenen Gesprächspartner“ zu
     (Hrsg.): Das IfS. Faschist*innen des 21. Jahrhunderts.
     Einblicke in 20 Jahre „Institut für Staatspolitik“, Ham-
     burg 2020, S. 119–124, hier S. 121.

27   Siehe hierzu die Fallanalyse: Minkenberg, Michael/Sün-
     dermann, Teresa: Das Verhältnis von AfD und rechtsra-
                                                                  30 Höcke/Hennig: Nie zweimal in denselben Fluss, S. 263.
     dikalen Bewegungen in Brandenburg. Der Fall Zukunft
     Heimat in Cottbus, in: Botsch, Gideon/Schulze, Chris-        31   Alle Zitate ebd., S. 286.
     toph (Hrsg.): Rechtsparteien in Brandenburg. Zwischen
                                                                  32 Vgl. Patzelt, Werner: In Sachen AfD. Mit Vernunft und
     Wahlalternative und Neonazismus 1990–2020, Berlin
                                                                     Maß, in: Junge Freiheit 8/2021, URL: https://jungefrei-
     2021, S. 245–269.
                                                                     heit.de/debatte/forum/2021/mit-vernunft-und-mass/
28 Alle Zitate Höcke, Björn/Hennig, Sebastian: Nie zwei-             [eingesehen am 19.03.2021].
   mal in denselben Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit
                                                                  33 Weißmann, Karlheinz: Wer ist rechts? Versuch einer Ty-
   Sebastian Hennig, Lüdinghausen/Berlin 2018, S. 209.
                                                                     pologie, Berlin 2020, S. 13.
29 Funke, Hajo: Höcke will den Bürgerkrieg, in: ZEIT ONLINE,
                                                                  34 Ebd., S. 15.
   24.10.2019, URL: https://www.zeit.de/politik/deutsch-
   land/2019-10/rechtsextremismus-bjoern-hoe-                     35 Vgl. Kubitschek, Götz: Foul, Werner Patzelt?, in: Sezes-
   cke-afd-fluegel-rechte-gewalt-faschismus [eingese-                sion, 08.03.2021, URL: https://sezession.de/64057/
   hen am 10.06.2021].                                               foul-werner-patzelt [eingesehen am 10.06.2021].

                                                                                                                                  85
Demokratie-Dialog 9-2021

     machen.36 An diesem aggressiv-kämpferischen                  Scholdt darin, dass die „Realos“ rund um Meuthen
     Impetus wird deutlich, dass für das neurechte                wie das stalinistische Kontrollchor bei Brecht ur-
     Netzwerk die AfD als Parteiformation nur eine                teilen und „säubern“ würden, während Höcke im
     nützliche und zweckdienliche Nebenrolle spielt.              jungen Genossen verkörpert sei, der sich eisern
     Viel entscheidender ist die politisch-kulturel-              gegen die „massive Unterdrückung“ stemme.43
     le Beeinflussung von sozialen Bewegungen wie                 Scholdt sieht sich einer Einheitsfront der „herr-
     der Identitären Bewegung (IB), die aus Sicht der             schenden Klasse“44 gegenüber, die ein System
     „Szene“37, wie es der Sezession-Autor Martin                 der „Gesinnungsherrschaft“45 geschaffen habe,
     Lichtmesz nennt, viel effektiver seien als träge             das von Grünen und SPD bis FDP und CDU/CSU
     Parteien. Diese Einsicht unterscheide das heutige            reiche – selbst der Verfassungsschutz sei als „Ge-
     neurechte Lager von früher, als die Junge Freiheit           sinnungsschutz“46 Teil davon.47 Die Anspielung
     noch den Ton angegeben habe.38                               auf sowjetische Verhältnisse in Deutschland muss
                                                                  Scholdt nicht einmal offen aussprechen, man liest
     Die neuen Rechten agieren dabei immer fatalis-               sie in jeder Zeile mit.48 Die AfD kann aus Sicht
     tischer. Der emeritierte Professor für Literatur-            von Scholdt Teil der nationalen Erlösung sein,
     wissenschaft Günter Scholdt legte mit „Brechts               aber nur, wenn sich die Fundamentalopposition
     ‚Maßnahme‘ und die AfD“ eine Programmschrift                 durchsetzt – womit Scholdt impliziert, dass ihm
     vor, die den historischen Auftrag der Partei in-             die Partei derzeit noch nicht einmal radikal genug
     tellektuell überhöht und in einen Zusammen-                  ist.
     hang mit neurechtem nationalen Erlösungswahn
     stellt. Bertolt Brechts Lehrstück „Die Maßnah-               Der Flügel um Höcke, formal aufgelöst, doch als
     me“ dient Scholdt dabei als Folie für eine poli-             geistige Bruderschaft omnipräsent, hat sich im
     tische Lageanalyse. Demnach sei Deutschland                  parteiinternen Machtkampf augenscheinlich
     keine „funktionsfähige Demokratie“39 mehr, weil              durchgesetzt, weshalb beispielsweise der Po-
     kritische Stimmen „mit Abermillionen Maulkör-                litikwissenschaftler Hajo Funke die Partei auch
     ben“40 mundtot gemacht würden. Gleichzeitig                  weiterhin demonstrativ die „Höcke-AfD“ nennt.49
     ist Scholdt skeptisch gegenüber der AfD und der              Diesen Eindruck belegen weitere Beobachtun-
     „in sie gesetzte[n] Freiheitshoffnung“41. Denn nur           gen: Alexander Gauland sieht sein Lebenswerk
     eine entschlossen-kämpferische Partei, die sich              in Gefahr und bemüht sich um Mediation; Alice
     nicht dem Diktat des Establishments beuge, kön-              Weidel hat sich mit Höcke arrangiert und steht
     ne wirkliche „Meinungsfreiheit“42 wiederherstel-             nun eher hinter ihm als hinter ihrem früheren
     len. Die Parallelität zu Brechts „Maßnahme“ sieht            Weggefährten Meuthen; und Höcke hat mit dem

     36 Alle Zitate Kubitschek, Götz: Meuthen, Parteitag, Hö-     43 Alle Zitate ebd., S. 63.
        cke, in: Sezession, 01.12.2020, URL: https://sezession.
                                                                  44 Ebd., S. 77.
        de/63663/meuthen-parteitag-hoecke         [eingesehen
        am 10.06.2021].                                           45 Ebd., S. 78.

     37 Lichtmesz, Martin: Ethnopluralismus. Kritik und Vertei-   46 Ebd., S. 73.
        digung, Schnellroda 2020, S. 25.
                                                                  47 Ganz ähnlich argumentiert Schüßlburner, Josef: Schei-
     38 Vgl. ebd., S. 25 f.                                          tert die AfD? Die Illusion der Freiheitlichkeit und die
                                                                     politische Alternative, Schnellroda 2020.
     39 Scholdt, Günter: Brechts „Maßnahme“ und die AfD,
        Schnellroda 2020, S. 8.                                   48 Zum Eklektizismus und der mehr als nur tendenziösen
                                                                     Auslegung von Scholdt, vgl. Gladic, Mladen/Thomalla,
     40 Ebd., S. 9.
                                                                     Erika: Literatur als Klartext. Wie Rechte lesen, in: Merkur,
     41   Ebd., S. 8.                                                Jg. 75 (2021), Nr. 862, S. 5­­–15, hier S. 8 f.

     42 Ebd., S. 67.                                              49 Funke: Die Höcke-AfD.

86
Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

Bauernopfer Andreas Kalbitz, seinem vormals                    Bündnis mit antiparlamentarischen Kräften su-
treuen Flügelgefährten, wie vorher schon mit                   che. Das neurechte Hadern mit der AfD liegt in
André Poggenburg seine Stellung mehr als gefes-                einem historisch gewachsenen Urmisstrauen
tigt – von einem Parteiausschlussverfahren ist in              gegenüber Parteistrukturen begründet. Das IfS
der AfD schon länger keine Rede mehr. Vielmehr                 hat sich bereits 2007 in einer Studie unter dem
ist die Partei heute mehr denn je auf ihn ange-                programmatischen Titel „Parteigründung von
wiesen: „[O]hne ihn, erst recht gegen ihn ist kei-             rechts. Sind schlanke Strukturen möglich?“ mit
ne Entscheidung der Partei mehr möglich“50. Die                der Frage beschäftigt, „ob es möglich ist, eine
AfD ist somit längst auf Höcke-Kurs. Und diese                 bürgerliche Rechtspartei neben der CDU“52 zu
Höcke-AfD sucht keine parteipolitische oder pro-               gründen. Die grundlegende Skepsis gegenüber
grammatische Mäßigung, sondern den weiteren                    Parteien wird hier bereits mehr als deutlich: Laut
Schulterschluss mit antiparlamentarischen, sub-                dem IfS gibt es zwar ein konstantes Wählerpoten-
kulturellen Kräften. Wie schon erwähnt, ist die                tial zwischen 15 und 20 Prozent, das prinzipiell
Partei für Höcke nur Mittel zum Zweck, weshalb er              empfänglich für eine Partei rechts der Mitte ist.
auch sagt: „Auch die AfD wird irgendwann einmal                Die Gretchenfrage aber ist weiterhin, ob die Or-
erstarren. Und sie kann auch irgendwann meinet-                ganisation dieser Wählerschaft auf Dauer dem
wegen einmal erstarren, aber bitte erst, nachdem               genuinen Ziel näherkäme oder ob diese Parteis-
sie ihre historische Mission erfüllt hat.“51 Und die-          trukturen nicht neue Primate und Verlockungen
se Mission ist langfristig die Erringung der abso-             setzen würden und damit vom eigentlichen Ziel
luten Mehrheit oder zumindest die AfD-Führung                  abkämen. Die Antwort des IfS ist eindeutig: Dem
einer Koalitionsregierung mit CDU/CSU, die sich                Ziel einer „grundsätzlichen Änderung der politi-
dem Kurs der AfD unterordnet, um letztlich mit                 schen Institutionen der BRD“ komme man allein
einer gesamtrechten Bewegung die Gesellschaft                  mit Parteien nicht näher, denn: „Eine Partei, die
zu verändern.                                                  in dem deutschen System etwas erreicht, trägt
                                                               dieses System auch mit.“53 Von daher dürfe man
                                                               sich nicht auf die reine Parteiarbeit konzentrieren
                                                               und müsse den parlamentarischen Verlockun-
Ausblick                                                       gen gewissermaßen widerstehen. Hier zeigt sich
                                                               ein ausgeprägtes Grundmisstrauen in Manier des
Die Auseinandersetzung um die weitere Ent-                     klassischen Antiparlamentarismus (und Antilibe-
wicklung der AfD und ihre politisch-ideologische               ralismus) gegenüber Kollektivierungsformen, die
Ausrichtung offenbart ein grundlegendes Span-                  das Risiko beinhalten, den vermeintlichen Willen
nungsverhältnis in der neurechten Partei- und                  der Massen zu verfälschen. Aus diesem Grund ha-
Organisationsfrage. Das Personengeflecht rund                  dert das neurechte Netzwerk auch mit der AfD, die
um das Institut für Staatspolitik hat von Beginn               in dessen Augen lediglich Mittel zum Zweck sein
an die AfD als neue Parteiformation unterstützt,               könne. Die Fokussierung auf eine Bündnispolitik
war dabei aber stets an ihrer Radikalisierung in-              von antiparlamentarischen Kräften mit der AfD
teressiert, damit die Partei nicht zu einem in sich            und deren Kurs der fundamentaloppositionellen
abgeschlossenen Block verkomme, sondern das                    Bewegungspartei verspricht aus neurechter Sicht
                                                               zumindest, dem „Ehernen Gesetz der Oligarchie“
                                                               des Soziologen Robert Michels (kurz gefasst: Das
50 Ebd., S. 84.                                                Streben nach Machterhalt verdrängt die idealis-

51   Hier zit. n. Kellershohn, Helmut: AfD – Kampf zwei-
     er Linien. Über das Verhältnis von AfD und der Neu-
                                                               52 Institut für Staatspolitik: Parteigründung von rechts.
     en Rechten, in: DISS-Journal 14.02.2017, FN. 17, URL:
                                                                  Sind schlanke Strukturen möglich? Wissenschaftliche
     https://www.diss-duisburg.de/2017/02/helmut-kel-
                                                                  Reihe, Heft 10, Albersroda 2007, S. 3.
     lershohn-afd-kampf-zweier-linien/ [eingesehen am
     08.06.2021].                                              53 Beide Zitate ebd., S. 36.

                                                                                                                               87
Demokratie-Dialog 9-2021

     tische Zielsetzung) im Parteiwesen entgegenzu-                der Corona-Krise nur bedingt eingetreten. Zwar
     arbeiten.54 Von daher ist die AfD keineswegs der              konnte die Partei nicht in dem Maße von dieser
     langersehnte Fluchtpunkt der Neuen Rechten,                   Krise profitieren, wie zu Beginn alarmistisch be-
     sondern lediglich ein temporär-instrumentelles                fürchtet, allerdings deuten die Wahlen in Sach-
     Vehikel.                                                      sen-Anhalt darauf hin, dass die AfD im Sommer
                                                                   2021 auf eine gefestigte, ideologisch-überzeugte
     Diese ideengeschichtliche Dimension der Par-                  Stammwählerschaft setzen kann. In der Geschich-
     tei- und Organisationsfrage innerhalb der radi-               te der radikalen Rechten in der Bundesrepublik
     kalen Rechten kann hier nicht weiter ausgeführt               war bisher stets die innerparteiliche Zerfleischung
     oder vertiefender berücksichtigt werden. An die-              der verlässlichste Garant dafür, dass sich Parteien
     sem Punkt sollten zukünftige Forschungen zur                  rechts der Mitte nie lange halten konnten. Diese
     radikalen Rechten stärker ansetzen. Denn die-                 Hoffnung hatten viele Beobachter auch zu Be-
     se Dimension zeigt das ambivalente Verhältnis                 ginn der AfD. Doch wie sich die Rechtsaußenpar-
     zwischen geistesgeschichtlicher Tradition der                 tei weiterentwickelt, wird sich zeigen.
     Ablehnung der Organisationsform Partei und re-
     aler Parteigeschichte am rechten Rand an. Beide               Literatur:
     Tendenzen bilden eine wechselseitige Dynamik                  Backes, Uwe: Zum Weltbild der Neuen Rechten in Deutsch-
     zwischen Angebot und Nachfrage, ob in einer be-               land, Analysen & Argumente Nr. 321, Konrad Adenauer-Stif-
                                                                   tung, Sankt Augustin/Berlin 2018.
     stimmten gesellschaftlichen Lage der radikalen
                                                                   Beyme, Klaus von: Right-Wing Extremism in Western Europe,
     Rechten parteiliche Organisationsgebilde den                  in: West European Politics, Jg. 11 (1988), H. 2, S. 1–18.
     jeweiligen Ansprüchen autoritärer Politik- und                Botsch, Gideon: Die extreme Rechte in der Bundesrepublik
     Gesellschaftsvorstellungen entsprechen.55 Die-                Deutschland 1949 bis heute, Darmstadt 2012.
     se Dialektik prägt nicht zuletzt auch die Trans-              Finkbeiner, Florian: Armin Mohler und die Frühgeschichte der
                                                                   „Neuen Rechten“ in der Bundesrepublik Deutschland. Zum
     formationsphasen der radikalen Rechten in der                 Wandel von Konservatismus, Nationalismus und Rechts-
     Bundesrepublik.56 Cas Mudde betont, dass diese                extremismus, in: Pfahl-Traughber, Armin (Hrsg.): Jahrbuch
                                                                   Extremismus- und Terrorismusforschung 2015/2016 (I), Brühl
     jeweilige „soziale Funktion“57 herausgestellt wer-            2016, S. S. 209–233.
     den muss, um die soziokulturelle Performanz der               Finkbeiner, Florian/Trittel, Katharina/Geiges, Lars: Rechts-
     radikalen Rechten analysieren zu können.58 Nach               radikalismus in Niedersachsen. Akteure, Entwicklungen und
                                                                   lokaler Umgang, Bielefeld 2019.
     den Bundestagswahlen 2017 wurde erwartet, dass
                                                                   Funke, Hajo: Höcke will den Bürgerkrieg, in: ZEIT ONLINE,
     die Radikalisierung der AfD und ihr mehr funda-               24.10.2019, URL: https://www.zeit.de/politik/deutsch-
     mentaloppositioneller Kurs zu Einbußen bei ihrer              land/2019-10/rechtsextremismus-bjoern-hoecke-afd-flue-
                                                                   gel-rechte-gewalt-faschismus [eingesehen am 10.06.2021].
     Wählerschaft führen werde. Dies ist auch infolge
                                                                   Funke, Hajo: Die Höcke-AfD. Vom gärigen Haufen zur rechts-
                                                                   extremen „Flügel“-Partei, Hamburg 2020.
                                                                   Gladic, Mladen/Thomalla, Erika: Literatur als Klartext. Wie
                                                                   Rechte lesen, in: Merkur, Jg. 75 (2021), Nr. 862, S. 5–15.
     54 Vgl. Michels, Robert: Zur Soziologie des Parteiwesens in
                                                                   Höcke, Björn/Hennig, Sebastian: Nie zweimal in denselben
        der modernen Demokratie. Untersuchungen über die           Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig, Lü-
        oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens, Leipzig        dinghausen/Berlin 2018.
        1911, S. 362.                                              Institut für Staatspolitik: Parteigründung von rechts. Sind
                                                                   schlanke Strukturen möglich?, Wissenschaftliche Reihe, Heft
     55 Vgl. Mudde: Rechtsaußen, S. 70.                            10, Albersroda 2007.

     56 Vgl. Klose, Bianca/Richwin, Sven: Organisationsformen      Jesse, Eckhard: Das Auf und Ab der NPD, in: Aus Politik und
                                                                   Zeitgeschichte, H. 42/2005, S. 31–38.
        des Rechtsextremismus, in: Virchow, Fabian/Lange-
                                                                   Jesse, Eckhard: Das Aufkommen der Alternative für Deutsch-
        bach, Martin/Häusler, Alexander (Hrsg.): Handbuch
                                                                   land. Deutschland ist kein Ausnahmefall mehr, in: Brinkmann,
        Rechtsextremismus, Wiesbaden 2016, S. 205–223.             Heinz Ulrich/Panreck, Isabelle-Christine (Hrsg.): Rechtspopu-
                                                                   lismus in Einwanderungsgesellschaften, Wiesbaden 2019, S.
     57 Mudde: Rechtsaußen, S. 79.                                 97–132.

     58 Über die veränderte Rolle rechtsradikaler Parteien in      Kaltefleiter, Werner: Wirtschaft und Politik in Deutschland.
                                                                   Konjunkturen als Bestimmungsfaktor des Parteiensystems,
        der Corona-Krise siehe den Beitrag „Niedersächsische       Köln 1968.
        Rechtsparteien in Corona-Zeiten“ in diesem Heft.

88
Florian Finkbeiner  |  Wie die „Neue Rechte“ mit der AfD hadert

Kellershohn, Helmut: AfD – Kampf zweier Linien. Über das              Waldstein, Thor: Metapolitik. Theorie, Lage, Aktion, Schnell-
Verhältnis von AfD und der Neuen Rechten, in: DISS-Journal            roda 2015.
14.02.2017, FN. 17, URL: https://www.diss-duisburg.de/2017/02/
                                                                      Weiß, Volker: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der
helmut-kellershohn-afd-kampf-zweier-linien/ [eingesehen
                                                                      Untergang des Abendlandes, Stuttgart 2017.
am 08.06.2021].
                                                                      Weißmann, Karlheinz: Rückruf in die Geschichte. Die deutsche
Kellershohn, Helmut: Systemkritik oder politischer Pragmatis-
                                                                      Herausforderung. Alte Gefahren – Neue Chancen, Berlin/
mus?, in: Der rechte Rand (Hrsg.): Das IfS. Faschist*innen des
                                                                      Frankfurt a. M. 1993.
21. Jahrhunderts. Einblicke in 20 Jahre „Institut für Staatspoli-
tik“, Hamburg 2020, S. 119–124.                                       Weißmann, Karlheinz: Der Weg in den Abgrund. Deutschland
                                                                      unter Hitler 1933–1945, Frankfurt a. M. 1995.
Klose, Bianca/Richwin, Sven: Organisationsformen des
Rechtsextremismus, in: Virchow, Fabian/Langebach, Martin/             Weißmann, Karlheinz: Kurze Geschichte der konservativen
Häusler, Alexander (Hrsg.): Handbuch Rechtsextremismus,               Intelligenz nach 1945, Schnellroda 2011.
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                                                                      Weißmann, Karlheinz: Nation. Eine Begründung, Neuauflage,
Kopke, Christoph: Die Aktion Widerstand 1970/71: Die „nati-           Schnellroda 2020 [2001].
onale Opposition“ zwischen Sammlung und Zersplitterung,
                                                                      Weißmann, Karlheinz: Wer ist rechts? Versuch einer Typologie,
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                                                                      Berlin 2020.
Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt. Politisierung und
Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer           Zimmermann, Ekkart/Saalfeld, Thomas: The Three Waves
Rechter. Frankfurt a. M./New York 2010, S. 249–262.                   of West German Right-Wing Extremism, in: Merkl, Peter H./
                                                                      Weinberg, Leonard (Hrsg.): Encounters with the Contemporary
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